Das Leben geht ungeahnte Wege von abgemeldet (Die Präsidententochter und der Soldat) ================================================================================ Kapitel 14: Nette Nachbarn und Kollegen --------------------------------------- Die Wochen verstrichen. Weihnachten kam und ging und das neue Jahr brach stürmisch mit ungeheuren Schneemassen an. Jack arbeitete sich immer mehr in die Firma ein und hatte sogar richtig Spaß an der Arbeit. Aufgrund seiner Disziplin und seiner Stärke hatte er sehr schnell den Respekt seiner Kollegen und das Wohlwollen seiner Vorgesetzten erlangt. Nicht zuletzt sein Geschick beim Pokern und Billiard sorgte dafür, dass seine Kollegen ihn auch schnell als Kumpel akzeptierten. Während der harten Schneestürme kamen sie kaum noch aus dem Haus, in die Stadt nur mit dem Schneemobil. Somit war Ashley sehr an das Haus gebunden, was ihr aber nichts ausmachte, denn es gab viel zu tun. Jack brachte immer wieder neue Sachen nach Hause, sei es Kleidung für sie beide, oder Babysachen. Da die Arbeit im Wald bei diesen Schneemassen nicht möglich war, arbeiteten Jack und seine Kollegen in der Firma und zerlegten die eingelagerten Stämme. Und so ging auch der Januar rum. An einem Mittwoch gegen drei Uhr schellte es plötzlich an der Tür. Ashley sah verwundert in Richtung Flur. Das konnte nicht Jack sein. Er würde auf gar keinen Fall vor fünf Uhr zurück sein. Aber wer sollte außer ihm schon hierher kommen? Sie lief zur Tür und spähte durch den Spion. Draußen stand eine ältere Frau, die irgendetwas vor sich hielt. Es sah wie eine Torte aus. Neugierig öffnete Ashley die Tür. „Hallo?“, fragte sie die Besucherin. „Hallo, Miss Davis. Ich bin Mary Green. Wir sind Nachbarn und ich wollte sie willkommen heißen in unserem schönen kleinen Dörfchen!“, sagte die Besucherin fröhlich und hielt Ashley tatsächlich eine Kuchenplatte hin. „Oh, das ist aber nett! Kommen sie doch rein.“ Ashley trat zur Seite und ließ die Besucherin eintreten. „Sie scheinen es sich ja schon recht bequem gemacht zu haben!“, sagte Mary und ließ ihren Blick durch den Korridor schweifen. „Naja, so gut man es in der kurzen Zeit geschafft hat. Ich allein kann nicht viel machen und Michael hat wenn nur am Wochenende Zeit.“ Sie geleitete Mary ins Wohnzimmer. „Kann ich ihnen einen Kaffee anbieten?“, fragte Ashley. „Kaffee ist immer gut! Vor allem bei so einer Kälte!“, lachte Mary und stellte die Kuchenplatte auf dem Wohnzimmertisch ab. Ashley lief in die Küche und setzte Kaffee auf und heißes Wasser für einen Tee. Dann suchte sie Besteck und Teller heraus für den Kuchen. Als sie ins Wohnzimmer zurückgekehrt war, sah sie, wie Mary die Fotos auf dem Kamin betrachtete. Besonders an einem Bild blieb sie hängen. Jack hatte es gemacht, als sie in einem Waldstück an einem Wasserfall campiert hatten. Da war von Ashleys Bauch noch nichts zu sehen gewesen. Jack stand hinter Ashley, hatte seine Arme um sie gelegt und sein Kinn auf ihre Schulter gelegt. „Ich nehme an, dass ist ihr Mann?“, fragte Mary. Ashley stellte das Geschirr auf dem Tisch ab. „Ja. Das Foto ist noch gar nicht so alt. Von diesem Spätsommer.“ Mary blickte noch einmal auf das Foto und dann kam sie zum Tisch zurück und ließ sich auf dem Sofa nieder. „Sie sind noch sehr jung, nicht war?“, fragte Mary. „Ja, ich bin gerade achtzehn geworden.“ Ashley hielt es für besser sich bei Erzählungen über ihre Herkunft möglichst nah an der Wahrheit zu halten. Auch Jack sah das so. „Aber ihr Mann ist doch deutlich älter, oder?“, fragte Mary weiter. „Michael ist dreißig. Ja, ist schon ein deutlicher Altersunterschied. Aber wo die Liebe hinfällt.