Never Been Kissed von abgemeldet (Reita X Ruki, die Highschool & die verdammten Hormone.) ================================================================================ Kapitel 2: Look a bit harder ---------------------------- ÖÖÖÖH! :D Ich mag euch xDD & weil ich das tue hau ich das nächste auch gleich raus. ^^" ______________________________________________________ Kapitel 2 – Look a bit harder. Es gibt Momente in meinem Leben, die ich unsagbar hasse. Ich hasse es, wenn ich zum Beispiel sonntags in meinem Zimmer sitze und zum hundertsten Mal den gleichen Manga durchlese, weil ich nichts zu tun habe, außer zu gammeln. Ich hasse es, sinnlos rumzugammeln. Vor allem an Sonntagen. Weil die läuten das Ende meines hart verdienten Wochenendes ein und erinnern mich daran, dass ich morgen wieder in diesen Hochsicherheitstrakt, genannt Schule, muss. Sonntage sind einfach richtige Nulltage. Ich habe mal gehört, dass in Europa die Läden sonntags zu haben, was bedeutet, dass bei denen sonntags noch weniger geht als bei uns. Meine Güte, was machen diese Menschen den ganzen Tag nur?! Seufzend rolle ich mich quer über mein Bett, um mich in eine bequemere Leseposition zu bringen. Die letzte Stunde habe ich meine Arme auf der Matratze abgestützt, den Manga gegen die Wand gelehnt. Das wird mit der Zeit anstrengend. Und dann vertiefe ich mich wieder in den finalen Kampf zwischen Naruto und Sasuke, lese zum hundertsten Mal den Satz „Du warst wie ein Bruder für mich!“ und zum hundertsten Mal… BRIIIIIIIIIIIIIIIIIING! Ich schrecke hoch und werfe aus Reflex das Buch aus der Hand. Hilflos sehe ich zu, wie es nach oben an die Decke geschleudert wird und dann auf meinem Gesicht landet. Mein Herz pocht wie wild und ich greife nach dem Handy, das ich neben mich gelegt habe und dieses unsagbar laute Geräusch von sich gegeben hat. Ich bin so schreckhaft! Die SMS kommt von Takeru. Er will mich sehen. Klar will er mich sehen. Wenn er SMS schreibt, dann sind die meistens mit dem gleichen Inhalt: Er will mich sehen, er vermisst mich, er mag mich – zwischendrin haut er fünf Herzchen und Küsschen und freut sich dann immer, wenn ich zurückschreibe. Ohne Herzchen und Küsschen. So schwul bin ich dann auch wieder nicht. Takeru ist klein, blond, aufgedreht und sowas wie der klassische unterste Unteruke. Ich übertreib jetzt echt nicht. Ich will ja nicht von mir behaupten, ich wäre besonders männlich und würde nur so vor Testosteron strotzen, aber Takeru bricht immer wieder den Rekord. Wenn ich mich mit ihm treffe werden meine Augen immer ziemlich strapaziert. Seine bunten, engen Hosen, seine Kettchen, die ständig klimpern, wenn er einen Schritt macht, sein Haar, dass er sich täglich liebevoll in den neuesten Variationen richtet – das ist alles ein bisschen viel für mich. Hinzu kommt sein Lächeln, das mich irgendwie immer an Zahnpastawerbung erinnert. Eigentlich haben wir Japaner ja wirklich schrecklich schiefe Zähne, nur Takeru nicht. Der hatte noch nie eine Zahnspange, noch nie einen schiefen Zahn und bestimmt auch noch nie Karies, obwohl er ständig irgendwas Süßes kauft und es isst. Er lächelt und blendet mich damit. Eigentlich hasse ich solche Menschen. Warum ich mich trotzdem immer wieder mit ihm treffe? Ja, das ist ne sehr gute Frage. Irgendwie mag ich ihn. Er geht mir zwar unsäglich auf die Nerven mit seinem „Kawaaiiiiiiii~~~“ und seinem „Sugoiiiiii~~“, seinem Rumgehüpfe und seinem allgemein hyperaktiven