Dance with me von sissyphos (Naruto & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 13: Mein Ziel --------------------- "Hatake?" "Yo, Kakashi. Naruto hier! Ich hab' da mal 'ne Frage", rief ich sogleich in den Hörer, wollte schnell zum Thema kommen. "Hey, yo, Naruto. What's up?" Der und sein blödes Denglisch. "Können wir uns vielleicht mal unterhalten? Am besten noch heute." Nervös rieb ich mir über den Nacken, ging in der Küche auf und ab. Ich war total angespannt, obwohl ich das gar nicht sein musste. "Tun wir doch gerade", kam es sarkastisch aus dem Hörer. "Ja, haha. Ich würde gerne persönlich mit Ihnen sprechen", grummelte ich und blieb stehen, tippte von einem Fuß auf den anderen. "Da frag' ich mich doch, was du ausgefressen hast. Schließlich kommst du so gut wie nie mit deinen Problemen zu mir." Einen Moment dachte ich über meine Ausdrucksweise nach. Schließlich hatte er recht. "Es ist nicht wirklich ein Problem, ich hab' viel mehr eine Bitte an Sie." Am anderen Ende hörte ich ein Seufzen. "Du sprichst in Rätseln, Naruto. Und ich hab' eigentlich echt keine Zeit, hast mich gerade beim Aufwärmen gestört. Aber wenn es wirklich so dermaßen wichtig ist, dann komm einfach in mein Studio und wir reden drüber." Ein Lächeln, das er natürlich nicht sehen konnte, umspielte daraufhin meine Mundwinkel. Auf Kakashi war einfach Verlass. Und wenn er eh schon im Studio war, müsste ich auch nicht ewig auf sein Erscheinen warten. "Danke, Kakashi. Ich mach' mich direkt auf den Weg." "Keine Ursache", meinte er noch, dann legte er auf und ich warf das Telefon umgehend auf den Tisch. Somit war ich meinem großen Ziel ein Stück näher gekommen. Denn ich war auf etwas gestoßen, das sowohl für mich, als auch für Sasuke interessant sein könnte. Aber dafür brauchte ich in gewisser Weise Kakashis Hilfe. Mit großen Schritten trat ich in den Flur, nahm meine Jacke von der Garderobe, checkte noch einmal, ob ich überall das Licht ausgeschaltet hatte - das kostet nur unnötig Strom - und verschwand dann eilig aus meiner Bude. Draußen war es noch ziemlich frisch, obwohl immer häufiger die Sonne schien. Eine leichte Brise strich mir durch die Kleidung. Ich atmete die Luft ein, aber sie war nicht sauber, sondern verdreckt, roch nach Großstadt, obwohl wir uns am Stadtrand befanden. Als ich die Jacke zuzog, umschloss ich noch einmal den bläulichen Talisman, dachte an Sasuke und legte mir überzeugende Worte für Kakashi zurecht, während ich mich der Bushaltestelle näherte. Wir fuhren durch die Straßen, in Itachis schwarzem Peugeot. Er hatte mich tatsächlich für die zwei Kilometer mit dem Auto abgeholt. Aber wir fuhren auch gar nicht nach Hause. Denn ich sah seit einigen Minuten, in denen wir uns anschweigen, unentwegt die Häuser, Sträucher und Bäume in einem berauschenden Tempo an mir vorbeiziehen. "Hast du Hunger?", wollte mein Bruder plötzlich wissen und ich sah verwundert, aber genervt, zu ihm. "Ich dachte, Mutter wartet mit dem Essen?" Er zuckte mit den Schultern, wandt den Blick wieder auf die Straße. "Tja, das war wohl gelogen." Ich verzog das Gesicht, verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust etwas mit ihm zu unternehmen, geschweige denn mit ihm Essen zu gehen, schon allein aus dem Grund, weil es mir immer noch nicht wieder richtig gut ging. Dank Naruto viel besser, aber gesund war ich dennoch nicht. Mir war selbst jetzt, in dem kalten Auto, noch höllisch warm, aber wenigstens waren meine Kopfschmerzen fast komplett abgeklungen. Das war ein gutes Zeichen. Vielleicht würde ich bereits morgen wieder topfit sein. "Komm, wir halten da