Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 26: Auf dem Weg ----------------------- Einen frohen zweiten Weihnachtstag und am Samstag einen guten Rutsch! Kommentare kann ich aufgrund akuter Feiersituation heute nicht beantworten und werde versuchen, es morgen nachzuholen - sorry! Viel Spaß beim Lesen! P.S.:Und was zu Tote Gesellschaft: Erscheinungsdatum ist Mitte/Ende Januar! _________________________________________________________________________________ Piep. Piep. Piep. Katsuya grummelte, setzte sich auf und sah sich nach dem Störenfried um, der immer links von ihm zu sein schien, obwohl er sich im Bett um sich selbst drehte. Es war zu früh für solche Denkspiele ... seufzend erblickte er seine Armbanduhr und schaltete den Alarm aus. Na super ... er hasste Wecker. Wo war sein persönlicher Weckdienst? Ach ja. Er schluckte. Der lag mit Haldol abgeschossen im Nebenraum und schlief. Seufzend stieß er sich aus dem Bett und taperte herüber. Erstaunlich, er schlief wirklich noch. Katsuya setzte sich auf die Bettkante und strich mit einer Hand über Setos Haar, während er leise dessen Name rief. Die Reaktion war so ziemlich gleich null. Mit gerunzelter Stirn überprüfte Katsuya dessen Atmung – erstaunlich, wie oft er das in letzter Zeit tat – und startete einen zweiten Versuch mit etwas lauterer Stimme und einer Hand auf Setos Schulter. Diesmal rief es ein Grummeln und einen unkoordinierten Schlag nach hinten hervor. Er traf Katsuyas Arm, der davon kaum einen Millimeter zurück wich. Seto schien schwach wie ein Neugeborenes. Sollte er nochmal Klein-Seto hervor holen? Nein ... besser nicht. Seto musste zum Psychiater, nicht der Kleine. „Seto, du musst aufstehen. Wir haben einen Termin bei deinem Psychiater. Und ich weiß immer noch nicht, wie wir dahin kommen sollen“ Katsuya rüttelte noch einmal an dem Liegenden. „Weg ...“, murmelte dieser nur und zog die Decke hoch, um sich darunter zu begraben – die Hand an seiner Schulter stoppte das Stück Stoff. „Seto, es ist schon halb acht. Normalerweise bist du seit zwei Stunden auf und fährst gerade zur Arbeit. Nun komm“ Der Andere schien reichlich unbeeindruckt. „Wie wäre es mit einem ganz tollen Frühstück? Komm. Was wünscht du dir?“ „Kaffee ...“ Na toll. Darauf hätte er auch selbst kommen können. Natürlich war das beste Lockmittel für Seto Kaffee. Er säuselte: „Unten in der Küche steht der Kaffee. Eine ganze Kanne voll. Heiß und schwarz und lecker. Er wartet schon auf dich. Du musst nur aufstehen.“ Und hoffentlich jetzt noch zugedröhnt genug sein, um zu wissen, dass Katsuya noch keinen Kaffee gekocht hatte – Seto konnte so etwas bis hier oben riechen. Konnte dieser riesige Kerl nicht einfach aufstehen? Warum waren Zwei-Meter-Gestalten immer so schwer? Der Blonde seufzte, schälte Seto ein Stück aus der Decke und zog zumindest dessen Beine in Richtung der Bettkante. „Lass mich ...“, maulte Seto leise. „Das hättest du gern“ Okay, das hier forderte seine Männlichkeit. Auf in den Kampf! „Steh auf, du riesiges, zugedröhntes Baby“ Er schnappte sich die Füße und zog daran – Seto leistete keine Gegenwehr außer einem Aufwimmern. „Hey ... es tut mir ja Leid, dass ich dich so triezen muss, aber du musst wirklich aufstehen. Bitte.“ „Nein ...