Closer to the edge von lunalinn (Kisame/Itachi) ================================================================================ Kapitel 16: Exposed ------------------- Suigetsu hatte gewusst, dass sein Sempai früher oder später zurückkommen würde. Vielleicht nicht seinetwegen, das wollte er sich nicht einbilden, aber trotz allem war Kiri-Gakure doch ihrer beider Heimat. Wo sollten sie sonst hin? Außerdem war Kisame kein Verräter, dessen war er sich absolut sicher. Erschöpft hing der junge Shinobi in seinen Fesseln, spürte seine Arme schon nicht mehr und wie viel Zeit vergangen war, das wusste er ebenfalls nicht. Das Sprechen fiel ihm zunehmend schwerer, weil er nur selten etwas zu trinken bekam – eigentlich nur von Choujuurou. Außerdem fühlte er sich schmutzig, seine Haut konnte sich wegen des Wassermangels nicht gut regenerieren und seine weißen Haare klebten ihm im Gesicht. Er hatte keine Ahnung, ob es noch schlimmer kommen konnte – doch als die Kerkertür geöffnet wurde und er in vor Hass leuchtende Raubtieraugen blickte…da wusste er, es ging noch viel schlimmer. Suigetsu brachte kein Wort hervor, schnürte ihm der Anblick seines Sempais doch regelrecht die Kehle zu. Dass der Haimensch schwer verwundet war, war nicht zu übersehen, denn auf seinem Oberkörper zeichneten sich zahlreiche Striemen ab. Blut benetzte den steinigen Boden, als der Haimensch von gleich fünf Kiri-nin in die Zelle gestoßen wurde und dort wie auch er selbst an die Wand gekettet wurde. Erst jetzt fiel Suigetsu der eiserne Maulkorb, den der Ältere trug, auf und der wohl verhindern sollte, dass Kisame einem von seinen Peinigern plötzlich den Hals durchbiss. Ein finsteres Grollen hallte durch den Kerker, als Kisames Kopf tatsächlich vorschnellte und dem Shinobi stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Dann wurde diese Emotion jedoch durch Zorn ersetzt und Suigetsu spannte sich an, als einer der Oi-nin dem Haimenschen in die Wunde an dessen Hüfte schlug, nur um ihn gleich darauf anzuspucken. „Verdammtes Ungeheuer!“ Kisames Muskeln spannten sich an und die Schmerzen, die er verspürte, waren nichts gegen die unbändige Wut in seinem Inneren. Wenn er nicht bewegungsunfähig und verletzt gewesen wäre, hätte es keiner von diesen Feiglingen auch nur gewagt, ihn schief anzugucken. Ein weiterer Schlag folgte und dieses Mal spuckte Kisame Blut, röchelte geräuschevoll – einen Verletzten zu quälen war wirklich unheimlich mutig. Unweigerlich atmete er auf, als die Tür endlich geschlossen wurde und er senkte die Lider ein Stück, ließ sich in den Fesseln hängen. Die Nässe und Kälte in diesem düsteren Kellerloch machten ihm im Allgemeinen nicht viel aus, schließlich waren seine Haut und ebenso sein Immunsystem sehr resistent. Um einiges unangenehmer waren die Umstände, unter denen er sich hier befand und bereits jetzt tanzten immer wieder schwarze Punkte vor seinen Augen, was wohl an dem Blutverlust liegen musste. Hinzu kamen die Demütigung und das Wissen, das Tageslicht für eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen zu können; hier würde er also den Rest seines Lebens verbringen. Ein leises Rasseln ließ ihn zur Seite blicken, in Suigetsus violette Augen, die ihn unsicher und mit einer gehörigen Portion Schuldbewusstsein maßen. „Suigetsu!“ „Ja…Sempai?