Never Been Kissed von abgemeldet (Reita X Ruki, die Highschool & die verdammten Hormone.) ================================================================================ Kapitel 10: Young Girl, you're out of your mind ----------------------------------------------- WTF. Hab ich wirklich am 22.02. das letzte Mal gepostet? Ihr dürft mich verprügeln. *mich bereitstell* ~Okay, ich hoffe, euch geht's allen gut. Auch wegen dieser Japan-Sache. Ich hoff, keiner von euch hat wen da drüben oder so. Q_Q JUT. Also. WER WILL, DER KANN MIR FÜR DONNERSTAG UND MONTAG DIE DAUMEN DRÜCKEN! -da schreib ich Wirtschafts- und Matheabitur. X'DD (blah) -> mal wieder kein Autorenkommentar. Viel Spaß! ♥ ____________________________________________________ Kapitel 10 – Young girl, you’re out of your mind Die Suppe, die mir Kais Mutter noch mal warm gemacht hat, stellt meinen Magen zufrieden und während ich sie brav auslöffele, schildere ich Kai den gesamten Krankenbesuch. Natürlich lasse ich ein paar Details aus Akiras Erzählung draußen, weil es sich nicht richtig anfühlt, diese Sache brühwarm wie die Suppe in meiner Schale weiterzuerzählen. Auch, wenn es Kai ist, dem ich blind vertraue. Kai hat die Denkermütze aufgesetzt und meint danach: „Meine Güte, Ruki, meine Theorie verstärkt sich einfach nur noch!“ „Bleib realistisch, verdammt!“ Kai dreht sich auf seinem Stuhl, was er immer macht, wenn er nachdenkt. „Also ich find’s realistisch! Schau mal, den armen Kerl macht die Sache augenscheinlich ziemlich fertig und du bist wohl der Einzige, wenn ich mal ein bisschen in die Worte seiner Mutter rein interpretieren darf, den er an sich ran lässt! Der vertraut dir, sonst hätte er dir das doch nicht erzählt!“ „Das passt aber alles nicht zusammen!“, rufe ich trotzig und verteile Suppe auf meiner Hose. Egal, muss eh in die Wäsche. „Ich bin kein Psychologe, aber ich beharre drauf, dass die Sache mit dir VOR dem Kuss eine Art Schutzmechanismus war.“ „Aber warum macht er mich trotzdem ständig fertig? Warum macht er trotzdem so weiter?“ „Hatte nicht Uruha mal gesagt, dass Akira zu jedem so ist?“ Ich schweige. Okay. Der Punkt geht an Kai. Ich puste mir eine Strähne aus dem Gesicht (ich sollte mal wieder zum Friseur…) und setze die nun leere Schüssel auf den Nachttisch. Dann werfe ich mich zurück in Kais Bett und der Duft von frisch gewaschener Wäsche steigt mir in die Nase. Das ist immer so bei Kai. Egal wann ich komme, es riecht immer nach diesem Frühlingsduft, mit dem dieses Waschmittel immer wirbt. „Wir sollten abwarten, was die Zeit so bringt.“ Ich stöhne. Ich will nicht abwarten, ich will wissen was hier vor sich geht! „Der Kerl macht mich fertig!“ „Ach Schatzilein!“ Kai springt von seinem Stuhl und legt sich neben mich. Dann wirft er die Arme um mich und drückt mich fest an sich. „Sieh das nicht so eng. Wer weiß, vielleicht geht das ja jetzt schneller, als du denkst!“ „Was macht dich da jetzt so sicher?“ „Wenn man einmal angefangen hat, jemandem sein Herz auszuschütten, dann kann man auch nicht mehr so schnell aufhören damit.“ „Hm.“ Ich kuschele mich an Kais Brust (ich darf das, ja?!) und atme einmal tief durch. Er riecht komplett anders als Akira, irgendwie süßlicher. „Schau mal, wir haben schon so viel Zeug hingekriegt – dann kommen wir hinter dieses Geheimnis auch noch!“ „Okay, Sherlock.