“ Der Größere zog die Beine an und rollte sich zusammen. „Verdammt nochmal ... okay, ich rufe einen Krankenwagen. Dann kommen zwei nette Männer, die können dich bis in die Klinik tragen. Mehr fällt mir jetzt echt nicht mehr ein“ Katsuya fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Hast du mich gehört?“ Seto schluchzte nur und griff nach der Decke, um sich darunter zu begraben. Als der Krankentransport klingelte, hatte Katsuya seinem Freund so gut zugesprochen, dass er zumindest eine Jeans und ein Hemd anhatte. Der Blonde hatte sich währenddessen auch angezogen, eine Tasche mit Wäsche für ein paar Tage gepackt – mittlerweile ging er davon aus, dass Seto in der Klinik würde bleiben müssen – und Lunchboxen für sie beide fertig gemacht. Er ging nach unten, öffnete einem Herrn und einer Dame in grellen Jacken die Tür und bat sie herein. Mit einem Blick auf die Schuhbox schnappte er sich Setos Trainingsschuhe – sie passten wohl am besten zu den Jeans, die er eingepackt hatte – und ging damit nach oben, gefolgt von den zwei ... was auch immer sie eigentlich waren. Sie hatten sich nur mit Namen vorgestellt. „Was hat unser Patient denn?“ „Zu viel Haldol intus. Er kommt nicht mehr hoch und ist völlig unwillig, auch nur irgendetwas zu tun“ Hatte er alles? Kultursachen? Handtuch? Wäsche? Er ging im Kopf die Liste durch. „Haldol? Aber kein Intox, oder?“ Die Zwei warfen sich einen Blick zu. „Oder ein akuter psychotischer Schub?“ „Nein, Entzug“ Sollte er ihnen das eigentlich erzählen? „Wir haben einen Termin in der Klinik. Hier sollen wir genau hin“ Er gab den beiden den Notizzettel, den er sich gemacht hatte, um das alles zu finden. „Sie kommen mit?“, fragte die Dame freundlich. „Ich will ihn so kaum allein lassen“ Sie betraten das Schlafzimmer, wo Katsuya zu dem auf dem Bett sitzenden Seto rüber ging, während die beiden bei der Tür warteten. „Hey, Seto ... ich habe deine Schuhe mitgebracht. Gib‘ mir deinen Fuß, ja?“ Er glaubte schon nicht mehr, dass der das selber machen würde. Er hob auch nur einen Unterschenkel leicht. Nun ja, zumindest arbeitete er ein bisschen mit. „Ist das hier die Tasche für die Klinik?“, fragte die Dame, während er Seto die Schuhe anzog – er bejahte kurz, „dann nehm‘ ich die mit. Haben sie die Versichertenkarte irgendwo bereit liegen?“ „Shit, das war’s! Ich wusste, ich hab‘ was vergessen“ Katsuya grummelte. Hoffentlich hatte Seto die in seinem Portmonee. Sein Handy musste er auch einstecken. Das müsste beides unten auf dem Flurtisch sein. „Erinnern Sie mich doch bitte daran, wenn wir wieder unten sind. Okay, Seto, ich brauche deine Unterstützung. Du musst bis zum Wagen unten gehen. Hoch mit dir!“ Er hielt ihm beide Hände hin, aber Seto blickte ihn nur mit traurigen Augen an. „Komm, bitte.“ „Ich werde ihm helfen“ Der Mann trat vor und legte Katsuya eine Hand auf die Schulter. „Holen Sie doch bitte die Karte.