Draco im Wandel der Gefühle von Shileyn_Nea (Harry x Draco) ================================================================================ Kapitel 1: Offensichtlich ------------------------- St. Potter. Er war wohl so ziemlich das Schlimmste, was der Zauberwelt hätte passieren können, wenn man von Dumbledore, diesen dreckigen Schlammblütern und ihren zauberunwürdigen Freunden absah. Ich hasste ihn. Immer dieses scheußliche, triumphierende Grinsen auf seinem Gesicht, wenn “Potter-ich-rette-die-Zauberwelt” es mal wieder geschafft hatte etwas “Gutes” zu tun. Bevor ich mich versah, schlug ich mit meiner geballten Faust auf den Tisch, an dem ich saß. Ich war so in meinen hasserfüllten Gedanken versunken gewesen, dass ich doch tatsächlich vergessen hatte, wo ich eigentlich war. Immer noch saß ich in der großen Halle am Slytherin-Tisch, um zu Abend zu essen. Blaise, der direkt neben mir saß, schaute mich fragend an. “Hey, Draco! Was ist denn mit dir los?” Ich nahm seine Frage sehr wohl wahr, sah jedoch keine Notwendigkeit darin ihm zu antworten. Stattdessen schaute ich mit missfälligem Blick zu den Gryffindors hinüber, was Blaise anscheinend schon Antwort genug auf seine Frage war, denn als er meinem Blick folgte, sagte er mit einem leicht amüsierten Unterton: “Potter treibt dich mal wieder zur Weißglut, was?” Oh, wie recht er damit hatte. Und ich war es leid. Nach einigen Minuten entschied ich mich dazu, mich wieder meinem Essen zuzuwenden, das inzwischen sicher schon kalt geworden war. Als ich eine kleine Kartoffel auf meine Gabel spießte und sie mir in den Mund schob, beobachtete ich, wie Potter und seine zwei Freunde, Granger und Weasley, aufstanden und sich in Richtung Tür bewegten, um die Halle zu verlassen. Mir entging keiner seiner Schritte. So wie Blaise offensichtlich keine meiner Reaktionen entging, deutete ich sein laut hörbares Seufzen richtig. “Du solltest damit wirklich aufhören, Dray. Das führt doch zu nichts.” “Sag mir nicht, was ich zu tun oder zu lassen habe!”, zischte ich verärgert. Warum musste er heute so verdammt aufmerksam sein? Sonst bekam er es nicht einmal mit, wenn ich ihn absichtlich anstarrte, um ihn zu ärgern und jetzt das! Auf einmal sah ich, wie Potter suchend durch die Halle - nein, am Slytherin-Tisch entlang schaute, bis er offensichtlich gefunden hatte was er suchte und sein Blick mich fixierte. Als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, weiteten sich seine Augen. All dies dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor er sich wieder abwandte. Doch dieser kurze Moment hatte mir völlig gereicht. Ich grinste hämisch in mich hinein. Du hattest schon richtig gesehen, Potter, ich beobachtete dich. Jetzt, da er weg war, gab es nichts mehr, dass meine Aufmerksamkeit auf sich lenken würde, deswegen drehte ich mich zu Blaise um. “Hast du vielleicht irgendwas gesagt?” Er starrte mich fassungslos an. “Oh Mann. Also echt, Dray, kaum ist Potter in deiner Nähe, bist du total auf ihn fixiert.” “Was redest du denn da für einen Müll!? Als würde ausgerechnet der mich interessieren.” Angewidert verzog ich mein Gesicht bei dem Gedanken an sein widerwärtiges Grinsen. Was dachte Blaise sich bloß, mir etwas derartig Absurdes zu unterstellen? Noch bevor er zu einem weiteren Wort ansetzten konnte, war ich aufgestanden und wandte mich zum Gehen. “Hey! Nicht so schnell! - Jetzt warte doch mal, Draco!” Ich hörte wie Blaise sich beeilte, um mich noch einzuholen, doch ehe er überhaupt richtig auf seinen Beinen stand, war ich schon aus der großen Tür gestürmt und machte mich auf den Weg zum Slytherin Gemeinschaftsraum. * * * Kaum hatte ich das Passwort genannt, tat sich die Steinmauer auf und ich trat ein. Überraschenderweise hielten sich nur noch sehr wenige Slytherins in dem Gemeinschaftsraum auf. Ich ging geradewegs auf meinen Lieblingssessel direkt neben dem warmen knisternden Kamin zu, als plötzlich jemand aus dem Nichts aufzutauchen schien und mich so stark anrempelte, dass ich fast hinfiel. Ohne nachzusehen, wer mich gerade beinahe umgerannt hätte, rief ich verärgert: “Sag mal, hast du keine Augen im Kopf? Ich wäre fast gestürzt! Nicht auszudenken, welche Verletzungen ich mir hätte zuziehen können. Vollidiot!” Langsam drehte ich mich um und sah Pansy schluchzend am Boden liegen. “Oh Gott, Pans! Was ist denn passiert?” Sie machte keine Anstalten aufzustehen, also ging ich auf sie zu und half ihr auf. Inzwischen hatten wir die Aufmerksamkeit der meisten sich im Raum befindlichen Slytherins auf uns gezogen. “Was gibt’s hier so blöd zu glotzen? Habt ihr nichts zu tun?”, giftete ich nun die anderen mit wütenden Blicken an. Ich wollte in Ruhe mit Pansy reden. Sie hatte sich zwar auf meinen Platz gesetzt und normalerweise hätte ich sie sofort verscheucht, doch in diesem Moment erschien es mir nicht so wichtig und ich setzte mich einfach neben sie. “Jetzt beruhige dich erstmal und …“ Ich spürte ein Zittern, das ganz offensichtlich von Pansy ausging. Doch es wollte nicht so recht zu dem vertrauten Geräusch passen, das an meine Ohren drang. Lachte sie etwa? Als sie ihren Kopf hob, sah ich in ein tränenüberströmtes Gesicht. Doch waren dies wirklich Tränen des Schmerzes und der Trauer? Oder lag ich mit meiner Vermutung richtig, und sie lachte. Über mich? Mit weit nach oben gezogenen Mundwinkeln versuchte sie etwas zu sagen, doch es gelang ihr nicht, denn sie lachte so stark, dass es ihr immer wieder die Luft zum Sprechen nahm. “Ich dachte du weinst! Willst du mich zum Narren halten oder was?” Meine Worte brachten sie endgültig aus der Fassung. Sie griff nach meinen Schultern und hielt sich daran fest. “Draco … ich … du hast … aber …“ Das konnte doch nicht ihr Ernst sein oder? Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich von ihr weg und beschloss in den Jungenschlafraum zu gehen. Da hatte man wenigstens seine Ruhe. Ganz im Gegensatz zum Gemeinschaftsraum. Anscheinend hatte Pansy sich wieder ein wenig beruhigt und als sie merkte, dass ich zu der Treppe ging, lief sie mir hinterher. “Ach Draco! Sei doch nicht gleich eingeschnappt. Es tut mir ja leid, dass du meinen Gefühlsausbruch falsch gedeutet hast, aber ich kann nichts dafür. Vorhin habe ich …” Mitten im Satz unterbrach ich die Schwarzhaarige. "Sei still! Ich habe gerade keine Lust mir irgendetwas anzuhören, also lass mich in Ruhe!" Sofort blieb sie wie angewurzelt stehen. Ich nutzte das und beeilte mich, um im Jungenschlafraum zu verschwinden. Komischerweise war niemand hier und langsam fragte ich mich, ob ich etwas vergessen hatte. Ein Treffen einiger Slytherins vielleicht? Nein, so was würde ich nicht vergessen. Na ja, es war sicher nur ein Zufall. Ich stand immer noch mitten im Raum, als ich hinter mir Pansys Stimme vernahm, die offensichtlich gerade ziemlich laut war. "Blaise!", rief sie überschwänglich und der Rest ging in ein Gemurmel über, das ich nicht mehr verstand. Warum war er eigentlich so langsam? Er hatte sich anfangs doch so beeilt mich einzuholen. Ich warf mich sehr unmalfoyhaft auf mein Bett. Es konnte mir doch egal sein, wie schnell oder langsam Blaise war. Ich war gerade nicht in der Stimmung mir über etwas so Unwichtiges den Kopf zu zerbrechen. Viel eher beschäftigte mich, was er in der großen Halle beim Abendessen gesagt hatte, jetzt da es mir wieder in den Sinn kam. Ich würde auf Potter fixiert sein! Das war ja wohl die Höhe! Trotzdem war es schon irgendwie komisch wie Potter reagiert hatte. Hatte ich ihn etwa erschrocken? Oder hatte er etwa den Hass in meinen Augen gesehen? Vielleicht war er überrascht, dass ich ihm hinterherschaute? Es war bis jetzt immerhin noch nie vorgekommen, dass er mich dabei erwischte. Es war ... Ich unterbrach meinen Gedankenstrom. Was hatte ich da eben gedacht? Dass Potter mich beim Hinterherschauen erwischte? Das war ja ekelhaft! Als ob ich es nötig hätte so jemandem hinterher zu gucken. Pah! Es war reine Abneigung, mit der ich ihn jedes Mal beobachtete. Nichts weiter! Fluchend griff ich mir den nächstgelegenen Gegenstand und warf ihn mit Schwung in Richtung Tür. Im selben Moment öffnete sich diese und Blaise trat ein. Das Kissen landete direkt vor seinen Füßen und er starrte nun nach unten. "Was ist das denn?" "Wonach sieht es denn aus? Noch nie ein Kissen gesehen?" Blaise hob das Kissen auf und warf es wieder zu mir. "Es interessiert mich eher, warum du es durch den Raum wirfst. Hat es dich gebissen oder was?", fragte er mit einem dümmlichen Grinsen. "Sei nicht albern!" Als ob ich nicht wüsste, was er damit gemeint hatte. Von seiner Anwesenheit genervt drehte ich mich von ihm weg, doch Blaise ignorierte einfach meine Laune und sprach munter weiter. "Hast du auch schon gehört, was Pansy mit Crabbe und Goyle angestellt hat?" Ich blieb still, aber auch das war ihm egal. Ich konnte förmlich hören wie er Mühe hatte nicht ins Lachen zu verfallen. "Sie hat den beiden anscheinend erzählt, auf sie würde irgendeine tolle Überraschung im Zaubertränkeraum warten und sie würden diese bekommen, wenn sie die Zaubertränke zu sich nähmen, die dort waren. Und bei deren Leichtgläubigkeit und Dummheit haben sie das auch getan. Tja, und nun ..." Blaise hörte auf zu erzählen und meine Neugier gewann die Oberhand. Widerwillig drehte ich mich zu ihm herum und versuchte, mir meine Neugier nicht anmerken zu lassen. "Wenn du einen Satz anfängst, beende ihn auch gefälligst." Blaise fing wieder an zu grinsen und ich wusste, dass er das mit Absicht tat. Er wollte mich aufziehen. "Ach was, auf einmal ist es interessant?" "Als ob. Es geht hier nur ums Prinzip." Ich konnte ihm ansehen, dass er mir nicht glaubte, doch er gab sich geschlagen. "Na gut, dann will ich dich mal nicht im Unwissenden lassen. Also, für eine gewisse Zeit haben die zwei blau schimmernde Haut und ..." "Blaue Haut?", unterbrach ich ihn. "Blau schimmernd, genau. Und es kommt noch besser, sie haben jetzt sozusagen Dauerschluckauf und jedes Mal entweichen ihnen dabei Seifenblasen aus dem Mund. Außerdem wochenlang nur noch Seifengeschmack und alle machen sich ihren Spaß daraus. Einfach genial." Blaise lachte lauthals, aber ich verspürte nicht die geringste Belustigung bei diesem Gedanken. Vielleicht hatte er Crabbe und Goyle schon gesehen, doch ich war mir sicher, dass ich selbst bei dem Anblick nicht lachen würde. Warum auch? Mir wäre von Anfang an klar gewesen, dass diese Idioten darauf hereinfallen würden und allein diese Tatsache hätte mir schon den Spaß an diesem Vorhaben verdorben. "Sie hat extra das Abendessen ausfallen lassen, um zu beobachten, ob alles klappt", ergänzte Blaise noch im Plauderton. Manchmal hatte dieser Typ wirklich so seine Phasen, in denen er mehr redete als ein Mädchen und kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gebracht, plapperte er auch schon weiter. "Und als sie bemerkte, dass sie jemand erwischen würde, ist sie in unseren Gemeinschaftsraum geflüchtet und dort herumgelaufen wie beklatscht vor Schadenfreude", lachte er diesmal über Pansys Verhalten. "Woher kennt sie bloß immer diese seltsamen Zaubertränke?", wunderte ich mich über die Schwarzhaarige. "Da fragst du den Falschen. Ich habe nicht den blassesten Schimmer." Nun hatte sich wenigstens der Vorfall mit Pansy vorhin geklärt, was aber längst keine Entschuldigung für ihr Verhalten mir gegenüber war. Das würde ich ihr noch lange übel nehmen, egal wie "beklatscht", wie Blaise es genannt hatte, sie in diesem Moment gewesen war. Aber war sie das nicht eigentlich immer? Dann überkam mich eine Müdigkeit, die ich bis jetzt anscheinend unbewusst verdrängt hatte und Blaise und ich machten uns fertig für das Bett. Ich legte mich hin und fiel in einen Schlaf, der mit Träumen verbunden war, die mir noch einen ereignisreichen und ungewöhnlichen nächsten Tag bescheren würden. Mit weitgehenden Folgen, die ich mir in dem Moment niemals hätte ausmalen können. Kapitel 2: Einbildung? ---------------------- Der Verwandlungsunterricht war gerade zu Ende gegangen und ich erhob mich von meinem Platz, um mich auf den Weg in die nächste Unterrichtsstunde zu machen. Zaubertränke bei Professor Snape war angesagt und ich freute mich schon darauf. Blaise folgte mir auf Schritt und Tritt, war heute aber ungewöhnlich ruhig. Darüber war ich zwar verwundert, doch ich fragte lieber nicht nach dem Grund. Es war schön ausnahmsweise einmal nicht ständig von seinen Erlebnissen mit Mädchen, die mich ohnehin nicht interessierten, zu hören. Das meiste davon blieb bei mir sowieso nicht hängen. Wir gingen einen langen Flur entlang zu den großen Treppen. Es war lästig jedes Mal darauf zu warten, dass die Treppen sich in der Position befanden, um weiter laufen zu können und auch dieses Mal war es nicht anders. "Potter." "Was?" "Na, da vorne ist Potter", Blaise deutete auf den genannten, der uns gerade entgegen kam. Oh nein. Potter und sein Gefolge hatten mir gerade noch gefehlt. Doch auch nachdem er die Treppe betreten hatte, sah ich Weasley und Granger nirgends. Er war alleine. Das war selten. Wo waren seine tollen Freunde denn abgeblieben? Normalerweise wichen sie ihrem Liebling doch nie von der Seite. Obwohl ich nur allzu gut nachvollziehen könnte, warum man nicht mit diesem Narbengesicht durch die Schule laufen sollte. Es gab mehr als genug, was tausend Mal besser war als das. Ich stieg die Treppen hinab und versuchte so weit wie es mir möglich war auf der rechten Seite zu laufen, um Potter nicht zu streifen. Dabei würde wahrscheinlich die Pest auf mich übergehen oder Schlimmeres. Blaise lief vor mir her und ich würdigte Potter keines Blickes, als er an mir vorbei ging. Ein Fehler, wie ich feststellen musste, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Eine Hand, die mich daran hinderte, meinen Weg fortzusetzen. Potters Hand! Es verging kaum eine Sekunde, da hatte er auch schon seine andere Hand in meine Haare vergraben. Ich war dermaßen verwirrt in diesem Augenblick, dass ich nichts anderes tun konnte, als all das ohne Widerstand über mich ergehen zu lassen. Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit ließ der Gryffindor von mir ab und ging weiter, als wäre nichts vorgefallen. Einige Sekunden stand ich einfach nur da und rührte mich nicht. Mein Herz klopfte wie verrückt in meiner Brust, obwohl ich nicht wusste wieso, und unerklärlicherweise wurde mir warm. Für einen Moment hatte ich völlig dir Orientierung verloren und brauchte eine Weile, um meine Gedanken zu sortieren und mich daran zu erinnern, wo ich war und vor allem, wohin ich wollte. Was um alles in der Welt war das gerade für eine Aktion von diesem Idioten gewesen!? Ich konnte es nicht fassen! Hastig sah ich mich um und atmete erleichtert auf, als ich niemanden sah. Diese unheimliche Begegnung war offensichtlich unbeobachtet geblieben. Etwas, für das ich mehr als dankbar war. Blaise war bereits in dem noch vor mir liegenden Gang verschwunden, der zu dem Zaubertränkeunterrichtsraum führte und erst jetzt wurde mir bewusst, dass der Unterricht bereits begonnen haben musste. Eine andere Erklärung für mein Alleinsein auf den großen Treppen, die sonst von so vielen Schülern genutzt wurde, konnte ich mir nicht vorstellen, also beeilte ich mich, um nicht noch später in den Unterricht zu kommen und mir mehr Ärger, als nötig, zu ersparen. Snape war in diesem Punkt wirklich sehr streng und duldete keine Verspätungen. Nicht einmal bei mir drückte er da ein Auge zu und das wollte schon etwas heißen. Während ich lief, nahm ich ein seltsames Geräusch wahr. Etwa eine Stimme? "...co! Draco!" Rief da jemand nach mir? Ich blieb stehen und schaute mich um, doch niemand war zu sehen. Komisch. Gerade als ich einen weiteren Schritt machen wollte, wurde mir schwarz vor Augen und die Stimme wurde deutlicher. "Draco! Wach doch auf!" Ruckartig schlug ich meine Augen auf und das Erste, was ich wahrnahm, war, dass ich in dem Jungenschlafraum in meinem Bett lag. Blaise stand neben mir und seine Hände lagen auf meinen Schultern. Es war seine Stimme, die ich gehört hatte und in diesem Moment realisierte ich, dass ich das Vergangene nur geträumt hatte. "Was machst du da?" "Dich wecken! Wir haben noch 20 Minuten, dann fängt der Unterricht an! Ich ..." "Du ...!" Schnell befreite ich mich aus Blaise' Griff, stand auf und griff mir meine Klamotten. "Du Idiot! Warum hast du mich nicht früher geweckt?", regte ich mich über ihn auf. "Das habe ich doch versucht, aber du hast so tief geschlafen, dass du mich anscheinend erst wahrgenommen hast als ich angefangen habe zu schreien", rechtfertigte er sich. "Ist ja jetzt auch egal." Ich winkte ab. Na toll, jetzt hatte ich nicht einmal Zeit mich in Ruhe auf den folgenden Unterricht vorzubereiten, geschweige denn zu frühstücken. Und ich war ausgesprochen aggressiv, wenn ich mein morgendliches Essen nicht zu mir nehmen konnte. Mit einem solchen Start konnte der Tag nur noch besser werden. * * * Nachdem der erste Teil des Unterrichts beendet war und uns einige Minuten Zeit blieben, bis der nächste Unterricht begann, begab ich mich mit Blaise auf den Flur. Wir warteten darauf, dass alle gingen und wir alleine waren. Auch Crabbe und Goyle liefen an uns vorbei, bemerkten uns jedoch nicht. Die beiden waren tatsächlich blau schimmernd und einige Seifenblasen schwebten ihnen in der Luft hinterher. Wirklich ein seltsamer Anblick, jedoch konnte ich nicht darüber lachen, ganz wie ich angenommen hatte. "Wo bleibt sie denn?", fragte ich ungeduldig. "Jetzt hab doch ein bisschen Geduld, Dray. Sie wird schon gleich kommen." Ich war hibbelig und vor allem hungrig. Bis zum Mittagessen würde ich nicht mehr durchhalten. Ansonsten würde ich höchstwahrscheinlich noch jemanden schlagen und wenn es mir möglich war, würde dieser jemand natürlich niemand anders als der narbengesichtige Gryffindor sein, den ich so sehr verabscheute. Kaum hatte ich auch nur einen Gedanken an ihn verschwendet, kam mir der Alptraum in Erinnerung, den ich in der vergangenen Nacht gehabt hatte. Bei der Vorstellung, dass Potter mich berührte, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Einfach abartig. Plötzlich kam Pansy um die Ecke gebogen und brachte meine Gedanken zum Schweigen. Zum Glück, denn sie waren gerade dabei gewesen in die falsche Richtung abzuschweifen. "Hier Draco. Das ist für dich." Sie hielt mir eine Tüte hin und ich nahm diese schnell entgegen. Ich öffnete sie und fand ein belegtes Brötchen darin. Ohne auch nur darauf zu achten womit es belegt war, biss ich hinein. Blaise und Pansy unterhielten sich nun und ich konnte in Ruhe endlich etwas essen. Pansy wusste ganz genau, dass sie mich besser nicht ansprechen sollte. Ich war nämlich immer noch sauer auf sie, wegen dem, was im Gemeinschaftsraum geschehen war. "Na gut, ihr zwei, ich bin dann mal wieder weg." "Alles klar, Pans. Bis nachher.", verabschiedete sich Blaise. Ich schenkte ihr auch weiterhin keine Aufmerksamkeit und wenige Minuten nachdem sie gegangen war, hatte ich auch den letzten Bissen meines Frühstücks vernichtet. Jetzt deutete ich meinem besten Freund, dass wir gehen konnten und so machten wir uns auf den Weg zum Unterrichtsraum für Verwandlung bei Professor McGonagall. Bei den großen Treppen angekommen mussten wir kurz warten, bis diese sich in die passende Stellung begaben, um weitergehen zu können. "Potter!", murmelte Blaise in meine Richtung. "Wo?" Fast unmerklich zeigte er auf einen Punkt vor uns und erst jetzt sah ich, wie Potter uns entgegenkam. Alleine. Blaise ging vor und nach kurzem Zögern folgte ich ihm. Das alles gerade kam mir viel zu bekannt vor, ich wusste nur nicht mehr warum. Und es gefiel mir überhaupt nicht. Ich quetschte mich förmlich an die rechte Seite der Treppe um so viel Raum wie möglich zwischen mich und den verhassten Gryffindor zu bringen. Doch als wir aneinander vorbeiliefen berührte sein Arm an meinen. In genau diesem Augenblick stieß ich Potter wie aus Reflex mit voller Wucht von mir weg, sodass er die Treppen hinaufstolperte und fast aufschlug. "Bleib bloß weg von mir, du Perverser!", rief ich ihm hinterher. Er hatte sich inzwischen zu mir umgedreht, und als ich ihm ins Gesicht schaute, sah ich einen verwirrten Ausdruck. Klar, tu so als wüsstest du nicht, was du selbst gerade mit mir machen wolltest! Mein Herz schlug mir bis zum Hals und auf einmal wurde mir fast unerträglich warm. Und noch bevor Potter richtig reagieren konnte, rannte ich die restlichen Treppen herunter. * * * Ich kam ein paar Minuten zu spät in den Unterricht und deswegen bestrafte mich die alte McGonagall mit Zusatzhausaufgaben. Es war mir momentan völlig egal. Meine Gedanken kreisten um den jüngsten Vorfall mit Potter und ließen und ließen meinem Verstand kaum Raum für andere Dinge.Geistesabwesend begab ich mich zu dem Platz neben Blaise und dieser konnte mir nur einen fragenden Blick zuwerfen, da es zu leise war, um irgendwelche Fragen zu stellen. Potter hatte doch nicht wirklich vor gehabt mich anzufassen! Das war ja nicht auszuhalten! Wie konnte er so etwas auch nur in Erwägung ziehen!? Das würde Rache geben! Kapitel 3: Plan --------------- Der Nachmittag zog sich schon über Stunden hinweg in die Länge und die Sonne schien schwach auf die grünen Wiesen der Ländereien von Hogwarts. Meine Wenigkeit saß in Mitten des sonnigsten Platzes um die leicht warmen Strahlen zu genießen und eine gewisse Unannehmlichkeit zu verdrängen, bis ich schließlich fluchen musste. „Mistkerl.“ Neben mir ertönte ein kurzes Stöhnen. „Wenn du mir schon nicht sagen willst was zur Hölle zwischen dir und Potter vorgefallen ist, dann hör auch endlich auf dich ständig zu beschweren. Das geht jetzt schon seit gestern nach dem Verwandlungsunterricht so!“ „Es geht dich nichts an.“ Blaise war wirklich lästig. Immer musste er gleich alles wissen. Wie oft hatte ich ihm nun schon sagen müssen er sollte sich aus dieser Sache raus halten? Jedenfalls oft genug. „Anstatt mich zu nerven mach dich lieber nützlich, geh Pansy suchen und bring sie her. Ich muss noch etwas mit ihr besprechen.“ „Was glaubst du was ich bin? Dein bester Freund oder dein dämlicher Laufbrusche?“ Gerade wollte ich etwas gemeines loswerden, da redete Blaise wieder schnell weiter. „Spar dir deine Antwort und komm lieber mit. Wir sind schon seit Unterrichtsschluss hier draußen. Außerdem ziehen langsam dunkle Wolken auf, lange wirst du dich also sowieso nicht mehr sonnen können, du Schönling.“, kicherte der dunkelhäutige Slytherin, der schon auf einen gewissen Sicherheitsabstand gegangen war, da er meine Reaktion auf solche Bezeichnungen nur allzu gut kannte. Sofort stand ich auf und stolperte ich ihm entgegen um ihn noch zu erwischen, aber der bereits bestehende Abstand zwischen uns kam ihm nun zu Gunsten. Blaise lief schnell in Richtung Schloss und ich ihm hinterher. Es war weniger der Ausdruck, den er benutzt hatte, der mich in Rage brachte, sondern mehr die Tonlage, in der er es ausgesprochen hatte. Und das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Eigentlich war ich mit meinen 16 Jahren schon zu alt für dermaßen kindische Fangspiele, aber Blaise sollte seine Abreibung so schnell wie möglich bekommen, deswegen war heute mal eine Ausnahme erlaubt. * * * Spät am Abend saß ich noch im Gemeinschaftsraum der Slytherins auf meinem Sessel neben den warmen, in wunderschönem grün aufleuchtenden Kamin und wartete. Das Abendessen war schon vorbei und ich hatte Pansy nirgendwo entdecken können. Stattdessen musste ich die Visage dieses abscheulichen Gyffindors sehen. Dabei flammte derart starker Hass in mir auf, dass ich noch viel mehr darauf erpicht war mich an ihm zu rächen. Und umso mehr hatte es mich geärgert, dass Pansy nicht vor Ort gewesen war. Während ich mich an die vergangenen Stunden erinnerte, merkte ich nicht wie jemand eingetreten und ich somit nicht mehr alleine war. Auf einmal stand die Gesuchte neben mir und grinste bis über beide Ohren. „Hey Draco! Was machst du denn so alleine hier?“ Warum hatte dieses Mädchen eigentlich immer so widerlich gute Laune? „Auf dich warten! Wo warst du denn den ganzen Abend? Aber weißt du was? Das kann mir auch egal sein. Ich bin immer noch sauer auf dich und deswegen wirst du mir jetzt bei etwas helfen. Dann ist das Vergangene auch vergessene Sache, klar?“ „Ist ja gut. Du musst dich ja nicht gleich so aufregen. Also worum geht es denn?“ Ich wusste, dass zumindest in diesem Punkt verlass auf Pansy war und sie war es mir auch wirklich schuldig. „Ich brauche etwas, womit ich mich an Potter rächen kann. Er soll es bereuen sich jemals gegen mich gestellt zu haben!“ „Mehr nicht?“ Anscheinend war sie verblüfft über meine ziemlich anspruchslose Forderung, wo ich doch eigentlich immer ziemlich viel verlangte. „Nein, das ist alles. Aber ich weiß, dass du die besten Sachen kennst, die man für einen solchen Racheakt braucht. Also fang an zu reden.“ „Wie wäre es denn mit einem netten Zaubertrank?“ „Welcher?“ „Der gleiche den ich Crabbe und Goyle verabreicht habe?“ „Nein, der ist zum einschlafen langweilig.“ „Vielleicht einen, der das Geschlecht ändert?“ Ungläubig starrte ich Pansy ins Gesicht. „So was gibt es?“ „Ich glaube, ich habe mal davon gehört, aber ich bin mir nicht mehr sicher. Aber wenn du willst schaue ich mich mal um. Es gibt bestimmt... .“ „Nein, ich brauche etwas, womit ich jetzt sofort arbeiten kann! Es soll nicht noch mehr Zeit verstreichen. Potter soll nicht länger verschont bleiben!“ „Es gäbe da noch den Persönlichkeitsspaltungs-Trank.“ „Was? Was bitte bringt es mir, wenn ich Potters Persönlichkeit spalte? Schwachsinn! Rede weiter.“ „Aber, aber, Dray. Es mag erst mal harmlos klingen, aber wenn du ein einziges mal miterlebst, was mit der Person passiert, die so einen Trank zu sich nimmt, wirst du sicher anders denken. Als ich zum ersten mal davon gehört habe, dachte ich genau das selbe, aber aus Langeweile mischte ich ihn unter ein Getränk und als ein dummer Huffelpuff diesen trank, hat sich seine Persönlichkeit alle halbe Stunde geändert. Und glaub mir, dabei kommen auch Seiten zum Vorschein, von deren Existenz du nicht einmal etwas weißt.“ Langsam fand ich gefallen daran und Pansys schadenfrohes Grinsen ließ darauf deuten, dass sie es genau so meinte, wie sie es sagte. Deswegen ließ ich mir noch ein wenig genauer berichten welche Folgen dieser Trank mit sich trug, bis ich schlussendlich vollkommen davon überzeugt war, dass das genau das richtige für den elenden Gryffindor war. „Alles klar, genug geredet. Du wirst mir bis morgen die Brauanleitung besorgen und ich werde meinen Plan in die Tat umsetzen.“ Nachdem ich meine letzten Worte losgeworden war, eilte ich in den Jungenschlafraum und ließ Pansy hinter mir zurück. Ich konnte es kaum erwarten. In einigen Tagen würde ich endlich meine Rache bekommen. Potter würde schon sehen, was er davon hatte, wenn er sich mit mir anlegte. Er würde es mehr als bereuen, das stand fest. * * * Dunkelheit und Stille waren das einzige, was ich im Moment wahrnehmen konnte. Meine Augen waren geschlossen. Ich rührte mich nicht und plötzlich fühlte ich einen warmen Lufthauch, kurz gefolgt von einer leichten Berührung an meiner rechten Wange. Jemand strich mir mit seinen Fingerspitzen über meine Haut und ich genoss es. Ohne die Augen zu öffnen berührte auch ich das Gesicht meiner Gegenüber. Bis auf unsere ruhigen Atemzüge war nichts zu hören und auf einmal küssten mich Lippen sanft an meinem Hals. Ich glitt mit meinen Händen höher, gelangte an die angenehm weichen Haare der Unbekannten, die überraschend kurz waren, und vergrub sie darin. Plötzlich stieß ich an etwas, das ich zuerst nicht zuordnen, doch dann als Brille identifizieren konnte und da flammte die Neugier in mir auf. Ich schlug langsam meine Augen auf und erblickte ein Gesicht, dass mich vor Schreck erstarren ließ. Das konnte nicht wahr sein! Nicht nur, dass ich gerade von einem Jungen geküsst worden war, nein, dieser Junge war... ! Mit meinen Händen um mich schlagend schreckte ich hoch. Kalter Schweiß benetzte mein Gesicht und mein Puls raste. Total verwirrt merkte ich, dass ich bloß geträumt hatte, als ich die anderen Betten des Jungenschlafraumes erblickte und ich war erleichtert. Aber jetzt stellte sich mir die Frage warum um alles in der Welt ich ausgerechnet solche Dinge über diesen unausstehlichen Jungen träumte. War es nicht schon Qual genug gewesen, dass sich mein erster Alptraum über Potter fast in die Realität umgesetzt hatte? In meinem Kopf schwirrten unweigerlich die Bilder wie er mich berührte, wie er mich mit seinen Lippen sanft küsste und... . Moment mal. Irgendetwas stimmte nicht. Meine Gedanken klangen ja als wäre das etwas schönes! Bei Merlins Bart! Das... das... ! Ich wollte das doch überhaupt nicht denken! Das war alles allein Potters Schuld! Wenn er letztens auf den großen Treppen nicht versucht hätte mich anzufassen, würde ich sicher nicht solche ekelhaften Träume haben! Heute. Heute würde ich ihm das alles heimzahlen. Nachdem ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte, entschied ich mich dazu noch ein wenig weiter zu schlafen bis der nächste Morgen anbrechen würde und ich meinen Plan in die Tat umsetzen konnte. Kapitel 4: Zaubertrank ---------------------- „Pansy! Hey Pans, hast du die Brauanleitung?“ Ich lief der schwarzhaarigen Slytherin entgegen, die in einem der vielen Schulflure an der Ecke stand und sich gerade mit anderen Mädchen unseres Hauses unterhielt. Es war noch früh am Morgen und ich sah sie zum ersten mal an diesem Tag, deswegen erwartete ich eigentlich noch nicht, dass sie die Brauanleitung bereits parat hatte, aber bei ihr konnte man ja nie wissen. Außerdem konnte es für mich gar nicht schnell genug gehen, wenn es um meine Rache an Potter ging. Zuerst etwas vor den Kopf gestoßen blickte die Gerufene zu mir, wusste dann aber gleich worum es ging. „Ah, Draco. Dir auch einen guten Morgen und nein, leider habe ich die Brauanleitung noch nicht, aber ich bemühe mich darum sie dir schnellst möglich zu bringen.