Siehst du mein wahres Ich? von Nightwalkerin (Wer bin ich?) ================================================================================ Kapitel 11: Knall auf Fall in den Abgrund ----------------------------------------- Eine warme Brise zieht über das Land, lässt Gras und Blätter tanzen. Die Sonne wird bald hinter dem Horizont verschwinden und der Mond die Landschaft erhellen. Bis dahin haben wir aber noch viel zu tun... „Wir brauchen keine Karte. Akamaru und ich haben unsere Nasen, die uns sicher zu dem Treffpunkt bringen“, meint Kiba stolz. Gemeinsam mit seinem Hund stapft er entschlossen los. Hinata ist sichtlich unsicher, ob sie ihm jetzt hinterher gehen soll oder nicht. „Wenn ihr solch gute Nasen habt, wieso geht ihr dann in die falsche Richtung?“, frage ich grinsend. Verwirrt bleibt der Shinobi stehen. „Nein, es geht sicher hier lang“, bleibt er beharrlich und zeigt auf die rechte Abzweigung des Weges. Kurz schüttele ich nur den Kopf. „Es geht hier lang, Kiba. Wenn wir diesen Weg folgen kommen wir nach Suna, aber wir müssen genau in die entgegengesetzte Richtung“, erkläre ich sachlich. „Nur weil es so auf der Karte verzeichnet ist, heißt es nicht, dass es auch stimmt“, erwidert er eingeschnappt. „Dafür brauche ich keine Karte, Kiba. Ich weiß auch so, dass der Weg nach Suna führt“, antworte ich lächelnd. Hinata nickt zustimmend, was mich überhaupt überrascht, sonst enthält sie sich ihrer Meinung. Den ganzen Weg hat sie kaum ein Wort mit uns gewechselt und wenn doch war es meist nur Gestotter. „Lilly hat Recht, Kiba“, mischt sich jetzt auch Shino ein, sodass der Shinobi den Kopf hängen lässt. „Ist ja gut! Dann gehen wir halt dort lang!“, grummelt er beleidigt und trottet mit Akamaru voraus. Seufzend schüttele ich den Kopf. So viel dazu, dass ich stur bin! Kiba ist ja noch um einen Zacken schärfer! Schweigend setzten wir gemeinsam unsere Reise fort, bis wir endlich den Treffpunkt erreichen. „Hier ist die Hütte, die uns Tsunade auf der Karte eingezeichnet hat. Jetzt müssen wir nur noch auf den Informanten warten“, breche ich das Eis und informiere meine Begleiter, nachdem ich die kleine Holzhütte entdeckt hatte. Vorsichtig nähere ich mich der Hütte. Zuerst sehe ich bei dem kleinen Fenster hinein, doch drinnen herrscht nur die Dunkelheit. Langsam öffne ich die Türe, die quietschend aufschwingt. Kurz stecke ich meinen Kopf in den kleinen Raum, aber dieser ist leer. „Niemand hier“, sage ich verwirrt, sehe die anderen Shinobis an und hebe fragend die Schultern. „Vielleicht hätten wir doch den anderen Weg nehmen sollen“, meint Kiba nur leise, bekommt aber Hinatas Ellbogen in die Rippen gestoßen. „Das darf doch nicht wahr sein“, flüstere ich traurig, drehe mich nochmal zu der kleinen Hütte, „Er muss doch hier sein.“ Wie vom Blitz bleibe ich genau in der Türe der Holzhütte stehen. „Oder es ist eine Falle“, kommt mir eine Möglichkeit in den Sinn und sehe meine Begleiter ernst an. Ihre Gesichter nehmen einen erschrockenen Ausdruck an. Akamaru legt die Ohren an und knurrt mich bedrohlich an. Mit ängstlichem Gesicht drehe ich mich langsam um. Keuchend schnappe ich mir ein Kunai, doch bin viel langsamer als die Person hinter mir. Hidan packt mich am Hals und hebt mich ein wenig in die Höhe. Meine Beine baumeln wenige Zentimeter über dem Boden. „Mit dir habe ich noch eine Rechnung offen, Biest“, meint er grimmig, kneift die Augen ein wenig zusammen und stoßt mich weg. Hart pralle ich mit dem Rücken am unnachgiebigen Boden auf. Der Aufschlag drückt mir die Luft aus den Lungen. Kurz bleibe ich benommen liegen. Hier beginnen wir wieder, wo wir bei unserem letzten Treffen aufgehört hatten. Hidan, der Stärkere und ich, die am Boden liegt und nach Luft schnappen muss. „Ui, du hast dir ja Verstärkung geholt. Das wird dir auch nicht helfen, Biest“, bemerkt er süffisant. Shino kommt zu mir und ergreift meinen Arm. Etwas umständlich lasse ich mich von ihm in die