Verhalten, aber er hat auch gute Seiten. Ich war einmal mit Kai irgendwo bei einem Konzert und war so betrunken (ja, Alkohol – auch ich weiß, wie man sich den beschaffen kann!), dass ich nicht mehr wusste wo oben und unten war. Kai hatte ich in der Menge verloren und dann stand Takeru plötzlich neben mir und war so fürsorglich, dass es schon fast weh getan hatte. Eigentlich wohnt er in einem ganz anderen Viertel als ich und hatte einen viel längeren Weg, aber er hat mich nach Hause gebracht und mich sogar sicher in mein Bett bugsiert. Dass er selber noch zwei Stunden brauchte, um nach Hause zu kommen, hatte ihn nicht gestört. Hauptsache, ich war sicher daheim. Takeru sorgt sich immer um mein Wohl und versucht sein Bestes, um mich irgendwie sowas wie glücklich zu machen. Kai meint immer, ich soll mich mal endlich zusammenreisen und die Sache mit Blondie offiziell machen. Schließlich wäre ich lange genug Single gewesen und bräuchte mal wieder sowas wie ne Beziehung. Aber den Gefallen tu ich ihm nicht. Warum? – Ja, das wüsste ich manchmal auch gerne. Da ich nicht vorhabe, den ganzen Sonntag hinter einem Manga zu verbringen, mache ich mit ihm den gleichen Treffpunkt und die gleiche Uhrzeit aus, die wir immer haben. Fünfzehn Uhr, Harajuku Station. An der Station legt jeder von uns den gleichen Weg zurück und dann entscheiden wir spontan, was wir machen. So läuft die Sache immer, wenn ich ihn sehe. Echt mal, alles in meinem Leben scheint eine Routine zu haben. Das ist ja schrecklich! Seufzend rolle ich mich von meinem Bett und inspiziere meine Klamotten. Die Jogginghose muss dringend umgetauscht werden. Und das Shirt auch. Alles neu, und zwar jetzt! Eine halbe Stunde später stehe ich in der Metro und verfluche meinen Entschluss, mich vor die Tür gewagt zu haben. Zu heiß. Definitiv! Da hilft nicht mal die Klimaanlage, vor allem nicht, wenn man zwischen einem übergewichtigem Engländer (Touristen – ich hasse sie) und einem extrem ekligen Japaner im mittleren Alter eingequetscht ist – der ist bestimmt einer von der Sorte, die heimlich Pornos gucken, wenn der Rest der Familie schläft. Oh Gott. Takeru muss wirklich viel zurückzahlen, um das wieder gut zu machen! Als die Harajuku Station kommt, drücke ich mich so schnell wie schon lange nicht mehr aus dem Wagon und hole erst mal tief Luft, bevor ich meinen Weg weiter antrete. Meine Fresse. Warum muss ich auch in der größten Stadt der Welt leben? Als ich mit der Masse mitlaufe, sehe ich schon wieder Millionen von Teenagern, die sich in ihre besten Sonntagsklamotten (hahahaha – meine Wortgewandheit mal wieder) geworfen haben und sich mit ihrem Look von der Masse abheben wollen, weil Rebellion ja mega cool ist. Viele von denen kenne ich (oh Gott, da winkt mir ja schon eine Decora zu und grinst mich über beide Backen an… ich hab mir nicht mal ihren Namen gemerkt), nicht, weil ich unbedingt aktiv in dieser Szene wäre, die Schande ins Elternhaus und Coolness bei den Freunden bringt, sondern weil ich wohl den gleichen Musikgeschmack wie die da drüben habe und allesamt auf Konzerten von irgendwelchen Indiebands wiedersehe. Ich war noch nie der Typ, der sich in eine Schublade hat stecken lassen. Umso schlimmer finde ich es, wenn man auf mich zukommt und fragt, wie ich meinen Visu-Look hinbekomme und wo ich die Klamotten herkriege. Tragisch. Einfach tragisch, das Ganze. Bevor ich von der Decora noch angesprochen werde, flüchte ich zum Ausgang, wo