Freundschaft von DivaLila (Wer bin ich?) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Wer bin ich?“ Leise aber bestimmt wurde die Frage von Maliks Lippen gehaucht, während er seinen besten Freund Ryou fest anblickte. „Mein bester Freund, natürlich“, lautete die Antwort. Die Lippen des Ägypters verzogen sich kaum merklich zu einem Lächeln. „Allerdings ist das wohl keine Definition, was? Und nicht die Antwort, die du willst.“ Das Lächeln vertiefte sich etwas. „Ich denke, es liegt nicht an mir, das zu beurteilen.“ „An wem dann?“, lautete die Gegenfrage. „Es liegt nicht an mir, das zu beurteilen“, Ryou grinste, „ich kann nur sagen, wer du für mich bist.“ „Na, dann los“, forderte Malik. Ein langes Seufzen entwich den Lippen des Weisshaarigen, bevor er seine Lippen zu einem Grinsen verzog. „Du bist der so ziemlich wundervollste Mensch, der mich auf meinem Lebensweg begleitet. Und ja, ich weiss, dass das verdammt kitschig klingt. Aber es ist so. Du bist der ausgleichende Faktor in meinem Leben. Beruhigst mich, wenn ich traurig oder wütend bin, lachst mit mir, wenn ich aufgedreht bin und schweigst mit mir, wenn ich nicht reden mag. Erinnerst du dich daran, dass wir uns manchmal am Telefon zehn Minuten einfach angeschwiegen haben?“ Die beiden lachten. „Und sonst?“ Ein neckisches Funkeln blitzte in den violetten Augen. „Weißt du, wie verdammt schwer die Frage zu beantworten ist? Ganz nebenbei bemerkt glaube ich ja nicht an die Wahrheit, also wird es auch nicht wahr sein, was ich zusammenlabbere. Es ist nur Teil meiner Wahrheit und meiner Wahrnehmung, aber das muss ich dir wohl nicht erklären, darüber haben wir schon oft gesprochen.“ Malik nickte, was Ryou dazu veranlasste, näher zu diesem zu rutschen und seinen Arm um ihn zu legen. „Nun, ich denke, du bist sicherlich eine schwer zu kategorisierende Person. Und ja, das ist eigentlich ein Kompliment“, führte der Sprechende aus, „ich kenne dich seit knapp sechs Jahren. Damals warst du wie ein Wunder für mich. Und bist es eigentlich heute noch. Nur anders als damals. Damals, nun ja, damals warst du schlicht der erste gleichaltrige Mensch, vor dem ich sein konnte, wie ich bin. Du hast mich nicht als kindisch verschrien, weil ich auf Animes stand. Du hast mich nie als Langweiler bezeichnet, weil ich gerne lese. Du hast mich nicht als schlecht gekleidet betrachtet, weil ich mich nicht für angesagte Klamotten interessiere. Im Gegenteil. Du hast all diese Interessen und Eigenarten mit mir geteilt. Du hast mir Hoffnung gemacht. Die positive Art Hoffnung. Nicht diejenige, die dich dazu bringt, still auf etwas zu warten. Sondern diejenige, die mich dazu bringt, aufzustehen, um noch mehr zu tun, damit meine Hoffnungen irgendwann Realitäten werden.“ Ryous Arme schlossen sich um den Oberkörper des Ägypters, zogen diesen näher an sich. Er hauchte einen sanften Kuss auf die Ohrmuschel des anderen. „Irgendwie bist du das bis heute geblieben. Ich habe immer wieder festgestellt, wie wichtig du bist, wenn wir uns lange nicht gesehen haben. Meine Seele fühlte sich, wie ein Verdurstender, der endlich Wasser bekommt, ohne dass er jedoch bemerkt hat, wie durstig er war, weil er die ganze Zeit Salzwasser zu trinken hatte.“ Malik lachte ob dem Vergleich. „Du bist einfach eine unendlich vielschichtige Person. Klar komme ich ganz gut mit dir klar und kann dich gut einschätzen, nach der Zeit ist das auch kein Wunder, aber ich entdecke immer wieder neue, interessante Seiten an dir.“ Ein Zeigefinger stupste in die Seite des Blonden. „Auch wenn du beizeiten echt schwierig sein kannst. Aber ich weiss ja: ignorieren und zurückgiften. Und am besten dich irgendwie wieder zum reden bringen, damit wir weiterquatschen können.“ Ryou seufzte, schloss seine Augen und streichelte gedankenverloren durch das blonde Haar. Er schien in irgendeine Überlegung vertieft zu sein. „Dein Wissen ist auch interessant. Du bist eine ewige Quelle der Information. Das finde ich unglaublich faszinierend und es macht dich einzigartig. Du weißt so viele unterschiedliche Dinge, dein Interessenfeld ist riesig! Und du kannst dir das alles merken.