Freundschaft und Liebe von 4FIVE ([Sasuke x Sakura | high school AU | jerks to friends]) ================================================================================ Kapitel 17: Yes And No ---------------------- . . Am Montag kam das böse Erwachen. Woher das Gerücht plötzlich kam, war jedem unbekannt, vor allem den Betroffenen. Fakt war nun einmal, dass es eine ziemlich fundierte Beweislage hatte—die zwar nicht korrekt war, aber dennoch als solche galt. "Was?", schrie Sakura rasend vor Zorn. Sie war am Montag aufgestanden und hatte ein Exemplar der Novemberausgabe der Schülerzeitung vor der Tür gefunden. Das Titelblatt zierten irgendwelche Mitglieder des Schwimmvereins, im Inneren hatte sie dann der Schock getroffen. "Warum schreist du so?", fragte Temari. Sie spähte mit einer Zahnbürste im Mund aus dem Badezimmertürspalt heraus. "Ein halbseitiger Artikel auf Seite zwölf. Nara und Haruno, heimliche Verlobung? Ist das etwa deren Ernst?" "Wie kommen die auf sowas?" Sakuras Augen flitzten über die Zeilen; bei jedem Satz wurde sie bleicher. "So ein Scheiß!", kreischte sie außer sich. "Vermutungen standen lange im Raum, aber nun werden Insiderquellen laut, die von einer Verlobung zwischen dem erst neulich geouteten Pärchen Nara-Haruno sprechen. Bla, bla, langjährige heimliche Beziehung, bla, bla, seit Kindertagen verbunden aufgrund geschäftlicher Vernetzungen der Eltern und das ist ja wohl die Höhe! …wurde sogar von wirtschaftlichen Vorteilen gesprochen, die einer solchen Verbindung nachhergehen! Was bildet KIba sich ein? Den mach' ich fertig!" In Windeseile streifte Sakura sich die Schuluniform über. Keine zehn Sekunden später stürmte sie einem Orkan gleich aus dem Zimmer in Richtung Redaktion. Noch Augenblicke nach ihrem Abrauschen hallte in Temaris Ohren der Knall wider, den Sakura beim brutalen Zuschlagen der Tür erzeugt hatte. ɣ Inuzuka Kiba, seit zwei Jahren engagierter Chefredakteur der Miya-So-News Monthly, saß so wie jede Montagfrüh in seinem Büro, das nicht mehr als ein einfacher Schreibtisch innerhalb der kaum dreißig Quadratmeter großen Redaktion im obersten Stock des Schulgebäudes war. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, vor dem Frühstück dort in Ruhe seinen Kaffee zu trinken und seine druckfrische Ausgabe so durchzublättern, wie es auch alle anderen Leser Mitte des Monats taten. Es war eine Art Tick, den er sich angewöhnt hatte, um sich dann wie ein wichtiger Mann vorzukommen. Heute allerdings wurde seine Ruhe von einem Wirbelsturm gestört, der die Bürotür aufriss und sein gesamtes Zettelwerk im Raum herumflattern ließ—metaphorisch natürlich nur. Keuchend kam der Wirbelsturm mit rosa Haar vor ihm zum Stehen. Sie knallte ihre Handflächen mit einer Lautstärke auf seinen Tisch, die seine Ohren wie auch den Kaffee in seiner Tasse erzittern ließ. "H-Haruno! Was machst du hier?" "Dich umbringen, du verdammter Freak!", fuhr Sakura ihn an. Nur mehr das fehlende Fell unterschied sie von einem Bären; spielten seine Augen ihm einen Streich, oder war sie tatsächlich so groß wie ein ausgewachsenes Männchen? "Ich verstehe nicht…" "Besser für dich! Was soll das?" Sie schlug ihm ihre Ausgabe der Schülerzeitung ins Gesicht, wobei sich ein Teil seines Kaffees über seine Schuluniform ergoss. Fluchend hielt er sich die heiße Stelle vom Leib. "Was soll das? Bist du verrückt geworden?" "Jetzt sperr mal deine Lauscher auf, Inzukua, ich mach dich kalt, wenn du das nicht korrigierst!" Sie blätterte auf Seite zwölf seiner Ausgabe, indem sie die restlichen Seiten rausriss. "Du erfindest irgendwelche Sachen, behauptest, dass sie aus aussagekräftigen Quellen stammen und druckst das, ohne mit den einzigen Menschen zu reden, die das was angeht!" "Ich habe beweiskräftige Quellen", korrigierte er verärgert. "War's das, oder willst du mich und mein Büro noch mehr verwüsten?" "Sei froh, dass ich es nicht tue! Wer ist dieser Insider?", fauchte sie. "Das ist mein Geheimnis." "Ich geb' dir gleich ein Geheimnis und zwar eines, das du nicht mehr vergisst!" Sakura packte ihm am Kragen und zog ihn zu sich hoch. Ihre Kraft war ungeheuerlich. "Ich war insgesamt fünf Jahre lang in zwei Boxvereinen und habe das Training vor zwei Monaten wieder aufgenommen, also würde ich mir überlegen, wem du was verheimlichst! Rede, sonst prügle ich es aus dir heraus!" Ob sie bluffte oder nicht, wusste sie selbst nicht. Sie konnte in dem Moment, als sie ihre Faust drohend erhob, nicht sagen, ob sie wirklich zuschlagen würde. Kiba jedenfalls glaubte ihr. "O-Okay! Ich sag's dir, wenn du mich loslässt!" Sie packte ihn nur noch fester. "Ich lass dich los, wenn ich eine Antwort habe!" "Yoshida! Es war Yoshida! Sie kam am Samstagabend zu mir und sagte, du würdest mit deinen Eltern und Nara essen