Grab der Engel von Erdbeermarmelade771 (Reita x Uruha) ================================================================================ Kapitel 1: Kalte Finger ----------------------- „Scheiße ist das kalt“ leise grummelnd zog ich zitternd den Kopf zwischen meine Schulterblätter und vergrub die Hände noch tiefer in den Taschen der schwarzen Jacke, um sie wenigstens etwas vor dem schneidend kalten Wind zu schützen. Herbst. Wie ich dieses Wetter doch hasste. Mal warm, mal kalt, doch meistens matschig und nass, der ewige Wind zerstört die Frisur, der Regen durchnässt die Kleidung und wegen der lausigen Kälte muss sich die gesammte Menschheit in unförmige, dickmachende und steifsitzende dicke Jacken hüllen. Immer noch vor mich hin murrend ging ich schnellen Schrittes die nasse Straße entlang, darauf bedacht den größten Pfützen, breitesten Schlammgruben und Blätterhaufen auszuweichen. Was sich nicht gerade als leicht erwies, da es natürlich schon dunkel war. Zu meinem Entsetzen setzte auch noch ein stetiger Nieselregen ein, welcher mich langsam aber sicher bis auf die Haut durchnässte, schließlich hatte ich natürlich weder eine dicke, noch eine wasserfeste Jacke an. Also legte ich noch einen Schritt zu. Hier und da erleuchtete eine der Laternen den matschigen Kiesweg, doch um den gelben Lichtschein herum war alles in eine tiefe Dunkelheit getaucht. Die Bäume neben mir warfen verzerrte, gruselige, schwarze Schatten auf den Boden und das Rascheln und Rauschen war mehr als beunruhigend. Doch der schnellste Weg zu mir nach Hause führte durch den großen Park. Im Sommer gab es zwar nichts Schöneres, als sich in das saftige Gras zu legen und sich die Sonne auf die Haut scheinen zu lassen, oder an einem der warmen Abende mit Freunden unten am Bach zu grillen. Doch im Herbst war der Park für jemanden wir mich ein wirkliches Trauerspiel. Fröstelnd zog ich den Kragen meiner Jacke noch etwas höher, der Regen hatte Gott sei dank nachgelassen, aber der Wind wurde immer eisiger. Stetig schlug er mir schneidend ins Gesicht, rüttelte an meinen Klamotten und ließ mich frieren. Der Stadtpark konnte im Dunkeln doch recht unheimlich wirken. Wenn das Rascheln und Knacksen aus den dunklen Ecken der Nacht an mein Ohr drang und die verzerrten Schatten der Äste vor mir über den Weg züngelten. Aber ich war selbst schuld, da ich mich ja nicht von Ruki oder einem der andern nach Hause fahren lassen wollte. Soviel hatte ich nun auch nicht getrunken und an sich war die Party eh nicht so pralle gewesen. Klar, die Stimmung war echt gut, die Leute geil und genug zu trinken gab es auch, aber ich hatte einfach nicht die passende Laune, um zu feiern. Zwar hatten mir bestimmt vier meiner Freunde angeboten, mich nach Hause zu bringen, doch irgendwie wollte ich lieber alleine sein. Tja, Arschkarte, denn natürlich bin ich nicht mit dem Auto auf die Party gefahren, schließlich hatte ich eigentlich vor mich mal wieder so richtig zu besaufen. Aber daraus wurde irgendwie nichts. Die Wolken hatten sich ein wenig aufgetan und das bleiche, kalte und helle Licht des Mondes tauchte meine Umgebung in ein magisches licht. Einen Moment blieb ich stehen, um das Schauspiel, was sich mir bot, zu betrachten. Plötzlich fiel mir etwas ins Auge, etwas, dass nicht ganz in diese kalte, verregnete Nacht passen wollte. Auf der Wiese, die sich rechts von mir erstreckte, stand jemand. Ich konnte nicht genau erkennen, wer es war, da das Licht des Mondes noch nicht so weit reichte und die Finsternis die Gestalt noch in tiefe Schatten hüllte. Sie stand unbeweglich da und starrte in den Himmel, der Wind zerrte an ihrer Kleidung und tobte um die Gestalt herum, doch es schien, als würde sie es gar nicht bemerken. //So ein Idiot// dachte ich nur kopfschüttelnd, konnte meinen Blick aber dennoch nicht von der Gestalt wenden. //Wenn der da noch länger Wurzeln schlägt, wacht der morgen früh mit ner Lungenentzündung und 40 Grad Fieber auf. Aber es geht mich ja nichts an. Bestimmt ein besoffener Penner oder ein lebensmüder, kranker Psycho.// Trotzdem beobachte ich die Gestalt immer noch und war auf eine Art und Weise von ihr fasziniert, die ich nicht beschreiben konnte. Lautlos sackte sie plötzlich in sich zusammen, fiel regungslos auf das nasse Gras. Einen Moment blieb ich wie versteinert stehen, doch als sie sich am Boden nicht mehr bewegte, fingen meine Beine an, sich fast wie von selbst auf sie zu zu bewegen. //Bin ich bescheuert?! Was mach ich denn... was geht mich das Schicksal irgendeines armen Schluckers an? Sonst hat es mich doch auch nicht interessiert, was mit anderen Leuten ist// doch ich konnte nicht anders, lief immer schneller und kam schließlich schnell atmend neben der Gestalt an. In dem Moment brach das fahle Licht des Mondes auch in dieser Ecke der Wiese hervor und beschien den reglosen Körper vor mir. Ungläubig weiteten sich meine Augen, als ich sah, dass die Gestalt nur mir einem dünnen, kurzärmligen T-shirt bekleidet war. Niemand, wirklich niemand der noch ganz bei Trost war, ging bei diesem Wetter SO aus dem Haus. Der Schein des Mondes lies seine Haut ungewöhnlich weiß leuchten und unterstrich damit die Schönheit, Zärte und Reinheit dieser Person. //Wie ein Engel// kurz nach dem ich das dachte, hätte ich mich dafür schlagen können! Engel?! Ich hab wohl doch etwas zu weit ins Glas geschaut als angenommen. Engel gab es nicht. Doch auch dieser Gedanke hielt mich nicht davon ab, mich neben ihn in das nasse Gras sinken zu lassen und ihm ein paar vom Wind zerzauste Strähnen seines seidigen Haares aus dem Gesicht zu streichen. Es war ein Junge, durch und durch, und doch hatte er so volle Lippen, lange Wimpern und weibliche, zarte Gesichtszüge, dass man ihn als Mädchen hätte ansehen können. Als ich mit meinen Fingern seine ebene Haut streifte, zog ich meine Hand erschrocken zurück. Er war eiskalt, das konnte ich sogar mit meinen ebenfalls vor Kälte tauben Fingern spüren. //Er wird erfrieren// ohne zu zögern legte ich meine eine Hand um seine Schultern, die andere unter seine Knie und hob ihn hoch. Er schien ein wenig größer als ich selbst zu sein, doch durch seine schlanke Figur war er nicht zu schwer für mich. Ich wusste nicht genau, wie ich mir das vorgestellt hatte oder ob ich mir überhaput etwas vorgestellt hatte, doch ich wollte ihn nicht seinem eigenen Schicksal überlassen. Es war eigenartig, dass ich auf einmal das Bedürfnis hatte, mich um jemanden zu kümmern oder jemand anderem als mir zu helfen. Mein Atem ging schwer und schnell, als ich endlich vor meiner Haustür stand und mehr schlecht als recht versuchte, den Schlüssel ins dazu passende Schloss zu stecken und herumzudrehen, ohne den schönen Jungen fallen zu lassen. Das war schwerer als es sich jetzt anhörte, doch schließlich schaffte ich es, schlug die Tür mit dem Fuß hinter mir zu und legte den Jungen erstmal auf mein Sofa. Ich schmiss meine Schuhe und die Jacke in eine Ecke im Flur, machte das Licht in den umliegenden Räumen an, stellte die Heizung höher und holte schließlich einen Haufen Kissen und Decken, um den Fremden damit einzudecken. Einen Moment blieb ich einfach stehen und starrte ihn an. Er wirkte immer noch unnatürlich blass, seine Augen waren immer noch geschlossen und er war immer noch unglaublich schön. Die Haare waren brünett, mit vielen blonden Strähnchen durchzogen, samtig weich und glänzend. Seine Haut wirkte weich und seine sündigen Lippen leicht geöffnet, er sah aus als schliefe er. Mich überfiel der unglaublich starke Drang, über seine Haut zu streichen und sie noch einmal unter den Fingerkuppen zu spüren. Langsam, fast wie in Trance, streckte ich meine Hand nach seinem Gesicht aus und strich ihm einmal sanft mit einem Finger über die Wange. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen und ein warmes Gefühl machte sich in mir breit, bis mir auffiel, dass er noch immer eiskalt war. Schnell wandte ich mich ab, um in die Küche zu gehen und ihm eine Wärmflasche zu machen. Mein Herz schlug schnell in meiner Brust und mein Atem ging zügiger aus normal, nur wegen einer kurzen Berührung seiner weichen Haut. Was würde wohl passieren, wenn ich einmal seine wohl geformten Lippen auf meinen spüren würde? Ärgerlich schüttelte ich den Kopf, nix da, das ist auch nur irgendein Typ, nichts besonders. Außer vielleicht besonders dumm. // Ach ja?// fragte eine andere Stimme feixend in meinem Kopf, //und warum hast du ihn dann mit zu dir genommen? Warum hast du ihn nicht einfach liegengelassen, wenn er nur irgendein komischer Freak ist? Warum geht er dir nicht mehr aus dem Kopf? Und warum machst du dir solche Sorgen um ihn? Wohl kaum, weil du so ein aufgeschlossener, netter und fürsorglicher Mensch bist, oder?// Seufzend versuchte ich die Stimme zu ignorieren, lehnte mich lässig gegen die Arbeitsplatte und wartete bis das Wasser endlich anfangen würde zu kochen. Es war also schon so weit mit mir gekommen, dass ich anfing, Selbstgespräche zu führen und eine zweite Stimme in meinem Kopf hörte. Klasse. Als es dann soweit war, goss ich das heiße Wasser vorsichtig in die Wärmflasche, schraubte den Deckel fest und machte mich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer, wo der schöne Junge immer noch unbewegt auf dem Sofa lag. Behutsam hob ich die Decken an und legte die Wärmequelle an die Seite des Fremden und schaute ihm noch einmal ins Gesicht. Erschrocken wich ich zurück, als ich merkte, wie er mich aus seinen wunderschönen braunen Augen ausdruckslos ansah. „Ähm,“ ich wusste nicht genau was ich sagen sollte, da mich die ganze Situation gerade etwas überforderte „ich bin Reita. Als ich auf dem Weg nach Hause war, habe ich dich im Stadtpark gefunden, du bist zusammengebrochen, erinnerst du dich?“ Der Fremde nickte, beobachte aber immer noch genau jede meiner Bewegungen. „Ich tu dir schon nichts“ mir war schon klar, wie unsinnig meine Worte waren. Wenn ich in der Wohnung eines Fremden aufgewacht wäre, würde ich auf keinen Fall so gelassen bleiben wie der Junge. „Ähm.. brauchst du etwas? Möchtest du vielleicht mit irgendwem telefonieren? Freunden? Verwandten? Magst du was trinken?“ es war mir unangenehm, so von ihm angestarrt zu werden, obwohl nichts Vorwerfendes oder Ängstliches in seinem Blick lag. Er war ganz und gar emotionslos und genau das war es, was mir solches Unbehagen bereitete. Dieses Nichts. „Nein, danke“ meinte er dann bloß, ich wusste nicht genau, auf welche meiner vielen Fragen das die Antwort war, doch sie schien ihm vollkommen zu reichen. Mir aber nicht, was er wohl auch merkte, als ich immer noch unschlüssig vor ihm stand „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne noch etwas schlafen, es wartet eh niemand auf mich.“ „Äh.. Klar, ich bin dann nebenan, wenn du was brauchst, ruf bitte einfach.