ich mich wie immer an den gleichen Fleck stelle und Takeru sehe ich schon von der Ferne. Oh Gott, heute hat er sich wieder ins Zeug gelegt! Er trägt eine Ray Ban-Sonnenbrille mit rotem Rand und seine Haare hat er wachsen lassen. Braun sind sie mittlerweile auch. Sein Shirt ist weiß und zeigt genau so viel Haut, dass man sein Tattoo auf der Brust (nein, ich kann mir nicht erklären, wie er es ausgehalten hat, sich ein Tattoo stechen zu lassen – er ist die größte Heulsuse, die ich kenne) gerade so erahnen kann und seine Hose sprengt wieder jegliche Vorstellungskraft, beziehungsweise wieder alles, was ich je an seinen Beinen gesehen habe. Sie ist eng (sehr eng) und es sieht aus, als hätte er eigens ein Zebra dafür umgelegt. Die Nikes, die er anhat, sind wieder quietschbunt und leuchten bestimmt im Dunkeln. Und natürlich trägt er eine Tasche bei sich. Sie ist – bunt. Natürlich. Bunt. Gestreift. Sie strapazieren meine Netzhaut! Mit der werde ich ihn aber sicher nicht im Getümmel verlieren… „Rukiii!“, schnurrt er in mein Ohr, als er mich erreicht hat und er wirft sich in meine Arme. „Ich hab gehört, dass im Zoo ein Zebra fehlt. Jetzt weiß ich, wo es hin ist…“, sage ich und begutachte mir seinen Aufzug noch mal aus der Nähe, als er mich loslässt, weil die Hitze viel Körperkontakt einfach nicht zulässt. Natürlich nimmt er das gleich übel und schiebt die Unterlippe vor, dann schlägt er mir gegen den Oberarm. „Du bist gemein zu mir!“ Als Entschuldigung verspreche ihm ein Eis – das zieht immer, denn er liebt Süßigkeiten. Und Eis sowieso. „Okay, lass uns gehen!“ Strahlend schnappt er sich meine Hand, verhakt unsere Finger miteinander und zieht mich dort hin, wo es seiner Meinung nach das beste Eis gibt. Auf dem Weg dorthin erzählt er mir von seiner Woche. Er geht auf eine andere Schule wie ich, dennoch hat er die gleichen Problemchen wie ich sie kenne. Die Lehrer nerven, die Mitschüler sind bescheuert und das Essen in der Mensa schmeckt nicht. Ich zahle ihm das Eis und mit dem Kommentar „Du rettest meine Woche!“ wendet er sich dem Sahne-Milch-Aroma-Zucker-Gemisch zu. Er steht total auf Vanille, übrigens. „Ja, zu irgendwas muss ich auch da sein“, sage ich und mache mich selber über mein Eis her. Das ist echt das Beste, was man bei dieser Hitze machen kann. Takeru sagt nichts, sondern lächelt mich nur an, so wie er es immer wieder mal macht. Das macht mich dann immer nervös. Ich hasse es, so angestarrt zu werden. Ich ziehe ihn weiter, obwohl ich keine Ahnung habe, wo wir eigentlich hingehen. Unser Weg führt uns vorbei an den Läden und Boutiquen und wir bleiben bei den Eingängen, aus denen die kühle Luft der Klimaanlagen auf die Straße strömt, immer etwas länger als es eigentlich nötig wäre, stehen. Meine Frisur hat sich mittlerweile auch wieder verabschiedet. Regen und Hitze. Das sind zwei Dinge, die mir meine Haare extrem übel nehmen. Takerus Haar sitzt natürlich perfekt. Was auch immer er anstellt, ich bin ganz schön neidisch! „Was macht Kai eigentlich so?“, fragt Takeru, als er sein Eis aufgegessen hat. Man sieht es ihm nicht an, aber der Kerl bringt das Zeug in Nullkommanichts runter. Und nein, natürlich setzt absolut nichts an ihm an! „Ach ja, macht sich langsam. Mittlerweile kann er auch mal Bruchrechnen.“ Takeru lacht. Er hat ein ziemlich angenehmes Lachen, muss ich sagen. „Meine Nachhilfestunden bringen was!