Höhe ziehen. „Vergiss nicht, Hidan. Wir brauchen sie lebend“, erinnert Kakuzu seinen Partner, als er hinter ihm durch die Türe ins Freie tritt. Ohne eine Vorwarnung greift das Akatsukiteam uns an, sodass wir uns aufteilen müssen. Hinata, Akamaru und Hinata kümmern sich um Kakuzu, während Shino und ich mit Hidan kämpfen. Konzentriert warte ich auf seinen ersten Angriff, der auch gleich erfolgt. Mit viel Kraft schwingt er die Sense über seinem Kopf. Nur knapp kann ich seinen Attacken ausweichen, bevor ich mein erstes Jutsu einsetzte. Ein schlecht gezieltes Blitzkunai soll unseren Feind ein wenig ablenken, sodass ich auf ihn zulaufen kann. Hidan durchschaut meine Taktik sofort, kümmert sich nicht um das Kunai, sondern greift nochmals mit seiner Sense an. Erschrocken halte ich meine Hände hoch, um die nähernde Klinge aufzuhalten. Das Metall gleitet an dem Eis, das sich auf meinen Handflächen bildet ab. Sofort erkenne ich meine Chance, boxe Hidan in den Magen und ergreife seine Waffe schnell. Schwungvoll befördere ich sie in den Abgrund, der sich gleich in der Nähe der Hütte befindet. „Du kleines Biest! Das wirst du mir büßen“, schwört mir Hidan keuchend, rappelt sich wieder in eine stehende Position und sieht mich aus wütenden Augen an. Rasend vor Wut läuft er mir entgegen und schlägt wild um sich. Es fällt mir sehr schwer den zahlreichen Schlägen auszuweichen. Da meldet sich Shino mit einem Jutsu zu Wort und schleudert Hidan weg. Schnaufend geselle ich mich schnell zu ihm hin. „Ich weiß nicht, ob wir den Kampf gegen die zwei gewinnen können“, sage ich besorgt zu Shino. Genau in diesem Moment schreit jemand laut auf. „Kiba!“, ruft Hinata erschrocken und läuft zu ihrem Teamkameraden. „Ich schaffe es eine Weile Hidan zu beschäftigen. Hilf Hinata und dann sollten wir schleunigst verschwinden“, erklärt mir Shino seinen improvisierten Plan. In Rekordzeit sprinte ich zu meinen Freunden. Mit einer dicken Eiswand schütze ich sie vor Kakuzus Angriff. „Versuch Kiba aus der Gefahrenzone zu bringen, dann hilf bitte Shino“, bitte ich die schüchterne Kunoichi und weiche einer feindlichen Attacke aus. Wie wilde Tiere umkreisen wir uns und warten nur darauf, dass der andere den ersten Schritt wagt. Am Rücken laufen mir die Schweißperlen hinunter, während meine Hände so kalt sind, als wären sie im Kühlschrank gelegen. „Du könntest auch einfach aufgeben und mit uns kommen. Vielleicht lassen wir dann deine Freunde sogar am Leben“, macht mir Kakuzu einen Vorschlag, doch ich lege nur den Kopf schief. „Genau und als nächstes beginnt Hidan Ballett zu tanzen“, erwidere ich sarkastisch. Der Akatsuki fühlt sich angesprochen und sieht zu uns. „Wie ich tanze Ballett?“, fragt er, bekommt jedoch keine Antwort, weil er gleich wieder von Shino angegriffen wird. „Du hast es nicht anders gewollt“, grummelt mein Gegenüber, formt einige Fingerzeichen. Mein Feind ist so schnell dabei, dass ich gar kein Jutsu in dieser Zeit zusammenbringe. Seine Haut auf den Händen wird dunkler, mir ist sofort klar, was das bedeutet. Verzweifelt weiche ich seinen Fäusten aus, springe einige Meter nach hinten und stehe überrascht in der kleinen Holzhütte. Dummerweise folgt mir Kakuzu, bevor er mich jedoch erreicht springe ich durch das kleine Fenster wieder hinaus. Schnell forme ich Fingerzeichen und erschaffe somit ein Gefängnis aus Strom und Eis, das leider nicht lange halten wird, aber meinen Feind wenigstens für einige Augenblicke beschäftigen wird. „Lilly! Hilfe!