Dance with me von sissyphos (Naruto & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 3: Die Premiere ----------------------- Nun war es soweit. Der Tag der Entscheidung war gekommen. Heute würde sich zeigen wie viel ich gelernt hatte und was es bewirken konnte. Vor allem, was es bei meinen Eltern auslöste. Sie sollten stolz auf ihren Sohn sein können. Deshalb würde ich alles geben. All mein Können. All meine Leidenschaft. Nur für diesen einen Moment. Nur für meinen Vater. Für seine Anerkennung. Für seine Liebe? Noch wenige Augenblicke bis zum Auftritt. Die Bühne war dunkel und ich wartete wie auf heißen Kohlen. Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass ich nervös war. Keine gute Voraussetzung zum Tanzen. Tief atmete ich ein. Und wieder aus. Leicht angespannt schloss ich die Augen. Dann ging das Licht an. Ich hörte die Menge tuscheln und trat auf die Bühne. Wie bei unserer Probe drehte ich mich mit dem Rücken zum Publikum und sank auf meine Knie nieder. Ich konzentrierte mich. Versuchte die Nervosität zu verdrängen und meinen Körper frei von allem zu machen. Dann setzte leise die Musik ein. Nun ging es los. Jetzt durfte mir kein Fehler mehr unterlaufen. Alles musste perfekt sein. Mein Körper wurde schlagartig steif wie ein Brett. Die Arme lösten sich krampfhaft von ihrer Position. Glitten in die Höh', sanken wieder herab. So wie es sein musste. Der Anfang musste unästhetisch und unnatürlich wirken. Völlige Individualität. Die Schritte liefen in meinem Kopf ab wie ein Film. Aber, war ich denn selbst überhaupt so individuell wie ich mich präsentierte? Rhythmus. Hinata betrat die Tanzfläche. Eigentlich tanzte ich nur für ihn. Nur für meinen Vater, Fugaku Uchiha. Er war der Grund, mein Antrieb, sein Lob mein einziges Ziel. Nur einmal wollte ich ihn sagen hören: "Das hast du gut gemacht." Denn das tat er nie. Er lobte mich nicht. Stattdessen trieb er mich mit seiner Abweisung und Gleichgültigkeit nur weiter an. Er trieb mich an meine Grenzen. Und nicht nur an die Physischen. Alles steckte ich in diesen einen Tanz. Es war vielleicht meine letzte Chance, mich endlich zu beweisen. Ich fing Hinata auf. Ruhige Musik. Wir tanzten miteinander. Dann der abrupte Wechsel: Die Musik gewann an Tempo, zunehmend an Klangfarbe. Wieder unsere Hände, die sich voneinander entfernten. Das Verlangen. Die Begierde. Nicht loslassen, sondern erreichen wollen. Ich griff nach Anerkennung. Nach seiner Anerkennung. Und dieses Streben verlieh meinen Bewegungen mehr Ausdruckskraft. Es trieb mich weiter voran. Solange ich denken konnte, hieß es immer nur: Itachi hier, Itachi da. Itachi kann dies besser und Itachi kann das besser. Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder. Hör' auf das, was Itachi dir sagt. Befolge seine Ratschläge. Lerne von ihm. Denke wie er. Bewege dich wie er. Sei wie er. Und trotzdem, konnte ich es nicht. Wie ich mich dabei fühlte, war schon immer nebensächlich gewesen. Aber jetzt war endlich der Moment gekommen, in dem ich im Mittelpunkt stehen konnte. Ich wollte derjenige sein, über den man sprach. Über den mein Vater in hohen Tönen sprach! Mit dem er prahlte, den er schätzte und respektierte. Das wollte ich. Nicht mehr und nicht weniger. Einmal das Gefühl haben, von ihm geliebt zu werden. Meine Mutter tat es. Aber mein Herz verlangte schon immer nur nach seiner Liebe. Weil ich sie nicht besitzen konnte. Dafür gab ich alles auf. Meine Freunde. Meine Freizeit. Meinen freien Willen. Und letztendlich auch meine Individualität. Brachte meinen Körper an seine Grenzen, um ihm zu gefallen. Und weiter. Immer weiter. Doch es war nicht genug. Niemals genug. Ich kämpfte und lernte. Versuchte mit Itachi gleichzuziehen. Aber es war niemals genug. Niemals gut genug. Ich war immer schlechter, als er. Vielleicht, weil es mir nicht gefiel. Weil ich es hasste. Ich hasste diese Art von Tanzen wie die Pest. Oder vielleicht, weil ich eben doch nicht hart genug an mir arbeitete. "Zu wenig Disziplin", würde mein Vater sagen. Und vielleicht