Schwarze Lust von Asmodina ================================================================================ Kapitel 1: Zyklus 1 - Blood Lust - Kamijo ----------------------------------------- Die Nacht brach herein und legte ihren Mantel beinahe schützend über die Stadt. Dieser verdeckte alles, woran die Menschen sich erfreuten, verschleierte aber gleichzeitig auch das, was sie nicht sehen wollten: Denn aus einer finsteren Gasse drang das klägliche Weinen eines jungen Mädchens. Ihr langes, schwarzes Haar klebte strähnig an ihrem Gesicht, über das zahlreiche Tränen flossen. Der schmale Körper war nur mit einem dünnen Kleid bedeckt, obwohl die kalte Jahreszeit bereits Einzug gehalten hatte. Immer wieder schluchzte Hitori auf und zog die Beine noch enger an sich. Auch wenn der Schock über das vor wenigen Stunden Geschehende allmählich schwächer wurde, so tobten die Fragen mit beängstigender Geschwindigkeit in ihrem Kopf: Was sollte nun werden? Wohin sollte sie gehen? Leider befanden sich Geld und Ausweispapiere im Haus ihres Vaters und schon allein die Vorstellung, wieder dorthin zu müssen, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Wie in Trance befühlte Hitori ihre rechte Wange; jene brannte noch immer wie Feuer. Ihr Vater hatte nicht gerade harmlos zugeschlagen und das, obwohl sie volljährig war. Doch noch qualvoller waren der Schmerz in ihrer Seele und die Ratlosigkeit. Das junge Mädchen wollte nicht nach Hause zurück, aber welche Möglichkeiten gab es sonst? Fröstelnd rollte sie sich zusammen, um die Kälte abzuschirmen. Eine Decke wäre jetzt sehr angenehm…Gegen Hitoris Willen schlossen sich ihre Augen…der emotionale Stress forderte seinen Tribut. Der eisige Wind liebkoste fast zärtlich seine leichenblasse Haut und strich durch die blonde Lockenpracht, während seine schwarzen, kniehohen Lackstiefel regelrecht über den Asphalt glitten. Kamijo flog nicht wirklich; seine Bewegungen waren lediglich zu schnell, zu geschmeidig für das menschliche Auge. Doch im nächtlichen Getümmel der Stadt fiel es niemandem großartig auf und wenn doch, so genügte ein Blick in seine grau – schwarzen Augen, um den Beobachter desinteressiert weitergehen zu lassen. So als wäre seine imposante Erscheinung das Normalste der Welt. Der Vampir kicherte leise; Telepathie war etwas Feines und außerdem sehr nützlich. Trotzdem ließ Kamijo seinen Blick konzentriert durch die Menschenmenge wandern, um nach einem attraktiven Opfer zu suchen. Sein Hunger quälte ihn, obwohl er, im Laufe der Jahrhunderte, gelernt hatte, mit wenig Blut auszukommen. Gerade in der modernen Welt war es sehr vorteilhaft, da über jeden Menschen Daten gab und unauffälliges Verschwinden sich sehr kompliziert gestaltete. Kamijo richtete seine, von der Gier verschärften, Sinne auf jeden einzelnen Menschen und unterdrückte des Öfteren einen imaginären Brechreiz. Bisher gab es niemanden, welcher seinem Geschmack auch nur ansatzweise entsprach und auf eine Henkersmahlzeit, meist bestehend aus Obdachlosen oder Betrunkenen, hatte der Vampir keine Lust. Unauffällig leckte er sich über die verführerisch roten Lippen, als seine Sinne plötzlich etwas wahrnahmen, womit er nicht gerechnet hatte: Nackte Verzweiflung, vermischt mit dem Gestank nahenden Sterbens und einer erotisch – herben Note des Lebenssaftes. Blitzartig drehte Kamijo sich um und rannte los, um der Spur zu folgen. Dabei verschwendete er keinen Gedanken aan das Warum. Es dauerte nicht lange, bis der Vampir den Ort fand, wo Hitori regungslos auf dem Boden lag. Ihre Atmung war sehr schwach und ihr Haar sowie die nackte Haut wurden von Schnee bedeckt. Die gefrorenen Tränen glitzerten wie kleine Eiskristalle. Kamijo schluckte, als er das unschuldige – junge Mädchen sah und kniete wie ein Diener neben ihr. Das Blut, welches lebendig durch ihre Adern pulsierte, raubte ihm nahezu den Verstand; Kamijo musste sie haben, diese Prinzessin aus Eis. Seine Fangzähne traten hervor, gierten nach der makellosen Haut. Aber der Vampir rief sich herrisch zur Ordnung; die Situation war mehr als unpassend für solche Gedanken, auch wenn er sie nicht ganz verdrängen konnte. Scheinbar besorgt legte der Vampir seine kühle Hand auf Hitoris heiße Stirn und spürte sofort, dass ein starkes Fieber diesen Leib erbarmungslos in den Klauen hielt. Und auch, das ihre gepeinigte Seele vor Qual schrie: Was mochte diesem Mädchen widerfahren sein? Der Vampir war etwas irritiert, das er sich plötzlich Gedanken über einen Menschen machte. Dennoch hob er den leblosen Körper Hitoris auf seine Arme und trug ihn in die Dunkelheit. Dabei bewegte Kamijo sich in einem erhöhten Tempo, welches dem Fliegen sehr nahe kam und auch ziemlich auffällig war. „Warm…es war sehr warm“, das war das Erste, was Hitori spürte, als Bewusstsein allmählich wieder zurückkehrte. Zögernd öffnete sie die bleischweren Augenlider und wurde sofort von einem grellen Licht geblendet. Das junge Mädchen schrie leise auf und bedeckte ihr Gesicht, während die Erinnerungen an die vergangene Nacht langsam wiederkamen: Der heftige Streit mit ihrem Vater und seine Ohrfeige…die völlig überstürzte Flucht und jene beißend – tödliche Winterkälte in der abgelegenen Gasse... Umso mehr wunderte Hitori sich darüber am Leben zu sein. Sie hatte den Tod willkommen geheißen, doch er war nicht zu ihr gekommen. Mit einem Schlag kehrten ihre Lebensgeister zurück und das junge Mädchen setzte sich auf; wo war sie hier? Zögernd blickte Hitori sich um und konnte, trotz des immensen Schocks, ihre Faszination nicht ganz unterdrücken: Dieser Ort war wohl ein Apartment, das durch moderne- asymmetrische Einrichtung sowie einem Schattenspiel bestach. Den Boden deckte ein mittelbraunes Holzparkett ab und die Wände waren in makellosem Weiß getüncht. Im Kontrast zu dem Hellen waren Schränke und Regale in Schwarz gehalten. Auf ihnen prangte, neben zahlreichen Büchern, die neueste Elektronik, die vollkommen in Silber gehalten. Die Lampen an der Decke waren so angeordnet, dass sie, bei unterschiedlicher Bedienung, verschiedene Schattenbilder warfen. Ein Schauspiel, in dem man sich verlieren konnte. Hitori erschauerte und zog die schwere, kostbare Decke noch enger um ihre Schultern. Das Bett bildete einen geradezu schmerzhaften Gegensatz zu der übrigen Einrichtung: Es erinnerte an eine königliche Schlafstädte aus dem 17. Jahrhundert. Das, wohl an sich, dunkle Holz war mit Blattgold mit Ranken sowie Schnörkeln aufwendig verziert. Am Fußende standen sogar zwei, ebenfalls vergoldete Statuen, welche römische Gottheiten darstellten. Das Bettzeug selbst bestand aus schwarzer – roter Seide, kombiniert mit weichem Samt. Es vermittelte Wärme, Sicherheit und dennoch blieb eine gewisse Kälte zurück. Es schien fast, als wäre diese ganze Schönheit von einer Finsternis durchzogen, welche sich nicht vertreiben ließ. „Wo bin ich hier?“, fragte Hitori sich diesmal laut und ihre Gedanken liefen Amok. Der Vampir hatte ihr Erwachen sehr deutlich gespürt und hatte sich entschlossen, das junge Mädchen heimlich zu beobachten. Zweifelsohne faszinierte sie ihn, auch weil der Duft ihres Blutes sie wie ein teueres Parfüm umhüllte. Aber das war nicht ihr einziger Vorzug, wie Kamijo hatte feststellen müssen: Schließlich hatte er sie bis auf die Unterwäsche ausgezogen und ihren schlanken Körper in ein weißes Nachthemd gehüllt. Allein bei der Erinnerung regte sich seine Männlichkeit und er begann zu zittern: Hitoris Haut, weiß und rein, die weichen Konturen, welche zum Liebkosen und anderen Dingen einluden, von dem verlockenden Blut ganz zu schweigen. Am liebsten hätte Kamijo das junge Mädchen, trotz ihrer Ohnmacht, sofort gebissen. Das Verlangen brannte regelrecht in seinen Adern. Doch eine solche Tat entsprach nicht seinem Naturell; er wollte Hitori verführen, sie umgarnen und zu „seinem“ Geschöpf machen. Selbst sein Herz, welches eigentlich untot in seiner Brust ruhte, tat einen vorfreudigen Sprung. Die Augen des Vampirs weiteten sich; das konnte nicht sein! Er räusperte sich, um seine Selbstbeherrschung aufrecht zu erhalten und mit ruhigen Schritten das Zimmer zu betreten. Das junge Mädchen blickte immer noch völlig verwirrt um sich und sie zu erschrecken lag nicht in seiner Absicht. „Na…aufgewacht?“, fragte Kamijo mit melodiöser Stimme und einem sanften Lächeln. Zur Vorsicht blieb der Vampir im Türrahmen stehen; er würde erst reinkommen, wenn Hitori ihn bat. Obwohl seine Augen vor Hunger regelrecht glänzten, menschlich wirkten sie nicht mehr. Hitori wandte sich ruckartig um, als sie die fremde Stimme hörte und im selben Augenblick fiel ihre Kinnlade zu Boden. Mein Gott…dort im Türrahmen stand das schönste Wesen, das sie jemals gesehen hatte. Es war unverkennbar ein Mann, welcher jedoch, aufgrund der weichen Gesichtskonturen, deutlich feminine Züge besaß. Lange, blonde Locken schlängelten sich über schmale Schultern und erreichten fast den wohlgeformten Po. Seine Haut war bleich, ohne hässlich zu wirken. Die Augen hatten eine merkwürdige Farbe, welche das junge Mädchen nicht zuordnen konnte. Sie zitterte am ganzen Leib, die Hände ballten sich zu Fäusten und obwohl es in der gegenwärtigen Situation völlig unangemessen war, raste ihr Herz. Was war nur mit ihr los? Hitoris Verstand rebellierte rücksichtslos gegen ihr Handeln, doch auch er war machtlos gegen die Woge von Gefühlen, die sie urplötzlich überrollte und nicht mehr losließ. „Bitte…bitte…ko…komm zu mir“, bat sie mit heiserer Stimme. Es fehlte nicht viel und sie hätte wie eine willige Sklavin die Hand nach ihm ausgestreckt. Der Fremde behielt sein unwiderstehliches Lächeln bei, während er geradezu quälend langsam auf sie zuging. Sein schneeweißer, mit kleinen Glassteinen geschmückter, Mantel schleifte über den Boden und die hautenge, schwarze Lackhose knirschte leise bei jedem Schritt. Erst dann bemerkte Hitori, das sein, ebenfalls schwarzes Satinhemd ungewöhnlich weit ausgeschnitten war und seine Brust fast komplett freilegte. Ein leichter Rotschimmer zierte Hitoris Wangen, als sie sich unwillkürlich fragte, wie es wohl wäre, diese makellose Haut mit den Fingern zu streicheln. Das junge Mädchen erschrak über ihre Empfindungen und senkte verlegen den Blick. Doch ihre funkelnden Augen verrieten sie und der Vampir kicherte innerlich; es amüsierte ihn, dass diese Sterbliche sich jetzt schon nach ihm sehnte, obwohl er noch gar nichts getan hatte. Langsam, nahezu verführerisch setzte Kamijo sich auf das Bett und schaute ihr tief in die Augen. Die Kälte in ihnen erschreckte Hitori, aber selbst diese Furcht konnte ihre Begierde nicht dämpfen. Am liebsten hätte sie ihr Gegenüber sofort wild – leidenschaftlich geküsst, doch Hitori hielt sich mit allen Kräften zurück. „Geht es dir gut?“, drang Kamijos Stimme wie durch eine Schallmauer an ihr Ohr und es dauerte eine scheinbare Ewigkeit, ehe Hitori nicken und antworten konnte: „Ja…da…danke.“ Ihre Stimme klang piepsig wie ein Kleinkind und sie schämte sich dafür. „Wie heißt du?“, erkundigte der Vampir sich weiter und strich spielerisch über die glühend rote Wange. Die Reaktion blieb nicht aus; das junge Mädchen schauerte wie Espenlaub. „Hitori“, erwiderte sie stockend, während ihr Körper sich immer stärker nach seiner Berührung sehnte. Unbewusst bog sie sich ihm sogar entgegen und ihre Brustwarzen verhärteten sich, obwohl er sie nicht einmal gestreichelt hatte. „Und wer bist du“, fragte das junge Mädchen heiser, um die Stille zu überbrücken. Dabei interessierte es sie eigentlich überhaupt nicht. „Kamijo“, antwortete der Vampir und erlaubte den ersten Körperkontakt, in dem er seine Hand auf Hitoris Schulter legte. Diese zuckte zusammen, obwohl es keineswegs unangenehm war. „Warum hast du in der Gasse gelegen?“ Kamijos Frage holte sie ein Stück weit in die Realität zurück, zerstörte das Verlangen jedoch nicht gänzlich. Hitoris Augen füllten sich mit Tränen: „Mein…mein Vater…wir haben uns gestritten und er…er…hat mich geschlagen!“ Der Vampir starrte das Mädchen geschockt an und nahm sie tröstend in die Arme. Er strich ihr über den Kopf und Rücken, was Hitoris Lust erneut entfachte. Die starken Hände, welche lockend über den schwarzen Stoff ihres Unterkleides riebe. Ihr Schauern wurde immer heftiger und drohte, sie in kleinen Flammen zu verschlingen. „Was ist los?“, fragte Kamijo und ihre Blicke trafen sich erneut, „du zitterst ja!“ Er machte Anstalten, sie aus der Umarmung zu befreien, aber das wollte sie nicht zulassen. „Ich…ich“, erst zögerte das junge Mädchen, um dann mit der Wahrheit herauszuplatzen: „Schlaf mit mir!“ Ihre Wangen leuchteten feuerrot, dennoch hielt sie Kamijos Blick stand; jetzt gab es kein Zurück mehr. Für den Bruchteil einer Sekunde war sogar der Vampir perplex; noch nie hatte eine Sterbliche sich ihm so offen und vulgär angeboten. Kamijo leckte sich über die schön geschwungenen Lippen und ließ seine Finger durch Hitoris Haare gleiten. „Ist dir bewusst, worauf du dich einlässt?“, fragte er ernst, verlieh seiner Stimme jedoch absichtlich ein dunkles – verführerisches Timbre, „ich bin gefährlich!“ Das junge Mädchen schaute ich fragend an, obwohl ihr das Gesagte gleichgültig war; sie wollte diesen Mann; hier und jetzt! Kamijo nahm Hitoris Gesicht in seine Hände und offenbarte seine Fangzähne. Wie Dolche stachen sie hervor und waren bereit, sich in die unschuldige Haut zu bohren. Das junge Mädchen riss erschrocken die Augen auf, machte aber keinen Versuch, sich aus der Umarmung zu lösen. Minutenlang herrschte eine gespenstische Stille zwischen ihnen, bis Hitori leise sprach: „Es ist mir egal, was du bist, Kamijo“, sanft legte sie ihre Hände um seinen Nacken. Ihre Lippen trennten nur noch wenige Zentimeter, „du kannst mich auch töten, wenn du willst. Nur liebe mich zuerst ein wenig!“ Zur Unterstreichung ihrer Worte küsste sie ihn leidenschaftlich, teilte seine Lippen mit der Zunge, erkundete seine Mundhöhle und wagte es sogar, die Eckzähne nachzuzeichnen. Der Vampir war so überrascht, dass er aufkeuchte und den Kuss erwiderte. Wild ging Kamijo auf Hitoris Zungenspiel ein und vergrub seine Finger in ihren Haaren, bevor er den Kopf leicht grob nach hinten zog. Das junge Mädchen stieß einen leisen Schrei aus, auch, weil Kamijos Lippen tiefer wanderten; über ihren Hals und Schüsselbein und bis zum Ansatz ihrer Brüste. Hitori schauerte, winzige Stromstöße jagten durch ihren Körper. Sie wollte aus dieser lästigen Kleidung raus und zwar sofort. Mutig glitten ihre zarten Händen an Kamijos Rücken unter sein Hemd und sie zuckte zusammen: Die Haut fühlte sich an wie reinster Marmor, wie würde er wohl aussehen? Fragend schaute Hitori Kamijo an und dieser grinste; er hatte die stumme Aufforderung verstanden. Zögernd – lockend begann der Vampir sein Hemd aufzuknöpfen und es von den Schultern zu streifen. Jenes, was dort sichtbar wurde, verschlug dem jungen Mädchen die Sprache; Er sah aus wie perfekt gemeißelte Statue, deren Schönheit man nicht auszudrücken vermochte. Behutsam strich sie über diese Pracht und ließ sich von ihm sündige Küsse rauben. Der Vampir lächelte und streckte sich ihr bittend entgegen: „Mehr…Geliebte…mehr!“ Zuerst traute Hitori sich nicht, der Bitte nachzukommen. Doch dann blitzte es dämonisch in ihren Augen und sie begann, ihren ganzen Körper einzusetzen. Verspielt biss in Kamijos Hals und küsste sich den Oberkörper hinab. Ihr Speichel hinterließ eine glitzernde – feurige Spur, welche den Vampir aufstöhnen ließ. Die Zunge stoppte an den Brustwarzen und als diese sich erwartungsvoll aufrichteten, umspielte Hitori sie und biss hinein. Kamijo schrie beinahe vor Lust, krallte sich in ihre Haare und fiel nach hinten in die Kissen. Wendig öffnete Hitori die Lackhose und da er keine Unterwäsche trug, streckte sein Magnum sich ihr geradewegs entgegen. Doch anstatt erschrocken zu sein, grinste das junge Mädchen nur und stülpte ihre Lippen über das erregte Stück Fleisch. Das allein reichte aus, um Kamijo zum Stöhnen zu bringen. Aber als Hitori ihn mit geschickten Bewegungen zu lecken begann, wandte er sich wie ein Aal. Die weichen Lippen küssten seine Hoden, „ahh…“, keuchte der Vampir und fing an, bunte Sterne zu sehen. Dieses Mädchen war nicht nur süß im Verhalten, sie war auch eine ausgezeichnete Liebhaberin. Würde er sie töten können? Kamijo wusste es nicht und er verdrängte erfolgreich den Gedanken daran. Sein Glied pulsierte erwartungsvoll zwischen Hitoris Lippen und war kurz davor, sich zu ergießen. Doch im letzten Moment riss er ihren Kopf nach oben und küsste sie gierig. „Jetzt bin ich dran“, stöhnte Kamijo lüstern und ehe das junge Mädchen sich versah, lag sie unter ihm. Der Vampir erstickte ihren Prostest mit einem Kuss und zerrte ungeduldig an ihrer Kleidung. Der dünne Stoff ging sofort in Fetzen und präsentierte ihm stolze Anmut. Der Vampir leckte sich über die Lippen und seine Augen glühten rot. Wild begann er sie zu küssen und zu verwöhnen, wobei sein Hauptinteresse nicht ihrem Hals galt. Stattdessen saugte Kamijo an den einladenden – wohlgeformten Brüsten, welche sich ihm entgegen streckten. Dann biss er zu; ein kleiner Rinnsal Blut ran über die rosige Brustwarze, welchen der Vampir genüsslich aufleckte. Er hatte sich nicht getäuscht; sie schmeckte köstlich wie ein frischer Granatapfel. Hitori kreischte auf und wollte sich ihm entziehen, obwohl ihr Körper nach der Berührung schrie. Kamijo unterbrach seine Zärtlichkeiten und schaute sie mit eiskaltem Blick an. Aus seinem Mundwinkel tropfte das Blut: „Was denn? Hast du etwa Angst vor Blut?“ Das junge Mädchen schwieg, sie kannte die Antwort nicht. Solange, bis sie das erwartungsvolle Kribbeln ihres Körper bemerkte. In dieser Sekunde war Hitori sich gewiss; sie wollte den Vampir Kamijo mit aller Kraft, selbst wenn es sie das Leben kostete. „Nein“, keuchte sie und bog sich ihm entgegen, „trink…trink mehr!“ Das ließ Kamijo sich nicht zweimal sagen und schlug seine Zähne in die weiche Haut. Das Blut strömte wie ein kleiner Bach in seinen Mund. Und die Mischung aus Blut und Speichel zeichnete groteske Gemälde auf Hitoris Oberkörper, während seine Finger ihr Lustzentrum stimulierten. Kurze Zeit später verschwand er zwischen ihren Beinen, tanzte, peitschte, saugte und reizte die empfindliche Perle. Hitori stöhnte auf und spürte die Welle nahen. „Bitte“, wimmerte sie und blickte den Vampir mit lustverschleierten Augen an, „ich komme gleich!“ „So?“, er hob den Kopf und grinste, „was willst du?“ Hitori spreizte ihre Beine, soweit das noch möglich war und flehte erstickt: „Bitte Kamijo…nimm mich ganz!“ Dieser küsste sie ein letztes Mal, bevor er grob in den zierlichen Leib eindrang. Das junge Mädchen schrie auf, passte sich aber den Biegungen an. Mitten im Höhepunkt biss der Vampir in den Hals und trank hungrig das Blut. Doch Hitori wehrte sich nicht mehr, sondern genoss es, bis die Dunkelheit sie umhüllte. Verwirrt schlug das junge Mädchen die Augen auf und befühlte ihren Hals: Kamijo hatte sie gebissen, aber warum war sie nicht tot? Erst da merkte Hitori, das der Vampir neben ihr lag und sie eindringlich musterte. „Warum“, fragte sie, „warum hast du mich nicht getötet?“ „Kannst du dir das nicht denken?“, fragte er zurück und zum ersten Mal erkannte Hitori die ungewohnte Zärtlichkeit in seinem Blick. Sanft strich sie über die kalte Wange: „Ich liebe dich auch!“ Kapitel 2: Zyklus Spezial - Light and Darkness - Gackt ------------------------------------------------------ Es war kalt und sternenklar. Auf den belebten Straßen herrschte der übliche Lärm fahrender Autos, angeregter Unterhaltungen und greller Leuchtreklame. Niemand bemerkte die unscheinbare Gestalt, welche mit gesenktem Kopf den Bürgersteig entlang ging. Die langen, braunen Haare hingen ihm dünn – fransig in die Stirn und immer wieder liefen Tränen über das attraktive – schmale Gesicht. Doch Susumo zwang sich gewaltsam, ein Schluchzen zu unterdrücken; diese Blöße wollte er sich nicht geben. Nicht vor der Gesellschaft, welche ihn ausgestoßen und somit seinen Hass auf sich gezogen hatte. Überdeutlich liefen die Bilder der vergangenen Stunden vor seinem geistigen Auge ab. Es schien beinahe wie ein Kinofilm; das furchtsame Geständnis einer verbotenen Zuneigung…den fassungslosen, schockierten Blick seines Gegenüber, welcher sich „bester Freund“ nannte…dann sein Gespött und höhnische Lachen der umstehenden Menschen. Am Ende stand die Drohung, allen in seinem Umfeld von dem „schmutzigen Geheimnis“ zu erzählen, damit er, Susumo, sich nirgends mehr blicken lassen konnte. Und bestand kein Zweifel daran, dass sie es ausführen würden. Die sichtbare Abscheu war zu groß gewesen. Zornig ballte der Braunhaarige die Fäuste und kickte eine Coladose zur Seite die ihm im Weg lag. Das hatte man davon, wenn man sich in seinen vermeintlich besten Freund verliebte und närrisch genug war, diesem seine Gefühle zu offenbaren. Susumo war gerade zwanzig Jahre alt und hatte eigentlich die besten Chancen auf ein sorgenfreies Leben: Er war ein guter, fleißiger Student, stammte aus guten familiären Verhältnissen und war allgemein beliebt. Jetzt hatte seine widernatürliche Neigung alles zerstört, sein Leben glich einem Scherbenhaufen. Warum konnte er nicht einfach Frauen verehren wie jeder normale Mensch auch? Das hätte vieles erleichtert, aber nein; Susumo musste sich ja zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen. Er war dazu verdammt, die herben Küsse und die gradlinigen Körper von Männern erotischer zu finden als Frauen jemals sein konnten. Dabei war es nicht einmal so, dass er das weibliche Geschlecht nicht mochte. Im Gegenteil, Susumo liebte es, sich mit Frauen zu unterhalten und schätzte sie durchaus. Aber der Braunhaarige konnte sich nicht vorstellen, eine von ihnen zu küssen oder gar zu berühren. Das Gefühl in seinem Herzen erwachte einfach nicht. Und morgen würden es alle wissen; seine Eltern, seine übrig gebliebenen Freunde und sogar die, von ihm verehrten Professoren. Wie sie wohl reagieren würden? Susumo wusste es nicht. Aber die eiskalte Furcht schnürte ihm regelrecht die Kehle zu, dass er glaubte zu ersticken, Wieder flossen Tränen, aber diesmal ließ der Braunhaarige es zu. Was sollte er nun tun? Ewig durch die Straßen zu irren war keine Lösung, zumal die Kälte bereits in seinen Mantel zog. Susumo fröstelte, doch bei dem Gedanken, nach Hause zu müssen und löchernden Fragen seiner Eltern zu beantworten, zog sich alles in ihm schmerzhaft zusammen; ihr Weltbild wäre vollkommen zerstört? Wem konnte man einen solchen Verlust zumuten? Wie in Trance blickte der Braunhaarige zum Himmel, um dort vielleicht eine Antwort zu finden und sah einen massiven Pfeiler aus Stahl. Das Licht seiner Scheinwerfer fiel auf die Straße. Ohne es zu merken, war Susumo zur Autobrücke gelaufen, auf der selbst zu dieser späten Stunde noch reger Betrieb herrschte. Unter ihm bahnte der Fluss sich unaufhaltsam seinen Weg. Das Wasser war schwarz und dennoch ging ein seltsames Locken von ihm aus. Der Braunhaarige lächelte, die Lösung schien zum Greifen nahe; er würde sich in die reißenden Fluten stürzen, um allen die Schande zu ersparen. Vielleicht gab es in der anderen Welt Verständnis und einen Platz für jemanden wie ihn. Für jemanden, der Männer liebte. Unbemerkt kletterte Susumo auf die Brüstung und blickte in die Tiefe. Einerseits machte es ihm angst, andererseits lag ein gewisser Frieden darin. Der Braunhaarige schloss die Augen und entspannte sich; es war nur ein winziger Schritt…nur ein Schritt bis zur ewigen Ruhe. „Das würde ich nicht tun“, durchbrach eine fremde Stimme die beruhigende Trance. Susumo riss die Augen auf und verlor das Gleichgewicht. Fast wäre er in die Tiefe gestürzt, doch die fremde Hand hielt ihn unerbittlich fest. Solange, bis Susumo über die Brüstung zurück glitt und in Sicherheit war. Der Braunhaarige keuchte und sein Herz raste. Es dauerte einige Minuten, bis er in der Lage war, sein Gegenüber zu betrachten; lange, hellbraune Haare, welche zu winzigen Zöpfen geflochten waren und im Nacken zusammenliefen. Das Gesicht war eine Klasse für sich und um soviel schöner als alles, was Susumo bisher gesehen hatte; sehr weibliche – weiche Gesichtszüge mit gehobener Stirn, starker Wangenknochen und Lippen, die unweigerlich zum Küssen einluden. Die Augen waren blau und tief wie ein See. Man konnte sich in ihnen verlieren, wenn man nicht aufpasste. „Warum?“, war die erste Frage, die Susumo einfiel, als seine Stimmbänder wieder normal arbeiteten. „Warum?“, schnappte sein Gegenüber zurück und die wunderschönen Augen blitzten wie Dolche, „dasselbe könnte ich dich fragen, du Grünschnabel. Wie kannst es wagen, dein Leben wegzuwerfen? Und dann auch noch auf einer viel besuchten Brücke…hast du eine Vorstellung davon, wie vielen Menschen du damit Leid zufügst?“ Der Braunhaarige war über diesen Gefühlausbruch sehr überrascht, zumal die Gestik seines Gegenüber darauf hindeutete, das dieser ihm am liebsten eine Ohrfeige gegeben hätte. „Ich…ich“, stotterte Susumo erst unsicher, bevor er trotzig fort fuhr, „das geht Sie überhaupt nichts an!“ „Und ob mich das etwas angeht“, erwiderte der Fremde wütend, „denn wenn du es noch einmal versuchst, muss ich dir wohl hinterher springen. Und das Wasser ist ziemlich kalt, glaube mir das!