Dance with me von sissyphos (Naruto & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 26: Familienehre ------------------------ Hallo Leute xD Ich glaube, dieses ganze Gelaber von wegen, ich hätte so viel zu tun und ich wäre jetzt erstmal Wochen nicht mehr in der Lage weiterzutippen, das spare ich mir in Zukunft mal. Weil wie man sieht: Es ist seit dem letzten Kapi gerade einmal eine knappe Woche vergangen. Nun ja, ich entspreche einfach haargenau den fünf Punkten, die ich auf der Startseite aufgezählt habe xD So, hier habt ihr dann nun das absolute "Drama Baby"-Kapitel, passend zu Bruce, den Guy tatsächlich verkörpert, wie ihr alle so schön erkannt habt :P Insgesamt bin ich mit dem Ergebnis des Kapitels recht zufrieden und gebe euch mal das Lied, das ich dabei gehört habe: http://www.youtube.com/watch?v=8LbkxP_UCBQ&feature=related "A sad piano song" - aussagekräftiger Titel, nicht? xD __________________________________________________________________________ In dem Moment, als ich die Tür geöffnet und meinem Vater ins Gesicht gesehen hatte, war ich mir sicher, dass er es wusste. Alles. Als habe er jede Berührung und jeden Kuss hautnah miterlebt - jedes Stöhnen und Keuchen gehört. Aber er sagte nichts. Kein Wort verließ seine Kehle. Weder verletzende, noch vernichtende oder gar erleichternde Worte. Er stand einfach nur da und starrte mich an. Er starrte mich an mit diesem kalten, wissenden und abwertenden, ja angeekelten Blick. So, wie er es in diesem Ausmaß noch nie zuvor getan hatte. Diese Stille und die Gestalt meines Vaters vor meinen Augen, schlichtweg die ganze Situation und Atmosphäre zerfraßen mich. Meine Haut begann zu schwitzen, während ich inmitten dieser Stille knarrende Dielen ausmachte. Ich wagte es nicht mich umzudrehen. Stattdessen klammerte ich mich nur haltsuchend an dem Türrahmen fest, beobachtete die Pupillen meines Vaters, wie sie langsam von meinem Körper wichen und hinter mich blickten, geradewegs in Richtung Schlafzimmer. Schwer atmend und mit allmählich wackligen Knien machte ich mich darauf gefasst, in den nächsten Sekunden das Bewusstsein zu verlieren. "Sasuke, kommst du wieder ins- ", murmelte eine verschlafene Stimme, die natürlich Naruto gehörte und ich wusste ohne einen einzigen Blick zu riskieren, dass er nicht mehr als seine Unterhose trug - wenn überhaupt. Dann abrupte Stille. Eine bedrückende Stille. Der schlimmste und unangenehmste Moment meines bisherigen Lebens. Es fühlte sich schrecklich an so durchschaut und gleichzeitig derart machtlos zu sein. Mein Mund war postwendend wie ausgetrocknet. Dazu ein ekliger Geschmack im Mund. Meine einzige Hoffung beschränkte sich darauf, endlich umzufallen und nichts mehr mitzubekommen. Doch ich wurde nicht erlöst. Ich stand nur weiter reglos da und wartete auf irgendeine Reaktion meines Vaters. Dass er mich anschreien oder mir eine knallen würde. Aber nichts davon geschah. Es herrschte nur weiterhin diese erdrückende Stille. Plötzlich vernahm ich wieder Schritte, die sich aus dem Flur entfernten und Naruto, der etwas holprig rief: "Sakura, meine Zuckerpuppe! Du hast mich gleich wieder." Es war ein kläglicher Versuch, aber er meinte es sicherlich nur gut. Doch überzeugen konnte dies meinen Vater keinesfalls mehr. Der Zug war buchstäblich abgefahren. Und ich verharrte nur weiterhin wie angewurzelt an Ort und Stelle und hielt seit einigen Sekunden den Blick gesenkt, während ich kein einziges erklärendes Wort über die Lippen brachte. Ich war wie verstummt. Es wollte mir keine Ausrede einfallen, wie es zu dieser Situation hatte kommen können. Mein ganzes Verhalten entlarvte mich nur noch mehr. Darüber war ich mir im Klaren, aber es änderte nichts: ich blieb stumm. Dann plötzlich wieder das Geräusch von Schritten, die sich zügig und stampfend entfernten. Ich sah auf und blickte nicht mehr in das düstere Gesicht meines Vaters, sondern auf die kahle Wand des angrenzenden Hauses. Für einen Moment betrachtete ich die Schwärze der Nacht, wandt mich schließlich dem hellen Flur wieder zu, schloss rein motorisch die Tür hinter mir und spürte wie meine Knie langsam unter mir nachgaben. Ich fiel mit ihnen voran zu Boden, fing mich in letzter Sekunde mit den Händen ab, kauerte mich instinktiv leicht zusammen und schlug schluchzend mit geballter Faust auf den Holzfußboden ein. Immer und immer wieder. Die aufkommenden Schmerzen in meiner Hand nahm ich dabei nur noch unterbewusst wahr. "Sasuke", flüsterte mit einem Mal Narutos mitleidige Stimme neben mir, den ich gar nicht bemerkt hatte. Er wollte mich in seinem Wahn zu sich ziehen, doch ich schlug ihn grob von mir. Er sollte mich in Ruhe lassen. Ich wollte ihn nicht sehen. Mein Körper bebte vor lauter Schwäche, Angst, Verwirrung und letztendlich auch vor Erschöpfung, während ich das Gefühl hatte auseinanderzubrechen. Es zog und zerrte in mir, wobei sich meine Eingeweide zu verkrampfen schienen und ich glaubte, an meiner plötzlichen Tränenflut zu ersticken. Ich bekam keine Luft mehr. Dass ich dabei hysterisch schrie, fiel mir erst in dem Moment auf, als diese schmerzhaft schrillen Töne in meinen Ohren widerhallten. Erneut wollte Naruto mich zu sich ziehen und obwohl ich es zu verhindern versuchte, konnte ich mich nicht dagegen wehren. Vielleicht weil ich zu aufgelöst war, aber vielleicht auch deshalb, weil ich ihn jetzt brauchte. Mehr denn je und das war das Schlimmste an der ganzen Situation. Tief vergrub ich die Finger in seiner Haut und presste meinen Kopf an seine Brust. Ich musste ihn damit schier erdrücken, doch er ließ mich nicht los. Er war da und hielt mich fest. Einige Minuten verharrten wir so, bis ich mich schließlich einigermaßen beruhigte und wieder zu regelmäßigen Atemzügen fähig war. Naruto wollte sich daraufhin von mir lösen, doch ich konnte es in jenem Moment nicht zulassen. Ich wollte ihm sagen, dass er mich nicht loslassen soll, aber ich konnte nicht. Nie konnte ich ihm sagen, was ich brauchte und wollte. Es war wie ein Fluch. "Warum...Warum ist das nur so? Warum kann ich nicht so sein, wie er es will? Warum...verdammt, warum sieht er immer nur meine schlechten Seiten? Ich will doch nur, dass er mich wenigstens ein bisschen gern hat. Ist das denn zu viel verlangt?", brabbelte ich wie in Trance vor mich hin und achtete dabei nicht weiter auf meine bebende Unterlippe. Mein ganzer Körper zitterte, während mir verschiedenste Gedanken durch den Kopf schossen, die meine Fragen allesamt rhetorisch werden ließen. "Aber wie könnte er denn auch? Wie könnte er schon jemanden