“ Leicht überfordert verließ ich mein Wohnzimmer, dämpfte das Licht und zog leise die Tür hinter mir zu. Ich lehnte mich von der anderen Seite gegen das Holz und schloss für einen Moment die Augen. Es war komisch, was sich alles in nicht einmal zwei Stunden verändern konnte. Ein ganzes Leben. `Mein` ganzes Leben verbesserte ich mich in Gedanken und gähnte. Erst jetzt fiel mir auf, wie müde ich eigentlich war. Schnell löschte ich in der Küche das Licht, ging ins Bad und machte mich bettfertig. Duschen wollte ich dann doch nicht mehr, zog mich also schnell um und legte mich im mein großes Bett. Am nächsten Morgen erwachte ich von dem lauten Regen, der peitschend gegen mein Fenster schlug und in Strömen das Glas hinablief. Leise grummelnd fuhr ich mir mit der Hand über mein Gesicht, setzte mich auf und warf einen prüfenden Blick auf die Digitaluhr neben meinem Bett. In dieser Wohnung gab es nur Digitaluhren, da ich das Ticken von den Normalen hasste. Es kam mir immer so vor, als würden sie die Zeit zählen, die an einem vorbei strich und mich mit jeder weiteren Sekunde daran erinnern, dass ich älter wurde. Und auch an die, in der ich nichts tat. So etwas konnte ich nicht ab. Es gab mir immer das Gefühl, mich bei allem was ich tat, beeilen zu müssen und ich hasste nichts mehr als Stress. Sie sagte mir, dass es kurz vor acht war und wenn man bedachte, wann ich gestern ins Bett gegangen bin, es noch sehr früh war. Seufzend schlug ich die Decke zurück, stand schnell auf und verzog mich ins Bad, da die Temperatur in der Wohnung um einiges kälter war, als die unter meiner Decke. Ich befreite mich von meinen restlichen Klamotten und schlüpfte schnell in die Duschkabine, um das Wasser mit einem schnellen Griff aufzudrehen. Laut fluchend sprang ich Rückwärts wieder hinaus, als der eiskalte Wasserstrahl meine Haut berührte. Daran hätte ich ja denken können. Zögernd streckte ich eine Hand wieder zurück ins kalte Nass und wartete, bis es langsam die passende Temperatur angenommen hatte, um wieder in die Kabine zu steigen. Ein wohliges Seufzen entfuhr meinen Lippen und ich schloss genießerisch die Augen, als das nun passende Wasser meinen Körper entlang lief. Nach und nach füllte sich das Badezimmer mit weißem Dunst, während ich einfach nur so da stand und nichts tat. Dann griff ich irgendwann nach meiner Shampooflasche, wusch mir die Haare und seifte mich genüsslich mit meinem „Dusch Das“ ein. Schnell breitete sich ein angenehmer Duft in dem Raum aus. Nach einer halben Stunde kam ich dann fertig angezogen, frisch aber immernoch nicht ganz munter aus dem Badezimmer und schlurfte in die Küche, um mir einen starken Kaffee zu kochen. Als ich aber an der Tür, die zum Wohnzimmer führte vorbei kam, stutzte ich. Warum war die denn geschlossen? Meine Türen waren eigentlich immer offen, immer. Kopfschüttelnd drückte ich die Klinke herunter und stieß sie mit leichtem Schwung auf. Das Licht dahinter war gedimmt, doch der sich leicht bewegende Deckenhaufen auf meinem Sofa erregte meine Aufmerksamkeit. Hatte Ruki oder einer der anderen Jungs gestern hier noch übernachtet? Ich runzelte leicht meine Stirn, kratzte mich am Hinterkopf, ging einen weiteren Schritt auf das Sofa zu und blickte in das schönste Gesicht, dass ich je gesehen hatte. Sofort fiel mir wieder ein, was gestern noch passiert war, ich betrachtete den Fremden einen Augenblick lang stumm, doch dann streckte ich langsam meine Hand nach ihm aus und berührte sein Gesicht abermals mit den Fingern. Kalt. Er was immer noch eiskalt, obwohl er langsam hätte wärmer werden sollen, was war nur mit ihm los? Ob ich einen Arzt rufen sollte? Der Junge bewegte sich leicht und öffnete seine wunderschönen Augen einen Spalt breit. „Guten Morgen“ sagte ich leise um ihn nicht zu erschrecken und richtete mich etwas auf „Hast du gut geschlafen?“ Verschlafen blinzelte er mich an und rieb sich mit dem Handrücken den Schlaf aus den Augen, langsam nickte er. „Ja, danke“ sofort fielen mir wieder tausende von Fragen ein, die ich ihm stellen wollte, doch ich hielt mich erstmal zurück. „Kannst du aufstehen? Dann kannst du erstmal ins Bad wenn du magst.“ Wieder nickte er, schob die Deckenschichten zur Seite und versuchte sich zu erheben. Er taumelte etwas und ich schnellte sofort vor, um ihm etwas halt zu geben. Einen Augenblick lang lag er halb in meinen Armen, doch ebenso schnell wand er sich aus ihnen heraus, um mir einen kurzen Blick zu zu werfen. „Danke“ murmelte der Brünette leise und begann sich langsam zum Badezimmer zu bewegen, ich lief dicht neben ihm her, um aufzupassen, versteht sich. „Sag mal“ fragte ich, als wir schon vor der Tür angelangt waren, „wie heißt du eigentlich?“ „Nenn mich Uruha.“ „Ok, also hier sind Handtücher, Shampoo und so. Nimm was du willtst, ich hol dir schnell ein paar Sachen zum anziehen, warte kurz“ und schon war ich in meinem Schlafzimmer verschwunden, hatte den Kopf in meinen Schrank gesteckt und begann halb wahnsinnig irgendwelche Kleindungsstücke hervorzukramen. Schnell ging ich wieder zurück. Uruha stand vor dem Waschbecken, mit der einen Hand stützte er sich darauf ab, die andere hatte er auf den Spiegel gelegt und fuhr so die Konturen seines Spiegelbildes nach. Er war ganz vertieft, merkte gar nicht, dass ich wieder da war und beobachtete weiter seinen Gegenüber in dem kalten Glas. „Uruha“ fragte ich leise, vorsichtig, damit ich ihn nicht erschreckte. Und doch zuckte er leicht zusammen, drehte sich zu mir um und schaute mich an. Einfach so. Ich fühlte mich immer noch so unwohl dabei, deshalb drückte ich ihm die Sachen in die Hand und ging mit einem gemurmelten „Bin in der Küche“ aus dem Raum, um mir endlich meinen lang ersehnten, morgendlichen Kaffee zu kochen. Mein Körper tat seine gewohnte Arbeit und bereitete mein Getränk vor, doch mein Kopf war immernoch bei dem Fremden in meinem Bad, aus welchem ich jetzt das rauschende Geräusch des Wassers hören konnte. Was sollte ich jetzt machen? Erstmal Kaffee trinken, schon klar, aber dann? Seufzend setzte ich mich mit meiner Lieblingstasse an den Tisch und starrte die Wand vor mir an. Sie war Rot. Rot, schwarz und grau war meine ganze Küche. Ich hatte eine Schwäche für Design und so musste natürlich auch meine ganze kleine Wohnung darunter leiden, alles, außer meinem Schlafzimmer. Ich fand, wenn alles total designt war, verlor es schnell die Persönlichkeit, die jede Wohnung hatte. An sich finde ich das nicht schlimm, ist ja schick, doch das Schlafzimmer ist etwas sehr Persönliches. Es soll weder Schick noch prachtvoll sein, es soll keinem imponieren. Nur gemütlich soll es sein, gemütlich und Privat. Und so war es auch. Immernoch Löcher in die Luft starrend fing ich an, die Tasse in meine Händen langsam zu drehen, was ein schabendes Geräusch auf dem Holz hinterließ. Gedankenverloren starrte ich auf das dunkle Gebräu von mir, ich trank meinen Kaffee immer schwarz, schwarz und ohne Zucker. Langsam, als ob mir erst jetzt klar wurde, dass ich mir den zum Trinken gemacht hatte, führte ich ihn an meine Lippen und nahm einen großen Schluck. Er war warm, doch schon lange nicht mehr heiß. Das Verstummen des Wassers aus dem Bad lies mich aufhorchen. Nun fing ich an, einfach nur durch die Tür in den Flur zu starren. Heute Morgen war ich wirklich kreativ... Nach einer Weile kam ein unsicherer Uruha in die Küche getapst und setzte sich langsam mir gegenüber an den Tisch. „Magst´ auch nen Kaffee?“ Er nickte, ich stand auf und machte mich daran, weiteres Teufelszeug in eine Tasse zu kippen „mit Milch und Zucker?“ Fragend schaute ich ihn an, wieder ein Nicken, während er sich ein paar seiner immer noch feuchten Haare aus dem Gesicht strich. „Sag mal“ fing ich erneut an, als mich die Stille langsam anfing zu nerven „warum hattest du eigentlich nur ein T-Shirt an? Welcher normale Mensch geht bei diesem Wetter So raus?“ Ich wusste, die Frage war nicht die beste, vorallem eigentlich nicht die erste, die jemandem in den Sinn kommt, aber es interessierte mich wirklich. Es dauerte einen Moment bis er mir antwortete, in dem er gedankenversunken in seine Tasse starrte. „Ich... mir ist einfach nicht aufgefallen, dass es so kalt draußen ist.“ Ich runzelte leicht die Stirn, als ich ihn etwas entgeistert anstarrte „Aber dir muss doch schweinekalt gewesen sein“ „Nein, ich habs gar nicht bemerkt.. und dann bin ich schon umgekippt.“ Mein Mund stand leicht offen, welcher Mensch merkte bitte bei diesem Wetter nicht, dass ihm kalt war? „Und woher kommst du?“ „Von weit weg.“ Seine Antworten wurden ja immer aussagekräftiger. „Kannst du wieder zurück?“ fragte ich dann noch, schließlich gab es viele, die sich mit ihren Eltern stritten und erst mal irgendwo untertauchen wollten. „Kann ich, will ich aber nicht“ „Und wo willtst du hin?“ dem musste man ja wirklich alles aus der Nase ziehen. „Ich suche jemanden.“ „Ah und zu dem willtst du?“ „Ja.“ „Aber du weißt nicht, wo er ist?“ „Nein, weiß ich nicht.“ „Willtst du, bis du ihn gefunden hast, bei mir bleiben?“ Es war das erste Mal, seit wir zu reden angefangen hatten, dass er mich anschaute. In seinem Blick lag Überraschung und eine Spur Dankbarkeit. „Darf ich denn?“ „Sonst würde ich es dir nicht vorschlagen, du bist ja eh noch nicht richtig fitt, aber du musst mit dem Sofa vorlieb nehmen.“ „Danke“ er lächelte, doch es wirkte nicht echt. Es wirkte so, als hätte er keinen Grund zum Lächeln, nie. Oder als ob er es schon lange nicht mehr getan hätte. Ich erwiderte es trotzdem und wünschte mir noch im selben Moment, ihn einmal wirklich und aufrichtig lächeln zu sehen. Irgendwie wusste ich auch nicht genau, wie ich dazu kam ihn bei mir wohnen zu lassen. Es passte so gar nicht zu mir. „Ich ähm, hab noch eine Reisetasche. Die ist in einem der Schließfächer am Bahnhof, würde es dir etwas ausmachen sie mit mir zu holen?“ Einen Moment schaute ich ihn nur an, zu überrascht, dass er mich von sich aus angesprochen hatte. „Klar, ich hol sie, aber du bleibst hier“ „Nein bitte, ich will mit“ „Na gut, dann komm halt mit, mir egal, is ja dein Leben, bist alt genug“ Wir tranken unsere Tassen leer, zogen Schuhe und Jacken an, ich lieh ihm meinen dicksten Mantel, damit er mir nicht erfror, und gingen hinunter zu meinem Auto. Alles ohne ein Wort zu sagen. Auch auf dem Weg zum Bahnhof schwiegen wir. Ich hatte die Heizung angemacht, damit Uruha nicht fror, doch ihm schien die Kälte wirklich nichts auszumachen, denn er hatte sich weder beschwert, noch gezittert oder lag es nur an dem dicken Mantel von mir? Nach einer Weile machte ich eine CD von mir an, von den „Sex Pistols“, meiner absoluten Lieblingsband und die einzige, bei der ich freiwillig und bei klarem Verstand etwas mitsang. Jetzt summte ich nur, da ich nicht unbedingt vor Uruha singen musste. Den Takt der Musik auf dem Lenkrad mittrommelnd, warf ich immer wieder flüchtige Blicke zu meinem Nachbarn, der die ganze Zeit still aus dem Fenster schaute. Er hatte seine Stirn gegen das kalte Glas gelehnt, seine Augen auf irgendeinen Punkt in der Ferne gerichtet, ohne ihn wirklich zu sehen. In seinem Blick lag ein merkwürdiger Ausdruck, als ob ihn etwas quälen würde, bedrücken und schmerzen, ich würde gerne wissen, an was er dachte, was es war, dass ihn solchen Kummer bereitete. Schnell schaute ich wieder nach vorne, ich musste ja schließlich ein Auto lenken und überhaupt, was interessierte mich plötzlich jemand anderes abgesehen von mir selbst? Das waren ja ganz andere Seiten an mir, die kannte ich noch gar nicht, die Frage war nur, ob sie gut oder schlecht für mich waren, doch das würde ich schon noch früh genug herausfinden. Es dauerte nicht lange, bis wir die Tasche aus seinem Schließfach geholt, ins Auto transportiert und wieder zu mir gefahren waren. Kapitel 2: Wildes Herz ---------------------- Soo~ da bin ich wieder, mit einem neuen Kapitel =D Ich wünsche wie immer viel Spaß und so beim lesen xD *Kekse und Kakao hinstell* „Öhm..