“ Kai lacht, und ich kann nicht anders, als einzustimmen. Ich glaube Kai. Bestimmt finden wir bald eine Lösung für das Ganze hier. Zwei Tage später laufe ich mit Aoi zum Proberaum. Heute war er ausnahmsweise mal nicht vorher bei Uruha, was eigentlich auf ein Wunder deutet. Aber wahrscheinlich werden die beiden noch nach der Probe genügend Zeit für sich haben… „Glaubst du, Reita kommt heute?“, frage ich, als wir an der kleinen Parkanlage vorbeilaufen. „Ich hab ne SMS bekommen, er kommt“, meint Aoi und steigt über eine Pfütze – es hat bis vor einer halben Stunde noch geschüttet wie verrückt. „Geht’s ihm besser?“ „Ja scheint wohl so. Oder zumindest fühlt er sich so fit, dass er eine Bandprobe durchhalten kann.“ Irgendwie glaube ich Aoi nicht so ganz, weil ich den Bassisten als einen von der Sorte einschätze, der sich zu Dingen, die ihm wichtig sind (was die Band zweifellos ist), sogar tragen lassen würde. „Wie ging’s ihm denn am Dienstag?“ „Ach. Nicht so blendend. Fieber und so. Das komplette Programm eben“, sage ich und Aoi zieht die Luft scharf ein. „Iih, das hört sich ja nicht so gut an.“ „Aber ich schätze mal, seine Mum pflegt ihn wieder gesund!“ „Oh jaaa! Mai macht die beste Hühnersuppe der Welt!“ „Du hast die schon mal probiert?“ „Ja, und die war mega! Ich wünschte, meine Mutter könnte so kochen!“ Ha. Da sind wir ja schon mal zu zweit. Aoi und ich betreten den Proberaum, während wir uns lauthals über die nicht vorhandenen Kochkünste unserer Mütter streiten. Das erste, was ich sehe, ist Akira, der seinen Mundschutz gerade rückt. „Oh, unser Todkranker!“, begrüßt ihn Aoi dann auch gleich, was Akira nur mit einem unverständlichen Murmeln beantwortet. Uruha und Yune sind auch schon da und während Aoi seine Gitarre auspackt, hole ich mir ein Mikro aus der Box, die wir in der Ecke stehen haben. Als ich zurücklaufe, bleibe ich kurz bei Akira stehen und frage: „Geht’s dir gut?“ „Ja, Fieber ist weg. Ich huste nur noch wie ein altersschwacher Mann.“ „Ich mein nicht nur das“, sage ich schnell und leise, was eigentlich nicht nötig ist, denn Uruha und Aoi machen Lärm für einen ganzen Kindergarten. Akira schaut auf und durch den Mundschutz kann ich nicht sehen, was für einen Gesichtsausdruck er drauf hat. „Ja. Alles in Ordnung.“ „Gut.“ „… ja.“ „Würden die Damen dann bitte ihren Kaffeeklatsch beenden?“, kommt es von Yune, der sich schon wieder genervt gibt. „Uruha hat angefangen!“, verteidigt Aoi sich und ich gehe schnurstracks zu meinem Mikroständer, ohne Akira noch mal anzusehen. Ich glaube ihm trotzdem nicht, dass er kein Fieber mehr hat. So viel besser als am Dienstag sieht er nämlich nicht aus. Aber gut, wann sagt der Kerl mir schon mal die Wahrheit? Ja gut, wenn er mich beleidigen will, dann. Und wenn er besoffen ist. Okay. Aber sonst…? „Ist egal wer angefangen hat, wir müssen mal endlich den Song fertig kriegen!“ „Wo er Recht hat, hat er Recht“, sage ich und Uruha und Aoi sind endlich ruhig. Nachdem wir zwei Stunden lang an unserem neuen Song gebastelt haben, wird Akira von Yune der Schlüssel in die Hand gedrückt. „Du bist dran.“ „Jo.“ Aoi und Uruha haben ihre Gitarren mittlerweile auch geschultert und verabschieden sich. „Ich geh noch zu Uruha. Du findest ja heim!“ „Immer doch – viel Spaß euch“, antworte ich. Uruhas Augen blitzen auf und er wirft mir einen Blick zu, der sowas wie „Werde ich sicher haben!