hatte er recht. Aber vielleicht auch nicht. Der Tanz ging zu Ende. Wir sanken gemeinsam nach fast dreißig Minuten der stetigen Konzentration auf die Erde nieder. Symbolisierten den gemeinsamen Tod. Meine Glieder schmerzten. Mein Körper brannte fürchterlich. Aber ich hatte es geschafft. Und ich war mit mir zufrieden. Ich war sogar stolz auf mich. Das Publikum stand auf und applaudierte unaufhörlich. Meine Augen schweiften nervös durch den Saal, machten meine Mutter aus, die bereits in der ersten Reihe saß und euphorisch Beifall klatschte. Auch sie hatte sich erhoben. Ein Lächeln umspielte meine Mundwinkel hinter der stickigen Maske. Vielleicht hatte es sich doch endlich ausgezahlt. All die Strapazen. Das, was ich dafür aufgegeben hatte. Keine Zeit, ein normales Leben zu führen. Ich führte bloß ein Leben, geprägt von Anstrengung, Ehrgeiz und Enttäuschung. Ein trostloses Leben. So unerfüllt und leer. Aber ich wusste, was diese Leere füllen konnte. Wer in der Lage war, mein Leid zu beenden. Dann sah ich mit Herzklopfen neben sie. Meine Augäpfel weiteten sich. Mein Blick versuchte diese dunkle Gestalt zu durchdringen. Ich sah ihn an. Voller Erwartung. Voller Anspannung. Und schließlich - voller Enttäuschung. Zutiefst gekränkt. Ernüchtert. Endlich begreifend. Er applaudierte nicht. Sah mich nicht einmal an. Plötzlicher Schmerz - das Gefühl zu fallen. Die Bühne verdunkelte sich. Wir verbeugten uns. Verließen mit langsamen Schritten gemeinsam die Bühne. Mein Körper zitterte. Mit jedem Schritt, den ich tat, hatte ich das Gefühl plötzlich zusammenzubrechen. Aber ich blieb standhaft. Zwang mich weiterzugehen. Versuchte mir meinen Schmerz nicht anmerken zu lassen. Es war einfach niemals genug. Ich war zu schlecht. Nichts weiter, als eine billige Kopie Itachis. Niemals mehr und niemals weniger. Ich würde ihn nicht erreichen. Egal wie sehr ich mich bemühte. Aber war es das wirklich alles wert? Sollte das etwa mein Leben sein? Um etwas Aussichtsloses kämpfen? Einem Hirngespinst nachjagen? War ich denn wirklich so blöd? So blind vor Ehrgeiz? Nein, ich wollte so nicht sein. Ich hasste diese Art von Tanz doch. Und ich hasste meinen Vater. Genauso wie er mich hasste. Warum sollte ich es also weiter ertragen? Das war doch sinnlos. Es war immer sinnlos gewesen. Ich quälte mich nur selbst. Seit Anbeginn versuchte ich ihm nahe zu sein, obwohl keine Nähe zwischen uns möglich war. Die Frage nach dem warum, stellte ich mir schon lange nicht mehr. Auch sie war sinnlos. So wie es jetzt war, war alles sinnlos. Mein Handeln, mein Streben, mein Leben. Ja, mein ganzes Sein hatte keinen Sinn. Ich war nur ein Schatten meiner selbst. Ich wollte eine eigene Persönlichkeit. Nicht die, die er mir vorgab. Denn nur er traf die Entscheidungen. Und ich befolgte sie widerstandslos. Er zog die Fäden. Ich folgte ihm. Stellte keine Fragen. Er gab vor, was gut und schlecht war. Er gab vor, wie ich zu sein hatte. Er war meine Persönlichkeit. In diesem Moment wurde mir schlagartig klar, dass nur ich allein in der Lage sein konnte, mein Leiden zu beenden. Auf seine Hilfe brauchte ich nicht zu hoffen. Ich musste die Fäden endlich selbst in die Hand nehmen. Die Zeit war gekommen, einen Schlussstrich unter diesem Elend zu ziehen. Noch einmal ganz von vorne anzufangen. Ein neues Leben. Mehr Freiheiten. Weniger Zwang. Und deshalb fasste ich einen bedeutsamen Entschluss: Niemals wieder würde ich seine Marionette sein. Von nun an, wollte ich die Individualität beweisen, die ich in den letzten 18 Jahren für ihn in den Hintergrund gedrängt hatte. Es war genug. Endgültig genug. Deshalb sollte dieser Uchiha Sasuke, wie man ihn bis jetzt kannte, auch endgültig tot sein. Auf dieser Bühne mitsamt seiner Hoffnung gestorben. Er existierte nicht mehr. Zumindest sollte er nicht mehr existieren. Daran müsste ich arbeiten. Es würde schwierig werden. Und aus diesem Grund, würde ich noch heute Abend damit beginnen. Und ich wusste genau, wer mir dabei helfen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)