“ etwas ratlos stand ich in der Wohnzimmertür und schaute Uruha dabei zu, wie er Unmengen an Klamotten aus der Tasche zog und sorgsam auf dem Sofa stapelte. Es schien, als würde sie nie leer werden und ich wunderte mich schon, wie viel in sie hinein passte, obwohl, schwer genug war sie ja. Sie wirkte fast wie eine der Taschen aus `Harry Potter` in die auch viel viel mehr hineinpasste, als man von außen dachte. „Also“ fing ich noch mal an und dieses Mal schaute mich Uruha sogar an, einen weiteren Stapel T-Shirts in den Händen. „Ich meint ja nur, wenn du hier fertig bist, kannst du ja vielleicht mal im Internet nach diesem Typen da suchen.. Da findet man doch eh jeden.“ „Ja gern, wenn es dir nichts ausmacht...“ „Kein Ding“ brummte ich noch, bevor ich in mein Schafzimmer ging und meinen Laptop von dem Kissen nahm, um ihn Uruha zur Verfügung zu stellen. Dieser war nun fertig mit dem Auspacken, doch das ganze Sofa war überladen mit Klamotten und auch auf dem Boden häuften sie sich in Massen. In der Mitte saß Kalt-Finger und schaute sich etwas verpeilt um. Einen Moment lang starrte ich ihn nur an und wieder kam die Frage in mir auf, warum ich das machte, warum ich mich um einen wildfremden Typen kümmerte. Wo mir doch sonst immer alles an meinem Arsch vorbei ging. Meinen Kopf lehnte ich leicht gegen den Türrahmen und beobachtete Uruha weiter. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen, Uruha hatte sich wieder seiner nun hoffentlich leeren Tasche zugewandt und holte noch etwas hervor, vorsichtig, behutsam, als könnte es zerbrechen. Neugierig reckte ich mein Kopf etwas, um sehen zu können was es war, ein Stück Papier? Nein, ein Foto? Zärtlich betrachtete er das Bild, fuhr sacht mich dem Finger darüber, als könne er so mehr berühren als nur ein kühles Foto. In seinem Blick lag etwas Trauriges, es war, als würde ich sein Herz brechen hören und wollte gar nicht wissen zum wievielten Mal dieses in tausend kleine Teilchen zerborsten war. Oh Gott, jetzt wurde ich schon zum Poeten. Ich schlug mir die Hand gegen die Stirn, was die Aufmerksamkeit von Uruha auf mich lenkte. Als ich ihn wieder ansah, war das Foto verschwunden und er sah mich mit einem künstlichen ich-bin-glücklich-und-alles-ist-gut-Lächeln an. Wie ich hätte Kotzen können, ich hasse es, wenn Leute so gucken, am liebsten hätte ich ihm sein bescheuertes Lächeln mit dem kalten Lappen von den geilen Lippen gewischt. Das machte ich natürlich nicht, sondern hielt ihm meinen Laptop vor die Nase. „Da“ ich weiß, mein Wortschatz ist sehr ausgeprägt und elegant. „Danke“ mit einem erneuten alles-ist-super-Lächeln nahm er ihm mir ab und setzte sich zwischen die Kleiderstapel auf das Sofa, ein Wunder, dass er überhaupt noch mit drauf passte. Und was sollte ich jetzt machen? Ohne eine Idee ging ich zurück in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Langsam lies ich meinen Blick durch dem Raum gleiten, bis er an meinem Bücherregal hängen blieb. Bloß weil ich ein Macho war und mich nur für mich, Partys und Spaß interessierte, hieß das noch lange nicht, dass ich nicht las. Ok, es war nicht besonders viel und meist abends im Bett vor dem Schlafengehen, doch ich las. Bei dem Gedanken „Buch“ fiel mein Blick auf meinen Nachttisch, wo eines dieser Dinger lag. Es hatte einen schwarzen Einband, auf dem vorne eine Katze mit grünen Augen abgebildet war, die einen geradezu anstarrte, und in silbernen Buchstaben stand „Midnight blue“ drauf. Es war dick, dicker als die meisten Bücher die ich las und dieses hatte ich eigentlich auch nur angefangen, weil Kai es mir so ans Herz gelegt hatte. Solche dicken Schinken schaute ich mir eigentlich lieber aus der Ferne an, doch Kai hatte recht, dieses Buch war einfach genial. Eigentlich wollt ich vor der Party Gestern nur einen kurzen Blick hinein werfen, doch es hatte mich sofort in seinen Bann gezogen. Ich konnte mich erst wieder davon losreißen, als Ruki anrief und mich fragte, wo ich den blieb, denn vor lauter Lesen hatte ich die Zeit vergessen... Ich nahm das Buch in die Hände, pflanzte mich gemütlich aufs Bett und schlug es auf. Wieder versank ich in den Wörtern, ließ mich von den Buchstaben verschlucken und mir ihre Welt zeigen. Worum es genau in dem Buch ging, war nicht einfach zu erklären, es war schwer, die passenden Worte für etwas zu finden, dass nur sich selbst mit den Passenden beschreibt. Es war spannend, lustig, traurig, unterhaltsam... einfach fantastisch, es war kein normales Buch und wie so oft fragte ich mich, welche Person es fertig brachte, so zu schreiben. Es kam mir so realistisch vor, als wäre es mehr als nur ein einfaches Buch. Wirklich neugierig geworden, schlug ich die hinterste Seite auf, um dort nach einem Bild oder so etwas zu schauen. Meine Augen weiteten sich leicht vor Überraschung. Der Mann auf dem Bild war jung, viel jünger als ich gedacht hätte. Ich stelle mir Autoren immer alt, zerknittert, weise und unattraktiv vor. Solche, die den ganzen Tag vor einer alten Schreibmaschine saßen und grübelten, während sie Massen an schwarzem Tee tranken und Klamotten trugen, die ich noch nicht einmal zum Schlafen angezogen hätte. Doch das war er nicht, ganz und gar nicht. Ein leichtes und ehrliches Lächeln umspielte seine vollen Lippen, ein funkelndes Leuchten lag in seinen großen, rehbraunen Augen und sein Haar schien seidig, glatt und glänzend. Fast hätte ich ihn nicht wieder erkannt, aber nur fast, denn dieses glückliche Lächeln, diese fröhliche Ausstrahlung hatte er verloren. Warum wusste ich immer noch nicht und doch bestand kein Zweifel, dieser Typ da auf dem Bild war genau der, der momentan in meinem Wohnzimmer auf meinem Sofa vor meinem Laptop saß. Schnell überflog ich den dazugehörigen Text. Dort stand nichts Handfestes, außer dass er Kouyou Takashima hieß. Enttäuscht seufzte ich auf, ich hatte geglaubt mehr in diesem Text über ihn zu erfahren, doch was hatte ich mir auch vorgestellt? Dass dort stand, warum er so traurig war? Was auf dem Foto von ihm war? Oder vielleicht seine Schuhgröße? Leise lachte ich über meine eigenen Gedanken, bevor mir ein neuer kam, ein gar nicht so dummer. Sofort griff ich in meine Hosentasche um mein neues und sündhaft teures Handy zum Vorschein zu holen und drückte wie wild auf den Tasten herum, was sich als Nummer meines Freundes Kai herausstellte. Unruhig hielt ich mir das kleine Ding ans Ohr und wartete darauf, dass er endlich abhob, ich konnte ganz schön ungeduldig werden. „Ja?“ fragte nach einer Ewigkeit eine verschlafene Stimme am anderen Ende der nicht vorhandenen Leitung „Kai? Ich bist Reita.“ „Hey, sag mal, wie spät ist es eigentlich?“ „Gleich 14 Uhr.. hör zu ich..“ „WAS?!“ mit einem etwas säuerlichen Gesichtsausdruck hielt mich mir mein Handy weg vom Ohr, warum musste der denn auf einmal so schreien? „Was denn Kai?“ „Naja, eigentlich hätte ich heute Morgen um 10 Uhr einen Termin gehabt..“ Ich konnte mir ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen, „Was gehst du dann auch feiern? Aber egal, eigentlich wollt ich fragen, ob du mir etwas über Kouyou Takashima, den Autor von dem Buch, das du mir ausgeliehen hast, sagen kannst?“ „Öhm...“ leicht irritiert musste Kai wohl erst mal seine Gedanken ordnen, denn es blieb eine Weile still, sodass ich schon dachte er wäre wieder eingeschlafen, bis er schließlich doch antwortete. „Ja.. jah natürlich. Er lebte mit seinem kleinen Bruder alleine in Kanagawa, Midnight Blue ist sein erstes Buch und wohl auch sein letztes..“ „Aha, warum?“ Stille. „Reita, hast du in letzter Zeit mal Zeitung gelesen?“ „Nein, du weißt doch, dass es mir am Arsch vorbei geht, was irgendwelche beschissenen Leute wieder für Wehwehchen haben.“ Wirklich, ich habe noch nie Zeitung gelesen oder Nachrichten geguckt. Es hatte mich noch nie auch nur im Geringsten interessiert, was in der weiten Welt so vor sich ging. Außer natürlich, es betraf mich persönlich, dann konnte ich sehr schnell, sehr unangenehm werden... Konnte mir doch egal sein, ob am anderen Ende der Welt Krieg herrscht oder in Mexiko ne Grippewelle Leute killt. Genau so egal ist es mir, wer gerade Bundeskanzler war. Wählen war ich eh noch nie. Ich rege mich immer erst dann auf, wenn mein Bier teurer wird oder so etwas in der Art. „Nun ja..“ kam es etwas gequält aus meinem Handy „Die beiden, also er und sein Bruder wurden tot in ihrem Haus aufgefunden... vor einem Monat circa“ „WAAAS?!“ nun war ich es, der entsetzt ins Telefon schrie, das konnte doch nicht sein oder? Hatte ich mich doch getäuscht? War der Uruha in meinem Wohnzimmer doch nicht Kouyou Takashima? „Bist du dir sicher, dass er tot war?“ „Ja, die Ärzte müssen es ja wissen, allerdings ist seine Leiche kurz darauf vom Tatort verschwunden und seitdem nicht mehr aufgetaucht.“ „Oh...“ Was sollte das denn? „Und du bist ganz sicher, dass er tot ist?“ Kai seufzte leicht in den Hörer, während er mir nochmal auf meine Frage antwortete, „Natürlich ist er tot, sonst würde das ja nicht in allen Medien verkündet werden oder? Warum fragst du eigentlich?“ Ach, weil der Typ gerade bei mir auch der Couch sitzt und im Internet surft. Haha. „Ähm.. nur so, hat mich halt etwas geschockt“ versuchte ich mich schnell heraus zu reden. „Als ob du dich jemals für jemanden anderen als dich selber interessieren würdest.“ „Tja, es gibt halt doch noch Wunder, abgesehen von meiner geilen Existenz. Du, ich muss mal auflegen, danke und so... bye.“ Ohne auf eine Antwort zu warten drückte ich die rote Taste auf meinem Handy und beendete somit das Gespräch, seufzend ließ ich mich zurück in die Kissen fallen, und jetzt? Wer war er und wie kann er er sein, ohne tot zu sein? Verwirrt stöhnte ich auf, meine Gedankengänge waren immer so intelligent… Ich würde ihn einfach fragen, ich mein, was hatte ich zu verlieren? Mit diesem Entschluss stand ich auf, nahm das Buch und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo Uruha gedankenversunken auf mein Laptop starrte und mich nicht bemerkte, bis ich ihm das Buch vor die Nase hielt. Ich hatte mich für die unsanfte Art entschieden, ihm einfach das Buch zu zeigen und so was wie `Kommt dir das irgendwie bekannt vor?` zu fragen. „Kennst du das Buch irgendwo her?“ fragte ich, während Uruha noch zusammen zuckte, da er mein Kommen wirklich nicht bemerkt hatte. „Ähm, nein, das Buch nicht.“ „Bist du dir sicher?“ „Ja, das Buch kenne ich nicht.“ Ich verdrehte entnervt die Augen, „Und kennst du nicht genau dieses, sondern ein anderes davon?“ bei „dieses“ und „davon“ wackelte ich ihm mit dem Gegenstand vor der Nase herum, sodass er ihn mit leicht säuerlicher Miene mit einem Handschlag zur Seite schob. „Natürlich habe ich das Buch schon gelesen.“ „Du hast es geschrieben!“ „Ich hätte nicht erwartet, dass du so gebildet bist solche Bücher zu lesen. Ehrlich gesagt habe ich gedacht, du würdest gar nicht lesen.“ Ich knurrte bloß, bevor ich mit meinem „Verhör“ weiter machte. „Du bist tot.“ stellte ich als nächstes fest. „Nun, wie du nur unschwer sehen kannst, kann ich reden, atmen und sogar Auto fahren...“ erleichtert atmete ich auf, was hab ich mir auch dabei gedacht, zu denken, dass er tot ist? „.. aber“ fuhr er unbeirrt fort „irgendwie hast du schon recht.“ „Eh... hä?!“ entkam es intelligent von mir. „Nun ja“ er runzelte leicht die Stirn, „wie soll ich sagen… Also, eigentlich bin ich schon tot, aber halt nicht so richtig.“ Ich starrte ihn an, zu mehr war ich nicht wirklich fähig, was genau wollte mir dieser Typ damit sagen?! „Was genau willst du damit sagen?“ fragte ich vorsichtig nach, nicht sicher, ob ich das wirklich wissen wollte. „Ich wurde halt schon ermordet, aber, nun ja.. setzt dich, jetzt muss ich dir ja wohl eh alles erzählen oder? Das könnte etwas länger dauern.