“, kam es krächzend aus dem Mund des Jüngeren. Was hatten die mit dem Kurzen gemacht, dass der nicht sofort seine vorlaute Klappe aufriss und ihm einen dämlichen Spruch entgegen schleuderte? Stattdessen hing er halbtot da und Kisame erkannte einige Blessuren auf der hellen Haut. Normalerweise konnte sich Suigetsu von allein sehr gut regenerieren, solange er nur Wasser hatte…und da lag vermutlich das Problem. „Ich kann Mitleid nicht ausstehen.“ Es war mehr als unangenehm in diesen eisernen Blecheimer zu sprechen, aber Suigetsu verstand ihn und auch die Bedeutung seiner Worte. „Schon klar“, vernahm er die Erwiderung und wurde endlich von diesem furchtbaren Blick verschont. Es wurde eine Weile still zwischen ihnen und Kisame nutzte dies, um sich zu sammeln – diese Mistkerle hatten ihn gut in die Mangel genommen. Itachis liebevolle Behandlung war damit wohl umsonst gewesen. Apropos Uchiha…Kisame fragte sich, wie er wohl reagiert hatte, als er gemerkt hatte, dass er nicht länger sein Gefangener war. Sicher hatte er sich so schnell wie möglich vom Acker gemacht, denn das war ja schließlich auch das, was der Haimensch mit seinem Handeln hatte bezwecken wollen. Hoffentlich kam er gut über die Grenze… „Kisame-sempai?“ Er schaute auf, als Suigetsu das Schweigen zwischen ihnen brach und ihn somit auch aus seinen blödsinnigen Gedanken riss; warum sorgte er sich eigentlich noch um Itachi? Der würde schon klar kommen, vermutlich besser als er selbst. „Hm?“ „Was ist mit dem Uchiha passiert?“ Mies, dass der Weißhaarige ausgerechnet dieses leidige Thema ansprechen musste, denn darüber wollte Kisame ganz bestimmt nicht sprechen. „Ist mir entwischt“, murmelte er ausweichend und der Jüngere runzelte die Stirn. Natürlich musste er wissen, dass dem nicht so war, immerhin kannten sie sich schon seit Jahren und bisher hatte Kisame seine Beute noch nie entkommen lassen. „Und…die Oi-nin?“, hakte er nun nach. „Reine Notwehr.“ Das war ja nicht mal gelogen, hatten diese Bastarde doch angefangen. Er hatte lediglich Itachi zurückhaben wollen, aber wenn ihm diese Idioten dabei in die Quere kamen, brauchten sie kein Mitleid von ihm zu erwarten. Außerdem hatten sie ihm diese nette Wunde zugefügt, unter der Kisame auch jetzt noch leiden durfte. „Hm“, machte Suigetsu zuerst, schien nachdenklich. „Tut mir leid.“ Kisames Kopf ruckte automatisch hoch, konnte er nicht glauben, was er da hörte; das war schon das zweite Mal, dass sich Suigetsu bei ihm entschuldigte. Der musste ja völlig neben der Spur sein. „Ich weiß nicht, was du meinst“, brummte er nur. „Na…alles halt. Ist…ja schließlich nur meine Schuld…dass er erst weggelaufen ist und so…“ Das Gejammer half Kisame auch nicht aus der Klemme, weswegen er es gar nicht hören wollte und gleichgültig mit den Schultern zuckte. „Passt schon…und jetzt geh mir nicht auf die Nerven, Kurzer.