“, lächelte sie mich an. „Ich will sie noch vor dem Unterricht. Schaffst du das?“ „Wie gesagt, ich tue mein bestes. Sobald ich sie hab, geb ich sie dir.“ „Gut.“ Während unseres kurzen Gesprächs tuschelten und kicherten die anderen Mädchen und bevor ich mich zum Gehen wenden wollte, warf ich ihnen einen giftigen Blick zu, den sie mit leichtem Schreck vernahmen und sofort verstummten. Ich hasste es wenn in meiner Gegenwart so geredet wurde, das ich nicht mitbekam worum es ging und davon waren diese Slytherin Schülerinnen keinesfalls ausgeschlossen. Danach entfernte ich mich von den Mädchen und machte mich auf zur großen Halle. *** Das Frühstück verging weitgehend ereignislos: Blaise hatte wie immer irgendeinen unwichtigen Blödsinn vor sich hingebrabbelt, Pansy war anscheinend in ein interessantes Gespräch mit den Schülerinnen aus dem Flur vertieft gewesen, Crabbe und Goyle waren immer noch von Pansys Trank betroffen und für mich in diesem Zustand zu nichts zu gebrauchen und Potter hatte sich seit unserer Begegnung auf den großen Treppen nichts anmerken lassen. Dieser Idiot würde sein Verhalten bald bereuen. Sehr bald. *** Es war etwa sieben Minuten vor Unterrichtsbeginn und von Pansy war seit dem Frühstück keine Spur. Ich wartete alleine vor der kalten Steinwand, die den Eingang zum Slytheringemeinschaftsraum darstellte. Blaise war bereits zu dem Turmzimmer gegangen, in dem gleich Wahrsagen bei Professor Trelawney dran war. Ich verfluchte mich dafür dieses Fach gewählt zu haben, denn es war ohne Zweifel eines meiner meist verhassten Fächer. Und genau deswegen scherte ich mich einen Dreck darum, ob ich zu spät kommen würde oder nicht. Die Brauanleitung hatte Vorrang. Fünf Minuten. Wo steckte sie bloß? Ich fing an den Gang auf und ab zu laufen. Es konnte ja wohl nicht so schwer sein eine Brauanleitung herauszusuchen, oder? Nun blieb ich wieder stehen, doch das Geräusch von Schritten verstummte nicht und als ich hinter mich blickte, sah ich Pansy auf mich zukommen. „Endlich. Und hast du sie?“, fragte ich ungeduldig. Sie streckte mir ein Blatt beschriftetes Pergament entgegen. „Hier, bitte Draco. Das ist die Brauanleitung für den Persönlichkeitsspaltungstrank.“ Ich nahm das Blatt entgegen, schaute kurz drüber und steckte es dann klein gefaltet in eine Tasche meines Schulumhangs. „Alles klar. Dann sind wir hiermit quitt.“ „Achja, zu dem Trank nochmal. Du kannst die Dauer und die Intensität der Eigenschaften bestimmen, indem du die Zutaten entsprechend dosierst, aber das dürfte eigentlich alles dabei stehen.“ Zwei Minuten. „Okay.“ „Gut. Also bis dann.“ Schon wieder war sie nur am Lächeln gewesen. Irgendetwas musste doch passiert sein, dass sie ständig so gut drauf war, aber zum Fragen war jetzt keine Zeit. Später. Vielleicht. *** Schnellen Schrittes näherte ich mich dem Turmzimmer bis ich einige Minuten nach Unterrichtsbeginn in den Klassenraum eintrat. Alle saßen bereits auf ihren Plätzen und Blaise hatte mir einen Stuhl neben sich freigehalten. Professor Trelawney stand vor der Klasse und hatte offensichtlich schon begonnen bei der letzten Stunde anzusetzen, denn ich hatte sie schon von draußen über Kristallkugeln und Vorhersagungen reden hören. „Ah, Mr. Malfoy! Sehr schön, sehr schön. Sie kommen gerade recht. Setzen sie sich doch bitte hier vorne hin, ja?“ Sie deutete auf den Stuhl an ihrem Tisch, auf dessen Mitte eine Kristallkugel platziert war. Leicht verwirrt tat ich einfach, was sie mir gesagt hatte und dann redete sie weiter. „Also, Kinder, schaut mir jetzt einfach zu und achtet auf das, was ich gleich sage, gut?“ Die fast wie ein Insekt aussehende Frau setzte sich mir gegenüber und sagte ich solle mich auf etwas konzentrieren, das ich in Zukunft tun wollte und sie würde mir anschließend sagen, ob ich erfolgreich bei meinem Vorhaben sein würde. Natürlich war alles, was diese alte Verrückte sagte totaler Schwachsinn, aber ich hatte gerade keine Lust mich mit ihr auseinanderzusetzen. Ich steckte meine Hände in die Taschen meines Umhangs und ertastete in der linken ein Stück Papier. Sofort dachte ich an Potter und meinen Plan, den ich heute definitiv durchführen würde und währenddessen blickte Professor Trelawney in ihre alberne Kugel. „Ihr müsst euch voll und ganz auf die Farbe der Kugel konzentrieren! Sie wird euch zu der Wahrheit führen! Nutzt euer inneres Auge!“ Nach nicht einmal 10 Sekunden schaute sie wieder auf. „Armer Mr Malfoy. Was auch immer sie sich vorgenommen haben, sie werden kläglich scheitern.“ Dabei tätschelte sie mir die Schulter, aber ich stieß ihre Hand weg und begab mich verärgert auf meinen Platz. „Pah! Als ob ich scheitern würde. Lächerlich!“, regte ich mich leise auf. Die alte Hexe fuhr fort und Blaise fragte mich woran ich denn gedacht hatte, aber ich sagte ihm ich würde ihm später alles genau erzählen. Der Rest der Wahrsagen-Stunde weigerte ich mich bei jeglichen Aufgaben mitzumachen bis der Unterricht endlich vorbei war. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Wahrsagen hasste? *** Freistunden. Jetzt ging die Suche nach den einzelnen Zutaten los. Bis zur Mittagspause würde ich den Trank noch fertig bekommen und dann würde ich ihn Potter verabreichen können. Ich eilte in der Schule von A nach B und am Ende fehlten nur noch einzelne Dinge, die Snape mir schon aushändigen würde, also versuchte ich ihn zu finden. Die schon zusammengesuchten Zutaten brachte ich zu Blaise, der in einem verlassenen Klassenraum auf diese Acht gab. Er würde mir beim Brauen helfen und dieser Ort war am besten dafür geeignet. Rein zufällig traf ich Snape auf dem Weg zu den Kerkern, fragte ihn gleich nach den mir noch fehlenden Substraten und begründete ihre Verwendung damit, dass ich für den Zaubertränkeunterricht übte. Er lobte bloß meinen Fleiß, wir gingen zu seinen Vorräten und er händigte mir alles aus, wonach ich gefragt hatte, sodass das Brauen nun begonnen werden konnte. Es war manchmal wirklich von Vorteil ihn als Hauslehrer zu haben. Mit Blaise' Hilfe war der Trank schnell fertig. Ich war erstaunt, wie vielfältig dieser Zaubertrank war und konnte ihn deswegen meinen Anforderungen entsprechend gestalten. Außerdem wurden wir, wie ich erwartet hatte, von niemandem gestört oder erwischt. Bis jetzt lief also alles nach Plan. *** Auf dem Weg zu der großen Halle, in der das Mittagessen gleich stattfinden würde, erklärte ich Blaise was genau ich vor hatte. Er war wenig begeistert und wies darauf hin, was Trelawney heute Morgen noch gesagt hatte, aber ich war fest entschlossen das geplante durchzuführen. Nichts und niemand würde mich jetzt noch davon abbringen können. Wir setzten uns auf unsere gewohnten Plätze und ich stellte die Flasche mit dem Zaubertrank neben mich. Es waren noch nicht viele Schüler anwesend, deswegen konnte ich mir einen guten Überblick verschaffen und so sehen wann Potter mit seiner Gefolgschaft eintreffen würde. Es dauerte nicht lange und die Halle füllte sich und der Erwartete erschien Hand in Hand mit diesem scheußlichen Weasley Mädchen. Ich glaubte mich daran zu erinnern, dass ihr Name Ginny war. Ich verachtete sie. Klebte die ganze Zeit an Potter wie eine Klette. Ich verstand nicht wie er sich bloß mit einer wie ihr abgeben konnte. Einfach widerlich. Kaum hatten sich die Gryffindors gesetzt, machte ich mich bereit den Trank in Potters Krug zu zaubern. Ich tauschte mit einem leisen Flüstern und Wedeln unter dem Tisch mit meinem Zauberstab lediglich die Flüssigkeiten aus und statt eines süßen Saftes würde er den Trank trinken. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er endlich zu seinem Krug griff und einen guten Schluck daraus nahm. Ich war gespannt, ob der Trank so wirken würde, wie ich es beabsichtigt hatte. Ich wartete. Nichts passierte. Warum wirkte es nicht? Hatte Trelawney etwa doch recht gehabt? Nein. Nein, das konnte nicht sein. Wahrscheinlich hatte Potter einfach nur noch zu wenig davon getrunken. Genau, das musste der Grund sein. Obwohl es mich ja schon wunderte, dass er den Geschmacksunterschied nicht merkte, auch wenn ich extra einige Aromen beigemischt hatte. Wie gebannt starrte ich die ganze Zeit zum Gyffindor-Tisch herüber und vergaß dabei beinahe selbst etwas zu essen. Ich beobachtete wie das Narbengesicht nach und nach alles bis zum letzten Tropfen leer trank, dann kopfschüttelnd etwas mit seinen Freunden besprach und anschließend verfrüht die Halle verließ. Nichts war passiert. Das konnte doch nicht ernsthaft alles gewesen sein? Völlig perplex und kurz vor einem Wutausbruch stehend stand ich auf und wollte ebenfalls die Halle verlassen, als Blaise mich plötzlich am Arm packte. „Wo soll's denn hin gehen?“ „Potter hinterher. Irgendetwas stimmt da nicht.“ Ich riss mich förmlich los, obwohl er mich nicht stark festhielt und gerade im Begriff gewesen war mich loszulassen, und beeilte mich aus der Halle raus zu kommen, um Potter noch zu erwischen, doch nachdem ich aus der Tür getreten war, konnte ich ihn nirgends entdecken. „Verdammt!“, fluchte ich leise. Wo könnte er hingegangen sein? In den Gryffindorgemeinschaftsraum? Wohl eher nicht, sonst wäre er nicht alleine gegangen. Auf die Toilette vielleicht? Etwas anderes konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Wo sonst sollte man so schnell mitten beim Mittagessen hin wollen? Ich wollte eigentlich schnell losgehen, hielt aber kurz inne, da ich dachte ein Geräusch gehört zu haben. Plötzlich hustete jemand deutlich und langsam lief ich auf den Korridor zu, aus dem das Husten gekommen war. Da sah ich ihn sich mit einem Arm an der Wand abstützend und mit dem Gesicht nach unten schauend. Potter. Absichtlich mache ich einen laut widerhallenden Schritt auf ihn zu. Darauf schaute er hoch. Er erblickte mich und schlagartig veränderte sich sein Gesichtsausdruck, der gerade noch ziemlich neutral gewesen war, in puren Hass und da wusste ich sofort, dass mein Zaubertrank zweifellos seine Wirkung entfaltet hatte. Meine Lippen verzogen sich zu einem fiesen Grinsen. Nun konnte der Spaß beginnen. Kapitel 5: Was passiert, wenn ... ? ----------------------------------- „Komm doch noch ein wenig näher, Malfoy, damit ich dich umbringen kann, du mieser Dreckskerl.“ Potter ging ja gleich auf's Ganze! Interessant. Eigentlich hatte ich vor gehabt ihn zu provozieren, aber das schien nicht mehr nötig zu sein. Was also, wenn... ? „Du glaubst doch nicht wirklich, dass du mir mit deiner lausigen Drohung Angst machen könntest. Tja, tut mir leid, Potter, aber ich habe weitaus besseres zu erledigen, als meine wertvolle Zeit hier mit dir zu vergeuden.“ Mich bereits von ihm entfernend hörte ich, wie er anfing mir hinterherzulaufen. „Bleib stehen, Malfoy!“ Ich beschleunigte meinen Schritt mit Absicht, um die Situation auszureizen. Er würde jetzt wohl kaum wieder kehrt machen und das würde ich natürlich ausnutzen. „Stupor!“ Sofort drehte ich mich um und konnte gerade noch rechtzeitig dem unvorhersehbaren Zauber Potters ausweichen. Das wurde ja immer besser. Trotzdem wollte ich kein Risiko eingehen meine wundervolle Haut von diesem Nichtswürdigen möglicherweise beschädigen zu lassen. „Expelliarmus!“ Potters Zauberstab wurde seiner Hand entrissen und landete meterweit hinter ihm auf dem Steinboden. Entwaffnet stand er mir nun gegenüber, was jedoch keine Milderung seiner momentanen Aggressivität zu zu Folge hatte. Ohne Scheu kam er regelrecht auf mich zugestürmt und als ich ihn gerade mit einem weiteren Zauber stoppen wollte, wurden wir „gestört“. „Harry? Harry! Was machst du denn hier? Wir haben... .“, fing das Schlammblut Granger an zu reden, unterbrach sich aber, als sie mich bemerkte. Sie hatte Potters Zauberstab in der Hand und Weaslebee und seine dreckige kleine Schwester waren auch nicht weit. Alle blieben sie an Potters Seite stehen, der inzwischen zurückgewichen war, und starrten mich böse an. „Was, bitte, ist denn hier los, Harry?“, fragte die Streberin, worauf der rothaarige Gyffindor gleich eine Antwort hatte. „Ich wette Malfoy hat es mal wieder auf Ärger angelegt.“ „Du wagst es meinen Namen in den Mund zu nehmen, du wertloses, kleines Stück Dreck! Du solltest dich besser erkundigen bevor du willkürlich irgendwelche Leute für Dinge beschuldigst, die nicht sie nicht getan haben.“, setzte ich sofort an, als Weasley den Satz beendet hatte. Für kurze Zeit sagte niemand etwas und währenddessen näherte sich das Weasley-Mädchen Potter, der eine selbst für mich unerwartete Reaktion zeigte: Sie hatte ihn noch nicht einmal berühren können, da stieß das Narbengesicht sie von sich weg, riss Granger seinen Zauberstab aus der Hand und rannte ein Stück weit von ihnen weg. Weaslebees Schwester hatte ebenfalls nicht mit einer Zurückweisung gerechnet, stolperte rückwärts und fiel unsanft auf ihr Hinterteil. Total überrascht schauten wir alle nun zu Potter, der plötzlich wutentbrannt rief: „Ihr sollt verrecken! Ihr sollt alle verrecken! - Stupor!“ Ein unkontrollierter Zauber kam in unsere Richtung, würde mich als Ziel jedoch keinesfalls treffen, da die Entfernung zu groß war. Nicht in der Lage rechtzeitig auszuweichen, traf der Fluch die immer noch am Boden liegende Weasley-Göre an der Schulter. Diese stieß einen kleinen Schrei aus, der sich mehr nach Schock, als nach Schmerz anhörte, und verlor dann ihr Bewusstsein. Potter war bereits weggerannt und ich amüsierte mich köstlich über die momentane Situation. Die Verwirrtheit gegenüber Potters Verhalten und der Hass gegenüber mir, die deutlich in den Gesichtern der Gryffindors zu erkennen waren, waren einfach herrlich. Außerdem hatte die rothaarige, kleine Göre endlich einmal das bekommen, was sie schon seit langem verdient hatte. Vielleicht würde sie nun wenigstens für einige Zeit von dem Narbengesicht ablassen und danach würde mir schon noch etwas einfallen, um die beiden auseinander zu treiben. Keiner von ihnen hatte das Glück einer Beziehung auch nur im Geringsten verdient und vor allem nicht in dieser ekelerregenden Kombination. Wie konnte man es bloß auf die kleine Schwester seines besten Freundes abgesehen haben? Widerlich. Ohne, dass sie es merkten stahl ich mich an den sich um die Rothaarige kümmernden Freunden Potters vorbei ehe ich in einen Konflikt geraten konnte, der meine gute Laune womöglich zunichte machen würde, und verbrachte den Rest der Mittagspause damit mir die Verhaltensweisen, die Potter noch bevorstanden, auszumalen. * * * „Ich werde sterben! Ich werde sicher ins Koma fallen! Oh lieber Merlin, warum muss mir das nur passieren!? …“ „Mr Potter, nun beruhigen Sie sich doch endlich! Sie haben sich lediglich den Hinterkopf angeschlagen und die Wunde war keinesfalls verheerend. Ich versichere Ihnen, dass sie am Ende des Tages wieder gesund in ihr Haus zurückkehren können. Außerdem habe ich die Wunde bereits behandelt. Bleiben sie für den Rest des Tages einfach hier im Bett, dann kann Ihnen nichts zustoßen.“, versuchte unsere Schulheilerin Madam Pomfrey Potter zur Ruhe zu bringen und verließ im Anschluss den Krankenflügel. Sie lief direkt an mir vorbei und ich konnte sie leise vor sich hin murmeln hören, während aus dem Krankenflügel verzweifelte Rufe tönten, die sie nicht gehen lassen wollten. Schnell wurde aus den Rufen ein verängstigtes Wimmern und ich war kurz davor einen Lachanfall zu bekommen. Es war so was von lächerlich, wie Potter sich im Moment verhielt! Dieser Trank wirkte wirklich viel besser als ich gedacht hatte. Und nun war ich hier, um mich über „Angsthasen-Potter“ zu amüsieren. Zuvor hatte er sich mitten im Unterricht wegen einem zusammengeknüllten Stück Pergament, das ich auf ihn geworfen hatte, um zu testen ob er immer noch aggressiv war, so stark erschreckt, dass er samt seinem Stuhl nach hinten gekippt war. Mit seinem Hinterkopf war er gegen die hinter ihm liegende Tischkante geknallt und wurde anschließend sofort in den Krankenflügel gebracht. Weaslebee und Granger müssten auch jeden Moment kommen, um Potter zu besuchen, weswegen ich meine Zeit mit ihm alleine gut nutzen wollte. Ich hob meinen Desillusionierungszauber auf und begab mich langsam in den Raum mit den vielen weißen akkurat gemachten Krankenbetten und sah wie sich Potter bei meinem ersten Schritt durch die Tür beinahe komplett unter seiner Decke verkroch, sodass man nur noch seine Augen sehen konnte. Ein wahrlich seltener Anblick, wo unser Gyffindor doch sonst immer so wagemutig war. Selbst nachdem er bemerkte, dass ich es war, der eingetreten war, und niemand der ihn hätte umbringen wollen, entspannte er sich nicht, sondern fing eher noch ein wenig an zu zittern, wenn ich mich da mal nicht versah. „W-w-was w-willst du hier? L-lass mich in R-ruhe! Ha-hau ab!“, stotterte er unter seiner Decke. „Aber aber, Potter. Wer wird denn gleich so unhöflich sein. Ich wollte doch nur nachsehen, wie es meinem Lieblingsgyffindor geht.“ „N-nein, g-geh weg! M-mir geht’s gut.“ Immer weiter auf ihn zukommend klatschte ich einmal laut in meine Hände. Dabei zuckte Potter heftig zusammen und augenblicklich wurde mein Grinsen noch breiter, als es bereits war. Heute war wirklich ein schöner Tag. „Dir geht es also gut, ja?“, wiederholte ich seinen letzten Satz. Nun zückte ich meinen Zauberstab. Wenn er schon so eine Angst vor meiner bloßen Anwesenheit hatte, wie würde er dann wohl darauf reagieren, wenn ich meinen Zauberstab auf ihn richten würde? Noch bevor ich die Möglichkeit hatte mein Vorhaben umzusetzen, vernahm ich ein leises Schluchzen, was vorher nicht zu hören gewesen war und ehe ich es überhaupt richtig realisierte, hatte Potter angefangen zu weinen. Total vor den Kopf gestoßen stand ich am Fuße seines Bettes und starrte ihn an. Er heulte? Er heulte wirklich? Das … ich hatte erwartet, dass er vielleicht anfangen würde um Hilfe zu schreien, aber weinen? Inzwischen hatte er seine Decke sinken lassen, hinter der er sich gerade noch versteckt hatte, sodass sein ganzes Gesicht wieder zu sehen war und da rann eine Träne über seine Wange und bleib an seinem Kinn hängen. Plötzlich überkam mich das seltsame Gefühl ihn trösten zu müssen, also kam ich ihm näher und setzte mich neben ihn auf den Rand seines Bettes. Ohne darauf zu achten was ich da eigentlich gerade mit wem tat, griff ich nach Potters Hand und hielt sie fest. Er verstummte und senkte seinen Kopf. Es sah so aus als würde er auf unsere Hände schauen. Und so schnell wie seine Heulattacke gekommen war, war sie anscheinend auch wieder verschwunden. Potter hob seine Hand, die nun auch meine umklammert hielt, zu seinem Gesicht hoch und - … !! Fassungslos starrte ich den Gryffindor an, der seinen Kopf wieder gehoben hatte und mir tief in die Augen schaute. Hatte ich mit das eingebildet oder hatte er mir gerade ernsthaft über meinen Handrücken geleckt!? Ein kalter Schauer lief mit den Rücken herunter, gefolgt von einem undefinierbaren prickeln überall auf meiner Haut. Sein Blick zeigte eindeutig, dass er alles andere als ängstlich war. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den ich fürchtete. Es kam mir ja beinahe so vor als würde er mich mit seinen Blicken ausziehen, wenn er an mir auf und ab schaute. Starr vor Schock konnte ich nichts erwidern, geschweige denn auf Abstand gehen, als das Narbengesicht sich mir näherte und sein Gesicht meinem gefährlich nahe kam. Ich spürte seinen Atem auf meiner Wange und schlagartig schossen mir die Bilder aus meinem Traum in den Kopf, wie er mich küsste, wie er meine Haut liebkoste. Ich bildete mir sogar ein das alles wieder deutlich spüren zu können, fast so als würde es in genau diesem Augenblick geschehen … Unmerklich hatte ich meine Augen geschlossen und riss sie jetzt schnell wieder auf. Das, was ich erblickte, ließ mein Herz rasen: Potter hatte sich zu mir herüber gebeugt und machte sich allen Ernstes an meinem Hals zu schaffen! Meine Hand hielt er noch umklammert und seine andere legte er auf meinen Oberschenkel. „Malfoy - nein - Draco. Draco, du bist so schön.“, wisperte Potter an meinem Hals. Nachdem ich endlich den ersten Schock überstanden hatte und wieder im Stande war mich zu bewegen, stieß ich ihn von mir, sprang auf, als hätte mich ein Fluch getroffen, und schnappte scharf nach Luft, als ich Potter so auf seinem Bett liegen sah: Seine grünen Augen halb geschlossen, sein standhafter Blick verschleiert, sein lüsterner Mund leicht geöffnet, seine gierigen Hände zitternd.Das Hemd, das er trug, war zur Hälfte aufgeknöpft und entblößte gefährlich viel von seinem leicht muskulösen Oberkörper. Es schien, als hätte ich meine Sprache verloren, denn jeder Versuch etwas zu sagen scheiterte. Bevor das Narbengesicht auf irgendwelche weiteren perverse Ideen kam, rannte ich auf den Ausgang des Krankenflügels zu. Bei Merlins Bart, was zur Hölle WAR das!? Er hatte mich gerade angemacht. Er hatte mich angeflirtet! Wie konnte das bloß passieren? Unfassbar! Mein Puls raste, mir war unglaublich warm und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Während ich lief fasste ich mir an die Stelle an meinem Hals, an der Potter gerade seinen Mund platziert hatte, mit meiner anderen Hand öffnete ich schnellstmöglich die Tür. Ich achtete weder auf meine Umgebung, noch darauf, wo ich eigentlich hinrannte, Hauptsache ich war weit weg von diesem, diesem … ! Auf einmal spürte ich einen harten Zusammenstoß mit jemandem und als ich meinen Kopf hob, um nachzuschauen wer mich angerempelt hatte, schaute ich direkt in das Gesicht der braunhaarigen Schlammblut-Hexe Granger. Weasley stand neben ihr und schaute dumm drein, wie er es immer tat. In jeder anderen Situation hätte ich ihr verschiedenste Beschimpfungen entgegengebracht, aber momentan war ich nicht einmal dazu in der Lage. Von ihrer Seite kam auch nichts bis auf einen wütenden Blick, der schnell zu einem fragenden wurde, als ihr bewusst wurde, wo ich gerade herkam, doch noch bevor sie irgendetwas fragen konnte, war ich schon weiter auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Kapitel 6: Gewissheit ... oder doch nicht? ------------------------------------------ Kalte Steinwände flogen an mir vorbei, wie die Bäume während eines Besenflugs, der den Wald entlang führte. Verwirrte Blicke warfen sich mir hinterher. Gemurmel ging in ein leises Summen über. Schwer atmend hastete ich durch das Schloss, das Herz in meiner Brust unermüdlich schnell pulsierend. Jeder Schlag galt der Angst. Der Angst vor dem Unbekannten, der Angst vor dem, was gerade geschehen war. Bilder schwirrten in meinem Kopf umher, die ich nicht sehen wollte, die niemals hätten in die Realität umgesetzt werden dürfen. Endlich im Slytheringemeinschaftsraum angekommen ließ ich nicht mehr von mir blicken, als einen vorbeihuschenden Schatten, der augenblicklich in einer Jungentoilette verschwand und sich einsperrte. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Tür, die ich hinter mir geschlossen hatte und versuchte mich zu beruhigen. Mein Atem ging schnell und flach, mein ganzer Körper zitterte. Mit geschlossenen Augen stand ich da und konzentrierte mich auf die Ruhe, um nicht wieder an ihn denken zu müssen. An das, was er getan hatte … Ich schreckte hoch, als es plötzlich laut an der Tür klopfte und Blaise sich zu Wort meldete. „Draco? Draco, geht es dir gut?“ „Hau. Ab.“, sagte ich leise, aber verständlich mit Nachdruck. „Aber ...“, setzte Blaise wieder an, wurde jedoch sofort von mir unterbrochen. „Ich habe gesagt du sollst abhauen!“ Im Moment hatte ich am aller wenigsten den Nerv dazu, Blaise zu erklären, was geschehen war, vor allem, weil ich versuchte NICHT daran zu denken. Nach einigen Sekunden der Stille wusste ich, dass er gegangen war und das war auch gut so. Niemand würde jemals von DIESEM Geschehnis erfahren und ich schwor bei Merlin, ich würde auch Potter zum Schweigen bringen. Mich vor den Spiegel stellend schaute ich in diesen und erblickte eine nicht im Geringsten an einen Malfoy erinnernde Person: Die Haare zerzaust, der Gesichtsausdruck zu viel verratend und … und was war das? Unsicher legte ich meine Finger auf eine dunkle Stelle, die meinen Hals verunzierte, und versuchte sie zu entfernen, aber nichts veränderte sich. Komisch, was konnte das sein, wenn kein Schmutz? Kurze Zeit überlegte ich, als es mir plötzlich dämmerte. „Dieser Bastard! Dieser elende Bastard!!“, schrie ich vor Zorn, wie ich es schon lange nicht mehr getan hatte. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Ein Knutschfleck?! Von POTTER?! Niemals! Ich schloss meine Augen in der Hoffnung, dass das eben Gesehene nur Einbildung gewesen war, doch auch beim zweiten Hinschauen war er deutlich zu erkennen. Und das Spiegelbild log nicht. Es WAR ein Knutschfleck. Ich atmete mehrmals tief ein und wieder aus, um möglichst nicht wahnsinnig zu werden. Draco, du bleibst jetzt ruhig. Du wirst Potter NICHT umbringen. Das würde nur den Namen Malfoy beschmutzen und das war er doch nun wirklich nicht wert. Irgendetwas musste gründlich schief gegangen sein. Eine SOLCHE Verhaltensweise hatte ich niemals an Potter sehen wollen. Ich ließ den heutigen Nachmittag noch einmal Revue passieren um einen Fehler meinerseits zu entdecken, fand jedoch beim besten Willen nichts dergleichen. Dafür erinnerte ich mich nur allzu genau an so gut wie alles aus dem Krankenflügel. Jedes Detail hatte sich nahezu in mein Gedächtnis gebrannt. Wie er auf seinem Krankenbett gelegen hatte. Sein Blick hatte beinahe nach mir verlangend ausgesehen und dieses halb geöffnete Hemd … Ein offenes Hemd? Erst jetzt, da ich darüber nachdachte, kam mir in den Sinn, dass Potter wohl kaum die Zeit dazu gehabt haben könnte es selbst zu öffnen. War es vielleicht schon vorher aufgeknöpft gewesen? Eher nicht. Das hätte ich mir gemerkt. Aber wie … ? Moment. War ICH das etwa gewesen?! Eine wahrlich schreckliche Vorstellung, jedoch blieben der Schock so wie auch der Wutanfall aus. Wahrscheinlich hatte ich einfach nicht mehr genügend Kraft dazu und den Knutschfleck konnte so gut wie nichts übertreffen. Heute war anscheinend wirklich alles möglich. Wer weiß vielleicht würden der dunkle Lord und Potter heute noch bei einer Teeparty Frieden schließen und gemeinsame Sache machen? Oh, nein. Schlechtes Zeichen. Ich fing langsam an unrealistische, wenn nicht gar wahnsinnige Vorstellung zu haben. Draco, dreh jetzt bloß nicht durch, das wäre nicht gut. Überhaupt nicht. Ich drehte an dem Wasserhahn vor mir und eiskaltes Wasser strömte heraus, das ich mir ins Gesicht spritze. Diese kühle Nässe tat gut. Schon nach einigen Augenblicken hatte ich mich wieder einigermaßen gefasst, sodass ich wenigstens wieder klar denken konnte. Nichts würde an diesem Tag noch schlimmer werden, als das, was ich bereits hinter mich gebracht hatte, also entschied ich mich dafür vorerst so zu tun, als wäre rein gar nichts geschehen. Schnell zauberte ich noch einen Schal herbei, um meinen Hals zu verdecken. Ansonsten würden sicher noch Gerüchte entstehen und ich hatte im Moment wirklich größere Probleme, als mich mit den Hirngespinsten meiner einfältigen Mitschüler herumzuschlagen, wenn nicht schon jemand während meiner Flucht in den Gemeinschaftsraum einen Blick auf die Verunzierung hatte erhaschen können. Ich öffnete die Tür der Jungentoilette und versuchte gar nicht erst Blaise aus dem Weg zu gehen, denn das konnte ich nicht. Früher oder später würde er mich sowieso damit nerven, was denn passiert war, und früher war da eindeutig besser. Dann hatte ich das wenigstens schon mal hinter mir. Mit den Gedanken in der Ferne und einer glaubwürdigen, wenn auch nicht wahrheitsgetreuen Ausrede parat ging ich auf ihn zu und wurde sogleich mit einem so neugierigem Blick empfangen, dass ich ein schweres Seufzen nicht unterdrücken konnte. Augen zu und durch. * * * „Ich habe WAS!?“ „Du hast schon richtig gehört, Dray. Du hast dir die Nebenwirkungen selbst zuzuschreiben.“, sagte Pansy ruhig. Nachdem ich nicht zum Abendessen erschienen war, weil ich mich im Moment nicht dazu in der Lage befand Potters Visage zu ertragen, die mich hätte unweigerlich an DAS erinnern lassen, hatte ich Pansy abgefangen kurz bevor sie im Mädchenschlafraum hatte verschwinden können, um mit ihr zu reden. Natürlich hatte ich, während ich berichtete, die Details ausgelassen. „Du willst mir doch nicht etwa ernsthaft sagen, dass mir das alles erspart geblieben wäre, wenn ich diese verdammten Aromen nicht beigemischt hätte?!“, fragte ich entsetzt und fiel vor Wut fast vom Sessel. „So ist es.“ Sie hielt sich kurz. „Warum hast du mir das denn nicht früher gesagt?!“, schrie ich sie an und ging somit das Risiko ein, dass jemand aus Neugier oder Ärger über die Lautstärke mitbekam worum es ging. „Woher hätte ich denn wissen sollen, dass du auf solche Ideen kommst? Und überhaupt, so schlimm können die Nebenwirkungen doch gar nicht gewesen sein, oder?“ Ich fasste mir an den vor Müdigkeit gesenkten Kopf und verbarg sogleich mein Gesicht hinter meinen Handflächen. Wenigstens wusste ich nun, dass ich dafür verantwortlich gewesen war, wie Potter sich verhalten hatte und nicht ... Plötzlich setzte Pansy wieder an. „Du weißt aber schon noch, dass ich dir gesagt habe, dass dieser Trank bloß vorhandene Persönlichkeiten oder Vorlieben verstärken kann, oder?“ Ich erstarrte. Wie? Sollte das etwa bedeuten, dass der Trank und die Aromen darin nur das Begehren Potters nach Jungen verstärkt hatte? Und wenn das stimmte, war ich dann eines der 'Opfer' auf seiner Liste? Bei Merlin, das war ja das Schlimmste, was mir passieren könnte! Auf einmal spürte ich eine warme Berührung in meinem Nacken und als ich aufschaute, sah ich Pansy dicht neben mir. Sie strich mir mit ihren Fingern über meinen Hals, was mich automatisch erschaudern ließ, und ließ ihre Hand schließlich auf meiner Schulter ruhen, während sie redete. „Willst du mir nicht sagen was vorgefallen ist, Draco?