Crimson Nights von Squish (Für Knuddelkeks-Schoki - und Vampirfans! ;D) ================================================================================ Kapitel 2: In your room ----------------------- Ein leiser Anflug von Panik stieg in Kai auf. Das Gefühl in etwas hineingeraten zu sein, das er später bereuen könnte wurde jedoch sofort durch eine eigenartige Benommenheit wieder gemindert. Gleichzeitig konnte er eine gewisse Hingabe spüren und das kürzlich entflammte Begehren hielt sich noch hartnäckig im Hintergrund. Mit all den ambivalenten Gefühlen fiel ihm das Denken schwer. „Wohin gehen wir?“ Sie betraten den Raum hinter dem Vorhang. Mit einem dumpfen Geräusch fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss. Auch hier musste es sich um eine Brandschutztür handeln. In hüfthohen Standleuchtern und in Wandhalterungen brannten Kerzen, die den Raum in schummriges Licht tauchten. Es war eine andere Art von Dunkelheit und noch immer tanzten weiße Punkte vom Stroboskoplicht vor Kais Augen. Er hatte zunächst Probleme mit der Orientierung und als er ein wenig mehr von seinem Umfeld zu erkennen glaubte, stellte er fest, dass sein Sichtfeld tunnelartig eingeschränkt war. Diese plötzliche Veränderung erschreckte ihn erneut und er fragte sich was mit seinem Körper geschah. Zielstrebig wurde er von Elias gesteuert, der seinen Schritt weder verlangsamte noch seinen Griff lockerte. Eine Antwort blieb aus. Kai unternahm den Versuch sein Handgelenk zu lösen, indem er es wand und ruckartig nach unten zog, schaffte es jedoch nicht. Ein leises Stöhnen drang aus einer anderen Zimmerecke zu ihnen herüber. Erneut gewann dieses eigenartige Gefühl die Oberhand, das er auf etwas Bedrohliches zusteuerte – und etwas fiel Kai auf: Von der Musik war nichts mehr zu hören. Der Raum musste wirklich gut isoliert sein. „Hey, warte mal!“ Wenn es sich hier um einen Darkroom oder so etwas in der Richtung handelte, wollte Kai ein Wörtchen mitreden. Das war nämlich gar nicht seine Art. Warum nur fühlte sich sein Kopf so an, als sei er in Watte gepackt? Es war als könnte er seine Gedankengänge nicht weiterführen, als würden sie in einer Art Sackgasse enden. Sein Begleiter gab ihm noch immer keine Antwort. „Halt, verdammt! Was soll…“ Den Satz zu Ende sprechen konnte er nicht, denn er wurde mit Schwung unvermittelt um die eigene Achse gewirbelt und kam vor Elias zu stehen, der ihn mit eisernem Griff an den Schultern hielt, sodass er nicht über seine eigenen Füße stolpern konnte. „Schhhh… du machst so viel Lärm. Bist du jetzt nicht mehr so zutraulich wie vorhin?“ Ein leises, grollendes Geräusch drang aus Elias’ Kehle, das sich anhörte wie ein unheimliches Lachen. „Nun ist es zu spät… zu spät… zu spät.“ Nach jeder Sprechpause fühlte Kai etwas Kühles seinen Hals streifen. Elias musste ihn berührt haben, doch bewusst optisch wahrgenommen hatte er es nicht. „Du kannst mich zu nichts zwingen! Ich steh nicht auf solche Spielchen!“ „Och doch, ich kann… und wie ich kann. Und ich spiele so gerne.“ Wieder berührte ihn etwas am Hals und hinterließ ein kühles Gefühl auf der Haut. Ein unangenehmer Schauer lief ihm den Rücken hinunter. „Mann, bist du irre!? Was für ‘n Zeug hast du mir da verabreicht? Da war was im Drink, ich wusste es, ich…“ Elias zog ihn weiter in die Nähe einer Wandhalterung. Kerzenschein fiel auf sein ausdrucksloses Gesicht. „Sieh mich an!“ Kai blickte verärgert zu seinem Gegenüber auf und sah direkt in seine hellen Augen. Diese herrische Art mochte er gar nicht. „Du träumst!“ „Was?“ Ein verzweifeltes, ungläubiges Lachen drang aus seiner Kehle. Was lief hier nur ab? Dieser Gefühlswirbel in seinem Inneren machte ihn noch ganz verrückt. „Du träumst!“ „Ich… soll träumen?“ Elias sprach seine Worte mit einer solchen Beharrlichkeit und Überzeugung aus, das Kai Zweifel kamen. „Ja. Du bist längst aus der Diskothek gegangen, mit einem ordentlichen Rausch und wie es aussieht bist du irgendwo eingeschlafen.“ „Oh. So ist das. Dabei wollte ich nicht so viel trinken.“ „Diese Vorsätze, die man doch nicht einhält… du hast dich ein wenig gehen lassen.“ Kai rieb sich mit der freien Hand über die Stirn, als würde er hoffen dass sich alles in seinem Kopf klären würde. Er war so verwirrt. „Es fühlt sich alles so unwirklich an, so merkwürdig.