“ Ein halbherziges Lächeln schlich sich auf die spröden Lippen des Jüngeren, hatte dieser wohl verstanden, dass er es ihm nicht länger nachtrug. Geschehen war geschehen und letztendlich war Kisame an seiner Misere ganz allein Schuld. Hätte er Itachi von vornherein für seine Gelüste missbraucht und sich nicht von ihm einlullen lassen, wäre vermutlich alles anders gekommen. Hätte er sich nicht so viel mit ihm unterhalten, ihn nicht so nah an ihn rangelassen, es auf das Körperliche beschränkt…aber das hatte er nicht. Er hatte unwillkürlich begonnen, ihn zu mögen…mehr als das, auch wenn er dieses mehr nicht genau definieren konnte. Er horchte auf, als die schwere Tür geöffnet wurde und niemand anderes als Raiga die Zelle betrat, wie immer ein höhnisches Grinsen auf den Lippen. Am liebsten hätte Kisame es ihm aus dem Gesicht gewischt und das garantiert nicht sanft. „Welch ein Anblick! Es scheint, der degradierte Köter ist endlich an dem Platz, an den er gehört!“ Obwohl die Worte äußerst großspurig waren, hielt Raiga doch einen sicheren Abstand von ihm und das brachte ihm einiges an Genugtuung zurück. Für so ungefährlich hielt er ihn wohl doch nicht. „Mizukage-sama hält sein Versprechen natürlich…wenn auch sehr zu meinem Unmut.“ Der Schwertkämpfer trat zu Suigetsu rüber, welcher sich augenblicklich anspannte, geradezu nervös wirkte. Damit war klar, wer die Behandlung des Weißhaarigen übernommen hatte und es sorgte nur dafür, dass Kisame diesen Mann noch mehr hasste. „Scheint, als hätte meine gute Erziehung doch noch etwas gebracht“, säuselte eben jener, während er die Ketten aufschloss. Es war Suigetsu anzusehen, dass ihm ein rebellischer Spruch auf der Zunge lag, doch er drängte diesen zurück, befürchtete anscheinend, dass er sonst noch länger an diesem grässlichen Ort würde verweilen müssen. „Beweg deinen Arsch hier raus! Dein Sempai und ich haben noch etwas zu besprechen.“ Kisame sah das Aufflackern in Suigetsus Blick, als Raiga seine beiden Donnerschwerter hervorholte und er ahnte, dass das hier nicht angenehm für ihn enden würde. Kiba war bei Weitem keine zu unterschätzende Waffe und er verspürte nicht den Drang, ihre Macht am eigenen Leib demonstriert zu bekommen. Suigetsu schien hin und her gerissen, wusste wohl nicht, ob er gehen sollte, doch zu Kisames Erleichterung zog er dann doch endlich Leine – helfen konnte er ihm in dieser Situation sowieso nicht. „Dann wollen wir doch mal sehen, wie stark Kiris Monster tatsächlich ist…“ „Nur nicht so zurückhaltend, setz dich ruhig! Möchtest du etwas trinken? Oder etwas essen?“ Itachi reagierte nicht sofort, war viel zu sehr damit beschäftigt, sich in der unerwartet belebten Schenke umzusehen – er hatte nicht damit gerechnet, dass der Junge ihn in eine Kneipe schleppen würde. Schon gar nicht in so eine, denn an den Tischen saßen nur zwielichtige Gestalten, die ihm kalte Schauder über den Rücken jagten. Ein großer, muskulöser Mann mit vermummtem Gesicht saß in einer Ecke und die rot geäderten Augen mit den grünen Iriden darin huschten immer wieder durch den Raum, ehe sie sich wieder auf die Scheine in seinen Händen konzentrierten. Neben ihm saß ein äußerlich recht attraktiver Kerl mit silberfarbenem Haar und lilafarbenen Iriden. Jedoch trug der Schein wohl bei diesem Kerl, denn kaum dass er den Mund aufgemacht hatte, schossen die unmöglichsten Flüche und Beleidigungen aus diesem hervor und der Vermummte sah ihn mehrmals gereizt an. Schließlich wurde es dem Größeren wohl zu viel und mit einer schnellen Bewegung hatte er den Hals des anderen umfasst, nur um diesen mit bloßer Kraft zu brechen. Wie eine Puppe fiel der Mann in seinen Stuhl zurück, verdrehte die Augen, die soeben noch voller Wut gefunkelt hatten und die Tatsache, dass niemand diese Szene beachtete, verursachte Itachi Magenschmerzen. Als er sich wieder zu Haku umdrehte, lächelte dieser ihn immer noch an, wartete wohl auf eine Antwort. „Nein…danke“, murmelte er und fragte sich, wo er hier gelandet war, wenn man es als normal erachtete, jemanden in aller Öffentlichkeit umzubringen. „Wie du meinst. Warte kurz hier auf mich, ja? Ich muss noch etwas abklären…oh und versuch bitte, mit niemandem in Streit zu geraten!