Immer Wenn Es Dunkel Wird. von Zoeyloo (Leah Clearwater ✘ Sam Uley. ❥) ================================================================================ Kapitel 1: Gedankengeister. --------------------------- //Komm schon Leah, oder willst du wirklich zulassen, dass ich gewinne?// Die Gedanken meines kleinen Bruders hallten ungeduldig in meinem Kopf wider und ließen mich nach vorn preschen. Hastig gruben meine tellergroßen Pfoten sich in den Waldboden und hinterließen große Spuren. //Denkste. Gegen mich hast du keine Chance!// Da hatte ich ausnahmsweise mal recht. Meine überhebliche Art ging zwar jedem auf die Nerven, allerdings war ich die schnellste aus dem Rudel. Fakt. Und so kam es, wie es kommen musste. Mit schnellen Schritten holte ich auf, bis der sandfarbene Wolf, der mein Bruder war, vor mir auftauchte. Elegant schlängelte ich mich in meinem (im Gegensatz zu den anderen) eher grazilen Wolfskörper durchs Unterholz und überholte ihn genau in dem Moment, in dem wir auf der Lichtung ankamen. //Siehst du, Kleiner. Obwohl du einen riseigen Vorsprung hattest. Ha.// Seth und ich kebbelten uns noch eine Weile, bis Er uns schließlich zur Ruhe rief. Er, dessen Namen ich nicht einmal denken, geschweige denn aussprechen wollte. Er, der trotzdem buchstäblich den ganzen Tag in meinem Kopf herumschwirrte. Sam Uley. Alpha des Rudels und somit auch Stammesältester in La Push, mein Exfreund, der Verlobte meiner Cousine Emily und nebenbei erwähnt die Liebe meines Lebens. Zumindest war das einmal so. Mittlerweile war ich über ihn hinweg, versuchte ich mir jedenfalls einzureden. Ich hab dich ausgelöscht, anstatt dich nur zu vergessen, deine Zettel am Kühlschrank hab ich aufgegessen. Es war schon lange vorbei, es war schon längst Zeit zu gehn' deine Vorstellung von Liebe tut mir nicht mehr weh Seit ich zum Rudel gestoßen war, hatte sich die ganze Situation jedoch wieder verschlimmert. Es war hart für mich, ihn ständig um mich haben zu müssen. Und nicht nur das, dank der berühmten Wolfstelepathie wusste ich auch noch genau, was in ihm vorging. Mitleid. Mitleid war der einzige Grund, weshalb er mich im Rudel überhaupt duldete. Ich tat ihm doch tatsächlich leid, pah! Ich, Leah Clerwater, die erbärmliche Exfreundin, die er einfach nicht loswird. Ich schnaubte bei dem Gedanken und spürte den Blick seiner schwarzen Augen auf mir ruhen. Sofort vertrieb ich die Gedanken und versuchte, sie nur auf eines zu lenken. Ich bin über ihn hinweg. Auch wenn meine Gefühlswelt ihm im wahrsten Sinne des Wortes an seinem pelzigen Hintern vorbeiging. Ich kann nach vorne schauen, ich hab mein Herz zurück Das wollte ich dir nur sagen, doch du hast mich weggedrückt Als wäre ich ein Fremder, als wäre ich Irgendwer Wenn man was sagen will, dann fällt das Reden schwer Und was soll man auch schon sagen, wenn man das Wichtigste verliert? Ich kann nicht mehr so tun, als wäre das Alles nicht passiert Als wäre das alles nicht passiert Ich wusste, dass ich mit genau solchen Gedanken die Stimmung innerhalbs des Rudels förmlich vergiftete. Aber es war mir egal - sollten sie alle meine Verbitterung zu spüren bekommen. Das war ein Preis, den der hochgelobte Sam Uley zu zahlen hatte, wenn ich doch schließlich bald als Trauzeugin neben seiner Verlobten Emily stehen würde. Oh ja, die Hochzeit stand kurz bevor. Welch eine Freude! Und trotz der wirklich beschissenen Umstände hatte ich mich schließlich breitschlagen lassen, Emily's Trauzeugin zu sein. Ich sei immernoch eine der wichtigsten Personen in ihrem leben, hatte sie gesagt. Es würde ihr wirklich etwas bedeuten, hatte sie gesagt. Ich hätte am liebsten auch so viel gesagt, z.B. dass sie mir den Mann ausgespannt hat und jetzt scheinheilig versucht, die beste Freundin zu spielen. Aber um des heiligen Friedens willen hatte ich einmal im Leben die Klappe gehalten und kleinbei gegeben. Wow Leah, sei stolz auf dich! Aber zurück zum hier und jetzt. Sam hatte zum letzten Mal an diesem verregneten Tag alle zusammengetrommelt, um die Patrouille für die Nacht einzuteilen. Meine Mutter Sue hatte heute Geburtstag und würde einen ihrer heißbegehrten Grillabende veranstalten, der für das Rudel nur eins bedeutete: Essen. Und zwar in rauen Mengen. Für mich bedeutete das Ganze nur eins: eine Familienidylle vorspielen, wo keine war. Denn auch wenn meine Mutter neuerdings mit Billy Black zusammen war, machte es das Ganze nicht besser. Im Gegenteil. Jake und ich konnten nicht umhin das blanke Kotzen zu kriegen, wenn wir sie zusammen sahen. Das war doch wohl die Höhe! Kaum war mein Vater unter der Erde... //Leah? Hast du's dir vielleicht doch anders überlegt?