Feenlicht von Nocturnus (Eine kleine Weihnachtsgeschichte) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Feenlicht Es war bereits dunkel als Kai sich auf seinem gewohnten Platz niederließ. Von einer Bank, die auf einer Anhöhe stand, konnte er über die ganze Stadt sehen und wie so oft seine Gedanken baumeln lassen. Große Schneeflocken fielen gemächlich vom Himmel und bedeckten die sonst so graue Asphaltwüste mit einem weißen Mantel, der im Licht der Straßenlaternen leicht glitzerte. Kein Wind regte sich und vielleicht konnte Kai auch deshalb so lange hier oben sitzen. Es war der vierundzwanzigste Dezember und es würde wieder ein Weihnachten werden, das er alleine verbringen würde. Sein Herz war zwar vergeben doch wusste diejenige davon nichts. Der Junge mit den rotbraunen, langen Haaren seufzte und legte die Hände in den Schoß. Seine blaugrauen Augen schauten traurig und starr zum Panorama der nächtlich, winterlichen Stadt hinunter und das Licht der fernen Lampen spiegelte sich leicht in seiner Brille. Als ein leichter Windzug eisig über die Anhöhe zog fröstelte dem Jungen und er zog seinen Schal und den Mantel enger um sich. Alles hätte so schön, so anders sein können als all die Jahre zuvor, doch warum traute sich Kai einfach nicht? Drei Worte…drei Worte, die so einfach zu sagen und doch so schwer in Laute zu fassen waren. Während Kai auf der Bank saß und auf die Stadt unter sich schaute glitt seine Rechte in die Manteltasche und zog eine kleine, mattschwarze Schatulle daraus hervor. Zart strich er über die glatte Oberfläche und schaute verträumt auf den Gegenstand in seinen Händen. Dies hätte ihr Geschenk sein sollen. Es war nicht viel. Nur eine Kette mit einem schlichten, silbernen Anhänger in Form einer Schneeflocke, doch dieses kleine Präsent würde sie wohl nie erreichen. Lea. Noch immer stieg in Kai eine wollige Wärme auf wenn er nur an sie dachte und sich ihr lächelndes Gesicht vor Augen rief. Es gab keinen schöneren Anblick als ihr Lächeln zu sehen. Dem Jungen huschte ein leichtes Lächeln über die Lippen als er an Lea dachte. Wenn er den Mut hätte ihr zu sagen was er fühlte, was würde dann passieren? Davor hatte er einfach Angst. Diese Ungewissheit lähmte ihn beinahe und machte es ihm schier unmöglich auch nur den kleinsten Ton zu verlieren. Ein weiteres Seufzen entwich dem Jungen, der still im fallenden Schnee saß und die Stadt im winterlichen Kleid betrachtete. Schließlich schloss Kai seine Augen und ließ den Wind mit seinen Haaren spielen. Vielleicht dachte er auch wie es wäre jetzt eine ganze bestimmte Person neben sich zu haben. Ein stummes Lächeln zierte seine Züge und während er seinen Gedanken nachhing bekam er nicht mit wie sich ihm jemand näherte. Langsam stieg jemand die Anhöhe hinauf zur Bank, auf der Kai saß und träumte. Der Schnee knirschte unter den Sohlen der Person und in der Hand hielt das Mädchen einen roten Lampion. Das warme Flackerlicht der Kerze breitete sich in einem kleinen Kreis um das Mädchen während es immer weiter auf Kai zuging. Weiter schritt sie auf Kai zu ohne, dass dieser sie zu bemerken schien. Als das Mädchen schließlich hinter ihm stand beugte sie sich zu ihm hinunter und flüsterte mit sanft warmer Stimme ein „Fröhliches Weihnachten“, in sein Ohr. Kai erschrak, riss die Augen auf und ließ beinahe die Schatulle fallen, die er immer noch in seiner Hand hielt. Sein erstaunter Blick wanderte zu den wunderschönen Augen des Mädchens, das sich an ihn herangeschlichen hatte. Ein warmes Lächeln zierte ihre Lippen und Kai schluckte kurz, dann stand er auf, doch sein Blick ließ nicht von dem Mädchen los. „L-Lea? W-was machst du denn hier?“ „Ich hab gehört du treibst dich gern hier oben herum also dachte ich dass du vielleicht hier wärest.“ Kai schüttelte den Kopf. Warum interessierte sie das? Aber es war egal. Sie war hier. Sollte dies eine Art Weihnachtswunder sein? Kais Hände begannen zu zittern und Lea wurde darauf aufmerksam und auch auf die Schatulle, die er in Händen hielt. „Was ist das?“, fragte sie neugierig. Kai wurde schlagartig rot im Gesicht und schaute auf die mattschwarze Oberfläche des Schmuckkästchens. „E-es i-ist für dich“, meinte er mit leiser Stimme. Er klang verunsichert. Auch konnte er Lea einfach nicht in die Augen schauen. Warum aber wusste er selbst nicht. Hatte er sich solch einen Augenblick nicht immer gewünscht, ihn sich nicht immer vorgestellt und geträumt wie es wäre? Dies war ein perfekter Augenblick. „Es ist ein Geschenk für dich“, meinte er jetzt selbstsicherer und doch zitterte seine Stimme noch immer etwas. Er streckte seine rechte Hand mit der Schatulle nach vor und somit Lea entgegen. Das Mädchen selbst hatte einen fragenden Blick aufgesetzt als sie das Präsent entgegennahm. Als sie die Schatulle jedoch öffnete erfüllte ein Leuchten ihre Augen und ein verzaubertes Lächeln schmückte ihre Züge. „Kai, das ist wunderschön“, meinte sie und richtete ihr Augenmerk nun wieder auf den Jungen, der vor ihr stand. Verlegen und mit roten Ohren schaute Kai zu Boden. Lea jedoch trat einen Schritt näher auf ihn zu und fixierte ihn. Sie flüsterte seinen Namen und als er zu ihr schaute legten sich ihre Lippen auf die seinen. Erst war Kai überrascht, doch dann erwiderte er den Kuss. Vielleicht würde dies doch ein Weihnachten werden, welches er nicht alleine verbringen würde… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)