gehen! Der Grund, den sie nannte, was die Besprechung eurer Verlobung!" "Und das hast du geglaubt? Stell das richtig!" "Das kann ich nicht!" Kibas Stimme klang beinahe weinerlich. Ihm kamen fast die Tränen, denn ihr Griff war so fest, dass ihm das Atmen schwerfiel. "Die Ausgaben sind gedruckt und verteilt!" "Dann druck sofort eine Sonderausgabe, in der du dieses Gerücht als lächerlich, weltfremd und unbegründet bezeichnest und in der du dich offiziell bei Shikamaru und mir entschuldigst!" "Alles, was du willst!", quiekte er. Endlich ließ sie ihn los. Wo Sakuras Hände gewesen waren, waren rote Druckstellen, die er sich leidvoll stöhnend rieb. "Ich werde es gleich schreiben. Zufrieden?" "Erst, wenn das aus der Welt ist! Du hast ja keine Ahnung, was du damit anrichten könntest!" Sie schlug erneut auf seinen Schreibtisch und zischte bedrohlich: "Und wenn du jemals wieder etwas druckst, das Karin dir gesagt hat, bring. ich. dich. um. Das schwöre ich feierlich!" Sie strafte den Tisch ein drittes Mal mit einem Schlag, ehe sie sich in die Mensa aufmachte, wo bereits eine Menge Blicke auf sie warten würden. Die Blicke waren vielerlei Natur. Es lag Zweifel, Ungläubigkeit, allem voran aber pure Überraschung darin. Niemand war so sehr in Sakura verliebt, dass ihr jemand dieses Glück nicht gegönnt hätte; im Gegenteil: viele tuschelte einfach aus Interesse darüber. Beinahe nirgends ließen sich Missgunst oder Neid finden. Nur vereinzelt empörte sich jemand über das junge Alter der Verlobten. Ino hatte natürlich ihre eigene harsche Meinung darüber, wenngleich Tenten und inzwischen auch Hinata versuchten, ihr klarzumachen, dass es nur ein dummes Gerücht sei. Für Ino zählten rationale Begründungen schon lange nicht mehr. Sie war über jeden Grund froh, der sie Sakura noch mehr hassen ließ. Welcher es war, war ihr egal. An ihrem Tisch wurde Sakura von angespannter Stimmung empfangen. Shikamaru machte sofort den Anfang. "Warum behaupten sie das? Ich fand die Novemberzeitung in meinem Zimmer. Seite zwölf war angestrichen. Ich nehme an, du hast dasselbe bekommen?" "Ja, allerdings", entgegnete Sakura matt. "Ich habe alles geklärt. Karin hat Inuzuka falsche Informationen gegeben. Er sitzt gerade an einer offiziellen Entschuldigung, die er hoffentlich noch heute druckt. Diese verfluchte Kuh!" Sie warf Karin einen Blick quer durch die Mensa zu. Diese saß neben Sasuke und spielte mit seinem Haar, während er desinteressiert sein Essen zu sich nahm. Als sie die Szene eine Weile beobachtete, wurde ihr etwas klar. Sie war wirklich über ihn hinweg. Da war keine Missgunst Karin gegenüber, dass sie Sasuke bekommen hatte. Sie hasste Karin aus vielerei Motiven heraus, bloß nicht aus diesem. Sie sah ihn und fühlte…nichts. Rein gar nichts, außer ein leises Bedauern, dass er auf die dunkle Seite gewechselt hatte. Das brachte sie zu einem wesentlichen Entschluss. Sie würde ihm genau das sagen. Später. ɣ Morino Ibikis spontan angesetzte Tests waren nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und da man mit Hinata nicht reden konnte, mussten sie sich alleine durch den Formeldschungel der Stochastik schlagen—mit nichts als einem Taschenrechner als Waffe. Naruto stöhnte bereits zehn Minuten nachdem sie im Studierraum mit dem Lernen angefangen hatten. "Warum bitteschön ist hier oben das Ergebnis eines definierten Zufallsexperiments aus den Mengen der reellen Zahlen ein Ereignis aus der Teilmenge von Omega und hier unten plötzlich der ganze Ergebnisraum Epsilon ebenfalls eine Teilmenge aus Omega?" Er tippte auf besagte Stelle in Sakuras Buch, die bereits von ihr unterstrichen worden war. Sie las sich den Text flüchtig durch. "Die hier beschriebenen Ereignisse sind nur alle möglichen Ergebnisse eines Zufallsexperiments. Damit du den einzelnen Ereignissen überhaupt eine sinnvolle Wahrscheinlichkeit zuordnen kannst, musst du sie erst in diese Ergebnisräume zusammenfassen, die gleich den vorangegangenen Einzelereignissen ebenfalls eine Teilmenge aus Omega sind. Die Ereignisse sind dann nichts weiter als Bilder einer gewissen Funktion des Ergebnisraumes im Intervall null bis eins." "Also ist die Wahrscheinlichkeit eine Funktion?", resümierte er verzweifelt. "Nein! Es ist die Kurve dieser Funktion, die aus der Summe der Einzelereignisse hervorgeht. Glaube ich zumindest." Gaara mischte sich ungefragt ein. "Ist es nicht eher nur ein bestimmter Bereich dieser Kurve, der als Wahrscheinlichkeit definiert wird? Der Rest davon ist doch die Gegenwahrscheinlichkeit." "Nein, nein", beharrte sie. "Die ganze Kurve ist die Wahrscheinlichkeit, aber nur das Ereignis x am höchsten Punkt wird als Lösung gewertet." "Ich bin mir da nicht so sicher. Du beschreibst da eher die Additivität der Wahrscheinlichkeit disjunktiver