Delusive Society von Gepo (Dritter Teil der DS-Reihe) ================================================================================ Kapitel 14: Obdachlos --------------------- Ich bin stark erkältet, meine Denkleistung ist gerade etwas eingeschränkt. Kommt von den Klimaanlagen. Ansonsten war mein Urlaub aber klasse ^.^ Leider hatte ich nicht eine Sekunde Zeit zum Schreiben, daher gibt es bei Soldier kein neues Kapitel diese Woche. DS hatte ich zum Glück noch neben der Arbeit getippt... Viel Spaß beim Lesen ^.^ _________________________________________________________________________________ Katsuya zog seinen Mantel enger um sich und drückte mit dem Rücken gegen die Wand hinter sich. Wenn einer gute Plätze zum Schlafen kannte, dann war er es. Hier gab es die Belüftungsanlage eines Kaufhauses, wo rund um die Uhr ein warmer Luftzug durchkam. Darum lag hier weder Schnee noch lief man Gefahr zu erfrieren. Nur leider bedeutete das nicht, dass es warm war. Im September vielleicht, manchmal noch im Oktober, aber ganz sicher nicht am verdammten fünften Dezember. Katsuya zog die Nase hoch. Es war kalt. Es war einfach nur arschkalt. Und er war es nicht mehr gewöhnt, seine Nächte draußen zu verbringen. War ein warmes Bett denn zu viel verlangt? Und vielleicht was zu Essen? Gestern Abend hatte er nach Setos Auftritt nichts runter bekommen und heute hatte er auch keinen Bissen gehabt. Das war er auch nicht mehr gewohnt. Sein scheiß Magen tat weh. Vielleicht war er jetzt schrecklich verwöhnt, aber das hier hielt er verdammt noch mal nicht aus. Er zog sich den Handrücken unter der Nase her und rappelte sich auf. Er sollte zu Yami gehen. Nein, der- nein, er arbeitete nicht mehr um diese Uhrzeit. Er konnte zu Yami gehen. Wärme und Essen gab es bei dem auf jeden Fall. Und an Seto hatte er jetzt echt nicht mehr zu denken. Wenn der ihn nicht haben wollte, bitte. Er war nicht daran gebunden, sein Leben bei ihm verrotten zu lassen. „Guck dir den an“ Ein Punk aus einer kleineren Gruppe zeigte auf ihn, als er in ihrer Nähe vorbei ging. „Was für’n Wrack.“ „Wart‘ ma‘“ Einer von denen rappelte sich auf und lief Katsuya die wenigen Schritte nach. „Kenn‘ wa dich nich‘? Wars‘e nich‘ mal bei ‘n Boots?“ „Was, wenn ich es war, Alter?“, heischte Katsuya ihn an. „Dann bis‘se der Kerl, dem ich noch ‘n Schlag in die Fresse schulde“ Der Kerl zögerte keine Sekunde, bevor er ihm einen Haken verpasste. „Das is‘ für meinen Bruder, bitch.“ Katsuya, der einen Schritt zurück gestolpert war, strich mit zwei Fingern über seinen linken Unterkiefer, hob den Blick und beobachtete den Anderen. „Was’n? Willste mehr? So’n scheiß Maso, wa‘? Du bis‘ krank, Alter. Voll krank.“ „Wahrscheinlich ...“ Der Blonde seufzte und drehte sich ab. Sollten die Idioten doch weiter saufen. Er musste jetzt echt keine Prügelei anfangen. Er hatte Besseres zu tun, als sich über so etwas aufzuregen. „Woah, fuck. Hab’ter den gehört? Voll der Spast. Hat ‘n paar zu viel auf’e Nuss bekommen, wa?“ Der Rest der Gruppe lachte. „Hey, Schwuchtel! Willst’es in den Arsch haben? Tut auch gut weh!