lieben, der sich in die Arme seines besten Freundes flüchtet? Vielleicht hab ich's ja gar nicht anders verdient. Vielleicht wäre ich besser niemals auf die Welt gekommen und-" "Halt endlich die Klappe, Sasuke", fiel mir Naruto ins Wort und drückte mich zeitgleich fester an sich. Nur leicht nahm ich wahr, dass er ebenfalls zitterte und seine Stimme nicht so drohend klang, wie es seine Wortwahl erwarten ließ. Es klang viel mehr nach einem verzweifelten Flehen. "Und hör' auf so zu reden. Verdammte Scheiße, warum gibst du nur so viel Wert auf das Wort deines beschissenen Vaters? Ich versteh' dich nicht, Sasuke. Erklär's mir. Ich versteh's einfach nicht. Hörst du? Ich versteh's nicht." Aufgrund seiner wehmütigen Tonlage und seinem stärker und inniger werdenden Griff wollte ich ihm sagen, dass ich sein verfluchtes Mitleid nicht brauchte. Ich wollte ihn von mir stoßen, ihn anschreien und gleichzeitig sehnte ich mich aber auch danach ihn zu küssen, jetzt in diesem Moment, um einfach zu vergessen. Einfach die Augen zu schließen und die ersehnte, erlösende Liebe zu spüren. Und dieser Zwiespalt in mir brachte mich um den Verstand. Und es machte mich unendlich wütend. "Wie könntest du's auch verstehen. Du hattest ja nie eine Familie. Was weißt du schon davon", spie ich die Worte jähzornig hinaus, ohne auch nur einen Sekundenbruchteil über ihr Wirken nachzudenken. Beleidigen und verletzen - das war schon immer der beste Selbstschutz für mich gewesen. Tausendmal bei Itachi angewandt. Bloß nicht in den Spiegel sehen. Andere verantwortlich machen. Andere verletzen. Allein sein. Meine Lider begannen zu flattern und ich versuchte die Tränen aus meinen Augenwinkeln zu blinzeln, während mich wieder diese streckliche Leere umgab. Diese Leere des Schweigens. "Du hast recht. Ich habe keine Mutter, die mich jeden Tag mit einem liebevollen Lächeln begrüßt, so wie es deine tut. Und ich habe auch keinen großen Bruder, der mich mit seinem Leben verteidigen würde. Also kann ich nicht sagen, wie es sich anfühlt eine Familie zu besitzen. Aber eins weiß ich trotzdem: dass ich mich niemals von einem Menschen, der sich zudem auch noch meinen Vater schimpft, so schikanieren und herumschubsen lassen würde, wie du es erduldest. Das würde ich nicht tun. Weißt du, Sasuke, wenn ich ehrlich sein soll, würde ich lieber in Freiheit sterben, als in Ketten zu leben. Ganz anders, als du." Als meine Arme nach diesen Worten schlapp herabsackten, wurde mein Blick allmählich trüb. Darauf fiel mir nichts mehr ein. Weil er recht hatte. Er hatte so recht. Aber ich hatte Angst. Nackte Angst vor dem Unbekannten. Angst vor der ungewissen Zukunft. Angst vor ihm. Angst vor mir selbst. Angst vor meinem Vater. Und Angst vor der Reaktion von außen. Seit mehr als zehn Minuten lagen wir nun schon gemeinsam in meinem Bett. Doch die Romantik war verstrichen. Die Kerzen erloschen und die Musik verstummt. Nichts als Stille erfüllte diesen plötzlich so einsamen Raum, obwohl es ganz anders sein sollte. Sasuke lag mit dem Rücken zu mir gewandt und ich wusste, dass es ihm schlecht ging. Und ich war mir fast sicher, dass er an mir und vor allem an einem 'uns' zweifelte. Schließlich war er von Anfang an nicht überzeugt gewesen, hatte sich mit Händen und Füßen gesträubt und letztendlich schlug man ihm für das, was er für mich empfand auch mitten ins Gesicht. Irgendwie musste ich ihn davon überzeugen, dass unsere Beziehung nicht falsch war. Dass sie den richtigen Weg für uns beide bot. Deshalb hob ich vorsichtig eine Hand und berührte zaghaft mit den Fingerspitzen seinen Nacken. Es war nicht mehr als ein Hauch von Annäherung, doch allein das war schon zu viel. "Fass mich...bitte nicht an. Ich kann nicht", sagte er und regte sich keinen Millimeter. Seine Reaktion, auch wenn ich ihn verstehen konnte, war für mich auch nichts anderes, als ein kräftiger, erbarmungsloser Schlag ins Gesicht. Und da ich wusste, dass seine ganzen Zweifel nur von dieser einen Person herrührten, wurde ich wütend. Nicht wirklich auf Sasuke, sondern viel mehr auf seinen Vater, den ich für all das hier verantwortlich machte. Und dafür hasste und verachtete ich ihn aus tiefstem Herzen. "Herrje, Sasuke! Warum lässt du dich nur so sehr von ihm beeinflussen?", zischte ich ihm entgegen und es war ein eindeutiger Vorwurf meinerseits. Das wiederum konnte ich nämlich nicht nachvollziehen. Ob Vater hin oder her. Niemals würde ich mich von einer einzigen Person so steuern lassen. Niemals. Nie. "Warum hast du dich in mich verliebt, Naruto? Ich versteh's nicht", konterte Sasuke einige Zeit später mit einer Gegenfrage und ich holte erst einmal tief Luft, versuchte meine Gedanken zu ordnen und anders als sonst, nicht direkt zu antworten. Weil die richtige Wortwahl entscheidend war. "Na ja, weil...ganz einfach, weil du damals der erste richtige Freund für mich warst. Eigentlich bist du sogar bis heute alles, was ich habe. Und als wir klein waren, da hab' ich dich öfters allein an diesem See im Park sitzen sehen. Na ja und ich dachte, dass du vielleicht genauso einsam bist wie ich. Nur deshalb hab' ich mich getraut dich anzusprechen. Außerdem teilen wir die gleichen Hobbies. Und na ja, irgendwann hab' ich ganz einfach angefangen dich als attraktiv zu betrachten, ohne es wirklich zu merken. Bis zu dem Tag, an dem Sakura mich wieder einmal abblitzen ließ und du auf dieser Bühne getanzt hast. Da hab' ich mich dann wirklich in dich verliebt", redete ich mir schließlich das Herz aus der Seele. Ich wollte und konnte mich einfach nicht kurz halten. Ich wollte immer weiter reden. Ich wollte nicht, dass es wieder still zwischen uns würde. "Du redest viel", kam es leise von Sasuke und ich hörte kurz darauf ein genauso leises Seufzen. Leicht verärgert, leicht verwundert, aufgrund seiner desinteressierten Antwort, zog ich schließlich die Augenbrauen zusammen und durfte auch weiterhin nur Sasukes Haar betrachten, das leicht im Schein der vagen Zimmerbeleuchtung glänzte. Denn auch weiterhin bevorzugte er es, mir nicht ins Gesicht zu sehen. Und das verletzte mich. "Du hast gefragt, ich hab' geantwortet. Wenn ich Taten sprechen lasse, scheinst du mir ja nicht zu glauben. Du lässt sie ja schon jetzt nicht mehr zu. Du sagst, dass du mich nicht verstehst. Aber ich versteh' dich genauso wenig. Warum wehrst du dich mit Händen und Füßen dagegen glücklich zu sein, Sasuke?", begann ich nun leicht gereizt zu kontern. Wiedermal, ohne vorher wirklich nachzudenken. Aber es war das, was mich beschäftigte. Er sollte endlich damit aufhören