“, sage ich, obwohl ich Kai eigentlich keine Nachhilfe gebe. Ich scheitere doch schon regelmäßig, wenn ich ihm die Hausaufgaben erklären will. „Vielleicht sollte ich dich auch mal für die Nachhilfe anheuern“, meint Takeru und grinst mich dabei an. Er hat mehrere Arten, zu grinsen. Er hat sein breites Grinsen, wenn ihn etwas total freut – zum Beispiel, wenn ich ihm Eis kaufe. Dann strahlt er wie ein Weihnachtsbaum im Kaufhaus. Wenn er überlegt und sich dann etwas ausdenkt, hat er auch ein spezielles Grinsen und man weiß genau, dass ihm wieder irgendwas Grandioses eingefallen ist. Wenn ihm zum Beispiel einfällt, wie er seine neuen Schuhe mit seinem Lieblingsshirt kombinieren kann. Wenn er betrunken ist, dann hat er ein schiefes Grinsen drauf und das mag ich eigentlich am liebsten, da sieht er nämlich wie ein kompletter Trottel aus. Und dann hat er noch DIESES Grinsen. Und es ist dreckig. Es ist so dreckig, dass dir die nicht jugendfreien Gedanken, die in seinen Kopf schießen fast schon entgegenspringen. Und dann pirscht er sich an einen ran und zupft am Saum deines Shirts herum und dann kommt ein noch dreckigerer Kommentar. In solchen Situationen möchte ich dann immer ganz schnell wegrennen, weil ich nicht damit umgehen kann. Aber dadurch, dass er meine Hand hält, ist Weglaufen die letzte Option, die ich habe. „Du Mistkerl!“, fluche ich, als Takerus Hand ganz unauffällig unter mein Shirt rutscht und sein Kichern klingelt bedrohlich in meinen Ohren. Und dann plötzlich sehe ich ein mir bekanntes Gesicht. „Oh Shit!“ „Was bitte?“ Ich antworte Takeru nicht, sondern ziehe seine Hand unter dem Stoff hervor und drücke ihn in den Laden rein, vor dessen Eingang wir stehen. „Ruki, was…?“ Der Laden stellt sich als Musikgeschäft heraus und ich springe direkt hinter ein Regal, nachdem ich mich von Takeru losgemacht habe. Der sieht verwundert zu mir, dann zum Eingang und folgt mir dann. „Hast du nen Geist gesehen oder was?“, fragt er dann in einem Tonfall, als hätte ich nicht mehr alle Latten am Zaun (und vielleicht mag er da sogar nicht so ganz Unrecht haben). „Ne, das nicht.“ Etwas viel Schlimmeres! Und zu meinem Bedauern kommt dieses Schlimmere geradewegs in diesen Laden rein! „Verdammt“, zischele ich und ziehe Takeru zu mir runter. Akira darf mich nicht sehen, sonst macht der mich noch in der Öffentlichkeit nieder! Ohne die Uniform, mit gestylten Haaren und Muskelshirt sieht er natürlich noch besser aus als sonst. Wie ich ihn dafür hasse! Auf ewig! Takeru scheint zu verstehen und stößt genervt die Luft aus. Ich hab ihm schon oft von dem da erzählt und immer meint er, ich soll mich endlich mal wie ein Mann verhalten und dem Kerl mit hocherhobenem Haupt (ja, das war seine Ausdrucksweise!) entgegen treten, damit ich nicht ständig in die Opferrolle falle. Dann schaut er Akira an und befindet: „Das Nasenband ist ja dämlich…“ Damit steht er auf und wandert im Geschäft umher – und mich lässt er hier stehen. Ja. Genau. Das Nasenband… warum zur Hölle trägt er ein Nasenband?! „Na sieh mal einer an…“ Nein, ich bin absolut kein Glückspilz. Ich schaue nach oben und vor mir, in seiner ganzen Körpergröße aufgebaut, steht Akira und legt den Kopf schief. „So ein Zufall!“, gebe ich zurück und stehe wieder auf. So ein Scheiß, warum bin ich nur so klein und der so groß? In meinen Augenwinkeln sehe ich Takeru, der eifrig ein Regal durchstöbert und dann eine CD hervorzieht, die ihm anscheinend gefällt. Oh Gott, bitte, komm nicht auf die Idee, mich jetzt damit vollzuschwatzen… Zum Glück verschont er mich mit einem euphorischen Aufschrei und rennt gleich begeistert zur Kasse, was auch immer er sich da jetzt schon wieder ausgesucht hat. „Suchst du vielleicht das?