Eiskalte Liebe von Grinsekatze_Mia ================================================================================ Kapitel 4: Familienglück ? - Eher eine Katastrophe! --------------------------------------------------- Mit einem lauten Knall stieß er seine Bürotüre zu. Er war froh, dass er den Stress des Turnieres hinter sich hatte, doch irgendwie konnte er das Geschehene nicht aus seinen Gedanken verbannen. Zwar war Sonntag, doch er hatte noch genug zu tun. So saß er in seinem großen ledernen Sessel und starrte auf den Bildschirm seines PCs. Doch so sehr er auch versuchte sich zu konzentrieren, diese Göre ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Sie kam ihm so bekannt vor. Er wusste nicht wieso ihm das nicht vorher aufgefallen war, aber dieses Gesicht hatte er schon einmal gesehen. Mehr als einmal hatte er versucht sich einzureden, dass sie ihm wohl mal irgendwo über den Weg gelaufen war – völlig nebensächlich doch irgendetwas in ihm sprach dagegen. Stundenlang saß er dort in seinem Büro und tippte ab und zu etwas auf der Tastatur herum, löschte es wieder und fing erneut an. Und dann fiel ihm plötzlich alles wieder ein ….. Jelana stellte fünf Teller auf den Tisch und mit jedem Schritt schien ihr Seufzen lauter zu werden. „Das geht jetzt schon seit Stunden so!“ beschwerte sich Joey, der schon am Tisch saß und ungeduldig aufs Essen wartete. „Was seufzt du hier so herum? Sag mir nicht, dass dich die Sache von Gestern immer noch so beschäftigt?!“ Jelana war völlig in Gedanken gewesen und zuckte deswegen leicht zusammen, als Joey sie ansprach. „Ehm. Ach die Sache von gestern... Ich mach mir einfach Sorgen, was wenn der Kerl sich wirklich rächt?“ sagte sie zwar, dachte aber etwas ganz anderes. Sie glaubte nicht, dass Kaibas Ex Mitarbeiter sich wirklich rächen würde. Was sie viel mehr beschäftigte war, dass sie sich nicht bei Kaiba hatte bedanken können. Gleichzeitig ärgerte sie sich darüber, dass dieser eingebildete Firmenchef ihr die ganze Zeit im Kopf herum spukte. Ein Teufelskreis. Sie konnte sich doch noch immer am Montag bedanken. Was war schon dabei gewesen? Schließlich war es sein Turnier und es war seine Aufgabe darauf zu achten, wie seine Mitarbeiter mit den Gästen umgingen, auch wenn sie genaugenommen ja kein Gast, sondern eher ein Eindringling gewesen war. „Ach Quatsch. Wenn dann wird der sich eh erstmal Kaiba vorknöpfen und um den ist es ja nicht schade!“ drängte sich Joey breit grinsend in ihre Gedanken. Jelana wollte gerade etwas antworten, als sie von einem kleinen rundlichen Jungen beinahe umgerannt wurde. „Man, Aki pass doch auf.“ fuhr sie ihn an ohne darüber nachzudenken. Ihr kleiner Bruder sah sie mit großen Augen an – sie war doch sonst nicht so gereizt. Selbst wenn sie schlechte Laune hatte ging sie nicht so mit anderen um. Sie schloss für einen Augenblick die Augen, wollte wieder runter kommen. „T..Tut mir leid.“ Es war nicht mehr als ein Murmeln gewesen und dann war sie einfach in der Küche verschwunden. Wieso musste sie auch immer in solche Situationen rennen? Sie schnappte sich einen Topf mit Kartoffeln und machte sich zurück auf den Weg ins Wohnzimmer, in dem ihre Familie und neuerdings auch Joey, saßen. Sie blieb kurz im Türrahmen stehen, atmete einmal tief durch und setzte ein Lächeln auf. Darin hatte sie ja genug Übung. Dieses Lächeln, das all ihre negativen Gefühle überspielte, hatte ihr schon oft nervige Fragen erspart. Es war wie eine Mauer die sie schützte. Auf ihr Lächeln war immer verlass. Also stellte sie mit fröhlicher Miene die Kartoffeln auf den Tisch und setzte sich zwischen ihre Mutter und Joey. Ihr Blick fiel jedoch auf den fünften Teller und verfinsterte sich erneut. „Wo ist Takumi?“ fragte sie. Ihr Bruder, welcher ein Jahr älter als sie war, saß nicht an seinem Platz – schon wieder. Der besorgte Blick ihrer Mutter sprach Bände. „Ich weiß nicht. Treibt sich wieder irgendwo herum.