“ Langsam setzte ich mich also in weitem Abstand zu Uruha auf mein Sofa, da ich ja nicht genau wusste, was dieser Typ als nächstes tat. „Willst du damit sagen, dass dein Bruder hier auch noch irgendwo herum spukt?“ Ein trauriger und irgendwie kalter Ausdruck legte sich auf Uruhas Züge. „Nein, mein Bruder ist tot, er wird nie wieder einen Fuß in diese Welt setzen.“ „Oh“ machte ich bloß, nicht sicher was ich dazu sonst sagen sollte. Mein Nachbar schloss die Augen und begann zu erzählen: „Also, die Eltern von Yusaku, meinem kleinen Bruder, und mir sind kurz nach Yus Geburt bei einem Autounfall gestorben. Meine Mutter hatte Geburtstag und wollte mit meinem Vater in ein schickes Restaurant essen gehen, ich hatte angeboten auf meinen kleinen Bruder aufzupassen. Es war Winter und die Straßen waren sehr glatt, da sich in der Nacht Eis darauf gebildet hatte. Ein Reisebus kam ins Rutschen und prallte gegen das Auto meiner Eltern, das einen Abhang hinunterfiel. Eigentlich konnte man es als Glück bezeichnen, denn wenn das Auto dort nicht gestanden hätte, wäre der Bus mitsamt 50 Personen hinunter gefallen. Da sind zwei natürlich ein geringes Opfer gegen. Sie waren wohl sofort tot.“ Eine drückende Stille legte sich in den Raum, Uruha schwieg und ich traute mich nicht, etwas zu sagen. Irgendwann sprach er weiter, monoton und abweisend, als würde er über das Wetter reden und nicht seine Lebensgeschichte erzählen. Er hatte seinen Blick starr geradeaus gerichtet, ohne irgendetwas zu sehen, als er wieder anfing zu Sprechen. „Mein Bruder und ich kamen bei meiner Tante unter. Sie war allerdings nie da und das einzige, was sie interessierte, waren Männer und ihr Aussehen. Wir waren ihr Dornen in den Augen, doch für ihre Schwester, meine Mutter, nahm sie uns auf. Ich zog Yu sozusagen alleine auf, kochte, putzte und kümmerte ich um ihn. Als ich 16 wurde, starb auch meine Tante, sie war in einem Fahrstuhl, der Feuer gefangen hatte. Keiner der anderen Verwandten wollte uns mehr aufnehmen, da wir wohl irgendwie Unglück brachten.“ Er lachte leise, freudlos und verächtlich auf. „Ich zog Yu danach wirklich alleine in dem Haus meiner verstorbenen Tante auf, suchte mir Jobs, um ihm seine Zukunft so schön wie möglich zu gestalten, brach selber die Schule ab, arbeitete immer so, dass ich zu Hause war, wenn er kam und wartete mit dem Essen auf ihn. Ich richtete sozusagen mein ganzes Leben auf ihn, nein, ich lebte für ihn. Ich schaffte es ihn sogar seine Nachhilfe und ein Hobby zu bezahlen oder Geschenke zu Feiertagen wie Geburtstag und Weihnachten. Yusaku hatte, glaube ich, ein tolles Leben, denn trotz allem konnte er lachen und Spaß haben. Ich versuchte es ihm so leicht wie möglich zu machen, ihm seine fehlenden Eltern zu ersetzen. Er wurde alles für mich, er wurde der Grund, warum ich am Leben blieb, der Grund, warum ich es aufgab. Und ich wurde seine einzige Bezugsperson, er sagte mir immer alles, wenn er traurig war, sich mit seinen Freunden gestritten hatte, in wen er verliebt war...“ Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen Uruhas, als er daran dachte „Eines Tages, er war 10 glaube ich, ist er ganz hoch auf einen Baum am Waldrand geklettert. Er war mit seinen Freunden dort und es war wohl so eine Art Mutprobe. Ich hatte irgendwie eine komische Vorahnung oder so, nenn es meinetwegen Mutterinstinkt, auf jeden Fall hab ich ihn gesucht und als ich ihn dann oben auf dem Baum sah, bin ich sofort hin gelaufen, gerade rechtzeitig, denn der Ast auf dem er stand brach und stürzte mitsamt Yu in die Tiefe. Ich konnte ihn gerade noch so auffangen, ich hatte vielleicht Angst. Als ich ihn später, als wir schon wieder zu Hause waren, fragte, ob er denn gar keinen Schiss hatte, meinte er nur: `Nein, natürlich nicht. Ich wusste doch, dass du kommst, wenn mir etwas passiert. Ich wusste doch, dass du mich beschützt und auf mich aufpasst. Ich hatte gar keinen Grund Angst zu haben.`“ Stille, wieder sagten weder Uruha noch ich etwas, beide in Gedanken versunken. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, soviel für einen anderen Menschen zu tun. Mein Leben nur nach einer Person zu richten würde mir gar nicht in den Sinn kommen und hätte mir Uruha das unter anderen Umständen erzählt, hätte ich ihn wohl ausgelacht, doch so nicht, ich wartete einfach, bis er weiter erzählte, begierig darauf, mehr zu erfahren. „Doch ich konnte ihn nicht immer beschützen“ sprach er schließlich leise weiter „Irgendwann mitten in der Nacht brachen ein Paar Typen in unser Haus ein und brachten meinen Bruder um. Ich wurde von seinen Schreien wach, als ich mich dann auf sie stürzte, killten die mich wohl auch.“ Wäms. Das war nicht so geil, ehrlich nicht, ich war wirklich betroffen. Eine Frage kam mir in den Sinn, die ich auch sofort stellen musste. „Warum?“ ja, warum brachten irgendwelche Leute einfach ein kleines Kind um? Ich war mir nicht sicher, wie alt sein Bruder da gewesen war, doch warum tat man sowas? Kalt lachte Uruha auf, „Das habe ich sie auch gefragt und weißt du was der Grund war? Yu hat sich wohl mit dem einen kleinen Bruder von dem „Boss“ der Truppe gestritten und als er und seine Gang besoffen genug waren und Langeweile hatten, wollte er meinem Bruder eine „kleine“ Abreibung verpassen. Dass er dabei gestorben ist, war eigentlich nicht eingeplant.“ „Was für ein Mensch tut so etwas?“ „Ich weiß es nicht“ „Und jetzt willst du dich rächen?“ „Ja, jetzt muss ich ihn rächen.“ „Muss?“ „Muss.“ Dieser Typ war komisch.. aber.. „Aber ich hab jetzt noch nicht verstanden was das mit deinem `Ich bin tot aber irgendwie doch nicht`-Tick zu tun hat“ „Als ich gestorben bin, war alles um mich herum schwarz. Nichts mit hellem Licht und so, ich war erfüllt von Hass, ich wollte nicht in den Himmel oder sonst wohin, wollte nur zurück in das Haus, um diese Typen zu killen, alle, einen nach dem anderen. Sie sollten leiden, sie sollten so sehr leiden, bis sie sich freiwillig die Kehle durchschneiden. Da ich einen so großen Hass aufgebaut habe, konnte ich mit diesem Leben nicht abschließen, weshalb ich wieder auf die Erde geschickt wurde, um mich zu rächen.“ „Oh... Wow, dann bist du jetzt also unsterblich?“ „Nein, wenn ich in diesem Zustand sterben sollte, ist meine Seele für immer auf der Erde gefangen.“ „Und das ist schlecht?“ „Das ist verdammt schlecht.“ „Oh.“ Wieder herrschte Stille und ich dachte darüber nach, was ich soeben alles gehört hatte. Deshalb fror er nicht und deshalb war er wohl auch so verdammt kalt, ob er wohl gar nichts fühlte? Leise näherte sich meine Hand seinem Oberarm und ich kniff einmal ganz doll hinein. Uruha, der bis eben noch Gedanken versunken in die Luft starrte, gab ein ersticktes Geräusch von sich, zuckte leicht zusammen und zog blitzschnell seinen Arm weg. „Sag mal spinnst du?!“ fuhr er mich an, „mich einfach so zu kneifen, hast du keine Hobbys oder was?“ „Nö“ grinste ich dreist, „ich wollte nur wissen ob du das merkst.“ „Du hättest mich ja auch fragen können“ grummelte mein gegenüber in seinem imaginären Bart. „Stimmt“ gab ich zu, bereute es allerdings nicht. Uruha rieb sich seinen Oberarm und schüttelte leicht den Kopf. „Weißt du was?“ fragte ich ihn plötzlich „Ich werde dir helfen“. Er starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an, auch sein Mund stand einige Meter weit offen, was ziemlich lustig aussah. „Wie meinst du das?“ „So wie ich es gesagt habe, ich werde dir helfen, dich zu rächen.“ Das erste Mal seit ich Uruha kannte, lächelte er wirklich, es war kein fröhliches, doch ein ehrliches und schönes Lächeln, bei dem seine Augen leuchteten und mir ganz warm wurde. „Danke. Das bedeutet mir sehr viel.“ Die schöne Stimmung wurde durch das Knurren meines Magens gestört, der laut anfing zu rumoren und Uruha die Augenbrauen heben ließ. „Sag mal, was hältst du von Pizza-Bringdienst?“ fragte ich mit einem Lächeln. „Öhm, joa klingt gut.“ Schnell hatten wir uns für die Pizza entschieden und ich bestellte die Nummer 2 für Uruha und die 45 für mich. „Hast du eigentlich schon etwas im Internet gefunden?“ Fragte ich ihn, während wir zusammen auf die Pizza warteten. „Hmmm... etwas, bin mir aber nicht sicher, ob es uns weiter hilft. Ein paar von denen sollen sich angeblich in so einer Disko herumtreiben. Können wir ja vielleicht mal heute Abend oder so hin.. ok?“ „Ja können wa ger... Oh, würde es dich stören, wenn dann noch Freunde von mir mit kommen? Hab ganz vergessen, dass die heute vorbeikommen wollten“ „Ähm ne, aber bitte sag denen nichts von meinem kleinen... Problem.“ „Bei Ruki und Aoi ist das kein Ding, aber Kai könnte dich vielleicht erkennen..“ „Na dann muss ich wohl noch neue Haarfarbe kaufen gehen.“ Ein Klingeln an der Tür unterbrach uns, schnell öffnete ich diese, um unsere Pizzen entgegen zu nehmen. „Pizza-Service“ rief ich und ging zu Uruha ins Wohnzimmer zurück, um ihm seine Schachtel in die Hand zu drücken. „Danke“ er nahm sie mir ab und schlug den Deckel auf, sofort wehte mir der verdammt leckere Geruch von frisch überbackenem Käse und knusprigem Pizzateig entgegen. Genüsslich verspeisten wir in Ruhe unser Essen, bis mein Handy anfing zu klingeln und ich grummelnd und mit vollem Mund dran ging. „Ja?“ „Hey Reita, ich bis Ruki! Wann und wo heut Abend?“ „Hey Kurzer, öhm, so 22 Uhr, bei dieser komischen Disse da, ähm.. Mom..“ schnell warf ich Uruha einen fragenden Blick zu. „Seven“ meine dieser leise, „da `Seven` da, kennste?“ fragte ich Ruki wieder. „Jo klar, die ist sau geil, bis denne!“ „Ach Ruki!!“ sagte ich noch schnell, bevor er auflegen konnte. „Ja?“ „Ich bring noch einen,“ ich zögerte kurz „einen Freund mit key?“ „Klar! Bis dann.“ „Bye“ meinte ich noch und legte auf. „Und?“ schaute mich Uruha neugierig an. „Alles klar, gehen da dann hin, lass eben aufessen und dir dann neue Haarfarbe kaufen gehen, am besten gleich zum Friseur.“ Nickend stimmte er mir zu und wir aßen still zu ende. Kapitel 3: Schöner Engel ------------------------ Sooo~ Es geht weiter =D Tut mir Leid, dass ich so lange gebraucht habe, aber ich bin umgezogen und das war ziehmlich stressig x__X naja, hier ist jetzt das neue Kapi und ich hoffe ihr habt viel spaß beim lesen =) Ach ja, das ist Ungebetat, also rechtschreinfehler und seines gleichen bitte beflissen übersehen ;) Ungeduldig schaute ich aus dem großen Schaufenster, hinaus auf die graue Straße, auf der jede menge Autos fuhren, Menschen schnell entlang hasteten und eine kleine Schar Kinder Fußball spielten. Aber das war mir egal, wieder warf ich einen Blick zur Uhr, schon über eine Stunde war vergangen, seit die Friseuse Uruha mit glänzen Augen und sabberndem Blick ins hinter Zimmer geführt hat, begierig darauf, sich an seinen wundervollen, seidigen Haaren vergreifen zu können. Ich hatte mir in der Zeit schon alle interessanten Hefte und Magazine durchgelesen, nuckelte an meinem dritten Kaffee und starb beinahe vor Langeweile und Spannung, ich musste zugeben, ich war wirklich sehr gespannt auf Uruhas neue Haare, hoffentlich stellte diese dumme Tusse nichts schlimmes mit ihnen an. Ich konnte mich fast selbst schlagen für diese Gedanken, was gingen mich seine Haare an? Die Langeweile schien mir schon zu Kopf gestiegen zu sein, das war doch nicht normal, jedenfalls nicht für mich. Wieder schaute ich auf die Uhr, sechs Minuten waren seit dem letzten mal vergangen, meine geht bestimmt langsamer als normale Uhren, das kommt mir sicher nicht nur so vor, wäre ja zu komisch. Da mir langsam das `aus dem Schaufenster gucken` und das `dumme Magazine begaffen` zu langweilig wurde, hörte ich eben bei einem Gespräch von so ein paar alten Tanten zu, die sich hier ihre grauen Haaransätze nachfärben und neue Locken machen ließen. Doch nach nur fünf Minuten wurde mir auch das zu Bunt, was interessierte es mich, dass der Nachbar eine neue Freundin hatte und diese einen ganz schrecklichen Pudel? Oder Welches Muster die neuen Gardinen für das neue Gästeschlafzimmer bei der Schwester den anderen hatte? Und was waren das bitte für Gesprächsthemen?! Ging´s noch?! Wieder ließ ich meinen Blick schweifen und erst jetzt fiel mir die eine Friseuse auf, die mich wohl schon die ganze zeit anstarrte und mich mit ihren Blicken auszog, ich weiß ich bin geil. Einen Moment lang mustere ich sie, so schlecht sah die gar nicht aus, nicht genau mein Geschmack, aber um sich die Langeweile zu Vertreiben überhaupt nicht so schlecht. Ich schaue ihr in die Augen und Lächele leicht, wurde aber schnell von einer Regung aus dem Hinterzimmer abgelenkt. Uruha trat mit einem leicht nervösen Gesichtsausdruck aus der Tür. Auf den ersten Blick hätte ich ihn nicht erkannt und es verschlug mir die sprache. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass auch alle anderen im Laden ihn angafften, was auch nicht verwunderlich war. Seine Haare waren jetzt schwarz und sie glänzten bei jeder Bewegung, sie fielen nun fiel sanfter auf seine Schultern, waren nicht mehr so geglättet, sondern leicht und locker. Seine Augen waren schwarz grau geschminkt, was perfekt zu den Haaren passte. Leicht grinsend kam er auf mich zu „Du sabberst.“ Schnell wischte ich mir mit dem Handrücken über den Mund, nein, ich sabberte nicht, aber ich war wohl sehr, sehr nah dran. „Siehst gut aus,“ meine ich dann noch, betont lässig und nebenbei. „Danke.“ „Hast du passende Klamotten für heute Abend, oder auch noch Shoppen?“ „Ne, ich hab was.“ Hätte mich auch ehrlich gesagt gewundert, wenn er unter den ganzen stapeln nichts für ne Party dabei gewesen wäre. Uruha bezahlte an der Kasse, ohne sich durch die ganzen schmachtenden Blicke beirren zu lassen, er lächelte den Leuten sogar zu, auch wenn es kein ehrliches war, denn es reichte nie bis zu seinen Augen. Doch trotzdem brachte es die anderen zum schmelzen. Auf dem Weg nach Hause wanderte mein Blick immer wieder zu ihm, wie elegant und schön er aussah, so würdevoll irgendwie. Mit dem dunklen Haar, der hellen Haut und dem klaren Blick wirkte er wie ein Racheengel, vor allem wenn man bedachte, warum er momentan nicht wie jeder normale Tote in einem Grab vergammelte. Bei dem Gedanken daran, dass Uruha in einem kleinen stickigen Kasten tief unter der Erde lag, wurde mir übel, ein Schauder lief mir über den Rücken, so etwas schönes sollte nicht vor den Rest der Zeit verrotten. „Was ist?“ fragte der Tote, der mein starren ja bemerken musste und schaute mich fragend an. „Nix“ brummte ich, wendete meinem Blick aber sofort von ihm ab, um mehr auf den weg zu achten, als auf Uruha. Als wir endlich in meiner Wohnung ankamen, hatten wir noch gute zwei Stunden Zeit, bis wir wieder los wollten, doch Uruha meinte, das er sich jetzt schon fertig machen würde, was mich leicht verwunderte. Ich konnte mir auch nicht recht vorstellen, was er sich für die Party rausgesucht hatte, tippte aber eher auf etwas schlichtes, elegantes, seriöses... Ich müsste mich wohl oder übel überraschen lassen, schnell machte ich mir noch ein Brot, da ich schon wieder Hunger hatte und nicht mit leerem Magen los wollte. Ich musste ja eh noch warten, bis Uruha aus dem Bad kommen würde. Ruhig an die Spüle gelehnt mampfte ich das Brot vor mich hin, machte mir sogar noch ein zweites und trank dazu etwas Cola, alles im stehen. Ich war nicht einer von der art Mensch, der gleich immer den ganzen Tisch deckte, nur um ein Brot zu essen. Eigentlich deckte ich den Tisch nie, nicht mal beim „Mittagessen“ was bei mir meist aus etwas bestelltem bestand, da ich nicht wirklich Kochen konnte. Also stand mein Tisch hier nur für Besuch, oder so etwas wie Uruha halt. Einen Blick auf die Uhr werfend schwang ich mich leicht von der Spüle weg, um in mein Zimmer zu gehen und mir ein paar Sachen zum anziehen raus zu suchen, die ich heute Abend tragen könnte. Schnell verschwand ich kopfüber in meinem Schrank, um die eh schon unordentlichen Kleiderstapel noch mehr durch einender zu bringen. Verschiedene Teile heraus zu ziehen und mir an den Körper haltend, nur um sie danach hinter mich, achtlos auf den Boden zu werfen. Nach einer halben Ewigkeit entschied ich mich dann für ein schwarzes Muskelshirt, einer schwarz-weißen Weste mit ganz vielen Reißverschlüssen und einer weiten Hose bei der man durch die ganzen Löcher mehr Haut sah, als sie verdeckte. Zu meinem Outfit suchte ich mir noch ein passendes Nasenband, schminken tat ich mich schnell vor dem keinen Spiegel in meinem Zimmer, da ich das Gefühl hatte, dass Uruha noch länger im Bad brauchen würde. Ich schminkte mich nur leicht und auch eigentlich nicht so oft, aber Heute passte es irgendwie. Doch meine Haare musste ich später im Badezimmer styln, sonst würde ich sterben.... Auf Uruha wartend ging ich in mein Wohnzimmer, wo immer noch seine Klamotten lagen, ich quetschte mich zwischen ihnen auf mein Sofa und lies meinen Blick locker durch den Raum schweifen und er fiel auf ein kleines Buch, weches unter einem der Haufen aus Stoff hervor schaute. Neugierig geword es schon die meiste Zeit seines Lebens hinter sich. Es schien ein einfaches Notizbuch zu sein, schnell warf ich noch einen Blick zur Tür, bevor ich die erste Seite aufschlug und zu lesen begann. Die Stadt Die Nacht war kalt, der Mond schien klar, alles war still und keiner mehr da. der Krieg ist vorbei, es ist keiner mehr da alles verlassen, wo einst leben war Die Häuser verlassen alles still dort wo keiner mehr wohnen will Die Nacht war dunkel, Wo einst ein helles Licht erstrahlte sind nur noch Schatten die die Dunkelheit malte noch nicht mal der Mond, mit seinem hellen Schein, schenkt diesem Ort Frieden, so soll es nicht sein. Die Stadt ist traurig ihr Gesicht ist entstellt, denn in dieser Geschichte versagte der Held Ich schluckte leicht, das war.. wow, ich hatte noch nie so ein Gedicht gelesen, es nahm mir den Atem und jagte mir einen Schauder über den Rücken. Das Gedicht war in einer sauberen, geschwungenen und dermaßen eleganten Handschrift geschrieben, das es nur von Uruha sein konnte. Natürlich, sonst würde es ja auch nicht zwischen seinen Sachen liegen. Begierig auf mehr schlug ich die nächste Seite auf. Auch morgen werde ich an diesem Abendhimmel, wie jetzt, die strahlenden Sterne sehen können... Unverändert ruhig lässt der Mond den Regen weiter fallen... Ich lausche der Stimme meines rauschenden Herzens, "Für was bin ich... geboren worden..." so fragt es... Jetzt verstehe ich den Grund deiner Tränen von damals. Eines Tages wirst du mich fragen "was ist dir wichtiger mein leben oder ich ? " ich werde antworten "mein leben " du wirst gehen ohne jemals zuwissen das du "mein leben " bist... Everybody wants to be happy; nobody wants to be in pain; but can you have a rainbow.. Without any rain? Die Sprüche und Gedichte waren Hammer, einfach toll, ich glaube es war eine art Tagebuch, etwas Privates von Uruha, nur von ihm und ich hatte kleine Gewissensbisse, da ich einfach in seinen Sachen herum schnüffelte, doch ich konnte, wollte mich nicht von den Wörtern trennen, sie schienen ihn wieder zu spiegeln, seine Seele, was er dachte. Ich hatte die leise Hoffnung, dadurch mehr von ihm zu erfahren, also laß ich weiter. Nicht alle sind glücklich, die glücklich scheinen, manche lächeln nur, um nicht zu weinen. Freunde sind wie Laternen auf einem langen Weg. Sie machen ihn nicht kürzer, aber ein wenig heller. Man sagt, zeit würde wunden heilen, doch das stimmt nicht, man gewöhnt sich bloß an den Schmerz. Hab keine Angst vor dem Schatten, es bedeutet nur, dass irgendwo ein Licht brennt. Dreh dein Gesicht zur Sonne und die Schatten werden hinter dich fallen . Weine nicht weil es vorbei ist, sondern lächele, weil es schön war. Es waren meist nur kurze Sätze, die mich zum nachdenken brachten, mich traurig stimmten oder mich mit einer Gänsehaut überzogen, nun blätterte ich weiter, übersprang manche Seiten und Sätze, sodass ich schnell zum letzten „Eintrag“ kam. Er sagte "wenn du mich liebst nimm meine Hand und spring!" Ich nahm seine Hand und sprang, doch er ließ los und blieb stehn. Lange starrte ich bloß diese Sätze an, ohne richtig zu Denken oder zu Fühlen, ich fragte mich, ob Uruha so fühlte, oder ob er diese Gedichte nur so geschrieben hatte, was ich aber nicht glaubte. Vielleicht verarbeitete er ja etwas damit, den Tod seines Bruders, seiner Eltern oder seinen Eigenen. Vielleicht auch einfach das Gefühl, allein zu sein oder, dass er seinem Bruder damals nicht helfen konnte... Plötzlich hörte ich das Geräusch meiner Badezimmertür, was mich aufschrecken und schnell das Buch an seinen Platz zurück legen ließ, eben so schnell stand ich auf und kam Uruha im Flur entgegen, ich konnte nicht anders als ihn an zu starren. Egal was ich mir vorgestellt hatte DAS war es nicht und egal was ich mir hätte vorstellen können DAS war besser. Er trug nicht wie erwartet etwas schlichtes, elegantes, sondern etwas verdammt heißes und mir wurde auch schon ganz schön warm... Unbewusst Leckte ich mir über die Lippen, während ich ihn Musterte. Er trug Strapse, schwaze, mit silbernen Schnallen, die seine weichen, hellen und vor allem schönen Oberschenkel preisgaben und seine langen, schlanken Beine betonten. Dazu ein passendes, hautänges Shirt ohne Ärmel, dafür aber mit jeder menge Schnüre und Bänder und dazu passende Stulpen. Seine Fingernägel hatte er schwarz Lackiert, seine Augen noch etwas mehr geschminkt, genau wie seine verdammt geilen Lippen. Er zerstörte vollkommen das Bild von dem Uruha, das ich bis jetzt in meinem Kopf hatte, machte es Bizarr und leicht verdreht. „Na, wenn du mir heute Abend mal nicht von der Straße geschnappt wirst.“ Meinte ich, nachdem ich mich wieder ein gekriegt hatte. Uruha grinste leicht, „das nehm ich mal als Kompliment.“ Er wirkte nicht wie der, der diese Gedichte geschrieben hat, er wirkte stärker, ausgeglichener, doch vor allem aber wirkte er nicht tot. Während ich sein Grinsen leicht erwiderte schob ich mich an ihm vorbei ins Badezimmer, um noch schnell meine Haare zu machen. Es war immer noch verdammt Kalt draußen und ich fror mir den Arsch ab, da wir das Auto ein paar Minuten vom Club entfernt parken mussten. Zurück ging es wahrscheinlich eh zu Fuß, je nach dem, wie viel ich trinken würde. Vor dem Eingang war schon einiges los, doch ich erkannte Aois und Kais Köpfe fast sofort, auch Rukis Geschrei war zu vernehmen, auch wenn ich ihn nicht sah, was eventuell an seiner Größe liegen konnte. Sein Geschrei allerdings erkannte ich immer , auch durch den Lärm der andern Menschen. Die anderen erkannten mich schnell, Ruki lief uns entgegen und Kai winkte wie blöde, als ob man ihn mit seinem 1000 Watt grinsen jemals übersehen konnte... „Reitaaa“ rief Ruki und jumpte mich an, bis er plötzlich wie erstarrt stehen blieb und Uruha musterte. „Hey“ stellte er sich schließlich vor, „ich bin Ruki“ „Uruha“ lächelte der schöne an meiner Seite zurück. Wie ein Flummi hüpfte Ruki zurück zu Kai und Aoi und mit sehr gut zu versehender Stimme rief er ihnen entgegen: „schaute mal was für ne verdammt geile und ultra heiße Schnecke Reita da an schleppt!