“ Itachi konnte ihn nur anstarren, doch der Junge nahm das gar nicht erst zur Kenntnis, sondern ließ ihn kurzerhand stehen, um sich zu dem mürrisch drein blickenden Wirt zu begeben. Verloren blieb er einfach im Raum stehen, wollte sich lieber nicht an einen der Tische setzen – zumal die wenigen alle besetzt waren. Der Uchiha zuckte zusammen, als ihn jemand anrempelte und als er den Kopf hob, schaute er in blutrote Augen, die ihn gefährlich anfunkelten. Die orangefarbenen Haare standen dem Mann, der sogar noch größer als Kisame war, wirr vom Kopf ab und seine ganze Haltung machte einen aggressiven Eindruck. Itachi wich unwillkürlich einen Schritt zurück, wollte Hakus Ratschlag beherzigen, doch der Fremde hob unvermittelt den Arm, um auf ihn einzudreschen. Reflexartig wich der Uchiha aus und die Faust grub sich mit einem lauten Geräusch in den Boden, ließ das morsch wirkende Holz splittern. Irgendwo rief jemand, dass er den Schaden bezahlen müsste, doch Itachi hatte keine Zeit, sich umzudrehen. Ein irres Lachen entkam dem Unbekannten und seltsame, schwarze Flecken bedeckten nun die eine Hälfte seines Gesichts, wobei Itachi eine Gänsehaut überkam; was war denn das für ein Freak?! „Töten!“, brüllte dieser wie von Sinnen und stürzte sich auf ihn. Itachi machte sich schon bereit, sich zu verteidigen, vergaß komplett, was Haku ihm gesagt hatte; wie sollte er sich jetzt daran halten?! Bevor ihn der Verrückte jedoch auch nur ansatzweise berühren konnte, wurde er von hinten gepackt und festgehalten, so dass er sich vor Wut schreiend wand. Wie Dornen brachen weiße Stangen hinter ihm hervor und nahmen den Mann gefangen. Die Male in seinen Zügen glühten kurz auf, ehe sie sich zurückbildeten und der irre Ausdruck seiner Augen legte sich. Itachi atmete unweigerlich auf, als sich der Kerl langsam beruhigte, schließlich keuchend auf die Knie fiel und jetzt erkannte der Uchiha auch, was diese Stangen wirklich darstellten. Der Junge vor ihm mochte nicht älter als sechzehn sein, hatte halblanges, weißes Haar und von roten Malen umrandete, jadegrüne Iriden, die ihm ernst entgegen blickten. Der violette Yukata, den er trug, stand offen und aus seinem nackten Oberkörper sprossen seine Rippen, die sich allmählich zurück in seinen Leib verzogen und nicht mal Narben hinterließen. Dieser Kerl benutzte seine eigenen Knochen zum Kämpfen! „Verzeihung. Er meint es nicht so.“ Itachi blinzelte perplex, als sich der Fremde bei ihm entschuldige, ehe er sich zu seinem Kumpel herunterbeugte und diesem beim Aufstehen half. Hatte dieser gerade noch bedrohlich und mordlüstern gewirkt, so stand ihm nun die pure Angst ins Gesicht geschrieben und hektisch blickte er sich um. „K-Kimimaro…was…ist passiert?! Ich…hab ich jemanden umgebracht? Bitte, sag mir, dass-“ „Scht…beruhige dich, Juugo. Es ist alles in Ordnung“, fiel ihm der Junge namens Kimimaro sanft ins Wort und tätschelte seinen Arm. „A-Aber…das…ich…“, stammelte der Größere verstört und sah panisch zu Itachi, der nicht mit der Situation umzugehen wusste. „Kein Blut, Juugo. Es geht ihm gut. Siehst du? Komm, wir setzen uns wieder und trinken einen Tee, ja?