Dance with me von sissyphos (Naruto & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 2: Party? - Nein, danke! -------------------------------- Endlich hörte ich das erlösende Geräusch der Schulklingel. Mal wieder hatte ich mich in Irukas Unterricht zu Tode langweilen müssen. Er erzählte mir nichts Neues und teilweise auch Inkorrektes, aber man korrigierte einen Lehrer nunmal nicht einfach so. Zumindest nicht derart krass. Deshalb hörte ich irgendwann einfach nicht mehr richtig zu und konzentrierte mich stattdessen auf andere Dinge wie zum Beispiel die Wandfarbe oder die verzweifelten Gesichter der anderen Schüler, die anscheinend überhaupt nichts verstanden. Eine absolut hoffnungslose Klasse. Wie die ihr Abitur schaffen wollten, war mir schleierhaft. Immerhin war Naruto zwischendurch für einen Lacher gut. Schließlich hatte er es längst aufgegeben, auch nur zu versuchen, dem Unterricht zu folgen, geschweige denn ihn zu verstehen. Obwohl er eigentlich gar nicht so blöd war wie er sich präsentierte. Wenn er wollte, konnte er ziemlich schnell begreifen und schlussfolgern. Aber er war nunmal herausragend faul. Und das brach ihm das Genick. "Sasuke, bleib bitte noch einen Moment", meinte Iruka, während er die Tafel wischte und wir uns alle von unseren Stühlen erhoben. Eigentlich war ich ziemlich im Zeitdruck, aber wenn es wichtig war, dann musste ich mir die Zeit eben nehmen. Auch wenn mein Vater davon sicher nicht begeistert war. "Bis Morgen", grinste Naruto mir krampfhaft zu und entfernte sich mit schnellen Schritten. "Bis später", rief ich hinterher und er wäre aufgrund dessen beinahe gestolpert. Er war schon komisch. Vorhin hatte er noch ein paar Mal nachgehakt, ob ich heute zum Training erscheinen würde und jetzt versuchte er es anscheinend gekonnt zu überspielen. "Ich warte auf dich, mein Schnuckelchen!", rief mir nun Sakura noch lächelnd hinterher, bevor sie wie alle anderen verschwand. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Genervt atmete ich aus und ging auf das Lehrerpult zu. Geduldig wartete ich, bis Iruka mit seiner Reinigung fertig war und begutachtete währenddessen mäßig interessiert die vielen verschiedenen Stifte, die wild verteilt auf dem klobigen Tisch lagen. Lächelnd wischte er sich schließlich den Schweiß von der Stirn, ließ sich auf seinen Stuhl sinken und legte zunächst die verstreuten Utensilien ordentlich an ihren rechtmäßigen Platz zurück. "Also, worüber ich mit dir reden wollte, Sasuke", begann er, während er mich durchdringend ansah und dann laut aufseufzte. "Ist etwas mit meiner Leistung nicht in Ordnung?", fragte ich direkt verwundert. "Nein, nein, mit deiner ist alles bestens", winkte er ab und ließ mich aufatmen. Für einen Moment hatte ich tatsächlich daran gezweifelt. Obwohl das eigentlich absurd war. Schließlich war ich in jedem Fach Klassenbester. "Gerade deshalb, wollte ich ja mit dir sprechen", murmelte er und zog eine Mappe hervor, die er aufschlug und grob mit den Augen überflog. Hatte ich etwa eine Empfehlung für eine Eliteschule bekommen? Das wäre ja hervorragend! Meine Eltern würden sicher stolz sein und ich könnte endlich mein ganzes Talent entfalten und dort gezielt fördern lassen. Ein leichtes Lächeln legte sich bei diesem Gedanken auf meine Lippen und ließ Iruka jedoch nur den Kopf schütteln. "Es geht um Naruto", meinte er und machte damit all meine Hoffnungen und Träume schlagartig zunichte. Vor blanker Enttäuschung biss ich mir auf die Unterlippe, um ein genervtes Stöhnen zu unterdrücken. Naruto, na klasse! "Geht es dir nicht gut?", wollte Iruka wissen, der anscheinend mein angespanntes Gesicht falsch interpretierte. "Alles okay", murmelte ich, während mein Blick zu Boden sank. Seinetwegen stand ich also hier und musste mir später eine Standpauke meines Vaters anhören. Na warte, Naruto! Was hast du jetzt wieder angestellt, Trottel? "Na gut, also ich wollte dich um etwas bitten, Sasuke. Narutos Noten sind insgesamt...schlecht. Ich kann es nicht anders sagen. Und so wie ich das sehe, seid ihr doch miteinander befreundet, oder nicht? Vielleicht könntest du ihm ja ein wenig Nachhilfe geben. Es wird sonst schwierig für ihn werden. Also das Jahr zu überstehen, verstehst du?" Irukas Stimme klang bei diesen Worten ziemlich bedrückt. Und ich wusste, dass er Naruto eigentlich sehr mochte. Deshalb wollte er ihm auch helfen, wenngleich es während des Unterrichts häufig den Anschein machte, er würde den Uzumaki absichtlich bloßstellen. Aber das entsprach absolut nicht der Wahrheit. Und ich, selbst wenn er der größte Vollidiot aller Zeiten war, wollte natürlich genauso wenig, dass er die Schule nicht schaffte. Schließlich war er mein bester Freund. Außerdem war es mit Sicherheit nicht leicht für ihn, so ganz ohne Eltern zu leben. Erschwerend kamen seine Schulprobleme hinzu, die bestimmt auch nicht von ungefähr rührten. Aus diesem Grund nickte ich Iruka zu und gab ihm somit mein Einverständnis. "Das ist sehr vorbildlich von dir, Sasuke", lächelte mein Lehrer und ich war mir sicher, dass sich das Ganze auch positiv auf meine eigenen Noten auswirken würde. Also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. "Das war's dann auch eigentlich. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag", erlöste mich Iruka endlich mit einem aufgesetzten Lächeln. "Wünsche ich Ihnen auch", erwiderte ich, als ich das Klassenzimmer bereits mit einem Bein verlassen hatte und schließlich die Tür hinter mir zuzog. Jetzt musste ich mich aber beeilen. Gerade, als ich mich in Bewegung setzen wollte, ließ mich eine kreischende, schrille Stimme urplötzlich in mir zusammenfahren und vor Schock beinahe umkippen. "Saaasukeeee", rief sie und ich ahnte bereits, wer mich da so enthusiastisch rief. Es waren also doch nicht nur leere Worte gewesen. "Sakura", versuchte ich zu lächeln und sah dieses nervige Mädchen, das Naruto aus mir unerklärlichen Gründen so anhimmelte, auf dem dreckigen Boden sitzen und auf den Bücherstapel neben sich weisen. Dramatisierend zog sie auch noch einen Schmollmund und starrte mich hilfsbedürftig aus ihren großen, grünen Augen an. Ja, Hilfe brauchte sie tatsächlich. Aber nicht meine, sondern Professionelle. "Kannst du mir vielleicht helfen?", säuselte sie und ich wollte direkt verneinen und ihr sagen, dass ich keine Zeit habe. Schon gar nicht für so einen inszenierten Quatsch. Aber leider machte mir meine gute Erziehung einen dicken, fetten Strich durch die Rechnung, da ich ihr fast automatisch mit einem "Ja" mein Einverständnis gab. Was war ich eigentlich für ein Vollidiot? Wenn ich überhaupt noch vor Sonnenuntergang Zuhause ankam, würde mich mein Vater einen ganzen Kopf kürzer machen. Aber jetzt war es zu spät, denn Sakura war bereits freudig aufgesprungen und hing mir wie eine Klette am Arm. Was außerdordentlich praktisch war, wenn man einen Berg Bücher schleppen sollte. Mit dem Stapel beladen, taumelte ich durch die Gänge, bis sie schließlich: "Halt, hier ist es schon", sagte. Betont langsam schloss sie nun ihren Spind auf und ich verlor allmählich die Geduld. Mit einem Fuß klopfte ich genervt und ungeduldig auf den Boden, während sie mir in aller Seelenruhe ein Buch nach dem anderen abnahm. "Sakura, ich muss -", setzte ich noch freundlich an, doch sie unterbrach mich einfach frech: "Bin ja gleich fertig", murmelte sie und grinste mir dieses falsche Grinsen entgegen. Mühsam verkniff ich mir ein Grummeln, versuchte mir meine Wut nicht anmerken zu lassen, während ihre Finger immer wieder rein zufällig meinen Arm und meine Hand streiften. Und dann wartete ich. Und wartete. Und wartete, bis mir beinahe die Arme abfielen. "Sakura, ich muss wirklich - ", startete ich einen neuen Versuch, doch auch dieser misslang. "Sofort, mein Munkelchen", säuselte sie und zwinkerte mir zu. In diesem Moment konnte ich mir einen abgenervten Gesichtsausdruck nicht mehr verkneifen, woraufhin sie ihr Tempo doch tatsächlich beschleunigte. "Das war's schon!", lachte sie, während sie ihr Fach zuschloss. Na endlich. "Gut, wir sehen uns dann Morgen", nuschelte ich nur noch beiläufig, als ich mich bereits umgedreht und in Bewegung gesetzt hatte. "Warte doch! Wollen wir nicht zusammen nach Hause gehen? Ich wohne doch nur ein paar Häuser weiter!", rief sie mir hinterher und ging im nächsten Moment auch schon im Gleichschritt neben mir. Diese Frau war echt nicht zum Aushalten. Eigentlich würden sie und Naruto zweifellos das perfekte Paar abgeben. Dann könnten sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen und einen Wettbewerb daraus veranstalten. Hauptsache dieses grausige, anhängliche Mädchen ließ mich endlich in Ruhe! "Könnten wir, aber ich hab's wirklich eilig, weißt du?", versuchte ich erneut mein Glück mit ruhiger Miene. "Ach, das macht gar nichts! Ich kann total schnell gehen!", lachte sie und ging demonstrativ schneller. Womit hatte ich das eigentlich verdient? Aber diskutieren brachte ohnehin nichts. Also Augen zu und durch. Und bloß das Beste daraus machen. Wir bogen in eine Straße ein, an dessen Rand überall die Blumen aufblühten und das Ende des trostlosen Winters bekanntgaben. Wenigstens dieser Anblick konnte mich ein wenig ablenken. Tief sog ich die frische Luft in meine Lungen ein und