Mythna II von Jeanne-Kamikaze- (Das Erbeben der Dimensionen) ================================================================================ Kapitel 4: Kriegsrat -------------------- 4. Kapitel: Dragos Kriegsrat Dragos ließ seine rotglühenden Augen durch den dunklen Saal schweifen, welcher zum größten Teil im Dunklen verborgen war. Die meisten seiner Gäste waren etwas...nun ja... empfindlich was das Licht anbelangte. Nur ein Kristallleuchter baumelte ruhig von der hohen Steindecke und spendete unruhiges, geisterhaftes Licht. Die wichtigsten Persönlichkeiten der Schattenwelt Mythnas hatten an einer schlicht verarbeiteten Holztafel Platz genommen, welche mit reichen, seltsam riechenden Speisen bedeckt war. Aufgeregtes Gemurmel drängte sich wie ein Qualm zur Decke hinauf, wo es in einem dumpfen Echo verharrte. Zerberus hingegen lag zufrieden in einer Ecke und kaute behaglich auf einem Einhornknochen. Die schwefelgelben Augen des Höllenhundes fixierten die Runde der ominösen Gestalten misstrauisch. Jeder von ihnen war schließlich ein potentieller Nachtisch, falls Dragos es erlaubte. Dragos schmunzelte über seinen Schoßhund und lehnte sich entspannt zurück. Die wie lodernde Rubine funkelnden Augen wanderten durch den Kriegsrat- nein...SEINEN Kriegsrat. Wie immer saß Fansan neben ihn- entspannt gegen die hohe Steinlehne seines Stuhles gesunken. Sein kahlgeschorener Schädel wirkte im Schein des Leuchters wie ein Totenschädel, der mit fettigem Leder überzogen worden waren. Dunkle Runen waren in die verwitterte Haut tätowiert und schimmerten in unheilvollem Schwarz, während seine langen, dürren Finger an einem Ring aus Obsidian spielten. Ein amüsiertes Grinsen lag auf dem von der Zeit gezeichneten Gesicht, denn Helozius, Herrscher der Dunkelelfen, hatte sich halb über die Tafel gebeugt und stritt wild gestikulierend mit Rhensis, dem Rudelführer der Werwölfe. Dragos hingegen wurde es langsam zu bunt und trommelte daher ungeduldig mit den Fingern auf dem polierten Tisch, doch der Streit der beiden verfeindeten Lager war zu sehr angefacht, als dass sie bemerken könnten, wie die Stimmung zu kippen drohte. Schnell packte Dragos sich den mit Juwelen verzierten Kelch und nahm einen großzügigen Schluck Wein. Ein paar Tropfen liefen aus den Mundwinkeln seiner schmalen, blassen Lippen hinab, welche er sich schnell abwischte. Noch immer war weder Helozius noch Rhensis aufgefallen in welcher Gefahr sie schwebten, nein, stattdessen schien ihr Streit sogar noch intensiver geworden zu sein. Der Anführer der verfluchten Elfen lag fast komplett in einer gebratenen Schwarte und gestikulierte wild. Das Gesicht wirkte durch die Wut und das flackernde Licht des Kristallleuchters entstellt und eine seiner schwarzen Locken war ihm ins Gesicht gefallen. Die sonst schwarzen Augen glühten nun, als hätte man hinter den Pupillen ein Feuer entfacht. Eine finstre, erbarmungslose Macht um flackerte den Dunkelelf. Nur noch wenige Augenblicke und Helozius würde sich der finsteren Magie seines Volkes bedienen. Rhensis ließ das jedoch kalt. Gelassen strich er sich eine haselnussbraunen Haarsträhne aus seinem kantigem Gesicht und ließ ein amüsiertes Knurren hören. Mindra, die Stellvertreterin Heloziuses, trommelte genervt mit ihren langen, rot lackierten Fingernägeln auf dem Holz und leckte sich über ihre vollen Lippen. Ihr rabenschwarzes, langes Haar bedeckte ihr rechtes, schwefelgelbes Auge und verlieh ihr ein verführerisches Aussehen. Die Elfe war offensichtlich genervt von dem Verhalten Helozius, doch obwohl die Gesellschaft