“ Jetzt, wo er nicht mehr so gefährlich ausschaute, wirkte er viel jünger, war vermutlich kaum älter als sein Freund. „J-Ja…ist gut…“, nuschelte Juugo und sah dennoch einmal mehr zu Itachi. „Es tut mir leid. Wirklich! Entschuldige bitte!“ Der Uchiha nickte nur, fühlte sich eindeutig überfordert; in was für einem Psychopathen-Nest war er denn hier gelandet? Das fing ja gut an…er hätte Haku einfach bitten sollen, ihn zur Grenze zu bringen. Im Gegensatz zu ihm schienen die Menschen um ihn herum nämlich absolut nicht aus der Ruhe gebracht worden zu sein, so als geschahen hier täglich Mord und Totschlag – war dem so? Während sich die beiden zurück an einen der Tische begaben, regte sich der Typ von vorhin mit einem Mal aus seiner Leichenstarre und begann sich fluchend den Hals wieder einzurenken. „Kakuzu, du alter Pisser! Dafür zahlst du irgendwann, du Dreckschwein!“ „Halt die Schnauze, Hidan“, entgegnete der Vermummte grimmig und zählte weiter sein Geld. „Ähm…“ Itachi zuckte unweigerlich zusammen, sah in die braunen Iriden seines Gegenübers, welcher ihn fragend musterte. „Ich frage besser nicht, ob alles in Ordnung ist, hm?“ Das war wohl unangebracht, vor allem weil Haku längst das auffällige Loch im Boden fixiert hatte, die Szene natürlich mitbekommen haben musste. „Ich habe uns bis morgen ein Zimmer gemietet.“ Das war vermutlich das Klügste, wenngleich Itachi es in einer weniger kriminellen Umgebung begrüßt hätte, doch das wollte er hier nicht näher erörtern. Ohnehin warfen ihm die meisten bereits misstrauische Blicke zu, die nicht gerade zu Itachis Erleichterung beitrugen. „Im Übrigen hat Kakuzu-san Ware von seiner letzten Jagd mitgebracht.“ Itachi wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte, denn auch wenn er vermutete, dass Haku von Waffen sprach, war ihm der seltsame Mann nicht geheuer. Immerhin hatte der seinem Begleiter mit nur einer Hand das Genick gebrochen. „Haku?“, wisperte er dem Jungen, welcher ihn aufmerksam anschaute, zu. „Wo sind wir eigentlich?“ Der Angesprochene antwortete nicht sofort, warf einen Blick in die Runde und merkte dann ebenfalls, dass sie sehr genau beobachtete wurden. Dabei hatte Itachi das Gefühl, dass man ihm mehr Aufmerksamkeit als dem zierlichen Jungen zollte. Vermutlich hielt sich dieser öfter hier auf und war bereits bekannt…nur so konnte er sich das erklären. „Später“, murmelte Haku und bedeutete ihm mit einem Nicken in die Richtung der beiden Männer, die er vorhin schon beobachtet hatte, ihm zu folgen. Der Silberschopf war immer noch am Schimpfen, als sie sich dazu setzten – Itachi hielt das für keine sehr gute Idee, doch blieb ihm keine andere Wahl. Haku würde sich bestimmt etwas dabei gedacht haben, diesen Typen freiwillig so nahe zu kommen. „Guten Abend, Kakuzu-san. Hallo…Hidan-san.