freute mich auf heute Abend. Wenn ich endlich wieder zum Training erscheinen konnte. Sogar auf diesen Vollidioten und die ganzen anderen Deppen, einschließlich meines Trainers, freute ich mich. Ja, trotz der ganzen Schwierigkeiten, war dies ein guter Tag. "Saaaasukeee", ertönte neben mir wieder die schrille Stimme und erinnerte mich daran, dass eben doch nicht alles perfekt war. Wenn jetzt ein Auto käme - nein, so sollte ich nicht denken. "Was?", fragte ich kurz angebunden. Eigentlich hatte ich absolut kein Interesse an einem Gespräch. Vor allem nicht mit ihr. Momentan hatte ich schließlich - nicht zuletzt ihretwegen - ganz andere Sorgen. Dafür genügte ein Blick auf meine Armbanduhr. Schon in dreizig Minuten begann mein Tanztraining. Und zu allem Übel, war das auch noch die Generalprobe vor unserer Aufführung am Freitag in zwei Tagen. "Warum gibst du dich mit diesem Naruto ab?", wollte sie wissen und mit einer derartigen Frage hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Sie sah mich an, als wäre er ein Schwerverbecher und ich der Böse, der ihn zuhause versteckte. "Keine Ahnung. Einfach so. Wieso fragst du?", gab ich deshalb schnell zur Antwort und richtete meinen Blick wieder geradeaus auf die Straße. Es war Gott sei Dank nicht mehr weit. "Ich finde, er ist ein totaler Trottel!", entgegnete sie und stemmte, wie ich aus dem Augenwinkel erkannte, die Hände in die Hüfte. "Das hast du schonmal angedeutet, ja", stimmte ich zu, obwohl 'angedeutet' deutlich untertrieben war. Schließlich sprach sie von Naruto nie Gutes. Das Einzige, was sie konnte, war, ihn zu beleidigen und schlecht zu machen. Ihre maßlose Oberflächlichkeit kotzte mich einfach nur an. Eigentlich müsste sie das auch wissen. Schließlich hatte ich es ihr in der Vergangenheit des Öfteren gesagt. Aber wie man unschwer erkennen konnte, schien sie darauf nicht allzu viel gegeben zu haben. "Es ist doch aber auch so! Er verhält sich wie der letzte Heckenpenner, ist strohdoof und faul noch dazu! Und das Widerlichste ist ja noch, dass er anscheinend auf mich steht. Bei dem Gedanken läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter!", schimpfte sie und demonstrierte mir ein Würgen. Wie ironisch. Das Gleiche könnte ich schließlich über sie sagen. "Ist das so?", fragte ich stattdessen. Meine Standardfloskel, wenn mich etwas überhaupt nicht interessierte und mir absolut gleichgültig war. Bei Sakura kam sie also häufiger zum Einsatz. "Ja, das ist so! Und außerdem - " "Wir sind da", unterbrach ich sie und revanchierte mich damit für die Male zuvor, in denen sie mich nicht ausreden ließ. "Also dann, bis morgen, Sakura", meinte ich noch und ging auf meine Haustür zu. Im Fenster erkannte ich sogleich eine schemenhafte Gestalt, die mich beobachtete. Bei ihrem Anblick atmete ich prophylaktisch tief ein. "Tschüss, Hasilein!", rief sie mir hinterher. Was sie dann tat, wusste ich nicht, aber ich hoffte, dass sie weiterging. Bevor ich die Türklinke herunterdrückte, hielt ich noch einen Moment inne, sammelte all meinen Mut zusammen und trat dann betont leise ein. Doch wie erwartet, war das Erste, was ich sah, mein Vater, der mit verschränkten Armen und Zornesfalten im Gesicht vor mir stand. "Weißt du eigentlich wie spät es ist?", fuhr er mich beängstigend ruhig an. Ich senkte nur schuldbewusst den Blick und nickte stumm. "Du brauchst gar nicht wegzuschauen! Freundchen, ausgerechnet heute, wo du Generalprobe hast, da musst du zu spät kommen", brummte er mit seiner rauen Stimme und mir wurde schlagartig unwohl zumute. "Es tut mir -", begann ich entschuldigend. "Spar dir das. Setz' lieber deinen Arsch in Bewegung und steig' ins Auto. Ich fahr' dich", unterbrach er mich jedoch direkt. Auf meine Entschuldigungen hatte er noch nie viel Wert gelegt. Nicht mehr Wert, als ich auf Sakuras Gebrabbel und ihre dazugehörigen Liebesgeständnisse legte. Abermals nickte ich stillschweigend, machte auf der Stelle kehrt und eilte wieder aus dem Haus, während mir meine Mutter noch ein liebes: "Bis heute Abend, mein Schatz!", hinterher rief. Dass ich absolut nichts im Magen hatte, musste mir jetzt egal sein. Schnellen Schrittes eilte ich zum Wagen, dicht von meinem Vater gefolgt, und stieg ein. Viel zu schnell fuhr er daraufhin aus der Einfahrt heraus und sauste mit einem beunruhigenden Tempo los. Gerade so, als gäbe es keinen Straßenverkehr und keine Regeln, die man beachten musste. "Du hast deine Klamotten im Studio?", wollte er plötzlich wissen. Seine Stimme klang wie immer rau und kühl. Und selbst bei dieser banalen Frage schwang seine allzeit präsente Gleichgültigkeit mit. "Ja", bestätigte