“ Der Schönling packte Susumo am Kragen und zog ihn grob auf die Füße. Ihre Blicke trafen sich und es ähnelte fast einer Hypnose. „Also warum?“, die glasklare Stimme ließ keinen Widerspruch zu und gegen seinen Willen brach der Braunhaarige in Tränen aus. Er presste die Lippen gewaltsam aufeinander, konnte aber das Schluchzen nicht unterdrücken. „Wenn Sie es wirklich wissen wollen“, brüllte Susumo und versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien, was aber nicht gelang, „weil ich schwul bin und mein Herz dummerweise einem falschen Freund geschenkt habe. Dieser hatte leider nichts Besseres zu tun, als damit hausieren zu gehen. Morgen wird mein gesamtes Umfeld von meiner Neigung wissen und das wird sie bitter enttäuschen.“ Die Miene seines Gegenübers veränderte sich sofort, schwankte zwischen Mitgefühl und Belustigung, „und deswegen willst du dich umbringen? Nur, weil du Männer liebst? Ist es das wirklich wert?“ Susumo wollte gerade zu einer zornigen Erwiderung ansetzen, als der Fremde ihn ohne Vorwarnung in eine sanfte Umarmung zog. Seine Wut verflog augenblicklich und machte einer Geborgenheit Platz, wie er sie noch nie zuvor empfunden hatte. Zögernd erwiderte der Braunhaarige die Umarmung und wünschte sich, dass dieser Moment niemals vergehen würde. Doch leider tat es das… „Es ist nicht schlimm“, die fremde Stimme jagte ihm einen Schauer über den Rücken, „ich bin es doch auch!“ Vor Schreck wich Susumo einen Schritt zurück und glaubte zunächst, sich verhört zu haben; dieses wunderschöne, atemberaubende Wesen teilte seine Neigung? War es Zufall oder Schicksal? Susumos Herz schlug plötzlich bis zum Halse. „Ja“, lächelte sein Gegenüber freundlich, „und genau deswegen mache ich dir jetzt ein Angebot; du verbringst den Rest des Abends sowie die Nacht mit mir. Wenn dich dann immer noch Zweifel plagen, darfst du dich im Morgengrauen töten. Ich werde dich dann nicht aufhalten, obwohl es schade wäre. Na…was ist? Willst du mitkommen oder nicht?“ Langsam, mit einem leicht verführerischen Blick streckte der Fremde ihm seine Hand entgegen und Susumo ergriff diese vertrauensvoll. Sein Gegenüber hatte Recht; er hatte nicht viel zu verlieren. Außerdem sorgte der Gedanke, mit einem so attraktiven Mann den Abend zu verbringen für ein angenehmes Kribbeln in der Magengegend. Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit lächelte Susumo von ganzem Herzen. „Wie heißt du eigentlich?“, erkundigte der Fremde sich, „verzeih, aber ich würde schon gerne den Namen meiner Begleitung kennen!“ „Kein Problem…ich heiße Susumo“, ihm wurde heiß und kalt, als sein Gegenüber freundschaftlich den Arm um seine Schultern legte, „und du?“ „Nenne mich einfach Gackt“, antwortete dieser, ehe sie sich gemeinsam auf den Weg machten. Die beiden Männer betraten ein Viertel, welches Susumo gänzlich fremd und unheimlich erschien. Es war nahezu stockfinster und nur der matte Schein einiger Laternen erhellte die Straße. Sie verhinderten, dass man stolperte, trugen jedoch nicht zur Verbesserung der Atmosphäre bei. Fast ängstlich klammerte sich der Braunhaarige sich an seinen neuen Freund, was dieser mit einem sanften Lächeln quittierte. „Keine Angst, diese Gegend ist vielleicht etwas ungemütlich. Aber dort, wo ich dich hinbringe, ist es sehr schön!“ Zur Unterstreichung seiner Worte ließ Gackt seine geschickten Finger durch die Haare des Jüngeren gleiten. Susumo wurde rot, nickte aber tapfer. Er vertraute ihm, obwohl sie sich kaum kannten, Der Ältere stieß eine schwere Tür auf und zog seinen Begleiter mit sich. Susumo war zunächst überrascht und dann sprachlos, als er das Ambiente näher betrachtete: Es war zwar ebenfalls spärlich beleuchtet, wirkte jedoch sehr viel einladender. Der Boden war mit schwarzen - weißen Marmorfließen ausgelegt, in denen sich das Licht einiger bunter Scheinwerfer reflektierte. Einige Meter neben dem Eingang befand sich ein mittelgroßer Tresen, an dem verschiedene Getränke ausgeschenkt wurden und einige junge Männer sich lautstark amüsierten. Die romantisch geprägte Hintergrundmusik ging dabei fast unter. Zielstrebig steuerte Gackt auf die kleine Gruppe zu, von denen sich zwei sofort umdrehten und ihn stürmisch begrüßten: „Gackt –chan, wie geht es dir?“ Der Sprecher umarmte ihn sofort und drückte ungeniert zwei Küsschen auf seine Wangen. Er erwiderte diese Gesten und lächelte, während Susumo rot wurde und, zu seinem Ärger, den Stachel der Eifersucht im Fleisch spürte. Scheinbar emotionslos betrachtete er den Fremden, auch er hatte dunkle, fast schwarze Haare. Diese waren allerdings kurz geschnitten und von einigen rot gefärbten Strähnen durchzogen. Das Gesicht war weich und sehr offen, was ihn zweifellos sympathisch machte. Seine Statur konnte man als schlank, wenn nicht sogar als mager bezeichnen. Aber trotz dieser Vorzüge hatte er nichts von der magischen Ausstrahlung, welche Gackt zu Eigen war. Vielleicht auch, weil er lediglich eine ausgebleichte Jeans und ärmelloses Shirt trug. Sein Sitznachbar wirkte ähnlich „farblos“, obwohl seine hüftlangen, schwarzen Haare schon etwas Besonderes waren. „Das ist Susumo“, stellte Gackt ihn vor, „er ist heute zum ersten Mal hier!“ Im nächsten Moment ruhten alle Blicke schlagartig auf ihm. Susumo wurde rot und verbeugte sich steif. So viel Aufmerksamkeit war er nicht gewohnt. „Ich bin You“, stellte sich der Kurzhaarige vor und zog ihn sofort in eine freundschaftliche Umarmung. Der Braunhaarige erstarrte zur Salzsäule und unterdrückte den ersten Impuls, sich grob zu befreien. Stattdessen erwiderte er es und fand sogar Gefallen daran. „Und ich bin Chacha“, ergänzte der Andere und die Geste wiederholte sich. Diesmal erlaubte Susumo es sogar, das sein Gegenüber ihn durch die Haare strich, was nicht selbstverständlich war. Denn diese galten als sein persönliches Heiligtum. Zu seinem Ärger erzählte Gackt auf die interessierten Blicke seiner Freunde hin, wahrheitsgemäß von ihrer Begegnung von ihrer Begegnung und Susumo wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. Wieso tat er das? Wollte er den ersten Eindruck ruinieren? Der Braunhaarige wagte nicht, You und Chacha ins Gesicht zu schauen, was mochten sie jetzt von ihm denken? Aber die Reaktion war so, wie er sie im Leben nicht erwartet hätte; You und Chacha lächelten voller Mitgefühl und zogen ihn nacheinander in eine tröstende Umarmung. „So ging es uns allen“, flüsterte You und strich ihm zärtlich über den Rücken, woraufhin Susumo ihn ungläubig anstarrte. „Heißt…heißt das, ihr seid auch schwul?“ Er konnte es nicht glauben, sollte es tatsächlich so etwas wie eine Heimat für ihn geben? Ein herzliches Lachen war die Antwort: „Ja, wir waren einst genauso am Boden zerstört wie du und sahen unsere gesellschaftliche Stellung gefährdet. Über die Furcht der Ächtung will ich gar nicht sprechen. Das Leben nehmen wollte ich mir persönlich zwar nicht, aber der Gedanke lag niemals fern. Erst, als ich hierher kam“, der Schwarzhaarige machte eine ausschweifende Handbewegung, „wurde es wieder besser. Denn hier findest du alles; Akzeptanz, Gleichgesinnte, Freunde und vielleicht sogar die große Liebe!“ Yous Augen leuchteten bei den Worten seines Freundes und Sekunden später versanken die beiden in einem leidenschaftlichen Kuss. Susumo schluckte; eigentlich sollte er woanders hinschauen oder weggehen. Aber er konnte die Augen nicht von den beiden Männern lassen, zu faszinierend war der unberechenbare Tanz ihrer Zungen oder die weißen, starken Hände, die sich in die Haare des jeweils anderen krallten. Der Braunhaarige wurde rot und heiße Schauer liefen über seinen Rücken; wie wäre es wohl, Gackts Lippen auf den seinen zu spüren? Nach einer scheinbaren Ewigkeit lösten You und Chacha sich wieder voneinander und grinsten Susumo selbstsicher an. Dieser lachte und seine Hemmungen waren verschwunden. Völlig ungezwungen plauderte er mit seinen neuen Freunden und es stellte sich heraus, dass You und Chacha ebenfalls studierten. Gackt hatte sich während dessen auf die Tanzfläche begeben und sich ganz den Rhythmen der Musik unterworfen. Er stand ganz alleine dort, aber das schien ihn nicht zu stören. Genauso wenig wie die Tatsache, dass alle anderen ihn ungeniert anstarrten. Zuerst verwandelten sich Gackts Augen in ein regelrechtes Feuer, dann warf er seinen schweren Ledermantel achtlos zur Seite. Die Gesichtszüge wirkten entspannt und gleichzeitig sehr konzentriert. Wie in Trance bewegte Gackt sich zu den Klängen und strahlte dabei einen Sexappeal aus wie ein kein Zweiter. Gemächlich – lockend bewegte er seine Hüften und seine Hand glitt immer wieder über die, nur mit einem Netzhemd bedeckte, Brust. Als das Lied seinem Höhepunkt entgegen steuerte, wurden auch Gackts Bewegungen schneller, drängender. Und als der Gipfel endgültig erreicht war, griff der Dunkelhaarige sich in den Schritt und stöhnte laut. Es klang nicht gespielt, sondern echt. Susumo zuckte zusammen und hätte sich am liebsten versteckt. Dieser Auftritt…sein atemberaubender Tanz…es war das Schönste, was er je erlebt hatte. Wie gebannt verfolgte er das erotische Schauspiel bis zum Schluss und leckte sich dabei einige Male unbewusst über die Lippe. Alles in ihm bebte wie ein Vulkan und auf seiner Haut lag ein feuchter Schweißfilm. Am liebsten hätte Susumo seine Kleidung abgestreift, doch das war nicht möglich. Stattdessen starrte er hungrig auf Gackt und ließ zu, dass diese Schönheit ihn vollkommen in Bann zog. Der Brauhaarige wollte diesen Prinzen, das war offensichtlich. Doch seine schüchterne Art sowie die, damit verbundene Unsicherheit, hinderten ihn daran, sich das Begehrte zu nehmen. Frustriert biss Susumo sich auf die Lippe, bis er Blut schmeckte und krallte seine scharfen Fingernägel in den Handballen, bis dieser ebenfalls blutete. Tränen der Enttäuschung liefen wie Sturzbäche über seine Wangen; das konnte doch nicht wahr sein! You und Chacha bemerkten seine Reaktion und warfen einander verschwörerische Blicke zu; sie wussten ganz genau, was los war. Nach einer Weile kletterte You von seinem Barhocker, ging zu Susumo und legte ihm tröstend den Arm um die Schultern. Dieser zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen, hatte er den Kurzhaarigen doch nicht bemerkt. „Na, willst du Gackt?“, säuselte You verführerisch und Susumo spürte den heißen Atem an seinem Ohr. Er nickte zögernd; Leugnen hätte keinen Sinn gehabt. Zu deutlich war die Sprache seines Körpers; der Braunhaarige zitterte wie Espenlaub, seine Hände ballten sich zu Fäusten, so dass die Knöchel weiß hervortraten und dann noch die fließenden Tränen. „Dann geh zu ihm“, hauchte der Kurzhaarige weiter und seine Händen strichen neckisch über Susumos Brust, „denn glaube mir; er will dich genauso!“ Fassungslos drehte er sich zu You um, konnte es sein? Dieser nickte und lächelte sanft: „Ich kenne Gackt- chan schon seit einigen Monaten und während dieser Zeit habe ich niemals dieses hungrige Funkeln in seinen Augen gesehen. Lauf nicht weg von dem, was du dir wünschst. Und nun geh zu ihm!“ Mit einem kleinen Stoß beförderte You den Braunhaarigen auf die Tanzfläche, wo er sofort von der Musik gefangen genommen wurde. Es schien beinahe, als trenne sich seine Seele vom Körper. Vorsichtig begann Susumo, sich im Rhythmus zu bewegen und es fiel ihm erstaunlich leicht. Nach einigen Minuten wurde er sicherer und nährte sich dem Ziel. Die Blicke von Gackt und dem Braunhaarigen trafen sich und es lag dasselbe Erkennen darin. Als Susumo sich in Reichweite befand, streckte der Ältere die Hand aus und zog ihn ohne Vorwarnung zu sich. Es war keine Umarmung, aber eine sehr intensive Nähe. „Da bist du ja“, Gackts dunkles Timbre ließ ihn wohlig erschauern und im nächsten Augenblick spürte Susumo die heißersehnten Lippen, welche ihn leidenschaftlich küssten. Ungläubig riss der Braunhaarige die Augen auf; war das alles nur ein Traum? Er stöhnte in den Kuss und begann zögernd zu erwidern. Wie von selbst legten seine Hände sich um Gackts Nacken und fuhren sanft den schmalen Rücken hinab. Dieser schloss die Augen und ging einen Schritt weiter; behutsam drang er mit der Zunge in Susumos Mundhöhle ein und erforschte sie. Der Braunhaarige ging schüchtern auf das Spiel ein, doch es gefiel ihm durchaus. Er wollte Gackt schmecken, spüren und ihn ganz tief in sich aufnehmen. Die geschickten Finger streichelten seine Brustwarzen und obwohl diese noch von seinem Shirt bedeckt waren, verhärteten sie sich augenblicklich. Eine Gänsehaut legte sich über ihn und das Blut rauschte durch seine Venen. Es war heiß wie kochendes Wasser. Susumo löschte den Kuss und keuchte. Seine Erregung ließ sich nicht mehr beherrschen…er brauchte Erlösung und zwar so schnell wie möglich, sonst würde er den Verstand verlieren. „Liebe mich…bitte“, hauchte der Braunhaarige erstickt, bevor er halb ohnmächtig in Gackts Arme sank. Dieser hatte verstanden, hob seinen Geliebten hoch und trug ihn in das Hinterzimmer, welches für solche Zwecke zur Verfügung stand. Erst als der Ältere ihn behutsam auf das Bett legte, konnte Susumo seine lustverschleierten Augen wieder öffnen. Sein ganzer Körper bebte und alles, was seine Augen erblickten, war Gackt…den wunderschönen, geheimnisvollen Mann, der ihm das Leben gerettet und sein Herz gestohlen hatte. Er liebte ihn, daran bestand für Susumo keinerlei Zweifel. Doch, ob Gackt ebenso fühlte, wusste er nicht. Der Braunhaarige musterte seinen Geliebten, welcher sich über ihn gebeugt hatte und ertrank in dessen Augen. „Ist alles in Ordnung“, fragte dieser und strich über Susumos Wange, was einen erneuten Hitzeschwall auslöste. „Ja…ja…“, stotterte er, „es ist nur…ich will…“ „Ich weiß, was du begehrst“, entgegnete Gackt und seine Augen funkelten, „und du sollst es bekommen!“ Ehe der Braunhaarige sich versah, wurden seine Lippen mit einem zärtlichen Kuss verschlossen. Dieser schloss die Augen und erwiderte. Nebenbei wagte Susumo es sogar, mit den kleinen Zöpfen zu spielen. Gackt tat dasselbe mit Susumos Haaren, „sie sind so schön und weich“, hauchte er und begann, den Hals entlang zu küssen. Zwischendurch leckte auch seine Zunge über das weiche Fleisch. Susumo zitterte und leckte sich über die Lippen. „Bitte Gackt…mehr“, bettelte er und schob sich dem Geliebten entgegen. Dieser schmunzelte: „Na…na, so ungeduldig? Es ist dein erstes Mal, oder? Also genieße es!“ Der Braunhaarige murrte leicht, aber eigentlich gefiel ihm die zärtliche Variante sehr. Er fühlte, wie Gackts Hände unter sein Shirt griffen und über die entblößte Haut glitten. Keine zwei Sekunden später landete es auf dem Boden und Gackts scharfe Fingernägel kratzten über Susumos Oberkörper. „So schön“, murmelte der Ältere und verstärkte den Schmerz noch etwas, „ich verstehe nicht, wie dich jemand abweisen konnte!“ Susumo antwortete nicht, stattdessen zog er Gackt nun seinerseits in einen wilden Kuss. Dieser reagierte darauf, in dem er mit der Hand die bereits aufgestellten Brustwarzen streichelte. Der Braunhaarige stöhnte und fiel zurück in die Kissen; dieser Mann machte ihn vollkommen willenlos. Gackt grinste und nahm Zunge sowie Schneidezähne zu Hilfe. Susumo schrie auf, aber nicht vor Schmerzen, sondern vor Lust: „Verdammt…du Monster!“ Seine Erregung pulsierte schmerzhaft gegen die enge Hose. Der Ältere unterdrückte ein Kichern und befreite den Jüngeren. Die Panty riss er gleich mit runter, so dass Susumo nun vollständig entblößt vor ihm lag. Aber Gackt nahm sich keine Zeit, diese Schönheit zu bewundern, stattdessen wanderte er in einer Mischung aus Küssen und Bissen die Innenschenkel entlang. Ihm war mittlerweile sehr heiß in der Kleidung, wollte sich aber noch nicht ausziehen. „Lutsch ihn…bitte“, flehte der Braunhaarige, dessen Verlangen ihn fast wahnsinnig machte. Sie schauten sich kurz an, ehe Gackt seinen Wunsch erfüllte und Susumos Erregung in die feuchte Mundhöhle gleiten ließ. Dieser keuchte und krallte sich reflexartig in die frisierten Haare. Diese Zunge…es war der pure Traum; wie sie neckisch die empfindliche Spitze reizte, dann wieder langsam hoch oder runter glitt und zwischendurch sogar die Hoden streifte. Der Braunhaarige spürte, wie seine Erregung immer größer wurde und das der Höhepunkt nicht mehr fern war. Gackt bemerkte es auch, doch es war ihm gleichgültig. Im Gegenteil, er beschleunigte seine Bewegungen noch und kurz ergoss Susumo sich stöhnend in Gackts Mund. Dicke Schweißperlen rannen über seine Stirn. Aber der Ältere lächelte nur, „willst du mich ganz?“, flüsterte er und küsste seinen Geliebten. Susumo nickte, „dann schaue mich an!“ Quälend langsam und verführerisch begann Gackt, sich zu entkleiden. Mit einem eindeutigen Blick streifte er sich das schwarze Hemd von den Schultern. Gleich darauf folgte die hautenge Lackhose und als er bei der Unterwäsche angekommen war, warf der Ältere den Kopf in den Nacken und stöhnte lustvoll. Susumo traf der Donnerschlag, als er Gackts Körper betrachtete; gut trainierte Muskeln und leicht gebräunte Haut. Es war das Schönste, was er je gesehen hatte. Schüchtern streckte der Braunhaarige die Hand aus, um diese Vollkommenheit zu berühren, durfte er es überhaupt? Gackt bemerkte die Unsicherheit: „Verwöhne mich…ich bin dein!“ Zur Bestätigung seiner Worte küsste er seinen Geliebten und schloss die Augen. Susumo strich zunächst schüchtern über seinen Hals, doch Gackts leises Stöhnen zerbrach den Damm. Voller Leidenschaft begann er den Oberkörper seines Liebsten zu streicheln, zu kratzen, zu lecken und zu küssen. Auch im unteren Bereich war seine Hand nicht zimperlich und bald keuchte Gackt vor Lust, als Susumo die harte Erregung massierte. Es vergingen keine zehn Minuten, bis der Ältere Sterne sah. „Dreh dich um“, flüsterte er und der Jüngere gehorchte sofort. Er stützte sich auf alle Viere und saß mit dem Rücken zu Gackt. Susumo wusste, dass das mitunter schmerzhaft sein konnte. Doch seine Lust ließ ihn alles vergessen. Gackt kniete sich hinter ihn und drang behutsam mit dem Finger in ihn an. Wie erwartet verkrampfte dieser zunächst. Doch der Ältere wusste, was er zu tun hatte. Seine Hände drückten die beiden Pobacken auseinander und im nächsten Augenblick drang seine Zunge dort ein. Das wirkte, Susumo schrie vor Lust und seine Hände krallten sich in das schneeweiße Laken. Wie eine Peitsche agierte die verführerische Zunge an seinem Eingang, quälte und liebkoste in einem Zug. „Gackt – chan“, seine Stimme war nur noch ein Hauchen, „bitte…nimm mich…ganz!“ Der Ältere nickte und küsste ein letztes Mal die Pobacke. Nachdem er das Gleitgel unter dem Bett hervorgeholt hatte, drang Gackt mit einem Stoß in seinen Geliebten ein. Er hatte erwartet, das Susumo Schmerzen haben würde, doch dem war nicht so. Im Gegenteil, der Jüngere hatte keine Schwierigkeiten, sich dem erst sanften und dann immer härter werdenden Rhythmus anzupassen. „Ich komme“, keuchte Gackt und selbst er konnte nicht mehr denken. „ich auch“, keuchte Susumo und wandte seinen Kopf um, um ihn noch einmal zu küssen, ehe sie erschöpft übereinander zusammenbrachen. Am nächsten Morgen wurde Susumo von warmen Sonnenstrahlen geweckt. Er fühlt sich erschöpft und auslaugt, aber auch sehr glücklich. Die vergangene Nacht war die Schönste seines Lebens gewesen und hatte alles unwiderruflich verändert. Nun hatte der Braunhaarige den Mut, zu seiner Neigung zu stehen und es war ihm egal, was die anderen davon hielten. Dennoch blieb eine schmerzende Frage zurück: Wie würde es nun weitergehen? Wollte Gackt ihn wieder sehen? Oder war das hier eine einmalige Sache? Bei der Vorstellung allein zog sich sein Herz zusammen, denn Susumo hatte sich unsterblich in Gackt verliebt. Eine Träne rann über seine Wange, doch bevor er sie wegwischen konnte, erwachte der Ältere aus seinem Schlaf. „Guten Morgen“, grüßte er und sah Susumos Tränen, „was ist los?“ Ohne Zögern ließ sich der Braunhaarige in die schützenden Arme fallen, „ich liebe dich“, sagte er, bevor ihn der Mut wieder verließ. Gackt lächelte: „Ich erwidere deine Gefühle!“ Einen Augenblick lang war es gerade totenstill und Susumo wusste nicht, ob er lachen oder vor Rührung weinen sollte. Der wundervolle Mann liebte ihn? Es schien wie ein Traum und doch war es Realität. Susumo zog Gackt in eine zärtliche Umarmung. „Willst du dich noch immer umbringen?“, fragte er nach einer Weile. Der Braunhaarige schüttelte den Kopf: „Wie könnte ich denn? Jetzt, wo ich dich habe!“ „Dann gehe mein Liebster und schreie dein Glück in die Welt. Und wenn du das getan hast, kehre zurück zu mir!“ Der Ältere holte eine kleine Schere aus dem Nachttisch und schnitt sich einen der Zöpfe ab. Diesen reichte er Susumo und band eine Visitenkarte daran: „Ich liebe dich!“ Ende Kapitel 3: Zyklus 3 - Winter Rose - Jasmine Yuu ----------------------------------------------- Wie eine eisige Hand legte die Kälte sich auf ihre Haut und das, obwohl diese von einem wärmenden Mantel bedeckt wurde. Gleichzeitig wirbelte eine freche Windböe Schnee in ihr Gesicht. Das junge Mädchen schrie leise auf und wandte den Kopf. Trotzdem waren ihre langen, braunen Haare nass und von Schneeflocken bedeckt. Sorgfältig schaute sie sich um, obwohl eigentlich alles gleich aussah. Jedes Grab ähnelte wie ein Ei dem anderen und die, teilweise sehr üppigen, Gaben waren vollständig unter der weißen Pracht verschwunden. Es gab den Winter, selbst in diesem Land. Dennoch hatte Amairu das Gefühl, ihrem Ziel immer näher zu kommen; jenes verzweifeltes und für ihr Umfeld absurdes Sehnen für das sie tausende von Kilometer gereist war. Das junge Mädchen zitterte, ihr Herz klopfte wild und die Tränen brannten aggressiv in ihren dunkelgrauen Augen. Irgendwo in den zahllosen Bäumen schrie eine Krähe. Tapfer setzte Amairu ihren Weg fort, obwohl der Schmerz mit jedem Schritt zunahm. Es dauerte eine Weile, bis sie den gesuchten Ort erreicht hatte; der Grabstein bestand aus glänzend weißem Marmor, an dem eine silberne Rose prangte, welche im sperrigen Licht des Tages zu funkeln schien. Ihre kleinen, wohlgeformten Blätter umsäumten jenen schwarzen Schriftzug, der einst viel Freude, Eleganz, Sanftmut und großes Können gebracht hatte. Nun war nichts mehr als Schmerz, Trauer, Unsicherheit und Furcht geblieben. Auf so viele Fragen gab es keine Antwort und eben das quälte am meisten. Davon zeugten die zahllosen Mengen von Blumen, Kerzen und Fotos. Viele bildeten regelrechte Ornamente oder kunstvolle Figuren. Die eigentliche Fläche des Grabes war gar nicht mehr zu erkennen. Amairu lächelte traurig; sie hatte gedacht, das die Anteilnahme der Fans hoch sein würde, doch das hier übertraf ihre kühnsten Erwartungen: Sie alle hatten ihn nicht vergessen und beweinten seinen zu frühen Tod; Jasmine Yuu! Behutsam strich das junge Mädchen über die Schrift und lachte ironisch: Trotz ihrer zwanzig Jahre fühlte sie sich wie ein hysterischer Jugendlicher. Der Bassist war ihr Vorbild, ihr Tröster, ihr Engel und die ganz große Liebe gewesen. Amairu wusste; ihm gehörte ein großer Teil ihres Herzens und dieser war für jeden anderen Menschen unerreichbar. Auch wenn sie derzeit in einer sehr glücklichen Beziehung war, wie der Ring an ihrem Finger eindeutig bewies. Aber gleich daneben trug sie einen weiteren Ring, welcher ihre Zuneigung zu Jasmine symbolisierte; echtes, massives Silber mit einem großen, dunklen Stein, in dem eine Pfauenfeder eingelassen war. Neben „Rose“ war „Pfau“ Jasmines Spitzname gewesen und zu Recht. Langsam, fast andächtig zog Amairu sich das Schmuckstück vom Finger und legte es vorsichtig zwischen zwei einzelne rote Rosen, welche fast zeitgleich einige Blätter verloren. Wie Blutstropfen lagen sie neben dem Ring und das junge Mädchen zitterte noch mehr. Ihre Beine wollten nicht mehr gehorchen, sie knackten einfach zusammen. Plötzlich brach die ganze Trauer wie eine mörderische Woge Amairu herein; halb ohnmächtig kniete sie vor dem Grab. Ihre klammen Finger gruben sich in den Schnee und endlich flossen die heißen Tränen, welche ihre Augen gefühlte Ewigkeiten lang in eine Feuersbrunst verwandelt hatten. „Jasmine“, schluchzte sie und rang mit dem Kopf in die Hände, „warum?