der verstoßenen Elfen von Frauen dominiert wurde, so besaß sie doch einen König und einen Prinzen. Die einzigen Männer, die den Frauen Befehle erteilen durften und eben jener König saß nun neben ihr und verhielt sich wie ein eingeschnapptes Kind. Obwohl, selbst die Kinder des Volkes der Dunkelelfen würden so ein Verhalten nicht wagen- nicht bei den drohenden Peitschenschlägen. Dragos wusste nicht worüber der Werwolf und der Dunkelelf stritten, doch es interessierte ihn auch nicht. Nun wurde es ihm endgültig zu viel und eine heiße Welle des Zorns überflutete ihn. Mit aller Wucht donnerte er den Weinkelch auf den Tisch, sodass das restliche Geschirr auf dem Tisch erzitterte. Sofort wurde es mucksmäuschenstill und eine nervöse Ruhe erfüllte den Raum. Alle Blicke wanderten zu Dragos, der seinen Kopf auf eine Hand stützte und sie alle fixierte- alle, bis auf die zwei Streithähne. Diese diskutierten lautstark weiter, während sich die restlichen Mitglieder des Rates der Finsternis sich unbehaglich ansahen, denn die Wut Dragos wollte niemand auf sich ziehen. Der muskulöse Körper von Dragos bebte und seine feuerroten Augen loderten unheilvoll. Die Nasenlöcher waren geweitet und zogen stoßweise Luft ein. Seine schmalen Lippen kräuselten sich unheilvoll und eine Ader auf seiner Stirn schien bald zu explodieren. Die Wut kochte in ihm wie ein Sud glühend heißer Lava. Als die beiden Unglücklich die Wut, die schon beinahe Funken zu sprühen schien, immer noch nicht bemerkten, wurde es ihm zu viel. „Das reicht jetzt!“, donnerte seine tiefe Stimme durch den Thronsaal. Augenblicklich zuckten auch Helozius und Rhensis zusammen und bemerkten erst jetzt in was für einer Situation sie sich befanden. Aber es war bereits zu spät. Dragos stürmte auf Helozius zu und packte ihm am Kragen. Mit enormer Wucht hob er die schlanke Gestalt des Dunkelelfs in die Höhe und drückte ihm die Kehle zu. Die roten Augen des Herrn der Finsternis funkelten wütend, während Helozius ihn entsetzt ansah. Mindra neben ihn stolperte hastig zurück und brachte Abstand zwischen ihren König und sich. Helozius wand sich unter der körperlichen Qual der ausbleibenden Luft. Dunkelelfen lebten zwar an unwirklichen Orten wie Vulkane, wo die Luft von Schwefel verpestet und für die meisten Lebewesen giftig war, aber auch die verstoßenen Feenwesen brauchten Luft zum Atmen. Jappsend rang der Gesandte des grausamsten Volkes nach Atem und seine Lederstiefel zappelten hilflos in der Luft. Während Dragos Helozius stille Qual beobachtete, konnte er sich ein belustigtes Grinsen nicht verkneifen. Er genoss es wie der törichte Elf unter den Schmerzen litt und seine Augen bereits aus den Höhlen quollen. Neben der Tatsache, dass es ihn köstlich amüsierte, war es für den Erben des Schicksals auch eine gute Möglichkeit seine grausame Macht zu präsentieren. Das Volk der verdorbenen Elfen galt als das grausamste Volk von ganz Mythna und doch war dessen erhabener König schutzlos seiner Gnade ausgeliefert. Diese Tatsache ließ einen erregenden Schauer durch seinen sonst so kalt anfühlenden Körper jagen und er spürte den aufgeregten Puls von Shinsara an seiner Hüfte. Anscheinend wollte Neyera diesem frevelhaften Elf ein jähes Ende bereiten. Als Helozius Augen jedoch bereits aus den Höhlen zu springen schienen, ließ Dragos von ihm ab und ging entschlossenen, festen Schritten zu seinem Platz zurück, während der vorher so arrogante Dunkelelf kraftlos zu Boden sank. Hastig eilte Mindra zu ihrem König und hievte ihn hoch, sodass zumindest etwas seiner Schmach gemindert wurde. Dragos jedoch war all dies gleich. Die Luft erschien nun zum zerreißen gespannt. Jeder der Anwesenden beobachteten ihn genau- er konnte die teilweise beunruhigten, teilweise interessierten Blicke auf sich spüren. Fansan nickte seinen Herren kurz anerkennend zu und widmete sich dann wieder seinem Obsidianring- seinen Augen jedoch verharrten warnend auf Rhensis, der vergnügt grinste. „Rhensis...