Das Leben geht ungeahnte Wege von abgemeldet (Die Präsidententochter und der Soldat) ================================================================================ Kapitel 21: Erklärungen ----------------------- Henry Graham tigerte in dem Vernehmungsraum auf und ab. Er konnte es kaum erwarten diesem Mistkerl endlich auf den Zahn zu fühlen. Er hatte so einige Fragen die er ihm stellen würde. Und er würde dafür sorgen, dass er die Wahrheit sagte! Endlich öffnete sich die Tür und zwei kräftige Männer zerrten den gefesselten Jack herein. Henry Graham betrachtete ihn, während die Männer ihn an den Stuhl vor dem Tisch fixierten und dann zurücktraten. Der Anblick war schon eine kleine Genugtuung. Jacks gesamte rechte Gesichtshälfte war blau angelaufen und geschwollen. Zudem sah man ihm an, dass er Schmerzen hatte. Und er war gebrochen! Das war eindeutig. Er saß zusammengesunken auf dem Stuhl, mit gesenktem Haupt. Der ganze riesige Mann wirkte wie ein winziges Häufchen Elend. Jetzt bist du da, wo ich dich haben wollte, du verdammtes Dreckschwein! „Nun Jack, ich hoffe sie genießen den Aufenthalt in unserem Hause!“, sagte Henry triumphierend und betrachtete ihn. Doch Jack rührte sich nicht. Henry stützte sich auf die Tischplatte auf und sah zu Jack runter. „Nun habe ich dich endlich da, wo ich dich haben wollte, du Schwein! Und ich schwöre dir, dass du den Tag deiner Hinrichtung herbeisehnen wirst!“, zischte er böse. Jack hob nun langsam den Kopf und sah ihn mit dem einen offenen Auge an, sagte jedoch keinen Ton. „Oh ja, ich habe noch ein paar Kleinigkeiten für dich auf Lager, bevor du die Spritze kriegst!“, lächelte Henry böse. Jack sah ihn weiter ausdruckslos an, sagte jedoch keinen Ton. „Aber bevor du unseren Service weiter genießt, habe ich ein paar unbeantwortete Fragen an dich! Und ich will die Wahrheit!“, knurrte er und gab einem der Männer hinter Jack ein Zeichen. Dieser nickte, trat neben Jack und zog dabei eine Spritze aus seiner Tasche, die er Jack kurzerhand in den Hals rammte. Jack gab einen leisen Schmerzenslaut von sich und presste die Zähne zusammen. Dann zog der Mann die Spritze wieder heraus und ließ sie in seiner Tasche verschwinden. „Was...was zum Teufel hat der mir da gerade gespritzt!?“, keuchte Jack. „Ein sehr starkes Wahrheitsserum. Denn wie ich schon sagte, will ich die Wahrheit hören!“, antwortete Henry und setzte sich langsam an den Tisch. „Denn die bist du mir schuldig! Für das, was du mir angetan hast. Für das, was du meiner Tochter angetan hast! Du hast ihr Leben zerstört! Sie sollte studieren, einen guten Job bekommen, ja wahrscheinlich sogar in der Politik. Sie hatte soviel vor sich. Und all das hast du ihr kaputt gemacht!“, knurrte er schwer beherrscht. Er ließ einige Sekunden verstreichen und beugte sich dann vor. „Und jetzt wird es Zeit, dass du mir ein paar Fragen beantworten!“, sagte er. Jack hob langsam den Kopf und sah ihn fest an. „Zuerst habe ich eine Frage an sie, Mr. President. Haben sie eigentlich jemals ihre Tochter gefragt, was sie will?“ Henry schnappte nach Luft. „Wie kannst du es wagen, du...!,“ keuchte er. „Antworten sie mir!“ Jack fixierte ihn mit seinem offenen Auge. „Das Wohl meiner Tochter war mir immer wichtiger als alles andere auf dieser Welt!“ Henry konnte sich nur noch mit Mühe beherrschen diesem unverschämten Scheißkerl nicht an die Gurgel zu springen. „Das Wohl ihrer Tochter!“, schnaufte Jack. „So nennen sie das! Ich glaube, sie wollten bloß, dass ihre Tochter den Weg geht, den sie für sie vorbestimmt hatten!“ Henry blieb die Sprache weg. Der Mistkerl wurde immer unverschämter. „Sie musste auf das College gehen, das sie ausgesucht hatten, nicht Ashley selbst! Sie musste sie geradezu anbetteln den Führerschein machen zu dürfen, durfte so gut wie nie aus dem Haus. Sie haben sie auf Schritt und Tritt überwacht! Ashley hatte nie ein eigenes Leben!“ Jack sah Henry weiter fest an. „Ich habe sie entführt, ja! Und ich bin auch das eine oder andere Mal nicht gerade zimperlich mit ihr umgesprungen. Aber...“ „Nicht zimperlich mit ihr umgesprungen?!“, brüllte Henry. „Du hast sie vergewaltigt, du Dreckschwein! Du hast sie geschwängert! Und das nicht nur einmal!