“ Während Kakuzu den Jungen und auch Itachi abschätzend musterte, dabei nicht das Geld aus den Händen legend, änderte sich Hidans schlechte Laune schlagartig und ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Oh, sieh an, wer wieder hier ist! Zabuzas Bettgenossin~“, frotzelte er und Hakus Lächeln wankte ein wenig. „Warst ja lange wie vom Erdboden verschluckt…hast wohl Schiss gehabt, dass dein Macker dich jetzt nicht mehr beschützt, eh? Bei deinem Weibergesicht freuen sich sicher einige darauf, dir endlich den Arsch aufreißen zu können, du kleine Nutte!“ Er lachte einmal über seine eigene Ausdrucksweise, ehe er sich dem Uchiha zuwandte. „Und du hast sogar noch eine zweite Muschi mitgebracht, wie schön…Lust auf einen Dreier, Fotze?“ Itachi spannte sich bei den harschen Beleidigungen automatisch an und am liebsten hätte er diesem Mistkerl gleich die Faust in sein unverschämtes Schandmaul gerammt, doch Haku warf ihm einen mahnenden Blick zu. „Es geht mir ums Geschäft“, sagte er und ignorierte den vulgären Mann damit völlig. Dieser wollte sich gerade darüber aufregen, als Kakuzu ihm die Hand auf den Mund presste und Interesse blitzte in den grünen Augen auf. „Was für ein Geschäft?“, hinterfragte er, während Hidan vergeblich an seinem muskulösen Arm zerrte. „Ich brauche Waffen“, bestätigte er Itachis vorige Vermutung und der Vermummte nickte langsam. „Wenn der Preis stimmt.“ „Natürlich.“ „Sonst noch etwas?“, hakte Kakuzu nach und fixierte Itachi, welchem das nicht ganz geheuer war. Er wusste nicht, wen er schlimmer fand; den brutalen Geschäftsmann oder dessen ausfallenden Partner. Mit keinem der beiden wollte er mehr als notwendig zu tun haben. „Wofür braucht ihr beiden Witzfiguren den Scheiß überhaupt?!“, krakeelte Hidan los, kaum dass Kakuzu ihn losgelassen hatte. „Halte dich raus, Hidan!“, befahl dieser warnend, doch der Ton schlug nicht an. „Und wenn nicht? Bringst du mich dann um, alter Sack?!“, fragte der Jüngere provozierend und schloss dabei die Finger um den dreieckigen Anhänger, welcher an seinem Hals baumelte. „Jashin-sama beschützt mich!“ Also hatte es etwas mit dieser Kette zu tun, dass der Silberhaarige den Angriff seines Partners überlebt hatte? War dieser etwa unsterblich? Unmöglich…so etwas gab es doch nicht. Jedenfalls hatte er nie zuvor davon gehört. „Erst das Geld, dann die Ware“, hörte Itachi Kakuzu fordern und Haku nickte einverstanden. Auf Hidan achtete keiner von ihnen und dieser nahm das diesmal wenigstens leise zeternd hin, schaute missmutig zu, wie das Geld über den Tisch ging. Kakuzu fixierte die Scheine, die Haku soeben aus der Innentasche seiner grünen Jacke gezogen hatte, misstrauisch. Itachi verhielt sich weiterhin still, sah zu, wie Kakuzu nach einer Weile nickte und die Wertpapiere schließlich in einem metallenen Aktenkoffer verschloss. „Ein Katana, acht Shuriken, zwei Kunai sind fair genug.“ Das klang endgültig und so wie Kakuzu drein blickte, ließ er auch nicht mit sich verhandeln. Haku neigte leicht den Kopf, erhob sich dann und der Uchiha tat es ihm gleich, verspürte nicht das Bedürfnis, sich länger mit diesen Leuten zu umgeben. „Lasst euch mal öfter blicken…Hakus Loch mag ja schon eingerissen sein, aber wie steht es mit dir?“, meldete sich Hidan zu Wort und stand ebenfalls auf, um sich vor ihm aufzubauen. „Stehst du auf große Schwänze, Schlampe?