Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 32: Schwul sein ----------------------- Ich lebe noch T.T Danke für die liebe Unterstützung. Ich vermute, dass ich eine der Prüfungen letzte Woche vergeigt habe, aber der Rest lief sehr gut. Was aber viel wichtiger ist als das: DAS BUCH IST ENDLICH ERSCHIENEN!!! See here: http://www.wagner-verlag.de/Gepo/Tote_Gesellschaft Bitte tut mir den Gefallen und bestellt es direkt beim Verlag, wenn ihr es bestellen mögt ^.^ Und macht gern auch ein wenig Werbung XD Denn je mehr Bücher direkt beim Verlag bestellt werden, desto höher ist die Chance, dass ich auch den zweiten Band dort veröffentlichen kann. Und jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel ^.- _________________________________________________________________________________ „Ich dachte die ganze Zeit, dass Seto da nicht hingehört, weißt du? Seit wir dort angekommen sind, war das mein einziger Gedanke. Dass alle total gestört sind und es Seto gar nicht so schlimm geht“ Katsuya ließ sich rückwärts auf die Couch fallen und lehnte sich gegen das Rückenteil. „Aber wenn ich jetzt objektiv darüber nachdenke, merke ich, dass ich mich einfach zu sehr an Seto gewöhnt habe. Für mich ist das schon völlig normal geworden, dass ich mit drei Leuten in einem Körper zusammenlebe. Auch wenn ich einen nicht kenne. Oder nur eingeschränkt.“ „Der menschliche Geist ist sehr wandlungsfähig“ Yami holte seinen allwissenden Ordner aus dem Schrank und blätterte darin, während er sprach. „Das, was er nicht ändern kann, akzeptiert er und fügt es in sein Weltbild ein. Man kann auch mit Schizophrenen zusammen leben. Zum Beispiel die Frau dieses Herrn, den du getroffen hast … die ist sicher nicht glücklich, dass ihr Mann sie mit einer Axt bedroht hat, aber ich glaube nicht, dass sie ihn jetzt verlässt. Sie wird nur ziemlich dahinter her sein, dass er seine Tabletten ordentlich nimmt.“ „Und wenn andere Leute hören, was Seto diese eine Woche lang mit mir gemacht hat, würden sie mich wahrscheinlich auch fragen, warum ich mit ihm zusammen bin“ Katsuya zog seine Beine hoch in den Schneidersitz. „Was guckst du nach?“ „Nur, ob ich an alles Wichtige gedacht habe. Ich bin gern vollständig, wenn ich schon etwas erkläre. Aber wenn du nicht gerade alle Untergruppen der Schizophrenie kennen lernen willst, war es das wirklich“ Der Ordner wurde zugeschlagen und zurück gestellt. „Ich glaube, fast jeder, der Seto im Alltag erlebt, hält dich für verrückt, mit ihm zusammen zu sein. Er ist arrogant, sarkastisch und kommt ziemlich eingebildet rüber. Er wird verletzend oder aggressiv, wenn ihm was nicht passt. Und wenn er die Kontrolle gänzlich verliert, driftet er in Dissoziationen ab. Aus denen er dann manchmal als kleines Kind wieder kommt … ehrlich gesagt, die meisten könnten mit so jemandem wahrscheinlich nicht leben. Du bist Partner, Blitzableiter, Therapeut und Vater in einem. Seto ist da ziemlich anspruchsvoll.“ Yami hatte sich auf die Couch gelegt, den Kopf dabei auf Katsuyas Oberschenkel. Dieser griff in das nicht hoch gestylte, rote Haar und begann, die Haut darunter zu kraulen. Sein bester Freund hatte seinen Stil den neuen Arbeitsbedingungen ganz gut angepasst. Statt der Lederhose trug er Nadelstreifen, statt dem halb durchsichtigen Hemd mit Pelzbesatz ein dunkelblaues aus Baumwolle. Die breiten Goldarmreife waren einer schlichten Herrenuhr gewichen und Lidschatten und Puder konnte man nicht mehr zu finden. An Schminke