“ Natürlich gab es auf diese Frage keine Antwort, so sehr das junge Mädchen es sich auch wünschte. Aber es schwirrten noch tausende andere Fragen in ihrer Seele herum und keine einzige würde jemals beantwortet werden. Am Qualvollsten war die Frage, ob es ihrem geliebten Jasmine gut ging, wo auch immer er jetzt sein mochte. Der Gedanke, dass er dort unglücklich war, brach ihr das Herz. Die Tränen bildeten einen regelrechten Schleier vor ihren Augen und das Blut rauschte wie ein tosender Wasserfall. Deswegen bemerkte Amairu auch nicht, das der leichte Wind in den Bäumen zu einer Melodie wurde; Mozarts „Requiem“. Nach endlosen Minuten versiegten ihre Tränen und das junge Mädchen hob den Kopf. Noch immer war sie allein an diesem traurigen Ort, was sehr wunderlich war; wo waren die anderen Fans? Obwohl Amairu auch erleichtert war, so hatte wenigstens niemand ihren Gefühlsausbruch mitbekommen. Das junge Mädchen wollte gerade aufstehen und sich auf den Heimweg machen; sie hatte ihr Geschenk überbracht und es gab keinen Grund, sich der Trauer noch mehr hinzugeben. Die Pein stach in ihr Herz wie ein scharfes Messer. Plötzlich erblickte Amairu etwas, dass das Blut in ihren Adern gefrieren ließ; während ihre Augen sich weiteten, machte sie einen Schritt rückwärts und strauchelte. Das konnte nicht wahr sein…als sie sich wieder gefangen hatte, schaute sie erneut. Doch es blieb unverändert: Neben Jasmines Grab lagen eine violette Rose und eine Pfauenfeder. Das war nicht sehr ungewöhnlich, wenn man das Image des Bassisten berücksichtigte. Jedoch war eine lilafarbene Rose sehr selten und kompliziert in der Zucht. Auch wies diese Blume keine Spuren von Schnee oder des Verwelkens auf. Sie wirkte wie frisch gepflückt, obwohl niemand hier gewesen war. Ebenso wie die Pfauenfeder; sie war nicht zerzaust oder feucht vom Tau, sondern samtweich und geheimnisvoll schimmernd. Wie im Traum hob Amairu sie auf und strich sich mit ihr zärtlich über die geröteten Wangen. Dabei stellte sie sich vor, es wären Jasmines Hände, die ihre Konturen sanft liebkosten. Jenes war irgendwo ihr sehnlichster Wunsch gewesen. Er existierte fernab jeder Realität und Vernunft. Natürlich wusste das junge Mädchen um die Unerfüllbarkeit, dennoch war er geblieben. Sie hatte auch geglaubt, dass ihr Traumspiegel mit Jasmines Tod zersprungen wäre, doch das hatte sich nun als fataler Irrtum erwiesen. Auch wenn ihr Verstand sich mit aller Macht wehrte und ihr Tun als Irrsinn verurteilte, stand Amairu auf und schaute sich um. Nichts Ungewöhnliches war zu entdecken, auch wenn das Rauschen des Windes irgendwie seltsam klang. Fast, als würde er nach ihr rufen. „Jasmine?“, fragte sie verzweifelt und die Tränen liefen noch eiliger, „bist du es?“ Das junge Mädchen hielt die Rose und die Feder fest, sie waren der einzige Halt. Amairu wusste; es konnte nicht sein. Der Bassist war tot, lag begraben unter der Erde und daran würde sich nichts ändern. Aber irgendwo tief in ihr leuchtete dieser winzig kleine Hoffnungsschimmer, der besagte, dass er nicht weit weg war. So absurd diese Gedanken auch sein mochten. Einige Minuten lang geschah nichts, nur die lähmende Stille umhüllte sie. Das junge Mädchen wollte schon fast hysterisch loslachen; wie närrisch war es zu glauben, das Jasmine ihr Flehen würde hören können. Es war unmöglich und sie musste sich damit abfinden, so schmerzhaft es auch sein mochte. Plötzlich hörte Amairu Schritte, welche langsam immer näher kamen. Sie zuckte zusammen und der Hoffnungsschimmer in ihrer verwandelte sich in einen flammenden Stern, dessen Licht sogar den Tod besiegen konnte. Zögernd, beinahe ängstlich drehte das junge Mädchen sich um und schaute in himmelblaue Augen, welche mit geradezu unnatürlich langen Wimpern umsäumt waren. Amairu schrie leise auf, doch bewegen war unmöglich. Ihre Glieder schienen wie festgefroren. Das konnte doch nicht wahr sein…sie war in einer Illusion gefangen. Ihr Gegenüber lächelte traurig und schüttelte den Kopf: „Nein, das ist weder ein Traum noch eine Illusion“, sein Blick war intensiver als eine Berührung, „ich bin froh, das du mich endlich sehen kannst.“ Das junge Mädchen zitterte wie Espenlaub, ihre Lippen bebten und doch blieb sie stumm. Vor ihr stand der Mensch, nach dem sie sich eine gefühlte Ewigkeit lang gesehnt hatte; Jasmine Yuu! Der Bassist hatte sich überhaupt nicht verändert, seine unbeschreibliche Pracht war nicht verblasst: Die langen, braunen Haare waren zu einer kunstvollen Frisur modelliert, als Schmuck dienten Rosen und Pfauenfedern. Jasmines schmales – markantes Gesicht war vornehm bleich geschminkt und mit kleinen violetten Steinen verziert, welche selbstständig funkelten. Seine cremweißen Hände schienen weich wie Samt und jeden einzelnen Finger zierte ein silberner Ring an Kombination mit langen, violetten oder rosa lackierten Nägeln. „Wie fühlen sich diese Hände wohl an?“, schoss es Amairu unwillkürlich durch den Kopf und sie senkte beschämt den Blick. Solche Gedanken waren absurd und trotzdem nicht zu verhindern. Der Bassist machte einen Schritt auf das junge Mädchen zu. Der enge und doch sehr pompöse Rock aus unterschiedlichen Lilatönen mit einem winzigen Hauch von Gold, raschelte. „Bitte…hab keine Angst!“ Seine Stimme klang flehend und eine große Trauer schwankte darin mit. Es genügte, um Amairu mit einem Ruck aus ihrer Erstarrung zu befreien. Sie weinte: „Jas…Jasmine!“ Ihre Stimme überschlug sich fast und die Glieder zitterten wie unter Strom. Wie konnte das sein? Der Bassist stand greifbar in Fleisch und Blut vor ihr. Was war passiert? War sein Ableben nur eine Täuschung gewesen? Hatte es Probleme gegeben, von denen sie, Amairu, nichts wusste? Das junge Mädchen schüttelte heftig den Kopf und vertrieb die störenden Gedanken. Sie wollte jetzt nicht über Logik oder Unmöglichkeit grübeln, denn was auch immer der Grund für Jasmines Erscheinen war; es glich einem Weltwunder. Ohne auf Schicklichkeit oder Etikette zu achten, stürzte Amairu geradewegs in seine Arme und vergrub den Kopf an der wärmenden Brust. Ein zarter Duft von Lilie stieg ihr in die Nase und auch die makellose, seidenweiche Haut umhüllte sie wie eine Droge. Die hautenge Korsage ließ nahezu den halben Oberkörper frei und für den Bruchteil einer Sekunde presste das junge Mädchen ihre Lippen darauf. Sie musste es einfach tun. Der Bassist erwiderte lächelnd die Umarmung und strich mit geschickten Fingern über Amairus Wirbelsäule. Er spürte ihr wohliges Schauern und auch die unsittliche Berührung. Obwohl Jasmine ein Geist war, trieb es einen Rotschimmer auf seine Wangen; seine Sinne hatten ihn also nicht getäuscht. Endlose Minuten hielten die beiden sich eng umschlungen und genossen die Nähe des anderen. „Wenn das ein Traum ist, so möchte ich niemals wieder aufwachen“, flüsterte das junge Mädchen kaum hörbar und schlang ihre Arme um Jasmines Nacken. „Es ist kein Traum“, erwiderte dieser, löste die Umarmung und schaute ihr tief in die Augen. Seine Hände umfassten dabei ihr Gesicht: „Ich bin wegen dir hier!“ Amairu stützte, hatte sie das eben richtig verstanden? „Warum wegen mir?“, fragte sie atemlos und ihre Gedanken wirbelten im Kreis. Welchen Grund konnte es geben, das Jasmine ausgerechnet wegen ihr wiederkehrte? Dieser lächelte traurig und nahm ihre Hand: „Komm…setzen wir uns auf die Bank. Ich werde dir alles erklären!“ Das melancholische Timbre in seiner Stimme stach in kleine Eisnadeln in Amairus Herz, trotzdem nickte sie gehorsam. Während ein leichter Schneefall einsetzte, ließen sie sich auf der Bank nieder und Jasmine begann zu erzählen: „Als ich starb, ging ein regelrechter Aufschrei durch die japanische Musikszene. Zahllose Fans trauerten, ließen ihren Tränen freien Lauf und errichteten Altäre. Einerseits war ich natürlich erleichtert über die zahlreichen Nachrichten, denn sie gaben meinen Bandkollegen und Freunden die Kraft, mit Versailles weiterzumachen. Andererseits schmerzte es mich sehr, meine Fans weinen zu sehen. Nach einigen Monaten ebnete die Trauer ab, die meisten verarbeiteten den Verlust still, beinahe heimlich. Doch du…“, die blauen Augen schienen sie regelrecht zu streicheln, „du warst anders; du weintest noch immer und aus deinem Geschriebenen sprach die Verzweiflung. Von deinen anderweitigen Problemen will ich gar nicht sprechen. Es brach mir fast das Herz, dich so zu sehen. Daher versuchte ich alles, um dir zu zeigen, dass ich nicht verloren bin und auch, das es mir gut geht. Denn diese Frage hast du dir immer wieder gestellt, nicht wahr? Aber leider hast du so sehr auf die Vernunft gebaut, dass du alle Zeichen einfach übersehen hast. Ich konnte tun, was ich wollte; du hast sie nicht erkannt. Die Begegnung hier auf dem Friedhof war meine letzte Hoffnung. Und selbst jetzt plagen dich noch Zweifel, oder?“ Amairu starrte den Bassisten fassungslos an und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. Sie hatte Jasmine verletzt? Ihn, dem auf ewig ein Teil ihres Herzens gehörte und das allein durch ihre Ignoranz? Wie hatte sie nur so dumm sein können? Waren ihre Augen dermaßen blind gewesen? Zornig auf sich selbst ballte das junge Mädchen die Fäuste, dennoch musste sie ehrlich sein. Daher nickte Amairu stumm und senkte den Blick. Ihr Verstand hielt noch immer alles für eine tragische Illusion. Eine Seifenblase, welche bald zerplatzen würde. Jasmine seufzt leise, übt sich aber in Geduld: „Dann muss ich dir wohl den endgültigen Beweis geben; schließe deine Augen!“ Verwirrt tat Amairu das, was er verlangte. Aber das, was darauf folgte, übertraf alles, was sie sich bisher erträumt hatte; zarte, pflaumenblaue Lippen berührten die ihren und verwickelten diese in einen sanften Kuss. Sie schmeckten nach fruchtigen Cassisbeeren, welche hohes Suchtpotenzial enthielten. Ungläubig riss das junge Mädchen die Augen auf und wollte sich sträuben. Doch das Gefühl, welches dieser Kuss in ihr auslöste war einfach zu schön, eine Sehnsucht, die schon viel zu lang alleine gewesen war, ging nun endlich in Erfüllung. Leidenschaftlich begann Amairu zu erwidern und wagte es sogar, Jasmines Lippen mit der Zunge zu trennen. Schmunzelnd ließ der Bassist sich auf das Spiel ein. „Ich liebe dich“, platzte das junge Mädchen heraus, nachdem sie den Kuss gelöst hatten. „Ich weiß“, entgegnete Jasmine und strich zart über ihren Handrücken, „aber du trägst den Ring eines anderen!“ Amairu erschrak; ihren Verlobungsring, sie hatte ihn ganz vergessen. „Soll ich ihn abnehmen“, fragte sie reflexartig und erschrak im nächsten Moment über sich selbst. Was waren das für Gedanken? Sie konnte doch ihren Verlobten, ihre Zukunft nicht aufgeben. Streng genommen war selbst der Kuss ein Fehler gewesen. Jasmine schüttelte den Kopf: „Nein, du musst bei ihm bleiben. Denn du gehörst ins Leben und nicht in den Tod. Trotzdem möchte ich dich bitten, erst morgen wieder an ihn zu denken. Heute Nacht“, die durchdringenden Augen schienen Amairu regelrecht zu hypnotisieren, „bist du mein!“ Seine dunkelerotische Stimme ließ sie erzittern und das schlechte Gewissen meldete sich; sie betrog gerade ihren Freund, jenen Menschen, mit dem sie ihr Leben teilen wollte. Aber es fühlte sich gut an und es war Jasmine, ihre unzerstörbare Liebe, welche für die Ewigkeit allein bestimmt war. Das junge Mädchen hatte unzählige Tränen wegen ihm vergossen, war es dann nicht legitim, diese trocknen zu lassen? Außerdem hatte der Bassist Recht; es würde kein zweites Mal geben. Unsicher nahm Amairu die verbotene, weiche Hand und ließ zu, dass ihre Finger sich ineinander verhakten. Das junge Mädchen schämte sich immer noch ein wenig, doch ihr Verlangen, Jasmine endlich in den Armen zu halten, überwog. „Ja“, hauchte sie erstickt, „in dieser Nacht gehöre ich dir!“ Ehe Jasmine etwas erwidern konnte, verschloss Amairu nun ihrerseits seine Lippen mit einem wilden Kuss. Ihre Arme schlangen sich um Jasmines Nacken und zogen ihn noch näher zu sich. Alle Zweifel und selbst der Gedanken an ihren Verlobten verblassten in diesem Augenblick. Hier und jetzt gab es nur sie beide. Vorsichtig löste Jasmine den Kuss, erhob sich und ehe das junge Mädchen sich versah, lag sie auf seinen Armen. „Komm…ich zeige dir meine Welt“, flüsterte er. Amairu nickte zögernd; wohin würden sie gehen? Und, wie würde es dort sein? Beruhigend küsste Jasmine ihre Stirn, bevor sie die Erde hinter sich ließen. Wie auf seichten Flügeln glitten der Bassist und Amairu immer höher durch einen unwirklichen Nebel. Alles war in reines Weiß getaucht, so dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Das junge Mädchen kniff die Augen zusammen, obwohl sie das Gefühl von Schwerelosigkeit mochte. Nach einer undefinierbaren Zeit sagte Jasmine: „Öffne deine Augen, Amairu. Wir sind am Ziel!“ Sie folgte der Bitte, schlug die Augen auf und kam im nächsten Moment aus dem Staunen nicht heraus: Sie befanden sich in einem gemütlichen, altmodisch eingerichteten Zimmer, welches wohl zum Schlafen diente. Die Möbel waren aus dunklem Holz, teilweise mit aufwendigen Schnörkeln verziert und im typischen Prunk des barocken Zeitalters gehalten. Aber das war Markanteste waren zweifelsohne die Deckenlampe und das Bett. Ersteres leuchtete geradezu unnatürlich hell und war außerdem mit Stachelbeerranken überwuchert, was dem Zimmer eine romantische Note verlieh. Aber das Bett stand ihm in nichts nach; zwar konnte das normale Grundgerüst erkennen, dafür war es mit Duzenden weißer Rosen bedeckt. Selbst das Laken und die Decke. Unsicher streckte Amairu die Hand aus, um diese Pracht zu berühren und stellte fest, das die sie echt waren. „Wie ist das möglich“, fragte sie Jasmine, worauf dieser lächelte: „Wir sind im Paradies; hier gibt es kein Sterben!“ Vorsichtig legte er das junge Mädchen auf dem Bett ab und setzte sich daneben. Ein betäubender Rosenduft stieg Amairu in die Nase. „Es ist wunderschön“, hauchte sie ergriffen und schaute ihren Geliebten an, „ebenso wie du!“ Jasmine lachte: „Das hast du aber schön gesagt!“ Sanft zog er das junge Mädchen in eine Umarmung, welche ihren Kopf sofort in seinem Ausschnitt. Doch diesmal wich Amairu nicht zurück, sondern küsste ungeniert die verführerische Haut. Neckisch biss sie ihm in den Hals, um dann entschuldigend darüber zu lecken. Ihr Speichel hinterließ dabei eine glitzernde Spur. Jasmine schnurrte wie eine Katze und ließ während dessen seine Hand unter ihr Oberteil wandern. Das junge Mädchen zuckte zusammen, als sie die Berührung spürte. Erst jetzt merkte sie, wie groß ihr Sehnen danach gewesen war. Ohne Scheu zog Amairu Jasmine in einen Kuss und strich fordernd über den schmalen Rücken. „Du bist aber stürmisch“, lachte der Bassist, machte aber keine Anstalten zur Gegenwehr. „Weißt du eigentlich, wie lange ich auf dich gewartet habe?“, fragte das junge Mädchen mit rauchiger Stimme, „dreh dich bitte um!“ „Du bist der erste Fan, welcher mich so sieht“, sagte er noch und folgte der Bitte. Es dauerte zehn Minuten, bis die aufwendige Korsage geöffnet war und zu Boden glitt. Beim Rock musste Jasmine sogar helfen. Amairu zog ihn mitsamt der Unterhose aus und umarmte den Bassisten von hinten. Mit den Fingern traktierte sie seine Brustwarzen, die sich erwartungsvoll aufstellten. Jasmine schloss die Augen und bog sich der Liebkosung entgegen. Das machte Amairu Mut und sie griff beherzt nach seiner Erregung, um ihn zu massieren. Der Bassist keuchte auf und verdrehte die Augen. Damit schien er nicht gerechnet zu haben. Nach einer Weile gelang es Jasmine aber doch, sich umzudrehen und das junge Mädchen in die Arme zu schließen. „Das war gemein“, grinste er und knabberte verspielt an ihrem Ohr, „mich so zu überfallen. Aber warte nur; meine Rache wird süß sein!“ Mit einem Geschick, welches seinesgleichen suchte, schälte der Bassist Amairu aus ihrer Kleidung und nahm ihre Hand, um sie zum Bett zu führen. Etwas ängstlich blickte das junge Mädchen ihn an, was würde jetzt passieren? Jasmine vertrieb ihre Angst mit einem sanften Kuss, „leg dich bitte auf den Bauch!“ Sie tat, was er verlangte und wählte eine bequeme Position. Obwohl sie Jasmine nicht wahr sah, nahm sie ihn intensiv wahr. Das junge Mädchen spürte, wie er sich sachte auf ihre Beine setzte und die die Wirbelsäule zunächst mit Küssen verwöhnte. Amairus Hände krallten sich in die Rosen und sie stöhnte unterdrückt. Jasmine nahm seine Zunge zur Hilfe und malte Bilder auf die empfindliche Haut. Plötzlich spürte das junge Mädchen, wie etwas anderes Feuchtes diese benetzte. „Was ist das?“, erkundigte sie sich fast panisch. „Rosenöl“, antwortete Jasmine nur und grinste, „entspanne dich und genieße! Vorsichtig begann er, den weichen Körper unter sich nach allen Regeln der Kunst zu massieren. Und es wirkte; Amairu verlor ihre Anspannung und ließ sich mental fallen. Ihre plötzliche Hingabe lag nicht zuletzt daran, das Jasmine seine Finger immer wieder in ihrer Pospalte verschwinden ließ. Außerdem drückte seine Erregung fordernd gegen ihr Becken. Das junge Mädchen stöhnte und wand sich leicht. Konnte ein Mensch überhaupt solche Gefühle wecken? Sie fühlte die Nässe zwischen ihren Beinen aufsteigen. „Bitte Jasmine“, flehte Amairu, „ich will…“ Der Bassist stoppte in seinen Bewegungen und hob fragend die Augenbraue: „Ja? Was willst du denn?“ Er krabbelte zu dir hoch, drehte ihren Kopf und forderte die Zungen zum Tanzen auf. „Mehr“, bettelte sie und Jasmine nickte: „Gut, dann dreh dich um!“ Das junge Mädchen legte sich auf den Rücken und musterte ihn mit lustverschleierten Blick. Zum ersten Mal streichelte der Bassist ihren Körper; die Finger reizten die empfindlichen Nippel, bis sie vor Verlangen rot leuchteten. Danach legten sich die wundervollen, sündigen Lippen darüber, was Amairu vor Lust schreien ließ. Jasmine küsste sie, während er eine rote Rose hervorholte. Sachte und mit beinahe malerischen Bewegungen ließ er diese über Amairus erhitzten Körper gleiten. Die Dornen sorgten für lustvollen Schmerz. Gleichzeitig schob er erst einen Finger in sie und reizte ihr Lustzentrum. Darauf folgte ein Zweiter. Das junge Mädchen bäumte sich auf und streckte ihm die Hüften entgegen; sie wollte mehr, auch wenn der Höhepunkt bereits nahe war. Jasmine verstand die stumme Aufforderung, spreizte ihre Beine noch ein wenig mehr und drang schließlich in sie ein. Zuerst verkrampfte Amairu sich, aber dann wich dieses Gefühl der Lust und sie passte sich den rhythmischen Bewegungen an. Kurz danach ergoss Jasmine sich in ihr und der eigene Höhepunkt folgte. Verliebt und unendlich glücklich kuschelte Amairu an Jasmines Brust und wäre am liebsten ewig so liegen geblieben. Aber seine traurige Miene verriet ihr, dass es nicht möglich war; bald würde sie zurückkehren müssen. Allein der Gedanke ließ das junge Mädchen weinen, „werde ich dich wieder sehen?“, schluchzte sie atemlos. „Wenn du deine Zweifel ablegst, ja“, der Bassist strich über ihre tränennasse Wange, „hör auf dein Herz und nicht auf den Verstand!“ Er pflückte eine rote Rose und gab sie Amairu, während sie sich gegenseitig anzogen. „Diese Rose wird niemals verwelken und stets in voller Schönheit blühen. Halte sie bei dir bis zu unserem Wiedersehen!“ Mit diesen Worten umarmte Jasmine sie ein letztes Mal, ehe die Welt um das junge Mädchen erneut verschwamm. Als Amairu wieder zu sich kam, befand sie sich wieder auf dem Friedhof. Ihre Tränen froren langsam zu Eis; war alles nur ein Traum gewesen? Doch die frisch blühende rote Rose neben ihr sagte das Gegenteil. Sanft presste das junge Mädchen sie an ihre Brust und flüsterte: „Jasmine…ich liebe dich!“ Und zuckte wie vom Donner gerührt zusammen, als seine Stimme die Antwort gab: „ In Gedanken an mich nährst du mich gibst mir Wärme, Liebe, Kraft und Licht. Und führt dich einst der Weg zu mir, erwarte ich dich hier.“ Ende Kapitel 4: Zyklus 4 - Butterfly Kisses - Kami --------------------------------------------- Es war ein früher Morgen, schwere Wolken bedeckten den Himmel und trotzdem regnete es nicht. Langsam, verschlafen öffnete Cho die Augen und schwang ihre langen Beine über die Bettkante. Sie blinzelte ein wenig und strich ihre extrem langen, kupferroten Haare zur Seite. Missmutig schlurfte das junge Mädchen ins Badezimmer; wieder ein langweiliger, wenn nicht sogar grausamer Tag! Als Cho das Badezimmer betrat und ihr Gesicht im Spiegel sah, zuckte sie zusammen, obwohl sie den Anblick seit fünfzehn Jahren kannte. Ein Seufzen entwich ihren Lippen, „Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen.“, dachte Cho wehmütig und zwang sich, ihr Gesicht zu berühren. Eigentlich war es attraktiv; ovale, schmale Form, hohe Wangenknochen und glatte Haut. Auch ihre grau – grünen Augen passten hervorragend ins Gesamtbild. Doch es gab einen Makel in dieser Schönheit, obwohl diese Bezeichnung, Chos Meinung nach, noch sehr untertrieben war; über ihre gesamte rechte Gesichtshälfte zogen sich eine Vielzahl leuchtend roter Brandnarben. Diese begannen an der Stirn, liefen in Schlangenlinien über die Wange, am Auge vorbei und endeten knapp unter dem Kinn. Der Anblick schmerzte das junge Mädchen und mit Schauern erinnerte sie sich an jenen tragischen Tag, welcher ihr Leben so rapide verändert hatte: Gerade vier Jahre war sie alt gewesen und die Eltern hatten sich im oberen Teil des Hauses aufgehalten, um sich für den Abend zurecht zu machen. Schließlich gehörte die Familie zu den besseren Kreisen. Cho war in die Küche getapst, denn dies war ihr bevorzugter Spielplatz. Das glänzende Silber und all die anderen schönen Dinge übten eine riesige Faszination auf das kleine Mädchen aus, trotz des Verbots ihrer Mutter. Eine Weile machte es Cho großen Spaß, die Messer und Gabeln zu „sortieren“. Den Topf mit dem heißen Wasser, welcher auf der Herdplatte stand, registrierte sie nicht. Plötzlich fiel Chos Blick auf einen großen Hasen aus Schokolade, welcher im Regal über dem Herd stand. Dieser hielt etwas in den Händen, was das kleine Mädchen nicht genau erkennen konnte. Ihre strahlenden Augen weiteten sich und der süße Mund verzog sich zu einem Lächeln. Geschwind kletterte Cho auf die Anrichte, aber das Regal war viel zu hoch. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um sich größer zu machen, was leider misslang. Plötzlich verlor das kleine Mädchen auf der spiegelglatten Oberfläche des Herdes das Gleichgewicht und fiel geradewegs nach hinten auf den schneeweißen Marmorboden. Im Sturz riss sie den Topf mit sich und das kochende Wasser ergoss sich über ihr Gesicht. Ihr eigener Schrei hallte manchmal noch heute in Chos Ohren wieder und ähnelte einem Donner grollen. Obwohl die Eltern finanziell nichts unversucht ließen, war die Narbenbildung nicht mehr zu verhindern gewesen. Aber noch schlimmer als die körperlichen Schmerzen waren das seelische Trauma und die gesellschaftliche Ausgrenzung gewesen. Still und heimlich wurde sie als Missgeburt verschrien und fand weder in der Schule noch im Studium ernsthafte Freunde. Die meisten wandten angewidert den Blick ab, sobald sie auch nur den Raum betrat. Gerade deswegen hatten Selbsthass und Nervenzusammenbrüche ihre Pubertät gezeichnet. Solange, bis sie mit sechzehn Jahren ihrem Engel begegnet war; einem Wesen mit langen, kupferroten Haaren, welches ihm bis zu den Kniekehlen reichte. Leider verweilte dieser Engel längst nicht mehr in der menschlichen Welt. Das junge Mädchen seufzte; die Erinnerung quälte sie fast jeden Morgen, ebenso wie ihr Gesicht. Eigentlich sollte Cho zur Universität gehen; es standen wichtige Vorlesungen auf dem Stundenplan. Doch allein die Vorstellung von den abschätzigen Blicken und der höhnischen Ignoranz ihrer Mitstudenten nahmen ihr jegliche Motivation. Dabei sollte man eigentlich meinen, dass sie erwachsen genug wären. Cho ging in ihr Zimmer, welches einem Museum glich. Die kompletten Wände waren mit Gruppen- und Einzelfotos der Visual – Kei Band Malice Mizer dekoriert und auf den Regalen türmten sich die Accessoires; CDs, Photobücher, Textilien und kleine Plüschfiguren. Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte das junge Mädchen und setzte sich vor ihr Herzstück; einen Altar, den sie eigens für Kami errichtet hatte. Seit Cho Malice Mizer vor drei Jahren kennen gelernt hatte, war sie unsterblich in den toten Schlagzeuger verliebt. Er schütze ihre Seele vor den spöttischen – verbalen Seitenhieben und belebte Chos Hoffnung, dass jemand sie, trotz der Narben, lieben könnte. Zu ihrem Glück unterstützen ihre Eltern diese Zuneigung vollkommen; sie kauften ihrer Tochter sämtliche Materialien, bezahlten die originalgetreue Haarverlängerung sowie Schlagzeug- und Gitarrenunterricht. Mit einigem Aufwand war es ihnen sogar gelungen, Cho nach Japan zu schicken und separate Treffen mit den ehemaligen Bandmitgliedern zu organisieren. Es gab eben nichts, was mit ausreichend Geld nicht möglich war. Stolz blätterte das junge Mädchen in ihrem Album und streichelte zärtlich über die Fotos, welche sie mit Közi, Mana, Yuki und sogar Gackt zeigten. Es waren unvergessliche Momente gewesen und gerade Gackt und Mana erkundigten sich regelmäßig nach ihrem Befinden. Diese Gespräche hatten Cho so manches Mal die Kraft gegeben, weiter zu machen. Aber eins blieb auf ewig unerfüllt; ihre Sehnsucht nach Liebe. Die meisten Männer schauten sie nicht länger als zwei Sekunden lang an und die ganze Abscheu darin zermarterte jenes Herz, das unweigerlich Kami gehörte. Das junge Mädchen wusste; ihr Verhalten war kindisch, wenn nicht sogar krank – naiv. Kami war tot und selbst wenn dem nicht so wäre: Niemals hätte sich ein Mensch wie er in sie verliebt. Gedankenverloren schlug Cho die letzte Seite ihres Albums auf und Tränen liefen über ihre Wangen: Die Bilder zeigten Kamis Grab. Die Platte glitzerte regelrecht im Sonnenschein und die zahllosen Blumengestecke vermittelten fast etwas Lebendiges. Sie erinnerte sich noch gut an den dumpfen Schmerz, welcher ihre Brust durchstochen hatte. Aber es war die Realität und diese hatte sehr große Ähnlichkeit mit einem niemals endenden Alptraum. Das junge Mädchen seufzte und schlug das Album mit einem lauten Knall zu. Sie musste stark sein! Entgegen der Vorschriften zog Cho sich ein Gothic–Lolita Kleid an und frisierte sich entsprechend. So fühlte sie sich wenigstens einigermaßen wohl. Als besondere Zierde lag ein herzförmiges Medaillon um ihren Hals, welches ein Foto von Kami zeigte. Das junge Mädchen atmete noch einmal tief durch, ehe sie sich auf den Weg machte. Die Blicke stachen wie zweischneidige Messer durch ihren Körper, als sie das Universitätsgelände betrat. Fast gleichzeitig setzte aufgeregtes Getuschel ein, wobei die Gesten Bände sprachen. Das junge Mädchen zitterte wie Espenlaub, doch sie ging schnurstracks in Richtung Hörsaal, ohne wirklich jemandem ins Gesicht zu schauen. Ein Seufzer der Erleichterung glitt über ihre Lippen, als Cho ihren Schreibblock zur Hand nahm und der Vortrag begann. Zum Glück waren die Themen interessant und anschaulich genug, um sie ein wenig von ihrem Kummer abzulenken. Dennoch ertappte das junge Mädchen sich immer wieder dabei, wie ihre Hand sich unbewusst um den Anhänger schloss und ihre Gedanken zu Kami flogen. Die Zeit verging rasend schnell und bald schlug die Glocke zur Mittagspause. Alle Studenten strömten allein oder in kleinen Gruppen zur Mensa. Cho folgte ihnen mit klopfendem Herzen, denn sie wusste; die Mensa war der Ort, wo Neuigkeiten, Gerüchte, aber auch Lästereien ausgetauscht wurden. Doch ihr knurrender Magen hinderte sie an einem Rückzieher, jedoch setzte das junge Mädchen vorsichtshalber ihren Kopfhörer auf; die Musik wirkte Wunder. Lustlos stocherte Cho in ihrem Essen herum, sie zwang sich zu einigen Bissen und lauschte Gackts Stimme, welche ihr melancholisch – sanft „Le ciel“, ins Ohr sang. Cho begann zu träumen und bemerkte nicht die finsteren Schatten, welche lautlos neben ihr auftauchten. Erst ein rasender Schmerz holte sie in die Wirklichkeit zurück. Wie von Sinnen schrie sie auf und schlug die Hände vors Gesicht. Es brannte so stark wie ein Feuer und zog sich wie glühende Lava über ihre Narben. Mit letzter Kraft stand Cho auf und eilte fast blind aus dem Raum; sie musste hier raus. Das höhnische Gelächter, welches ihr nachhallte, hörte sie gar nicht mehr. Tränen rannen wie Sturzbäche über die Wangen, als das junge Mädchen durch den Park lief. Noch immer presste sie die Hand gewaltsam auf ihre Gesichtshälfte. Obwohl etliche Passanten sich nach ihr umdrehten, sagte niemand etwas. Verzweifelt ließ Cho sich auf ihre Lieblingswiese fallen und vergrub den Kopf im leicht feuchten Gras. Erst als ihr Körper zu zittern aufgehört hatte, schaute sie sich um. Obwohl das junge Mädchen jenen Ort wie ihr eigenes Selbst kannte, war heute irgendetwas anders. Cho grübelte; lag es am Wind, an den Blumen, der Sonne? Sie fand keine Antwort und spürte doch eine sonderbare Geborgenheit. Ein kaum wahrnehmbares Geräusch neben ihr ließ Cho erschrocken aufschreien, dabei war es nur ein Schmetterling, welcher sich vertrauensvoll auf ihre Hand setzte. In einer Mischung aus Verwirrung und Freude betrachtete sie das zierliche Tier: Seine Flügel waren in einer seltsamen Kombination aus Schwarz und Rot gehalten, die kein wirkliches Muster ergab. Außerdem lag ein dezent silbriger Glanz auf ihnen. „Wer bist du?“, fragte Cho reflexartig, obwohl es eigentlich absurd war. Doch dieser Gedanke saß in ihrem Herzen und ließ sich nicht vertreiben. Der Schmetterling wandte sich um und schien das junge Mädchen regelrecht zu betrachten, was einen Rotschimmer auf ihre Wangen zauberte. Ohne Zögern setzte das Tier sich auf Chos verbrannte Gesichtshälfte. Dabei wirkte die Berührung seiner Flügel fast wie eine intensive Liebkosung. Cho kicherte und schloss genießerisch die Augen. Sie fühlte sich so ruhig und beschützt wie schon lange nicht mehr. Ein violettes Licht flammte auf und tauchte den Park in seinen mystischen Glanz. Parallel dazu wurde der Schmetterling zum Mensch und die Flügel zur Hand. Sein Lächeln war heller als der Sonnenschein und lange, kupferfarbene Haare fielen über die schmalen Schultern. Das junge Mädchen bemerkte das Wunder vorerst nicht, erst nach einer Weile öffnete sie die Augen und wich mit einem Aufschrei zurück. Das konnte nicht wahr sein, träumte sie? Vor ihr saß ihre große Liebe Kami in einem stilgerechten lila-farbenen Piratenkostüm und einem Lächeln im Gesicht, welches das dickste Eis hätte zum Schmelzen bringen können. Er nickte kaum merklich und sagte: „Hallo!“ Seine Stimme klang dabei wie das leichte Schwingen von Harfensaiten. Chos Wangen färbten sich purpurn und sie zitterte am ganzen Leib: „Ka…Ka…Kami!“ Diese Worte waren nicht mehr als ein Krächzen. Dabei war es ihr vollkommen gleichgültig, warum und wie der Drummer zurückgekehrt war. Doch Cho wusste nicht weiter, sollte sie ihren Angebeteten umarmen? Jede einzelne Faser ihres Körpers schrie danach, doch die Regeln der Höflichkeit verboten es. Ihre Hände krampften sich zu Fäusten und trotzdem war der Blick gesenkt. Eine einzelne Träne ran über ihre Wange. Kami sah es und nahm Cho die Entscheidung ab, indem er sie von sich aus in die Arme schloss. Verdutzt erwiderte das junge Mädchen die Umarmung und ließ ihre Finger durch seine Haare gleiten. Diese fühlten sich an wie Seide. „Du trägst sie genauso.“, meinte Kami grinsend, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten. Das junge Mädchen wurde rot und blickte verlegen zur Seite. „Ja.“, hauchte sie, „Deine Haare waren einmalig und haben mich dermaßen fasziniert, das ich meine Frisur ebenso tragen wollte!“ „Sie sind wunderschön…genau wie du.“, entgegnete der Drummer und schaute ihr dabei direkt ins Gesicht. Erst dann wurde dem jungen Mädchen klar, das er auf ihre schutzlose, vernarbte Gesichtshälfte starrte und versuchte, diese schnell mit einigen Haarsträhnen zu verbergen, leider ohne Erfolg. „Ich bin nicht schön.“, stieß Cho in einer Mischung aus Wut und Frustration hervor und verlor, zu ihrem Ärger, einige Tränen. „Ich bin eine Missgeburt!“ Der Drummer starrte sein Gegenüber verwirrt an: „Das ist eine Lüge. Wer behauptet so etwas?“ „Alle.“, gab sie die einsilbige Antwort und brach völlig zusammen. Verzweifelt krallte sie sich an Kamis Brust fest, ihre Tränen benetzten seine funkelnde Jacke, während das junge Mädchen seinen Duft aus Lilien und Moschus gierig in sich aufsog. Niemals hätte sie geglaubt, Kami einmal so nah sein zu können. Stockend berichtete Cho von den tragischen Ereignissen und den sozialen Konsequenzen, aber auch von ihren Reisen nach Japan und den Begegnungen mit den ehemaligen Malice Mizer Mitgliedern. „Aber mein größter Halt warst und bist du. Dein Bild allein hat meine Hoffnung bewahrt.“ Kami lächelte und streichelte sanft ihre Wange. Dort, wo die Haut nicht verbrannt war, spürte man die Zartheit von Rosenblättern. Dabei reichte sein Blick bis in die Tiefen von Chos Seele. Diese errötete prompt und stammelte etwas Unverständliches. Obwohl die Offenbarung unvermeidlich war und das wusste sie. „Ich liebe dich, Kami.“, platzte das junge Mädchen schließlich mit der Wahrheit raus und ein frostiger Schauer rann durch ihren Körper, endlich war es ausgesprochen. „Ich wusste es.“, flüsterte der Drummer und ehe Cho Fragen stellen konnte, legte er seine Lippen zärtlich auf ihre. Das junge Mädchen erstarrte wie zur Salzsäule; ihr erster Kuss und dann auch noch mit Kami. Befand sie sich nicht vielleicht doch in einem schönen – melancholischen Traum? Trotz dieser Gedanken gelang es ihr, den Kuss zu erwidern und ihre Arme um Kamis Nacken zu lagen. Der Drummer spürte die unschuldige Willigkeit und machte den nächsten Schritt; zart wie ein Blütenhauch öffnete seine Zunge Chos Lippen und erkundete ihre Mundhöhle. Das junge Mädchen erschrak leicht, spielte jedoch mit und schlug ihre langen Fingernägel in Kamis Schultern. Nach einer scheinbaren Ewigkeit löste er schweren Herzens den Kuss, weil das junge Mädchen Luft holen musste. „Wie kann ich dich überzeugen, dass die Narben deiner Schönheit keinen Abbruch tun?“, fragte Kami. „Ich weiß…es nicht.“, brachte sie stockend hervor und ihr Gesicht glühte vor Verlegenheit. Eigentlich ahnte Cho zumindest, was die Lösung für ihr Problem sein könnte. Doch es schien ihr vermessen und vulgär, Kami um einen solchen Gefallen zu bitten. Andererseits; wieso war der Geist sonst hier? Scheinbar unauffällig betrachtete das junge Mädchen den schlanken Körper ihres Geliebten und ihr Herz schlug sofort ein paar Takte schneller. Oh ja, Kami war tatsächlich eine Augenweide. Dieser lachte leise und ehe Cho sich versah, hielt er mit der einen Hand ihr Kinn umfasst, während die andere zärtlich ihren Hals hinab glitt. Kami ahnte nicht, das dort Chos Schwachstelle war und eine aufkommende Gänsehaut ihren Körper bedeckte. „Weißt du es wirklich nicht?“, hauchte der Drummer verführerisch in ihr Ohr, umspielte es mit der Zunge. Das junge Mädchen zog scharf die Luft ein. Allein sein Timbre brachte die Saiten ihres Herzen zum Schwingen wie der Tastendruck auf einem Klavier.Sie fühlte sich so frei und gelöst wie auf Engelsflügeln getragen. Plötzlich erfasste Cho eine Selbstsicherheit, von der sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte. „Verdammt Kami!“, zischte sie durch die Zähne und ihre Augen funkelten rebellisch, „Siehst du nicht, dass ich dich will?“ Bevor das Gegenüber etwas sagen konnte, verwickelte das junge Mädchen nun ihrerseits ihn einen leidenschaftlichen Kuss, welcher sogleich erwidert wurde. „Fühlst du dich jetzt besser?“, fragte der Drummer, nachdem sie den Kuss gelöst hatten, „Es ist keine Schande zu sagen, wenn man jemanden liebt oder begehrt. Zumal ich geneigt bin,“, seine Augen verschlangen sie regelrecht, „dir deinen Wunsch zu erfüllen.“ „Was?“, krächzte Cho und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Konnte das wahr sein? Oder träumte sie nur? Wenn dem so war, so wollte Cho den Morgen nicht erleben. „Sieht man uns denn?“, erkundigte das junge Mädchen sich schüchtern. Kami lächelte: „Nein, die Schmetterlinge bilden einen schützenden Kokon. Niemand kann uns beobachten!“ Fast unmerklich schlang der Drummer seine Hände um Chos Hüften und zog sie näher an sich. „Gebe dich hin!“ Das junge Mädchen senkte den Blick, doch ein Lächeln umspielt ihren Mund. „Ich liebe dich, Kami.“, ihre Stimme war nur ein Hauchen und wie in Trance spürte sie, wie seine Finger sich auf ihren Oberschenkel legten und schließlich unter den Rock wanderten. Cho zuckte erschrocken zusammen; noch nie hatte sie jemand derart berührt. Aber das Klopfen ihres Herzens sprach für sich und sie ließ es geschehen. Sanft küsste Cho ihren Liebsten und zog mit den Fingerspitzen die Konturen seiner Wangen nach. Der Drummer lächelte über den zögerlichen Verlust ihrer Scheu und platzierte Chos Hände auf seinen Schultern. Das junge Mädchen verstand, was er wollte und zog ihm die aufwendig mit Fransen und Applikationen geschmückte Jacke aus. Unsicher glitten ihre Hände unter das hautenge, graue Shirt. „Mhmm.“, schnurrte Kami genießerisch und bestätigte Cho auf diese Weise in ihrem Tun. Sachte zog sie ihm das Kleidungsstück aus und makellose, weiße Haut kam zum Vorschein. „Du bist so schön wie in meinen Träumen.“, flüsterte das junge Mädchen und begann, diese Pracht zu streicheln. Sofort erhärteten sich Kamis Brustwarzen. „Es ist gut, dass ich dich nicht enttäusche,“, sagte dieser und entzog sich kurzzeitig der Berührung, „aber sollten wir dich nicht auch aus der Kleidung befreien? Dreh dich um!“ Das junge Mädchen nickte errötend und wandte ihm den Rücken zu. Wie ein Lufthauch fiel der Stoff von ihrem Körper und Kamis starke Hände strichen über ihren Rücken. Schon diese harmlose Berührung entfachte in Cho ein Flammenmeer und sie spürte, wie die Nässe zwischen ihren Beinen auf quoll. Die Hände krampften sich zu Fäusten zusammen und sie bewegte sich ein wenig, um die Situation zu überspielen. Doch Kami kannte die Wahrheit. Mit einem leichten Biss in die Schulter begann er, ihre Haut mit den Lippen zu verwöhnen. Der Weg führte ihn vom Hals über das Schlüsselbein und die Wirbelsäule entlang. Der Drummer malte kunstvolle Bilder, während seine Hände Chos Rock immer höher schoben. Endlich kamen die langen Beine, welche durch Stümpfe noch betont wurden zum Vorschein und auch die unschuldige – weiße Panty wurde sichtbar. „Du bist wunderschön.“, hauchte Kami sanft und versiegelte ihre Lippen. Zum ersten Mal in ihrem Leben glaubte Cho diese Worte. „Mehr“, flehte sie nur. Der Rothaarige kam ihrer Bitte gerne nach und öffnete den BH. Seine Hände legten sich auf ihre Brüste und massierten diese. Das junge Mädchen stöhnte und bog sich ihm leicht entgegen. Sie wollte mehr, mehr von Kami und diesem unwiderstehlichem Rausch. Behutsam drückte er sie auf die Wiese, so dass das Gras in ihrem Rücken kitzelte. Wie aus dem Nichts holte Kami verschiedene Blumen hervor und dekorierte ihren Körper mit ihnen. Seine geschickten Hände streiften den Rest der Kleidung mühelos ab. Cho war regelrecht betäubt vom Duft der Rosen, Lilien, Jasmin, Lotus und Gardenia. Zumal Kami sie mit den Lippen oder der Zunge verband. Auch die Schmetterlinge kehrten zurück und selbst ihre anmutigen, leichten Flügelschläge ähnelten einer Liebkosung. Das junge Mädchen keuchte vor Leidenschaft und gegen ihren Willen bewegten sich die Hüften auf und ab. Mit Lust verschleiertem Blick schaute sie Kami an, welcher zärtlich lächelte. „Nimm mich.“, bat Cho wie hypnotisiert und ihre eigene Stimme klang fremd und weit entfernt, „Ich will dich ganz!“ “Bist du sicher?“, erkundigte der Drummer sich und legte eine Hand auf ihre deutlich erregte Scham. Schon dieser leichte Druck reichte aus, um sie erneut stöhnen zu lassen. „Ja.“, hauchte Cho erstickt und erkannte sich selbst nicht wieder. Behutsam drückte Kami ihre Scheidenwände auseinander und streichelte das Lustzentrum. „Die kleine Blume öffnet sich.“, flüsterte er dabei und jede Silbe zeugte von purer Liebe. Wenn das Schicksal ihnen nur nicht Weg stünde… Als Kami spürte, das Cho bereit war, zog er seine Hose aus und drang behutsam in sie ein. Dabei hörte er nicht auf, ihren Oberkörper zu streicheln. Zu seiner Überraschung passte das junge Mädchen sich den Bewegungen mühelos an und gemeinsam erreichten sie den Höhepunkt. „Sieh mich an.“, flehte Kami und Tränen liefen über seine Wangen, „Wenn ich noch am Leben wäre, würde ich dich zu meiner Frau nehmen. Ich liebe dich Cho!“ Bevor diese etwas erwidern konnte, löste die Welt sich in Luft auf und alles verschwand. Das junge Mädchen erwachte in ihrem Bett und schreckte wie vom Blitz getroffen hoch. Ihr Gesicht war feucht. Ob von Tränen oder Schweiß wusste sie nicht. War das Vergangene nur ein Traum gewesen? Cho war nicht sicher, ob sie es hoffen sollte oder nicht. Deutlich spürte sie noch Kamis Hände auf ihrem Körper, seine Lippen auf ihrer Haut und eine Träne rann aus ihren Augen. Erstmalig waren ihre Narben bedeutungslos gewesen und wurden sogar geliebt. Wie ein Echo hallten die Worte in ihren Gedanken, würde dieses Gefühl jemals zurückkehren? Konnte sie Kami wieder sehen? Seufzend stand Cho auf und ging zum Spiegel. Heute verscheute sie ihre entstellte Gesichtshälfte nicht so wie sonst. Eigentlich lag sogar eine groteske Anmut in ihren Narben. Ein Schatten auf ihrer Schulter ließ sie zusammenfahren, langsam drehte das junge Mädchen sich um und stieß im nächsten Moment einen leisen Schrei aus: Auf ihrem Rücken prangte das Abbild eines riesigen Schmetterlings mit azurblauen Flügeln und dunklen Ornamenten. „Kami.“, flüsterte Cho ergriffen und ihre Finger strichen über das kalte Glas. „Ja“, antwortete eine Stimme und das Spiegelbild des Drummers erschien neben ihrem, „Das ist mein Geschenk an dich. Vergiss mich nicht und sei dir gewiss: Eines Tages sehen wir uns wieder und dann werden wir für immer zusammen sein!“ „Das werden wir.“, antwortete sie mit fester Stimme, „Ich liebe dich!“ Ende Kapitel 5: Zyklus 5 - The Last Night- Chihiro --------------------------------------------- Die grell-bunten Lichter schienen auf ihre langen, schwarzen Haare. Sanja spürte die Hitze unangenehm in ihrem Rücken. Sie fluchte leise, machte aber keine Anstalten, ihren Platz aufzugeben. Denn mit jeder vergangenen Minute strömten mehr Menschen, vorzugsweise junge Mädchen, in den kleinen Club, um sich zu den Wartenden zu gesellen. Die junge Frau warf einen prüfenden Blick in die Runde und schüttelte den Kopf. Viele dieser Mädchen waren sehr hübsch und manche sogar überdurchschnittlich schön. Trotzdem war sie sich gewiss, dass keine von ihnen ihr Vorhaben gefährden konnte. Mit einem sanften Lächeln strich Sanja sich durch die langen Haare. Diese waren das Außergewöhnlichste an ihr und sie wusste es. Sie passten hervorragend zu den dunklen Augen und der schneeweißen Haut. Der schlanke Leib war von einem rot – schwarzen, ärmellosen Kleid bedeckt. Minuten vergingen, der Club füllte sich zusehends. Unwillkürlich begann die junge Frau zu zittern, kalter Schweiß bedeckte ihre Handfläche. Langsam wie in Zeitlupe ging das Licht aus und im nächsten Augenblick zerriss ohrenbetäubender Jubel die Stille. Lix standen auf der Bühne und strahlten ihr Publikum an. Obwohl Chihiro und Yuu zum ersten Mal in Deutschland waren, merkte man ihnen die Unsicherheit nicht an. Chihiro legte seine ganze Kraft in die Performance, fegte wie ein Derwisch über die Bühne und knöpfte sein weißes Hemd auf. Die wohl geformte Hand strich sich über den mit Narben übersäten Bauch und verschwand neckisch in seinem Schritt. „Hmm“, dachte Sanja verzückt und leckte sich über die bleichen Lippen, „ein Masochist…das gefällt mir!“ Ihre stechenden Augen fixierten Chihiro mit aller Kraft und der Sänger erwiderte es. Zuerst unschuldig und dann ebenso verrucht. Provozierend wies er mit der Peitsche in ihre Richtung, was die Schwarzhaarige grinsen ließ. Merkte man ihr die Ambitionen so deutlich an? Oder verfügte der Blondhaarige über eine hervorragende Menschenkenntnis? Die Welt begann zu verschwinden, es gab nur noch sie beide. Wie in Trance nahm Sanja wahr, wie Chihiro sich in die Menge lehnte, sie anschaute und ihre Hand nahm. Sie setzte ihr verlockendes Lächeln auf, der Glanz in den Augen war pure Lust. „Nimm mich“, flüsterte Sanja heiser, so dass nur Chihiro es hören konnte. Dessen Reaktion war ein strahlendes Lächeln und die zarte Berührung ihres Halses. Letzteres jagte der jungen Frau einen wohligen Schauer über den Rücken; sie würde Chihiro bekommen…um jeden Preis. Das Konzert nahm seinen Lauf und das übermütige Gekreische der Fangirls dröhnte schmerzhaft in den Ohren. Sanja verzog ein bisschen angewidert das Gesicht; ein solches Handeln war nicht ihr Stil. Auch wenn sie Chihiro aus ganzem Herzen begehrte; sie war keine pubertierende Jugendliche mehr. Stattdessen versuchte die Schwarzhaarige immer wieder, ihn dezent anzuflirten. Die flüchtige Berührung war ein Teilerfolg, aber noch lange nicht der Sieg. Sie warf ihre Mähne zur Seite und musterte ihn mit einem eindeutigen Blick. Zu ihrer Überraschung sprang der Sänger darauf an und warf sich direkt vor ihr in die Menge. Die junge Frau zuckte zusammen; diese Aktion kam unverhofft. Dennoch streckte sie wie hypnotisiert die Hand aus und Chihiro sanft durch die blonde Haarpracht. Jene erschien ihr wie flüssiges Gold, das gepflegt und liebkost werden musste. Der Auftritt ging zu Ende und schon standen eine Autogrammstunde sowie ein Foto - Shooting auf dem Programm. Aber Sanja hielt sich zurück und beobachtete den Blondhaarigen stattdessen aufmerksam. Noch wusste sie nicht genau, wie sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen sollte und viel Zeit blieb nicht mehr. Ein wenig unsicher schaute die junge Frau nach oben und begann schließlich, sich im Rhythmus derber Musik, welche aus den Clubboxen schallte, zu bewegen. Träumerisch schloss Sanja die Augen und vergaß die Welt um sich herum. Sie schwebte in den Klängen als gäbe es kein Morgen mehr. Tanzen war schon immer ihr Element gewesen und diese Leidenschaft hatte sich in den letzten Wochen rapide verstärkt. Ihr Körper war das Sprachrohr, welches von ihren Gefühlen erzählte. Sanja stieß einen leisen Schrei aus, als sie plötzlich gegen etwas Weiches stieß. Erschrocken riss sie die Augen auf und wäre vor Schreck beinahe gestürzt, als das Hindernis sich als Chihiro entpuppte. Eilig griff dieser nach ihrer Hand und ließ erst wieder los, als die Schwarzhaarige nicht mehr schwankte. Erst dann wagte Sanja den Kopf zu heben; Chihiros Nähe war gefährlich, sehr gefährlich. Man konnte sich in ihr verlieren. Man konnte sich selbst verlieren. „Darf ich mit dir tanzen?“, seine Stimme klang wie durch eine Schallmauer. Sie nickte rasch und schlang die Arme um seinen Nacken. Die melancholisch – sinnlichen Klänge von „Hands to heaven“ erfüllten den Raum: „ Tomorrow I must leave I know there’s receive. God give me strengh when I leave you. So raise your hands to heaven and pray that we will be back together some day. Tonight I need your sweet caress hold me in the darkness. Tonight you call me restlessness you relieved my sadness!” Heiße Tränen brannten in Sanjas Augen und ohne es zu merken, verstärkte sie ihren Griff. Die langen Haare lagen weich in ihren Händen sowie das schweißgetränkte Hemd. Sein erotischer Moschusduft vernebelte die Sinne. „Chihiro“, Sanjas Stimme war nur ein Hauchen, welches von stummer Verzweiflung durchzogen war. Dieser war zwar etwas überrascht von dieser spontanen Aktion, lächelte aber und legte eine Hand auf ihre Hüfte, während die andere verspielt über ihren halbnackten Rücken strich. Zögernd und doch voller Sehnsucht bewegten die Zwei sich im Takt der Musik und allmählich verlor Sanja ihre Scheu. Sanft ließ sie ihre Hände über den Schlanken Rücken gleiten, was der Sänger mit einem Schnurren beantwortete. Sein Blick in ihre Augen wurde immer tiefer und zum ersten Mal sprach er mit ihr: „Willst du mich verführen?“ Ein Grinsen, bei dem Chihiros angedeutete Vampirzähne hervor blitzten, unterstrich diese Worte. Die junge Frau erwiderte den Blick und ließ die Hand provozierend über seinen Po wandern. „Ja“, flüsterte sie ohne eine weitere Erklärung. Chihiro hob fragend die Augenbrauen, machte aber keine Anstalten, sich befreien zu wollen. Sanja zitterte, als sie ihm über die bleiche Wange strich und der Sänger ein kaum merkliches Nicken andeutete. Er hatte verstanden und plötzlich trafen sich ihre Lippen, heiß und begehrend. Sanja keuchte überrascht auf, erwiderte jedoch ohne Zögern. Eine Träne glitzerte in ihrem Augenwinkel; endlich ging der heißersehnte Wunsch in Erfüllung. Neckisch umspielte ihre Zunge die spitzen Zähne. Chihiro grinste: „Du weiß, worauf ich stehe, oder?“ „Ja“, erwiderte Sanja ungerührt und vergrub ihre Finger in seinem Bauch, was ein erregtes Stöhnen seinerseits zur Folge hatte. „Komm mit“ sagte er und nahm die junge Frau bei der Hand. Gemeinsam verließen sie die Disco und gingen zum dem Hotel, in dem Lix übernachteten. Sanja verschlug es die Sprache; nicht nur, dass das Zimmer sehr hübsch eingerichtet war. Chihiro hatte es irgendwie geschafft, SM – Spielzeuge verschiedenster Art harmonisch in das Gesamtbild mit einfließen zu lassen. Für ahnungslose oder ungeübte Blicke wirkte es wie leicht bizarre, aber harmlose Dekoration. „Sag mal, hast du öfter weiblichen Besuch“, erkundigte die Schwarzhaarige sich mit gespielt schneidender Stimme. Der Sänger antwortete mit einem leicht spöttischen Lachen und stand plötzlich wie aus dem Nichts hinter ihr. Sanja erstarrte wie zur Salzsäule, als Chihiros weiche Hände über ihre Halsbeuge strichen und seine Mähne ihre Wange kitzelte. „Wärst du eifersüchtig, wenn ich ja sagen würde?“, hauchte der Sänger verführerisch und malte mit der Zunge ihre Ohrmuschel nach. Sanjas einzige Reaktion war ein heftiger Schauer. Dieser verstärkte sich, als er seine Zähne in ihren Hals schlug. Die junge Frau keuchte auf, ihre Muskel zuckten reflexartig und trotzdem wehrte sie sich nicht. Im Gegenteil, wie von selbst glitten ihre Finger in Chihiros Haare und drückten ihn noch fester an sich. „Heute Nacht gehöre ich dir“, die melodiöse Stimme entriss sie dem süßen Rausch. Langsam drehte Sanja sich um und verlor sich heimlich erneut in Chihiros magischen Augen. „Du möchtest also Schmerzen, ja?“, fragte die Schwarzhaarige zynisch und schlug ihre spitzen Fingernägel probeweise mitten in seine Kehle. Chihiros Augen weiteten sich erschrocken, trotzdem schnurrte er genüsslich und warf sich theatralisch auf die Knie: „Verfügt über mich, wie es Euch beliebt…Herrin!“ Sanja konnte das belustigte Funkeln in ihren Augen nicht verbergen,. Obwohl sie mit der Rolle als Domina durchaus vertraut war, so hatte sie noch nie einen derart süßen Sklaven erlebt. Zumal Chihiro jedes Wort Ernst meinte. Kurzerhand griff sie in seine Haare und riss seinen Kopf nach oben, so dass er ihr in die Augen schauen musste. „Ich hoffe, du weißt, worauf du dich einlässt“, sprach sie höhnisch und kratzte über seinen Bauch. Chihiro zuckte zusammen, wehrte sich jedoch nicht. „Ich werde dir zeigen, was es bedeutet, anderen Frauen zu dienen, während sie verzweifelt auf dich warten“, raunte Sanja unheilvoll in Chihiros Ohr und registrierte zufrieden dessen Zittern. Mit diesen Worten machte Sanja dem winzigen Teil von Eifersucht Platz, welcher sich schmerzhaft in ihr Herz bohrte. „Ja Herrin“, flüsterte der Sänger und senkte demütig den Blick. „Komm mit“, herrschte sie ihn an und stolzierte zu dem Thron ähnlichen Stuhl. Chihiro kroch ihr auf allen Vieren hinterher. Wie eine Königin ließ Sanja sich darauf nieder und zog provozierend langsam ihr Kleid nach oben. Ihre weiße Haut und die weichen Schenkel wurden sichtbar ebenso wie der nachtblaue String. Chihiros Blut rauschte gerade schmerzhaft durch seine Adern; wie gerne würde er diese Schönheit berühren. Auf seinen Händen bildete sich ein glänzender Schweißfilm. „Starr mich nicht so an, Sklave“, holte die barsche Stimme seiner Herrin ihn in die Wirklichkeit zurück, „zieh mir lieber die Stiefel aus und lecke sie sauber!