“ aussagen soll. Ich sehe den beiden nach und überlege, ob Uruha jemals mit der Sprache rausrücken würde, was Aoi angeht. Aber meine Gedanken werden durch einen Hustenanfall Reitas unterbrochen. „Meine Güte, geht’s?“, frage ich, als Akiras Kopf schon ganz rot ist und ihm die Tränen aus den Augenwinkeln laufen. „Geht – gleich – wieder“, würgt er und ich nehme ihm seinen Bass ab. „Du hättest gar nicht hier her gehen sollen!“, sage ich vorwurfsvoll und packe sein Instrument ein, während der Blonde sich langsam von seinem Anfall erholt. „Pff. Wegen Husten bleib ich doch nicht daheim!“ Reflexartig fühle ich seine Stirn – ha. Erwischt! Wusste ich es doch! Ich könnte die perfekte Krankenschwester sein! „Von wegen. Du hast wieder Fieber!“ „Als ich daheim losgegangen bin, war ich fit!“ Ich stemme die Hände in die Hüften und fühle mich wie eine Mutter, die ihren Sohn beim Kekse klauen erwischt hat. Mein Blick scheint aber Wirkung zu zeigen, denn plötzlich druckst Akira: „Ja okay. Dann hab ich halt Fieber. Und jetzt?“ „Du bist so ein Trottel! Wenn ich dich noch einmal mit Fieber hier aufkreuzen sehe, dann schick ich dich wieder nach Hause!“ „Ist ja süß, wie du dich um mich sorgst!“ „Ach, Schnauze!“, keife ich und drücke meinem Gegenüber den Bass in die Hand. Akira lacht vor sich hin, dann geht er mit mir raus und der, der eigentlich ins Bett gehört, schließt den Raum ab. Wir gehen schweigend nebeneinander her, ich nach Hause, er zur U-Bahnstation. „Meine Mutter fragt, wann du wieder kommst.“ „Sie scheint mich zu mögen!“, meine ich. „Wahrscheinlich würde sie dich vom Fleck weg adoptieren…“ „Und dann hätte ich DICH als Bruder? Nein, da lehne ich dankend ab!“ „Gut, das gleiche denke ich nämlich auch!“ Immerhin sind wir uns bei einer Sache einig. Wenn schon alles andere immer in Diskussionen ausartet. Ist ja auch mal ganz nett, finde ich! „Hast du schon rausgefunden, wer dir diese wunderschöne Zeichnung geschickt hat?“ „Nein. Ich versuch’s grad mit der Technik der Verdrängung. Wird das einfachste sein!“, antworte ich und mein Wohnblock kommt in Sichtweite. „Ohje, du Herzensbrecher!“ „So ist das Leben!“, sage ich und bin ein bisschen von meiner Kaltherzigkeit überrascht. Aber gut – es stimmt ja auch! Die Ische muss doch wissen, dass ich anders ticke. Weil… ich mein… wenn man selber nicht weiß, dass ich homo bin, dann erfährt man es spätestens von einem anderen. Das weiß man einfach. Das ist Allgemeinbildung! Wir bleiben vor dem Klotz aus Beton, in dem ich lebe stehen und auf der Treppe drehe ich mich noch mal zu Akira um. Mir kommt eine ziemlich idiotische Idee in den Kopf, aber nach dem, was passiert ist, könnte man das eigentlich versuchen. „Können wir eine Vereinbarung treffen?“ „Was springt für mich dabei raus?“, fragt der Bassist und seine Augen blitzen neugierig auf. War klar, dass man so seine Aufmerksamkeit bekommt. „Keine Lügen mehr.“ Mein Gegenüber verstummt und scheint mich nachdenklich anzusehen. Nach einer Weile sagt er: „Okay.“ „Gut. Dann hast du mich heute zum letzten Mal angelogen?“ „Ja.“ „Warum kannst du nicht immer so schnell in Dingen zustimmen, die ich vorschlage?“ Ich sehe sein breites Grinsen unter dem Mundschutz – ich spüre es förmlich. „Weil ich es mag, wenn du dich aufregst.