Geschichten von Kampfkewob ================================================================================ Die Geschichte der Großen und Kleinen ------------------------------------- In einer Parallelwelt, der unseren gar nicht unähnlich, gab es zwei Arten von intelligentem Leben. Beide sahen menschlich aus, doch unterschieden sich in genau zwei Dingen: Die einen trugen statt einem Kopf einen großen Strauß aus gelben Blumen und waren groß und dünn, die anderen waren klein und hatten auf ihrem Hals einen durchsichtigen Krug, der immer angefüllt war mit klarem, kühlen Wasser, das nie vertrocknete. Die Großen herrschen nun über die Kleinen in großen glänzenden Städten und ließen sie für sich arbeiten. Das Land um sie herum war erfüllt von Leben und durch den regelmäßigen Regen war alles grün und gedieh. Die großen Wesen machten sich nicht viele Gedanken um ihr Dasein, denn alles was sie brauchten, kam entweder aus der Natur oder die kleinen Wesen brachten es ihnen. So kam es, dass sie verschwenderisch lebten und nicht auf ihr Umfeld achteten. Eines Tages hörte es plötzlich auf zu regnen. Die großen Wesen dachten sich nichts dabei und lebten in ihrer verschwenderischen Art weiter. Bald versiegte das letzte Wasser, welches vor allem sie zum Leben brauchten. Die Felder und Wiesen wurden grau und tot. Nun begannen auch sie, Angst um ihre eigentliche Unsterblichkeit zu haben. Da kamen die kleinen Wesen, selbstlos wie sie jeden Tag den Großen gegenüber gewesen waren, und fragten, ob sie ihr Wasser, das sie in den Krügen auf ihren Hälsen trugen, für ihre Herren hergeben sollten. „Natürlich!“, antworteten die großen Wesen. „Aber wir kommen nicht an eure Köpfe.“, mussten die Kleinen feststellen, „Bückt euch, damit wir euch helfen können.“ Doch die großen Wesen riefen entsetzt: „Wir sollen uns kleiner machen als ihr es seid? Niemals werden wir so etwas tun!“ Die kleinen Wesen seufzten und gingen zurück auf die Wiesen und Felder, um diese wenigstens mit ihrem Wasser zu retten. Die Großen aber kehrten in ihre einst glänzenden, weißen Städte zurück und versuchten ihr einstiges Leben wieder aufzunehmen. Aber ohne Wasser starben sie nun einer nach dem anderen. Erst als fast alle von ihnen verwelkt waren, ging ein mutiger aus ihren Reihen zu den kleinen Wesen und sprach: „Ich bitte euch, helft mir, denn ich will nicht wie die anderen vergehen.“ „Wie gesagt können wir euch nur helfen, wenn ihr euch bückt.“, sagten die Kleinen noch einmal. „Das werde ich nun tun. Es war falsch, was wir getan haben.“, meinte der eine Große und kniete vor den Wesen nieder, die ihn mit Wasser übergießen konnten. Sie ließen ihr kühles Nass über ihn strömen und er fühlte das Leben in sich. Doch es war zu spät. Denn er war der einzige der Großen, der sich den Kleinen gebeugt hatte. Alle anderen waren schon aus dem Leben gewichen, als er in die zerfallenden Städte zurückkehrte. Und so starb auch er ein paar Jahre später an seiner Einsamkeit. Die kleinen Wesen aber brachten das Land wieder zum Blühen und auch der Regen setzte bald wieder ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)