“ Selbst bei einem annähernden Gedanken DARAN wurde mir schon fast schlecht und alles, was ich noch zustande brachte, war ein heftiges Kopfschütteln. Ich wollte nicht auf die Gefahr laufen, dass Pansy es mir doch noch entlockte, wenn wir das Gespräch fortsetzten, denn sie war erstaunlich gut darin, Leuten ihre Geheimnisse oder anderweitige Dinge, die nicht dazu gedacht waren publik zu werden, zu entlocken. Also machte ich mich schnellstens auf zum Jungenschlafraum, um die heutigen Geschehnisse, so gut es eben ging, hinter mir lassen zu können. * * * „Er starrt dich an“ Ich kniff meine Augen fest zusammen und versuchte bestmöglich ruhig zu bleiben. „Ich weiß.“, antwortete ich ihm nun. Ohne mich auch nur einen Millimeter zu rühren, versuchte ich mich voll und ganz auf die bestehende Lautstärke beim Frühstück in der großen Halle zu konzentrieren, um nicht die Beherrschung zu verlieren. „Er starrt dich immer noch an.“ „Ich. Weiß.“ Schon seit Beginn des Frühstücks nervte Blaise mich damit. Als hätte ich nicht schon so genug damit zu kämpfen meine Gedanken mal NICHT an IHN zu verschwenden. Aber zumindest eine gute Sache war bei der Zaubertrank Aktion herum gekommen. Die kleine Weasley Göre ging tatsächlich auf Abstand zu Potter, wie ich mich an diesem Morgen mit eigenen Augen überzeugen durfte. Sie traute sich kaum noch den besten Freund ihres Bruders anzuschauen, geschweige denn mit ihm zu reden. „Stört dich das denn gar nicht?“ Zuerst nicht verstehend, was Blaise meinte, öffnete ich meine bis jetzt noch geschlossenen Augen und da kam es mir wieder in den Sinn. Potters Blick hatte sich immer noch an mich geheftet. „Ach was mich doch nicht. - Natürlich stört mich das, du verdammter Idiot! Wie soll man denn bitte in Ruhe essen, wenn man die ganze Zeit über dermaßen angestarrt wird?!“ Nach und nach war ich ins Schreien übergegangen und nunmehr die gesamte anwesende Schüler- und Lehrerschaft beäugte mich neugierig, überrascht und teilweise sogar verärgert, bis auf einen. Potter. Dieser schaute so erschrocken und beinahe verängstigt drein, dass ich glaubte er würde sich gleich unter dem Tisch verkriechen. Jedoch wandte er seinen Blick auch weiterhin nicht ab. Verärgert, wie ich war, war ich bereits aufgesprungen, um die Halle jeden Moment verlassen zu können, was zuerst auch meine einzige Absicht gewesen war, aber plötzlich kam mir eine Idee, die sich nicht verdrängen lassen wollte. So entfernte ich mich langsam von meinem Platz und als ich mir ziemlich sicher sein konnte, dass mir niemand mehr hinterherschaute, sah ich zu Potters Platz herüber, der noch vor mir lag. Offensichtlich konnte ihn nichts davon abhalten, seine Augen von mir zu lassen. War ja auch kein Wunder bei meinem Aussehen. Ich lächelte hämisch bei dem Gedanken an das, was ich mit ihm vor hatte, und machte ihm klar, dass er mir folgen sollte, ohne, dass es jemand mitbekam. Meinen Blick wieder nach vorne wendend beschleunigte ich meinen Schritt und ließ das Frühstück hinter mir zurück. Etwas abseits des Eingangs zur großen Halle blieb ich stehen und wartete. Das Frühstück hatte erst vor zehn Minuten begonnen, es war also noch mehr als genug Zeit, um ungestört und unentdeckt mit Potter machen zu können, was ich wollte. Und das hatte sich dieser Mistkerl wohl auch redlich verdient. Ich würde ihn demütigen, ihn bloßstellen, ihn leiden lassen. Oh Merlin, wie sehr ich diesen Möchtegern-Zauberer doch hasste und verachtete. Allein der Anblick seiner abscheuerregenden Visage ließ den Hass in mir nur so aufbrodeln. Meine Vorstellung daran ließ mich schon fast glauben sein Gesicht gerade wirklich vor mir zu sehen. Ich blinzelte kurz und sah wie Potter seinen Mund bewegte … Wie jetzt? „Malfoy?“, hörte ich ihn fragen. „Was ist los?“ Ich war verwirrt. Wann war Potter denn gekommen? Und seit wann empfand ich das Grün seiner Augen als SCHÖN? Plötzlich drehte er seinen Kopf zur Seite und schaute die Wand an, was mich aus meinen Gedanken riss. „Was willst du von mir?“, murmelte er. Unglücklicherweise hatte ich in meiner Verwirrtheit vergessen, was ich eigentlich vor gehabt hatte, auch wenn ich es nun nicht mehr zu sein schien. Ich antwortete Potter nicht, sondern musterte ihn bloß. Mein Blick blieb an seinen Händen hängen, die ständig in Bewegung waren und herum zappelten. Mal zupfte er an seinem Umhang, mal strich er sich mit der einen über der anderen Handrücken. „Was ist, Potter. Nervös? Aber warum denn nur? Hast du was zu verbergen?“, löcherte ich ihn mit meinen Fragen, weil ich genau wusste, wie wenig er das ertragen konnte. Es war schon richtig so. Er sollte sich schlecht fühlen. Sehr, sehr schlecht. Der Angesprochene kniff bloß seine Augen zusammen. Das war meine Gelegenheit. Ich ging auf ihn zu und berührte ihn absichtlich an Schulter und Arm, weil ich genau die Reaktion erwartete, die ich nun bekam. Er zuckte sichtlich vor mir zurück, bewegte sich jedoch kein Stück von der Stelle und öffnete wieder seine Augen, ohne mich dabei anzusehen. Meine Hände blieben auf Potter, während ich ihn langsam umkreiste und als ich vor ihm her ging, schaute ich ihm mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen direkt in seine Augen, welche mit einer Angst erfüllt waren, die ich selbst im Krankenflügel, als der Trank noch auf ihn gewirkt hatte, SO nicht gesehen hatte. Schlussendlich blieb ich hinter ihm stehen. Nach einer kurzen Ruhepause, die dazu gedacht war ihn zu quälen, beugte ich mich etwas zu ihm nieder und flüsterte eine Frage, die eher eine Feststellung war, welche auf eine eindeutige Bestätigung wartete, in sein Ohr. „Du bist also vom anderen Ufer?“ Einige Sekunden verharrte ich in dieser Position und mein Grinsen wurde noch breiter, als Potter keinen Widerspruch leistete, sondern einfach nur wie versteinert dastand. „Harry.“, sprach ich mit Absicht seinen Vornamen in einer solchen Tonlage aus, von dessen Wirkung ich überzeugt war, dass sie ihm Unbehagen bereiten würde. Kurz darauf schien das Leben in den werten Herrn Potter wieder eingekehrt zu sein, denn nun beschloss er, auch einmal etwas zu unserem gemütlichen Plausch beizutragen. „Dr ... - Malfoy. Können wir bitte demnächst mal in Ruhe miteinander reden? Gleich ist das Frühstück vorbei und …“ „Sag mal was soll das hier werden? Willst du mir deine Liebe gestehen, oder was? Das kannst du dir gerne sparen.“ Ich hatte genug gehört. Was dachte sich dieser Narr eigentlich dabei? Als ob ich nichts besseres zu tun hätte, als meine wertvolle Zeit mit ihm zu verschwenden. Unglaublich. „Und nur damit das klar ist.“, setzte ich meine Unterbrechung fort. „Ich. HASSE. Dich.“ Kapitel 7: Machtlos ------------------- Dieses Kapitel ist aus HARRYS Sicht geschrieben!!! Das war unmöglich. Das KONNTE gar nicht passiert sein. Er hat mich … Ich bin … Er war … Darin lag überhaupt keine Logik! Wie konnte er … Plötzlich öffnete sich die Tür des Raumes, in dem ich mich befand, und die dunkelhaarige Slytherin und gute Freundin Dracos Pansy Parkinson trat ein. „Pünktlich, Potter. Gut.“, war das Erste, was sie mir heute entgegenbrachte. Erstaunlich zurückhaltend, wenn man es mit den vorigen 'Begrüßungen' verglich, die sie mir schon an den Kopf geworfen hatte. Knapp eine Woche war nun bereits vergangen, seitdem sie mich in der Hand hatte. Ich hatte keine Wahl. Nichts würde sie von ihren Vorhaben mit mir abbringen und ich konnte mich ihr auch nicht widersetzten. Es war ausweglos. Wäre ich in jener Nacht doch bloß nicht nach draußen gegangen. Hätte ich mich an einen anderen Platz gesetzt, hätte sie mich vielleicht nicht entdeckt. Wäre ich nicht so dumm gewesen diesen unnötigen Brief anzufangen, säße ich nicht hier in einem unbenutzten Raum des Kerkers und würde darauf warten von Parkinson Befehle – mochte ich schon fast sagen – entgegen zu nehmen. „Also, Potter.“, sprach sie meinen Namen aus, als wäre er ein Schimpfwort. „Worauf wartest du? Soll ich dich zu einem Teekränzchen einladen? Vielleicht fängst du dann ja endlich an zu reden.“ Ich hatte es aufgegeben mich über ihre verächtliche Tonlage und Wortwahl zu beschweren. Jedes mal hatte sie mir gedroht alles publik zu machen und ich war sogleich verstummt. „Malfoy hat eingewilligt.“ Meine Laune war momentan weitaus tiefer als im Keller, weswegen ich auch nicht gerade gesprächig war. Bei den Slytherins war ich das eigentlich nie, aber heute hielt ich mich besonders kurz. Ich wollte das hier schnellstmöglich hinter mich bringen. „Hat er das? Sehr schön. Wie hast du das bloß angestellt? Damit hatte ich weniger gerechnet, aber so ist es noch viel besser.“ Ich hatte gewusst, dass sie sich darüber freuen würde. Sie freute sich generell, wenn etwas geschah, dass mir auch nur im geringsten Schaden oder Schmerzen, egal ob psychisch oder physisch, zufügen konnte. Und ja, das Treffen mit Draco, um das ich ihn gebeten hatte, würde stattfinden. Kommende Nacht um Punkt zwei Uhr. Ich wusste nicht warum er plötzlich eingewilligt hatte, aber ich wäre glücklicher gewesen, wenn er abgelehnt hätte. Denn das war alles Teil eines Plans dieser Hexe aus dem Hause Slytherin. Und sie würde, weiß Merlin, vieles tun, um mich zu demütigen. Als wäre es für mich nicht schon schrecklich genug gewesen mich diesem Gespräch mit Draco auszusetzen, das wir heute Früh vor der großen Halle gehalten hatten, während alle anderen seelenruhig gefrühstückt hatten, ohne auch nur die leiseste Ahnung davon zu haben, was sich vor der Tür zutrug. Erstens hatte er die Wahrheit herausgefunden und sie dermaßen in den Schmutz gezogen, dass ich mich gefühlt hatte, als würde man mich nackt in aller Öffentlichkeit der Zauberwelt als denjenigen präsentieren, dessen Schuld es war, dass der dunkle Lord die Macht an sich gerissen hatte. Und zweitens hatte er mir noch einmal nur ZU deutlich gemacht welch eine Abneigung er gegen mich hegte. Worte waren in der Hinsicht noch viel verletzender als Taten, denn die Taten, um die es sich bei Draco handelte, waren nichts weiter als gemeine und teils auch schmerzhafte Späße. Seine Worte jedoch bohrten sich wie spitze Holzpfähle tief in mein Herz und ließen es ohne Gnade bluten und bluten. Denn ich mochte diesen respektlosen, böswilligen, gutaussehenden und, wenn er es denn wollte, auch liebenswerten Zauberer. Wobei seine Liebenswürdigkeit sich in der Vergangenheit bei mir in Grenzen gehalten hatte, was wohl auch in der Zukunft nicht anders sein würde. „Ach, da fällt mir gerade ein, welche Nebenwirkungen hat der Trank, den Draco dir verabreicht hat, denn mit sich gebracht? Draco wollte es mir nicht erzählen.“ Bei Merlins Bart, musste sie mich gerade DARAN erinnern? Allein der Rückblick, dass ich Draco im Krankenflügel dermaßen mit meinen Annäherungen verschreckt und schockiert hatte, dass er über das alles hatte in Erfahrung kommen können, war grausam. Und jetzt verlangte sie von mir, diese ungeliebte Erinnerung mit ihr zu teilen? Dieses Gespräch war die reinste Zumutung. „I-ich habe ihn angefasst und ihm gesagt, dass er schön ist.“ Ich hatte mich nicht beherrschen können. Der Trank hatte wie ein Aphrodisiakum gewirkt und all meine Hemmungen und Bemühungen NICHT das zu tun, was ich mir so sehnlichst wünschte, zunichte gemacht. Ich hatte mich meinen Neigungen hingegeben und die kurzen Augenblicke genossen, in denen Draco es über sich hatte ergehen lassen. Schallendes Gelächter ertönte, kurz bevor Parkinson wieder das Wort ergriff. „Und was hat Draco gemacht? Dich geschlagen? Wo hast du deine blauen Flecken versteckt?“, lachte sie auch weiterhin bei der Vorstellung daran. „Er ist aus dem Krankenflügel gerannt.“ Auf einmal wich die ganze Schadenfreudigkeit aus dem Gesicht des schwarzhaarigen Mädchens und ein verständnisloser Blick stattdessen nahm ihren Platz ein. Kurz murmelte sie etwas vor sich hin, führte Selbstgespräche. „Wann ist das Treffen?“, fragte die Slytherin knapp. Mich schnell sammelnd wegen des Themenwechsels brauchte ich eine kurze Zeit, um zu antworten. „Heute Nacht um zwei Uhr.“ Sofort breitete sich ein unbeschreiblich niederträchtiges Grinsen auf ihrem Gesicht aus und da wusste ich, dass mich etwas sehr, SEHR schmerzhaftes erwarten würde. „Das heißt ja ihr seit ganz alleine. Ungestört … Perfekt!“ Nach einigen Sekunden fuhr sie fort. „Du wirst ihm sagen, dass du ihn liebst und dann wirst du ihn küssen. Alles, was das in Draco auslöst, wirst du über dich ergehen lassen. Und wie du das alles anstellst ist mir vollkommen egal. Ich werde wissen, ob du getan hast, was ich dir aufgetragen habe. Du weißt was passiert, wenn du dich nicht an meine Worte hältst.“ WAS? „Oh nein ... Alles, nur das nicht. Bitte. Ich … ich will es ihm nicht sagen. Bitte nicht.“, flehte ich Parkinson mit rasendem Herzen an, so unangenehm es mir auch war. DAS konnte ich Draco keinesfalls ins Gesicht sagen. Niemals. „Ach, du willst nicht? Kein Problem, dann richte ich es ihm aus … Und dem Rest der Schule.“ Sie hatte sich bereits umgedreht und ging auf die Tür zu, um den Raum zu verlassen und das umzusetzen, was sie gesagt hatte. Und sie würde es definitiv durchziehen. „Warte!“, rief ich die Dunkelhaarige zurück. Ich konnte sie das nicht tun lassen. Wenn das publik werden würde, würde man sich über mich lustig machen. Ich wäre nichts weiter als eine Witzfigur. Man würde meine Zuverlässigkeit infrage stellen und das konnte ich unmöglich zulassen. „Ich werde es ihm sagen.“, brachte ich schwerfällig über meine Lippen, während sie bloß gehässig über meine Unterwürfigkeit lachte. „Eine WUNDERSCHÖNE Nacht wünsche ich dir, Potter.“, winkte sie ab und verließ den Raum. Mit ihrer nur so vor Ironie triefenden Verabschiedung ließ sie mich mit der Angst und dem Leid zurück. * * * Der Tag zog an mir vorbei, als würde ich ihn im Schnelldurchlauf erleben. Ich war so unkonzentriert, so geistesabwesend. Dracos Weg kreuzte heute nur einmal den meinen und wie ich nicht anders erwartet hatte, konnte man ihm nicht im geringsten ansehen, dass er etwas ungewöhnliches mit mir geplant hatte, was ausnahmsweise mal nichts damit zu tun hatte, dass er mir etwas antun wollte. Wahrscheinlich ließ ihn das genauso kalt, wie die Tatsache, dass ich ihm etwas wichtiges zu sagen hatte, was ich lieber für mich behalten hätte. Einige Male fragten mich Ron und Hermine, ob alles in Ordnung sei und ich redete mich damit heraus, dass ich wohl zu wenig Schlaf gehabt hatte. Heute würde das sicherlich der Fall sein. Allein wenn ich jetzt schon daran dachte was ich tun müssen würde, wurde mir dermaßen unwohl, dass ich beinahe wahnsinnig dabei wurde. Aber so lange die Sonne noch nicht unter gegangen war, würde ich mir noch keine Gedanken darum machen. Zumindest versuchte ich es. * * * Diese Nacht. Ich musste vorerst nur noch diese eine Nacht durchstehen und dann wäre Wochenende. Ruhe war gerade alles, wonach es mir verlangte. Ruhe und die Distanz zu so ziemlich jedem. Selbst meinen Freunden. Auch wenn ich wusste, dass sie es nur gut meinten, wenn sie sich Sorgen um mich machten. Im Moment wollte ich nur noch alleine sein. Ginny würde ich ohnehin auf Abstand halten müssen, denn Parkinson hatte mir aus unerklärlichen Gründen AUSDRÜCKLICH verboten mit ihr zu reden. Aber das würde ganz einfach sein, denn sie ging selbstständig auf Abstand zu mir. Ich hatte mich bei ihr entschuldigt, wegen dem, was vor einigen Tagen geschehen war, wie ich es bei Ron und Hermine auch getan hatte. Ich hatte ihr gesagt, dass ich unter der Wirkung eines Zaubertrankes gestanden hatte und sie hatte auch bestätigt, dass alles wieder gut sei. Jedoch lag der Unterschied darin, dass Ron und Hermine nach wie vor die Alten waren und so taten, als wäre das alles niemals geschehen. Bei Ginny schien das aber weniger der Fall zu sein, wenn ich sah, wie sie sich mir gegenüber verhielt. Sie schaute mich nicht einmal mehr an. Hatte sie etwa Angst ich würde es nochmal tun? Hatte sie Angst, dass ich sie nicht mehr mochte? Oder gab es einen anderen Grund? Ich wusste es nicht. Das einzige, was ich mit Sicherheit behaupten konnte, war, dass sie mir etwas bedeutete. Bloß nicht auf die Art und Weise, wie mir Draco etwas bedeutete. * * * Gedanken über Gedanken und keiner von ihnen würde meine Probleme lösen. Nichts würde das tun. Unter meiner Bettdecke kauernd fragte ich mich, wie um alles in der Welt ich das mir Bevorstehende überstehen sollte, ohne von Draco umgebracht zu werden. Wie sollte ich bloß ansetzen? Wie sollte ich das Thema überhaupt in die Wege leiten? Und die wohl wichtigste Frage war, wie, bei allem, was mir heilig war, ich es bloß schaffen sollte Draco zu küssen, wenn er mich nach meinem unfreiwilligen Geständnis nicht einmal in einem Umkreis von 5 Metern in seine Nähe lassen würde? Ein lautes Schnarchen ließ mich aufschrecken und ein Gemurmel folgte dem sogleich: „Hermne... Mine... Herminenene... Lieb dsch...“ Ron drehte und wuselte sich in seinem Bett umher und blieb schließlich mit seinem Gesicht zu mir gewendet liegen. Seine Züge waren entspannt, sein Mund formte ein leichtes Lächeln und ein Ausdruck von Zufriedenheit breitete sich nun auf seinem Gesicht aus. Was würde ich dafür geben so sorgenfrei leben zu können, wie Ron es tat. Alles, was ihn davon abhielt auch in der Liebe glücklich zu sein, war, dass er sich selbst nicht eingestehen wollte, was Hermine ihm wirklich bedeutete. Und das war weit mehr als Freundschaft. Vierunddreißig Minuten nach Mitternacht. Ich hatte bis jetzt kein Auge zugetan und würde es für die verbliebenen eineinhalb Stunden sicherlich auch nicht mehr tun. Genau genommen war ich hellwach, obwohl ich schon länger als achtzehn Stunden wach war und so einiges bereits hinter mich gebracht hatte am vergangenen Tag. Eigentlich müsste ich wirklich müde sein, aber ich war viel zu hibbelig, viel zu aktiv, viel zu verzweifelt, um zu auch nur im Entferntesten an Schlaf zu denken. Und alles, woran ich dachte, machte mich krank. Ich brauchte frische Luft und einen klaren Kopf, eindeutig. Meinen Unsichtbarkeitsumhang aus der hintersten Ecke der untersten Schublade meines Nachttisches gekramt und mich immer noch in meiner Alltagskleidung befindend, hüllte ich mich in diesen und verließ den Jungenschlafraum lautlos. Vor der Tür verwendete ich den Zauber 'Lumos', um in der nächtlichen Dunkelheit nicht die Treppen herunterzufallen. Auf schnellstem Wege zum vereinbarten Treffpunkt, dem Eingang der Jungenumkleide für die Quidditchspieler, lief ich unbemerkt durch das Schloss. Auf dem Schulgelände ließ ich mir dagegen viel Zeit und versuchte möglichst an die Schule und meine Hausaufgaben zu denken, um mich mit dem Kommenden jetzt noch nicht auseinandersetzten zu müssen, doch ich scheiterte kläglich. Und nach nicht einmal zehn Minuten war ich dem Eingang der Jungenumkleiden nahe, so suchte ich mir einen geeigneten Platz zum Sitzen und verbarg mich zur Sicherheit auch weiterhin unter meinem Umhang. Der sichelförmige Neumond strahlte schneeweiß von dem mit schwarzen Wolken verhangenen beinahe ebenso schwarzen Himmel herab. Kein einziger Stern war zu sehen, keine einzige Sternschnuppe, die mir einen meiner sehnlichsten Wünsche hätte erfüllen können. Auch der Blick in den Himmel gab mir keine Hoffnung oder wenigstens Trost oder vielleicht sogar Mut. Nach einer kurzen Zeit, in der ich einfach nur da saß und darauf wartete, meinem Verderben näher zu kommen, hörte ich auf einmal etwas. Noch weit entfernte Schritte nahm ich wahr und bei der Erkenntnis, dass dies Draco sein musste, fing ich an unruhiger zu werden, als ich es bereits war. Aber war denn wirklich schon mehr als eine Stunde vergangen? Eher nicht. Auch wenn mein Zeitgefühl nicht das beste war, konnte ich sehr wohl noch eine viertel Stunde von einer ganzen unterscheiden. Nun stellte sich mir jedoch die Frage, warum er so früh hierher kam? Ein Leuchten kam mir näher und näher und bald konnte ich klar und deutlich den größtenteils in der Schwärze der Nacht verschluckten Draco erkennen, der mit gesenktem Zauberstab voranschritt, wahrscheinlich um nicht über etwas zu stolpern. Wenn ich mich nicht versah, glaubte ich zu erkennen, dass er nicht gerade gut gelaunt war, denn er stampfte viel eher, als dass er normal lief. Ich wartete und schließlich blieb er ganz in meiner Nähe stehen, während er seinen Zauberstab auch weiterhin leuchten ließ. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Er sah mich nicht, denn ich war unter meinem Umhang immer noch unsichtbar. Dafür sah ich ihn nur zu deutlich nun in das Licht seines Zauberstabs gehüllt. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, sein Blick verärgert, seine freie Hand zu einer Faust geballt. Er war ganz offensichtlich nicht fröhlich. Und trotzdem genoss ich es, ihn zu beobachten. Wie er da stand und auf MICH wartete. Minutenlang starrte ich ihn einfach an, als ich plötzlich merkte, dass er etwas vor sich hin murmelte. Ich versuchte genauer zu verstehen, was er sagte, indem ich aufstand und näher kam. Sein Gemurmel wurde langsam etwas deutlicher und ich dachte etwas von 'schlafen' und 'warten' zu hören und ich ging langsam weiter auf ihn zu. Und da passierte es. Gerade wollte ich meinen rechten Fuß anheben, um einen Schritt weiter zu gehen, merkte jedoch zu spät, dass ich an etwas hängen geblieben war, was mich unausweichlich dazu brachte nach vorne zu fallen. Aus Reflex griff ich nach etwas in der Nähe, an dem ich mich festhalten konnte und, da ich Draco schon ziemlich nahe gewesen war, war er es, den ich an seinem Arm packte. Dabei entwich ihm ein kurzer Schreckensschrei, bevor wir zusammen und nebeneinander auf dem Boden landeten. Während des Falls war mein Unsichtbakeitsumhang von mir geglitten, was bedeutete, dass der Slytherin mich jetzt definitiv sehen konnte. Plötzlich spürte ich etwas auf meine linke Schulter prallen. Noch einmal und noch einmal und noch einmal. Schnell hintereinander weg schlug Draco mit zusammengekniffenen Augen auf mich ein, bis ich rief: „Malfoy! Molfoy ich bin's! Harry!“ Augenblicklich hörten seine Schläge auf und er starrte mich von der Situation überwältigt nur mit den nun vor Schreck weit aufgerissenen Augen an. Doch diese Ruhe würde nur kurz währen. Noch drei, zwei, eins … „Sag mal hast du sie noch alle, du hirnloser Trottel?! Warum kommst du einfach aus dem Nichts und springst mich an?! Wenn du mich nur verarschen willst, kann ich gleich wieder gehen!“, brüllte er verärgert, während er mir zuerst mit eiskalten, blauen Augen einen derart wütenden Blick zuwarf, dass es mir kalt den Rücken herunterlief, und mich dann mit aller Kraft von sich weg schubste. Dabei rollte ich förmlich einen guten Meter weiter und stand schnell auf, um Draco vom Gehen abzuhalten. „Nein, es tut mir leid! Das war nicht mit Absicht.“ Der Blonde wich einen Schritt vor mir zurück, auch wenn ich nicht wusste warum, und verschränkte seine Arme vor seiner Brust. „Also Potter, was ist denn so unglaublich wichtig, dass du dich dazu gezwungen fühlst mich mit deiner Anwesenheit zu belästigen?“, fragte er gewohnt herabwürdigend. 'Gezwungen' traf wohl mitten ins Schwarze. Nur leider war nicht ich es, dem ich es zu verdanken hatte jetzt hier zu stehen und etwas schier unmögliches von mir zu verlangen. Und kaum erinnerte ich mich an das, was ich Draco gleich sagen müsste, begann mein Herz noch heftiger an zu schlagen als es bereits vorher der Fall gewesen war. Was. WAS sollte ich nur sagen? Oder besser gefragt WIE? „Es ist nur, dass ... dass ich dir etwas sagen wollte.“, setzte ich endlich an. „Und was bitte soll das sein? Ich bezweifle, dass es dermaßen wichtig ist, wie du es im Moment noch erscheinen lässt.“ Seine Worte waren nicht wirklich hilfreich dabei, mich dazu zu bringen es auszusprechen. Viel eher wurde ich dadurch noch unsicherer und ängstlicher. Ich wollte das hier nicht. Absolut nicht. Aber ich würde dieser Situation nicht entfliehen können, bevor ich ES nicht gesagt hatte. „Ich ... ich bin …“, brach ich ab, weil ich es immer noch nicht zu Stande brachte. Sichtlich genervt entgegnete mir der blonde Slytherin nun: „Wenn du mir in den nächsten fünf Sekunden nicht endlich sagst, was du mir anscheinend gar nicht sagen willst, gehe ich. Und ich verspreche dir, ich werde mich niemals wieder auf SOETWAS hier einlassen.“ „W-was?!“, war das einzige, das ich noch rechtzeitig herausbekam, bevor er anfing zu zählen. „Fünf.“ „Aber Draco!“ „Vier.“ „Hör auf!“ „Drei.“, zählte er ohne Gnade weiter. „Ich bitte dich!“ „Zwei.“ „Nein, nein, nein!“, raufte ich mit schon die Haare. „Eins.“ Verzweifelt versuchte ich den kaltherzigen Slytherin davon abzuhalten mich so extrem unter Druck zu setzten, doch es half alles nichts. Also nahm ich all meinen Mut zusammen und ließ diese Worte so schnell wie möglich meine Lippen verlassen. „Ich … ich habe mich in dich verliebt!“ Mit zugekniffenen Augen stand ich da und traute mich nicht sie zu öffnen. Ich erwartete ein verletzendes Kommentar, eine Beleidigung oder gar einen Schlag, aber auch nach einer gefühlten halben Ewigkeit hörte oder spürte ich nichts dergleichen. Als ich gerade zu ihm schauen wollte, da ich diese Stille nicht länger aushielt, ertönte ein Geräusch, dessen Verursacher eindeutig Draco war. Er klatschte. Ganz langsam, jede Sekunde ein mal. Mehr als verwirrt wusste ich nicht, wie ich darauf reagieren sollte, so blieb ich weiterhin stehen und versuchte ohne Erfolg den Sinn hinter seinem Verhalten zu finden. „Wirklich eine schöne Show, Potter. Hätte ich nicht gewusst, dass du ausgerechnet SOLCHE Gefühle nicht in eintausend Leben für mich haben könntest, hätte ich dir dein Geständnis beinahe abgekauft. Na los, sag schon. Welche Wette hast du verloren?“ „Was?“ Er dachte das hier wäre nur ein WITZ? Das … das konnte doch nicht wahr sein!? Und jetzt? Wie sollte ich ihn bitte davon überzeugen, wenn er doch offensichtlich nicht glaubte, was ich ihm sagte? Und in diesem Augenblick erinnerte ich mich daran, was Parkinson noch von mir verlangt hatte: Ich sollte Draco küssen. Das war wahrscheinlich meine einzige Gelegenheit dazu, ansonsten würde ich noch heute damit rechnen müssen, dass die ganze Schule über meine lächerlich abnormale Vorliebe für den mir feindselig gesinnten Slytherin wissen würde. So ging ich Schritt für Schritt auf ihn zu und merkte, wie mein Puls immer schneller wurde je näher ich ihm kam.Währenddessen hob der Blonde bloß missachtend eine Augenbraue. Dicht vor Draco, der überraschenderweise nicht vor mir zurückwich, blieb ich stehen. Dann, in den Bruchteilen einer Sekunde, hob ich eine Hand, vergrub sie in des Blonden Haaren und drückte mit geschlossenen Augen meine Lippen auf seine. Eine Hitze durchfuhr mich, als ich seine Lippen mit den meinen berührte, wie ich sie noch nie zuvor gespürt hatte. Adrenalin schoss in meine Adern, ein Kribbeln breitete sich in meinem Inneren aus. Auf einmal spürte ich zwei starke Hände gegen meine Schultern drücken und ich ließ wider Willen von ihm ab. So schön es auch gewesen war, jetzt würde die Hölle folgen. Da war ich mir sicher. Sogleich erblickte ich die weit aufgerissenen Augen des schnell atmenden und angewiderten Dracos, der augenblicklich mit der flachen Hand nach mir ausholte und laut knallend meine linke Wange traf. Mein Kopf flog nach rechts und einige Momente schaute ich auch nicht auf. Einzig und allein unsere unruhigen Atemzüge und mein rasendes Herz waren zu hören. Als ich merkte, dass Draco sich bewegte, schielte ich zu ihm herüber und es sah fast so aus, als würde er versuchen etwas zu sagen. Aber er blieb still. Ohne Vorwarnung kam er nun förmlich auf mich zu gestürmt und stieß mich zu Boden, sodass ich sehr unsanft auf diesen aufkam. Noch ein letztes Mal warf er mir einen der grausamsten Blicke zu, die mir jemals gewidmet waren, und dann rannte er in Richtung Schloss. Zurückgelassen und einsam kauerte ich auf der kalten und dreckigen Wiese nahe des Quidditchplatzes. Ich strich mit meinen Fingern über meine Wange und meine Lippen. Über die Stellen, an denen ich ihn zuvor in zwei so gegensätzlichen Arten hatte spüren können. Die eine brannte sehnsüchtig durch falsche Leidenschaft entfacht, die andere pochte schmerzhaft durch Hassgefühle erteilt. Wie sehr hatte ich mir gewünscht der Moment, in dem unsere Lippen aufeinander trafen, würde niemals zu Ende gehen. Wie sehr hatte ich noch bis zur letzten Sekunde gehofft er würde seine 'wahren' Gefühle für mich offenbaren. Wie sehr wollte ich mir einreden, dass ich ihn gar nicht lieben konnte, nicht lieben DURFTE. Doch nichts von all dem war oder würde geschehen. Meine Wange wurde sanft von etwas gekitzelt und ehe ich es merkte, hatte ich in meiner Verzweiflung angefangen zu weinen. Langsam flossen die Tränen der Einsamkeit über mein Gesicht und tropften zu Boden. Obwohl ich nichts anderes von ihm erwartet hatte, konnte ich nichts dagegen tun, seine Reaktion so nah an mich treten zu lassen. Sie so stark über mich walten zu lassen und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit die Oberhand über mich gewinnen zu lassen. Ich wusste nicht, wie lange ich noch dort saß und in Selbstmitleid versank, denn mein Zeitgefühl hatte ich schon längst verloren, aber eines war mir mehr als klar: Es würde eine VERDAMMT harte Zeit werden. Kapitel 8: Ahnungslos --------------------- Verwirrtheit. Entsetzen. Wut. Diese und wahrscheinlich noch zig andere Gefühle ließen mich über das Schulgelände in das Schloss rennen ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob mich zu dieser späten Stunde noch jemand erwischen würde. Alles, wirklich alles, war in diesem Moment besser, als mich an dieses unglaublich grausame Geschehen mit – ich vermochte seinen Namen kaum zu denken – Potter erinnern zu müssen. Sicher war das hier nur ein sehr böser Alptraum und ich würde gleich in meinem Bett aufwachen und feststellen, dass nichts davon je passiert war. Aber bis dahin saß ich hier fest und musste dieses Gefühlschaos über mich ergehen lassen. Ich eilte durch die Schulflure auf direktem Weg in die Kerker und heute war mir das Glück hold weder Filch, seiner Katze noch irgendeinem Lehrer zu begegnen. Schneller als gewöhnlich kam ich dort an und das erste, was ich erblicke, als ich den Gemeinschaftsraum betrat, war Pansy wie sie vor dem grün leuchtenden Kamin saß, sich zu mir umdrehte und den Anschein erweckte, als würde sie auf etwas warten. Das hatte mir ja gerade noch gefehlt. Wie sollte ich ihr bitte erklären wo ich gewesen und wieso ich in einer solchen Verfassung war? Ich traute mir im Moment nicht einmal zu einen vernünftigen Satz zu Stande zu bringen, geschweige denn eine plausible Ausrede zu erfinden, also blieb ich nur abrupt mitten im Raum stehen. Pansy blieb ebenfalls still, stand jedoch auf und kam auf mich zu. Kurz bevor sie mich erreicht hatte breitete sie ihre Arme aus und umarmte mich. Das Einzige, was mir als Reaktion darauf einfiel, war ihre Umarmung zu erwidern. So schlang auch ich meine Arme um sie und für einige Sekunden verblieben wir in dieser Haltung. Irgendwie hatte diese Geste etwas seltsam Beruhigendes an sich und dann dachte ich Pansy plötzlich kichern zu hören. Darauf wisperte sie mir zu: „Es ist alles halb so schlimm, Dray. Gleich ist es vorbei.