ich und schaute dabei aus dem Fenster, auf die an uns vorbeiziehenden Bäume und Sträucher. "Gut", meinte er. Dann war es wieder still zwischen uns. "Habt ihr eure Englischklausur schon wiederbekommen?", fragte er nach einiger Zeit, in seinem Unterton lag aber reines Desinteresse. "Haben wir", gab ich zur Antwort und kniff die Augen zusammen. Ich wollte es ihm nicht sagen. Das befürchtete: "Und?", folgte trotzdem und forderte eine Erklärung. Meine Erklärung. "Ein A habe ich geschrieben", erwiderte ich nach kurzem Überlegen, ob ich nicht doch lieber lügen sollte. "Itachi hat immer ein A+ in Englisch gehabt", war das Einzige, was ihm dazu einfiel. Und es war genau das, womit ich gerechnet hatte. Und dafür hasste ich meinen Bruder. Genauso wie meinen Vater. Glücklicherweise kam Itachi durch sein Tanzstudium nicht mehr oft nach Hause. Oder vielleicht war gerade das das Problem? Nach geschätzten zehn Minuten, in denen mein Vater ununterbrochen das Gaspedal durchdrückte und alle anderen mit lautem Gehupe warnte, ihm bloß nicht in den Weg zu kommen, kamen wir schließlich mit quietschenden Reifen an meiner Tanzschule an. Ich würde noch gerade pünktlich sein. "Danke", murmelte ich und stieg aus. Ohne eine Antwort oder ein "Tschüss" fuhr er einfach weiter. Und ohne mich weiter daran zu stören, weil es eh zur Gewohnheit geworden war, ging ich geradewegs auf das Gemäuer zu. Es war ein altes Barockgebäude und riesengroß. Die mit Abstand beste und erfolgreichste Tanzschule in ganz Konoha. Diese Schule duldete in ihrem Perfektionswahn weder Fehler, noch zu spät kommen. Und da ich absolut keine Lust auf eine dieser furchtbaren Strafarbeiten hatte, rannte ich in Windeseile los, kam nur Sekunden später am Empfang an, wo mir die Dame, die meine Eile anscheinend bemerkte, nur kurz zunickte und ich überhetzt meinen Weg zu den Kabinen fortsetzte. In der Umkleidekabine angekommen, schloss ich mein Fach Nr. 124 auf, zog die riesige Tasche heraus und kleidete mich in den schwarzen, engen Stoff, sowie die schwarzen Schuhe und die weiße Maske ein. In Gedanken ging ich währenddessen noch einmal sämtliche Schritte durch. Dachte daran, was ich beim letzten Mal falsch gemacht hatte und eigentlich bis heute üben sollte. Aus der Umkleide gelangte ich in einen langen Flur, der nur zwei weitere Türen besaß. Die Linke führte in den Raum, in dem das Licht und die Effekte geregelt wurden, die andere auf die Bühne. Ich nahm natürlich die Rechte. "Gerade noch rechtzeitig, Sasuke", rief mir Madame Anko Mitarashi gleich entgegen, als ich eintrat. Dann sah ich auch schon Hinata Hyuuga, die mir aufgeregt zuwinkte. Sie war ein wirklich liebes und schüchternes Mädchen und zudem noch meine Tanzpartnerin. Wir verstanden uns soweit ganz gut. Irgendwie waren wir sogar miteinander befreundet, wobei sie auf unsere platonische Freundschaft mehr Wert legte, als ich es tat. Trotzdem war sie mir sehr sympathisch, das konnte und wollte ich auch gar nicht leugnen. "Ja, dann fangt mal direkt an, wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit", grummelte meine Tanzlehrerin, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete das folgende Spektakel aus der ersten Reihe. Ich ging in die Mitte der Bühne, drehte mich mit dem Rücken zum Publikum, ließ mich auf meine Knie niedersinken und wartete auf das Einsetzen der Musik. Leise vernahmen meine Ohren den langsamen und doch rhythmischen Klang, beinah automatisch reagierten meine Arme darauf und rissen sich nacheinander im Takt nach oben und wieder nach unten. Es folgte meine Solo-Tanzeinlage und zu meinem Glück, unterbrach mich Anko dabei nicht. Aber mein Körper bewegte sich auch völlig selbstständig. Sobald ich einen Schritt ausführte, lief bereits der nächste in meinem Kopf ab. Das war die Kunst, die man besitzen musste, um tanzen zu können. Dann betrat Hinata tänzelnd die Bühne. In diesem Moment musste sich mein Körper verkrampfen. Schließlich erzählten wir eine Geschichte, der die Zuschauer bei unserer Premiere folgen können sollten. Wir tanzten miteinander. Die Musik spielte etwas Beruhigendes. Dann plötzliche Stille. Die Musik wandelte sich. Rhythmus setzte ein. Trommeln ertönten. Nun mussten wir die Kräfte spüren, die uns auseinander rissen. Die Tragik. Das Verlangen nacheinander. Zwei Hände, die sich berühren wollen und doch nicht erreichen. "Stop!!", brüllte Anko und sprang mit Gepolter von ihrem Stuhl auf. Wir hielten inne. Die Musik verstummte kurz darauf. "Hinata! Was soll denn das werden? Du willst zu ihm! Du vermisst ihn! Verlangen! Begierde! Trauer! Das sollst du vermitteln. So wie du dich präsentierst, hast