“ Sie johlten. Katsuya schüttelte einfach nur den Kopf und ging ungestört weiter. Idioten. War er wirklich auch so gewesen? Egal, was alles schief lief, eins wusste er: Dahin wollte er nicht zurück. Nie wieder so tief sinken. Fuck. Sie folgten ihm. Er seufzte. Wegrennen oder kämpfen? Er könnte ihnen problemlos die Fresse polieren, aber er wusste, dass er das nicht sollte. Obwohl ... wen interessierte das noch? Seto sicher nicht. Yami hatte noch nie etwas dagegen gehabt, dass er Idioten vermöbelte. Also was hielt ihn auf? Auf seine Lippen legte sich ein Grinsen, als er sich umdrehte. „Name?“, fragte die Polizistin entnervt, während sie schmatzend ihr Kaugummi kaute. „Katsuya ... Jonouchi“ Oder Kaiba? Theoretisch Kaiba. Seto hatte das ändern lassen. Egal, er war kein Kaiba. So gern er den Namen verdient hätte, er war nur ein Straßenköter. So würde Seto wenigstens nicht erfahren, dass er so blöd gewesen war, erwischt zu werden. „Anschrift?“ „Hab‘ keine“ Nicht mehr. Bei seinem Vater hatte er zumindest noch eine nennen können. „Wo du wohnst, Idiot“ Sie warf ihm über ihr Klemmbrett hinweg einen Blick zu. „Ich wohne nirgendwo! Selber Idiot!“ Er trat mit einem Fuß gegen die Zelltür, hinter der sie stand. „Lass den Scheiß oder du kriegst ‘ne Nacht mehr. Geburtstag?“ Er antwortete ruhig. „Du bist minderjährig?“ „Ja“, knurrte er und verbat sich selbst das Wort Fotze dahinter zu setzen. „Wer ist für dich zuständig?“ „‘S Jugendamt“ Er ließ sich auf die Pritsche fallen. „Scheiße“ Sie seufzte und sah sich um. „Gibt es irgendwen, den man anrufen kann, damit wir dich nicht die ganze Nacht ertragen müssen?“ Wohl kaum. Seto fiel auf jeden Fall weg. Yami hatte sicherlich keine legale Unterkunft, gemessen daran, dass er zur Zeit unter einem gefälschten Ausweis lief. Vater und Mutter hatte er nicht mehr und seinen alten Nachbarn würde er nach allem, was passiert war, nicht mehr anrufen. Auch, wenn der Kerl wahrscheinlich kommen würde. War er früher schließlich auch manchmal. Das ließ außer Noah nur noch einen übrig ... „Ihren Kollegen Bakura. Der kennt mich“, erwiderte er in einem fast höflichen Tonfall. „Buddha sei Dank“ Sie zog ein Telefon und drückte drei Tasten, bevor sie es an ihr Ohr hielt. „Hey, Taka, ich bin’s. Kennst du jemanden namens Bakura bei uns?“ Sie lauschte. „Ach, der, ich weiß, wen du meinst. Dieser blasse Kerl mit den weißen Haaren, nicht? Der, der aussieht wie ein Serienkiller. Ist der noch da?“ Sie grinste nach ein paar Sekunden. „Auf die Geeks ist Verlass, die haben schließlich kein Leben. Kannst du mich verbinden? Danke, Taka“ Sie sah kurz zu ihm. „Du hast verdammtes Glück, Kleiner“ Ihr Blick wandte sich wieder ab. „Abend. Wir haben hier einen Kerl namens ...“ Sie sah auf ihr Klemmbrett. „... Katsuya Jonouchi sitzen, meint, der kennt dich. Kannst du uns ‘ne Unterschrift geben, damit wir ihn rauswerfen können?“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf Katsuyas Lippen. Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass Bakura zu Kollegen nett war. Oh, da war es schon ... ihr Gesicht verlor alle Farbe, ihre Gesichtsmuskulatur erschlaffte, die Lider weiteten sich. Nach einigen Momenten nahm sie das Handy vom Ohr und starrte es an, als würde sie vermuteten, dass es sich gleich in einen Imp verwandelte. „Kommt er?“, fragte Katsuya halb mockend, halb ernst. „Ich ... denke ...