an." Überrascht hob ich den Blick, sah das goldene M vor mir auftauchen - sonderbarerweise tatsächlich Itachis Lieblingsrestaurant - und stöhnte laut auf. "Jetzt hör' auf dich zu beschweren. Das ist lecker da." Verärgert kaute ich auf meiner Unterlippe herum. "Ansichtssache", erwiderte ich bissig, aber er lächelte nur. Genau wie Naruto, der auch immer lächelte. Meine Gedanken schweiften wieder zu dieser merkwürdigen Szene ab, während Itachi auf den Parkplatz fuhr. Erneut sah ich Narutos errötetes Gesicht vor mir und hörte das, was er gesagt hatte. Meine Finger krallten sich in den weichen Stoff meiner - nein, seiner - Hose. Für mich war es völlig klar, dass er mich mit den Fragen ärgern wollte. So wie er es immer tat. Aber ich verstand einfach nicht, warum. Davor war er so nett gewesen. Gleichzeitig aber auch ein totaler Trottel - ich schielte kurz zu Itachi herüber und mir lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Ich erinnerte mich an die Umarmung. Wie geborgen ich mich in dem Moment gefühlt hatte. Und genau deshalb verstand ich sein Verhalten nicht. In keinster Weise. Was bezweckte er damit? Vermutlich war die Antwort ebenso simpel, wie logisch: gar nichts. Er war einfach so. "Hey, Sasuke. Wir sind da, du Schlafmütze", murmelte Itachi und rüttelte an meiner Schulter, als wolle er mich aus dem Tiefschlaf reißen. "Ja, ja", schnaufte ich und schnallte mich ab. Wir stiegen aus, er schloss noch den Wagen ab, dann gingen wir gemeinsam in diese knallbunte Imbissbude und der Geruch von Fastfood stieg mir in die Nase. Itachi wies mit dem Finger auf einen freien Fensterplatz, wo wir uns schließlich auch niederließen. Völlig erschöpft, obwohl ich mich gar nicht angstrengt hatte, ließ ich meinen Körper über die Rückenlehne hängen, legte für einen Moment den Kopf in den Nacken. "Brüderchen", schnulzte dann Itachis hauchzarte Stimme drauflos, die mir so dermaßen auf die Nerven ging, dass ich ihn jedes Mal erwürgen könnte. "Was?", grummelte ich und hob den Kopf, sah gleich darauf die Bedienung vor mir stehen. "Was willst du essen?", grinste mein Bruder mir entgegen, den Kopf in eine Hand gestemmt. "Ähm, ich nehm 'nen Salat." Schon allein aus dem Grund, weil ich bereits gegessen hatte. Die Frau klimperte mir aus ihren großen Augen zu. "Welchen denn?", säuselte sie, genauso hauchzart wie mein Bruder und nahm den Stift schon mal zur Hand. "Keine Ahnung. Einen, wo Tomaten drin sind", erwiderte ich nur und ließ den Blick dann aus dem Fenster schweifen, während sie sich Notizen auf ihrem kleinen Block machte. Neben uns tobten ein paar kleine Kinder vorbei, sie schrien, spielten wohl fangen und die Geräusche taten mir höllisch in den Ohren weh. Das wäre in einem anständigen Restaurant sicher nicht passiert. Allgemein war der Geräuschpegel deutlich über Zimmerlautstärke. "Und welches Getränk dazu?", fragte die Frau weiter, kassierte nur einen kleinen, nichtsbedeutenden Blick von mir, ehe ich wieder die Umgebung draußen betrachtete und nur, ohne wirklich darüber nachzudenken, "Cola" murmelte. Ich merkte, wie Itachis überraschter Blick auf mir ruhte, mich beinahe auffraß. "Mir, junge Dame, bringen Sie dann bitte, öhm, einen Big Mac, zwei Cheeseburger, 'ne große Pommes und eine große Sprite", bestellte Itachi freundlich wie immer - gut erzogen, gute Manieren, eine Vorzeigekind - und wandt sich dann wieder zu mir. Der Groll in meinem Innersten wuchs erneut. "Seit wann trinkst du denn Cola?", schmunzelte er, als ich ihn ebenfalls ansah. "Trink ich halt. Problem damit?", keifte ich. Er ging mir auf die Nerven. Er sollte die Klappe halten, in