“, ruft mich Hinata in dem Moment, wo ich gerade nach meinen Freunden sehen wollte. Ein riesiger Eisblock fliegt durch die Luft und trifft Hidan seitlich, sodass er benommen umfällt. Keuchend und schweißgebadet komme ich bei den anderen Shinobis an. Kiba liegt weiterhin bewusstlos am Boden, gleich neben Akamaru. Hinata, die sich um die beiden kümmert, sieht ebenfalls schon ein wenig mitgenommen aus. „Shino, ganz ruhig. Es wird alles wieder gut“, rede ich beruhigend auf ihn ein, nachdem ich mich neben ihm ins Gras fallen lasse. Schwach sieht er mich an, nimmt meine Hand in seine und versucht mich aufmunternd anzulächeln. Die Wunde auf seiner Schulter ist nicht groß, doch sie blutet stark. Sanft lege ich meine Hände auf die Stelle und lasse die Verletzung langsam vereisen. „Ich weiß, dass tut weh, aber es wird dir gleich besser gehen, wenn die Blutung gestillt ist“, erkläre ich ihm, doch er hört mich wahrscheinlich gar nicht. Schmerzvoll stöhnt er auf. Plötzlich werde ich an den Haaren zurückgerissen. Es geht alles so schnell, dass ich nur noch mitbekomme wie ich mit dem Rücken am Boden aufpralle. Die Sorge um Shino gibt mir nochmal einen Kraftschub, so kämpfe ich mich schnell auf die Beine und überrasche Hidan mit einem starken Jutsu. Er hat keine Chance der riesigen Eiswelle mit einem Stromkern auszuweichen. Mein Angriff reißt nicht nur meinen Feind nieder, sondern auch noch einige unschuldige Bäume. Gestresst beende ich meine Heilaktion an Shinos Schulter und habe sogar einige Augenblicke zum Luft holen. „Shino, ich bin dir so dankbar dafür, dass du mir in den letzten Tagen gezeigt hast wie schön das Leben ist“, gestehe ich ihm lächelnd und halte seine blutige Hand in meinen. Verwirrt sieht er mich an. „Ich habe so etwas noch nie gemacht und mit Worten kann ich auch nicht umgehen. Also...“, druckse ich einen Moment herum. Bevor ich etwas Falsches sagen kann, lege ich einfach meine Lippen auf seine. Shino erwidert den Kuss sofort und legt sanft seine Hand auf meine Wange. Wieder tanzen die Schmetterlinge in meinem Bauch Samba und mein Puls rast. Die Glücksgefühle lassen mich im siebten Himmel schweben. Der Moment hätte meiner Meinung nach ewig dauern können, doch die grausige Realität lässt sich nicht aussperren. „Hass mich bitte nicht dafür, Shino, aber ich muss das tun, um euch zu retten. Hinata, achte bitte auf die anderen, vor allem auf Naruto“, verabschiede ich mich entschlossen von meinen Freunden und lasse Shinos Hand los. „Nein!“, ruft dieser erschrocken, als er endlich versteht, was ich vorhabe. „Ich liebe dich“, sage ich ehrlich. Kakuzu reißt in diesem Augenblick mein Gefängnis auseinander und Hidan rappelt sich auch wieder nach oben. „Bringen wir es hinter uns“, knurre ich emotionslos meinen Feinden entgegen. Wie Hyänen umkreisen sie mich, als wäre ich ihre Beute, die nur auf ihren Tod wartet. Angespannt beobachte ich sie abwechselnd aus den Augenwinkeln. Wie auf Befehl springen mich beide von verschiedenen Seiten an, doch sie haben die Rechnung ohne mich gemacht. Mein Schattendoppelgänger verpufft unter ihrem Gewicht, während ich aus dem Gebüsch stolpere. Fast überhole ich mich selber beim Laufen, schwungvoll springe ich in die Luft und falle meine Feinde brutal an. Wie gewünscht reiße ich sie nieder und stürze mit ihnen über die Klippen. Hart schlage ich am Bauch auf und dann herrscht nur noch Dunkelheit um mich. Schockiert fällt Shino auf die Knie vor dem Abgrund, der gerade mich und unsere Feinde verschlungen hat. Verzweifelt schüttelt er den Kopf, als könnte er nicht verstehen, was gerade geschehen ist. „Lilly...Wir müssen...sie doch retten“, stammelt der Shinobi den Tränen nahe und macht sogar Anstalten die Klippe hinunterzuklettern. „Bist du verrückt?!“, entfährt es Hinata und hält ihn am Arm zurück, „Das ist dein Todesurteil!“ Kiba, der auch endlich wieder unter den Lebenden weilt, schleppt sich ebenfalls näher an den Abgrund. „Hey, Shino. Meine Worte werden dir jetzt nicht helfen, aber du kannst sie nicht retten. Sie hat es für uns getan. Du willst doch nicht, dass Lillys Opfer umsonst war“, gibt sich Kiba mühe seinen Freund aufzuhalten, an eine Aufmunterung ist in diesem Moment gar nicht zu denken. Der Himmel verdunkelt sich rasch, als würde auch er um mich trauern. Keinen Augenblick später schüttet es wie aus Eimern und meine Freunde setzten sich unter einen großen Baum. Kiba beobachtet seinen Freund aus der Ferne, Akamaru liegt bei seinem Herrchen und Hinata sieht nur auf ihre Hände. Shino bleibt alleine bei der Klippe sitzen und starrt weiterhin in die Dunkelheit unter ihm. „Wieso tust du das immer?