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Die Suche nach...

~*...der Wahrheit?*~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo~ >.<
Es geht endlich mal weiter!!!
Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass es so lange gedauert hat.
Aber jetzt werde ich versuchen, die FF zu ihrem Abschluss zu bringen.
Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse.

Liebe Grüße,
maryjoa3004 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es ist endlich vollbracht!
Der Epilog ist da TT^TT
Das heißt, dass diese Geschichte nun zu Ende ist O,o
Oh... Aber ich würde mich freuen, wenn ihr mir sagt, wie ihr die FF gehalten habt und wenn ihr auch weiterhin Geschichten von mir lesen würdet. Bei denen wird es dann auch nicht so lange dauern, bis die Kapitel kommen ^^'

Ich hab mich gefreut und wünsche euch noch viel Spaß mit vielen weiteren Geschichten von anderen Autoren.

Liebe Grüße,
eure maryjoa3004 Komplett anzeigen

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~*Die Bitte*~


 

~*Die Bitte*~
 

„Suzaku. Du hast mir versprochen, mich zu töten.“

„Warum sollte ich das tun?“

„Wie ich es vorhersah, habe ich nun den Hass der gesamten Welt auf mich gezogen. Wenn du mich tötest, dann kannst du die unendliche Kette von Hass beenden. Die Legende von Zero ist bei den schwarzen Rittern immer noch sehr lebendig. Auch Schneizel gehorcht nun Zero. Die Welt wird dann nicht mehr von militärischer Macht beherrscht. Sie kann in vernünftigen Gesprächen etabliert werden. So hat die Welt eine Zukunft, Suzaku.“

„Soll ich wirklich…?“

„Ja…“

„Das Zero Requiem… Oh ja, erst in der Welt von C wurde uns bewusst, dass die Menschen auf eine Zukunft hoffen.“ Lelouch lächelte und sah auf.

„Tja mein Suzaku, denkst du nicht, dass das Geass mit einer Bitte vergleichbar ist? Wenn man mit den eigenen Kräften nicht zum Erfolg kommt, muss man andere um Hilfe bitten.“

„Um Hilfe bitten? Du willst…“

„Ganz genau. Ich habe selbst ein Geass auf mich genommen, die Bitten der Menschen, um eine bessere Zukunft der Welt. … Wer schießen will, der muss auch bereit sein sich erschießen zu lassen.“

Einige Zeit später griff Zero Imperator Lelouch vi Britannia an und erstach ihn mit dessen eigenem Schwert. Von der Klinge durchbohrt, ließ er sich an die Schulter von Zero fallen, um ein letztes kurzes Gespräch mit ihm zu führen. Zero, dessen Identität Suzaku angenommen hatte, konnte sich nicht zurückhalten und er vergoss Tränen um seinen alten Freund.

„Le... Lelouch, ich…“

„Das ist auch für dich eine Strafe, mein alter Freund. Als Freund und Verfechter der Gerechtigkeit wirst du nun für immer diese Maske tragen müssen, mein Suzaku. Du wirst nie mehr Suzaku Kururugi sein, lieber Freund. Du wirst dein eigenes Wohl uneigennützig dem Wohl der ganzen Welt opfern, Suzaku. Für alle Zeiten.“

„Dieses Geass will ich annehmen und ihm dienen…“ Wieder flossen ihm Tränen aus den Augen.
 

Immer und immer wieder hörte er dieses Gespräch in seinen Träumen und wollte nicht glauben, was er vor zwei Monaten getan hatte. Er hatte seinen besten Freund getötet und die Identität von Zero angenommen. Doch aus irgendeinem Grund glaubte er nicht, dass der immer wiederkehrende Traum so etwas wie eine Mahnung sein sollte, vielmehr glaubte er, dass es ein Zeichen sei. Ein Zeichen von Lelouch.

„Ich verstehe deinen Hinweis nicht, das weißt du doch genau. Ich war vielleicht derjenige mit mehr Ausdauer, aber du hattest schon immer mehr im Kopf als ich.“ Wieder weinte er um seinen Freund. So ging es fast jede Nacht und er war jeden Tag kraftloser.

Da klingelte plötzlich das Telefon, welches in seinem Zimmer stand. Er verstellte seine Stimme etwas und ging ran. Es war Nunnally, die ihn zu sich bat. Wie es in der letzten Zeit üblich war, zog er seinen Anzug an und zu guter Letzt noch die Maske.

Als er dann vor Nunnallys Zimmer stand, ging er noch einmal in sich um wieder etwas ruhiger zu werden. Nach ein paar Sekunden klopfte er schließlich und wartete darauf, dass er hineingebeten wurde.

„Herein“, erklang es nun aus dem Zimmer. Suzaku trat ein und war gleich darauf etwas erschrocken.

Vor ihm saß Kallen neben Nunnally auf dem Sofa und sah ihn erwartungsvoll an.

Das passte dem Maskiertem so gar nicht. Die Rothaarige hatte in letzter Zeit, wenn sie allein waren, immer solch seltsame Anspielungen gemacht, als wüsste sie genau, wer unter der Maske steckte. Suzaku setzte sich auf den freien Sessel und Nunnally fing gleich zu reden an:

„Ich möchte, dass du die Maske abnimmst.“ Das schockte ihn jetzt doch ziemlich.

„Wir beide glauben zu wissen wer unter ihr steckt. Also nimm sie bitte ab, Suzaku.“

„Nunnally hat Recht. Es wird zwar überall erzählt, dass du tot bist Suzaku, doch wen hätte Lelouch sonst bitten sollen ihn zu töten. Außerdem hat man deinen Leichnam nie gefunden“, warf nun auch Kallen in den Raum.

„Du fragst dich jetzt sicherlich, wie ich darauf gekommen bin, nicht wahr, Suzaku. Aber ich werde es dir erklären: Als ich auf dem Wagen die Hand meines Bruders nahm, konnte ich euer Gespräch sehen. Ich sah, wie er dir Zeros Maske gab. Ich bitte dich, nimm die Maske ab und sei wieder du selbst Suzaku!“ Nunnally war den Tränen nahe, weswegen Kallen sie in den Arm nahm. Suzaku wollte nicht mit ansehen, wie Nunnally weinen würde und nahm ergebend seufzend seine Maske ab.

„Und was wollt ihr jetzt von mir hören? Warum ich es getan habe? Ich weiß es selbst nicht so genau. Kallen, du selbst hast mal gesagt, dass du glaubst Lelouchs Plan verstanden zu haben. Wir nannten diesen Plan Das Zero Requiem. Er hatte es von Anfang an geplant, den Zorn der ganzen Welt auf sich zu nehmen und sich dann umbringen zu lassen. Er wollte das Symbol des Hasses der gesamten Welt werden. Nicht so wie bei dir, Nunnally… Lelouch sagte, dass du Damokles zum Symbol der Unterdrückung machen wolltest, doch das hätte nichts gebracht… Der Hass wäre wieder entbrannt…“ Suzaku konnte seine Tränen nicht länger zurückhalten.

„Und genau deshalb möchte ich dich um etwas bitten, Suzaku.“ Er sah zu Nunnally und wollte gerade etwas erwidern, als sie ihre Bitte bereits aussprach:

„Bitte such nach meinem Bruder!“ Nun brach auch Nunnally in Tränen aus.

Hatte Suzaku sich gerade verhört? Er sollte ihren Bruder suchen? Aber dieser war doch tot! Er würde nie mehr kommen…

„Ich weiß, dass er noch am Leben ist! Ich spüre, dass er noch irgendwo da draußen ist! Sein Sarg durfte damals nicht geöffnet werden und ich bin mir sicher, dass es so veranlasst wurde, weil er leer war!“ Dieser Gedanke war Suzaku niemals in den Sinn gekommen. Wollte Lelouch ihm das mitteilen?
 

*~ „Ganz genau. Ich habe selbst ein Geass auf mich genommen, die Bitten der Menschen, um eine bessere Zukunft der Welt.“ ~*
 

Hatte Lelouch etwa wie C.C…

Was war eigentlich mit ihr passiert? Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie nach Lelouchs Tod nicht mehr gesehen wurde. War sie dafür verantwortlich? Hatte sie seinen Körper aus dem Sarg entfernt? Auf einmal schossen ihm so viele Möglichkeiten durch den Kopf, dass er schon selbst glaubte, Lelouch wäre noch am Leben. Sollte er den Vermutungen von Nunnally und Kallen, die er mittlerweile selbst hatte, nachgehen? Aber vorher wollte er noch etwas wissen:

„Wie bist du überhaupt darauf gekommen, Kallen? Nur Lelouch und ich wussten von dem Zero Requiem. Wann ist es dir also aufgefallen, dass ich nun hinter Zero stecke?“

„An jenem Tag der Exekution, wo du als Zero den Weg versperrt hast, da kam mir der Gedanke. Außerdem hat Lelouch gelächelt, nachdem du ihm die Waffe aus der Hand geschlagen hast. Und das würde doch wohl niemand tun, der kurz davor ist ermordet zu werden.“ Suzaku sah sie erstaunt an, er hätte nicht gedacht, dass das jemandem aufgefallen war.

„Lelouchs Strategien waren zwar immer gut, aber er hat manchmal nicht darauf aufgepasst, wie er seine Pläne durchgeführt hat.“ Suzaku musste leicht lächeln und sah dann wieder zu Nunnally. Er hatte sich entschieden.

„Ich werde ihn suchen, Nunnally!“

Als sie diese Worte hörte, wurde sie überglücklich und verlor nun Tränen der Freude. Selbst Kallen sah erfreut aus.

Suzaku stand auf, zog die Maske wieder über seinen Kopf und ging zur Tür hinaus. Draußen lehnte er sich noch einmal kurz mit dem Rücken gegen die Tür und dachte wieder an Lelouchs Worte…
 

*~ „Wenn man mit den eigenen Kräften nicht zum Erfolg kommt, muss man andere um Hilfe bitten.“~*
 

„Da hast du Recht, Lelouch. Allein wäre mir das mit Sicherheit nicht aufgefallen. Warte nur, ich werde dich finden!“ Er lächelte noch einmal und ging dann entschlossen weiter. Mit dem Ziel, Lelouch zu finden!

~*Der Knightanwerber*~


 

~*Der Knightanwerber*~
 

„Nunnally, ich werde mir Mühe geben… Deine Worte... Man könnte wirklich fast meinen, Lelouch wäre so wie C.C, aber das -“ Plötzlich sah er eine fremde Person im königlichen Garten. Sie schien sich genauestens umzusehen. Da musste man sich schon fragen, was diese Person hier wollte.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Suzaku und ging auf die Person zu, um herauszufinden was sie hier wollte.

„Ihr seid also der große Held Zero.“ Der junge Mann wandte sich um. „Ich bin hier, um mich mit Ihrer Majestät Königin Nunnally zu treffen.“

„Warum gehst du dann nicht zu den Wachen und meldest dich an, damit sie auch Bescheid bekommt, dass du hier bist?“ Suzaku mochte diesen Typen aus irgendeinem Grund nicht. Er strahlte eine seltsame Aura aus, die Suzaku misstrauisch werden ließ. Doch was konnte er schon ausrichten? Ohne handfeste Beweise und schlagkräftige Argumente würde ihm keiner glauben. Suzaku wandte sich um, um sich wieder auf seinen Auftrag zu konzentrieren.

„Ich muss mir keine Sorgen machen. Der Knight of Two und der Knight of Three sind ja bei ihr! Am besten, ich mache mich zuerst auf die Suche nach C.C.“ Mit diesen Worten schwang er sich auf das Motorrad, welches man ihm bereit gestellt hatte, und fuhr los.
 

Er wollte sich erst einmal in der näheren Umgebung umhören, ob man vor zwei Monaten eine junge Frau mit langen grünen Haaren gesehen hatte. Doch er hatte trotz C.C.s außergewöhnlichem Aussehen leider keinen Erfolg, niemand wollte etwas gesehen haben. Da er nichts herausgefunden hatte wollte er wieder zurück fahren, doch genau in diesem Moment kam ein kleiner Junge auf ihn zu und hielt ihn auf.

„Großer Held Zero! Wartet! Ich habe gehört, ihr sucht eine Frau mit langen grünen Haaren. Hat sie zufällig auch so ein komisches Muster an der Stirn?“

Jetzt wurde Suzaku hellhörig. Was hatte der Junge gerade gesagt? Er konnte nur C.C. meinen.

„Was weißt du über diese Frau?“ Suzaku hoffte nun, dass er etwas über C.C.s Aufenthaltsort herausfinden würde. Er hörte dem Jungen ganz genau zu, damit ihm auch nichts entging.

„Vor zwei Monaten, etwa einen Tag nach eurer großen Tat, kam diese Frau und wollte einen Transportwagen für Stroh kaufen. Zudem kaufte sie noch zwei Zugtiere, die den Wagen ziehen sollten. Als sie dann die gewünschten Dinge hatte, ging sie zu einem jungen Mann. Dieser lenkte den Wagen und sie setzte sich auf den großen Strohhaufen, der geladen war.“

„Was war das für ein Mann? Konntest du ihn erkennen?“

„Nein, leider nicht. Er trug einen Hut und an den Seiten hing etwas herunter.“ Der Junge klang etwas traurig. „Aber man konnte etwas von seinem Haar erkennen und das war schwarz!“, fügte er noch hinzu.

„Schwarzes... Haar…?“ Es könnte nur ein Zufall gewesen sein, es gab schließlich mehrere Menschen mit dieser Haarfarbe. Auch nicht auszuschließen war, dass sich der Junge versehen hatte. Und doch wollte Suzaku dieser Spur nachgehen.

„Ich hätte da noch eine Frage an dich…“

„Ich helfe Euch doch gern, großer Zero!“ Der Junge sah ihn freudestrahlend an.

„In welche Richtung sind sie gefahren und warum hilfst du mir, während die anderen behaupten, sie wüssten von nichts?“ Es war sehr seltsam. Waren sie doch in Japan, wo die Bürger keine Angst vor Zero haben mussten.

„Weil sie glauben, dass es Britannier gewesen sein könnten. Sie hatten Angst, bestraft zu werden.“

„Ich verstehe… Aber... sie brauchen doch keine Angst mehr zu haben…“ Der Junge zuckte mit den Schultern, dann wurde er nachdenklich.

„Mal überlegen… ich glaube sie sind in diese Richtung gefahren… Ja, doch, ich bin sicher diese Richtung war es!“ Der Junge deutete mit einer Hand eine Straße entlang.

Suzaku bedankte sich bei dem Jungen, schwang sich wieder auf das Motorrad und folgte der Straße ein ganzes Stück. Plötzlich hielt er.

„Hätte ich Nunnally erst noch Bescheid geben sollen?“ Er war einfach weitergefahren ohne sich bei ihr zu melden, weitergefahren um einer Illusion hinterherzujagen. Suzaku entschied sich, jetzt nicht umzukehren, er würde erst wieder zu Nunnally zurückgehen wenn er Gewissheit hatte.
 

„Ihr dürft nun eintreten. Ihre Majestät wird Sie nun empfangen“, sagte einer der Wachen zu dem jungen Mann, der zuvor im Garten gewesen war.

„Vielen Dank.“ Er klopfte und trat ein als er hereingebeten wurde.

„Euer Hoheit, ich danke Euch, dass Ihr heute Zeit für mich habt.“ Er sah sich ein wenig im Zimmer um. „Wie ich sehe sind gleich zwei der Knights of Round anwesend. Der Knight of Two und der Knight of Three, wenn ich mich nicht irre. Gino Weinberg und Kallen Kozuki, richtig?“

„Gut recherchiert, aber was wollt ihr hier?“ Kallen mochte diesen Typ nicht. Er strahlte eine seltsame Aura aus. Gino bemerkte, dass Kallen diesen Typ wohl nicht leiden konnte und fasste ihr an die Schulter. Sie drehte sich zu ihm um und er sah ihr in die Augen. Warnend schüttelte er leicht den Kopf.

„Gino hat Recht. Der erste Eindruck kann trügerisch sein“, dachte sie sich.

Nun begann auch Nunnally zu reden:

„Wärst du so nett und würdest mir deinen Namen nennen?“

Der junge Mann verbeugte sich leicht, es war ihm wohl unangenehm vergessen zu haben sich vorzustellen.

„Bitte verzeiht, mein Name lautet Yokosuke Ichikawa. Meine Freunde nennen mich aber nur Yo.“

„Und was ist dein Anliegen, Yokosuke? Warum wolltest du mich sprechen?“

„Ich will gleich auf den Punkt kommen.“ Seine Stimme wurde auf einmal sehr ernst…
 

Suzaku war nun schon knapp eineinhalb Stunden unterwegs. Noch immer sah er nichts, wo sich C.C. verstecken könnte, bis er einen Berg hinauf gefahren war.

Nun sah er ein Häuschen, das einsam und verlassen auf einer Anhöhe gebaut war. Es schien sogar bewohnt zu sein, denn es stieg Rauch aus dem Schornstein.

„Ich glaube zwar kaum dass sie dort ist, aber ich kann ja mal fragen. Mehr wie nicht dort sein können sie nicht.“ Nach ungefähr weiteren fünf Minuten hatte er das Gebäude erreicht. Nun stand er vor der Tür, wusste nicht ob er klingeln sollte, ob dort drin wirklich C.C. war. Er überlegte jedoch nicht mehr lang herum und klingelte einfach.

Da hörte er, dass sich innen etwas bewegte. Die Tür wurde aufgeschlossen und Suzaku war sehr überrascht. Vor ihm stand eine junge Frau, mit langen hellbraunen Haaren und braunen Augen. Doch das, was ihn so überrascht hat, war, was sie auf dem Kopf trug. Es sah so aus als hätte sie Hundeohren auf dem Kopf. Waren das nun ihre Haare oder war es ein Haarreif?

Die junge Frau sah ihn an. „Was willst du hier?“

Die Stimme der jungen Frau lenkte ihn von ihrem Kopf ab. „Bist du das, C.C?“ Diese Frage glitt ihm einfach aus dem Mund.
 

„Du willst ein Knight of Round werden? Aber warum? Es gibt keine Kämpfe mehr…“

Kallen und Gino nickten Nunnallys Worten zu.

„Ich möchte einfach nur zeigen, dass auch ich etwas schaffen kann…“ Yokosuke blickte etwas zu Boden. „Ich hatte jemanden versprochen ihn zu beschützen, doch habe ich versagt und die Person stattdessen in große Gefahr gebracht.“ Nunnally dachte über seine Worte nach und fasste einen Entschluss.

„Also gut… Du darfst es versuchen. Ich werde dich am Training der Knights of Round teilnehmen lassen. Solltest du bestehen, werde ich es mir noch einmal überlegen.“

„Aber Nunnally, du kannst doch nicht-!“, Gino hielt Kallen zurück.

„Willst du etwa die Entscheidung Ihrer Majestät in Frage stellen?“

„Nein, natürlich nicht. Bitte verzeiht, Majestät.“

„Ist schon gut, Kallen. Ich weiß, du machst dir nur Sorgen um mich, doch möchte ich diesem jungen Mann eine Chance geben.“

„Euer Majestät, es ist Zeit für Eure Übungen.“ Eine Angestellte betrat das Zimmer und wollte Nunnally abholen.

„In Ordnung, danke. Du kannst nun gehen, Yokosuke. Kallen, Gino, darf ich euch darum bitten, die anderen Knights über das Probetraining in Kenntnis zu setzen?“

„Natürlich Euer Hoheit!“, gab Gino zurück. Als Nunnally das Zimmer verließ, gingen auch die anderen drei. Yokosuke ging wieder fort und Gino und Kallen machten sich auf den Weg zu den anderen Knights.

„Wir müssen diesen Yokosuke im Auge behalten. Ich traue ihm auch nicht wirklich, aber wenn die Königin es so wünscht, sollten wir uns ihrem Wunsch beugen.“ Gino war genauso wenig begeistert von der Idee wie Kallen.

„Keine Sorge! Ich werde ihn im Auge behalten und sollte er auch nur irgendwas vorhaben, werde ich ihn aufhalten!“
 

Yokosuke stand noch draußen im Garten. Er holte ein Handy aus seiner Tasche und wählte eine Nummer. Er wartete ungeduldig darauf, dass jemand am anderen Ende der Leitung abnahm.

„Bist du aufgenommen?“ Yokosuke zuckte zusammen, als er die Stimme seines Gesprächspartners hörte.

„Nein, noch nicht. Ich soll an einem Probetraining teilnehmen, damit sie sehen was ich drauf habe.“ Yokosuke blieb äußerlich ruhig, doch innerlich bebte er. Diese Person hatte ihn unter Kontrolle und er wusste nicht, was er dagegen tun sollte.

„Na gut, dann wirst du an dem Training teilnehmen und gut abschließen. Andernfalls wird etwas passieren, was du sicher nicht möchtest. Haben wir uns verstanden?“ Die Person mit der Yokosuke sprach, setzte ihn unter Druck.

„Ja, ich habe verstanden…“, gab er zurück.

„Ach ja, da wäre noch etwas: Ich hoffe, du hältst dich daran und erzählst niemanden ein Wort davon!“

„Keine Sorge, das werde ich nicht.“ Das Gespräch war beendet. Yokosuke packte das Handy wieder ein und drehte sich mit einem wehmütigen Blick noch einmal zum Palast um.

„Es tut mir wirklich schrecklich leid, Euer Hoheit. Wirklich!“
 

Suzaku stand noch immer vor der Tür, in der ihm nun eine junge Frau gegenüberstand.

„Ich weiß nicht, wovon Sie reden, großer Held. Auf Wiedersehen.“ Sie wollte sich umdrehen und reingehen, doch Suzaku ließ sie nicht.

Er wollte Informationen, redete auf sie ein. „Ich weiß doch genau, dass du es bist! Sag mir bitte wo Lelouch steckt! Ich soll ihn suchen! Nunnally und Kallen glauben nicht, dass er tot ist! Und ich glaube es auch nicht mehr! Nacht für Nacht träume ich von unserem Gespräch über das Zero Requiem! Also sag mir wo er ist!“

Die junge Frau wollte sich erneut umdrehen und wieder reingehen, da hielt Suzaku sie fest.

„Nicht!“, rief sie, als plötzlich etwas aufleuchtete. Auf einmal wurde um Suzaku herum alles schwarz. Er sah die unterschiedlichsten Lichter an sich vorbeigleiten und fühlte sich so, als ob er immer weiter von der Erde weggetragen wurde. Da stand er plötzlich an einem seltsamen Ort…

„Wo bin ich? Was ist passiert? Wie bin ich hierhergekommen? Bin ich etwa… tot? Nein, das glaube ich nicht…“ Er hatte das Gefühl schon einmal hier gewesen zu sein, doch er erinnerte sich nicht wann das gewesen sein sollte. Als er die junge Frau berührt hatte musste er wohl ohnmächtig geworden sein, so kam er zu dem Entschluss dass er das hier nur träumen konnte.

~*Der Hoffnungsfunke*~


 

Der Hoffnungsfunke
 

Das Licht, dass Suzaku umgab, war sehr hell. Er kniff gezwungenermaßen die Augen zu, wollte er doch eigentlich etwas erkennen! Da sah er auf einmal die Umrisse einer einzelnen Person.

„Was willst du hier?“ Suzaku konnte die Stimme nicht richtig erkennen, und wusste daher auch nicht, ob die Person ein Mann oder eine Frau war.

„Ich will hier gar nichts!“, antwortete er. „Es war ein Unfall, dass ich hier gelandet bin! Das musst du mir glauben!“

„Ich muss gar nichts!“, ertönte die Stimme laut. „Du warst vielleicht mal der Knight of Seven meines Vaters, aber das spielt heute keine Rolle mehr, denn du hast ihn verraten!“ Die Stimme war sehr wütend und langsam konnte man auch die Person, der die Stimme gehörte, besser erkennen.

„A-Aber… I… Ihr seid doch… Prinz Clovis! Was macht Ihr hier? I-Ihr… Ihr seid doch tot!?“

Suzaku konnte sich das alles nicht erklären. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er als er selbst hier war und nicht als Zero. Wie funktionierte das alles nur? Er stellte sich immer wieder die Frage ob er das nur träumte oder nicht.

„Ja, ermordet von meinem eigenen Bruder! Deinem besten Freund!“, antwortete der Blonde auf die Feststellung des anderen. „Wie fühlt es sich an, wenn man seine Familie umbringt?“

Seine Familie umbringt… Mit diesen Worten traf Clovis Suzaku sehr hart. In ihm kamen wieder Bilder hoch, Bilder bei denen er seinen Vater tötete. Seinen besten Freund, der für ihn wie ein Bruder war, auch ihn hatte er erstochen. Ebenso wie einst seinen Vater… Suzaku war kurz davor los zuschreien.

„Suzaku!“ Suzaku erschrak, als er eine ihm bekannte Stimme vernahm, Clovis verschwand beinahe augenblicklich. Er drehte sich um und sah in ein Gesicht, das ihm sehr vertraut war und welches er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Clovis war nur aus seinen Erinnerungen entstanden, denn der echte konnte das mit seinem Vater nicht wissen, das war ihm nun klar.

„Eu…phie?“, er konnte nicht mehr klar reden, nur leises Flüstern verließ seinen Mund. Und als er die Person erkannte, die neben ihr stand, sackte er in sich zusammen.

„Hallo Suzaku. Sag mal, was treibt dich denn hier her?“

„Le…Lelouch…“ Wieder konnte er nur flüstern. „Sagt mir bitte eins… Ist das hier ein Traum?“

Lelouch sah Suzaku verwundert an, doch er begriff gleich, dass der Braunhaarige nicht wusste, wo er war.

„Ja, mein Suzaku, es ist nur ein Traum. Darum können wir uns hier alle treffen. Möchtest du aufwachen?“ Lelouch lächelte seinen Freund an, als ob er nicht mehr wüsste wer ihn getötet hatte.

„Gibt es denn eine Möglichkeit aufzuwachen?“

„Du musst es dir nur stark genug wünschen, aber willst du wirklich schon gehen?“ Es klang fast so, als wollte Lelouch seinen Freund noch nicht gehen lassen.

„Ja… ich muss leider… Ich habe einen Auftrag von Nunnally und diesen will ich zu Ende bringen.“ Suzaku lächelte, „Es war schön euch zu sehen, Lelouch, Euphie… Macht es gut…“ Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich darauf, aufzuwachen.
 

Kallen und Gino saßen im Garten und warteten auf Nunnally, die gleich von ihren Übungen kommen würde. Damit das Schlosspersonal nicht noch mehr Arbeit hatte, hatte man einen Gärtner eingestellt.

Dank ihm war der Garten so schön wie noch nie zuvor. Hecken grenzten Wege ab und an ihnen entlang waren die unterschiedlichsten Blumen in allen möglichen Farben angepflanzt. In diesem Garten konnte man sich wirklich gut entspannen.

„Es ist so schön friedlich, findest du nicht auch, Gino?“

„Diese Ruhe… Keine Kämpfe mehr… Man kann sich richtig entspannen…“,Gino nahm die Hände hinter den Kopf und legte sich auf den Rasen. „Diese Ruhe bin ich gar nicht mehr gewöhnt…“

Kallen war erstaunt. „Wäre es dir etwa lieber, wenn es wieder Krieg gäbe?“

„Natürlich nicht!“, antwortete der Blonde gleich daraufhin. „Nur ich habe die letzten Jahre immer nur gekämpft und hatte nur selten Zeit zum Ausruhen. Als ich dann zum Knight of Three wurde, konnte ich mir meine Zeit zwar etwas einteilen, aber besser war das auch nicht…“ Gino sah zu Kallen. „War es bei dir anders?“

„Naja, ich musste ja noch zur Schule gehen. Dort war ich nicht Kallen Kozuki, sondern Kallen Stadtfeld. Aber ich kann wirklich sagen, dass es in der Schule ruhiger war. Dort konnte ich mich etwas erholen.“ Kallen sah etwas traurig aus. „In der Schule bin ich Lelouch das erste Mal begegnet. Anfangs glaubte ich, ihn durchschaut zu haben, aber er hat es irgendwie geschafft, sich aus der Schlinge zu ziehen. Erst in der Black Rebellion wurde mir klar, das Lelouch Zero war. Und das auch nur durch Suzaku...“

Ein Moment der Stille trat ein. Nur das Auf- und Zugehen der Heckenschere war zu hören.

„Entschuldigt bitte, dass ich euch habe warten lassen. Aber Sayoko wollte diese Übung noch zu Ende machen.“ Nunnally kam mit ihrem Rollstuhl angefahren und blieb neben den beiden stehen.

„Ihr müsst Euch deswegen doch nicht entschuldigen, Majestät. Es ist schön zu hören, dass Ihr Fortschritte macht.“ Gino war schon allein darüber glücklich, dass Nunnally sich wieder erholte.

„Der Garten wird von Tag zu Tag schöner, findet ihr nicht auch? Dieser Herr ist wirklich talentiert.“ Nunnally war schon immer gern im Garten. Die frische Luft, die Pflanzen und die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut taten ihr gut.

Die drei unterhielten sich weiter und genossen das herrliche Wetter.

„Würdet ihr beiden morgen mit mir ins Museum gehen? Dort beginnt doch morgen die Ausstellung über die Black Rebellion, die ich eröffnen muss und allein möchte ich nicht gehen.“

„Das tut uns wirklich schrecklich leid, aber die anderen Knights können diesen Yokosuke morgen nicht beobachten. Der Knight of Seven ist in der chinesischen Föderation und der Knight of Eight auf Hochzeitsreise. Ach ja, und der Knight of Nine muss etwas wichtiges Recherchieren. Deshalb müssen wir das machen …“ Kallen tat es sehr weh, zu sehen dass Nunnally enttäuscht war. Aber es war Nunnally selbst, die sagte, dass sie die Knights of Round selbst neu ernennen wollte. Doch hatte sie erst fünf Knights ernannt und diese waren nun doch zu wenig.

„Bitte seid uns nicht böse. Wir wollten Euch auch schon fragen, aber dann kam ja dieser Yokosuke…“ Selbst Gino hatte ein schlechtes Gewissen.

Aber Nunnally verstand die beiden, immerhin wollte sie es ja, dass man Yokosuke prüfen würde.
 

Suzaku öffnete langsam wieder die Augen und fand sich in einem Zimmer wieder

„Wo bin ich?“

„Erinnerst du dich nicht mehr?“, fragte ihn eine weibliche Stimme. Nun fiel es ihm wieder ein. Er war an einem Haus ohnmächtig geworden und hatte in seinem Traum Lelouch und Euphie gesehen.

„Nun kannst du nicht mehr behaupten, du seist nicht C.C. Du bist es, gib es endlich zu!“ Die junge Frau sah Suzaku einfach nur ausdruckslos an. „Und sag mir endlich, ob Lelouch noch am Leben ist!“

Doch anstatt zu antworten, richtete die junge Frau eine Waffe auf ihn. „Ich werde dir gar nichts sagen! Nun, wo du mich gefunden hast, kann ich dich nicht so einfach gehen lassen. Das verstehst du doch, oder, Suzaku?“

„Du kannst doch nicht… Ich darf jetzt nicht sterben! Ich muss leben!“ Suzakus Augen leuchteten wieder auf, so wie es immer war, wenn sich das Geass von Lelouch aktivierte. C.C. nahm die Waffe wieder runter.

„Was hat das zu bedeuten? Du… du willst mich gar nicht… erschießen? Heißt das, du sagst mir, ob Lelouch noch lebt?“ Suzaku war etwas verwirrt.

„Ich glaube die Frage, ob er noch lebt, hast du dir gerade selbst beantwortet.“ C.C. sah ihn wieder entschlossen an.

„Ich hab sie… Aber natürlich!“ Suzaku dachte an gerade eben.
 

*~ „Ich darf jetzt nicht sterben! Ich muss leben!“ ~*
 

„Wenn sein Geass bei mir noch wirkt, dann kann das nur heißen, dass er wirklich… noch am Leben ist!!“

„Er lebt, ja.“

„Aber wie ist das möglich?! Wie sollte das gehen?!“ Suzaku schossen auf einmal viele Fragen in den Kopf.

„Weißt du noch, als wir damals in der Welt von C waren und Charles und Marianne geschlagen haben? Charles packte Lelouch am Hals, das war das Entscheidende.“

Suzaku hörte C.C. genau zu. „Was meinst du mit „das Entscheidende“?“

„In diesem Moment hat er seinen Code an Lelouch weitergegeben. Vermutlich wollte Charles ihn damit strafen, für immer zu leben und nicht mehr sterben zu können…“ Ihr Kopf sank etwas zu Boden

„Bei jedem Vertrag heißt es, das diese Kraft der Könige, das Geass, ihren Besitzer einsam macht. Lelouch wusste, dass ich um jeden Preis sterben wollte und hat den Code akzeptiert. Er meinte, wenn er den Code schon hätte, könnten wir zusammen bleiben, weil wir Vertragspartner seien…“ Suzaku erinnerte sich noch genau daran, wie Charles Lelouch gepackt hatte und dieser ihn gebeten hatte, nicht einzugreifen. Er hatte ihn gebeten, nicht einzugreifen…

„Und… und wo ist er jetzt?! C.C. sag mir bitte wo er ist!“

Suzaku wollte Lelouch um alles in der Welt finden und hoffte, dass C.C. ihm endlich etwas mehr verraten würde.

„Ich sagte er lebt, aber nicht, dass ich weiß wo er steckt!“ Nun hatte C.C. es geschafft, ihn erneut zu verwirren.

„Was willst du mir denn jetzt schon wieder damit sagen?“

„Er ist fortgegangen. Wohin er gegangen ist, hat er mir allerdings nicht gesagt.“

„Dann komm mit mir! Komm mit und erzähl alles, was du mir gerade gesagt hast, auch Nunnally. Sie glaubt nicht, dass Lelouch tot ist, denn sie hat damals unser Gespräch gesehen. Ich weiß nicht wie, aber aufgrund dessen hat sie mich gebeten, ihn zu suchen.“

C.C. blickte ihn überrascht an. „Was meinst du mit „sie hat es gesehen“?“

„Ich sagte doch bereits, dass ich das nicht weiß!“ Die Grünhaarige sah auf einmal nachdenklich aus, sie überlegte wohl, ob sie mit Suzaku mitgehen sollte. Wie aus der Pistole geschossen hatte sie sich entschieden.

„Ich werde mitkommen, aber nicht mehr heute. Es ist schon spät. Du kannst gern über Nacht hierbleiben.“

„Ist gut, danke.“ Suzaku fühlte sich etwas überrumpelt. „Aber sag mal…“ Er wollte unbedingt noch etwas wissen. „Was war das für Ort, an dem ich war, als ich dich berührt habe?“

„Willst du noch mal hin, um es herauszufinden?“

„Kannst du mich… da etwa noch mal… hinschicken?“

„Wenn du willst“, lächelte C.C. ihn sanft an.

Wollte er noch einmal dort hin? Wollte er wissen was für ein Ort das war? Würde er dort noch einmal Lelouch begegnen? Sollte er zustimmen oder nicht?

„Schick mich noch mal da hin! Ich will mit Lelouch sprechen!“

„Lelouch war also… dort?“ C.C. war überrascht. „Wenn er dort ist, frag ihn wo er steckt!“

„Das hatte ich so oder so vor… Hör mal, C.C, das letzte Mal war Euphie bei ihm… Wie geht das?“

Suzaku hatte noch so viele Fragen, doch er wusste, dass er im Moment keine Antworten bekommen würde.

„Hm… Na gut, jetzt nicht… Ich wäre dann soweit! Schick mich an diesen Ort!“

C.C. drückte ihren Daumen gegen seine Stirn und legte ihre restlichen Finger auf seinen Kopf und die andere Hand an seine Schulter, dann leuchtete das Zeichen an ihrer Stirn wieder auf und Suzaku spürte wie sämtliche Kraft ihn verließ…

„Ich hoffe du findest ihn, denn es ist nicht sicher, dass er immer dort ist…“

Nun war Suzakus Seele wieder fort. Würde er Lelouch finden oder würde die Suche kläglich scheitern?
 

Es war schon spät und Nunnally fuhr noch einmal durch den Garten. Zu ihrer Überraschung war der Gärtner noch da.

„Nanu? Sie arbeiten noch?“, fragte sie verwudert. Der Gärtner zuckte etwas zusammen, er hatte nicht damit gerechnet, dass jemand hinter ihm auftauchen würde und schon gar nicht die Königin. „Oh, bitte verzeiht, ich wollte Sie nicht erschrecken.“

„Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, ich sollte wohl einfach nicht mehr so spät hier sein. Aber ich wollte unbedingt noch diese Lilie einpflanzen“, gab der Gärtner zurück.

„Entschuldigt bitte, ich habe mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Nunnally…“

„… vi Britannia, Hundertste Regentin des heiligen Britannischen Reiches. Euch kennt doch jedes Kind, Euer Majestät.“ Der Gärtner sah sie sanft mit seinen blauen Augen an. Sie glänzten saphirblau und passten zu seinem weißen Haar.

„Darf ich fragen wie alt Sie sind?“ Nunnally fand sein weißes Haar für sein Aussehen etwas seltsam.

„Wie alt ich bin? Nun, ich bin achtzehn.“ Diese Antwort hätte sie nicht erwartet. Er war noch so jung, doch sein Haar war schon schneeweiß.

„Entschuldigen Sie bitte, aber wenn Sie doch erst achtzehn sind, warum ist dann Ihr…“

„… Haar weiß? Das wolltet Ihr doch fragen?“ Dieser junge Mann war Nunnally irgendwie sympathisch. Er beendete ihre Sätze als könnte er ihre Gedanken lesen.

„Ich schätze mal mein Haar ist weiß, weil es seine Farbe vergessen hat.“ Der junge Gärtner lächelte.

„Es… hat seine Farbe… vergessen?“ Nunnally wusste nicht, was sie mit dieser Antwort anfangen sollte. Der Gärtner lachte.

„Mich hat mal jemand gefragt, ob ich weiß, warum der Schnee weiß ist. Als Antwort erhielt ich, weil er seine Farbe vergessen hat.“ Er sah etwas zu Boden. „Ich weiß nur nicht mehr, wer mich das gefragt hat, denn ich fühle mich auch so, als ob ich etwas vergessen hätte. Etwas, was mir wohl wichtig war…“ Sein Blick wurde trauriger.

„Können sie sich denn an gar nichts mehr erinnern?“ Nunnally konnte das nicht glauben. Sie hatte ihre Hand auf die seine gelegt, um ihm zu zeigen, dass er im Moment nicht allein war.

„Was?!“ Sie verstand nichts mehr. Wenn sie sonst jemanden berührt hatte und sich konzentrierte, konnte sie etwas aus seiner Vergangenheit sehen, doch diesmal sah sie nichts.

„Hat er etwa… gar keine… Erinnerungen?“

~*Die Suche beginnt!*~


 

Die Suche beginnt!
 

Nunnally war noch immer sehr erstaunt darüber, dass sie keinerlei Erinnerungen bei dem jungen Mann ihr gegenüber gesehen hatte. Sie war deswegen so in Gedanken vertieft, dass sie alles um sich herum vergaß.

„Dann werde ich wohl langsam in mein Kämmerchen gehen und mich zur Ruhe legen.“ Der junge Mann unterbrach Nunnallys Gedanken.

„Sie wollen also schon gehen?“ Die junge Frau sah etwas traurig aus. Dann überlegte sie noch kurz, ehe sie den Weißhaarigen ernst ansah. „Darf ich Sie dann noch um etwas bitten?“

„Um etwas bitten? Um was denn?“

„Würden Sie morgen mit mir ins Museum gehen? Ich muss doch die Ausstellung über die Black Rebelion eröffnen...“ Nunnally sprach etwas leise, da sie Angst vor seiner Antwort hatte.

„Ins Museum?“, flüsterte er, „Ins… Museum…“

Die Braunhaarige sah ihn erwartungsvoll und bittend an. Sollte er ablehnen, hätte sie es ihm einfach befohlen.

„Nur unter einer Bedingung!“, erwiderte er lächelnd.

„Eine Bedingung?“, wiederholte nun Nunnally seine Worte. „Und die wäre?“

„Hört auf mich zu siezen! Ich bin Euer Angestellter!“ Nunnally hatte mit einer anderen Antwort gerechnet, dass er etwas dafür haben wollte zum Beispiel, aber diese warf sie nun doch etwas aus der Bahn.

„Ich soll also einfach ‚Du‘ zu Ihnen sagen? Aber ich weiß doch nicht einmal Ihren Namen.“

Das schien dem jungen Gärtner nun wohl etwas peinlich zu sein, denn er lief rot an. Doch ehe er seinen Namen nennen konnte, redete Nunnally einfach weiter.

„Außerdem, wenn ich Sie duzen soll, müssen Sie das aber auch tun!“

Jetzt war er vollkommen ohne Worte. Ihre Majestät, die Königin, hatte ihn gerade gebeten bzw. ihm befohlen, sie zu duzen. Sie reichte ihm die Hand und sah ihn freundlich an.

„Hallo, mein Name ist Nunnally vi Britannia. Freut mich sehr, dich kennen zu lernen.“

Immer noch vollkommen aus der Reihe nahm er ihre Hand. „Hallo, ich bin Spice. Die Freude ist ganz meinerseits.“ Nunnally ließ seine Hand wieder los und wollte bereits wegfahren, als ihr wieder etwas einfiel.

„Oh! Sehen wir uns dann morgen im Museum?“ Sie hatte immer noch keine feste Zusage von ihm erhalten. Immer noch etwas überrumpelt, antwortet er:

„Sehr gern,… Nunnally.“ Es war ihm noch sichtlich unangenehm, seine Majestät zu duzen.

„Aber erlaubt mir die Frage, warum gerade ich?“ Ihre Majestät verstand, dass er sich nicht sofort daran gewöhnte, sie bei ihrem Namen zu nennen, und lächelte ihn warm an.

„Die anderen haben alle keine Zeit um mit mir hinzugehen. Darum wollte ich auch nicht mehr, hättest du nicht noch im Garten gearbeitet. Du hast mir zugehört wie ein Bruder und das tat mir gut. Darum habe ich dich gefragt.“ Nunnally war sichtlich glücklich, dass Spice mit ihr ins Museum gehen würde. Sie verabschiedete sich von ihm und wünschte ihm noch eine gute Nacht.
 

Suzaku öffnete die Augen und fand sich tatsächlich wieder an diesem seltsamen Ort wieder.

„Lelouch! Ich muss mit dir reden! Bitte komm her!“, schrie er in der Hoffnung, dass er kommen würde. Doch er kam nicht…

„Was ist, wenn er nicht hier ist? Wenn er nicht mit mir reden möchte?“

„Wer möchte nicht mit dir reden?“, hörte er nun eine Stimme hinter sich.

Suzaku drehte sich schnell um. „Lelouch!“ Er war doch gekommen!

„Ich habe Fragen! So viele Fragen!“ Lelouch lächelte.

„Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass es dabei auch um mich geht?“

Suzaku konnte sich nicht mehr zurückhalten und erzählte ihm, was am Morgen passiert war.

Dass Nunnally und Kallen nicht aufgegeben hatten, zu glauben, dass er noch lebt. Dass sie seinen Plan durchschaut hatten.

Lelouch war klar, dass er nun nicht mehr einfach so behaupten konnte, er sei tot. Wie Suzaku sagte, wusste er es von C.C. Also wollte er mit offenen Karten spielen.