Ruhe essen und dann wieder aus meinem Leben verschwinden. Er sollte mich allein lassen. Das konnte er schließlich gut. Obwohl ich ihn vermisst hatte, wollte ich ihn nicht sehen und er sollte schon gar nicht mit nach Hause kommen. Den ganzen Trubel um seine Person würde ich nicht ertragen. "Nein, habe ich nicht. Ich frag' mich viel mehr, was du für ein Problem hast", erwiderte er, wie immer freundlich, seine Stimme blieb höflich. "Mein Problem sitzt direkt vor mir." Itachi seufzte. "Was ist denn jetzt schon wieder so schlimm an mir?" Das Gespräch war kein Unbekanntes. Und ich hatte keinen Bock wieder alles von vorne zu erklären. Er kannte den Grund nur zu gut. "Darum", sagte ich deshalb und verschränkte wieder abweisend die Arme vor der Brust. "Du machst es mir wirklich nicht leicht, Sasuke. Aber du wirst dich leider auf kurz oder lang mit mir abfinden müssen." Meine Augen wurden größer, ich starrte ihn an. Lass das bitte nicht wahr sein, was ich glaube. "Unsere Uni hat hier in der Nähe ein Projekt. Deshalb wohne ich bis auf Weiteres wieder zuhause. Vater bot es mir an, eigentlich wollte ich mir ja vorübergehend eine kleine Bude nehmen, aber na ja, so ist das natürlich viel komfortabler und dann kann ich auch endlich wieder Zeit mit meinem geliebten Brüderchen verbringen." Schlagartig verengten sich meine Augen wieder, ich merkte, wie mir das Blut vor Wut ins Gesicht schoss und mein Körper sich verspannte. Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. "Aha", würgte ich nur hervor. Ich wollte nicht vor allen Menschen ausflippen, deshalb beließ ich es bei diesem einfachen Wort der gespielten Gleichgültigkeit. "Ich muss auch ein- oder zweimal in deine Tanzschule, Sasuke. Tut mir ja leid, aber ich kann mir das nicht aussuchen. Wenn du nur nicht so verdammt stur wärst, könnte das prinzipiell ganz lustig werden, aber so wird es wohl für uns beide eine Tortur." Mein Magen verkrampfte sich augenblicklich. Nicht genug, dass ich ihn von nun an wieder Zuhause ertragen musste, jetzt auch noch in der Tanzschule, in meiner Freizeit. Verärgert biss ich die Zähne zusammen, versuchte nicht aus der Haut zu fahren. Dann bekamen wir unser Essen vor die Nase gestellt. Itachi nickte daraufhin freundlich, lächelte wieder. "Ach, apropos Tanzschule", begann er nun, während er die Packung seines Big Macs öffnete und ich mich ebenfalls meinem Salat widmete. "Die haben bei uns angerufen. Vater war alles andere, als erfreut", meinte er und biss gleich darauf in seinen Burger. Scheiße. Das war das Einzige, was ich dachte. "Ich hab' nicht viel mitbekommen, aber es hieß, dass du die Aufführung sabotiert hast. Stimmt das?" Itachi zog an dem Strohhalm seiner Sprite und ich tat es ihm gleich, nahm einen kräftigen Schluck von meiner Cola. Dann nickte ich einfach stumm. Vielleicht weil er so eindringlich gefragt hatte. "Vater war stinksauer - ist vermutlich noch stinksauer. Ich konnte ihn kaum beruhigen. Was hast du dir nur dabei gedacht, Sasuke?", fragte Itachi. In seiner Stimme schwang Sorge und Bekümmertheit mit. "Ich bin nicht wie du", schoss es einfach nur aus meinem Mund. Der Satz war keine richtige Antwort, passte nicht einmal zur Frage und doch war es genau das, was ich dachte und was ich mit meinem Handeln zeigen wollte. "Nein, das bist du nicht", bestätigte mein Bruder wider Erwarten. "Zum Glück nicht", lächelte er. "Dann wärst du nämlich auch so ein riesiges, verlogenes Arschloch, wie ich es bin. Nicht wahr, Sasuke? Das ist es doch, was du denkst." Meine Augen fokussierten resigniert eine einzelne Tomate. Ich konnte jetzt nicht aufsehen, wollte