“ „Hm?“ Was war gleich vorbei? Wovon redete sie denn da? Doch bevor ich das hinterfragen konnte, wurde mir nahezu schwarz vor Augen und ich konnte mich kaum noch auf meinen Beinen halten. Mich an Pansy festklammernd und die Augen zufallend war das letzte, was ich wahrnahm, bevor ich in einen tiefen Schlaf verfiel, wie sie das folgende Wort mit Bedacht aussprach: „Obliviate.“ * * * Gähnend reckte ich mich in meinem Bett. Der Morgen war angebrochen und damit auch das Wochenende. Ich setzte mich auf und schaute mich um. Niemand war zu sehen. Der Blick aus dem Fenster zeigte die Sonne, wie sie von dem hellblauen Himmel strahlte. Und genauso wie das Wetter war, fühle ich mich. Einfach wunderbar. Selten gab es Tage, an denen ich bereits morgens optimistisch war, dass der Tag gut verlaufen würde, aber heute war einer dieser wenigen und das war auch gut so. Nun schielte ich an mir herunter und stellte mit Überraschung fest, dass ich mich nicht in meiner Schlafkleidung, sondern in meiner alltäglichen Garderobe befand, die dermaßen zerknittert war, dass ich mich so nicht vor die Tür trauen konnte. Während ich überlegte welcher Zauber für das Entknittern zuständig war, fragte ich mich welchen Grund es hatte so eingeschlafen zu sein. Aber wie sehr ich auch versuchte mich daran zu erinnern, was am Vorabend oder gar am gestrigen Nachmittag geschehen war, war alles was ich vorfand eine Lücke in meinem Gedächtnis, die sich einfach nicht füllen wollte. Es war ein seltsames Gefühl sich daran nicht mehr erinnern zu können. Vielleicht sollte ich Pansy oder Blaise später fragen. * * * Ein Tag ohne Sorgen. Ein Tag ohne Unterricht. Ein Tag ohne Lehrer. Und was das aller Beste war: Ein Tag ganz und gar ohne Potter. So saß ich nun hier im Wirtshaus „Drei Besen“ mit meinen beiden besten Freunden, die mir zuvor auch nicht sagen konnten, was gestern Abend geschehen war. Es war beinahe neunzehn Uhr und wir hatten schon etwa eine Stunde hier verbracht, als ich mich daran erinnerte Pansy zu fragen, was der Grund für ihre ständig bestehende gute Laune war. „Ach das ist nichts besonderes.“, redete sie sich heraus. „Ist nur so eine Phase. Die ist sicher in ein paar Tagen wieder vorbei.“ „Ist das so?“, fragte ich misstrauisch. Das konnte wohl kaum alles sein. Aus irgendeinem Grund verschwieg mir die Hexe etwas, aber auch wenn sie es mir nicht sagen wollte, ich würde es schon noch herausfinden. „Würde ich dich jemals anlügen? Aber jetzt will ich zurück ins Schloss. Ich hab noch ein paar Dinge zu erledigen. Man sieht sich, Jungs.“ So verabschiedete sie sich von uns und ich wandte mich Blaise zu. „Weißt du was mit ihr los ist?“ Eine kurze Zeit starrte er mich an und es sah so aus als würde er überlegen, was er antworten sollte, doch dann redete er auch schon. „Ich habe keine Ahnung, Dray. Aber sag mal, hast du Potter heute schon gesehen?“ „Habe ich. Da.“, deutete ich auf die Eingangstür des Wirtshauses, durch die Potter gerade schritt. Blaise drehte sich um, schaute den Gryffindor kurz an und setzte sich wieder normal an den Tisch. Mit diesem kurzen Aufgreifen von Potter in unserem Gespräch ließ er das Thema ab jetzt fallen. Was er mit dieser Frage wollte, wusste ich nicht, aber das interessierte mich auch herzlich wenig. Ich nippte etwas an meinem Butterbier und wartete darauf, dass seine Freunde ihm folgten, doch niemand trat ein. Er war alleine. In letzter Zeit kam es ungewöhnlich häufig vor, dass Potter alleine unterwegs war. Was wohl der Grund dafür war? Der Abend lief weiter, Blaise und ich unterhielten uns und einige Male schaute ich aus Neugier in Potters Richtung, der nahezu regungslos vor seinem Krug Butterbier saß und mit leerem Blick durch den Tisch starrte. Er war wirklich ganz und gar alleine da und erweckte den Anschein, als wäre er tief in seinen weniger glücklichen Gedanken versunken. „Draco?“ „Hm?“ „Ich habe gesagt, dass ich jetzt zurück gehe. Kommst du mit?“ „Nein, ich bleibe noch ein wenig.“ „Na gut. Bis später.“, verabschiedete er sich und ging zum Ausgang. „Bis dann.“, sagte ich verspätet, sodass er es nicht mehr mitbekam. Und kaum hatte Blaise die „Drei Besen“ verlassen, war ich aufgestanden, um meinem Lieblingsgryffindor Gesellschaft zu leisten. Er saß einsam in einer leeren Ecke an einem kleinen Tisch mit bloß zwei Stühlen. Ich kam näher und blieb neben dem freien Platz stehen. „Darf ich mich setzten?“, fragte ich weniger aus Höflichkeit, als aus dem Willen ihn auf mich aufmerksam zu machen. Bei dem Klang meiner Stimme fuhr der Angesprochene dermaßen heftig zusammen, dass er seinen Krug umstieß, welcher aber schon leer war. Ohne auf eine Antwort zu warten, die ich anscheinend sowieso nicht bekommen würde, da er mich nicht einmal angesehen hatte, setzte ich mich. Er sagte nichts und hielt inzwischen das Glas wieder in seinen Händen, die er so fest daran presste, dass sich seine Finger ungleichmäßig weißlich und rot verfärbten. „So verkrampft?“ Abermals zuckte er zusammen und blieb still. „Es ist unhöflich seinen Gesprächspartner nicht anzusehen. Hat man dir das etwa nicht beigebracht, Potter?“, zog ich ihn auf, weil es mich langsam nervte, dass er nicht mit mir sprach. Darauf hob er langsam seinen Kopf und schaute mich direkt an. Der Ausdruck, der in seinen wahrscheinlich vor Schlafmangel roten Augen lag, war eindeutig. Pure Angst und Panik spiegelten sich darin wieder und erst jetzt bemerkte ich, dass er zitterte. „Was ist denn mit dir los? Du siehst ja aus als wärst du 'nem Dementor begegnet.“, meinte ich ernst. Ich bemerkte, dass seine Lippen sich bewegt hatten, als er den Blick von mit abwendete und zu Boden schaute. „Was?“, wollte ich, dass er seine Worte wiederholte. Plötzlich seine Augen mit Wut erfüllt wieder auf mich richtend schrie er mich an, sodass uns die Mehrheit der Besucher nun fragend und verärgert anstarrte. „Das findest du wohl sehr witzig, was!?“ „Jetzt beruhige dich doch! Ich weiß gar nicht wovon du da überhaupt redest!“ Im nächsten Moment sprang Potter auf, sein Stuhl fiel zu Boden und sein unkontrolliertes Geschrei ging weiter. „Wie soll ich mich beruhigen, wenn du es darauf anlegst mich zu demütigen?!“ „Was ist das für ein Lärm? Gibt es irgendwelche Probleme da drüben?“, schaltete sich nun die Wirtin Madam Rosmerta ein, während lautes Gemurmel und Getuschel entstand. „Nein, nein. Es ist alles in bester Ordnung!“, täuschte ich vor, um vermeidbarem Ärger zu entgehen. Auch ich erhob mich von meinem Platz, hob Potters umgefallenen Stuhl auf und packte ihn am Arm. „Du kommst jetzt mit.“, zischte ich ihm leise zu. Er wehrte sich zwar dagegen, jedoch war ich gerade noch dazu in der Lage ihn festzuhalten, solange bis wir draußen waren. Ich hatte ihn hinter mir her geschleift und jetzt riss er sich von mir los. Dabei fiel etwas aus der Tasche seines Umhangs. Es klirrte beim Aufprall auf den Steinboden und Glas zersprang. Ich konnte noch den Teil eines Flaschenhalses erkennen und da ich die Scherben wohl kaum hier liegen lassen konnte, richtete ich meinen Zauberstab darauf und wandte den Zauber 'Reparo' an. Die Flasche setzte sich wieder zusammen, ich hob sie auf und nun war das Etikett deutlich zu erkennen: Feuerwhisky. Ein stark alkoholisches Getränk, das für nicht volljährige Zauberer und Hexen eigentlich nicht zugänglich war. Schon vor dem Zerspringen war das Gefäß leer gewesen. Ich wollte gerade etwas sagen, doch auf einmal riss Potter mir die Flasche aus der Hand, rannte los und ich lief ihm sofort hinterher. Irgendetwas stimmte mit diesem Typen heute ganz und gar nicht. Es dauerte nicht lange bis ich ihn eingeholt hatte und an seinem Umhang packen konnte. Dadurch verlor er sein ohnehin schon beeinträchtigtes Gleichgewicht und fiel hin. Er riss mich an meinem Arm mit und die Flasche in seiner Hand schlug auf den Boden auf, sodass sie nochmals kaputt ging. Meinen Arm hielt er immer noch umklammert und während wir auf den kalten Steinen lagen, schaute er mich nur mit panischem Blick an. Zum Glück war es schon dunkel draußen, ansonsten würde man das ganze auch sehr gut vom Inneren der Häuser aus beobachten können. Ich beeilte mich wieder aufzustehen, nachdem ich mich von ihm losgemacht hatte, doch Potter machte keine Anstalten dasselbe zu tun. Stattdessen starrte er mich einfach weiterhin an und das löste ein mehr als unangenehmes Gefühl in mir aus. „Du hast sie doch nicht mehr alle. Hast du einen Fluch von deiner geliebten Weaslebee Schlampe abbekommen, dass du so drauf bist oder was?“ Ich drehte mich von Potter weg und wollte gerade darüber nachdenken, was ich mit ihm in diesem Zustand anstellen könnte, denn das war ohne Zweifel die perfekte Gelegenheit, um sich an ihm wegen der Aktion im Krankenflügel zu rächen. Doch schon nach einigen Sekunden hörte ich etwas, das wie ein Schluchzen klang. Das konnte doch echt nicht sein, oder? Um meinen Verdacht zu prüfen schaute ich wieder zu dem am Boden neben Glasscherben liegenden und auf Fremde wie einen Obdachlosen wirkenden Gryffindor. Mit einem Arm stütze er sich ab, sodass er zur Hälfte saß, und mit der anderen Hand hielt er sein Gesicht bedeckt. Eindeutig, er weinte. Schon wieder. Langsam hatte ich das Gefühl er war gar nicht so tollkühn, wie er in der Öffentlichkeit tat. Kurz blieb ich noch still, um in Erfahrung zu bringen, was Potter jetzt machen würde, und da hörte ich ihn etwas murmeln. „Draco. Ich hasse dich. Hasse dich. Muss dich hassen.“ Mir wurde es mulmig bei seinen Worten. Sollten sie mich nicht eher erfreuen? Aber was bitte meinte er mit 'Muss dich hassen'? Und Moment. Hatte er mich gerade etwa bei meinem Vornamen genannt? Oh nein. Das ging eindeutig zu weit! So durften mich ausschließlich meine Freunde und meine Eltern nennen und nicht dieser Nichtswürdige! „Steh endlich auf, Potter! Wir gehen zurück ins Schloss.“, trat ich ihm während des Gesagten in seine Seite, sodass er kurz vor Schmerz aufstöhnte. … und auf dem Weg dahin werde ich schon noch etwas angemessenes mit dir anstellen, vervollständigte ich meinen Satz in Gedanken. * * * „Lass mich endlich los! Lass mich los!“ „Aber Draco, bitte sag es niemandem! Bitte! Ich flehe dich an!“ Der merklich angetrunkene Gryffindor hatte seine Arme aus heiterem Himmel um mich geschlungen, als wir gerade noch so gut wie ruhig auf dem Weg zurück zum Schloss waren, und redete völlig wirres Zeug. „Ich weiß gar nicht was du von mir willst!“ Ohne meinen Worten auch nur die geringste Beachtung zu schenken machte mit was auch immer das werden sollte weiter. „Quäle mich. Demütige mich. Mach dich über mich lustig, aber sag bitte keinem, was gestern geschehen ist.“ Gestern? Ich sollte gestern etwas mit Potter gemacht haben? War es das, woran ich mich nicht mehr erinnern konnte? „Was ist gestern passiert? Sag es mir!“, forderte ich sofort. Anstatt mir zu antworten verfestigte er seinen Griff, sodass es schon beinahe weh tat, und brachte nur einzelne Worte wie 'Nein' und 'Bitte' heraus, die keinen ersichtlichen Bezug zu meiner Frage hatten. Nun versuchte ich mit aller Kraft den nervig klammernden Dunkelhaarigen von mir los zu bekommen, was mir nach einiger Anstrengung auch gelang. Damit hatte er wohl eher weniger gerechnet, weswegen Potter rücklings hinfiel. Plötzlich erinnerte ich mich an die Legilimentik, mit der man die Gedanken und vergangene Geschehnisse einer Person sehen konnte, und dachte er würde in diesem Zustand sowieso nicht dazu in der Lage sein meinen Angriff abzuwehren. Außerdem würde Potter gerade wohl an genau das denken, was gestern vorgefallen war, von dem er die ganze Zeit indirekt sprach, also würde ich ohne große Anstrengung genau das zu sehen bekommen, was in meinen Erinnerungen fehlte. Schnell zückte ich meinen Zauberstab, richtete ihn auf meinen ahnungslosen gegenüber und sprach den Zauber. „Legilimens.“ ~ Dunkelheit, ein kleiner Lichtfleck und Potter und ich. Draußen. „Es ist nur, dass ... dass ich dir etwas sagen wollte.“, sprach Potter zu mir. „Und was bitte soll das sein? Ich bezweifle, dass es dermaßen wichtig ist, wie du es im Moment noch erscheinen lässt.“ […] „Fünf.“, zählte ich herunter. „Aber Draco!“, schrie Potter. „Vier.“ „Hör auf!“ „Drei.“ „Ich bitte dich!“ „Zwei.“ „Nein, nein, nein!“ „Eins.“ „Ich … ich habe mich in dich verliebt!“, kam es aus seinem Mund. Ich klatschte in meine Hände. „Wirklich eine schöne Show, Potter. Hätte ich nicht gewusst, dass du ausgerechnet solche Gefühle nicht in eintausend Leben für mich haben könntest, hätte ich dir dein Geständnis beinahe abgekauft. Na los, sag schon. Welche Wette hast du verloren?“ […] Er. Nah vor mir stehend. Plötzlich seine Hand hebend, in meinen Haaren vergrabend und seinen Mund auf meinen legend. Ich drückte ihn von mir weg. Er ließ ab. Ich keuchte und schaute ihn schockiert an, lief auf ihn zu und stieß ihn heftig zu Boden. Ich rannte davon. Er blieb liegen. ~ Mich in der Realität wieder findend musste ich mich erst einmal sortieren. Also war das, woran ich mich nicht erinnern konnte, dass ich mich irgendwann nach Sonnenuntergang, weswegen auch immer, mit Potter getroffen hatte. Und da es gerade um ihn ging, schaute ich mich nach ihm um und fand ihn bewusstlos am Straßenrand liegend vor. Seine Gesichtszüge waren so ruhig. Er sah weder glücklich noch unglücklich aus. Es war irgendwie ein … angenehmer Anblick. Ich ging auf ihn zu, blieb nah bei ihm stehen und kniete mich hin um sein Gesicht noch genauer zu betrachten, wozu ich sonst nie die Gelegenheit hatte. Er hatte mich gestern also geküsst, ja? Ich legte die Finger meiner rechten Hand auf meine und die der linken auf seine Lippen, um über sie zu streichen. Wie es wohl gewesen war? Mein Herzschlag wurde langsam aber sicher schneller. Ich war ihm ja jetzt schon so nah, dass mir komisch wurde. Und was, wenn ich ... Ganz behutsam näherte ich mein Gesicht dem seinen. Warum wurde es auf einmal so unglaublich warm? Ohne es bemerkt zu haben hatte ich meine Augen geschlossen, schreckte jedoch kurz auf, als ich ein Grummeln vernahm. Meine nun wieder geöffneten Augen erkannten in der nunmehr schwarzes gleichen Dunkelheit die zusammengezogenen Augenbrauen des dunkelhaarigen Gryffindors, dem ich so nahe war, dass seine ich regelmäßigen Atemzüge auf meiner Wange spürte. Das war gefährlich nahe. Augenblicklich entfernte ich mich von ihm. Was hatte ich da gerade tun wollen? Ich hatte doch nicht allen ernstes mit dem widerwärtigen Gedanken gespielt diesen Jungen zu küssen?! Was war denn mit mir los? In höchstem Maße entsetzt gab ich Potter die Schuld an meinem glücklicherweise nicht umgesetzten Vorhaben. Warum zum Teufel hatte er mich gestern auch küssen müssen? „Ich … ich habe mich in dich verliebt!" Verliebt? Harry Potter hatte sich in mich, Draco Malfoy, seinen schlimmsten Erzfeind überhaupt, Sohn desjenigen, der zum engsten Kreise der Anhänger des Dunklen Lords gehörte, verliebt!? Nein das konnte nicht sein. Unmöglich. Aber warum hatte er mich dann geküsst? War ihm seine Show wirklich so wichtig gewesen? Und war sie ihm immer noch so wichtig, dass er sie heute fortsetzte? Und warum konnte ich mich an nichts davon erinnern? Ich war definitiv verwirrt. Und das machte mich sauer. Ich hasste es nicht die Kontrolle und den Überblick über eine Situation zu haben. Aber genau das war gerade der Fall. Auf einmal fröstelte ich. Es war inzwischen wirklich kalt geworden. Warum war mir das nicht schon vorher aufgefallen? Die Frühlingsnächte waren aber nun wirklich nicht sehr warm. Ich konnte nicht einfach weiter tatenlos hier herumstehen und den bewusstlosen Dunkelhaarigen anstarren. Aber was sollte ich tun? Er würde sich wohl kaum wecken lassen, jedoch kam es keinesfalls infrage, dass ich ihn trug, denn wir waren noch ein gutes Stück von Schloss entfernt. Außerdem sah er nicht gerade leicht aus und ich würde ihn sowieso nicht anfassen wollen. Warum machte ich mir eigentlich Gedanken um das Narbengesicht? Er konnte mir herzlich egal sein. So beschloss ich den Gryffindor dort liegen zu lassen und setzte meine Weg fort. Immerhin war es nicht mein Problem, was mit Potter geschah. Ich war und fühlte mich in keiner Weise zuständig für ihn. Kapitel 9: Unerwartetes ----------------------- Montag. Mittagspause. Ich hatte keinen Hunger. Pansy und Blaise hatte ich gesagt sie sollten mich alleine lassen und so saß ich nun hier auf dem Innenhof der Schule und versuchte mich zu entspannen, doch ich hatte nicht einmal in Ansätzen Erfolg. Immer und immer wieder musste ich an Samstagabend, oder besser gesagt Samstagnacht, denken. Potter. Ich hatte ihn dort liegen lassen. War er gestern Morgen an derselben Stelle aufgewacht? Und wenn ja, konnte er sich dann an unser Zusammensein erinnern? Derartige Fragen ließen mir keine Ruhe, so sehr ich vermeiden wollte auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden. Eigentlich sollte mich das überhaupt nicht interessieren. Warum also konnte ich diese Fragen in meinem Kopf nicht abstellen? Es war lästig und machte mich krank. Gestern war ich alles und jedem erfolgreich aus dem Weg gegangen, indem ich nur in den aller nötigsten Situationen den Gemeinschaftsraum verlassen hatte. Und das hatte bei mir gar nicht bedeutet. Ich hatte nichts gegessen und hatte auch nicht den Drang verspürt nach Draußen zu gehen. Dieses Verhalten hatte vor allem bei Blaise leichtes Misstrauen geweckt, weswegen er mich darauf angesprochen hatte, als wir alleine gewesen waren. Er hatte sogar Potter erwähnt, aber ich war stur geblieben und hatte versucht keine Emotionen oder sonstiges zu zeigen. Blaise hatte ich nicht davon überzeugen können, dass nichts mit mir los war, aber fürs Erste hatte er locker gelassen. Er sollte mich damit bloß in Ruhe lassen. Ich hatte so schon genug, was mich beschäftigte, da brauchte ich keinen, der mir ein zusätzlicher Klotz am Bein war. „... Harry?“ Was? Wer redete über ihn? Aus meinen Gedanken gerissen schaute ich mich sofort um und erblickte Finnigan, der mit einem anderen Gryffindor wahrscheinlich auf dem Weg zur großen Halle war. Ich lauschte unauffällig ihrem Gespräch. „Ja. Er soll vorgestern Nacht bewusstlos zwischen Hogsmeade und dem Schloss, etwas abseits des Sees von Hagrid gefunden worden sein. Und wenn du dir mal vorstellst wie kalt es nachts noch ist!“ „Im Ernst? Bei Merlin, wer macht denn so etwas? Das ist doch nicht normal! Wo ist er denn jetzt? Geht es ihm gut?“ „So wie ich es gehört habe, liegt er im Krankenflügel. Sie haben ihn schon durch gecheckt und lassen ihn heute auch wieder raus. Ich habe ihn noch nicht gesehen, aber ich glaube kaum, dass er sich schon wieder komplett erholt hat. Vielleicht muss er ja noch nicht zum Unterricht? Anscheinend erinnert er sich nicht einmal mehr daran, was mit ihm passiert … “ Nach diesem Satz verschwanden die beiden im Inneren des Schlosses. Hieß das etwa ihm hatte die kurze Zeit, die er draußen bewusstlos verbracht hatte, so sehr zugesetzt, dass er hatte in den Krankenflügel gebracht werden müssen? Das... War das etwa meine Schuld? Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, dass er dadurch zu Schaden kommen würde. Aber wenn ich es gewusst hätte, was hätte ich dann getan? Hätte ich ihn mitgenommen? Hätte ich Hilfe geholt? Aaah! Es fing schon wieder an. Ich stellte mir Fragen über Fragen. Wann sollte das ein Ende haben? Ich war genervt, verwirrt, fühlte mich schuldig. Meine Füße führten mich beinahe selbstständig aus dem Schlossgelände auf die Ländereien Richtung See. Jetzt, da so gut wie alle beim Mittagessen waren, war es hier ruhig und der See bot einen schönen Anblick, so wie die Sonnenstrahlen seine himmelblaue Oberfläche zum glitzern brachten. Ich ging am Ufer entlang und versuchte mich auf die Umgebung zu konzentrieren. Nur noch eine Schulwoche, dann wäre ich vorerst von Potter und vor allem meinen nervenden Gedanken erlöst. Die Osterferien waren genau das, was ich gerade brauchte. * * * Donnerstag. Die Tage vergingen schnell. Ich besuchte Unterrichtsstunde für Unterrichtsstunde, aber rein gar nichts blieb bei mir hängen. Pansy und Baise waren in letzter Zeit echt seltsam drauf. Ständig tuschelten sie und gingen ohne mich in den Pausen und nach dem Unterricht weg, sodass ich sie nicht wiederfand. Was auch immer die beiden mir verheimlichten, ich hatte absolut keinen Kopf dazu mir Gedanken darüber zu machen. Es war mir sogar lieber, dass ich nicht wusste worum es ging und ich war ebenso froh darüber, dass ich mir nicht die Mühe machen musste sie wegzuschicken, um alleine sein zu können. Alles, was mich momentan beschäftigte, war Potter. Ich hatte es auch nach den vergangenen Tagen nicht schaffen können an etwas anderes zu denken, außer ihn. Ständig plagten mich Schuldgefühle, die sich um ein hundertfaches zu verschlimmern schienen, wenn ich ihm über den Weg lief. Er sah fertig aus, wich meinen Blicken aus und ich konnte mich nicht mehr daran erinnern wann ich ihn das letzte mal hatte lächeln sehen. Nicht einmal wenn er mit seinen Freunden unterwegs war. Und ich fragte mich jedes Mal, ob er wirklich nicht mehr wusste, was vorgefallen war, oder ob er mich einfach nur in Schutz nahm. Doch wieso sollte er so etwas tun? Ich kannte die Antwort nicht. Auf keine meiner Fragen. Ich war mir inzwischen auch nicht mehr wirklich sicher, ob das, was ich durch 'Legilimens' gesehen hatte, auch wirklich geschehen war. Es war einfach so absurd, dass ich es mir nicht vorstellen konnte. Und es könnte auch möglich sein, dass es nur Hirngespinste Potters waren, die ich gesehen hatte. Er hatte ja unter etwas stärkerem Alkoholeinfluss gestanden und dabei war es doch gar nicht mal so abwegig, dass das der Fall war. Ich musste das alles irgendwie wieder ordnen. Was wirklich geschehen war und was nicht. Und der einzige, der mir die Antworten liefern konnte, die ich brauchte, war wohl Potter. Es blieb mir letzten Endes wohl nichts mehr übrig, als ihm entgegen zu treten und all das zu klären. Bald. * * * Samstag. Die versammelte Schülerschaft wartete am Bahnhof von Hogsmeade, um in den bereits stehenden Hogwarts Express einsteigen und in die Ferien fahren zu können, und ich war mittendrin. Heute war es soweit. Ich schaute suchend durch die Menge, um ihn zu finden. Rot. Rot. Rot. Wo waren bloß diese dämlichen Gryffindors? Ah, gefunden! Und dort stand er. Nichtsahnend. Es war nicht mehr viel Zeit und es war dringend nötig das noch zu Ende zu bringen, bevor die Ferien beginnen würden. Ansonsten hätte ich ein Problem. Wahrscheinlich würde mich mein Kopf dann gar nicht mehr in Frieden lassen. Also ging ich ohne Pansy und Blaise vorzuwarnen, die sowieso in ein Gespräch vertieft waren, dem ich nicht folgen konnte, auf den Gryffindor zu. Ich quetschte und drängelte mich zwischen den Leuten her und bekam dafür auch mal Beschimpfungen hinterher gerufen, die mich nicht im geringsten interessierten. Bei dem Gesuchten angekommen trat ich vor ihn und bekam auf der Stelle einen blöden Kommentar von dessen rothaarigen Klette: „Was willst du denn hier, Malfoy? Bist wohl auf Streit aus, was? Den kannst du haben!“ Dieser Idiot musste sich natürlich wieder aufspielen. Wie ich ihn hasste. „Du...“, setzte ich an, wurde jedoch gleich von Potter unterbrochen. „Lass gut sein, Ron.“, hielt er leise mit schwach erscheinender Stimme das Wiesel zurück. „Hast du hier irgendetwas verloren, Malfoy?“ Potter schaute mich an und ich erschrak bei dem Ausdruck, der in seinem Gesicht lag. Er sah so müde aus. Und war da etwa Traurigkeit, die ich erkannte? Ich fing mich schnell wieder, um auf seine Frage zu antworten. „Ich habe etwas mit dir zu besprechen, Potter. Aber das geht niemanden etwas an. Komm mit.“ Der Angesprochene murmelte kurz etwas zu seinen Freunden und folgte mir dann wort- und widerstandslos. Wir entfernten und so weit von den anderen, dass wir außer deren Sichtweite waren. Nun standen wir voreinander und seltsamerweise wusste ich nicht, wie ich anfangen sollte. „Es geht um Freitagnacht.“ Augenblicklich fuhr Potter zusammen. „Und Samstagabend.“ Plötzlich schnellte sein Kopf hoch und er sah mich direkt an, wo er den Augenkontakt zu mir vorher doch weitgehend gemieden hatte. „Du weißt etwas über Samstagabend?“ Ich musste es ihm sagen. Nur wie? "Es ist so, dass... " „Wem gehört das Gepäck hier!?“, hörte ich jemanden über den Bahnsteig rufen und da fiel mir wieder ein, dass der Hogwarts Express wahrscheinlich jeden Augenblick abfahren würde. Ich packte Potter nur noch an seinem Ärmel und rannte ihn hinter mir her schleifend auf den Zug zu. Er schien noch nicht ganz zu verstehen, was los war. „Mr Malfoy, Mr Potter! Was bummeln Sie denn so? Beeilen Sie sich, oder wir fahren ohne Sie beide los!", ermahnte uns nun ein Professor, dessen Namen mir gerade nicht einfallen wollte und der in einer Tür des Zugs stand. „Mach schnell!“, sagte ich hastig zu Potter und schubste ihn in Richtung seines Gepäckstücks. Ich eilte zu meinen eigenen Koffer und Taschen, schnappte mir diese, machte kehrt und steuerte geradewegs die hoffentlich noch nicht schließende Tür an, da sie die einzige war, die noch offen stand. Da hörte ich auf einmal ein Trillern. Der Zug würde jetzt abfahren! Potter war gerade am Einsteigen, jedoch war er nicht schnell genug, also sah ich mich dazu gezwungen ihn zur Eile zu verhelfen. Ich stieß ihn rein, sodass er hinfiel und den Professor beinahe mitriss, und zog meinen Besitz hinter mir her. Der Zug war bereits losgefahren und wurde von Sekunde zu Sekunde schneller. „Schließen Sie sofort die Tür!“, wies mich der Professor an. Ich tat was mir gesagt wurde und hielt dann vor der Tür inne. „Wo wollen Sie denn hin, Mr Potter?“ Ich drehte mich um und sah, wie Potter sich schon auf den Weg gemacht hatte durch den Zug zu gehen. „Ich wollte nur nachsehen in welcher Kabine meine Freunde sitzen.“ „Jetzt laufen Sie nicht mehr durch den Zug. Sie beide nicht.“, schaute der Professor nun zu mir herüber und fuhr fort. "Hier ist noch ein Abteil frei. Setzen Sie sich dort hinein." „Aber...“, wollte Potter protestieren, wurde jedoch sofort vom Professor unterbrochen. „Nichts aber. Sie begeben sich jetzt sofort in diesen Abteil.“ Wir beide gingen also wider Willen hinein. Ich versuchte erst gar nicht mit dem Professor zu diskutieren, denn darauf hatte ich im Moment gar keine Lust. Später, wenn er weg war, würde ich immer noch genügend Zeit haben Pansy und Blaise suchen zu gehen. „Ich wünsche Ihnen noch eine angenehme Fahrt.“ Mit diesen Worten schloss der Professor die Tür und Potter und ich waren alleine. „So, Potter. Ich wollte noch etwas von dir wissen.“, sagte ich, während ich mein Gepäck verstaute. Er blieb still und nun ging ich auf ihn zu. Als ich gerade weiter reden wollte, fing der Zug an zu rattern und zu wackeln. Ich schwankte auf meinen Beinen weiter nach vorne, um irgendwo Halt zu finden, stolperte aber über etwas und landete. Warum hatte ich mir nirgendwo weh getan? Vor Schreck hatte ich meine Augen zusammengekniffen, die ich jetzt wieder öffnete. Wo war Potter denn jetzt hin? Darauf hörte ich ein kurzes Stöhnen unter mir und bemerkte erst jetzt, dass ich auf ihn gefallen war! Ich schaute ihn an und war ihm so nah, dass mir warm wurde. Augenblicklich entfernte ich mich von ihm und wich auf die andere Seite des Abteils. Hatte das ausgerechnet jetzt passieren müssen? Ich hatte auf ihm gelegen! Ich hatte seine Wärme richtig unter mir spüren können! Er fühlte sich muskulöser an, als er aussah. Aber es hatte sich irgendwie gut angefühlt... „Malfoy.“ „Was?“ „Wegen Samstagabend... Weißt du da etwas?“, fragte er ziemlich leise und war das etwa Unsicherheit? „Das tue ich, aber zuerst will ich, dass du mir erzählst, was du Freitagabend gemacht hast.“, forderte ich mit fester Stimme. Und schon wieder zuckte er zusammen, als ich diesen Zeitpunkt erwähnte. Vielleicht stimmte ja doch, was ich gesehen hatte? „Warum?“, sprach er das Wort langsam aus. „Hm?“ „Warum willst du, dass ich es wiederhole? Du weißt doch ganz genau, was passiert ist. Wieso zwingst du mich dazu es noch einmal aussprechen zu müssen?“, fragte er mit einem Unterton, der darauf schließen ließ, dass er es ernst meinte. „Du hast mich also wirklich geküsst?“ „Was bringt es dir so zu tun als wüsstest du nichts von all dem?“, regte er sich über mich auf. „Hör auf so laut zu werden und beantworte einfach meine Frage! Was ist daran, verdammt noch mal, so schwer?“ „Ja ich habe dich geküsst! Bist du jetzt zufrieden oder soll ich es nochmal wiederholen?!