“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als Uruha mich leichte verwirrt und etwas verlegen anguckte und Kai der noch mehr strahlte und Aoi, der sich neugierig reckte, um auch einen Blick auf die „verdammt geile und ultra heiße Schnecke“ zu erhaschen. Ohne es zu merken hatten wir die ganze Aufmerksamkeit der Versammelten bekommen, die nun alle neugierig Gafften und Uruha anstarrten, der das alles wohl nicht all zu pralle fand und sich unbewusst etwas weiter an mich Drückte. Tja, es war wohl nicht immer von Vorteil, so verdammt verboten auszusehen und auch nicht gerade, einen Schreihals wie Ruki zu kennen. „Hey ihr beiden,“ brummte ich, als wir bei Aoi, Kai und Ruki angekommen waren, der Zwerg grinste nur und die Beiden anderen musterten Uruha neugierig. Kai reichte ihm sofort die Hand und stellte sich ihm vor, der andere schwarz Haarige tat es ihm gleich, doch er hielt Uruhas Hand für meinen Geschmack etwas zu lange fest und schaute ihn etwas zu.... hmm.. „verfressen“ an, ok „verfressen“ klang nicht nett aber irgendwie... Da wir „normalen“ Menschen es draußen verdammt Kalt fanden, machten wir uns daran, so schnell wie möglich ins warme zu kommen, was uns auch keine zehn Minuten später gelang. Die Luft im inneren des Clubs war stickig und roch nach Schweiß, Alkohol und Rauch, vermischt mir dem Duft von hunderten verschiedener Parfüms. Die laute Musik drang dröhnend aus den großen Boxen, Menschen drängten sich tanzend, Lachend und saufend aneinander und an einer langen Bar in der Ecke saßen noch mehr. Wir schlängelten uns als erstes die Treppe hinauf, wo oben ein paar Tische standen, von denen man auf das geschehen der Tanzfläche betrachten konnte. Schnell war ein leerer Tisch gefunden und wir setzten uns hin, während Kai die erste runde Getränke brachte. Uruha hatte sich die ganze Zeit über dicht an meiner Seite gehalten, jetzt saß er, sich misstrauisch um guckend steif auf seinem Stuhl. „Mach dich mal locker,“ rief ich ihm laut über die Musik hinweg zu, „du guckst einfach ob du jemanden wieder erkennst und solange haben wir Spaß.“ War doch ganz einfach oder? Also ich war auch zum vergnügen hier, nicht nur zur „Arbeit“. Uruha nickte nur und wurde dann von Aoi ausgefragt, der sich neben ihn gequetscht hatte, Ruki beteiligte sich bald auch lautstark an der „Unterhaltung“, ich hingegen lehnte mich leicht zurück und musterte die Menge. Hier und da sah ich ein paar bekannte Gesichter und am neben Tisch einen Haufen halb besoffener Mädchen, die kichernd zu uns herüber sahen, sich gegenseitig anstießen und wie verrückt über etwas tuschelten. Wie ich es hasste. Schnell ließ ich meinen Blick weiter gleiten, zu der anderen Eckte, wo ein Typ wie versessen Uruha anstarrte, der langsam Auftaute, wieder gewohnt selbstsicher wirkte und in seinem Outfit wirklich verboten heiß aussah. Doch als sich der Typ dann auch noch lüstern über die Lippen leckte, wurde mir das zu Bunt und ich warf ihm einen eiskalten Blick zu, unter dem er sich erstmal verkrümelte, gut so. Zufrieden sah ich Kai mir einem vollen Tablett auf unseren Tisch zu schwanken, darauf bedacht, bloß nichts zu verschütten. Kurz darauf nahm ich einen schluck von meinem, leicht mysteriös aussehendem dunkel rot-grünen Cocktail, wären Uruha sein Getränk misstrauisch beäugte, das wohlgemerkt knall pink war, bevor er daran roch und schließlich sogar daran nippte. Ich lachte leise, nahm noch einen großen schluck aus meinem Glas, spürte wie der Alkohol mir die Kehle herunter rann und lauschte wieder Ruki, der sich nun lautstark über seinen neuen Chef beschwerte, der ihm angeblich immer auf den Arsch starrte. „Ach komm schon,“ meinte Aoi lachend, „darauf stehst du doch.“ „Was?!“ Ruki schaute ihn böse an, „doch nicht wenn das so notgeile, alte Opas machen, glaubst du es liegt in meiner Absicht, ihn an zumachen?!“ „Ach komm, wenn es dir bei deinem Job ein paar Pluspunkte einbringt,“ warf nun auch ich grinsend ein. „Wenn er wenigstens gut aussehen würde, dann wär das ja was anderes aber so...“ „Als was arbeitest du eigentlich?“ fragte Kai irgendwann an Uruha gewannt, da ihm unsere Unterhaltung wohl etwas auf die nerven ging. Ich schluckte leicht, was jetzt? So ein auf, jaa, also bevor ich tot war, war ich Autor, aber jetzt so ne art „Rache Engel“ oder eher Teufel..? Eindeutig Engel, wenn ich nur an sein makelloses Gesicht dachte... Doch Uruha stellte ohne mit der Wimper zu zucken seine Cocktail ab und antwortete ohne eine Gefühlsregung: „Ich hab früher als Kellner gearbeitet, aber jetzt wohne ich erst mal für eine Zeit hier und muss mir also noch einen anderen Job suchen, da ich Reita nicht zu sehr auf der Tasche liegen will.“ „Ach, du wohnst bei Reita?“ fragte Aoi neugierig nach. „Ja Momentan schlafe ich auf seiner Couch, bis ich etwas anders gefunden habe.“ „Und warum bist du hier?“ „Ich hab mich mit meinen alten verkracht, da ich mit ihnen noch unter einem Dach lebe, wollt ich erst mal weg.“ Eiskalt gelogen, ohne sich irgendetwas anmerken zu lassen, ich hätte ihm das sofort geglaubt, wenn ich es nicht besser wüsste. „Ach so, jaja die Eltern halt.. wer kennt das nicht..“ „Ey Reita, sucht das Café bei dir um die Ecke nicht noch eine Aushilfe?“ fragte mich Kai dann, „da könnt ihr doch mal fragen, ist doch ganz nett da.“ „Stimmt,“ brummte ich, „das machen wir morgen mal Uruha ok?“ „Gern.“ er lächelte mir leicht dankend zu, bevor er den rest seines Pinken Teufelszeugs herunter kippte. „Ruki, jetzt musst du laufen,“ meine Aoi breit grisend und drückte dem kleinen das Tablett in die Hand, grummelnd machte er sich auf den weg, um Nachschub zu holen. Irgendwann, nach dem wir schon etwas öfters neue Getränke geholt haben und schon alle sehr viel lockerer drauf waren, sprang Ruki plötzlich auf und brüllte laut: „tanzen!“ Ich hob nur leicht die Augenbrauen hoch und schaute zu, wie Ruki Aoi und Uruha mit sich zerrte, Aoi lachte laut auf und kam sofort mit, Uruha hingegen zögerte leicht, bevor er sich dann auch mitziehen ließ. „Reita, Kai?“ fragend sahen die drei uns an, „wir kommen nach“ meine Kai lächelnd „geht schon mal vor.“ Ich beobachtete, wie Uruha und die anderen sich von dem Tisch entfernten, es war unglaublich, was für eine Ausstrahlung der Schöne hatte. Er musste einfach nur gehen und schon drehten sich alle zu ihm um und machten ihm platz, statt sich durch die Menge zu quetschen wie jeder normale Mensch es hätte tun müssen, ihm wurde auf der stelle der Weg freigemacht, ohne das er etwas dafür tat. Es lag an seiner Ausstrahlung, diese Kühle, beherrschte, wunderbare... an ihm, seinem Aussehen... Meine Augen folgten jeder seiner Bewegungen, wie er sich geschmeidig den weg zur Tanzfläche bahnte, seinen fließenden Gesten, die einen sofort in ihren Bann zogen. Auch die Tanzenden machten ihm platz, als wäre er etwas besonderes, etwas, auf das man aufpassen musste, das nicht verloren gehen sollte, etwas, dass man begutachten wollte, solange es noch ging. Erst wirkten seine Bewegungen noch unsicher, als er unter den Tanzenden stand, doch bald wurden sie sicherer, schnell und intensiver. Er schloss die Augen, ließ sich im Takt der Musik gehen und bewegte sich eleganter als eine Katze, graziöser als eine Gazelle und geiler als... ich kannte kein Tier, dass sich so geil bewegen konnte, dass so verdammt heiß seine Hüften schwang und sich dabei auch noch leicht über die vollen Lippen leckte. Wie in Tranche starrte ich ihn an, bewunderte alles an ihm, das Farbspiel seiner Haare im bunten Licht der Scheinwerfer, bis hin zu der seidigen, straffen Haut seiner Oberschenkel. Es wunderte mich, dass es überhaupt Leute gab, die sich trauen ihn an zu tanzen, doch natürlich gab es ein paar von diesen, sich selbst überschätzenden, voll Trotteln, die es wagten sich ihm zu nähern. Ohne es zu merken verließ ein Knurren meine Kehle und aus den Augenwinkeln sah ich, wie Kai überrascht zu mir herüber schaute. „Was läuft da zwischen euch?“ kam auch sofort die Frage. „Nix,“ knurrte ich, ohne die Augen von Uruha abzuwenden, als ob ich dadurch die Arschlöcher von ihm fernhalten könnte, „Ich geh tanzen.“ Ohne Kai eines weiteren Blickes zu würdigen stand ich auf und machte mich auf den Weg zu Uruha und den Anderen, einen, mir mit offenem Mund nach starrenden Kai zurück lassend, der noch so etwas wie: „du? Tanzen? Aber du tanzt nie! Du bist sogar noch nüchtern! Nüchtern tanzt du nie...“ murmelte. Schnell war ich unten angekommen und quetschte mich mehr schlecht als recht durch die Massen, doch hier und da einen Eisigen Blick und schon huschten die Leute. Innerlich leicht grinsend vor Genugtuung, kam ich bei den dreien an. Sofort wurde ich von Aoi herüber gezogen, der ausgelassen mit Ruki herum Sprang, was eigentlich gar nicht zu ihm passte. Besitz ergreifend ging ich noch weiter zu Uruha, tanzte ihn schließlich an und warf den anderen Typen Todesblicke zu, die es auch nur wagten sich ihm zu nähern. Ich wurde allerdings schnell von meiner Tätigkeit abgelenkt, als Uruha seine Arme um meinen Hals legte und mich noch etwas dichter zu sich zog. Erst jetzt wurde mir seine nähe richtig bewusst, sein Körper, der sich federleicht an mich schmiegte, seine wunderbaren Augen, die durch das Licht der Scheinwerfer zu strahlen schienen und sein kühler Atem, der mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Leicht legte ich meine Hände an seine Hüften, bewegte mich locker im Takt der Musik und ließ mich einfach treiben. Mein Verstand hatte sich schon lange verabschiedet und ich konnte froh sein, wenigstes etwas tanzen zu können, sodass es nicht peinlich wurde. Seine Haut an den Armen war kalt, als sie federleicht meinen Hals streifte, doch es war angenehm, bei der Hitze die sonst hier herrschte. Ich verlor mich in den tiefen seiner Augen, doch auch diese strahlten diese Kälte aus, das Gefühl, mit Eiswürfeln überschüttet zu werden, den Hass auf die Welt, der tief in ihm brodelte, den ich war nahm, immer wenn ich ihn sah. Der ihm wie ein dunkler Schatten auf Schritt und Tritt folgte, auch wenn er versuchte ihn zu verstecken. Wahrscheinlich war es das, was allen den Atem raubte und sie verzauberte, diese wilde Kälte, die Arroganz, das unberechenbare, tückische und einnehmende Wesen des Menschen vor mir. Ich vergaß die Welt um uns herum, die Musik, meine Freunde, die ganzen sorgen und andere Nichtigkeiten, ich sah nur ihn, wollte nur ihn, wollte nicht das er mich losließ, wegging, wollte nicht von ihm allein gelassen werden. Ich wollte ihn bewahren, in eine gläserne Kiste sperren, ihn mit Fesseln an mich binden, ihn nie mehr loslassen... „..ta? Reita?“ ganz langsam nahm ich wieder meine Umgebung war, als ob ich aus einem Traum erwachen würde, irritiert blinzelte ich, bevor ich Ruki anschaute, der mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum fuchtelte. „Was?!“ murrte ich und schlug seine Hand weg, Uruha und ich hatten aufgehört zu tanzen, er wendete sich gerade Aoi zu, der ihn etwas fragte. „Aoi, Uruha und ich wollen wieder zu Kai gehen, kommst du mit? Oder willtst du hier weiter Träumen und Uruha begaffen?