sein Gesicht nicht sehen. Das Gesicht, das mich anlächelte und dem ich dennoch so weh tat, indem ich mich so wie verhielt, wie ich es nunmal tat. Eigentlich wollte ich das gar nicht. Damals hatte ich ihn so sehr geliebt, meinen Bruder. Bis zu diesem einen Tag, wo alles seinen Lauf genommen hatte. Wo Vater begann, mir mehr und mehr zu zeigen, wie unwichtig ich doch war und gleichzeitig Itachi jeden Wunsch von den Augen ablas. Aber er konnte nichts dafür. Er war, wie er war. Es war nicht seine Schuld. "Tut mir leid", murmelte ich nur und verbarg mein Gesicht hinter einer Hand, nach der Itachi sogleich griff und mich zwang ihn anzusehen. "Sasuke, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich weiß, dass du es nicht leicht hast. Auch wenn es dein Verhalten nicht erträglicher für mich macht. Aber ich weiß auch, dass du mich nicht wirklich so tief verabscheust, wie du immer meinst. Da hab' ich doch recht, oder?", lächelte er mir wieder entgegen, dieses Mal klang seine Stimme jedoch ernster, wenngleich auch sehr ruhig und besonnen. Wieder nickte ich stumm, versuchte sein Lächeln zu erwidern. "Ich rede mit Fugaku. Aber heute Abend bleibst du besser in deinem Zimmer. Ich muss nämlich nochmal weg. Hab' noch 'nen dringenden Termin. Du weißt ja, wie er ist. Lass' dich nicht provozieren", riet er mir und nun legte sich doch ein trauriges Lächeln auf meine Lippen. "Du tust so, als wäre ich derjenige, der rumschreit und wütet." Vorsichtig tätschelte er meine Wange. Ich fragte mich, was die Leute von uns dachten, sah ihn aber weiter an. "Iss deinen Salat, Brüderchen. Und lass' uns über was anderes sprechen. Wir haben uns schließlich lange nicht gesehen." Ich war wirklich froh, dass er das Thema auf sich beruhen ließ. Keine Antworten auf Fragen forderte, auf die ich keine wusste oder die mir unangenehm waren. Abermals startete ich einen Versuch, endlich meinen Salat zu essen und träufelte nun das Dressing rüber, rührte alles um und zog nochmal an meiner Cola. "Du treibst viel Sport. Du solltest mehr essen", bemerkte Itachi, als er seinen Cheeseburger auspackte. "Aber nicht sowas. Ich muss schon bei Naruto immer diese ekelhaften Ravioli essen. Und der Salat hier schmeckt auch nicht sonderlich vitaminreich", beschwerte ich mich, als ich von dem Grünzeug kostete. Kurz lächelte mein Bruder, doch dann verflog es plötzlich. Neben uns kreischten wieder Kinder. "Dieser Naruto...Mutter meinte, du seist in letzter Zeit öfters bei ihm?" Ich nickte nur und schob mir wieder die Gabel in den Mund. "Ich geb' ihm Nachhilfe." "Ah", machte Itachi und verschlang den Rest seines letzten Burgers, widmete sich dann der riesigen Pommestüte. Mein Bruder war wirklich ein Vielfraß. "Die Sache da vorhin...Warum trägst du seine Klamotten und warum wäscht er deine?", fragte Itachi und ich merkte, dass Unruhe und Ungeduld in seiner Stimme lag. "Warum willst du das wissen?", hakte ich nach, schob mir eine Tomate in den Mund, die nicht wirklich nach einer schmeckte. Fesselnd sah er mich an, ehe er sprach: "Eigentlich geht mich das ja nichts an, aber ich meine, so wie er dich ansieht...Ich mach mir nur ein wenig Sorgen um dich." Meine Augen weiteten sich. "Brauchst du nicht", erwiderte ich sogleich, etwas genervt. "Es ist alles bestens." Dann sank mein Blick wieder auf meinen Salat. Ein paar Sekunden verstrichen. "Wie sieht er mich denn deiner Meinung nach an?", hakte ich nach. Itachi legte eine Hand auf meinen Kopf. "So wie ein Mann einen anderen normalerweise nicht ansieht", meinte er ernst und knabberte an seiner Pommes herum. Nach diesem Satz dachte ich