„Und jetzt willst du also, dass ich dir sage wo ich stecke?“

„Bitte Lelouch! Tu es für Nunnally und sag mir wo du bist!“ Suzaku flehte schon fast, konnte diesen flehenden Ton jedoch noch unterdrücken.

„Nun ja… Ich bin hier. Ich stecke hier le-!“ Lelouch brach seinen Satz sofort ab, doch irgendwie kam Suzaku das merkwürdig vor und bohrte nach.

„Was?! Was meintest du mit, du steckst hier?!“ Sein Ton wurde wieder fester und etwas lauter. „C.C. sagte, dass du nicht immer hier bist! Also sag mir wo du steckst, verdammt noch mal!“

Lelouch sah seinen Freund überlegend an. „Tja, mein lieber Freund, dann wirst du mich wohl suchen müssen.“

„Was?! Was meinst du damit?“ Suzaku war verwirrt.

„Ich bin selbst auf der Suche nach mir! Das erste Mal war ich aus freiem Willen hier, doch als ich in Tokio ankam war da so eine Person und mir wurde schwarz vor Augen. Als ich aufwachte war ich hier.“ Sein Blick wurde ernster. „Ich kann mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass ich mir Arbeit gesucht habe. Und um meinen Satz von vorhin zu vollenden: Ich stecke hier leider fest!“

„Du kannst dich nicht erinnern?“ Wenn sein Freund schon nicht mehr wusste, wo er in der realen Welt war, wie sollte ihn dann Suzaku finden?

„Glaubst du, dass…“, begann der Braunhaarige.

„… ich mit einem Geass hierher geschickt worden bin? Oh ja, das glaube ich! Und wenn nicht mit einem Geass, dann von jemandem, der eine andere Form des Geass´ besitzt oder es weitergeben kann, so wie C.C!“ Lelouch und auch Suzaku wussten, dass wenn jemand unter der Kraft eines Geass stand, man sich kurze Zeit vor, während und nach der Anwendung des Geass an nichts erinnern konnte. So, wie es bei Lelouch war. Der Ältere sagte nichts mehr und drehte sich um. Es schien so, als sei Lelouch etwas traurig über diese Reaktion gewesen. Doch die nächsten Worte, die sein Freund für ihn hatte, ließen dieses Gefühl schnell wieder verfliegen.

„Ich WERDE dich finden!“ Der Braunhaarige sah zu ihm zurück. „Weil ich es Nunnally versprochen habe, dich zu ihr zurückzubringen! Daher verspreche ich dir, dass ich dich finden werde!“ Suzaku drehte sich wieder um, da er nicht wollte, dass Lelouch sah, wie ihm Tränen aus den Augen liefen. Da konzentrierte er sich, um wieder aufzuwachen.

„Nicht nur auf der Kamine – Insel gibt es eines…“

Suzaku drehte sich noch einmal um, doch Lelouch war ebenfalls schon am gehen.

Er konzentrierte sich wieder und spürte wie er fortging. Bevor er jedoch ganz fort war, murmelte er noch einige Worte, die Lelouch sehr trafen. Er blieb wie versteinert stehen und bekam Tränen in den Augen. Er drehte sich um, Suzaku war jedoch schon fort… Der Schwarzhaarige fiel auf die Knie und ließ seinen Tränen freien Lauf. Die Worte seines besten Freundes hallten ihm noch in den Ohren…
 

„Na, endlich wieder hier?“ Suzaku war wohl wieder zurück in seinem Körper. „Und? Hast du ihn gefunden?“

„Ja, das hab ich! C.C, wo ist sein Körper?“

Die Grünhaarige sah ihn verwirrt an. „Was meinst du mit, wo ist sein Körper? Den hat er doch mitgenommen, als er unbedingt nach Arbeit suchen wollte!“

„Aber er sagte, er steckt dort fest, da bin ich mir sicher!“

„Dann sollten wir uns langsam auf den Weg machen, meinst du nicht auch?“, gab C.C. kühl zurück, doch wo sie recht hatte, hatte sie recht.

„Lass uns bitte zuerst zur Kamine – Insel gehen! Ich möchte dort etwas überprüfen!“ C.C. nickte.

„Du hast ihm einen Hinweis gegeben, oder Lelouch?“, dachte sie sich schmunzelnd.
 

Nunnally war ganz nervös, doch sie wusste nicht warum. Doch nicht etwa deswegen, weil sie mit Spice zur Eröffnung der Ausstellung ins Museum gehen würde? Das war doch schwachsinnig. Und doch hoffte sie sehr, dass er kommen würde. Sie mochte ihn wirklich vom ersten Augenblick an, es war wirklich sehr nett von ihm mit ihr zusammen ins Museum zu gehen.

„Es tut mir wirklich sehr leid, Nunnally. Entschuldige bitte die Verspätung.“

Endlich war er da! Nunnally war überglücklich als sie sich gemeinsam auf den Weg zum Museum machten.

Vor dem Gebäude angekommen, mussten sie feststellen, dass es noch zwanzig Minuten dauern würde, bis das Museum öffnete. Die beiden nutzten die Zeit, um sich noch etwas zu unterhalten.

Doch plötzlich tauchte ein Mann mit Kapuzenumhang auf, der wohl im selben Alter war wie Spice. Er war Nunnally unheimlich, seine rubinroten Augen stachen durch sein schwarz-dunkelbraunes Haar, das unter der Kapuze hervor lugte, gut hervor.

„Du?!“ Spice schien den Mann zu kennen, war er sehr unsicher. Nunnally wunderte sich, konnte ihre Frage aber nicht stellen, da der Mann plötzlich eine Waffe auf sie richtete. Die junge Frau bekam Angst, doch der Weißhaarige stellte sich schützend vor sie. Der junge Mann ließ die Waffe wieder sinken, grinste nur breit und ging wieder.

„Wer war dieser Mann, Spice? Kanntest du ihn?“

Spice wunderte sich selbst. Warum kam es ihm so vor, als würde er diesen Mann kennen? Warum hatte er sich vor die Königin gestellt? Etwa nur, weil sie von hohem Rang war? Spice zitterte am ganzen Körper, er wurde erst wieder ruhiger, als Nunnally seine Hand nahm.

Ein Blitz durchzuckte sie und sie hörte einen Schrei. Sie konnte nicht erkennen wer geschrien hatte oder was geschrien wurde, aber sie hörte einen Schrei. Viel Zeit, um darüber nachzudenken hatte sie allerdings nicht, denn das Museum ließ sie endlich ein.

„Oh, sieh doch nur! Es öffnet endlich!“ Schon schob Spice Nunnallys Rollstuhl in Richtung Eingang. Nachdem Nunnally die Ausstellung eröffnet hatte, sahen sich Spice und sie die Ausstellung an. Sie gingen gemütlich hindurch bis sie das Ende erreichten.

„Der Tag an dem der Tyrann gestoppt wurde…“ Spice sah sich das Bild an und las den dazugehörigen Text.

„Der Tyrann, König Lelouch vi Britannia, 99. Kaiser des Heiligen britannischen Reiches, wurde während der Feierlichkeiten über seine alleinige Herrschaft der Welt und dem Erlangen des Titels als Imperator auf seinem Wagen von Zero getötet. Das Volk war darüber sehr glücklich und Zero wurde erneut als Held gefeiert.“

Es fiel ihm erst jetzt auf und er sah Nunnally erstaunt an. „Lelouch vi Britannia? Aber Ihr tragt doch ebenfalls den Namen „vi Britannia“. War er…“

„Er war mein Bruder…“, erklärte sie traurig. „Mein richtiger Bruder...“

„Du vermisst ihn, oder?“ Spice kniete sich vor sie und nahm ihre Hand.

„Er war immerhin mein einziger Bruder… Natürlich, ich habe noch andere Halbgeschwister wie Cornelia, aber sie sind eben nur Halbgeschwister…“ Nunnally weinte. Sie fühlte wie Spice ihre Hand hielt, dass ließ sie spüren, dass sie nicht alleine war.

„Ich bin mir sicher, dass auch er dich vermisst, Nunnally.“

Die Braunhaarige sah in seine blauen Augen. Sollte sie ihm sagen, was sie glaubte? Wie würde er reagieren, wenn sie ihm sagen würde, dass sie glaubte, ihr Bruder wäre noch am Leben? Sie hatte Angst davor, weswegen sie es bleiben ließ.

Da sie nun alles gesehen hatten, machten sie sich auf den Weg zurück zum Palast und kamen an einem Crêpes Laden vorbei.

„Wartet kurz, Nunnally. Ich bin gleich wieder da.“ Spice fuhr sie an eine Bank vor dem ein Springbrunnen plätscherte, und ging kurz weg. Sie war ein wenig überrascht und wusste nicht, was er vorhatte, aber was blieb ihr anderes übrig als zu warten? Nach ungefähr fünf Minuten war er wieder da und reichte ihr einen Crêpe. Nunnally war erstaunt, so etwas hatte sie noch nie bekommen.

„Das müsst Ihr unbedingt probieren! Es schmeckt wirklich sehr lecker! Also, zumindest glaube ich das. Ich weiß es nicht mehr…“ Nunnally musste ein wenig kichern, nicht nur, weil Spice sie immer wieder anders ansprach. Es tat ihr schon leid, dass sich Spice an nichts mehr erinnern konnte. Aber so spürte er wenigstens, dass es ihr wieder etwas besser ging und sie nicht mehr an ihren Bruder oder an den versuchten Anschlag auf sie dachte.

„Oh lecker! Das schmeckt ja nach Erdbeere!“ Sie nahm sofort noch einen Bissen von ihrer kleinen Köstlichkeit. „Ich danke dir, Spice.“ Dieser hatte gerade abgebissen und sah nun mit vollem Mund zu ihr auf.

„Wegeden bem?“ Wieder musste Nunnally lachen, „Ischt dat ebwa scho duschtig?“

Nunnally wischte sich eine Träne weg, „Nein, ich möchte dir für diesen schönen Tag danken. Es hat mir wirklich sehr gefallen.“

Spice, der nun auch endlich fertig gegessen hatte, sah sie lächelnd an. „Ja, mir hat es auch gefallen. Aber weißt du was? Der Tag ist doch noch gar nicht zu Ende! Also, wo sollen wir jetzt noch hin?“

Nunnally überlegte kurz, dann fiel ihr etwas ein. „Ich möchte gerne einmal echte Straßenkünstler sehen!“ Spice verbeugte sich vor ihr:

„Zu Befehl, Eure Hoheit!“ Schon fuhr er wieder mit Nunnally los.

„Das hört sich jetzt vielleicht etwas seltsam an, aber es kommt mir so vor, als wäre ich mit meiner kleinen Schwester unterwegs. Und das, obwohl ich doch gar nicht weiß, ob ich eine habe.“

„Selbst das weißt du nicht mehr…“ Nunnally sah etwas traurig zu Boden.

„Ja aber das ist nicht so schlimm. Ich werde mich mit Sicherheit irgendwann nach und nach wieder an alles erinnern.“

Diese Worte ließen Nunnally wieder fröhlicher wirken. „Ja, ganz bestimmt!“
 

„Was machen wir jetzt, Gino? Er hat wirklich gut abgeschnitten.“

„Dann soll es eben so sein. Wir können Nunnally nicht einfach anlügen, das weißt du doch selbst, Kallen.“ Gino war auch nicht sonderlich begeistert davon, dass Yokosuke so gut abgeschnitten hatte. „Und dann ist auch noch der Platz des Knight of Six frei…“

Gino und Kallen gingen auf den Knightanwerber zu. Dieser wartete schon ungeduldig auf seine Ergebnise.

„Hör gut zu, Yokosuke. Deine Ergebnisse waren nicht schlecht, aber wir allein können dich nicht für die Knights of Round zulassen“, sagte ihm Kallen wie es war. „Dazu müssen wir uns noch mit der Königin beraten, doch diese ist heute nicht hier. Wir werden dir aber noch Bescheid geben. Ist das in Ordnung für dich?“

„Aber natürlich! Ich hätte nicht gedacht, dass ich doch eine Chance hätte. Vielen Dank für das Training! Bis bald!“, verabschiedete sich Yokosuke und drehte sich um, ohne weiter nachzufragen.

Vor dem Palast wartete bereits der junge Mann mit den rubinroten Augen auf Yokosuke.

„Und? Wie ist es gelaufen?“

„Sie werden mir noch einen Bescheid zuschicken, da Ihre Majestät heute nicht da ist.“ Man konnte sich fragen, warum oder woher Yokosuke diesen Mann kannte, doch warum sollte er nicht? Sie standen doch nur da und unterhielten sich. „Warum bist du heute persönlich hier und wartest nicht auf meinen Anruf?“

„Ich war heute in der Stadt und traf die Königin. Ich hätte mich ihrer gleich entledigen können, aber sie war nicht allein.“ Der junge Mann strahlte eine gewisse Mordlust aus, konnte sich aber beherrschen. „Ich hoffe du hältst dich an unseren Vertrag, Yokosuke!“

„Keine Angst, ich werde ihn nicht brechen…“

~*Auf der Kamine-Insel*~


 

Auf der Kamine-Insel
 

Lelouch saß noch immer am Boden und weinte, sodass er gar nicht bemerkte wie Euphie auf ihn zukam. Sie setzte sich neben ihn und nahm seine Hand.

„Was ist denn passiert, Lelouch? Hast du dich mit Suzaku gestritten?“

„Nein, es war nur so… Weißt du er… Bevor er ging… Er hat wohl…“ Lelouch wusste nicht, wie er anfangen sollte.

„So kenne ich dich ja gar nicht, Bruder Lelouch?“ Der Schwarzhaarige sah Euphie in die Augen und fing nochmal von vorne an: „Als Suzaku gehen wollte, da sagte er noch etwas… das mich sehr bewegte.“

„Und was hat er gesagt?“ Euphie wollte es wissen, denn sie wollte Lelouch helfen.
 

*~„Ich bin wirklich froh, dass du noch am Leben bist, Lelouch.“~*
 

„Das hat er gesagt? Das ist doch schön.“

„Er hat es gesagt, obwohl ich dich getötet habe, Euphie!“ Lelouch konnte seine Tränen nicht stoppen. „Er hat mich doch so sehr dafür gehasst! Und auch du! Auch du müsstest mich hassen! Weil ich mein Geass bei dir angewandt habe! Weil ich dich…“ Euphemia nahm auch noch seine andere Hand, was ihn aufblicken ließ.

„Ich kann Suzaku verstehen, Lelouch. Außerdem, diese Sache mit mir, das war doch nur ein Unfall. Ich habe von hier aus alles mitbekommen. Du hattest dein Geass nicht unter Kontrolle und getötet hast du mich nur, weil du nicht wolltest, dass ich noch länger unter dem Einfluss des Geass stehe und noch mehr Menschen töte.“ Lelouch verstand nicht mehr. Hatte etwa selbst Euphemia ihm verziehen?

„Du etwa… auch?“

„Auch ich habe dir verziehen, mein Bruder! Außerdem hast du mir doch ein Versprechen gegeben, oder etwa nicht?“ Ja, Lelouch hatte ihr, kurz nachdem er in dieser Welt ankam, ein Versprechen gegeben. Nur ihretwegen war er überhaupt in diese Welt gekommen, nur um nach ihr zu suchen.

„Ja, das habe ich… Und ich gebe dir noch ein Versprechen, dein schlechter Ruf wird vergessen! Er wird nie existiert haben!“ Lelouch wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Jetzt können wir nur hoffen, dass Suzaku meinen Körper findet.“

Euphemia lächelte ihn sanft an. „Ja, das ist mein Bruder Lelouch!“

„Euphie, ich muss kurz noch einmal weg. Ich möchte hier noch jemanden suchen, der mir sehr geholfen hat.“ Lelouch stand auf und sah in die Ferne.

„Gut, dann werde ich hier auf euch warten.“ Auch Euphemia erhob sich.

„Ich glaube, Suzaku hat meinen Hinweis verstanden. Würdest du zum großen Tor gehen, nur für den Fall, dass er hier mit C.C. auftaucht?“

„Natürlich, das mache ich. So wird mir schon nicht langweilig.“ Euphie machte sich bereits auf den Weg. Lelouch sah ihr noch ein wenig hinterher. „Ich danke euch, euch beiden!“, sagte er lächelnd und machte sich nun auch auf den Weg.
 

Nunnally und Spice waren noch immer gemeinsam unterwegs. Nunnally hatte die verrückte Idee, dass sich Spice einfach hinten auf den Rollstuhl stellen sollte und sie würde ihn fahren lassen. So kamen sie sogar recht schnell voran.

„Ich kann dir gar nicht oft genug dafür danken, Spice. Dieser Tag war wirklich der schönste den ich seit Langem hatte!“ Nunnally strahlte wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte.

„Aber auch ich muss dir danken, Nunnally. Auch ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß!“

Die beiden fuhren gerade eine ruhige Straße entlang, die nicht viel befahren wurde, als plötzlich wieder dieser junge Mann mit seinen stechend roten Augen vor ihnen erschien. Und wieder zog er eine Waffe und richtete sie auf Nunnally. Es fiel ein Schuss!
 

„Ich kann nicht glauben, dass ihr den Gawain wieder einsatzfähig gemacht habt!“

Suzaku und C.C. waren in dem Knightmare unterwegs zur Kamine – Insel, da dieser fliegen konnte.

„Was hat Lelouch dir gesagt? Weswegen willst du zur Kamine – Insel?“ C.C. wollte wissen, was Suzaku dazu gebracht hatte dorthin zu gehen, auch wenn sie schon eine Vermutung hatte.

„Ich kann mich irren, aber ich glaube Lelouch sprach von der Kamine – Insel. Ich will nachsehen, was ich vergessen habe!“ C.C. lächelte.

„Habt ihr noch andere Knightmare Frames geborgen?“

„Wir haben auch den Lancelot und den Shinkiro wieder auf Vordermann gebracht! Lelouch dachte sich schon, dass du eines Tages nach ihm suchen würdest. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet dass du es wirklich, oder, schon so früh, tun würdest.“ Suzaku war erstaunt. Lelouch hatte das von Anfang an geplant? Natürlich, er musste wissen, dass er den Code von Charles erhalten hatte.

Suzaku wollte es nun genau wissen: „Wann hat er gemerkt, dass er den Code von Charles erhalten hatte?“

„Nun ja… Nachdem er den Thron bestiegen hatte, verletzte er sich und seine Wunde heilte relativ schnell. Weil er das von mir kannte, sagte er ich solle es überprüfen und ich fand das Zeichen des Codes an ihm. Es war an seinem Nacken. Aber ich glaube, er hat es schon vorher gewusst, schließlich hat er dich davon abgehalten einzugreifen, als wir in der Welt von C waren“, erklärte die Grünhaarige.

„Das ist so typisch Lelouch!“, sagte Suzaku kopfschüttelnd.

Weiter konnten sie sich nicht mehr unterhalten, denn die Kamine – Insel kam in Sicht. Sie flogen langsam über die Insel, um einen geeigneten Platz zum Landen zu finden. Sie landeten in einer Lichtung, damit der Gawain nicht entdeckt werden konnte, sollte jemand über die Insel fliegen.

„Was meintest du, Lelouch… Den Wald konntest du nicht meinen, davon gibt es auf der ganzen Welt die unterschiedlichsten Arten.“ Suzaku überlegte fieberhaft, was Lelouch gemeint haben könnte.

„Wie wäre es, wenn wir die Insel ein bisschen erkunden? Vielleicht fällt es dir dann wieder ein?“ Wollte jetzt etwa selbst C.C. ihm einen Hinweis geben? Aber es war keine schlechte Idee, also machten sie sich auf, die Insel zu erkunden. Sie liefen durch den Wald, bis sie zu einer Höhle kamen.

„Aber natürlich!“ Suzaku fiel plötzlich etwas auf. „Hat Lelouch das Tor gemeint?“

„Vielleicht? Ich kann es dir nicht genau sagen, aber hatte Lelouch das Tor nicht zerstört?“

C.C. wollte ihn dazu antreiben, zum Tor zu gehen und dies zu überprüfen.

„Lelouch hat das Tor damals zerstört, um sich und Charles in der Welt von C gefangen zu halten“, erinnerte sich Suzaku.

„Aber wir sind doch damals auch noch hineingekommen, oder nicht?“ C.C. klang etwas genervt. Musste sie Suzaku etwa auf alles bringen? Wusste er das wirklich nicht mehr?

Da rannte er auf einmal in die Höhle und traute seinen Augen kaum. Das Tor war wieder so, wie es war, als er Lelouch als Zero enttarnt hatte. Es war wieder komplett.

„Das hat er gut gemacht, meinst du nicht auch?“ Es schien so, als wüsste C.C, dass das Tor wieder aufgebaut wurde.

„Was meinst du mit, das hat er gut gemacht?“ Suzaku verstand gar nichts mehr.

„Na, er hat das Tor doch wieder gut hingebracht.“ Die Grünhaarige lächelte. „Oh! Wir werden erwartet!“

„Wir werden erwartet?“ Diesmal bekam Suzaku keine Antwort. C.C. lief einfach zum Tor und legte ihre Hand darauf. Ihre Stirn und auch das Tor leuchteten auf und es wurden die Umrisse einer Person sichtbar.
 

„Die Sonne geht schon unter und Nunnally ist immer noch nicht zurück!“ Kallen machte sich große Sorgen. „Ich werde in den Guren steigen und nach ihr suchen!“

„Jetzt warte doch, Kallen!“ Gino wollte sie aufhalten. „Sie wird schon noch kommen! Gib ihr noch etwas Zeit!“ Die Rothaarige sah den Blonden besorgt an, doch wusste sie selbst auch, dass Nunnally nicht allein war.

„Dann lass uns wenigstens vor den Toren auf sie warten…“ Diesmal stimmte Gino zu, denn er wusste, dass Kallen sich nicht davon abhalten lassen würde. Sie stellten sich vor die Tore und es dauerte nicht lange, bis Nunnally angefahren kam. Doch irgendetwas schien nicht in Ordnung zu sein. Es schien so als würde sie weinen und vor irgendetwas fliehen. Kallen lief auf sie zu und bemerkte erst jetzt, dass Spice über die Rückenlehne hing.

„Gino, schnell! Wir brauchen einen Arzt! Spice ist verletzt!“ Gino konnte nicht glauben, was Kallen da gerade geschrien hatte, wählte aber schon die Nummer des Krankenhauses.

„Nunnally, was ist denn passiert?“ Kallen sah der Braunhaarigen an, wie sehr sie das Geschehen mitnahm.

„Es ist so schrecklich! Einfach schrecklich! Diese stechend roten Augen!“ Nunnally wiederholte immer wieder diese Worte, sie stand unter Schock. Nun kam auch Gino angelaufen und nahm Spice von der Rückenlehne.

„Das ist ein sauberer Durchschuss!“ Spice war zwar nicht sonderlich kräftig gebaut, aber sehr leicht war er auch nicht. Gino trug ihn zu dem Krankenwagen der gerade angefahren kam. Nunnally sah Gino hinterher und sah nur den nach unten hängenden Kopf von Spice.

„Es ist nur meine Schuld! Allein meine Schuld! Hätte ich ihn nicht gebeten mit mir ins Museum zu gehen, dann wäre das alles nicht passiert!“

„Es ist nicht deine Schuld, Nunnally.“ Die junge Königin sah in das tröstend lächelnde Gesicht von Kallen. „Auch wenn es dir jetzt schwer fällt, aber bitte erzähl mir, was passiert ist!“

Nunnally konnte jetzt nicht reden, sie sah den regungslosen Körper des Weißhaarigen auf der Trage liegen und fuhr sofort zu ihm. Sie nahm seine Hand. „Bitte, Spice! Du musst durchhalten! Ich muss mich doch noch bei dir entschuldigen!“ Wieder durchfuhr sie ein Blitz, doch diesmal hörte sie nichts sondern sah nur ein strahlendes Licht.

„Nu-… Nunnally…“ Es war nur ein Hauch, doch Nunnally hörte ihren Namen. Sie sah in das Gesicht desjenigen, der ihren Namen gesprochen hatte, doch er schloss seine Augen bereits wieder.

„Nein! Du musst wach bleiben! Du bist doch wie ein Bruder für mich!“ Der Doktor und seine Assistenten fuhren die Trage in den Krankenwagen, schlossen die Türen und fuhren mit Blaulicht davon.

Kallen legte ihre Hände auf Nunnallys Schultern, um ihr zu zeigen, dass sie nicht allein war.

„Er hatte seine Augen geöffnet… Vermutlich hatte er gemerkt, dass ich seine Hand hielt. Ich-…!“ Nunnally fiel etwas auf. Hatten Spice´ Augen, für den kurzen Augenblick in dem sie geöffnet waren, eine andere Farbe? Oder hatte sie sich das nur eingebildet? Immerhin war es fast so wie vor zwei Monaten, als sie neben ihrem sterbenden Bruder kniete.

„Nunnally willst du uns immer noch nicht erzählen, was passiert ist?“

Die junge Regentin blickte in die Leere, als ob sie nach etwas suchen würde.

„Als wir am Museum ankamen, mussten wir feststellen, dass es noch nicht geöffnet hatte. Also haben wir uns davor noch etwas unterhalten. Dann tauchte auf einmal ein Mann mit dunklen Haaren und stechend roten Augen auf. Er grinste nur und zog dann eine Waffe, die er auf mich richtete. Spice stellte sich vor mich, der Mann ließ die Waffe wieder sinken und ging fort.

Dann, als wir auf dem Weg zurück zum Palast waren, tauchte er plötzlich wieder auf. Er zog wieder seine Waffe und schoss! Ich kniff die Augen zu und wollte dass es vorbei ist. Ich dachte, er hätte mich getroffen, doch als ich die Augen wieder öffnete, ging Spice auf einmal in die Knie und sagte ich solle sofort zum Palast fahren. Ich wiederum sagte er soll hinten aufsteigen. Der Mann, der geschossen hatte, war schon geflohen. Spice stieg auf, doch als wir die Hälfte des Weges geschafft hatten wurde er plötzlich ohnmächtig…“ Wieder fing Nunnally an zu weinen. „Versteht ihr? Es ist alles meine Schuld! Hätte er mich nicht beschützt, wäre jetzt noch alles gut!“

„Nichts wäre gut! Dann wärst du getroffen worden und dabei hast du doch einen Traum!“ Kallen sagte die Wahrheit. Nunnallys Traum, ihren Bruder wiederzusehen, was wäre damit gewesen?

„Spice ist ein Kämpfer! Er schafft das schon!“ Auch Gino wollte Nunnally wieder Mut machen und es schien so, als würde es funktionieren.
 

~*Zur selben Zeit auf der Kamine – Insel*~
 

Suzaku konnte nicht glauben, wen er da sah. „Euphie… bist du es wirklich?“

„Suzaku… Du bist wirklich gekommen. Und du hast sogar C.C. dabei, genau wie Lelouch es gesagt hat.“ Euphie musste lächeln, ebenso wie die Grünhaarige.

„Sag mir bitte eins, Euphemia. Ist Lelouch immer noch dort drüben?“ C.C. wusste, dass er in der Welt auf der anderen Seite des Tores war. Nun kam auch Suzaku endlich der Zündfunke, woher er diese Welt kannte, in der er Lelouch getroffen hatte.

„Er ist in der Welt von C? Also auch du, Euphie?“ Die Pinkhaarige nickte.

„Suzaku, du musst Lelouchs Körper finden!“ Euphemias Blick wurde ernster. „Weißt du, er hat mir was versprochen und dazu muss er diese Welt wieder verlassen! Und ich weiß, dass du ihm auch e-…!“ Plötzlich hatte irgendetwas auf der anderen Seite des Tores für eine Erschütterung gesorgt, die sich wie ein Herzschlag anfühlte und Euphemia mitten im Satz innehalten ließ.

„Was war das?!“, fragte Suzaku beunruhigt und sah sich um.

„Es muss irgendwas mit Lelouch sein…“, meinte Euphemia und drehte sich leicht um. „Er ist noch einmal auf die Suche nach jemanden gegangen…“

„Er ist allein unterwegs!? Ich will da rein, C.C!“ Suzaku wollte seinem Freund helfen, doch C.C. ließ ihn nicht.

„Was ist, wenn du drin bist? Du müsstest ihn auch erst suchen und das könnte dauern, also vergiss es! Ich lass dich da jetzt nicht rein!“

„C.C. hat recht, Suzaku. Ich kann auch nach ihm suchen! Aber ich habe noch einen Hinweis für dich!“, sagte Euphemia und begann bereits zu verschwinden.

„Einen Hinweis? Was für einen?“

„Du musst Jeremiah Gottwald finden! Wenn Lelouch wirklich mit einem Geass hierher geschickt wurde, dann kann er es mit seinem Geass Canceller brechen und Lelouchs Seele kann in seinen Körper zurück!“ Nun war sie fort. C.C. ließ das Tor wieder los, um wieder mit Suzaku zu gehen.

„Also soll ich erst Jeremiah finden und dann Lelouchs Körper? Ich danke dir, Euphie.“ Suzaku stieg wieder zu C.C. in das Cockpit des Gawain. „Aber wo ist Jeremiah jetzt?“

„Keine Sorge, ich habe gehört, dass er irgendwo in der Nähe Tokyos Orangen züchten soll.“

Suzaku lächelte erleichtert. Er war froh darüber, dass C.C. ihn begleitete. Ansonsten hätte er einige Probleme gehabt. Einerseits hätte er nicht gewusst, wie er zur Kamine – Insel gekommen wäre und andererseits hätte er sich nicht so oft mit Lelouch treffen können. Sie würden über Nacht auf der Insel bleiben und erst am Morgen zurückfliegen, da die Dunkelheit bereits hereingebrochen war.
 

Lelouch war in die Knie gegangen. Er hielt sich krampfhaft mit beiden Händen an seinen Oberarmen fest, als ob ihm kalt wäre.

„Was zur Hölle war das? Was war das für ein Schmerz? War das Nunnally? Was ist hier verdammt noch mal gerade passiert? Bin ich jetzt verrückt, weil ich so lange hier bin? Oder war das etwa mein…!“ Lelouch wurde in seinen Gedanken unterbrochen.

„Bist du das, Lulu?“ Lelouch sah eine ihm bekannte Person und hinter dieser, sah er eine weitere, die er kannte. Er war glücklich diese beiden zu sehen, doch verstand er nicht, warum sie zusammen hier waren.

Er wollte sie das fragen, doch er konnte nicht mehr reden.

„Wieso…?“, mehr als das brachte er nicht zu Stande und die zwei bekannten Gesichter ihm gegenüber mussten lächeln.

~*Der Mann mit dem Geass Canceller*~

Der Mann mit dem Geass Canceller
 

Euphemia hatte sich auf die Suche nach Lelouch gemacht. Da sie in etwa wusste, wo er hingegangen war, lief sie einfach immer geradeaus. Und tatsächlich! Sie fand ihn, jedoch war er nicht allein. Vor ihm standen zwei Personen, eine kannte Euphemia vom sehen, die andere war ihr jedoch unbekannt. Lelouch und die anderen beiden hatten sie noch nicht bemerkt.

„Shirley? Rolo? Wieso seid ihr… Was macht ihr…“ Lelouch war sehr erstaunt darüber die beiden hier zusammen zu sehen.

„Weißt du, Lulu, ich habe dir verziehen, dass du meinen Vater getötet hast, also habe ich Rolo auch verziehen!“ Lelouch verstand nicht, wieso ihm jeder verziehen hatte. Er hatte es doch gar nicht verdient, dass man ihm verzeihen würde.

„Rolo habe ich verziehen, weil er dich nur beschützen wollte. Doch dir hatte ich verziehen, weil ich dich geliebt habe. Das habe ich auch Suzaku gesagt… kurz bevor…“

Lelouch sah sie erschrocken an. „Shirley, du…“

„Doch eines kann ich dir nicht verzeihen, Lulu, du Mistkerl!“ Shirley schien wütend auf ihn zu sein. „Dafür, dass du auch hier bist kann es nur einen Grund geben, oder? Du bist gestorben, kann das sein?! Warum? Warum musstest du sterben?“

„Er wollte eine friedlichere Welt schaffen.“ Euphemia kam nun auf die kleine Gruppe zu.

„Prinzessin Euphemia! Ihr seid auch hier?“ Shirley war ganz erschrocken. Eine britannische Prinzessin sprach mit ihr! Und nicht irgendeine, nein, es war Prinzessin Euphemia!

„Euphie, was machst du denn hier?“ Lelouch sprach sie einfach bei ihrem Spitznamen an ohne darauf zu achten, ob die anderen wussten in welcher Beziehung sie zu einander stehen.

„Also wirklich, Lulu! Du kannst die Prinzessin doch nicht einfach duzen!“

„Du bist Shirley Fenette, hab ich recht?“ Euphemia sah sie lächelnd an.

„Äh, ja! Das bin ich, Euer Hoheit.“ Sie konnte es nicht fassen! Euphemia hat sie angesprochen und sogar nach ihrem Namen gefragt.

„Es stört mich nicht wenn…“, die Pinkhaarige musste kichern, „Lulu mich duzt. Er ist doch mein Bruder!“

„Ach so, sagt doch gleich dass er Euer Bruder ist, Prinzessin Euphemia.“ Shirley zuckte augenblicklich zusammen. „Euer Bruder? Aber wie ist das möglich? Lulu war doch die ganze Zeit mit uns an der Schule? Lulu, sagt sie die Wahrheit?“ Sein Nicken bestätigte Euphemias Aussage.

„Jetzt verstehe ich auch warum Nunnally Generalgouverneurin von Area Eleven war.“

„Wir werden es dir erklären, Shirley. Hör einfach nur zu und du wirst es vielleicht verstehen.“ Lelouch, Euphemia und sogar Rolo versuchten es ihr zu erklären. Das Lelouch ein britannischer Prinz war und von seinem Vater verstoßen wurde, nachdem er Nunnally für seine Zwecke missbraucht hatte. Wie Lelouchs Freundschaft zu Suzaku entstand und auch die Zeit nach dem Angriff von Britannia gegen Japan. Die Geschichte vom Verrat der schwarzen Ritter an Zero und Lelouchs Tod. Nun begriff sie auch, warum Lelouch zu Zero geworden war.
 

In der wirklichen Welt, außerhalb der Welt von C, war der Tag wieder angebrochen und die Sonne ging wieder auf. Suzaku und C.C. flogen mit dem Gawain wieder Richtung Tokyo.

„Sag mal C.C, warum ist Lelouch eigentlich in die Welt von C gegangen?“ Suzaku wollte schon wieder Antworten auf seine Fragen. „Er meinte, er wäre kurz reingegangen um etwas zu überprüfen und als er in Tokyo war, wurde alles um ihn herum schwarz. Weißt du nicht irgendwas darüber?“

„Er hat dir also nicht gesagt, warum er in die Welt von C gegangen ist?“

„Nein, hat er nicht. Also weißt du wirklich etwas darüber! Bitte sag es mir, C.C!“

C.C. wusste wirklich etwas, über Lelouchs Pläne in der Welt von C. Doch wenn Lelouch ihm nichts gesagt hatte, würde sie das auch nicht tun, da könnte er betteln so viel er wollte.

„Wenn es so weit ist, werde ich es dir vielleicht sagen.“

Suzaku schmollte, „Willst du jetzt etwa mit dem Gawain nach Tokyo fliegen?!“

„Schwachsinn! Wir fliegen zu Jeremiah und landen dort. Bei ihm fällt der Gawain nicht auf.“, konterte C.C.

„Und warum fällt er dort nicht auf?“ Suzaku fragte vorsichtig, da er das Gefühl hatte diese Frage zu bereuen.

„Weil wir ihn bei ihm doch auch schon wieder zusammen gebaut haben.“

Beinahe wäre Suzaku C.C. an die Gurgel gesprungen. Mussten sie die Knightmares denn in der Öffentlichkeit zusammenbauen? Lelouch wusste doch, dass die ganze Welt wissen würde, wem diese Knightmares gehörten.

„Lelouch war schon weg, als wir sie wieder zusammengebaut haben, wenn es das ist, was du gerade denkst.“ Suzaku verstand nicht, wie Lelouch es nur so lang mit dieser Frau ausgehalten hat. Sie tat was sie wollte und es war ihr egal, ob sie aufflog oder nicht. Den restlichen Weg nach Tokyo verbrachten die beiden mit Schweigen. Suzaku hielt seine Fragen zurück, auch wenn sie ihn sehr drängten, und C.C. konzentrierte sich auf das Fliegen.
 

„Ihr… Ihr nehmt mich auf, Hoheit?“ Yokosuke kniete vor Nunnally und sah sie erstaunt an.

„Ja. Kallen und Gino sagten dass du gut abgeschnitten hättest, also spricht für mich nichts dagegen. Du wirst von nun an den Titel „Knight of Six“ von den Knights of Round tragen, Sir Yokosuke Ichikawa.“, Nunnally sah ihn mit ernstem Blick an. „Du bist nun der vierte Knight of Round der nicht aus Britannien kommt, in der gesamten Geschichte Britannias.“

„Ich fühle mich geehrt, eure Majestät.“ Yokosuke verbeugte sich erneut, nachdem er sich wieder aufgestellt hatte.

„Wenn du mich nun entschuldigst, Yokosuke. Ich möchte noch jemanden besuchen.“

„Natürlich, Eure Majestät!“ Der Schwarzhaarige richtete sich wieder auf und ging mit Gino und Kallen nach draußen.

„Herzlichen Glückwunsch, Yokosuke. Du bist nun ein Knight of Round.“ Kallen reichte ihm eine Hand. „Dein Knightmare wird bald ankommen, er befindet sich noch in der Testphase.“

„Ein Knightmare Frame… für mich?“ Auch dies überraschte Yokosuke sehr. „Ich dachte es wäre alles so friedlich?“

„Das ist es auch und das ist gut so, aber wir müssen trotzdem ab und zu einen Kontrollflug machen“, erklärte Gino. „Das heißt wir fliegen in die anderen Länder und setzen uns mit den dortigen Landesherren zusammen und sprechen über mögliche Probleme.“

„Ich verstehe, damit der Frieden aufrecht erhalten bleibt…“

„Genau. Deshalb bekommst du auch einen Knightmare“, stimmte Kallen Yokosuke zu.

„Ich fühle mich wirklich geehrt, in eurer Mitte aufgenommen worden zu sein, Lady Kallen.“

„Du musst nicht so förmlich sein, Yokosuke! Wir sind zwar höhere Knights, aber wir sind doch alle Freunde!“

„Freunde?“ Dieses Wort berührte Yokosuke sehr. „Wir… sind Freunde?“

„Natürlich! Und mit Freunden redet man über seine Probleme.“ Yokosuke sah Kallen verwundert an, als ob sie ein Geheimnis von ihm gelüftet hätte. „Es ist mir schon früher aufgefallen, du siehst so aus als ob dich etwas bedrücken würde… Du kannst gern mit uns darüber reden, Yokosuke…“

„Es… es ist nichts, wirklich. Aber wenn etwas sein sollte, werde ich Euren Rat annehmen, danke.“ Yokosuke verbeugte sich noch einmal aus Dankbarkeit und ging wieder.
 

„So war das alles, verstehst du es jetzt, Shirley?“ Euphemia und Lelouch haben in der letzten Nacht versucht, Shirley alles zu erklären.

„Ja, ich glaube schon… Aber was habt ihr denn jetzt vor? Ich meine, wenn Lulu doch noch am Leben ist, warum ist er dann hier?“ Das verstand Shirley nun doch nicht.

„Weil ich etwas wieder gut machen will, Shirley. Wenn du willst, werde ich dich auch in den Plan mit einbeziehen.“

„Nein, mich nicht, aber Rolo!“

Rolo erschrak und sah Shirley entsetzt an. „Moment mal, nein Shirley! Ich will das nicht! Warum sollte ich das machen, wenn du es nicht tust? Ich bin hier um Buse zu tun für das was ich getan habe!“ Rolo wehrte sich mit Händen und Füßen. „Hör dir doch erst mal an was er überhaupt vor hat!“

„Weiß Suzaku eigentlich über deinen Plan Bescheid, Bruder?“

„Nein, ich fürchte, er würde mich dafür hassen. Also habe ich ihm noch nichts davon gesagt. Ich werde es ihm sagen wenn der Plan begonnen hat“, gab er der Pinkhaarigen als Antwort.

„Ich verstehe… Und wenn ich es ihm sage? Glaubst du, dass würde ihn auch wütend machen?“ Es sah so aus als ob Euphemia etwas vor Lelouch verbergen wollte.

„Hast du ihm etwa…“

„Nein! Über den Plan habe ich nichts verraten, nur das du mir ein Versprechen gegeben hast“, gestand Euphemia.

„Hat er gefragt was für ein Versprechen?“, wollte Lelouch noch wissen.

„Nein, er hat nichts Weiteres gefragt. Nur ob du noch hier wärst. Doch das hat ihn C.C. bestimmt schon gesagt.“ Euphemia lächelte sanft.

„C.C. wird ihm nichts verraten, da bin ich mir sicher. An ihr beißt er sich die Zähne aus.“ Diese Worte entlockten selbst Lelouch ein leichtes Schmunzeln. „Was hast du ihm denn gesagt, als er hier war?“

„Er solle Jeremiah Gottwald suchen. Er würde ihm auf der Suche nach deinem Körper mit Sicherheit weiterhelfen.“

Shirley sah Euphemia verwundert an. „Jeremiah Gottwald… Ist das nicht dieser Orange?“

„Er war ein treuer Diener von Lelouchs Mutter, Lady Marianne. Darum hat er auch zum Schluss Lelouch geholfen.“

„Aha! Also Lulu, du überrascht mich immer wieder… Dann lass mal deinen Plan hören!“

Nun war Shirley doch neugierig geworden, doch gerade als Lelouch anfangen wollte, hatte Rolo noch eine Frage.

„Aber sag mal Lelouch, wo habt ihr euch denn versteckt? Wo habt ihr gewohnt?“

„Wo wir gewohnt haben? Dank C.C. hätten wir dort mehr vor uns hin vegetiert, hätte ich nicht für Ordnung gesorgt! Ich will gar nicht wissen wie es jetzt dort aussieht! Aber um deine Frage zu beantworten, wo wir gelebt haben…“
 

„Sag mal C.C, von hier sind wir doch los. Hier wohnen doch Lelouch und du, oder irre ich mich?“

„Ja und nein, wir wohnen bei Jeremiah, du siehst also schon richtig.“ Das hätte Suzaku schon früher einfallen können, als C.C. sagte, dass sie die Knightmares bei Jeremiah zusammen gebaut haben, da sie von hier los geflogen waren.

„Aber ich habe Jeremiah gar nicht gesehen, als ich über Nacht hier war!“ Suzaku suchte nach einer Möglichkeit herauszufinden, ob das wirklich Jeremiahs Haus war.

„Er hat bei seinen Plantagen ein kleines Häuschen in dem er gern mal übernachtet. Außerdem warst du gerade bei Lelouch!“ Suzaku musste sich wirklich beherrschen, damit er C.C. nicht irgendwas antat. Sie stellten den Gawain in einer knienden Position ab, stiegen aus und bedeckten ihn mit einem großen, grünen Tuch, damit er nicht auffiel.

„Also, dann lass uns ihn mal suchen gehen. Es dürfte auch ein dir bekanntes Gesicht hier sein.“ Der Braunhaarige verstand nicht. Ein ihm bekanntes Gesicht? Ihm fiel auf die Schnelle niemand ein, also würde er sich überraschen lassen. Die Plantage war Suzaku beim ersten Mal gar nicht aufgefallen. Er staunte nicht schlecht, als er sah wie voll die Bäume mit Orangen hingen.

