Christmas Terminal von Riafya (HP/TR) ================================================================================ Kapitel 1: One-Shot ------------------- „Und du wirst wirklich nicht rechtzeitig zum Weihnachtsessen da sein?“, fragte Sirius Black mit einer Stimme, die von tiefster Enttäuschung sprach. Auf Grund eines Schneesturmes... „Nein, ich fürchte nicht“, entgegnete Harry. „Wegen dem Wetter ist hier die Hölle los.“ ...werden alle Flüge bis aufs weitere ausfallen. „Der Flughafen ist vollkommen überfüllt. Ich glaube nicht, dass ich hier in den nächsten Stunden wegkomme.“ Wir bitten um Ihr Verständnis. „Tut mir Leid.“ „Es ist doch nicht deine Schuld, Liebling“, erwiderte Sirius sanft. „Es ist dieses scheußliche Wetter. Ron und Hermione hatten auch große Probleme, nach Hause zu kommen, zumindest soweit man Molly glauben darf.“ „Feiert ihr alle zusammen?“, fragte Harry lächelnd, während er sich an die korpulente Mrs. Weasley erinnerte, die stets wundervolles Essen zubereitete und sich darum sorgte, dass er auch genügend davon bekam. Sie war eine wirklich liebenswerte Frau, das, was er sich als eine perfekte Mutter vorstellte. Nicht dass er gewusst hätte, wie es war, eine Mutter zu haben. Seine war bereits vor vielen Jahren gestorben. Ebenso wie sein Vater. „Wir feiern zusammen, Harry“, sagte Sirius ernst. „Zur Not nehmen wir das Auto und fahren nach London, um dich abzuholen.“ „Nein, Dad, tut das nicht“, widersprach er ihm sofort. „Bei diesem Wetter ist es viel zu gefährlich, am Ende würdet ihr noch im Straßengraben enden.“ „Aber...“ „Kein aber! Ihr bleibt schön in Bury, bis ich weiß, wann ein Flug nach Manchester geht. Dann ruf ich euch an und ihr könnt dort zum Flughafen fahren und mich abholen. Solange könnt ihr euch ja einfach etwas vor dem Kamin setzen und Weihnachtslieder singen. Oder schlaft etwas. Es ist ein Uhr morgens, Dad! Die nächsten vier Stunden wird ohnehin nichts passieren. Also leg dich einfach hin und nimm Paps gleich mit. Er macht sich immer so viele Sorgen.“ „Das kommt daher, weil Remus dich ebenso sehr vermisst, wie ich. Wie wir alle. Du bist solange nicht mehr Zuhause gewesen...“ Seufzend lehnte Harry sich auf der Bank zurück, die er überraschenderweise für sich alleine hatte. In diesen Teil des Flughafens schienen sich nur wenige Menschen zu verirren. Wahrscheinlich, weil er nicht direkt an die Geschäfte und Restaurants grenzte, wo sich der Großteil der Reisenden tummelte. „Es sind nur noch vier Monate. Dann bin ich wieder da.“ „Aber wie lange? Du bist jung, Harry. Du hast dein Leben noch vor dir und mit deinem Studium wirst du sicher überall in der Welt eine Stelle bekommen.“ „Dad... du übertreibst.“ „Aber nur ein wenig.“ Lachend schüttelte er mit dem Kopf. „Du bist unmöglich, Dad.“ „Ganz wie du meinst, Liebling. Ich muss jetzt leider auflegen. Remus scheint gerade unsere Küche in die Luft sprengen zu wollen und ich denke, es wäre besser, wenn ich davor das Tafelsilber rette.“ „Wir haben überhaupt kein Tafelsilber“, bemerkte Harry amüsiert. „Harry, es geht ums Prinzip. Pass auf dich auf. Und melde dich, wenn sich bei euch etwas bewegt.“ „Natürlich, Dad. Bis dann.“ Langsam ließ er sein Handy sinken und packte es seufzend weg. Es tat ihm Leid, seine beiden Ziehväter warten lassen zu müssen, da er genau wusste, wie sehr sie sich auf das Weihnachtsfest mit ihm gefreut hatten. Doch nun machte ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Was sollte er jetzt tun? Es würde Stunden dauern, bis sich wieder etwas bewegte und hier einfach herum zusitzen war auch nicht das Wahre. Am Ende würde er noch einschlafen und mit etwas Pech von jemanden beklaut werden. Allerdings hatte er auch keine Lust, sich den Menschenmassen anzuschließen, die den Rest des Flughafens besetzte. Er dachte gerade darüber nach, sich vielleicht doch in ein Café zu setzen und eventuell an seiner Abschlussarbeit weiterzuarbeiten – wofür hatte man denn einen Laptop – als ein Mann in sein Sichtfeld trat und ihn fragte: „Ist neben Ihnen noch der Platz frei?