“ sagte sie, kurz und knapp. Es sollte wohl gleichgültig klingen, doch sie kannte ihre Mutter gut genug um zu wissen, dass es ihr natürlich nicht egal war wo ihr Sohn sich herumtrieb. Frau Ito wechselte schnell das Thema. „Schlag ordentlich zu, Joey, damit aus dir mal was wird.“ sagte sie lächelnd. Jelana blendete den Rest des Gespräches aus. Es war ihr egal. Viel wichtiger war ihre neue Sorge, die aber wenigstens Kaiba aus ihrem Kopf verdrängte oder ihn wenigstens ein wenig nach hinten schob. Wo trieb sich ihr Bruder nur wieder herum? Es war nicht das erste Mal, dass er einfach nicht nach Haus kam und niemand wusste wo er war. In letzter Zeit machte er sowieso viel zu viel ärger. Er war zwar schon immer das Sorgenkind in dieser Familie gewesen, doch seid dem Tod ihres Vaters hatte er schon so einiges angestellt, was nicht mehr als böser Jugendstreich durchgehen konnte. Schlägereien, Vandalismus und ab und an wurde er betrunken von der Polizei nach Hause gebracht. Jelana hatte nicht wirklich etwas hinunter bekommen, woraufhin Joey auch noch ihre Portion verdrückte. Dabei versuchte er sie aufzumuntern, aber da er ständig etwas im Mund hatte, verstand sie nicht wirklich was er sagte. Da sie ihm jedoch sowieso nicht wirklich zuhörte, war das nicht weiter schlimm. Sie beschloss ihn nach dem Essen ein Stück nach Haus zu begleiten und anschließend nach ihrem Bruder zu suchen. Das würde ihrer Mutter wohl nicht gefallen, aber das war ihr Momentan egal. Ihr würde es sicherlich noch viel weniger gefallen, wenn er mal wieder mit der Polizei nach Haus kam. „Danke, Frau Ito. Das Essen war wirklich lecker.“ bedankte sich Joey, als die Beiden im Hausflur standen. „Kein Problem. Immer wieder gern.“ Jelana wurde ungeduldig und das ging für andere selten gut aus. „Ja ja. Wie ich sehe versteht ihr euch super und so. Ich bring Joey beim nächsten Mal wieder mit, wenn er mal wieder vergessen hat sich was zu Essen zu kaufen und dann am Sonntag dumm vorm Kühlschrank steht.... also jeden Sonntag.“ fing sie eilig an, „aber wir müssen jetzt los.“ beendete sie ihren etwas zu lang geratenen Satz und zog einfach die Haustür hinter sich zu, nachdem sie Joey unsanft aus der Tür geschoben hatte. „Man, was hast du es denn so eilig?“ fragte dieser sie verwirrt. Wollte sie ihn so schnell loswerden? „Ach, ich will noch kurz in der Kneipe vorbeischauen, in der mein Bruder immer rumhängt. Ich glaub er macht wieder eine Dummheit.“ Ihm konnte sie es ja sagen. „Ok, ich komm mit.“ Jelana machte große Augen. „Eh. Was? Aber du kennst meinen Bruder nicht mal.“ „Na und? Glaubst du ich lass dich allein im Dunkeln in so ne Kneipe gehen? Es laufen Abends viele komische Gestalten auf den Straßen herum. Außerdem wird es ja mal Zeit, dass ich deinen großen Bruder kennenlerne, wenn ich mich schon bei euch durchfutter.“ Wieder setzte er sein breites Grinsen auf. Er war wohl unermüdlich. Nachdem er sie ein paar Minuten bearbeitete stimmte sie schließlich zu. Eigentlich hatte er recht. Es war viel zu gefährlich in diesem Viertel Dominos. Andererseits war sie hier groß geworden und kannte das schon... Sie waren einige Zeit lang schweigend nebeneinander her gegangen und kamen schließlich an der Kneipe an. Auf dem Bordstein saßen mehrere betrunkene Männer und Frauen. Wieso trieb ausgerechnet ihr Bruder sich in solchen Gegenden herum? Jelana ging einen Schritt schneller, schnurstracks auf die Eingangstür zu, als Joey sie plötzlich am Arm festhielt. „Ich geh vor. Bleib hinter mir.“ sagte er. Diesmal grinste er nicht und seine ernste Miene erschrak sie im ersten Augenblick ein wenig – sie hätte nicht gedacht, dass er solche Blicke drauf hatte. Sie tat wie ihr befohlen und lief hinter ihm her. Es war sehr eng in der Kneipe, so hielt sie sich hinten an seiner Jacke fest um nicht verloren zu gehen. Ihre Augen wanderten über das Chaos in diesem Schuppen: Zerbrochene Bierkrüge, kampflustige Männer und freizügige Frauen. Doch was war das? „Da! Das ist er.