“ „Ja Herrin“, murmelte der Sänger und machte sich mit äußerster Vorsicht daran, ihre aufwendigen Stiefel zu öffnen. Parallel dazu wanderte seine verführerische Zunge erst den Rand entlang, dann kurz zur Spitze und schließlich den 10 Zentimeter hohen Absatz hinauf. Die ganze Zeit über wagte er es nicht, seine Herrin anzuschauen. Diese schnurrte genießerisch und räkelte sich ein wenig auf dem Stuhl: „Hmm…schön machst du das!“ Chihiros Augen leuchteten wie eine Sternschnuppe in der Nacht und er wagte das Verbotene: Für den Bruchteil einer Sekunde berührte seine Zunge die zarte Haut Sanjas, was diese sofort bemerkte. Ihr Blick war scharf wie ein blitzender Dolch, als sie ihn grob weg stieß. „Was fällt dir ein“, keifte Sanja und ging auf ihn zu. Chihiro wimmerte, aber er bereute es nicht. „Was fällt dir ein, mich zu berühren?“, Ihre schrille Stimme ließ seine Nerven wie Gitarrensaiten erzittern, „ich werde dich bestrafen müssen!“ „Herrin, verzeiht mir“, flehte Chihiro und die Angst stand in seinen Augen. Sanja lächelte arrogant und strich ihm kurz tröstend über die Wange, ehe sie die Gerte mit ganzer Kraft auf seinen Rücken niedersausen ließ. Seine Schreie verhallten ungehört, aber sein Körper verlangte nach mehr. Der Sänger war süchtig nach den brennenden Schmerzen. „Auf die Knie, Kopf nach vorne, Arsch nach oben und die Beine gespreizt!“ Gehorsam nahm Chihiro die unbequeme Position und Sanja schritt prüfend um ihn herum: „Eins muss ich dir lassen; du bist sehr schön! Der erste Teil deiner Bestrafung wird die Haut nicht verletzen, aber trotzdem sehr erregend sein!“ Der Sänger wartete gespannt, was mochte das bedeuten? Er fühlte, wie die junge Frau seine Pobacken vorsichtig auseinander bog und im nächsten Moment durchzog ein heftiger Stromstoß seinen Leib, welcher Chihiro beinahe zu Fall gebracht hätte; ein Vibro-Ei! Zeitgleich setzte die junge Frau die Gerte ein, welche dunkelrote Striemen auf seinen Rücken und seinen Po malte. Auch leckte sie gierig das Blut aus den Wunden. Dem Sänger wurde leicht schwarz vor Augen und er drohte, ohnmächtig zu werden. Doch Sanja merkte es und stoppte die Tortur sofort. Stattdessen legte sie tröstend den Arm um ihren zitternden Sklaven: „Du hast die Bestrafung sehr souverän ertragen, Chihiro“, sanft spielte sie mit seinen Haaren, „als Belohnung darfst du dir etwas von mir wünschen!“ In einer Mischung aus Angst und Verlangen musterte der Sänger seine Herrin, „darf…darf ich euch küssen?“, brachte er stockend hervor. Sanja nickte kaum merklich und Chihiro presste seine Lippen hungrig auf ihre. Es war ein Feuer, welches sie beide verbrannte. Nach einigem Zögern verwandelte der Kuss sich in eine wilde Zungenschlacht, in die Sanja ihre ganze Zuneigung legte. Nachdem sie den Kuss gelöst hatten, positionierte die junge Frau sich vor ihm und spreizte einladend ihre Beine. Man konnte ihre angeschwollenen Schamlippen deutlich sehen. „Bringe mich mit deiner Zunge zum Höhepunkt. Na los“, befahl sie und schloss erwartungsvoll die Augen. Chihiro lächelte und begann sein Werk; schon sein heißer Atem ließ ihren, sich windenden Körper, erzittern und als seine Zunge, nach der sie sich von Beginn an verzehrt hatte, endlich ihr Lustzentrum berührte, schrie Sanja auf und vergrub ihre Nägel in seinem Kopf. Dabei riss sie einige Haarsträhnen heraus, was aber nicht wirklich störte. Auch Chihiro brannte, der köstliche Nektar brachte ihn, gemeinsam mit dem Vibro-Ei, zum Höhepunkt. Auch Sanja erreichte den Gipfel der Lust und eine Träne lief über ihre Wange. „Lebewohl Chihiro“, flüsterte sie. Als der Sänger am nächsten Morgen erwachte, war Sanja verschwunden. Im ersten Moment wusste er nicht, ob er darüber Zorn oder Belustigung empfinden sollte. Sein Rücken schmerzte noch immer von der vergangenen Nacht; war alles nur ein Spiel gewesen? Ein flüchtiger One-Night Stand ohne Bedeutung? Die Vorstellung ließ sein Herz bluten, denn Chihiro wusste um die zarten Gefühle in seinem Innern; er hatte sich in die junge Frau, deren Namen er nicht einmal kante, verliebt. Gerade, als er aufstehen wollte, sah er einen Brief neben sich liegen. Er schien von der Unbekannten zu sein und selbst außen war das Papier mit Tränen übersät. Eilig griff Chihiro danach und was er da las, ließ das Blut in seinen Adern gefrieren: Mein liebster Chihiro! Ich denke, es ist besser, wenn wir uns am Morgen nicht mehr sehen. Denn nun beginnt die schwerste Zeit meines Lebens; ich muss ins Krankenhaus, um einen bösartigen Hirntumor entfernen zu lassen. Die Operation ist sehr riskant und ob ich überlebe, weiß niemand. Danach folgt eine Strahlentherapie und wie es danach weitergeht vermag ich nicht zu sagen. Ich wollte nur, dass Du weißt, dass mit unserer gemeinsamen Nacht ein Traum in Erfüllung ging, denn ich liebe Dich. Und ganz egal, was auch geschehen mag; meine Gefühle werden sich nicht ändern. Ich hatte mir so gewünscht, dich einmal zu umarmen und nun ging es sogar noch darüber hinaus. Ich danke Dir aus ganzem Herzen und bete, dass wir uns wieder sehen. In ewiger Liebe Sanja Fassungslos starrte Chihiro auf den Brief. „Nein“, schrie er und brach weinend zusammen. Sollte das wirklich schon alles gewesen sein? Ende Kapitel 6: Zyklus 6 - Never say Love is dead - Karyu ---------------------------------------------------- Heftiger Regen prasselte auf den dunklen Asphalt und verwandelte ihn in einen reißenden Bach. Der Himmel trug ein anthrazitfarbenes Kleid und verhüllte so manche Bedrohung. Die quietschenden Reifen vorbeifahrender Autos bespritzten die Beine jener bedauernswerten Passanten, die bei einem solchen Wetter nach draußen wollten oder es mussten. Auch Niwaka wurde zum gefühlten tausendsten Mal von einem Auto benetzt. Sie fröstelte; es war keine gute Idee gewesen, ausgerechnet heute ihren neuen Lackminirock anzuziehen. Von der knappen, schneeweißen Rüschenbluse mal ganz zu schweigen. Auch die langen, künstlich blonden Haare klebten strähnig an ihrem schmalen – markanten Gesicht. Nur, im Normalfall dazugehörige, spürte die junge Frau wenig. Stattdessen stiegen die unerwünschten Tränen in ihre wunderschönen blauen Augen. Zornig – aggressiv ballte sie die Hände zu Fäusten, so dass ihr ganzer Arm vor Spannung vibrierte; dieser Mistkerl war ihre Tränen und den zerstörerischen Schmerz nicht wert. Niemals! Diese Grobheiten und auch sein ungehobeltes – nachlässiges Verhalten waren durch nichts zu entschuldigen gewesen, selbst in der unglücklichen sozialen Situation nicht. Die Trennung hatte sich als der einzige Ausweg erwiesen, wenn sie, Niwaka, ihren Körper, ihr Herz und das mühsam verdiente Geld hatte retten wollen. Aus Sicht der Vernunft hatte sie die einzig richtige Entscheidung getroffen. Dennoch konnte die junge Frau weder den alles betäubenden Schmerz noch die zwei Tränen, welche über ihr Gesicht liefen, verhindern. Seufzend ließ Niwaka sich auf einer Bank nieder und betrachtete ihre, im Augenblick so trostlos wirkende, Heimatstadt. Die gewaltige Buche neben ihr spendete trügerischen Schutz, denn auch über ihre, durch eine Laune der Natur, rot gefärbten Blätter, floss unaufhörlich der Regen. Kurz rank Niwaka mit dem Kopf in die Hände, um dann voller Zorn, auszurufen: „Die Liebe ist für mich gestorben. Ich werde nie wieder so fühlen!“ Für den Bruchteil einer Sekunde schien die Welt stillzustehen. Doch niemand drehte sich an ihr um oder fragte nach dem Grund ihrer Trauer. Das glaubte sie zumindest. Ein schwarzer, fast unsichtbarer, aber dennoch menschlicher Körper beobachtete sie seit geraumer Zeit unauffällig. Der Fremde trug den Namen Karyu, was aber kaum jemand wusste. Er zuckte merklich zusammen, als Niwakas fataler – resignierender Schwur an seine Ohren drang. Es schmerzte, auch wenn es nicht sein eigener Kummer war. Der junge Mann presste seinen schlanken Leib noch enger gegen die Mauer, welche seine Gegenwart sorgfältig verbarg. Er konnte nicht verhindern, dass sein Gehirn eine kranke Idee formte. Diese Idee war mit schweren Konsequenzen verbunden, denn ließ sie Karyu nicht mehr los. Zumal das Mädchen mit den langen, blonden Haaren und der zierlichen Figur zweifellos ein verführerischer Anblick war. Karyu leckte sich über die Lippen wie ein hungriges Raubtier und steckte seine schulterlangen, mittelblonden Haare hinter das Ohr; er musste dieses Mädchen haben und ihr zeigen, dass die Liebe niemals starb. Mit eleganten Bewegungen zog er ein weißen Seidentaschentuch sowie eine kleine, unscheinbare Flasche aus dem Mantel und streite sorgfältig einige Prisen des Betäubungsmittels hinein. Entschlossen machte Karyu sich bereit, sein kriminelles Vorhaben in die Tat umzusetzen. Niwaka unterdessen ahnte nichts von der drohenden Gefahr, die sich wie ein eiskalter Jäger näherte. Immer noch war ihr Gesicht von einem undurchsichtigen Tränenschleier bedeckt, welcher sie blind für die Umgebung machte. Diese begannen allmählich zu versiegen, nicht jedoch der ohnmächtige Schmerz und die Leere in ihrer Brust. Mechanisch wie eine gefühllose Puppe erhob die junge Frau sich. „Ich sollte nach Hause gehen und mich ausruhen“, sagte sie wie zu sich selbst, trotz des Wissens, das es keine Dauerlösung war. Karyu währenddessen ahnte ihr Vorhaben und pirschte sich vorsichtig näher. Niwaka hatte nicht einmal Gelegenheit, ihrem Entführer in die Augen zu blicken. Wie ein Raubtier sprang dieser hinter sie und drückte das Taschentuch mit dem Chloroform vor ihr Gesicht. Die junge Frau setzte noch zu einem Schrei an, doch dieser erstarb in ihrer Kehle. Wie ein totes Blatt im Wind sank sie zusammen, was Karyu zu einem diabolischen Grinsen veranlasste. Sanft hob er Niwaka auf seine Arme und trug sie davon. Die Junge Frau hatte das Gefühl, ein Tornado rase durch ihren Kopf, als sie, nach einer gefühlten Ewigkeit, die schweren Lider wieder öffnete. Alles um Niwaka herum schien sonderbar verändert; wo war sie und was war passiert? Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück und mit ihr die schockierende Erkenntnis von ihrer Entführung. Diesmal schrie die junge Frau aus Leibeskräften und versuchte reflexartig aufzustehen. Es stellte sich jedoch als unmöglich heraus, da ihre Hand- und Fußgelenke mit roten Seilen aus weichem Stoff gefesselt waren. Panik flammte in ihren Augen, als sie merkte, das sie nicht alleine war: Nur knapp einen Meter von ihr entfernt saß ein junger Mann auf einem Stuhl und musterte sie eingehend und ohne Scham. Für den Bruchteil einer Sekunde unterbrach Niwaka ihre Befreiungsversuche und erwiderte seinen Blick. Die Augen waren hinter schwarz – weißen Kontaktlinsen verborgen und das blonde Haar war teilweise zu winzigen Zöpfen geflochten. Der Körper war, soweit die junge Frau es sehen konnte, sehr schlank, aber keineswegs mager. Sie konnte eine gewisse Faszination nicht unterdrücken; ihr Peiniger war attraktiv…zweifelsohne. Doch nur einen Augenblick später war Niwaka wieder Herr ihrer Gefühle und ein mörderisches – zorniges Funkeln legte sich in ihre Augen. „Was fällt Ihnen ein, mich zu entführen“, schrie sie fast hysterisch und zerrte wieder an den Fesseln, „lassen Sie mich sofort frei!“ Die Seile rieben schmerzhaft an ihren Handgelenken, aber das war egal. „Nein“, erwiderte Karyu seelenruhig und stand auf, um einmal unschuldig über ihre Wange zu streichen. Die junge Frau versteifte sich, wollte ihm nicht die Genugtuung einer Reaktion geben. Der Blondhaarige grinste teuflisch: „Ich habe dich auf der Bank gesehen und deine Worte gehört. Deswegen bist du hier; ich will dir zeigen, das Liebe und Lust niemals sterben können!“ Niwaka starrte ihren Peiniger mit weit aufgerissenen Augen an und ihr Mund blieb offen stehen. Waren ihr Gefühlsausbruch und ihre seelische Not derart offensichtlich gewesen? Und was noch viel entscheidender war; was meinte ihr Peiniger damit? Hilflos und ängstlich musterte sie den Fremden, welcher ungerührt fortfuhr: „Und sei ehrlich zu dir selbst; wärst du nicht gefesselt und nicht in meiner Gesellschaft würde es dir gefallen…nicht wahr, Prinzessin?“ Erst bei diesen Worten bemerkte die junge Frau, dass sie nicht mehr ihre gewohnte Kleidung trug. Anstelle von Minirock und knapper Rüschenbluse war ein knielanges, weißes Kleid mit einem bauschigen Rockteil getreten. Das Kleid war trägerlos und trotzdem schmiegte sich die Corsage wie eine zweite Haut an ihren Körper. Um den Hals trug Niwaka ein großes Collier, dessen Strasssteine wie winzige Diamanten funkelten. Ihren Kopf schmückte ein ungewohnt schweres Diadem. Auch merkte sie, dass ein süßlicher Duft in ihre Nase stieg. Um die junge Frau lagen schätzungsweise drei Dutzend Rosen. Eine flammende Röte zierte Niwakas Wangen, als ihr bewusst wurde, dass ihr Peiniger sie wohl nackt gesehen hatte. „Wie heißt du“, fragte sie atemlos und sah keinen Grund mehr für Förmlichkeiten; dieser Mann kante ihre intimsten Geheimnisse. Sie waren unwiederbringlich verloren. Tränen brannten in ihren Augen ob dieser Erkenntnis, aber Niwaka sträubte sich gegen das Weinen; dieser Schuft verdiente es nicht! Jener behielt sein selbstgefälliges und sonderbar freundliches Lächeln bei, als wäre es auf seine Lippen gemalt. „Ich nenne mich Karyu“, beantwortete er die Frage, sein lüsterner Blick ließ die junge Frau erschauern und dieses Gefühl verstärkte sich noch, als ihr Peiniger ganz ungeniert den Rock nach oben schob und Niwakas entblößte Schenkel streichelte. Diese biss sich auf die Lippen, bis das Blut ihr Kinn herunter lief. „Was willst du tun? Mich vergewaltigen?“, zischte sie. Karyu schüttelte den Kopf: „Nein“, die braunen Augen schienen den Grund von Niwakas Seele zu erreichen und dort zu verharren, „ich will dir nur zeigen, das Liebe und Lust unsterblich sind! Doch ich sehe“, sein Lachen nahm dämonische Züge an, „das du dich sträubst. Deswegen werde ich dir ein wenig helfen!“ Ehe die junge Frau reagieren konnte, schob er den weißen Stoff ihres Slips zur Seite und legte ihre Scham frei. Niwaka errötete; noch nie hatte sie jemand so gesehen, geschweige denn berührt. Bei ihrem Freund war der sexuelle Akt eher eine Mischung aus Verpflichtung und Schauspielerei gewesen. Es hatte Niwaka weder befriedigt noch gefallen und sie hatte es als Normalität abgetan. Und ausgerechnet in einer Gefangenschaft musste die junge Frau feststellen, dass es auch anders sein konnte; lustvoll, erregend, eine kräftige Woge, die alles mit sich riss. „Welche Ironie“, dachte Niwaka bissig und presste die Lippen aufeinander, um einen Gänsehautschauer zu unterdrücken. „Ich sagte, ich werde dich nicht vergewaltigen“, hauchte der Blondhaarige sinnlich in ihr Ohr und leckte über die Muschel, „aber ein wenig verführen ist erlaubt!“ „Ich werde dir niemals gehören“, erwiderte die junge Frau schnippisch, woraufhin Karyu sein Tun unterbrach und die Augenbraue hoch zog. „So? Meinst du? Mir scheint, das ich härtere Maßnahmen ergreifen muss!“ Ehe Niwaka reagieren oder eine Gegenwehr aufbauen konnte, saß der Blondhaarige zwischen ihren Beinen und spreizte sie sanft. Wieder spürte die junge Frau, wie die sanften Hände nach ihrem Slip griffen und ihn herunterzogen. Eine merkliche Nässe bildete sich in ihrer Scham, was Karyu mit einem anzüglichen Grinsen quittierte. Vorsichtig bog er ihre Scham auseinander und gleich darauf durchzog ein kribbelndes Gefühl ihre Haut. Gegen ihren Willen bäumte sie sich auf und stöhnte: „Was…was tust du?“ Die junge Frau öffnete ihre Augen nur einen Spalt breit und erkannte den Grund ihrer Erregung; ein Vibro-Ei! „Nein“, keuchte Niwaka erstickt, während das kleine Gerät flüchtig über ihr Lustzentrum strich. „Wieso denn nicht?“, erwiderte ihr Peiniger gespielt unschuldig und schob es ohne Schwierigkeiten in sie. Ein Schauer ging durch ihren Körper und sie zerrte wie beherzt an den Fesseln, selbst der weiche Stoff schnitt jetzt schmerzhaft in ihre Handgelenke. „Sträub dich nicht, sonst ist der Schmerz umso größer!“ Karyus Stimme klang beruhigend – ermahnend. „Glaube nicht, dass ich mich dir hingebe“, schnappte Niwaka zurück und gegen ihren Willen stiegen die Tränen in ihre Augen. „Das werden wir noch sehen…ich habe Zeit!“ Mit einer trügerischen Ruhe setzte ihr Peiniger sich wieder auf den Stuhl und wartete. Angewidert drehte die junge Frau ihren Kopf zur Seite und weinte lautlos. Das Kribbeln, welches sich mittlerweile durch den ganzen Leib zog, sorgte dafür, das sie, nach einer scheinbaren Ewigkeit, die Augen öffnete. Die Tränen auf ihren Wangen waren noch immer nicht versiegt. Dennoch musterte sie den Blondhaarigen, welcher nach wie vor auf dem Stuhl saß. In der Hand hielt er eine schwarze E-Gitarre und spielte verträumt einige Töne. Dabei schien er in seiner eigenen Welt versunken zu sein. Niwaka wollte ihn ansprechen, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Und die Ursache dafür war nicht das vibrierende Ei zwischen ihren Beinen; es waren die süßen Klänge, welche sie in eine wohltuende Trance versetzten. „Karyu“, hauchte die junge Frau beinahe ehrfürchtig, „du kannst wundervoll spielen!“ Es dauerte eine Weile, ehe dieser ihre Worte vernahm und langsam den Kopf hob. In seinem Blick lag soviel Traurigkeit, das Niwaka erschrak; was war mit diesem Menschen passiert? „Ka…kann ich dir helfen?“ Sie wollte sich für dieses Angebot ohrfeigen können; dieser Kerl hatte sie entführt und jetzt wollte sie seine Seelsorgerin spielen? „Mir erging es wie dir“, erwiderte Karyu und durchbrach damit Niwakas chaotischen Gedankensturm. „Ich wollte Berufsmusiker werden. Doch eine verlorene Liebe warf mich aus der Bahn, so dass ich meinen Traum aufgab!“ Ungläubig starrte die junge Frau ihr Gegenüber an; auf einmal ergab alles einen Sinn. Deswegen hatte er sie, Niwaka, entführt und hierher verschleppt. Er wollte ihr dieses Schicksal ersparen! Niwaka schloss die Augen, ihre Psyche war nicht in der Lage, das eben Erfahrende so schnell zu verarbeiten. Sie sehnte sich nach Stille, wollte nicht hören, nichts sehen. Nur das vibrierende Lustobjekt zwischen ihren Beinen und das immer schwerer zu unterdrückende Stöhnen verhinderten dies. Zumal Karyus Blick etwas tief in ihrem Inneren berührte, was niemals zuvor angetastet worden war. Etwas Dunkles, Erotisches, Verbotenes. Wie eine Schlange aus dem Garten Eden. Die junge Frau leckte sich über die Lippen, aber die Erregung ließ sich nicht mehr vertreiben. Sie wollte berührt, geküsst, ausgefüllt werden und zwar jetzt. Irgendwo verabscheute Niwaka sich für ihre Begierde, trotzdem sagte sie: „Küss mich Karyu!“ Ruckartig hob ihr Peiniger den Kopf und in seinen Augen blitzte unverhohlene Überraschung. Grob drückte er seine Lippen auf Niwakas und hielt sich nicht lange mit Zärtlichkeiten auf; er plünderte ihre einladende Mundhöhle. Sie wimmerte, versuchte aber nicht, sich zu wehren. Zu gerne hätte Niwaka ihre Finger in Karyus weicher Haarpracht vergraben. Doch die Fesseln hinderten sie daran. „Bitte“, ihre Stimme brannte vor Verlangen, „mach mich los!“ Karyu grinste und steckte sich eine Haarsträhne hinter das Ohr, seine Augen hatten den typisch sadistischen Glanz, doch diesmal paarte sich noch etwas anderes in ihnen. „Nein“, erwiderte er, doch auch sein Tonfall zitterte vor Leidenschaft, „sonst macht es keinen Spaß!“ Niwaka murrte unzufrieden, wie gerne würde sie ihn berühren. Allein seine Schönheit trieb sie an den Rand des Wahnsinns. Der Blondhaarige kletterte auf das Bett und schob, sehr behutsam, die Corsage nach unten. Niwakas wohlgeformte Brüste wurden sichtbar. Es störte sie nicht, stattdessen richtete die junge Frau sich auf und küsste ihn nun ihrerseits. Der Peiniger erwiderte, ehe er begann, die süßen Früchte zu traktieren. Ein Wirbelsturm aus Kratzen, Lecken und Beißen entstand, der Niwaka mit sich riss. Sie stöhnte kehlig auf und beugte sich Karyu entgegen. Daraufhin biss dieser ihr mit aller Kraft in den Hals, was sie erstickt aufschreien ließ. Der Schmerz zog sich bis in die feinsten Äderchen ihres Körpers, trotzdem wollte sie mehr. Niwakas Schenkel zuckten erwartungsvoll, die Nässe zwischen ihnen war kaum noch zu ertragen. „Bitte fick mich!“ Worte, von denen die junge Frau niemals gedacht hätte, dass sie jemals ihren Mund verlassen würden. Karyu lächelte verrucht und trotzdem lag eine gewisse Sanftmut darin: „Wie du willst!“ Der Peiniger bog ihre Beine auseinander und drang mit einem einzigen festen Stoß in sie ein. Wieder lähmte der Schmerz Niwakas Glieder, sie wollte sich sträuben, aber es nützte nichts. Am Ende siegte die Leidenschaft und beide erreichten ihren Höhepunkt, bevor Niwaka erneut von der Dunkelheit verschlungen wurde. Als sie wieder erwachte, waren die Fesseln sowie Karyu verschwunden. Verwirrt schaute die junge Frau sich um; sie war frei und trotzdem den Tränen nahe. Sie fühlte sich seltsam verloren, unvollständig…was war das nur? Niwaka atmete tief durch, stand auf und trat durch die unverschlossene Tür ins Freie. Die Sonne blendete unfreundlich ihr Gesicht und nachdem Niwaka festgestellt hatte, wo sie sich befand, ordnete die junge Frau ihr Haar und machte sich auf den Weg nach Hause. Fünf Jahre vergingen und entgegen ihrer ursprünglichen Absicht erzählte Niwaka niemandem von ihrem Erlebnis mit Karyu, nicht einmal ihren engsten Freunden. Es war ein Geheimnis, mit dem man leben konnte, was jedoch auch unsichtbare Schatten warf. Denn seit jener Nacht war die junge Frau unzugänglich, was Beziehungen anging. Nicht einmal Sex war möglich. Jedes Mal, wenn sie diesbezüglich eine Annäherung startete, tauchte Karyus Bild in ihren Gedanken auf und alles scheiterte. Nach einigem Nachdenken hatte Niwaka auch die Ursache gefunden; sie hatte sich in ihren Peiniger verliebt! Diese Erkenntnis brachte die junge Frau zum Weinen, denn es schien aussichtslos. Sie wusste nichts von ihm und ob der Name stimmte, war fraglich. Also stürzte Niwaka sich in die Arbeit, überließ sich dem Stress, als ob es kein Morgen gäbe. Doch es gab einen: Sie stand in der Küche und bereitete eines der Instant – Gerichte zu, welche ihre Hauptnahrungsquelle geworden waren. Nebenher lief das Radio, was jedoch an ihr vorbeirauschte. Plötzlich ließ Niwaka den Löffel fallen und ihre Augen weiteten sich; die Stimme kannte sie: „Ja, ich bin Karyu und mache seit ungefähr einem halben Jahr Musik. Ich hätte niemals geglaubt, dass es möglich sein würde. Doch eine Begegnung mit einer interessanten jungen Dame hat alles verändert, auch mein Leben. Deswegen ist meine erste Single auch ihr gewidmet und ich hoffe, dass sie, wenn sie das Stück hört, zu unserem Ort kommt. Ich werde dort auf sie warten…“ Den Rest des Interviews hörte die junge Frau schon gar nicht mehr; wie von Sinnen schnappte sie sich ihre Jacke und verließ die Wohnung. Niwaka wusste sehr gut, von welchem Ort Karyu sprach. Endlich…nach fünf Jahren würde ihre Liebe sich erfüllen. Ende Kapitel 7: Zyklus 7 - Spirit of the Sea - Sugizo ------------------------------------------------ Auf flinken Füßen eilte das junge Mädchen namens Kabatsu ins Dort um für ihre Familie Gemüse einzukaufen. Die Sonne streichelte freundlich ihr Gesicht und schaffte es sogar, ein winziges Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Denn eigentlich verabscheute sie solche Ausflüge, diese bereiteten ihr Unbehagen. Kabatsu schluckte und zwang sich durch mentale Gewalt, die letzten Schritte über den kleinen Bach zu gehen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, was würde heute passieren? Oder geschah vielleicht ein Wunder und die Dorfbewohner würden sie in Ruhe ihre Einkäufe erledigen lassen? An Letzteres glaubte das junge Mädchen nicht, dazu waren die Vorkommnisse in ihren achtzehn Lebensjahren zu sehr bittere Routine geworden. Unsicher steckte sie ihre hüftlangen, blau – schwarzen Haare hinters Ohr, sie waren der Fluch und gleichzeitig ihr Stolz. „Auf in den Kampf“, sprach Kabatsu sich Mut zu, atmete noch einmal tief durch und überquerte die imaginäre Grenze zwischen den sandigen Dünen und dem vermeintlich zivilisierten Dorf. Kaum, das sie den Marktplatz betreten hatte, verstummten schlagartig alle Gespräche und eine totenähnliche Stille breitete sich aus. Ein Fremder hätte annehmen können, ein Sandsturm hätte alles Leben mit sich gerissen. Würdevoll wie eine Königin und doch mit zitternder Seele schritt Kabatsu zwischen den Menschen hindurch zu dem Stand, wo das Gemüse lag. Sie spürte die drohenden Blicke, so scharf wie Dolche in ihrem Rücken und wartete nur darauf, dass der erste Gegenstand flog. Das junge Mädchen beobachtete, wie der Pfarrer mehr als einmal das Kreuz schlug und auch der Händler verbarg hinter einem wohlwollenden Lächeln eisige Panik. Seine hektischen Bewegungen sowie die Tatsache, das er wenig Interesse an ihrem Geld hatte, verrieten ihn. Mit Tränen in den Augen nahm Kabatsu das Gemüse und ging. Die Leute wichen zurück als habe sie die Pest. Als das junge Mädchen die letzten Häuser hinter sich gelassen hatte, rief eine höhnische Stimme: „Der Wassermann wird dich holen!