„Die stellen wir dort rein!“ Aus der Ferne konnte man eine männliche Stimme hören.

„Ja, ist gut!“, war auch eine weibliche Stimme vernommen worden, doch Suzaku konnte sie niemanden zuordnen.

„Du setzt wohl besser deine Maske wieder auf, oder willst du dass man dich erkennt?“

Suzaku hatte ganz vergessen, dass er seine Maske gar nicht auf hatte und setzte sie wieder auf. Dann folgten er und C.C. dem kleinen Pfad weiter bis, sie ein kleines Häuschen erreichten. Vor dem Häuschen stand ein Mann mit dunkeltürkisen Haar, der an seinem linken Auge eine Art Maske trug.

„Du bist also gekommen, Zero! Dann mach dich bereit!“, schrie der Mann und warf Suzaku ein Schwert zu. Etwas irritiert fing Suzaku die ihm zugeworfene Klinge auf.

„Was soll das? C.C. weißt du was das soll?“

„Es sieht wohl so aus als wolle er mit dir kämpfen.“

„Aber warum sollte er das tun? Er weiß doch wer ich bin, oder etwa nicht?!“

C.C. zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat er ja alles vergessen?“

Kaum hatte C.C. dies gesagt, stürmte der Mann schon auf Suzaku los. Er holte aus und wollte zuschlagen, doch Suzaku hielt ihm sein Schwert entgegen und blockte den Angriff ab. Das Aufeinandertreffen der Klingen hallte lange nach und es entstand eine Druckwelle. Gerade als Suzaku dachte dass er zurückschlagen könnte, änderte der Mann seine Haltung. Es sah so aus als würde er schwanken, doch das war nur ein Trick. Er startete einen neuen Angriff auf Suzaku und ließ keine Möglichkeit aus auf ihn einzuschlagen. Er kam schon gar nicht mehr hinter her Jeremiahs Schläge abzuwehren. Auf einmal kreuzten sich die Klingen direkt vor Suzakus Gesicht und der Mann kam mit seinem Gesicht näher.

„Du hast C.C. also auch schon gefunden! Diesmal werde ich dich aufhalten, nicht so wie vor zwei Monaten!“, sagte der Mann während Suzaku versuchte Stand zu halten. Doch die Worte die eben gesprochen wurden weckten Erinnerungen. Suzaku sah wieder wie er Lelouch tötete…

„Nein! Du wirst es nicht schaffen!“, schrie er und drückte nun stärker gegen die Kraft seines Gegners. Und er schaffte es! Der Mann wich einen Schritt zurück, hielt dann aber wieder dagegen. Suzaku spürte, dass er ihn noch weiter zurück drängen konnte und sammelte all seine Kraft für einen Moment.

„Du wirst mich nicht aufhalten können! Ich habe einen Auftrag und um diesen zu erfüllen, MUSS ich LEBEN!!“ Suzakus Augen leuchteten wieder rot auf und er stieß den Mann von sich weg. Doch er blieb nicht stehen, nein, Suzaku rannte auf ihn zu. Die Schwertspitze Richtung Boden gehalten, holte er aus und fuhr mit der Klinge nach oben und schlug ihm das Schwert aus der Hand. Das Schwert des Mannes flog nach hinten und blieb tief im Boden stecken.

„Ich habe dich wieder geschlagen!“, sagte Suzaku und hielt dem Mann die Spitze seines Schwertes an die Brust, dieser musste nur lächeln.

„Bist du dir da sicher?“

Unter dem Ärmel des Mannes kam eine weitere Klinge zum Vorschein und ehe Suzaku schnell genug reagieren konnte, wurde ihm sein Schwert aus den Händen geschlagen. Der Mann stand auf, nahm Suzakus Arm, drehte ihn auf den Rücken und hielt ihn nun so von hinten fest. Den Arm mit der Klinge hielt er ihm an den Hals. „So, meinst du jetzt immer noch der Sieger zu sein?“, wollte der Mann wissen.

„Nun mach schon! Töte mich!“, sagte Suzaku, der versuchte sich aus dem Griff zu befreien.

Der Mann jedoch fuhr seine Klinge wieder ein und lachte, Suzaku verstand nichts mehr.

„Weißt du, ich hatte dich eigentlich viel später erwartet“, erklärte der Mann und lächelte weiter, nachdem er aufgehört hatte zu lachen. „Ungefähr zu einem Zeitpunkt, an dem ich mich an nichts mehr erinnere…“

„Du… weißt also doch wer ich bin?“, fragte Suzaku zögerlich.

„Natürlich weiß ich wer du bist! Keine Angst, Kururugi, ich werde niemanden etwas erzählen. Also was führt euch zwei zu mir?“

„Es ist gut dass du nur so getan hast, Sir Jeremiah.“ C.C. lief auf ihn zu. „Wenn ich es dir kurz erklären dürfte…“

„Nur zu. Ich bin ganz Ohr…“, erklärte er und C.C. begann zu erzählen, was geschehen war, warum sie hier waren und wieso sie seine Hilfe bräuchten…
 

Spice lag in seinem Krankenhausbett und schlief. Nunnally saß neben seinem Bett und hoffte das alles gut wäre. Die Ärzte hatten seine Wunde versorgt und seine Werte waren soweit stabil. Wie gern hätte Nunnally mit ihm gesprochen und ihm gesagt, dass es ihr Leid tat. Doch er lag nur da und schlief… Doch plötzlich öffnete er langsam die Augen, erst nur einen kleinen Schlitz breit und dann immer weiter, soweit es ging. Er blickte nur geradeaus und bemerkte Nunnally erst nicht, doch dann blickte er langsam zur rechten Seite, wo er sie sitzen sah.

„Spice!“, schrie Nunnally vor lauter Freude. „Oh, Gott sei Dank, du bist aufgewacht!“ Sofort wollte sie beginnen sich zu entschuldigen und ihn um Verzeihung bitten, doch es sah so aus als wollte er etwas sagen, weshalb sie noch etwas wartete.

„Was ist denn passiert? Bin ich zusammengebrochen?“ Seine Stimme klang wie ein Flüstern doch konnte man ihn verstehen.

„Weißt du denn nicht mehr? Gestern? Nach dem Museumsbesuch… da hast du mich doch…“

„Gestern? Museum? Ich weiß nicht… Ich kann mich an nichts erinnern…“ Nunnally war geschockt. „Was habe ich denn getan? Habe ich dich etwa angegriffen?“

Spice' Stimme hörte sich verängstigt an, was Nunnally gut verstehen konnte. Er lag in einem Krankenbett und wusste nicht mehr warum.

„Aber die Ärzte meinten doch, dass alles in Ordnung ist…“ Spice' Sichtfeld war zwar etwas verschwommen, doch konnte er Nunnallys Gesichtsausdruck erkennen, und dieser war schon wieder traurig und voller Sorge.

„Hat dir der Tag mit mir denn gefallen?“

Nunnally sah ihn überrascht an. „Ja, es war der schönste Tag seit langem für mich!“, lächelte sie, dass konnte er gut erkennen.

„Weißt du, Nunnally, manchmal kommt es mir so vor als würde jemand meine Erinnerungen einfach so wegreißen… schon seit den letzten 2 Monaten… Egal ob gute oder schlechte… Ich erinnere mich zum Beispiel an unser Gespräch im Garten, aber nur Bruchstückweise an den gestrigen Tag…“ Spice lächelte zufrieden. „Ich bin mir nicht sicher, wer ich wirklich bin, ob mein Name wirklich Spice ist. Aber das ist egal, es ist gut so wie es ist. Irgendwann bin ich wieder ich, mit all meinen Erinnerungen! Auch wenn das vielleicht heißt…“

„… von dem jetzigen Spice Abschied zu nehmen…“ Nunnally hörte sich traurig an, wollte ihre Traurigkeit jedoch mit einem Lächeln überspielen.

„Werd also schnell wieder gesund, damit wir noch ein paar Ausflüge machen können!“

„Ich werde mir Mühe geben, Nunnally.“

„Spice?“, sprach sie ihn vorsichtig noch einmal an. „Darf ich heute Nacht bei dir bleiben?“ Sie fühlte sich immer noch schuldig für seine Lage und wollte deswegen bei ihm bleiben.

„Wenn du willst, darfst du das… aber ich bin jetzt… etwas Müde…“ Spice schloss seine Augen und schlief ein…

Nunnally sah ihn lächelnd an und bekam Tränen in den Augen. Sie legte ihre Arme auf die Matratze, bettete ihren Kopf darauf und machte die Augen zu…

~*Sternbilder*~

Sternbilder
 

Jeremiah sah etwas verwirrt aus, was auch verständlich war. Er hatte gerade erfahren dass Lelouch verschwunden ist.

„Ihr meint also, er wurde Opfer eines Geass?“

„So lautet unsere Theorie, ja.“ Suzaku war noch immer unsicher, ob Jeremiah ihnen helfen könnte oder helfen würde.

„Braucht ihr, damit Sir Jeremiah euch helfen kann, dann nicht erst einmal den Körper von Lelouch?“, erklang eine Stimme aus dem kleinen Häuschen.

„Oh? Du bist ja doch noch da“, lachte Jeremiah. Ein Mädchen mit rosa Haaren und rosaroten Augen trat aus dem kleinen Häuschen. Suzaku war sehr überrascht darüber sie hier zu sehen.

„Anja? Was... was machst du denn hier?“ Suzaku war verwirrt. Er wusste nicht was ihn mehr verwirren sollte, die Tatsache das Anja hier war oder dass sie ebenfalls von allem Bescheid wusste. Sein verwirrter Blick ließ Jeremiah keine Ruhe, also wollte er Suzaku aufklären wäre ihm da nicht wieder…

„Ich sagte dir doch, dass Lelouch und ich hier bei den beiden leben!“, kam C.C. ihm zuvor.

„Du sagtest ihr lebt bei Jeremiah, aber nicht das Anja auch hier ist!“

„Hättest du besser aufgepasst als Anja damals mit Jeremiah mitging, hättest du es gewusst.“ Wieder war der perfekte Augenblick da, um C.C. den Hals umzudrehen. Diesmal hielt sich Suzaku nicht zurück.

„Wie hätte ich denn aufpassen sollen!? Ich hab kurz davor meinen besten Freund-!“ Suzaku konnte nicht weiter reden, C.C. sah ihn wieder mit ihrem Blick an, einem Blick als könnte sie direkt in die Menschen hineinblicken.

„Aber es war nicht dein Plan. Es tat dir doch schon damals leid, oder nicht?“, meldete sich Anja und Suzaku merkte, dass sie Recht hatte. Als er Lelouchs Körper wegbrachte, nahm er die Maske von Zero ab und hielt Lelouch im Arm.

„Wie wäre es, wenn wir jetzt erst mal zurück gehen und eine Nacht darüber schlafen würden?“, schlug Jeremiah vor. „Immerhin ist es schon wieder spät geworden und ich glaube wir alle sind sehr erschöpft.“

„Das ist eine gute Idee!“, stimmte C.C. Jeremiah zu.

„Aber vorher essen wir noch was!“, rief Anja den Zweien hinterher und lief ihnen nach. „Wir haben heute nämlich außer ein paar Orangen noch nichts gegessen!“

„Gut, ich ruf schon mal den Pizza-boten!“, entschied C.C.

„Was denn? Schon wieder Pizza?“, fragte Anja.

Suzaku stand nun völlig allein an dem kleinen Häuschen und sah den Dreien hinterher und lauschte ihnen solange es ging.

„Worauf hab ich mich mit diesen Dreien nur eingelassen?“, seufzte er und machte sich nun auch endlich auf den Weg.
 

Draußen war es dunkel geworden und auch im Krankenhaus wurden langsam die Lichter gedämmt, damit die Patienten schlafen konnten. Nunnally lag noch immer mit dem Kopf auf ihren Armen, die sie auf Spice´ Matratze gebettet hatte und schlief. Plötzlich öffnete sich die Zimmertür und Spice schlug die Augen auf.

„Wer ist da?!“, fragte er, als er merkte dass jemand auf ihn zukam. Die angesprochene Person zuckte etwas, sie hat sich anscheinend erschrocken. Dieser Jemand hatte wohl nicht damit gerechnet, dass er ertappt werden würde.

„Bist du hier um mich oder sie zu töten?“

„Nein, ich möchte nur ein bisschen mit dir reden…“, sagte der Unbekannte und kam etwas näher an das Bett. „Sie scheint dich wirklich zu mögen…“ Erst jetzt bemerkte Spice, dass Nunnally wirklich hier geblieben war.

„Was? Sie ist wirklich noch hier?“

„Es tut mir wirklich leid, was dir geschehen ist. Ich wünschte ich könnte es wieder rückgängig machen…“, sagte der Unbekannte und bettete Nunnally auf einen Sessel, damit sie nicht im sitzen schlafen musste.

„Was willst du damit sagen? Soll das heißen dass du mich kennst?“ Spice kam es nicht so vor als müsste er vor dieser Person Angst haben.

„Das werde ich dir ein andermal erzählen. Heute wollte ich eigentlich nur sehen, ob es dir gut geht. Doch hatte ich nicht damit gerechnet dass ich dich wecken könnte. Nun ja, so wie es aussieht geht es dir wieder etwas besser. Das beruhigt mich.“ Der Unbekannte wandte sich der Tür zu.

„Du… Bist du jemand aus meiner Vergangenheit?“

„Vielleicht?“, sprach er mit einem Schulterzucken und einem Lächeln auf den Lippen. „Wie gesagt, ich werde dir irgendwann mehr erzählen.“

Er ging weiter zur Tür und verließ den Raum wieder. Spice wusste nicht wo er ihn einordnen sollte. Dieser Mann war ihm völlig fremd und doch so vertraut.

„Er scheint dir nichts böses zu wollen…“, erklang plötzlich eine weibliche Stimme im Raum.

„Wer… Wer ist da? Wo bist du?“, fragte Spice sogleich, doch er bekam keine Antwort. Es blieb alles still. „Habe ich mir das womöglich nur eingebildet?“ Spice beließ es dabei und versuchte nun wieder zu schlafen, doch es fiel ihm schwer wieder zur Ruhe zu kommen. Nach einiger Zeit aber schlief er wieder ein.
 

„Wie schön die Dunkelheit doch ist. Findest du nicht auch, Yokosuke?“

„Ja… Sie ist wahrlich faszinierend.“ Yokosuke fand es nachts schon immer angenehmer. Man sollte es kaum glauben, doch er fand es immer wunderschön abends, wenn es dunkel ist, draußen zu sitzen und die Sterne zu beobachten. Er kannte sich wirklich gut aus da oben!

„Erklär mir doch ein bisschen die Sternbilder da oben. Du kennst dich da oben doch aus, oder etwa nicht?“

Yokosuke sah hinauf zum Himmel. „Es ist schön klar heute. Ich glaube ich kann Ihnen etwas zeigen.“ Der Rotäugige blickte ebenfalls zum Himmel und wartete dass Yokosuke begann.

„Das dort ist das Sternbild Aquarius, also der Wassermann“, sagte er und deutete auf eine Anordnung von Sternen.

„Und was kannst du mir über dieses Sternbild erzählen?“ Yokosuke überlegte kurz, begann dann aber erneut. „Das Sternbild, in antiken Zivilisationen als Wasser oder Meer angesehen, repräsentiert nun einen Wasserträger. Es soll der junge Schäfer Ganymed aus der griechischen Legende sein, der von Zeus auf den Olymp entführt wurde, um dort den Göttern als Mundschenk zu dienen. Die Sumerer verbanden das Sternbild auch mit dem Mythos einer weltweiten Flut, der der biblischen Sintflutlegende zu Grunde liegen mag.“

„Und was ist das für eine Anordnung? Ist das überhaupt eine?“, wurde Yokosuke weiter gefragt.

„Das ist ein Sternbild, ja. Pisces, die Fische. Seit der Antike wurde dieses Sternbild, von dem das gleichnamige Tierkreiszeichen abgeleitet ist, als Fisch oder Fischpaar angesehen und war schon den Babyloniern bekannt; Nach der griechischen Legende zeigt es Aphrodite und Eros, die sich in Fische verwandelten, um dem Ungeheuer Typhon zu entkommen.“

„Das selbst diese stillen Tiere ein Sternbild bilden…“ Yokosuke verstand nicht worauf er hinaus wollte.

„Bald werde ich die Stille der Dunkelheit nutzen und die Königin von ihrem Thron stürzen!“, sagte der rotäugige junge Mann, dessen Augen unter der Kapuze hervor blitzten. „Und du kannst es nicht verhindern Nemo! Dazu müsstest du schon aus deinem Versteck kommen! Ha ha ha ha!!“

„Verzeiht, aber darf ich fragen wer Nemo ist?“ Yokosuke war neugierig geworden als der Name „Nemo“ fiel. In was für einer Verbindung stand dieser Nemo wohl mit ihm?

„Das, mein kleiner Freund, verrate ich dir ein andermal! Jetzt solltest du besser wieder gehen. Du willst doch morgen nicht zu spät kommen?“

„Nein. Dann werde ich mich nun zurück ziehen. Gute Nacht“, verabschiedete sich Yokosuke, doch…

„Yokosuke!“ Der Schwarzhaarige drehte sich noch einmal um. „Denk daran! Es gibt jemanden den du beschützen willst, also solltest du dich mir nicht widersetzen!“

Yokosuke senkte den Kopf. „Ja, ich weiß. Euer Ziel ist auch das meine. Wir… Wir wollen eine neue Welt erschaffen.“ Der andere nickte und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

„Sich mir nicht widersetzen...“, murmelte er. „Ich darf es schließlich auch nicht...“
 

„Sag mal Jeremiah, du wusstest doch damals schon dass ich hinter der Maske stecke, oder?“

Der angesprochene sah zu Suzaku auf und lächelte. „Ja, ich wusste, dass du es bist. Mein König, also Lelouch, hatte mich aufgeklärt und in den Plan mit einbezogen. Hätte ich es nicht gewusst, hätte ich wohl ernsthaft mit dir gekämpft und verhindern wollen was letztendlich geschehen ist. Außerdem…“ Jeremiah stockte.

„Außerdem was?“ Was wollte Jeremiah gerade sagen? Suzaku wollte es wissen, also bekam er eine Antwort. Allerdings nicht von Jeremiah, sondern…

„Hätte er nichts von dem Plan gewusst, hätten wir ja nicht bei ihm leben können. Suzaku, überleg doch einfach mal.“

„Irgendwie hatte ich mit einer solchen Antwort von dir gerechnet, C.C.“

„Oh, wie schön. Du beginnst langsam zu verstehen wie ich denke“, lächelte die grünhaarige Frau.

„Ich geh dann mal schlafen“, gähnte Anja und verließ den Raum.

„Ich glaube wir sollten auch langsam mal ans schlafen denken. Meint ihr nicht auch?“

Man konnte verstehen dass Jeremiah müde war, er war immerhin ein paar Tage auf der Plantage gewesen und konnte nicht in seinem richtigen Bett schlafen.

„Suzaku, du kannst hier schlafen. Ich werde dir schnell noch ein Kissen und eine Decke holen. Warte kurz.“ Jeremiah ging in das Zimmer nebenan und brachte ein Kissen und eine Decke mit.

„Ich hoffe es stört dich nicht auf dem Sofa zu schlafen. Aber wir haben gerade kein freies Bett mehr.“

„Nein, nein. Das ist schon in Ordnung, danke. Ich wollte sowieso…“ Suzaku sah zu C.C. hinüber.

„Du willst dass ich dich heute Nacht noch einmal in die Welt von C schicke, oder?“

Suzaku lachte. „Bin ich denn so leicht zu durchschauen?“

„Was willst du denn schon wieder dort? Wir haben doch erst mit Euphemia gesprochen“, wollte C.C. wissen. Von seiner Antwort hing es ab, ob sie ihn gehen ließ oder nicht.

„Du hast es doch auch mitbekommen. Diese Erschütterung! Ich glaube es hatte etwas mit Lelouch zu tun. Ich bitte dich, lass mich gehen!“
 

„Lelouch, willst du das wirklich machen? Ich meine du musst das nicht tun.“ Euphemia kannte Lelouchs Plan und war ihm dankbar für das, was er vor hatte. Doch wollte sie nicht, dass er sich in Gefahr brachte. Sie wünschte sich, dass wenn sie ginge, er mitkommen würde.

„Keine Angst, Euphie. Ich werde mein Versprechen halten.“

„Lelouch… Bevor ich zu dir, Shirley und Rolo gekommen bin… War da irgendwas mit dir?“ Diese Frage quälte sie schon eine ganze Weile.

„Wie kommst du darauf?“ Lelouch war überrascht. „Warum sollte etwas mit mir gewesen sein?“

„Na ja, weil… Als ich am Tor mit Suzaku und C.C. gesprochen habe, spürten wir alle eine Erschütterung. Und ich hatte das Gefühl dass sie mit dir zusammen hing.“

„Es war nichts Euphie. Nur ein kleiner Schwächeanfall, aber damit muss ich leben solange ich hier bin.“

„Du meinst, weil du die Welt von C neu aufgebaut hast? Ich will dich trotzdem nicht mehr allein lassen.“ Lelouch merkte, dass Euphemia sich nicht mehr so leicht abschütteln lassen würde.

„Du willst mich also beschützen?“, sagte er deshalb aus Spaß, doch Euphemia war das sehr ernst.

„Wenn du es so willst, Bruder.“

„Eh?!“ Mit so einer Antwort hatte Lelouch jetzt nicht gerechnet und war doch etwas überrascht. „Na gut, wenn du unbedingt mitkommen willst, werde ich dir den Ort zeigen. Aber jetzt sollten wir ein wenig schlafen. Wir haben schon die letzte Nacht kaum geschlafen, weil wir Shirley alles erklärt haben.“

„Ja, ist gut.“ Euphemia wollte sich gerade auf den Boden setzen, als…

„Warte! Hier. Leg dich darauf, dann wird dir auch nicht so schnell kalt.“ Lelouch zog seinen langen schwarzen Mantel aus und breitete ihn auf dem Boden aus. „So, jetzt kannst du dich hinlegen.“

„Danke, Lelouch. Aber wie willst du jetzt schlafen?“

„Ich lehne mich einfach hier an diesem Gesteinsbrocken an. So kann ich nämlich auch auf dich auf- oh! Hast du das gesehen?“

„Was denn? Was ist denn passiert?“ Was war geschehen, weshalb Lelouch nicht weitersprach? Euphemia richtete sich ein wenig auf um zu sehen worauf Lelouch achtete und da sah sie, dass er in den Himmel sah. „Ist das hier der gleiche Himmel wie draußen?“

„Ja, natürlich. Warum sollte er nicht? Wir sind hier schließlich nur in einer Parallelwelt. Das heißt, wir sind nicht runter von der Erde. Wenn du verstehst was ich meine.“

„Ja, dann kannst du mir doch sicher ein bisschen was von da oben zeigen, oder?“ Euphemia erinnerte sich. Lelouch hatte ihr und Nunnally damals immer etwas über die Sterne erzählt. Er erklärte Sternbilder und zeigte ihnen auch einen Planeten, wenn man ihn sehen konnte. Die Venus zum Beispiel sah man jeden Abend und so fanden sie den Merkur auch immer.

„Da ist eins. Das Sternbild Lepus, der Hase. Das antike südliche Sternbild Hase liegt unter Orion und wird jede Nacht vom Großen Hund gejagt. Das ist dieses Sternbild dort.“

Euphemia war froh. Ihr Bruder Lelouch konnte ihr immer noch so viel über die Sterne erzählen.

„Du weißt immer noch so viel… Kannst du mir nicht… noch eins zeigen?“ Die Müdigkeit zeigte langsam ihr Gesicht. Euphemia konnte ihre Augen kaum noch offen halten.

„Ich kann dir doch morgen noch welche zeigen, Euphie. Du kannst doch kaum noch… die Augen offen halten…“

Mit diesen Worten hatte sich auch Lelouch ins Land der Träume verabschiedet.
 

Nunnally wachte kurz auf und sah, dass sie im Sessel lag. Doch das war nicht alles. Spice war nicht mehr da, dabei war es doch noch mitten in der Nacht.

„Keine Angst, er kommt bald wieder. Er ist nur mal kurz raus gegangen.“

„Wer ist da? Wer bist du?“ Nunnally spürte das jemand im Raum war, doch konnte sie niemanden sehen.

„Es tut mir wirklich leid, Eure Hoheit. Nur wegen mir, seid Ihr in Gefahr.“

„Was?“ Nunnally verstand nicht, was diese Stimme meinte.

„Ich war kurz bei Euch und das hat man gesehen, weswegen man jetzt denkt, ich wäre immer noch bei Euch. Doch auch wenn ich Euch gleich wieder verlassen habe, so ist dennoch etwas bei Euch geblieben.“

„Meinst du diese Fähigkeit, die ich seit zwei Monaten habe? Habe ich diese Fähigkeit von dir erhalten?“ Nunnally fühlte sich seltsam. Sie redete mit jemandem den sie nicht sehen konnte. Wurde sie langsam verrückt, nach dem was alles geschehen war?

„Ihr werdet nicht verrückt, keine Angst. Aber ja, diese Fähigkeit kommt daher.“ Es hörte sich so an als würde die Stimme lächeln. „Eine Frage hätte ich da noch an Euch…“

„Und die wäre?“
 

Spice stand draußen am Balkon und sah zu den Sternen. Wie sie dort glitzerten und funkelten, dass beruhigte ihn irgendwie.

„Was ist nur los mit mir? Ich fühle mich so, als wäre ich nicht allein… Liegt das an Nunnally?“ Spice wusste einfach nicht mehr weiter, doch da wurde er in seinen Gedanken unterbrochen. „Ist das Nunnally? Aber mit wem redet sie da?“ Ein kalter Wind zog auf und es wurde etwas kälter.
 

„Er kommt wieder rein! Vielen Dank, dass Ihr mir diese Frage beantwortet habt.“ Mit diesen Worten verstummte die Stimme wieder und die Balkontür ging auf.

„Oh, entschuldige bitte. Hab ich dich geweckt als ich nach draußen gegangen bin?“ Spice dachte er habe vielleicht die Tür zu laut zu gemacht, aber Nunnally verneinte.

„Nein, ich bin so aufgewacht. Aber darfst du denn schon wieder aufstehen, Spice?“

„Oh… also… Naja… das ist so…“ Spice stotterte. „Ich hab die Ärzte gar nicht gefragt ob ich aufstehen darf. He he!“

„Das ist nicht lustig Spice. Was wäre gewesen wenn deine Wunde wieder aufgegangen wäre?“

„Das hätte ich in Kauf genommen, aber ich wollte unbedingt die Sterne sehen…“

„Die Sterne?“, Nunnally drehte sich um und blickte aus dem Fenster. „Ja, sie sind wirklich schön heute…“ Nunnally gefielen die Sterne auch sehr, sie hat es immer genossen wenn ihr Bruder ihr etwas über sie erzählte, selbst als sie nichts mehr sehen konnte. „Aber jetzt gehst du wieder ins Bett!“

„Jaaa…“ Unter dem wachsamen Blick von Nunnally ging Spice wieder ins Bett. Die junge Regentin sah noch einmal aus dem Fenster, dass hinter dem Sessel angebracht war, auf dem sie saß und erinnerte sich. Sie erinnerte sich an die Zeit, als sie mit ihrem Bruder und Suzaku zusammen am Kururugi – Schrein lebte. In fast jeder Sternenklaren Nacht wollten sie und Suzaku von Lelouch etwas über die Sternbilder hören, egal wie oft sie die Geschichten schon gehört hatten.

“Sagittarius, ist lateinisch und steht für Schütze. Das antike Sternbild zeigt einen Zentauren, ein mythisches Wesen, der seinen Bogen spannt. Wenn man den Schützen beobachtet, blickt man direkt in das Zentrum unserer Galaxie, das etwa 26. 000 Lichtjahre entfernt ist.“

~*Eine nette Überraschung!*~

Eine nette Überraschung!
 

„Rolo?“ Der angesprochene sah auf. “Du wirst dich doch um Lulu kümmern, ja?”

„Shirley, was hast du vor?“ Rolo machte sich Sorgen um Shirley. Seit Lelouch und Euphemia ihr alles erklärt hatten, verhielt sie sich mehr als Seltsam.

„Ich möchte Lulu helfen… Also pass bitte gut auf ihn auf!“

„Aber Shirley!“ Der Braunhaarige wollte die junge Frau noch aufhalten, doch sie war schon weg. Als er ihr nachlaufen wollte, wurde er jedoch von jemandem aufgehalten.

„Warte, Junge. Ich werde ihr folgen…“

Rolo sah den Mann überrascht an und fragte sich, ob Shirley ihn wohl persönlich kennen würde.

„Lulu, wenigstens dieses Mal will ich dir helfen können“, dachte sich Shirley und lief weiter. Sie wusste in etwa, wohin Lelouch und Euphemia unterwegs waren, da die beiden etwas von einem Plan erzählt hatten. Es fiel ihr gar nicht auf, dass jemand sie verfolgte und so lief sie einfach weiter ohne es zu bemerken.
 

„Lelouch mein kleiner! Komm her!“, hörte dieser eine Frauenstimme im Schlaf.

„Mutter? Aber ich habe Euch doch…“

„Du hast die Welt von C neu gestaltet und somit sind auch unsere Seelen hier. Hier werden deine tiefsten Wünsche wahr“, lächelte Marianne.

„Und was wollt Ihr jetzt von mir, Mutter?“

„Wir wollen es wieder gut machen. Diesmal allerdings richtig.“ Eine stärker gebaute Person trat an Mariannes Seite und Lelouch traute seinen Augen nicht.

„Du hast einiges vor. Da wird dir nichts anderes übrig bleiben als…“

„Niemals!!“, unterbrach er die andere Person. „Ich werde niemals so sein wie ihr!“

Warum waren sie hier? Was wollten sie von ihm? Lelouch konnte nicht unterscheiden, ob es Wirklichkeit oder nur ein Traum war.

„Lelouch du hast gar keine andere Wahl!“, sagte der andere wieder. „Nur mit uns kannst du deinen Plan verwirklichen!“

Lelouch hatte genug und wollte, dass die beiden wieder verschwanden. Ebenso wie sie damals auch verschwunden sind, sich einfach auflösten.

„Warum könnt Ihr mich nicht in Ruhe lassen, Mutter? Und warum wollt Ihr unbedingt den Menschen ihre Zukunft nehmen, Vater? WARUM?!“ Letzteres schrie Lelouch so laut, dass er aufwachte. Schweißtropfen waren auf seiner Stirn, dieser Traum hatte ihn wohl ziemlich mitgenommen.

„Hätte ich ihnen vielleicht doch zuhören sollen? Sie hätten mir helfen können, doch zu welchem Preis? Nein! Niemals werde ich mich ihnen unterwerfen!“

„Lelouch?“ Lelouch wurde in seinen Gedanken unterbrochen, da er durch seinen Schrei auch Euphemia geweckt hatte und diese sich nun Sorgen machte.

„Du siehst nicht gerade ausgeruht aus. Sollen wir nicht lieber noch mal hier bleiben?“

„Nein, nein. Ich hab nur schlecht geträumt. Wir können weiterreisen, Euphie.“ Mit diesen Worten standen die beiden auf und machten sich wieder auf den Weg.
 

Die Sonne schien zum Fenster herein und Nunnally schlug langsam die Augen auf. Ihr erster Blick ging hinüber zu Spice, der noch schlafend in seinem Bett lag. Sie fragte sich wie spät es wohl sein war, doch fand sie keine Uhr. Da klopfte es an der Tür und eine Krankenschwester kam herein.

„Oh! Entschuldigt bitte, Eure Majestät. Ich wollte Euch nicht stören.“ Die Krankenschwester wollte gerade wieder das Zimmer verlassen, da wurde sie von Nunnally aufgehalten.

„Es ist nicht schlimm. Sagen Sie, können Sie mir sagen wie spät es ist? Hier im Zimmer ist keine Uhr.“

„Ja natürlich, es ist kurz nach acht.“, sagte die Krankenschwester mit einem Blick auf die Armbanduhr an ihrem Handgelenk.

„Was?! Schon kurz nach acht!?“, schrie Nunnally panisch. „Ich muss wieder zurück!“

Nunnally wollte aufstehen, doch allein schaffte sie es nicht. Da kam ihr die Krankenschwester zu Hilfe und half ihr in ihren Rollstuhl.

„Sollte er fragen ob ich ihn noch einmal besuchen komme, dann sagt ihm bitte, dass ich heute Nachmittag wieder kommen werde, wenn es mein Zeitplan erlaubt.“ Und schon düste Nunnally durch das Krankenhaus bis sie es verlassen hatte und machte sich auf dem schnellsten Wege zum Palast auf. Die Krankenschwester stand noch immer ganz verdutzt in Spice´ Zimmer. Erst als sie eine Stimme hinter sich hörte, kam sie wieder zu Sinnen.

„Sie kommt also heute Nachmittag noch einmal… Schade, ich dachte eigentlich sie nimmt mich mit hier raus, he he.“

„Sie sind wach? Dann kann ich Sie ja ins Bad bringen, damit Sie sich waschen und anziehen können.“ Spice stimmte zu und setzte sich unter leichtem Schmerz im Bett auf. Die Krankenschwester half ihm sich zur Bettkante zu drehen und mit einem Schwung stand er schon auf den Füßen. Da spürte er einen stechenden Schmerz in der Schulter, er war wohl zu schnell aufgestanden. Er sah zu seiner schmerzenden Schulter und wollte sich erinnern, was vor zwei Tagen geschehen war. Es war für ihn ein Fluch, alles zu vergessen. Ob es nun gute oder schlechte Erinnerungen waren, es wurde alles einfach weggezogen. Spice hatte Angst. Angst davor, sich irgendwann nicht mehr zu kennen. Seine Freunde nicht mehr zu erkennen oder konnte er das jetzt schon nicht mehr? Dieser Fremde junge Mann, der am Abend zuvor in seinem Zimmer stand, er war ihm fremd und doch war er auch so vertraut.

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie wirken so abwesend.“ In der Tat war Spice völlig in seine Gedanken vertieft und achtete nicht mehr auf seine Umgebung.

„Do- doch, es geht mir gut. Ich… ich habe nur über etwas nachgedacht…“

„Also wissen Sie, Sie sind wirklich erstaunlich!“, staunte die Krankenschwester. „Als Sie eingeliefert wurden, hätte ich nicht gedacht, dass Sie schon so schnell wieder fit sind!“

„Ach ja? Stimmt, das ist wirklich merkwürdig…“

„Vielleicht kann sich Ihr Körper ja auch einfach schnell wieder erholen. So, setzen Sie sich bitte hier hin. Ich drehe Ihnen das Wasser noch etwas auf, damit Sie sich fertig machen können und wenn Sie dann soweit sind drücken Sie einfach auf die Glocke, dann komme ich sofort zu Ihnen.“ Spice nickte um zu zeigen dass er verstanden hatte. Wieder stellten sich ihm Fragen, Fragen auf die er keine Antwort wusste und hoffte diese doch irgendwie zu finden.

„Ob sich mein Körper einfach schnell regeneriert? Kann das sein?“, Spice überlegte und stellte etwas fest.

„Es könnte in der Tat sein. In letzter Zeit heilten meine kleineren Verletzungen von heute auf morgen, ohne dass ich es überhaupt mitbekam.“

Er hätte mit Sicherheit noch weiter gegrübelt, wären seine Füße nicht mit Wasser übergossen worden. Spice war so in Gedanken vertieft, dass er vergaß das Wasser abzudrehen und das Waschbecken somit überlief. Der Weißhaarige wusste nicht warum, aber er musste lachen. Darüber, dass er sich selbst mit Wasser überschüttet hat oder dass es ihm einfach keine Ruhe ließ, was in den letzten Tagen und Monaten geschehen war. Er entschied sich seine Gedanken erst einmal zur Seite zu schieben und sich fertig zu machen, ehe er noch am Nachmittag hier sitzen würde.
 

„Also müssen wir es um ein paar Tage verschieben? Wann könnten denn alle da sein?“, wollte Nunnally wissen.

„Nun ja, außer dem Knight of Two, dem Knight of Three und dem Knight of Six befindet sich noch der Knight of Nine in der Stadt. Vom Knight of Four und dem Knight of Ten haben wir noch keine Antwort erhalten. Der Knight of Seven befindet sich gerade im Urlaub in seiner Heimat. Doch ist es wohl eher eine Art Reha. Oh, und der Knight of Eight befindet sich gerade in Ägypten auf Hochzeitsreise, wie Ihr wisst“, erklärte ein Berater der Königin.

„Vom Knight of Eight habe ich eine Nachricht bekommen, dass er bald wieder hier wäre. Und der Knight of Seven wird wahrscheinlich auch die nächsten Tage wieder hier sein, allerdings etwas später als der Knight of Eight.“

„Sollen wir den Konferenzraum für Freitag, 17 Uhr vorbereiten lassen?“, fragte ein anderer Berater.

„Nein, ich werde sie in meinem Zimmer empfangen. Ihr könnt jetzt gehen, danke.“ Nun war Nunnally allein im Thronsaal, ohne irgendjemanden und konnte so die Ruhe etwas genießen. Die Ruhe war allerdings nicht von allzu langer Dauer, denn Yokosuke betrat kurz darauf den Thronsaal und hoffte Nunnally wäre da.

„Hallo Yo! Kann ich dir helfen?“, fragte sie ihn sogleich.

„Euer Majestät, seid Ihr etwa allein hier?“, kam es entsetzt von dem Schwarzhaarigen.

„Naja, so ganz stimmt das dann auch nicht. Bis gerade waren zwei meiner Berater da und haben mich, nun ja… das getan wozu sie da sind, mich beraten“, lächelte sie sanft, woraufhin Yokosuke etwas rot wurde.

„Euer… Majestät? Darf… darf ich… darf ich Euch eine Frage stellen?“ Yokosuke traute sich kaum zu fragen, denn er war nicht aus freien Stücken zu der Regentin gekommen. Ja, es war nicht seine eigene Entscheidung, Nunnally dies zu fragen.

„Gern, was möchtest du wissen?“

„Würdet… würdet Ihr mit mir… den Nachmittag im Garten verbringen?“ Yokosuke wusste bereits, dass Nunnally zustimmen würde. Sie war gern im Garten, doch diesmal sollte es anders sein…
 

*~„Yokosuke, du wirst mit Nunnally direkt in den Garten gehen. Dort werde ich euch Zweien auflauern und dann nehmen wir sie gefangen. Hast du das verstanden?“, fragte der junge Mann, dessen rote Augen unter seiner Kapuze hervor blickten.

„Ja… ja, ich habe verstanden. Ich werde die Königin fragen, ob sie mit mir in den Garten geht…“, antwortete Yokosuke mit gesenktem Kopf.

„Dieser Gärtner scheint gute Arbeit zu leisten, denn der Garten gefällt ihr wirklich sehr. Vielleicht sollte ich mich bei ihm bedanken, wenn wir Nunnally haben“, grinste der Rotäugige wieder.~*
 

„Aber natürlich“, lächelte Nunnally sanft. „Ich wollte mich sowieso mit Gino und Kallen im Garten treffen.“

„Das heißt, sie werden auch dort sein?“, wollte Yokosuke wissen.

„Ob sie schon da sind, weiß ich leider nicht“, antwortete Nunnally. „Aber bis sie kommen könnten wir uns ja ein bisschen unterhalten. Oder was meinst du Yo?“

„Sehr gern, wir müssten nur kurz über den Simulationsraum gehen. Ich muss dort beim Sensei noch etwas abholen“, erklärte Yokosuke und Nunnally nickte.
 

„Vielen Dank auch, C.C!“, meckerte Suzaku.

„Wofür denn?“, wollte diese wissen, denn sie wusste nicht, warum sich Suzaku eben bedankte.

„Eben, für nichts!“, schmollte er. „Du hättest mich ruhig zu Lelouch gehen lassen können.“

„Lelouch will dich im Moment aber nicht sehen! Das hat er mir gestern mehr als deutlich klar gemacht, als ich ihn fragte ob du ihn sehen kannst!“

Suzaku war entsetzt. Hatte Lelouch das wirklich gesagt? Konnte er C.C. das wirklich glauben? Was hätte sie sonst für einen Grund haben sollen ihn nicht gehen zu lassen. Er musste es ihr einfach glauben. Als ob Anja das Thema wechseln wollte, stand sie einfach auf und zog sich an.

„Ich bin dann mal weg!“, rief sie und schon ging die Tür hinter ihr zu. Kurz darauf konnte man hören dass ein Knightmare weg flog.

„Wo will Anja denn jetzt hin?“, stellte Suzaku die Frage an Jeremiah, in dem Glauben, dass er ihm eine Antwort geben könnte.

„Anja geht schon mal dorthin, wohin wir auch heute Nachmittag hingehen werden. Aber vorher…“ Jeremiah spitzte zu Suzaku und C.C. und die beiden hatten keine gute Vorahnung.

„Vorher was? Was ist denn los, Jeremiah?“, fragte Suzaku vorsichtig mit einem lächelnden Gesicht.

„Vorher werdet ihr zwei mir helfen die Orangen abzupacken!“

„WAS?!“, schrie Suzaku. „Aber das sind doch so viele!“

„Genau deswegen sollt ihr mir ja helfen!“, antwortete Jeremiah genervt. „Also los! Ran ans Werk!“
 

„Was Suzaku wohl wollte? Ich habe C.C. gestern nicht fertig sprechen lassen. Aber er darf noch nicht wiederkommen. Nicht bevor ich meinen-!“

„Puh… Dieses Kleid ist wirklich warm.“ Mit diesen Worten riss Euphemia Lelouch aus seinen Gedanken. Euphemias Kleid hatte lange Ärmel und zudem hatte sie noch eine Strumpfhose an, die auch noch sehr warm war. Doch einen Augenblick später hatte sie schon ein anderes Kleid an.

„Da staunst du, was? Ich hab es dir einfach nachgemacht, Bruder.“

Ja, das sah er. Sie hatte wohl gesehen, dass er sich konzentriert hatte, bevor seine Kleidung sich änderte.

„Ja, du bemerkst wirklich alles, Euphie!“, gab ihr Lelouch sanft zurück.

„Du, Lelouch…“ Euphemia klang etwas unsicher. „Wollte C.C. gestern wieder Suzaku zu uns schicken?“

„Ja, wollte sie. Aber ich hab es ihr nicht erlaubt. Bitte verzeih, Euphie.“ Lelouch senkte seinen Kopf, es tat ihm wirklich sehr leid. Er wusste wie sehr sich Euphemia über Suzaku gefreut hätte.

„Du hattest sicher einen guten Grund dafür“, erklärte diese nur. „Mach dir deswegen keinen Kopf. Wir werden ihn schon irgendwann wiedersehen.“ Lelouch lächelte nachdem er diese Worte gehört hatte und die beiden gingen weiter.

„Lelouch?“, fragte Euphemia den vor ihr laufenden.

„Ja? Was ist denn?“, gab dieser zurück ohne sich umzudrehen.

„Du… du tust aber nichts gefährliches, ja? Wir… wir gehen doch zusammen, oder?“

„Aber natürlich Euphie! Das hab ich dir doch versprochen!“ Auch diesmal drehte sich Lelouch nicht zu Euphemia um, was sie nicht wirklich beruhigte.