unweigerlich und intensiv an Naruto. Daran, wie er immer von Sakura geschwärmt hatte. Ganze Tage und Nächte hatte er mir damit in den Ohren gelegen. Mir gesagt wie schön sie sei, dass er sie über alles liebe und ganz viele Kinder mit ihr bekommen wolle. Und ich dachte auch an die zahlreichen Male, wo er versucht hatte den Mädchen nachzuspannern. Instinktiv schüttelte ich den Kopf. "Das ist doch Blödsinn." "Ich weiß nicht. Aber du kennst ihn ja besser, als ich. War ja, wenn überhaupt, nur ein- oder zweimal bei ihm. Den Weg hab' ich nebenbei auch nur noch schwer gefunden. Aber eines hat sich echt nicht verändert: Seine Wohnung sieht immer noch aus, wie ein Saustall. Und dabei hab' ich nur den Flur gesehen", schmunzelte Itachi und strich mir mit den Fingern durchs Haar. "Könntest du das mal lassen?", zischte ich. Diese Geste nervte mich, weil ich mir dann immer so klein vorkam. Gott, ich bin 18 Jahre alt! Da hat mir keiner mehr durch die Haare zu wuscheln. Auch oder schon gar nicht mein großer Bruder. Doch der lachte nur. "Ist dir das peinlich?" Ein breites Grinsen umspielte seine Mundwinkel, während seine Fingerkuppen auf meiner Schädeldecke herumtippten. "Nein, ich mag es ganz einfach nicht." Auch weiterhin strich er mir durchs Haar. Ein Seufzen konnte ich nicht unterdrücken. "Wie lange haben wir uns jetzt nicht gesehen? Bestimmt schon ein paar Monate, oder?", murmelte er in Gedanken versunken. "Kann sein, ja", erwiderte ich und ließ meine Lider sinken. Ein paar Sekunden verstrichen, ehe Itachi weitersprach. Vermutlich dachte er über irgendetwas nach. Mir war egal, worüber. "In der Zeit bist du noch hübscher geworden. Bei den Mädels bist du sicher ganz schön gefragt, oder?", hörte ich die sanfte Stimme meines Bruders schmeicheln. Aufgrund dieses Kompliments röteten sich meine Wangen ein wenig. Dabei hörte ich es häufig. Aber immer nur von Menschen, die mir nichts bedeuteten. Und Itachi, so sehr und oft ich auch versuchte es zu verdrängen, war mir verdammt wichtig. Nebenbei war er, wie ich fand, auch um einiges hübscher als ich. "Nicht mehr, als du", erwiderte ich deshalb auf seine Frage und Itachi lachte. "Hast du eigentlich mal über eine feste Freundin nachgedacht, Sasuke?" Mein Bruder streichelte mich weiter. Mit Sicherheit starrten uns die Leute schon an. Ich wagte es gar nicht, zur Seite zu sehen. Und obwohl mir die Situation unangenehm war, war ich dennoch plötzlich froh, dass Itachi wieder da war. So wie immer, auch wenn ich ihn das Gegenteil spüren ließ. Weil Vater ihn dann wieder bevorzugte, noch mehr von ihm schwärmte, als ohnehin schon und ich mir daneben nur wie lästiger Ballast vorkam. "Ich bin zufrieden, so wie es ist", antwortete ich wahrheitsgemäß. Eine Freundin wäre mir viel zu anstrengend. Ich wollte meine Ruhe haben und mich nicht verpflichtet fühlen, den ganzen Tag mit jemandem etwas zu unternehmen, ihm immer wieder auf gestellte Fragen zu antworten oder ganz allgemein ein Gespräch führen zu müssen. "Hm", machte Itachi, "gibt es denn sonst etwas, das du erreichen möchtest?" Ein Lächeln umspielte meine Lippen, während ich tief in Gedanken versank. "Ich will tanzen - breakdancen. Und damit will ich berühmt werden, richtig viel Geld verdienen und in allen Zeitschriften zu finden sein. Jeder soll meinen Namen kennen!" Verträumt blinzelte ich, sah geradewegs in Itachis überraschtes Gesicht. Er zog wieder an seiner Sprite. "Ah und wozu das Ganze?" Verwirrt sah ich ihn an. Was war denn das für eine Frage? Wer wollte denn bitte nicht berühmt sein? "Wie wozu?", murmelte ich deshalb. "Ja, warum du das unbedingt