“ das letztere hatte Ruki mir leise ins Ohr geflüstert, sodass nur ich es hören konnte. Böse guckend knuffte ich ihm mit dem Ellenbogen in die Seite, bevor ich mich schulterzuckend umdrehte und wieder nach oben zu Kai ging. Dieser unterhielt sich gerade mit einem Typ den ich nicht kannte, der sich aber schnell verabschiedete, als er uns kommen sah. „Wer war das?“ „Ein Freund.“ „Aha.“ Ich setzten uns wieder an unseren Tisch, mit Genugtuung stellte ich fest, dass die anderen mir gefolgt waren und schickten Ruki los, um etwas zu trinken zu besorgen. Der kam allerdings nicht mit fünf Gläsern, sonder mit ungefähr neun wieder, fragend schaute ich ihn an, doch er zuckte nur ratlos mit den Schultern und stellte vor jeden von uns eins, den Rest dann noch zu Uruha. „Die sind von verschiedenen Typen, die dir alles eins spendiert haben.“ „Oh..“ er schaute etwas ratlos aus der Wäsche, „wie soll ich das denn alles schaffen?!“ Brüderlich pattete Aoi ihm auf die Schulter, „mach dir nichts daraus, du hast doch uns!“ „Genau,“ fiel Ruki sofort mit ein, „wir lassen dich nicht im Stich und helfen dir beim trinken.“ Der Abend verlief ohne weitere Vorkommnisse, abgesehen davon, dass Uruha noch mehr Getränke spendiert bekam und noch mehr Typen versuchten mit ihm zu flirten, die unter meinen Blicken aber sofort wieder verschwanden, was mein Ego nur noch größer werden ließ. Außerdem hatte er eine ganze Menge von Telefonnummern, die er noch nicht einmal zuordnen konnte. Es war also schon ziemlich Spät, als Uruha und ich endlich zu Hause ankamen und ich die Tür zu meiner Wohnung auf schloss, was allerdings etwas dauerte, da ich unter mysteriösen Umständen nie das Schlüsselloch traf. Schnell machte ich mich bettfertig, wünschte Uruha eine eine gute Nacht und ließ mich müde und erschöpft auf mein Bett fallen. Kapitel 4: Kühle Nacht ---------------------- Soooo~ bei mir geht es auch mal weiter xDD ich hoffe ihr habt alle spaß beim lesen und so >.< freu mich wie immer über rückmeldungen und möchte mir hier schon mal für das abrupfte ende entschuldigen o.o *drop* *kekse und kakao mit viel sahne hinstell* Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schien draußen schon die Sonne. Eigentlich sollte ich mich freuen, dass die dieses Jahr überhaupt nochmal zusehen war, doch ihre grellen Strahlen blendeten mich und stöhnend drehte ich mich auf die andere Seite, um weiter zu schlafen. Allerdings fiel mein Blick vorher noch auf mein Handy, das mir sagte, dass es schon verdammt spät war und wenn nicht Samstag gewesen wäre, ich jetzt fluchend aufspringen müsste, um nur ein paar Stunden zu spät zur Arbeit zu kommen. Die Uhrzeit hinderte mich allerdings nicht an meinem Vorhaben weiter zu schlafen, davon wurde ich erst abgebracht, als ich Geräusche aus der Küche hörte und den Geruch von Kaffee wahrnahm. Seufzend setzte ich mich dann also doch auf um in meine Küche zu tapsen und zu gucken, warum es hier schon so laut war. Ich erstarrte, als ich schließlich in der offenen Tür stand und mir Uruha seinen wohlgeformten Hintern entgegenstreckte, da er mit dem Kopf in einem von meinen Schränken steckte. „Oh", machte ich nur etwas dümmlich und konnte es mir natürlich nicht verkneifen, ihm einen kleinen Klapps auf seinen Allerwertesten zu geben. Natürlich mit der gewünschten Wirkung des Quiekens und dem Rums, als sein Kopf an die Schrankdecke krachte... ich konnte manchmal verdammt gemein sein. Uruha tauchte schließlich, sich den Schädel haltend, aus dem Schrank auf und schaute mich böse an. „Was sollte das denn?!“ „Hmm.. kein Plan, nichts Bestimmtes, es war nur so verlockend, du hättest deinen Hintern nicht so heraus strecken müssen. Allerdings könnte ich mich an den Anblick gewöhnen, also wenn du das öfter machen möchtest...“ „Tzz, also ich mach hier schön Frühstück, und was ist das einzige, was dir einfällt?!“ Frühstück? Neugierig schaute mich um, mir fiel die Kinnlade auf den Boden, denn so hatte ich meinen Tisch noch nie gesehen. Uruha hatte Kerzen angezündet, Kaffee und Tee gekocht, Brötchen und Croissants geholt, alles mögliche an Wurst, Käse und marmeladenartigen Dingen herausgekramt und es sah einfach nur göttlich aus. Mir lief schon jetzt das Wasser im Mund zusammen. Auf einmal tat mir die Hinternaktion Leid und ich schaute ihn schuldbewusst an. „Tut mir wirklich Leid. Meinst du, du kannst es mir verzeihen?“ Ich versuchte es mit meinem Dackel Blick, der anscheinend auch zog, denn er schmunzelte nur und nickte, „Na komm, erstmal essen wir.“ Strahlend setzte ich mich ihm gegenüber an den Tisch und begann mich mit allem nur Erdenklichen voll zu stopfen, wann hatte ich das letzte Mal so ein tolles Frühstück?! „Ich hab gestern Abend übrigens niemanden erkannt, der mir auch nur im Entferntesten bekannt vorkam.“ Irritiert schaute ich ihn an und gab ein fragendes Geräusch von mir, da mein Mund voll war und ich auch nicht vorhatte, dieses zu ändern. „Na, wir waren doch in dem Club wegen den Typen wegen... na du weißt schon.“ Ich schluckte schnell das Brötchen herunter, um ihm doch zu antworten. „Natürlich“ murrte ich leise, dass hatte ich voll vergessen. Großzügig beschmierte ich mir die andere Hälfte des Brötchens mit Nutella während ich weiterfragte: „Und jetzt? Wollen wir nochmal in den Club, oder willtst du woanders gucken?“ Ich hoffte inständig, dass er sich für den Club entschied. „Ich glaub, wir gucken einfach weiter...“ Scheiße, doch kein Club, irgendwie bekomm ich Uruha da schon nochmal rein... „'kay,“ meine innerliche Depremiertheit ließ ich mir natürlich nicht anmerken. „Und was machen wir heute dann noch so?“ „Hmm..“, er trank einen Schluck von seinem Kaffee, „ich weiß nicht, weitersuchen würde ich sagen.“ Wie unglaublich langweilig... da war schon Wochenende und der wollte weitersuchen, bestimmt kam der bald auch mit lernen an... „Okay“ stimmte ich ihm natürlich zu. „Ach, wir wollten in dem einen Café wegen einem Job für mich fragen...“ Ich nickte bloß, da mein Mund schon wieder voller Essen war. „Sag mal“, fragte ich schließlich „wie machst du das eigentlich mit deinem Namen? Ich mein, du bist ja eigentlich nicht mehr so lebendig.. die wollen doch sicher wissen wie du heißt..“ Uruha schaute mich etwas entsetzt an. „Daran hab ich ja noch gar nicht gedacht..“ „Tja, wenn du mich nicht hättest...“ „Und was mache ich jetzt?!“ „Öhm, wir bringen die dazu dich einzustellen, ohne etwas über dich wissen zu wollen“ „Und wie soll das gehen?“ Ein fieses Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit, während ich in Gedanken das Grundgerüst für einen nahezu fantastischen Plan baute. „Wir gehen halt öfters in das Café und du bist immer gaaanz nett und toll zu denen, so richtig einen auf Schleimer halt, aber bleib trotzdem sympathisch, so wie sonst auch, dann..." Empört unterbrach mich Uruha „So wie immer?! Ich schleime nicht! Und sympathisch..“ „Jaja, ich weiß du bist toll", er zog seine Augenbrauen in die Höhe, ließ mich aber trotzdem zu Ende erzählen ohne dazwischen zu reden, „irgendwann jedenfalls stelle ich irgendeinem von den Kellnern da ein Bein, er fliegt voll auf die Schnauze und bricht sich sämtliche Knochen, der Chef vom Café natürlich *heul heul - wer soll ihn denn jetzt bloß vertreten?!* Und dann kommst du ganz reumütig an und bietest dich als Ersatz für ihn an.“ Strahlend endete ich mit meiner Idee, doch Uruha war ganz und gar nicht begeistert davon. „Du willtst irgendeinem armen Wicht ein Bein stellen?! Bloß damit ich einen Job bekomme?! Wie hinterhältig bist du eigentlich?!“ „Ich wollt dir doch bloß helfen“ schmollte ich und verschränkte meine Arme spielerisch vor der Brust. Seufzend schloss mein Gegenüber seine Augen und massierte sich mit den Fingern die Schläfen, bevor er wieder zu antworten begann. ...Ich mein halloho?! Soo~ schlimm war ich nun auch schon wieder nicht! „Hast du nicht einfach irgendwelche Kontakte?“ „Nun ja, ich denke nicht, dass meine Kontakte Jobs für dich hätten, die dir gefallen würden.“ Jetzt hatte er mich zum Lachen gebracht. Uruha sagte nichts dazu, schaute mich nur mit einem durchdringenden Blick an. „Schon gut, schon gut“, gab ich beschwichtigend nach, „aber ich glaube, den Punkt können wir streichen..“ „Wo arbeitest du eigentlich?“ fragte er, wie um das Thema zu wechseln. „In so einer KFZ Werkstatt und naja..“, ich spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss, „und manchmal halt auch in einem Nobelrestaurant, dass nicht all zu weit weg ist.“ Er schaute mich ungläubig an: „In einem Nobelrestaurant?! Du?!“ „Ja~“ „Und die lassen dich da einfach so arbeiten?“ „Was willtst du denn damit sagen?!“ Dieser Typ war unglaublich! „Naja.. du bist nicht so die Person, die man sich in einem Anzug umgeben von reichen Schnöseln vorstellen kann...“ Das hattte er ja lieb ausgedrückt... „Kannst du da nicht fragen?“ „Wo?“ Uruha verdrehte genervt die Augen, „Na in dem Restaurant...“ „Kann ich machen, morgen können wir vor meiner Schicht hin und ich stell dich dem Chef vor.“ „Das wäre toll, danke,“ er lächelte. Es war ein höfliches Lächeln, so wie immer, nicht die kleinste Spur von Freude oder Glücklichkeit war darin zu erkennen. Ich fragte mich, wie lange es wohl noch dauern würde, ihn glücklich zu sehen. Vielleicht, vielleicht ja auch nie. „Nein, nein, nein“, belehrte mich Uruha geduldig, „Bei dem Salat musst du doch auf das Aussehen achten! Guck dir mal die ganzen alten Blätter an, wer soll das denn noch essen?“ Wir befanden uns in einem Supermarkt, da Uruha fest davon überzeugt war, dass ich mal wieder etwas Richtiges essen sollte und mich deshalb zum Einkaufen geschleppt hatte. Ich seufzte tief, widersprach ihm aber nicht, sondern ging zurück zum Regal und begutachtete die anderen Salatköpfe. Wer will bitteschön freiwillig so n Grünzeug essen? Seh ich etwa aus wie ein Hase? Ich wühlte ein wenig darin herum, bis ich einen fand, der noch ganz frisch und knackig aussah. Mit meinem Fundstück in der Hand lief ich schnell zu Uruha, der grübelnd vor verschieden Reissorten stand und scheinbar überlegte, welche er nehmen sollte. Es war nun schon über eine Woche her, dass ich meinen Chef überredet hatte, ihm einen Job zu geben. Wirklich überreden musste ich ihn aber nicht, da er sofort einen Narren an dem schönen Kerl gefressen hatte. Dieser warf gerade schulterzuckend drei verschiedene Packungen in den Einkaufswagen, als ich ihm den Salat in die Hand drückte. „Geht der?“ Ein kritischer Blick von Uruha, dann ein knappes Nicken und eine lässige Handbewegung zu dem Wagen, der bereits bis zum Rand mit Lebensmitteln gefüllt war. Mit offenem Mund starrte ich ihn an, „Wer soll das denn alles essen?!“ „Na du und ich, außerdem ist das für mehrere Tage, also bleib mal locker“ „Und wer soll das alles verkochen? Ich kann immer noch nicht kochen!“ „Ich.“ „Und wer soll das alles bezahlen?!“ „Du, ich verdiene ja noch kein Geld..“ Ich war baff, echt mal! Da konnte der Typ noch so heiß sein wie er wollte, ich war auch kein Millionär... Natürlich widersprach ich mal wieder nicht, sondern nickte nur stumm, nicht in der Verfassung, irgendetwas zu sagen. Was war bloß aus mir geworden? Früher hätte ich jeden andern Typen für ein solches Verhalten mir gegenüber zur Schnecke gemacht. Naja, wie gesagt, jeden anderen... Munter und voll in seinem Element schleppte Uruha mich weiter durch die Regale, hier und da etwas aus ihnen herausziehend und zu den anderen Sachen legend. Der Berg im Einkaufswagen wurde immer größer und größer. „Brauchst du auch noch etwas?