du höchstens einen guten Putzlappen verloren!", rief sie entsetzt und schüttelte den Kopf. Ankos Vergleiche waren immer wieder faszinierend. "Ah, merde!", entrutschte es ihrer Stimme und ließ mich unter meiner Maske grinsen. Ihre französischen Ursprünge setzten sich bei Fehlern jedes Mal durch. "T-Tut mir leid", stotterte Hinata daraufhin, senkte den Kopf und ich bemerkte an ihrer Stimme, dass sie den Tränen nahe war. Für Hinata war es alles andere, als gut, von einer so energischen Tanzlehrerin unterrichtet zu werden. Ihr raubte es den letzten Nerv, wenn sie angeschrien wurde. Ich hingegen war es sowieso gewohnt. Also konnte ich über Ankos verhältnismäßig sanfte Wutausbrüche nur schmunzeln. "Das Ganze nochmal von vorne! Vite!", brüllte sie und nahm mit einem Knall wieder auf ihrem Stuhl Platz. Ich sollte mich lieber konzentrieren. Sonst platzte ihr noch der Kragen. Und so probten wir stundenlang. Erst, als wir hintereinander zwei Durchgänge perfekt inszeniert hatten, meinte Anko gnädig, dass es genug sei. Völlig erschöpft schlenderten wir daraufhin von der Bühne und ich besuchte zuerst die Dusche, dann zog ich mir frische Kleidung an, gab mein Kostüm am Empfang ab, damit es nochmal gewaschen werden konnte und schaute auf die Uhr: 19 Uhr. In einer halben Stunde begann das einstündige Breakdancetraining. Eigentlich war mein Körper zwar am Ende, aber jetzt konnte ich wenigstens das machen, was mir gefiel. Dazu gehörte dieses protzige Tanzstudio nicht unbedingt. Außerdem verspürte ich auch nicht gerade das Verlangen, nach Hause zu gehen und mir dort die Standpauke anzuhören, für die heute Mittag die Zeit gefehlt hatte. Deshalb zog ich mein Handy aus der Tasche, wählte unsere Nummer und hoffte inständig, dass meine Mutter abhob. "Uchiha?", ertönte die liebliche Stimme meiner Mutter am anderen Ende und ließ mich erleichtert aufatmen. "Ich bin's", entgegnete ich. "Ah, Sasuke!", erkannte sie meine Stimme gleich freudig, "Wie geht's dir? Wie war das Training? Wir hatten ja heute Mittag keine Zeit uns zu unterhalten." "Gut und gut", erwiderte ich, "ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich noch nicht nach Hause komme." Geduldig wartete ich auf ihre Antwort. Im Hintergrund hörte ich Gepolter. "Ja, das ist vermutlich auch besser, mein Schatz", meinte sie leise, als dürfe es sonst keiner hören. "Ich bin so gegen 22 Uhr zuhause, Mum. Bis später", erklärte ich noch und legte dann auf, nachdem auch sie sich verabschiedet hatte. Draußen war es, wie ich nach dem Verlassen des Gebäudes feststellte, bereits dunkel geworden. Der Tag neigte sich dem Ende zu und trotzdem hatte ich heute noch keine fünf Minuten für mich gehabt. Aber das würde ich nun endlich nachholen können und diese Erkenntnis zauberte mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Langsam schritt ich nun zielstrebig durch die Straßen und entschied mich schließlich dafür den Bus zu nehmen, da Kakashis Schule in der Innenstadt lag. Ich stieg also ein, bezahlte und verließ den Bus auch bereits an der zweiten Station wieder. Von hier aus waren es nur noch wenige Meter zu Fuß. Die frische Abendluft erfasste mich auf meinem Weg über den asphaltierten Bürgersteig und kühlte meinen noch immer heißen Körper ein wenig ab. Mein Magen rumorte dabei fürchterlich. Wann hatte ich das letzte Mal gegessen? Vor ungefähr zehn Stunden, schoss es mir durch den Kopf. Und das ausgerechnet an einem so anstrengenden Tag. Dann erkannte ich das absolut heruntergkommene Haus, das mein Herz postwendend höher schlagen ließ. Hier hatte ich viele gute Erinnerungen gesammelt und meine eigentliche Leidenschaft für das Tanzen entdeckt. Und das, obwohl ich schon Jahre vorher zu tanzen begonnen hatte. Aber damals mehr aus Zwang und Tradition, als aus purem Spaß daran. In unserer Familie gehörte Modern Dance nunmal einfach dazu. Und dem hatte ich mich wohl oder übel fügen müssen. Aber ich tat es auch mit einem gewissen Ehrgeiz, um mich meinem Vater endlich zu beweisen. Knarrend öffnete ich nun die Tür, die mich in meine wohl verdiente Freiheit führte, ging langsamen, genießenden Schrittes den dunklen Flur entlang und trat in die hell erleuchtete Umkleidekabine ein. Vier Augenpaare funkelten mich sogleich an. "Ah, der Uchiha ist auch da! Naruto hat dich schon vermisst!", lachte der braunhaarige Kiba neckisch und hatte gleich darauf Narutos Gürtel im Gesicht. Schmunzelnd ging ich auf sie zu und stellte meine Sporttasche ab. Es tat gut in einer so lockeren Umgebung sein zu können. Hier konnte ich endlich abschalten. Den ganzen anderen Stress wenigstens für eine kurze Zeit vergessen. Auch