“, sprach Dragos mit unheilvoller Stimme, den Rücken dem Werwolf zugewandt. Dessen fellüberzogene Ohren zuckten fragend in seine Richtung. „Glaubt nicht, dass ich Euch nicht im Augen behalten werde. Ihr könnt bloß froh sein, dass Helozius näher bei mir saßt, als Ihr, räudiger Köter.“ Die Stimme war eiskalt und schien die Haut zu zerschnitten, während Dragos Hand sich um den Knauf von Shinsara legte. Kurz schloss er seine Augen um sich wieder einigermaßen zu fassen. „Ich dulde keine Diskussionen oder Widerworte in meinem Thronsaal.“ Seine Blicke glitt über die Tafel wie eine Schlange und blieb bei Helozius und Rhensis hängen. „Noch schätze ich Ungehorsam oder gar mangelnden Respekt.“ Auf den ersten Blick schienen diese drohende Worte an Rhensis und Helozius gerichtet, doch die Diener der Finsternis wussten es besser. Langsam, ähnlich einer trägen Welle, wandten sich alle Mitglieder den wahren Adressanten ihren Blick zu, während ihre Roben und Gewänder raschelten. Zunas und Renaro- die Götter des Todes und der Finsternis- jedoch erwiderten seinen anprangernden Blick mit arroganter Gelassenheit, was die Wut in ihm wieder zum kochen brachte. Die roten Augen verschmälerten sich und sahen die beiden verräterischen Götter herausfordernd an. Wenn sie ihm etwas zu sagen hatten, dann sollten sie es jetzt tun. Er wartete sogar förmlich darauf, doch seine Erwartungen wurden enttäuscht. Zunas blickte ihn gelangweilt an und schien ein Gähnen gerade noch unterdrücken zu können, während Renaro die Augen schloss um ein wenig zu Dösen. Dragos biss sich aufgrund dieser Geste die Zähne zusammen und unterdrückte ein Knurren erst in aller letzter Sekunde. Die beiden Götter- und vor allem ihr Wohlwollen- war für sein Unterfangen von größter Bedeutung und dessen waren sich Renaro und Zunas nur zu gut bewusst. Auch wenn er sich diese traurige Realität nicht eingestehen wollte, so wusste Dragos es nur zu gut. Er brauchte sie! Dragos war schließlich nur ein Halbgott und auch wenn er direkt von Neyara abstammte, so hatte er gegen die vollwertigen Gott einen schweren Stand. Insgeheim verfluchte Dragos die verdammte Hierarchie, beruhigte sich aber durch den Gedanken wieder, dass er bald diesen Missstand beseitigen würde. Langsam glitt er auf die beiden links von ihm sitzenden Götter zu, wobei er meist perfekt mit der alles verschlingenden Dunkelheit verschmolz. Dragos wusste nicht, warum der Gott der Finsternis und der Gott des Todes sich auf seine Seite geschlagen hatten, denn er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sein Plan die Vernichtung der Götter beinhaltete und dennoch waren sie hier. Vielleicht hofften sie verschont zu werden...nein, wohl eher nicht. Vielleicht weil sein Plan der Finsternis diene? Dies erschien ihm schon wahrscheinlicher, aber die wohl am einleuchtendste Erklärung war wohl schlichte Langeweile. Letzten endlich konnte es ihm auch egal sein. Als einziges Relevante galt es die Gefährlichkeit der Beiden in Auge zu behalten und ihr Wissen vorsichtig zu nutzen. Zu unsicher war ihre Treue und ihre Rolle zu weitreichend in seinem Plan. Dragos war das Risiko seines Spieles durchaus