// Ich zuckte zusammen und hob den schweren Kopf. Die anderen versuchten wie immer, meine verbitterten Gedanken (und somit auch mich) auszublenden; Sam starrte mich jedoch mit unverhohlenem Interesse an. Achja, die Patrouille. //Soll das ein Witz sein? Du glaubst gar nicht wie froh ich bin, euch alle für eine Nacht mal los zu sein - inklusive meiner Mutter.// Ich erhob mich und verließ ohne einen Abschied die Lichtung. Ich freute mich auf zwölf wundervolle Stunden voller Ruhe und Frieden, wobei die Betonung eindeutig auf Ruhe lag. Ihr könnt euch ja nicht vorstellen, wie ätzend diese gedankliche Verbindung war. Ständig musste man Dinge ertragen, die man nicht sehen wollte. Ständig diese feindseligen Gedankengänge in meine Richtung, an denen ich wohl aber selber Schuld war. Gedankenverloren lief ich also die Grenzen im Wald ab, während der Regen mein graues Fell einweichte. Regen, Regen, immer nur Regen. Willkommen auf der Halbinsel Olympic! Nach und nach verschwanden die Gedanken der anderen schließlich aus meinem Kopf, bis auch Sam mit einem besorgten mach keinen Unsinn seinen Wolfskörper verließ. Ja ja, Sam war der geborene Anführer. Ein wahrer Held. Der Sarkasmus war mein ständiger Begleiter geworden, um das Ganze einigermaßen ertragen zu können. Denn immer wenn es dunkel wurde, kehrten die so stark verdrängten Erinnerungen zurück, stachen mir wie Messer ins Herz und führten mir vor Augen, wie sehr ich nun wirklich über Sam Uley hinweg war. Immer wenn es dunkel wird und alles auseinander fällt Wird mir unaufhaltsam klar, dass das mit uns was Gutes war Immer wenn es stiller wird und nichts mehr mich in Atem hält dann tut es weh und mir wird klar, dass das mit uns was Gutes war Nämlich überhaupt nicht. Ich brauchte all meine Kraft, um die Gedanken wieder zu verscheuchen. Ich war so konzentriert darauf, so bemüht, dass meine Muskeln anfingen zu zittern und schließlich nachgaben. Ich sackte auf den Waldboden und rollte mich zusammen, gab schließlich nach und ich schwöre euch, Tränen sammelten sich in meinen großen Augen, die vom Regen aber gleich wieder weggespült wurden. Das war doch alles echt zum Kotzen. Ich liebte diesen Mann, diesen unglaublich starken, verantwortungsvollen Mann, der aus Gründen, die ich niemals verstehen würde, diesem ganzen Prägungsmüll zum Opfer gefallen war. Ich meine, warum denn bitte? Wir waren so glücklich gewesen. Wir gegen den Rest der Welt, das war alles was für uns zählte. Ich hänge die Fahnen ab, ich reiß die Fenster auf Mir tun die Haare weh, ich schmeiß die Geister raus Ich will an nichts mehr denken, ich will was Neues greifen Doch die Gedanken hängen fest in alten Endlosschleifen Und was soll man auch schon haben, wenn man das Wichtigste verliert? Ich will nicht mehr so tun, als wäre das Alles nicht passiert Als wäre das alles nicht passiert... Und dann kam der schicksalhafte Tag, an dem meine beste Freundin und Cousine Emily zu Besuch kam. Ich weiß noch wie aufgeregt ich gewesen war, ihr endlich meinen Sam vorstellen zu können. Doch was dann folgte, konnte wohl keiner von uns dreien in irgendeiner Form begreifen. Ich nahm gar nicht richtig wahr, was mit ihm passierte, in dem Moment, als Emily ihm das erste Mal in die Augen schaute und ihm ein freundliches Lächeln schenkte. In den folgenden Tagen entfernte er sich jedoch noch weiter von mir, als er es in den letzten Wochen sowieso schon getan hatte, und das tat weh. Er war abwesend, wenn er mit mir zusammen war. Und als er es nach Wochen schließlich über sich gebracht und mich verlassen hatte, machten seine Veränderungen endlich Sinn. Das nächtliche Verschwinden, für das er nie eine Erklärung hatte. Seine veränderte Art, seine Abwesenheit... natürlich hatte ich das alles auf Emily geschoben, ohne den Hauch einer Ahnung, dass bei ihm das Fieber ausgebrochen war. Für mich waren sie beide Heuchler gewesen, denn ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass sie sich bereits gekannt hatten. Dass sie mich schon lange betrogen hatten... Tja, und als ich dann zum Rudel stieß und endlich die Wahrheit über Sam und die Prägung erfahren hatte... Das hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Das