trug er nur einen dünnen Kajalstrich und vielleicht noch Mascara – bei Yami konnte er das nie genau sagen, er wusste, wie er seinen Stil natürlich hielt. Bei Goldblond und Rot als Haarfarben war er geblieben, allerdings waren die nun nicht mehr gegelten Haare nur noch wenige Zentimeter lang. Es machte ihn nicht mehr so verführerisch und mysteriös wie früher. Da hatte er stets wie ein Dämon gewirkt, den man als Schergen des Teufels auf die Welt losgelassen hatte, um die Menschen alle in den Sündenpfuhl zu zerren. Jetzt wirkte er einfach wie ein sehr hübscher, stilbewusster, junger Mann – wenn auch wie ein etwas unsicherer, der sich noch nicht dazu durchgerungen hatte, sich wie die Königin zu benehmen, die er war. Seine Bewegungen waren eckiger als früher. Man merkte, dass er manche Gesten unterdrückte. Er schien allgemein zu versuchen, weniger ausdrucksstark zu sein. „Was ist eigentlich deine natürliche Haarfarbe?“ „Hm?“ Der Liegende drehte sich auf den Rücken. „Schwarz. Ich bleiche und färbe sie.“ „Wirst du das auch weiter so machen oder in Zukunft wieder deine normale Haarfarbe tragen?“ „Tja“ Er hob eine Hand und streichelte unbewusst über Katsuyas Bein. „Was meinst du, würde Schwarz mir stehen?“ „Es würde deine Augen betonen. Das würde deinen Blick sogar noch eindrucksvoller machen“ Katsuya lächelte. „Früher in der Schule meinten alle, ich sähe damit zum Fürchten aus. Deswegen habe ich ja erst damit angefangen.“ „Ich glaube, heute kannst du das mit Stil tragen. Früher warst du sicher schüchtern, oder?“ „Und wie“ Yami schnaubte und schloss die Lider. „Bei weitem nicht so schüchtern wie mein Bruder, aber immer noch ziemlich schüchtern. Yugi lief rot an, wenn man ihn ansprach, und dann bekam er keinen Ton heraus. Ich war einfach nur recht zurückhaltend und unsicher. Nur beim Kartenspielen ließ ich den Macker raushängen, weil ich da einfach unschlagbar gut war“ Er seufzte, aber suchte mit seinem Blick wieder den anderen. „Yugi währenddessen hat sich nie etwas getraut. Er hat immer versucht, mich nachzumachen, aber natürlich war er nie so gut wie ich. Nicht in Dingen, die ich lernte, weil ich mich für sie begeisterte. Umso mehr tat es weh, wenn ich dann alles, was ich liebte, irgendwann aufgeben musste, weil ich ja meinen armen Bruder in den Schatten stelle. Unsere Eltern haben nie verstanden, dass Yugi gar nicht vorne stehen wollte – erst recht nicht, wenn ich dafür Platz machen musste.“ „Wie ist das jetzt eigentlich mit deiner Familie, wenn du einen festen Job hast. Willst du Kontakt zu ihnen aufnehmen? Sie würden dich zurück haben wollen, oder?“ „Sicher nicht“ Die Miene des anderen verhärtete sich. Er atmete tief durch und setzte sich auf. „Natürlich bin ich als normaler Angestellter ein guter Sohn, aber das ändert nichts daran, dass ich mit Männern schlafe. Und selbst wenn ich mit einer Frau zusammen käme, würde ich mich nicht melden. Ich will diese Leute nicht wieder haben. Ich will nicht gemocht werden, weil ich einen guten Job und eine hübsche Frau habe. Wenn man mich schon liebt, dann weil ich ich bin – nicht, weil ich irgendetwas erreicht habe.“ „Du willst also nichts mehr mit deiner Familie zu tun haben?“ Katsuyas Stirn legte sich in Falten. „Ich will … ich will mich schon gern mit Yugi verstehen. Schon allein, weil ich ihm helfen will. Diese Eltern sind auch für ihn nicht gut. Und er kommt da nicht alleine raus. Aber sonst?