bewusst, denn sie konnten ihm auch falsche Informationen geben und so den Göttern einen Vorteil zu verschaffen. Innerlich seufzte der Sohn der Schicksalsgöttin und schimpfte sich selbst für seinen Hang zur Perfektion, denn ein Plan in dem ein Verrat zweier Götter integriert war, hatte doch viel mehr Potential für eine Legende, als ein anderer. Also war er bereit für seine Revolution zu pokern. Schließlich erreichte er den Tod und die Dunkelheit und lehnte sich zwischen den beiden Stühlen zu ihnen herüber und betrachtete sie mit einem abschätzenden Blick. „Oder seid ihr Zwei nicht damit einverstanden, dass ich den Vorsitz führe, ehrwürdiger Zunas und Renaro?!“, säuselte Dragos ihnen lieblich ins Ohr, doch tief versteckter Spott färbte seine Stimme schwarz. Zunas hob abschätzend eine Augenbraue, sagte jedoch nichts- sein wahrscheinlich regungsloses Gesicht in den Schatten verborgen. Renaro blickte nur stumm drein. Dragos Augen glühten vor Zorn auf, doch dieses Mal behielt er sein hitziges Temperament im Zaum. Vorerst... „Seht ihr? Niemand widerspricht mir, also hütet eure Zungen! Wir sind hier ein Kriegsrat und kein Kindergarten voller eifersüchtiger Kinder, die um eine Rassel streiten!“ Würde es noch einmal einer wagen, sich respektlos zu verhalten, dann würde er nicht mehr so gnädig wie mit Helozius sein. Der junge Halbgott war klug genug, dass Thema nun ruhen zu lassen, denn die Zeit drängte und ein Entschluss musste her. Noch mehr Brutalität würde nur für noch mehr Zündstoff sorgen und das zu mehr Brutalität führen und würde das passieren würde diese Zusammenkunft genauso enden wie die Letzte. Mit einer Schlägerei. Zwei Minuten später saß Dragos wieder auf seinem Platz und stützte seinen Kopf auf die gefalteten Hände und blickte seinen Rat abwartend an. Niemand wagte es auch nur ein Wort zu sagen, was ihm ein triumphierendes Lächeln auf seine dünnen, blutleeren Lippen zauberte. „Nun, warum ich euch zusammengerufen habe hat einen Grund, sonst würde ich mich nie mit euch allen gleichzeitig abgeben.“ Niemand widersprach ihn, obwohl er ihnen Zeit dafür ließ. „Ich habe bereits den nächsten Zug in unserem Kampf vollzogen.“ Er wartete einige Momente, um die Spannung zu steigern, denn von der Reaktion auf seine Enthüllung hing ab, ob er seine Vormachtstellung verfestigen konnte oder nicht. Als er sich der erwartungsvollen Blicke auf sich versicherte, fuhr er so sachlich, wie seine eigene Aufregung es zuließ, fort: „Ich verkünde euch hiermit, dass es Axel, dem Kommandant meiner Schwarzen Gerade, vor einigen Stunden gelungen ist in die Elunris Ebene einzudringen und er hat eine Versammlung der Götter aufgelöst.“ Aufgeregtes Gemurmel brandete erneut wie die Woge einer Welle auf und überspülte den Saal. Dieses Mal ließ Dragos sie jedoch gewähren, denn es war ihm recht. Ihre Überraschung würde seine Hilfe sein. Iria, die Königin der Lamien- vampirähnliche Gestalten, die bevorzugt das jeweils andere Geschlecht verführten um sich ihrer Lebenskraft zu bedienen- erhob sich ein wenig von ihrem Platz um anzudeuten, dass sie etwas zu sagen hatte. Dragos wandte seine Aufmerksamkeit der hübschen Frau mit der perfekten Haut und den strahlend blonden Haaren zu, während ihre meeresblauen Augen Verwunderung zeigten und zeitgleich versuchten ihn zu verschlingen. Genau das mochte Dragos an ihr. Sie war böse auf eine hinterhältige, listige Art und Weise. Sie war nicht brutal wie die Trolle oder einfältig wie die Zyklopen, sondern Iria manipulierte ihre Gegner. Genauso wie es Dragos tat. Mit einer schnellen Handbewegung erlaubte er ihr zu sprechen, bevor sie ihn vollkommen ablenkte. „Entschuldigen Sie, dass ich die Wahrheit Ihrer Worte in Frage stellen, aber...Elunris gilt als uneinnehmbar. Wie soll das möglich sein?