immer nur Wert darauf zu legen, was andere - im Speziellen sein Vater - von ihm dachten und sich an seinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen orientieren. "Ich wäre es gerne. Aber wie könnten zwei Männer schon miteinander glücklich sein? Das geht nicht, Naruto. Und ich denke, das weißt du selbst." Das Schlimmste in jenem Moment und was mir den Atem raubte, war, dass er nicht einmal daran dachte, es wenigstens zu versuchen. Er war derart festgefahren in seiner Meinung, dass es mich augenblicklich die Zähne zusammenpressen ließ. Unsere Beziehung schien ihn nicht zu interessieren. Das war schon kein zweifeln mehr. Es war pure Ablehnung. "Ich weiß, dass es schwierig ist, aber bestimmt nicht unmöglich. Und ich bin bereit dafür zu kämpfen. Aber wie sieht es mit dir aus, Sasuke? Du scheinst es nicht zu sein. Aber warum...warum hast du dann mit mir geschlafen? Warum hast du mir gesagt, dass du mich liebst, wenn du es doch nicht so meinst? Alles nur leere Worte, Sasuke? Alles beschissene Lügen? Sag' mir einfach, wenn es für dich nichts weiter, als eine Möglichkeit war, um zu vergessen. Aber tu's jetzt. Sag' mir die Wahrheit ins Gesicht, wenn du mich nicht liebst. Wenigstens auf die Wahrheit, auf die beschissene Wahrheit werde ich wohl noch ein Recht haben. Du bist sie mir verdammt nochmal schuldig." Sein ganzes Verhalten verletzte mich mehr, als ich es mir selbst eingestehen wollte. Es tat mir weh, dass er unsere Liebe als ein Ding der Unmöglichkeit betrachtete. Es tat mir weh, dass er auf Distanz blieb. Und es schmerzte vor allem, dass alles, was wir mit Schweiß erbauten, in dem Moment wieder wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel, sobald sein Vater auch nur leicht dagegen hauchte. Meine Augen wanderten nachdenklich und betreten die Bettdecke und das Laken entlang, bis mich eine leichte Erschütterung augenblicklich wieder aufsehen ließ. Meine Iriden blickten in ein schwarzes, müdes und ebenso verletztes Augenpaar, wie ich mir vorkam. Er sah nicht gut aus. Sein ganzes Gesicht zeugte von tiefer Verzweiflung. Seine von den vielen vergossenen Tränen noch immer geröteten Augen, die zerzausten Haare, die leicht zusammengezogenen Augenbrauen und der spaltbreit geöffnete, starre Mund, der nun dazu ansetzte mir die entscheidende Antwort zu geben, spiegelten seinen inneren Konflikt und den damit verbundenen Schmerz erschreckend deutlich wider. "Es waren...keine leeren Worte." Er flüsterte es nur, hauchte es mir zaghaft entgegen und schloss gleich darauf die Augen, begann wieder auf seiner Unterlippe herumzukauen und ich wusste, dass er mir nur das sagte, was ich hören wollte. Damit ich nicht weiter nachfragte. Ihn nicht konfrontierte. Aber den Gefallen würde ich ihm nicht tun. Es konnte sich nicht immer alles nur um sein eigenes Wohlergehen drehen. Ich hatte mit der Situation genauso sehr zu kämpfen. Nicht nur er allein. Dieser verfluchte Egoist. "Sondern?", hakte ich deshalb nach und wartete ungeduldig ab. Seine Lider hoben sich schließlich wieder ein wenig und er blickte völlig aufgelöst auf das Laken. "Verlang keine Erklärungen von mir, die ich nicht geben kann", sagte er und zog die Bettdecke ein Stück höher, bedeckte nun seinen Körper bis zum Hals und es kam mir vor, als wolle er sich verstecken. Wovor um Himmels willen hatte er Angst? "Versuch' es wenigstens", bat ich und wollte ein 'mir zuliebe' anfügen, doch ich ließ es bleiben. Das würde es auch nicht besser machen. Die Zeit verstrich und mit jeder weiteren Sekunde, in der Sasuke kein Wort sagte, schwand meine Hoffnung auf eine Antwort ein Stückchen mehr. Es fiel mir nicht leicht, geduldig zu warten, weshalb ich begann an dem Bund meiner Boxershorts zu spielen, um mich ein wenig von dieser erdrückenden Situation abzulenken, in der ich mich soeben befand. "Ich hab' mit dir geschlafen, um zu vergessen. Aber dass ich dich liebe, entspricht der Wahrheit", murmelte er und sah mich erwartungsvoll mit gehaltenem Blickkontakt an. Dieses Mal war es kein Herauswürgen. Seine leise und sanfte Betonung ließ mich hoffen, dass er es wirklich ernst meinte. Aus diesem Grund schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Mundwinkel und ich legte bedächtig eine Hand an seine Wange, streichelte ihn und er schloss langsam die Augen, ließ meine Berührung somit wieder zu und konnte sie vielleicht auch ein klein wenig genießen. "Dann werden wir auch eine Lösung finden, Sasuke. Gemeinsam", sprach ich ihm Mut zu und drückte ihm einen Kuss auf die hitzige Stirn. "Ich hoffe es, Naruto. Ich hoffe es wirklich", nuschelte er und rückte näher an mich heran, um sich mit einem leichten Seufzer an mich zu kuscheln. Ich würde meinen heiligen Optimismus nicht verlieren. Nicht solange Sauerstoff in meine Lungen gelangte und nicht solange mein Herz weiterhin Blut durch meinen Körper pumpte. Und auch nicht, obwohl mir in diesem Moment plötzlich ein einzelner einsichtiger Gedanke bezüglich Sasukes abweisendem Verhalten kam: Wie konnte ich von jemandem, dessen Träume noch nie erfüllt worden waren, erwarten, widerspruchslos neue Hoffung zu schöpfen? War diese Forderung denn nicht ein rein egoistisches Ding der Unmöglichkeit? Aber es war schließlich nur zu seinem Besten. Hoffte ich. Es war noch recht früh am Abend, als ich nach dieser langen Nacht und einem schweigsamen Tag nach Hause kam. Zu meiner Beunruhigung hatten mich meine Eltern nicht wie gewöhnlich angerufen. Dieses Mal auch meine Mutter nicht. Eigentlich wollte ich nicht zurück, aber mir blieb keine Wahl. Denn jede Minute, die ich länger wegblieb, würde mein Zurückkommen nur unerträglicher machen. Und nun stand ich seit einiger Zeit hier in der Küche, in die Ecke gedrängt wie ein wildes Tier, während meine Mutter, ob des lautstarken Organs meines Vaters, bloß still und verängstigt auf einem Stuhl am Küchentisch saß und haltsuchend ein Glas Wasser umklammert hielt. Ihre Finger schlangen sich dabei verkrampft um das bebende Gefäß und unterstrichen nur noch mehr ihre Unruhe, die ihr ohnehin deutlich ins Gesicht geschrieben stand. "Meine Kollegen haben deinen Auftritt gesehen. Diesen peinlichen Misch aus traditionellem Modern Dance und diesem neumodischen, stümperhaften Rumgehampel. Du ziehst unsere Tradition damit schamlos in den Dreck. Das ist dir hoffentlich bewusst. Und du machst dich lustig über das, wofür deine Mutter und ich einmal gelebt haben. Das, was wir für euch aufgeben mussten. Darüber machst du dich lustig. Weißt du eigentlich, wie unangenehm mir das vor meinen Freunden war? Ich