“, fragt er leise in die Stille, die nur von den Regentropfen untermalt wird. Seine Tränen vermischen sich mit den Wassertropfen, die über sein Gesicht laufen. „Wie soll mein Leben denn jetzt weiter gehen? Was macht Daichi jetzt ohne dich? Wie...wie soll ich es Naruto beibringen oder deinem Vater? Es hätte sicher eine andere Möglichkeit gegeben! Es hätte anders ausgehen können, aber du reißt alles immer an dich!“, spricht er sich das Leid von der Seele, wird kurze Zeit wütend, aber das legt sich schnell wieder. Schweigend sieht er in den Abgrund, während er weiterhin vom Regen durchnässt wird. Stumme Tränen der Trauer laufen über sein Gesicht. Verkrampft hält er die Kette in seiner Hand fest. Seufzend lässt er die Schultern hängen, öffnet die Faust wieder und streicht mit seinen Fingern über den silbernen Anhänger. Bevor ich mich in den Tod gestürzt habe, gab ich ihm die Kette als Andenken an mich. Er soll mich ja nicht vergessen... „Wie könnte ich dich jemals vergessen, Lilien? Die kurze Zeit, die wir miteinander hatten. Sofort bei unserem ersten Treffen im Wald wusste ich, dass du etwas ganz besonderes bist. Und gestern... Gestern habe ich endlich verstanden, dass du... dass du vielleicht die Liebe meines Lebens bist“, führt er sein Monolog weiter, „Doch jetzt? Jetzt bist du weg und lässt mich alleine hier zurück. Wie soll ich mit dem Gewissen nur leben?“ Wäre ich bei dem Gespräch dabei gewesen hätte ich ihm die Situation erklären können. Es ist egoistisch von mir einfach mal in den Tod springen, um seine Freunde zu retten. Ich könnte es nicht ertragen noch einen geliebten Menschen zu verlieren. Es verändert die Menschen und das meist nicht gerade zum Guten... Der Regen scheint heute gar nicht aufhören zu wollen. Minute um Minute vergeht, dann Stunde um Stunde. Die Nacht bricht herein, doch das Bild an der Klippe hat sich nicht verändert. Shino sitzt weiterhin im Gras, leidet stumm vor sich hin. Kiba und Hinata sind am Baum eingeschlafen vor lauter Erschöpfung. Der Kampf hat sie ziemlich mitgenommen. Akamaru hat als einziges noch ein Auge auf Shino, damit der nichts Dummes anstellen kann. Die Nacht vergeht ereignislos. „Shino, wir müssen zurück nach Konoha. Wir brauchen alle dringend ein Krankenhaus und Erholung“, versucht Hinata ihrem Kollegen gut zu zureden. Dieser reagiert aber kaum auf sie, bloß ein seichtes Kopfschütteln. „Lilly hätte das nicht gewollt, dass du ihr jetzt hier am Abgrund an einer Grippe stirbst“, mischt sich Kiba ebenfalls ein, doch auch das hilft nicht. Akamaru winselt leise sein Herrchen an und lässt den Kopf sinken. „Ich weiß, Junge. Shino geht es nicht gut, aber das wird irgendwann wieder“, versucht Kiba seinen Hund zu beruhigen, „Hoffentlich...“ „Bist du dir sicher? Shino sieht aus als wäre sein Herz gebrochen oder ein Teil von ihm ebenfalls gestorben“, erwidert Hinata ernst. „Das wird schon wieder. Es ist Shino, der verkraftet doch alles“, spielt der Shinobi die Situation hinunter, obwohl in ihm ebenfalls die Zweifel hausen. „Ja, aber so habe ich ihn noch nie erlebt. Er hat sie sehr geliebt“, stellt sie traurig fest. „Wir müssen trotzdem zurück“, bemerkt Kiba eisern, greift Shinos Arm und zieht ihn nach oben. Er ist zu traurig, um sich zu wehren. Was hätte es auch schon für einen Sinn gehabt?! Gemeinsam schleppen Hinata und Kiba ihren Freund zurück in Richtung Heimat, Konoha. Keine Gegenwehr, kein Wort, nichts kommt von Shino. Vielleicht braucht er einfach nur Zeit, die angeblich ja alle Wunden heilen kann. Aber der Tod verändert die Menschen, so wie es bei meinem Vater war. Hoffentlich geschieht das nicht mit Shino auch... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)