“ Man war dieser Typ anstrengend. Nicht mal eine Antwort in einem vernünftigen Ton konnte man erwarten! Aber er hatte mich also wirklich geküsst? Ich konnte mich nicht einmal an den kleinsten Teil erinnern. Und wieder stellte ich mir die Frage: Wie es wohl gewesen war? Es war weniger Verlangen als bloße Neugier, die mich diese Frage stellen ließ, da ich eine Erfahrung, so schlimm diese auch gewesen war, gemacht hatte, von der ich nichts in Erinnerung hatte. „Zeig mir, wie es war.“ Potter brauchte einen Moment, um zu reagieren. „Was soll ich?“ „Du sollst mir zeigen, wie du mich geküsst hast.“ Ich glaubte immer noch nicht so recht, dass das geschehen war. Ich meine es war doch wirklich seltsam, dass nur Potter sich daran zu erinnern schien. Vielleicht hatte er gerade seinen Spaß daran, dass ich ihm seine Geschichte abkaufte, die er mir eintrichtern wollte. Also wenn das der Fall sein sollte, müsste er jetzt nicht dazu in der Lage sein mich zu küssen, da er mich auch an dem Abend nicht geküsst hatte. Und genau das wollte ich nun testen. „Du willst, dass ich dich küsse?“, fragte er ungläubig und vorsichtig. „Na wenn du nicht willst.“ Ich zuckte mit meinen Schultern. Da hatte ich meine Antwort. Der Kuss war nie geschehen. Also hatte er mir doch eine Lüge aufbinden wollen. Jedoch fragte ich mich nun, was stattdessen … Plötzlich stand Potter auf. Was sollte das denn werden? Er wollte es nicht wirklich so aussehen lassen, als würde er mich küssen wollen, nur um seine Show weiter zu führen und mich seine Lüge glauben zu lassen oder? Wie weit er wohl dafür gehen würde? Wollen wir doch mal sehen. Nun kam er auf mich zu und bleib direkt vor mir stehen. Sekundenlang passierte nichts und ich dachte das wäre es schon gewesen, aber dann setzte er sich wieder in Gang, stützte sich mit einem Arm an der Wand hinter mit ab, duckte sich zu mir herunter und …! Was, wie …? Es wurde so warm und ehe ich es realisieren konnte lag Potters Mund auf meinem. Er strich mit seiner Zunge über meine Lippen und ohne richtig kontrollieren zu können, was ich da tat, öffnete ich meinen Mund und fing ebenfalls an mit meiner Zunge in den Mund meines Gegenüber zu dringen. Hormone machten sich schlagartig in meinem Körper breit und mir wurde immer heißer. Ich umklammerte mit dem einen Arm nun seinen Nacken und mit dem anderen seine Taille und zog ihn zu mir herunter. Ich presste ihn auf den Sitz, wendete mich ihm weiter zu, schlang meine Beine um ihn, sodass ich breitbeinig auf ihm saß, und ließ nicht einmal von seinen Lippen ab. Mein Verlangen nach mehr wurde immer größer und so wuchs auch die Gier in mir. Unser Zungenkuss wurde immer heftiger und meine Hände waren vollkommen in seinen Haaren vergraben. Seine Hände hingegen strichen über meine Arme, meinen Rücken, meinen Nacken. Und, bei Merlin, es fühlte sich verdammt gut an. Auf einmal unterbrach er den Kuss und wisperte mir in mein Ohr: „Draco. Draco, du bist unglaublich.“ Dann widmete er sich meinem Hals, liebkoste ihn. Ein tiefes Stöhnen entwich mir aus meiner Kehle. „Potter ...“, keuchte ich. Er hörte auf und schaute mich mit lustverschleierten und wunderschön grün funkelnden Augen an. „Nein, nenn mich bei meinem Vornamen. Bitte.“ „Harry. Harry. Harry.“, wiederholte ich seinen Namen immer wieder. Dieses Gefühl seinen Vornamen auszusprechen war so neu und jedes mal durchfuhr mich etwas, das sich wie ein leichter Stromschlag anfühlte. Überall kribbelte es und an den Stellen, an denen Harry meine Haut berührte, brannte diese, jedoch nicht im negativen Sinne. Keiner von uns sehnte sich ein Ende herbei, also fuhren wir unbeirrt fort. Ich dachte nicht an später, an morgen oder an mögliche Flogen. In diesem Augenblick lebte ich einzig und allein für den Moment. Kapitel 10: Eindeutig? ---------------------- Dieses Gefühl. Diese Nähe. Harry Potter. Ich wünschte, es hätte nie ein Ende gefunden. Die Zeit war an uns vorbei gerast, wie der Hogwarts Express an den Flüssen, den Wäldern, den Bergen. Die Realität hatte uns wieder eingeholt, als wir in London am Kings Cross zum Stehen kamen. In genau jenem Augenblick war es vorbei gewesen. * * * Ich sah aus dem Fenster meines Zimmers und erblickte das weite Gelände des Malfoy Manors. Alles war perfekt, alles hatte seinen Platz, alles war aufeinander abgestimmt. Und doch verspürte ich keine Vorliebe für diesen Ort, denn er war kalt. Genauso kalt wie mein Vater es war. Als ich jünger gewesen war hatte ich meinen Vater respektiert - ja ihn nahezu vergöttert. Ich hatte immer so sein wollen, wie er es war, und hatte regelrecht alles dafür getan, um seine Aufmerksamkeit für mich zu gewinnen. Aber diese Zeiten waren vorbei. Ich hatte mir mit Bedauern eingestehen müssen, dass ich für ihn nicht sein geliebter Sohn war, sondern jemand, den er nach seinem Belieben gestalten und zu seinem Gehorsam erziehen konnte. Fast wie eine Marionette. Er hatte mir von Anfang an vorgeschrieben, wie ich mich zu verhalten hatte. Vor allem gegenüber Harry Potter. Und da ich nicht schon genug dunkle Gedanken zu haben schien, schlich sich Potter wieder in meinen Kopf. Es waren gerade einmal zwei Tage vergangen, seit die Ferien begonnen hatten und ich konnte mich an jedes Detail vom Tag der Abfahrt erinnern. Jeden Moment, den ich nicht damit verbrachte mich abzulenken, schwirrten Bilder von ihm in meinem Kopf umher. Ich konnte sie nicht abstellen und sie brachten mich um den Verstand, den ich zu dem Tag offensichtlich verloren hatte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Wie hatte ich so etwas zulassen und es auch noch gut finden können? Er war mein Erzfeind, zum Teufel! Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Auf der einen Seite hatte ich nun endgültige Klarheit darüber erlangt, wie Potter mit seinen Gefühlen zu mir stand. Auf der anderen Seite war nun ich es, von dem ich nicht mehr wusste welche Gefühle er für den anderen hegte. Er hatte mich mit dieser ganzen Aktion dermaßen verunsichert, dass ich momentan auf geistiger Ebene kaum noch zu gebrauchen war. Hasste ich ihn? Oder doch nicht? Aber wenn ich ihn wirklich hassen würde, hätte ich es niemals so weit kommen lassen. So gesehen konnte es gar kein Hass sein. Und der Kuss war mir auch nicht zu Wider gewesen. In welchem Verhältnis stand ich ihm dann also gegenüber? Ach du …! Das konnte doch nicht sein. Es durfte nicht so sein! Wieso hatte ich das bis jetzt noch nicht bedacht? War ich etwa in ihn verliebt!? Oh nein. Nein, nein, nein. Wann … wann war das bloß geschehen? Das war doch nicht normal! Schlimmer hätte es wahrlich nicht kommen können. Nicht nur, dass ich in jemanden – meine Gedanken stockten bei diesem Wort – verliebt war, in den ich es nicht sollte. Nein. Dieser jemand war auch noch vom gleichen Geschlecht! Wie sollte ich so etwas denn bitte mit mir - geschweige denn mit meiner Familie - vereinbaren? Und warum ging ich eigentlich davon aus, dass zwischen Potter und mir etwas laufen würde? Wollte ich das etwa? Das ging alles viel zu schnell für mich. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken und die hatte ich für die nächsten Wochen ja noch zu genüge... * * * „Dracoooo!“, rief das dunkelhaarige Mädchen, als sie mich ansah. „Was ist?“ „Sei nicht so grummelig. Ich bin einfach nur überglücklich dich zu sehen!“ Ich schüttelte den Kopf. „Na und?“ Sie fing an zu schmollen und sagte gespielt verletzt: „Nun sei doch nicht so herzlos.“ „Was erwartest du denn, Pansy? Wir spazieren schon seit mehr als einer Stunde über diese Feldwege, die du so toll findest, und du wiederholst alle fünf Minuten wie sehr du mich doch vermisst hast.“ Meine Arme verschränkend ging ich voraus und konnte sogleich einem Tuscheln hinter mir lauschen. Ich hatte mich dazu entschieden mich umzudrehen, um nachzusehen, was es da zu tuscheln gab, doch da spürte ich auch schon, wie sich zwei kräftige dunkle Arme um mich schlangen und mich zum Stehen brachten. „Sei doch ein bisschen fröhlicher! Du machst unsere ganze gute Stimmung zunichte.“, beschwerte sich Blaise gespielt. Genervt stöhnte ich auf. „Langsam bereue ich es, euch zu mir eingeladen zu haben. Ich dachte ich würde zur Abwechslung mal einen etwas erfreulicheren Tag in den Ferien verbringen können, aber das scheint gerade nicht wirklich der Fall zu sein.“ Kurz tauschten Pansy und Blaise einen vielsagend erscheinenden Blick, der mich jedoch vollkommen im Unwissenden ließ. Darauf nickte sie ihm zu. „Sag mal, Dray. Gibt es vielleicht irgendetwas, das dich beschäftigt?“, fragte der Dunkelhaarige in einem überraschend ernsten Ton, während er mich wieder losließ. „Was sollte mich denn beschäftigen?“ „Tja, naja. Es hat sich gerade stark danach angehört, als wären deine Ferien bis jetzt nicht so prickelnd gewesen.“ Wahrscheinlich konnte man in meinem Gesicht gerade ein riesiges Fragezeichen lesen, denn ich hatte absolut keine Ahnung worauf er hinaus wollte. Der Grund für meine schlechte Laune? Was – Meinte er etwa Potter?! Nein. Nein, es konnte unmöglich sein, dass er in irgendeiner Weise auch nur den kleinsten Hauch von Informationen darüber hatte bekommen können. „Erzähl schon!“, drängte Pansy nun. „Ich erzähle euch gar nichts.“ „Dann gibt es also wirklich etwas, das dich bedrückt.“, schloss sie schnell aus meiner Antwort und ich hätte mir dafür auf die Zunge beißen können. „Es gibt für mich keinen Grund, warum ich es euch erzählen sollte.“ „Beste Freunde erzählen einander, was sie bedrückt. Das ist bei jedem so, Draco.“, meinte Blaise. „Nicht wenn die Freunde einen dann auslachen würden. Oder sogar schlimmeres.“, murmelte ich vor mir her, ohne über meine Worte nachzudenken. „Wir werden ja sehen, ob wir dich dann auslachen, was ich aber bezweifle.“, versuchte Pansy mich zum Reden zu bringen. „Nein, ich werde es euch nicht sagen. Fertig. Das ist einfach viel zu peinlich, zu deprimierend, zu krank, zu abstoßend.“ Stille. Niemand sagte etwas und langsam wurde das ganze unangenehm. „Es geht um Potter.“, sagte sie langsam. Ich starrte Pansy an und verzog keine Miene. „Warum sollte es ausgerechnet etwas mit DEM zu tun haben?“, probierte ich angewidert zu klingen, was mein plötzlich erhöhter Puls jedoch nicht zuließ. Nach kurzer Zeit antwortete sie mir: „Ich weiß es, Draco.“ Sie wusste es... Sie wusste es? Nein. Ich war kurz davor alles zuzugeben, ihnen zu gestehen, dass ich meinen Erzfeind mehr als bloß mochte, aber dann redete Pansy schon weiter. „Ich weiß, dass Potter in dich verliebt ist. Und... ich habe euch gesehen.“ „Gesehen? Wo gesehen?“, brachte Blaise sich wieder ein. „Im Hogwarts Express.“, blickte Pansy mich eindringlich bei diesen Worten an. Ich war so erschlagen, von dem, was sie gerade gesagt hatte, dass ich nicht reagieren konnte. Sie wusste es also wirklich. Bei Merlins Bart! Bedeutete das etwa, sie hatte gesehen, wie wir uns geküsst hatten?! Vielleicht hat sie uns ja gesehen, bevor wir uns geküsst hatten und schloss allein aus dem Anblick von uns beiden in einem Zugabteil etwas. „Was hast du gesehen?“, fragte ich nun vorsichtig und in der Hoffnung, dass sie nicht den Kuss meinte. „Alles.“ Schlagartig wich mir alle Farbe aus dem Gesicht und jegliche Hoffnung verschwand. Also doch. „Sagt mal, Leute. Ich wusste ja, dass das Narbengesicht auf dich steht, Draco, aber bei der Sache mit dem Zug kann ich euch nicht mehr folgen. Würdet ihr mich netterweise einweihen?“ Blaise war manchmal wirklich taktlos. Und ich war immer noch sprachlos, da ich niemals damit gerechnet hätte, dass das ans Licht kommen würde. So ergriff Pansy das Wort. „Was fällt dir denn so ein, wenn du die Stichworte 'Draco', 'Potter', 'ungestört in einem Zugabteil' und 'verliebt' hörst?“ „Nein, oder?“ „Doch“, ermutigte Pansy ihn. „Nicht im Ernst!“ „Bei Merlin, sprich es bloß nicht aus oder ich ...“ Noch bevor ich meine Drohung vervollständigen konnte, war es geschehen. Die Worte kamen über seine Lippen und ich hätte im Erdboden versinken können. „Ihr habt rumgemacht!?“ Ungläubig, ja beinahe schockiert sah er mich an. Seine Wortwahl ließ mich erschaudern und so schnell, wie die Farbe mir zuvor aus dem Gesicht gewichen war, kam sie nun in doppelter Menge wieder, sodass vom Gefühl her mein ganzes Gesicht rot gefärbt war. Ich wollte und konnte im Moment nicht darauf antworten, doch dafür ließ mir Blaise auch nicht die Zeit. „Er hat dich dazu gezwungen, oder?“ „Nein.“ Blaise starrte mich an, als hätte er nicht verstanden, was ich gesagt hatte. „Nein, hat er nicht.“, wiederholte ich so ruhig wie möglich. Es brachte nichts die Wahrheit zu verbergen. Früher oder später würden sie es ohnehin herausfinden oder zumindest Pansy, da sie ja schon einiges zu wissen schien. Außerdem konnten die beiden mir vielleicht in meiner Situation weiter helfen, wenn mir denn noch zu helfen war. „Warum solltest du so etwas denn freiwillig machen?“, fragte er nun verwirrt. „Ach Blaise. Bist du wirklich so schwer von Begriff, oder tust du nur so?“ Pansy wusste anscheinend wovon sie sprach. Und genauso sicher fuhr sie fort. „Er hasst Potter nicht.“ „Was denn sonst, wenn nicht hassen?“ Er verstand es immer noch nicht und langsam wurde diese Situation immer unerträglicher für mich. Wie waren wir überhaupt auf dieses verfluchte Thema gekommen? „Draco empfindet Potter gegenüber ...“, wollte Pansy Blaise endlich aufklären, doch ich unterbrach sie sofort, als ich merkte, was sie sagen wollte. „Ich empfinde Potter gegenüber zu viel! Ich sollte ihn hassen und ich habe ihn auch gehasst. Aber in letzter Zeit fühle ich mich so komisch wenn ich an ihn denke, geschweige denn wenn ich ihn sehe! Ich verstehe nicht was da passiert, ich verstehe mich selbst nicht mehr. Ich bin nur noch verwirrt.“, konnte ich mich nicht mehr halten und sprach alles aus, was mir in genau diesem Moment durch den Kopf ging. Ich wagte es nicht einem der beiden ins Gesicht zu schauen und es blieb still, bis jemand sich in Bewegung setzte. Plötzlich spürte ich, wie mir eine Hand auf die Schulter klopfte. „Draco, Draco, Draco. Was tust du dir da bloß an?“ In Pansys Stimme klang ein ernst gemeinter bemitleidender Unterton. Und Blaise war anscheinend sprachlos, denn als ich aufsah, bewegte er sich keinen Millimeter. „Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr. Bitte helft mir.“ Wie tief war ich nur gesunken, dass ich seinetwegen, wegen Harry Potter, meine Freunde um Hilfe anbetteln musste? Ich hasste mich dafür. Ich hasste IHN dafür. Das war wirklich mehr als erbärmlich. „Du liebst diesen Schwachmaten wirklich?!“, meldete sich Blaise auf einmal entsetzt zu Wort, als hätte er erst jetzt verstanden was los war. „Nein du kannst doch nicht dieses Wort benutzen! Ich liebe ihn doch nicht! Ich … Ich … Ich weiß es nicht.“, musste ich mich schließlich geschlagen geben. „Man, ich will ja nichts sagen, aber du hast dich da echt in den Falschen verguckt. Was findest du denn an dem? Er … Er ist ein Gryffindor!“ „Blaise, halt einfach den Mund. Als ob er das nicht selbst wüsste.“ Einen kurzen Augenblick später entfaltete sich ein breites Grinsen auf Pansys Gesicht und sie wandte sich mir wieder zu. „Dray, überlass das nur mir. Ich werde dir schon weiterhelfen.“ Kapitel 11: Begehren -------------------- „... Und das ist einer der Gründe, weshalb die Kobolde Aufstände gegen die Vorherrschaft der Zauberer anführten.“ Die Kreide glitt selbstständig über die schwarze Tafel und hielt geordnet und stichpunktartig fest, was Professor Binns uns vortrug. Bis auf seine Stimme und die über das Pergament kratzenden Federn meiner Mitschüler war absolute Stille. Zaubergeschichte war wirklich eines der langweiligsten Pflichtfächer in ganz Hogwarts. Wofür brauchte man denn schon zu wissen was in der Vergangenheit passiert war? Ich spürte etwas gegen meine rechte Schulter stoßen und bemerkte, dass Blaise, der neben mir saß, mich an gestupst hatte. „Ich würde mich an deiner Stelle mit der Mitschrift beeilen. Gleich ist Unterrichtsschluss. Sonst musst du noch hier bleiben und das Tafelbild als einziger nachtragen.“, flüsterte er mir so leise wie möglich zu, was aber nicht leise genug war, denn der Professor wurde auf uns aufmerksam. „Gibt es ein Problem, Mr Zabini und Mr Malfoy?“ Kurze Stille. „Er hat mich nur gefragt, was das für ein Wort nach 'erbitterte' sein soll. Aber um ehrlich zu sein, kann ich es auch nicht lesen.“, sagte ich schnell, bevor Blaise etwas dummes entgegnen konnte. „Dann melden Sie sich doch, wenn Sie etwas nicht erkennen können. Könnte jemand den beiden Herrschaften bei der Entzifferung dieses Wortes behilflich sein? - Ja bitte, Mr Potter.“ „Es heißt 'Boykottmaßnahmen'.“ Ich musste ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass Potters Blick auf mir lag, denn ich spürte ihn deutlich in meinem Nacken. Und es lief mir kalt den Rücken herunter. Gestern, am ersten Schultag nach den Ferien, hatte ich ihm mehr oder minder erfolgreich aus dem Weg gehen können. Zumindest hatte ich nicht längere Zeit in seiner Nähe verbringen müssen, aber während des Unterrichts war das wohl unvermeidlich. „Nun bedanken Sie sich wenigstens bei Mr Potter.“, forderte Professor Binns uns auf. Widerwillig drehte ich mich nun zu Besagtem um und bei seinem Anblick fing mein Herz wieder an schneller zu schlagen. Potter schaute mich mit einem mir nicht verständlichen Ausdruck an. Seine Augen schienen mich zu durchdringen und ich musste Acht darauf geben, darauf nicht unangemessen zu reagieren. Was war das bloß für ein Gefühl, das mich jedes Mal überkam, wenn ich Potter ansah? Ich hasste es. „Danke.“, beeilte ich mich, um mich so schnell wie möglich wieder von ihm abwenden zu können und Blaise tat es mir gleich. „Gut so. Wenn Sie alle das Tafelbild übertragen haben, ist der Unterricht hiermit beendet. Keine Hausaufgaben.“ Ich packte mein unbeschriftetes Stück Pergament ein, schlug das Schulbuch zu, stand auf, machte jedoch keine Anstalten den Raum zu verlassen. Stattdessen stand ich einfach nur da und wartete. Ich wusste nur nicht worauf. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand von hinten anrempelte. „Hast du nichts besseres zu tun, als den Leuten im Weg zu stehen, Malfoy?“, bekam ich sogleich zu hören und ich sah wie ein roter Schopf an mir vorbeilief. Weaslebee. Welch ein lästiger Genosse. Legte es immer auf Streit an, doch ich reagierte nicht auf seine Anspielung. Heute nicht. Gleich hinter dem Wiesel setzte Potter einen Fuß vor den anderen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Es war seine Art, die mich heute störte. Er war so abwesend. Außerdem war er dieses Mal meinem Blick, als ich mich bei ihm bedanken sollte, gar nicht ausgewichen. Ungewöhnlich, wenn man sich seine letzten Reaktionen auf mich anschaute. „Dray! Komm schon. Pansy wartet sicher schon auf uns.“, drängte Blaise, der den kleinen Zwischenfall mit Weasley nicht mitbekommen hatte, da er schon einmal aus der Tür gegangen war und nur wieder im Klassenzimmer stand, um mich in Bewegung zu setzten. Ohne ein Wort folgte ich ihm. Es war auch besser so, dass er das dümmliche Kommentar des Wiesels nicht gehört hatte. Unnötige Aufregung. Ja, unnötig. Genau das war es. * * * Er war nicht beim Abendessen gewesen, überlegte ich als ich mich langsam von der großen Halle entfernte. Was ihn wohl davon abgehalten hatte? Seine Freunde waren doch dort gewesen. Was sollte er also alleine tun? … Und warum interessierte mich das eigentlich?! Ich schüttelte den Kopf. Das konnte mir doch egal sein. Ich schob die Tür der Jungentoilette auf und betrat diese. Mich zu den Kabinen begebend wollte ich mir gerade eine aussuchen, als sich die Tür einer auftat. Nichts ungewöhnliches auf einer Gemeinschaftstoilette, sollte man meinen. Aber das, was sich hinter dieser Tür verborgen hatte, war weit mehr als ungewöhnlich. Einige Meter von meinem Gegenüber entfernt blieb ich irritiert stehen. Er bemerkte mich zuerst nicht, doch es dauerte nicht lange, bis er den Kopf hob und bei meinem Anblick sofort scharf die Luft einzog. Nun waren wir beide wohl gleichermaßen geschockt auf den jeweils anderen zu treffen, denn der, dem ich gerade gegenüber stand, war ich selbst! Es war als würde ich mein Spiegelbild betrachten, doch dafür bewegten wir uns zu verschieden und es gab wirklich niemanden, der auch nur ansatzweise so aussah wie ich, geschweige denn es mit mir in dieser Angelegenheit aufnehmen konnte. Als der erste Schock so gut wie überwunden war, machte sich langsam Wut in mir breit. „Wer zum Teufel bist du?!“ Auf diese Frage reagierte er indem er seine Hände auf den Mund schlug und sich in Gang setzte. Er wollte flüchten! Ich lief ihm sofort hinterher, so kam er nicht weit und ich packte ihn am Schulumhang, zog ihn zu mir. „Ich frage nicht noch einmal. Du wirst mir jetzt sagen ...“ Plötzlich bemerkte ich, wie sich die Eingangstür auftat. Schlagartig hastete ich in eine der Kabinen und schleifte meinen Doppelgänger mit. Ich schloss die Tür hinter uns ab. Es war still. Nur die Schritte eines anderen hallten wieder. Draco Nummer zwei hielt sich immer noch den Mund zu, während er auf der geschlossenen Toilette saß. Ich hatte ihn wieder losgelassen und jetzt, da ich ihn näher betrachten konnte, merkte ich erst wie zerzaust seine Haare waren, wie ein leichter Schweißfilm seine Stirn benetzte und wie unordentlich seine Kleidung saß. Er wich all meinen Blicken aus und der Ausdruck in seinen Augen war mit Panik gleich zu setzten. Auf einmal durchfuhr mich der Gedanke, was für einen Eindruck es auf jemanden machen würde zwei paar Füße in EINER Kabine zu sehen. Auf der Jungentoilette. „Füße hoch!“, flüsterte ich hastig. Erst verständnislos, dann offensichtlich begreifend worauf ich hinaus wollte, zog er schnell seine Beine an, stieß dabei gegen eine Kabinenwand und verursachte ein Geräusch, das laut und deutlich zu hören war. Dafür warf ich ihm einen wütenden Blick zu. Niemand durfte uns hier SO entdecken. Vor allem, da ich nicht wusste, mit wem ich es zu tun hatte. Aber das würde ich noch herausfinden. So ein Vielsafttrank wirkte immerhin nur eine Stunde. Trotzdem fragte ich mich wer und WOZU sich jemand in mich verwandeln sollte. Wollte er mich in irgendeiner Art bloßstellen? Mich lächerlich machen? Oder gar spionieren? Und was, wenn es gar kein 'er' war, sondern eine 'sie'? Das Geräusch einer abschließenden Tür riss mich aus meinen Gedanken. Der störende Gast hatte sich eine Kabine ganz in der Nähe ausgesucht, vielleicht ein, zwei Türen weiter. Ich hörte einen ungleichmäßig lauten Atem von meinem Doppelgänger kommen. Wenn ich erfuhr, wer er war, würde er noch sein blaues Wunder erleben. Ich musterte ihn von oben bis unten. Die ganze Zeit. Es war ein komisches Gefühl sich selbst als eine andere Person zu sehen. Und auf einmal entdeckte ich eine braune Strähne hinter seinem Ohr. Das Braun stach deutlich hervor und bildete einen unübersehbaren Kontrast zu dem hellen Haar. Meine Lippen formten ein schadenfrohes Grinsen. Es war soweit. Immer mehr der wunderschönen silberblonden Haare verfärbten sich zu braunen. Fragend schaute er mich an, als er mein Grinsen bemerkte, fasste sich ins Gesicht, welches sich kurz zuvor angefangen hatte zu verformen, und stellte mit noch mehr Panik fest, dass die Wirkung des Vielsafttrankes nun nachließ. Gespannt wartete ich auf die volle Rückverwandlung, während ich zusah wie die Augenfarbe von eisgrau zu smaragdgrün wechselte. Diese Augen zogen mich in einen Bann. Sie fesselten mich auf eine mir unerklärliche Art und erinnerten mich an die grünen Augen Potters. Erst als er unseren Blickkontakt unterbrach, indem er zur Seite schaute, erkannte ich mit Entsetzten nun deutlich das wahre Gesicht meines Gegenübers, welches mich unweigerlich an die letzte Zugfahrt mit IHM denken ließ. Mein Blick wanderte weiter herunter und blieb an seinem Mund hängen. Ich biss mir auf meine Unterlippe, sodass es schmerzte. Reiß dich zusammen, Draco! Potter hat deinen Körper missbraucht und du denkst an SOWAS?! Entsetzten wurde jetzt endgültig zu Wut. Ich musste mich wirklich beherrschen nicht los zu brüllen, solange wir nicht alleine waren. Und unsere Gesellschaft ließ sich wirklich Zeit. Eine einrastende Tür war zu hören. Jetzt waren es endlich nur noch wir zwei. KLATSCH. „Was fällt dir eigentlich ein meine Gestalt anzunehmen?!“, schrie ich Potter aus der Kabine stürmend an. Ich drehte mich um und sah ihn mit gesenktem Kopf und einer Hand auf der Wange, an der ich ihn gerade geohrfeigt hatte, dasitzen. Welch ein erbärmlicher Anblick. Und das sollte wirklich der Auserwählte sein, der sich dem dunklen Lord stellen musste? Lächerlich. Er konnte sich ja nicht einmal gegen mich wehren, wie es aussah. Und warum reagierte er nicht auf meine Frage? Ich ging wieder zu ihm. „Antworte gefälligst, wenn ich dich etwas ...“, verstummte ich, als ich ihn dazu zwang mich anzusehen und eine Träne über seine Wange sehen lief. Was ...? Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Plötzlich stieß er mich von sich und ich fiel beinahe zu Boden, als er an mir vorbeihuschte und mich am Kragen packte. „Das ist alles deine Schuld! Warum machst du das mit mir? - Im Zug! Im Zug warst du …!“ „WAS war ich im Zug? DU hast dich an MICH rangeschmissen, du Schwuchtel! Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, schrie ich zurück, während mir mein Herz aus der Brust zu springen drohte. „Warum wolltest du dich überhaupt in mich verwandeln? Was hat dir das gebracht? Ich will wissen, was du mit meinem Körper angestellt hast, Potter! Du bist doch scharf auf mich. Gib's zu!“ Es war ungewohnt still als wir beide für einen Moment aufhörten uns anzubrüllen und meine letzten Worte noch aushallten. Inzwischen hatte er mich wieder losgelassen und wir waren ein wenig auf Abstand gegangen. „Ich bin also scharf auf dich? Und wie sieht es mit dir aus, DRACO?“, benutzte er absichtlich meinen Vornamen, was auch seine Wirkung zeigte, denn es schauderte mich und ich bekam eine Gänsehaut. „Du nennst mich eine Schwuchtel? Dabei hast DU doch gewisse Träume von mir gehabt, noch bevor wirklich etwas in diesem Sinne zwischen uns vorgefallen ist.“ „Woher weißt du das?! Ich habe es niemandem erzählt!“, rief ich und biss mir für meine unglaubliche Dummheit gleich auf meine Zunge. Damit hatte ich mich gerade selbst verraten. „Na bitte, da haben wir es ja.“ Mir gefiel absolut nicht, wie sich dieses Gespräch entwickelte. Ich musste das ändern. Sofort. „Und du willst allein aufgrund von unbedeutenden Träumen behaupten, dass ich ausgerechnet auf DICH stehe, obwohl ich haben könnte, wen ich wollte? Meinst du nicht du bildest dir ein WENIG zu viel ein?“, konterte ich und stellte mich ganz dicht vor ihn, ohne dass er zurückwich. „Immerhin bin nicht ich es, der hier mit einem GEWISSEN PROBLEM dasteht.“, stellte ich fest und packte dabei gezielt zwischen seine Beine. Darauf bekam ich auch schon eine Bestätigung zu hören, denn durch meine Berührung musste Potter aufkeuchen, und das, was ich nun deutlich in meiner Hand spürte, sprach ebenfalls für sich. Zu meiner großen Besorgnis empfand ich jedoch nichts davon als ekelerregend und ich musste mich wieder an gewisse Dinge erinnern, die ich mit ihm getan hatte als wir allein im Zugabteil gewesen waren. Auf einmal glühten mich zwei grüne Augen vor Lust an und ich spürte das Verlangen in mir wachsen, alles mit ihm zu wiederholen und noch viel weiter zu gehen. Ohne, dass ich es bemerkt hatte, hatte Potter angefangen sich an mir zu reiben und es fühlte sich so gut an. Aber genauso war es falsch. Ich DURFTE das hier nicht tun, also verschaffte ich mir wieder meinen Freiraum. „Hör auf!“ „Du kannst jetzt nicht gehen! Ich habe deinen Blick gesehen, Draco, und das war sicher keine Abscheu.“, versuchte Potter mich zurück zu halten. „Lass mich in Ruhe, Potter! Du nervst mich, verdammt nochmal!“ Mit diesen Worten lief ich aus der Jungentoilette hinaus. Egal wohin, ich musste nur weg von IHM, bevor ich noch etwas Dummes anstellte. In Eile ging ich zu den großen Treppen, nahm gerade die, die mir einen Weg nach oben gewährte, und wusste nicht wohin mich diese brachten. Ich betrat einen Gang, den ich nicht erkannte, denn meine Konzentrationsfähigkeit ließ im Moment wegen anderweitigen Gedanken ganz schön zu wünschen übrig. DAS gerade war ziemlich knapp gewesen. Viel zu gefährlich. Dieser Idiot! Hatte er denn gar keine Bedenken? Keine Angst vor den Folgen? Der Zukunft? Aber nein, er musste ja wieder der Mutige sein und alles wagen, ohne Rücksicht auf Verluste und die Gefühle der anderen. Auf MEINE Gefühle. Aber was fühlte ich denn nun eigentlich? Und hatte ich mir diese Frage nicht schon einmal gestellt und sie damit beantwortet, dass ich mich entgegen aller Vernunft in Potter verliebt hatte? Ich bleib stehen und schaute mich um. Wieder an der großen Treppe stehend sah ich Schüler auf und ab rennen. Meine Füße hatten mich wieder zurück geführt, noch ehe ich mich bewusst dazu entschieden hatte. Alles in meinem Körper verlangte einfach viel zu sehr nach ihm, als dass ich dieses Gefühl einfach unterdrücken könnte. Kaum eine Minute später stand ich wieder in dem Korridor, auf dem die Jungentoilette lag, und absolut niemand war zu sehen. WAS tat ich da eigentlich? Nur weil ich ihn gerade begehrte, musste ich ihm noch lange nicht HINTERHERRENNEN. Er war derjenige, der das alles hier begonnen hatte, also sollte auch er es sein, der MIR hinterherlief. Ich machte auf dem Absatz kehrt, lief blind den Korridor entlang und rannte direkt in jemanden rein. „So sieht man sich wieder.“ Diese Stimme! Als ich aufschaute, stockte mir der Atem. Potter hielt mich in den Armen, da ich andernfalls gestolpert und gefallen wäre. Das Schicksal meinte es heute wirklich nicht gut mit mir. Musste ich diesen Fehler begehen? Auf einmal wurde sein Griff fester. „Lass mich los, Potter! Wer weiß, wer uns hier sehen könnte!“, zischte ich ihm leise zu, woraufhin er seine Arme sinken ließ, mich stattdessen aber eindringlich ansah. „Läufst du jetzt wieder vor mir davon?