“ Ein verbittertes Lachen ihrerseits war die Antwort; schon wieder die alte Sage, welche seit Jahrhunderten die Dorfbewohner verunsicherte und nicht selten große Furcht mit sich zog. Gemäß diesen Erzählungen sollte im angrenzenden Meer eine männliche Nixe leben, welcher regelmäßig zu jeder Vollmondnacht ein junges Mädchen holte und zu sich in die unendlichen Tiefen entführte. Ob sie das glauben sollte, wusste Kabatsu nicht; sie war geistig offen für alle Geschehnisse dieser Welt. Vielleicht stimmte es auch nicht. Trotzdem war die Sage indirekt der Grund für ihre radikale Ausgrenzung; in ihren blau – schwarzen Haaren zeichnete sich ein deutlicher Grünschimmer ab, welcher stark an Algen erinnerte. Deswegen verabscheuten sie das junge Mädchen in dem Glauben, das sie eine Tochter des Meermannes sei. Natürlich dementierten Kabatsus Eltern diese Gerüchte vehement, aber der Samen trug bereits seine verhängnisvolle Frucht. Der Hass war deutlich spürbar und manchmal konnte sie froh sein, das es nicht in Hysterie oder Mordversuchen mündete. Nur die stille unterschwellige Abneigung blieb und diese quälte zuweilen mehr als ein geworfener Stein. Wortlos, immer noch mit tränennassen Augen betrat das junge Mädchen ihr Elternhaus und legte das Gemüse auf den Tisch. Sie ignorierte den fragenden Blick ihrer Mutter und verschwand wieder nach draußen. Auf dem Weg zum Strand ließ Kabatsu ihren Tränen endlich freien Lauf; ihr Schluchzen zerriss die majestätische Stille. Sie hatte ihrer Mutter nichts von dem Erlebnis erzählen wollen, da sich der Kummer sonst nur noch vergrößerte. Außerdem war das Geschehen jedes Mal ähnlich und der Ablauf nahezu gleich. Warum sollte man also noch Salz in die Wunde streuen? Endlich hatte das junge Mädchen ihr Ziel erreicht; den sagenumwobenen Strand. Wie immer war Kabatsu allein an diesem wunderschönen Ort; der Sand funkelte golden und war so fein, dass man sich unmöglich verletzen konnte. Es sei denn, man war so unachtsam und trat in eine der zahlreichen Muscheln, welche wie kleine Perlen glänzten. Das Meer verhielt sich zuweilen ruhig und seine weißen Schaumkronen schimmerten. Außerdem war das Wasser so klar wie das reinste Glas. Trotzdem scheuten die Leute sich, hierher zu kommen. Nicht so Kabatsu, sie schloss die Augen und genoss den frischen Wind in Gesicht und Haaren. Ebenso den Sand, welcher neckisch unter ihren Füßen kitzelte. Verträumt wanderte der Blick ihrer grau- blauen Augen zu dem schwarzen Felsen, der, mit der Würde eines Königs aus dem Wasser empor ragte. Dort…von dort sollte der Wassermann seine jungen, unschuldigen Opfer locken, damit sie ihm wie in Trance in seine Heimat folgten, um niemals wiederzukehren. „Der Meermann“, überlegte das junge Mädchen und betrachtete das unheimliche Gestein eingehend, „ob er wohl tatsächlich existiert?“ Sie spürte einen winzigen Hauch von Angst bei diesem Gedanken, auf der anderen Seite erwachte der leidenschaftliche Wunsch, dass es so sein würde. Kabatsu wollte ihn treffen, diese Kreatur, welche ein hässliches Antlitz besaß und angeblich junge Mädchen tötete. Sie lächelte versonnen, schloss die Augen und schickte ihren Wunsch auf die Reise. Es vergingen endlose Minuten, ehe das laute Plätschern der Wellen sie aus ihrer Melancholie riss. Etwas erschrocken öffnete Kabatsu die Augen und musste im nächsten Moment einen Schrei unterdrücken: Auf dem Felsen saß Etwas und starrte sie an. Obwohl das Abendrot bereits Einzug gehalten hatte, konnte man die Silhouette gut erkennen und diese war alles andere als menschlich. Reflexartig trat das junge Mädchen einen Schritt zurück; konnte das wahr sein? Kabatsus Herz klopfte wie verrückt und ein Schwall von Panik ergriff ihren Leib, so dass sie erzitterte. Es gab ihn also wirklich, den Meermann. Jedoch war seine Erscheinung ganz anders, als das junge Mädchen es sich vorgestellt hatte; es war kein seelenloses Monster, sondern der attraktivste Mann, den sie je zu Gesicht bekommen hatte. Und seine Ausstrahlung war gänzlich anders als die der Dorfburschen. Unwillkürlich verspürte Kabatsu den unbändigen Wunsch, zu ihm zu gehen. Ganz egal, ob es ihr Leben kosten würde oder nicht. Sie tat erst einen Schritt, dann einen zweiten und einen dritten. Das Meer umspielte bereits ihre Füße, aber das junge Mädchen spürte die warnende Kälte nicht. Erst, als der Meermann langsam die Hand hob, stoppte sie. Die wundervolle Trance jedoch blieb erhalten. Das laute plätschern der Wellen drang an ihr Ohr, als die Schönheit wieder in die Fluten sprang und auf sie zu schwamm. Sekunden später benetzte das salzige Wasser ihr Gesicht, seine Diamanten ähnlichen Tropfen verfingen sich in ihren Haaren. Kabatsu kreischte leise auf und schüttelte sich, was war passiert? Mit weit aufgerissen Augen betrachtete sie die Gestalt, welche vor ihr im flachen Wasser lag. Mein Gott, er war wunderschön; Schulterlange, rostbraune Haare, markant – schmales Gesucht mit fast schwarzen Augen, die zweifelsohne einen Hauch von Düsternis in sich trugen. Etwas beschämt wanderte ihr Blick seinen nackten, durch trainierten Oberkörper entlang; selbst die leicht grün – weiße Färbung tat der Attraktivität keinen Abbruch. Dieser Mann lud definitiv zu unzüchtigen Phantasien ein. „Wenn das ein Ungeheuer ist, will ich nicht wissen, wie der Prinz in ihren Augen aussieht“, überlegte das junge Mädchen und eine flammende Röte zierte ihre Wange. Ihr Gegenüber schien die Gedanken erraten zu haben, denn ein freundliches, wenn auch melancholisches Lächeln zierte den weichen Mund. „Glaubst du wirklich, das ich ein Ungeheuer bin?“, fragte er und seine tiefe Baritonstimme jagte Kabatsu einen Schauer über den Rücken. Hastig schüttelte sie den Kopf: „Nein, das denke ich nicht. Aber was ist mit den verschwundenen Mädchen passiert?“ Die männliche Nixe zuckte mit den Schultern und kroch noch ein wenig näher ans Ufer, so dass Kabatsu einen Blick auf seine prächtige Schwanzflosse werfen konnte. Wieder stockte ihr der Atem, denn diese schillerte in den unterschiedlichsten Farbtönen; von nachtblau bis zu türkis – grün mit einem Hauch von Gold darin. „Zwei von ihnen sind mit ihren heimlichen Liebhabern geflohen. Über die anderen weiß ich nichts“, beantwortete er ihre Frage. „Ich hätte niemals geglaubt, dass du existierst; der Meermann“, entgegnete sie. Sein Lächeln wurde breiter und etwas Humorvolles spiegelte sich darin: „Werde ich im Volksmund so genannt? Es ist eine zweifelhafte Ehre und dabei habe ich auch einen richtigen Namen: Sugizo!“ „Sugizo“, wiederholte das junge Mädchen versonnen, „das klingt wunderschön!“ Unbewusst lockend steckte der Meermann sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Du scheinst mich allgemein sehr anziehend zu finden, hab ich recht?“ Sugizo kroch noch näher an Kabatsu heran, so das er sie berühren konnte. Mit gespielter Unschuld strich er über ihre Wange, was Kabatsus Blut heißer durch ihre Venen fließen ließ. Sie schluckte und eine unübersehbare Röte färbte ihr Gesicht. „Du bist anders als die anderen Menschen“, stellte Sugizo trocken und doch sanft fest, „deswegen möchte ich dir mein Reich, die Wahrheit zeigen! Bist du tapfer genug, mir zu folgen?“ Zärtlich strichen seine Finger über ihre Halsbeuge. Das junge Mädchen nickte selbstsicher, was hatte sie schon zu verlieren? Außer ihr unglückliches Leben? Der Meermann nahm Kabatsu bei der Hand und bewegte sich in Richtung des Wassers zurück. Erst, als das junge Mädchen bis zu Hüfte nass war, stoppte er: „Nun setzte dich auf meinen Rücken und halte dich an meinen Schultern!“ Etwas verwirrt folgte Kabatsu der Aufforderung. Dank Sugizos muskulösem Körperbau und seiner, für eine Nixe, beachtlichen Größe, funktionierte es jedoch. Mit einem lauten Platschen tauchte der Meermann unter die Oberfläche. Aber nur so tief, das Kabatsu bis zur Brust über dem Wasser war. Mit schnellen, geschmeidigen Bewegungen, welche stark an einen Delphin erinnerten, schwamm Sugizo los und nach anfänglicher Scheu genoss das junge Mädchen jenes, ihr bis dahin unbekannte, Empfinden. Sie fühlte sich frei von allen Sorgen und, wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben, wirklich akzeptiert. Kabatsu wusste nun definitiv, das Sugizo kein Monster war und selbst wenn er ihre Entführung plante, so war es ihr gleichgültig. Schon dieses Gefühl, kombiniert mit der freundlichen Wärme im Herzen, wären ein guter Preis. Mit der naiven Freude eines kleinen Kindes breitete sie die Arme aus und schrie ihr Glück in die Ferne, was dem Meermann ein schelmisches Grinsen entlockte. Eine ungewisse Zeit schwammen sie in der Sonne, ehe Sugizo auf eine kleine, versteckte Bucht zusteuerte. Diese war ganz von riesigen, weißen Felsen umschlossen, auf denen seltene Pflanzen wuchsen. Hin und wieder erklang der Schrei eines Seelöwen, von denen Kabatsu nicht gewusst hatte, das sie hier existierten. Die Schönheit dieses Ortes verschlug ihr die Sprache. „Wo sind wir hier?“ fragte sie atemlos. „Es ist der schönste Ort meines Königreiches“, erwiderte Sugizo und legte sich neben Kabatsu in den Sand. Das junge Mädchen zuckte zusammen, als die starken Hände des Meermannes ihren Körper umfassten. Das züchtige, weiße Kleid schien ihr plötzlich so dünn wie ein Lufthauch, wenngleich die Berührungen nicht unangenehm waren. Ihre Wangen färbten sich glühend und der Herzschlag beschleunigte sich; wie mochte es sich wohl anfühlen, wenn ihre Fingerspitzen durch seine wunderschönen Haare glitten? Sugizo erwiderte ihren Blick und lächelte wissend. Es war reizend zu sehen, wie dieses Mädchen versuchte, ihre Gefühle zu verstecken, obwohl diese mehr als offensichtlich waren. Spielerisch drückte er sie etwas näher an sich und sagte: „Erzähle mir von dir!“ Kabatsus Herzschlag beschleunigte sich und sie wandte sich verlegen ab. Ihr Mund war trocken wie Staub, „da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich heiße Kabatsu und im Dorf gelte ich als „des Wassermanns Weib“ wegen meiner Haarfarbe..“ Der Meermann riss ungläubig die Augen auf, „ja“, fuhr das junge Mädchen fort, „es…es ist wegen dir, sie…sie sagen, ich wäre dein Weib oder deine Tochter und somit verflucht!“ In Kabatsus Stimme lag kein Vorwurf, nur ein dumpfer, stechender Schmerz. Sugizo lachte, aber es klang freudlos und eher wie ein Klagelaut. „Es ist gut, dass du nicht meine Tochter bist“, sagte er und erhielt einen fragenden Blick als Antwort, „denn wen du es wärst, könnte ich das nicht tun!“ Ehe das junge Mädchen reagieren konnte, küsste der Meermann sie. Ungläubig riss Kabatsu die Augen auf und wollte ihn zunächst wegdrücken. Aber jenes Empfinden, das nun in ihrer Brust tobte, war zu angenehm. Sie vergrub ihre Hände in Sugizos Haaren und zog leicht daran. Das Salz knisterte unter ihren Fingerkuppen. Nachdem sie den Kuss gelöst hatten, fühlte Kabatsu sich seltsam allein. Der Meermann zog behutsam ihr Kinn nach oben und erzwang somit Augenkontakt. Kabatsu zitterte am ganzen Leib, alles in ihr schrie danach diese Schönheit zu berühren. „Willst du mehr?“ Allein der wohltuende Klang seiner tiefen Stimme ließ Kabatsu erschauern, zögernd nickte sie. „Dann lass dich fallen…lass dich von mir lieben!“ Ohne Vorwarnung zog der Meermann sie in eine leidenschaftliche Umarmung und presste seine Lippen erneut auf ihre. Das junge Mädchen erwiderte den Kuss und schaffte es sogar, ihre Arme um Sugizos Nacken zu legen. Seine feinen, zartgliedrigen Finger glitten mühelos unter ihr Kleid, lösten Knöpfe, Mieder, jeden Zentimeter störenden Stoffes. Es dauerte nicht lange, ehe Kabatsu hüllenlos dalag. Doch bevor sie überhaupt die Chance bekam, sich zu wehren oder zu fürchten, teilte Sugizo liebevoll ihre Lippen und erkundete die Mundhöhle. Kabatsu war unfähig, dem zu widerstehen, unbewusst presste sie ihren nackten Körper enger an seine starke Brust. Auch ihre Hände strichen nun intensiver durch die Haarpracht. Das Salz, welches an den einzelnen Strähnen klebte, störte sie nicht. „Sugizo“, ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. Dieser hob gespielt ahnungslos die Brauen: „Was?“, und grinste. „Ich…nimm mich!“ „Na also, drauf habe ich doch gewartet“, schmunzelte Sugizo in Gedanken und begann, sachte ihre Brüste zu streicheln. Das junge Mädchen zuckte zusammen, schloss nach einigen Minuten jedoch genießerisch die Augen. Vorsichtig nahm Sugizo seine Zähne zu Hilfe und zwirbelte die kleinen, bereits aufgerichteten Brustwarzen. Kabatsu stöhnte unterdrückt auf und begann, sich zu winden. Dieses Gefühl, welches nun durch ihren Körper rieselte, war schöner als alles, was sie bisher erlebt hatte und binnen weniger Sekunden schwand ihre Furcht. Sanft befreite sie sich aus Sugizos Umarmung und begann vorsichtig, seinen hals entlang zu küssen. Ihre Zunge hinterließ eine glitzernde Speichelspur auf der Haut. Sein wohliges Seufzen zeigte das Gefallen, so das Kabatsu mutig genug wurde und ihre Zähne einsetzte. Nach und nach arbeitete sie sich die Brust hinab. Sugizo zitterte vor Erregung, der Fischschwanz vibrierte wie die schwingenden Saiten eines Musikinstruments. Eine Eigenschaft, welche er mit den Menschen gemeinsam hatte. Auch wenn er seiner Geliebten auf diese Weise keine Erlösung schenken konnte. Doch der schlaue Meermann hatte eine Idee: Entschlossen drehte er das junge Mädchen auf den Rücken, so dass er auf ihr lag. Kabatsu keuchte überrascht auf, was hatte Sugizo vor? Mit einem sanften Lächeln und kleinen Küssen, welche der Meermann auf ihren Oberschenkeln verteilte, drang er mit seinen unnatürlich langen Fingern in sie ein. Das junge Mädchen presste die Lippen zusammen, um einen Schmerzenslaut zu unterdrücken. Erst nach einer Weile gewöhnte sie sich an den Fremdkörper und begann, das sinnliche Empfinden zu genießen. Unkontrolliert zuckte ihr Leib und drängte sich den quälenden Fingern entgegen. Sugizo grinste und besaß in jenem Augenblick sogar etwas von einer dämonisch – hinterlistigen Aura, welche die Menschen ihm immer nachsagten. Ohne Vorwarnung zog er seine Finger aus Kabatsus Scheide, um diese sinnlich vor ihren Augen abzulecken. Diese Geste entfachte das Verlangen noch stärker, doch ehe eine Silbe des Protestes ihre Lippen verlassen konnte, verschwand Sugizos Kopf zwischen ihren Beinen und die Zunge verwandelte sich in ein Folterinstrument. Das junge Mädchen schrie auf und drückte ihn noch tiefer. Sie wollte sich bewegen, doch seine Hände hatten sich unnachgiebig in ihren Rücken begraben. Seine Zunge spielte zunächst mit ihren Scheidenwänden, bevor sie erst quälend langsam und dann immer schneller über ihre Klitoris wanderte. Kabatsu wusste nicht, welche Art schlimmer war. Sie warf den Kopf hin und her, bis sie sich heiß in Sugizos Mund ihren Höhepunkt erreichte. Der Meermann lächelte und kroch neben sie, um seine Arme um ihren zitternden Körper zu legen. Unzählige Minuten lagen die beiden nebeneinander, ehe er das Schweigen brach: „Kabatsu…ich liebe dich!“ Dem jungen Mädchen entglitten sämtliche Gesichtszüge und es dauerte, bis ihr Verstand die Worte begriffen hatte. Doch ehe sie etwas erwidern konnte, fuhr ihr Geliebter fort: „Deswegen wollte ich dich fragen, ob du mit mir in meinem Königreich leben möchtest.“ Kabatsu lächelte zum ersten Mal seit langer Zeit. Und es war nicht erzwungen, sondern aufrichtig. Zärtlich nahm sie Sugizos Hand: „Da muss ich nicht viel überlegen. Ja, mein Liebster…ich will dir folgen! Der Meermann strahlte über das ganze Gesicht und umarmte sie: „Die Dorfbewohner werden wieder glauben, das ich dich entführt habe.“ „Und? Lass sie doch denken, was sie wollen“, entgegnete Kabatsu, „außerdem werden Menschen die wahre Liebe eh niemals verstehen!“ Kapitel 8: Zyklus 8 - Black Wings - Isshi ----------------------------------------- Es war der 12.03.2011, als das Leben der gerade 19jährigen Tanomi eine unfreiwillige, tragische Biegung machte. Denn an diesem Tag erschütterte ein gewaltiges Erdbeben, gefolgt von einer Flutwelle, ihr Heimatland Japan. Obwohl das junge Mädchen zu den relativ „Beglückten“ zählte (das Haus wurde reparabel beschädigt und aus ihrem näherem Umfeld kam niemand ums Leben), so erlitt sie doch ein schweres Trauma, welches sich in Alpträumen, extremem Aggressionen und Panikattacken niederschlug. Kein Außenstehender verstand dieses Benehmen, nur Tanomi selbst wusste den Grund; es waren die Nähe des Todes und seine plötzliche Greifbarkeit, welche sie dermaßen verunsichert hatten und die bittere Hoffnung, dass so etwas niemals wieder passieren würde, schlug in blanke Verzweiflung um. Zumal es, aus Sicht der Vernunft betrachtet, unmöglich war. Tanomis innere Zerrissenheit hatte zu einer Entfremdung mit ihrer Familie geführt; zwar verstießen sie das junge Mädchen nicht, aber man lebte nebeneinander her und es gab weder Gespräche noch Trost. Das einzige, was Tanomi in dieser verkannten Situation Kraft und Zuversicht gab, war ihre unzerbrechliche Liebe zu Isshi, dem Sänger von Kaggra. Auch wenn ihre Seele einen breiten Riss hatte, so änderte es nichts an ihrer Zuneigung. Seinem Vorbild getreu färbte Tanomi sich einige Strähnen ihres langen, ursprünglich schwarzen, Haares strohblond. Das hatte einen heftigen Streit mit den Eltern zur Folge, obwohl dieser Kontrast hervorragend zu ihrem schmalen, puppenartigen Gesicht passte. Das junge Mädchen lächelte nur milde und überging das Gezeter ihrer Familie ebenso wie die Lästereien in der Schule. Isshi war es, welcher Tanomi dazu antrieb, weiterhin ihrem Traum zu folgen, obwohl der Schock über das Erdbeben ihre glockenhelle Stimme für einige Wochen verstummen ließ. Aber Tanomi wusste; solange der geliebte Musiker an ihrer Seite war, konnte sie nichts wirklich zerstören. Es war der 18. Juli desselben Jahres, als das sensible Herz in ihrer Brust in Abermillionen Stücke zerbrach und nichts außer tödliche Scherben zurückließ; Tanomi saß auf ihrem Platz und lauschte mit halben Ohr den Gespräche ihrer Mitschüler: „Kaggra…Isshi…Tod…positiv…homoerotische Perversion…“ Wie ein Schwall Eiswasser rissen diese Worte sie aus ihrer lethargischen Starre. Sofort sprang das junge Mädchen auf und packte die Rednerin an der Schulter: „Was ist mit Isshi? Raus mit der Sprache…aber sofort!“ Ihre Stimme überschlug sich fast. Das Gegenüber wimmerte: „Er…er ist tot…wahrscheinlich Selbstmord!“ Tanomi brach in fast schon hysterisches Gelächter aus; das konnte doch nicht sein. Alles in ihr fehlte, dass es nur ein übler Scherz war. Eines der anderen Mädchen hielt kommentarlos die neue „Snoux“ hoch und dort stand Tamoris schlimmster Alptraum schwarz auf weiß; Isshi war tot. Ihre Augen brannten wie Feuer und die bleichen Lippen zitterten, „Nein“, ihre Worte klangen wie das erstickte Keuchen einer Sterbenden. Sie fühlte, wie eine Klassenkameradin sie erschrocken am Arm packte, doch sie riss sich los und flüchtete aus dem Schulgebäude. Ein Tränenschleier nahm ihr die Sicht und jede Empfindung. Ihr Herz…ihre Seele…von einer Minute zur anderen schien alles kalt und tot. Nur Isshis Name hallte wie ein Echo durch ihre Gedanken. Zu Hause angekommen schloss Tanomi sich, ungeachtet des elterlichen Protestes, in ihrem Zimmer ein und warf sich schluchzend auf den Futon. Sie wollte nichts hören, nichts sehen und vor allem mit niemandem sprechen. Endlich brach die Nacht herein. Plötzlich wachte das junge Mädchen auf und blickte sich verwirrt um. Doch dieser Segen dauerte nicht mal eine Sekunde, dann kehrte die grausame Erkenntnis zurück und sie hatte das Gefühl, in ihrem eigenen Schmerz zu ertrinken. Ihr geliebter Isshi war tot, auf eigenen Wunsch aus dem Leben geschieden. Was sollte nun aus ihr werden? Allein die Vorstellung brannte wie Säure in ihrem Innern. Jeder Traum schien zerbrochen, jede Freude wie eine leblose Statue. Tanomi seufzte und stand auf; sie hatte einen Entschluss gefasst. Mechanisch nahm sie ihren Lieblingskimono aus dem Schrank. Dieser war detailgetreu nach dem Video „Sakura Tsukiyo“ gefertigt. Dann öffnete das junge Mädchen ihr Fenster und kletterte hinaus, in die stürmische Nacht, einem fatalen Ziel entgegen. Dabei merkte sie nicht, dass die Luft leicht nach Sandelholz duftete. Tanomi war froh, dass sie niemandem begegnete. Lange Erklärungen oder gar Mitleid konnte sie nicht gebrauchen. Endlich kamen die Klippen in Sicht, dort wollte das junge Mädchen das Vorhaben ausführen. Ein winziges Lächeln umspielte ihren Mund. Unten schlug das Meer mit tödlicher Kraft gegen uraltes Gestein und sang dabei ein trauriges Lied. Der frostige Wind peitschte erbarmungslos gegen ihren leicht bekleideten Leib, als wolle er sie am letzten Schritt hindern. Tanomi lachte bitter auf und ignorierte den Sandelholzduft, welcher sie wie ein schützender Mantel umgab. Stattdessen nährte sie sich unaufhaltsam den tödlichen Sturz. Ihr Blick war gerade auf den Horizont gerichtet. Gleich…gleich würde sie wieder mit Isshi vereint sein…noch drei Schritte…noch zwei…der letzte. „Bleib stehen“, brüllte plötzlich eine Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien. Im gleichen Moment wurde Tanomi von hinten umarmt und von der Klippe weggezogen. Ihrem ersten Impuls folgend versuchte sie, sich loszureißen. Doch diese warmen Arme waren unnachgiebiger als jeder Schraubstock. Aus den Augenwinkeln erkannte das junge Mädchen lange, schwarze Haare mit blonden Strähnen. „Kann ich dich loslassen?“, fragte der Unbekannte. Tanomi zuckte zusammen; sie kannte diese Person und ersehnte sie mehr als alles andere. Ein kaum merkliches Nicken, das junge Mädchen zitterte wie Espenlaub; konnte das sein? Wie war das möglich? Die tröstende Umarmung verschwand: „Isshi…“, dieser Name fiel ihr unglaublich schwer auszusprechen. Was war, wenn sie sich irrte? „Dreh dich langsam um“, lautete die Antwort und Tanomi folgte dem Befehl. Sämtliche Gesichtszüge entgleisten; vor ihr stand ER, in Fleisch und Blut und mit einem schwarz, goldenen Kimono bekleidet. Aus seinem Rücken prangten riesige schwarze Schwingen, welche ihn noch majestätischer aussehen ließen. „Isshi“, ihre Worte waren nur ein Hauchen, „Isshi!“ Ehe der Mut sie verlassen konnte, warf das junge Mädchen sich in seine Arme. Ihre Finger krallten sich in seine Haare, strichen über den kostbaren Satinstoff und über die Flügel. Der Sänger ließ es zu, erwiderte die Berührungen sogar. „Geh nicht“, flüsterte er nach einer Weile, „lebe weiter!“ Die romantische Stimmung war sofort zerstört; Tanomi lachte verächtlich: „Da spricht der Richtige; du hast zuerst den Freitod gewählt, hast deine Fans im Stich gelassen und viele Herzen gebrochen…auch meins!“ Tränen strömten aus ihren Augen. Isshi senkte betroffen den Blick: „Ich weiß und es tut mir leid!“ Dann packte er das junge Mädchen ohne Vorwarnung am Handgelenk und zog sie zu sich heran. Gemeinsam flogen sie über die Klippe, dem Horizont entgegen. Tanomi wollte ihn noch aufhalten, doch Isshis tröstende Wärme hielt sie zurück; so fühlte sich also die Nähe einer geliebten Person an. Das junge Mädchen schloss die Augen und genoss. Nach einer undefinierbaren Zeitspanne fühlte Tanomi, wie jemand zärtlich über ihre Wange strich. Etwas benommen schlug sie die Augen auf und blickte in Isshis makelloses Gesicht. Das junge Mädchen schrak zusammen; es war also doch kein Traum. Unwillkürlich brannten die Tränen in ihren Augen; ob Freude oder Trauer war nicht klar. Wie eine Ertrinkende schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und klammerte sich an ihn. Der Sänger ließ sie gewähren; die Vorwürfe, welche er sich machte, nahmen zu. Hatte er seine Fans wirklich so sehr verletzt? War der Suizid von einem derartigen Egoismus geprägt gewesen oder hatte er, in seiner Verzweiflung einfach nur nicht nachgedacht? „Wo sind wir hier?“ Tanomis Frage holte ihn in die Wirklichkeit zurück. „In meinem Tempel“, erwiderte Isshi und blickte sich um; es war alles unverändert. „Tempel?“, erkundigte das junge Mädchen sich verwirrt. Der Sänger lächelte: „Ich war immer fasziniert von der Mystik und dem Buddhismus. Um Ruhe zum Meditieren oder einfach zum Nachdenken zu haben, ließ ich diesen kleinen Tempel bauen. Jetzt pflegt ihn wohl meine Familie. Leider half selbst dieser Ort nicht, über meinen Stimmverlust hinwegzukommen.“ Der letzte Satz entflammte die Wut in Tanomi von neuem. Gedankenlos ballte sie die Fäuste und schlug auf Isshis Brust und Rücken ein. Selbst die Flügel blieben nicht verschont. „Deswegen hast du dich umgebracht?“, ihr Schluchzen war nahe an der Hysterie, „deswegen hast du deine Freunde, deine Fans allein gelassen? Uns wäre es vollkommen gleichgültig gewesen, ob als Sänger oder als normale Person. Hauptsache, du wärst bei uns geblieben. Und vielleicht hätte es eine Chance auf Heilung gegeben“, Tanomis Tränen ließen ihre Worte beinahe untergehen, „ich habe dich von Herzen geliebt und tue es noch immer!“ Das war zuviel für Isshi; sofort baute er eine Gegenwehr auf und packte das junge Mädchen grob an den Handgelenken. Diese keuchte überrascht auf, wehrte sich jedoch nicht. Ihre wild funkelnden Augenpaare befanden sich auf gleicher Höhe und der Sänger erkannte die schmerzhafte Wahrheit in ihnen; dieses Mädchen empfand wahre Liebe und keine träumerische Schwärmerei wie die meisten. Eine Hand löste sich aus dem Klammergriff, umfasste Tanomis Kinn und nächsten Moment lagen Isshis Lippen auf ihren. Sie stöhnte auf, erwiderte jedoch. Die Zartheit und Intensität des Kusses machten sofort süchtig. Das junge Mädchen schaffte es sogar, ihre Arme behutsam um Isshis Nacken zu legen. „Sag es noch einmal“, bat er, als sie sich voneinander gelöst hatten. „Ich liebe dich“, wiederholte Tanomi fest und es lag soviel Zuneigung darin wie niemals zuvor. Isshi lächelte: „Dann schenke ich dir etwas, das niemandem zuvor gehört hat und auch niemandem mehr gehören wird!