“ „Na gut“ Der Blonde seufzte. Wie zur Hölle sollte Seto in diesem Zustand normal wirken? Also so, dass der Arzt ihn wirklich beurteilen konnte? Er war doch völlig neben der Spur. Und dabei war ihm das Zeug gestern gegeben worden! Er ging runter, schaute im Portmonee nach, wo wirklich auch die Karte drin war, und schnappte sich noch Handy und Hausschlüssel dazu. Die würde Seto sicher auch haben wollen, wenn er wieder bei Verstand war. Oh Mann ... ob er wohl auf diese Leute wirkte, als würde er das hier öfters tun? Oder eher nicht? Er sah zur Treppe, wo gerade die Dame mit der Tasche runter kam, gefolgt von ihrem Kollegen, der Seto mit beiden Händen am Brustkorb griff und dabei wirkte, als würde er ihn fast tragen. Katsuya ging trotz der Situation einen kurzen Moment durch den Kopf, dass Seto in diesem Hemd ziemlich gut aussah. Ein Glück, dass er noch Zeit gehabt hatte, ihm die Haare zu kämmen. Er schüttelte über sich selbst den Kopf und fragte: „Brauchen Sie die Karte oder soll ich sie nur griffbereit halten?“ „Wir müssen alle Daten auf unsere Formulare übertragen. Geben Sie sie doch bitte mir“ Die Dame streckte eine Hand aus. „‘Kay“ Er kramte das Ding hervor und steckte Setos Habseligkeiten in die Tasche, die sie ihm kurz hinstellte. Er sah auf, als er sie pfeifen hörte. „CWF Platin“ Sie zeigte die Karte in Richtung ihres Kollegen. „Geh‘ gut mit ihm um, klar?“ „Ich gehe immer gut mit Leuten um. Mein Gehalt hängt nicht davon ab, wen ich transportiere“ Der Mann schnaubte. „Wer fährt hinten mit? Du oder Herr Kaiba?“ Er nickte zu Katsuya. Hatte er sich als Kaiba vorgestellt? Wahrscheinlich. „Nach Sicherheitsvorschriften muss ich hinten sitzen. Da habe ich auch Platz zum Schreiben“ Sie öffnete die Tür. „Warten Sie, Seto braucht noch eine Jacke“ Katsuya holte Setos dicken Wintermantel von der Garderobe – ein Ledermantel, der innen mit Fell gefüttert war. „Könnten Sie ihn kurz loslassen, bitte?“ „Nicht umfallen, Herr Kaiba“, wies der Mann ihn an. „Danke ...“, murmelte Seto leise, nachdem Katsuya ihm den Mantel angezogen hatte, griff nach dessen Hand und drückte sie kurz – sie war eiskalt. „Schon okay“ Der Kleinere legte einen Arm um dessen Taille und dessen Arm über seine Schultern. „Ich bring‘ dich zum Wagen. Bald geht es dir besser.“ „Kats ...“ Er drehte seinen Kopf, um nochmal zu Seto aufzusehen. In dessen Augen lag etwas Flehendes. Er fragte schnell nach, was der Andere noch bräuchte. „Zigaretten ...“ Katsuya seufzte, verdrehte die Augen, ließ Seto wieder los und holte zwei Schachteln und das Feuerzeug. Blöder Suchti. Nun ja, solange er danach vom Alkohol wieder weg war, war das schon irgendwie okay. Der Herr vom Krankentransport hatte Seto währenddessen zum Auto gebracht und versuchte gerade, ihn dazu zu bringen, hinten einzusteigen, ohne dass er dafür die Hebebühne des Wagens benutzen musste. Die Dame stand bereits drinnen. Okay, wenn sie also hinten bei Seto fuhr, fuhr er wohl vorne auf dem Beifahrersitz. Hatte er alles? Geld, Papiere, Schlüssel, Handy? Ja, alles da, allerdings sollte er sich vielleicht auch noch eine Jacke anziehen. Er schnappte sich eine und schloss die Haustür hinter sich. Na, dann mal auf in die Klinik ... warum war er in letzter Zeit bloß so oft im Krankenhaus? Er seufzte und setzte sich vorne in den Wagen. Die Dame ging mit der Karte und ein paar anderen Papieren zu einer Rezeption etwas weiter als die am Eingang. Der Herr machte sich währenddessen mit dem von selbst gehenden Seto zu einer Treppe auf – Katsuya folgte einfach mal den beiden mit Setos Tasche. Ehrlich gesagt war es hier ziemlich hübsch. Alles war in Gelb- und Orangetönen gehalten, die meisten Möbel aus Holz und Pflanzen konnte er in der