“ Ich stoße nur genervt die Luft aus. War klar. „Jetzt weiß ich wenigstens, wo ich dran bin.“ Akira lacht, dann meint er: „Gut, dann geh ich mal mein Fieber loswerden.“ „Und vorher gehst du nicht aus dem Haus.“ „Okay, Mama.“ Mit einem letzten Blick über die Schulter verschwindet er und ich gehe selber hoch in die Wohnung. Also gut. So einfach hätte ich mir das jetzt auch nicht vorgestellt. Am Montag darauf bin ich gerade auf dem Weg zum Biosaal, als ich Akira endlich mal wieder in der Schule und in Uniform antreffe. Er scheint immer noch leicht angeschlagen, aber im Vergleich zum letzten Dienstag sieht er schon wieder richtig lebendig und frisch aus. „Hey, Kleiner“, begrüßt er mich und packt mich am Oberarm, um mich aus dem Schülerpulk an die Seite zu ziehen. „Äh, ja, was gibt’s? Müssen wir wieder Verstärker kaufen gehen?“ „Nein, keine Panik.“ „Um was geht’s dann?“ Akira sieht sich kurz um und als er wohl findet, dass kein Mensch da ist, der das nicht hören sollte, sagt er: „Wir haben doch dieses ‚Nicht mehr Lügen‘-Ding am Laufen.“ „Ja. Haben wir.“ „Gut. Dann hab ich ne Frage.“ Sein Blick sagt mir, dass er darauf brennt, eine Antwort zu hören und irgendwie wird mir ganz mulmig bei der Sache. Was könnte denn für ihn so wichtig sein, um es von mir zu hören? „Schieß los“, gebe ich mich cool und rücke noch mal meine Schultasche zurecht. „Wegen letzten Dienstag – weiß jemand davon?“ Ich verstumme für einen Augenblick und dann sehe ich Kai um die Ecke biegen. Mein bester Freund sieht uns, und bleibt stehen. Dann springt er zur Seite, dort, wo er glaubt, dass wir ihn nicht sehen können. Vollidiot. Ich sehe zurück zu Akira und beschließe, mich an die Abmachung zu halten. Oh je, dafür werde ich bestimmt Schläge kassieren. „Ich hab mit Kai drüber geredet.“ „Warte… Kai ist der, der ständig mit dir rumhängt und der rumposaunt hat, das wir einen Auftritt haben, oder?“ „Kai ist mein bester Freund! Und ich hab ihm gar nicht alles erzählt!“, füge ich schnell hinzu, in der Hoffnung, Akiras Wut nicht mit geballter Kraft abzukriegen. „Und das Ding… du weißt schon, was ich mein…“ Akira nickt mit rotem Kopf in die Richtung der Umkleidekabinen. Aaah ja. DAS Ding! „Das weiß er auch.“ Akira verstummt und scheint nachzudenken. Hoffentlich hat er einen guten Tag… bitte, bitte, bitte! Mein Blazer ist frisch gebügelt! „Er kann aber wirklich die Klappe halten bei sowas. Ich kenn ihn!“, versuche ich, die Sache zu rechtfertigen und dann fällt mir ein, dass ich das eigentlich gar nicht brauche. Man kann sich ja denken, dass ich armer Teenager bei so einer Sache jemanden brauche, mit dem ich darüber reden kann! Und wenn es schon meine Eltern nicht sind (ahahaha, als ob!), dann immerhin Kai! So! Nämlich! Basta! „Was ist mit Barbie?“ Das letzte Wort hat einen leicht aggressiven Unterton, den ich nur zu genüge von ihm kenne. „Ob ich Takeru was erzählt hab?“, rutscht es mir ungläubig raus. „Ja, genau. Ob du dieser Tussi irgendwas erzählt hast.“ „Er weiß von gar nichts. Er würde durchdrehen, würde er wissen, dass du ihm zuvor gekommen bist.“ Kaum habe ich das gesagt, schlage ich die Hand vor meinen Mund. Ich bin so eine Klatschtante, ey! Akiras rechte Augenbraue schnellt schon wieder nach oben und er fragt: „Ich dachte, er ist dein Freund?“ „Bin ich denn hier bei nem Verhör oder was?