Kurven." "Es gibt keine disjunktiven Kurven", korrigierte sie steif. "Nur disjunktive Ergebnisse. In diesem Fall ist das komplementäre Ereignis der Wirkfaktor seiner komplementären Wahrscheinlichkeit im Bereich der Teilmenge –" "Stop!", ging Naruto dazwischen. Er hielt sich bereits die Ohren zu. "Euer Gerede gibt mir Kopfschmerzen! Gebt es zu, ihr habt beide keine Ahnung! Ihr redet immer so pseudoklug daher, wenn ihr nicht wisst, was die Antwort ist! Aus, Ende, wir fragen Hinata-chan!" Plötzlich war es still. Sakuras Griff um ihren Bleistift verfestigte sich, während den Blick auf ihr Buch niederschlug. "Du kannst sie fragen. Ich werde hierbleiben", sagte sie ernst. "Das ist alles so kindisch! Sayuri hat gesagt, dass Tenten gesagt hat, dass Hinata dir verziehen hat und nur nicht mit dir redet, weil ihr alles so leid tut!" "Das genügt nicht." Sakura stützte den Kopf auf ihre Handfläche. "Hinata ist vielleicht nicht mehr böse auf mich, aber ich kann ihr nicht unter die Augen treten, solange ich mit dem Wissen leben muss, ihr Leben zu gewissen Teilen zerstört zu haben." "Das reicht." Naruto stand ruckartig auf. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und sah Sakura entschlossen an. "Ich werde das klären, ein für allemal! Wartet mit dem Lernen nicht auf mich, ich hole später dann auf." "Ja, klar doch", meinte Sakura zweifelnd, doch er war bereits verschwunden. Was er wohl vorhatte? Naruto wusste sehr genau, was er vorhatte. In Windeseile stand er vor Sakuras ehemaliger Zimmertüre, hinter der nun Hinatas Zimmer war. Er klopfte ein paar Mal, dann öffnete ihm Ino. Sie sah ihn abfällig an. "Was willst du?" "Mit Hinata reden." "Sie ist nicht hier." "Weißt du, wo sie ist?" "Nein. Und wenn, würde ich es dir nicht sagen. Du hältst zu Sakura, also halt dich fern von uns, Verräter." Naruto wollte bereits etwas erwidern, doch er legte es nicht auf einen Streit mit dieser Furie an. Die Geduld hatte er nicht, zumal sie ihm rhetorisch einwandfrei überlegen war. Statt zu antworten, machte er auf dem Absatz Kehrt und lief zurück ins Schulgebäude. Er überwand vier Stöcke und einen langen Gang, ehe er außer Atem vor einer schmalen Tür stand. Es gab nur einen Ort, an dem Hinata sein konnte, das spürte er in der Tiefe seines Herzens. Vermutlich. Vielleicht war es auch nur ein Bauchgefühl, das von Hunger herrührte. Schnaufend nahm er die letzte Hürde, ehe er die Tür zu seiner kleinen Terrasse aufstieß. Hinatalehnte auf ihre Unterarme gestützt am Geländer, über das Dach der Schule in die weite Ferne sehend. "Hinata-chan, wir müssen reden." Sie fuhr erschrocken um, wobei sie beinahe über die Brüstung fiel. Haltsuchend klammerte sie sich an die Metallstange; den Halt brauchte sie nicht nur ihres Beinaheabsturzes wegen. "N-Naruto-kun!" "Hast du kurz Zeit?" Hinata nickte. Er stand noch immer zwischen Tür und Angel. "Mir ist heute etwas klar geworden. Weißt du, ich hab' mir nie Gedanken darüber gemacht, was mit dir und mir ist. Ich mag dich, Hinata-chan, echt jetzt. Du hast mir schon oft geholfen, wenn ich mal wieder drohte durchzufallen. Selbst als es sehr schlecht für mich aussah, hast du dich mit mir hingesetzt, um bis in die Nacht zu lernen. Das hat mir Mut gemacht. Zu wissen, dass jemand an einen glaubt, macht dich unglaublich stark, wenn du es zulässt." "Hat Sakura gesagt, dass du mit mir reden sollst?" Sie erschrak merklich über ihren feindseligen Ton. "Vergiss Sakura-chan für einen Moment!", bat er sie haareraufend. Wieso waren Mädchen so kompliziert? "Es geht um dich und mich, nicht um Sakura, Ino oder irgendjemand anderen. Hier spielen nur wir beide eine Rolle. Okay, Sakura auch ein bisschen. Und weißt du warum? Sie hat mir die Augen geöffnet. Ich mach' mir über sowas einfach keine Gedanken. Liebe, Beziehung, das hat mich nie interessiert. Ich lebe in den Tag, ohne darauf zu achten, was um mich herum in diesen Belangen geschieht. Aber wenn ich alleine war, dann hab' ich manchmal an dich gedacht, ohne zu wissen, woher das kommt. Anstatt dem nachzugehen, führte ich meine kopflosen Tage fort. So bin ich eben." "Naruto-kun, ich…" "Lass mich ausreden!" Naruto stampfte auf den Boden. "Himmel eins, ich bin nicht gut in solchen Dingen! Keine Ahnung, was ich sagen soll, damit du verstehst, was ich meine! Sakura macht sich seit Wochen Vorwürfe und zieht sich selbst runter, weil es ihr so leid tut! Aber sie trifft keine Schuld! Ich geb's ja zu, Sakura-chan hat gesagt, dass ich dich nach einer Verabredung fragen soll, aber ich habe dich letzen Endes nur gefragt, weil ich es wollte! Sakura-chan hat mir Mut gemacht! Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass jemand wie du—schön, reich und klug—sich für jemandem wie mich—arm und kein Genie—interessieren könnte! Ich sehe vielleicht nicht schlecht aus—" Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. "—aber das ist kein Attribut, das du bei deiner Wahl beachtest. Du siehst auf die inneren Werte, Hinata-chan. Das schätze ich an dir." Hinata begann unwillkürlich zu lachen, selbst wenn ihr eigentlich nicht danach war. "Naruto-kun, ich bin schon lange nicht mehr böse auf Sakura. Ich hab die Beherrschung verloren, weil ich verzweifelt war. Ich habe überreagiert." "Dann gib mir endlich eine Antwort. Damals, als ich dich um eine Verabredung bat, bist du einfach weggelaufen. Ich warte immer noch auf eine Antwort. Die Einladung steht." Sie trat von einem Fuß auf den anderen. Ihr Lächeln verschwand mit einem Schlag, während ihr Blick zu Boden wanderte. "Das kann ich nicht." "Weil ich arm und dumm bin." "Nein. Weil ich eine Hyūga bin. Ich hab Sakura Vorwürfe gemacht, mir meine Träumereien zerstört zu haben. Aber in Wahrheit war ich nur sauer auf mich selbst, weil ich nicht egoistisch genug bin, um dich in meine Welt zu lassen." "Was soll das denn heißen?", fragte Naruto verwirrt. Sie sah ihn ernst an. Ihr Blick war so fest und klar, wie er ihn noch nie an ihr gesehen hatte. "Wenn es gut laufen würde, würdest du mein Freund werden. Dann würde ich dich in meine Welt hineinziehen. Meine Welt ist keine glückliche, Naruto-kun. Sie ist geprägt von Zwang und Etikette. Ich wünsche niemandem dieses Leben und schon gar nicht demjenigen, der mir so viel bedeutet." "Du willst nicht weil du Angst hast, nicht wahr? Angst, dass ich dem Druck nicht standhalte, dass sie mich nicht akzeptieren, und dass ich flüchte. Aber ich kann das und ob sie mich akzeptieren ist mir egal. Ich mag dich und nicht deine Welt. Aber deine Welt ist ein Teil von dir und ich denke, dass ich das ertragen werde. Und hättest du mich gefragt, ob ich es könnte, hätte ich immer ja gesagt—" "Du weißt nicht, was du redest!", unterbrach sie ihn bestimmt. "Du hast keine Ahnung, wie es in einem goldenen Käfig ist. Das möchte ich dir nicht antun." "Sei einmal egoistisch. Ich verspreche dir, abzuhauen, sobald es mir zu viel wird. Du musst keine Angst haben, mich gegen meinen Willen einzusperren. Beantwortest du nun endlich meine Frage?" Er zwinkerte ihr zu und reckte den Daumen in die Höhe. Hinata begann erneut unwillkürlich zu lächeln. "Meine Antwort lautet ja." Naruto atmete erleichtert aus, dann begann er zu grinsen. "Das ist das erste und hoffentlich letzte Mal, dass ich zwei Monate auf eine Antwort waren musste!" ɣ Irgendwann, zwischen Funktionen und dem Zeitpunkt, an dem sie Gaaras Gesicht zu Brei schagen wollte, seilte Sakura sich von ihrer erfolglosen Lerngruppe ab. Sie wollte unbedingt wissen, ob Naruto tatsächlich die Konsequenz besessen hatte, mit Hinata zu sprechen. Es ließ ihr einfach keine Ruhe. Ungeduldig klopfte sie an seine Zimmertür im vierten Stock und trat ein, noch ehe sie hereingebeten wurde. Das machte sie seit der ersten so. Dass allerdings nur Sasuke anwesend war, hatte sie nicht erwartet. Er saß in Jogginghose und Shirt an seinem Schreibtisch. Ohne von seiner Zeitschrift aufzusehen, sagte er: "Du bist heute überpünktlich. Sonst lässt du immer eine viertel Stunde auf dich—Sakura. Ich dachte, du wärst Karin." Beim Anblick seines überlegenen Gesicht hätte sie ihm noch vor einem Monat am liebsten eine Breitseite verpasst. Heute ließ es sie kalt. Es berührte sie nicht im Geringsten. "Ich wollte zu Naruto." "Der ist nicht hier. Soll ich etwas ausrichten?" "Würdest du doch sowieso nicht, oder?" Sie drehte sich zum Gehen um, da sagte er mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen: "Hättest du ein wenig längere Haare, hättest du vielleicht eine Chance bei mir gehabt. Ich mag Mädchen mit langen Haaren. Karins sind um mindestens zehn Zentimeter länger." Er erwartete eine bissige Bemerkung, aber als sie sich ihm wieder zuwandte, sah sie ihn bloß gelangweilt an, als hätte er sie nicht gerade beleidigt. "Weißt du, Sasuke, wenn zehn Zentimeter deine Liebe zu einem Mädchen verändern, dann bist du nicht der Mensch, für den ich dich gehalten habe, sondern ein sehr viel dümmerer. Sag nichts, ich weiß genau, dass du mich nur ärgern wolltest. Das macht dir Spaß, obwohl du deine Abneigung gegen mich ja bei jeder Gelegenheit öffentlich bekundet hast. Das ist okay. Wenn es dir Befriedigung verschafft, habe ich nichts dagegen. Im Gegenteil; wenn du sie dir bei mir holen musst, obgleich du Karin zur Freundin hast, ist das wohl mehr mein Triumph als der deinige oder gar ihrer. Lass sie das lieber nicht wissen." "Woher denn dieser eilige Sinneswandel?", fragte er süffisant. Dass er ihr nicht glaubte, war klar zu sehen. Zu ihrer großen Erleichterung ließ es sie kalt. "Eilig war der Wandel meiner Gefühle sicherlich nicht. Ich war