“ Jack sah Henry ungerührt weiter fest an. „Nein! Ich habe, in der Beziehung, Ashley zu keiner Zeit zu etwas gezwungen, was sie nicht gewollt hätte!“ Henry starrte ihn fassungslos an. Er wusste, dass er die Wahrheit sagte. Das Serum war unglaublich stark. Aber gerade das war es, was für ihn beinahe unerträglich war. „Hätte Ashley sich in irgendeiner Form dagegen gewährt, hätte ich mir das nie mit Gewalt genommen.“ Henry ließ sich langsam wieder auf dem Stuhl sinken. Jack fixierte ihn nach wie vor. „Ich glaube, es hat vor Ashley keinen Menschen gegeben, den ich wirklich aus tiefster Seele geliebt habe. Sie können mir glauben ich habe verzweifelt versucht der knallharte Entführer zu bleiben, ihr gegenüber keine Gefühle zu entwickeln. Aber mittlerweile glaube ich einfach, es sollte so sein. Das Leben geht ungeahnte Wege, Mr. President.“ Henry konnte immer noch nichts sagen. „So sehr ich mich auch dagegen gewehrt habe, ich konnte nicht verhindern, dass ich mich in sie verliebte. Ich würde alles für sie tun. Und was sie mir auch glauben können, ist, dass ich versucht habe jeden Schaden von ihr fern zu halten. In der Hütte in den Bergen, musste ich, nein, mussten Ashley und ich zwei von meinen Komplizen töten, weil sie sie vergewaltigen wollten. Und dann habe ich es Ashley freigestellt zu gehen. Sie blieb damals schon freiwillig bei mir. Und sie kam auch in der Villa freiwillig mit mir mit.“ Nun verdüsterte sich sein Blick. „Aber auch deswegen, weil sie unsere Tochter töten wollten! Unser Kind!“, knurrte er gefährlich. Henry schluckte. „Ich wollte nur das beste für meine Tochter!“, sagte er schwer beherrscht. „Nein, Mr. President! Sie wollten nicht das beste für ihre Tochter, sie wollten nur ihren Willen durchsetzen, mehr nicht. Es war ihnen egal, was Ashley empfunden hat. Denn wäre es so gewesen, wäre alles anders gekommen!“ Henry hatte mittlerweile seine Hände in die Hosenbeine gekrampft. Er stand kurz davor diesem Mistkerl mit bloßen Händen den Hals umzudrehen. Er machte ihm Vorwürfe? Ihm? Er versuchte einen klaren Kopf zu behalten. „Warum hast du Ashley überhaupt entführt und ihr und uns das angetan?“, fragte er dann, möglichst ruhig. Jack blickte wieder auf. „Weil ich sie leiden sehen wollte, Mr President! Ich wollte, dass sie das Gefühl haben, dass man ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht, dass sie hilflos sind! So wie ich es war, als ich aus der Armee geworfen wurde und sie mich eiskalt abserviert haben, als ich sie um Hilfe gebeten habe.“, sagte er mit fester Stimme. „Sie können sich nicht vorstellen, wie verzweifelt ich war! Ich wollte mich sogar umbringen, weil ich keine Perspektiven sah. Und dann kam mir die Idee, Ashley zu entführen. Du schlägst sogar drei Fliegen mit einer Klappe dadurch, dachte ich mir. Du kriegst Geld, siehst diesen Mistkerl von ihrem Vater leiden und kannst dafür sorgen, dass er mal was gutes für sein Land tut! Denn auch wenn ich nur ein Soldat war und damit in den Augen vieler Menschen nicht gerade intelligent, so sah ich doch, dass ihre Politik dieses Land ruiniert. Eben weil sie immer nur ihren Willen durchsetzen wollen!“ Er sah Henry fest an. Dieser sagte gar nichts. „Ich weiß, das war nicht der richtige Weg! Ich wollte nur sie treffen. Ich habe Ashley zu keiner Zeit etwas antun wollen. Es tut mir leid, dass ich Ashley damals auch Schaden zugeführt habe. Aber ich bin auch froh, dass ich es getan habe. Denn die letzten vier Jahre waren die glücklichsten meines Lebens.“ „Dann hoffe ich für dich, dass sie es wert waren. Denn es waren deine letzten Lebensjahre!“, flüsterte Henry dann nur noch düster. Doch Jack lächelte nur und sah ihn ansonsten ungerührt an. „Sie waren hundert Tode wert!“, sagte er nur. Dann nickte Henry den beiden Männern wieder zu und sie schleiften Jack geradezu aus dem Raum. Henry selbst blieb noch eine ganze Zeit sitzen. Ob er es wollte, oder nicht, Jacks Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. Mit so vielen Dingen hätte er nicht gerechnet. Doch er durfte jetzt auch nicht weich werden. Schließlich stand er auf und ging zur Tür. Draußen, hinter dem Spiegel stand seine Frau. Als er raus kam, sah ihn einige Sekunden fest an. Sie sagte jedoch nichts, sondern verließ schließlich nur den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)