The one I love von -HyukJae- (YeMin) ================================================================================ Kapitel 4: ne ------------- -2Tage später- Heute Abend bin ich zur Party meines Cousins eingeladen. Eigentlich möchte ich nicht hingehen, doch mein Onkel und meine Tante meinen, dass das eine gute Ablenkung für mich wäre. Also habe ich mich dazu durchgerungen meinem Cousin den Gefallen zu tun. Da ich nicht damit gerechnet habe, habe ich nicht unbedingt die passenden Kleider eingepackt und so werde ich nun ganz einfach in schwarzen Jeans und einem rot-weißen Shirt dort auftauchen. Etwas blamabel ist das schon, wo ich jetzt in Seoul lebe, aber ändern lässt sich daran jetzt nichts mehr. Als ich abends auf dem Weg zum Haus meines Cousins bin, fällt mir auf wie klein Anseong ist. Ich muss vom einen Ende des Dorfes zum anderen gehen und doch bin ich nur 30 Minuten unterwegs. Geht man in Seoul 30 Minuten zu Fuß, bekommt man nur einen Bruchteil der Stadt zu sehen, einen winzig kleinen noch dazu. Auf der einen Seite gefällt mir das Dorfleben. Man kennt jeden, weiß seinen Namen und seine Vergangenheit. Aber das Stadtleben hat mich schon immer gereizt. Die Anonymität und die Hektik haben etwas furchtbar anziehendes an sich, was mich immer wieder fesselt. Als ich endlich an meinem Ziel ankomme, scheint die Party schon in vollem Gange. Überall rund um das Haus befinden sich Gäste. Aus dem Gebäude selbst dröhnt laute Musik und Gerede. Gut, dass mein Cousin etwas abseits wohnt, so dass die Nachbarn so weit entfernt sind, dass sie von all dem nicht viel mit bekommen. Ich läute an der Tür und warte. Keiner öffnet. Ich drücke erneut den Knopf und warte wieder. Endlich öffnet sich die Tür und vor mir steht mein grinsender Cousin „Yesung“, begrüßt er mich indem er mir den Arm um die Schulter legt und mich mit sich ins Haus zieht. „Ich dachte schon du hast es dir doch anders überlegt.“, fährt er fort während er mich an all den fremden Gesichtern vorbei ins Wohnzimmer manövriert, wo ich neben ihm auf dem Sofa Platz nehme. Neugierig sehe ich mich um. Die Möbel waren alle beiseitegeschoben, so dass eine einigermaßen ansehnliche Tanzfläche entstanden ist. Das Sofa, die Sessel und einige Stühle, die an der Wand stehen, bieten Sitz- und Ausruhmöglichkeiten. Vor dem Sofa steht ein Couchtisch, man könnte meinen das ist der VIP Bereich. Über die Tatsache grinsend, dass ich wohl nun zu den VIPs gehöre, lasse ich meinen Blick weiter schweifen. Vor der großen Glasschiebetür zur Terrasse wurde das DJ-Pult aufgebaut, hinter dem ein Junge meines Alters steht, der von seinem Handwerk etwas zu verstehen scheint. Gleich daneben steht eine Tischreihe mit einer beachtlichen Anzahl an Flaschen und Getränken. Auf der Tanzfläche selbst befinden sich fast ausschließlich Mädchen, die ihre Körper zum Rhythmus der Musik bewegen. Der Abend und der Alkoholkonsum sind wohl noch nicht genug fortgeschritten um dort auch Jungs zu finden. Schließlich konzentriere ich mich wieder auf meinen Cousin, der ebenfalls ein Mädchen an seiner Seite hat. Besitzergreifend liegt sein Arm um ihre Schulter. Dann bemerke ich seinen Blick. „Sag mal ist das das, was man in der Hauptstadt zu einer Party trägt?“, fragt er ungläubig. Kopfschüttelnd erwidere ich. „Nein. Ich habe nur nicht damit gerechnet hier auf eine Party zu gehen. Also habe ich nichts Passendes in den Koffer gepackt. Ich hoffe ich habe jetzt die Kleiderordnung nicht verletzt und du wirfst mich raus?!“ Grinsend sieht mich mein Gegenüber an „Wie könnte ich meinen Lieblingscousin aus dem Haus werfen?