„Lelouch, du bist nicht ehrlich, hab ich recht? Ich will nicht, dass du dir irgendwelche Vorwürfe machst. Ich habe es dir schon mal gesagt, du hast dein Geass nicht mehr kontrollieren können!“, schrie Euphemia. „Du hattest gar keine andere Wahl als mich zu töten! Anfangs verstand ich nicht warum du auf mich geschossen hast, doch dann habe ich es verstanden und habe in der Hoffnung, dass du hier her kommst, auf dich gewartet! Also bitte, bitte Lelouch, tu nichts was dir selbst schaden könnte!“

Lelouch hatte Euphemias Flehen gehört und sich zu ihr umgedreht. Er wollte gerade etwas sagen, da sah er das Euphemia wohl wegen ihm weinte. Lelouch ging auf sie zu und nahm sie in den Arm, „Keine Angst, Euphie! Ich werde nichts Gefährliches tun… das Verspreche ich dir!“
 

„Jeremiah, ich bin fertig!“, rief C.C. und schob sich ein Stück Orange in den Mund.

„Das ist gut. Ich nehme mal an, die Orange war übrig geblieben.“

„Natürlich, was denkst du denn?“, sagte C.C. und schob sich ein weiteres Stück in den Mund.

„Dann kannst du uns hier ja noch ein wenig helfen“, gab nun auch Suzaku dazu.

„Meinetwegen.“ C.C. nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Suzaku und half dazu. Es verging keine Viertelstunde und sie waren auch mit dem Rest fertig. Während Suzaku und Jeremiah aufräumten, lehnte sich C.C. zurück und aß noch eine Orange.

Als sie dann alles weggeräumt hatten, zog sich Jeremiah etwas Ordentlicheres an und sagte C.C, sie solle die Autoschlüssel holen. Suzaku solle ihnen mit seinem Motorrad hinterher fahren, es würde noch draußen stehen.

„Willst du mir denn immer noch nicht sagen, wo es hin geht?“, fragte Suzaku neugierig.

„Das wirst du dann schon sehen. C.C. weiß es, aber sie war bis heute noch nicht dabei, wenn Anja und ich dort waren.“

„Aha, C.C. weiß also wo es hingeht…“, dachte sich Suzaku.

„Sag mal Jeremiah, wäre es dann nicht besser wenn Suzaku bei uns im Auto mitfährt?“

„Eine gute Idee, C.C!“ Jeremiah schien von diesem Vorschlag sehr begeistert zu sein und nahm Suzaku die Schlüssel für sein Motorrad wieder ab. Damit er sich nicht wehren konnte, legte C.C. wieder ihre Hand auf seinen Kopf, wobei ihr Daumen auf die Mitte seiner Stirn drückte. Ihn durchfuhr ein Blitz und sein Körper klappte zusammen. Jeremiah stand hinter ihm und konnte ihn noch auffangen.

„Wir setzen ihm wohl besser die Maske wieder auf, denn wenn wir durch die Stadt gehen, sollte ihn besser niemand erkennen.“ C.C. stimmte Jeremiah zu und setzte dem regungslosen Körper von Suzaku die Maske von Zero auf.

„Bis wir unser Ziel erreicht haben, kannst du ja versuchen ihn zu finden… Das ist doch eine nette Überraschung, oder Suzaku?“, sagte C.C. leise während Jeremiah Suzaku auf die Rückbank hievte.

~*Sein Name ist...*~

Sein Name ist…
 

„Sensei!“, schrie Yokosuke und eine Frau mit violettem Haar drehte sich um.

„Oh, Yokosuke, schön dass du gekommen bist. Hier ist dein Bericht. Er war wirklich ausgesprochen gut.“

„Vielen Dank, Sensei, aber was sagt ihr nun genaues über den Inhalt?“, wollte Yokosuke wissen.

„Die Geschichte die du erzählst, hört sich wirklich realistisch an und man kann sich gut in die vorkommenden Personen hineinversetzten.“

„Aber das i-…!“ Yokosuke wollte gerade etwas dazu sagen, als die Frau weitersprach.

„Wenn du es erlaubst, dann lass es Nunnally doch auch einmal lesen. Ich bin mir sicher, sie würde das gleiche sagen“, sagte sie und sah Nunnally lächelnd an.

„Wenn Yokosuke es mir erlaubt, werde ich es lesen, Schwester“, gab Nunnally mit einem Lächeln zurück.

„Sensei, da wäre noch etwas…“

„Ja, was ist denn? Was möchtest du wissen?“

„Wann sollen wir uns morgen hier treffen? Das habt Ihr vorhin nicht erwähnt.“ Die Frau wurde etwas rot, da es ihr anscheinend unangenehm war, etwas vergessen zu haben.

„Morgen? Aber Yokosuke! Morgen findet keine Trainingseinheit statt!“, erklärte die Frau mit feuerrotem Kopf.

„Aber Sensei…“

„Wenn Cornelia sagt, dass morgen kein Training stattfindet dann ist das auch so. Dann habe ich morgen eine andere Aufgabe für dich, Yokosuke“, bestimmte Nunnally und konnte sich ein Lachen jedoch nicht verkneifen.

„Yes, your Highness.“

„Gut, wenn das dann alles ist, wünsche ich euch Zweien noch einen schönen Tag“, meinte Cornelia und ging.

„Wollen wir dann auch langsam weiter?“ Yokosuke überlegte kurz was sie damit meinte, erinnerte sich aber gleich wieder daran, dass die beiden unterwegs in den Garten waren.
 

*~„Wenn wir sie haben, werden wir über Britannia herrschen!“~*
 

Wieder hörte Yokosuke die Stimme des Rotäugigen und fragte sich, warum er eigentlich hier war. Er stellte sich diese Frage immer wieder, obwohl er die Antwort darauf doch selbst kannte.

„Dieser Bericht ist nicht einfach nur ein Bericht, habe ich recht Yo?“ Nunnallys Frage holte ihn wieder auf die Erde zurück. „Es ist dir selbst passiert, oder?“

Yo sah sie verwirrt an. Woher wusste sie das? Er war überrascht, dass Nunnally es erkannte.

„Wie habt Ihr…?“, wollte Yokosuke ansetzten wurde aber unterbrochen.

„Als du her kamst, um dich als Knight of Round zu bewerben, sagtest du, du wolltest jemanden schützen und hast ihn leider doch in Gefahr gebracht.“

„Das weiß sie noch?“, dachte sich Yokosuke und sah zu ihr hinab. Nunnally merkte nicht, wie erstaunt der Schwarzhaarige darüber war, da dieser hinter ihr den Rollstuhl schob.

Nunnally drehte sich etwas um, damit sie Yokosuke sehen konnte.

„Ich glaube, ich habe dich auch aufgrund dieser Aussage ausgewählt“, lächelte sie sanft und drehte sich wieder um.

„Ihr habt mich deshalb ausgewählt? Wie meintet Ihr das?“ Yokosuke verstand nicht ganz, ließ sie ihn doch Probehalber am Training teilnehmen.

„Du sagtest, du möchtest stärker werden, um die zu beschützen die dir wichtig sind.“ Nunnallys Blick wurde traurig. „Ich habe zwei Menschen verloren, die mir wichtig waren, weil sie mich schützen wollten…“

„Ihr meint Euren Bruder und seinen Knight, Suzaku Kururugi, habe ich recht?“

Nunnallys nicken bestätigte seine Vermutung und er entschloss sich, nicht weiter zu fragen.

„Euer Hoheit?“, erklang plötzlich eine Stimme die Nunnally kannte. „Würdet Ihr bitte mit mir kommen?“ Als sie sah wem die Stimme gehörte, wollte sie nur noch schreien.

„Ich an Eurer Stelle würde nicht um Hilfe rufen.“ Die Kälte in der Stimme des Rotäugigen ließ Nunnally stumm bleiben. Sie hatte Angst, das konnte Yokosuke nicht übersehen. Was sollte er jetzt tun? Er wusste es nicht. Da zog der rotäugige ein Schwert unter seinem Umhang hervor und richtete es auf Nunnally. Da stellte sich der Knight vor Nunnally und war bereit sie schützen.

„Yokosuke was soll das werden, wenn ich fragen darf?“

Der Angesprochene zuckte kurz zusammen, Nunnally verstand nicht was der andere meinte.

„Yo, was meint er? Kennt ihr euch?“

Yokosuke wusste nicht was er darauf sagen sollte ohne sich zu verraten. Der andere hatte jedoch eine Antwort bei der Hand.

„Wie wir zu einander stehen wollt Ihr wissen?“ Man konnte das Gesicht zwar nicht ganz erkennen, doch sah man das Grinsen das sich auf seine Lippen legte.

„SEI STILL!!“ Yokosuke wollte nicht, dass man erfuhr, wie die beiden zueinander standen und stürmte auf den Rotäugigen zu. Während er auf ihn zu rannte, zog er sein Schwert.
 

Gino und Kallen warteten an ihrem üblichen Treffpunkt auf Nunnally.

„Wo bleibt sie heute denn nur?“, fragte Kallen mit einem besorgten Blick und auch Gino machte sich ein wenig Sorgen.

„Das Treffen ist eigentlich schon seit einer halben Stunde vorbei. Wo könnte sie sein?“

„SEI STILL!!“, erklang es plötzlich aus der Nähe. Gino und Kallen machten sich sofort auf den Weg um herauszufinden woher der Schrei kam.
 

Ein lautes Klirren erhalte als die Schwerter aufeinander prallten, aber dieser Kampf... er war entschieden! Jener Mann, dessen Augen rot zu glühen schienen, trat einen Schritt zur Seite, sodass Yokosuke daneben schlug und ins taumeln geriet. Er stolperte über einen Stein und verlor das Gleichgewicht, er stürzte zu Boden. Doch ehe er am Boden aufschlug, trat der andere ihn mit seinem Knie hart und schmerzvoll in den Magen. Plötzlich stürzte Yokosuke seitlich zu Boden. Auf dem Boden drehte er sich um und hielt sich krampfhaft seinen Bauch fest, an der Stelle, in die der Rotäugige getreten hatte. Ein messerschaffer Schmerz durchbohrte ihn und nahm ihm seine Sinne. Der Rotäugige hielt die Klinge seines Schwertes spielerisch und bedeutend an Yokosukes Hals und grinste hinterhältig, gar kühl und finster. Würde er zu stechen und Yokosuke töten? Diese Frage stellte sich nicht nur Yokosuke, auch Nunnally stellte sich die Frage.

„Na los! Töte mich!“, forderte Yokosuke den anderen auf. Dieser nahm das Angebot an und holte zum letzten Hieb aus.

Da kamen Gino und Kallen dazu und trauten ihren Augen nicht.

„YO!!!“, schrie Kallen und stürmte auf den unbekannten im Mantel zu, welcher gekonnt auswich. Doch dem Angriff von Gino konnte er nicht mehr ausweichen, diesen hatte er nicht kommen sehen. Der Getroffene torkelte etwas, fing sich aber wieder und Gino und Kallen konnten seine roten Augen unter dem Mantel sehen.

„Eure Majestät, ist das der Kerl, der auf Spice geschossen hat?“, fragte Gino, immer noch den Blick auf den Fremden gerichtet.

„Ja, das ist er!“ Nunnally, die zu Yokosuke gefahren war, bestätigte Ginos Vermutung.

„Nenn uns deinen Namen, Alter und Herkunft!“, forderte der Blonde den Unbekannten auf, dieser musste jedoch nur lachen.

„Weshalb? Wollt ihr drei Knights of Round mich gefangen nehmen? Das wird euch schwer fallen!“

„Wer sagt, dass sie nur zu dritt sind?“ Der Unbekannte zuckte kurz zusammen, die anderen konnten nicht erkennen, dass er die Spitze eines Dolches im Rücken sitzen hatte.

„Wer schleicht sich da so feige von hinten an?“

„Nenn uns du doch erst mal deinen Namen“, sagte die Stimme wieder, die wohl einer jungen Frau gehören musste.

„Diese Stimme…“ Gino kannte diese Stimme und nach kurzem Überlegen fiel ihm auch ein, wem die Stimme gehörte.

„ANYA!!“

„Der ehemalige Knight of Six? Anya Alstreim?“ Der Unbekannte versuchte eine Möglichkeit herauszufinden, wie er doch noch entkommen konnte und da fiel ihm etwas ein. Er rannte auf Nunnally und Yokosuke zu, doch bevor er die beiden erreicht hatte, schmiss er eine Rauchbombe auf den Boden und war verschwunden.
 

„Wo genau gehen wir eigentlich hin, Lelouch?“

„Das weißt du nicht und wolltest trotzdem mit, Euphie?“, antwortete der Angesprochene.

„Aber mich würde es auch interessieren, Lelouch“, hörten die beiden eine vertraute Stimme hinter sich. Schnell wandten sie sich um und blickten in das lächelnde Gesicht von Suzaku.

„Was machst du denn hier?“, fragte Lelouch erstaunt. „Ich hatte C.C. doch gesagt, sie solle dich nicht mehr hier her lassen!“

Suzaku war ein wenig enttäuscht. „Aber warum willst du mich nicht mehr sehen?“

„Weil du mich nur davon abhalten würdest mein Versprechen gegenüber Euphie zu halten.“

„Aber was hast du ihr denn versprochen?! Sag es mir doch einfach Lelouch! Vielleicht kann ich euch helfen!“

„Euphie, willst du ihm erklären, dass er noch warten soll bis es soweit ist?“, wandte Lelouch sich an seine Halbschwester. Euphemia trat hervor und wollte Suzaku sagen, dass er noch warten solle, doch dieser ließ sie nicht sprechen.

„Warte, Lelouch!“, forderte der Braunhaarige. „Wie wäre es mit einem kleinen Wettstreit?“ Suzaku hatte sein Ziel erreicht, Lelouch drehte sich lächelnd um.

„Ein Wettstreit?“ Irgendetwas war anders an Lelouch. Sein Lächeln zeigte ein wenig Selbstsicherheit. „Du forderst mich hier, in dieser Welt, zu einem Wettstreit heraus? Weißt du worauf du dich da einlässt?“ Suzaku nickte. „Na gut, machen wir einen Wettstreit!“, stimmte Lelouch zu. „Aber was für Preise wird es geben, Suzaku?“

„Wenn ich gewinne, wirst du mich in deinen Plan einweihen!“, gab Suzaku an. „Sollte ich verlieren, dann… dann werde ich…“

„Dann wirst du solange nicht mehr herkommen, bis alles vorbei ist!“, gab diesmal zum Erstaunen aller Euphemia an. Lelouch war einverstanden, Suzaku zögerte noch ein wenig, stimmte dann aber nach etwas Bedenkzeit ebenfalls zu.

Der Wettstreit konnte beginnen!!
 

„Und wie lange wird er schlafen, C.C?“, wollte Jeremiah wissen, da er „Zero“ auf dem Rücken trug. Die Grünhaarige drehte sich leicht um und überlegte ein bisschen.

„Ich schätze mal, er wird heute Nacht oder morgen früh wieder aufwachen. Normalerweise…“

„Dann lass uns im Palast nach einem freien Zimmer suchen. Der Gute hier wird langsam schwer“, stöhnte Jeremiah während C.C. ganz frisch an ihm vorbei lief. Doch plötzlich blieb sie stehen. Es kam ihr ein junger Mann entgegen, welcher einen braunen Kapuzenmantel trug. Auf einmal blieb auch er stehen und das Zeichen an C.Cs. Stirn begann zu leuchten.

„Du hast dich also tatsächlich heraus getraut?“, fragte C.C. ihr gegenüber.

„Ich habe mir gedacht, ich könnte auch einmal nach draußen gehen. Es war nicht sehr leicht, musst du wissen.“ Der junge Mann schien C.C. zu kennen, ebenso wie sie ihn zu kennen schien.

„Was hast du denn mit dem Volkshelden Zero vor?“, fragte der Unbekannte und blickte etwas zu Jeremiah.

„Wir bringen ihn zurück zur Königin, das sieht man doch“, gab C.C. darauf zurück. Der Unbekannte musste lächeln.

„Ihre Majestät bekommt heute aber viel Besuch.“

C.C. musste nicht lange darüber nachdenken um zu erkennen, dass er bei Nunnally war.

„Warum tust das?“, wollte C.C. wissen. „Was willst du mit deinem Handeln erreichen?“

Ohne auf C.C.s Frage zu antworten, lief er auf sie zu und blieb neben ihr stehen. Da hörte sie plötzlich ein Flüstern.

„Ich... Wir wollen frei sein…“
 

„Yo?“ Der Angesprochene zuckte zusammen als er seinen Namen hörte. Er drehte sich um, um zu sehen wer gekommen war.

„Euer Majestät…“ Yokosuke klang etwas verzweifelt. „Euer Majestät, ich muss Euch etwas sagen! Ich habe eine wichtige Entscheidung getroffen.“

„Und was wäre das?“ Nunnally hörte Yokosuke zu.

„Ich…“ Der junge Knight wusste nicht wie er anfangen sollte. „Ich werde… ich werde von meinem Posten als einer der Knights of Round zurücktreten!“

„Aber warum solltest du das tun?“ Die Braunhaarige konnte nicht verstehen, weshalb Yokosuke zurücktreten wollte.

„Wenn Ihr wollt, dann erzähle ich Euch etwas über diesen Typen… der eben hier war…“

Nunnally sah Yokosuke an, dass er nicht gern darüber sprechen wollte. Er würde sich selbst dazu zwingen, doch dies wollte sie nicht.

„Erzähl es mir nur, wenn du es von dir selbst aus möchtest.“ Nunnally sah Yokosuke ernst an. „Ich möchte dich zu nichts zwingen.“

Der Schwarzhaarige sah seine Königin an, ihr Blick war nicht fordernd. Und er sollte ihn auch nicht unter Druck setzten, ihr alles zu erzählen. Ihr Blick sagte einfach nur „Erzähl es nur, wenn du es auch willst!“.

Er sah sich im Raum um, da er sicher gehen wollte, dass niemand sonst da war.

„Sein Name ist Horo“, begann er schließlich. „Seit zwei Monaten erpresst er mich. Er sagte, er würde meinem Freund etwas antun, wenn ich ihm nicht helfe.“ Yokosukes Blick wandte sich von Nunnally ab. „Darum habe ich bisher getan, was er von mir wollte und mich bei Euch als Knight of Round beworben.“

„Nur, weil er es dir gesagt hat hast du dich beworben?“, hakte Nunnally nach.

„Ja.“ Yokosuke nickte unsicher. Nunnally sah ihn etwas irritiert an, da sie ihn nicht verstehen konnte. Nach einiger Zeit des Schweigens drehte sich Yokosuke um.

„Jetzt könnt Ihr sicher verstehen, warum ich nicht länger einer der Knights of Round bleiben kann.“

Langsam schritt er zu dem Tor, ohne sich noch einmal umzudrehen.

„Komm wieder!“, rief sie ihm nach, doch er lief weiter. „Schließlich bist du der Knight of Six!“

Kaum hatte Nunnally diese Worte ausgesprochen, konnte man meinen, Yokosuke wäre darüber überrascht. Er hielt kurz inne, wollte sich jedoch nicht umdrehen, denn Tränen liefen über sein Gesicht.

„Yes… your Majesty!“, flüsterte der Schwarzhaarige kaum hörbar und lief weiter. Nun war er gegangen, doch Nunnally glaubte fest daran, dass er wieder kommen würde.

„Nunnally?“, eine junge Frau mit rosafarbenem Haar betrat kurz darauf den Saal.

„Anya!“, freute sich Nunnally. „Wie kommt es dass du heute hier bist?“

„Ich wollte dich besuchen kommen“, gab sie zurück. „Zudem wollten wir dir sagen, dass wir eine Entscheidung getroffen haben.“ Gino und Kallen, die mit Anya herein gekommen waren, verstanden nichts. Wenn meinte Anya mit „wir“? Und was für eine Entscheidung hatten sie getroffen? Sie würden es bald genug erfahren.
 

„Seid Ihr das, Todoh-san?!“, freute sich eine junge Frau, als sie die eben angesprochene Person entdeckte. Sie lief auf ihn zu und auch auf Todohs Lippen legte sich ein Lächeln.

„Wir haben uns lange nicht gesehen. Du bist groß geworden!“ Todoh schien das Mädchen zu kennen. Sie hatte langes weiß-silberschimmerndes Haar und violette Augen. Todoh hätte gerne mehr mit ihr gesprochen, aber er war wegen einer dringenden Sache in dieses Land gekommen. Nunnally hatte ihn beauftragt nach Ägypten zu fliegen, weil der dortige Landesherr bei ihr um Hilfe bitten möchte. Seit einiger Zeit versuchen Leute von außerhalb in den Palast einzudringen und den König zu töten. Der neu gewählte König ist noch sehr jung, setzt sich aber für sein Volk ein. Die Bewohner des Landes sagen er wäre zu Recht gewählt worden und verstünden nicht, warum man ihn töten wolle. Auch wenn Todoh nicht wusste, was die Bevölkerung damit genau meinte, war er trotzdem sehr auf ihn gespannt.

„Ihr dürft nun eintreten“, sagte ein Wachmann der vor dem Thronsaal postiert war.

Todoh schritt bis ans Ende des Läufers, der verlegt war und kniete nieder. Er blickte zum Thron auf, dieser war aber verschleiert sodass man den König nur als Schatten sah.

„Ihr… seid Ihr der König dieses Landes?“, fragte Todoh um sicher zu gehen, dass er den richtigen vor sich haben würde.

„Ihr könnt euch sicher sein, dass ich der bin, der um Hilfe bat“, antwortete die Person hinter dem Schleier. Er hob seine Hand und die Wachen, die neben ihm standen, entfernten sich aus dem Raum.

„Warum bittet Ihr Britannia um Hilfe und nicht den Rat der E.U? Zu diesem Rat gehört Ihr doch auch.“ Todoh verstand nicht, weshalb sich dieser König darum bemühte die Unterstützung Britannias zu bekommen.

„Es ist ganz einfach. Seit dem ich hier den Thron bestieg, sehen die anderen Länder auf uns herab. Die anderen Ratsmitglieder schicken ihre Spione in mein Land, um zu sehen ob ich meine Aufgaben als König auch ernst nehme. Doch andere sehen eine Gefahr und schicken keine Spione sondern ihre untalentierten Meuchelmörder, um mich aus dem Weg zu räumen!“, erklärte der junge König. „Auch wandte ich mich an Britannia, weil es der Vorschlag meiner stärksten Ritter war.“

„Und wer sind diese Ritter, wenn ich fragen darf?“

„Alles zu seiner Zeit. Ihr werdet es noch erfahren. Fahren wir fort…“

Todoh hätte noch mehr wissen wollen, doch die Wachen kamen wieder in den Saal und sagten ihm, dass er den Saal nun verlassen müsse. Nun musste er seine Fragen wohl bis zum nächsten Treffen unbeantwortet lassen. Nachdem sich die große Tür wieder geschlossen hatte, drehte sich Todoh noch einmal um.

„Kann ich sicher sein, dass dies der echte König war? Werde ich ihn noch einmal treffen? Warum verbirgt er sein Gesicht? Hat irgendjemand ihn schon einmal zu Gesicht bekommen? All diese Fragen stellte sich Kyoshiro Todoh, doch er wird bis zu ihrem nächsten Treffen warten müssen, um Antworten darauf zu erhalten.“

„Hast du etwa die ganze Zeit hier draußen auf mich gewartet?“, fragte Todoh, drehte sich um und blickte in das lächelnde Gesicht des Mädchens, dass er zuvor hier draußen getroffen hatte.

„Und? Hatte ich recht?“, wollte sie wissen ohne auf Todohs Frage einzugehen.

„Ja, so etwas in der Art frage ich mich…“

„Wollen wir ein wenig spazieren gehen, Todoh-san? Ob Ihr es glaubt oder nicht, aber wir haben hier eine wunderschöne Grünanlage!“, sagte das Mädchen und Todoh nickte. Sie nahm seine Hand und zog ihn mit sich. Es freute sie wirklich sehr Todoh wiederzusehen, da sie ihn von früher kannte. Als sie etwas langsamer wurden, blieb Todoh kurz stehen.

„Sag mir bitte eins… Bist du wütend auf mich?“

„Warum sollte ich wütend auf Euch sein, Todoh-san?“, fragte das Mädchen mit einem warmen lächeln.

„Ich fühle mich schuldig… Schließlich war ich es doch, der dich hierher gebracht hat. Du hast also allen Grund dazu, wütend auf mich zu sein.“ Das Mädchen drückte seine Hand etwas fester, sodass er aufsah.

„Ich wüsste nicht, warum ich Euch deswegen wütend sein sollte.“

„Könntest du deinem König bitte etwas ausrichten? Ich werde für ein paar Tage zu meiner Königin zurückkehren. Wenn er etwas braucht, meine Frau ist noch in diesem Hotel.“ Mit diesen Worten drückte Todoh dem Mädchen einen Zettel mit einer Adresse in die Hand und ging fort.

„Jetzt hab ich doch glatt vergessen ihm zu sagen, dass er Suzaku schöne Grüße ausrichten soll…“

„Das kannst du ihm bald selbst sagen!“, lächelte sie eine dunkelhaarige Frau an.
 

Es war später Nachmittag. Yokosuke ging in ein leer stehendes Lagerhaus und setzte sich auf eine Holzkiste. Ihm gingen Nunnallys Worte nicht mehr aus dem Kopf.
 

~*„Komm wieder! Schließlich bist du der Knight of Six!“*~
 

Yokosuke überlegte, ob er zurückkehren oder ob er alldem ein setzten sollte. Er konnte nicht lange darüber nachdenken, da die Person, auf die er wartete, das Lagerhaus betrat. Er sah ihn an und wartete darauf, dass er irgendetwas sagen oder tun würde. Doch er tat und sagte nichts, er sah ihn ebenfalls nur an, als ob er auf etwas warten würde.

Da schritt die Person an Yokosuke heran und blieb etwa 2 Meter vor ihm stehen.

„Was haben sie dich gefragt?“ Yokosuke blickte ihm tief in seine roten Augen, die er aus seiner sitzenden Position gut sehen konnte.

„Sie haben mich nichts gefragt. Anscheinend haben sie nichts mitbekommen, da du mir deine Klinge entgegengestreckt hast.“

„Oh?“ Der Angesprochene war etwas überrascht. „Das du mich nun doch duzt, dass überrascht mich ein wenig. Heißt das denn nun, dass wir Freunde sind?“

„Lass meinen Freund aus der Sache raus“, forderte Yokosuke. „Dann werde ich es mir noch einmal überlegen mit dir befreundet zu sein.“ Der rotäugige sah Yokosuke mit einem miesen Grinsen an.

„Keine Chance! Du hast ihnen meinen Namen genannt!“ Yokosuke erschrak. Er hatte es also doch mitbekommen. Was würde wohl jetzt mit ihm passieren?

„Aber, sie hätten meinen Namen bestimmt auch so heute erfahren. Also will ich mal nicht so sein und von einer Strafe absehen.“ Er drehte sich um und wandte sich dem gehen zu, „Allerdings wirst du weiterhin dein Amt als Knight of Round ausüben. Sonst sehe ich mich leider dazu gezwungen…“ Horo zwang sich zu diesen Worten, Yokosuke sah dies jedoch nicht und gab eine Antwort.

„Nein, schon gut! Ich werde es… auch weiterhin ausüben… Ganz wie du es willst, Horo“, erklärte Yokosuke und Horo verließ das Lagerhaus wieder.

Draußen vor dem Lagerhaus drehte sich Horo noch einmal um und betrachtete das im Sonnenuntergang orange bestrahlte Lagerhaus.

„Du willst beide beschützen, doch du weißt dass du das nicht kannst! Zumindest nicht allein... Mach nicht den gleichen Fehler wie ich…“

Horo drehte sich wieder um und ging. „Bist du für mich, ist alles gut. Aber bist du gegen mich, werde ich dich, allem Anschein, töten müssen…“
 

Nunnally hatte sich mit Gino, Kallen und Anya in den Garten begeben, um noch etwas frische Luft zu schnappen. Da kamen plötzlich zwei Gestalten auf sie zu.

„Jeremiah! Wie schön Euch zu sehen!“, freute sich Nunnally. „Ich hatte mich schon gefragt, warum Anya allein gekommen ist.“

„Entschuldigt bitte vielmals. Wir mussten noch die Orangen abzählen. Seht doch, ich habe hier welche für Euch.“ Jeremiah hob ein Netz mit einigen Orangen.

„Die Orangen kamen also immer von Euch, Jeremiah?“ Gino war überrascht, hatte man doch so lange nichts mehr von Jeremiah gehört. Und nun stand er vor ihm, hatte ein Netz mit den Orangen dabei, die er so gern aß.

„Es ist ja schön und gut dass Jeremiah hier ist, aber wenn hat er da mitgebracht?“, wollte nun Kallen wissen und C.C. trat näher heran. Alle blickten sie und Jeremiah erstaunt an.

„Auch haben wir Zero mitgebracht. Wir haben ihn in sein Zimmer getragen“, sagte C.C. die anderen ignorierend.

„Zero war bei euch?! Stimmt das Anya?“ Anya sah Gino etwas nachdenklich an.

„Ja, er kam vor ein paar Tagen zu C.C. und die beiden machten sich auf den Weg. Als sie wiederkamen, kamen sie zu uns.“

„Aber, Anya… Das würde ja bedeuten, dass C.C. die ganzen letzten zwei Monate…“

„…bei ihnen gelebt habe, ja“, beendete C.C. Kallens Satz. „Ich habe abgewartet.“

„Was meinst du damit, C.C.“, wollte Nunnally wissen. Die Grünhaarige blickte zu Nunnally. Sie wusste, dass sie nicht locker lassen würde.

„Ich habe abgewartet, damit der Plan beginnen kann. Du wirst dir wohl denken können, um wessen Plan es sich dabei handeln wird.“

„Was denn… für ein Plan?“ Nunnally verstand noch immer nicht, dafür wurde C.C. einiges klar.

„Du Mistkerl!“ Die anderen sahen zu der grünhaarigen Frau. „Sagtest du würdest es ihr erklären! Gar nichts hast du gesagt! Willst du etwa endgültig sterben?!“

~*Ich wünsche mir...*~

Ich wünsche mir…
 

Die Krankenschwester, die kurz zu Spice ins Zimmer kam, verließ dieses auch schon wieder, da sie ihm nur seine Medizin vorbei bringen wollte. Also nahm er seine Medizin und ging ein wenig enttäuscht zu Bett, dachte er doch, dass Nunnally ihn noch einmal besuchen käme. Doch hatte es ihr Zeitplan wohl nicht erlaubt. Bevor er jedoch ins Land der Träume reisen würde, wollte er noch ein Buch lesen. Er schaltete die kleine Lampe an, die hinter dem Kopfteil des Bettes an der Wand angebracht war, und schlug das Buch auf, welches er ebenfalls von der Schwester bekommen hatte. Da ging die Tür von seinem Zimmer auf und der junge Mann von gestrigen Abend kam wieder herein. Spice hatte sich schon auf einen späten Besuch von Nunnally gefreut und sein Buch vor lauter Freude zugeschlagen.

„Du? Du warst doch gestern schon hier…“ Spice sah den Unbekannten verwundert an. „Warum bist heute schon wieder hier?“

„Willst du… vielleicht doch sterben? Durch meine Hand?“ Der Weißhaarige erschrak. Da warf der Unbekannte ihm etwas kissenähnliches entgegen, zog eine Waffe und schoss. Spice erkannte nur noch etwas Weißes an der linken Ellenbogenbeuge des Unbekannten, ehe ihm das Schwarz immer mehr davonzog.

Eine riesige Blutlache bildete sich auf Spice´ Matratze während dieser regungslos im Bett lag.

„Es tut mir wirklich leid… aber du musstest einfach sterben.“ Der Unbekannte verließ das Zimmer und ging zu der Schwester. Nachdem er auf das Zimmer gedeutet hatte, nickte sie und ging darauf zu. Als sie an der Tür angekommen war ging sie hinein und schloss die Tür hinter sich…
 

„Und der Sieger dieses Wettstreits ist… Lelouch!“ Euphemia machte es großen Spaß diesen kleinen Wettbewerb zu kommentieren. Suzaku war erstaunt darüber, dass Lelouch gewonnen hatte, doch dieser wusste natürlich, dass Suzaku keine Chance gegen ihn hatte, solange er in der Welt von C war. Dennoch waren die beiden ganz außer Atem und ließen sich nach hinten fallen. Sie sahen sich tief in die Augen und mussten loslachen. So viel Spaß hatten sie schon lange nicht mehr.

„Ich habe es tatsächlich EINMAL geschafft, Suzaku in einem Wettstreit zu schlagen!“, freute sich der Schwarzhaarige.

„Das war aber nicht gerade fair...“, lächelte Suzaku.

Lelouch richtete sich auf. „Willst du etwa behaupten, dass ich ein Schummler bin?!“

„Das hab ich doch gar nicht gesagt!“, verteidigte sich Suzaku.

„Aber du hast es dir gedacht! Gib es doch zu!“ Nun richtete sich auch der Braunhaarige auf, um mit Lelouch auf Augenhöhe zu sein.

„Ich habe lediglich gesagt, dass es nicht gerade fair war, da du hier einige Vorteile hast!“

Die Gesichter der beiden waren sich nun so nahe, dass sie jeweils den Atem des anderen spüren konnten. Wieder sahen sie sich tief in die Augen, wurden rot und mussten wieder anfangen zu lachen. Doch sollte es nicht bei der fröhlichen Stimmung bleiben…

Lelouchs Augen weiteten sich und sein Körper zog sich krampfhaft zusammen. Die Atmosphäre bebte wieder und es fühlte sich wieder wie ein Herzschlag an. Suzaku sah das vor Schmerzen verzogene Gesicht seines Freundes und konnte ihn gerade noch so auffangen, als er dabei war nach hinten zu stürzen.

„Lelouch, was hast du?“ Suzaku redete auf seinen Freund ein, dieser gab jedoch keine Antwort.

„Du musst ganz schnell seinen Körper und seinen Geist finden!“, erklärte ihm Euphemia. „Denn im Gegensatz zu mir, ist nur Lelouchs Seele hier!“

Suzaku verstand nicht und Euphemia versuchte es zu erklären.

„Ein Mensch besteht aus drei Materien. Körper, Geist und Seele. Der Geist ist es der die Seele an den Körper bindet. Da vor dir mein Geist und meine Seele stehen, kann ich nicht zurück in meinen Körper, ich bin tot.“

„Körper, Geist und Seele… aber wie ist es dann möglich dass ich immer wieder zurückkehren kann?“

„Dein Geist ist noch in deinem Körper“, antwortete sie ihm. „Solange dein Geist in deinem Körper ist, kannst du mit deiner Seele wieder dorthin zurückkehren. Doch sobald du stirbst, verlassen Seele und Geist den Körper.“

„Du sagtest, Lelouch sei auch nur mit seiner Seele hier. Wenn also sein Geist noch vor dem Tor ist, warum kehrt seine Seele dann nicht in seinen Körper zurück?“ Suzaku begann zu verstehen, wollte aber noch nähere Einzelheiten von Euphemia erfahren.

„Ich kann mir das nur so erklären, dass Lelouchs Geist von seinem Körper getrennt wurde und nun irgendwo umher schwirrt. Und sein Körper könnte sein, dass irgendjemand ihn benutzt.“

Jetzt wusste er, was er wissen wollte. „Du meinst, da draußen ist irgendjemand mit Lelouchs Körper unterwegs?“

„Ja und vermutlich dieselbe oder eine andere Person mit seinem Geist…“ Euphemias Blick wanderte zu Lelouch, der noch immer regungslos am Boden lag und den vermutlich große Schmerzen plagten.

„Wenn jetzt also Lelouchs Körper irgendetwas zustoßen sollte…“, begann Suzaku, „…könnte der Körper nach seinem Geist und seiner Seele rufen und versuchen, sie zu sich zurück zu holen.“

„Es ist nicht mein Körper, der nach mir ruft…“, vernahmen die beiden eine Stimme die von unten kam. „Da war ein Mann… und er hat geschossen… dann wurde alles um mich schwarz und ich bin hier wieder aufgewacht…“

„Das muss dein Körper gewesen sein, Lelouch! Was genau hast du gesehen? Konntest du dir dein Umfeld merken?“ Suzaku wollte sofort alles wissen, denn es könnte sein, dass sich sein Körper noch dort befinden würde. Sobald er die Informationen von Lelouch erhalten würde, würde er sich auf den Weg dorthin machen und nach seinem Körper suchen.

„Es war wohl ein Krankenhaus…“ Weiter konnte Lelouch nicht reden, denn Suzaku kehrte um und verschwand. Er wollte nur noch eines: Aufwachen! Immer wieder redete er sich ein, dass er Aufwachen müsste, doch blieb er in der Dunkelheit zurück, in die er gekommen war, als er die Welt von C verlassen wollte.

„Könnte es etwa sein…“ Suzaku kam eine Idee. „Das mein Körper jetzt die Ruhe benötigt, die meine Seele und mein Geist nach dem Wettkampf nicht hatten?“ Plötzlich fühlte sich Suzaku sehr schwer und auch seine Augenlider schienen immer schwerer zu werden. Er konnte nicht anders als sich diesem Gefühl der Schwere hinzugeben und sich einfach treiben zu lassen…
 

„C.C. wenn meintest du gerade?“, wollte Nunnally wissen, doch C.C. schwieg. Kallen konnte sich schon vorstellen warum sie nichts mehr zu diesem Thema sagte. Es war eine Person anwesend, die nichts von Nunnallys Plan wusste.

„Warum ist sie hier?!“, durchbrach plötzlich ein Aufschrei die Stille. Alle wandten sich zu demjenigen um, dem die Stimme gehörte. Es war Gino der etwas gesagt hatte und jeder wusste, er will antworten. C.C. sah ihn ausdruckslos an und Gino stockte der Atem. Was hat diese Frau nur an sich damit sie jeden zum Schweigen brachte, den sie ansah?

„Es wird wohl das Beste sein, Nunnally, wenn wir morgen unter uns darüber reden“, gab C.C. an und Nunnally nickte stumm. Doch diese Heimlichtuerei machte Gino wieder wütend.

„Was willst du mit Nunnally allein besprechen?! Hast du etwa vor, sie auch zu einem deiner Werkzeuge zu machen? So wie Lelouch und Suzaku?!“ Alle anwesenden sahen verwundert zu Gino, selbst C.C. war erstaunt darüber. Erstaunt, dass Gino anscheinend auch um Lelouch trauerte. Und dem war auch so.

„Auch wenn ich Blond bin, blöd bin ich deshalb nicht!“ Aufgrund dieser Aussage musste C.C. lächeln und sie war bereit ihm Gehör zu schenken.

„So? Dann lass doch mal deine Theorie hören! Ich bin ganz Ohr.“

„Es wurde mir eigentlich erst vor einem halben Monat klar…“, begann Gino zu erklären. „Lelouch hatte sich die ganze Welt unterworfen und somit den Hass der ganzen Welt auf sich gezogen. Ich fragte mich immer wieder warum er sich die Welt so grausam aneignete und wie gesagt, vor einem halben Monat wurde es mir klar. Nach dem Lelouch getötet wurde, war die Welt wieder frei! Ich verstand auch endlich was Suzaku immer damit meinte, dass sie eine neue Welt für Nunnally erschaffen wollten… Ich würde den beiden so gerne danke sagen…“

„Ich glaube es würden einige danke sagen wollen, wenn sie wüssten was die beiden getan haben“, ließ Kallen Gino glauben, dass auch sie sich wünschte, die beiden wären noch am Leben.

„Wollt ihr sie treffen?“ Alle waren über diese Frage mehr als erstaunt. War das denn überhaupt möglich? Gino blickte ungläubig und schüttelte nur mit dem Kopf.

„Ich glaube nicht, dass das geht. Es war ein Tag der einige Überraschung mit sich brachte. Ihr, dieser seltsame Typ…“

„Was für ein Typ?!“, wollte C.C. sogleich wissen.

„Gehen wir nach drinnen. Die Sonne wird bald komplett gesunken sein“, sagte Nunnally auch mit der Absicht, dass man sie nicht irgendwie belauschen konnte.
 

Hinter einer großen Hecke stand Horo und musste lächeln, auch wenn ihm nicht danach war.

„Sie hat mich also bemerkt? Alle Achtung, Euer Majestät!“ Plötzlich klingelte sein Handy und er sah auf das Display um zu sehen wer anrief. Mit einem Schlag verfinsterte sich seine Miene, denn es war nicht Yokosuke der anrief.

„Was gibt es schon wieder?!“

„Hast du endlich einen? Einen zweiten Code?“, fragte eine tiefe Stimme, bei deren Klang einem das Blut in den Adern gefrieren hätte können.

„Wenn ich ihn hätte, hätte ich mich schon längst bei dir gemeldet!“ Horo beendete das Gespräch ohne weiter auf seinen Gesprächspartner zu hören oder zu achten. Da meldete sich das Mobiltelefon wieder, diesmal jedoch mit einer SMS.
 

Die Zeit wird langsam knapp. Ich hoffe, du weißt das…
 

„Das weiß ich selbst!“, schrie Horo vor Zorn. „Deshalb muss ich ihn ja auch unbedingt finden!“

„Wen musst du so dringend finden, Horo?“ Der Angesprochene zuckte zusammen als er plötzlich C.Cs Stimme hinter sich wahrnahm. Er drehte sich um und blickte ihr direkt in die Augen. In ihren Augen spiegelte sich Überraschung und Entsetzten zugleich.

„Wo ist dein Körper, Horo?!“ C.C. wurde lauter, sie schrie diese Frage unbewusst schon fast, denn sie wollte eine Antwort darauf. Als sie noch einmal ansetzten wollte zu schreien, wurde sie von Horo unterbrochen.

„Den habe ich zurückgelassen“, erklärte er. „Aber das geht dich eigentlich gar nichts an.“

Horo wandte sich zum gehen, doch C.C. ließ ihn nicht. Sie richtete eine Waffe auf ihn, was Horo nur ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen legte.

„Und was hast du jetzt vor? Willst du mich erschießen? Das wird dir etwas schwer fallen, meine liebe C.C.“

„Ich werde dich nicht erschießen, dass geht sowieso nicht, wie du ja eben schon sagtest.“ C.C. richtete die Waffe auf seine Beine. „Ich werde dir lediglich in die Beine schießen, damit du nicht mehr flüchten kannst.“

„Also gut, du hast gewonnen. Was willst du jetzt von mir?“ Auch wenn es Horo nicht passte, dass C.C. ihn nun ausfragen würde, war er dennoch bereit sich ihre Fragen anzuhören.

„Nicht hier. Wir gehen dazu rein.“ Horo nickte und gab C.C. somit ein Zeichen, dass er verstanden hatte. Er würde nicht fliehen. Wozu auch? Er würde nicht weit kommen. Hier bot sich ihm wenigstens so etwas wie ein bisschen Schutz an. Er stellte sich auf eine lange Nacht ein…
 

„Wo bin ich?“

Das war Suzakus erste Frage die er sich stellte, als er in einem ihm unbekannten, dunklen Raum erwachte. Die Sonne war wohl noch nicht aufgegangen und das war Suzaku im Moment ganz recht. Er fühlte sich erschöpft und die Maske die er trug bereitete ihm Kopfschmerzen. Da er jedoch nicht wusste wo er sich befand, entschloss er sich die Maske aufzubehalten. Für ihn war das im Moment das Sicherste um seine wahre Identität zu verbergen. Viele Dinge begannen ihm im Kopf herum zu schwirren, bevor er jedoch auch nur einen weiteren Gedanken an diese Dinge richten konnte, schlief er auch schon wieder ein.