Gaara aus Sunagakure war heute hier. Er hatte allerdings das Pech, dass er nicht jedes Mal zum Training erscheinen konnte. Dafür war der Weg einfach zu weit. Doch da Kakashis Schule die einzig Sinnvolle in der Umgebung war und uns Gaara zudem alle irgendwie mochte, auch wenn er es uns nicht wirklich spüren ließ, hatte er sich trotz der Umstände für eben dieses Tanzstudio entschieden. "Ist Kakashi schon da?", fragte ich rhetorisch nach, um die Stimmung etwas aufzulockern. "Dreimal darfst du raten!", antwortete Shikamaru grinsend. "Womit wird er sich wohl heute entschuldigen?", lachte nun auch Naruto. "Na, ist doch ganz klar: Entweder hat er sich auf seinem 'way of life' verirrt oder auf seinem 'way of the ninja'", grunzte Kiba. Tatsächlich sprach Kakashi so gut wie nur mit Anglizismen. Keine Ahnung, ob er das nun cool fand oder er nicht anders konnte, aber er tat es ganz einfach. Und was er mit seinem merkwürdigen 'way of the ninja'meinte, wusste auch niemand so recht. Obwohl er mit seiner Maske, die von seinem Kinn bis hoch zu seinen Augen verlief, schon ein wenig an einen Ninja erinnerte. Er setzte sie nie, wirklich niemals ab. Und deshalb gab es auch die wildesten Theorien, was er darunter versteckte. Von wulstigen Lippen, bis hin zu riesigen Narben, war alles vertreten. Wieder zog ich mich um. Dieses Mal musste ich mich aber nicht in einen hautengen Anzug zwängen, sondern in eine luftige Hose und ein weites ärmelloses Shirt. Dazu noch Turnschuhe und ein paar Schweißbänder - fertig. Während wir auf Kakashi warteten, betraten wir schon mal die große Halle mit dem riesigen Spiegel, der eine ganze Wandlänge einnahm und quietschten mit unseren Schuhen freudig nervend über den Boden. Gaara nahm derweil auf einer der Bänke Platz und streckte seinen Körper. "Hey, yo, Sasuke!", rief Kiba, während er einen Arm um meine Schulter legte und mich angrinste. "In zwei Tagen", säuselte er. "Was ist dann?", wollte ich wissen und dachte an meine Aufführung. "In - zwei - Tagen!", wiederholte er betont langsam. "Lass' den Scheiß, Kiba", grummelte Shikamaru daraufhin und verschränkte die Arme. "In zwei Tagen gibt Sakura die Party! Und rate mal, wen ich für sie einladen soll?", schwärmte er. O Gott, bitte nicht. Das musste ein Alptraum sein. Ich sah ihn nur aus dem Augenwinkel an und sagte nichts. Meine anfänglich gute Laune sank binnen weniger Sekunden schier auf den Nullpunkt. "Ja, dich, du Dummerchen!", lachte er und verpasste mir einen freundschaftlichen Hieb gegen die Schulter. "Und? Kommst du?", fragte er kurz darauf und schien sich meiner Antwort ziemlich sicher zu sein. "Nein", erwiderte ich, entgegen seiner und der Erwartung der anderen. Sie sahen mich verständnislos an. Aber das war mir egal. Eine Party mit und bei dieser Furie? Dann konnte ich auch gleich von einer Klippe runterspringen. Käme letztendlich das Gleiche bei raus. "Party? Bei Sakura?", meldete sich nun auch Narutos Stimme zu Wort und drängte sich zwischen uns. "Also ich bin ja mal sowas von dabei!", verkündete er im Schwärmerton. "Ja, äh", begann Kiba und Shikamaru beendete seinen Satz mit einem: "Ganz toll." Ihre Begeisterung ließ äußerst zu wünschen übrig. Naruto hingegen freute sich wie ein kleines Kind. Anscheinend überlegte er schon, was er anziehen sollte, so nachdenklich wie er dastand. Dann ging plötzlich die Tür auf, entriss uns all unserer Gedanken und zog schlagartig die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. "Moin, Jungs. Sorry, hab' mich auf meinem 'way of life' verirrt", murmelte Kakashi mehr beiläufig und schlurfte gähnend herein. Eigentlich konnte man es sich sparen, darauf etwas zu erwidern, trotzdem riefen Naruto, Shikamaru und Kiba gleichzeitig und anklagend: "Sie sind zu spät, Kakashi!" Aber er lachte nur. Das war ja schließlich nichts Neues. Er schaltete sogleich die Musik ein und schrie: "It's your turn! Wir fangen direkt an! Dann zeigt mir mal ein paar Freezes, Jungs! Aber der Reihe nach!" Ich ging als Erster nach vorne und demonstrierte gleich den schwierigsten der Freezes: Den sogeannten Air chair, wobei ich mit einer Hand horizontal auf dem Boden stand und sich mein Ellenbogen auf dem Rücken befand. Kakashi nickte mir anerkennend zu, ich ging ab und Naruto kam nach vorne und präsentierte gerade mal den Basisfreeze: Den Baby Freeze. Auch er stand dabei horizontal mit einer Hand auf dem Boden. Allerdings befand sich sein Ellbogen der Standhand nur in der Beckengegend. Und das machte den gelenkigen Unterschied. Für Shikamaru, Kiba und Gaara blieben noch der Air Freeze und der Hollowback zum Vorführen, die sie jeweils