“ „Du hast mit diesem Ding angefangen, also antworte mir!“ Ich hasse meine spontanen Ideen. Wirklich. Die geben irgendwie nur Nachteile für mich! „Nein, er ist nicht mein Freund. Wahrscheinlich will er schon. Nur hab ich keine Lust.“ „Ach SO ist das also?“ Ich nicke nur und verschränke die Arme vor der Brust. So. Haben wir jetzt alle Unklarheiten beseitigt, kann ich jetzt zum Unterricht gehen? „Guuuut. Das war eigentlich schon alles.“ „Haben wir jetzt öfter solche Verhöre?“ Akira grinst leicht überheblich dann meint er: „Nur wenn du willst, Kleiner. Ich geh dann mal.“ „Du bist so ein Arschloch“, sage ich, als er an mir vorbei geht. „Lass dir mal was Neues einfallen“, antwortet er und verschwindet in der Schülermenge. Ich sehe auf den Punkt, an dem ich Akira das letzte Mal gesehen habe und bin tief in Gedanken versunken, als Kai plötzlich neben mir auftaucht. „So, jetzt starrst du ihm schon hinterher?“ „Ach, halt die Klappe, Kai.“ „Um was ging denn euer wahnsinnig interessantes Gespräch?“ Ich kläre ihn in drei simplen Sätzen auf, dann sagt er: „Du hast ihm also praktisch gesagt, dass du noch Single bist?“ „Ja, und jetzt?“, blöke ich. „Ach, nur so. Jetzt schöpft er bestimmt neue Hoffnung. Du bist doch nicht vom Markt und so!“ „Kai, bitte… kannst du einmal aufhören, in meinem gerade nicht vorhandenen Liebesleben herumzuschnüffeln?“ „Ich frage mich gerade, wie Takeru das eigentlich findet…“ „Du hörst mir überhaupt nicht zu, stimmt’s?“ „Hä, was?“ Ich stöhne entnervt, dann gebe ich Kai einen Schlag auf den Hinterkopf. „Trottel!“ „Autsch!“ Kai nimmt mir das zum Glück nicht übel, aber bevor er irgendwas sagen kann, renne ich in eine jüngere Schülerin rein, der vor Schreck die Bücher aus dem Arm fallen. „Oh, das tut mir leid!“, rufe ich und das Mädchen (noch nie gesehen in meinem Leben, schätzungsweise geht sie in die erste Klasse) schaut ganz verschrocken zu mir herauf. Als sie mich sieht, werden ihre Augen ganz groß und sie stammelt: „Äh… das… das… ist schon okay…“ „Warte, ich helf dir!“ Meine Güte, ich bin so ein Gentleman! Sie protestiert und versucht, vor mir all ihre Bücher aufzulesen, aber da hab ich selber schon einige ihrer Sachen eingesammelt. Darunter auch verschiedene Hefte. „Das wäre nicht nötig gewesen!“, fiept sie und Kai kann sich ein Kichern nicht verkneifen. „Doch, ich bin doch kein Arsch!“, antworte ich hart und halte ihr die Hefte entgegen. Schüchtern nimmt sie sie entgegen und bedankt sich mit einer etwas zu tiefen Verbeugung. „Danke, Ruki-san!“ Eh? „Du kennst mich?“ Sie wird augenblicklich wieder rot und verbirgt ihr Gesicht hinter ihrem schwarzen Haarvorhang und dann meint sie: „Jeder kennt dich doch...“ „Achso?“ „Ja, alle reden von dir – du bist doch in dieser Band, die so viele Auftritte gerade bekommt…“ Kai flötet ein „Unser kleiner Rockstaaaar!“ und ich stoße ihm in die Rippen. „Alle finden dich cool“, haucht sie, mit hochroten Wangen und ich weiß grade nicht, ob ich heulen oder lachen soll. „Ähm… ja… das ist ja… echt cool“, bringe ich gedehnt hervor, dann sage ich: „Du solltest besser aufpassen, wo du hinläufst. Ich muss dann mal weiter…“ Und damit verschwinde ich und lasse die Arme stehen, die ihre Bücher und Hefte fest an ihren Brustkorb (nein, ich hab keine Oberweite ausmachen können. Tut mir leid!) drückt. Kai läuft mir hinterher. „Ich wette, die haben heimlich einen Fanclub von dir!