Das nächste Mal als Suzaku die Augen aufschlug, schien die gerade aufgegangene Sonne zu den Fenstern herein. Jetzt erkannte er auch, wo er war. Er traute seinen Augen nicht. Hatten ihn Jeremiah und C.C. etwa hier abgesetzt als er Bewusstlos war? Oder waren die beiden ebenfalls hier? Er konnte es nicht sagen. Wie denn auch? Er war bei Lelouch und Euphie und als er zurück wollte, wachte er einfach nicht auf. Suzaku nahm die Maske ab, um sich etwas umzusehen. Vielleicht wollte er sichergehen ob es wirklich dieser Raum war oder er fühlte sich einfach nur sicher. Doch plötzlich kam ihm ein Gedanke. Wenn jene Person mit Jeremiah und Anya Kontakt hatte, dann wusste sie vielleicht auch dass C.C. bei den beiden ist, wenn sie nicht sogar wusste dass auch Lelouch bei ihnen gelebt hatte. Suzaku setzte sich, um noch einmal über diesen Gedanken nach zu denken. Auch dachte er darüber nach die Krankenhäuser abzusuchen, doch es gab so viele und Suzaku konnte sich nicht sicher sein dass „Lelouch“ noch darin wäre, wenn er das richtige gefunden hätte. Er entschied sich deshalb noch ein wenig zu warten. Er sah auf den Kalender und sah, welcher Tag angebrochen war.

„Es ist schon Freitag… habe ich wirklich einen ganzen Tag geschlafen? Es war doch erst Mittwoch als ich zu Lelouch geschickt wurde…“ Suzaku sah auf die Uhr und fasste einen Entschluss. Er würde an diesem Nachmittag zu jener Person gehen, denn er wusste wo sie meistens zu dieser Zeit anzutreffen wäre.
 

„Ihr werdet also wirklich…“, begann Nunnally, doch konnte sie nicht weiter reden. Sie war so überglücklich über die Entscheidung von Anya und Jeremiah, dass sie fast kein Wort mehr herausbrachte.

„Ja, Euer Majestät. Wir werden beide Mitglieder der Knights of Round“, bestätigte Jeremiah und Anya nickte. Anya hatte die Knights of Round vor zwei Monaten verlassen. Den Grund wollte sie niemanden sagen, dafür war die Freude umso größer, als sie zusagte wieder ein Mitglied zu werden. Auch die Anwesenden Knights of Round waren nicht dagegen, da man von Anya schon wusste, dass sie ein loyaler Knight war. Und auch Jeremiah war ein treuer Diener Britannias, wie man sehen konnte, als er Lelouch diente.

Anya und Jeremiah wollten gerade ihre Umhänge entgegen nehmen, als sich die große Tür öffnete und zwei Personen den Raum betraten. Ein kleiner Luftzug wehte herein und der dunkelrote und blaue Umhang der zwei Personen wehten ein wenig in der Brise.

„Der Knight of Seven und der Knight of Eight sind wieder da!“, freute sich Gino und auch die anderen Anwesenden waren erfreut ihre Kameraden zu sehen.

„Wie man sieht, haben wir ein neues Mitglied in unserer Runde“, sagte der Knight of Seven, dessen Umhang dunkelrot war.

„Es ist schön zu sehen, dass Ihre Hoheit ein neues Mitglied erwählt hat“, sprach nun der Knight of Eight. Sein Umhang war Blau gehalten. Man könnte meinen, es wäre Suzakus alter Umhang als dieser noch der Knight of Seven war.

Yokosuke verbeugte sich. „Bitte verzeiht. Meine Name ist Yokosuke Ichikawa und ich hatte mich um einen Posten bei den Knights of Round beworben.“

„Du musst nicht so formell sein!“, sagte der Knight mit dem dunkelroten Umhang, der fast die gleiche Farbe hatte wie seine Augen.

„Ich stimme Xingke zu“, sagte nun der, mit dem blauen Umhang. „Die Knights of Round sind Freunde. Und unter Freunden ist man nicht so formell!“

„Gut gesprochen, Todoh-san!“ Der Knight of Nine mischte sich nun doch in das Gespräch mit ein. Seinen dunkelblauen Umhang trug er über den Arm, da er noch warten wollte bis alle anwesend waren.

„Sir Guilford! Ihr seid ein Knight of Round? Dann habe ich wohl Euch die Farbe meines Umhanges zu verdanken?“ Guilford wandte sich um, um eine Antwort zu geben.

„Ich habe Ihrer Majestät nur vorgeschlagen, aufgrund Eurer Tätigkeit als Orangenzüchter, diese Farbe zu wählen, mein lieber Orange.“

Bei diesem Spitznamen musste Jeremiah immer wieder lachen. Früher hatte er sich immer sehr darüber aufgeregt, doch er wusste, dass er diesen Namen nicht mehr so schnell, oder anders gesagt, überhaupt wieder loswerden würde.

„Da es nun einige neue Mitglieder in eurer Runde gibt, solltet ihr euch vielleicht einander noch einmal vorstellen“, unterbrach Nunnally die Unterhaltung. „Ich würde vorschlagen, wir verfahren der Reihe nach. Gino, würdest du bitte beginnen?“

„Natürlich!“, antwortete der blonde, junge Mann. „Ich bin Gino Weinberg, der Knight of Two.“

Gino blickte zu Kallen und sie verstand dass sie an der Reihe war.

„Mein Name ist Kallen Kozuki. Mein früherer Familienname war Stadtfeld, jedoch habe ich diesen Namen nach der Befreiung Japans abgelegt. Ich trage den Titel des Knight of Three.“

Anya verpasste ihren Einsatz, war sie ihre neue Position doch noch nicht gewohnt. „Oh! Bitte verzeiht. Ich bin der Knight of Four, Anya Alstreim.“

Yokosuke fuhr fort. „Ich stelle mich noch einmal vor. Mein Name ist Yokosuke Ichikawa und ich bin der Knight of Six.“ Er blickte zu Anya und sah, wie diese ihn anlächelte. Yokosuke blickte bewusst zu ihr, da er doch so zu sagen ihren Posten eingenommen hatte.

„Dann bin ich wohl jetzt dran. Li Xingke, der Knight of Seven. Euer Majestät, ich habe mich gut erholt. Ich danke Euch, für diese Pause.“ Xingke verbeugte sich, es ging ihm wirklich etwas besser. Die Zeit, die er bei denen verbringen konnte die ihm wichtig waren, hatte ihm gut getan.

„Kyoshiro Todoh, Knight of Eight“, machte Todoh es kurz.

„Gilbert G.P. Guilford. Ich trage den Titel des Knight of Nine.“

„Oh, dann bin ich wohl der letzte im Moment. Jeremiah Gottwald, nun der Knight of Ten.“

Als nächstes ergriff Nunnally wieder das Wort. Sie wollte, dass ihre Knights etwas erfuhren. Doch kam ihr Sayoko dazwischen, es war halb zehn. Zu dieser Zeit kam sie immer zu Nunnally, um sie für ihre Übungen abzuholen. Nunnally ging mit Sayoko mit, verkündete aber noch, dass das Treffen auf den festgelegten Termin verschoben wird. Auf 17 Uhr an diesem Nachmittag.
 

Euphemia blickte voller Sorge zu Lelouch. Nachdem Suzaku fort war, wollte er unbedingt den Weg fortsetzten. Zwar hatte sie versucht, auf ihn einzureden, doch hörte er ihr nicht richtig zu und gab nur kurze, knappe Antworten. Es war Euphemia sehr wichtig, dass er es nicht übertreiben solle. Sie hatte nicht nach diesem Versprechen verlangt oder gebeten. Er hatte ihr gesagt, dass er eine Möglichkeit kenne, wie er sich bei ihr entschuldigen könnte.

„Lelouch…“ Lelouch horchte auf und drehte sich zu Euphemia um.

„Was ist denn? Hast du dir weh getan? Fehlt dir etwas?“

„Ich…“ Sie fand nicht die passenden Worte, sie wusste nicht wie sie es ihm erklären sollte. „Ich will das nicht, Lelouch!“ Er verstand nicht, „Wenn du dich nur unnötig in Gefahr bringst, dann will ich jetzt auf der Stelle umkehren!“

„Die Zeit wird knapp, Euphie. Wir sollten uns beeilen, bevor es zu spät ist“, erklärte Lelouch. „Wir sind gleich da! Warte nur einen kleinen Moment.“ Sie stiegen den restlichen Hügel hinauf und erblickten einen großen See. Vor ihnen erstreckte sich eine lange Brücke, die zu einer Insel im See führte.

„Los komm! Wir müssen uns beeilen!“ Lelouch nahm Euphemias Hand und zog sie hinter sich mit. Er wollte nicht zulassen, dass Euphemia kurzerhand umkehren würde. Jetzt, wo sie so weit gekommen waren. Sie näherten sich dem See und als sie ihn erreicht hatten, schritten sie über die Brücke. Die Brücke machte einen hohen Bogen und am höchsten Punkt konnte man die Insel gut überblicken. Es war irgendetwas in der Mitte der Insel errichtet, doch mehr sah Euphemia im Moment nicht. Was das wäre, würde sie sicher noch herausbekommen. Sie näherten sich dem Zentrum der Insel Stück für Stück und man konnte langsam etwas erkennen.

In der Mitte der Insel war ein großer Kristall aufgestellt. Er strahlte eine vertrauensvolle Wärme aus, jedoch auch eine kalte, böse Aura. Auf dem Sockel, worauf der Kristall stand, war etwas eingraviert.
 

*~Wenn ihr einen Wunsch habt, müsst ihr einen Gegenwert zahlen.~*
 

Diese Inschrift machte Euphemia etwas misstrauisch.

„Mit was zahlst du den Preis?“ Lelouch erkannte die Angst in Euphemias Stimme und dachte daran es ihr nicht zu sagen. Dann erklang plötzlich eine Stimme aus Richtung des Kristalls.

„Wer zahlt den Preis und wer ist der der geht?!“

„Sie geht und ich zahle wenn sie fort ist!“, sagte Lelouch mit ernster Stimme. Der Kristall erstrahlte hell und das Leuchten ging auf Euphemia über.

„NEIN!!“, schrie sie und wollte sich dagegen wehren. Verzweifelt strampelte sie und versuchte den Boden unter ihren Füßen zu behalten, doch sie trieb immer mehr davon.

„Lelouch! Du hast mir versprochen, dass wir zusammen gehen!“ Lelouch blickte sie nicht an. So konnte er auch nicht den Entsetzten Gesichtsausdruck Euphemias sehen. Denn wenn er sie angesehen hätte, hätte er sich womöglich anders entschieden. Bevor Euphemia jedoch ganz verschwunden war, sagte er ihr noch etwas.

„Lebe wohl, Euphie! Nun zum zweiten Mal...“ Euphemia war fort. Der Kristall leuchtete wieder auf und das Leuchten wanderte zu Lelouch, bis es ihn umhüllt hatte. Er drehte sich zu der von ihm neu gestalteten Welt um und sah sie sich lächelnd an. Er würde die Zeit, die er noch hier verbringen würde, nutzten um sich einfach noch ein wenig zu entspannen und ruhig zu werden. Er entschied sich dazu seine Augen ein wenig zu schließen, doch hatte er nicht damit gerechnet, dass er einschlafen würde.

„Hat er tatsächlich geglaubt, dass ich das zulasse?!“ Ein Schatten trat näher an Lelouch. „Das kannst du dir gleich wieder aus dem Kopf schlagen!“

Die Person richtete sich an den Kristall, „Wir ändern den Preis und somit den Wunsch! Wir werden ihn bezahlen, den Gegenwert.“ Zwei weitere Personen tauchten an dem Kristall auf. Lelouch erwachte und traute seinen Augen nicht.

„Was macht ihr denn hier!? Hört auf! Verschwindet!! Dies ist meine Angelegenheit! Meine allein!!“ Aber es war zu spät. Der Preis war bezahlt und Lelouch fand sich in der Dunkelheit wieder.

~*Unmögliche Dinge gibt es nicht!*~

Unmögliche Dinge gibt es nicht!
 

*~Was geschah an diesem Freitag?~*
 

Freitag, 17.00 Uhr
 

Das Treffen der Knights of Round mit Nunnally sollte nun eigentlich wieder beginnen. Es waren alle anwesend. Ja es waren sogar ein paar Personen mehr. Jene Personen die noch hinzugekommen waren, standen in einem Loch, das als Durchgang in ein anderes Zimmer nebenan „gesprengt“ wurde. Doch es war noch jemand anwesend. Dieser Jemand stand direkt neben Nunnally und auf seinem Gesicht zeichnete sich die gleiche Ungläubigkeit wie auf dem Nunnallys.

„Was geht hier nur vor…?“ Gino sprach aus, was alle dachten. „Das ist doch…“

„…unmöglich?“, beendete eine weitere Stimme den Satz. Diese Stimme jedoch gehörte jemandem der eben erst an dem Zimmer angekommen war und deshalb noch am Türrahmen stand.

„Sollen wir euch aufklären?“
 

*~*Ihr fragt euch, was geschehen war? Am besten drehen wir die Uhr ein paar Stunden zurück…*~*
 

Freitag, 12.00 Uhr
 

„Vielen Dank für die Übungen, Sayoko-san.“ Sayoko verlangte keinen Dank von Nunnally, es genügte ihr schon, Nunnallys Lachen zu sehen. Sie konnte verstehen, dass sie traurig über den Tod ihres Bruders war, doch musste sie darüber hinweg kommen. Und deshalb hatte Sayoko vorgeschlagen einen Gärtner einzustellen. Die Idee gefiel Nunnally und sie ließ verkünden, dass man einen Gärtner für den Palastgarten suchen würde. So kam es, dass Spice als Gärtner in den Palast kam.

„Sayoko sag, können wir heute nicht im Garten zu Mittag essen?“ Nunnally wollte den Tag noch etwas genießen, ehe sie sich ein paar Stunden später wieder mit den Knights of Round treffen würde.

Sayoko nickte. „Ich werde das Essen bringen lassen.“

„Ich danke dir.“ Nunnally war froh darüber, dass Sayoko sie im Garten essen ließ. Sie blickte zu den Blumen und fragte sich, wie es Spice wohl ging. Doch plötzlich ließ etwas ein Gefühl der Traurigkeit in ihr Aufkeimen.

„Die Blumen…“, flüsterte Nunnally schon fast, „…sie… sie vergehen… Aber warum? Ich habe sie doch jeden Tag für Spice gegossen…habe es so gemacht, wie er auch!“

„Nunnally, was habt Ihr?“ Sayoko war mit dem Essen wiedergekommen und hatte sie gehört.

„Die Blumen, Sayoko! Sie vergehen!!“

„Sie werden sich bestimmt wieder Erholen. Wahrscheinlich macht sie dieses Wetter nur etwas fertig. Es ist ja ziemlich warm heute, etwas ungewöhnlich warm, wenn man das so sagen darf…“

„Wahrscheinlich hast du Recht. Ich sollte einen klaren Kopf bewahren.“ Sayoko war zufrieden. Nunnally lächelte wieder und vergaß ihre Sorgen, die sie eben noch hatte. Da kam jemand auf Nunnally zu.

„Euer Majestät!“, schrie der junge Mann erschrocken. „Ich wusste nicht, dass Ihr heute im Garten zu Mittag esst! Ich bitte um Verzeihung!“

„Du sollst nicht so förmlich zu mir sein wenn wir unter uns sind, „Yokosuke“!“

Yokosuke wurde etwas rot. Immer wieder vergaß er dies. Er vergaß, dass er Nunnally, wenn sie allein oder mit den anderen Knights zusammen sind, bei ihrem Vornamen nennen soll und nur wenn sie in der Öffentlichkeit waren, er formell mit ihr sprechen sollte.

„Es muss Euch nicht peinlich sein, nur weil auch ich hier bin, Yo“, erklärte Sayoko erklärte. „Auch ich kann mich nicht daran gewöhnen.“

„Falls ihr zwei es nicht bemerkt habt, aber ich bin immer noch jünger als ihr. Ihr könntet beide meine Geschwister sein!!“ Yo zuckte kurz und wollte wieder gehen, doch Nunnally wollte ihn noch etwas bei sich im Garten haben.

„Nimm doch Platz und iss mit uns!“ Sowohl Yo als auch Sayoko waren überrascht über diese Aussage.

„Wen meint Ihr denn mit „uns“, Nunnally?“, fragte Sayoko vorsichtig, da sie befürchtete, dass Nunnally ihr wieder klar machen würde, wie sie sie zu nennen hat. Doch Nunnally wusste etwas anderes um Sayoko zu „bestrafen“.

„Ich meine mit „uns“ natürlich dich und mich, Sayoko!“, merkte Nunnally mit einem frechen Lächeln und einem ebenso frechen Unterton an. Bei diesem Anblick, den Nunnally und Sayoko ihm boten, musste selbst Yo schmunzeln.

„Habe ich denn eine andere Wahl, Nunnally?“, wollte Yo wissen, ehe er Platz nehmen würde.

„Nein, hast du nicht!“

Er zog sich einen Stuhl heraus um sich darauf setzen zu können, da fiel Nunnally etwas auf. Es wäre ihr womöglich nicht aufgefallen, hätte Yo nicht dieses ärmellose Shirt getragen. Doch hatte er gerade etwas Frei und trug deshalb seine private Kleidung und nicht die, die er als Knight of Round üblich trug.

„Yo?“ Der Angesprochene horchte auf und blickte zu Nunnally. „Was hast du denn da an deinem Arm gemacht?“, fragte sie und deutete auf seinen linken Arm.

Yo setzte ein Lächeln auf, doch danach war ihm sicher nicht zumute. „Da hab ich mich wohl beim Training verletzt. Es fiel mir erst zu Hause auf, also habe ich es selbst so gut wie möglich versorgt.“ Dies war sicherlich nicht der Fall, es sah so aus als habe ein Arzt oder jemand der sich auf diesem Gebiet auskannte den Verband angelegt, doch konnte er Nunnally jetzt nicht sagen, was mit seinem Arm war.

„Solange es nichts Ernstes ist bin ich beruhigt.“ Nunnally glaubte zu wissen, dass Yo nicht die Wahrheit sprach, doch meinte sie, dass er gute Gründe dazu hatte.
 

Freitag, 14.30 Uhr
 

„Ich hatte nicht erwartet einmal mit dem Gawain mit fliegen zu dürfen!“, staunte Horo. „Noch dazu in meinem Körper!“

„Halt deine Klappe, Horo!“, meckerte C.C. „Hättest du deinen Körper nicht verlassen, wäre alles wie immer und wir hätten jetzt nicht unsere Zeit damit vergeudet ihn zu holen!“ C.C. war wütend. War sie doch vor ein paar Tagen mit Suzaku hier und spürte dennoch nicht seine Anwesenheit.

„Lelouch hat lange auf diesen Tag gewartet! Deinetwegen….!!!“ Sie verkniff sich, was sie sagen wollte.

„Es ist dein gutes Recht, mir die Schuld an allem zu geben. Wäre ich nicht geflohen wäre all das erst gar nicht passiert.“ Horo senkte seinen Kopf, es tat ihm offenbar wirklich leid.

„Vor wem oder was bist du geflohen?“ C.C. drehte sich nicht um, sie musste sich aufs Fliegen konzentrieren, doch konnte sie Horos zittern in der Stimme hören.

„Ich weiß nicht, wer diese Leute sind oder was dieser Mann von mir will. Aber sie wissen etwas über die Codes!!“ Dieser Satz ließ C.C. hellhörig werden. Wenn jemand etwas über die Codes wusste, würden sie sicherlich auch eines Tages zu ihr kommen. Nein, nicht nur C.C., auch Lelouch wäre davon betroffen.

„Sie sagten mir, ich solle Codes suchen und an mich nehmen. Andernfalls würden sie…!!“

„Das genügt!!“, sagte C.C. mit ernster Stimme. „Woher kommen diese Leute?!“

„Ich kann dir leider auch nichts genaues sagen, wo ihr Versteck ist! Sie waren plötzlich hier in Japan… Sie haben mich wieder gefunden und versucht weiter zu erpressen. Ich wollte-!“ Das Klingeln von Horos Handy unterbrach ihn, die angezeigte Nummer ließ ihn zögern.

„Was ist schon wieder!?“ Horo ließ seinen Gesprächspartner wissen, dass er diesen nicht leiden konnte. Doch das war dem anderen egal.

„Der Code ist fort!“ Das war alles was ihm der Unbekannte mitteilen wollte. „Der Code ist fort und deine Geisel tot!“ Horo traute seinen Ohren nicht. Das Entsetzen ins Gesicht gezeichnet, drückte er mit zittrigen Fingern und schwer atmend den roten Hörer seines Handys.

„Was ist?! Wer war das!?“ C.C. wollte wissen, was Horo solche Angst machte. Sie kannte Horo von früher, doch so hatte sie ihn noch nicht erlebt.

„Er sagte er sei tot… und… der Code…“ Horo brachte keinen klaren Satz zusammen. C.C. verstand nicht was er damit meinte.

„Wer ist tot und von welchem Code sprichst du?!“

Horo gab keine Antwort mehr. Das war zu viel für ihn. So hatte er das alles nicht gewollt. Mussten seinetwegen etwa zwei Menschen sterben?

„C.C…“ Die grünhaarige Frau hörte. „Ich habe eine Bitte...“

„Dann geh zu jenem Kristall! Er ist dazu da!“, konterte sie.

„Er kann mir diese Bitte aber nicht erfüllen.“ Auch wenn sie sich nicht umdrehte, hörte sie ihm weiterhin zu. „Also bitte… Bitte bring mich um…“ Als sich C.C. nun doch umdrehte, um Horo eine reinzuhauen, sah sie, dass er das Bewusstsein verloren hatte.

„Du hast eine Menge durchgemacht… und das obwohl du eigentlich erst seit kurzem…“ Sanft streichelte sie über Horos Gesicht und entfernte eine Haarsträhne aus seinem diesem, drehte sich aber gleich wieder um, damit der Gawain nicht komplett abstürzen würde.
 

Freitag, 16.00 Uhr
 

„Yokosuke wurde also vor einer Stunde ins Krankenhaus gerufen?“, fragte Kallen neugierig.

„Naja, er wurde vielmehr von Nunnally dorthin geschickt. Er hat sich offenbar verletzt und selbst versorgt. Also sollte er schleunigst ins Krankenhaus. Auf Befehl von Nunnally“, erklärte Gino spaßig.

Kallen fand, dass das eine von Nunnallys guten Eigenschaften war. Sie sorgte sich wirklich um jeden der auch nur eine kleine Schramme hatte.

„Sag mal…“, begann Gino, „Findest du nicht auch, dass die Blumen irgendwie schlapp aussehen?“

„Jetzt wo du es sagst, ja. Aber Nunnally kümmert sich doch täglich um sie bis Spice wieder kommt.“

„Oder die Blumen spüren, dass mit Spice etwas nicht stimmt…“ In Kallen und Gino begannen langsam Gefühle der Sorge aufzukeimen. Hätten sie zu Spice ins Krankenhaus gehen sollen um zu sehen wie es ihm ging? Doch sie hatten keine Zeit, die Sitzung von heute Morgen würde in einer guten Stunde weiter geführt werden und zu dieser mussten sie Anwesend sein. Kallen blickte zu Nunnallys Besprechungsraum, in dem sie mit Nunnally Suzaku gebeten hatte nach Lelouch zu suchen. Er machte sich auf die Suche nach Lelouch und wollte erst wiederkommen, wenn er ihn gefunden oder einen wichtigen Hinweis erhalten hatte. Jetzt war er wieder da, ohne Lelouch, aber gebracht von C.C., was wohl bedeuten sollte, dass er etwas herausgefunden hatte. Niemand, am wenigsten sie selbst, hatte gedacht, dass sich C.C. hierher trauen würde. Völlig in Gedanken darüber fiel ihr scheinbar etwas an dem Gebäude vor ihr auf.

„Gino, das Fenster dort… ist doch das letzte im Besprechungsraum oder?“

„Ja, warum fragst du?“ Gino verstand nicht worauf Kallen hinaus wollte. Sie sah zu dem Fenster und dachte wohl über irgendetwas nach.

„Ach nichts… Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein“, sagte Kallen und gähnte einmal herzhaft. Gino ließ sich nach hinten fallen um in den Himmel blicken zu können. Sie warteten hier bis die Versammlung wieder beginnen würde. Sie hatten noch Zeit, doch wie viel sie davon noch hatten, lag nicht bei ihnen…
 

Freitag, 16.30 Uhr
 

„Tock, Tock!“ Es klopfte an der Tür zu dem Zimmer in dem sich Suzaku befand.

„Wer ist da?“, fragte Suzaku mit leicht verstellter Stimme, die Maske bereithaltend sie wieder aufzusetzen.

„Wir sind es, Anya und Jeremiah“, erklang es von außen. Suzaku ging zur Tür und öffnete diese, um die beiden rein zulassen.

„Wie schön zu sehen, dass du aufgewacht bist“, stellte Anya erleichtert fest. Das war auch zu verstehen, denn schließlich hatte Suzaku den vorigen Tag komplett durchgeschlafen. Die beiden waren abwechselnd zu ihm gegangen, um nach ihm zu sehen, doch beide hatten immer die gleichen Nachrichten. Doch als eben eine Angestellte an dem Zimmer vorbei lief, hörte sie ein Geräusch und berichtete es den beiden gleich, worauf sie sich sofort auf den Weg zu dem Zimmer machten.

„Warum habt ihr mir nicht gesagt, dass ihr hierher wolltet?“ Suzaku wollte doch nicht ohne Lelouch wiederkommen. Er wollte ihn dabei haben und Nunnally eine Freude machen.

„Weil wir uns schon denken konnten, dass du nicht mitkommen würdest, wenn du gewusst hättest, wo es hingeht“, erklärte Jeremiah.

„Aber sag mal, wie siehst du denn aus, Jeremiah?“, fragte Suzaku schmunzelnd. So hatte er Jeremiah nicht erwartet. Er trug eine weiße Hose, eine weiße Jacke und darunter ein schwarzes Hemd mit goldenen Stickereien.

„Nun, ich trage eben das, was man als Knight of Round tragen sollte, wenn man bald eine Audienz mit der Königin hat“, sprach Jeremiah stolz. „Außerdem solltest du diese Kleidung doch wohl kennen!“

Den letzten Teil hatte Suzaku überhört. „Aber seit wann bist du denn einer der Knights of Round?“

„Wenn ich ganz ehrlich bin…“ Suzaku war gespannt zu hören wie lange er schon in der Runde wäre. „Seit gestern!!“, lachte Jeremiah. Das haute Suzaku um. Er hatte damit gerechnet zu hören, dass er schon einige Wochen Mitglied wäre. Doch dann das, er war erst seit gestern ein Mitglied.

„Ist Anya auch wieder dabei?“, wollte Suzaku nun wissen. Es war ihm erst gar nicht aufgefallen dass auch Anya wieder ihren weißen Mantel, die kurze weiße Hose und das schwarze Top trug.

Anya nicke und Suzakus Frage war damit beantwortet gewesen.

„Wie…“, setzte Suzaku nach einer kurzen Zeit der Stille an. „Wie geht es denn Nunnally?“

„Es geht ihr sehr gut. Sie hat sich unglaublich darüber gefreut, dass wir dich wieder hergebracht haben.“ Anyas Worte sollten aufmunternd klingen, aber Suzaku war zu enttäuscht. Enttäuscht über sich selbst, da er Lelouch noch nicht gefunden hatte. Wütend, dass er mit ihm sprechen konnte und Nunnally nicht. Doch was Anya eben sagte… das baute ihn wieder etwas auf.

„Sie hat sich gefreut…?“

„Ja, da du dich nicht gemeldet hast, hatte sie schon befürchtet dir wäre etwas zugestoßen“, gab nun Jeremiah dazu.

Lächelnd sprach Suzaku seine Gedanken laut aus.

„Mir ist ja auch etwas zugestoßen…“ Jeremiah und Anya sahen sich verwirrt an, da sie nicht verstanden was Suzaku damit meinte. Wenn ihm doch etwas zugestoßen war, hatte er doch sicherlich irgendeine körperliche Wunde. Doch davon bekamen sie nichts mit.

„C.C. war bei mir, das ist mir zugestoßen!“ Suzaku musste erneut lächeln. „Ich frage mich immer noch, wie Lelouch es nur so lange mit dieser Frau ausgehalten hat!“ Jeremiah und Anya mussten ebenfalls lachen, doch Suzaku hatte noch eine Frage.

„Wenn ihr beide doch Kontakt mit Nunnally hattet, wusste sie darüber Bescheid?“

„Worüber?“, hakte Anya nach.

„Ob Nunnally Bescheid wusste, dass Lelouch und C.C. bei euch waren?“

„Nein. Es war Lelouchs ausdrücklicher Wunsch, Nunnally nichts davon zu erzählen. Zumindest solange nicht, bis er nicht seinen Plan voll-!!“ Da war es passiert! Jeremiah hatte etwas von einem Plan erwähnt. Suzaku wurde misstrauisch.

„Was für ein Plan?“, wollte er wissen und er schien etwas wütend.

„Ich weiß auch nur so viel, dass er Prinzessin Euphemia etwas versprochen und dazu einen Plan hatte. C.C. war dagegen, sie meinte er könnte dabei endgültig verschwinden. Aber Lelouch ließ sich nicht aufhalten, ging in die Stadt und war seitdem verschwunden. Da du ihn aber in der Welt von C getroffen hattest, wussten wir nun zumindest wo er war.“

Suzaku glaubte Jeremiah, denn wenn sich Lelouch etwas in den Kopf gesetzt hatte, so würde er es auch allein durchziehen. Und so war es schließlich gekommen.

„Wo ist Nunnally jetzt?“

„Es könnte sein, dass sie schon in dem Zimmer ist, in dem wir uns um fünf wieder treffen wollten“, antwortete Anya und Suzaku stürmte sofort aus dem Zimmer. Er wollte Nunnally nur noch darum bitten das Treffen abzusagen und alle Knights auszusenden, damit sie dabei helfen würden Lelouchs Körper zu suchen. Er musste sich beeilen, denn von seinem Zimmer brauchte er locker 10 Minuten um zu dem Zimmer zu gelangen in dem Nunnally sich aufhalten sollte.
 

Freitag, 16.45 Uhr
 

„Nunnally? Darf ich dich kurz stören?“ Vorsichtig blickte Yo in das Zimmer indem sie sich nachher alle treffen wollten. Da drehte sich Nunnally lächelnd zu ihm um und bat ihn herein.

„Was kann ich denn für dich tun Yo?“ Er schritt langsam an sie heran und blieb vor ihr stehen.

„Ich komme gerade aus dem Krankenhaus. Es war jenes in dem auch Spice lag…“ Yo wusste nicht wie er fortfahren sollte. Da kam ihm Nunnally dazwischen.

„Haben sie dir gesagt, wie es Spice geht?“ Nunnally freute sich, etwas über den Zustand von Spice zu erfahren, da sie ihn nicht mehr besuchen konnte. Es war immer etwas dazwischen gekommen wenn sie Zeit gehabt hätte. „Oder Moment, du sagtest „lag“. Haben sie ihn etwa schon entlassen?“

Yo senkte den Kopf und drehte seine Augen zur Seite. „Ich muss Euch die Wahrheit sagen…“ Nunnally verstand nicht ganz. Was meinte er mit, „die Wahrheit sagen“? Als Yo seinen Kopf wieder hob, schloss er die Augen.

„Spice ist tot!“

Nunnallys Augen weiteten sich, sodass ihre Pupillen immer kleiner wurden. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Ehe sie fragen konnte wie, fuhr Yo auch schon fort.

„Er wurde getötet…“

Tränen bahnten sich langsam einen Weg von Nunnallys Augen über ihre Wangen hinunter zum Kinn. Sollte sie das wirklich glauben? Sie musste es, denn schließlich kam Yo doch gerade aus dem Krankenhaus.

„Vielleicht haben sie sich geirrt! Vielleicht war es ein anderer Spice!! Wie kannst du so sicher sein, dass es unser Spice war?“ Man hörte wie verzweifelt Nunnally war. Ihre Stimme bebte und sie zitterte am ganzen Körper. Aber Yo musste ihr die ganze Wahrheit erzählen, egal, wie schrecklich sie auch für sie sein mochte.

Yos Blick wurde völlig Ausdruckslos bevor er weitersprach: „Weil ich ihn getötet habe!“

Nunnally wollte nicht glauben was Yo eben sagte. „Aber… warum? Warum solltest du…?“ Ihre Stimme war schon fast nicht mehr hörbar, sie war nur noch ein Hauch, ein Flüstern.

Da wurde die Tür mit Schwung aufgeschlagen und Suzaku sah die völlig aufgelöste Nunnally. Ohne darauf zu achten, dass noch jemand im Raum stand oder dass er seine Maske nicht trug, lief er zu Nunnally.

„Nunnally!” Suzaku schüttelte sie an den Schultern. „Was ist los? Was ist passiert?“
 

http://www.youtube.com/watch?v=26tgXIELLrg
 

Auf einmal bebte die Erde, nein, nur das Zimmer war es, das bebte.

„Was geht hier vor?!“, Suzaku drehte sich zu Yo, „Bist du hierfür verantwortlich?!“

Yo sah ihn mit demselben überraschten Gesicht an, wie Suzaku ihn, nur war bei Suzaku noch ein Hauch von Wut dabei.

„Nein!“, sagte er schließlich. „Ich habe ihr nur gesagt, dass ich Spice, meinen besten Freund, getötet habe!“

In Suzaku kamen wieder Bilder hoch. Bilder in denen Lelouch an seine Schulter fiel, vom Podest hinab rutschte und sich nicht mehr bewegte. Wie versteinert blieb er stehen. Nunnally, die noch immer geschockt war, schützend in seinen Armen.
 

„Da stimmt doch was nicht!“, schrie Gino und setzte sich auf. „Sieh doch nur!“ Er deutete in den Himmel.

Kallen erschrak. „Aber warum leuchtet er auf einmal so?!“ Der Himmel begann in hellen Türkis-grünen Farbtönen zu strahlen. „Das ist keineswegs normal!“ Gino und Kallen wollten gerade loslaufen, als ein Lichtstrahl vom Himmel in das Zimmer des Treffens einfuhr. Ein lauter Knall ließ auf eine Explosion vermuten. Sofort eilten die beiden zu dem Zimmer, aus Sorge um Nunnally.
 

„Wo bin ich?“

„Schnell du musst gehen!“, erklang eine weibliche Stimme. „Er ist wieder fort und auch ich bin gegangen, also beeil dich und geh!“ Ohne noch länger zu zögern oder zu fragen stand der junge Mann auf und machte sich auf den Weg zu einer ganz bestimmten Person.

„Keine Sorge. Es wird alles wieder gut. Du bist nun frei, frei von jeglicher Gefahr…“ Die Stimme wurde immer leiser, doch der Angesprochene hatte sie nicht mehr wahrgenommen.
 

„Was geht hier vor?!“, fragte C.C. den jungen Mann, der neben ihr herlief und der wohl eine weitere Person trug.

„Na was wohl, C.C! Sie kommen zurück!“

„Aber…“ C.C. wollte weitere Antworten, welche ihr der junge Mann verwehrte.

„Spar dir deine Fragen und konzentrier dich aufs Laufen! Wir müssen da hoch!“, sagte der junge Mann und die beiden erreichten den Palast. Auf einmal ging vom Palast eine Art Lichtwelle über den Himmel, welche wohl den gesamten Planeten verhüllte. Es war als wollte das Licht den Planeten reinigen.
 

Die Knights of Round hatten nun alle das Zimmer erreicht, in dem das Treffen stattfinden sollte. Yo war in die Knie gegangen, da er sich nirgends festhalten konnte.

„Yo! Nunnally!“, schrie Gino den beiden entgegen. Yo drehte sich um und wollte aufstehen, doch dann sah er den entsetzten Blick von Gino. Die anderen Knights sahen sich im Zimmer um und ihnen fiel sofort das große Loch an der Wand auf. Doch den Namen, den Gino aussprach, lenkte alle Aufmerksamkeit auf den Träger dieses Namens.

„Suzaku?“

Der Klang seines Namens ließ ihn aufhorchen. Er hatte Nunnally noch immer schützend in seinen Armen, welche noch immer zu dem großen Loch in der Wand blickte. Suzaku jedoch blickte zu dem Knight, der seinen Namen ausgesprochen hatte. „Gino…“

Erst jetzt fiel ihm auf, dass alle Knights anwesend waren und er somit aufgeflogen war. Da hörte man Schritte aus dem kleinen Kämmerchen in welches das Loch führte und es kamen zwei vertraute Personen zum Vorschein.

„Suzaku…“, sagte die eine Person und der Angesprochene drehte sich beim Klang dieser Stimme sofort wieder um. Auch alle anderen sahen zu den Personen die eben an diesem Loch erschienen waren und gingen weiter in das Zimmer hinein. Kallen half Yo aufzustehen, dann wandten sich die beiden jedoch auch wieder dem Loch zu.

„DING DONG DANG DONG!“ Die Uhr im Zimmer schlug zur vollen Stunde, das Treffen hätte beginnen sollen. Es waren alle anwesend. Nein, es waren mehr, aber jeder hätte mitreden können…

„Was geht hier nur vor…?“ Gino sprach aus, was alle dachten. „Das ist doch…“

„…unmöglich?“, beendete eine weitere Stimme den Satz. Diese Stimme jedoch gehörte jemandem, der eben erst an dem Zimmer angekommen war und deshalb noch am Türrahmen stand.

„Sollen wir euch aufklären?“
 

Es war Freitag, 17.00 Uhr…

~*Ein Tag - viele Enthüllungen!!*~

Ein Tag - viele Enthüllungen!!
 

„Was geht hier nur vor…?“ Gino sprach aus, was alle dachten. „Das ist doch…“

„…unmöglich?“, beendete eine weitere Stimme den Satz. Diese gehörte jedoch jemandem, der eben erst an dem Zimmer angekommen war und deshalb noch am Türrahmen stand.

„Sollen wir euch aufklären?“
 

Alle drehten sich um und erblickten C.C. Diese stand neben einem jungen Mann, der einen braunen Kapuzenmantel trug und dessen Gesicht durch diesen verhüllt war. Der Verhüllte hatte noch einen kleinen Jungen auf dem Rücken, der kurzes grünes Haar hatte. Der Junge trug ein langes Gewand, das dunkellila war und einen langen dunkelblauen Umhang.

„C.C! Was machst du neben diesem Typen?!“, schrie Gino und sah verwirrt aus, ebenso Nunnally. Kannte C.C. diesen Typen etwa? Kannte sie den, der Spice und sie bedroht, ja sogar auf Spice geschossen hatte etwa schon länger?

„Was hast du hier zu suchen Horo?!“, wollte nun auch Kallen wissen. Doch mit jener Antwort die sie bekam, hatte keiner der Knights gerechnet.

„Ihr kennt den Namen dieses Jungen?“, fragte der junge Mann mit dem braunen Kapuzenmantel während er zu dem Jungen blickte, der auf seinem Rücken schlief. Seine Kapuze verhüllte jedoch weiterhin sein Gesicht und somit erkannte man ihn immer noch nicht. Die Knights verstanden langsam aber sicher nichts mehr. Weshalb fragte Horo sie, woher sie den Namen des Jungen kannten? „Horo“ stand doch direkt vor ihnen, denn er trug ja immer noch seinen Kapuzenmantel, den er im Garten auch getragen hatte. Er wandte sich zu den beiden Personen an dem Loch und sah sie erst einmal ein paar Sekunden schweigend an, ehe er sie ansprach. „Wie ich sehe, ist alles gut gegangen.“

Die junge Frau setzte ein erleichtertes Lächeln auf. „Ja, sieht so aus. Und darüber bin ich wirklich erleichtert.“ Die Anwesenden im Raum begriffen langsam, dass sie die Echte war. Doch wie war das möglich? Das wollten sie später noch herausfinden, aber Guilford konnte seinen Augen nicht trauen und glaubte kaum wer vor ihm war. Vor ihm stand eine Person, die sehr wichtig für jemanden war. Für diese Frau, war diese Person ebenso wichtig, wie es die Frau für Guilford war.

„Prinzessin…“ Mehr als ein leises Flüstern bekam er nicht zustande. Auch der junge Mann neben Euphemia lächelte erleichtert und doch schien er jemanden zu suchen.

„Wo ist Shirley?“, fragte er etwas irritiert. „Hat sie dich nicht mehr erreicht?“ Suzakus Vermutungen bestätigten sich immer mehr, doch bevor er oder der Angesprochene auf diese Frage antworten oder eine Gegenfrage stellen konnten, ging ihnen C.C. dazwischen.

„Shirley ist auch in dieser Welt, Rolo.“ Ein wenig erleichtert atmete er aus. Er hatte sehr gehofft, dass auch Shirley zurück sei.

„Aber…“ Der junge Mann erblasste bei diesem Anhang.

„Aber was, C.C?“, stellte „Horo“ die Frage, die Rolo jetzt wohl wieder quälte.

„Shirley hat sich ebenfalls etwas gewünscht und hat dafür einen Preis gezahlt.“

„Hast du etwa mehr mitbekommen als ich?“ C.C. lächelte und blickte zu „Horo“ hinüber. „Natürlich habe ich mehr mitbekommen, wir waren ja schließlich auf der Kamine Insel.“

„Dann kannst du uns ja sicher aufklären!“, forderte der Rothaarige Knight.
 

„Gut, aber nicht hier“ C.C. wandte sich um. „Gehen wir eine Etage tiefer… Nunnally, du solltest deinen Leuten sagen, wo sie dich nun finden können.“

Wie ferngesteuert liefen alle los, um C.C. und „Horo“ in einen anderen Raum zu folgen. Suzaku sah zu Nunnally hinab, welche nickte. Sie gab Sayoko Bescheid, dass sie den Raum wechselten. Als alle anderen den Raum verlassen hatten, schob auch Suzaku die junge Königin hinterher. Nunnally fragte sich, was wohl auf sie zu käme. Nach dem sie die Treppe hinabgestiegen und die Regentin mit dem Fahrstuhl nach unten gefahren war, sind sie einen Gang entlang gelaufen. Nicht allzu lange, nur zwei Zimmer weiter von der Treppe bogen sie links ein.

„Jetzt klärt uns aber auch auf!“, schrie Gino wieder als Suzaku die Zimmertür hinter sich schloss. Da das Schloss an der Tür jedoch nicht mehr richtig funktionierte, rastete die Tür nicht ein und war nur angelehnt.

„Na gut. Aber womit fangen wir an…?“ C.C. blickte nachdenklich zu „Horo“, welcher wohl schon wusste womit sie hätten beginnen können, da er sie anlächelte.

„Am besten erkläre ich euch, wer dieser Junge ist.“ Mit diesen Worten legte er den Jungen auf eine kleine Couch und stellte sich daneben. „Nun ja… Das ihr glaubt ich sei Horo, liegt daran, dass dieser Junge meinen Körper übernommen hatte.“

„Was wohl bedeutet, dass dieser Junge der echte Horo ist…“, flüsterte Kallen in einer Lautstärke, die die anderen noch hören konnten.