nie ein oberflächlicher Mensch, aber doch oberflächlich genug, um mich auf den ersten Blick in dich zu verlieben. Auf den stimmt nämlich alles bei dir. Ich habe mich in deine schillernde Fassade und dein einnehmendes Auftreten verliebt; ich habe für einen Uchiha geschwärmt. Aber nicht für Sasuke. Deine Art, deine Ansichten und Wünsche kotzen mich an. Alles, was dich auf den zweiten Blick ausmacht, ist nichts, in das ich mich verlieben könnte. Du bist ein anderer Mensch, als ich erwartet hatte. Das zu erkennen hat lange gedauert, aber ich habe es schlussendlich fertiggebracht. Du kannst mich weiterhin beleidigen und es wird mich weiterhin verletzen. Aber sei dir gewahr, dass es mich nicht mehr und nicht weniger verletzt, als es einen jeden Menschen verletzt, der von einem Mitmenschen beleidigt wird." Sasuke erwiderte nichts. Darum sprach sie mit fester Stimme weiter. "Ich muss keinen Herzschmerz verarbeiten und auch nicht über dich hinwegkommen, denn die Trauer über den Verlust einer perfekten Fassade habe ich schon lange überwunden. Uchiha Sasuke, du bist ein Schüler dieser Schule für mich. Nicht mehr und nicht weniger. Ich werde dich nicht auf gemeine Weise behandeln und ich bitte dich, es mir gleichzutun. Du hast keinen Grund mehr, mir Böses zu wünschen. So wie ich dir heute versprechen, mich nicht aufzudrängen oder dir absichtlich über den Weg zu laufen, so verspreche ich dir auch, dir nicht aus dem Weg zu gehen. Wann immer wir uns sehen wirst du ein Mitmensch bleiben und nur ein Mitmensch." "Du verlangst von mir, dich neutral zu behandeln?" "Ich verlange es nicht", korrigierte sie. "Ich erwarte von dir den Respekt, den du all deinen Mitmenschen zollen solltest; kurzum: Ich möchte in deinen Augen weder Luft noch Unmensch sein. Verstehst du?" "Ich denke schon." "Ein schönes Leben noch, Uchiha Sasuke-san." Sasuke sah ihr nach, als sie das Zimmer verließ, Karin beim Betreten sogar flüchtig die Tür aufhielt und um die Ecke verschwand. "Was war das eben? Denkt die Kuh etwa, dass sie dich bekommen kann, wenn sie nett zu mir ist, oder was soll ich davon halten?" Karin zog sich die Weste aus und Sasuke aufs Bett, wo sie sich auf ihn setzte. Er wehrte ihren ersten Kussversuch ab. "Sie hat ihre Egalität mir gegenüber bekräftigt. Scheinbar sind wir sie los." "Und das glaubst du ihr? Sie ist ein falsches Biest. Warum sollte sie dich plötzlich in Ruhe lassen, wenn sie monatelang von dir bessessen war?", fragte Karin. Sie war sichtlich verärgert darüber. "Sie hatte überzeugende Argumente. So wie ich das sehe, ist sie nicht mehr von Interesse." "Ist sie das?", wiederholte Karin zischend, ehe sie ihn leidenschaftlich küsste. In ihrer Geste lag mehr Besitzergreifung als jemals zuvor. Die spürbare Wut äußerste sich in einer Hitzigkeit, die Sasuke seltsam vorkam. Ihre Versuche, ihn mit allen Mittel der Kunst abzulenken, scheiterten kläglich. Während sie ihn boykottierte, dachte er weiterhin über Sakuras Worte nach, deren Sinn er nicht recht deuten mochte und als er sich endlich sicher war, nichts missverstanden zu haben, begann er, sich leise Vorwürfe zu machen. "Der Idiot zerstört unseren Plan. Das gefällt mir nicht", murrte Karin. Sie hatte den Tag über damit zugebracht, herauszufinden, wieso Sasuke während ihres Treffens immer wieder abgelenkt gewesen war. Er hatte sich schneller als üblich entschuldigt, um einigen Lernstoff zu bewältigen. Suigetsu verdrehte die Augen. "Wieder die alte Laier…Ihr Weiber macht mich fertig." "Er denkt an sie. Fortwährend. Sein dämliches Ego macht sich Vorwürfe, jemandem Unrecht getan zu haben, der es nicht verdient hat. Sie hat ihn zum Nachdenken gebracht. Das ist nicht gut." "Könnte es sein, dass du in Sasuke verliebt bist und nur so tust, als würdest du ihn ausschließlich für Harunos Vernichtung benutzen?" "Blödsinn. Der geht mir langsam einfach auf die Nerven. Haruno hat alles kaputt gemacht. Wir müssen härtere Geschütze auffahren!" "Karin, du hast Sasuke zum Freund und zwei Menschen verlobt, die nicht einmal in einer Beziehung waren, indem du zweimal die Presse geschmiert hast. Was zum Henker willst du noch?" Suigetsu riss theatralisch die Arme hoch. "Ich will die Schlampe richtig leiden sehen! Sasuke war nur ein Teil des Plans. Was will ich schon mit dem anfangen? Ich muss ihm dauernd hinterherlaufen und ihm einreden, dass er in mich verliebt ist, damit das nicht auffliegt. Scheiße. Dass Haruno so gerissen ist, hätte ich nicht vermutet." "Warum lässt du Sasuke nicht einfach sein, wenn du Haruno damit nicht verwunden kannst?", wollte Suigetsu wissen. Er hatte den Überblick schon lange verloren. Karin winkte ab. "Ist doch egal. Jetzt hab ich ihn schon, also kann ich ihn genauso gut behalten." Er setzte einen wissenden Blick auf. "Hast du