“ Ashley ließ sich Mary gegenüber in den Sessel sinken. „Ja, das stimmt. Da hat man selten einen Einfluss drauf. Aber es ist ja auch egal, so lange sie glücklich sind!“ Ein paar Sekunden herrschte Schweigen, bis Mary erneut das Wort ergriff. „Sie erwarten also bald Nachwuchs? Das freut mich. Die meisten jungen Pärchen sind weggezogen. Deswegen ist es schön, dass auch mal neue dazu kommen.“ „Ja. Im Februar oder Anfang März ist es soweit. Michael und ich haben schon ganz schön Muffensausen.“, antwortete Ashley und streichelte ihren Bauch. „Beim ersten Kind geht es vielen so. Aber das müssen sie nicht. Wenn sie mal Hilfe brauchen, ich bin ja nicht weit weg. Ich habe bis vor zwei Jahren als Hebamme gearbeitet.“ Marys Blick wurde wehmütig. „Bis sie die Klinik geschlossen haben, weil sie sich nicht mehr rechnete.“ Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse und musterte Ashley neugierig. Es war Ashley etwas unangenehm. Schließlich bestand immer noch die Gefahr, dass sie erkannt wurden. „Ich will nicht neugierig sein, aber wo kommen sie eigentlich her, Eileen?“, fragte Mary. „Nun, Michael und ich sind aus Toronto. Wir sind hierher gegangen, weil wir vor meinen Eltern geflohen sind.“ Ist ja nicht gelogen, dachte Ashley. Und außerdem war es besser, wenn die Leute irgendeine Geschichte vorgesetzt bekamen, so waren sie nicht mehr so neugierig. „Sie sind vor ihren Eltern geflohen? Warum denn das?“, fragte Mary neugierig. „Naja, wissen sie, mein Vater und meine Mutter mochten Michael überhaupt nicht. Mein Vater ist Professor an der Uni in Toronto und sehr streng gläubig. Wie die meisten Leute in unserer Nachbarschaft. Als er erfahren hat, dass ich schwanger bin, verbot er mir jeglichen Umgang mit Michael und sperrte mich sogar zu Hause ein. Und er wollte mich zur Abtreibung zwingen. Ein uneheliches Kind passte überhaupt nicht in sein Weltbild.“ Mary sah sie entsetzt an. „Aber das ist ja furchtbar!“. sagte sie aufrichtig entrüstet. „Tja, aber dann sind Michael und ich eines Nachts abgehauen. Wir sind hier her gekommen, weil wir unsere Ruhe wollten und weil diesen Ort so gut wie keiner kennt.“ Ashley fuhr über ihren Bauch. „Und wir wollten, dass unsere Kleine in einer schönen Umgebung aufwächst.“ „Aber was hatte ihr Vater denn gegen Michael?“, fragte Mary weiter. „Gut, er ist schon deutlich älter als sie, aber das ist doch nicht so schlimm oder?“ Ashley nahm einen Schluck von ihrem Tee. „Mein Vater war der Meinung, ich sollte irgend so einen Studienfutzi von der Uni heiraten. Einen Akademiker halt. Was anderes fand er nicht standesgemäß. Und Michael ist halt nur ein einfacher Arbeiter. Als ich mit ihm nach Hause kam, hat mein Vater getobt wie sonst was. Er hat ihn als Frankensteins Sohn bezeichnet. Ein großes dummes Narbengesicht.“ Mary schüttelte den Kopf. „Wie kann man denn jemanden, den man gar nicht kennt, so von oben herab behandeln?“, fragte sie entrüstet. Ashley senkte traurig den Blick. „Und vor allem jemanden so für etwas beschimpfen, für dass er nichts kann!“, fuhr Mary fort. Ashley sah fragend auf. Mary strich über ihr Gesicht, an der Stelle, wo Jack die Narben hatte. „Die Narben. Wie ist das eigentlich passiert?“ „Ein Unfall. Ein Arbeitsunfall um genauer zu sein.“ „Na also! Wegen so etwas kann man jemanden doch nicht so nieder machen!“ Mary redete sich richtig in Rage. Ashley musste lächeln. Sie mochte die Frau bereits jetzt. Schließlich wechselten sie das Thema und redeten über alles Mögliche. Bis Ashley schließlich die Tür hörte und Jacks schwere Schritte. Ashley erschrak leicht. Gott, war es schon so spät? „Michael!