“ Noch immer auf das Handy starrend drehte sie sich um und ging langsam Richtung Ausgang der Zellen, gefolgt von dem Blick brauner Augen. Nun, Schadenfreude war zumindest eine Freude. Katsuya blinzelte verwirrt, als eine Viertelstunde später ein schwerer Schlüsselbund an seiner Tür gedreht wurde. War Bakura etwa wirklich gekommen? Er hatte es sich gerade schon bequem machen wollen. Er öffnete die Lider und setzte sich auf. Tatsache. Da stand Bakura. Und die schwer traumatisiert aussehende Polizistin öffnete die Tür, zog sie auf und stellte sich so hin, dass diese zwischen ihr und ihrem Kollegen stand. „Schwing deinen Arsch da raus, ich hab‘ nicht die ganze Nacht Zeit“, maulte der Silberhaarige. „Ich muss kurz noch aufwachen“ Katsuya erhob sich und trat heraus. „Du würdest mich doch niemals freiwillig aus diesem Loch holen. Ich muss also eingeschlafen sein, oder?“ „Ryou meinte, du hättest heute morgen scheiße ausgesehen und den kompletten Tag auf der Krankenstation verbracht“ Der Ältere winkte ihn hinter sich her. „Er macht sich Sorgen. Ich glaube, er geht mir an die Gurgel, wenn ich ihm erzähle, dass ich dich da unten habe liegen lassen.“ „Okay ... dann danke für die Sorge“ Der Andere rümpfte nur die Nase. „Wo gehen wir hin?“ „Mein Büro. Ich muss noch arbeiten.“ „Soll ich dann-“ „Du kommst mit“, unterbrach Bakura ihn, „was auch immer jetzt wieder über deine Leber gelaufen ist, ich lasse dich nicht einfach gehen, um noch mehr Scheiße anzustellen“ Sie bogen von der Treppe ab in einen Gang, wo sie die dritte Tür rechts nahmen. Der Raum dahinter war nicht viel größer als eine Besenkammer und außer den drei Computern passte nur ein Stuhl hinein, auf den Bakura sich setzte. „Nimm das Katzenkissen. Aber wunder‘ dich nicht, wenn du gebissen wirst. Minka hat ein ziemliches Temperament.“ „Ihr habt eine Katze im Präsidium?“ Katsuyas Stirn legte sich in Falten. „Minka ist eine Ratte“ Der Polizist warf einen Blick über seine Schulter. „Nicht erschrecken, sie springt dir gleich auf den Kopf.“ Danke ... es war genug Vorwarnung, dass er nicht sofort den Kopf nach hinten schlug. Er atmete tief durch und hielt still. Blödes Vieh. Seine Haare waren doch kein Nest. Das kleine Ding hüpfte auf seine Schulter, wobei ihr langer Schwanz auf seinen Rücken fiel. Er wandte ihr langsam den Kopf zu und sie machte so weit Platz, dass er sie ansehen konnte. Es war eine hübsche und gepflegte Ratte, so viel musste er ihr ja lassen. Sie begann, an seiner Lippe zu schnüffeln. „Lass mich raten, Minka ist deine beste Freundin?“ Katsuya hob eine Hand und begann sie zu streicheln. War eine ziemlich zutrauliche Ratte. „Sie vertreibt einem die Zeit, wenn es nichts zu tun gibt“ Während sie sprachen, tippte Bakura unablässig Dinge ein, wobei er immer wieder einen Schalter umlegte, der wahrscheinlich zwischen den einzelnen Computern wechselte. Auf jeden Fall tat sich auf jedem Bildschirm etwas. „Was genau machst du da?“ Katsuya ließ die Ratte von einem Arm auf den anderen laufen und begann mit seinem Körper einen Hindernisparcour für sie zu bauen. Lustiges kleines Ding. Die war wirklich gut drauf. „Ich gleiche die Datenbank mit ein paar neuen Straffälligen ab. Heute Nacht sind zu viele Idioten unterwegs.“ „Ist das wirklich etwas, was um diese Uhrzeit noch gemacht werden muss?