dich etwa wirklich verliebt?" Sie sah mit geröteten Wangen zu Boden. "So ein Schwachsinn. Er ist nur Mittel zum Zweck. Wir müssen mit dem Miststück eben noch einen Schritt weitergehen. Harunos Ruf ist noch viel zu positiv. Die Verlobung haben wir ganz falsch aufgezogen. Es hat sich in den Köpfen der Schüler zu einer lieblichen Romanze entwickelt und Inuzukas offizielle Entschuldigung hat dem Gerücht sowieso ein Ende gesetzt." "Was willst du dann bitte tun?", fragte Suigetsu alibihalber. Sie würde es ihm ja sowieso gleich verraten. "Wir machen uns das zunutze. Erst einmal lassen wir die Sache ruhen, damit sie sich in Sicherheit wiegen und alles so aussieht, als wären sie kein Paar. Nach den Winterferien holen wir dann zum Schlag aus. Die werden sich noch wundern." "Und was machst du bis dahin mit Sasuke? Willst du weiter dieses Theater aufrecht erhalten? Oder gibst du endlich zu, dass du tatsächlich verknallt bist?" "Halt deine Klappe." ɣ "D-Du hast was?" Sakura hatte große Mühe, ihre Erregung im Zaum zu halten. Die leise Schärfe ihrer Stimme hätte sogar Holz zerschnitten. Am übernächsten Morgen nach ihrem Gespräch mit Sasuke hatte sie eigentlich nichts mehr erschüttern können. Sie hatte das Frühstück mit einem dauergrinsenden Naruto verbracht und auch Temari, Sayuri und Gaara waren bester Laune gewesen—vielleicht lag etwas in der Luft. Nur Shikamaru hatte das Essen versäumt und war auch zu spät zum Unterricht gekommen. Sakura hatte sich die Frage nach dem Grund nur bis zur ersten Pause verkneifen können, die ihr so unendlich weit weg vorgekommen war. "Ich hab einen Anruf von meinen Eltern bekommen. Sagte ich doch gerade", wiederholte Shikamaru flüsternd, damit seine Klassenkollegen es nicht hören konnten. "Sie haben mich fast eine halbe Stunde lang bequatscht und mich gefragt, ob ich einen Vollknall habe, weil ich mich in dem Alter schon verlobe." "Ich wundere mich gerade, dass meine Eltern noch nicht angerufen haben", überlegte Sakura. "Vielleicht haben sie die Zeitung auch noch nicht gelesen. Deine Eltern verbieten diese Beziehung also? Dann sind wir raus aus der Sache. Wäre doch ziemlich perfekt." "Das ist ja das Problem; sie heißen sie gut, nur mit einem solchen Schritt soll ich noch warten, bis ich im Berufsleben stehe. Ist das zu fassen? Und das ist noch nicht einmal das Schlimmste." Sie sah ihn ungeduldig an. "Rück schon raus damit!" "Meine Mutter ist vor Freude fast in die Luft gegangen, als sie erfahren hat, dass du die Harunotochter bist." "Hä?" Sie verzog verwirrt den Mund. Gab es denn noch eine Harunotochter außer ihr und Sayuri, von der sie nichts wusste? "Die Tochter einer ihrer wichtigsten Klienten. Meine Eltern kennen deinen Vater seit Jahren als ihren Kunden und haben ihn schon öfters bei Rechtsberatungssitzungen gesehen. Sie halten viel von ihm. Nun wollen sie auch deine Mutter und deine Schwester und natürlich dich kennenlernen." "Ach du heilige Scheiße", fluchte Sakura laut. Sie schlug sich entsetzt die Hand auf den Mund. Leiser fügte sie hinzu: "Du hast ihnen das doch sicherlich ausgeredet." Er nickte. "Jetzt kommt die schlechte Nachricht. Sie meinten, sie würden dich ohnehin auf der Anwaltsgala Mitte Dezember kennenlernen." "Das ist nicht gut. Was sollen wir tun?" Shikamaru verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust. "Wir lassen es ruhen. Wir tun nicht so, als wären wir zusammen und tun auch nicht so, als hätten wir uns getrennt. Wir lassen alles, wie es wirklich ist, stellen nichts richtig und ignorieren einfach alles. Bald wird sich das Gerücht zerstreuen und die Schüler wie auch Eltern und Lehrer werden Inuzukas offizielle Entschuldigung nicht mehr als Vertuschungsaktion sehen. Das tun sie nämlich, was man so hört." "Also machen wir nichts?" "Richtig. So interessant sind wir auch wieder nicht. Bald haben sie's alle vergessen." Naruto hatte anfangs versucht, das Gespräch zu belauschen, dboch nachdem die beiden so leise getuschelt hatten, dass er nichts verstehen hatte können, war er zu Hinata gegangen, die neben Ino Däumchen drehte. "Guten Morgen, Hinata-chan", grüßte er sie. Damit kassierte er den ersten bösen Blick von Ino. "Es wäre an der Zeit, etwas zu klären, nicht wahr?" Hinata nickte leicht, aber Ino fuhr ihr über den Mund, ehe sie ansetzen konnte. "Was willst du hier, Verräter? Geh zu unserem Traumpaar und halte dich endlich fern von uns. Und richte Sakura meine Glückwünsche aus, dass sie mir und Hinata die Kerle weggenommen hat." "Ino, das ist nicht fair", unterbrach Hinata sie. "Sakura hat das nicht mit Absicht getan. Wir sollten das Kriegsbeil langsam begraben. Willst du wirklich weiterhin auf stur schalten, nur damit du deiner besten Freundin nicht verzeihen musst, was sie nicht mal wirklich verbrochen hat?" "Eine