“ „Urgh.“ „Also den Umgang mit Fans solltest du noch mal üben!“ „Solang die nicht mit Autogrammen kommen, sind die mir egal!“, gebe ich von mir und betrete mit Kai den Biosaal. „Oh Ruki, schön dass du da bist!“, begrüßt mich Hana und ich lasse mich auf den Platz vor ihr nieder. „Ich wusste gar nicht, dass meine Anwesenheit so wichtig ist!“ „Ich muss dir was geben!“ Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachte ich, wie sie in ihrem Block rumsucht und dann einen Briefumschlag hervor zieht. „Eine aus der Ersten hat mir den gegeben, mit der Bitte ihn an dich weiterzuleiten!“ Auf dem Umschlag prangt mein Name mit drei Herzchen am Ende und ich stöhne auf. Kai quietscht. „Oh, wie süüüß!“ Damit reißt er Hana den Brief aus der Hand und öffnet ihn. „Ich dachte, der sei für Ruki…“ „Ich bin der Verwalter seiner Fanpost!“, gibt Kai zurück und seufzt dann auf. „Hello Kitty Briefpapier!“ „Oh Gott, bitte, töte mich!“, wimmere ich und werfe meinen Kopf in meine Arme, die ich auf dem Tisch abgelegt habe. „Du solltest vielleicht mal einen Rundgang machen und bekunden, dass du nicht auf Frauen stehst…“, sagt Hana. „Oh, Ruki, sie findet dich wunderschön!“, sagt Kai und liest den Stuss weiter, „und wie gefühlvoll du singst beeindruckt sie zutiefst!“ „Boar!“ Jetzt mal ehrlich – was soll der Scheiß? „Ihr Name ist Mikiko!“ „Wunderschön…“ Könnte da nicht wenigstens… Mike oder so stehen? Oh man, wieso immer ich?! „Schau doch mal, sie hat dich als Chibi gemalt!“ „Noch schlimmer!“ Ich glaube, ich gehe gleich nach der Schule in ein Tattoostudio und lasse mir groß auf die Stirn „HOMO“ stechen… Prävention nennt man sowas! „Schon lustig, wie Ruki plötzlich beliebt ist, vor allem bei den Mädels!“ „Noch lustiger ist, dass ich das gar nicht will!“, antworte ich auf Hanas Aussage und begutachte den Brief, auf dem mir zehntausend Hello Kitties Küsschen, Herzchen und Rosen entgegenwerfen. Würde ich auf Frauen stehen, okay. Dann wäre das alles ja sehr schmeichelhaft. Aber die beißen sich an mir doch die Zähne aus. Da gibt es einfach Dinge, die die eben nicht haben. Und ein Mann eben schon. Und – bah. Wenn ich nur dran denk… nein, nein! „Wie willst du vorgehen?“, fragt Kai. „Mir das Wort ‚Homo‘ auf die Stirn tätowieren lassen“, antworte ich und schiebe den Brief achtlos in meine Schultasche. Wird dann daheim entsorgt. Nachher taucht der Brief noch bei Leuten auf, die den nie lesen sollten… Akira, zum Beispiel. Gott, der würde mich so fertig machen, wenn er das lesen würde… Besser so! „Gibt’s auch Alternativen?“ „Ruki braucht einfach nur nen Freund. Dann wissen alle, dass er erstens Mal nicht mehr zu haben ist und zweitens schwul.“ „Tolle Idee, Hana. Kannst du mich bitte nem Geilen vermitteln, der mir guten Sex gibt?“ „Ich wusste, dass es dir nur um das geht!“, meint sie scherzhaft. „Aber… vielleicht ist der ja gar nicht so weit weg!“, wirft Kai ein und ich bekomme irgendwie Kopfweh. „Ach wirklich?“ Wenn er Hana jetzt was erzählt, bringe ich ihn um! Ich erwürge ihn mit der Schlingpflanze, die unser Biolehrer hier in diesem Raum pflegt! Und dann kippe ich ihm Slazsäure ins Gesicht, die im Chemiesaal nebenan gelagert wird! „Natürlich. Wo die Liebe hinfällt und so!“ „Okay, können wir das jetzt bitte beenden?