“ Iria besaß eine bezaubernde Stimme, die jeden Mann betörte und seiner Sinne beraubte. Ihre sanfte Melodie drangen in Dragos Ohr und wollten auch ihn verzaubern, doch mit einer unwirschen Handbewegung schob er ihren süßen Klang beiseite und lächelte nur- ob amüsiert oder böse ließ sich dabei schwer sagen. Er würde der äußerst attraktiven Lamienkönigin widerstehen- zumindest heute. In Zukunft...wer weiß. Aber erst einmal war er froh, dass Iria diese Frage stellte, denn es würde ihn die Bewunderung der Anwesenden sichern. „Ich werde es Euch vergeben, Iria- für dieses Mal- denn die Frage ist durchaus berechtigt. Nun mit den Zugang meiner Mutter.“ Er hob die Hand, bevor Iria ihn unterbrach und fuhr fort: „Ich weiß, dies würde nicht reichen, da der Zugang jeden nicht Gott blockiert, aber wie Ihr sicher bereits erkannt habt, sind heute noch zwei weitere Gäste anwesend. Zunas- Gott des Todes- und Renaro- Gott der Dunkelheit. Sie haben mir die Informationen gegeben, die ich brauchte, um Axel einzuschleusen.“ Andächtig nickte er den beiden Götter zu, die kurz den Kopf neigten um zuzustimmen. „Aber...was soll uns das bringen? Ein einzelner Mann, mag er auch noch so stark sein, wird es nicht schaffen die Götter zu besiegen und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie Ihren besten Kämpfer einfach so opfern, Dragos.“, warf Helozius ein und seine schwarze Augen fixieren Dragos verwirrt. Dragos schmunzelte amüsiert über diesen Einwurf, denn er hatte ihn bereits erwartet und wusste, was er darauf antworten würde. „Nein...ich habe nicht vor Axel als Bauernopfer zu verwenden. Dieser Shurana ist dafür viel zu kostbar für uns.“ Sanft fuhr er sich mit seinem Zeigefinger über seine Lippen und lächelte verträumt, als er an die Zukunft dachte. „Dieser Angriff dient dazu die Götter wach zu rütteln.“ „Welchen Sinn sollte das haben, Dragos? Schließlich wollen wir die Götter- nichts gegen euch, Dunkelheit und Tod- vernichten. Warum sollten wir sie dann mit einem unnützen Angriff warnen? Das ist Verschwendung eines Überraschungsmoments! Noch ahnen sie nichts von unseren Intrigen, wenn wir aber nun angreifen, fliegt alles auf.“ Rhensis haute wütend auf den Tisch. Sein braunes Nackenfell sträubte sich vor Wut auf und bedrohlich fletschte der verfluchte Wolf seine Zähne, während er Dragos anknurrte. „Kronk stimmt zu! Kronk hat genug von warten. Er wollen endlich kämpfen. Wie können Dragos Jungen hinschicken und Kronk dabei vergessen?“ Der bullige Zyklop ließ wütend seine große Keule auf die Tafel donnern. Der Tisch zitterte und knarrte verdächtig, hielt der Wucht des Schlages aber stand. Dragos warf dem Zyklopen nur einen genervten Blick zu und rollte mit den Augen. Der war echt anstrengend. Kronk war als Anführer der Zyklopen besonders große und stark, aber leider auch noch einfältiger als seine Artgenossen. Dragos erwartete erst gar nicht, dass Kronk seinen strategischen Schachzug verstehen würde. Dennoch musste er den Kampfkoloss zu den Treffen einladen, denn er brauchte die Kampfkraft der Zyklopen. „Ihr denkt nicht weit genug, Rhensis und Kronk. Es wird uns weit nach vorne bringen, wenn wir diesen Schritt wagen.