“ Es war eine tiefe, angenehme Stimme, der man ohne Probleme stundenlang lauschen konnte. So ähnlich, wie bei seinem Professor für Musikgeschichte. Verwirrt blickte er auf und starrte den Fremden an. Zu sagen, er sähe gut aus, wäre die Untertreibung des Jahres gewesen. Dieser Mann war unbeschreiblich. Dunkle Haare, mitternachtsrote Augen, großgewachsen, dunkle Kleidung, eine elegante Haltung – wenn Harry es nicht besser gewusst hätte, würde er glauben, er wäre ein Prinz aus einem Märchen. Hatte er wirklich ihn gerade angesprochen? Aber das konnte nicht möglich sein. So jemand wie dieser Mann würde so jemanden wie ihn höchstens in einem Hollywoodstreifen ansprechen, aber niemals in der Realität. Wie alt war er eigentlich? Harry schätzte ihn Anfang bis Mitte dreißig, doch es war schwer zu sagen. Vielleicht war er älter, vielleicht aber auch jünger. Wer war der Kerl? Plötzlich nahm das Gesicht des Unbekannten einen besorgten Gesichtsausdruck an. „Sprechen Sie kein Englisch? Parlez-vous fran...?“ „Nein, nein, ich spreche schon Englisch“, unterbrach Harry ihn eilig, während die Röte in seinen Kopf schoss. Gott, war das peinlich! „Ich... war nur überrascht, so plötzlich angesprochen zu werden.“ „Ich verstehe“, entgegnete er nachdenklich, ehe sich ein atemberaubendes Lächeln auf seine Lippen legte. „Aber darf ich mich nun setzen? Ich muss zugeben, dass diese Tasche etwas schwer ist.“ Zum Beweis drehte er sich ein Stück, sodass Harry einen guten Blick auf besagten Gegenstand hatte. Es war eine typische Reisetasche, schwarz, die man sich über die Schulter hängen konnte. Irgendwie passte sie zu ihm. Nicht dass er gewusst hätte, was zu ihm passte, immerhin kannte er ihn nicht, aber... könnte es sein, dass er ihn wieder einmal mit seiner Antwort warten ließ? „Ähm ja... setzen Sie sich ruhig“, sagte er und rückte seine eigenen Habseligkeiten etwas zusammen, damit er besser Platz hatte. „Vielen, herzlichen Dank“, erwiderte der Andere und machte es sich wohlig seufzend auf der Bank bequem. Auf Harrys verwirrten Blick hin erklärte er: „Ich laufe jetzt schon seit einer Stunde durch diesen Flughafen auf der Suche nach einer Sitzgelegenheit. Glauben Sie mir, mit dieser Tasche ist das nicht sonderlich einfach.“ „Sie haben eine Stunde lang nach einer Sitzgelegenheit gesucht?“, wiederholte Harry nun vollkommen verdattert und ließ seinen Blick durch das Terminal schweifen. „Aber... hier gibt es doch mehr als genug freie Plätze. Warum...?“ „Es stimmt, freie Plätze gibt es schon“, sinnierte er. „Doch keiner weiß, wie lange wir hier festsitzen. Ich wollte nicht die nächsten Stunden damit verbringen, alleine in einer Ecke zu sitzen oder einer alten Frau zuzuhören, wenn sie mir Geschichten über ihre Katzen erzählt.“ Er schenkte ihm ein charmantes Lächeln. „Ich bin übrigens Tom Riddle. Es freut mich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen.“ „Mich freut es ebenfalls. Mein Name ist Harry Potter“, stellte er sich vor. „Harry Potter“, wiederholte Tom ehrfurchtsvoll, so als würde er von irgendeiner bekannten Berühmtheit sprechen. „Ein guter Name. Darf ich dich Harry nennen?