willst? Sasuke, ich kenne dich einfach zu gut, als dass ich glauben würde, dass du nur im Rampenlicht stehen und zum Mittelpunkt der Erde werden willst. Das passt nicht zu dir. Ich ahne ja schon, woran es liegt, aber ich würde es lieber aus deinem Mund hören. Du weißt es doch sicher auch." Seine Stimme war ruhig, er wollte mich nicht aufregen. Mein Blick sank auf die leere Salatschale. "Ja, ich weiß es", flüsterte ich, presste die Worte beinah hinaus, während ich meine Finger wieder tief in dem Stoff meiner Hose vergrub. "Also?", hakte Itachi behutsam nach. "Wegen Vater", gab ich zu und schluckte, griff augenblicklich nach meiner fast leeren Cola und trank eilig den Rest. "Sasuke, hör mal zu. Glaubst du denn wirklich, dass es etwas ändern würde? Selbst wenn du all das erreichst, was du dir wünschst, glaube ich nicht, dass ihm das genug wäre. Mach dich doch nicht selbst kaputt. Das ist es ganz einfach nicht wert." Bei diesen Worten strich er mir mit dem Handrücken über die Wange, sah mich aus seinen tiefschwarzen, beruhigenden Augen an. "Doch, einen Versuch ist es auf jeden Fall wert", murmelte ich und versuchte mich zum Grinsen zu bringen - erfolglos. Wieder seufzte Itachi. "Denk immer daran: Es ist nicht alles Gold, was glänzt", sagte Itachi und strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht. Ich hatte ihn wirklich vermisst. Aber ich wollte auch nicht, dass er blieb. Und ich wollte seine Predigten nicht hören. Die vielen Schauermärchen, die er mir jedes Mal über das Showgeschäft erzählte. "Wenn du wirklich erfolgreich werden willst, dann musst du alles aufgeben. Auch dich selbst, Sasuke." Hatte ich das denn nicht längst? Ich weiß nicht. Ich weiß es ganz einfach nicht. Meine Lider wurden wieder schwerer, während ich widerspruchslos seiner Tadelei horchte. "Du musst über deinen eigenen Schatten springen, unzählige Opfer bringen und manchmal sogar über Leichen gehen. Dich darf niemand interessieren, außer du selbst. Und du solltest auch nicht meinen, dass du nur von anderen geliebt und bewundert wirst. So ist das nicht, Sasuke. Da wo Ruhm und Geld sind, da sind auch Neid und Hass nicht weit. Halt dir das immer wieder vor Augen. Aber ich glaube und hoffe einfach, dass du nicht so eiskalt und vorallem blind bist und das alles tun würdest, nur um dein utopisches Ziel zu erreichen. Du bist doch nicht herzlos." Fest griff ich bei diesen Worten in den Ärmel von Narutos Oberteil. Mir war es egal, was ich leisten musste, was ich von dem aufgeben musste, was mir noch Weniges geblieben war, wenn ich nur endlich mein Ziel, mochte es noch so utopisch sein, erreichen würde. Vater wäre sicher stolz auf mich. Augenblicklich biss ich mir auf die Unterlippe. Ich wollte doch nicht mehr so denken. Jetzt tat ich es schon wieder, wurde wieder zu seiner willenlosen Marionette. Aber als Berühmtheit wäre ich doch unabhängig, ich könnte tun und lassen, was ich will und wann ich will. Es würde keine Rolle mehr spielen, was mein Vater dazu sagt und ob er es gut heißt oder nicht. Ich könnte auch von Zuhause ausziehen. Ja, das könnte ich. Ganz weit weg. "Und außerdem", hörte ich nun wieder die leise Stimme meines Bruders ansetzen. "Und außerdem ist von denen, die so gedacht haben, die all das in Kauf genommen haben, heute doch keiner mehr auf der Bühne. Sie haben sich selbst kaputt gemacht in ihrem Wahn. Mit Alkohol, Frauen und nicht zuletzt auch mit Unmengen an Drogen. Alle wurden vom Geld geblendet. Zumindest habe ich ein paar von ihnen kennen gelernt. Und ich will nicht, dass mein eigener Bruder irgendwann dazugehört, hörst du?" Seine Finger hoben mein