“ Die violetten Iriden hefteten sich fest auf ihn und die Provokation war kaum zu überhören. Itachi musste gestehen, dass so noch niemand mit ihm geredet hatte und er fühlte sich mehr als beleidigt. Dennoch hatte er nicht vergessen, wo er sich befand und neben seiner guten Beherrschung war das der Grund, weshalb er Hidan keine verpasste. Stattdessen legte er ein kühles Lächeln auf und musterte den Silberhaarigen einen Moment von Kopf bis Fuß. „Wer so eine große Klappe hat, muss damit ja irgendwas kompensieren.“ Er sah ihn Hidans entgleiste Mimik, hörte Hakus Glucksen im Hintergrund und ging dann einfach an Ersterem vorbei, ließ ihn stehen. „Was fällt dir ein, du verdammte Hure!“, zischte Hidan, doch Kakuzu lenkte dessen Wut recht schnell auf sich, indem er meinte: „Wo er Recht hat.“ Den Streit, der daraufhin zwischen den beiden Männern entbrannte, wollte Itachi gar nicht mitbekommen und Haku wohl auch nicht, weshalb sie schnurstracks auf ihr Zimmer gingen. Das Zimmer war ausreichend, nicht wirklich das, was man bequem nennen konnte, aber es würde reichen. Itachi sagte nichts zu der Tatsache, dass es nur ein Bett gab, nahm dies einfach hin. Das Glas des einzigen Fensters war von dreckigen Schlieren durchzogen, aber um die Schenke herum befand sich ohnehin nichts Sehenswertes. „Wir sollten lieber nicht zu lange bleiben, Uchiha-san.“ Itachi blickte auf und musste dem Jungen im Stillen Recht geben; diese Leute da unten waren keine angenehme Gesellschaft. „Itachi.“ Haku blickte ihn verwirrt an, verstand dann aber und wieder legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Er sah unglaublich hübsch aus, wenn er lächelte…dennoch schien er sich meistens dazu zwingen zu müssen. „Kakuzu-san schöpft sicher Misstrauen und wenn er herausfindet, aus welchem Clan du kommst, wird er dich nur zu gern an den Mizukage verkaufen. Deshalb sollten wir schnell hier weg.“ Itachi nickte zustimmend, setzte sich schließlich neben Haku aufs Bett. „Diese Leute sind alle Kopfgeldjäger und Ausgestoßene. Sie schließen hier ihre Geschäfte ab und füllen ihre Vorräte auf. Zabuza-san und ich waren damals oft hier…“ Der Gedanke reichte anscheinend, um Haku zu quälen, denn das Lächeln schwand augenblicklich von seinen Lippen. Dieser Zabuza musste ziemlich wichtig für ihn gewesen sein. „Er hat mich aufgenommen, da war ich noch ein Kind. Er war der einzige, der je gut zu mir gewesen ist…und dabei war ich ihm so oft eine Last.“ Die Hände in seinem Schoß ballten sich zu Fäusten und sein wurde Blick hart. „Viele nannten ihn einen Dämon…aber niemand kannte ihn so, wie ich ihn kannte. Selbst Kisame-san nicht. Ich…“, fiel es dem Jungen schwer, weiter zu sprechen. „…ich…habe ihn sehr geliebt.“ Und in diesem Moment verstand Itachi, was für eine Art Person Zabuza für Haku gewesen sein musste. Ob dieser Mann, für den Haku so viel empfunden hatte, dasselbe Verhalten wie Kisame an den Tag gelegt hatte? Itachi wagte nicht, danach zu fragen, wartete, bis Haku weiter sprach. „Niemand hat das je verstanden…und er hat es auch nie gesagt…aber ich wusste es. Er hat mich auch geliebt, nicht so sehr wie ich ihn, aber er hat mich geliebt…und trotzdem hat er mich niemals angefasst. So zurückhaltend war er eigentlich nie…nur bei mir.“ Itachi bemerkte, das Beben seiner Schultern, welches davon zeugte, dass ihn der Tod seines Freundes immer noch quälte. Er war niemals gut mit Worten gewesen, deshalb sagte er nichts, ließ Haku ausreden. „Er hat mich beschützt, als er starb…nur wegen ihm lebe ich noch. Vielleicht wäre er ohne mich davon gekommen. Er war wirklich sehr stark.