musste mich regelrecht schämen. Und zwar deinetwegen. Du machst mir nichts als Probleme." Das war seine altbekannte Predigt. Die Predigt, die mir immer wieder einbläute, worum es ging und worauf es ankam: auf seinen Ruf und nochmal auf seinen Ruf. Alles andere war völlig unbedeutend. Es war egal, was ich wollte, was ich fühlte oder wie es mir dabei erging, solange nur sein Ansehen nicht gefährdet wurde. Alles andere war belanglos. Unwichtig. Nicht weiter von Interesse. Mein Blick sank langsam zu Boden, als mir zunehmend unwohler in meiner Haut wurde. Dabei presste ich mich dicht an die Küchentheke, deren Kante sich nun schmerzhaft in mein Rückgrat drückte und mich spüren ließ, wie mein Körper daran zu erzittern begann. Weil ich Angst vor dem hatte, was geschehen und vor allem davor, was er sagen würde. "Verdammt nochmal, sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche! Hast du denn überhaupt kein Benehmen?", schrie er mir lauthals entgegen und als ich nicht direkt reagierte, packte er mich grob am Kinn und drehte mein Gesicht in seine Richtung, um mich mit ängstigenden und wütenden Blicken zu strafen, während seine Finger, die sich tief in mein Fleisch bohrten, mich nur noch mehr seinen nicht enden wollenden Hass und die maßlose Verachtung spüren ließen. "Und hör' endlich auf, dich wie eine Memme aufzuführen! Du verhältst dich wie ein beschissenes Weib! Gott! Was habe ich da bloß großgezogen? Was habe ich da bloß großgezogen..." Die letzten Worte richtete er mehr an sich selbst, schien sich dabei sogar allerlei Vorwürfe zu machen und ließ plötzlich mit entsetztem Blick - ich wusste nicht, ob er ihm oder mir galt - mein Kinn wieder los. Mein Herz schlug mir inzwischen schmerzlich bis zum Hals, während ich nur noch unterbewusst wahrnahm, dass meine Mutter zu schlichten versuchte. Ich hörte ihre Stimme kaum mehr. Sie ging, in den ganzen Eindrücken, die ich plötzlich verarbeiten musste, förmlich unter. Alles, was ich sah und worauf ich mich konzentrierte, war letztendlich das von Hass und Verachtung geprägte Gesicht meines Vaters. Auf einmal kam ich mir neben seiner riesigen und mächtigen Gestalt, die sich gottgleich vor mir aufplusterte, so schäbig und unendlich klein vor. Ich fühlte mich einfach schlecht. Und schuldig. Als hätte ich wirklich etwas Unrechtes getan. Ein ungutes, ekelerregendes Gefühl machte sich daraufhin in meiner Magengegend breit. War ich schon soweit, mich mit Leibeskräften vor mir selbst zu ekeln? Sollte ich wirklich schon an diesem Punkt angelangt sein? "Den nächsten Auftritt wirst du alleine machen. Du wirst unserem Tanz seinen Glanz zurückgeben. Ich werde da sein und du wirst alles gerade biegen", befahl er mit seinem gebieterischen Ton und ich regte mich nicht. Ich nahm es hin. Ich akzeptierte. Es blieb mir nichts anderes übrig. Eine kurze, aber verheißungsvolle Stille trat ein, ehe mein Vater erneut das Wort erhob und somit das unangenehmste aller Themen anschnitt: "Du und dieser Naruto." Mein Herz schlug immer schneller, während er wieder pausierte und schließlich das nahezu Erschlagende: "Glaub' nicht, ich wüsste nicht, was ihr da miteinander treibt", hinzufügte. In einem derart nüchternen Tonfall, dass es mir augenblicklich einen eiskalten Schauer den Rücken hinunterjagte. Vor Schock begannen sich meine Augen zu weiten und allein mit dieser simplen Reaktion hatte ich mich bereits verraten, machte somit alle Erklärungsversuche rein überflüssig, doch zum ersten Mal am heutigen Tag war ich in der Lage, leise und derart zittrig, sodass ich mich sogar vor meiner eigenen Stimme erschreckte, das Wort zu erheben: "Du irrst dich. Es ist nicht-" Ein zischendes Geräusch erfüllte daraufhin für einen Augenblick den Raum, dann ein Knallen und schließlich verblieb nichts weiter, als der prickelnde Schmerz an meiner Wange. "Fugaku!", schrie meine Mutter plötzlich auf und wollte offensichtlich aufspringen, denn ich hörte einen Stuhl über die Fliesen scharren. Doch sie tat es nicht, schien auf einmal vor Schock wie gelähmt zu sein und mein Vater achtete ohnehin nicht weiter auf ihre Mahnung. Sein Gesicht glühte bloß vor Zorn und sein Mund verkrampfte sich, als er mich betrachtete. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt mir. "Lüg' mich nicht an, Sasuke!", schallte es durch den Raum und ließ mich aufhorchen, aber gleichzeitig auch vor nackter Angst erstarren. Meine Wange pulsierte weiterhin, doch ich war absolut unfähig auch nur noch einen Finger zu regen. Also stand ich einfach nur da und sah ihn an - ängstlich und verschreckt. "Ich warne dich, Junge! Glaubst du, ich wäre so bescheuert und könnte eins und eins nicht zusammen zählen? Der Grund, warum du immer bei diesem Kerl bist und warum ich dich nachts halbnackt in seiner Wohnung vorfinde? Ich weiß genau, dass ihr verflucht nochmal miteinander fickt!" In diesem Moment kam ich mir schlagartig unendlich verloren und alleingelassen vor. Inmitten dieser Küche, die mir plötzlich so unsagbar groß und kalt erschien. Ich hörte meine Mutter flehen und schluchzen und spürte selbst, wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Seine Wortwahl war schmerzlich direkt. Und das zeugte nur noch mehr von seiner momentanen Wut. Also blieb ich still und versuchte zu atmen; nicht plötzlich aufgrund von mangelndem Sauerstoff das Bewusstsein zu verlieren. "Du bist wirklich nicht mein Sohn. Du bist eine gottverdammte Schande für die ganze Familie. Das bist du." Nach diesen vernichtenden Worten machte er einen Schritt von mir zurück, schien mir nun nichts mehr zu sagen zu haben. Er war fertig mit mir. Und zwar endgültig. Das Einzige, was ich noch wollte, war, aus dieser Küche zu entkommen. Und so nutzte ich die Gelegenheit, die sich mir bot, stürmte einfach nur noch polternd und holprig aus dem Raum, eilte die Treppe hinauf und schmiss mich direkt auf mein knarrendes Bett. Tränen rannen ungehalten meine Wangen hinab, als ich mein Gesicht in das Kissen presste. Jetzt war alles kaputt. Ich hatte alles zerstört. Alles kaputt gemacht. Einfach alles, was ich eh nie besessen hatte. Für einen Sekundenbruchteil dachte ich daran, mich einfach vor den nächstbesten Zug zu schmeißen. Dann wäre endlich alles vorbei. Das wäre mein Happy-End. Doch dann erfasste mich auch schon eine neue Gedankenflut. Plötzlich wollte ich in Narutos Arme zurück. Und im nächsten Moment einfach nur noch weg. Völlig egal wohin. Hauptsache weit, weit weg. Neben meinen eigenen Schluchzern hörte ich meinen Vater unten weiter toben. Hörte, wie er begann meine