„Aber warum hat er auf Spice geschossen?!“ Nunnally kämpfte mit den Tränen. Ihre Augen waren glasig und ihre Stimme bebte. Seit „Horo“ hier aufgetaucht war, hatte sie nur noch die Bilder im Kopf, in denen Spice getroffen auf ihrer Rückenlehne ohnmächtig wurde.

„Hat das vielleicht etwas mit dir zu tun, …Yokosuke?“ Yo blickte Suzaku mit leeren Augen an. Es war klar, dass die anderen Knights nun auch wissen wollten, was Yo damit zu tun hatte. Doch ehe jemand fragen konnte, antwortete Yo von sich aus.

„Horo hat mich erpresst… Er sagte, er würde mir meinen besten Freund nehmen, sollte ich nicht tun was er wollte.“

„Was zum Beispiel wollte er das du tust?“, wollte Todoh wissen.

Yo sah mit schlechtem Gewissen zu den beiden obersten Knights und als hätten sie seinen Blick verstanden, kam ihnen die Sache im Garten wieder in den Sinn.

„War die Sache im Garten etwa…!“ Der Knight of Two stockte.

„Genau“ Der Dunkelhaarige nickte. „Horo sagte, ich solle direkt mit Nunnally in den Garten gehen. Er würde auf uns warten. Wir würden sie zu zweit mitnehmen…“ Seine Stimme wurde immer leiser.

„Aber das hast du nicht!“, unterbrach Anya Yokosuke. „Soweit ich von Cornelia weiß, wart ihr vorher noch bei ihr im Simulationsraum. Außerdem hast du Nunnally doch sogar vor ihm beschützt!“

Kallen sah zu der sich im Rollstuhl festkrallenden Nunnally, die wohl sehr besorgt um Yo war, wie man aus ihrer Haltung schließen konnte. Das war verständlich, denn nun kamen wohl einige Geheimnisse ans Licht.

„Ich wollte sie nicht hintergehen. Sie war immer so… freundlich und fröhlich… Ich…“ Yo sank sein Haupt. Er wollte, nein er konnte den anderen nicht mehr in die Augen sehen.

„Aber… eines verstehe ich nicht…“ Die anderen sahen zu Jeremiah. „Es ist etwas, dass eigentlich jedem hier hätte auffallen sollen.“

„Worauf willst du hinaus Jeremiah?“ Der chinesische Knight, der den Titel des Siebten innehatte, wollte wie die anderen Knights wissen was ihnen entgangen sein soll.

„Nun, es ist eigentlich eine simple Sache. Eine Frage, die sich hier jeder stellen sollte. Weswegen wurdest du überhaupt erpresst?!“ Eine gute Frage, auf die wohl wirklich jeder hätte kommen können. Mit fragenden Blicken sahen sich die Knights gegenseitig an, doch traf sich ihr aller Blick bei einer Person wieder. Bei der Person, die wohl die Antwort auf diese Frage zu wissen schien. Doch schlief diese Person noch dort auf der Couch, sodass alle zu Yo sahen und von ihm eine Antwort erwarteten. „Das… das kann ich euch nicht sagen. Noch nicht…“, gab Yo zu. Die anderen aber hatten die Bestätigung, dass Yo den Grund kannte.

„Weil er einen Code schützen wollte!“, erklang eine Stimme aus Richtung der Couch. „Und weil mir befohlen wurde, Codes zu sammeln. Na ja… befohlen… Gezwungen wurde ich, das trifft es wohl eher.“ Niemand hatte bemerkt, dass sich der Junge, der auf der Couch lag, aufgesetzt hatte. Nach kurzem schweigen wollte man aber doch etwas auf diese Bemerkung fragen.

„Du solltest Codes sammeln?“, fragte der orangene Knight. „Und für wen?“

„Das war so ein Typ, der wohl über das Geass und die Codes Bescheid wusste.“

C.C. hatte so eine Ahnung wen Horo meinte. „Meinst du diesen Typen der dich angerufen hat, als wir auf dem Weg zurück von der Kamine – Insel waren?“

„Ja, genau der.“ Der Junge sah zu Yokosuke. „Ich habe zwar des Öfteren gesagt, dass ich dich oder deinen Freund allem Anschein nach töten würde, wenn du nicht tust was ich wollte, aber das du meinen Plan durchschaust und es mit deinem besten Freund so gemacht hast… “ Yos Pupillen verkleinerten sich vor Schreck. Woher wusste er davon?

„Verdammt nochmal!!“ Der Blonde Knight hatte genug. „Würdet ihr uns jetzt endlich mal aufklären!?“ Yo setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und hob seine beiden Hände nach oben.

„Was soll das werden, Yo?“ Kallen hielt es für einen Scherz, um die Stimmung etwas aufzulockern. Yo jedoch sah weiter stur geradeaus auf den Boden.

„Nehmt mich fest! Ich habe Spice getötet!!“

„Was?!“ Entsetzten machte sich auf den Gesichtern der beiden obersten Knights breit.

„Ich musste meinen besten Freund schützen… Daher musste er… dem Anschein nach sterben.“ Der Knight of Six spürte die Blicke aller auf sich ruhen, doch er blieb standhaft und sah nicht auf, aber man sah eine Träne die von seinem Gesicht zu Boden fiel.

„Aber warum hast du ihn dann…“ Kallen wollte sich zu ihm hinunter knien als...

„Euer Freund ist nicht tot!“, ertönte eine Stimme von der Tür. „Er ist nur allem Anschein nach tot.“

Nunnally traute ihren Augen nicht und auch Kallen und Gino sahen lieber zweimal hin, ehe sie ihren Augen Glauben schenkten. An der Tür, die durch das kaputte Schloss nur angelehnt war, stand ein junger Mann mit schneeweißem Haar und saphirblauen Augen. Auch hatte er am Kinn einen leichten Bartwuchs, was ihm sogar stand.

Erstaunt blickten alle zu der Person, die auf Yokosuke zulief. Diese Person schaffte es, dass sogar Yo vom Boden auf sah.

„Du bist gekommen?“ Ungläubig sah Yo mit seinen violetten Augen in das blaue Paar des jungen Mannes, der nun vor ihm stand. „Spice…“ Yos Träne folgten zwei weitere. Er konnte nicht glauben, dass er hier war.

„Wie ist das nur möglich?“ Nunnally konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten, diesmal aber waren es Tränen der Freude. Freude darüber, dass Spice noch am Leben war.

„Ich will es dir und den anderen erklären, Nunnally.“ Spice griff bereits nach dem Handgelenk von Yos linkem Arm und streckte ihn so, dass er den langen Ärmel zurückschieben konnte. Yo versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch ein Blick seines Freundes genügte und er gab auf. Als der Arm freigelegt war, sah man immer noch den Verband, den Yo an seiner linken Ellenbogenbeuge hatte.

„Ich hatte dich nicht mehr erkannt, mein Freund. Das tut mir leid.“ Spice wollte Yo helfen aufzustehen, welcher die freundliche Geste annahm.

„Also erinnerst du dich wieder an alles?“ Yo drückte die Hand des jungen Mannes etwas fester und auch sein Gesichtsausdruck sah besorgt aus. Doch der junge Mann mit dem weißen Haar konnte nur mit einem Lächeln auf diese Frage antworten. Deswegen konnte Yo nicht anders als seinen besten Freund zu umarmen. Dieser war wohl so überrascht darüber, dass er nicht wusste wie ihm geschah.

Nach einiger Zeit ließ der Knight of Six seinen Freund wieder los. Spice sah zu Horo hinüber und der Junge kam auf ihn zu.

„Du wolltest zuerst nicht, doch es hat jemand zu dir gesprochen, nicht wahr?“, fragte Spice.

„Du hast also bemerkt, dass noch etwas in dir war?“, stellte der grünhaarige Junge eine Gegenfrage.

Der Weißhaarige nickte. „Ja, aber es wurde mir erst im Krankenhaus richtig bewusst.“

Der Junge mit dem grünen Haar linste zu den anderen im Raum.

„Ich glaube wir sollten die anderen ebenfalls aufklären.“

„Über was wollt ihr uns aufklären?“ Gino klang genervt. „Wollt ihr uns wieder nur die halbe Wahrheit erzählen?!“

„Nein“ Yo schüttelte den Kopf. „Diesmal erzählen wir euch alles.“

„Dann klärt uns doch über diesen Mann auf, der Horo gezwungen hat Codes zu sammeln“, bat Nunnally die drei Personen in der Mitte des Raumes. Spice und Yo sahen zu Horo, denn nur er konnte etwas über diesen Mann erzählen.

„Ich begegnete diesem Mann in Ägypten“, begann Horo. „Er stellte sich mir einfach in den Weg und sagte…“
 

*~ „Du hast doch eine Freundin oder? Soll ich dir ein kleines Geheimnis verraten? Deine Freundin schwebt in ernster Gefahr... Aber wenn du tust, was ich dir sage, wird ihr nichts geschehen!

Also tust du Folgendes! Sammle zwei Codes für mich und sperre sie in die Welt von C! Deine Freundin wäre in Sicherheit... Doch solltest du meinen Befehl ignorieren wird ihr etwas geschehen das Schlimmer ist als der Tod...!“~*
 

„Erst hab ich ihn ignoriert, da ich dachte, er wäre nur irgend so ein Spinner… aber dann erschien sie mir im Traum. Sie sagte, sie habe Angst und hätte ihre Seele deshalb von ihrem Körper getrennt. Also musste ich seinen Worten Glauben schenken.“ Horo senkte den Kopf, seine Hände verkrampften sich zu Fäusten.

„Kanntest du diesen Mann? Hast du ihn schon jemals zuvor gesehen?“ Gino war immer noch misstrauisch, schließlich konnte er diesen Mann auch nur erfunden haben. Er konnte ihm die ganze Schuld in die Schuhe schieben, auch wenn es ihn nicht gab. Hätte man einen Beweis dafür, dass er existierte?

„Nein“, antwortete Horo auf Ginos Frage. „Ich habe diesen Mann noch niemals in meinem Leben gesehen. Aber er…“

„Und dann?“, unterbrach Anya. „Was hast du dann gemacht?“ Schließlich wollten die anderen auch wissen wie es weiterging. Ob es diesen ominösen fremden Mann wirklich gab, konnten sie immer noch klären.

„Ich setzte meinen Weg nach Japan fort. Und als ich in Tokio ankam… spürte ich die Anwesenheit meiner Freundin. Doch da war noch jemand. Sie wollte nicht, dass man sie findet.“ Horo sah zu dem jungen Mann mit dem braunen Kapuzenmantel. „Dann habe ich dich gespürt.“

„Und aus lauter Angst um deine Freundin hast du meine Seele weggeschickt“, lächelte er.

„I-Ich… ich wollte eigentlich…“, stotterte der Junge. „Ich wollte doch… nur den Code… Aber dann…“

„Aber dann, WAS?!“, forderte der blauäugige Blondling Horo zum Reden auf.

„Dann klappte sein Körper plötzlich leblos zusammen. Seine Seele war weg… Aber nicht nur das… Ich spürte gar nichts mehr. Nicht einmal mehr seinen Geist…“

„Das muss Lelouch gewesen sein…“, murmelte Suzaku unverständlich, woraufhin die anderen zu ihm sahen. Gino meinte, einen Namen gehört zu haben.

„Lelouch?!“, hakte der Knight of Two nach. „Wie kommst du auf einmal auf Lelouch? Du weißt doch am besten, dass Lelouch…!“

„Lasst den Jungen doch mal ausreden…“, unterbrach „Horo“.

„Du hast ihm mit seinem Code auch seine Seele genommen… Das kann passieren, wenn man es noch nicht so oft gemacht hat“, erklärte C.C. „Deine Gabe ist anders als meine. Ich kann das Geass weitergeben und wenn der Träger stark genug ist, kann ich ihm meinem Code geben. Deine Gabe allerdings ist dazu da, die Codes und das Geass vor solchen Menschen zu schützen, die sie nur missbraucht hätten. Aber das gehört jetzt nicht hier her…“

Horo sah von C.C. zu dem anderen „Horo“ und erzählte weiter als dieser nickte.

„Bevor die Menschen um mich herum glaubten, diesem Körper wäre etwas zugestoßen, habe ich meine Seele in ihn übertragen. So konnte ich meinen eigenen Körper tragen und die Menschen um mich herum im Glauben lassen, der größere würde dem kleineren helfen. Allerdings musste ich meinen Körper verstecken, da die Gefahr bestand, dass ich in ihn zurückkehre, wenn ich nicht aufpasse. Und da mein Körper nicht sterben kann, brachte ich ihn auf die Kamine – Insel.“

„Dort haben wir ihn heute abgeholt und er ist wieder in seinen Körper zurückkehrt, wie ihr seht“, fügte C.C. noch an.

„Als ich meinen Körper versteckt hatte, kam ich wieder in die Stadt. Dieser Typ setzte mich unter Druck, ich solle schnell einen weiteren Code finden und die Welt von C schicken.“

„Und in der Stadt hast du dann Spice und mich gefunden, oder?“ Horo nickte auf Yokosukes Frage.

„Ich erinnere mich noch… was einige Leute gesprochen haben. Ein junger Mann trug ein Kind durch die Gegend“, erinnerte sich Yokosuke.

„Da fing alles an…“, erklärte sein weißhaariger Freund.
 

*~„Seht doch nur!“, hörte man eine Frau zu einer anderen flüstern. „Sollte man nicht die Polizei oder einen Krankenwagen rufen? Schließlich ist der Junge einfach umgekippt.“

„Ich glaube dieser junge Mann hilft ihm schon. Er trägt ihn bestimmt in ein Krankenhaus“, antwortete die andere Frau.

„Da ist wohl irgendwas passiert…“, lauschte der junge Mann mit den violetten Augen. „Huh? Was hast du Spice?“

„Über… über was haben wir gerade geredet, Yo?“ Spice hielt sich mit seiner linken Hand den Kopf, als hätte er Kopfschmerzen.

„Jetzt komm schon. Hör auf mich für Blöd zu verkaufen!“, scherzte Yo und klopfte Spice auf die Schulter. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren trat Spice einen Schritt nach vorn. Noch immer hielt er sich die linke Hand an seine Schläfe und überdeckte damit auch sein linkes Auge. Sein rechtes Auge, das man noch sehen konnte, zeigte Erschrockenheit, Angst und Verzweiflung auf einmal.

„Ich meine es ernst, Yo.“ Man konnte die Angst in seiner Stimme hören. „Über was… haben wir… gerade… gesprochen…?

Yokosuke verstand, dass Spice keinen Spaß machte. „Wir haben uns über dich unterhalten…“

„Über mich?“, fragte Spice. „Aber…“

„Was hast du Spice?“ Yo war sehr besorgt über das Verhalten seines Freundes. Doch dieser winkte nur ab und erklärte, dass es nichts wäre. Er meinte, er hätte ihn doch nur reingelegt…~*
 

„Genau…“, bestätigte Yo. „So hat es angefangen…“

„Zwei Tage später erinnerte ich mich schon nicht mehr richtig an meinen Namen… und darauf dann…“ Spice sah zu Yo, dieser Verstand was sein Freund meinte.

„Darauf erkanntest du selbst mich nicht wieder.“ Seinen Kopf sinkend, antwortete Spice mit einem geflüsterten „Ja…“

„Na gut, aber wie ist Horo auf dich Aufmerksam geworden, Yo?“, fragte Kallen interessiert.

„Horo sagte, er hätte mich schon längere Zeit beobachtet“, erklärte der Knight of Six. „Er hatte herausgefunden, dass Spice im Palast als Gärtner angefangen hatte und hatte auch Informationen über mich gesammelt. In welcher Beziehung wir zu einander standen und wie lange wir uns schon kannten.“

„Während ich Yokosuke manipulierte, versuchte ich auch noch etwas mehr über dich herauszubekommen, Spice.“ Der Angesprochene sah zu Horo und lächelte leicht.

„So hast du es dann gemerkt, nicht wahr?“

„Ja!“, gestand Horo. „In dir war noch jemand. Und dieser jemand ließ dich, dich selbst, also deinen Code, vergessen. Damit du geschützt bist.“

„Das hat sie auch gesagt…“ Spice sah nach oben. „Auch als du geschossen hast.“ Nunnally zuckte kurz zusammen und stellte sich die Frage, ob wohl etwas mehr dahintersteckte.

„Sie? Meinst du etwa…“

„Nemo, genau“, vollendete der Weißhaarige Horos Satz.

„Nemo?“, fragte Nunnally nach. „Ist das diese Stimme, die im Krankenhaus zu mir gesprochen hat?“ Verwundert sahen alle zu Nunnally, doch Spice verstand nun.

„Dann hast du dich mit ihr unterhalten, als ich auf dem Balkon stand.“

„Ja. Sie hat mich aufgeklärt, dass sie schon einmal bei mir war und das ich deshalb die Erinnerungen von anderen sehen könnte.“

„Hm!“ Horo musste schmunzeln. „Hätte ich damals gewusst, dass Nemo nicht mehr bei dir ist, hätte ich das alles nicht tun müssen.“ Nunnally verstand nicht und so erklärte Horo weiter.

„Zuerst wollte ich dich nur bedrohen, damit Nemo sich zeigte. Aber sie hat sich nicht gezeigt. Doch dann sprach sie zu mir, ich solle schießen. Auf ihn, damit er wieder frei sein kann. Also schoss ich… und verlor erneut den Kontakt zu Nemo.“

„Du hast sie gesucht und sie war eigentlich immer in deiner Nähe…“, schlussfolgerte Yo.

„Aber was wolltest du von Nemo? Fragen was mit deiner Partnerin ist?“ Kallen war zu Horo gelaufen und hielt seine Hand. Durch diese Geste sollte er verstehen, dass er nicht mehr allein war. Er konnte ihnen vertrauen und sie hätten ihm vielleicht sogar geholfen.

„Nemo IST meine Partnerin…“, gab er schließlich zu. „Ich hatte doch erwähnt, dass meine Partnerin ihre Seele von ihrem Körper gelöst hat, um diesem schrecklichen Mann zu entkommen.“

„Du hast also zu spät bemerkt, dass Nemo in mir war. Aber hast du auch bemerkt, dass noch etwas in mir war?“, wollte Spice von Horo wissen.

„Ich war mir nicht sicher…“, gestand der grünhaarige Junge. „Weißt du denn, was das war?“ Spice schüttelte den Kopf, er konnte auch nicht erklären wer oder was das war. Da meldete sich der andere „Horo“ wieder einmal zu Wort.

„Das war mein Geist.“

„Dein Geist?“ Suzaku war sich nun sicher zu wissen, wer dort stand. „Also doch!! Die Tatsache, dass du gleich nach deiner Ankunft mit Euphie darüber gesprochen hast, dass alles gut ging, ließ mich schon ahnen, dass du es bist.“

„Suzaku, du achtest wirklich auf alles.“ Euphemia hatte Recht. Doch DAS, konnte nur Suzaku merken und das wusste sie auch. Schließlich war Suzaku der Einzige der Anwesenden, der in die Welt von C gekommen war.

„Ich… weiß es doch auch nur… weil mich C.C. so oft in die Welt von C geschickt hat.“

„Ja, das hat sie…!“ C.C. drehte sich von „Horo“ weg. Sie fühlte sich keiner Schuld bewusst, auch wenn es ihr Gegenüber mit diesem speziellen Unterton und seinem Blick andeuten wollte.

„Also bist du es wirklich…“ Suzaku sah zu dem jungen Mann, den alle anderen bis vorhin noch für Horo gehalten haben. „Lelouch…“

„Zum allerletzten Mal, Suzaku!“, schrie Gino. „Lelouch ist tot! Das dort drüben kann er nicht sein!“

„Aber Euphemia ist doch auch tot…“ Erschrocken wandte sich Gino zu „Horo“ um. „Ebenso wie Rolo... und auch Suzaku...“ Der junge Mann mit dem braunen Kapuzenmantel musste wieder lächeln. Er hob seine Arme und führte seine Hände zu seiner Kapuze. „Und dennoch sind sie hier. Und scheinbar auch quicklebendig.“ Langsam streifte er seine Kapuze nach hinten. „Also warum nicht auch ich?“

Als er sich die Kapuze vom Kopf gestreift hatte, blickten alle vollkommen ungläubig in das violette Augenpaar, das der junge Mann mit dem kurzen schwarzen Haar hatte.

„Lelouch…?“ Kallen konnte es nicht glauben, dass dort wirklich der schwarzhaarige junge Mann mit den violetten Augen stand, der zuerst nur ihr Mitschüler, dann ihr Anführer und dann ihr schlimmster Feind war. Nunnally war überrascht und glücklich zugleich. Sie verdeckte mit ihrer Hand ihren Mund, damit man sie nicht schluchzen hörte. Doch ihre weiteren Tränen konnte sie nicht verbergen. Es war so wunderbar, erst kam der scheinbar getötete Spice wieder und nun stand auch noch ihr toter Bruder vor ihr.

„Das kann nicht sein…“ Xingke suchte nach Worten. „Wir alle haben doch gesehen wie du-!“

„Habt ihr das etwa schon vergessen?“, fragte Lelouch mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich bin Zero! Ich bin der Mann der Wunder bewirken kann!“ Hätte er anstelle von Suzaku das Zero – Kostüm getragen, hätte er womöglich seinen Umhang nach hinten geworfen und wild mit seinen Armen herumgefuchtelt, wenn C.C. ihn nicht am Boden gehalten hätte.

„Reiß dich mal zusammen, Lelouch!“, mahnte sie ihn. „Du hast zu mir gesagt, du würdest Nunnally darüber informieren, dass du noch lebst und plötzlich bist du verschwunden und wolltest sogar endgültig verschwinden!“ Jeder der C.C. kannte, hatte nicht einmal im Traum daran gedacht etwas zu sagen, denn nun war sie in Fahrt gekommen. „Also sag schon! Warum bist du doch wieder zurück gekommen?!“

Nach kurzem Schweigen entschloss sich Lelouch doch zu erzählen was geschah. Er erzählte, dass er sich plötzlich in der Welt von C wiederfand, dort Euphemia traf und ihr etwas versprach. Dann sei Suzaku am Tor aufgetaucht, er hat Shirley und Rolo zusammen getroffen und er hatte sich mit Euphemia zu der Insel, auf der der Kristall stand, aufgemacht.

„Der Kristall fragte, wer derjenige sei, der den Wunsch bezahlt. Also sagte ich, dass ich ihn bezahlen würde und er dafür Euphie zurückschicken solle. Als Euphie dann weg war, machte ich mich bereit endgültig zu verschwinden. Doch dann kamen sie…!“ Lelouchs Stimmung schlug schlagartig um. Sie war nicht mehr freudig, oh nein. Jetzt, war sie verachtend und genervt.

„Wer ist gekommen?!“, wollte C.C. augenblicklich wissen.

„Dieser Mistkerl von einem Vater! Zusammen mit Mutter!“ Lelouch war sauer, was die anderen mittlerweile verstanden, da sie dank Schneizel wussten weswegen und deshalb hören wollten, wie es weiterging.

„Da ich bereits eingewilligt hatte zu zahlen, setzte ich mich und schloss die Augen. Dann auf einmal waren sie da. Übernahmen den Preis zu zweit und schickten mich fort. Wen sie sonst noch mit weggeschickt haben oder wessen Preis sie auf sich genommen haben, weiß ich nicht.“ Der Schwarzhaarige sah zu Rolo und fragte: „Haben sie auch dich zurück geschickt?“

„Nein“, antwortete er. „Mich hat wohl Shirley zurück geschickt.“

Lelouch zuckte zusammen und erinnerte sich an ihre Worte.
 

*~„Rolo habe ich verziehen, weil er dich nur beschützen wollte.“

Lelouch hörte Shirleys Worte noch ganz klar.

„Weißt du, Lulu, ich habe dir verziehen, dass du meinen Vater getötet hast, also habe ich Rolo auch verziehen!“

Da fiel Lelouch Shirleys Antwort auf seine Frage, sie ebenfalls wieder zurückzuschicken, wieder ein.

„Weil ich etwas wieder gut machen will, Shirley. Wenn du willst, werde ich dich auch in den Plan mit einbeziehen.“ „Nein, mich nicht, aber Rolo!“~*
 

„Dann haben sie wohl Shirleys Preis auch auf sich genommen und sie ebenfalls zurückgeschickt, weil es Rolos Wunsch war…“, dachte sich der 99. Kaiser des heiligen Britannischen Reiches.

„Was hast du, Lelouch?“, fragte Euphemia besorgt.

„Es ist nichts… Ich habe mich nur an etwas erinnert.“ Es trat Stille ein. Stille, weil niemand etwas sagen konnte oder weil sie alle zu viele Fragen hatten und sie sich diese nicht auszusprechen trauten. Dann durchbrach Kallen die Stille mit einer Frage, deren Antwort wohl jeden interessierte.

„Sag mal, Lelouch…“ Der angesprochene drehte sich zu ihr. „Hattest du das alles von vornherein geplant?“

„Nicht ganz. Als sich Suzaku mit mir am Kururugi – Schrein traf, da sagte er: Wenn ich etwas wieder gut machen möchte, dann solle ich Euphie wieder zurück holen.“

„Moment mal!“, stoppte der rothaarige Knight of Three. „Wann habt ihr beide euch bitte getroffen?!” Suzaku versuchte sich an das Datum zu erinnern, doch Lelouch hatte die bessere Erinnerungsstütze.

„Das war an dem Tag, an dem du wieder zu den Schwarzen Rittern zurück gekommen bist. Ein Tag vor eurem Verrat an Zero.“ Lelouch sah zu Todoh und Xingke die nicht wussten, wie sie darauf reagieren sollten. Ja, auch sie hatten Zero, und damit Lelouch, verraten als sie vom zweiten Prinzen Britannias erfahren hatten, dass es sich bei Zero um einen britannischen Prinzen handelt.

„Und… ihr habt darüber gesprochen, dass wenn Lelouch etwas wieder gut machen will, er mich zurück holen soll?“, fragte die ehemals dritte Prinzessin des heiligen Britannischen Reiches nach.

„Naja, ihr wolltet doch wissen ob ich das von Anfang an geplant hatte. Und mit jenem Gespräch kam in mir die Idee zu diesem Plan.“ Suzaku sah zu Lelouch, dieser erwiderte den Blick.

„Denn Suzaku hat mir die Meinung gegeigt. Das kam auch nicht so oft vor.“ Der braunhaarige junge Mann mit den grünen Augen erinnerte sich an den Verlauf des Gespräches, doch vor allem an die Szene, die Lelouch eben ansprach.
 

~*Lelouch war am Boden, doch nicht weil er gestürzt war. Nein, Suzaku hatte ihn zu Boden getreten, als er vor ihm kniete und stand noch immer mit seinem Fuß auf dem Kopf seines ehemals besten Freundes. Schließlich hatte Suzaku wenige Augenblicke zuvor erfahren, dass sein bester Freund Euphemia den schrecklichen Befehl gegeben hatte, die Japaner zu massakrieren. Das es jedoch ein Unfall und somit nicht von Lelouch beabsichtigt war, verschwieg er dem Knight of Seven.

„Hoffst du etwa darauf, dass ich dir auf einmal alles vergeben würde?! Das dir die anderen deine Schandtaten vergeben?“ Suzaku beugte sich etwas nach vorn um sein Gewicht auf sein Bein verlagern zu können, dass noch immer auf Lelouchs Kopf stand. Dass er damit fester trat, hörte man anhand von Lelouchs lauten.

„All die Leute die von dir getäuscht wurden! All diejenigen, die deinetwegen gestorben sind! Oder vielleicht sogar Euphie!? Wenn du irgendwas gut machen willst, dann mach Euphie wieder lebendig und zwar sofort! Los! Rette die Welt mit deinem abartigen Genie! Auf der Stelle!“ Suzaku schrie und klang sehr verachtend. Er sah nicht mehr nur Lelouch am Boden, sondern auch Zero, den Mörder Euphies.

„Du bist doch Zero, der Mann der Wunder vollbringen kann, oder!?“

„Das waren keine Wunder“, antwortete Lelouch gequält. „Es war alles geplant. Die Maske von Zero ist nur ein Symbol, nichts weiter als ein Symbol um die Leute zu täuschen.“

„Was heißt hier Symbol? Glaubst du, dass ich mich von deinem Geschwätz einlullen lasse?!“ Der Knight of Seven kniete sich nieder um Lelouchs Oberkörper nach oben zu heben. Nun waren sie auf Augenhöhe.

„Wenn du die Leute täuschen willst, dann zieh das gefälligst auch durch!“, drohte Suzaku.

„Wir können aber nicht in die Vergangenheit zurück. Wir können nicht wieder gut machen, was wir mal getan haben!“ Diese Tatsache bedauerte Lelouch sehr. Wie gern hätte er damals den Befehl, die Japaner zu töten, zurückgenommen. Wie sehr hatte er versucht, Euphemia etwas anderes zu Befehlen. Doch es ging nicht. Nachdem sie den Kampf gegen das Geass verloren hatte, befolgte sie Lelouchs Befehl…*~
 

„Na schön, dann ist es eben so gewesen!“ Xingkes Worte rissen Suzaku aus seinen Gedanken. „Aber wie kommt es, dass Suzaku Zero ist, wo er doch von Kallen besiegt wurde?“

„Genau“, stimmte Gino zu. „Als Kallen dich geschlagen hat, ist der Lancelot doch in die Luft geflogen.“

„Glaubt ihr etwa ernsthaft, dass ich so langsam bin?“ Nun blickten alle wieder zu dem braunhaarigen jungen Mann. Doch diese Frage war berechtigt. Der Lancelot ist schließlich nicht sofort explodiert.

„Ich bin ausgestiegen, ehe er hoch ging. So viel Zeit blieb mir noch.“

„Aber ich habe die Explosion des Lancelot gesehen! Dich habe ich allerdings nicht aussteigen sehen!“

„Hast du den Lancelot wirklich die ganze Zeit im Auge gehabt, Gino?“ Da fiel es Gino plötzlich wieder ein. Es gab einen Moment, in dem er auf etwas anderes geachtet hatte.

„Kallen!“, flüsterte er. „Ich habe Kallen aufgefangen und in diesem Moment auf nichts anderes geachtet. Dann ist der Lancelot erst explodiert…“

„In dieser Zeit muss Suzaku ausgestiegen sein…“, vermutete Kallen.

„Aber warum schlüpft Kururugi dann in die Rolle Zeros?“, wollte der Knight of Nine, Gilbert G.P. Guilford wissen.

„Wegen des Requiems für Zero.“ Überraschenderweise antworteten nicht nur Lelouch und Suzaku auf diese Frage, sondern es stimmten noch zwei weitere Stimmen synchron mit ein. Als Lelouch erkannte, wer die beiden waren, wollte er wissen woher sie von dem Zero Requiem wussten. Fragend sah er zu Nunnally und Kallen und auch einige andere der Anwesenden sahen verwundert zu den beiden.

„Weißt du, Bruderherz, ich erwähnte doch vorhin diese Fähigkeit mit der ich Erinnerungen anderer sehen kann“, erklärte Nunnally. „Als du… na ja… du weißt schon… am Ende deines Planes zu mir herunter gerutscht bist… nahm ich doch deine Hand. Da sah ich dein Gespräch mit Suzaku.“

„Das mag ja sein, dass du es so erfahren hast. Aber wie ist Kallen darauf gekommen?“

„Kallen sagte mal, dass sie es erkannte als wir das Zero Requiem durchführten. Du hast sie darauf gebracht“, sprach Suzaku und sah dabei lächelnd zu Kallen hinüber.

„W-W-Was?!“ Irritiert über diese Aussage, wollte es der junge Mann mit dem dunkelbraunen Haar wissen. „Was soll ich denn bitte getan haben, dass mich verraten hat?!“

„Du hast gelächelt!“, antworteten Suzaku und Kallen synchron, wobei sie beide frech zu Lelouch schielten. Dieser fühlte sich ertappt.

„Er hat gelächelt?“

„Ja, das hat er.“ Gino schien langsam zu verstehen, ebenso wie die anderen Knights. „Aber warum hast du vor deinem Tod gelächelt, Lelouch?!“

Etwas rot und peinlich berührt davon, dass man ihn durchschaut hatte, antwortete er: „Weil ich wusste, dass mein Plan aufgehen würde.“

Nun war es Horo der eine Frage hatte. „Welcher Plan?“

„Der Plan, den Hass der gesamten Welt auf mich zu ziehen.“ Lelouch blickte zu Nunnally, die sofort verstand worauf ihr Bruder hinaus wollte.

„Nicht so wie ich, die Damokles zum Symbol des Hasses machen wollte…“

„Ja… Auch das hatte ich hinterher begriffen“, erwähnte der Knight of Three.

„Na gut, dass zu verstehen ist wirklich nicht schwer, ja. Aber wie kommt es, dass du noch am Leben warst, Lelouch? Du wurdest vor den Augen aller erstochen und bist auch gestorben!“ Darauf wollte wohl nicht nur Xingke eine Antwort.

„Da hat Xingke recht“, stimmte Todoh ihm zu. „Dein Tod wurde ohne jeden Zweifel festgestellt.“

„Ich war auch Tod“, gab Lelouch zu. „Und ich lag auch tot im Sarg. Als mein Sarg aber in der kleinen Kapelle stand öffnete ich plötzlich meine Augen und verstand gar nichts mehr. Dann kam C.C. und half mir aus dem Sarg. Sie meinte, da der Sarg nicht mehr geöffnet werden würde, würde es reichen wenn wir ihn anders beschwerten. Somit nahmen wir alles was wir finden konnten und legten es hinein. Anschließend brachte sie mich fort. Ich verkleidete mich und kaufte mit C.C. einen Heuwagen, mit dem wir dann an einen anderen Ort fuhren.“

„Und dort haben sie dann herausgefunden, dass Charles zi Britannia vor seinem Ende noch den Code von V.V. an Lelouch weitergab.“ Nun hatte sich auch Jeremiah eingemischt.

„Und woher weißt du das so genau, Orange?“

„Nun ja, mein lieber Guilford, weil sich die beiden bei mir aufhielten“, gab er ohne weitere Erklärungen zu.

„Das stimmt“, gab die grünhaarige Unsterbliche zu. Niemand stellte Jeremiah weitere Fragen, denn sie waren bei Jeremiah ja nicht mehr auffällig geworden.
 

„DING DONG DANG DONG DING!“ Die Uhr, die in diesem Zimmer hing, schlug 22 Uhr. Fünf Stunden hatten sie nun Dinge und Geheimnisse erfahren, die wohl niemand für möglich gehalten hatte.

„Aber sag, Nunnally. Was wolltest du uns eigentlich mitteilen?“ Gino erinnerte sich daran, dass sie alle zu Nunnally gerufen wurden, weil sie allen etwas mitteilen wollte. „Weswegen hattest du uns kommen lassen?“

„Das wurde nun schon gesagt“, antwortete die junge Regentin. „Ich wollte euch mitteilen, dass es sich bei Zero um Suzaku handelt und dass ich ihn auf die Suche nach meinem Bruder geschickt habe.“ Nunnally senkte den Kopf. „Ich wollte es euch allen eigentlich in Ruhe erzählen, doch dann ist das alles geschehen und ihr habt es so erfahren.“

„Nunnally…“ Kallen ging auf sie zu um sie ein wenig zu trösten und um ihr zu zeigen, dass die anderen Knights sie auch verstanden haben. Oder es zumindest so aussehen ließen. Ihre Gesichter zeigten teilweise noch ein wenig Verwirrtheit.

Einer, der noch etwas verwirrten, war Todoh. Doch das Klingeln seines Handys ließ ihn aus seinen Gedanken kommen.

„Ja?“, fragte er als er ran ging. „Nagisa, du bist es. Gibt es ein Problem?“ Die anderen im Raum wurden still, einerseits um den Telefonierenden nicht zu stören und andererseits weil sie hofften, auch etwas mit lauschen zu können, da Todoh und Nagisa doch nun verheiratet waren.

„Wie? Er will…“ Ein wenig überrascht drehte er sich leicht zu Nunnally. „Ja, ist gut. Warte einen Augenblick.“

„Was ist los, Todoh-san?“ Nunnally war es nicht entgangen, dass der Knight of Eight sich zu ihr gedreht hatte.

„Ich habe hier gerade meine Frau am Telefon. Sie ist in Ägypten geblieben, falls der dortige König noch etwas besprechen möchte. Jetzt sagt sie, er habe sie zu sich in den Palast gerufen.“

„Und weswegen?“ Die junge Königin verstand nicht worauf Todoh hinaus wollte.

„Nun, wie es aussieht, möchte er kurz mit Euch sprechen. Wärt Ihr einverstanden, Nunnally?“ Nach kurzem Überlegen nickte Nunnally und Todoh gab seiner Frau das OK.

„Du kannst ihm nun das Handy geben, Nagisa. Danke für deinen Anruf.“ Einen kurzen Augenblick wurde es still, dann hatte Todoh wohl den Herrscher Ägyptens am anderen Ende der Leitung.

„Majestät, ich werde Euch nun an Ihre Hoheit Nunnally weitergeben.“ Mit diesen Worten schritt er auf Nunnally zu und übergab ihr das Handy. Einen kurzen Moment zögerte sie, ehe sie in das Handy sprach.
 

„Ja, bitte?“

„Es ist mir wirklich eine Ehre heute mit Euch sprechen zu dürfen, Nunnally vi Britannia. Mein Name ist Shin und ich bin der vor kurzem neugewählte König von Ägypten.

„Es ist auch für mich eine Ehre mit Euch zu sprechen Hoheit, aber weswegen das Telefonat?“ Weswegen rief der König von Ägypten Nunnally an, wo sie doch extra Todoh zu ihm geschickt hatte. Dies war für Nunnally ein Rätsel.

„Ich möchte Euch wirklich nicht belästigen, aber… gäbe es vielleicht eine Möglichkeit, Euch in Japan zu besuchen?

„Ihr wollt uns besuchen?“ Die anderen waren ebenso erstaunt wie Nunnally, als sie hörten, dass der ägyptische König nach Japan kommen wollte.

„Wenn es für Euch ein Problem sein sollte, dann werde ich nicht kommen.“

„Nein, das habe ich damit doch gar nicht gemeint.“ Unter keinen Umständen wollte sie danach klingen, dass sie etwas gegen den Besuch des Königs hätte. „Es kam nur etwas überraschend, dass Ihr nach Japan kommen wollt, Hoheit.“

„Es tut mir Leid, sollte ich Euch damit bedrängt haben.“

„Aber nicht doch, ich würde mich über einen Besuch von Euch sehr freuen“ Die junge Regentin warf einen kurzen Blick zu den anderen Anwesenden. „Und ich bin mir sicher, die Knights of Round denken genauso. Sagt mir, wann Ihr kommen möchtet und ich werde alles vorbereiten lassen.“

„Nun, wenn es Euch nichts ausmacht, Majestät, würde ich gern in den nächsten Tagen kommen. Einer meiner Ritter würde allerdings schon etwas früher kommen, da er einen Auftrag zu erfüllen hat.“

„In den nächsten Tagen?“ Die junge Regentin überlegte, ob nicht vielleicht etwas dahinter steckte, dass er so bald wie möglich nach Japan reisen wollte. „Ist gut, ich werde alles für Eure Ankunft, und die Eures Ritters, vorbereiten lassen.“

„Habt vielen Dank, Eure Majestät.“

„Nicht doch, ich muss mich bei Euch bedanken. Schließlich wollt Ihr uns ins hier in Japan besuchen, Hoheit“, freute sich Nunnally.

„Shin.“

„Wie? Ich fürchte, ich verstehe nicht?“, fragte sie den König noch einmal.

„Würdet Ihr mich bitte Shin nennen?“ Jetzt verstand Nunnally was er meinte. „Ich bin es nicht gewohnt, die ganze Zeit so formell angesprochen zu werden, wenn Ihr wisst was ich meine. Also seid wenigstens Ihr so nett und nennt mich bei meinem Namen.“

„Wenn Ihr es so wünscht, Shin.“

„Ich danke Euch, Eure Majestät…

„Das heißt dann aber ab jetzt auch Nunnally!“ Nach dem sie diese Worte ausgesprochen hatte, konnte sie hören wie überrascht Shin sein musste. Denn er sagte gar nichts mehr. „Ich freue mich schon auf Euren Besuch, Shin!“

„Ja... ich freue mich auch sehr darauf, zu Euch nach Japan zu kommen… Nunnally…“

Das Gespräch wurde beendet, Nunnally gab Todoh das Handy zurück und alle wussten Bescheid, dass in den nächsten Tagen ein Gast kommen würde. Nunnally und die Knights waren schon sehr gespannt wie der ägyptische König wohl aussehen würde. Todoh hatte noch nicht viel über ihn gesprochen oder anders gesagt, er konnte noch nicht viel über ihn sprechen. Dieser Freitag barg wirklich viele Geheimnisse und Überraschungen, die ans Licht kamen. Doch einige Geheimnisse, sollten noch ungelöst bleiben…

Und das ist doch manchmal besser, als wenn sie alle gelöst wurden, oder?
 

„Und wie soll es jetzt weitergehen, Nunnally?“

„Wie? Was meinst du Kallen?“

„Naja… ich meine, was willst du mit Lelouch und den anderen beiden machen“, stellte Kallen ihre Frage um.

„Sie hat recht. Suzakus Maske können wir ja schnell holen gehen, aber… wie willst du das mit den anderen machen um sie zu verstecken?“

„Hm…“ Nunnally überlegte kurz, hatte aber sogleich eine Idee. „Wir können sie doch ebenfalls in Gästezimmer stecken. Davon haben wir hier ja genug.“

„Aber wenn die Angestellten dann in die Zimmer gehen, werden sie sie sehen“, stellte Yo fest.

„Ich werde anordnen, dass sie diesen Teil des Gebäudes nicht zu richten brauchen. Außerdem werde ich sie damit beauftragen, ein Zimmer für unseren Gast herzurichten“, gab die junge Frau mit dem langen, hellbraunen Haar an.

„Richte lieber ein paar Zimmer mehr für deinen Besuch aus Ägypten her. So ein König kommt sicherlich nicht allein. Das musst du bedenken, Nunnally.“

„Ja, da hast du Recht, Bruderherz.“ Mit einem erfreuten Lächeln sah sie zu ihrem Bruder. Sie war glücklich darüber, ihren Bruder wieder zu haben.

„So! Und nun seid ihr alle dazu eingeladen hier zu übernachten.“ Dieses Angebot nahmen selbst die Knights of Round an, da es doch schon etwas spät geworden war. Nun konnten sie in ein Zimmer gehen um die Nacht über die Geschehnisse des Tages zu verdauen.
 

~*Ägypten*~

Zeitverschiebung: Japan – Ägypten = -7 Stunden
 

Freitag, 15.00 Uhr
 

„Nun denn, Kail“, sprach eine verschleierte Person zu einem jungen Mann, der vor ihm niederkniete. „Du kannst dich auf den Weg nach Japan machen.“

Der junge Mann stand auf, neigte seinen Oberkörper aber noch immer nach vorn.

„Ja. Ich werde in Japan auf Eure Majestät warten.“ Kail richtete sich wieder auf und sah zu seinem König.

„Gut. Alexander, würdet Ihr ihm bitte seinen Auftrag geben? Danach könnt Ihr Euch zurückziehen. Ihr habt sicher noch andere wichtige Termine.“

Der große kräftig gebaute Mann, mit dem Silbergrauen Haar, trat näher an den blonden jungen Mann heran und reichte ihm eine Schriftrolle.