“ Sein Tonfall nahm einen dunklen, verführerischen Klang an und das junge Mädchen verstand sofort. Ihre Wangen färbten sich rot und sie zitterte am ganzen Leib; das Verlangen drohte sie von ihnen zu zerreißen. „Ich will dich“, waren die letzten Worte, ehe ihre Lippen sich erneut zum Kuss trafen. Diesmal war Isshi der Dominante, teilte Tanomis Lippen vorsichtig und erforschte ihre Mundhöhle. Das junge Mädchen ging auf sein Spiel ein, indem sie seine Zunge neckte. Der Sänger grinste und schob seine Hände bewusst langsam unter ihren Kimono. Zu gut kannte er dessen Schnitt. Tanomi fuhr zusammen, ergab sich jedoch. Isshis Finger waren zwar etwas kühl, aber dafür umso sinnlicher. Zumal sie unter dem Kleidungsstück außer einer Panty nichts trug. Langsam wie in Zeitlupe glitt der Kimono von ihren schmalen Schultern, gab ihren Busen frei. In den Augen des Sängers lag ein feuriges Glühen, als er diesen zu streicheln begann: „Wunderschön!“ Kurz darauf ersetzten Zunge und Lippen die Hände, welche ihre Brustwarzen reizten .Tanomi keuchte, vergrub die Hände in Isshis Haaren und ließ sich rücklings in die weichen Kissen fallen. Isshi kam ihr nach und nutzte die Gelegenheit, den Yukata auszuziehen und mit dem Kopf zwischen ihren Beinen zu verschwinden. Dabei benutzte er seine Zunge wie Noten beim Gesang, wanderte über Lustzentrum und Wände. Das junge Mädchen schrie und bewegte ihre Hüften auf und ab, was Isshi ein schelmisches Grinsen entlockte. Er packte den willigen Körper, zog ihn zu sich hoch. Tanomi schaute ihn an und begann wie unter Hypnose, ihn aus der Kleidung zu befreien. „Das bist wahrhaftig ein Engel“, flüsterte sie und verteilte Küsse auf dem entblößten Oberkörper, „so vollkommen…so schön!“ Frech griff das junge Mädchen nach seiner Erregung und massierte dort. Jetzt war es Isshi es, der stöhnte und den Kopf in den Nacken warf. „Hör auf, sonst komme ich gleich“, stieß er gepresst hervor. „Vielleicht will ich das ja“, lautete Tanomis Antwort und sie verstärkte den Griff. „Das könnte dir so passen“, knurrte der Sänger und drehte Tanomi mit einer einzigen Bewegung um, so dass sie auf dem Bauch vor ihm lag. Ehe das junge Mädchen sich versah, versenkte Isshi seine Zunge zwischen ihren Pobacken. Tanomi schrie auf und ihre Hände krallten sich in die Kissen, so dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Das, was ihr Geliebter da mit ihr machte, fühlte sich zu gut an. Es war ein Gefühl, als würde sie auf Wolken schweben. „Bitte Isshi, nimm mich“, bettelte das junge Mädchen und warf einen flehenden Blick über die Schulter. „Wie du willst“, mit einem festen Stoß drang Isshi in sie ein und krallte sich in ihre Hüften. Tanomi biss sich auf die Lippen, doch der Schmerz steigerte ihre Lust. Es dauerte nicht lange, ehe beide den Höhepunkt erreichten. Isshi kroch zu Tanomi und blickte ihr tief in die Augen; in ihnen glänzte der Abschied. Das junge Mädchen nickte, nur mühsam unterdrückte sie die Tränen, „ich werde niemals jemand anderen lieben“, versprach sie und griff nach Isshis Hand. Dieser schüttelte den Kopf: „Nein, werde im Leben glücklich. Mir gehört die Ewigkeit!“ Ein letztes Mal trafen sich ihre Lippen, ehe Isshi sich in kleine Sterne zerteilte und zum Horizont flog. Genau in diesem Augenblick ging die Sonne auf. Ende Kapitel 9: Zyklus 9 - Night of Sin - Byou ----------------------------------------- Gedämpftes, rotes Licht reflektierte sich auf ihrem Gesicht, ließ die weichen Gesichtszüge der jungen Frau noch undeutlicher werden. Auch die zahlreichen Körper um sie herum verwandelten sich in geisterhafte Schemen, so dass niemand mehr den anderen kannte. Doch Noriko störte sich nicht daran, im Gegenteil; sie schätzte die Anonymität des kleinen Clubs. So schwand die Wahrscheinlichkeit, dass sie dort von jemandem erkannte wurde, auf ein Minimum. Die junge Frau seufzte und warf ihre langen, schwarzen Haare mit einer fließenden Bewegung nach hinten. So ein Doppelleben konnte sehr anstrengend und kraftraubend sein. Tagsüber war sie die stumme, gehorsame Büroangestellte in der väterlichen Firma, sagte zu allem „Ja“, ohne auch nur den Kopf zu heben und wenn der Chef etwas verlangte, war Noriko schneller auf den Beinen, als man schauen konnte. Freizeit, Gesundheit und Persönlichkeit wurden dabei nicht selten vernachlässigt. Trotzdem könnte man meinen, dass das mehr als großzügige Gehalt einen zufriedenen Menschen aus ihr mache. Doch dem war nicht so; schon vor längerer Zeit hatte die junge Frau bemerkt, dass in ihrem Leben etwas fehlte. Gefühle, Verlangen, Bedürfnisse und Wünsche brodelten hinter der unauffälligen Fassade wie ein tödlicher Vulkan, der sie von innen zu verschlingen drohte. Bitterkeit und Verzweiflung hatten damals von ihr Besitz ergriffen, zumal es niemanden zum Reden gab. In der trockenen, sterilen Bürowelt gab es keine „wahren Freunde“; jeder kämpfte für sich allein und ohne Rücksicht gegen jeden. Noriko war kurz davor gewesen, den Verstand zu verlieren, bis sie durch Zufall auf den kleinen Club gestoßen war. Zum ersten Mal fühlte sich die junge Frau wirklich zu Hause. Hier wurde sie akzeptiert und respektiert, ohne sich verstecken zu müssen. Jedes Wochenende besuchte Noriko nun diese Location und immer ging sie mit strahlenden Augen heim. Die junge Frau lächelte glücklich und richtete ihren Blick wieder auf die Bühne; heute Abend würde dort eine japanische Band spielen. Etwas, was Noriko ein bisschen das Gefühl von Heimat gab. Schließlich floss auch in ihren Adern japanisches Blut, auch wenn sie das Land selbst niemals bereist hatte. Die Sekunden zogen sich endlos in die Länge, ehe der Countdown ertönte. Mit dem letzten Schlagsturm kamen die Mitglieder auf die Bühne, wobei Sänger Byou das Schlusslicht bildete. Die mittellangen braunen Haare waren am Ende leicht nach oben toupiert und den schlanken Körper zeichnete ein schwarzer Lackanzug nach. Die stechenden, fast schwarzen Augen schienen das Publikum regelrecht von innen heraus zu fotografieren. Ein Augenkontakt und er kannte die Seele desjenigen. Dieser Blick blieb an Noriko hängen und sie zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen. Byous Augen glichen der sündig - erotischen Berührung eines Fremden. Verlegen senkte die junge Frau den Blick, konnte aber nicht verhindern, dass ein wohliger Schauer über ihren Rücken rieselte. Der Braunhaarige schien sich seiner intensiven Wirkung bewusst zu sein, denn er grinste schelmisch – lockend. Auch als dieser magische Moment schon längst vorüber war, spürte die junge Frau ihn noch immer auf sich ruhen; er hatte sich in ihr Herz gebrannt. Byous erotische Show, welche sich bis zum homosexuellen Spielereien mit seinen Bandkollegen ausdehnte, raubte ihr den Atem. Trotz der leichten Bekleidung war Noriko unerträglich heiß. Schweißperlen rannen über ihre Stirn bis hinunter zum Ansatz ihrer Brüste. Unsicher wischte sie diese weg, was Byou mit einem anzüglichen Grinsen kommentierte. Er wusste genau, was er tun musste und die pikierte Verlegenheit Norikos stachelte ihn nur noch mehr an; wie wäre es, diese schüchterne, junge Frau in die Tiefen der dunklen Lust zu entführen? Wie mochte es sich anfühlen, wenn die zugeknöpfte Fassade in Scherben brach und ihr die Unschuld geraubt wurde? Der Sänger hatte nichts dagegen, es herauszufinden. Hoffentlich ergab sich nach dem Auftritt eine Gelegenheit. Allein bei der Vorstellung kribbelte alles in ihm. Noriko versuchte währenddessen alles, um sich aus dem erotischen Bann zu befreien, jedoch ohne Erfolg. Selbst Wegschauen oder Ohren zuhalten half nichts. Byous Stimme drang immer wieder zu ihrer Seele vor und führte die Gedanken unweigerlich zu ihm. Die junge Frau schämte sich; was war dieser Byou nur für ein Mann? Schon seine bloße Anwesenheit öffnete die Tür zu Phantasien, von denen sie nichts geahnt, geschweige denn daran geglaubt hatte. Solche Bilder oder auch Wünsche hatten in ihrer kleinen, von ihrer Arbeit im Büro dominierten Welt, keinen Platz. Sie passten nicht in das unfreiwillig auferlegte Zwangskorsett, was diese aber offensichtlich nicht von ihrer Existenz abhielt. Was sollte sie jetzt tun? Noriko konnte sich doch nicht einfach Byou an den Hals werfen. Ein solches Verhalten käme einer billigen Nutte gleich und das war sie nicht. Andererseits befürchtete sie, schon bald mental zu explodieren, wenn es nicht bald eine Möglichkeit zum Ausleben gab. Die junge Frau seufzte und eine Träne rann über ihre Wange. Zum Glück hatte die Band ihren Auftritt mittlerweile beendet, doch anstelle der erhofften Erleichterung blieb eine sonderbare Leere zurück, gegen deren Ursache Noriko sich sträubte. Wild schüttelte sie ihre lange Mähne, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken und eilte blindlings in Richtung der Toiletten. Die wütenden Blicke und die erbosten Stöße der Fans ignorierte die junge Frau. Auf dem stillen Örtchen angekommen hielt Noriko ihren Kopf unter eiskaltes Wasser, ohne sich um Make-up oder nasse Haare zu kümmern. Als sie den Kopf wieder hob, fiel die Anspannung spürbar von ihr ab. Die unerfüllte Sehnsucht jedoch blieb. Es war zum Verzweifeln. Wegen der intensiven Gedanken bemerkte die junge Frau nicht den unheimlichen Schatten, welcher sich unbemerkt in die Toilette stahl und direkt hinter ihr stehen blieb. Nur eine kurze Bewegung im Spiegel verriet seine Anwesenheit. Ehe Noriko sich versah, legte sich eine fremde Hand in ihren Nacken, wo diese zunächst streichelte und dann leicht brutal zupackte. Die junge Frau wollte sich befreien, doch der Winkel des Griffes machte es unmöglich. Auch ein Schrei wurde wirkungsvoll erstickt, als eine Stimme sinnlich flüsterte: „Sträube dich nicht gegen das, was du willst!“ Gleich darauf fuhr eine geschickte Zunge ihre Ohrmuschel entlang. Es war dieselbe, welche sie vor wenigen Minuten um den Verstand gebracht hatte: Byou! Schlagartig fiel ihr Verstand in sich zusammen und sie lehnte sich beinahe schutzsuchend an seine Brust. Der Sänger löste den Griff im Nacken, nur um eine Hand um ihren Hals zu legen. Seltsam vorsichtig drehte er ihren Kopf, um sie leidenschaftlich zu küssen. Sanft und doch fordernd teilte er ihre Lippen, plünderte die Mundhöhle. Noriko keuchte in den Kuss, erwiderte diesen jedoch und wagte es sogar, den Sänger noch näher an sich zu ziehen. Schon dieser vergleichsweise geringere Kontakt löste ein nahezu unbändiges Verlangen in ihr aus. Am liebsten hätte sie ihn gebeten, ihr sofort die Kleidung vom Leib zu reißen, ungeachtet der Tatsache, dass sie in einer Toilette standen. Dieses blieb Byou nicht verborgen; er lachte teuflisch und schaute Noriko zum ersten Mal richtig in die Augen; sie waren tatsächlich fast schwarz. „Du willst mich, nicht wahr?“, fragte der Sänger ruhig, studierte dabei jedoch jede ihrer Bewegungen. „Ja“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Leugnen wäre zwecklos. Ihr Körper sprach eine deutliche Sprache. Byou grinste und etwas dämonisches – Furchteinflößendes lag darin. Ehe Noriko reagieren konnte, zog er sie in seine Arme und presste sich fest gegen ihren Körper, wobei die wohlgeformten Brüste sich an dem Lackanzug rieben. Wie auf Kommando stellten sich die Brustwarzen auf, was der Sänger mit einem anzüglichen Lächeln quittierte. „Du bist geil auf mich, ja?“, raunte er verführerisch in Norikos Ohr und schob blitzschnell das kurze, schwarze – rote Kleid noch oben. Normalerweise hätte die junge Frau sich gegen eine solche Behandlung zur Wehr gesetzt, nun jedoch keuchte sie erwartungsvoll. Gleich würde ihr Slip in Fetzen gehen. Aber Byou unterbrach die raue Liebkosung und schaute ihr stattdessen tief in die Augen. Noriko wollte schon protestieren, bis sie Byous volle Lippen auf ihrem Hals spürte. Zwischendurch gab es immer wieder leichte Bisse. Genießerisch schloss sie die Augen und legte ihre Arme um seinen Rücken, um ihn noch näher an sich zu ziehen. Doch der Sänger hatte andere Pläne, als sein, zweifelsohne williges, Opfer hier auf der Stelle zu nehmen. Zum Glück hatte Noriko seine Hände freigelassen. Mit der Linken griff er in die Tasche seines Anzugs und holte ein schwarzes Tuch hervor, mit der Byou seinem Opfer geschickt die Augen verband. Für einen kurzen Moment schreckte diese zurück und der erotische Zauber drohte zu verfliegen. „Hab keine Angst“, flüsterte der Sänger und versiegelte erneut ihre bebenden Lippen, „ es wird dir gefallen!“ Noriko nickte kaum merklich und gab sich hin. Byou hob ihren sinnlichen Körper auf seine Arme und trug ihn davon. Obwohl sie nicht wusste, wohin er sie bringen würde, entspannte sie sich und ließ sich von Byous betörendem Parfüm einhüllen. Das laute Knarren einer Tür holte Noriko in die Wirklichkeit zurück, ein leichter Schrei durchfuhr ihre Glieder, aber der Griff des Sängers war unerbittlich. „Wo sind wir hier?“, erkundigte die junge Frau sich, obwohl sie wahrscheinlich keine Antwort erhalten würde. Noriko spürte nur sein spöttisches- dreckiges Grinsen auf ihrem Leib: „Hast du etwa Angst?“ Die junge Frau merkte, wie sie auf etwas Weichem abgelegt wurde, was sich wie Samt anfühlte. Als sie jedoch die Beine ausstrecken wollte, stießen ihre Füße gegen eine Armlehne: Ein Sofa also. Noriko fühlte Byous lüsterne Augen, welche ihren Leib regelrecht abtasteten. Furchteinflößend – erschreckend einerseits, andererseits erotisch und prickelnd. „Was willst du?“, hauchte sie erstickt. „Dich“, erwiderte Byou wie selbstverständlich. Grob drückte er sie nach hinten, sodass er mit seinem Gewicht auf ihr lag. Seine Zunge wanderte erst über ihren Kehlkopf, bevor sie eine feuchte Spur bis zum Ansatz ihrer Brüste zog, zeitgleich schob er Norikos Kleid bis über die Hüfte und riss gierig ihren Slip entzwei. Sofort zog die kühle Luft zwischen ihre Beine. Die junge Frau wimmerte; sie fühlte sich entblößt, und doch siegte ihr Verlangen. „Bitte“, flehte sie stockend und strich dem Sänger über die Schulter. „Was?“, tat dieser unwissend. „Gib mir mehr“, ihre Stimme war leicht kratzig. „So? Du willst mehr?“ Der unschuldige Tonfall strafte seiner Worte Lügen und im gleichen Moment glitt der behandschuhte Finger in ihre erregte Scham. Sie erschrak leicht, aber das glatte Leder erleichterte das Eindringen. „Hm“, seufzte die Schwarzhaarige wohlig und beugte sich ihm entgegen. „Gefällt dir das“, keuchte der Sänger und fuhr mit der Zunge über seine Lippen. Schnell entledigte er sich der mittlerweile viel zu engen Lackhose. Noriko vernahm seine Bewegungen und bettelte: „Ich will dich ansehen!“ Darauf hatte Byou nur gewartet; grinsend schüttelte er den Kopf: „Nein noch nicht. Erst musst du etwas tun!“ „Und was?“, fragte sie atemlos. Über ihren erregten Körper tanzten kleine Flammen, kombiniert mit tropfenden Schweißperlen. „Besorge es dir selbst, während ich zuschaue!“ Etwas schockiert blickte die junge Frau ihn an und schüttelte den Kopf. Nein, das konnte sie nicht tun. Ihre Scham war zu groß. Doch das dämonische Glitzern in Byous Augen verstärkte sich; er hatte mit einer Ablehnung gerechnet. Aber ihr Widerstand würde schon noch brechen. „So, du willst also nicht“, meinte der Sänger in trügerischer Gleichmut, „dann werde ich dich wohl zwingen müssen!“ Wie ein Tiger stürzte Byou sich auf seine Beute; fast schon brutal umfassten seine Hände Norikos Busen. Diese erschrak und stieß einen leisen Schrei aus. Aber der Sänger hielt sich nicht lange auf; mit heißen Küssen bahnte er sich seinen Weg nach unten und drückte seinen Kopf zwischen ihre Beine. Ohne Vorwarnung traf seine Zunge zielsicher die Lustperle. Die junge Frau keuchte und bäumte sich auf; damit hatte sie nicht gerechnet. Byou jedoch machte keine Anstalten, seine lustvolle Folter zu unterbrechen. Wie glühende Lava wanderte seine Zunge durch Norikos Scham. Seine warmen Lippen quälten, reizten das empfindliche Lustzentrum noch zusätzlich. An ihrem Zucken merkte er, dass sie den Höhepunkt immer näher kam und auch Byou selbst konnte sich nur schwerlich beherrschen. „Wirst du jetzt tun, was ich verlange?“, keuchte er erstickt, sichtlich bemüht, seine eigene Erregung unter Kontrolle zu halten. Atemlos nickte Noriko; sie hatte die Grenze überwunden. Schlagartig zog der Sänger seinen Kopf zurück und stand auf. Dabei fand der Rest seines Lackanzuges den Weg auf den Boden. „Worauf wartest du? Fang an“, befahl er herrisch und nahm auf den stehenden Sessel Platz, „und mach deine Beine schön breit...ich will alles sehen!“ Leicht zitternd folgte die junge Frau der Aufforderung. Sie schämte sich immer noch ein wenig, doch ihre Lust stellte alles in den Schatten. Langsam spreizte sie ihre Beine und begann, zögernd mit den Fingern in ihre Scheide zu gleiten. Dort empfing sie die einladende Nässe. Eine Hand wanderte sofort in ihren Körper hinein, während die andere sich mit dem Außenbereich beschäftigte. Flink strich diese über die Wände, die Schamlippen und das Lustzentrum. Noriko stöhnte; diese Lust war schon fast unerträglich. „Nicht schlecht“, kommentierte Byou, „aber du bist noch ein wenig zu verkrampft. Gib dich vollkommen hin…stell dir vor; es wäre meine Zunge. Und drehe dich zu mir!“ Sie tat wie ihr geheißen, jene Phantasie brannte sich in ihr Gedächtnis. Noriko schrie vor Lust und wölbte sich mit eleganten Bewegungen ihrer Hand entgegen. „Bitte“, flehte sie nach einer Weile und streckte die Hand aus, „ich…ich…kann nicht mehr!“ Der Sänger erhob sich; endlich war der Moment gekommen. Mit zwei Schritten war er bei seinem Opfer und riss ihr mit einer einzigen Bewegung die Augenbinde vom Gesicht. Ehe die junge Frau etwas sagen konnte, presste Byou hungrig seine Lippen auf ihre. Sie keuchte und krallte sich frech in den schmalen Rücken. Er verlor keine Zeit; mit einem nahezu groben Stoß drang er ein. Noriko wimmerte, wehrte sich jedoch nicht, zu mächtig war ihre Gier nach Erlösung. Mutig biss die junge Frau in seine Schulter, zerwuschelte die Haare. Ein letztes Mal trafen sich ihre Blicke, ehe sie gemeinsam den Höhepunkt erreichten. Erschöpft und mit immer noch lustverschleierten Augen musterte Noriko ihren Geliebten, welcher verschmitzt über ihr lag. Tausende Fragen wirbelten durch ihren Kopf, mit denen sie sich nicht beschäftigen wollte. Byou spürte Norikos mentalen Aufruhr und lächelte; es war ein ehrliches Lächeln und nicht jenes dämonische, welches sie bereits kannte. „Wie heißt du eigentlich?“, erkundigte sich der Sänger. „Noriko“, erwiderte sie, „warum?“ „Es ist merkwürdig“, sagte er und plötzlich lag seine Hand in ihrer. „normalerweise frage ich meine Sklavinnen nie nach ihrem Namen!“ Ende Kapitel 10: Zyklus 10 - Stay one more night - Kaito --------------------------------------------------- Heftiger Regen fiel aus den Wolken und verwandelte alles in einen reißenden Bach. Selbst die Erde ächzte unter der Belastung. Erbarmungslos schlug er gegen die Scheiben eines kleinen Autos, welches sich ganz allein auf einer kurvigen Bergstraße befand. „Kehr um…kehr um..“, schien er zu verlangen. Doch Chinatsu hörte nicht darauf, mit todesähnlich starrem Blick konzentrierte sie sich auf die Straße, ohne wirklich etwas zu sehen. Ihre Hände umschlossen das Lenkrad so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten, während ihr Tränen über die Wangen liefen. Einzelne hatten sich bereits in ihrem schwarzen Haar verfangen und es strähnig werden lassen. Selbst das Radio, welches sonst ihr ständiger Begleiter war, schwieg nun. Die junge Frau schluchzte verhalten auf. Ihre nahezu weißen Lippen bebten. Nein, sie würde sich nicht von der Trauer überwältigen lassen, sich dem Schmerz nicht vollkommen hingeben. Jenes hatte dieser Mistkerl nicht verdient, ihre Augen funkelten rebellisch. Fünf Jahre lang waren sie miteinander glücklich gewesen, hatten Pläne geschmiedet und an eine gemeinsame Zukunft geglaubt. Sogar Heirat war ein Thema gewesen. Und plötzlich, von heut auf morgen war alles vorbei. „Du bist mir zu anstrengend“, diese Worte, ohne jegliche Emotion ausgesprochen, hatten ihre Welt zerstört. Selbst Tränen hatten ihren ehemaligen Geliebten nicht berührt. Seine Seele schien so kalt wie ein Eisblock; war das wirklich noch derselbe Mensch, in den sie sich verliebt hatte? In jenem Augenblick war dies schwer zu glauben. Blind vor Pein hatte die junge Frau auf dem Absatz kehrt gemacht und sich ins Auto gesetzt. Obwohl ihr Verstand sich sträubte, denn schon zu diesem Zeitpunkt hatte es stark geregnet und den einzigen Weg zu Chinatsus Behausung bildete eine schmale Bergstraße. Es glich dem Wahnsinn, bei einer solchen Witterung diese Strecke zu fahren. Doch Chinatsu war taub vor Qual und vielleicht war ihr das Risiko auch gleichgültig. Die junge Frau wollte einfach nur weg. Weg von jenem Ort, an dem sie so viele kostbare Erinnerungen und auch Träume hatte begraben müssen. Und nun war sie allein, in ihrem Auto, auf einer regennassen Straße. Plötzlich leuchtete ein greller Blitz vom Himmel und tauchte alles in helles Licht. Für den Bruchteil einer Sekunde wandte Chinatsu den Kopf leicht zur Seite und erblickte am Straßenrand (hinter dem sofort der Abgrund begann) etwas, das ihre Aufmerksamkeit fesselte. Doch stand ein mittelgroßes, aus hellem Holz gefertigtes Kreuz. In seiner Mitte prangte ein etwa handflächengroßes Portraitfoto. Zahlreiche Blumen in allen Farben lagen drum herum, von denen einige ihre Blütezeit bereits hinter sich gelassen hatten. Trotzdem schien dieser Mensch unvergessen zu sein. „Wer das wohl gewesen sein mag?“, fragte sie sich und überließ sich für den Bruchteil einer Sekunde zu sehr ihrer Melancholie. Der Wagen geriet ins Schleudern und obwohl die junge Frau noch verzweifelt versuchte, gegen zu steuern, hatte sie keine Chance. Die Leitplanke brach und das Auto hing mit der vorderen Seite über der Klippe. Nicht mehr lange und es würde in den Abgrund stürzen. Trotz des Schocks und der Tatsache, dass sie am ganzen Körper zitterte gelang Chinatsu es, sich abzuschnallen und sich von dem Fahrersitz abzudrücken. Wenn sie die Rückbank erreichen und die Tür öffnen könnte, wäre sie gerettet. Dicke Schweißperlen rannen über ihre Schläfen. Leider begann der Wagen mit jedem Zentimeter, dem Chinatsu der rettenden Tür näher kam, bedrohlicher zu schwanken; sie würde es nicht schaffen. Bittere Tränen liefen über die geröteten Wangen und ein unterdrücktes, hysterisches Schluchzen durchschnitt die Stille. Zum ersten Mal seit der Trennung wurde ihr klar, das es trotzdem ein Morgen geben würde; doch nun war es zu spät. Ein relativ lautes Geräusch riss die junge Frau aus ihrer Verzweiflung; erschrocken blickte sie sich um, wo kam das her? Erst nach wenigen Minuten bemerkte Chinatsu es; jemand versuchte, die rechte Hintertür zu öffnen. Ihre Gefühle schwankten zwischen Unglauben und Hoffnung. Augenblicke später streckte ihr jemand seine Hand entgegen und eine freundliche, männliche Stimme sagte: „Halt dich fest, ich ziehe dich raus!“ Beherzt griff die junge Frau danach und strampelte gleichzeitig mit den Beinen. Unglücklicherweise hing sie zwischen den beiden vorderen Sitzen fest, was das Ganze nicht einfacher machte. Doch keiner der beiden wollte aufgeben. Mit letzter Kraft schaffte der Unbekannte es, Chinatsu durch die Tür zu heben und das keinen Augenblick zu früh; denn kaum hatte die junge Frau wieder festen Boden unter den Füßen, verlor das Auto seinen letzten Halt und stürzte in die schwer ersichtlichen Tiefen des Abgrundes. Mit weit aufgerissenen Augen betrachtete die junge Frau das Gesehen, ihr Herz klopfte heftig; dort unten hätte sie selbst liegen sollen, wenn… „Alles in Ordnung?“, riss die melodiöse Stimme des Unbekannten sie aus ihrer Trance. Gleich drauf legte eine weiche Hand sich auf ihre Schulter. „Ja…ja…alles in Ordnung“, stammelte sie noch immer unter Schock und warf sich schluchzend in die Armes ihres Retters. Dieser erwiderte die Umarmung und strich ihr sogar übers Haar. „Ich bin Kaito“, stellte er sich nach einer Weile vor. „Chinatsu“, erwiderte die junge Frau, obwohl es ihr schrecklich förmlich schien. Vielmehr bedauerte sie es, ihren Retter im fahlen Mondlicht nur durch einige Konturen erkennen zu können; er schien von schlankem Wuchs zu sein und das knapp schulterlange Haar funkelte leicht. Demnach musste es auch hell sein. Noch immer in Gedanken versunken wanderte Chinatsus Blick wieder zu dem Holzkreuz, welches nur knapp einen Meter entfernt stand. Zum ersten Mal hatte Chinatsu die Gelegenheit, es genauer zu betrachten und ihr stockte der Atem; das konnte nicht sein!“ „Kaito“, erkundigte sie sich zögernd und wies auf das kleine Bild, „bist du das?“ Ihr Gesicht brannte; diese Frage war eigentlich der absolute Irrsinn und doch schien es wahr. „Ja“, Kaitos Stimme klang belegt, fast schwermütig, „vor ungefähr einem Jahr kam ich an dieser Stelle ums Leben. Die Umstände waren ähnlich wie bei dir. Ich bin also ein Geist…hast du Angst vor mir?