Mutter anzuschreien und ihr allerlei Vorwürfe zu machen. Sie hätte mich zu verweichlicht aufgezogen und sei schuld an dem, was ich war. Verzweifelt hielt ich mir die Ohren zu. Ich wollte das nicht länger mit anhören. Es machte mich psychisch fertig. Ich konnte es nicht länger ertragen und wenn ich nicht den nächsten Nervenzusammenbruch erleiden wollte, durfte ich ab jetzt kein einziges Wort mehr davon hören. Und plötzlich - nur wenige Minuten später, in denen es mir beinahe gelungen war meinen Puls zu regulieren - bemerkte ich einen Lichtstrahl auf meinem Gesicht. Ohne es zu sehen, wusste ich, dass jemand die Tür geöffnet hatte und ich befürchtete, es sei mein Vater, der gekommen war, um das, was ich empfand, aus mir rauszuprügeln. Das wäre das erste Mal, dass er mich richtig schlagen würde. Und vielleicht war es sogar das Beste. Weil es mir noch nicht einmal mehr leid tat, dass ich Naruto liebte. Zumindest nicht annährend so sehr, wie es sein sollte. Und das war das Schlimmste. Doch anstatt eine geballte Faust ins Gesicht oder den Rücken zu bekommen, spürte ich bloß, wie sich eine große, aber feine Hand auf meine Wange legte und mich vorsichtig zu streicheln begann. Aufgrund dieser zärtlichen Berührung entfuhr mir ein weiterer wehleidiger Schluchzer. Und für einen törichten Moment hatte ich doch tatsächlich gehofft, es wäre mein Vater, der hier war, um sich mit mir zu versöhnen. Und ich hasste mich selbst für diesen Gedanken. Als ich schließlich aufsah, war es nicht das Gesicht meines Vaters, sondern das schmerzverzerrte meines Bruders, das mich mit traurigen Augen musterte. "Es tut mir so leid, Sasuke." Ich versuchte die Tränen aus meinen Augen zu blinzeln und wollte fragen: "Warum?", doch ich brachte kein einziges Wort hervor. Aber es war ohnehin überflüssig, denn die nächsten Worte meines Bruders sollten alles erklären. Trotzdem machte es mich wahnsinnig. Denn wieder einmal war ich schlicht und ergreifend wie verstummt, lag einfach nur reglos da und ließ widerstandslos geschehen, was geschehen musste. Währenddessen setzte sich Itachi auf meine Bettkante und streichelte auch weiterhin beruhigend über mein verheultes, brennendes Gesicht. "Ich habe gestern mehrmals auf deinem Handy angerufen, aber du bist nicht rangegangen. Ich hab' mir Sorgen gemacht und deshalb bei Naruto angerufen, weil Mutter meinte, du seist mit ihm unterwegs. Aber da hat auch keiner abgehoben und daraufhin bin ich vorbeigefahren, um nach dem Rechten zu schauen und als ich dann am Fenster vorbeiging, da hab' ich...na ja, ich...Ich hab' euch gehört." Abrupt kniff ich die Augen wieder fest zusammen und drehte mein Gesicht beschämt zur Seite. Es war ein einziger Alptraum. Alles was geschah. Das konnte nicht die Realität sein. Es war ein Alptraum. Der Schrecklichste, den ich jemals hatte durchstehen müssen. Und er nahm kein Ende. "Ich denke, es ist das Beste so", fügte Itachi leise an und hielt mit seiner Berührung inne. 'Das Beste' schoss es mir durch den Kopf und ich biss mir daraufhin auf die Unterlippe. Wie immer durfte ich nicht selbst bestimmen, was das Beste für mich war. Es wurde mir vorgegeben und ich hatte es zu akzeptieren. So wie immer. Es war jedes Mal das Gleiche. Egal in welcher Beziehung. "Also hast du Vater alles erzählt?", presste ich hervor, während mein Gesicht in das durchnässte Kissen gedrückt lag und der Stoff vor meinem Mund die Qualität meiner wenigen Worte verzerrte. "Es ist mir einfach rausgerutscht. Ich kam mit der Situation auch nicht klar", rechtfertigte sich mein großer Bruder und angehender Zorn und pure Entrüstung aufgrund meiner Nachfrage schwang dabei in seinem Unterton mit. "Und zufällig hast du ihm auch seine Adresse gegeben", stellte ich mit einem traurigen Lächeln fest, das Itachi ohnehin nicht sehen konnte. Er hatte es vorsätzlich getan. Das war mir in jenem Moment klar. Und es verletzte mich. "Sasuke...", seufzte er bloß und fasste sich vermutlich gerade mit der linken Hand an den Nacken, so wie er es oft in vergleichbaren Situationen tat. "Warum tust du das? Warum lieferst du mich ihm so aus? Ich dachte, du wolltest mich vor denen beschützen, die mir etwas Böses wollen. Das hast du gesagt. Warum tust du es dann nicht, Itachi?", stellte ich die Fragen, die in jenem Augenblick mein gesamtes Bewusstsein füllten und ballte unmerklich eine Faust, die ich tief in meinem Bettlaken vergrub. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis irgendetwas - ganz gleich was - zu zerschlagen. Etwas zu verwüsten. Meinen Schmerz mit Zerstörungswahn zu lindern. "Du hast dein Wort doch auch nicht gehalten. Also brauchst du mir keine Predigten zu halten, Sasuke. Außerdem habe ich dich damit doch nur vor einem noch viel größeren Fehler bewahrt! Herr Gott, ich weiß ja, dass du in deinem Alter gerne mal was Neues ausprobierst, aber so geht das nunmal nicht! Ich hab's lediglich gestoppt bevor es zu einem beschissenen Problem wurde. Zu deinem Problem! Also solltest du mir dankbar sein. Verdammte Scheiße, ich will doch nur das Beste für dich", redete sich Itachi viel mehr selbst in Rage und ich spürte, wie er unaufhörlich auf meinem Bett hin und her rutschte. Das zeugte für mich nur noch mehr von seiner Unruhe und Unsicherheit, die er sonst immer so professionell verstecken konnte. Und dennoch war dies der Moment, indem ich glaubte, zu meinen Gefühlen stehen zu müssen. Ich musste endlich einmal Mumm zeigen. "Ich liebe ihn", sagte ich deshalb zum Trotz laut und deutlich, hob dazu sogar mein Gesicht ein wenig an und drehte es zu ihm, um dabei ernst in seine Augen zu sehen. Doch Itachis Blick verfinsterte sich bereits in dem Moment, als ich direkten Augenkontakt aufbaute. "Was weißt du denn schon von Liebe. Du mit deinen 18 Jahren", murmelte er mit kalter Miene und wollte anscheinend keine Antwort hören, denn er wandt den Blick wütend zur Seite, starrte nun auf das weiße Bettlaken und machte keinerlei Anstalten mich wieder anzusehen. "Wahrscheinlich weiß ich nicht viel, aber...Er ist der, der mir ein wenig Trost spendet. Und er würde mich auch nicht so hintergehen, wie du es tust. Itachi, ich versteh' das alles nicht. Ich meine, sind...Sind meine Gefühle denn wirklich so abartig, wie Vater sagt? Oder macht ihr sie alle bloß dazu? Ich will mich doch auch nur geliebt und gebraucht fühlen. Darf ich das denn nicht? Darf ich ihn nicht lieben? Nur weil wir beide Männer sind?" Es dauerte einen Moment, in dem Itachi wohl mit sich selbst zu ringen schien, während meine gesagten Worte wie dicke Luft im Raum schwebten, doch