“ Verständnislos sahen ihn die meisten seiner Ratsmitglieder an- außer den beiden Göttern, die schließlich diesen Schritt mit ihm geplant hatten. „Dieser Angriff wird zwar den Götterrat zeigen, dass etwas nicht stimmte...aber irgendwann würden sie sich den vier Elementgöttern auch nicht mehr entziehen können. Heißt: Irgendwann würden sie sowieso herausfinden, dass wir etwas planen, so bestimmen wir den Zeitpunkt und behalten die Kontrolle. Und es bietet uns noch einen positiven Nebeneffekt, nämlich Verwirrung.“ Ein kurzes Raunen ging durch den Saal du hallte von der Decke wieder, aber es verstummte sofort wieder und alle wandten sich gebannt Dragos zu, der die Aufmerksamkeit genoss. Den darauffolgenden unangenehmen Teil von seinem gescheiterten Plan gegen Melanie blendete er aus. „Wie Iria bereits richtig feststellte gilt Elunris als uneinnehmbar... und unter normalen Umständen ist sie das auch. Was hat also der Angriff eines Shuranas für Folgen?“, grinste Dragos böse. „Sie werden schlussfolgern, dass einer der Götter ein Verräter sein muss.“, sprach Zunas mit einer düsteren Klang in seiner Stimme. „Ja, aber...“, begann Rhensis, aber Dragos unterbrach ihn jäh. „Es wird Zwietracht unter den Göttern sähen. Die Götter waren sich vorher schon immer uneinig und arbeiteten eher gegen als miteinander. Nun wo die Anwesenheit eines Verräters bekannt wird, wird nichts mehr diese Narren vereinen und gegen uns vorgehen.“ „Der Plan ist aber ein großes Risiko.“, grollte die hallende Stimme von Vishop, dem Drachengeist der sich von der Energie der Blitze ernährte und somit Stürme über Mythna heraufbeschwor, wo er auftauchte. Seine Konturen verschwammen immer wieder nur um sich dann wieder zu verfestigen. Sein Schwanz fuhr durch die Luft und ließ immer wieder kleine Tornados um dessen Spitzen entstehen. „Das haben wir auch gesagt, als Dragos uns abfing.“ Renaro hob den Kopf und seine rot glühenden Augen fixierten Dragos auf eine unangenehme Art und Weise. „Aber er meinte das Risiko wäre nötig um die Revolution voran zu treiben.“, fuhr Zunas fort. „Wieso habt ihr euch dann darauf eingelassen?“ Cherenus, Gesandte der Mantikore, ließ seinen Drachenschwanz unruhig peitschen. Sein rotes Fell schien in dem nervösen Licht zu glühen und seine Zunge glitt aufgebracht über seine Löwenschnauze. Der Mantikor war sichtlich nervös jemand Neues in dem Rat zu akzeptieren. Sein Volk stand kurz vor der Ausrottung, weil die Götter es veranlasst hatten. Für ihn war Dragos Plan der letzte Ausweg. „Aus purer Langeweile.“, antworte Renaro trocken und nahm einen Schluck Wein. Seine Augen wanderten zu dem Mantikor und beäugten ihn skeptisch. „Sprechen wir die Tatsachen doch mal aus: Wir haben als Gott des Todes und der Dunkelheit hat man auf Mythna nicht wirklich viel zu tun. Renaro und ich haben uns gelangweilt. Nur während Shinanji war es ein wenig aufregender.“ „Aber Dragos will doch auch euren Tod, oder versteh ich da was falsch?“, hakte Rhensis nach und zog eine Augenbraue hoch. Der Fürst der Finsternis war doch nicht wirklich bereit diese beiden Risikofaktoren zu verschonen, oder? Alles würde nur funktionieren, wenn ausnahmslos alle Götter beseitigt wurden. Sonst würden die beiden noch versuchen die Macht an sich reißen und die Welt ins Chaos stürzen. Obwohl...zu gegeben das wäre doch schon verlockend. Rhensis schmunzelte amüsiert und bleckte dabei seine spitzen Eckzähne. Dragos jedoch schnaubte verächtlich bei seiner Frage und warf dem Werwolf einen finsteren Blick zu. „Sicherlich nicht.“, knurrte der Halbgott wütend und erdolchte Rhensis schier mit seinem Blick. „Es ist uns egal. So wie unser Leben bisher war, war es eh purer Frust, also ist es uns auch irrelevant, wenn er am Ende Hopps gehen.