„Dein Auftrag besteht darin, Marisa Ishwar zurück nach Ägypten zu bringen. Sie wird begleitet von Reyla Firewall.“ Kails Stimmung sank auf ihren absoluten Tief-Punkt. Allein schon dieser Name, brachte ihn fast zur Weißglut. Doch er musste sich beherrschen.

„Man vermutet, dass sie nach Japan unterwegs sind. Deshalb wirst du dich ebenfalls dorthin begeben.“ Kail rollte die Schriftrolle wieder zusammen, in der stand wie er nach Japan kommen sollte.

„Dies wäre alles. Hast du noch Fragen?“ Kail hatte tatsächlich noch eine Frage, die er beantwortet haben wollte.

„Woher weiß man, dass Marisa von Reyla begleitet wird?“ Alexander kramte etwas aus der Innentasche seines Jacketts hervor.

„Aufgrund dieses Briefes, der eindeutig von ihr stammt.“ Mit diesen Worten reichte er dem jungen Ritter den Brief und fuhr fort. „Man fand ihn, als man Marisa heute Morgen das Frühstück bringen wollte.“

Mit einem gelassenen Lächeln schaute er zur Seite und sagte: „Oh ja, der ist wirklich von Reyla…“

„Gut, wenn dies alles ist, was du wissen wolltest, solltest du dich auf den Weg machen. Ich wünsche dir viel Erfolg, Kail.“

„Habt Dank, Alexander. Ich werde Euch nicht enttäuschen!“ Der junge Mann verneigte sich noch einmal vor Alexander, bevor dieser mit einer Gruppe spezieller Soldaten hinausging.

„Shin?“ Die türkisgrünen Augen des jungen blonden Mannes leuchteten im Licht der Sonne, das zu einem Dachfenster herein schien, kurz auf.

„Ja? Was hast du, Kail?“, fragte der König seinen Ritter.

„Ich werde mich dann auf den Weg machen und in Japan auf dich warten!“ Mit fest entschlossenem Blick sah er nochmals zu seinem König auf. Doch er war nicht nur sein König, er war auch sein Freund. „Auch verspreche ich dir, Marisa zurückzubringen.“ Kails Gesichtsausdruck wurde besorgter. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, was alles von Reylas Benehmen auf sie abfärben könnte.“ Der junge Ritter wurde unruhig, dieser Gedanke raubte ihm fast den Verstand. „Was stehe ich hier dann eigentlich noch rum?! Ich muss mich beeilen und Marisa aus den Fängen dieser Hexe befreien!!“

„Ach, wenn es doch nur darum ginge, Kail…“ Der junge König stützte gelangweilt seinen Kopf mit seinem linken Arm ab. Da wurde er wieder ernst und richtete sich in eine gerade Sitzhaltung auf.

„Du musst unsere kleine Göttin so schnell wie möglich wiederfinden, ansonsten könnte sie in ernster Gefahr schweben!“ Kail verstand und war augenblicklich wieder voll bei der Sache. Nach einer kurzen Verbeugung machte er sich schließlich auf den Weg. Er verließ das Palastgebäude und blickte noch einmal zur Sonne hinauf, deren Licht seine türkisgrünen Augen noch einmal aufblitzen ließen. Draußen angekommen, ließ er sich kurz noch einmal hängen.

„Warum muss ausgerechnet ich den beiden hinterherjagen…“, seufzte Kail schwer und niedergeschlagen als er die große Treppe hinabstieg.

„Weil ich leider keine Zeit dafür habe“, hörte der blonde Ritter nach einigen Stufen eine vertraute Stimme. Kail drehte sich noch einmal kurz um und erblickte eine vertraute Person im Schatten einer Säule an der Wand lehnen.

„Ja, ja, ich weiß. Du wirst Seine Majestät nach Japan begleiten.“

„Wir sehen uns also erst dort wieder.“ Der andere junge Mann grinste breit. „Pass also gut auf dich auf!“

„Dasselbe gilt aber auch für dich Ed!“ Kail lächelte ebenfalls. „Und pass mir gut auf unseren König auf!“ Ed winkte ab, drehte sich von Kail ab und ging ins Gebäude zurück.

„Beeil dich!!“, schrie Ed ihm noch im gehen nach. „Sonst schaffst du es nicht mehr rechtzeitig nach Alexandria!!“

Kail sah auf die Uhr, es war bereits viertel nach Drei. Er hatte nur noch zwei Stunden um zum 225 Kilometer entfernten Hafen zu gelangen.

„Verdammter Mist!!“, fluchte er während er die restlichen Stufen hinab rannte und sich auf sein Motorrad schwang, mit dem er schon zum Palast gekommen war. „Warum muss das ausgerechnet immer MIR passieren!!?“ Schnell ließ er den Motor an und fuhr los. Kaum hatte er Kairo verlassen gab er Vollgas. Es war ihm alles egal, er wollte nur zum Hafen…

~*Die Flucht*~

Die Flucht
 

Freitag, 8.00 Uhr
 

In einem Zimmer des Palastes in Ägypten waren gerade zwei Personen dabei, etwas zu tun, was sie niemals hätten tun sollen. Aber wozu waren Regeln sonst da, wenn nicht zum brechen?

„Marisa, hast du alles?“, flüsterte die Person, mit dem langen schwarzen Haar und den dunkelblauen Augen.

„Ja… wir können los“, flüsterte die junge Frau mit dem silberschimmernden weißen Haar zurück.

Die Frau mit dem schwarzen Haar drehte sich noch einmal um und murmelte: „Hm… Hier fehlt noch was.“

„Reyla, kommst du?“ Marisas flüstern wurde etwas lauter als sie sah, dass ihre Freundin noch einmal zum Bett gegangen war.

„Komme sofort, ich schreibe nur noch schnell was...“, sagte sie leise, als sie einen Stift aus ihrer Tasche zog und etwas auf ein Blatt Papier schrieb. „So wir können!“

„Was hast du denn geschrieben?“, fragte Marisa neugierig nach.

Mit einem unschuldigen Lächeln antwortete Reyla: „Etwas, damit sie sich nicht so viele Sorgen machen müssen.“ Verdutzt sah Marisa der Schwarzhaarigen nach, die zur Tür hinaus blickte. Einerseits wollten sie fliehen und andererseits hinterließen sie eine Nachricht. Seltsam…

„Die Luft ist rein“, winkte Reyla die junge Frau zu sich. „Die Wache ist wohl gerade nicht da. Das ist unsere Chance!!“ Marisa nickte.

„So, lass mich mal nachsehen wie wir am besten hier raus kommen.“ Mit diesen Worten zog Reyla einen Plan des Palastes hervor, wer weiß woher sie den wieder hatte. Nach kurzem überlegen meldete sie sich wieder zu Wort.

„Komm, ich weiß nun einen sicheren Weg!“ Sie packte Marisa am Handgelenk und zog sie mit sich mit.
 

Freitag, 8.30 Uhr
 

Eine Angestellte des Palastes in Ägypten war gerade mit einem Frühstückstablett auf dem Weg zu einem Zimmer. Da lief ihr eine andere über den Weg, die zu dem selben Zimmer wollte, um das Bett zu richten.

„Oh, guten Morgen, Isha“, begrüßte sie diese.

„Dir auch einen guten Morgen, Noel.“

Die beiden unterhielten sich etwas, während sie auf dem Weg zu besagtem Zimmer waren. Dort angekommen wurden sie auch schon von dem Wachposten der dort stand, begrüßt.

„Einen schönen guten Morgen die Damen!“, sagte er lächelnd und hob eine Hand.

„Guten Morgen!“, antworteten sie kichernd. „Wir dürfen doch hinein, oder?“

„Aber natürlich!“

Isha hob das Tablett nun nur noch mit ihrer linken Hand, damit sie mit ihrer rechten Hand hatte anklopfen können.

„TOCK TOCK“ Keine Antwort. Sie klopfte noch einmal und fragte:

„Junges Fräulein? Ich habe Euer Frühstück dabei. Bitte öffnet die Tür!“ Doch wieder rührte sich nichts. Jetzt nahm Isha die Türklinke in die Hand, damit sie die Tür öffnen konnte.

„Junges Fräulein, wir kommen nun rein!“ Als sie das Zimmer betraten, fanden sie es verlassen vor. Die beiden Angestellten suchten alles in dem Zimmer ab, konnten ihr junges Fräulein aber nicht finden. Dafür fanden sie etwas anderes, das auf dem Bett lag. Es war ein Brief und was darauf stand, war wohl nicht sehr erfreulich…

„WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS?!“, schrien die zwei Damen, sodass die Wache von draußen herein gerannt kam.

„Was ist passiert?! Wo liegt das Problem?!“, wollte der junge Wachmann wissen.

„Es ist furchtbar!!“, sagte Isha aufgebracht und hielt den Brief immer noch in ihren Händen.

„Das müssen wir sofort dem König melden!!“, schrie Noel und zerrte ihre Kollegin mit aus dem Raum, wobei sie den Brief fallen ließ. Der Wachmann wollte wissen, was die zwei Damen so aus der Fassung gebracht hatte und las den Brief:
 

„Falls ihr ernsthaft glaubt, ihr könntet mich mein ganzes Leben lang in diesem Palast einsperren, habt ihr euch getäuscht! Ich mach ´nen Abgang!!! Komm erst in ‘nem Jahr wieder!

Mit freundlichen Grüßen,

Marisa

PS: Wer das liest, ist doof!“
 

„Ähhh…“ Der Wachmann konnte ebenfalls nicht glauben, was er da gelesen hatte und eilte den zwei Angestellten nach. Den Brief nahm er mit, damit man es ihnen auch glaubte.
 

Freitag, 9.00 Uhr
 

In einem kleinen Nebenkorridor…

„Das gibt es doch nicht!“, sagte Reyla, als sie um die Ecke sah. „Sollten heute nicht einige Wachen von Korridor 20 in einem anderen Korridor sein? Es müssten also weniger Wachen hier sein. Aber das sind ja mehr als üblich!!!“

Marisa sah sie fragend an. „Äh… Reyla…? Die Angesprochene drehte sich lächelnd um und fragte:

„Hm? Was ist denn Marisa?“

„Das ist nicht Korridor 20... sondern der mit der Nummer 30...“, antwortete diese und Reyla wurde augenblicklich knallrot im Gesicht und begann nach einer Ausrede zu suchen.

„Äh, ja, genau! Korridor 30! Mein ich doch!“ Da fiel Reyla etwas ein. „Moment mal, war nicht so ein gewisser Blondie, mit demselben Rang den auch du hast, hier?“

Marisa nickte. „Kail...“

Plötzlich hörte man Schritte und besagter „Blondie“ ging durch den Korridor, um nach den Wachen zu sehen. Kail wollte sich gerade wieder dem gehen zu wenden, da glaubte er etwas gesehen zu haben und wollte nachsehen.

Reyla schnappte nach Luft und drückte sich an die Wand, als wollte sie mit ihr verschmelzen. Jeden Augenblick konnte Kail um die Ecke gebogen kommen und hätte sie entdeckt.

„Warum nur habe ich so einen schlechten Orientierungssinn?!“

Die Schritte kamen immer näher und Reyla fasste einen Entschluss: Sie wollte Kail überwältigen. Die Tasche fest im Griff hob sie sie bereits nach oben, damit sie genügend Schwung für den Schlag holen konnte. Auf den Boden blickend wollte sie bereits zuschlagen, da man Kails Schatten schon sehen konnte. Als er dann wohl um die Ecke biegen wollte…
 

„Ah! Da bist du ja, Kail.“

„Sir Alexander!“ Kails Schatten entfernte sich wieder von der Abzweigung und Reyla ließ erleichtert die Tasche sinken. Sie hätte ihn umgehauen, doch gewollt hätte sie es nicht.

„Ihr habt nach mir gerufen, Sir?“, fragte Kail den großen Mann mit dem kurzen silbergrauen Haar.

„Ja, wir haben ein Problem und müssen die Wachen hier deswegen abziehen und mit der Lösung des Problems beauftragen.“

„Ist es denn so groß, dieses Problem?“, fragte Kail entsetzt und sein Schritt beschleunigte sich etwas.

„So ist es und auch du wirst mithelfen müssen. Sollte es allerdings zu spät sein wird dich der König mit einem anderen Auftrag betrauen.“ Alexander bat Kail ihm zu folgen, doch dieser wollte unbedingt noch die Abzweigung überprüfen.

„Einen Augenblick noch, bitte.“ Kail drehte sich um. „Ich möchte nur kurz nachsehen, ob sich dort hinten nicht etwas bewegt hat!“

„Kail!“, rief der Ältere. „Ich bitte dich. Dies kann warten. Es ist wirklich dringend…“

Kail blieb stehen und drehte sich wieder zu dem großen kräftig gebauten Mann um. Er sah ihm tief in die Augen, verbeugte sich und sagte: „Ja, Sir…“

Die beiden entfernten sich von der Abzweigung und bogen in einen anderen Korridor ein. Das passte Reyla nur zu gut, denn jetzt konnten sie weiter gehen.
 

Freitag, 9.45 Uhr
 

„Darf ich Euch eine Frage stellen, Sir?“

„Du hast mir doch gerade eine gestellt“, lachte Alexander. Kail verstand nicht wirklich was daran jetzt so lustig gewesen sein sollte. Nachdem der großgewachsene Mann aufgehört hatte zu lachen meinte dieser: „Du musst mich nicht erst fragen, ob du mich etwas fragen darfst.“ Das meinte er also. Etwas peinlich berührt, blickte Kail mit geröteten Wangen zu Boden. „Außerdem…“, begann Alexander. „Hör auf mit diesem ständigen „Sir“, Alexander reicht völlig.“

„Aber… ich… Ihr…“, stammelte Kail darauf los. „Ihr seid ein Ranghöherer Ritter! Ihr seid der westliche Falke!“

„Aber wie lange kennen wir uns nun schon, Kail?“ Alexander blickte weiter geradeaus, während der Blonde fragend zu ihm aufsah. „Ich kenne dich, seit du der Armee hier beigetreten bist. Habe gesehen, wie du dich hier entwickelt hast und auch wie du dir deine jetzige Position erkämpft hast.“ Alexander machte eine kurze Pause. „Ja, ich glaube sogar, du wirst einmal meinen Posten übernehmen.“

„Das ist zu viel des Lobes… So jemand wie ich, wird niemals der westliche Fa-“

„Solltest du gerade auf deine Vergangenheit anspielen, so merke dir: Sie hat nichts mit deinen Fähigkeiten zu tun!“, unterbrach Alexander den jungen Mann, der darauf wohl nichts mehr zu sagen wusste. Kannte Alexander etwa Kails Vergangenheit?
 

Freitag, 15.30 Uhr
 

„Jetzt müssen wir nur noch die Überfahrt von Alexandria nach Catania schaffen und schon können wir sagen: Japan, wir kommen!“, freute sich die schwarzhaarige Frau als die Fähre nach Catania ablegte.

„Catania…“, wiederholte Marisa leise. „Ist das nicht eine Provinz der Autonomen Region Sizilien in Italien?“

„Genau! Aber uns interessiert nur der Catania – Airport“, erklärte Reyla.

„Ich verstehe das nicht, Reyla… Warum fahren wir nicht gleich mit dem Schiff nach Japan? Wozu müssen wir noch mit dem Flugzeug fliegen?“, fragte Marisa sichtlich verwirrt.

„Ganz einfach: Würden wir mit der Fähre bis nach Japan fahren, würde das viel zu lange dauern und du willst doch so schnell wie möglich nach Japan, oder?“ Marisa antwortete zögernd mit einem Nicken und blickte dann stumm auf die See. Wollte sie denn wirklich so schnell wie möglich nach Japan? Länger konnte sie nicht darüber nachdenken, da Reyla sie aus ihren Gedanken riss.

„Freu dich doch mal!“, meinte sie und klopfte ihrer Freundin auf die Schulter.

„Hm?“

„Erde an Marisa! Ich sagte, dass du dich freuen sollst“, sagte die Schwarzhaarige und die Weißhaarige sah sie verwirrt an. „Na auf Japan! Deine eigentliche Heimat!“

„Ja, das tue ich doch... Es ist so lange her... Die meisten Erinnerungen kommen mir vor wie ein Traum...“
 

„Komm schon, Marisa! Heute entscheiden wir es!! Wir werden es ein für alle Mal klären, wer der Bessere von uns beiden ist!“, hörte Marisa einen kleinen Jungen in Erinnerung sagen.

„Warum bist du nur so gemein zu ihr? Was hat sie dir getan?“, fragte daraufhin ein anderes Mädchen.

„Ihr könnt doch eigentlich gleich aufhören, es endet sowieso wieder unentschieden…“, stellte ein anderer Junge fest.

„Seid still!“, protestierte der erste Junge. „Was ist jetzt, Marisa?!“

„Also gut!“, sagte sie. „Bringen wir es hinter uns, …“
 

Wieder störte Reyla Marisa in ihren Gedanken und Erinnerungen, indem sie sagte:

„Aber DAS ist KEIN Traum wir fahren WIRKLICH dort hin.“

Das Mädchen mit dem silberschimmernden weißen Haar drehte sich lächelnd zu Reyla um. „Ich weiß... und du glaubst gar nicht wie dankbar ich dir bin...“

Reyla brachte ebenfalls ein Lächeln zu Stande. „Marisa...“ Doch dann wurde sie wieder ernster und fragte: „Sag... was würdest du tun, wenn du erfährst, dass die Gerüchte wahr sind... das ER in jener Schlacht gestorben ist?“

Marisas Heiterkeit verflog und sie ließ den Kopf sinken. Man konnte es nicht genau erkennen, aber man konnte meinen sie biss sich auf die Unterlippe und suchte verzweifelt nach einer Antwort.

„Ich…“, kam es leise von der jungen Frau. Da erhob sie ihren Kopf und sah Reyla mit festem Blick an. „Ich würde dann alles erfahren wollen! Wie er gestorben ist... Warum er sterben musste... Wofür er gekämpft hatte…“ Marisa machte eine kurze Pause, fuhr jedoch gleich wieder fort. „Denn Er hatte immer alles gegeben für das woran er geglaubt hatte. Deshalb, sollte er für das gestorben sein, woran er glaubte, werde ich es eher hinnehmen, als dass er grundlos gestorben ist...“

„... du bist sehr stark Marisa“, merkte Reyla an. „Und deshalb werde ich dich auch bis zum Schluss begleiten und so gut wie möglich unterstützen.“

Die weißhaarige sah zu der schwarzhaarigen, umarmte sie und sagte leise: „Danke...“

Reylas lächeln sah gequält aus und sie sprach auch nichts im Moment. Da fiel Marisa etwas ein.

„Was hast du denn jetzt eigentlich in diesen Brief geschrieben?“

Reyla drehte sich sofort von Marisa weg, ihr Lachen war nun ein böses, hinterhältig wirkendes, dass wohl eines zeigen sollte: Der Brief hatte es wieder in sich.

„Oh nein...“, seufzte die andere und schüttelte den Kopf.
 

Freitag, 17.30 Uhr ~ Catania Airport
 

Reyla lachte laut weiter als sie die Flughafenhalle betraten. Marisa konnte darüber nur schwer seufzen. Wieso musste die Schwarzhaarige nur immer so übertreiben? In der Zwischenzeit hatte Marisa es geschafft den Inhalt des Briefes zu erfahren. Ihre Antwort auf diesen war:

„Sie werden gleich wissen von wem dieser Brief ist…“

„Weswegen denn?“, fragte Sie unschuldig.

„Du hättest den Brief freundlicher schreiben können...“

Protestierend antwortete Reyla: „So wie sie mit dir umgegangen sind war das noch recht freundlich! Wirklich, es ist das letzte einen Menschen…“

„Reyla…“, unterbrach ihre Freundin sie.

Die Unterbrochene atmete einmal tief ein und wieder aus bevor sie wieder, etwas ruhiger, begann weiter zu reden.

„Keine Sorge... ich bin froh, dass wir es geschafft haben“, lächelte Reyla beruhigt.

Doch den folgenden Satz, konnte sich Marisa einfach nicht verkneifen.

„Stimmt! Beinahe hätte dein Orientierungssinn uns...“

Sofort lief Reyla knallrot an und hielt der Jüngeren den Mund zu. Es schien ihr sehr peinlich zu sein und meinte dazu nur:

„Okay, okay! Ich hab es ja verstanden!“ Marisa musste einfach lachen, lange konnte sie nicht mehr, da sie gleich am Schalter waren, aber bis sie dort waren, lachte sie.
 

Freitag, 17.30 Uhr ~ Am Hafen von Alexandria
 

Kail hatte es gerade noch so geschafft auf das Schiff zu kommen. Völlig außer Atem hing er über der Reling des Hecks und blickte nach hinten zurück auf Alexandria.

„DAS wirst du mir büßen, Rey!“
 

~*10 Minuten früher*~
 

Kail kam gegen 17.20 Uhr in Alexandria an und hätte es noch rechtzeitig zur Abfahrt des Schiffes geschafft, den Hafen zu erreichen. Wäre da nicht diese „Baustelle“ gewesen… Er wusste, wer dieses Hindernis aufgebaut hatte und verfluchte diese Person. Denn DAS, war sicher auf ihren Mist gewachsen.

„Verdammter Mist, wie viele Leute kennt Reyla denn noch, die in ihrer Schuld stehen?!“, fluchte Kail. Oh ja, Reyla kannte wirklich viele Leute. Sie war schließlich Ärztin und da war es doch gut, dass sie viele Patienten hatte. Manchmal aber auch nicht, wie Kail immer wieder feststellen durfte.

Da diese „Baustelle“ die ganze Straße blockierte, und Kail mit dem Motorrad nicht weiter kam, musste er es hier abstellen und abholen lassen. Außerdem musste er jetzt zusehen, dass er die Strecke, für die man mindestens noch 15 Minuten brauchte, er in maximal 8 Minuten schaffte. Kail schlängelte sich durch die Bauarbeiter, die ihm mit voller Absicht den Weg versperrten, hindurch und rannte so schnell er konnte in Richtung Hafen. Doch musste er aufpassen, denn auch auf dem Weg zwischen dieser „Baustelle“ und dem Hafen gab es noch einige Hindernisse die es zu überwinden galt. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es bereits 17. 28 Uhr war. Er hatte nur noch zwei Minuten… Doch aufgeben kam für ihn nicht in Frage!

Noch etwa Fünfhundert Meter trennten Kail von dem Schiff, als dieses mit lautem Tröten des Schiffshorns begann abzulegen.

„Bitte nicht!“, keuchte der blonde junge Mann, während er immer noch rannte und zusehen musste, wie das Schiff sich langsam aber sicher vom Kai entfernte. Kail versuchte, noch einmal alles aus sich rauszuholen und beschleunigte seine Geschwindigkeit etwas. Mit lauten, schweren Schritten rannte er über den Pier und als er dessen Rand erreichte, sprang er.

Er sprang mit aller Kraft, die er noch in seinen Beinen hatte und nutzte den Schwung seiner Geschwindigkeit um einen weiten Satz zu machen. Es misslang ihm ganz knapp das Heck mit seinen Füßen zu erreichen, doch konnte er sich noch mit einer Hand an der Reling festhalten. Mit zugekniffenen Augen und einem stechendem Schmerz in der Schulter versuchte er mit der anderen Hand ebenfalls die Reling zu erreichen. Dadurch, dass er den ganzen Weg gerannt war, war er nun ziemlich außer Atem. Zudem kam hinzu, dass er begann abzurutschen, da seine Hände feucht waren. Bevor Kail jedoch abstürzte, erreichte er mit seiner linken Hand die Reling und konnte sich somit nach oben hangeln, bis er sich auch mit den Füßen abstützen konnte.
 

Und somit wären wir wieder bei der Szene, bei der Kail über der Reling hing und nach hinten blickte. Nachdem er sich so etwas ausgeruht hatte, kletterte er komplett über die Reling an Deck. Dies sah einer der Matrosen, der mit an Bord war und wollte sofort Kails Ticket sehen. Doch da schien ihm etwas aufgefallen zu sein und er fragte: „Verzeiht, aber seid Ihr nicht…“

Kail sah ihn fragend an. „Wer bin ich?“

„Seid Ihr nicht Kail Herai? Der zweite Ritter Ägyptens?“, fragte der Matrose nun doch.

Kail sah sich ein wenig um und hörte einige Passagiere.

„Habt ihr gehört?“

„Kail Herai! Kail Herai ist hier an Bord!“

„Ist das denn zu glauben?“

„Einer der drei höchsten Ritter des Landes!!“

Hätte er es jetzt noch abgestritten, wäre das keine sehr glaubhafte Lüge gewesen. Also nickte er und das Staunen wurde immer größer. Wo war er da nur gelandet…
 

Freitag, 17.50 Uhr
 

„Wie meinen sie das, der nächste Flieger nach Japan geht erst in zwei Stunden?!“, fragte die Frau mit dem langen schwarzen Haar am Schalter des Flughafens.

„Nun, die Maschine hatte einen unerwarteten Zwischenfall und musste daher in Athen eine Notlandung machen. Bis das Problem gelöst und eine weitere Maschine abflugbereit ist, müssen wir sie leider bitten zu warten“, erklärte die junge Frau am Schalter freundlich. Reyla wollte aber nicht warten und war gerade dabei anzusetzen um etwas zu sagen, da ging Marisa ihr dazwischen: „Vielen Dank für die Auskunft.“

„Warum hast du mich zurückgehalten?!“, wollte Reyla wissen.

„Weil es doch sowieso nichts geändert hätte.“ Dieses Argument war gut. Sogar so gut, dass Reyla darauf nichts mehr einfiel.

„Na gut, du hast ja recht, aber ich hab so ein komisches Gefühl…“ Marisa sah sie etwas verwirrt an. „Dieses Gefühl habe ich eigentlich nur, wenn mir ein gewisser Blondling zu nahe kommt…“

„Du meinst Kail?“, fragte die junge Frau. „Was meinst du mit: Er kommt dir zu nahe?“

„Nun, dass er mir immer sehr schnell auf Schliche kommt-!“ Reyla stoppte. Das, wollte sie eigentlich nicht sagen…

„Du meinst, wenn du wieder etwas angestellt hast…“ Sie fühlte sich ertappt und drehte sich schnell von Marisa weg, damit diese nicht sah, wie rot Reyla wurde.

„Sei nicht sauer, Rey“, sagte Marisa lächelnd, während sie sich bei Reyla einhakte. „Lass uns doch hier etwas essen gehen!“ Nachdem Reylas Magen für sie geantwortet hat, gingen sie in eines der Restaurants im Flughafen.
 

Freitag, 19.45 Uhr
 

„Macht den verdammten Weg frei!!!“

Kail schlängelte sich durch alle Passagiere hindurch, damit er es noch rechtzeitig zum Flughafen schaffte. Man hatte an Bord zwar durchgesagt das sich der Abflug der Maschine CJ-1957 um einige Minuten verspätet, Kail sich aber trotzdem beeilen wollte. Denn immerhin musste er noch am Schalter einchecken. Als er kurz vor dem Schalter war, sah er die lange Schlange die noch anstand. Also tat er nun etwas, dass er nur ungern einsetzte: „Macht den Weg frei! Ich komme im Auftrag seiner Majestät, dem König von Ägypten und Sir Alexander, dem westlichen Falken!“ Sofort machte man den Weg frei, denn Alexander war ein sehr bekannter und geschätzter Mann. Die junge Frau am Schalter arbeitete so schnell sie konnte, damit Kail wieder weiter kam.
 

Freitag, 20.00 Uhr
 

„Hmmm…“ Reyla lächelte. „Wir starten!“ Der Zugang wurde gerade geschlossen, es dauerte also nicht mehr lang. Langsam begann die Maschine zu rollen. Nach einer Weile hob sie ab. Man hörte wie sich eine der Stewardess mit einem Passagier unterhielt und ihn zurück auf seinen Platz brachte. Jedoch konnte man die Person nicht erkennen.
 

„Bitte mein Herr, nehmt doch endlich Platz“, drängte die Stewardess. „Ihr würdet die Passagiere im Abteil vor uns stören und das möchten wir vermeiden.“

„Ich will doch nur einmal kurz die Passagiere überblicken…“, rief Kail über die Schulter nach hinten.

„Und genau das würde sie stören!“ Mit diesen Worten stieß sie Kail auf ihren Platz und er war gezwungen zu warten, bis sie wieder landeten.
 

„In ein paar Stunden schon sind wir in Japan“, freute sich Reyla und sah zu Marisa, die auch ein Lächeln auflegen konnte. Jedoch erkannte die schwarzhaarige Frau, dass Marisa wohl irgendetwas bedrückte und sie glaubte auch zu wissen, warum sie sich nicht wirklich freuen konnte. „Du denkst wieder über die Gerüchte nach, nicht wahr?“

Marisa sah ihre Freundin erstaunt an, nickte aber. „Ja… Ich… habe große Angst vor der Wahrheit. Doch man sollte die Hoffnung niemals aufgeben. Und ich werde sie nicht aufgeben! Nicht, solange ich nicht Gewissheit habe!“
 

„Warte nur, Marisa! Sobald wir gelandet sind, werde ich mich auf die Suche nach dir begeben! Und so leid es mir tut, aber ich muss dich einfach wieder zurück nach Ägypten bringen!“, flüsterte Kail.

„Gebt die Hoffnung lieber auf… Ich werde euch zwei immer und überall finden…“

~*Bezahlt, doch womit?*~

Bezahlt, doch womit?
 

„… Ich wiederhole: Wir setzen nun zur Landung im Flughafen Tokio-Narita an und bitten Sie, die Sicherheitsgurte nicht zu entfernen oder Aufzustehen. Vielen Dank.“ Die Stimme aus dem Lautsprecher verstummte, doch hatte sie dafür gesorgt, dass Marisa und Reyla aufwachten.

„Hey! Wir landen ja schon!“, freute sich Reyla und sah zum Fenster hinaus. Marisa konnte diese Freude nicht so recht teilen. Einerseits freute sie sich in Japan zu sein, andererseits würde sie hier die Wahrheit herausfinden.

„Du denkst immer noch daran, nicht wahr?“, fragte Reyla und Marisa fuhr erschrocken zusammen. Sie hatte gerade im Moment nicht damit gerechnet angesprochen zu werden.

„Ich habe Angst… vor der Wahrheit…“ Reyla fiel auf, dass ihre Freundin am ganzen Körper zitterte. Jedoch wurde sie etwas ruhiger, als sie ihr eine Hand auf ihre zu Fäusten gekrampften Hände legte.
 

Auch Kail hatte die Lautsprecherdurchsage gehört. Im Gegensatz zu manch anderen um ihn herum, hatte er nicht geschlafen. Das hieß aber nicht, dass er nicht müde war. Er rieb sich mit einer Hand - genauer gesagt, mit Daumen und Zeigefinger – die Augen und hoffte, dass er so die Müdigkeit etwas wegwischte. Man hatte ihm gesagt, dass der Flug CJ – 1755 nicht geflogen war, doch konnte er sich sicher sein, dass Marisa und Reyla nun ebenfalls in dieser Maschine waren? Dies konnte er nur überprüfen, wenn er – sobald sie gelandet waren – so schnell wie möglich in die Flughafenhalle kam.
 

Dann war es soweit. Das Flugzeug setzte auf der Landebahn auf und man konnte die quietschenden Reifen hören. Es brauchte eine Weile, bis das Flugzeug endgültig stillstand. Kail sprang sofort auf, um als erster nach draußen zu kommen. Er wusste, dass Marisa und Reyla Gepäck dabei hatten. Also wartete er an der Gepäckausgabe bis die beiden dort auftauchten.

Und tatsächlich! Sie kamen!!

„Marisa!“, schrie Kail, worauf sich die Angesprochene und ihre Freundin umdrehten. Beide sahen nicht besonders erfreut aus, als sie Kail sahen und rannten los. Kail, der nicht glauben konnte was gerade geschah, setzte sich nun auch wieder in Bewegung und nahm die Verfolgung auf. Es würde für Reyla eine spaßige Verfolgungsjagd werden…
 

Als Nunnally am nächsten Morgen die Augen aufschlug, kamen ihr die gestrigen Ereignisse so unwirklich vor. War ihr Bruder wirklich wieder da? Sie wollte sich davon überzeugen, dass dies nicht nur ein Traum gewesen ist, sondern dass er wirklich wieder hier war. Durch die Übungen mit Sayoko schaffte sie es langsam allein, von ihrem Bett in ihren Rollstuhl hinein. Sie wollte weiter üben, damit sie irgendwann einmal allein zurecht kam. Als sie dann in ihrem Rollstuhl saß, machte sie sich fertig und gab Sayoko Bescheid wohin sie ging. Die junge Königin fuhr in den Teil des Nebenbaus, den sie für die Bediensteten hatte sperren lassen. Dann stand sie vor einer Tür… Ihr Herz klopfte so laut und kräftig, dass man meinte, es würde zerspringen. Ein wenig Angst hatte sie doch, ob sich wohl jemand meldete, wenn sie klopfte?

„TOCK TOCK“

Für Nunnally verstrich eine halbe Ewigkeit in der es still war. Doch dann…

Öffnete jemand die Tür und Nunnally sah in das Gesicht ihres Bruders, welcher sie freundlich anlächelte. Sie war so glücklich darüber, dass ihr wieder die Tränen kamen.

„Oh je… Jetzt muss ich schon wieder weinen. Ich bin eben doch zu schwach…“

„Ganz und gar nicht, Nunnally“, versuchte Lelouch sie aufzubauen. „Dass du nach meinem Tod meine Nachfolge angetreten bist, zeigt mir, dass du nicht schwach bist.“ Nunnally lächelte und dankte ihrem Bruder, dass er so an sie glaubte.

„Aber jetzt sag doch mal, Nunnally… Warum bist du schon so früh hier?“ Dies war eine gute Frage. Immerhin war es erst Acht…

„Ich dachte mir, wir könnten vielleicht alle im Garten frühstücken…“ Mit einer immer leiser werdenden Stimme brachte die junge Frau die Frage über ihre Lippen.

„Eine sehr gute Idee, Nunnally“, vernahm sie nun auch C.C.s Stimme aus dem Zimmer zu der sich Lelouch sofort mit einem verärgertem Blick umdrehte.

„Dann werde ich alles vorbereiten lassen!!“, strahlte Nunnally und fuhr davon. Lelouch dagegen stand noch immer an der geöffneten Tür und blickte gegen die Wand gegenüber, als wolle er mit seiner bloßen Willenskraft ein Loch hinein bohren. Als C.C. wieder hinter ihm vorbeilief sprach er: „Vielen Dank, C.C.“

C.C. lächelte überlegen, da sie wusste weshalb ihr gerade gedankt wurde.

„Irgendwann hättest du sie aufklären müssen“, sagte C.C. nur, weil sie wusste, dass Lelouch ihr jeden Moment eine Frage gestellt hätte.

„Ja, IRGENDWANN!!“

„Die Sonne kann nicht ewig im Mittag stehen.“

„Woher hast du denn das nun wieder?“, fragte Lelouch, drehte sich jedoch immer noch nicht um.

„Das, mein lieber Lelouch, war ein chinesisches Sprichwort und heißt so viel wie: Lass dir nicht zu viel Zeit.“ Lelouch hatte fast vergessen, dass C.C. eine Zeit lang in China gelebt hatte. Zu dieser Zeit traf sie auch Mao, dem sie ebenfalls ein Geass gegeben hatte. Doch konnte er ihr ihren Wunsch zu sterben nicht erfüllen und sie ließ ihn fallen. Aber auch Lelouch konnte ihren Wunsch bis jetzt noch nicht erfüllen. Wollte C.C. überhaupt noch sterben, wo sie doch nun zu zweit waren. Diese Frage wollte er sich für später aufheben, denn jetzt hatte er eine andere, auf die der schwarzhaarige junge Mann eine Antwort wollte.

„Und wie soll ich das anstellen, C.C?“ Die grünhaarige Frau trat an Lelouch heran und umarmte ihn von hinten. Ihren Kopf legte sie an sein Schulterblatt.

„Du wirst es schon irgendwie machen. Schließlich bist du der Mann, der Wunder vollbringen kann.“ C.C. musste kurz lachen. „Da ist das doch wohl kein Problem für dich.“

Es verstrich noch einige Zeit, in der sie so da standen und nichts sagten.
 

„Reyla, was machen wir denn jetzt?“, fragte Marisa die langhaarige Frau die neben ihr lief. Doch diese lächelte nur erfreut und zeigte, wie viel Spaß sie hatte.

„Ich meine es ernst! Kail wird uns jeden Moment kriegen!“ Marisa konnte die gute Laune ihrer Freundin einfach nicht verstehen. Hatten sie sich doch so viel Mühe gegeben um nach Japan zu kommen und jetzt sollte alles vorbei sein?

„Keine Angst, Kail kriegt uns nicht!“, spaßte Reyla. „Er ist so langsam, dass wir schon in Tokio sind, während er noch nach einer Fahrgelegenheit sucht!“

„Sei dir da mal nicht so Reyla Firewall!!“ Kail konnte jedes einzelne Wort verstehen, da er nur zwei bis drei Schritte hinter den beiden Damen war. „Gleich hab ich euch!!“

„REYLA!!!“

„WAHAHAHAHAHAHA!!!“

„Ich finde das ganz und gar nicht lustig, Reyla!“ Marisa rannte schon so schnell sie konnte, doch sie wusste, dass Kail schneller war als sie. Und dennoch hatte er sie noch nicht erwischt? Seltsam.

Doch dann wurde die weißhaarige junge Frau durch ein lautes Pfeifen aus ihren Gedanken gerissen. Das nächste, das sie hörte, war ein lautes Rumpeln und Ächzen. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass man Kail wohl einen Kofferwagen in den Weg geschoben hatte, über den er dann geflogen war.

„Also, Reyla! Du kannst doch nicht einfach-!“

„Hätte er uns etwa erwischen sollen?“, unterbrach die schwarzhaarige Frau ihre Freundin. „Damit haben wir nun genug Zeit, um uns ein Taxi zu suchen das uns nach Tokio bringt!“

„Du willst wirklich nach Tokio?“, fragte Marisa überrascht. „Dann weiß Kail doch wo wir hin wollen!“

„Du musst anders denken, meine liebe“, erklärte Reyla. „Er wird nun denken, wir hätten das nur gesagt, damit er uns in Tokio sucht, wir aber woanders wären. Also wird er uns nicht in Tokio suchen!“ Reyla war der festen Überzeugung, dass Kail so denken würde. Marisa jedoch war nun lange genug mit Kail befreundet um sagen zu können, dass er nicht so dachte. Jedoch wollte sie Reyla nicht das Gefühl ihres Triumphs nehmen.
 

Kail setzte sich gerade wieder auf und schob die restlichen Koffer, die auf ihm gelandet waren, herunter, da sah er wie Marisa und Reyla gerade durch den Haupteingang nach draußen gingen. Er atmete einmal tief durch um sich wieder zu sammeln, damit er die Verfolgung wieder aufnehmen konnte. Ein wenig die Schulter haltend und mit leicht schmerzverzogener Mine stand er auf und ging zu der großen Tür. Nun war Marisa ihm doch entwischt.

„Was wohl seine Majestät dazu sagen wird… Ha ha ha…“ Kail verging das Lachen wieder, denn er wusste, dass sein König ebenfalls bald hier in Japan landete. Jedoch nicht hier an diesem Flughafen, sondern am Flughafen Tokio-Haneda, also direkt in der Hauptstadt.

„Ich könnte mich eigentlich bei Ihrer Hoheit Nunnally anmelden, da der Gute Shin ohnehin meine Ankunft bei ihrem Telefonat erwähnt hatte. Außerdem muss ich doch sowieso nach Tokio, wenn ich Marisa fangen will. Das hatte Reyla ja gesagt.“ Ein Lächeln stahl sich auf Kails Lippen, er fühlte sich irgendwie überlegen.

„Reyla glaubt wohl, dass ich so blöd wäre. Sie denkt mit Sicherheit, dass ich denke, sie wären woanders hingegangen, weil sie sagten, dass sie nach Tokio gingen. Aber nicht mit mir! Sie sind nach Tokio und wollten mich auf eine falsche Fährte bringen. Nun, meine liebe Reyla, selbst schuld! Durch deine kleinen Spielchen bin ich langsam abgehärtet! Das hat vielleicht ein oder zwei Mal geklappt, aber jetzt nicht mehr!“ Immer noch lächelnd trat er nach draußen und schnappte sich das Erstbeste Taxi, das frei war.

„Wo soll es denn hingehen?“, fragte der Fahrer sogleich. Er sah sehr merkwürdig aus. Er trug eine alte Jeans und wohl eines seiner alten Unterhemden, das nur so übersät mit Fettflecken war. Eine halb abgebrannte Zigarette steckte in seinem Mund und die Sonnenbrille, die sehr alt aussah, war soweit nach unten gerutscht, das er drüber schauen konnte.

„Ich brauche ein Leihauto“, offenbarte Kail. „Wissen Sie vielleicht, wo ich eins bekomm?“

„Aber klar doch, Junge!“ Mit diesen Worten drehte sich der Fahrer um und schnallte sich an.

„Schnall dich mal an, es wird holprig!“

Mit quietschenden Reifen ging die Fahrt los und hätte Kail sich nicht angeschnallt, hätte es ihn wohl durch den ganzen hinteren Bereich geschüttelt.
 

Nunnally, Kallen, Gino, Euphemia und Rolo saßen an dem Tisch, auf dem die junge Königin das Frühstück hatte anrichten lassen. Euphemia und Rolo saßen ohne jede Verkleidung da. Selbst Suzaku war ohne die Maske Zeros erschienen, was nicht hieß, dass er sie nicht dabei hatte. Als Nunnally fragen wollte, wo Lelouch wohl bliebe, bogen er und C.C. gerade um eine Hecke und die Beiden setzten sich zu den anderen.

„Es ist also wirklich wahr…“, begann Gino. „Ihr seid wieder da.“ Er blickte zu Lelouch, Euphemia und Rolo. „Beantworte mir eine Frage, Lelouch.“

„Aber gerne doch, Gino.“

„Wieso trägst du diesen albernen Hut?!“, kam es von Kallen. Gino stockte der Atem, wollte er doch etwas anderes fragen. Lelouch dagegen musste leicht schmunzeln und meinte dazu:

„Das wirst du noch früh genug erfahren, meine liebe Kallen.“

„Und du bist dir sicher, dass es in Ordnung ist, wenn Rolo und ich einfach so hier sitzen, Lelouch?“

„Aber ja, natürlich“, versicherte Lelouch. „Ihr braucht euch überhaupt keine Sorgen zu machen.“

Etwa eine Stunde später kam eine der Wachen angelaufen. Euphemia und Rolo waren so erschrocken, als er plötzlich hinter ihnen stand, dass sie sich vor Schreck nicht rühren trauten. Aber den Wachmann schien es gar nicht zu stören, dass Euphemia und Rolo dort saßen. Lelouch sah nicht auf, er hielt seinen Kopf gesenkt um von seinem Brötchen zu beißen.

Der Wachmann berichtete Nunnally davon, dass es in der Halle des Flughafen Tokio-Narita zu einigen Unruhen gekommen war.

„Es waren wohl Einreisende aus Ägypten, die für Unruhe sorgten. Sollen wir jemanden hinschicken, damit man nach dem Rechten sieht?“, fragte er zum Abschluss.