“ Da er ihn in den nächsten Stunden wahrscheinlich nicht mehr loswerden würde, nickte er einfach. „Sehr schön“, meinte er offenkundig zufrieden. „Dann musst du mich aber Tom nennen.“ Daraufhin kehrte ein längeres Schweigen ein, in denen sie untätig dasaßen und durch die Gegend stierten. Harry musste zugeben, dass ihm das alles sehr surreal vorkam. Es war für ihn wirklich nichts alltägliches, dass sich plötzlich ein (verdammt gutaussehender) Fremder neben ihn setzte und beschloss, die nächsten Stunden des Wartens mit ihm zu verbringen. Diese Tatsache verwirrte ihn wirklich ungemein. Was, wenn er am Ende irgendein Krimineller war? In letzter Zeit las man immer mehr davon, wie Leute auf Flughäfen verschwanden. Tom währenddessen schien sich in seiner Gegenwart vollkommen wohl zu fühlen. Zumindest hatte er sich entspannt auf der Bank zurück gelehnt und wirkte zufrieden mit sich und der Welt. Ab und an spürte Harry seinen Blick auf sich gleiten, wo er immer eine ganze Weile verweilte, ehe er weiterwanderte. Es war wieder ein solcher Moment, als Tom schließlich das Schweigen brach: „Wohin bist du eigentlich auf den Weg, Harry?“ Er hatte sich nun so gesetzt, dass er sich mit einem Arm an die Lehne der Bank lehnte und einen guten Blick auf den jungen Potter hatte. Dabei sah er wieder furchtbar elegant aus – wie machte er das nur? „Zunächst nach Manchester und danach nach Bury. Dort lebt meine Familie.“ Zögernd drehte er seinen Kopf zu ihm um und traf sofort auf die beiden roten Augen, die ihn aus irgendeinen Grund noch nervöser machten, als alles andere. „Und was ist mit Ihn... ähm dir?“ Das charmante Lächeln kehrte zurück. „Ich bin auf den Weg nach Dublin. Mein Vater war der Meinung, dass wir Weihnachten dieses Jahr in Irland verbringen sollten.“ „Sie... du feierst mir deinem Vater?“ Es fiel merkwürdigerweise tatsächlich schwer, ihn so unförmlich anzureden. Tom war eine dieser typischen Autoritätspersonen, denen selbst jene Respekt entgegenbrachten, die allen anderen eins Pfeifen würden. „Das ist der Plan“, meinte er offensichtlich amüsiert. „Und bevor du fragst: Nein, ich bin in keiner Beziehung, sondern vollkommen Single.“ Mit einer beiläufigen Bewegung, die beinahe unbeabsichtigt wirkte, ließ er seine Hand auf Harrys Schulter gleiten. „Und wie ist es mit dir?“ Vorsichtig lehnte Angesprochener sich etwas zurück und schüttelte die Hand an. „Ich bin auch Single und habe momentan auch keine Lust auf eine romantische Beziehung.“ Und erst Recht nicht auf einen One-Night-Stand. Also komm mir ja nicht zu nahe. „Ah, wie schade“, sagte er. „Dabei sind es doch eben jene Beziehungen, die unser Leben so lebenswert machen. Nun, wie auch immer... darf ich fragen, was du beruflich machst?“ Misstrauisch ließ Harry seinen Blick über ihn gleiten. Nun, es konnte nicht schaden, oder? „Ich studiere in der Columbia University in New York.“ „Tatsächlich?“, entgegnete er beeindruckt. „Das ist eine der besten Universitäten weltweit.“ „Sie ist tatsächlich ziemlich gut“, meinte Harry. „Dann musst du ein sehr intelligenter, junger Mann sein“, bemerkte Tom. „Na ja.... es geht“, erwiderte er verlegen. „Ich bin ein ganz passabler Musiker. Damit habe ich mir mein Stipendium ergattern können. Es war nicht sonderlich leicht...“ „Aber du hast es geschafft.“ „Ja... das habe ich. Und was ist dein Beruf?“ „Ich? Ich bin in der Politik tätig.“ Plötzlich klingelte Toms Handy. „Oh, entschuldige bitte. Ja? Ah, Lucius... Was? Nein, ich bin immer noch in London. Ja, es wurden viele Flüge gestrichen, so schnell wird hier wahrscheinlich nichts weitergehen. Wo bist du eigentlich? … Was? Lucius, es ist Weihnachten. Geh lieber nach Hause und feiere mit Narcissa und Draco, die beiden werden sicher froh sein. Ja, genau. Ich dir auch. Bis nächstes Jahr.