“ Er lehnte sich zur Seite und legte den Kopf auf Katsuyas Schulter. „Sonst brauche ich keinen. Solange ich dich habe, können die mir gestohlen bleiben.“ „Sicher?“ „Möchtest du deine Eltern wieder haben?“ Na gut. Das war ein Argument. Was war das eigentlich für eine Frage? Natürlich brauchte er solche Eltern nicht – genau so wie Katsuya ohne seine Eltern besser dran war. Es war traurig, aber es war nunmal Realität. Er hatte Seto. Yami hatte ihn. Nur hatte er auch Yami. Wen hatte der noch? Seto nämlich jetzt nicht mehr... „Morgen“ Ryou lächelte und lehnte sich zu seinem Tisch herüber, „Na, wie war der erste Tag ohne ihn?“ „Klasse“ Katsuya grinste. „Ich hab' Yami abgeholt, wie waren Burger essen, haben abends einen Film geguckt und heute morgen wurde ich bekocht. Zum Frühstück, ja? Dass Yami immer kocht, ist ja schon klasse, aber morgens auch … das ist himmlisch.“ „Solang' du Seto nicht untreu wirst“, scherzte Ryou, bevor er plötzlich verstummte, „entschuldige. Ich habe nicht nachgedacht.“ „Na ja, es stimmt doch. Ich sollte ihm nicht wieder untreu werden. Aber keine Sorge, Fisch und Reis überzeugen mich nicht, auch wenn sie klasse geschmeckt haben“ Katsuya kramte seine Schulsachen raus – an seine Bücher für die nächsten Tage sollte er auch denken, wenn er nachher zuhause vorbei fuhr. „Es gibt für mich nichts auf dieser Welt, was es wert wäre, Seto dafür zu verlieren.“ „Was für eine Liebeserklärung …“ „Ayumi!“ Katsuya schreckte zusammen. Wann war die denn plötzlich aufgetaucht? „Dir auch einen guten Morgen.“ „Jetzt mal ehrlich …“ Sie sah sich um, dass niemand sie gerade belauschte. „Du bist mit Herrn Kaiba zusammen, oder? Und weich nicht wieder aus.“ „Ähm … na ja … und wenn ich es wäre?“ Er beobachtete ihre Reaktion genau. „Voll der Schock!“ Ihre Lider weiteten sich. „Du bist echt … also … ich hatte es mir ja schon länger gedacht, aber dass es wirklich wahr ist? Ich meine … er ist doch viel älter als du, oder? Wann ist denn das passiert?“ Sowohl er als auch Ryou schwiegen, sodass sie nur einen Stuhl heran zog und sich näher zu ihnen beugte. „Ich meine, zwischen euch war schon immer etwas Besonderes. Dieses Knistern, weißt du. Spätestens seit wir wussten, dass Kaiba schwul ist, dachten sich die meisten Mädels hier, dass er wahrscheinlich auf dich abfährt. Und dann die Sache mit der Adoption … keiner hat es danach ausgesprochen, aber ich glaube, dass alle dasselbe gedacht haben.“ „Ist es wirklich so überraschend?“, flüsterte Katsuya. „Schon noch“ Sie legte den Kopf zur Seite. „Es zu denken und es zu wissen, das sind schon ziemlich verschiedene Dinge. Ich muss … ich bin ehrlich immer noch geschockt.“ Sie schüttelte den Kopf und sah zum Fenster. „Weißt du, es war so eine lustige Gedankenspielerei. Es dachte schon jeder, aber solange man es nur denkt, ist es ja nicht wahr, nicht? Wenn ich mir das jetzt vorstelle … mir zu denken, wie Kaiba dich küsst, das ist-“ Sie verzog das Gesicht. „Ich weiß ja, dass ihr zwei schwul seid, aber wenn man nicht dran denkt, ist es nicht so schlimm. Wenn man es sieht oder sich vorstellt … keine Ahnung. Das klingt ziemlich böse, oder?“ Sie sah wieder zu ihnen, die Stirn in Falten, den Kopf eher gesenkt. Ihre Augen baten stumm um Entschuldigung. „Ehrlich? Ich habe zwei Jahre mit einem Kerl geknutscht und fand Schwule ekelhaft, bis ich Ryou mit seinem Freund erlebt habe. Als es daran ging, mir einzugestehen, dass ich auf Seto stand … halleluja, das war nicht gerade einfach. Obwohl meine zwei einzigen Freunde schwul waren und ich seit Jahren damit konfrontiert worden war. Ich glaube, ich kann verstehen, dass du verstört bist.