“ rief sie aufgebracht. Da saß ihr Bruder. Im hintersten Teil der Kneipe, auf seinem Schoß eine Frau mit schwarzer Wuschelmähne, die ihrer Meinung nach viel zu alt für ihn war. Sie war ihm sehr nahe und schien ihm ein kleines Tütchen zuzustecken. Jelana trat aus Joeys Schutz hervor und stürmte an ihm vorbei zu ihrem Bruder. „Was machst du hier? Bist du bescheuert?“ sie war so aufgebracht, dass sie ihn anschrie. Joey war mittlerweile wieder hinter sie getreten und versuchte sie zu beruhigen, was gar nicht so leicht war. „Was war das, was sie dir gerade gegeben hat?“ bohrte sie weiter. Takumi jedoch machte keine Anstalten ihr eine Antwort zu geben. Er zwinkerte der Frau auf seinem Schoß zu und bedeutete ihr, dass es besser sei wenn sie nun gehen würde. Sie stand sofort auf und trat an Jelana vorbei, natürlich versäumte sie nicht sie angewidert von oben bis unten zu mustern. Jelana platzte fast die Hutschnur. Fing er jetzt auch noch an Drogen zu nehmen? Sie befreite sich aus Joeys Griff und stürzte auf Takumi zu, den sie sofort am Arm packte. Er stand langsam auf und sah auf sie herab, schließlich war er ein ganzes Stück größer als sie. Seine kurzen schwarzen Haare standen wild in alle Richtungen, was ihn wirklich rowdyhaft aussehen ließ. „Mein Gott. Was willst du hier? Das ist ja peinlich. Glaubst du echt, ich lass mir von meiner kleinen Schwester nen Vortrag halten?“ Der gelangweilte und gleichgültige Unterton, der in seiner Stimme mitschwang brachte sie fast zum Nervenzusammenbruch. „Dafür, dass ich die jüngere von uns Beiden bin verhalte ich mich bei weitem Erwachsener als du.“ fauchte sie ihn an. Doch sie merkte, dass sie damit nicht weiterkam. Joey, der neben ihr stand um im Notfall eingreifen zu können, sah die Verzweiflung in ihrem Blick, die sich langsam bemerkbar machte. „Hey, alter. Tu euch Beiden einen Gefallen und komm mit. Das könnt ihr alles zu Hause regeln.“, sagte er ruhig. Jelana hatte geahnt, dass das ein Fehler war. So baute sich Takumi bedrohlich vor Joey auf und dann donnerte er los: „Was willst du denn? Wer bist du überhaupt?“ „Das ist ein Freund von mir jetzt komm mit.“ beeilte Jelana sich zu sagen. Sie wollte unter keinen Umständen, dass das hier eskalierte. Tatsächlich setzte Takuma sich in Bewegung. Nun war er es, der seine kleine Schwester am Arm hielt. Jedoch offenbar nicht um sie zu beschützen, wie Joey es zuvor getan hatte. Er zog sie unsanft aus der Kneipe, hinter sich einen tobenden Blondschopf, der versuchte ihn von Jelana abzubringen. Draußen angekommen drückte Takumi Jelana unsanft gegen eine der steinernen Wände. „Halt dich endlich aus meinem Leben raus. Du hast einfach keine Ahnung.“ knurrte er sie an und drückte sie noch etwas fester gegen die Wand. Da er ziemlich muskulös war hatte er einen sehr starken Griff und den bekam sie zu spüren. Er stand ihr direkt gegenüber, erst jetzt bemerkte sie, dass er ganz schön viel Alkohol intus haben musste. „Du machst uns nur Sorgen. Außerdem...“ er ließ sie nicht zu Ende sprechen und ehe sie sich versah hatte er ihr eine Ohrfeige gegeben. Jelana war perplex und starrte ihn nur erschrocken an. Wie konnte er? So war er nicht. Er war niemals handgreiflich geworden wenn es um seine Familie ging. Langsam bildeten sich ein paar Tränen in ihren Augen, als ihr Bruder plötzlich zu Boden gerissen wurde. Sie fing sich schnell wieder und sah nur, dass Joey auf ihm saß und auf ihn einschlug. Das war der Moment in dem sie es mit der Panik zu tun bekam – sie wusste, dass Joey verlieren würde. Es würde für ihn sicherlich ziemlich schlecht ausgehen. Sie ignorierte ihre Wange, die noch immer schmerzte und auch das Blut, dass aus ihrer Unterlippe lief und rannte zu den Beiden am Boden liegenden. Verzweifelt versuchte sie die Beiden voneinander loszureißen. Joey war schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, doch auch ihr Bruder hatte eine blutende Nase. Sie war einfach zu schwach um die Beiden von einander abzubringen. Hier und da bekam sie einen Tritt mit, doch sie ignorierte es. Ihr Bruder und Joey waren im Moment einfach wichtiger. Nach ein