Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 33: Mehrbettzimmer -------------------------- Kopfschmerzen T.T Kann man jemand bitte ein Hoch herschieben? Seitdem ich mal fast erfroren bin, reagiert mein Körper total sensibel auf Kälte. Andauernd kriege ich Kopfschmerzen. Das nervt -.- Aber ich bin derzeit eh krank, ebenso wie der Rest hier. Andauernd Fieber, Husten, Schnupfen - wir Mitteleuropäer sind für dieses Wetter nicht gemacht. Ich bin eigentlich ein Wintermensch, aber das hier wird langsam etwas viel. Ich hoffe, euch geht es besser, auch wenn ihr sicher ähnliche Temperaturen habt. Also wärmet euch auf mit ein paar heißen Gedanken, die dieses Kapitel beschert ^.- Viel Spaß beim Lesen! _________________________________________________________________________________ Katsuya gab dem Taxifahrer sein Geld und überschlug im Kopf, wie viel es Seto eigentlich kostete, ihn für drei Tage täglich hin und zurück fahren zu lassen. Mit einfachen Dreisatz stand unterm Strich, dass es mehr als ein Jahr Taschengeld war – aber andererseits auch nur ein Fünftel von Setos Monatseinkommen. Wobei „nur“ vielleicht etwas falsch gewählt war. Der Mann könnte problemlos eine mehrköpfige Familie mit allen Kindern im Studium durchbringen. Und trotzdem wollte er nur ihn. Ein Lächeln legte sich auf Katsuyas Lippen, während er die Tasche über seine Schulter warf. Seto wollte nur ihn. Das klang einfach fantastisch in seinen Ohren. Besonders, wenn er an dessen Körper dachte – Seto könnte jeden haben. Ausnahmslos. Vielleicht nicht auf Dauer, okay, aber für kurze Zeit jeden. Nur wollte er keine kurze Zeit. Er wollte eine lange Zeit. Katsuya küsste den Ring an seinem Finger. Er wollte für immer. Da konnten noch so viele mehr als passable Alternativen auftauchen, er hatte doch längst einen Traumkerl an seiner Seite. Und wenn er das denken konnte, während er gerade vor der verschlossenen Stationstür der Psychiatrie stand, brauchte er echt keine Zweifel haben, zu wem er gehörte. Wenn es ihm echt kaum etwas machte, dass sein Freund wegen seiner Alkoholsucht gerade in der geschlossenen saß, hatte er genug Schrauben locker, um ihn auch auf ewig zu ertragen. Auch wenn die neckende Stimme im Hinterkopf fragte, ob er wirklich zu den Weibern gehören wollte, die mit dem erstbesten Kerl direkt durchbrannten und alles stehen und liegen ließen. Wenigstens würde er nicht schwanger und hoch verschuldet zurückkommen. Im selben Moment schüttelte es ihn allerdings. Eine Stimme im Hinterkopf? Er entwickelte jetzt aber keine Wahngedanken, oder? Hallus? Kopfschüttelnd drückte er auf die Klingel. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass Seto abfärbte. „Von außen einfach drücken“, erklärte die Schwester, die ihm öffnete, ohne jegliche Begrüßung, „wir wollen die Leute drinnen halten, nicht draußen. Immer rein spaziert.“ „Guten Nachmittag“ Er nickte ihr zu. „Schon so spät?“ Sie sah über ihre Schulter. „Na dann guten Nachmittag. Ich habe schon seit zwei Stunden Feierabend“ Sie seufzte. „Dabei habe ich die Küche noch gar nicht fertig“ Sie ließ ihn einfach stehen und ging zur Seite weg. Nun … auch gut. Er wusste ja, wo Seto war. Musste er sich wohl irgendwie anmelden oder so? Er ging zum Pflegestützpunkt hinüber und sah rein, allerdings schien niemand da zu sein. Eine Schwester wusste ja, dass er da war, also würde das wohl okay sein. In welchem Zimmer war Seto nochmal? Er ging zum Trakt der Patientenzimmer und grüßte die zwei Männer, die ihm entgegen kamen. Bevor er jedoch tiefer in den