“ „Träume dürfen merkwürdig sein. Sie werden geboren aus den Erlebnissen des Tages, vereinen sich mit Vergangenem, Wünschen, Begierden, entspringen aus den Tiefen deines Innern, zu denen du bewusst noch nicht vorgedrungen bist.“ Kai konnte seine Augen einfach nicht abwenden. Es war, als würde Elias seinen Blick festhalten und langsam entspannte er sich wieder. Im Schlaf war alles erlaubt; nichts konnte ihm zustoßen. „Nun komm.“ Kai ließ sich bereitwillig führen. Einen sehr lebhaften Traum hatte er da, aber er zweifelte nicht mehr daran ob es der Wahrheit entsprach. In wenigen Schritten standen sie vor einem Séparée, das soweit Helligkeit bot, um etwas mehr zu erkennen. Es war mit einer rot bepolsterten Sitzecke und einem ovalen Glastisch davor ausgestattet. „Setz dich, du bist mein Gast. Entspann dich.“ Kai trat ein und setzte sich gehorsam auf die Polsterung. Elias folgte ihm und schob hinter seinem Rücken zwei Schiebetüren zeitgleich zusammen, ohne die Augen von ihm abzuwenden. „Du hast einen starken Willen. Das gefällt mir.“ Kai verstand nicht, weshalb sein Gastgeber so etwas sagte, aber er nahm es hin. Er hatte schon oft irgendein komisches Zeug zusammengeträumt, an das er sich später nur noch fragmentarisch erinnerte und das auf den ersten Blick keinen Sinn ergab. Elias näherte sich ihm langsam von der rechten Seite und er erinnerte sich an Bilder aus Tier-Dokumentarfilmen. Jene, in denen sich ein Raubtier an seine Beute angepirscht und sie nicht aus den Augen gelassen hatte – bis sie zum tödlichen Sprung ansetzte. Ähnlich sah Elias aus, mit einer angespannt eleganten Haltung und stierem Ausdruck in den Augen. „Dein Blick ist echt unheimlich.“ „Ist das so.“ Elias setzte sich langsam und bedacht neben Kai und strich verspielt durch sein verstruwwelt gestyltes Haar. Das sich anbahnende Gefühl von Furcht verflüchtigte sich sofort. „Zu viele Gedanken in diesem hübschen, kleinen Kopf. Kamst du nicht hierher um ein bisschen Spaß zu haben, eine nette kleine Ablenkung zu suchen gegen den widrigen grauen Alltag?“ „Ich wollte… ich weiß nicht mehr was ich wollte.“ „Tanzen?“ „Ja, ich glaube Tanzen. Das Leben spüren… keine Ahnung.“ „Wir haben getanzt.“ „Hm hm.“ „Und wie lebendig du bist spüre ich sehr wohl. Das Leben fließt durch dich hindurch. Hier. Und hier…“ In einer leichten, kühlen Bewegung strich Elias mit seinen Lippen an Kais Hals hinunter. Erst an der einen Seite, dann an der anderen. Er nahm seinen Arm, streckte ihn – eine Hand am Ellbogen, die andere am Handgelenk – vorsichtig aus und führte seine Lippen nun von der Armbeuge abwärts bis zum Puls hinunter, wo er einen Moment regungslos verharrte und dann scheinbar angestrengt den Kopf nach oben riss. Kai sah verwirrt zu wie der Lockenschopf seinen Arm sinken ließ und ihm einen begehrlichen Blick entgegenschleuderte. Dieser Anblick traf Kai so unerwartet, das sein Herz heftig zu schlagen begann. „Zieh dein Shirt aus.“ „Warum?“ „Weil ich es sonst tue. Und vielleicht zerreißt es dabei. Wäre doch schade drum. Es steht dir gut.“ Kai griff verwirrt das Shirt in Höhe seines Bauchnabels und zog es sich vorsichtig über den Kopf. Elias nahm es ihm aus der Hand und legte es auf den Tisch vor sich. Seine Augen folgten seinen Händen, während sie begannen den unbekleideten Oberkörper zu betasten. „So zerbrechlich…“ Kai nahm seine Worte nicht wahr. Seine Aufmerksamkeit galt allein dem Empfinden das Elias’ Berührungen auf seiner Haut auslösten. Wieder lief ihm ein Schauer über den Körper. „Deine Hände… sind so kalt.“ Der Lockenschopf näherte sich ihm mit seinem Oberkörper und automatisch wich Kai nach hinten aus, sodass er mit dem Rücken auf dem Polster zu liegen kam. Elias nahm Kais Hände und legte sie über seinem Kopf ab. Mit der rechten Hand umfasste er beide Handgelenke und hielt sie zusammen. Die freie linke Hand nutzte er um Kais Kopf zur Seite zu drehen. „Dann… teile etwas von deiner Wärme mit mir.“ Elias’ Lippen legten sich erneut auf Kais Hals und glitten langsam seinen Oberkörper hinab. Alles in Kais Kopf begann sich zu drehen, wahllos tauchten Bilder vor seinem inneren Auge auf, die sich zu farbenprächtigen Schlieren verzogen. Ein stechender Schmerz ließ ihn aufkeuchen, gefolgt von einem ziehenden Druck. Einen Moment später zog sich sein Sichtfeld noch enger zusammen und alles wurde Schwarz… Hosted by Animexx e.V. 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