“ „Danke schön“ Sie seufzte erleichtert und ihre Schultern sackten ab. „Ich meine das ehrlich nicht böse. Ich muss mich nur an den Gedanken gewöhnen … sag mal, Ryou, der Kerl, der mal hier war, war das dein Freund? Der mit den weißen Haaren?“ Der Jüngste nickte vorsichtig. „Tja, der hätte ehrlich auch dein Bruder sein können. Ist ja nicht gerade die häufigste aller Haarfarben. In unserem Alter zumindest. Auf jeden Fall cooler Typ.“ Sie hob beide Daumen. Katsuya und Ryou warfen sich einen kurzen Blick zu. Sagen? Nicht sagen? Im Endeffekt schwiegen sie. Katsuya tippte ein paar Tasten auf seinem Handy und hielt es an sein Ohr, während er weiter in Richtung seines Zuhauses spazierte. Nach nur zweimal klingeln wurde ihm schon geantwortet. „Hey, Kleiner.“ „Hey, Drache. Na, wie geht es dir?“ „Meine Medis machen mich fertig. Ich liege fast nur im Bett.“ „Alleine?“ Katsuya grinste. „Leider“ Seto schien das Ganze als den Witz anzunehmen, der es war. „Wird mein Bett hier heute noch gefüllt?“ „Ich hole nur noch ein paar Sachen zuhause ab, dann bin ich auf dem Weg“, versprach der Jüngere, „ich wollte fragen, ob du etwas von zuhause brauchst. Soll ich dir etwas mitbringen?“ „Dich“ Hilfe, Seto konnte manchmal echt romantisch sein. „Und mein Kulturbeutel wäre sehr hilfreich. Der liegt im Bad unter der Spüle. Einfach im Kompletten mitnehmen, da ist alles drin, was ich brauche.“ „Klar. Noch etwas?“ „Beeil dich“, forderte Seto. „Ja, ja, schon klar“ Katsuya verdrehte die Augen, doch lächelte. „Bis gleich“ Er legte auf und steckte das Gerät wieder ein, während seine Mundwinkel oben blieben. Irgendwie war Seto ja schon süß. Manchmal. Wenn er wollte. Na ja, immer öfter. Mit einem Kopfschütteln schloss er das Haus auf und trat ein. Stille. „Bin wieder da“, grüßte er leise und zog seine Schuhe aus. Irgendwie war es verdammt leise. Natürlich, es war ja auch keiner da, aber trotzdem. Es war still und es war kalt. Sicher hatte Seto die Haushälterin angerufen, dass sie das Haus die Tage nicht warm halten musste, aber … er schlich über den Flur und sah in die Küche und das Wohnzimmer. Sah eigentlich aus wie immer. Er seufzte und schüttelte über sich selbst den Kopf. Hatte er jetzt im eigenen Haus Angst vor Gespenstern? Wenn er als nächstes Stimmen hörte, wusste er ja, was los war. Er schnappte sich Setos Kulturbeutel und eine Tasche, die er mit Kleidung für sich und den Schulbüchern vollpackte. Das Sportzeug drückte er auch noch schnell hinein, bevor er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Hatte er alles? Er nahm beides und ging in Setos Zimmer herüber. Noch mal – hatte er alles? Schlafanzug, Kultursachen, Wechselkleidung, Schulsachen … er trat zum Bett und zog die Schublade auf. Nicht die mit den Bildern und Sprüchen sondern die mit den Kondomen und dem Gleitgel. Sollte er das mitnehmen? Seto lag zwar in der Psychiatrie, aber andererseits … erzählte er nicht immer, wie sehr Sex ihm half, stabil zu bleiben? Sich zu entspannen, selbstsicher zu sein und … sollte er es einfach mitnehmen? Schaden konnte es nicht, aber … wollte er überhaupt? In einer Psychiatrie? Sicher hatte Seto ein Mehrbettzimmer, wo jederzeit jemand reinkommen konnte. Katsuya schluckte. Er griff in die Schublade, schaufelte eine handvoll in seine Tasche und machte sich auf. Sicher war das bestellte Taxi schon da. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)