Gang eindringen konnte, sah er Seto schon rauchend auf dem Balkon stehen. Mit einem Lächeln auf den Lippen bog er ab und ging nach draußen. „... ist voll das Gestell, weißte? Mit hammer Beinen und Brüsten, die sind solche Oschis“ Der Kerl, der mit Seto draußen stand, breitete seine Hände aus, als würde er in jeder eine Melone tragen. „Meine Rettung“ Seto stieß den Rauch aus, drückte seine Zigarette aus und war mit einem Schritt bei Katsuya, um die Arme um diesen zu legen und ihn mit Zunge zu küssen. Nicht gerade angenehm, er schmeckte schließlich nach Zigarette, aber völlig okay für den Moment. „Alter, bist du voll panne? Das issen Kerl, oder? Macht euch weg, ihr Schwuchteln!“ „Allzu gern“ Mit einem Arm um Katsuyas Schultern führte Seto ihn nach drinnen. „Nette Gesellschaft“ Das Lächeln spielte noch immer mit Katsuyas Lippen. „Ich kann sie mir hier ja nicht aussuchen“ Mit einem Seufzen betraten sie ein nahe liegendes Zimmer. „Willkommen in meinem Reich. Nur ich und drei viel zu real wirkende andere Kerle.“ Zum Glück war das Zimmer leer, sodass keiner sich über den beißenden Sarkasmus beschweren konnte. Setos Mitbewohner wären sicher nicht glücklich, als ungewollte Halluzinationen bezeichnet zu werden. Katsuya wusste ehrlich nicht, ob er lachen oder einfach nur den Kopf schütteln sollte. Manchmal war Setos Humor schon etwas komisch. „Wohnt der Kerl auch hier?“ „Leider. Aber ich glaube nicht, dass der uns stören kommt. Die anderen zwei sind sonstwo. Wahrscheinlich bei irgendwelchen Therapien. Interessiert mich ehrlich gesagt nicht wirklich“ Seto trat aus seinen Schuhen und ließ sich aufs Bett fallen. „Meine Güte, der Kerl färbt ab. Ich habe das Gefühl, dass ich gerade in den schlimmsten Ghetto-Slang verfalle.“ „Du klingst ein bisschen anders, ja, aber Ghetto-Slang ist immer noch etwas ganz anderes, glaub' mir das. Wie geht es dir?“ „Ganz gut“ Seto hob eine Hand und hielt sie vor Katsuyas Nase. „Die meisten Entzugssymptome sind unterdrückt. Dafür bin ich reichlich langsam. Das Carbamazepin schaltet irgendwie meine Denkkapazität ab.“ „Wenn du meinst“ Wahrscheinlich könnte er trotzdem problemlos irgendwelche Produkte aus mehrstelligen Zahlen im Kopf bilden. „Ich könnte mir das Wort weder merken noch aussprechen, also kann es dir nicht allzu schlecht gehen. Musst du viele Medikamente nehmen?“ „Zwei. Viermal täglich. Die wollen, dass ich die vollen sechs Tage bleibe, aber ich wehre mich. Derzeit haben wir uns auf Freitag morgen geeinigt, weil ich Donnerstag eine Medikamentenumstellung habe“ Er setzte sich auf und rückte neben Katsuya, der sich auf die Bettkante gesetzt hatte. „Wäre das okay?“ „Seto“ Dieser legte eine Hand auf dessen Wange. „Bleib' solange, wie du es brauchst, ja? Ich will einfach nur, dass es dir wieder besser geht. Wenn du dafür eine Woche weg bleibst, dann halt das“ Er küsste ihn und legte seinen Kopf auf dessen Schulter ab. „Ich möchte nur, dass du danach nicht mehr trinkst, okay?“ „Wasser?“ Katsuya piekste ihn dafür mit einem Finger in den Bauch. „Na gut, versprochen“ Eine Hand stahl sich in das blonde Haar und kraulte die Kopfhaut dort. „Ehrlich, ich weiß schon, dass mich Alkohol kaputt macht. Es tut mir Leid, dass du das aushalten musstest. Ich mache es nicht nochmal, ja?“ „Mach's wirklich nicht“, nörgelte Katsuya leise. „Ja, ja.“ „Zweimal ja ist gelogen.“ „Ja, ja, ja?“ „Idiot.“ Seto hob seinen Kopf und verwickelte ihn dafür in einen langen Zungeskuss – der leider immer noch nach Zigaretten schmeckte. Trotzdem war der Typ irgendwie selten süß zur Zeit. „Hast du an meinen Kulturbeutel gedacht?