dann packte er mich urplötzlich, zog mich zu sich hoch und drückte meinen Kopf fest an seine Brust, wobei er ebenfalls seine Arme um mich schlang. Seine Hände wussten dabei jedoch nicht recht, wo sie mich festhalten sollten. Zuerst griff er in mein Haar, dann wanderten sie plötzlich ziellos meinen Rücken entlang. Er versuchte mich zu halten. Und wusste selbst nicht, wohin mit seinen Gefühlen. "Doch, das darfst du...Ach, Sasuke. Verdammt, es tut mir alles so leid. Ich bin ein schlechter Bruder. Ich wusste mir einfach nicht zu helfen. Also wenn jemand einen Fehler gemacht hat, dann war ich das. Es tut mir leid. Es tut mir so leid, kleines Brüderchen." Er nuschelte diese Worte, die mich um Verzeihung baten nur mit unregelmäßigen Atemzügen hervor. An manchen Stellen hielt er sogar inne, um dann einen neuen Versuch zu starten. Ich wusste, dass er nicht aus Boshaftigkeit, sondern aus purer Verzweiflung und Sorge um mich so gehandelt hatte. Zumindest versuchte ich das zu glauben. Weil ich ihn brauchte. Weil er mir fehlte. Und weil er da war. "Du liebst ihn also wirklich?", fragte Itachi, als ich meinen Kopf auf seiner Schulter bettete und zur Antwort nur kurz nickte. "Würdest du denn auch vor Vater noch beteuern, dass du ihn liebst? Oder vor laufender Kamera? Vor Millionen von Zuschauern? Würdest du auch da noch zu ihm stehen? - Würdest du nicht, also laber nicht so eine Scheiße, du wüsstest, was Liebe ist. Du liebst ihn nicht, du benutzt ihn nur. Und weißt du was, Sasuke? In der Hinsicht tut mir Naruto sogar richtig leid", murmelte er mit ruhiger Miene und strich weiter meinen Rücken entlang. "Warum?", fragte ich intuitiv nach und begriff im ersten Moment nicht recht, was seine ganzen Vorwürfe zu bedeuten hatten. "Weil ich vor einiger Zeit ein Gespräch mit ihm hatte. Und er klang dabei so verzweifelt. Er scheint in dir tatsächlich sowas wie die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Ich kenn' ihn nur flüchtig, aber er machte auf mich den Eindruck, als würde er alles für dich und deine Liebe tun. Und ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich schmerzhaft ist, wenn dieses Verhalten nicht auf Gegenseitigkeit beruht." "Das tut es aber", konterte ich direkt und als ich zur Seite schielte, erkannte ich, dass sich Itachis Mundwinkel zu einem vagen Lächeln verzerrten. "Na, wenn du das sagst, Brüderchen. Du weißt, dass ich dich sehr liebe. Und ich würde genauso wie Naruto alles für dich tun, obwohl ich weiß, dass du vermutlich niemals deine Hand für mich ins Feuer legen würdest. Aber das macht nichts. Du weckst mit deinen ganzen Problemen einfach Beschützerinstinkte in mir." "Du redest zu viel", entgegnete ich bloß und vergrub mein Gesicht wieder an seiner Schulter. Ich wusste nichts anderes auf seine Vorwürfe zu erwidern. Deshalb zog ich es vor zu schweigen, während mein Bruder einmal halbherzig auflachte und direkt wieder verstummte. "Willst du denn zu ihm, Sasuke?", fragte er nach und meine Arme schlossen sich augenblicklich stärker um seinen Oberkörper. "Sicher, aber ich denke nicht, dass Vater mich rauslässt", gestand ich und begann erneut nervös auf meiner Unterlippe herumzukauen. "Mach' dir darüber mal keine Gedanken", murmelte Itachi mit einem Lächeln auf den Lippen, als er sich von mir löste, mir einen beherzten Klatscher auf die Schulter gab und sich schließlich erhob. Mein Bruder wandt mir nach wenigen Schritten den Rücken zu und ging in die Hocke, bedachte mich dabei weiterhin mit einem Lächeln über die Schulter hinweg. "W-was...?", fragte ich nur nach, weil ich mit diesem Bild, das sich mir bot eine bestimmte Kindheitserinnerung verband, die mir ein wenig die Schamesröte ins Gesicht trieb. "Wir schleichen uns raus. Aber wenn man zwei Fußpaare hört, dann fällt's doch auf, Sasuke. Also steig auf meinen Rücken, wenn du zu ihm willst." Widerwillig tat ich wie mir geheißen, umklammerte Itachis Oberkörper und er nahm mich Huckepack, was er das letzte Mal vor über zehn Jahren getan hatte. Damals, als er mich mit der Verletzung zum Arzt transportiert und deshalb seine Vorstellung bei dieser Elite-Schule verpasst hatte, das war das letzte Mal gewesen, an das ich mich erinnern konnte. "Also so federleicht wie du aussiehst bist du ja nicht gerade, Sasuke", ulkte mein Bruder betont leise und seiner Kehle entfuhr ein gespielt jammervolles Keuchen. "War ja auch nicht meine Idee", zischte ich ihm ins Ohr und dachte augenblicklich an Naruto, der mich ebenfalls als schwer bezeichnet hatte. So ein Unsinn. Das lag lediglich an meiner ausgeprägten Muskulatur. "Da hör' ich dich", lachte Itachi jedoch nur leise vor sich hin und schritt mit mir durch den Flur, die Treppe hinunter und blieb schließlich vor der Eingangstür noch einmal stehen. "Ich dreh' nochmal 'ne Runde. Bis später", rief er laut in Richtung Küche. "Bis später", kam es nur Sekunden später aus jener von meinem Vater und meiner Mutter zurück, wobei sich letztere hörbar unter Kontrolle halten musste. Ein in Wahrheit wehleidiger, aber gespielt normaler und fröhlicher Unterton schwang dabei in ihrer Stimme mit und ließ meinen Blick betreten zu Boden sinken, als mich Itachi, nachdem er die Tür hinter uns geschlossen hatte, schließlich absetzte und wir gemeinsam zu seinem Auto gingen. "Meinst du, Mutter geht's gut?", fragte ich mit schuldbewusster Miene nach, als mein Bruder seinen Wagen aufschloss und mir die Tür öffnete. Ich stieg ein, ließ mich direkt tief in den Ledersitz sinken und schnallte mich an, während Itachi den Spiegel einstellte und kurz darauf den Schlüssel ins Zündschloss steckte. Der Motor jaulte auf, als er den Schlüssel herumdrehte, darauffolgend den Rückwärtsgang einlegte und uns zunächst aus der engen Einfahrt herausmanövrierte. "Weiß nicht", antwortete er mir schließlich, als wir uns schon auf der Hauptstraße befanden. "Sie macht immer einen ziemlich besorgten Eindruck. Und so wie ich das sehe, konnte sie sich wieder einmal nicht gegen Vater durchsetzen. Vielleicht plagen sie Schuldgefühle, weil sie dich nicht beschützen kann", erklärte Itachi und ließ ein Achselzucken folgen. Für mich war seine Stimmlage dafür, dass er über unsere Mutter sprach, viel zu nüchtern und teilnahmslos, als dass ich es einfach akzeptieren könnte. "Warum sprichst du nicht mal mit Vater? Dich schätzt er doch. Auf deine Meinung legt er Wert", schlug ich deshalb betont vernünftig vor und fand, dass es wirklich keine schlechte Idee war. Trotzdem verließen diese Worte nur schwer meinen Mund, da ich somit selbst zugab, dass Vater