“ Erst jetzt bemerke ich, dass ich in der J-Pop Abteilung stehe und Akira zieht scheinbar wahllos eine CD hervor. Dann hält er sie mir unter die Nase und ich lese den Schriftzug TVXQ – und irgendwelche Schönlinge, halbnackt natürlich, haben sich auf dem Cover zusätzlich eingefunden. Jetzt muss ich mir ganz schnell was total Schlagfertiges einfallen lassen, um meine Ehre zu retten! „Du musst doch nicht immer gleich von dir auf andere schließen!“ Akira, von dem ich eigentlich erwartet hätte, dass er mir gleich eine reinhaut, steckt die CD zurück und sagt, während er mir näher kommt: „Du hattest schon mal bessere Sachen auf Lager, mein süßer Takanori.“ Auch wenn er mir jetzt seinen Atem ins Gesicht pustet und mich die Situation entfernt an die aus der Umkleidekabine erinnert, weiche ich keinen Schritt zurück. Takeru hat Recht, ich muss mal aus meiner Opferrolle rauskommen! „Warts nur ab, ich hab doch erst angefangen“, entgegne ich spitz. „Oh, wirklich? Na da freu ich mich aber schon auf morgen“, kommt es zurück und dann, bevor ich dem Kerl an die Gurgel springe, kommt Takeru ins Bild gehüpft. „Rukiii, gehen wir, ich hab alles!“ In einem schlechten Manga würde seine glitzernde Aura die Gewitterwolken über den Köpfen vom Nasenbandträger und mir verdrängen. Akira weicht ein bisschen zurück und schaut Takeru an. Dann mich, dann wieder ihn. „Ist das dein Freund?!“, fragt er dann geschockt und ihm entgleisen für eine Millisekunde alle Gesichtszüge und bevor ich weiß, was ich darauf sagen soll, fängt er sich wieder und er meint: „Also, du enttäuschst mich jetzt schon ein bisschen. Ich dachte ja, du stehst auf MÄNNER.“ Das hätte er nicht sagen sollen. Alarmiert sehe ich den Jungen neben mir an. Aber die glitzernde Aura meines „Freundes“ scheint sich nicht zu verändern, er lächelt nur zuckersüß, dann geht er einen Schritt auf Akira zu, der sich mit seinem Kommentar wohl gerade superschlau findet. „Schnucki, Nasenbänder sind auch nicht gerade sehr männlich.“ Und knallhart, bevor ich dazwischen gehen kann, hat Takeru seine kleine rechte Patschehand erhoben, mit den perfekt getrimmten Fingernägeln und zieht durch. Akiras Kopf schnellt wie in einem Hollywoodstreifen nach links und dieses verheißungsvolle Klatschen klingelt noch in meinen Ohren. „Komm, wir gehen!“ Damit schnappt sich Takeru meine Hand und zieht mich nach draußen. Perplex sehe ich noch mal zurück und Akira hält sich ungläubig die linke Gesichtshälfte. Den Blick, den er mir zuwirft, spricht Bände: Das wirst du bereuen. Oh Gott. Ich bin tot! Ich kann mein Testament schreiben! „Bist du denn komplett verrückt geworden?!“, keife ich Takeru an, der fröhlich grinsend die Straße weiterläuft. Ich sehe zurück und in dem Moment kommt Akira aus dem Laden gestiefelt, purpurrot und stinksauer. Zu meinem Glück läuft er in die entgegengesetzte Richtung… trotzdem. Morgen kann ich nur unter Polizeischutz in die Schule gehen! „Nein, man muss dem Kerl nur mal zeigen, wo’s langgeht!“ „Hättest du ihn nicht verbal fertig machen können?!“ „Nein, weil er dafür zu blöd ist!“, kommt es stur von Takeru und während wir laufen, lässt er meine Hand nicht los. „Ich bin morgen tot, das ist dir schon bewusst, ja?