“ Kopfschüttelnd legte er auf und drehte sich wieder zu Harry um, der ihn mit großen Augen ansah. „Was ist?“ „War... war das gerade... der Premierminister Lucius Malfoy?“, fragte er. „Das war er in der Tat“, antwortete Tom schmunzelnd. „Wir haben zusammen in Oxford studiert und pflegen seitdem eine gute Freundschaft.“ „Wow“, hauchte er. „Beeindruckt?“ „Sehr.“ Einen Moment starrten sie sich schweigend an, ehe sie in lautes Gelächter ausbrachen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Drei Stunden später hatte der Schneesturm sich gelegt und Harry konnte endlich einen Flug nach Manchester bekommen. Tom begleitete ihn munter zum Einchecken. „Ich habe ohnehin nichts anderes zu tun.“ Harry musste zugeben, dass er sich mit ihm besser unterhalten hatte, als er es je geglaubt hätte. Ehrlich gesagt fand er es nun beinahe schade, dass sie sich schon wieder trennen mussten. Okay – es war schade. Sehr sogar. Es war lange her, seitdem er das letzte Mal einen solch guten und faszinierenden Gesprächspartner gehabt hatte. Na ja, sie würden sich wahrscheinlich nie wieder sehen. Wahrscheinlich war es sogar besser so. „Nun denn“, sagte Tom. „Dann heißt es jetzt wohl Abschied nehmen.“ „Ja... es scheint so“, entgegnete Harry, doch machte nicht die geringsten Anstalten, sich in Bewegung zu setzen. Schweigend sahen sie sich an, während um sie herum die Leute eincheckten. Plötzlich griff Tom nach seinen Händen und drückte sie. „Ich danke dir, dass ich mich neben dich setzen durfte. Das waren die drei besten Stunden, die ich seit langem hatte.“ Harry wurde augenblicklich rot. „Ich... ich fand es auch sehr schön, mit dir zu reden.“ Sofort verzogen sich seine Lippen wieder zu einem Lächeln. „Das freut mich.“ Kurz zögerte er, ehe seine Hände auf Harrys Wangen glitten. „Harry... da... darf ich...“ „Ja“, hauchte er, ohne wirklich zu wissen, was er vorhatte. Im nächsten Moment beugte Tom sich vor und küsste ihn. Vollkommen überrumpelt war er für einen Augenblick wie erstarrt, doch dann schloss er seine Augen und begann damit, den Kuss zu erwidern. Sobald er merkte, dass Harry sich nicht von ihn lösen würde, legte Tom seine Hände auf seinen Rücken und drückte ihn fest an sich, was den Jüngeren unwillkürlich dazu brachte, aufzustöhnen. Dies nutzte der Ältere dafür, seine Zunge in seinen Mund gleiten zu lassen, um diesen gierig zu erforschen. Ohne nachzudenken schlang auch Harry seine Arme um seinen Nacken. Schließlich mussten sie sich wieder voneinander lösen, um Luft zu holen. Schwer atmend sahen sie sich immer noch eng umschlungen an und erst jetzt realisiert Harry wirklich, was er getan hatte. Oh mein Gott! Wie konnte er? Das sah ihm doch überhaupt nicht ähnlich. „Harry...“, flüsterte Tom mit einer Betonung, die seinen Herzschlag unwillkürlich beschleunigte. „Ich...“ „Ich muss los“, sagte Harry nervös und löste sich langsam von ihm. „Ich... meine Familie wartet.“ „Ja, natürlich...“ Langsam griff Harry nach seinem Handgepäck. „Also dann.... Frohe Weihnachten. Tom.“ „Dir auch ein frohes Weihnachten... Harry.“ Einen kurzen Moment lang starrte er ihn noch an, dann wirbelte er herum und machte sich auf den Weg zu seinem Flugzeug. Erst als er auf seinem Platz saß, bemerkte er, dass Tom ihm etwas mitgegeben hatte: Ein Zettel mit einer Telefonnummer. Unwillkürlich musste er lächeln. Vielleicht war es doch nicht so schade, dass sie sich jetzt verabschieden mussten. Denn so gab es wenigstens die Vorfreude auf ein Wiedersehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)