eben nur auf Itachis Meinung Wert legte, was meine eigene ausschloss. Doch anstatt eines ernsten, nachdenklichen Gesichtsausdrucks, wie ich es erwartet hätte, legte sich nur ein Schmunzeln auf Itachis Lippen. "Ich hab' dir doch die Story mit meinem Kumpel erzählt. Unser Vater ist nunmal ein verdammtes, konservatives Mistschwein. Der kriegt doch überhaupt nichts mehr mit und ich bin auch nur solange sein Liebling, wie ich seinen Anforderungen entspreche. Aufmucken, das kann ich mir ein paar Mal erlauben und dann wäre auch bei mir Sense. Schicht im Schacht. Mal ganz abgesehen davon, dass es bei ihm eh nichts mehr bringt. Der Kerl ändert sich nicht mehr. Für nichts und niemanden." Ich lauschte seinen Worten, während ich, wie bei so ziemlich jeder Autofahrt, die an uns vorbeiziehenden Bäume und Häuser, sowie die vielen strahlenden und farbenfrohen Lichter der Nacht, betrachtete. Seine Argumentation war schlüssig. Sie leuchtete mir ein. Und trotzdem fiel es schwer, das einfach hinzunehmen. Obwohl ich doch bislang auch immer akzeptiert hatte, wie es bei uns Zuhause war. Aber heute schien sich etwas Grundlegendes verändert zu haben. Denn nun war auch meine allerletzte Hoffnung auf eine Versöhnung mit meinem Vater gewichen. Zumindest wünschte und glaubte ich das in jenem Moment. Denn ich war mir fast sicher, dass es wieder Zeitpunkte geben würde, in denen ich zu zweifeln begann und mich nach der Liebe meines Vaters sehnen und alles dafür tun würde, um eben jene zu erlangen. "Sasuke, wenn irgendetwas ist: Ich bin ab morgen wieder in meiner alten Bude. Also wenn du Hilfe brauchst oder was passiert ist, dann lass es mich wissen. Die Adresse hast du doch noch, oder?", unterbrach Itachi schließlich die Stille, als wir durch die letzten wenigen Straßen fuhren. Keine Ampel unterbrach unsere Fahrt. Kein Fußgänger war zu sehen. Der Himmel war schwarz und die Kreuzungen hell erleuchtet. Der Kontrast: hell und dunkel; schwarz und weiß. Das kam mir dabei in den Sinn und ließ mich leicht schmunzeln. "Die hab' ich sicher irgendwo notiert", murmelte ich monoton und ging meinen Gedankengängen nach. Gleich würde ich bei Naruto sein. Und ich steuerte auf dieses Wiedersehen mit gemischten Gefühlen zu. "Gut, sonst schreib' mir halt 'ne SMS oder sowas. Du kannst immer zu mir kommen, egal was passiert. Für ein paar Tage kann ich dich schon unterbringen. Das ist kein Problem. Ich würde das schon irgendwie regeln. Nur bleib' nicht alleine mit deinen Problemen, Sasuke. Das kann ich nicht verantworten. Ich mach' mir langsam Sorgen um dich." Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen, aber ich erwiderte ihn nicht. Obwohl ich glaubte, dass es das Richtige sei, um ihn davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Aber ich konnte ihm nicht direkt ins Gesicht lügen. Das ging einfach nicht. "Das wird sicher nicht nötig sein, aber trotzdem...vielen Dank", murmelte ich und rieb unruhig mit den Händen an meinen Oberschenkeln, die von meiner schwarzen Jogginghose verhüllt wurden, auf und ab. "Dafür sind Brüder schließlich da. Und deinen nächsten Auftritt, den werde ich mir live ansehen, wenn dir das recht ist", sagte er mit freundlicher Miene, obwohl ihm meine unsichere Danksagung sicher nicht entgangen war. Aber er hackte nicht weiter darauf herum und dafür war ich ihm in jenem Moment wirklich dankbar. Und es freute mich zudem, dass sich Itachi - der doch in allem so viel besser war, als ich - sich tatsächlich für meine Vorführung interessierte. Auch wenn ich ihm nun nicht mehr das zeigen konnte, was ich gerne wollte. Schließlich musste ich ohne Naruto auftreten und ausschließlich langweiligen Modern Dance vortanzen. "Sicher", erwiderte ich deshalb nur kurz und sah, wie wir vor Narutos Wohnung zum Stehen kamen. Doch bevor ich eilig aussteigen konnte, hielt mich Itachi noch einmal am Arm fest und ich wandt mehr aus Reflex das Gesicht in seine Richtung. "Wenn er dich unglücklich macht, dann reiß ich ihm sein beschissenes Herz raus", murmelte er ernst, aber mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Und obwohl es eine Drohung war, wusste ich, dass es Itachi nur gut mit mir meinte. Dass er sich um mich sorgte, sich um mich kümmerte und deshalb schlich sich ebenfalls ein vages Lächeln auf meine Lippen. "Danke", flüsterte ich noch und drückte ihm zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. "Pass' gut auf dich auf, Brüderchen", rief er mir nach und ich hörte, als ich auf Narutos Eingangstür zusteuerte, wie ein Motor gestartet und rockige Musik ziemlich laut aufgedreht wurde. Dann quietschende Reifen und mein Bruder war weg. Noch kurz folgte mein Blick dem Fahrzeug, das mit ungeahnter Schnelligkeit immer kleiner wurde, bis es schließlich an einer Kreuzung links abbog und hinter zahlreichen Häusern verschwand. Seufzend wandt ich mich wieder der Tür zu, drückte einmal auf die Klingel und wartete ab. Ich hörte es läuten und kurz darauf wurde ein Schlüssel herumgedreht und die Tür öffnete sich erst einen Spalt weit, dann vollständig. "Sasuke", murmelte Naruto verwundert - nur von Boxershorts und einem weißen Shirt bekleidet - aber gleichzeitig auch mit einem Strahlen in den Augen und sichtlicher Erleichterung. Ich drückte ihn nur in die Wohnung hinein, warf die Tür hinter uns zu und gab meinem Verlangen nach, indem ich ihn direkt in einen stürmischen Kuss verwickelte. Naruto wusste im ersten Moment gar nicht recht, wie ihm geschah, sackte deshalb unter meinen Küssen zusammen und ging zunächst zu Boden, erwiderte dann aber meine Liebkosungen mit ähnlicher Intensität. Ich legte mich auf ihn, roch dabei diesen grässlichen Vanilleduft, der mir unweigerlich ein Lächeln auf die Lippen zauberte und war einfach nur glücklich in jenem Moment bei ihm sein zu können und nicht alleine und verlassen in meinem riesigen Zimmer zu liegen. Wir lösten unseren heißen Kuss schließlich und ich bettete meinen Kopf auf seiner Brust, während seine Finger beruhigend durch mein Haar glitten. "Eigentlich dürfte ich nicht hier sein", murmelte ich und genoss seine Zärtlichkeiten. Naruto war niemals nachtragend. Und auch das war eine Eigenschaft für die ich ihn liebte. "Dachte ich mir", erwiderte er trübselig und hauchte einen Kuss in mein Haar. Ein wohliges Seufzen entwich dabei meinem Mund. Mit einem Mal fühlte ich mich so furchtbar wohl. Schon fast behütet, sobald ich in seiner Nähe war. Und ich wollte mit ihm reden. Weil es mir leid tat, dass ich es bislang nie wirklich gekonnt hatte. Aber vielleicht würde es auch jetzt nichts