“, sprach Zunas nüchtern ihre Beweggründe aus und biss ein Stück Fleisch von einer Hühnerkeule ab. „Ihr seid schon wunderlich...“ Iria zog ihre schlanke Augenbraue hoch und betrachtete die Götter halb amüsiert und halb verächtlich. Für einen Lamien gab es nichts Wichtigeres als das Leben. Deshalb ernährten sie sich vom Kiranos anderer Lebewesen um ihr eigenes immer wieder zu verlängern. „Sind das nicht alle Götter?“, konterte der Gott der Finsternis und der Hauch eines Schmunzelns war auf seinen Lippen zu sehen. „Allerdings.“, fuhr Dragos dazwischen, doch sein Ton war nicht amüsiert, sondern verächtlich. „Um mal auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen. Warum sollten wir so einen riskanten Plan zustimmen?“ Helozius ahnte, dass diese Frage den erneuten Zorn Dragos auf sich ziehen könnte, doch hatte er nicht den Wunsch noch längere Zeit in diesem kargen Raum- in der Höhle des Löwen- zu verharren. Mindra warf ihrem König einen genervten Blick zu und flehte, dass er für seine Torheit nicht bezahlen würde. Mitleid war dafür jedoch nicht der Grund, sondern Selbstschutz. Wenn Dragos richtig wütend wurde, dann war jeder im unmittelbaren Umfeld in Gefahr. Dragos blieb allerdings erstaunlich ruhig. Fast schien er auf so etwas gar gewartet zu haben. „Ganz einfach, weil ihr keine Wahl habt.“ „Was meinen Sie damit, Dragos?“ „Wie ich vorhin schon sagte...“, stöhnte Dragos genervt, fuhr dann aber mit einem bösen Grinsen fort: „...hat Axel bereits Elunris angegriffen.“ „Raffiniert...“, höhnte ein weiteres Mitglied des Rates: Ranara, die Medusa, welche die Basiliken befehligte und noch so manch andre grausame Kreaturen. „Uns einfach zu übergehen, sodass wir nur zustimmen können.“ „Sagt diejenige, die ohne Einwilligung des Rates, in den Geist von Melanie eingedrungen ist um sie zu manipulieren und sie so in Canzors Pranken getrieben hat, da sie sich erst durch Eure Traummanipulation zu verstehen begannen.“ Ranara zischte verärgert und die Schlangen, die sich um ihren schmalen, bleiches Gesicht wanden entblößten drohend die Giftzähne. Dragos jedoch blieb ruhig und betrachtete die Medusa nur mit einem abschätzenden Blick. Zerberus, der die plötzliche für seine Bedrohung gegen seinen Herren vernommen hatte, ob seine drei Köpfe und knurrte warnend, während er seine Ohren flach anlegte. Midna seufzte theatralisch und trank ihren Wein leer. Sofort eilte ein tüchtiger Diener herbei- getrieben von der Angst, dass er sonst geschlagen oder weggesperrt wurde- und füllte den dunklen Traubensaft nach. „Wenn der Plan funktioniert, dann ist Ihnen ein großer Coup gelungen, Dragos, zweifellos, aber was ist mit Melanie? Wie ich hörte, waren Sie da nicht so erfolgreich.“ Vishop materialisierte sich und blickte verärgert zu Dragos. Dieser seufzte und schloss die Augen. Der Erbe des Schicksals hatte gehofft, dass sein Misserfolg noch nicht durchgedrungen war. Jedoch hätte er ahnen können, dass Vishop es bereits wusste. Als Gewitterdrache war er sicher auch öfters auf der Donnerebene um dort von dem ständigen Gewitter zu leben. „...ich gebe es ungern zu, aber ja...mein ursprünglicher Plan, Melanie durch den Raizon zu töten, ist fehlgeschlagen. Dafür ist mir etwas gelungen, wovon ich nicht gerechnet hätte.“ „Nun spuck es schon aus und hör auf dein Versagen schön zu reden.