“, fragte er ernst. Davonlaufen? Ich starrte ihn entgeistert an. Wie kam er denn darauf, dass ich davonlaufen würde? Und warum 'wieder'? Ich war doch nicht … oder etwa doch? „Nein.“ Sichtlich überrascht von meiner festen Antwort wusste er nichts zu entgegnen. Ein Stück weiter hinter ihm entdeckte ich eine Tür. Ohne groß darüber nachzudenken nahm ich seine Hand, ging auf diese Tür zu und öffnete sie. Wir betraten einen kleinen Raum mit gedämpftem Licht, eingerichtet wie ein Schlafzimmer, denn ein großes Bett stand an einer Wand und füllte die Mitte des Raumes. Es war ein Raum, von dem einige nie erfuhren. „Wir sind im Raum der Wünsche.“ „Das sind wir.“, bestätigte ich. Auf einmal wurde ich nervös, als ich merkte, dass wir nun völlig alleine waren und wir immer noch unsere Hände ineinander gehakt hatten. Potter – nein, Harry drückte meine Hand für einige Sekunden etwas fester, bevor er sich loslöste und auf den Rand des Bettes setzte. Er schaute nachdenklich zu Boden und ich blieb einfach vor der Tür stehen. Minutenlang passierte nichts. Absolute Stille. Bei Merlin, ich hielt das einfach nicht mehr länger aus! Ich setze mich ebenfalls auf die Bettkante dicht neben ihn. Meine Nervosität hatte inzwischen nicht nachgelassen und war gerade dabei noch schlimmer zu werden. Mich mit der einen Hand auf dem Bett abstützend, hob ich die andere, strich Harry damit über seine Wange und wartete auf eine Reaktion. Er fing an zu zittern und kaute auf seiner Unterlippe herum. Genug. Ich drehte seinen Kopf zu mir und fing kurz seinen Blick auf, bevor ich meine Augen schloss und ihn einfach küsste. Es war kein intensiver Kuss, aber es war ein Anfang. Als wir wieder voneinander abließen, schauten wir uns einfach nur an, musterten uns, bis ich ein Lächeln nicht mehr zurückhalten konnte. Harry wollte gerade etwas sagen, aber da verschloss ich seinen Mund wieder mit meinem. Ich drückte ihn nieder, sodass er nun neben mir lag und erst als ich ihn mir jetzt anschaute, wie er mit einem nach mir förmlich schreienden Blick dalag, bemerkte ich, dass seine Schulkleidung nicht die Gryffindor typischen Rot- und Goldtöne hatte und dass er immer noch keine Brille trug. Es war ein seltsamer Anblick Harry so in den Farben eines Slytherins gekleidet zu sehen. „Draco.“, flüsterte Harry auf einmal. „Komm her zu mir.“ Ich musste grinsen, setzte mich breitbeinig auf sein Becken, spürte die Wölbung in seiner Hose deutlich unter mir und beugte mich zu ihm herunter, um ihn abermals zu küssen. Dabei schlang er seine Arme um mich und meine Hände glitten unter sein Hemd, lockerten nebenbei noch seine Krawatte. Harry fing an zu keuchen und unsere Küsse wurden immer heftiger, immer leidenschaftlicher. „Weißt du eigentlich, dass dir diese Farben gar nicht stehen?“, wisperte ich an sein Ohr zwischen den Küssen. „Und was möchtest du, das ich dagegen tue?“ Meine Mundwinkel hoben sich. Nun machte ich mich an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen. Einen nach dem anderen öffnete ich und immer mehr der so begehrenswerten Haut wurde entblößt. Nachdem ich alle aufgeknöpft hatte, setzte er sich wieder auf und ich fing an seine Halsbeuge zu liebkosen, sodass Harry suefzen musste. Mein Herz pulsierte wie verrückt und mein Körper verlangte nach mehr. Mehr Lust. Mehr Leidenschaft. Während ich mir ebenfalls mein Hemd auszog, streifte er sich seines von den Schultern und nun saßen wir uns mit nackten Oberkörpern gegenüber. Wir ließen kaum zwei Sekunden verstreichen, bis wir uns wieder in den Armen lagen, unsere Lippen sich wieder gefunden hatten und unsere angeschwollenen Männlichkeiten aufeinander trafen. Als ich ihn an dieser Stelle spürte, konnte ich nicht kontrollieren, dass mein Körper reagierte und mein Becken sich an seinem rieb. Inzwischen wieder liegend krallte ich meine Hände in seine samtweichen Haare und spürte wie seine meinen Rücken entlang bis zu meiner Hose glitten und diese öffneten. Ich konnte und wollte ein lautes Aufstöhnen nicht unterdrücken, als er meine Erektion berührte und begann durch den Stoff über diese zu streichen. Schon nach einigen Momenten fuhr er unter den Bund meiner Unterwäsche und berührte meine Spitze. „Bei Merlin, Harry!“ Es war einfach unglaublich, wie sich das hier anfühlte. Aber auch ich hatte das Bedürfnis ihn auf diese Art zu berühren, also tat ich es ihm gleich. So lagen wir da im Raum der Wünsche, den jeweils anderen befriedigend und zwischen all den Küssen keuchend. „Warte … Warte mal.“, brachte ich mit Mühe hervor und entfernte unterdessen seine mich berührende Hand. Ich legte unsere Glieder aneinander, spürte seine Hitze an mir, umschloss beide mit einer Hand und fuhr gleichbleibend auf und ab. Harry wandte sich dabei unter mir, nahm seine Hand wieder dazu und machte mit. Es war ein wundervolles Gefühl ihm eine solche Lust bereiten zu können. „Oh Draco.“, stöhnte er meinen Namen. Leidenschaftlich rieben wir uns aneinander, streichelten uns, küssten uns. Während all dessen kamen Gefühle in mir auf, die ich zu keiner Zeit in meinem Leben hatte genießen dürfen. Wie in einem Traum verschwammen die Grenzen zur Realität und immer weiter steigerten wir und in diesen Liebesakt hinein. Wie konnte bloß etwas, das sich so richtig anfühlte, nur so falsch sein? Ich mochte gar nicht daran denken, dass ich gerade einen Fehler beging. Nie hatte ich mich glücklicher gefühlt, als in diesem Moment, und nie mehr wollte ich dieses Glücksgefühl missen, daher würde ich die Konsequenzen in Kauf nehmen. Ich würde mich damit auseinandersetzten, was das hier nach sich tragen würde. Nur wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie fatal die Folgen wirklich sein würden. Kapitel 12: Begehren (gekürzt) ------------------------------ „... Und das ist einer der Gründe, weshalb die Kobolde Aufstände gegen die Vorherrschaft der Zauberer anführten.“ Die Kreide glitt selbstständig über die schwarze Tafel und hielt geordnet und stichpunktartig fest, was Professor Binns uns vortrug. Bis auf seine Stimme und die über das Pergament kratzenden Federn meiner Mitschüler war absolute Stille. Zaubergeschichte war wirklich eines der langweiligsten Pflichtfächer in ganz Hogwarts. Wofür brauchte man denn schon zu wissen was in der Vergangenheit passiert war? Ich spürte etwas gegen meine rechte Schulter stoßen und bemerkte, dass Blaise, der neben mir saß, mich an gestupst hatte. „Ich würde mich an deiner Stelle mit der Mitschrift beeilen. Gleich ist Unterrichtsschluss. Sonst musst du noch hier bleiben und das Tafelbild als einziger nachtragen.“, flüsterte er mir so leise wie möglich zu, was aber nicht leise genug war, denn der Professor wurde auf uns aufmerksam. „Gibt es ein Problem, Mr Zabini und Mr Malfoy?“ Kurze Stille. „Er hat mich nur gefragt, was das für ein Wort nach 'erbitterte' sein soll. Aber um ehrlich zu sein, kann ich es auch nicht lesen.“, sagte ich schnell, bevor Blaise etwas dummes entgegnen konnte. „Dann melden Sie sich doch, wenn Sie etwas nicht erkennen können. Könnte jemand den beiden Herrschaften bei der Entzifferung dieses Wortes behilflich sein? - Ja bitte, Mr Potter.“ „Es heißt 'Boykottmaßnahmen'.“ Ich musste ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass Potters Blick auf mir lag, denn ich spürte ihn deutlich in meinem Nacken. Und es lief mir kalt den Rücken herunter. Gestern, am ersten Schultag nach den Ferien, hatte ich ihm mehr oder minder erfolgreich aus dem Weg gehen können. Zumindest hatte ich nicht längere Zeit in seiner Nähe verbringen müssen, aber während des Unterrichts war das wohl unvermeidlich. „Nun bedanken Sie sich wenigstens bei Mr Potter.“, forderte Professor Binns uns auf. Widerwillig drehte ich mich nun zu Besagtem um und bei seinem Anblick fing mein Herz wieder an schneller zu schlagen. Potter schaute mich mit einem mir nicht verständlichen Ausdruck an. Seine Augen schienen mich zu durchdringen und ich musste Acht darauf geben, darauf nicht unangemessen zu reagieren. Was war das bloß für ein Gefühl, das mich jedes Mal überkam, wenn ich Potter ansah? Ich hasste es. „Danke.“, beeilte ich mich, um mich so schnell wie möglich wieder von ihm abwenden zu können und Blaise tat es mir gleich. „Gut so. Wenn Sie alle das Tafelbild übertragen haben, ist der Unterricht hiermit beendet. Keine Hausaufgaben.“ Ich packte mein unbeschriftetes Stück Pergament ein, schlug das Schulbuch zu, stand auf, machte jedoch keine Anstalten den Raum zu verlassen. Stattdessen stand ich einfach nur da und wartete. Ich wusste nur nicht worauf. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand von hinten anrempelte. „Hast du nichts besseres zu tun, als den Leuten im Weg zu stehen, Malfoy?“, bekam ich sogleich zu hören und ich sah wie ein roter Schopf an mir vorbeilief. Weaslebee. Welch ein lästiger Genosse. Legte es immer auf Streit an, doch ich reagierte nicht auf seine Anspielung. Heute nicht. Gleich hinter dem Wiesel setzte Potter einen Fuß vor den anderen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Es war seine Art, die mich heute störte. Er war so abwesend. Außerdem war er dieses Mal meinem Blick, als ich mich bei ihm bedanken sollte, gar nicht ausgewichen. Ungewöhnlich, wenn man sich seine letzten Reaktionen auf mich anschaute. „Dray! Komm schon. Pansy wartet sicher schon auf uns.“, drängte Blaise, der den kleinen Zwischenfall mit Weasley nicht mitbekommen hatte, da er schon einmal aus der Tür gegangen war und nur wieder im Klassenzimmer stand, um mich in Bewegung zu setzten. Ohne ein Wort folgte ich ihm. Es war auch besser so, dass er das dümmliche Kommentar des Wiesels nicht gehört hatte. Unnötige Aufregung. Ja, unnötig. Genau das war es. * * * Er war nicht beim Abendessen gewesen, überlegte ich als ich mich langsam von der großen Halle entfernte. Was ihn wohl davon abgehalten hatte? Seine Freunde waren doch dort gewesen. Was sollte er also alleine tun? … Und warum interessierte mich das eigentlich?! Ich schüttelte den Kopf. Das konnte mir doch egal sein. Ich schob die Tür der Jungentoilette auf und betrat diese. Mich zu den Kabinen begebend wollte ich mir gerade eine aussuchen, als sich die Tür einer auftat. Nichts ungewöhnliches auf einer Gemeinschaftstoilette, sollte man meinen. Aber das, was sich hinter dieser Tür verborgen hatte, war weit mehr als ungewöhnlich. Einige Meter von meinem Gegenüber entfernt blieb ich irritiert stehen. Er bemerkte mich zuerst nicht, doch es dauerte nicht lange, bis er den Kopf hob und bei meinem Anblick sofort scharf die Luft einzog. Nun waren wir beide wohl gleichermaßen geschockt auf den jeweils anderen zu treffen, denn der, dem ich gerade gegenüber stand, war ich selbst! Es war als würde ich mein Spiegelbild betrachten, doch dafür bewegten wir uns zu verschieden und es gab wirklich niemanden, der auch nur ansatzweise so aussah wie ich, geschweige denn es mit mir in dieser Angelegenheit aufnehmen konnte. Als der erste Schock so gut wie überwunden war, machte sich langsam Wut in mir breit. „Wer zum Teufel bist du?!“ Auf diese Frage reagierte er indem er seine Hände auf den Mund schlug und sich in Gang setzte. Er wollte flüchten! Ich lief ihm sofort hinterher, so kam er nicht weit und ich packte ihn am Schulumhang, zog ihn zu mir. „Ich frage nicht noch einmal. Du wirst mir jetzt sagen ...“ Plötzlich bemerkte ich, wie sich die Eingangstür auftat. Schlagartig hastete ich in eine der Kabinen und schleifte meinen Doppelgänger mit. Ich schloss die Tür hinter uns ab. Es war still. Nur die Schritte eines anderen hallten wieder. Draco Nummer zwei hielt sich immer noch den Mund zu, während er auf der geschlossenen Toilette saß. Ich hatte ihn wieder losgelassen und jetzt, da ich ihn näher betrachten konnte, merkte ich erst wie zerzaust seine Haare waren, wie ein leichter Schweißfilm seine Stirn benetzte und wie unordentlich seine Kleidung saß. Er wich all meinen Blicken aus und der Ausdruck in seinen Augen war mit Panik gleich zu setzten. Auf einmal durchfuhr mich der Gedanke, was für einen Eindruck es auf jemanden machen würde zwei paar Füße in EINER Kabine zu sehen. Auf der Jungentoilette. „Füße hoch!“, flüsterte ich hastig. Erst verständnislos, dann offensichtlich begreifend worauf ich hinaus wollte, zog er schnell seine Beine an, stieß dabei gegen eine Kabinenwand und verursachte ein Geräusch, das laut und deutlich zu hören war. Dafür warf ich ihm einen wütenden Blick zu. Niemand durfte uns hier SO entdecken. Vor allem, da ich nicht wusste, mit wem ich es zu tun hatte. Aber das würde ich noch herausfinden. So ein Vielsafttrank wirkte immerhin nur eine Stunde. Trotzdem fragte ich mich wer und WOZU sich jemand in mich verwandeln sollte. Wollte er mich in irgendeiner Art bloßstellen? Mich lächerlich machen? Oder gar spionieren? Und was, wenn es gar kein 'er' war, sondern eine 'sie'? Das Geräusch einer abschließenden Tür riss mich aus meinen Gedanken. Der störende Gast hatte sich eine Kabine ganz in der Nähe ausgesucht, vielleicht ein, zwei Türen weiter. Ich hörte einen ungleichmäßig lauten Atem von meinem Doppelgänger kommen. Wenn ich erfuhr, wer er war, würde er noch sein blaues Wunder erleben. Ich musterte ihn von oben bis unten. Die ganze Zeit. Es war ein komisches Gefühl sich selbst als eine andere Person zu sehen. Und auf einmal entdeckte ich eine braune Strähne hinter seinem Ohr. Das Braun stach deutlich hervor und bildete einen unübersehbaren Kontrast zu dem hellen Haar. Meine Lippen formten ein schadenfrohes Grinsen. Es war soweit. Immer mehr der wunderschönen silberblonden Haare verfärbten sich zu braunen. Fragend schaute er mich an, als er mein Grinsen bemerkte, fasste sich ins Gesicht, welches sich kurz zuvor angefangen hatte zu verformen, und stellte mit noch mehr Panik fest, dass die Wirkung des Vielsafttrankes nun nachließ. Gespannt wartete ich auf die volle Rückverwandlung, während ich zusah wie die Augenfarbe von eisgrau zu smaragdgrün wechselte. Diese Augen zogen mich in einen Bann. Sie fesselten mich auf eine mir unerklärliche Art und erinnerten mich an die grünen Augen Potters. Erst als er unseren Blickkontakt unterbrach, indem er zur Seite schaute, erkannte ich mit Entsetzten nun deutlich das wahre Gesicht meines Gegenübers, welches mich unweigerlich an die letzte Zugfahrt mit IHM denken ließ. Mein Blick wanderte weiter herunter und blieb an seinem Mund hängen. Ich biss mir auf meine Unterlippe, sodass es schmerzte. Reiß dich zusammen, Draco! Potter hat deinen Körper missbraucht und du denkst an SOWAS?! Entsetzten wurde jetzt endgültig zu Wut. Ich musste mich wirklich beherrschen nicht los zu brüllen, solange wir nicht alleine waren. Und unsere Gesellschaft ließ sich wirklich Zeit. Eine einrastende Tür war zu hören. Jetzt waren es endlich nur noch wir zwei. KLATSCH. „Was fällt dir eigentlich ein meine Gestalt anzunehmen?!“, schrie ich Potter aus der Kabine stürmend an. Ich drehte mich um und sah ihn mit gesenktem Kopf und einer Hand auf der Wange, an der ich ihn gerade geohrfeigt hatte, dasitzen. Welch ein erbärmlicher Anblick. Und das sollte wirklich der Auserwählte sein, der sich dem dunklen Lord stellen musste? Lächerlich. Er konnte sich ja nicht einmal gegen mich wehren, wie es aussah. Und warum reagierte er nicht auf meine Frage? Ich ging wieder zu ihm. „Antworte gefälligst, wenn ich dich etwas ...“, verstummte ich, als ich ihn dazu zwang mich anzusehen und eine Träne über seine Wange sehen lief. Was ...? Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Plötzlich stieß er mich von sich und ich fiel beinahe zu Boden, als er an mir vorbeihuschte und mich am Kragen packte. „Das ist alles deine Schuld! Warum machst du das mit mir? - Im Zug! Im Zug warst du …!“ „WAS war ich im Zug? DU hast dich an MICH rangeschmissen, du Schwuchtel! Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, schrie ich zurück, während mir mein Herz aus der Brust zu springen drohte. „Warum wolltest du dich überhaupt in mich verwandeln? Was hat dir das gebracht? Ich will wissen, was du mit meinem Körper angestellt hast, Potter! Du bist doch scharf auf mich. Gib's zu!“ Es war ungewohnt still als wir beide für einen Moment aufhörten uns anzubrüllen und meine letzten Worte noch aushallten. Inzwischen hatte er mich wieder losgelassen und wir waren ein wenig auf Abstand gegangen. „Ich bin also scharf auf dich? Und wie sieht es mit dir aus, DRACO?“, benutzte er absichtlich meinen Vornamen, was auch seine Wirkung zeigte, denn es schauderte mich und ich bekam eine Gänsehaut. „Du nennst mich eine Schwuchtel? Dabei hast DU doch gewisse Träume von mir gehabt, noch bevor wirklich etwas in diesem Sinne zwischen uns vorgefallen ist.“ „Woher weißt du das?! Ich habe es niemandem erzählt!“, rief ich und biss mir für meine unglaubliche Dummheit gleich auf meine Zunge. Damit hatte ich mich gerade selbst verraten. „Na bitte, da haben wir es ja.“ Mir gefiel absolut nicht, wie sich dieses Gespräch entwickelte. Ich musste das ändern. Sofort. „Und du willst allein aufgrund von unbedeutenden Träumen behaupten, dass ich ausgerechnet auf DICH stehe, obwohl ich haben könnte, wen ich wollte? Meinst du nicht du bildest dir ein WENIG zu viel ein?“, konterte ich und stellte mich ganz dicht vor ihn, ohne dass er zurückwich. „Immerhin bin nicht ich es, der hier mit einem GEWISSEN PROBLEM dasteht.“, stellte ich fest und packte dabei gezielt zwischen seine Beine. Darauf bekam ich auch schon eine Bestätigung zu hören, denn durch meine Berührung musste Potter aufkeuchen, und das, was ich nun deutlich in meiner Hand spürte, sprach ebenfalls für sich. Zu meiner großen Besorgnis empfand ich jedoch nichts davon als ekelerregend und ich musste mich wieder an gewisse Dinge erinnern, die ich mit ihm getan hatte als wir allein im Zugabteil gewesen waren. Auf einmal glühten mich zwei grüne Augen vor Lust an und ich spürte das Verlangen in mir wachsen, alles mit ihm zu wiederholen und noch viel weiter zu gehen. Ohne, dass ich es bemerkt hatte, hatte Potter angefangen sich an mir zu reiben und es fühlte sich so gut an. Aber genauso war es falsch. Ich DURFTE das hier nicht tun, also verschaffte ich mir wieder meinen Freiraum. „Hör auf!“ „Du kannst jetzt nicht gehen! Ich habe deinen Blick gesehen, Draco, und das war sicher keine Abscheu.“, versuchte Potter mich zurück zu halten. „Lass mich in Ruhe, Potter! Du nervst mich, verdammt nochmal!“ Mit diesen Worten lief ich aus der Jungentoilette hinaus. Egal wohin, ich musste nur weg von IHM, bevor ich noch etwas Dummes anstellte. In Eile ging ich zu den großen Treppen, nahm gerade die, die mir einen Weg nach oben gewährte, und wusste nicht wohin mich diese brachten. Ich betrat einen Gang, den ich nicht erkannte, denn meine Konzentrationsfähigkeit ließ im Moment wegen anderweitigen Gedanken ganz schön zu wünschen übrig. DAS gerade war ziemlich knapp gewesen. Viel zu gefährlich. Dieser Idiot! Hatte er denn gar keine Bedenken? Keine Angst vor den Folgen? Der Zukunft? Aber nein, er musste ja wieder der Mutige sein und alles wagen, ohne Rücksicht auf Verluste und die Gefühle der anderen. Auf MEINE Gefühle. Aber was fühlte ich denn nun eigentlich? Und hatte ich mir diese Frage nicht schon einmal gestellt und sie damit beantwortet, dass ich mich entgegen aller Vernunft in Potter verliebt hatte? Ich bleib stehen und schaute mich um. Wieder an der großen Treppe stehend sah ich Schüler auf und ab rennen. Meine Füße hatten mich wieder zurück geführt, noch ehe ich mich bewusst dazu entschieden hatte. Alles in meinem Körper verlangte einfach viel zu sehr nach ihm, als dass ich dieses Gefühl einfach unterdrücken könnte. Kaum eine Minute später stand ich wieder in dem Korridor, auf dem die Jungentoilette lag, und absolut niemand war zu sehen. WAS tat ich da eigentlich? Nur weil ich ihn gerade begehrte, musste ich ihm noch lange nicht HINTERHERRENNEN. Er war derjenige, der das alles hier begonnen hatte, also sollte auch er es sein, der MIR hinterherlief. Ich machte auf dem Absatz kehrt, lief blind den Korridor entlang und rannte direkt in jemanden rein. „So sieht man sich wieder.“ Diese Stimme! Als ich aufschaute, stockte mir der Atem. Potter hielt mich in den Armen, da ich andernfalls gestolpert und gefallen wäre. Das Schicksal meinte es heute wirklich nicht gut mit mir. Musste ich diesen Fehler begehen? Auf einmal wurde sein Griff fester. „Lass mich los, Potter! Wer weiß, wer uns hier sehen könnte!“, zischte ich ihm leise zu, woraufhin er seine Arme sinken ließ, mich stattdessen aber eindringlich ansah. „Läufst du jetzt wieder vor mir davon?“, fragte er ernst. Davonlaufen? Ich starrte ihn entgeistert an. Wie kam er denn darauf, dass ich davonlaufen würde? Und warum 'wieder'? Ich war doch nicht … oder etwa doch? „Nein.“ Sichtlich überrascht von meiner festen Antwort wusste er nichts zu entgegnen. Ein Stück weiter hinter ihm entdeckte ich eine Tür. Ohne groß darüber nachzudenken nahm ich seine Hand, ging auf diese Tür zu und öffnete sie. Wir betraten einen kleinen Raum mit gedämpftem Licht, eingerichtet wie ein Schlafzimmer, denn ein großes Bett stand an einer Wand und füllte die Mitte des Raumes. Es war ein Raum, von dem einige nie erfuhren. „Wir sind im Raum der Wünsche.“ „Das sind wir.“, bestätigte ich. Auf einmal wurde ich nervös, als ich merkte, dass wir nun völlig alleine waren und wir immer noch unsere Hände ineinander gehakt hatten. Potter – nein, Harry drückte meine Hand für einige Sekunden etwas fester, bevor er sich loslöste und auf den Rand des Bettes setzte. Er schaute nachdenklich zu Boden und ich blieb einfach vor der Tür stehen. Minutenlang passierte nichts. Absolute Stille. Bei Merlin, ich hielt das einfach nicht mehr länger aus! Ich setze mich ebenfalls auf die Bettkante dicht neben ihn. Meine Nervosität hatte inzwischen nicht nachgelassen und war gerade dabei noch schlimmer zu werden. Mich mit der einen Hand auf dem Bett abstützend, hob ich die andere, strich Harry damit über seine Wange und wartete auf eine Reaktion. Er fing an zu zittern und kaute auf seiner Unterlippe herum. Genug. Ich drehte seinen Kopf zu mir und fing kurz seinen Blick auf, bevor ich meine Augen schloss und ihn einfach küsste. Es war kein intensiver Kuss, aber es war ein Anfang. Als wir wieder voneinander abließen, schauten wir uns einfach nur an, musterten uns, bis ich ein Lächeln nicht mehr zurückhalten konnte. Harry wollte gerade etwas sagen, aber da verschloss ich seinen Mund wieder mit meinem. Ich drückte ihn nieder, sodass er nun neben mir lag und erst als ich ihn mir jetzt anschaute, wie er mit einem nach mir förmlich schreienden Blick dalag, bemerkte ich, dass seine Schulkleidung nicht die Gryffindor typischen Rot- und Goldtöne hatte und dass er immer noch keine Brille trug. Es war ein seltsamer Anblick Harry so in den Farben eines Slytherins gekleidet zu sehen. „Draco.“, flüsterte Harry auf einmal. „Komm her zu mir.“ Ich musste grinsen, setzte mich breitbeinig auf sein Becken, spürte die Wölbung in seiner Hose deutlich unter mir und beugte mich zu ihm herunter, um ihn abermals zu küssen. Dabei schlang er seine Arme um mich und meine Hände glitten unter sein Hemd, lockerten nebenbei noch seine Krawatte. Harry fing an zu keuchen und unsere Küsse wurden immer heftiger, immer leidenschaftlicher. „Weißt du eigentlich, dass dir diese Farben gar nicht stehen?“, wisperte ich an sein Ohr zwischen den Küssen. „Und was möchtest du, das ich dagegen tue?“ Meine Mundwinkel hoben sich. Nun machte ich mich an den Knöpfen seines Hemdes zu schaffen. Einen nach dem anderen öffnete ich und immer mehr der so begehrenswerten Haut wurde entblößt. Nachdem ich alle aufgeknöpft hatte, setzte er sich wieder auf und ich fing an seine Halsbeuge zu liebkosen, sodass Harry suefzen musste. Mein Herz pulsierte wie verrückt und mein Körper verlangte nach mehr. Mehr Lust. Mehr Leidenschaft. Während ich mir ebenfalls mein Hemd auszog, streifte er sich seines von den Schultern und nun saßen wir uns mit nackten Oberkörpern gegenüber. Wir ließen kaum zwei Sekunden verstreichen, bis wir uns wieder in den Armen lagen, unsere Lippen sich wieder gefunden hatten und unsere angeschwollenen Männlichkeiten aufeinander trafen. Als ich ihn an dieser Stelle spürte, konnte ich nicht kontrollieren, dass mein Körper reagierte und mein Becken sich an seinem rieb. Während all dessen kamen Gefühle in mir auf, die ich zu keiner Zeit in meinem Leben hatte genießen dürfen. Wie in einem Traum verschwammen die Grenzen zur Realität und immer weiter steigerten wir und in diesen Liebesakt hinein. Wie konnte bloß etwas, das sich so richtig anfühlte, nur so falsch sein? Ich mochte gar nicht daran denken, dass ich gerade einen Fehler beging. Nie hatte ich mich glücklicher gefühlt, als in diesem Moment, und nie mehr wollte ich dieses Glücksgefühl missen, daher würde ich die Konsequenzen in Kauf nehmen. Ich würde mich damit auseinandersetzten, was das hier nach sich tragen würde. Nur wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie fatal die Folgen wirklich sein würden. Kapitel 13: Eifersucht ---------------------- Langsam und ziemlich verschlafen öffnete ich meine Augen und richtete mich auf, um meine Brille vom Nachttisch zu nehmen und aufzusetzen, so wie ich es jeden Morgen tat. Doch mein Griff ging ins Leere. Etwas verwirrt schaute ich zur Seite und überraschenderweise konnte ich in diesem Raum kein einziges der anderen Betten des Jungenschlafraumes ausmachen. Auch sonst war mir hier alles ziemlich fremd und langsam begann ich mich zu fragen, wo ich eigentlich war. Mein Blick schweifte weiter durch das Zimmer, während sich meine Augen zu schmalen Schlitzen verengten, um ohne meine Brille etwas besser sehen zu können, als ich plötzlich ein leises Grummeln neben mir vernahm. Ich zuckte zusammen und brauchte nicht einmal hinzusehen, denn schlagartig kehrte jede Erinnerung, jedes einzelne Detail in mein Gedächtnis zurück. Draco. Es war also kein Traum gewesen. Nicht nur ein unerreichbarer und absurder Wunsch, sondern tatsächlich und unbestreitbar die Realität. Ich schaute vorsichtig neben mich und erblickte ihn seelenruhig da liegen und schlafen. Ein Lächeln legte sich bei diesem Anblick auf meine Lippen, denn ich konnte immer noch nicht fassen, dass es so weit gekommen war. Dass Draco und ich uns so nahe gekommen waren. Und das Schönste daran war, dass er es mindestens genauso gewollt hatte, wie ich. Er hätte ohne Schwierigkeiten wieder flüchten können und ich hätte ihn nicht aufgehalten, aber er hatte sich dazu entschieden zu bleiben. Bei mir zu bleiben. Aber was sollte ich jetzt bloß tun? Warten bis er aufwacht oder ihn wecken? Und wenn er dann wach war, wie sollte ich reagieren, was sollte ich sagen? Plötzlich stellten sich mir Fragen über Fragen und meine bis zu diesem Moment währende Zufriedenheit wich der schier grenzenlosen Nervosität. Während ich überlegte, schaute ich auf den Boden und entdeckte Dracos und meine Kleidung überall verteilt. Erst jetzt realisierte ich, dass ich noch vollkommen nackt war. Mein Gesicht wurde ganz warm bei dem unweigerlichen Gedanken an unser gestriges Tun und Dracos ebenfalls nackten Körper, dessen Anblick einzig und allein von der Bettdecke versteckt wurde. Und auf einmal überkam mich die Furcht. Was, wenn das ganze nur ein Trick gewesen war? Eine Täuschung, in irgendeiner Weise ein Scherz oder auch ganz einfach nur ein Ausrutscher? Hatte ich ihn vielleicht so sehr gedrängt und unter Druck gesetzt, dass er schlicht und ergreifend seinen Trieben als Mann und nicht seinen vermeintlichen Gefühlen nachgegeben hatte? Wenn man es genau nahm, ging ich zwar davon aus, dass er das wohl aus Neigung zu mir getan hatte, doch eigentlich hatte er mit keinem Wort angedeutet, dass er mich überhaupt mochte. Ich schüttelte meinen Kopf. Frische Luft, die brauchte ich gerade am dringendsten, um überhaupt einmal an etwas anderes denken zu können, als ihn, wenn man bedachte, dass ich nicht einmal sagen konnte, wie spät es eigentlich war. Also stieg ich leise aus dem Bett und versuchte meine Sachen von Dracos zu unterscheiden, was sich als gar nicht so einfach herausstellte, da ich gestern ebenfalls Slytherin Kleidung getragen hatte und was auch der Grund war, warum ich meine Brille nicht parat hatte. Deswegen suchte ich mir einfach von allem etwas zusammen, zog es an ohne darauf zu achten, wie ich aussehen mochte und schlich leise mit einem seltsamen Gefühl im Bauch aus dem Raum der Wünsche. * * * Es war noch früh am Morgen, sogar noch vor dem Frühstück und doch hatte Pansy Parkinson mich aufgeschnappt bevor ich überhaupt jemand anderem über den Weg laufen konnte. Sie hatte mich sogleich zu einem spontanen Treffen in das verlassene Klassenzimmer geschleift, das wir auch üblicherweise nutzten, um unsere mehr als unangenehmen Gespräche zu führen oder besser gesagt, damit ich ihre 'Befehle' widerwillig entgegennehmen konnte. „Also, Potter, sprich. Du weißt, was ich hören will“, forderte Parkinson mich auf den gestrigen Abend zu rekonstruieren, sodass sie erfuhr, was meine Verwandlung in Dracos Gestalt verursacht haben könnte. Jedoch wollte ich ihr nicht ein Wort dazu sagen. Was sollte ich denn bitte erzählen? 'Ich muss dir danken, Parkinson. Durch die Aktion sind Draco und ich im Bett gelandet und haben uns mit nicht ganz jugendfreien Dingen begnügt.' „Lass mich nachsehen, wo ich das Verita Serum verstaut habe. Vielleicht fällt dir dann ja wieder ein, was du sagen wolltest“, erwähnte die Slytherin ganz nebenbei mit einem Lächeln auf den Lippen, während sie anfing in ihrer Tasche zu kramen. Ich traute ihr sogar wirklich zu, dass sie Verita Serum besaß und noch viel mehr, dass sie es benutzen würde. Also blieb mir wohl keine Wahl. „Auf der Jungentoilette habe ich Draco getroffen, während ich noch seine Gestalt hatte. Er ... war wütend und gab mir eine Ohrfeige. Außerdem wartete er mit Absicht, bis ich mich zurück verwandelt hatte … und rastete dann völlig aus.