schöne beste Freundin hatte ich da, wenn sie mir nie von ihrer heimlichen Beziehung mit Shikamaru erzählt hat—drei Jahre lang! Und eine Verlobung!" Nun mischte sich Naruto wieder ein. "Du glaubst, was unser Käseblatt schreibt? Das hat Karin eingefädelt. Hast du Kibas Entschuldigung nicht gelesen?" "Th", war ihre einzige Antwort. Sie wandte provokant den Blick ab, riss den Kopf aber sofort wieder rum, als Hinata mit scharrendem Sessel aufstand. "Was soll das, Hinata?" "Ich werde meine beste Freundin um Verzeihung bitten. Naruto-kun?" "Ich geleite dich zu ihrem Platz", scherzte Naruto und streckte der mit einem Schlag bleich gewordenen Ino im Weggehen die Zunge raus. Vor Sakura angekommen, unterbrach er Sakuras und Shikamarus Konversation mit einem Räuspern. "Sakura-chan? Jemand will mit dir reden." "Hinata?", erkannte Sakura irritiert. Davon hatte Naruto also gesprochen. "Könnten wir kurz raus gehen? Wir haben gleich Japanisch mit Kakashi-sensei, also haben wir ein wenig Zeit, ehe der Unterricht beginnt. Ich möchte das nicht hier besprechen." Sie führte Sakura vor die Tür, schloss sie hinter sich und noch ehe ihre Freundin etwas sagen konnte, brach es aus Sakura heraus: "Es tut mir so leid, Hinata! Du musst mir glauben, ich wollte das alles nicht! Nichts davon war böse gemeint oder mutwillig dazu verwendet, dir zu schaden!" "Das weiß ich", meinte Hinata. "Es hat sich einfach hochgeschaukelt. Ich war dir nicht einmal am Anfang böse, sondern nur wütend auf mich und mein Leben. Du hast es immer nur gut gemeint und ich habe das nicht erkannt. Ich wollte schon so lange mit dir reden, aber Ino—sie ist sehr verletzt. Du darfst ihr das nicht übel nehmen, immerhin weißt du, wie sie ist. Aber ich werde mit ihr reden und ihr erklären, dass sie sich zusammenreißen muss. Sie ist ohnehin mit Sai zusammen, da wird sie wohl schnell über Shikamaru hinwegkommen." Sie machte eine kurze Pause. Sakura waren inzwischen Freudentränen gekommen. "Naruto-kun hat mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehe." "Das ist toll! Was hast du geantwortet?" Sakura dämmte ihre Euphorie schnell. "Darum haben wir uns ja zerstritten; weil das mit dir und ihm nicht funktionieren würde." Hinata schüttelte den Kopf. "Naruto-kun und ich haben das geklärt. Er hat mir Mut gemacht, an mich zu glauben, denn er glaubt ebenfalls an mich. Genau wie du, nicht wahr?" "Natürlich glaube ich an dich!" Sakura konnte sich nun nicht mehr beherrschen. Sie fiel Hinata schluchzend um den Hals. Tränen der Erleichterung drangen aus ihren Augenwinkeln. "Ich bin so froh, so unendlich froh, dass ich dich wiederhabe!" "Ich auch", lachte Hinata. Auch sie weinte. "Und Ino wird sich nicht mehr lange wehren können. Sie vermisst dich und Temari, auch wenn sie es nicht zugeben will. Wieder Freunde?" "Beste Freunde!" ɣ Karin beobachtete mit Bangen die neuen Entwicklungen. Das verlief gar nicht so, wie sie es wollte. Beim Mittagessen kam Sakura mit all ihren Freunden. Mit wirklich allen. Naruto, Shikamaru, Hinata, Gaara, Temari, Sayuri, Tenten, Neji und sogar Ino, wenngleich diese bloß gute Miene zum bösen Spiel machte. Da saßen sie fröhlich vereint und mussten sogar zwei Tische zusammenschieben, um alle Platz zu haben. "Das ist sowas von zum Kotzen!", fluchte sie grimmig. "Könntest du sie endlich in Ruhe lassen, Karin? Das geht mir auf die Nerven", wies Sasuke sie tonlos an. Er warf einen Blick auf die Runde. Sie hatten eindeutig Zuwachs bekommen, was ihn nicht neidisch machte. Sogar dieser Sai aus seiner Fußballmannschaft war dabei. Scheinbar war er nun mit Ino zusammen. Der Ärmste. "Lass sie glücklich sein, wenn sie möchten. Warum interessiert dich das?" "Sasuke, ich tue das für uns. Haruno hat mehr drauf, als du denkst, so ungern ich das zugebe. Sie plant etwas." "Karin. Es reicht." Seine Worte zeigten Wirkung; zumindest dachte er das. Bis nach den Winterferien sagte sie nichts mehr in die Richtung, sondern konzentrierte sich bloß noch darauf, ihm eine perfekte Freundin zu sein. ɣ "Ich sitze nur hier, weil ich keine Lust habe, alleine zu sitzen, nachdem du Hinata wieder auf deine Seite gezogen hast, klar? Nicht, dass ich dir Shikamaru nachtragen würde, immerhin habe ich jetzt Sai, aber ich finde es einfach unverzeihlich, dass du mir nichts von deiner Verlobung erzählt hast!" Das waren Inos erste Worte, als sie wieder in der üblichen Frühstücksrunde saß. Sakura schlug sich die Hand gegen die Stirn. "Ino, wie oft denn noch? Wir sind nicht verlobt und waren es nie." Sie wollte ihr bereits die ganze Wahrheit sagen, aber etwas hielt sie zurück. Inos Ausbruch wollte sie nicht mitten in der Mensa während dem Mittagessen erleben—falls sie ihr überhaupt glauben würde. Sie würde es im Sand verlaufen lassen, so wie auch jedem