weiter, als ein kläglicher Versuch bleiben, der von vornherein schon zum Scheitern verurteilt war. "Itachi hat mich hergefahren", murmelte ich leise, um ein Gespräch zu beginnen. "Echt?", fragte Naruto wie erwartet verwundert nach. Anscheinend waren die beiden durch dieses Gespräch, von dem Itachi erzählt hatte, nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen. Zumindest ließ das sein überaus überraschter, fast schon schockierter Unterton vermuten. Als habe er niemals damit gerechnet, dass Itachi so etwas tun würde. "Ja, nachdem er mich zuvor bei Vater verpfiffen hatte", fuhr ich fort und biss die Zähne zusammen. Ganz verzeihen konnte ich ihm diese Aktion nicht. Dafür war mir die Situation mit Vater zu peinlich, zu schrecklich und zu ernüchternd gewesen. Kurz war es ganz still zwischen uns. "Und? Wie hat er reagiert?", stellte Naruto die Frage, die eigentlich komplett überflüssig war. Und das schien er auch selbst zu wissen. Trotzdem gehörte sie banalerweise dazu. "Nicht gut...Ich muss den nächsten Auftritt alleine machen." Mein blonder Freund seufzte laut auf und schlang dann beide Arme um meinen Oberkörper. "Also war's das mit unserm Duo, oder wie?" Ich seufzte ebenfalls. "Sieht ganz danach aus. Tut mir leid." Und das meinte ich aufrichtig. Wir hatten so viel Fleiß und Arbeit in diesen Wettbewerb investiert. Es war eine Schande, alles hinzuwerfen. Aber manchmal musste man die Dinge nunmal so hinnehmen wie sie kamen und das Beste aus ihnen machen. 'Das Beste' schoss es mir wieder durch den Kopf und ließ mich nachdenklich auf meiner Unterlippe herumkauen. "Das heißt, du willst dich wieder seinem Willen beugen?", fragte Naruto mit leichter Entrüstung nach und fuhr wieder mit den Fingern durch mein Haar. "Ich will nicht. Aber was bleibt mir schon anderes übrig? Wenn ich jetzt schon wieder Stress mache, dann schmeißt der mich entweder achtkantig raus oder macht mir zu Hause nur noch mehr die Hölle heiß, als ohnehin schon. Und ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchstehen würde. Itachi als Alternative scheidet auch aus. Ich will ihm während seines Studiums nicht noch zusätzlich auf der Tasche sitzen." Nachdem ich diese Erklärung abgeliefert hatte, spürte ich plötzlich Narutos Hände an meinen Wangen, die mein Gesicht zu ihm anhoben und mich in vertraute, ozeanblaue Augen blicken ließen, die mir bei nahezu jedem Blick, den wir wechselten, neue Kraft zukommen ließen. "Du könntest doch zu mir ziehen", lächelte er mir zu und küsste vorsichtig meine Wange. Das war eine weitere Alternative, die ich nicht wollte. "Und wie willst du das finanzieren? Das geht doch nicht. Ich meine, dein Geld reicht kaum für dich alleine und ich würde nichts mitbringen. Geld würde ich von meinem Alten sicher nicht sehen. Jedenfalls nicht ohne Gerichtsverfahren. Und bis das läuft, da hab' ich mein Abi doch längst fertig", sagte ich und ließ meinen Blick über sein leicht gebräuntes Gesicht schweifen. Früher war mir nie wirklich aufgefallen, was für ein hübscher Mann er eigentlich war. Jetzt wurde es mir mit jedem Blick, den ich riskierte, nur immer bewusster. Selbst in unangebrachten Situationen, wie dieser. "Das geht schon irgendwie. Wir werden schließlich gerade zu Berühmheiten", zwinkerte er mir zu und ich musste unweigerlich lächeln. Naruto war wundervoll. Er sah selbst dann noch ein Licht am Ende des Tunnels, wenn gerade die Welt unterging. Ohne seinen unverbesserlichen Optimismus würden wir jetzt nicht so nah beeinander liegen. Wir würden uns nicht küssen. Und vielleicht würden wir uns nicht einmal lieben. Jedenfalls hätten wir dieser Liebe sonst niemals eine Chance gegeben. Das stand fest. "Du spinnst", lächelte ich und strich ihm seinen Pony aus dem Gesicht. Er lachte daraufhin. "Na ja, mag sein. Aber vielleicht bekommen wir ja ein paar kleinere Aufträge. Du vielleicht für ein Fotoshooting oder was weiß ich. Oder wir suchen uns 'nen Nebenjob, da fällt uns sicher was ein. Aber hör' endlich auf, immer zu machen, was er will. Spiel' doch mal nach deinen eigenen Regeln." Sein Finger zeichnete nun liebevoll die Konturen meiner Lippen nach, während er feudig grinste. Ich hoffte inständig, dass seine gute Laune nicht bloß eine Fassade war. Er musste es vollkommen ernst meinen, sonst würden wir es nie schaffen, etwas zu verändern. "Und wie soll ich das machen?", fragte ich deshalb interessiert nach und wartete geduldig auf eine Antwort, mit der ich überprüfen könnte, ob er sich ernstzunehmende Gedanken über seine Vorschläge machte oder nicht. "Ich finde, wir sollten ihm eine Lektion erteilen", grinste er hämisch. Verwundert zog ich die Augenbrauen hoch und blinzelte ein paar Mal, während Narutos Grinsen nicht aus seinem Gesicht wich. Absolute Vorfreude lag darin. "Aha, und was schlägst du vor?", fragte ich weiter und war zugegeben ziemlich gespannt auf das, was er sich ausmalte. "Ich hab' da schon so eine Idee. Eine richtig gute sogar, aber dann muss es dir prinzipiell egal sein, ob wir den Wettbewerb noch gewinnen oder nicht. Und du musst defintiv über deinen eigenen Schatten springen, Sasuke. Es geht dann nur noch darum, ihn mit allen möglichen Methoden bloßzustellen. Wir werden ihn richtig fertig machen, dass er sich wünschen wird in Grund und Boden zu versinken. Ach was, er wird sich wünschen, niemals geboren worden zu sein! Du musst mir dafür nur erzählen, was er am meisten verachtet und vor allem musst du mir blind vertrauen, Sasuke." Viele Forderungen. Einen Moment lang dachte ich nach, schloss dabei die Augen und atmete einmal tief durch. Eigentlich musste ich mich überhaupt nicht entscheiden. Es lag auf der Hand, was ich zu tun hatte. Was ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen. "Was hab' ich schon zu verlieren?", fragte ich deshalb ironisch, aber gleichzeitig auch mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen, weil ich wusste, dass es bei mir tatsächlich eine absolut rhetorische Frage war. Narutos Hand streichelte daraufhin erneut meine Wange entlang. "Jetzt mach' aber mal ein anderes Gesicht. Wir schaffen das. Vertrau' mir einfach, mein Liebling", flüsterte er mir zu, weshalb ich augenblicklich rot anlief und verlegen zur Seite sah. "Nenn' mich nicht so...", forderte ich, obwohl es mein Herz höher schlagen ließ. Weil ich wusste, dass er nur mich so nannte und es etwas Besonderes war. Und dieser Kosename war letztendlich auch der Auslöser dafür, dass wir in dieser Nacht bereits zum zweiten Mal miteinander schliefen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)