“ Gerade als ich antworten will, läutet es erneut an der Tür. Ein weiterer Gast scheint angetroffen zu sein. Mein Cousin entschuldigt sich und geht um zu öffnen. Neugierig lasse ich meinen Blick schweifen. Alles mir fremde Gesichter. Außer meinen Verwandten kenn ich niemanden. Als mein Cousin nach 10 Minuten nicht wieder zurückkehrt, werde ich etwas nervös. Ich komme mir leicht fehl am Platz vor wie ich da so allein auf dem Sofa sitze und das Geschehen um mich herum beobachte, immer Ausschau haltend nach dem einen bekannten Menschen hier. Nach weiteren 10 Minuten gehe ich zur „Theke“ um mir etwas zu trinken zu holen. Ein Blick über das Angebot ließ erraten, dass dieser Abend für einige kein gutes Ende nehmen würde. Nach einigem Suchen habe ich dann doch eine Flasche Wasser unter dem Tisch gefunden. Mit ihr in der Hand mache ich mich auf den Weg zurück zum Sofa. „Wieso habe ich mich zu diesem Partybesuch überreden lassen?“, frage ich mich als ich einen Schluck vom Wasser nehme. Als plötzlich ein weiteres bekanntes Gesicht vor mir auftaucht, spucke ich ihm die Flüssigkeit fast entgegen. Hustend senke ich die Fasche vom Mund während sich Sungmin neben mich fallen lässt und mir auf den Rücken klopft. Ich beruhige mich und starre ihn entgeistert an. Was macht er hier? Hat man denn nirgends seine Ruhe vor ihm? „Na? Alles wieder ok?“, fragt er besorgt. Ich nicke, wende den Kopf ab und bete darum, dass mein Cousin um die Ecke kommt und mich mit sich nimmt. Fort von Sungmin. Fort von seinen durchbohrenden Blicken. Fort von seinen ständigen Fragen. Doch meine Gebete wurden nicht erhört. „Suchst du jemanden? Wen denn?“, möchte er neugierig wissen. „Was interessiert dich das?“, frage ich zurück. Sungmin zieht eine Schnute. „Man wird wohl noch fragen dürfen…“, meint er leise. Als ich das Gespräch nicht fortführe, beginnt er unruhig auf seinem Platz hin und her zu rutschen. Ich habe das Gefühl er versucht nichts zu sagen, obwohl ihm etwas auf der Seele brennt. Hat er bemerkt, dass ich das nicht mag? Ich sehe zu ihm. „Was ist?“, ich weiß, dass etwas ist. Er schüttelt den Kopf, möchte mir bedeuten, dass alles in Ordnung sei. Ich wende den Blick wieder ab. Verdammt wo bleibt nur mein Cousin. Hat er mich womöglich vergessen? Eine Horrorvorstellung. Der einzige, den ich sonst hier kenne ist Sungmin. Wobei, kann sagen, dass ich ihn kenne? Wir haben uns bisher gesehen. Flüchtig. Als der DJ eine neue Scheibe auflegt, beginnt Sungmin den Rhythmus mit zu trommeln und mit zu wippen. Meine Aufmerksamkeit wird wieder auf ihn gelenkt. Seine Augen finden die meinen und halten meinen Blick fest. Ich kann nicht wegsehen, so sehr ich es möchte, ich kann nicht wegsehen. Ein Grinsen macht sich auf seinen Lippen breit, ich kann förmlich sehen, wie ihm ein Gedanke kommt. „Tanzt du?“, kommt es aus seinem Mund. „Was?“, habe ich mich verhört? „Ich fragte ob du tanzt“, wiederholt er. Ich starre ihn an. Dann ein verlorenes Lächeln. „Schon, nur mit wem. Ich kenne keines der Mädchen hier. So oder so bin ich ein Fremder.“ Seine Augenbraue wandert nach oben. „Ich meinte auch mit mir“ Sein Grinsen wird breiter. „WAS?“, meine Stimme klingt fast schon schrill. Schnell senke ich die Lautstärke, hebe abwehrend die Hände. „Nein…nein, sicher nicht.“ Ist er nun völlig verrückt geworden? Langsam zweifle ich wirklich daran ob bei ihm noch alles normal ist. Sein Grinsen verschwindet langsam wieder, macht einem traurigen Lächeln Platz. „Schade...