Bye, bye, Baby von Rakushina (I worry about you, while you're gone) ================================================================================ Kapitel 15: Puppe [Axel/Xion] ----------------------------- „Der Sandmann” war eins der letzten Bücher, die Lea mit einer außerordentlichen Leidenschaft gelesen hatte. Eine Schullektüre aus dem einstigen Radiant Garden, die ihm und Isa aufgetragen wurde und auch wenn der Spannungsbogen für sie nicht sehr hoch war, so waren sie beide von den Metaphern und dem Horror der menschlichen Seele gefesselt gewesen. Auch wenn er nun kein Herz mehr hatte, las Axel das Buch doch noch gerne, wenn er denn mal dazu kam es in die Hand zu nehmen. Und auch ohne Gefühle war seine Fähigkeit sich in die Leute hineinzuversetzen nicht verloren gegangen, genauso wenig seine Vorstellungskraft. Unbewusst hatte er die Rollen auf Leute in seiner Umgebung übertragen. Axel selbst war natürlich die Hauptfigur, der verrückte Nathanael, wenn er auch fand, dass Saix besser in diese Rolle passte. Saix war früher immer Lothar gewesen, Nathanael’s bester Freund… Nun hatte sich Lothar’s Gesicht in das von Roxas verwandelt. Clara. Naminé war Clara. Lothar’s Schwester, Roxas’ „Schwester“, ein Mädchen mit reiner Seele, die stets die Wahrheit hinter den Illusionen kannte. Xemnas war eindeutig Coppelius, ein großer furchteinflößender Mann, der sie alle ins Nichts und ins Verderben zog, wie der Sandmann in den Legenden, von denen das Buch erzählt. Bei der Vorstellung, dass Spalanzani in seiner Fantasie Vexen und die Amme Larxene glich musste er schmunzeln. Wer ihn immer gefehlt hatte war Olimpia. Olimpia, die Holzpuppe, das Werkzeug mit den Glasaugen, die in ihrem Inneren noch leerer war wie ein Niemand. Ein Mädchen, das nicht echt war. Erst vor kurzer Zeit hatte Olimpia ein Gesicht in Axel’s Fantasie bekommen. Xion’s Gesicht. Er wusste, was Xion war. Dass er das herausgefunden hatte war noch nicht besonders lange her gewesen und seither wusste Axel ehrlich gesagt nicht, wie er mit ihr umgehen sollte. Er kam sich einfach verarscht vor. Er hatte Xion wirklich gerne, aber seit er die Wahrheit kannte, hatte ihre Beziehung zueinander eine gewisse Echtheit verloren. Wenn man es so nennen konnte. Seine Freundschaft zu Roxas war vielleicht nicht mehr als eine Einbildung, aber das war wenigstens etwas! Aber zu Xion, die noch weniger als Nichts war… Die einfach nicht echt war. Ihr in die Augen zu sehen fiel ihm seither unerträglich schwer. Ihre Augen schienen schon immer leer und starr gewesen zu sein, wie die einer Puppe. Nun wusste er auch warum. Axel konnte ihr nicht in die Augen sehen, den Gedanken verdrängen, dass sie nur eine Marionette war, die an Xemnas’ Fäden hing. „I think of you, in my dreams…“ Aber Axel konnte den Anblick ihrer Augen nicht verdrängen, selbst wenn er alleine in seinem Bett lag, die Decke anstarrte und leise vor sich hin summte. Immerzu sah er ihre blauen Puppenaugen, ihren Blick, der ihn regelrecht zwang sie anzusehen. „I think of you, night and day…“ Axel hatte ihre Augen immer gemocht. Sie wirkten zwar starr und leer, doch hatten sie immer einen gewissen Glanz besäßen. Dieser Glanz war im Gegensatz zu allem anderen an ihr echt. Sie hielten die Illusion am Leben, gaukelten Axel vor dass Xion mehr als nur eine Puppe sei. Ihr Glanz zwangen ihn Xion anzusehen und ließen die Grenzen zwischen echt und unecht verschwinden. Der Glanz ihrer Puppenaugen verführte Axel immer wieder, genau wie Olimpia einst Nathanael zum Wahnsinn verführte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)