“, fahre ich dazwischen, aber dann kommt sowieso der Lehrer mit dem Klingeln der Schulglocke herein, was mir einige Überzeugungsarbeit abnimmt. Jetzt hab ich erst mal für die nächsten 90 Minuten Ruhe und kann mir überlegen, was ich anstellen muss, um meine verdiente Ruhe vor diesen Hormonschleudern zu bekommen. Böse sein. Das wär ne Idee. Ich helfe einfach keinem mehr, seine Bücher aufzuheben. Ich laufe nur noch mit Sonnenbrille durch die Gegend und bin unfreundlich. Und dann mache ich in der Mensa einen Aufstand, wenn mir das Essen nicht schmeckt – weil ich bin ja jetzt ein ‚Rockstar‘ und so! Leider finde ich keine wirkliche Lösung für mein wunderbares Problem und auch nicht, als ich in Sport wie ein Irrer über die Tartanbahn rase, um eine halbwegs passable Note im Laufen zu ergattern. Was ich natürlich nicht tue, weil ich ein motorischer Spast bin, der über seine eigenen Füße stolpert, wenn’s ums Ganze geht. Von wegen ich würde über die Bahn laufen wie eine Gazelle – wie ein Elefant auf Speed trifft‘s schon eher! „Ich bin einfach nicht sportlich!“, maule ich, als ich umgezogen bin und auf Kai warte, der sich gerade das Shirt vom Oberkörper schält. „Du musst ja nicht alles können!“ Sagt der Richtige, der immer eine Eins in Sport bekommt. Gut, dann bitte nächstes Thema! „Ich muss noch kurz zum Schließfach, weil ich mein Geschichtsbuch mit nach Hause nehmen muss!“, sage ich und stehe auf. „Okay, ich warte dann vor der Schule, ja?“ Kai grinst wieder, ich nicke und dann verschwinde ich aus der Umkleidekabine (die mir im Übrigen immer wieder dieses unglaublich merkwürdige Bauchgefühl gibt), in der es nach Schweiß und zu viel Männerdeo riecht und bin froh, dieser Hölle entkommen zu sein. Dann steuere ich meinen Spint an, zum gefühlten Millionsten Mal in meiner Karriere als Schüler. Oh Gott. Oh Nein. Jetzt… man! Ein gelber Zettel. Fünf Meter vorher bleibe ich stehen und betrachte das Ding misstrauisch. Dann mache ich vorsichtig einen Schritt, als würde mein Spint gleich explodieren, wenn ich zu nah dran käme. Meine Güte, muss ich bescheuert aussehen. Noch mal ein Schritt. Und noch mal. Jetzt bin ich da. Noch mal tief durchatmen. Ich bin bereit. Falls da jetzt aber draufsteht, dass XY ein Kind von mir will, dann geh ich weinen. Kai ist in Ordnung. Ein tonnenschwerer Stein der Erleichterung fällt mir vom Herzen, als ich Akiras Schrift erkenne. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so über eine Nachricht von ihm freuen würde! „Na dann ist ja gut!“, sage ich eher zu mir selber und reiße den Post-It-Zettel vom Spint, dann stecke ich ihn in meine Jackentasche. Da wird er jetzt wohl ein paar Wochen rumgammeln. Ich könnte meine Taschen mal leeren, da kommt bestimmt viel Zeug raus – von Ein-Yen-Stücken bis zu irgendwelchen Spickzetteln, ich hab ein großes Sortiment da drinnen! Schnell fische ich mein Buch aus dem heillosen Chaos, das in meinem Spint herrscht, dann schließe ich ab und beeile mich, nach draußen zu kommen. Freiheit! Der Montag wäre wieder geschafft! ____________________________________________________ Sorry, das hat alles nur Lückenfüller-Charakter. Die große Bombe kommt im nächsten Kapitel. Und nein, da müsst ihr nicht so lang warten. Wirklich, ich bin so schlecht >___> Gott ey. Ich hass mich selber :'D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)