“ Malik hob fragend eine Augebraue und Ryou wusste, dass es seine Art zu protestieren war. Natürlich konnte er sich nicht alles merken, aber eben doch unheimlich viel. Das würde der Ägypter hoffentlich so in Ryous Aussage implizieren. „Und trotzdem behauptest du nie, klug zu sein. Du teilst meine Auffassung, dass der Mensch ein durch und durch dummes Wesen ist. Nur manche sind eben noch dümmer.“ Der Weisshaarige kicherte leise. „Ich glaube, wenn es so etwas wie eine Zwillingsseele gibt… dann bist du das. Wobei sich hier dann die Frage stellen würde, wie weit sich Personen, die so viel miteinander zu tun haben wie wir, nicht sowieso ähnlich werden. Aber auf jeden Fall weiss ich, dass ich dich verdammt lieb habe.“ Ryous drückte den etwas kleineren an sich. „Ich dich auch“, nuschelte Malik in die Brust des anderen. „Aber du kannst auch ziemlich schwierig sein. Manchmal hast du eine vorgefasste Meinung, die du partout nicht ändern willst. Oder du verurteilst Menschen, die eine andere Weltansicht als du haben. Ich heisse diese sicher auch nicht gut. Aber ich suche nach anderem, was diesen Menschen liebenswürdig macht, was ich dann manchmal auch finde, während du diese dann einfach ablehnst. Oder nicht ernst nimmst. Ich weiss nicht, was ich als schlimmer empfinden soll. Ich meine nicht, dass das, was du tust, falsch ist. Es bringt mich nur manchmal in ziemlich verzwickte Situationen. Und ich möchte, dass du weißt, dass du insofern schwierig bist. Und vielleicht etwas intolerant. Wie gesagt, wir kennen die Wahrheit nicht. Also sind andere Wahrheiten nicht falsch, auch wenn sie sich vielleicht so anfühlen und auch nach reiflichen Überlegungen immer noch sind. “ Erneut piekste Ryou seinen besten Freund neckend in die Seite. „Mich hingegen versuchst du zu verstehen. Klar, fällt einfacher, wenn man ähnliche Prinzipien hat. Und ich freue mich, dass du die meinen mit logischen Argumenten und in unseren Diskussionen festigst. Ich denke manchmal etwas zu idealistisch. Wobei, du auch.“ Der Grössere grinste: „Verdammt, ich quatsche ziemlich viel komisches Zeug. Und bin kurz vor dem Verdursten. Möchtest du auch was zu trinken? Und Schokolade?“ Auf die erste Frage folgte ein Nicken, auf die zweite ein Kopfschütteln. Ryou ging in die Küche um für sie beide ein Glas Wasser zu holen und nahm noch etwas Schokolade für sich mit. Als er in sein Zimmer zurückkam, hatte sich Malik die Bettdecke geschnappt und sich darin eingekuschelt. „Du bist sooo süss“, schmunzelte der Stehende. Malik lächelte unschuldig, blickte mit grossen Augen nach oben. Ryou stellte die Gläser auf den Nachttisch, schlang seine Arme um seinen Freund und wiederholte: „Du bist sooo unendlich süss!“ Dann drückte er dem anderen sein Glas Wasser in die Hand. Als beide getrunken hatten, kuschelten sie sich wieder aneinander. „Ich bin auf jeden Fall unendlich froh, dass es dich gibt. In gewissem Sinne hast du mir sogar das Leben gerettet. Du hast mir geholfen als es mir sehr schlecht ging. Ich vermute, ich hätte es auch ohne dich irgendwie durchgestanden, aber nicht auf die Art, wie ich es mit dir als Unterstützung getan habe. Beziehungsweise hast du mir dieses Leben erst ermöglicht, und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Denn ich lebe gerne.“ Voller Zuneigung drückte der Weisshaarige den Kleineren an sich, dieser erwiderte die Umarmung. „Ich weiss nicht, ob es das war, was du von mir hören wolltest“, seufzte Ryou. „Aber es ist das, was mir grad so einfällt auf die Frage, wer du bist. Vielleicht wird morgen die Antwort eine vollkommen andere sein. Wobei… nein, so anders nicht. Nur vielleicht weniger kitschig.“ Die beiden grinsten sich an, dann näherte Ryou sein Gesicht demjenigen seines Gegenübers. Malik tat es ihm gleich. Ihre Lippen fanden sich. „Ich liebe dich“ hauchte der Weisshaarige, als sich ihre Lippen wieder trennten. „Ich dich auch.“ Denn dass, was sie verbindet, ist Freundschaft, fern von jeder Definition. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)