“, rief sie und Jack erschien in der Tür zum Wohnzimmer. Sein Blick huschte sofort zu Mary rüber. Ashley sah, wie es leicht misstrauisch in seinen Augen aufblitzte. „Das ist Mary. Wir sind Nachbarn.“, sagte sie sofort beruhigend. „Guten Tag, Michael. Ich wollte sie in unserer Nachbarschaft willkommen heißen!“, sagte Mary, stand auf und ging Jack entgegen. Jack schüttelte ihr die Hand. „Das ist nett von Ihnen! Verzeihen Sie mein etwas unterkühltes Verhalten. War ein harter Tag!“, sagte er dann lächelnd. „Oh, das kann ich mir vorstellen. Ist ein harter Job!“, lächelte Mary verständnisvoll. „Setzen wir uns doch noch!“ Jack deutete auf das Sofa. Mary ließ sich auf ihren alten Platz sinken und Jack neben Ashley. Er küsste sie flüchtig auf den Mund. „Geht’s euch beiden gut?“, fragte er und strich über Ashleys Bauch. „Ja, alles bestens!“, antwortete Ashley. Mary lächelte. „Ich sagte gerade schon zu Eileen, dass es schön ist, dass sich hier noch ein junges Paar angesiedelt hat. So viele sind weggegangen.“ Jack nickte. „Kann ich mir vorstellen. Sehr viel ist hier ja auch nicht los. Aber gerade das hat uns gefallen.“ Mary nickte. „Ja, Eileen hat mir die ganze Geschichte erzählt. Ist schon traurig, so was. Aber keine Sorge! Hier verrät sie niemand!“ In Jacks Augen blitzte es wieder misstrauisch auf, doch Ashley legte ihm sofort beruhigend die Hand auf den Oberschenkel. „Und, Michael? Sind sie schon aufgeregt, in anbetracht des baldigen Neuankömmlings?“ Jack lächelte und streichelte Ashleys Bauch. „Um ehrlich zu sein, habe ich fast etwas Angst. Aber ich denke, wir schaffen es.“ Mary nickte lächelnd. „Das denke ich auch! Und außerdem bin ich auch in der Nähe. Ich bin gelernte Hebamme.“ „Das ist gut zu wissen.“, lächelte Jack. Bis in den späten Abend hinein saßen sie dann noch zusammen und Ashley ließ es sich nehmen für sie drei zu kochen. Etwas, dass sie sehr schnell gelernt hatte, seit sie hier waren. Nachdem sich Mary dann auf ihr Schneemobil geschwungen hatte, ließen sich Jack und Ashley vor dem Kamin nieder. „Was hälst du von ihr?“, fragte Ashley ohne Umschweife. „Oh, ich finde sie sehr nett!“, sagte Jack und nahm einen großen Schluck aus seiner Bierdose. „Aber was hast du ihr eigentlich für eine Story erzählt? Über unsere Herkunft, meine ich.“, fragte er sie. Ashley schilderte ihre Story kurz. „Gar nicht so übel! Klingt mal in jedem Falle plausiebel. Wir sollten uns dran halten!“, meinte Jack dann und streichelte ihren Bauch. „Und? Wie ist es bei dir auf der Arbeit?“, fragte Ashley und legte ihre Hand auf seine. „Die Jungs können es nicht unterlassen mich immer wieder zu Poker und Billiard-Tunieren herauszufordern. Ich denke, dieses Wochendende werde ich wohl keine Wahl haben.“, lachte er. Ashley kuschelte sich noch enger an ihn. Und zuckte unter einem ziemlich festen Tritt in den Magen zusammen. Jack sah auf sie herab. „Ich glaube, das wird eine Fussballerin!“, meinte er. „Eher Karate-Profi!“, lachte Ashley. Jack lachte ebenfalls. „Wäre zu schön! Da könnte ich ihr wenigstens was beibringen. Im Fußball war ich immer ne Niete!“ Beide lachten und ließen es sich den restlichen Abend noch gutgehen. Draußen hatte es wieder angefangen zu schneien. Auch die nächsten Wochen bekamen sie wieder ordentlich Schnee, was sie und Jack beunruhigte. Schließlich könnte es jeden Tag soweit sein. Doch ihre nette Nachbarin Mary, die es als ihre Hebammenpflicht ansah, Ashley fast jeden zweiten Tag zu besuchen, brachte Lockerung in die ganze Situation. Sie zeigte Ashley Entspannungsübungen, untersuchte sie so gut es ging und zeigte ihr auch diverse Atemtechniken. Ashley war mehr als froh sie in der Nähe zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)