“ Mit jeder Silbe wurde Kaitos Stimme leiser und beim letzten Satz hörte man ein regelrechtes Flehen heraus. Die junge Frau schluckte ein paar Mal und schaute ihren Retter an. Sie hoffte, dass er die Wärme in ihrem Blick würde erkennen können. „Nun Kaito“, ihre Stimme klang mühsam beherrscht, aber trotzdem fest, „dies ist meine erste Begegnung mit einem Geist. Mal ganz abgesehen davon, dass ich bis jetzt nicht an eure Existenz geglaubt habe. Aber ohne dich“, mit ausgestrecktem Arm wies Chinatsu auf die Klippe, „läge ich jetzt zerquetscht da unten. Du hast mir das Leben gerettet. Daher ist es etwas schwierig, Angst zu haben. Und wenn ich mich fürchten würde; wohin sollte ich fliehen? Hier ist weit und breit niemand!“ Kaito musste über ihren Wortschwall herzlich lachen: „Ja, da hast du recht. Wir müssen hier weg!“ Ohne Vorwarnung packte er Chinatsus Handgelenk und zog sie ganz dicht an seinen Körper. Erst dann merkte die junge Frau, dass er wohl ein bauchfreies Oberteil trug. „Was hast du vor?“, fragte sie irritiert, „kannst du etwa fliegen?“ Schließlich hatte Chinatsu keine Ahnung, wozu Geister fähig waren. Kaito nickte und aus seiner Antwort konnte man das Lachen hören: „Ja, es ist einer der Vorteile dieser Existenz. Halt dich gut fest!“ Er drückte sich ein wenig vom Boden ab und schon glitten die beiden am Nachthimmel entlang. Chinatsu zitterte ein wenig; wohin würde der Geist sie wohl tragen? Nach einer undefinierbaren Zeit landeten sie wieder. Die junge Frau keuchte: „Mein erster Flug und dann gleich auf die Art…wow!“ „Alles in Ordnung?“, fürsorglich legte Kaito seinen Arm um ihre Schultern. Chinatsu nickte: „Aber wo sind wir hier?“ Grelle Lichter blendeten ihre Augen. Dieses kam von zahlreichen Diskotheken und Bars. Aus ihnen klang gedämpfte Musik auf die Straße. „Wir gehen jetzt etwas trinken“, sagte Kaito und nahm ohne Vorwarnung ihre Hand, „und dann erklärst du mir bitte, wieso du dein Leben wegwerfen wolltest!“ Die junge Frau senkte den Blick; es musste wohl sein! Überrascht stellte sie fest, dass die Leute ihren Begleiter zwar verhalten, aber doch freundlich grüßten. Was bedeutete, dass sie ihn sehen konnten. Gemeinsam setzten sie sich an einen gemütlichen Tisch und Kaito bestellte zwei Becher Sake. Chinatsu nutzte die Gelegenheit, ihren Retter genauer zu betrachten und ihr stockte der Atem: Wie sie schon vermutet hatte, waren seine Haare schulterlang und blond, jedoch mit einzelnen, knallrot gefärbten Strähnen durchzogen, außerdem leicht auftoupiert. Das Gesicht war schmal und trotzdem leicht herb. Es flößte unweigerlich Respekt ein. Kaitos Augen strahlten in einer leicht sonderbaren Mischung aus Grau und Blau und zeugten von großem Interesse an der Umwelt. Die Kleidung war, nach gewohnten Maßstäben, sehr exotisch und dennoch so faszinierend, das Chinatsu sich für einige Sekunden darin verlor; alles bestand aus schwarzem Stoff. Die Hose umschmeichelte seine schmalen Beine und war an den Seiten geschnürt. Das, optisch gesehen, weichere Oberteil gab den Blick auf einen flachen Bauch frei und auch die ebenso kurze Jacke diente eher als Zierde denn als Wärmespender. Unwillkürlich fragte sie sich, wie es wohl wäre, über diese fast weiße Haut zu streichen. Feuerrot schaute die junge Frau zu Boden; was waren das für Gedanken? „Nun erzähl schon“, drängelte Kaito. Er schien nicht bemerkt zu haben, das Chinatsu ihn angestarrt hatte. „Nein, du zuerst“, entgegnete sie und hoffte auf eine Gnadenfrist, „was ist mit dir passiert?“ Ihr Gegenüber seufzte: „Ich war Gitarrist der J-Rock Band Xenon. Obwohl wir noch recht unbekannt waren, kam langsam aber sicher der Durchbruch. Ich bin auch dankbar, dass die Band noch existiert, obwohl ich nicht mehr da bin. Der Unfallhergang war im Großen und Ganzen ähnlich wie bei dir. Nur, dass mich jemand ungewollt von der Straße gedrängt hat und ich trotz aller Aufmerksamkeit nichts dagegen tun konnte. Im Nachhinein tat mir der Mensch fast leid, weil einige Fans drohten, ihn zu lynchen. Trotzdem bin ich dankbar, dass sie mich nicht vergessen haben!“ Beim letzten Satz senkte der Gitarrist den Blick und es schien, als müsse er weinen. Wie selbstverständlich legte die junge Frau ihre Hand auf seine, ohne sich im Klaren zu sein, was sie eigentlich tat. „Jetzt bist du dran“, sagte Kaito und diesmal gab es keine Ausflüchte, „warum warst du so leichtsinnig?“ „Mein Freund hat sich von mir getrennt“, berichtete Chinatsu stockend und konnte die aufsteigenden Tränen nicht unterdrücken, „am Anfang war alles super. Wir waren sogar verlobt. Doch plötzlich veränderte er sich aus Gründen, die wohl in seiner Vergangenheit lagen. Er verletzte mich, litt unter Kontrollzwang und verbot mir einige Freundschaften, weil er diese Personen für sich alleine haben wollte.“ Der Blondhaarige stieß einen Pfiff aus: „Dein Ex-Freund spielt Kleinkind!“ „In der Tat“, stimmte sie zu und musste nun selber lachen, „aber er bedeutet mir trotzdem noch sehr viel!“ Erst als die junge Frau beendet hatte, bemerkte sie, dass Kaito näher zu ihr gerückt war und außerdem den Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Die angenehme Wärme berührte ihr Herz, „gibt es eine Möglichkeit, dich vergessen zu lassen?“, fragte er und seine Stimme klang ernst. Noch vor einigen Stunden hätte Chinatsu diese Frage entschieden verneint. Jetzt war sie sich nicht mehr sicher; Kaitos Nähe fühlte sich gut an. Viel zu gut, wenn sie ehrlich war und seine Schönheit raubte ihr den Atem. Niemals hätte die junge Frau gedacht, dass es solche attraktiven Wesen gab. „Ich weiß es nicht“, presste sie stockend hervor, erlaubte jedoch, dass der Gitarrist immer näher kam und seine weichen Lippen auf die ihren legte. Im ersten Moment erschrak Chinatsu und wollte ihn wegdrücken, dann jedoch erwiderte sie den Kuss. Während Kaito zärtlich ihre Lippen teile, nutzte sie die Gelegenheit, ihre Finger spielerisch unter seine Jacke gleiten zu lassen. Seine Haut war genauso zart wie die junge Frau es sich vorgestellt hatte. „Du gehst aber ran“, kicherte der Gitarrist und schaute ihr tief in die Augen. „Sorry, aber du bist so schön“, stotterte Chinatsu. „Schön genug, um mich zu wollen?“ Ehe sie antworten konnte, drang ein ihr wohlbekanntes Lied an ihr Ohr: „Stay one more night“. Mein Lieblingslied“, entgegnete die junge Frau schwärmerisch. Kaito hob die Augenbrauen: „So? Möchtest du mit mir tanzen?“ „Ich kann nicht“ erwiderte sie beschämt und wandte sich ab. Der Blondhaarige grinste: „Du meinst wohl eher; du traust dich nicht. Ich kenne einen Nebenraum, wo man die Musik ebenso gut hören kann wie hier“, er stand auf und nahm ihre Hand, „Komm mit!“ Flink eilten die zwei los, wobei Kaito die junge Frau mehr hinter sich herzog. Diese wehrte sich nicht, obwohl ihr Herz bis zum Halse schlug. Vorsorglich verschloss der Gitarrist die Tür und Chinatsu blickte sich um. Außer ein paar brennenden Kerzen und einigen relativ großen Styroporwürfeln war der Raum leer. Aber Kaito hatte nicht übertrieben, außerdem war die Lautstärke hier sehr angenehm. Die junge Frau spürte, wie Kaito hinter sie trat. Zärtlich liebkoste er ihren Hals. Langsam, beinahe schon verführerisch drehte Chinatsu sich um und schaute ihm in die Augen. Diese funkelten wie Edelsteine. „Schenkst du mir diesen Tanz?“, fragte er und machte eine theatralische Verbeugung. Sie zögerte noch ein wenig, dann reichte sie ihm die Hand. Ihr ganzer Körper schien unter Strom zu stehen. Sanft legte der Gitarrist einen Arm um ihre Taille und zog sie an seine Brust. Ihre beiden Hände verhakten sich ineinander, während Chinatsus Arm seinen Nacken umschlang. Die junge Frau fühlte sich wie in einem Traum, als sie sich langsam im Takt der Musik zu bewegen begannen; hoffentlich verging dieser Augenblick nicht zu schnell. Erst nach einer Weile spürte sie, dass Kaitos Finger unter ihr Shirt zu wandern begannen. Die junge Frau kicherte leise, sträubte sich jedoch nicht. Sachte glitten diese ihren Rücken auf und ab. Chinatsu schaute den Gitarristen an und erblickte die Leidenschaft in seinen Augen. Mutig ließ sie ihre Finger in Kaitos Hosenbund verschwinden, was diesen überrascht aufkeuchen ließ. „Du gehst aber ran“, lachte er, überließ sich jedoch der Berührung. „Schau mal, wer da spricht“, entgegnete die junge Frau schlagfertig und griff noch tiefer, während sie hungrig Kaitos Lippen verschloss. Dieser nutzte die Chance, ihr das Shirt über den Kopf zu ziehen. Gleich darauf öffnete sich der Verschluss ihres BHs. „Unfair“, protestierte Chinatsu gespielt und steifte ihn die Jacke von den Schultern. Sie musste sich beherrschen, um sein Top nicht gleich zu zerreißen. Kaito grinste und öffnete den Knopf ihrer hautengen Jeans. Durch ihre synchronen Bewegungen fiel diese sofort zu Boden. Die junge Frau schauerte, als Kaitos Hände sich um ihren Busen legten und die erregt aufgestellten Warzen zärtlich massierten oder quälend zwirbelten. Chinatsu stöhnte und endlich gelang es ihr, den Gitarristen aus seinem Top zu befreien. Gleich drauf folgte die Hose. „Geister tragen keine Unterwäsche“, dachte sie und nutzte eine kurz Disharmonie um, wie eine Schlange zu Boden zu gleiten und sein erregtes Glied mit den Lippen zu umschließen. Ganz tief nahm sie ihn in sich auf, schmeckte die immer größer werdende Lust. Kaito stöhnte und warf en Kopf in den Nacken. Gierig zog er Chinatsu wieder nach oben und biss ihr in den Hals, bevor er mit dem Kopf zwischen ihren Brüsten verschwand und diese mit Lecken, Beißen und Küssen lustvoll traktierte. Diese schrie auf und vergrub ihre Hände in seiner Haarpracht. Die Nässe in ihrem Schoß war kaum noch zu ertragen. Als Kaito dann auch noch mit seinen geschickten Fingern in ihre Scheide glitt, erst die Schamlippen und dann die empfindliche Perle massierte, wurde es der jungen Frau zuviel: „Nimm mich!“ Sie bettelte schon fast. Mit wildem Blick leckte Kaito ihren Saft von seinen Fingerspitzen und hob seine Geliebte etwas hoch. Chinatsu verstand die Aufforderung und schlang ihre Beine um Kaitos Hüften. Dieser drang erst vorsichtig, dann fordernder in sie ein. Die junge Frau musste Acht geben, nicht den Halt zu verlieren, als sie das heiß ersehnte Stück Fleisch endlich in sich spürte. Als der Gitarrist dann auch noch ihre Pobacken umfasste, um sie noch tiefer zu drücken, zerkratzte sie ihm den Rücken, bevor er sich heiß in ihr ergoss. Chinatsu folgte kurz darauf. Die Morgensonne fiel warm in den Raum, die junge Frau blinzelte schlaftrunken. Sie spürte den warmen, tröstenden Körper neben sich und lächelte versonnen; selten hatte sie soviel Glück erfahren. Doch was würde jetzt werden? Diese Frage quälte und sie blickte zu Kaito, der bereits wach war. „Für mich gibt es nicht viele Optionen; ich bin tot“, sagte dieser. Chinatsu atme tief durch. „Ich liebe dich“, platzte sie heraus. Der Gitarrist starrte sie an; was hatte seine Liebste gerade gesagt? „Es ist Wahnsinn“, erwiderte er und senkte den Blick, „trotzdem habe ich dasselbe Gefühl!“ Für einen kurzen Augenblick lächelte die junge Frau, ehe ihre Augen in Tränen schwammen. „Ich will dich nicht verlieren“, schluchzte sie, allein die Vorstellung schien wie ein unendliches Dunkel. „Dann gibt es nur einen Weg“, sagte Kaito ernst und als Chinatsu ohne Zögern nickte, nahm er ihre Hand: „Zieh dich an; wir müssen zur Klippe!“ Dort angekommen blendete die Sonne trügerisch die Augen. Es schien fast, als habe die vergangene Nacht niemals existiert. Die junge Frau blickte in die Tiefe, „Wird es weh tun?“, fragte sie unsicher. Kaito schüttelte den Kopf: „Nein, du wirst nichts spüren und wir sehen uns gleich wieder!“ Mit diesen Worten küsste der Gittarist Chinatsu ein letztes Mal, ehe er sie den Abgrund hinunter stieß. Noch im Fall schwand das Licht aus ihren Augen. Kaito atmete tief durch; er hatte seine Liebe für die Ewigkeit gefunden. Nun sollten die Menschen mit ihrem Schmerz fertig werden, vielleicht würde sogar Chinatsus Ex-Freund trauern. Ende Kapitel 11: Zyklus 11- White Caress- Adam ----------------------------------------- Die lauten Bässe ließen ihren Herzmuskel vibrieren und der regenbogenfarbene Strahl der Spotlights stach in ihre Augen. Jene waren mehr als ungewöhnlich zu nennen; eine sonderbare Mischung aus blau-grau mit einem manchmal aufblitzenden Goldschimmer darin. Die quälenden Minuten bis zum Beginn des Konzerts vergingen viel zu langsam, kaum hörbar stieß Kiri einen Seufzer aus. Das schwarze Satinkorsett, welches ihre schlanke Taille vorteilhaft betonte, schien heute sehr viel enger zu sein als sonst und die stufig geschnittenen, braun-blonden Haare klebten schweißnass in ihrem Nacken. Aber am Schlimmsten war das erbarmungslos heftig schlagende Herz in ihrer Brust und die zügellosen Gedanken, welche ähnlich einem Strudel durch ihren Kopf wirbelten: Heute würde sie Adam wieder sehen, über ein Jahr hatte sie auf diesen Moment gewartet. Die Sehnsucht, welches ihr Herz monatelang zerfressen hatte ebbte nun langsam ab, jedoch traten an ihre Stelle nagende Zweifel sowie quälende Fragen: Was würde geschehen? Bekäme sie endlich die Chance, mit Adam alleine zu sprechen? Und, würde er ihr schließlich eine Erklärung für die Geschehnisse im vergangenen Jahr geben? Eine Antwort auf die Frage nach dem Warum bezüglich des Kontaktabbruchs? Ein melancholisch-fröhliches Lächeln wanderte über ihr Gesicht als die Erinnerung zum Leben erwachte: Eine lauwarme Nacht im April war es gewesen, als sie endlich den Mut aufgebracht hatte, Adam ihre, aus persönlicher Sicht, absurden-kindischen Gefühle zu gestehen. Zu ihrer Überraschung war die Reaktion mehr als positiv ausgefallen; der Sänger hatte gestrahlt wie eine zweite Sonne und hatte sie, kaum das jene bedeutungsschweren Worte ausgesprochen worden waren, sogar in die Arme genommen. In dieser Zehntelsekunde war ein Hoffnungskeim zum Leben erwacht, der trotz aller entgegen gebrachter Zweifel nicht mehr zu ersticken gewesen war. Plötzlich wechselte das Bild und Kiri sah sich in ihrer Wohnung sitzen. Auf dem Küchentisch stand ihr aufgeklappter Laptop und das blaue Logo wurde vor ihren Augen sichtbar. Doch beim Öffnen des Nachrichtenfensters wich der glückliche Ausdruck schlagartig aus ihrem Gesicht und machte einer unnatürlichen Blässe Platz. Ihre Finger begannen wie Espenlaub zu zittern; jedes einzelne Wort der soeben erhaltenen Nachricht schmerzte wie ein Dolchstoß mitten ins Herz und auch die heuchlerischen- tröstenden Worte am Ende konnten diese Pein nicht mildern. Zwar schrie ein kleiner Teil von ihr protestierend: „Lüge“, dennoch brannte die Qual. Wie in Trance glitt ihre Hand zum Küchenmesser und nur wenige Sekunden später öffnete sich die Haut ihres Arms. In dem Anblick des fließenden Blutes lag ein seltsamer Trost. Energisch schüttelte Kiri den Kopf; an jenen Tag wollte sie nicht denken und außerdem würde sie am heutigen Abend ihr Möglichstes tun, um diese Angelegenheit zu klären. Entschlossen ballte sich ihre Hand zur Faust. Minuten später war es endlich so weit; nach und nach verdunkelte sich die Bühne bevor Adam und Shota unter euphorischen Jubelrufen und einem überlauten Intro erschienen. Beide freuten sich sichtlich und richteten einige begrüßende Worte an die Fans. Wie hypnotisiert starrte das junge Mädchen auf ihren Schwarm: Adam trug ein schwarzes Hemd und eine sehr enge schwarze Hose, passend dazu waren die kinnlangen, dunkelblonden Haare in dezente Locken gelegt. Eigentlich sollte man meinen, dass dunkle Farben viel verbergen würden, aber bei ihm erwies es sich als Irrtum. Im Gegenteil; die extrem schlanken Beine wurden extra betont und unter dem leicht fallenden Hemd schien sich jeder Muskel seiner durchtrainierten Brust abzuzeichnen. Unwillkürlich schlug Kiris Herz ein paar Takte schneller, zumal sich im gleichen Moment ihre Blicke trafen, und wieder überkam sie dieses seltsame Gefühl, dass in diesem Blickkontakt mehr lag als schlichte Routine und die Ereignisse während der einzelnen Songs bestätigten sie in ihrem Verdacht: Bei „Boys and Girls“ griff der Sänger sich immer wieder provozierend in den Schritt und bedachte sie mit einem frech-koketten Grinsen. Bei „Sweet Dreams“ entzog Adam sich für den Bruchteil einer Sekunde den eindringlichen Liebkosungen seines Bandkollegen und warf stattdessen Kiri einen sehnsuchtsvollen Blick zu. Deren Zittern wurde mit jeder Sekunde stärker; konnte das denn alles wahr sein? Ihre Gedankenwelt war ein vollkommenes Chaos; was war noch Fakt und was entsprang ihrer Einbildung? Sie wusste es nicht; die Grenzen waren miteinander verschwommen und ließen sich nicht mehr auftrennen. Jene quälende Verwirrung fand ihren Höhepunkt bei „Boku no Sei“: Obwohl die Augen des jungen Mädchens wie Feuer brannten, so weigerten ihre Tränen sich hartnäckig zu fließen. Rein äußerlich betrachtet zeugten nur ihre unnatürlich bleiche Haut sowie der starre Blick von ihrer stummen Pein, was Adam jedoch nicht davon abhielt, sie fast durchgängig zu mustern. Kiri schluckte und ihre Beine drohten, unter ihr nachzugeben. Es war beinahe ein Glücksfall, dass das Konzert etwa eine halbe Stunde später sein Ende fand, auch wenn die seelische Anspannung damit nicht vorüber war. Denn jetzt ging es um alles oder nichts. Hektisch suchten Kiris wachsame Augen nach ihrem Schwarm und wurden fündig: Mit zerzausten Haaren, aus denen nicht wenige Schweißtropfen perlten und nur mit einem schlichten T-Shirt bekleidet half Adam beim Abbau der Bühne, dabei war er so konzentriert, dass er Kiri nicht wirklich bemerkte. Dafür spürte das junge Mädchen einen zweiten unangenehm bohrenden Blick im Nacken, welcher der Tourmanagerin gehörte. Mit einem überheblich-arroganten Lächeln im Gesicht und boshaft funkelnden, kalten Augen starrte sie Kiri an und gab ihr auf stumme Art und Weise zu verstehen, dass sie sich von Adam fernhalten solle. Gegen ihren Willen liefen nun doch Tränen über die geröteten Wangen, doch Adam schüttelte nur stumm den Kopf und warf dem jungen Mädchen einen mehr als bedauernden Blick zu; es war deutlich zu erkennen, dass er am liebsten anders reagiert hätte. Aber Kiri machte einfach auf dem Absatz kehrt und stürmte in Richtung der Bar; vielleicht ließ ihr Kummer sich in Alkohol ertränken. Dort angekommen bestellte sie sich sofort einen Wodka-Cola und setzte sich auf einen der lederbezogenden Hocker; endlich benetzte der erste, bittere Tropfen ihre Lippen und für den Bruchteil einer Sekunde klärten sich ihre Gedanken. Danach jedoch kehrte der Schmerz mit doppelter Wucht zurück und ihr wurde schwindelig: War das nun Adams Antwort? Betretendes Schweigen? Da ließ sich viel reininterpretieren, noch immer wusste sie nichts über seine möglichen Gefühle für sie. Zumal sein leidender Gesichtsausdruck und die traurigen Augen sich in ihr Gedächtnis gebrannt hatten... Irgendetwas stimmte nicht. Wenn man die mahnende Vernunft außer Acht ließ konnte man beinahe denken, dass Adam das Gegenteil von dem hatte tun wollen, was er am Ende getan hatte. Kiri seufzte; wie sollte es nun weitergehen? Musste wirklich erst ein weiteres Jahr vergehen, ehe sie eine dritte Chance bekam? Warum war alles so schwer, so kompliziert? Plötzlich spürte Kiri, dass jemand hinter ihr stand und wie auf Kommando beschleunigte sich ihr Herzschlag, denn dieser Jemand schaute sie warmherzig an. Zögernd wandte sie sich um, aus Furcht, einer Illusion zu erlegen. „Hallo“, sagte Adam und dieses eine Wort jagte einen Stromschlag durch ihren Körper. „ Hallo“, erwiderte sie mit mühsam gefasster Stimme. „Darf ich mich setzen?“, erkundigte sich der Sänger weiter und nach Kiris zögerndem Nicken setzte er sich auf den gegenüberlegenden Hocker ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Kiris Herz schlug Purzelbäume; was sollte sie tun? Was sollte sie sagen? Ihre Hände zitterten und ließen die Eiswürfel klirren, ehe Adams Stimme sie in die Wirklichkeit zurückholte. „Wie geht es dir?“ fragte er nach einer Weile mit leicht schuldbewusster Stimmte. „Gut“, antwortete das junge Mädchen fast automatisch. „Wirklich?“, bohrte der Sänger nach, seine Augen leuchteten auf und schienen ihre Seele zu fotografieren. Ein kaum merkliches Kopfschütteln seitens Kiri war die Antwort. „Warum hast du mir so weh getan?“, flüsterte sie kaum hörbar und Tränen brannten in ihren Augen. „Weil ich es musste“, erwiderte Adam ebenso leise, „ich wollte nicht, doch es war meine Pflicht!“ Wie durch einen Nebelschleier spürte Kiri seine Hand, welche sich um ihre legte. Doch ehe sie etwas sagen konnte sprang Adam auf und zog sie mit sich in Richtung Backstage. Kiri folgte widerstandslos obwohl Verwirrung ihre Sinne beherrschte - einzig- allein, dass sie sich ziemlich anstrengen musste, nicht zu stolpern lenkte sie ab. Vor einer weiß gestrichenen Tür blieb Adam stehen, riss sie geradezu panisch auf und schob Kiri regelrecht hinein. Das junge Mädchen hörte sein erleichtertes Seufzen und gleich darauf das helle Klappern eines Schlüssels. Verdattert blickte sie sich um; an den Wänden standen verschiedene Schränke und außerdem ein Schminktisch. „Warum sind wir...“, doch weiter kam Kiri nicht, denn Adam hatte sich schon zu ihr umgedreht und seine Lippen auf ihre gepresst. Geschockt riss das junge Mädchen die Augen auf; war es Traum oder Wirklichkeit? „Bitte nicht sprechen“, flehte Adam leise, „wir haben nicht viel Zeit!“ Kiri nickte stumm und begann nun ihrerseits, den Sänger in einen Kuss zu verwickeln. Dabei spürte sie die Tränen auf seinen Wangen und strich sie fort. Ein wenig schüchtern wurde sie beim Öffnen von seinem Hemd, obwohl die entblößte Brust sie faszinierte. „Du bist wunderschön“, hauchte das junge Mädchen während Adam sich geschickt an ihrem Korsett zu schaffen machte. Als jenes zu Boden glitt seufzte Kiri wohlig auf, zumal der Sänger zeitgleich begann, Schmetterlingsküsse auf den Hals und die nackten Schultern zu hauchen. Dabei rutschten die schwarzen Puffärmel Stück für Stück nach unten, was das junge Mädchen jedoch nicht im Geringsten störte. Im Gegenteil: Mit jeder hauchzarten Berührung steigerte sich ihre Lust und ließ sie verzückt aufkeuchen als seine Hände endlich den entblößten Busen streichelten. „Adam“, schon ihre Stimme forderte mehr und der Sänger verstand: Rockteil, Strumpfhose und wenig später auch der Slip fanden ihren Weg auf den Boden. In diesem Augenblick als sie nackt, entblößt, verletzlich vor ihm stand verlor Kiri ihre letzte Scheu und begann, ungeduldig an Adams Hose zu zerren, was dieser mit einem heiseren Lachen quittierte. Jedoch weiteten seine Augen sich vor Überraschung als das junge Mädchen ihn ohne Zögern in den Mund nahm und zu lecken begann. Ein ersticktes, leidenschaftliches Keuchen entwich seinen Lippen und kurze Zeit später warf er genießerisch den Kopf in den Nacken. Seine Hände vergruben sich in ihren Haaren, zerwühlten diese. Das junge Mädchen ließ ihre geschickten Hände über seinen Rücken gleiten und kratzte. „Ah“, schrie Adam und riss ihren Kopf nach oben, um sie gierig zu küssen, „du kleines Biest!“ Sie kicherte: „Findest du?“ Kiri senkte den Kopf, um ihr lockendes Spiel fortzusetzen, was sich der Sänger jedoch nicht gefallen ließ, „nicht mit mir“, knurrte er, und ehe das junge Mädchen reagieren konnte drückte Adam sie mit aller Kraft gegen den Schrank. Kiri kreischte als das grobe Holz an ihrem nackten Rücken scheuerte, doch der Schmerz verschwand, als der Sänger ihre Schenkel auseinander bog und mit dem Kopf zwischen ihren Beinen verschwand. Zuerst küsste er sachte und zögernd ihren Venushügel ehe seine Zunge Kiris Lustzentrum in süßer Qual peitschte. Diese schrie auf, doch es gab kein Entkommen, „nicht…hör auf! Ich… ich…“, stöhnte sie und eine Schweißperle rann über ihre Schläfe. „Tue es ruhig, ich will dich schmecken!“ Mit diesen knappen Worten begann Adam zu saugen und nur wenige Sekunden später bäumte das junge Mädchen sich auf und auch der Sänger hob den Kopf. Seine Lippen glänzten von ihrem Saft ehe Kiri den Abstand zwischen ihnen überbrückte und sie mit einem Kuss verschloss. Sich selbst zu schmecken war eine völlig neue Erfahrung. Ihr Körper zuckte noch immer unter den Wellen des ersten Höhepunkts und verlangte dennoch nach mehr „Nimm mich… bitte“, hauchte sie und schlang ihre Arme um seinen Nacken. Das ließ Adam sich nicht zweimal sagen: Nach einem kurzen Blick in ihre Augen drang er mit einem festen Stoß in Kiri ein, welche genießerisch aufschrie und ihre Finger in seinen Rücken schlug oder in seine Schulter biss. Kurz bevor die Wogen des gemeinsamen Höhepunkts über sie hinweg rollten verpasste sie Adam einen Knutschfleck in der Halsbeuge. Langsam lösten sie sich voneinander und mit dieser Geste kehrte auch die Realität zurück; unsicher schaute Kiri auf den Boden, tausende Fragen wirbelten durch ihren Kopf. Adam ging es nicht anders, jede seiner Bewegungen wirkte fast maschinell und in seinen Augen glitzerten Tränen. Schließlich räusperte er sich und schaute das junge Mädchen an: „Ich weiß nicht, ob wir uns jemals wieder sehen oder wie viel ich dir noch geben kann, Kiri. Doch eines sei gewiss; vergessen werde ich dich nie!“ Mit diesen Worten zog er einen seiner Ringe ab und gab ihn ihr. „Für immer in meiner Erinnerung“, flüsterte Kiri. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)