“ Itachi legte ihm sachte die Hand auf die Schulter und Haku atmete durch. „Entschuldige…ich wollte dich nicht langweilen, Itachi-san“, murmelte er, doch Itachi schüttelte den Kopf. „Das hast du nicht.“ Ein sanftes Lächeln legte sich auf Hakus Lippen, als er das hörte und seine verkrampfte Haltung entspannte sich etwas. „Weißt du…so uneigennützig ist das, was ich tue, gar nicht. Das, was wir beide vorhaben, ist sehr gefährlich. Ich hoffe wirklich, dass du Kisame-san helfen willst, so sehr dass du dafür bereit bist, dein Leben zu geben.“ Itachi seufzte stumm, blickte zur Seite. „Ich will nicht in seiner Schuld stehen. Das ist alles.“ „Das wäre ziemlich wenig, selbst für einen guten Menschen, Itachi-san“, erwiderte Haku darauf und der Uchiha nahm die Hand von seiner Schulter. „Richtige Schuldgefühle entwickelt man nur denen gegenüber, die einem wichtig sind.“ Das mochte stimmen, schließlich empfand er auch seiner Familie und seiner Heimat gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil er beides für Kisame ablehnte. Er hatte sich die Chance, endlich nach Hause zu kommen, wegen dem Haimenschen entgehen lassen und selbst jetzt bereute er es nicht. Warum war das so? Und warum konnte er das zwischen ihnen nicht so lassen, wie es war? Warum verlangte etwas in ihm nach einer Antwort? Er würde Kisame danach fragen, falls sie sich lebend wieder sahen. „Wir sollten uns besser ein wenig ausruhen, Itachi-san.“ Haku ließ sich nach hinten auf das Bett fallen, gähnte hörbar und auch Itachi war erschöpft – der Fußmarsch, den sie hinter sich hatten, war anstrengend gewesen. Zumindest bereitete ihm seine Verletzung keine Probleme mehr, war diese doch gut abgeheilt. „Kakuzu-san lagert die Waffen beim Wirt, mit dem ich vorhin gesprochen habe. Wir können sie morgen abholen“, nuschelte der Jüngere, bevor er die Augen schloss. Itachi nickte still, blieb auf dem Bett sitzen und schaute aus dem Fenster, wo die letzten Sonnenstrahlen bereits verschwunden waren. Morgen würde ein neuer Tag beginnen und hoffentlich klärten sich dann endlich seine verworrenen Gedanken. ___________________________________________________ Ein Zwischenkapitel, das für einige vielleicht nicht gerade spektakulär sein wird, aber sowas muss es leider auch geben. ;) Itachi ist also dabei, den größten Fehler (?) seines Lebens zu machen und Kisame...nun, bei dem sieht es noch schlechter aus. Stellt sich die Frage, ob es Itachi und Haku wirklich schaffen, Kisame da so einfach rauszuhauen - schließlich ist der Mizukage-Turm nicht unbewacht. Hoffen wir mal, dass sich Haku etwas dabei gedacht hat...und dass sein Eigennutz keine schweren Folgen haben wird. Vielen Dank noch mal für die liebe Unterstützung! Im Übrigen habe ich eine Umfrage bei dieser ff hochgeladen und euch als Leser könnte das womöglich interessieren. Lange wird diese ff nicht mehr gehen und ich mache mir bereits jetzt Gedanken um meine nächste KisaIta (irgendwer muss das Pairing ja am Leben erhalten ;). Es würde mich sehr freuen, wenn ihr an der Umfrage teilnehmt und mir damit die Entscheidung erleichtert. ^^ lg Pia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)