“ „Hier“ Katsuya bückte sich, zog den Reißverschluss der Tasche auf und fischte den Beutel heraus. „War ganz einfach zu finden, wie du gesagt hast“ Der starrte jedoch stumm an ihm vorbei auf die Tasche. „Seto? Seto, was ist los?“ Er wedelte mit einer Hand vor dessen Gesicht. „Warum kriegst du denn jetzt bitte Dissos?“ Seto atmete tief durch und schloss und öffnete seine Lider ganz langsam. Es war eine der Übungen, die er anwandte, um in der Realität zu bleiben. Nur was hatte ihn so raus gehauen? Hatte er vielleicht versehentlich Mokubas Tasche genommen? Er fasste mit einer Hand Setos Oberarm und übte etwas Druck aus, um ihm zu helfen. „Warum“ Setos Stimme brach ab und er musste schlucken und erneut ansetzen. „Warum hast du Gleitgel dabei?“ „Huh?“ Katsuya sah zur Tasche und entdeckte ebenfalls die an die Seite gefallene Tube – die Röte schoss sofort über sein gesamtes Gesicht. „Da- das heißt jetzt nicht, dass ich mir … also dass ich dachte, dass wir- es war ja nur eine Idee, also falls du … ich weiß ja nicht. Ich dachte, ich nehm' es mit. Vorsichtshalber. Man kann ja nie wissen.“ Seto blinzelte und betrachtete ihn mehrere Sekunden lang still. Sein Gesicht schien so absolut gar keinen Ausdruck zu tragen. Seine Nase zuckte kurz. Seine Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen. Ein Mundwinkel wurde leicht nach oben gezogen. Er legte seinen Kopf zur Seite und fragte leise: „Das war für uns gedacht?“ „Für wen sonst?“, fragte Katsuyas Mund, noch bevor sein Kopf die Frage überhaupt verarbeitet hatte. Ja, für wen wohl? Er wohnte gerade bei Yami. Seto hatte zwar ja gesagt, aber dass hieß kaum, dass er ihm einfach so komplett vertraute. Was für eine blöde Antwort! Er senkte schuldbewusst den Kopf. „Tut mir Leid. Ich rede schon wieder, bevor ich denke.“ „Ich glaube, ich mag das“ Seto legte einen Arm um seine Schultern und zog ihn näher. „Dann kann ich zumindest sicher sein, dass es ehrlich ist. Wenn dein Kopf so lange braucht, um zu schalten, was ich meine, kann Yami nicht ganz so weit oben auf der Liste möglicher Konkurrenten stehen.“ „Ehrlich gesagt steht er ganz oben“, ließ Katsuya daher seinen Mund einfach mal erzählen, „aber der Gedanke, dich zu betrügen, ist einfach unendlich weit weg.“ „Obwohl er jetzt kein Stricher mehr ist und ich in der Psychiatrie sitze? Er wäre gerade die bessere Wahl“, murmelte Seto kaum verständlich. „Es geht aber nicht darum, wer stabiler ist oder besser verdient. Ich bin mit dir zusammen, weil ich dich liebe. Sonst würde ich den hier kaum tragen“ Katsuya hob die Hand mit dem Ring. „Du hast mich zwar überrumpelt, aber der Quasi-Verlobung habe ich doch zugestimmt, oder? Du bist die Nummer eins für mich und das war noch nie anders. Ich wollte dir nicht wehtun. Und ich bin immer noch der Überzeugung, dass ich nicht aus Lust oder Unzufriedenheit mit Yami geschlafen habe. Auch, wenn das in deinen Augen anders aussah“ Und er sich zwischendurch selbst nicht ganz sicher gewesen war. Yami war schon verführerisch – aber halt nicht so. Nicht so wie Seto. In dem Aspekt stand Seto um Meilen höher. „Das verstehe ich zwar nicht“, gab Seto zu und küsste ihn kurz, „aber ich akzeptiere es einfach mal. Wenn du sicher bist, dass es nichts Unzufriedenstellendes zwischen uns gibt und du Yami nicht mehr anrührst, bin ich glücklich. Auch, wenn ich dich nicht verstehe.“ „Alles wieder gut?“ Bei Seto war es stets das Beste, noch einmal nachzufragen. „Versöhnungssex?