“, grollte Ranara, die sichtlich verärgert war von der Schmach, die Dragos über sie gebracht hatte und wollte es ihm nun schön reden. Wieder begann die Wut bedrohlich in Dragos zu brodeln und drohte ihn zu übermannen. Diese Frau machte ihn noch wahnsinnig. Ständig musste sie ihn provozieren und genoss seine Wut. Aufgeregt zischten ihr Schlangenschopf und ihre giftgelben Augen funkelten vergnügt. Der Fürst jedoch donnerte so voller Wut seinen Kelch auf den Tisch, dass der Wein überschwappte. Durchdringend sah er seine Konkurrentin an, doch diese lächelte betont freundlich. „Mir ist es gelungen Canzor, den Elementdrachen, zu töten.“ Freude schwang in der Stimme des Fürsten mit aufgrund des kaltblütigen Mordes, den der Raizon in seinem Namen begangen hatte. Eine solche Gräueltat erfüllte sein sonst so kaltes Gemüt mit purer Freunde und Wonne. Der Preis des Wahnsinns. „Das ist wirklich nicht zu verachten.“, musste Ranara einlenken, was sie sichtlich verärgerte. Genervt ließ sie sich in den Stuhl fallen und verschränke trotzig die Arme vor der Brust. Rhensis, der neben ihr saß, amüsierte sich köstlich über ihren Ärger, was ihm einen pikierten Blick einbrachte. „Aber das Problem mit Melanie bleibt.“, murmelte Cherenus nachdenklich und seine Flügel schlugen aufgebracht in die Luft. Mindra, dessen Frisur von dem so entstehenden Wind zerzaust wurde, stöhnte genervt und warf einen missmutigen Blick durch den Raum. „Wir sollten sie einfach umbringen. Wenn Canzor wirklich tot ist, kann es so schwer nicht sein.“, murrte die Begleiterin des Dunkelelfenkönigs genervt, was Helozius dazu brachte ihr einen mahnenden Blick zuzuwerfen. „Wenn es so einfach wäre, hätten wir es schon getan.“, schaltete sich nun Zunas in die mittlerweile hitzige Diskussion ein. „Tod?“, fragte Helozius überrascht. Und es sei nur mal nebenbei erwähnt, dass so eine Anrede nicht als unhöflich galt. „Der Rat der Götter bewacht sie, so zerstritten er auch ist. Wenn Melanie durch einen plötzlichen Angriff getötet würde, würde sie das misstrauisch stimmen und auch Dragos jetzige Finte wäre vergebens.“ „Wie wäre es...“, sagte Dragos nach einigen Minuten des Überlegens. „...wenn wir einen Spion als Melanies neuen Gefährten einschleusen?“ „Das klingt gut, nur wird sie so schnell einem vertrauen?“ „Ich wüsste da schon Jemanden...“ Dragos Grinsen war so voller Boshaftigkeit, das keiner, selbst Ranara nicht, daran zweifelte, dass ihr Anführer einen vielversprechenden Kandidaten für diese Aufgabe hatte. Stumm nickten der Rat der Finsternis seinem Vorschlag zu und verschwand dann in der Dunkelheit. Erschöpft ließ sich Dragos in seinen Stuhl zurückfallen und rieb sich die Schläfen. Jede dieser Sitzungen lief ähnlich ab. Noch immer war er nicht vollständig als Anführer akzeptiert, sodass er jedes Mal um seine Vormachtstellung kämpfen musste. Danach war er immer furchtbar erschöpft und würde am liebsten drei Tage durchschlafen, doch ihm blieb dafür keine Zeit, denn bereits der nächste Schritt musste vollführt werden. „Das war mal wieder was...aber wir werden es schon schaffen, oder, Piräus?“ Bei den Worten begann sich plötzlich etwas an der Turmspitze, in der sich der Thronsaal befand, zu regen. Ein pechschwarzer Umriss, noch finster als die tiefschwarze Nacht, erhob den schemenhaften Kopf und rotglühende Augen schienen alles zu durchdringen. Ein Drache, so groß die gesamte Turmspitze, erwachte aus seinem tiefen Schlaf. Gigantische Schwingen wurden von dem schrecklichen Drachen entfaltet seine gigantischen Schwingen und spie ein lodernde Flammeninferno gegen einen unsichtbaren Feind, als er sich von dem Dach schwang, wobei er zustimmend brüllte. Aus Piräus dem Zwergdrachen, war Piräus, der Nachtschrecken geworden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)