Eingangshalle auch entdecken. Es sah schon fast wie ein westliches Hotel aus. Im ersten Stock kamen sie vor einer mattierten Glastür zu stehen, auf der A1 zu lesen war. Genau genommen schienen es zwei Scheiben und eine Tür zu sein, allerdings sahen alle drei ziemlich massiv aus – und die Tür hatte einen Knauf statt einer Klinke. Es war Seto, der auf die Klingel drückte, während der Herr vom Krankentransport sich noch nach ihr umsah. „Oh, danke. Ist ja nicht so leicht zu entdecken“ Er kratzte sich am Kopf. Seto hielt es wohl nicht für nötig, ihn als Antwort auch nur anzusehen. Oder er war einfach noch zu benebelt. Katsuya griff kurz nach seiner Hand und drückte diese. Auch darauf reagierte er ni- oh, doch, er verschränkte seine Finger kurz mit Katsuyas und drückte zurück. In dem Moment, wo sie sich voneinander lösten, öffnete sich die Tür. „Oh, Herr Kaiba“ Die junge Schwester errötete und trat zurück. „Schön, sie wieder zu sehen. Also, nein, ich meine, für sie ist das sicher unangenehm ... oh, ich plappere schon wieder dummes Zeug“ Sie lief noch röter an. Da schien jemand aber ziemlich verknallt zu sein, was? Das war ihr sicher unangenehm. Schließlich sollte sie sich doch sicher professionell verhalten, oder? Katsuya musste trotzdem lächeln. Sie war schon irgendwie niedlich, wie sie plötzlich wie ein kleines Mädchen wirkte. Seto ging völlig grußlos an ihr vorbei. Katsuya wünschte ihr zumindest einen guten Morgen, ebenso wie der Herr, der sie noch immer begleitete. Er blieb jedoch bei der Schwester stehen und informierte sie kurz, dass sie alle Unterlagen unten an der Anmeldung gelassen hatten. Er rief ihnen noch einen Gruß hinterher und ging. Katsuya folgte Seto einen Flur hinab. Sie schienen in der Mitte auf einen langen Trakt getreten zu sein, der allerdings nicht gerade verlief. Sie ließen zu ihrer linken einen Raum zurück, der stark an ein Wohnzimmer erinnerte und kamen auf einen recht breiten Gang, wo zu ihrer Rechten ein Klavier und zwei Sessel standen. Katsuya schloss zu Seto auf und fragte: „Wie viel zahlt man für diese Klinik?“ „Eine gute Stange Geld“ Der Andere blieb vor einer Tür auf der linken Seite stehen. „Ich werde hier ungefähr eine Stunde sein. Den Flur runter findest du den Speisesaal, den Aufenthaltsbereich und das Fernsehzimmer. Dort sind sicher Menschen. Wenn du spazieren gehen willst, kannst du das Krankenhaus und den Garten erkunden. Ich kann dich anrufen, sobald ich fertig bin.“ „Dann brauchst du das hier“ Katsuya stellte die Tasche ab und zog Setos Handy heraus, um es ihm zu geben. „Ich denke aber, dass ich hier bleibe. Darf ich mich mit den Leuten hier einfach unterhalten?“ „Natürlich“ Seto verzog keinen Muskel, sein ganzes Gesicht wirkte wie eine einzige Maske. „Das hier ist eine akutpsychiatrische allgemeine Station, das heißt, hier triffst du auf so ziemlich jedes psychische Krankheitsbild. Die meisten sind ungefährlich.“ Juhuu ... wie beruhigend ... Katsuya verzog sein Gesicht in Unglauben, fragte allerdings nur: „Soll ich dir deine Tasche hier lassen?“ Seto nickte nur, machte aber keine Anstalten, sie dem Blonden abzunehmen. Also stellte dieser sie neben seinen Freund, winkte unsicher und machte kehrt, um sich die Station anzusehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)