paar Minuten stand sie ratlos und völlig verzweifelt neben den Beiden. Wieso half denn niemand? Es waren genug Leute da und alles was sie taten war einen Kreis um sie zu bilden und die Jungs anzufeuern. Wie sie dieses Viertel hasste, wie sie diese Leute verabscheute. „Hört endlich auf“ schrie sie, obwohl sie wusste, dass keiner von beiden auf sie achten würde. Doch ganz plötzlich schien das Blatt sich zu wenden. Da war sie wieder. Diese Stimme. Die Stimme die ihr in der Schule so auf die Nerven gegangen war. Die Stimme die eigentlich wirklich gut klang. Die Stimme von der sie niemals gedacht hätte, dass sie sich freuen würde sie zu hören. Seto Kaibas Stimme. „Aus dem Weg!“ war das Einzige was er gesagt hatte, doch es klang wie Musik in ihren Ohren. Er würde ihr helfen. Da war sie sich sicher. Sie wusste es einfach. Jelana drehte sich um und ihre Augen suchten nach ihm und da kam er aus der Menge. „Was ist hier los?“ fragte er kühl, als er neben ihr stehen blieb. Er sah sie nicht an und ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. Im Normalfall hätte sie ihn wohl angeschrien, man sah doch wohl was hier passierte. Doch sie war so unglaublich froh ihn zu sehen, dass ihr schon wieder die Tränen in den Augen standen. „Sie hören einfach nicht auf mich..“ , erklärte sie verzweifelt und am Ende des Satzes versagte ihre Stimme. Das schien ihr Gegenüber, dass sie noch immer nicht angesehen hatte nicht zu interessieren. Mit festen Schritten ging er auf die Beiden, sich prügelnden Jungen zu und mischte sich ein. Mit einem starken Ruck zog er Joey von Takumi weg und hielt diesen am Kragen fest, obwohl er sich mit aller Kraft dagegen sträubte. Joey war für ihn wohl noch das kleinere Übel. Langsam schien er sogar aufzugeben und diese Chance nutzte Jelana. Sie eilte zu ihn und zog ihn weg. „Man. Bist du irre?“ ihre Stimme raste drastisch in die Höhe so aufgebracht war sie. Zu guter Letzt wusste sie natürlich, dass ihr Freund es nur gut gemeint hatte und sie war froh, dass es ihm der Situation entsprechend gut ging. So nahm sie ihn kurzerhand einfach in den Arm und raunte ihm ein „Danke“ ins Ohr. So schnell wie sie ihn in die Arme geschlossen hatte, ließ sie ihn auch wieder los. Die Menge, die sich seit Seto aufgetaucht war etwas beruhigt hatte tobte wieder. Erschrocken drehte Jelana sich wieder um. Was war passiert? Sie sah gerade noch wie ihr Bruder einfach davonrannte. Kaiba machte keine Anstalten ihm hinterher zu laufen, er blieb einfach stehen. Ob mit ihm alles okay war? Jelana warf Joey noch einen kurzen prüfenden Blick zu, um zu sehen ob auch alles in Ordnung war. Er hatte einige Blessuren, Kratzer, ein Blaues Auge, aber es schien nichts ernstes zu sein, so konnte sie ihn also für kurze Zeit allein lassen. Es war schon das zweite Mal gewesen, dass Kaiba sie gerettet hatte und somit war es an der Zeit sich endlich zu bedanken. Sie stellte sich neben ihren großen dunkelhaarigen Klassenkameraden und fasste ihn vorsichtig am Arm an. Erstmal wollte sie wissen ob alles mit ihm in Ordnung war, doch er zog seinen Arm energisch weg. Sie wollte etwas sagen, doch wurde von ihm unterbrochen. Er war offenbar sehr wütend. Aber wieso? „Denkst du eigentlich niemals nach? Was treibst du dich an solchen Orten herum?“ schnauzte er sie an. Seine Stimme war noch kühler als sonst, auch wenn man meinen könnte, dass das gar nicht mehr ging, und es war das erste Mal, dass er sie direkt ansah. Sein Blick wanderte über ihre noch immer leicht blutende Lippe und blieb für einen ganz kurzen Moment an ihren Augen hängen. „Du solltest dir einen anderen Umgang suchen!“ sagte er, während er einfach an ihr vorbei rauschte und sie stehen ließ. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie die Luft angehalten hatte und schnappte nach Luft. Was sollte das? Nun hatte sie sich wieder nicht bedanken können und wieso hielt er ihr einen Vortrag? Sie wurde aus diesem Kerl einfach nicht schlau.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)