“ Schließlich war es schon nach Mitternacht, oder? „Letztens gab es einen Anschiss vom Chef, weil wir einen Kerl hatten, der gesucht wurde. Allerdings haben wir ihn nur ausgenüchtert und wieder rausgeworfen, weil keiner mit der Datenbank abgeglichen hat. Normalerweise machen wir das morgens, bevor wir die Leute wieder auf freien Fuß setzen, aber ich will morgen frei haben, also schiebe ich Nachtschicht. Ich habe keinen Bock morgen früh nur deswegen noch mal aufzukreuzen“ Er drehte einen Bildschirm in Katsuyas Richtung. „Siehst du diesen Idioten hier? Die verlangen ehrlich von mir, dass ich seine Vorstrafen und jeden Aufenthalt hier abschreibe. Ich will gar nicht nachzählen, wie oft der schon hier war“ Katsuya seufzte und betrachtete das Foto von sich selbst mit dreizehn Jahren. Da war er das erste Mal hier gewesen. „Nimm dir ‘nen Stift und schreib‘ deine Scheiße selber ab“ Bakura reichte ihm einen Bogen. „Sorry, Minka“ Er setzte die Ratte ab. „Arbeit ruft“ Er nahm das Stück Papier und einen Stift entgegen und begann, alles in die vorgesehenen Kästchen einzutragen. Es war wirklich nur stupides Abschreiben. War er echt so oft hier gewesen? „Wie kommt es, dass du nichts abschreibst?“ „Ich sende denen da unten die entsprechenden Files, die können das selber abschreiben“ Er sah zu Katsuya herab und setzte ein schiefes Grinsen auf. „Bei dir ist das rein erzieherisch.“ „Du mich auch, Alter“, grummelte der auf dem Boden Sitzende zurück. „Während du schreibst, kannst du mir ja erzählen, was Kaiba jetzt wieder angestellt hat“ Bakura stieß die Turnschuhe von seinen Füßen und zog seine Beine auf seinem Drehstuhl in den Schneidersitz. „Hat er sich doch als Psychopath erwiesen?“ „Nur Soziopath“ Katsuya schnaubte. „Ich kann den Kerl echt nicht mehr ertragen.“ „Lieber sitzt du mit mir hier rum?“ Der Andere hob eine Augenbraue. „Kaiba muss echt gut drauf sein, wenn du ihm gerade meine Gesellschaft vorziehst“ Er drehte den Stuhl in Katsuyas Richtung. „Also was hast du angestellt?“ Der Blonde atmete tief durch und ließ den Bogen sinken. Wollte er echt mit Bakura darüber reden? Er fasste es selbst nicht ganz, als sein Mund Worte formte: „Ich habe ihn betrogen. Mit Yami. Darauf ist er abgedreht und hat alles getan, um mich davon zu jagen. Und heute bin ich entgültig abgehauen. Habe „leb wohl“ gesagt und bin weg.“ „Uh-huh ...“ Bakura zog sein privates Handy, tippte etwas, hielt es an sein Ohr und wartete. Wen zur Hölle rief er denn um diese Uhrzeit an? „Hi, Kaiba“ Nicht sein Ernst, oder? Katsuyas Lider weiteten sich. Warum rief er ... was sollte das? „Klar weiß ich, wie spät es ist. Ich wollte nur wissen, ob du noch lebst. Wär‘ scheiße, wenn du abkratzt“ War das gerade seine freundliche Art, um auszudrücken, dass er sich Sorgen machte, dass Seto sich selbst umgebracht hatte? „Ja ... muss das sein? ... ich hoffe, du weißt, dass ich 'ne fette Belohnung will ... ja, ja, schon klar ... bring einfach eine Leine mit, das Halsband trägt er noch ... ja ... ja, ja, bis dann“ Er nahm das Gerät vom Ohr und klappte es zu. „Wow, klang der scheiße. Das waren mindestens zwei Promille.“ „Ich weiß, er säuft wieder.“ „Kein Wunder“ Bakura lehnte sich zurück. „Er ist so’n Typ. Frisst alles in sich hinein.“ „Was würdest du denn machen?“ Katsuya legte den Bogen vergessen zur Seite. „Hm?“ „Wenn du an Setos Stelle wärst. Was würdest du tun?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)