etwas variierten. Auch ihnen nickte Kakahi zu und freute sich anscheinend über die Fortschritte, die wir allmählich machten. Er schaltete die Hip Hop-Musik wieder aus und stellte sich vor uns. "Yo, nice, Jungs. Bedenkt immer die Goldene Regel, wenn ihr jemals alleine oder auch mit mehreren öffentlich auftreten solltet. Naruto! Was ist die Goldene Regel?", rief er und wies demonstrativ mit dem Finger auf ihn. Alle sahen ihn an, doch Naruto kratzte sich nur grübelnd am Kopf und lachte. "Niemals mit vollem Magen tanzen?", fragte er zögerlich. Oh Mann, wie konnte man so etwas Einfaches nicht wissen? "Äh, yo, das auch...", gab Kakashi nur mit großen Augen zurück. "Aber eigentlich geht es darum, never ever, wirklich niemals, Moves zu wiederholen! Keep it in your mind!", ergänzte er und sah einmal bedeutsam in die Runde. "So, heute üben wir nochmal den Airtwist. Der sieht nämlich bei den meisten von euch noch echt...abgefuckt aus. Also, let's go!", rief er und klatschte dabei auffordernd in die Hände. Dann holte er sein kleines, schmutziges Buch hervor und begann darin zu lesen. Bei diesem Powermove geht es darum, eine vollständige Umdrehung um die eigene Körperachse hinzulegen. Dabei steht man sozusagen in einem schrägen Handstand und springt eine Umdrehung in der Luft, um wieder auf den Händen zu landen. Und das, muss ich zugeben, ist gar nicht so einfach wie es aussieht. Zumindest, wenn man es, so wie ich, perfekt machen will. Das übten wir nun die ganze, volle Stunde und fanden uns später erschöpft in der Umkleide wieder. Und mein Magen knurrte wie eine Art Musikersatz. Zumindest genauso laut und mit unterschiedlichem Rhythmus. "Hey, Naruto", begann ich, als ich gerade meine Sachen wieder in der Tasche verstaute. Er sah mich erwartungsvoll an und blinzelte. "Kann ich vielleicht noch mit zu dir kommen? Wir müssen noch was besprechen", meinte ich und sah in seine weit geöffneten Augen. Vermutlich befürchtete er, dass es etwas mit seiner überaus peinlichen Nummer von heute Morgen zu tun hatte. "Klar, wenn's sein muss", erwiderte er und packte ebenfalls seine Klamotten ein. Daraufhin pfiff plötzlich Kiba los und Shikamaru meinte nur zu mir: "Also ich würde an deiner Stelle nicht alleine mit ihm nach Hause gehen." Beide begannen gleich darauf zu lachen und klopften sich gegenseitig auf die Schulter. Gaara schüttelte nur den Kopf und ich betrachtete die beiden stillschweigend, während sich Naruto sichtlich beherrschen musste. Nun war es langsam auch wieder gut. Wie konnte man sich ewig an so einer Lappalie aufhalten? Ein Spruch war ja ganz lustig. Der zweite auch noch. Aber dann driftete es so langsam ins Lächerliche ab. Wenige Minuten später verabschiedeten wir uns von unserem Trainer und voneinander und gingen schließlich getrennter Wege. Naruto und ich nahmen den Bus und kamen erst nach einer guten halben Stunde bei ihm zuhause an. Seine Wohnung hatte etwas Heruntergekommenes und dennoch Gemütliches an sich, obwohl es mehr als unordentlich darin war. Ich würde ja nicht in einem solchen Saustall leben wollen, aber wenigstens war die Küche, in der wir Platz nahmen, größtenteils sauber. Auf dem Weg hierher hatten wir nicht sonderlich viel gesprochen. Anscheinend gingen ihm die Worte der anderen noch immer durch den Kopf. Wir saßen nun gemeinsam an einem kleinen Tisch mit gerade mal zwei Stühlen, in diesem nur spärlich erleuchteten Raum. Die eine Lampe war schon seit mindestens einem Jahr kaputt und Naruto hatte inzwischen das Gesicht in die Hände gestemmt und starrte gedankenversunken geradewegs an mir vorbei an die weiße, kahle Wand. "Hast du vielleicht was zu Essen da?", wollte ich wissen, während ich eine Hand an meinen Bauch legte und versuchte ihn damit zum Schweigen zu bringen. Der Uzumaki sah mich einen Moment an, als wisse er nicht, wovon ich spreche. Doch dann erhob er sich mit einem Satz und einem gemurmelten "Klar" von seinem Stuhl und öffnete eine Schranktür, aus der er eine Dose Ravioli hervorholte. "Hast du auch noch was anderes da?", fragte ich frech weiter. Ravioli gehörte nun wirklich nicht zu meinen Leibspeisen. Viel zu fettig und insgesamt zu ungesund. Mit einem einfachen Brot oder einem Apfel hätte ich mich schon zufrieden gegeben. "Leider nicht", entgegnete er grinsend und zuckte mit den Schultern. Er ernährte sich also tatsächlich nur von dem Zeug. Ohne meine Antwort abzuwarten, holte er einen Teller hervor und kippte diesen Dosenfraß darein. Schon allein der Anblick verdarb mir den Appetit. Dann kam das Ganze auch noch in die Mikrowelle und wurde auf zwei Minuten gestellt. Schließlich stellte er mir einen