“ Der schnaubte nur, schüttelte den Kopf und griff an Katsuya vorbei in die Tasche. „Herr Kaiba, das geht so wirklich nicht. Haben Sie Ihre Manieren denn an der Tür gelassen? Von manchen unserer Patienten sind wir obszönes Verhalten ja gewöhnt, aber sie sind doch ein Mann von Welt. Ich hätte wirklich Besseres von Ihnen erwartet.“ „Ja, Schwester Martha“, rasselte Seto zum wiederholten Male herunter, „es wird nicht wieder vorkommen.“ „Das will ich auch sehr hoffen. Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass ich das in Ihre Dokumentation eintragen und Ihre Behandler davon in Kenntnis setzen muss.“ „Keine Sorge, ich bin es gewohnt, dass die Presse sich über mein Sexualleben auslässt“ Verschmitzt hob der Brünette einen Mundwinkel. „Ich empfehle Ihnen trotzdem, die Informationsweitergabe bei meinen Behandlern zu belassen.“ „Herr Kaiba, ich weiß, dass Sie wissen, dass hier eine Klinik ist, die für ihre Verschwiegenheit auch bei Promis bekannt ist. Ich weiß, dass Sie sonst nicht immer wieder herkommen würden. Und sie wissen, wie lange ich hier schon arbeite, also wissen Sie auch, dass ich weiß, wann ich meinen Mund zu halten habe.“ „Wollen wir es dann dabei belassen? Schließlich wissen Sie durch Ihre langjährige Anstellung auch, dass ich mir Ihre Predigt keinen Deut zu Herzen nehme“ Irgendwie passte Setos liebes, doch auch mitleidiges Lächeln so sehr in die Situation, wie es unpassend war. „Manchmal sind Sie unausstehlich“ Sie seufzte tief. „Ich hoffe, dass Sie mir jetzt sagen, dass das Ihr fester Freund ist, dem Sie Anstand und Treue geschworen haben.“ Katsuya sah belustigt zwischen den beiden hin und her. Okay, es war schon verdammt peinlich, von der Praktikantin erwischt zu werden, die es dann der Oberschwester petzte, aber sie schien Eskapaden von Seto eher gewohnt zu sein. Wirklich erschrocken hatte sie nicht ausgesehen – nur äußerst genervt. Im Gegensatz zur Praktikantin, die mit schreckgeweiteten Augen im Hintergrund stand. „Verlobter“, betonte Seto und hob seine linke Hand. „Herzlichen Glückwunsch“ Sie sah nicht so aus, als würde sie das ernst meinen. „Also wehe, ich erwische Sie mit einem der Pfleger oder Mitpatienten.“ „Oder dem Suchtberater“ In Setos Ausdruck lag nicht ein einziger Funken Reue. „Der gefeuert wurde, nachdem Ihre Affäre publik wurde. Seitdem haben wir eine Suchtberaterin“ Katsuya vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Seto hatte nicht ernsthaft das Personal belästigt, als er hier gewesen war, oder? „Und Georg haben sie auf die geriatrische Station gesteckt. Sie haben den beiden das Leben ruiniert, ist Ihnen das klar?“ „Es war Ihre eigene Entscheidung“ Seto hob beide Hände. „Dass es nur bei Zweien raus gekommen ist, ist doch ein guter Schnitt, meinen Sie nicht?“ Schwester Martha holte tief Luft, um zum nächsten Gezeter anzusetzen, aber Katsuya kam ihr zuvor: „Das ist alles Jahre her. Jetzt bist du ja ein treuer Kerl, der seine Finger bei sich behält und niemanden anrührt, nicht?“ „Und wenn doch, stecke ich Sie in ein Frauenzimmer“, drohte die Oberschwester leise. „Solange du meine Sexsucht stillst“ Seto schien die arme Frau komplett zu ignorieren, legte einen Arm um Katsuya und küsste ihn. „Schließlich wollen die mich ja noch tagelang hier behalten.“ „Sie werden Freitag entlassen. Egal, was Ihr Arzt sagt. Je früher wir Sie los sind, desto besser“ Martha seufzte genervt. „Schau, so schnell kriegt man seinen Willen“ Seto lächelte und Katsuya schüttelte ebenso wie die Schwester nur den Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)