anderen gegenüber. Ino war vielleicht gar nicht mehr in Shikamaru verliebt; wie es um seine Gefühle stand, wusste Sakura auch nicht. Der Stress um ihre Beziehung hatte sie so sehr in Anspruch genommen, dass sie ihre beiden üblichen Ziele schlichtweg vergessen hatten. "Weißt du, Sakura, ich bin nur hier, weil Hinata mich darum gebeten hat. Ich bin immer noch sauer auf dich." "Schon klar", meinte Sakura nur leichthin. Der gröbste Ärger war erst einmal gebannt. Nun konnte sie wenigstens mit ungetrübter Sorge der verfluchten Gala entgegen zittern, bei der sich herausstellen würde, wie lange sie noch mit Shikamaru in einer Beziehung stecken musste. Hoffentlich verplapperte sich keiner der Eingeweihten, die inzwischen eine beachtliche Zahl maßen. "Mal ein kleiner Themenwechsel", warf Temari dazwischen. "Du solltest Karins Tat bei Tsunade-sama melden, Sakura. Was sie getan hat, nennt man Verleumdung. Das ist strafbar, wenn es Konsequenzen für dich hat." Sie wandte sich an Shikamaru. "Man kann sie doch verklagen, oder?" "Nicht wirklich", schränkte er ein. "Soweit ich weiß, ist es keine Verleumdung, sondern eine Lüge und lügen ist nur strafbar, wenn es wirtschaftliche oder soziale Konsequenzen hat. Würde dein Vater also den Investor nachgewiesenermaßen deswegen verlieren, könntest du rechtliche Schritte einleiten. Aber sowas zu beweisen ist schwierig und der Investor wäre trotzdem weg. Schlimmer noch, es wäre ein öffentlicher Prozess gegen ein Mitglied der Kaiserfamilie und das würde Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Selbst wenn du gewinnen würdest, würdest du bei vielen Menschen untendurch sein." "Die kommt also damit durch?", empörte sich Temari. "Das ist nicht fair!" "In solchen Belangen genießen Verwandte der Regierung ein bestimmtes Maß an Immunität und in vielen Fällen komplette Unanfechtbarkeit. Ich müsste meine Eltern fragen, ob es eine reelle Chance gäbe, was gegen sie zu tun, aber vermutlich nicht. Außerdem würden sie dann misstrauisch werden." Er drehte sich nun Sakura zu, die Ino zuliebe darauf geachtet hatte, ihm gegenüber zwischen Naruto und Sayuri zu sitzen. "Du könntest jedoch die Sache hier in der Schule publik machen." "Nein, lieber nicht", wehrte Sakura ab. "Ich will nicht noch mehr Aufmerksamkeit." "Ist das dein Ernst?", rief Temari. "Mit diese Schlampe hattest du schon seit der Ersten nichts als Probleme! Wir wissen alle, dass sie nur mit Sasuke zusammen ist, weil sie dir eins auswischen wollte. Jetzt hast du die Gelegenheit, ihr alles heimzuzahlen und du verzichtest darauf?" Sakura nickte ungerührt. "Sasuke ist mir egal. Selbst wenn sie ihn nur benutzt, ist es seine Sache. Wer weiß, vielleicht ist sie wirklich verliebt. Sie sieht jedenfalls fröhlich aus in seiner Nähe. Eine richtige Beziehung führen sie sowieso nicht. Habt ihr sie jemals händchenhalten oder flirten gesehen? Sollte es wirklich nur eines ihrer Spiele sein, lassen wir ihr die Freude." Die Zustimmung kam von allen Ecken. Wie wahr, es tat keinem weh. Sollten sie zusammen sein, es störte keinen. Wenigstens war Karin beschäftigt und Sasuke ebenfalls. Mit Naruto redete er ja ohnehin nicht mehr, selbst nicht beim Fußballtraining. Karin brachte ihre Zeit tatsächlich damit zu, Sasuke eine bessere Freundin zu sein. Wieso? Das wusste sie nicht richtig. Sie wollte es einfach und das war das Abstruse daran. Ihre unterkühlte, berechnende Art war genau von jenem Charme, der Sasuke angenehm war. Sie war seit dem Beginn ihrer Beziehung distanziert gewesen, wenngleich sie sich unterhalten und geküsst hatten. Nun hatte sie die Hemmschwelle überwunden. Das Wohltuende dabei war für Sasuke, dass sie nicht ganz aus ihrer Haut konnte—nicht zu aufdringlich, aber doch irgendwie immer da. Er konnte seine Ruhe haben, aber er konnte auch ihre Anwesenheit genießen. Das war seine Vorstellung von einer funktionierenden Beziehung. Er verabscheute ihre Gesellschaft nicht. Herzklopfen und Erröten beim Anblick des andern waren Kinderkram in seinen Augen. In Karins scheinbar auch. Es lief irgendwie alles gut—für jeden von ihnen. Selbst bei Sakura und ihren Freunden war wieder alles im Lot. Die Gerüchte um sie und Shikamaru interessierten bald keinen mehr und den Rest der Woche konnte Sasuke beobachten, wie sie wieder enger zusammenwuchsen. Karin schien das nichts auszumachen. Sie gab ihm zumindest keinen Grund, das anders zu sehen. Mit ihrer Rolle als perfekte Freundin, verblassten auch bald seine Gedanken an Sakura. Sie war glücklich, er war glücklich, alle waren glücklich. Warum also über Dinge sinnieren, die weit zurücklagen?. Ja, wirklich, alles schien ein perfektes Ende genommen zu haben. Zu perfekt. Das Schuljahr war noch lange nicht zu Ende. . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)