“ Ich machte eine kleine Pause und überwand mich auch den letzten Satz auszusprechen. „Und irgendwann sind wir im Raum der Wünsche gelandet …“ Man konnte Parkinson ansehen, dass sie sich ein Grinsen verkneifen musste, aber ich verstand nicht ganz wieso. Was daran sollte ihr denn Freude bereiten? Klar, Dracos Reaktion dürfte genau ihren Vorstellungen entsprechen, doch spätestens als ich den Raum der Wünsche erwähnt hatte, hätte ihr Grinsen erlöschen und nicht noch breiter werden müssen. Was ging hier eigentlich vor? „Okay, Potter. Wir sind fertig“, sagte sie, bevor sie die Tür hinter sich öffnete und wieder gehen wollte. „Ach ja, und ich glaube du solltest dich mal wieder von deiner kleinen rothaarigen Göre nerven lassen. Wir wollen ja nicht, dass ihr langweilig wird, wenn sie keinen Potter mehr zum Spielen hat ... Aber vergiss Draco nicht.“ So freudig und heiter ihre ersten Worte komischerweise klangen, hörten sich ihre letzten an wie eine Drohung und sogleich nach Beendigung ihrer Anweisung fiel die Tür ins Schloss und ich war allein. Sollte das etwa bedeuten, dass es wieder in Ordnung für mich war sich mit Ginny zu treffen? Und was wollte sie damit sagen 'Vergiss Draco nicht'? Wie könnte ich ihn nach allem, was bis jetzt geschehen war, vergessen? * * * „Meinst du Hagrid hat Recht?“, fragte mich Hermine mit besorgtem Gesichtsausdruck, als wir aus Hagrids Hütte traten nachdem sie, Ron und ich bei ihm an diesem Nachmittag einen Tee getrunken hatten. „Ich denke nicht, dass Professor Dumbledore Hagrid umsonst gesagt hat, dass er uns warnen soll. Wir müssen vorsichtig sein“, antwortete ich ernst. Schweigend liefen wir in Richtung Schloss. Hagrid hatte uns gerade mitgeteilt, dass es hieße der Dunkle Lord würde wieder aktiver werden und es sei Vorsicht geboten wem gegenüber wir was preisgaben. Irgendwann hatte diese Zeit wieder kommen müssen. Lord Voldemort würde nicht aufgeben und das wusste ich wohl am besten. Plötzlich durchfuhr mich ein Schauer, als mir der Gedanke an Draco und seine Verbindung zu Voldemort kam. Was wohl passieren würde, wenn herauskäme welch eine Beziehung wir beide als vermeintliche Erzfeinde tatsächlich führten? Doch bevor ich den Gedankengang weiter vertiefen konnte erblickte ich Ginny vor dem Eingangstor der Schule, an dem wir inzwischen angekommen waren. „Ginny!“, winkte ich die Rothaarige zu mir, was einen unübersehbaren Hoffnungsschimmer in ihren Augen glänzen ließ. „Harry!“, rief sie schon beinahe überschwänglich. Hatte sie mich wirklich so sehr vermisst? Schuldgefühle breiteten sich in mir aus, dass ich sie so lange vernachlässigt hatte, aber umso größer war auch nun auf meiner Seite die Freude wieder Zeit mit ihr verbringen zu können. Zur Begrüßung umarmten wir uns, wie gute Freunde es nun mal taten, und nachdem Hermine vorgeschlagen hatte bei dem herrlichen Wetter noch ein wenig draußen zu bleiben, gingen wir im Innenhof der Schule spazieren. Während Ron und Hermine Hand in Hand mit einem Abstand von zwei Metern vor uns voranschritten, unterhielten Ginny und ich uns über viele verschiedene Dinge, bis sie auf einmal das Thema wechselte. „Ich freue mich ja so für Hermine und Ron, dass sie endlich glücklich miteinander sind. Sie sind so ein süßes Paar.“ Ich lächelte und wollte ihr gerade zustimmen, doch plötzlich ging alles ganz schnell. Mein Mund war bereits zum Reden geöffnet, als ich auf einmal Ron schimpfen hörte und beim Nachsehen Draco in seiner Nähe erblickte, wodurch mein Herz wie wild anfing zu schlagen. Und dann, gerade als ich Dracos Blick aufgefangen hatte, spürte ich, wie sich Arme um mich schlangen und Lippen sich auf meine legten. Mit vor Überraschung weit aufgerissenen Augen wusste ich nicht, wie mir geschah, bis ich schließlich erst nach Sekunden realisierte, was gerade passierte. Ginny küsste mich und das direkt vor Dracos Augen! Sofort brach ich den Kuss ab und versuchte mich aus ihrer Umarmung zu befreien, doch jemand kam mir zuvor. Draco war so schnell wie möglich zu mir geeilt und löste schon beinahe gewaltsam Ginnys Arme von mir, während diese überhaupt nicht verstand, was los war und Ron dabei nur fluchend bei der verwirrt drein schauenden Hermine stand. Dann ergriff Draco fest mein Handgelenk und zerrte mich wutentbrannt hinter sich her, weg von den anderen. Meine Gedanken wollten sich nicht ordnen. Wieso tat er das hier? War er etwa eifersüchtig? Aber das konnte doch gar nicht sein, immerhin hatte er nie angedeutet, dass er mich mochte und Spekulationen darüber aufgestellt, weswegen er diese Nacht mit mir verbracht hatte, hatte ich auch schon. Jedoch wollte mir beim besten Willen nicht einfallen, weshalb er das sonst tun sollte. Dazu war mein Wunsch viel zu groß, dass es tatsächlich Eifersucht war, die ihn so handeln ließ. „Draco, bitte! Lass mich das erklären!“, wollte ich ihn dazu bewegen stehen zu bleiben, doch ich bezweifelte, dass er überhaupt hörte, was ich sagte. Immer weiter entfernten wir uns von jeglichen Mitmenschen, bis er scharf um eine Ecke bog und wir so von den Mauern versteckt wurden. Sogleich drückte er mich hart mit dem Rücken an die Wand, hielt meine Handgelenke fest, sodass ich mich nicht bewegen konnte und begann mich anzuschreien. „Willst du mich verarschen? Ich wache heute morgen alleine im Raum der Wünsche auf, ohne die geringste Spur von dir und das Erste, was ich heute von dir sehe, ist wie du mit dieser rothaarigen Schlampe herum knutschst! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?!“ Mit diesen Worten waren schließlich all meine Zweifel daran verflogen, dass das alles nur gespielt war. Nicht einmal ein Draco Malfoy würde sich so in eine Sache hineinsteigern, die nur zur Täuschung diente. Außerdem realisierte ich erst jetzt, dass ich Draco wirklich keine Nachricht hinterlassen hatte, als ich gegangen war und nun fühlte ich mich schuldig. Ich wollte zu einer Erklärung ansetzen, doch auf einmal presste er seinen Mund auf meinen. Ohne die geringste Zurückhaltung küsste er mich so wild und lange, wie er es bis jetzt noch nicht getan hatte, und ich konnte seine Wut förmlich spüren. Immer wieder ließ er kurz von mir ab, um zu fluchen, bis er den Kuss beendete und ich sofort die Initiative ergriff. „Draco, sie hat mich geküsst und nicht ich sie. Ich wollte das überhaupt nicht!“ „Dann soll sich dieses Miststück gefälligst von dir fern halten!“, zischte er. „Nenn' sie nicht so, sie ist immer noch eine gute Freundin. Aber glaub mir, ich empfinde nichts für sie, außer Freundschaft. Du bist der Einzige, den ich begehre. Und es tut mir wahnsinnig leid, dass ich dich einfach zurück gelassen habe, aber ich wusste einfach nicht, wie ich mit all dem hier umgehen soll, deswegen hatte ich nicht im entferntesten daran gedacht dir irgendwie bescheid zu geben, wo ich bin. Verzeih mir.“ „Es wäre besser für dich, wenn du ernst meinst, was du sagst. Und trotzdem täte die Weasley Göre gut daran dir fern zu bleiben. Noch so eine Aktion und ich garantiere für nichts mehr.“ Sekunden der Stille verstrichen, in denen wir uns einfach nur in die Augen schauten und ich beobachten konnte, wie Draco sich langsam wieder beruhigte. „Na, so eifersüchtig bist du also?“, scherzte ich, um die Stimmung ein wenig aufzulockern. „Ach, sei doch still.“ Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und stieß mich leicht an meine Schulter. Es war unglaublich, wie glücklich mich allein sein Lächeln machen konnte. Doch dann wurde ich wieder ernst, als ich daran dachte, dass die ganze Schule, sowie die restliche Zauberwelt, von uns erwartete, dass wir uns hassten und so unangenehm es mir auch war, sah ich mich doch dazu gezwungen das Thema anzusprechen. „Draco, versteh das jetzt nicht falsch, aber ich denke es ist am Besten, wenn wir uns in der Öffentlichkeit nicht zusammen zeigen. Wer weiß wie schnell sich dann Gerüchte um uns verbreiten.“ Er senkte den Blick. „Da hast du recht. Dann geh jetzt besser zurück, ich bleibe noch kurz hier, bevor ich auch gehe. Pansy und Blaise warten sowieso schon auf mich. Aber pass bloß auf, dass dir deine Verehrerin nicht zu nahe kommt. Wir wollen ja keine Toten.“ „Ist schon gut, ich muss ohnehin noch mit ihr reden.“ Eigentlich wollte ich mich nun zum Gehen wenden, doch ich wusste nicht recht, wie ich mich angebracht von Draco verabschieden sollte. Ein Kuss, eine Umarmung oder gar nichts? Ich bemerkte wie Draco mich fragend anstarrte, weil ich so zögernd da stand und das verunsicherte mich noch mehr, sodass ich mich also einfach umdrehte und ging. * * * Ron war gar nicht gut gelaunt. Nachdem ich zuvor den Kuss seiner Schwester abgewehrt hatte und mit Draco verschwunden war, war das ja auch kein Wunder, doch gesagt hatte er dazu noch nichts. So gingen wir also schweigend mit Hermine an seiner Seite zur Großen Halle, um zum Abend zu essen. Im Jungenschlafraum später wartete ein Streit auf mich, da war ich mir sicher. Als wir die Große Halle betraten schweifte mein Blick sofort zu den Slytherins, umso überraschter war ich, als ich meinen Namen hinter mir hörte. „Harry! Würdest du mir bitte sagen, was das für ein Auftritt von Malfoy war und warum du nicht wieder zurück gekommen bist?“ Während ich mich Ginny am Gryffindor-Tisch gegenüber setzte, antwortete ich ihr, achtete aber darauf, was ich sagte. „Ach, du kennst Malfoy. Der spinnt doch nur rum und will mir das Leben schwerer machen, als es schon ist. Er hat mich aufgehalten und danach wusste ich nicht wo ich nach dir suchen sollte.“ Darauf erwiderte die Rothaarige nichts mehr, sondern wandte sich ihrem Essen zu. Sie war sichtlich enttäuscht, wahrscheinlich weil ich nichts mehr zu ihrem Kuss gesagt hatte, aber das musste ich in Ruhe mit ihr besprechen. Ich fragte mich, wie ich ihr und vor allem Ron beibringen sollte, dass ich Ginny nicht liebte. Und was mir noch viel größeres Kopfzerbrechen bereitete war, dass ich nicht wusste wann und wie ich meinen Freunden bloß meine Beziehung zu Draco erklären sollte. Was würden sie von mir denken? Das wollte ich im Moment noch gar nicht wissen, dazu war es noch zu früh. Ich würde es ihnen schon irgendwann sagen, doch erst musste ich mir selbst sicher sein, dass es mit Draco etwas Ernstes war. Denn wer garantierte mit, dass es nicht schon morgen vorbei war? Niemand. „Ich bitte um eure Aufmerksamkeit!“, hallte es plötzlich vom Ende der Halle. Professor Dumbledore war aufgestanden und schaute mit ernstem Blick auf die Schülerschaft herab. „Ich habe bereits vernommen, dass sich einige unter euch Sorgen wegen der Gerüchte machen, die um den dunklen Lord kursieren. Es gibt in keinster Weise einen Anlass zur Beunruhigung, denn ich versichere euch, auch wenn irgendeine Form von Gefahr bestehen würde, wären wir hier alle sicher.“ Dann hellte sich seine Miene auf. „Und damit ihr in den nächsten Wochen etwas zu tun habt und euch auf etwas freuen könnt, setze ich hiermit für die nächsten zwei Wochen ein Zauberschachturnier an.“ Sofort stellte sich ein Gemurmel unter den Schülern ein und der Professor ließ uns einen Moment zum Reden, bevor er fortfuhr. Ein Zauberschachturnier also? Ich schaute zu Ron herüber, der neben seiner Schwester saß, weil ich wusste, dass er ein begnadeter Zauberschach Spieler war, und sah, wie seine Augen anfingen zu funkeln. Er würde definitiv mitmachen. „Als erstes werden Spiele innerhalb der Häuser ausgetragen, um die vier Besten von euch zu finden. Aus jedem Haus einen. Parallel werden auch die Lehrer gegeneinander spielen, sodass am Ende die vier besten Lehrer gegen die vier besten Schüler antreten. Natürlich gibt es auch einen erstrebenswerten Preis, falls ihr dieses Turnier gewinnen solltet. Eine große Feier hier in der Großen Halle mit einer Tanzfläche, reichlich zu Essen und freiem Butterbier für alle Schüler. Eintragen könnt ihr euch ab jetzt bis morgen kurz nach dem Mittagessen am schwarzen Brett. Die Termine für die Spiele werden dann direkt nach den Eintragungen am schwarzen Brett erscheinen. Und ihr alle könnt eure Freunde fleißig während des Spiels unterstützen. Also dann, auf ein spannendes Turnier!“ Es waren keine drei Sekunden vergangen, seit Dumbledore seine Ansprache beendet hatte, da sammelten sich schon einige Schüler vor dem besagten schwarzen Brett und, genau wie ich angenommen hatte, war Ron einer von ihnen. Ich würde mich jedoch nicht eintragen und als ich zu Draco herüber schaute, um nachzusehen, ob er auch spielen würde, fing ich seinen Blick auf und wir beide machten uns mit Kopfschütteln verständlich, dass wir das Turnier den anderen überlassen würden. Na das konnten noch interessante Tage werden, nicht allein wegen des Zauberschachs. Kapitel 14: Komplikationen -------------------------- „Es ist seltsam nicht mehr von dir gehasst zu werden“, bemerkte Harry während er in meinen Armen lag und aus dem Fenster des Astronomieturms blickte, um den Himmel dieser klaren Nacht zu betrachten, der vor Sternen nur so funkelte. „Dieser Hass ist nie echt gewesen, aber ich hatte keine andere Wahl, als dich zu hassen. Der Moment, in dem du mein Freundschaftsangebot abgeschlagen hast, hat uns zu Feinden gemacht und das hat mir mein Vater unmissverständlich klar gemacht. Immer und immer wieder.“ Ich seufzte schwer. Doch mein Vater war nun nicht mehr in meiner Nähe, um mich zu kontrollieren, denn er war in Askaban und das war auch gut so. Wieder musste ich daran denken, was wohl passieren würde, wenn er in Erfahrung bringen würde, welche Gefühle Harry und ich wirklich füreinander hatten und dabei lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Das würde ich um jeden Preis verhindern. So weit durfte es gar nicht erst kommen. Das alles musste einfach geheim bleiben. Auf einmal wandte Harry sich in meinen Armen um und schaute mich an. „Aber diese Zeiten sind vorbei, Draco. Was geschehen ist, ist geschehen. Das einzige was zählt, ist, dass wir zusammen, wenn auch nur heimlich, so sein können, wie wir wirklich sind.“ Er streichelte mir über die Wange und lächelte, bevor er mir immer näher kam, um mich schließlich zaghaft zu küssen. Ich war gerade kurz davor gewesen mich zu fragen, warum ich mich ausgerechnet in Harry hatte verlieben müssen, aber nun waren meine Zweifel erneut verschwunden. Das Gefühl in seiner Nähe zu sein war einfach unbeschreiblich. Es ist nicht einmal eine Woche vergangen seit Harry und ich … na ja was führten wir jetzt eigentlich? Eine Affäre, eine Beziehung oder vielleicht doch etwas ganz anderes? „Harry, ich … ich weiß nicht wie ich das formulieren soll“, druckste ich herum. „aber was sind wir jetzt füreinander? Also ich meine klar, offiziell sind wir immer noch die Erzfeinde, die wir sein sollten, aber wenn wir hier so Arm in Arm liegen ...“ Nachdem ich immer leiser und unsicherer geworden war, hörte ich einfach auf zu reden, bevor es noch peinlich wurde. Seinen Blick hatte ich währenddessen gemieden, doch als ich merke, dass er anfing zu lächeln, schaute ich ihn an. „Was ist daran so lustig?“, fragte ich verlegen und etwas barsch, weil ich davon überzeugt war, dass er sich über mich lustig machte. „Na du!“, antwortete er, als wäre es das Selbstverständlichste überhaupt. „Du bist so süß, wenn du unsicher bist, Draco.“ Er grinste mich breit an, doch als er merkte, dass ich das gar nicht zum Grinsen fand, wuschelte er mir durch meine Haare. „Sei doch nicht gleich so grummelig … Hmm, na ja ich stelle dir mal eine Gegenfrage. Was würdest du denn wollen, das wir füreinander sind?“ Was war das denn bitte für eine Frage? Genau das wollte ich doch gerade von ihm wissen! „Also wenn das alles hier für dich nur eine Affäre sein soll, kannst du gleich wieder gehen“, sagte ich bestimmt, verkleidete meine Aussage aber mit einer spielerisch ausgestreckten Zunge und zusammengekniffen Augen, bevor ich mein Gesicht von ihm abwandte und auf den Boden schaute, um den leicht besorgten Ausdruck darauf zu verbergen. Es bedeutete mir anscheinend doch mehr bei ihm zu sein, als ich für möglich gehalten hätte. Und das schon nach so kurzer Zeit. Dann legte er seinen Kopf wieder auf meiner Brust ab und schaute wie zuvor aus dem Fenster. „Wenn es nach mir ginge“, flüsterte er. „dann würde ich dich nie wieder loslassen, Draco … weil ich mit dir zusammen sein will.“ * * * Ich hatte eigentlich nicht vor gehabt an einem Samstagmorgen so früh aufzustehen, vor allem nachdem Harry und ich uns gestern noch so viel Zeit gelassen hatten, in dem Glauben wir könnten ausschlafen. Doch Pansy hatte darauf bestanden, dass ich mit ihr und Blaise frühstücken ging und Wiederworte ließ sie nicht gelten. Aber auch Blaise wollte komischerweise unbedingt, dass ich mitkam und mir wurde erst bewusst warum, als ich den bohrend neugierigen Blicken meiner Freunde am Frühstückstisch gegenüber saß. Da hatte ich doch tatsächlich vergessen, dass die beiden seit gestern nicht mehr locker ließen, was das Thema Harry anging. Allerdings hatte ich ihnen noch nichts dazu sagen wollen, bevor ich mir nicht sicher sein konnte, dass Harry nicht nur kurzfristig 'Lust' auf mich hatte. „Na los, Dray. Erzähl! Du wolltest uns gestern schon nichts sagen. Hat es geklappt?“, drängte Blaise, der eindeutig ungeduldiger war als Pansy. Die saß nur daneben, den Kopf lässig mit einem Arm auf dem Tisch abgestützt, und grinste mich wissend an, als wollte sie mir sagen 'Vor mir kannst du nichts verheimlichen, Draco. Ich weiß sowieso schon bescheid'. Ich seufzte. „Ja.“ - „Ja was?“, fragte Blaise unnötigerweise. „Du hast mir gerade eine Frage gestellt, du Idiot. Und ich beantworte sie mit ja“, fuhr ich ihn an, weil er manchmal wirklich ein Brett vor dem Kopf hatte. Plötzlich fingen seine Augen an zu leuchten. „Also seid ihr jetzt zusammen?“ Seine Stimme klang so hoffnungsvoll, dass ich erschrak wie sehr er sich in die ganze Sache hineinsteigerte. „Klar, was denn sonst“, übernahm Pansy Blaise' zweite Frage für mich zu beantworten. Hatte sie es wohl tatsächlich gewusst oder war sie einfach nur eine verdammt gute Schauspielerin? Wie auch immer, ich nickte zur Bestätigung und sogleich hielt mir Blaise seine Hand hin, wodurch er mich aufforderte ihm ebenfalls meine Hand zu reichen. So verwirrt ich von seiner Geste auch war, schlug ich ein und während er meine Hand schüttelte gratulierte er mir: „Herzlichen Glückwunsch zu deiner ersten ernsthaften Beziehung … und irgendwie auch mein Beileid“, fügte er am Ende noch kichernd hinzu. „Idiot“, murmelte ich, als ich ihm meine Hand wieder entzog. Ich bräuchte viel eher Beileid dafür, dass ich so einen dümmlichen besten Freund hatte. „Ach Draco, ich freue mich ja so für dich“, platzte es plötzlich freudig aus Pansy heraus und allmählich wurde mir die gute Laune der beiden zu viel. Sollte ich nicht eigentlich derjenige sein, der hier bis über beide Ohren grinste, weil er endlich den bekommen hatte, den er begehrte oder hatte ich da irgendwas missverstanden? Ich schüttelte den Kopf. Manchmal waren sie mir einfach ein Rätsel. * * * Samstage konnten wirklich schön sein, vor allem während des Frühlings, wenn alles wieder begann zu blühen und die Sonnenstrahlen wieder richtig wärmten. Zu dieser Zeit verbrachte ich die Nachmittage meiner Wochenenden am liebsten damit draußen alleine beruhigende Spaziergänge zu machen, um einfach mal abzuschalten. So auch heute. Pansy und Blaise hatten sich daran bereits gewöhnt, denn diese Spaziergänge konnten je nach Belieben schon mal ein paar Stunden dauern. Dadurch hatte ich im Laufe der Zeit auch so manch nettes Plätzchen gefunden, an dem man seine Ruhe haben konnte. Aber im Moment war ich nicht ganz dazu aufgelegt alleine sein zu wollen. Vielmehr hatte ich das Bedürfnis wieder bei Harry zu sein oder ihn wenigstens kurz zu sehen, also machte ich mich auf den Rückweg zum Schloss. Auf dem Innenhof der Schule angekommen fing ich an mich zu fragen, wo ich am besten zuerst nach Harry schauen sollte. Vielleicht saß er ja mit seiner Klugscheißerin namens Granger in der Bibliothek und büffelte? Unentschlossen drehte ich mich wieder in Richtung Ländereien. Oder sollte ich doch noch kehrt machen und - „Aua!“, entwich es mir, als mich jemand, der neben mir stand, heftig anrempelte. „'Tschuldige, Malfoy. War keine Absicht. Potter hat mich beim Hinausstürmen zur Seite geschubst“, entschuldigte sich Crabbe, dessen Existenz ich bis jetzt beinahe verdrängt hätte, in seinem gewohnt plumpen Ton. Moment mal … Harry? Schnell drehte ich mich um, sah noch den Zipfel eines Umhangs hinter einer Ecke verschwinden und rannte ihm sogleich hinterher. Ich bemerkte nur noch wie die verdutzten Gesichter von Crabbe und Goyle hinter mir her blickten, bevor ich außer deren Sichtweite war und weiter nach Harry Ausschau hielt. Ich blieb stehen. War er nicht gerade eben erst hier entlang geeilt? … Ah, da vorne war er ja! Wegen einer kleinen Gruppe von Schülern, hinter der er sich befunden hatte, hatte ich ihn nicht entdecken können, doch nun, als sie sich aufgelöst hatten, sah ich ihn wieder. Er saß einfach nur da, auf der obersten Stufe einer Treppe und machte ein Gesicht, das mir Sorgen bereitete. Ihn rufen wollte ich trotzdem nur ungern, also näherte ich mich ihm bloß so weit, bis er mich erblickte. Dann machte ich ihm deutlich, dass ich mit ihm reden wollte, aber er machte absolut keine Anstalten mir an einen ruhigen Ort zu folgen, somit musste ich wohl doch zu ihm gehen. „Potter!“, sagte ich in einem absichtlich schroffen Ton, da immer noch andere Schüler in der Nähe waren, die sonst noch etwas aufschnappen könnten, das Harry und mir Probleme bereiten könnte. „Beweg dich, ich habe ein Wörtchen mir dir zu reden.“ Harry hingegen blickte mich nur mit einem traurigen Ausdruck in den Augen an, schwieg und folgte mir schließlich nach einem kurzen Augenblick. In solchen Situationen machten sich die Plätze, die ich während meiner Spaziergänge gefunden hatte, wirklich bezahlt und während wir auf dem Weg zu dem nächstgelegenen waren, setzte ich zwischendurch immer mal wieder ein wütendes Gesicht auf und ließ Beleidigungen und Drohungen auf Harry los, wenn ich merkte, dass uns einige Mitschüler misstrauische Blicke hinterher warfen. Es dauerte nicht lange, bis wir an einer kleinen Lichtung im am See liegenden Wald erreicht hatten und als ich mir sicher war, dass uns niemand mehr beobachten konnte, fragte ich ihn endlich: „Harry, was ist los? Du siehst so niedergeschlagen aus.“ Er formte ein verzogenes Lächeln, lehnte sich an einen Baum und seufzte schwer. „Draco, ich … ich habe einen Fehler gemacht.“ Mein Herz setzte einen Schlag aus. Einen Fehler? Was meinte er damit? Schlagartig bekam ich es mit der Angst zu tun. Doch nicht etwa … mich? „Ich hätte das nicht tun dürfen und es tut mir leid. Da habe ich es wohl einfach überstürzt.“ Das konnte nicht sein Ernst sein. War er gerade tatsächlich dabei mir mitzuteilen ich wäre nur ein Fehler von ihm gewesen? „Wie … wie meinst du das?“, fragte ich unsicher und schluckte den sich in meinem Hals bildenden Kloß herunter. Das hier musste einfach ein verdammt schlechter Witz sein! „Ron und Hermine.“ - „Was?“ Was hatten denn bitte die in so einem Gespräch zu suchen? „Ich habe es den beiden erzählt … das mit uns.“ Nach dem kurzen Schreckensmoment gerade eben, fiel mir durch diesen Satz ein Stein – nein, gar ein ganzer Fels vom Herzen und ich versuchte mich schnell wieder zu fangen. „Und wie haben sie reagiert?“, wollte ich wissen, obwohl ich mir vorstellen konnte, dass sie darauf wohl kaum eine Runde Butterbier hatten ausschenken wollen. Immerhin war ich mit hoher Wahrscheinlichkeit der Schüler, der am meisten Hass und Verachtung von ihnen erntete. Harry ließ auf einmal seinen Kopf sinken und strich sich mit einer Hand über sein Gesicht. „Ich soll mich entscheiden. Sie überlassen mir die Wahl …“ Er stockte. „ … zwischen dir und ihnen.“ „Was?“ Im ersten Moment dachte ich ich hätte mich verhört, doch so war es nicht. „Aber Draco, ich kann das nicht! Ich kann mich nicht für dich oder für sie entscheiden“, rief Harry, während er sich mir wieder zugewandt hatte und mich mit einem Blick tiefster Verzweiflung anschaute. „Ich habe versucht es ihnen zu erklären. Dass du dich geändert hast und dass wir wirklich Gefühle füreinander haben, aber seit ich deinen Namen erwähnt habe, wollten sie nichts mehr davon hören. Sie haben gesagt ich wäre töricht und naiv zu glauben, dass du dich geändert hättest. Und Ron ist beinahe ausgerastet, als er gehört hat, dass ich mit dir zusammen bin. Er meinte ich würde Ginny hintergehen.“ Und dann wurde ich wütend. Wie konnten seine angeblichen besten Freunde ihn nur vor so eine Wahl stellen? Eine Wahl, die ihn dermaßen in die Verzweiflung trieb. Pansy und Blaise hatten Harry auch nie gemocht, aber im Gegensatz zu diesem dreckigen Schlammblut und ihrem verkommenen Wiesel freuten sie sich für mein Glück und unterstützten mich. „Lass mich mit ihnen reden. Wenn sie ein Problem mit mir haben, sollen sie das gefälligst auch persönlich mit mir klären!“ Harry schaute mich nur weiterhin stumm und besorgt an, als mir schließlich klar wurde, dass Wut in diesem Moment nicht das war, was er brauchte. „Harry“, sagte ich sanft, als ich auf ihn zuging. Ich schaute ihm tief in seine smaragdgrünen Augen, die mich immer wieder aufs neue zu verzaubern schienen, gab ihm einen zärtlichen Kuss und zog ihn in eine Umarmung, die er sogleich erwiderte. „Die werden schon wieder zur Vernunft kommen, Harry.“ Auch wenn ich es wahrscheinlich sein musste, der sie zur Vernunft brachte. „Wir kriegen das schon hin.“ * * * „Malfoy“, knurrte der rothaarige Gryffindor als er mich mit festem und zornigem Blick auf sich zukommen sah. „Du willst Streit mit mir? Den kannst du haben, aber lass ihn aus dieser Sache gefälligst raus!“, giftete ich ihn an. Ich hatte soeben das Glück gehabt Weaslebee auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum auf einem der Flure anzutreffen, auf denen zumindest im Moment keiner mehr war. Dachte ich. Doch plötzlich tauchte seine kleine Freundin namens Granger hinter der Ecke auf, an der er stand. „Du weißt also bescheid? Wie schön. Dann bleibt uns ja erspart dir zu erklären, dass dein Plan Harry aufs Kreuz zu legen leider nicht gelingen wird, denn er wird sich für uns entscheiden, wenn er erst einmal erkannt hat, dass du nur mit ihm spielst“, sagte die Braunhaarige für meinen Geschmack etwas zu ruhig. „Ich spiele nicht mit ihm und das hat Harry euch auch versucht zu erklären, aber ihr habt seinen Worten ja keine Beachtung mehr geschenkt! Und so was nennt sich Freunde, pah!“, schnaubte ich verächtlich, während ich beobachten konnte, wie Weasleys Gesicht immer roter wurde, bis er schließlich kurz vorm Platzen war. „Halt den Mund, Malfoy! Woher nimmst du dir das Recht Harry so in die Irre zu führen?! Was bringt dir das alles?! Du bist pervers, weißt du das? Dass du sogar vor solchen Mitteln nicht zurückschreckst, hätte ich selbst dir nicht zugetraut, aber ich hätte es besser wissen müssen. Du machst immer alles zunichte! Harry gehört zu Ginny und nicht zu solch einem widerlichen Abschaum, wie dir!“ „Solche Unterstellungen muss ich mir von dir nicht bieten lassen!“ Dieser Streit führte bei dem ganzen Geschreie doch zu nichts. Ich wollte Harry hiermit helfen und seine Freunde nicht noch stärker gegen mich aufhetzen, sodass sie Harry noch mehr Druck machten. Ich musste versuchen sie zu überzeugen, auch wenn es mir verdammt schwer fiel in einer selbst nur halbwegs normalen Tonlage mit ihnen zu reden. Durchatmen. Beruhigen. „Hört zu“, versuchte ich so ruhig wie möglich anzusetzen. „Ich weiß, dass wir es nicht anders kennen, als uns feindlich gegenüber zu stehen. Aber selbst ich kann mich ändern und ihr müsst mir glauben, ich meine es ernst mit ihm. Es heißt ja nicht, dass ihr mich von jetzt auf gleich leiden können müsst, vor allem weil ich euch auch immer noch nicht ausstehen kann, aber stellt Harry nicht vor eine Wahl, die er weder machen kann noch muss. … Bitte.“ Das letzte Wort kam mir nur unter Verzögerung und mit Überwundung über die Lippen, doch ich tat es für Harry und mich, also durfte ich nichts unversucht lassen. „Nette Ansprache, Malfoy“, sagte Granger gespielt anerkennend. „Nur zu dumm, dass wir wissen, wie es wirklich ist. Und du wirst dich niemals ändern.“ Es hatte keinen Zweck. Ihre Ansichten mir gegenüber waren viel zu versteift, als dass ich mit Worten an ihnen rütteln könnte. Also entschied ich mich, dass es am besten war, wenn ich ging, bevor das alles noch schlimmer werden würde, als es ohnehin schon war. „Hey, wo willst du hin?! Bleib gefälligst hier, wenn wir mit dir reden, du elender Bastard!