Kinn an, ich sah ihm ihn die Augen, sah, dass er wirklich besorgt war, aber ich nickte nur. "Überstürz' nichts, Sasuke. Du kannst nicht von heute auf morgen berühmt werden. Das sind Ausnahmen. Und auch die haben ihren Preis. Denk' immer daran, dass dir auf dieser gottverdammten Welt nichts geschenkt wird." Wieder nickte ich - einfach so, ohne ihm wirklich zuzustimmen. Sollte er doch reden, ich hatte meine eigenen Vorstellungen und auch meine eigenen Pläne. Und wenn ich dafür über Leichen gehen musste. Wenn sich mir nur ein einziges Mal die Gelegenheit bieten würde, schlagartig berühmt zu werden, ich würde sie nutzen. Koste es, was es wolle. Das würde jeder tun. Auch der Itachi, der hier die klugen, belehrenden Sprüche von sich gab. "Bist du dann fertig?", murmelte ich und sah ihn durchdringend an. Er nahm die Hand von meiner Wange und lächelte. "Wo trainierst du immer?", wollte er wissen. "Bei Kakashi - immer noch", erwiderte ich, war ihm nicht böse, dass er es wieder vergessen hatte. Er hatte genug um die Ohren. Da konnte man sich solche Belanglosigkeiten nicht merken. "Dann lass' uns da hinfahren. Ich hab' noch ein bisschen Zeit. Und du zeigst mir was von deinem Traumberuf", grinste Itachi und gab mir mit einem Nicken zu verstehen, dass wir uns erheben sollten. "Das interessiert dich doch überhaupt nicht." Verwundert blickte er mich an. "Und ob, sonst würde ich ja wohl kaum vorschlagen, mir das anzusehen." Ich seufzte, als plötzlich jemand gegen mich prallte. Augenblicklich drehte ich mich um, doch zunächst erkannte ich niemanden, dann schaute ich hinab und sah das kleine Mädchen an der Erde sitzen - sie stand kurz davor in Tränen auszubrechen. Ich mag keine Kinder. Weil sie immer so laut und nervtötend sind. Und dennoch war ein solcher Anblick für mich absolut unerträglich. Das kleine Kind wie ein Häufchen Elend auf der Erde sitzen zu sehen, völlig verschreckt und hilflos. Also hockte ich mich auf den Boden und sah das schluchzende Mädchen an. Itachi ging in der Zeit anscheinend bezahlen. Jedenfalls mischte er sich nicht ein. "Alles okay?", fragte ich vorsichtig, wollte sie nicht verschrecken. Das Kind starrte mich aus seinen großen, blauen Augen an. Aufmunternd lächelte ich ihr zu. Und sie erwiderte es. "A-Alles okay", brabbelte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Wo ist denn deine Mama?", fragte ich nach und das Mädchen, in deren Augen nun Stolz und Freude aufblitzten, deutete mit dem Finger hinter sich. Ich blickte auf und erkannte eine Frau mittleren Alters, die sich gerade intensiv mit dem Mann ihr gegenüber unterhielt - wahrscheinlich auch der Vater des Kindes. "Vielleicht erlaubt deine Mama ja, dass ich dir als Entschuldigung ein Eis ausgebe?" Sie fing an zu lachen. Das war wiederum das Schöne an Kindern. Sie waren nicht nachtragend, irgendwie furchtlos und vergaßen schnell ihren Kummer. Sie waren irgendwie...sorglos. Ganz anders, als Erwachsene. Dann packte sie mich an der Hand und versuchte mich mit sich zu ziehen. Ich folgte ihr und sie blieb genau vor dem Tisch stehen. Misstrauisch sahen mich sofort ihre beiden Eltern an - zum Glück. "Mama, Papa, der nette Mann möchte mir ein Eis ausgeben! Darf er, darf er? Bitte, bitte!" Ich löste behutsam ihren Griff um meine Hand und sah ihre Eltern einmal abwechselnd an. "Guten Tag, mein Name ist Sasuke Uchiha", stellte ich mich zur Sicherheit lieber einmal vor. Das Misstrauen wich nicht, die Mutter zog ihre Tochter zu sich. Das war gut so. "Na ja, ich stand ihrer Tochter im Weg rum und daraufhin ist sie gestürzt. Als Entschuldigung würde ich ihr einfach