“, höre ich ihn nuscheln. Habe ich ihn nun zu sehr vor den Kopf gestoßen? Fast tut es mir Leid, allerdings nur bis seine leuchtenden Augen erneut die meinen finden. „ICH würde aber gerne mit DIR tanzen“, stellt er fest. Er fällt wohl immer mit der Tür ins Haus, was? Ich verdrehe meine Augen. „Es gehören aber immer zwei dazu. Und ICH will NICHT mit DIR tanzen.“ Sein Blick wird bittend. Bettelnd sieht mich von unten an, fast wie ein kleiner Welpe. „Verdammt…“, flüstere ich. Wie kann man so einem Blick widerstehen? „ Ok, ok….“, gebe ich seufzend nach. „ Aber nur einen Song. EINEN, verstanden?“, ich bin so ein Idiot. „Ist das peinlich…“, füge ich leise hinzu, doch nicht so leise, dass der andere es nicht hören kann. „Wieso peinlich? Was ist daran peinlich? Schau, die Mädchen tanzen auch alle zusammen“, sagt er während er seinen Blick über die Tanzfläche schweifen lässt. „Ja, aber das sind auch MÄDCHEN, und wie sind JUNGS. Siehst du auch irgendwo zwei Jungs tanzen? Nein!“, erwidere ich. „Und wenn schon“, antwortet Sungmin schulterzuckend. Ihm macht das wohl nichts aus, stelle ich überrascht fest als er mich schon am Arm auf die Tanzfläche zieht. Stolpernd folge ich ihm. Komme vor ihm zum stehen. Wieder haften seine Augen an mir. Ich beginne mich unwohl zu fühlen. Seine Blicke haben etwas an sich was mich schaudern ließ. Etwas das mich zu durschauen droht. Etwas das mich wie eine Fensterscheibe erscheinen lässt durch die man ohne weiteres hindurchsehen konnte. Etwas das mich nervös werden lässt. Etwas von dem ich immer das Gefühl habe davor weglaufen zu müssen. Doch ich kann es nicht fassen, kann es nicht in Worte fassen, was genau es ist. Und so steht er nun vor mir, sieht mich an, während ich den Blick abwende. Erst als seine Hände meine Hüften berühren, kehren meine Augen zu ihm zurück. Weit aufgerissen in Unglaube. Was soll das werden? Plötzlich werde ich dem Song gewahr, der im Hintergrund läuft. ( http://www.youtube.com/watch?v=OqR7ByTQPII ) Etwas ängstlich sehe ich zu ihm auf. Ist das sein Ernst? Ist das wirklich sein Ernst. Langsam drückt er mich an der Hüfte, beginnt sich im Takt zu wiegen, zieht mich so mit sich. Vorsichtig hebe ich meine Arme, lege meine Hände auf seine Schulter. Lasse mich treiben, während mich die traurige Melodie mit sich trägt. Ganz von allein verkleinert sich die Distanz zwischen uns, die ich erfolglos aufrecht zu erhalten versuche. Mit jedem Takt, der gespielt wird, zieht es meinen Körper enger zu ihm, so lange bis ich meinen Kopf auf seine Schulter lege. Schon zuvor hielt er mich im Arm, doch das war etwas vollkommen anderes. Das hier war etwas vollkommen anderes. Ich spüre seine Nähe, seine Wärme. Ihn. Ich schließe meine Augen. Genieße dieses Gefühl der Geborgenheit. Langsam wiegen wir uns zur Musik. Ich vergesse alles was um mich herum passiert. Plötzlich bin ich nicht mehr auf der Party meines Cousins mit all den mir fremden Leuten. Plötzlich bin ich nicht mehr in Anseong. Plötzlich ist da nicht mehr dieses Unbehagen. Alles was ich spüre ist Wärme. Alles was ich spüre ist Sicherheit. Alles was ich spüre ist Geborgenheit. Dann stehen wir still. Wie lange schon? Flatternd öffne ich meine Augen. Hebe meinen Kopf und sehe in Sungmins Gesicht. Sungmins Gesicht. Plötzlich rast mein Herz. Was habe ich da eben getan? Was habe ich da eben gedacht? Was habe ich da eben gefühlt? Meine Brust wird eng, ich bekomme keine Luft. Es schnürt mir die Kehle zu. Ungeschickt taumle ich einige Schritte zurück. Schüttle ungläubig den Kopf. Ich beginne zu laufen. Ich beginne zu rennen. Und noch bevor ich weiß was ich eigentlich tue, habe ich das Haus verlassen. Doch ich laufe immer weiterwährend ich höre, wie er meinen Namen ruft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)