“, schrie mir das Wiesel wutentbrannt hinterher. Selbst in so einer Situation war es doch immer wieder amüsant, wie leicht er auf die Palme zu bringen war und ich liebte es der Auslöser zu sein. Ich hörte nur noch wie Granger versuchte ihn wieder zu beruhigen, indem sie sagte ich wäre es nicht wert, dass er sich über mich aufregte. Dann setzte ich meinen Weg zum Gemeinschaftsraum fort und dachte darüber nach, wie es wohl mit Harry weitergehen würde. * * * Sonntag. Nachdem ich Harry zusah wie er das Frühstück förmlich herunter würgte, während er stumm neben seinen Freunden saß, die ihm nur den Rücken zudrehten, brachte ich ihm auf dem Weg zu der kleinen Lichtung im Wald bei, dass auch mein Versuch Weasley und Granger von meiner Ehrlichkeit zu überzeugen gescheitert war. Er hingegen berichtete mir, dass die beiden gestern Abend kein einziges Wort mehr mit ihm gewechselt hatten und es machte ihn wirklich fertig so von ihnen behandelt zu werden, also verbrachten wir den ganzen Sonntag miteinander. Ich tat mein bestes ihn von seinen Gedanken abzulenken. Bei Anbruch der Dunkelheit schlichen wir uns wieder in den Astronomieturm. Als wir dort so beieinander lagen, kamen mir Gedanken, für die ich mich schämte. Während Harry mit den Problemen, die seine Freunde ihm bereiteten, zu kämpfen hatte, konnte ich mich nicht gegen das Verlangen wehren, ihn berühren zu wollen. Seit dem Raum der Wünsche waren wir nicht mehr über Küsse hinausgegangen, aber so sehr ich mir auch wünschte seine nackte Haut auf meiner spüren zu können, musste ich mich zusammenreißen. Es gab wahrlich keinen unpassenderen Moment für solch ein Begehren, als diesen und wenn Harry nicht der erste war, der begann darauf anzuspielen, dass er Lust auf mehr hatte, würde ich mich auch zurückhalten. So saßen wir also noch bis spät in die Nacht in dem Turm, indes ich vergeblich auf Harrys ersten Schritt wartete. * * * „Bitte, Draco. Darf ich sie fertig machen? Ich hätte da einige neue Zaubertränke, deren Wirkungen ich nur zu gerne live miterleben würde“, bat mich Pansy um Erlaubnis Granger und Weasley eine Lektion erteilen zu dürfen. Zuvor hatte ich ihr und Blaise erzählt, was zwischen Harry und seinen Freunden vorgefallen war und sie waren alles andere, als begeistert. „Nein, Pans. Das würde alles nur noch schlimmer machen.“ - „Aber, Dray! Du kannst doch nicht einfach tatenlos zusehen, wie diese hirnlosen Bastarde Potter so runter machen. Was, wenn sie es wirklich schaffen ihn glauben zu lassen, dass du ihn verarschst?“, protestierte Blaise, der sich ernsthafte Sorgen zu machen schien. „Dazu wird es nicht kommen, weil Harry die Wahrheit kennt. Ich vertraue darauf, dass er das wieder gerade biegt, immerhin kennt er seine Freunde besser, als ich. - Aber bitte lasst uns für jetzt nicht mehr darüber reden, das macht mir nur noch schlechtere Laune als ich sowieso schon habe“, bat ich die beiden um Verständnis, auch wenn ich wusste, dass sie mir nur helfen wollten. Dafür war ich natürlich auch dankbar, da man ja deutlich sehen konnte, dass so eine Unterstützung sicher keine Selbstverständlichkeit war. Doch im Moment hatte ich nicht den Nerv dazu mich damit auseinanderzusetzen. „Ach, Blaise. Wie sieht es eigentlich mit den Zauberschachturnier aus? Übst du fleißig?“, erinnerte ich mich daran, dass er sich dafür eingetragen hatte. Der beste Schüler aus dem Haus Hufflepuff stand schon fest. Es war Laura Madley, die zwei Jahre nach uns eingeschult wurde. „Wann finden nochmal die Auswahlspiele für ...“ Ich unterbrach mich, als eine Eule krächzen hörte. Ich blickte hoch und sah eine Posteule durch ein offenes Fenstern in die Große Halle flattern. In seinen Krallen hielt er einen Brief und ich fragte mich schon, wer ihn wohl bekommen würde, als sie den Umschlag beim Vorbeifliegen gezielt vor mir auf den Tisch fallen ließ. Verwundert schaute ich der unbekannten Eule noch hinterher und fragte mich, wer mir wohl einen Brief schreiben würde. Ich nahm den Umschlag in die Hand drehte die beschriftete Seite zu mir und – plötzlich bliebt mir mein Herz in der Brust für einen kurzen Augenblick stehen. Wenn es das war, was ich befürchtete, dann … Nervös öffnete ich den Umschlag und holte langsam den Brief hervor. Schon nach den ersten zwei Zeilen, wusste ich, dass sich meine Befürchtung bestätigen würde. Und die letzten Zeilen machten mir unmissverständlich deutlich, dass es passieren würde. „Draco, was ist los? Von wem ist der Brief?“, fragte Pansy leicht besorgt und auch Blaise schaute mich misstrauisch an. Wortlos übergab ich ihnen mit zitternder Hand den Brief. „Oh nein.“ Blaise riss entsetzt seine Augen weit auf und Pansy hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund. Bis jetzt hatte ich es erfolgreich verdrängt, doch eigentlich wusste ich, dass mich mein Schicksal irgendwann einholen würde. Die letzten Zeilen brannten sich in mein Gedächtnis und sie würden mich verfolgen. Bald ist es endlich soweit, mein Sohn. Bald bist du bereit in die Kreise der Todesser aufgenommen zu werden. Dann kannst du dem Namen Malfoy alle Ehre machen und dich als treuer Diener des Dunklen Lords erweisen. Kapitel 15: Vernunft? --------------------- „Schnell Draco, wir müssen uns beeilen!”, zischte Harry mir mit aufgeregter Stimme zu. Wir hasteten wahllos durch die stockdüsteren Korridore der Schule mit der Angst im Nacken. Filch war uns dicht auf den Fersen und wir hatten ihn trotz Tarnumhang durch das achtlos viel zu laute Knallen einer Tür erfolgreich auf uns aufmerksam gemacht. Seitdem hatte Mrs Norris nicht mehr aufgehört zu kreischen – als etwas anderes konnte man diese undefinierbaren Geräusche nicht bezeichnen – und zu fauchen und somit schließlich den Schüler hassenden Hausmeister Hogwarts' auf uns gehetzt. „Harry, da, das Klassenzimmer!” Ich zog ihn an der Hand mit unseren verschränkten Fingern zu der offen stehenden Tür. Mein Herz schlug mir vor Aufregung bis zum Hals und ich wollte dieser Situation nur noch so schnell wie möglich entkommen. Also rannten wir in den vor uns liegenden Raum hinein, merkten zu spät, dass sich der Tarnumhang an der Türklinke verfangen hatte und versuchten mit vor Adrenalin zittrigen Händen uns aus den Fängen des eisernen Griffes zu befreien, doch dann war es schon zu spät. „Na sieh mal einer an. Wenn das nicht unser berühmtes Erzfeind-Pärchen Potter-Malfoy ist. Wie schön euch hier anzutreffen”, grinste er uns voller Schadenfreude entgegen, wenn beim Verziehen dieser unförmigen, zerknautschten Fratze überhaupt die Rede vom Ausdruck einer solchen Emotion sein konnte. „Hoffentlich habt ihr Angst allein in der Dunkelheit, es lässt sich bestimmt eine nette Strafarbeit für euch im Verbotenen Wald finden, von der ihr bestenfalls nicht wiederkehrt. Zumindest nicht lebendig genug, um noch mehr Ärger zu verursachen, als ihr es ohnehin schon tut.” Harry und ich wechselten einen besorgten Blick, weil wir nicht wussten, was uns nun erwarten würde. Mit dem Verbotenen Wald war wirklich nicht zu spaßen und Strafarbeiten waren im Allgemeinen nicht dafür bekannt sehr vergnüglich zu sein. Schweigend folgten wir Filch, der immer wieder etwas Unverständliches vor sich hin murmelte, zu Dumbledores Büro, um unsere Strafe entgegen zu nehmen. * * * Mehr als erleichtert traten wir aus dem Büro des graubärtigen Schulleiters. Wir mussten weder in den Verbotenen Wald gehen, noch sonstige lebensgefährliche Aufgaben verrichten, denn laut Dumbledore sollten wir uns lediglich morgen Abend bei Snape im Büro melden – ganz zum Unverständnis von Filch, der Harry und mich wohl am liebsten gleich in die Folterkammer geschmissen hätte. Nun begleitete ich Harry also noch bis zum Eingang des Gryffindor-Gemeinschaftsraumes, während wir wieder unsere Finger verschränkt hatten. Es war schön zumindest nachts Hand in Hand mit Harry durch die Schule laufen zu können, doch immer wieder machte mir diese Heimlichtuerei schmerzlich bewusst, dass es falsch war so zu fühlen und dass es gefährlich war diese Gefühle auch noch zuzulassen. Aber nur ein Blick auf unsere Hände und sein Gesicht genügte, um mir wieder einmal zu bestätigen, dass die Zeit mit ihm jede Gefahr wert war. Als wir vor dem Gemälde der Fetten Dame zum Stehen kamen, nannte Harry schon einmal das Passwort und die schläfrig meckernde Frau auf dem Bild tat widerwillig ihren Job, indem sie den Weg in den Gemeinschaftsraum freigab. Dann wandte er sich mir zu, nahm auch meine andere Hand in seine und lächelte leicht, bevor er mich zaghaft küsste. „Gute Nacht”, flüsterte ich in sein Ohr, als sich unsere Lippen wieder getrennt hatten. „Gute-”, setzte Harry an, kam jedoch nicht weiter, da plötzlich ein weiterer leuchtender Zauberstab neben uns in dem Durchgang zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum erschien … und direkt dahinter das Gesicht der Gryffindor, das ich gerade am allerwenigsten sehen wollte. Granger. „Wie ich sehe, hast du deine Entscheidung bereits getroffen, Harry. Wie schön für dich. Ich hoffe du wirst es nicht bereuen”, spuckte sie uns ihre Worte verächtlich und mit arrogantem Blick vor die Füße, bevor sie sich einfach umdrehte und davon stolzierte. In weiterer Entfernung hörte man sie noch mit Weasley sprechen und dann schienen die beiden in den Schlafsälen zu verschwinden. Währenddessen hatte Harry einfach nur steif dagestanden, indessen seine Hände sich deutlich verkrampft hatten. Sein Blick jedoch hing seiner Freundin hinterher, die ihn hatte einfach stehen lassen und langsam aber sicher konnte ich beobachten, wie seine Augen glasig wurden und er ein ungläubiges und gequältes „Was?” hervor presste. Sofort schlang ich meine Arme um ihn und zog ihn in eine feste Umarmung, mit der ich ihm beistehen wollte, mich allerdings auch selbst davon abhalten wollte bei meiner aufkeimenden Wut diesen Bastarden von 'Freunden' nicht einfach hinterher zu stürmen und ihnen ihre verfluchten Visagen einzuschlagen. „Oh Harry, es tut mir so leid”, versuchte ich beruhigend auf ihn einzureden, als er sich plötzlich von mir drückte. „Ich … ich kann nicht. Ich muss allein sein. Bitte geh.” Mit diesen Worten löste er sich endgültig von mir und schritt mit gesenktem Blick in die Dunkelheit des Gemeinschaftsraumes. Hinter ihm verschloss sich das Gemälde und so stand ich nun also alleine bei den großen Treppen und wusste nicht wohin mit meiner wachsenden Wut. Auf seine Freunde, auf die Umstände, auf Voldemort und auf mich selbst. * * * Einige Meter von der Tür entfernt, die den Eingang zu Snapes Büro darstellte, lehnte ich an der kalten Steinwand und wartete, wie abgemacht, auf Harry, indessen ich mich fragte, ob er überhaupt erscheinen würde. Den ganzen Tag über hatten wir uns nur aus der Ferne sehen können und doch war nicht zu übersehen gewesen, dass es Harry einfach nur dreckig ging. Beim Frühstück und Mittagessen hatte er die ganze Zeit über nur schweigend auf seinen leeren Teller gestarrt, wohingegen Granger und Weasley sich verhielten wie immer, bis auf die Tatsache, dass sie Harry vollkommen ignorierten. Ich hoffte nur inständig, dass er sich von mir nicht abkapselte, denn so sehr ich auch verstand, dass er gestern nur noch allein sein wollte, so sehr plagten mich die Bedenken, dass er schließlich doch mir die Schuld für den Streit mit seinen Freunden gab. Nun konnte ich ihn auch unmöglich noch weiter belasten, indem ich ihm von dem schicksalhaften Brief meines Vaters erzählte. So entschloss ich mich ihm diesem Schlag der Realität nicht auszusetzen, zumindest solange es noch möglich war. „Dann wollen wir mal unsere Strafe entgegennehmen, was?”, ertönte es auf einmal lustlos neben mir und als ich mich umdrehte sah ich Harry, bei dessen Anblick ich erschrak. Er hatte nicht mehr dieses Glänzen in den Augen, wenn er mich anschaute, nicht mehr dieses freche Schmunzeln auf den Lippen, nicht mehr den leicht bräunlichen Teint, um den ich ihn manchmal beneidete. Er war müde und blass und von Nahem sah er noch hundert mal schlimmer aus. „Harry”, sagte ich voller Mitleid, ging einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. Nur schwach erwiderte er meine Geste, indem er seine Arme leicht um meine Hüfte legte und seine Stirn an meine Schulter lehnte. „Sie hassen mich, Draco. Ich sehe es in ihren Augen. Sie hassen mich.” Das, was Harry sagte, war nicht mehr, als ein kaum hörbares Wimmern an meiner Schulter, währenddessen seine Hände sich krampfhaft in meinen Rücken gekrallt hatten. „Was haben sie zu dir gesagt? Haben sie dich runter gemacht? Wenn dich diese Bastarde auch nur anrühren, dann-” „Nein, sie haben nichts gesagt, aber genau das ist es ja! Sie tun so, als wäre ich Luft und wenn sie mich mal ansehen, kann ich ihren Hass förmlich spüren.” Er trat einen Schritt zurück und sah mich an. „Scheiße, Draco. Das sind immer noch meine besten Freunde. So was können sie doch nicht machen!” Ich wusste nicht, was ich nun tun sollte. Was konnte ich denn tun? Mit ihnen zu reden und alles zu erklären hatte ich doch schon versucht und ich war damit nur gegen eine Wand gelaufen. Als wäre es nicht auch ohne ihr Zutun schon schwer genug für ihn, für mich, für uns! „Treten Sie ein Mr Potter, Mr Malfoy. Ich habe Sie beide schon erwartet.” Ich schreckte zusammen, als plötzlich Snapes Stimme zu uns vordrang und ich ihn vor seiner geöffneten Tür stehen sah. Bei Merlin, wie lange stand er schon da und was hatte er gehört?! Und verdammt, warum haben wir ihn nicht schon früher bemerkt? Ich schaute zu Harry herüber und sah, dass er sich genauso ertappt fühlte wie ich, doch ohne eine Erwiderung tat er, was ihm gesagt wurde, also folgte ich ihm. So standen wir nun vor Snapes Schreibtisch und warteten auf unsere Anweisungen. „Es ist überaus seltsam, dass man Sie des nachts beim gemeinsamen Herumschleichen auf den Schulfluren erwischt hat. Gab es etwa wieder Unstimmigkeiten, die Sie heimlich zu klären versucht hatten?”, fragte der schwarzhaarige Lehrer gleich zu Beginn, wodurch er sowohl Harry als auch mich vollkommen überrumpelte, da wir nicht wussten, was wir antworten sollten und so in unbeholfenem Schweigen versanken. „Gerade Sie, Mr Malfoy, sollten inzwischen doch eigentlich alt genug sein, um sich auf solch ein kindisches Getue nicht mehr einzulassen. Wohingegen von Ihnen ja nichts anderes zu erwarten war, Mr Potter, wo sie doch um jeden Preis im Mittelpunkt stehen wollen. Aber genug davon, immerhin müssen Sie mir nun einen Dienst erweisen”, fuhr er galant fort und schwang sich mit wehendem Umhang auf seinen gepolsterten Stuhl hinter dem Tisch. „Es wird Ihnen sicher ein Vergnügen sein meine Sammlung von Zaubertrankzutaten nach Wirkungsbereichen und Seltenheitsgraden zu sortieren und Unbrauchbares zu entsorgen. Von Ihnen, Mr Malfoy, erwarte ich, als besten Schüler in meinem Unterricht, dass Sie genaustens überprüfen, dass alles seine Richtigkeit hat. Und haben Sie ein Auge auf Ihren Mitschüler, der sich nur allzu gerne mal an fremdem Gut bedient”, funkelte er Harry böse entgegen. „Also, Sie wissen wo es langgeht. Verschwindet, ich habe mich noch um wichtigere Dinge zu kümmern. Und ich warne Sie beide noch einmal. Sollte nachher auch nur das kleinste Hautschüppchen der unbedeutendsten Florfliege fehlen, wird das Konsequenzen haben.” Mit einer wedelnden Handbewegung scheuchte Snape uns aus seinem Büro, das er mit knallender Tür wieder verschloss, ohne dass wir auch nur ein Wort sagen konnten. „Reizend, wie immer”, bemerkte Harry sarkastisch und ich stimmte ihm zu. Zutaten sortieren war zwar nicht das beste, was ich mir als Strafarbeit vorstellen konnte, aber immerhin war es etwas, womit ich mich wirklich auskannte und bei dem Harry und ich ungestört sein konnten. Ich musste ihn irgendwie auf andere Gedanken bringen oder zumindest versuchen ihn aufzuheitern, denn wenn er schon nach nur einem Tag so schrecklich mitgenommen aussah, wie jetzt, konnte ich mir nicht vorstellen, wie er die nächste Zeit durchstehen sollte. Und wieder einmal fragte ich mich, was ich tun konnte, um ihm zu helfen. Vielleicht sollte ich ja doch Pansy auf diese beiden dreckigen Gryffindors loslassen? Sie hätten es jedenfalls verdient, mit dem, was sie Harry da antaten. Vielleicht würden sie aber auch schneller wieder zur Vernunft kommen, als ich annahm. Wenn ihnen wirklich etwas an Harry lag, würden sie ihn nicht weiter so leiden lassen, wie heute … Hoffentlich. * * * Beinahe eine Woche war bereits vergangen, seit Granger und Weasley begonnen hatten Harry zu ignorieren … und auch jetzt noch würdigten sie ihn aller höchstens eines vernichtenden Blickes. Inzwischen hatten wir uns daran gewöhnt, unter dem Tarnumhang versteckt, über das Schulgelände und die Ländereien von Hogwarts zu wandeln, denn das war die einzige Möglichkeit, wie wir tagsüber unentdeckt Zeit miteinander verbringen konnten. Und diese Zeit brauchte vor allem Harry, auch wenn Blaise und Pansy dafür etwas öfter unter sich bleiben mussten. Aber sie hatten glücklicherweise Verständnis dafür. Außerdem war Blaise in den letzten Tagen sowieso sehr damit beschäftigt gewesen sich in Zauberschach zu üben und sein Fleiß hatte sich schließlich auch gelohnt, denn er war bei den letzten Auswahlspielen am vergangenen Freitag voller Stolz als bester Slytherin hervorgegangen. Ich hatte einmal bei einem Spiel von ihm zugesehen, wäre dabei allerdings beinahe eingeschlafen. Jedenfalls sollte heute beim Mittagstisch nun endlich verkündet werden ob die Lehrer oder die Schüler gewonnen hatten, da die zusammenfassenden Ergebnisse noch nicht bekannt waren und die beteiligten Schüler und Lehrer vorerst zu schweigen hatten. Doch bevor ich den Weg zur Großen Halle einschlagen konnte, musste ich noch die letzten Minuten des Zaubergeschichte Unterrichts über mich ergehen lassen. Wie immer war die Vortragsweise des unterrichtenden Geistes, Professor Binns, nicht gerade ansprechend und- „Harry!” Als wäre gerade mein eigener Name gerufen worden, drehte ich mich ruckartig um und sah wie Longbottom neben dem bewusstlos auf dem Boden liegenden Harry kniete. Dieser Anblick kostete mich sämtliche Beherrschung, die ich aufbringen konnte, um keinen schockierten Aufschrei verlauten zu lassen und sofort zu ihm zu eilen. Ich hatte befürchtet, dass es irgendwann auf so etwas hinauslaufen würde. Wie oft hatte ich noch mit Harrys Freunden reden wollen, weil er selbst es sich nicht zugetraut hatte. Doch ich hatte es nicht getan, weil er es nicht gewollt hatte. Professor Binns befehligte den schwachköpfigen Gryffindor Harry sofort zu Madam Pomfrey zu bringen und sagte der Unterricht sei damit beendet. Erschrocken strömte beinahe die gesamte Klasse hinaus, Longbottom hinterher, wohingegen einige wenige Schüler nur teilweise erschrocken, teilweise unbeeindruckt den Klassenraum verließen, bis auf vier, mich ausgenommen. Und das waren sowohl meine zwei besten Freunde, als auch die von Harry, wenn sie es denn noch würdig waren diesen Titel zu tragen. Nachdem ich den Schock einigermaßen überstanden hatte, spürte ich wieder diese unglaubliche Wut in mir aufsteigen, die mich überkam, wenn ich darüber nachdachte, was dieses widerliche Schlammblut und ihr verachtenswertes Wiesel Harry antaten ohne mit der Wimper zu zucken. Doch dieses Mal war es schlimmer. Dass Harry soeben zusammengeklappt war, hatte das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Ich konnte und wollte mich nicht länger zurück halten, wandte mich den viel zu besorgt dreinschauenden Unwürdigen zu und atmete noch einmal tief ein. „Ihr dreckigen, würdelosen, abscheulichen Bastarde! Seid ihr jetzt zufrieden?! Jetzt, wo nicht nur schon längst Harrys Psyche, sondern auch endlich sein Körper an seine Grenzen gestoßen ist. Das ist alles eure Schuld! Er hat gelitten und ihr habt gnadenlos dabei zugesehen, wie es ihn auszehrt, dass ihr so mit ihm umgeht. Und wofür das Ganze? Ach aber natürlich, warum frage ich eigentlich noch? Weil ich ihn ja hintergehe und deswegen die ganze Zeit über an seiner Seite war, als ihr euren scheiß Job als beste Freunde nicht getan habt! Nicht einmal den Dreck unter den verwarzten Fußzehnägeln eines Trolls seid ihr wert. Und jetzt behauptet noch einmal, dass nicht ihr es seid, die Harry hintergehen!” Völlig außer mir vor Wut tobte ich in dem Klassenzimmer und schrie all meine Gedanken hinaus. Ich wartete nicht einmal eine Erwiderung dieses Abschaums ab, bevor ich hinaus stürmte, denn ihre Mimik und Gestik waren mir Antwort genug gewesen. Zusammengekauert, wie zwei bedrängte Ratten in einer Ecke, hatten sie nur noch vor mir dagestanden, während ihre Gesichter immer offener gezeigt hatten, dass sie sich schuldig fühlten. Und wie sie sich schuldig fühlen sollten! Am liebsten hätte ich ihnen gleich einen Fluch auf den Hals gehetzt, wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich Harry damit nur noch mehr Schaden zufügen würde. Und im Gegensatz zu gewissen anderen Menschen war ich in der Hinsicht wenigstens rücksichtsvoll genug mich deswegen auch zurück zu halten. „Lenkt mich ab, sofort!”, rief ich Pansy und Blaise zu, die mir mit ebenso überraschten, wie anerkennenden Blicken folgten. Immer noch viel zu schnell hastete ich die Schulflure entlang ohne dabei überhaupt ein konkretes Ziel vor Augen zu haben. Ich wollte nur weg. Weg von diesen, diesen- „Bleib doch erst mal stehen!” Plötzlich packten mich zwei kräftige Hände, brachten mich zum Stehen und drehten mich um. „Das war mal ein echt geiler Auftritt da drinnen, Dray!”, lobte Pansy mich, während Blaise wieder seine Hände von mir nahm, als er merkte, dass es nicht meine Absicht war weiter zu rennen. „Auf jeden Fall”, stimmte Blaise nickend zu. „Es ist ja so süß, wie du dich für Harry einsetzt. So habe ich dich noch nie erlebt”, bemerkte Pansy lächelnd. „Immer, wenn du ihn ansiehst, hast du dieses Glänzen in den Augen und ihr gebt auch wirklich ein tolles Paar zusammen ab. Du musst ihn ja wirklich lieben, hm?” „Oh man, so was kann auch nur von einem Mädchen kommen, stimmts Dray?” Blaise lachte und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter, doch ich konnte nicht mitlachen. Hatte sie da gerade lieben gesagt? Natürlich hatte ich Gefühle für ihn, da bestand kein Zweifel, aber konnte man das wirklich schon Liebe nennen? Da war ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher. Ich fand, dass „wahre” Liebe Zeit brauchte, selbst wenn man schon verliebt war, denn zwischen Verliebtsein und Liebe lagen immer noch Welten. Und plötzlich fragte ich mich, ob Harry mich liebte. Wir hatten uns zwar schon klar genug gemacht, dass wir einander begehrten, aber die Liebe an sich hatten wir noch nicht erwähnt. Ob er es so sah wie ich? Was, wenn er mich nicht liebte? Ich fühlte ein Stechen in meiner Brust, als ich mir diese Frage stellte. Aber hatte ich gerade nicht selbst angezweifelt, dass ich ihn liebte? Warum machte es mir dann so viel aus, mir vorzustellen, dass er nicht tat? Zu viele Gedanken. „Lasst uns einfach essen gehen”, murmelte ich und schlug den Weg zur Großen Halle ein. * * * „Denen hab ich's gezeigt!”, rief Blaise vor Freunde und stürmte aus der Großen Halle, die wir soeben verlassen wollten. „Na, wem habt ihr die geilste Party eures Lebens zu verdanken? Richtig, mir!” „Jetzt komm mal wieder runter. Wenn du der einzige gewesen wärst, der gegen einen Lehrer gewonnen hätte, hätten wir auch keine Party gehabt”, bemerkte Pansy lachend und schlug ihm gegen den Hinterkopf. „Hey! Darf ich dich daran erinnern gegen wen ich gewonnen habe? Das war nicht nur irgendein Lehrer, das war Dumbledore höchstpersönlich! Meinst du das hätte diese rothaarige Ratte von Gryffindor gepackt? Wohl eher nicht, also knie nieder und danke deinem Meister für dieses Geschenk", gab der Dunkelhaarige gespielt arrogant von sich und wich dem nächsten Schlag von der künstlich schockierten Pansy aus. „So weit kommt's noch! Träum weiter, du Idiot!” Sich durch die Haare wuschelnd und in die Seiten kneifend rauften sich meine besten Freunde, während ich unbeteiligt neben ihnen stand. Dumbledore hatte kurz zuvor bekannt gegeben, dass die Schüler beim Zauberschachturnier gewonnen hatten und wir nun, wie versprochen, unsere Party bekommen würden. Und zwar diesen Freitag Abend. Bis dahin blieben noch genau drei Tage. „Leute, geht schon mal ohne mich vor. Ich wollte noch kurz bei Harry vorbeischauen, sehen wie es ihm geht.” „Ist in Ordnung, bis später!”, rief Blaise, bevor er vor der ihm hinterherlaufenden Pansy flüchtete. Ich schüttelte den Kopf. Manchmal benahmen sie sich wirklich noch wie kleine Kinder. Sobald sie außer Hörweite waren, schweiften meine Gedanken wieder zu Harry. Ich hoffte, dass niemand mehr bei ihm war und wir ungestört sein konnten. Gleich begann wieder der Unterricht, aber mir war es egal, ob ich nun zu spät kam. Harry hatte Vorrang und während der Mittagspause waren sicher noch andere Freunde bei ihm gewesen. Als ich am Krankenflügel angekommen war, achtete ich darauf die Tür, die mich noch von dem Raum mit den an ein Krankenhaus erinnernden Betten trennte, nicht zu laut aufzustoßen, um nicht Madam Pomfreys Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Diese Frau stand immer hinter einem, wenn man es am wenigsten erwartete und wenn sie mich nun erwischen würde, würde sie mich sicherlich wieder zum Unterricht schicken. So trat ich also ein, blickte mich kurz um und brauchte nicht lange, bis ich Harry gefunden hatte, da er der Einzige war, der ein Bett belegte. Zum Glück. „Draco!”, klang es sofort sehnsüchtig von dem Dunkelhaarigen, als ich in sein Blickfeld getreten war. „Harry, wie geht es dir? Du siehst schrecklich aus.” Meine Besorgnis war mir deutlich anzuhören. „Danke für das Kompliment, aber es ist schon ein wenig besser ... Immerhin bin ich wenigstens nicht mehr bewusstlos, nicht wahr?”, lächelte er schwach, indessen ich an sein Bett herantrat, um mich zu ihm zu setzen. „Habe ich dir nicht gesagt, dass es so nicht weiter geht? Bitte, du musst doch endlich was tun. Es sind deine besten Freunde, verdammt! Weißt du wie schwer es für mich ist dich in so einem Zustand zu sehen und zu wissen, dass ich der Auslöser für das Ganze hier war?” „Bitte, Draco. Es-” Plötzlich ertönte ein Geräusch. Schritte! „Schnell, gib mir deinen Tarnumhang!”, zischte ich Harry zu, der sogleich den gesuchten Gegenstand aus seinem Schulumhang holte, der neben ihm hing, und ihn mir zuwarf. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich in den Umhang hüllen, denn zeitgleich sprang die Tür auf und die Schulheilerin lugte hinein. „Stimmt etwas nicht Mr. Potter? Haben Sie nach mir gerufen?” „Nein nein, ich äh ... ich führe nur Selbstgespräche”, stammelte der Angesprochene, woraufhin Madam Pomfrey ihn misstrauisch beäugte. „Na gut, aber bleiben Sie in Ihrem Bett. Wir wollen doch nicht, dass Sie noch einmal umkippen, nicht wahr?” Mit diesen Worten war sie auch schon wieder verschwunden. „Das war knapp”, kommentierte ich leise, während ich mich wieder zu erkennen gab. „Vielleicht sollte ich deinen Umhang tragen, solange ich hier bin. Wer weiß, wann die wieder reinplatzt.” „Da hast du wohl recht”, stimmte Harry mir zu und ich schnappte mir einen Stuhl, den ich neben sein Bett stellte. „Aber du solltest wieder gehen. Du wirst noch extra Hausaufgaben bekommen, wenn du noch später kommst. So wie ich Professor McGonnagall kenne, wird sie dich wahrscheinlich sogar nachsitzen lassen.” „Ich gehe nirgendwo hin”, sagte ich und tat meinem Vorhaben keinen Abbruch mich neben ihn zu setzen und nach seiner Hand zu greifen, nachdem ich mir wieder den Tarnumhang übergeworfen hatte. Ich verschränkte meine Finger mit seinen, umfasste unsere vereinten Hände mit meiner freien und presste meinen Mund kurz auf sie. „Tut mir leid, dass ich gerade so laut geworden bin, aber ich will doch nur, dass es dir gut geht”, entschuldigte ich mich bei ihm und fuhr nach kurzem Stocken fort. „Manchmal, wenn ich so sehe, was diese kurze Zeit, in der wir erst zusammen sind, schon angerichtet hat und ich daran denke, dass uns in Zukunft noch schlimmeres, in Anbetracht von Voldemort, erwartet, frage ich mich, ob es richtig ist, was wir hier tun.” Ich konnte diese Bedenken einfach nicht länger für mich behalten und während ich wieder der Verzweiflung nahe war, hob Harry den Umhang, sodass er mich wieder sehen konnte. „Nein, Draco. Ich bitte dich, so darfst du nicht denken”, flüsterte er flehend, bevor er seine freie Hand in meinen Nacken krallte und mich so verlangend küsste, dass ich dachte er würde mich nie wieder gehen lassen. „Weißt du wie glücklich mich deine bloße Anwesenheit macht? Uns wurde nie etwas gegönnt, also bitte hör auf an so was zu denken.” Diesmal war ich es, der den Kuss einleitete. Er hatte recht. Wir brauchten uns. „Ich wollte dir keine Angst machen, tut mir leid.” Er lehnte sich wieder zurück in sein Bett und ich saß wortlos neben ihm, ließ seine Hand jedoch nicht eine Sekunde los. Plötzlich öffnete sich die Tür des Krankenflügels und ich dachte schon Madam Pomfrey würde wieder eintreten, doch wider meines Erwartens waren es die Personen, mit denen ich am wenigsten gerechnet hätte. Granger und Weasley. Sofort schossen mir hunderte Gedanken durch den Kopf. Waren sie gekommen, um Harry noch weiter leiden zu sehen oder hatten sie endlich begriffen, dass ihr Verhalten in den letzten Tagen einfach unter aller Sau gewesen war und nun waren sie hier, um sich zu entschuldigen? „Hey, Harry”, kam es ungewohnt zurückhaltend von dem Rothaarigen. Bei dem Klang seiner Stimme verkrampfte Harry sich ein wenig und ich versuchte ihm beizustehen, indem ich beruhigend seine Hand drückte. „Was?”, antwortete er tonlos. „Existiere ich für euch endlich wieder oder wolltet ihr nur sichergehen, dass euer Hassobjekt noch am Leben ist?” „Wir sind hier, weil wir uns entschuldigen wollten”, meldete sich nun auch die Streberin zu Wort. „Wir waren echte Arschlöcher, aber wir dachten, das ist der einzige Weg, wie du zur Vernunft kommst und dich von diesem- von Malfoy trennen würdest. Aber das war falsch von uns. Es tut uns leid ... Wirklich. Wir hoffen du kannst uns verzeihen.” Beschämt schaute das Wiesel auf den Boden und dann trat kurzzeitig ein Schweigen ein, das Granger wieder brach. „Bitte, Harry. Du musst uns glauben. Wir wollten dir nie etwas Böses. Wir haben eingesehen, dass es falsch war, was wir getan haben. Lass dir die Zeit, die du brauchst, um uns wieder zu vertrauen, aber wir wollen, dass du weißt, dass wir immer für dich da sind.” Mit diesen abschließenden Worten verließen die beiden den Raum und ließen Harry und mich wieder allein. Wie ernst konnte man diese Entschuldigung nehmen? Sie klang eigentlich sehr ehrlich und trotzdem wurde ich das seltsame Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Und was mir sofort aufgefallen war, war, dass sie nicht mit einem einzigen Laut erwähnt hatten, dass sie unsere Beziehung nun akzeptieren würden. Mein Misstrauen war längst nicht erloschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)