gerne ein Eis spendieren. Ich kann es ja kaufen und ihr hierher bringen?", schlug ich vor. Mit großen Augen sahen sie mich an - ihr Audruck geprägt von Skepsis. "Verzeihen Sie", begann der Vater, "aber sowas ist doch recht ungewöhnlich, oder nicht? Verstehen Sie mich nicht falsch, wir sorgen uns ganz einfach nur." Die Mutter nickte bestätigend, aber allmählich wich der Zweifel aus ihren Augen, als sie mich näher musterte. Ich sah schließlich nicht aus wie ein Verbrecher. Aber was hieß das schon? Doch ihr Verhalten war nur menschlich. Man beurteilt Menschen nach ihrem Aussehen - überall Vorurteile. Ich konnte es ihr nicht verübeln. "Nein, das ist auch völlig richtig. Ich meinte es nur gut. Ich hatte keinesfalls vor, Sie zu belästigen. Ich kann auch gerne wieder gehen, wenn Ihnen das lieber ist", lächelte ich, schob die Hände in meine Hosentaschen. Die Frau musterte mich weiter aus ihren liebevollen Augen. "Ich finde den jungen Mann sehr nett. Das ist wirklich zuvorkommend, daran könnten sich andere ein Beispiel nehmen", wandt sich die Mutter nun an ihren Mann und lächelte ihm zu. Er war noch immer nicht ganz überzeugt, murmelte dennoch ein: "Na gut, von mir aus." Ich grinste und wandt mich zu dem Mädchen. "Was für ein Eis möchtest du denn?" "Erdbeer!", rief sie sogleich freudig und ich nickte ihr zu. "Okay, dann bis gleich." "Hey, Sasuke!", rief mir nun auch von hinten mein Bruder zu. Ich schritt auf ihn zu, blieb vor ihm stehen. "Was machst du denn? Wir wollten doch los." Ich grinste nur verlegen. "Kannst du mir was leihen? Ich hab der Kleinen versprochen, dass ich ihr ein Eis ausgebe." Skeptisch betrachtete er mich. "Ich dachte, du willst keine Freundin?" Er verstand meinen Satz definitiv falsch. "Nein, nein. Sie ist wirklich klein. Vielleicht sechs oder sieben Jahre alt." "Achso", schnaufte er und wühlte in seiner Hosentasche herum, drückte mir zwei Münzen in die Hand. "Das sollte reichen für ein Eis. Ich warte im Auto auf dich." "Danke", sagte ich noch, als ich auf den Tresen zusteuerte, bestellte das Eis und brachte es dem nun strahlenden, kleinen Mädchen. "Was sagt man?", wandt sich die Mutter kurzerhand an ihre Tochter. "Vielen Dank!", rief diese nach kurzer Bedenkzeit und schleckte überglücklich an ihrem Eis. "Keine Ursache. Ich muss nun aber auch los, mein Bruder wartet schon auf mich." Ich nickte den Eltern zu, grinste das Mädchen noch einmal an und machte dann auf der Stelle kehrt, verließ das nach Fastfood stinkende Lokal. Während ich meinen Weg zum Auto ging, dachte ich kurz darüber nach, warum ich das getan hatte. Und eigentlich wusste ich es nicht genau. Vielleicht hatte ich mich selbst in ihr gesehen. Vielleicht wollte ich auch einfach ausnahmsweise nett zu anderen Menschen sein und nicht zu dem Arschloch werden, das über Leichen geht, wie Itachi mir prophezeite. Ich seufzte. Das war doch alles Schwachsinn. Ich öffnete die Tür, setzte mich neben meinen Bruder, der gleich darauf den Motor startete. "Ich hab' doch gesagt, dass du nicht so bist", lächelte er zufrieden, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr los. __________________________________________________________________________ So blubb, ich mach jetzt mal Werbung für mich selbst und meine Freundin! An alle die es interessiert: Derzeit konstruiere ich gemeinsam mit einer Freundin,, einen NaruSasu-Doujin :D Mit einem anderen Thema, aber vielleicht besteht ja bei einigen von meinen Lesern dennoch ein vages Interesse! http://animexx.onlinewelten.com/doujinshi/zeichner/552575/47890/ Hihi, hf :D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)