dampfenden Teller, ein Glas Wasser und einen Löffel vor die Nase und nahm wieder vor mir Platz. Viel zu lange stocherte ich in diesem Zeug herum, denn als ich endlich probierte, war es fast kalt. Mein Magen knurrte immer noch. Also schnell runter mit dem Fraß und gründlich nachspülen. "Na, dir scheint's ja zu schmecken, so wie du schlingst!", freute sich Naruto grinsend. Völlig falsch, aber auch egal. Kauen, schlucken. Kauen, schlucken. Kauen, schlucken. Dann griff ich eilig nach dem Glas und kippte mir das Wasser in den Hals. "Warum bist du denn nun eigentlich hier?", fragte er vorsichtig und räumte den Teller ab. "Weil ich dich noch fragen wollte, ob du Interesse an Nachhilfe hast", murmelte ich eher gleichgültig und lehnte mich in dem Stuhl zurück. Kurz streckte ich die schmerzenden Beine, dann sah ich wieder zu Naruto. Dieser blickte mich verwirrt an. "Nachhilfe? Worin?", wollte er verdattert wissen. "In so ziemlich allen Schulfächern, die mir einfallen", erwiderte ich und reagierte nicht weiter auf seinen gekränkten Schmollmund. "Und wie komme ich zu der Ehre, dass mir das Genie Sasuke Uchiha helfen will?", witzelte er, während er den Teller nur noch in die Spüle donnerte. Dass er nicht zerbarst war alles. Ansonsten machte es nur einen ohrenbetäubenden Lärm, der durch den sonst so stillen Raum hallte. "Iruka hat mich drum gebeten", entgegnete ich nur wahrheitsgemäß und ließ meinen Blick in die Leere schweifen. "War ja klar, dass du mich sonst nich fragen würdest", schmollte er und ich verdrehte daraufhin die Augen. Er ließ sich mit einem Knall vor mir auf den Stuhl plumpsen und starrte mich an. Obwohl er genau wusste wie sehr ich das hasste. Oder gerade deshalb. "Lass' den Kinderkram", forderte ich mit genervter Stimme. Auf so einen Quatsch hatte ich nun wirklich keine Lust mehr. Entweder er benahm sich wie ein erwachsener Mann oder ich war schneller wieder weg, als er 'Sorry' sagen konnte. "Schon gut, schon gut", murmelte er und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich denk' mal darüber nach, aber hätten wir das nicht auch morgen besprechen können?", entgegnete er kurz darauf und ich blickte verlegen zu Boden. Klar, hätten wir das. Aber einerseits wollte ich nicht nach Hause und andererseits hatte ich auch tierischen Hunger. "Mir erschien es wichtig", meinte ich stattdessen und starrte ihn nun ebenfalls an. Er schien es zwar zu schlucken, doch daraufhin breitete sich eine bahnbrechende Stille zwischen uns aus und ich hörte nur noch das Tropfen dieses verfluchten Wasserhahns, den er nicht richtig zugedreht hatte. Tropf. Tropf. Tropf. Das Geräusch trieb mich in den Wahnsinn. "Nah, Sasuke. Warum kommst du eigentlich nicht mit zu Sakuras Party?", unterbrach er schließlich diese nervtötende Stille und übertönte damit auch dieses grässliche Geräusch. "Weil ich zuvor noch einen Auftritt und danach keine Lust mehr auf Party habe. Vor allem nicht mit Sakura", entgegnete ich dennoch leicht gereizt. "Was hast du gegen sie?", horchte er auf und durchbohrte mich nahezu mit seinen Blicken. "Nichts", sagte ich deshalb. Mit ihm darüber zu diskutieren brachte so viel wie immer wieder gegen eine Wand zu laufen, obwohl zwei Meter weiter eine Tür war. Es war mühselig, sinnlos und versprach keinen Erfolg. "Sie ist doch so ein wundervolles Mädchen! Sie ist hübsch und intelligent und total liebenswürdig!", schwärmte er. Er, der von ihr nur die kalte Schulter gezeigt bekam. Und mir kam es so vor, als würde er sich genau das, was er eben gesagt hatte, immer wieder einreden, damit er es schlussendlich selbst glauben konnte. Vielleicht versuchte er damit die bittere Realität zu verdrängen, dass Sakura eben nicht annährend so wundervoll war, wie er sie sich vorstellte. "Wenn sie über dich doch nur halb so gut reden würde wie du über sie. Sie kann dich nicht leiden, Naruto", glitt es völlig unüberlegt über meine Lippen. Weil ich nicht wollte, dass er sich etwas vormachte. Sein Blick sank zu Boden, während er niedergeschlagen ein: "Weiß ich doch", murmelte. Das war eindeutig der falsche Weg. "Tut mir leid, ich wollte nicht - ", versuchte ich mich zu entschuldigen, doch er verhinderte es mit einem freudig gelächelten: "Ist schon okay." Dieses bekannte, falsche Lächeln, das jegliches Nachhaken unterband. Eigentlich wollte ich ihm doch nur die Realität zeigen. Er verrannte sich in etwas, das nunmal nicht existierte. Und das wusste er. Und genau deshalb verletzten ihn meine Worte. Die Wahrheit traf ihn wie ein Schlag. Warum war ich nur so ein verdammt schlechter, bester Freund? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)