“, frage ich dann und Takeru bleibt endlich stehen. Er hat die Straße eingeschlagen, die zum Yoyogi-Park führt. „Ach quatsch, der Kerl tut doch nur so, als hätte er was in der Hose! Der wird dich nicht anrühren!“ „Achso, weil er weiß, dass du mit deinen manikürten Krallen jederzeit bereit stehst und ihm die Augen auskratzen kannst?“, rutscht es mir böse raus und Takeru sieht mich beleidigt an. „Gut, dann mach ich nächstes Mal gar nichts mehr für dich und du kannst gucken, wie du im Vollsuff nach Hause kommst!“ Okay. Ich bin der Böse. Gecheckt! Und was hat das eine mit dem anderen zu tun?! „Du argumentierst wie eine Frau!“ „Und du bist ein kompletter Idiot!“ Meine Hand hat er losgelassen und die Arme verschränkt, als Zeichen seines Unmuts. Ich sollte lernen, mit meiner Meinung mal besser hinterm Berg zu bleiben. In solchen Situationen, vor allem, wenn man Takerus Gefühle „verletzt“, muss man klein beigeben. Sonst kann es wirklich sein, dass ich bei meiner nächsten Eskalation alleine dastehe und Takeru mir nicht hilft. Und dann wär ich aufgeschmissen. Ich seufze und lege den Kopf in den Nacken. Die Sonne prallt unerbittlich auf meinen Kopf und dann sage ich: „Okay, Takeru. Du hast Recht.“ „Sag ich ja!“, kommt es kalt von ihm und er wirft mir über seine Sonnenbrille einen ebenso kalten, wenn nicht einen noch kälteren, Blick zurück. In solchen Situationen können ihn nur Umarmungen beruhigen. Also trete ich von hinten an ihn heran und lege meine Arme um seine Hüfte. „Tut mir leid.“ Für zwei Sekunden sträubt er sich noch, dann aber seufzt er und lehnt sich gegen mich. So bleiben wir für ein paar Momente stehen, bevor er sich umdreht und selber seine Arme um mich wirft. Oh Gott. Diese Hitze macht mich heut noch echt fertig. „Ich kann es nun mal nicht leiden, wenn Leute dich so behandeln“, nuschelt Takeru gegen meine Schulter und vergräbt sein Gesicht dann in meiner Halsbeuge. „Schon okay, Kleiner“, ist alles, was ich dazu sage. Da hätten wir’s wieder. Alles, was er tut ist dazu da, mir zu helfen, mich zu verhätscheln und mich in Schutz zu nehmen. Eigentlich genau das pure Gegenteil von Akira mit seinem dämlichen Nasenband, von dem ich immer noch nicht weiß, warum er es offensichtlich in seiner Freizeit trägt. Und so nett das Ganze hier auch ist – Takerus Hitze gegen meinen Körper gepresst kann ich gerade echt nicht aushalten. „Wie wärs, wenn wir uns noch mal ein Eis kaufen?“, frage ich und löse mich wieder von ihm. Das quittiert er mit einem unzufriedenen Murren. Aber ich bleibe hart. Skinship bei diesem Wetter grenzt an Folter! „Grüner Tee? Schokolade? Vanille?“ Beim Wort ‚Vanille‘ fängt er wieder an, zu strahlen, obwohl er vorher schon drei Kugeln verdrückt hat. „Okay!“ Also, wieder alles in Ordnung. Wenn ich mit Takeru zusammen bin, glaube ich immer, wir führen uns wie ein altes Ehepaar auf. Takeru plappert fröhlich vor sich hin und ich höre zu – dann passt ihm etwas nicht und ich muss das Ganze wieder gutmachen. Im Gegenzug dazu werde ich von ihm mit all seiner Fürsorge überhäuft. Ich warte immer noch auf den Tag, an dem er bei mir vorbeikommt, wenn ich Grippe habe und mir Hühnersuppe kocht und sichergeht, dass ich gesund werde. Ich weiß trotzdem nicht, was mich davon abhält, dieses feste-Beziehungen-Ding mit ihm einzugehen. ______________________________________________________ Damit hätten wir Takerus Rolle jetzt auch enthüllt. Aoi & Uruha und so kommen noch ein bisschen später. :'D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)