Wissen, wie schwer das alles für ihn gewesen sein muss, wie sehr er sich gegen die Prägung zu wehren versucht hatte, machten mich wahsninnig. Und nun schlichen sich Nacht für Nacht diese nervigen Gedankengeister in mein Leben und taten alles, damit ich ja niemals vergaß, wie sehr ich unter der Situation litt. Die Geister kommen aus allen Ecken, um mich immer wieder aufzuwecken Und der Gedanke an dich bleibt, ja der Gedanke an dich bleibt... Die Geister hängen in allen Ecken, um mich immer wieder aufzuschrecken Und der Gedanke an dich bleibt, ja der Gedanke an dich bleibt... Ich hatte die Vergangenheit so deutlich vor Augen, dass ich meine Umgebung gar nicht mehr wahrnahm. Wahrscheinlich hätten die Cullens persönlich an mir vorbeispazieren können, ich hätte es nicht mitbekommen. Mittlerweile war es stockdunkel im Wald; meinen ungewöhnlich guten Augen und Ohren machte das jedoch für gewöhnlich nichts aus. Lediglich der Regen störte. //Leah, es tut mir so leid.// Erschrocken hob ich meinen Kopf und spitzte die Ohren. Was war das denn nun? Schwerfällig rappelte ich mich hoch und schüttelte mein graues Fell, dass im Mondlicht geheimnisvoll schimmerte. Anscheinend war ich wirklich so sehr mit meinen Geistern beschäftigt gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, wie Sam sich verwandelt und meinen Erinnerungen gelauscht hatte. Sofort wechselte meine Stimmung. Knurrend setzte ich mich wieder in Bewegung. Ich war stinkwütend. Wie lang hatte er sich das alles schon angehört? Ein kleiner Blick in seine Gedanken genügte jedoch, um die Antwort zu kennen. Und ohne das wir in Gedanken wirklich miteinander sprachen, bewegten wir uns aufeinander zu. Mechanisch trugen meine Pfoten mich durch den strömenden Regen in Richtung der großen Lichtung, auf der vorhin noch alle zehn Rudelmitglieder versammelt gewesen waren. Im Nachhinein konnte ich beim besten Willen nicht sagen, was mich dahingezogen hatte. Anscheinend ein krankhafter Drang zur Selbstzerstörung. Und noch während ich durch die Bäume auf die große, kreisrunde Fläche trat, verschwanden Sam's leidende Gedanken. Dort stand er als Mensch, groß und schön wie er war, und schaute mich an. "Leah, bitte." Ich war wie in Trance. Wieso hatte er sich zurückverwandelt? Damit keiner mitbekam, was er mir sagen wollte? Schließlich konnte man nie wissen, wie lang unsere Gedanken privat waren. Doch letztendlich waren mir seine Beweggründe egal. Es war der Ausdruck in seinen traurigen, dunklen Augen, der mich dazu bewegte, die Hitze aus meinem Körper strömen zu lassen. Dort stand ich also, nackt im strömenden Regen, der an meiner und seiner menschlichen Haut verdampfte, so dass uns ein geheimnisvoller Dampf umgab, an dem unsereins bei solch einem Wetter immer unschwer zu erkennen war. Unbeschämt machte ich zwei Schritte auf ihn zu, hob unbeholfen meine Hand und ließ sie wieder sinken. Was machte ich hier eigentlich? "I-ich weiß nicht was du willst, Sam. Ich muss meine Patrouille laufen." Ich sprach wie in Trance, bewegte meinen Mund mechanisch, ohne nachzudenken. Mein Blick war gefesselt von seiner überwältigenden Erscheinung, der Liebe in seinem Blick, die doch eigentlich nur Emily galt... "Lee-Lee. Bitte. Ich liebe dich, aber du weißt, dass ich keine Wahl habe." Seine Worte wurde von Schluchzern gedämpft, die er versuchte, zurückzuhalten. Weinte er tatsächlich? Ohne eine Antwort machte ich noch ein paar zaghafte Schritte auf ihn zu, bis ich seine für mich angenehm warme Wange berühren konnte. Eigentlich hasste ich es, wenn er meinen alten Spitznamen gebrauchte. Er war wie ein Peitschenhieb, jedes Mal aufs Neue. Heute jedoch brachte er lediglich alle Mauern zu Fall, die ich mir über die Wochen und Monate so mühsam errichtet hatte. Mein logisches Denken schaltete sich völlig aus, als ich mich auf Zehenspitzen stellte und meine Lippen auf seine legte, meine Hände um seinen Nacken schlang, seine Hände auf meinem Körper spürte und wohlig seufzend den Kopf in den Nacken warf, bevor ich ihn am morgen wohl endgültig gehen lassen musste... Immer wenn es dunkel wird und alles auseinander fällt Wird mir unaufhaltsam klar, dass das mit uns was Gutes war Immer wenn es stiller wird und nichts mehr mich in Atem hält dann tut es weh und mir wird klar, dass das mit uns was Gutes war... ...was nie wieder kommt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)