“ fragte er mich irgendwann ganz so, wie eine Mutter ihr kleines Kind fragte. Mit einem zustimmenden Brummen verschwand ich und kam kurz darauf mit Bier, Kippen und Schokolade zurück. Skeptisch musterte Uruha die Zigaretten „Du solltest aufhören mitr dem Rauchen. Das ist nicht gut für deine Gesundheit. Außerdem verkürzt eine Zigerette dein Leben um ca fünf Minuten.“ Genervt verdrehte ich die Augen „Ja Mama.“ „Nix Mama, sag mir lieber, was du zum Nachtisch dazu willtst." Lassiv hob er zwei Produkte hoch und stellte mich mit verdammt erotischer Stimme vor die Wahl „Schlagsahne oder Schokosauce?“. Jetzt musste ich lachen, der Typ war einfach nur verdammt geil und ließ die Frau aus der Werbung alt aussehen, sehr alt. Am liebsten hätte ich „Dich“ gesagt, konnte es mir aber doch verkneifen und entschied mich gekonnte für beides, da ich ja noch nicht mal wusste, was es überhaupt zum Nachtisch gab. Schnell war auch der restliche Einkauf gemacht, bezahlt und die tausend Tüten ins Auto gequetscht. Ich musste insgesamt fünf mal vom Wagen in die Wohnung laufen, um die ganzen Taschen in die Küche zu bekommen. Erschöpft und vollkommen außer Atem ließ ich mich auf meinem heißgeliebten Sofa sinken und schloss die Augen. Uruha klapperte schon munter in der Küche herum, hörte dabei Musik und sag leise mit. Ein Lächeln huschte auf meine Züge, wenn man ihn so hörte, konnte man fast meinen, er sei ein ganz normaler Mensch, der sich freute, für jemand anderen kochen zu können. Meine Schultern und mein Rücken schmerzten von der ganzen Schlepperei und ich glaube, ich habe mir irgendeinen Muskel verspannt, vielleicht ja auch zwei oder drei, ich kannte mich damit nicht so aus. Ich verränkte mich, als ich irgendwie versuchte, meine Schultern zu massieren und die Verspannung zu lösen, natürlich mit wenig Erfolg. „Sag mal Reita wo hast du -Oh, was machst du da?“ Uruha stand mit einem Kochlöffel in der einen und mit einem gefährlich aussehenden Messer in der anderen Hand in der Tür und schaute mir mit hochgezogenen Augenbrauen bei meinen aussichtslosen Versuchen der „Selbstmassage“ zu. „Ich hab mir beim Einkauf hochtragen den Rücken total verspannt, außerdem tut er weh und meine Schultern auch. Das ist alles deine Schuld“ nörgelte ich sofort los. „Was musst du auch alles einkaufen und mich dann alleine schleppen lassen?!“ Uruha schaute mich mit einer Mischung aus Mitleid und Reue an. „Tut mir Leid“ meinte er dann und kam noch einen Schritt auf mich zu. „Warte, ich massiere dich eben, dann geht es bestimmt besser. Alleine bekommst du das eh nicht hin.“ Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte er sich mir zugewandt seitlich auf das Sofa gesetzt, die Gegenstände aus seinen Händen auf den kleinen Tisch verfrachtet und deutete mir an, ihm meinen Rücken zu zudrehen. Zögernd tat ich wie geheißen. Seine Nähe behagte mir nicht, ein Schauder lief mir schon den Rücken hinunter, wenn ich nur an ihn dachte, verdammt das war doch nicht auszuhalten! Schon spürte ich seine kalten Finger in meinem Nacken, wie sie vorsichtig in den Ausschnitt von meinem Shirt glitten, um meine verspannten Schultern zu bearbeiten. Als erstes versteifte ich mich, auch wenn die kühlen und flinken Hände sich unglaublich gut auf meiner überhitzten Haut anfühlten, doch nach und nach wurde ich lockerer, ließ meinen Kopf hängen und konnte ein zufriedenes Seufzen nicht unterdrücken, was Uruha leise dazu brachte, mir ins Ohr zu lachen. Sofort überzog eine Gänsehaut meinen Körper, wie elektrisiert fühlte sich die Haut an, welche seine geschickten Finger streiften. „Du kannst ruhig fester drücken“ schnurrte ich schon fast, die Augen geschlossen, jede seiner Berührungen genießend. Schnell drückten Uruhas Hände fester, massierten meine Schultern härter, doch nicht unangenehm. Er war ein Meister seinen Faches und ich schmolz unter seinen Händen nur so dahin, lehnte mich zurück, ihm entgegen und schmiegte mich unbewusst in seine Berührungen. Immer weiter lehnte ich mich zurück, immer weiter in seine Arme. Ich spürte seine Brust an meinem Rücken, roch seinen exotischen Duft, der mich betörte, mich in eine wunderbare Welt zauberte, in der es nichts gab außer Uruha, meinem Uruha, der nur da war um sich um mich zu kümmern. Plötzlich hörten seine Finger auf meine Schultern zu verwöhnen, doch stattdessen spürte ich, wie er sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub und er seine Arme leicht von hinten um meinen Bauch schlang. Fast wäre mein Herz stehengeblieben, doch nun schlug es doppelt so schnell weiter, ich spürte seinen eisigen Atem im Nacken, der sanft wie eine Feder über meine Haut kitzelte und seine Hände, deren Finger nun vorsichtig über meinen Bauch streichelten. Seine Haut war kalt, alles an ihm war irgendwie kühl, es war nicht unangenehm, ganz und gar nicht, doch diese Kälte war nicht Menschlich, er war nicht menschlich. Und doch, und doch hatte ich das Gefühl, dass er lebte, richtig lebte, wie jeder andere auch. Ich lehnte meinen Kopf zurück, legte ihn an seine Schulter, hielt die Augen immer noch geschlossen, aus Angst, dass wenn ich sie öffnen würde, alles vorbei sein würde, als wenn niemals irgendetwas war. Sanft legte ich meine Hände auf seine, malte unsichtbare Muster auf diese, vorsichtig, als könnten sie jeden Moment zerbrechen. Seine Haut war so weich, niemand den ich kannte hatte solch schöne, seidige Haut. Sacht öffnete ich meine Augen, um einen kleinen Blick auf Uruha zu erhaschen, der von Nahem noch schöner aussah. Er hatte die Augen geschlossen, seine dichten, fein geschwungenen, schwarzen Wimpern waren so lang, dass sie seine Wangenknochen berührten. Seine schöne, gerade Nase passte perfekt zu der weichen Gesichtsform und zu seinen vollen, atemberaubenden und weich aussehenden Lippen. Seine helle Haut hatte nicht die kleinste Unebenheit, weder Narben noch Pickel oder sonst etwas, was sie hätte entstellen könnte. Er vergrub sein Gesicht noch etwas mehr an meinem Hals, ließ mich wieder seinen Atem daran spüren, während seine Lippen ganz kurz, ganz sanft meine Haut streiften. Doch es reichte schon um mich erschaudern zu lassen. Weich, so unheimlich samtig und zart waren sie. Lächelnd schloss ich wieder meine Augen, daran könnte ich mich gewöhnen, seine Nähe, sein Geruch, sein Körper, er passte perfekt zu mir, schmiegte sich weich und sanft an meinen Rücken, wie dafür gemacht. Ich wollte für immer so verweilen, ihn für immer bei mir behalten, ich war süchtig nach ihm, seiner bloßen Anwesenheit, ich würde alles für ihn tun. Viel zu schnell schon löste er sich von mir, nahm seine Arme zurück und rutschte weg von mir, plötzlich, als wäre ihm klar geworden, was er tat. Fast wäre ich nach hinten gefallen, konnte mich aber gerade so noch mit einer Hand abstützen. Mit einem gemurmelten: „Ich fange mal an zu kochen“ verschwand er samt Messer und Kochlöffel schnell in der Küche und ließ mich alleine zurück. Nachdenklich schaute ich ihm nach, warum war er so fluchtartig verschwunden? Bereute er es, mir nah gewesen zu sein? Ich vermisste seine Nähe jetzt schon, obwohl er mir fast gegenüber in der Küche mit ein paar Töpfen hantierte, seufzend stand ich auf, um mich auf mein Bett zu schmeißen und sein Buch weiter zu lesen. Immer mehr zog es mich in seine eigene kleine Welt, faszinierte mich und raubte mir den Atem. Die Zeit verging wie im Flug bis Uruha an meine Tür klopfte um mich zum Essen zu rufen. Träge stand ich auf und ging in meine Küche, aus der es schon so verlockend nach Essen duftete, dass mir das Wasser im Munde zusammenlief. Brav setzte ich mich auf einen Stuhl und sah Uruha zu, wie er meinen Teller großzügig mit verschiedenen Speisen belud und ihn mir vor die Nase stellte. Meine Augen wurde immer größer, als ich das ganze herrliche Essen auf dem Teller sah. Ich erkannte Kartoffeln, Reis und verschiedene Fleischsorten, auch eine Vielfalt an Gemüse gab es und unterschiedliche Saußen flossen über die dafür vorgesehenen Speisen. „Wow“ brachte ich nur heraus. „Ich wusste ja nicht was du magst, deshalb hab ich halt alles gekocht", meinte Uruha lächelnd, er hatte sich mir gegenüber gesetzt, mit einem ebenso gut aussehenden Teller. „Guten Appetit.“ Höflichkeit war für Uruha wohl sehr wichtig. „Dir auch,“ murmelte ich deshalb nur und fing sofort an, alles in mich hinein zu stopfen, konnte mich gar nicht entscheiden, welches der verschiedenen Gerichte am besten schmeckte. „Das schmeckt fantastisch!“ lobte ich den kleinen Koch zwischen zwei Happen. „Danke, ich habe früher auch immer gekocht, deshalb kann ich es wohl einigermaßen.“ „Also, ich denke du bist eingestellt“, grinste ich mit vollem Mund. „Eingestellt?“ Uruha hob irritiert eine der fein geschwungenen Augenbrauen. „Ja, als mein neuer privat Koch!“ „Na jetzt fühle ich mich aber geehrt,“ meinte er mit ironisch klingender Stimme. Selbst beim Kochen oder beim Essen hatte er diese Eleganz, diese Selbstbeherrschung, die er immer mit sich herum trug, wie eine zweite Haut. Sogar wie er die Gabel zu seinem Mund führte sah unheimlich sexy aus und das ohne, dass er etwas dafür tat, es war einfach unglaublich. Uruha war wie immer und tat so, als wäre das vorhin auf dem Sofa nicht passiert. Das Essen ging in Ruhe zu ende und ich opferte mich, den Abwasch zu machen, da Uruha ja schon so ausgezeichnet gekocht hatte. Wir hatten beschlossen den Nachtisch vor dem Fernseher zu essen, bei einem guten Film oder so, weshalb ich mich mit dem Abwasch beeilte. Eine Geschirrspülmaschine hatte ich natürlich nicht, da ich nie viel Geschirr benutzte, doch gerade wünschte ich mir nichts sehnlicher, denn Uruha hatte verdammt viel zum Kochen gebraucht. Dieser guckte sich in aller Ruhe meine DVD-Sammlung und die Fernsehezeitung an, überprüfte, ob er etwas Schönes fand, was wir uns angucken könnten. Es war schon wieder früher Abend geworden und das Wetter draußen war einfach nur beschissen, während des Essens hatte es angefangen zu stürmen und zu regnen, deshalb war einen Film gemütlich auf dem Sofa zu gucken jetzt genau das Richtige. Als ich schon fast fertig mit dem Abtrocknen war, kam Uruha herein und machte den Nachtisch fertig. Es gab Eis, drei verschiedene Sorten mit Schlagsahne, Schokosauce und Waffel. Und es sah verdammt lecker aus, was mich meine Arbeit noch schneller erledigen ließ. Schnell ging ich ins Wohnzimmer, wo Uruha schon in seine Decke gekuschtelt saß, den Film schon im DVD-Player und das Eis auf dem Tisch. Grinsend setzte ich mich neben ihn, jedoch darauf bedacht ihn nicht zu berühren oder dergleichen, nahm mir mein Eis und war gespannt, welchen Film denn Uruha ausgesucht hatte. Gerade als ich auf Play drücken wollte, hielt mir Uruha ein Stück seiner Decke hin, um mir anzudeuten mit hinunter zu kommen. Ich schaute ihn erstaunt an, dass hätte ich nun wirklich nicht gedacht! Dankend nahm ich sie und kroch weiter zu ihm, drückte endlich die Play taste und aß genüsslich mein Eis. Uruha hatte sich für den Film „96 Stunden“ entschieden, eine sehr gute Entscheidung, wie ich fand, denn der Film vereinte alles was ich mochte. Es waren keine berühmten Schauspieler, weshalb man nicht gleich „Guck mal, Brad Pitt hat ja ne scheiß Hose an“ zuhören bekam, doch sie spielten gut, verdammt gut, brachten jede Szene richtig herüber und waren einfach perfekt für ihre Rollen. Auch bei der Story mangelte es an nichts, schön viel Action, viel Krach und Bumm und eine super Kameraführung machten aus diesem Film ein wahres Erlebnis, ich hätte Jahre so weiter schwärmen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)