„Nein.“ Kopfschüttelnd winkte Nunnally die Situation ab. „Ich weiß Bescheid, man hat mich gestern Abend über die Einreise eines ägyptischen Ritters informiert. Dieser Ritter hat hier in Japan etwas zu erledigen.“

„Wenn Ihr verzeiht, Hoheit. Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag, Milady.“ Der Wachmann verbeugte sich noch einmal vor Nunnally und drehte sich schließlich zum gehen um. Dabei erblickte er Rolo und Euphemia und blieb kurz schweigend stehen. Dann sagte er:

„Lady Euphemia, ich wünsche auch Euch noch einen schönen Tag.“

„Aber… Was…?“ Euphemia wusste nicht wie ihr geschieht. Der Wachmann hatte sie ganz normal angesprochen, dabei hätte er sich doch wundern müssen, dass sie hier war.

„Was sollte das denn jetzt?“, fragte nun auch Rolo in die Runde.

„Wie wäre es, wenn du uns das beantwortest, Lelouch?“ Der Angesprochene blickte zu Gino und lächelte nur, als wollte er etwas geheim halten.

„Hast du denn etwas damit zu tun, Bruder?“, fragte gleich daraufhin auch Euphemia.

„Ich muss schon sagen Gino, dir entgeht wohl nichts.“ Lelouch schien gelassener. „Also, wie bist du darauf gekommen?“

„Ganz einfach: Als alle zu dem Wachmann sahen, warst du der einzige, der sein Gesicht zu verstecken schien“, schlussfolgerte Gino. Der junge Mann mit dem schwarzen Haar wirkte ertappt, wollte dies aber mit einem Lächeln überspielen.

„Warum erzählst du es uns nicht einfach?“, wollte Nunnally wissen. „Klär uns doch bitte auf.“

Lelouch konnte seiner Schwester einfach keine Bitte abschlagen und so bittend wie sie ihn gerade ansah, konnte er es schon gleich zweimal nicht.

„Ihr habt doch alle mitbekommen, dass ich mir in der Welt von C von jenem Kristall etwas gewünscht habe“, begann Lelouch und alle hörten ihm genau zu. „Ich habe mir nicht nur gewünscht, dass Euphie wiederbelebt wird, sondern auch, dass man ihr das Blutbad, das vor der Black Rebellion war, nicht mehr anlastet.“

„Aber ungeschehen ist es damit nicht“, warf Kallen ein. „Wem hast du also dann die Schuld angelastet?“

„Ich habe es mir selbst angelastet!“ Erstaunen spiegelte sich auf den Gesichtern der Anwesenden wieder. Besonders Euphemia konnte nicht glauben, was Lelouch da gerade offenbart hatte.

„Da gibt es doch noch mehr, dass du uns verheimlichst!“ C.C. schielte zu ihrem Vertragspartner zur Seite.

„Hm…“, überlegend sah er in den Himmel. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“

„Ein Licht…“ Überrascht blickten alle zu Spice, der gerade um die Ecke bog. „Eine Welle aus Licht ist über den Himmel gerollt…“

„Ja, ich erinnere mich!“, gab C.C. bekannt. „Als wir zum Palastgebäude liefen kam eine Lichtsäule vom Himmel und ein strahlendes Licht überzog ihn.“

„Auch wir haben dieses Licht gesehen“, fügte Kallen hinzu.

„Lelouch, was hast du…?“ Gino stockte, da Lelouch ihn nur wieder anlächelte.

„Ich habe die Fähigkeit meines Vaters benutzt und habe so die Erinnerungen der Welt umgeschrieben.“

„Und was heißt das nun?“, fragte die junge Frau mit den roten Haaren.

„Das heißt, Rolo und Euphie waren niemals tot und auch, dass Euphie niemals das Blutbad veranstaltet hat. Das war nun meine Tat…“

„Ihr irrt Euch.“ Nun kam auch Yokosuke in die Richtung des Tisches gelaufen. Er hatte etwas in der Hand, das so aussah wie ein Prospektheftchen.

„Yo“, freute sich Nunnally. „Wo warst du denn schon so früh am Morgen?“

„Bitte verzeih, Nunnally. Spice meinte, ich solle etwas überprüfen.“

„Hat das etwas mit diesem Prospekt zu tun, das du dabei hast?“ Lelouch starrte schon die ganze Zeit auf dieses Heftchen, in der Hoffnung etwas erkennen zu können. Doch er sah so gut wie nichts.

„In der Tat hat es etwas damit zu tun“, erklärte Yokosuke, während er darin blätterte und etwas suchte.

„Eine interessante Kleinigkeit, die wohl jeden hier neugierig machen wird.“

„Also waren unsere Vermutungen richtig?“, wollte Spice wissen.

„Ja.“ Der Knight of Six stoppte seine Suche. Er hatte wohl gefunden, wonach er suchte.

„Wenn ich nun um eure Aufmerksamkeit bitten dürfte“, verkündete er mit dem aufgeschlagenen Prospekt.

„Im Jahre 2017 wurde Tokio Schauplatz einer großen Schlacht. Diese Schlacht nannte man die Black Rebellion. Ausgelöst wurde diese durch eine Falle der Britannier. Sie gaben vor, einen Sonderbezirk Japan zu errichten in dem die damals als Elevens bezeichneten Japaner wieder als freie Japaner leben konnten.“

„Aber Yo, das kennen wir doch schon“, wurde er von Kallen unterbrochen. „Als nächstes wird erklärt, dass Prinzessin Euphemia einen Japaner erschoss und Zero Britannia den Krieg erklärt hat.“

„So warte doch bitte, Kallen. Lass ihn doch fertig lesen.“ Kallen wusste nicht, warum sie sich diese Geschichte schon wieder anhören musste, aber wenn Spice sie darum bat, hörte sie es sich noch einmal an.

„Aufgestellt wurde diese Falle von Marianne vi Britannia, die eigentlich für Tot gehalten wurde.“

„WAS!!?“, schrie Lelouch als er den Namen seiner Mutter anstatt seinen hörte. „Aber wie…?“

„Sie haben einen Gegenwert gezahlt und somit dieses kleine Detail geändert“, erklärte C.C.

„Sie haben viel zu viel getan, als was sie je hätten eintauschen können!“ C.C. verstand Lelouch, was hatten sie noch alles geändert? Sie hatten Rolo, Shirley und Euphemia zurück geschickt. Sie hatten die Erinnerungen der Welt geändert, doch zu welchem Gegenwert?

„Deine Mutter und dein Vater haben die Seelen ihrer Untergebenen benutzt, die in der Welt von C gefangen waren. Mit Hilfe dieser, hat er den Gegenwert der Leben bezahlt. Und die Erinnerungen der Welt haben die beiden mit ihrer Freiheit bezahlt.“ Lelouch verstand nicht, was seine Partnerin damit andeuten wollte.

„Sie werden die Welt von C niemals wieder verlassen können und müssen nun bis in alle Ewigkeit über sie wachen.“
 

„So ein verdammter Mist!“, fluchte die schwarzhaarige Frau. „Können Sie den Bus nicht schneller reparieren?!“

„Es tut mir wirklich sehr leid, aber was nicht geht, geht eben nicht!“

„ARGH!!!“

„Komm schon, Reyla“, versuchte Marisa ihre Freundin zu beruhigen. „Warten hat noch niemandem geschadet.“

„Ich weiß nicht…“ Die junge Frau sah beunruhigt aus. „Irgendetwas liegt in der Luft.“

Marisa musste lachen, dass hörte sich wirklich seltsam an, wenn es aus Reylas Mund kam.

Seufzend ließ sich die junge Frau auf die Bank fallen, die der Fahrer für die Fahrgäste aufgestellt hatte.

„Wer weiß, Marisa, vielleicht werde ich ja paranoid?“

„Ach was! Wie kommst du denn jetzt darauf?“, wollte das Mädchen mit dem weißen Haar wissen.

„Naja…“, seufzte Reyla. „Ich hab so ein komisches Gefühl in der Magengegend…“

Da kam plötzlich ein grüner Opel Corsa die Straße entlang gefahren und als man erkannte, wer ihn steuerte, fiel Reyla die Kinnlade herunter. Daher also das schlechte Gefühl…

Der Opel hielt genau vor Marisa und Reyla an. Sie wussten, abhauen wäre sinnlos gewesen. Kail kurbelte die Fensterscheibe herunter und blickte Marisa und Reyla grinsend an.

„Na los, steigt ein…“, seufzte er. „Euer Gepäck hab ich schließlich auch schon dabei…“

„Und wohin bringst du uns dann?“, fragte Marisa zögerlich. „Wirst du uns wieder…“

„Ich werde euch zwei nach Tokio mitnehmen!“, lächelte der Blonde junge Mann. Die schwarzhaarige Frau glaubte sich verhört zu haben, ihre Freundin aber konnte nicht anders, als Kail durch das Fenster zu umarmen. Nachdem die beiden eingestiegen waren, fuhr der grüne Opel Corsa wieder weiter in Richtung Tokio.
 

„Bruderherz!!!“

Lelouch drehte sich um, um zu sehen wer nach ihm rief. Es war, wer auch sonst, seine kleine Schwester.

„Sieh doch nur was ich gefunden habe!“, strahlte Nunnally ihren Bruder an.

„Sind das…?“

„Ganz genau! Bilder von früher!“

„Eehhh!“ Lelouch staunte sehr, als er die alten Bilder betrachtete.

„Bilder vom kleinen Lelouch?“ Kallen kam um die Ecke gelaufen. Sie war in Begleitung von Gino und Suzaku.

„Hey! Na sieh mal einer an!“ Gino war sichtlich erfreut über diese Schnappschüsse.

„Und was für Geschichten gibt’s zu diesen Bildern?“, wollte die rothaarige Frau wissen. Suzaku und Lelouch wurden beide etwas rot auf den Wangen. War es ihnen etwa peinlich darüber zu reden?

„Also gut…“, erbarmte sich Suzaku und begann mit dem ersten Foto.

„Ihr müsst wissen, es war sehr heiß damals. Und weil Lelouch eben nur da saß und ein Buch las, dachte ich mir, ich könnte ihn mit meiner Wasserpistole etwas ärgern.“ Der braunhaarige junge Mann konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Wie wütend er dann geworden ist! Das hättet ihr mal sehen sollen! Er hat mir natürlich sofort gedroht, aber er hat mich nicht erwischt.“

„Tja, aber ich habe dich doch einmal erwischt!“, warf Lelouch sofort ein. „Oder warum sonst musstest du dich auch umziehen?“ Der junge Mann mit dem schwarzen Haar hielt das nächste Foto hoch. Auf diesem sah man, wie Suzakus Kopf auf Lelouchs Schoß gebettet und er vor Erschöpfung eingeschlafen war.

„Na gut, dann hast du mich eben einmal erwischt…“, gab Suzaku zu.

„Und das hier? Was habt ihr hier gemacht?“, wollte Kallen interessiert wissen und deutete auf das Bild, das wohl Abends gemacht wurde. Es zeigte Nunnally, Suzaku und Lelouch, die wohl auf einem Fest waren.

„Da waren wir auf dem Sommerfest. Das war an demselben Tag, an dem auch die beiden anderen gemacht wurden.“

„Verstehe…“ Kallen sah sich die Bilder noch einmal an und musste lächeln.

„Ein kleiner Lelouch der sogar Spaß haben kann…“, scherzte nun auch C.C.

„Und wer hat diese Bilder gemacht? War das dein Vater, Suzaku?“ Der Blick des jungen Mannes bekam etwas Trauriges. Er senkte seinen Blick und schloss die Augen.

„Nein“, erklärte er. „Das war eine alte Freundin…“

„Oh… Entschuldige bitte. Ich wollte euch dreien nicht zu nahe treten…“ Kallen senkte nun ebenfalls den Blick.

„Nein, nein“, warf Lelouch ein. Kallen hatte wohl etwas missverstanden. „Wenn du glaubst, dass sie gestorben ist, dann kann ich dich beruhigen.“ Kallen sah auf.

„Aber was ist denn dann passiert? So wie Suzaku aussieht…“

„Sie wurde von heute auf morgen einfach weggebracht“, erklärte der ehemalige britannische Imperator.

„Aber warum?“, hakte der Knight of Two nach.

„Das wissen wir leider auch nicht…“, erklärte nun Nunnally. „Wir wissen nur, dass es Todoh-san war…“
 

Die Sonne ging unter und alles färbte sich orangerot. Die Häuser, der Himmel… einfach alles, was die Strahlen der Sonne trafen.

Kail, Marisa und Reyla standen am Strand und betrachteten die untergehende Sonne.

„Sag mir die Wahrheit. Warum wolltest du nach Tokio, Marisa?“ Die junge Frau sah ihren langjährigen Freund an und wusste sofort, dass dieser keine Ruhe gäbe, bis er die Wahrheit wusste.

„Ich bin hier, weil ich die Wahrheit wissen will“, erklärte sie deshalb knapp. „Es ist nicht so, dass es mir in Ägypten nicht gefiel, aber ich muss es einfach wissen. Ansonsten würde ich niemals Ruhe finden. Verstehst du, Kail?“ Der junge Mann schwieg nur.

„Vergiss es, Marisa“, mischte sich Reyla ein. „Dieser Typ sucht doch nur einer Möglichkeit um dich so schnell wie möglich wieder nach Ägypten zu bringen!“ Kail fuhr herum und sah Reyla ernst an.

„Das ist nicht wahr!“, schrie er die schwarzhaarige Frau an. „Würde das stimmen, dann hätte ich schon längst irgendwas getan!“ Das stimmte. Sonst wenn Kail einen Auftrag ausführte, zögerte er nie so lang.

„Ich bin euch gefolgt um herauszufinden, warum Marisa abgehauen ist. Jetzt da ich weiß warum, möchte ich ihr helfen!“ Marisa war überglücklich. Sie wusste, dass Kail sie verstehen würde.

„Und was schlägt unser Ritter nun vor?“

„Wir sollten uns erst mal eine Bleibe für die Nacht suchen. Morgen werde ich dann noch etwas Geld wechseln. Während ich das Geld wechseln lasse, könnt ihr euch am Friedhof umsehen. Wir müssen uns aber morgen, im Laufe des Tages, auch bei Ihrer Hoheit Nunnally melden.“ Reyla war zwar nicht sehr begeistert davon, schlug aber dennoch ein.
 

~*Am nächsten Tag*~
 

„Oh man…“, seufzte ein junger Mann mit geflochtenen blondem Haar. „Zwölf Stunden Flug sind einfach nichts für mich…“

„Ach komm schon, Edward“, versuchte eine verschleierte Person ihn aufzumuntern. „Du hättest doch ein bisschen schlafen können.“

„Bitte verzeiht, Majestät. Aber ich traute dieser Ruhe nicht. Außerdem…“ Der junge Mann stockte.

„Ja? Sprich ruhig weiter Edward.“

„Ach, nichts…~“ Ed konnte seinem König ja schlecht erzählen, dass er ihm nicht traute. Verständlich. Der König verhüllte sein Gesicht immer mit einem Schleier. Da war es schwer zu erkennen, ob er schläft oder nur so tat. Und da er wusste, dass Ed den Flug über wach geblieben war, musste er es auch gewesen sein.

„Wollen wir uns dann zu Ihrer Majestät Nunnally aufmachen?“, fragte der junge Ritter und der König nickte.

„Ich hoffe nur, wir sind nicht zu früh…“

~*Erwischt und Enttarnt?*~

Erwischt und enttarnt?
 

Früher Morgen.

Die Sonne war gerade aufgegangen und die Natur begann zu leben. Die Vögel zwitscherten nur so, als gäbe es kein Morgen mehr.

In einem kleinen Zimmer eines Appartementhauses konnte man auch hören, dass dort wieder leben eingekehrt war. Die drei Reisenden, die gestern Abend noch um ein Zimmer gebeten hatten, waren auch kaum zu überhören.

„Woher soll ich wissen, dass du nicht irgendein Gift hineingemischt hast?“, fragte der blonde junge Mann sein Gegenüber.

„Wenn es dir nicht passt, dann isst du eben nichts!“, schrie die Schwarzhaarige zurück.

„Ähm… Leute?“, versuchte Marisa die beiden Streithähne zu besänftigen. „Würde es euch etwas ausmachen, ein kleines bisschen leiser zu sein? Sonst kommen noch die anderen Bewohner…“

„Nicht bevor er nicht mein Essen gegessen hat!“ Reyla setzte gerade dazu an, Kail eine Gabel mit Rührei in den Mund zu schieben, als dessen Handy klingelte. Sofort machte er sich auf die Suche nach seinem kleinen Etwas von Kommunikationshilfe und fand es unter seinem Kopfkissen. Als er sah wer anrief, entspannte er sich ein wenig.

„Shailia, guten Morgen. Was gibt es denn?“

„Guten Morgen, Kommandant! Die Stimme am anderen Ende der Leitung hörte sich müde an. Kein Wunder, wenn man bedachte wie viel Uhr gerade in Ägypten war.

„Kommandant, ich brauche Euren Rat“, sagte die junge Frau. „Es ist wirklich dringend, aber ich habe es einfach nicht mehr geschafft Euch zu erreichen…“

„Ist ja gut, Shailia“, versuchte Kail die müde klingende junge Frau zu beruhigen. „Dann lass doch mal hören. Sonst kann ich dir nämlich nicht wirklich helfen.“

Reyla und Marisa setzten sich derweil wieder hin und frühstückten weiter. Als Reyla einen Bissen ihres Rühreis nahm, verzog sie sofort das Gesicht.

„Wieso nur…“, seufzte sie. „Warum nur, sind meine Eier, egal ob gekocht oder in der Pfanne gebraten, immer zu weich?!“

„Vielleicht solltest du doch mal auf Kail hören und sie einfach länger in der Pfanne lassen“, scherzte Marisa und biss von ihrem Apfel ab.

„Und diesem Möchtegern-Ritter einen Triumpf gönnen?! Niemals!“, sprach die ältere der beiden Damen und nahm noch eine Gabel Rührei in den Mund.

Etwa zehn Minuten später hatte Kail fertig telefoniert und kam wieder auf die beiden jungen Frauen zu. Dabei schweifte sein Blick zu Reyla und deren Teller, der vollkommen leer war.

„Ich frage mich wirklich, wie sie dieses Schlabberzeugs nur immer runter würgen kann…“, dachte er sich und wandte den Blick wieder von ihrem Teller ab.

„War das Shailia?“, fragte Marisa interessiert.

„Ja, sie hatte ein paar Probleme mit ihrer Maschine“, erklärte der Blondling. „Du hast doch sicher mitbekommen, dass sie eine neue Maschine bekommen hat.“

„Ja, sie nannten sie „den Phönix“, oder?“

„Genau. Und weil diese Maschine eben anders gebaut wurde, hatte sie ein paar Probleme.“

„Ist diese Maschine nicht schon vor deiner gebaut worden?“, erkundigte sich Reyla.

„Ja. Aber es wurden noch einige Kleinigkeiten daran verbessert, weshalb sie jetzt erst geliefert wurde. Von der Bauart her sind sie sich aber ähnlich.“

„Verstehe… Ja, Shailia ist wirklich eine gute Soldatin. Kaum zu glauben, dass du ihr Kommandant bist“, neckte Reyla den jungen Kommandanten, der sich wieder darüber aufregte. Marisa sah dem ganzen mit einem Lächeln zu. Für sie war das schon Alltag.
 

„Also, dann wäre das geklärt?“, fragte Kail noch einmal nach.

„Ja. Du wechselst noch etwas von dem Geld das du dabei hast und wir sehen uns am Friedhof um“, antwortete Marisa.

„Dann wäre ja alles geregelt“, stellte Reyla fest.

„Na dann… Bis später!“, verabschiedete sich der junge Ritter.

„Bis später dann“, winkte die weißhaarige junge Frau ihm nach, bevor auch sie und ihre Freundin sich auf den Weg machten.

„Und du bist dir sicher, dass es dieser Friedhof ist?“, erkundigte sich Marisa.

„Ja, ich habe gehört, dass Kriegsgefallene hier begraben sind.“

„Ich verstehe…“ Reyla und ihre junge Freundin setzten ihren Weg fort, bis sie schließlich vor den großen Toren des Friedhofs standen.
 

„Da wären wir also, Majestät. Und Ihr seid Euch sicher, dass Ihr die Nacht in diesem kleinen Zimmer gut überstanden habt und nun mit Ihrer Hoheit Nunnally reden wollt?“

„Herr Gott nochmal, JA!!!“

„Ähm… Okay…“

Die zwei Schatten, die vor den Toren des Palastes standen, setzten sich nun wieder in Bewegung und durchschritten die Tore. Sie gingen den Weg entlang, der zum Palast führte. An seinen Seiten standen abwechselnd ein hochgewachsener Buchsbusch und ein klein geschnittener. Der Rasen sah gepflegt aus, da wusste jemand mit seinem Handwerk umzugehen. Als die zwei Personen so voranschritten, kamen ihnen zwei Wachen entgegen. Die beiden trugen zwar die gleiche Uniform, aber sie waren nicht gleich groß. Der größere der beiden kam als erstes vor den Besuchern zum stehen.

„Halt!“, sagte er auffordernd. „Was wollt Ihr hier? Niemand darf in dieses Gebäude eintreten, wenn er keine offizielle Audienz mit der Königin hat!“

„Ihr beiden seht mir sehr verdächtig aus!“, offenbarte der kleinere Wachmann seine Gedanken. „Jemand der sein Gesicht verhüllt, kann nichts Gutes beabsichtigen!“

Der junge Blondling an der Seite des Verhüllten, wollte gerade etwas erwidern, da hob der Verhüllte seine Hand, als Zeichen, dass sein Begleiter schweigen sollte.

„Es tut mir wirklich außerordentlich Leid, aber ich verhülle mein Gesicht aus gutem Grund“, erklärte er selbst.

„Ihr wisst nicht, dass ihr beiden dem König von Ägypten gegenübersteht, habe ich recht?“, fragte der Blondling die beiden Wachen. Diese sahen sich nur erschrocken an und konnten es nicht glauben, wem sie da gegenüberstanden.

„Ich bin hier, weil ich eine Audienz mit der Königin habe. Sie hat euch beiden sicher gesagt, dass sie einen gewissen Shin erwartet, oder?“ Wieder sahen sich die Wachen irritiert an, nickten aber dann.

„Nun, ich bin dieser Shin. Und dieser junge Mann hier an meiner Seite, ist einer meiner besten Ritter.“

„Edward Xing, ich bin der Dritte Ritter Ägyptens.“ Edward verneigte sich vor den beiden Wachmännern, als er sich vorstellte.

„Wir werden Ihre Hoheit Nunnally über Eure Ankunft informieren. Bitte habt noch einen Augenblick Geduld“, erklärte der große Wachmann.

„Natürlich. Wir werden warten“, nickte Shin zustimmend und ließ seinen Blick noch einmal über den gepflegten Rasen und die Buchsbüsche schweifen.
 

„Ist gut, ich habe verstanden. Ich danke euch. Ja, ihr könnt sie eintreten lassen“, erklärte Nunnally über Telefon. Sie hatte mit den beiden Wachmännern am Eingang gesprochen, die sie über zwei Eindringlinge informiert hatten. Nunnally bestätigte aber nur, dass es sich bei den beiden wohl um den König Ägyptens und einen seiner Ritter handelte. Verwundert wandte sie sich wieder den anwesenden Knights zu. Diese waren Gino, Kallen, Yokosuke und Jeremiah die ebenso verwundert waren, wie Nunnally.

„Warum hat er uns den nicht informiert, dass er heute kommt?“, überwand Kallen als erste ihre Verwunderung. „Wir hätten ihn doch abholen können.“

„Vielleicht wollte er sich ja die Stadt ansehen?“, rätselte Jeremiah, konnte sich ein leichtes Lächeln jedoch nicht verkneifen.

„Oder aber er wollte uns einen Streich spielen“, scherzte Gino, fing sich aber gleich einen Hieb von Kallen ein. Immer noch grinsend hielt er sich die linke Seite, da Kallen ihn dort in die Rippen geschlagen hatte.

„Worüber denkst du nach, Yo?“, fragte die Regentin den Knight of Six.

„Ich frage mich…“, begann er zögerlich, „Was er wohl so dringend mit Euch, äh… mit… dir… besprechen will.“

„Stimmt, er hat erst vor wenigen Tagen nachgefragt, ob er kommen könnte. Ob wohl irgendetwas ist…“, stellte auch der Knight of Three eine Frage in den Raum. Dann klopfte es an der großen Tür und ein Bediensteter trat ein.

Er verneigte sich kurz vor den Anwesenden und sprach: „Verzeiht bitte, wenn ich Euch unterbreche, aber ein gewisser Shin steht vor der Tür. Er sagt, er hätte eine Audienz mit Euch.“

„Das ist richtig. Bitte lasst ihn eintreten“, gab Nunnally dem Bediensteten ihr OK dafür, den Besucher einzulassen.

Ein junger Mann trat ein, dicht gefolgt von einem weiteren. Der erste, der eintrat, trug keine festliche Kleidung. Es sah so aus, als wäre das seine Kleidung um inkognito zu bleiben.

Der zweite, der eintrat, trug eine weiße Hose. Sein ärmelloses Jackett war ebenfalls weiß, die Knöpfe allerdings waren goldgelb und stachen deshalb hervor. Sein Blondes Haar war zu einem Zopf geflochten und seine Augen schimmerten goldgelb. Auf Jackett und Hose war noch eine Stickerei, ebenfalls goldgelb gehalten. Auch trug er einen Umhang in dieser Farbe. Diese Farbe war ihm wohl zugeteilt, sowie es bei den Knights of Round ebenfalls war. Jeder Knight hatte einen Umhang in einer anderen Farbe. Ob das bei den Rittern Ägyptens auch so war? Gut möglich. Allerdings hatte man sich bei diesem Ritter wohl nicht allzu viel Mühe gemacht eine Farbe zu suchen. Blondes Haar, goldgelbe Augen, goldgelbe Stickereien… Wenn das nicht passte…

Der junge Mann, der zuerst eingetreten war, war nun vor Nunnally angekommen und verneigte sich. Sein Ritter tat es ihm gleich. Erst jetzt bemerkten sie das Schwert des Ritters und nahmen eine andere Haltung ein.

„Bitte verzeiht, aber ich gehe ohne mein Schwert nicht einen Schritt außer Haus“, erklärte der Ritter, als er die Blicke der anderen bemerkte. Er wusste, dass sie sein Schwert nicht einfach nur betrachteten, sondern es auch als Gefahrenquelle sahen.

Nun richteten sich die Blicke wieder auf die Person, die sich gerade wieder erhoben hatte.

„Es ist mir wahrlich eine Ehre, heute hier zu sein“, begann er zu sprechen. „Und es ist mir natürlich eine Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen, Nunnally vi Britannia.“

Nunnally sah die verhüllte Person mit leicht geröteten Wangen an.

„Es ist auch für mich eine Ehre, Euch kennenzulernen.“ Nunnally neigte sich mit dem Oberkörper etwas nach vorn.

„Ich sehe Eure Verwirrtheit, Hoheit, daher lasst mich bitte erklären.“ Noch einmal verneigte sich der Verschleierte.

„Komm schon, Shin!“, fing der Ritter genervt an zu sprechen. „Mach nicht wieder so einen großen Wirbel…“

„Ja ja, ich weiß!“, wandte er sich kurz seinem Ritter zu. „Mann nennt mich Shin und ich bin, ja… wie soll man das sagen… Ed?“

Überrascht zuckte der Ritter zusammen, als sein König ihm plötzlich diese Frage stellte.

„Meine Güte…“, seufzte er, nachdem er sich wieder gefangen hatte. „Warum sagst du nicht einfach, dass du der neue Regent von Ägypten bist?!“

„Weil ich es nie so kurz und knallhart rüber bringe wie du.“

„Also seid Ihr…“, begann Kallen ihre Frage, konnte sie aber nicht zu Ende stellen, da ihr die Stimme versagte.

„Ganz recht. Ich bin… der König von Ägypten!“

„Von wegen, du kannst es nicht…“, kommentierte Ed den letzten Satz seines Königs.

„Verzeiht, wenn ich Euch etwas grob erscheine. Dies ist eigentlich nicht meine Art, aber wenn sich unser guter Shin immer so anstellt…“ Ed verneigte sich ebenfalls noch einmal vor den Britanniern und stellte sich vor.

„Mein Name ist Edward Xing und ich bin der dritte Ritter Ägyptens. Bei euch hier in Britannien wäre ich wohl der Knight of Three…“, scherzte er am Schluss noch.

Nach dem nun endlich etwas Ruhe eingekehrt war und sich die Knights of Round vorgestellt hatten, ergriff Nunnally das Wort.

„Shin, Ihr habt gesagt, dass Ihr ein Problem hättet. Welches wäre das?“, kam Nunnally gleich zum Punkt.

„Nun… zuallererst einmal… Wie Ihr mich ansprecht… Hatte ich Euch am Telefon nicht gesagt, dass Ihr nicht so förmlich zu mir sein sollt? Das hatte ich doch, oder Ed?“

Edward nickte nur, da er nicht mehr auf das Spielchen von Shin eingehen wollte.

„Ähm… Bitte verzeiht… Und… was ist es dann, was… dich… hierher führt?“

„Man trachtet mir nach dem Leben!“ Edward hatte Recht, er konnte doch genauso knallhart auf den Punkt kommen, wie auch er.

„Ich bin zwar erst seit ungefähr eineinhalb Monaten auf dem Thron Ägyptens, aber man hat schon unzählige Male versucht, mir das Leben zu nehmen. Manipulation, Attentate, Gift… wobei ich anmerken muss, dass es niemals tödliches Gift war… obwohl… Edward, wann war das?“

„Wann war was?“, antwortete der Blondling genervt.

„Wann hatten wir diese schlimme Krankheit?“ Eds Gesichtsausdruck wurde etwas besorgter, es muss wohl sehr ernst damals gewesen sein.

„Das war vor gut drei Jahren…“, erinnerte er sich. „Der Rat der EU hatte angefangen darüber zu debattieren, ob man nicht alte Königsfamilien wieder aufleben lassen sollte. Viele waren dagegen, da es das Gleichgewicht hätte stören können.“

Ed entwich ein langer Seufzer, ehe er fortfuhr.

„Der ägyptische Vertreter hatte ausgeplaudert, dass man die Blutlinie der Pharaonen im Geheimen weitergeführt hatte und man es ja an Ägypten testen könnte, wie es ablaufen würde. Und so sandten einige ihre Meuchelmörder ins Land mit dem Auftrag, den momentanen Nachfahren ausfindig zu machen und ihn schnellstmöglich zu beseitigen.

Viele versuchten es, scheiterten aber. Doch dann kam ein ganz schlauer… Er schickte eine Rose in den Palast an der ein Virus haftete. Jeder der daran roch wurde innerhalb weniger Stunden krank. Doch zum Glück haben nur zwei Personen an dieser Rose gerochen…“

„Das waren Ed und ich…“, erklärte der König, während Ed seinen Blick senkte.

„Wir wurden schwerkrank, doch dann kam eine Ärztin, die uns tatsächlich wieder aufgepäppelt hat.“

„Verstehe… Aber ich verstehe nicht, wie wir Eu-… äh… dir helfen können.“

Im Kopf des Königs schien es Klick gemacht zu haben. Er sagte nichts mehr. Ed konnte wieder nur schwer seufzen.

„Wir wollten Euch bitten, ein paar Eurer Spione in unser Land zu schicken. Vielleicht würden diese etwas herausfinden“, erklärte der junge Ritter für seinen König.

Nunnally und die Knights starrten Ed überrascht an. Sein König hatte sich wohl wieder gefangen.

„Genau. Ich bitte Euch, Hoheit. Helft uns“, sagte Shin und verbeugte sich tief.

„Ich… Ich kann es ja einmal versuchen… Ich möchte mich allerdings vorher noch einmal mit allen beraten. Dennoch werde ich versuchen, Eu-… DIR zu helfen!“

„Unser Dank sei Euch gewiss!“, verneigte sich nun auch Ed.
 

Kail verließ die Wechselstube, in der man auch so freundlich war und ihm einen Stadtplan gegeben hatte, und wollte sich wieder auf den Weg machen.

„Schon elf…“, murmelte er und wandte den Blick von seiner Uhr ab.

„Ich könnte mich ja mal nach etwas essbarem umsehen“, entschied er sich, als wieder sein Handy klingelte. Ohne darauf zu achten, wer anrief, nahm er den Anruf an.

„Ja? Hier spricht Kail, was gibt es?“, sprach er und nahm noch einen Schluck von seinem Wasser.

„Ahh! Gut, dass ich dich erwische, Kail“, ertönte eine ihm bekannte Stimme aus der Hörmuschel. Kail war so darüber überrascht, dass er sein Getränk wieder ausspuckte.

„Majestät?! Seid Ihr das etwa?“, fragte er nachdem er sich den Mund abgewischt hatte.

„Wer sollte ich denn sonst sein?“, war die Gegenfrage. „Ich wollte mich eben bei dir Erkundigen, wie die „Jagd“ läuft. Hast du sie bereits?“

„Ähm… naja…“ Was sollte Kail jetzt antworten?

„Ja, ich habe die beiden, aber wir kommen noch nicht zurück, weil sie noch etwas in Erfahrung bringen wollen!“? Dann konnte er genauso gut auch seinen Posten hinschmeißen…

„Was ist denn jetzt, Kail?“, fragte Shin nach.

„Ähm… A-Also… Ich habe sie fast…“ Der blonde junge Mann wurde immer leiser.

„Das heißt du bist in Tokio?“

„Ähm… Ja…“, antwortete er knapp.

„Hast du dich schon bei Ihrer Hoheit Nunnally gemeldet?“

„Nein, das wollte ich heute-“

„Ah, sehr gut!“, ließ Shin verkünden. „Dann sie zu, dass du dich heute im Laufe des Tages noch hier sehen lässt.“

„Jawo-!“, setzte Kail an, als es dann Klick machte.

„Moment… Wie meinen?“, fragte er leicht schockiert und verwirrt nach.

„Du sollst dich hier dann im Laufe des Tages blicken lassen. Ich werde es Nunnally gleich sagen…“

„Soll das heißen, Ihr seid schon hier in Tokio?!“ Diese Frage stellte er doch etwas lauter als geplant.

„Ja, ich bin gestern Nacht hier angekommen“, erklärte der junge König ruhig. Am liebsten wäre Kail jetzt wild durch die Gegend gesprungen, doch weil so viele Leute um ihn herum waren, ließ er es sein.

„Ach und Kail?“

„Ja?“

„Sei nicht immer so verspannt“, riet er seinem Ritter noch. Dieser wusste darauf keine Antwort.

„Also dann, Kail! Wir sehen uns später“, sagte sein König und legte auf. Kail drückte den roten Knopf und musste erst einmal alles verdauen. Als dies geschehen war, rannte er wie von Sinnen los.

„Marisa! Reyla! Bleibt wo ihr seid!!“
 

http://www.youtube.com/watch?v=Reuf2eF-j1I
 

Marisa stand allein vor dem Grab nach dem sie gesucht hatte, sich aber gewünscht hatte, es niemals zu finden. Es kam ein seichter Wind auf und alles was man in dem Moment hörte, war das Rauschen der Blätter.

„Da bin ich wieder…“, sprach die junge Frau leise. „Es ist lange her… Suzaku…“

Wieder kam eine Brise auf und Marisa hörte, dass jemand näher kam. Es war Reyla, die losgegangen war um ein paar Blumen zu kaufen.

„Marisa… Es tut mir Leid…“, begann sie leise zu sprechen. „Ich habe gebetet, dass es nur ein…“

Die Weißhaarige unterbrach ihre Freundin mit einem Kopfschütteln.

„Du kannst doch nichts dafür… Niemand kann etwas dafür. Ich finde es nur traurig, dass ich ihn nicht noch einmal sehen konnte. Wie gern hätte ich mich bei ihm bedankt, für die schöne Zeit die ich hier verbringen durfte. Wie gern hätte ich mich für mein plötzliches Verschwinden entschuldigt… Aber ich habe einem Traum nachgejagt… Einem Traum, der schon von vornherein zum Platzen verurteilt war…“ Kurzes Schweigen kam über den Friedhof, welches von einigen Arbeitern durchbrochen wurde, da sie einige Gräber wieder entfernen mussten, weil sie fälschlicherweise angelegt wurden, obwohl sie doch leer waren.

„Ich werde Zero aufsuchen!“, erklärte Marisa mit festem Blick. „Vielleicht weiß er ja, wie es dazu kam… Auch werde ich die Knights of Round Kallen Kozuki und Gino Weinberg um eine Antwort bitten… Und wer weiß, vielleicht schaffe ich es sogar mit Nunnally zu reden?“

„Marisa…“, flüsterte Reyla wieder und nahm ihre jüngere Freundin in die Arme.

„Bitte, ich weiß wie stark du bist… aber schlucke es nicht einfach so hinunter.“ Marisa kämpfte dagegen an, doch spürte sie, wie sich die Tränen in ihren Augen bildeten. „Und auch wenn er nicht mehr hier ist… Er wird in deinen Erinnerungen weiterleben! Außerdem bin ich mir sicher, dass er dir längst vergeben hatte und deinen Dank zu schätzen wüsste, nach dem wie du ihn mir beschrieben hast.“

Nach diesen Worten klammerte sich Marisa an ihre Freundin und ließ ihren Tränen nun endlich freie Bahn. Sie solle sich ausweinen, waren Reylas Gedanken.
 

„Du siehst mit deinem weißen Haar wie eine Oma aus!“, sagte der Junge mit dem braunen Haar.

„Warum bist du so gemein?!“, schrie Marisa ihn an.

„Hör doch schon auf Suzaku…“, versuchte ihn das kleine Mädchen mit dem hellbraunen Haar dazu zu bringen, aufzuhören.

„Warum? Sie sieht nun mal wie eine Oma aus!“

„Mann, Suzaku!“ Sein Freund gab ihm eine Kopfnuss und ging dann zu dem Mädchen hin, das am Boden saß und weinte. Er kniete sich zu ihr hinunter.

„Hör schon auf zu weinen“, sagte er mit einem lächelnden Gesicht. „Das ist nur seine Art, Freundschaft zu schließen.“

Marisa sah ihn ungläubig an, blickte dann zu Suzaku hinüber, der sich sofort mit geröteten Wangen wegdrehte.
 

Nunnally betrachtete die Bilder noch einmal. Auf keinem davon war Marisa. Sie hatten damals viele Bilder gemacht, doch sie war auf keinem einzigen.

„Wieso kommt mir ausgerechnet jetzt diese Sache wieder in den Sinn…“

„Du siehst nachdenklich aus. Was ist los?“ Spice kam auf Nunnally zu, da diese wieder im Garten saß.

„Ich habe mich nur gerade an früher erinnert.“

„Verstehe… Ist damals etwas Schlimmes passiert? Willst du vielleicht darüber reden?“ Vielleicht tat es wirklich ganz gut, einmal über alles zu reden. Als Nunnally ihm von damals erzählt hatte, fasste er sich nachdenklich mit einer Hand ans Kinn.

„Ich verstehe… Aber warum sprecht ihr Todoh dann nicht einmal direkt darauf an? Irgendwann würde mit Sicherheit sowieso alles herauskommen. Sag ihm, er solle dir, deinem Bruder und auch Suzaku endlich alles erzählen.“

„Da hat Euer Freund gar nicht so unrecht, Nunnally“, stimmte Shin Spice zu, als er näher an die beiden herantrat.

„Ich muss schon sagen, dieser Garten ist genauso schön wie die Grünanlage am Eingangsbereich. Euer Gärtner ist wirklich ein Fachmann! Ihr müsst ihn mir unbedingt einmal vorstellen!“ Spice wurde etwas rot. Das war wohl schon zu viel des Lobes.

Nunnally kicherte. „Dann lasst mich euch einander vorstellen! Dies ist unser Gärtner“, sagte sie und deutete auf den weißhaarigen Mann.

„Man nennt mich Spice. Es ist mir eine Ehre, Euch kennenzulernen.“ Spice verneigte sich und legte dabei eine Hand vor seinen Oberkörper und die andere hinter seinen Rücken.

„Aha, ich verstehe. Nun, ich bin Shin und das ist Edward, mein persönlicher Ritter.“ Shin überlegte kurz.

„Sagt, Nunnally, habt Ihr einen persönlichen Ritter?“

„Wie? Ähm… Nein, noch nicht“, antwortete sie verlegen.

„Ihr könnt Euch nicht entscheiden, hab ich recht?“

„Shin, sei doch bitte nicht immer so neugierig!“, ging Ed dazwischen. „Ich möchte mich für ihn entschuldigen, Majestät.“

Shin wollte gerade etwas erwidern, da nahm ihn Ed bei der Hand und schleifte ihn weiter.

„Dies ist er also?“, lächelte Spice. „Er ist früher gekommen als erwartet.“ Nunnally nickte.

„Ja, heute Morgen stand er plötzlich vor den Toren des Palastes.“

Sie wusste nicht wieso, aber Nunnally musste plötzlich lächeln.

„Spice, ich möchte dir danken.“

„Weswegen denn? Ich habe doch nichts Großartiges getan.“

„Du hast mir zugehört, dafür danke ich dir.“

„Ich glaube, ich sollte mich wieder an die Arbeit machen!“, lenkte Spice ab und machte sich wieder an die Arbeit.

„Ein persönlicher Ritter…“, murmelte Nunnally leise. „Aber wer könnte dafür in Frage kommen?“
 

Marisa und Reyla standen immer noch am Grab. Reyla hatte ihre Freundin erst losgelassen, als sie all ihre Tränen geweint hatte. Mittlerweile hatten sie sogar die Blumen, die Reyla vorhin mitbrachte, auf das Grab gelegt.

„Mach dir keine Sorgen… Es geht wieder…“, sprach sie ruhig zu ihrer schwarzhaarigen Freundin.

„Ich werde nicht mehr länger weinen und meinen Blick abwenden. Suzaku… Es war mir eine Ehre, dich kennen gelernt zu haben.“

„Also dann! Gehen wir!“, feuerte Reyla sie selbst an. „Ich bin mir sicher, dass wir es schaffen werden mit Nunnally zu sprechen!“

„Ich fürchte, das wird schwer“, hörten sie beide Kails Stimme.

„Warum sollte das schwer werden?“, fragte die ältere der beiden Frauen.

„Weil der König bereits hier ist“, erklärte der blonde Kommandant.

„Dann wird es in der Tat schwer…“, seufzte Reyla und ließ die Arme hängen.

„Woher weißt du das, Kail?“

„Er hat mich vorhin angerufen. Er sagte, er sei bereits seit gestern Nacht in Tokio. Auch hat er mich gefragt, ob ich euch beide schon gefunden hab.“

„Und du hast natürlich gesagt, dass du gleich mit uns vorbeikommen wirst“, sagte Reyla genervt.

„Ich habe gesagt, ich habe euch noch nicht wirklich.“ Reyla glaubte sich verhört zu haben. War das wirklich Kail? War das wirklich der Kail, der sonst immer alle Befehle perfekt ausführte?

„Sag mal, bist du Krank oder was ist mit dir passiert?“, wollte die Schwarzhaarige von dem jungen Mann wissen.

„Siehst du Marisa? Genau deswegen will ich nicht, dass du zu viel Zeit mit dieser Person verbringst…“, seufzte er leise, worauf Marisa lachen musste.
 

„Du willst dich also solange verstecken, bis er wieder abgereist ist? Und wo?“

„Nun, Reyla, ich dachte wir verstecken uns in Shinjuku. Dort können wir auch etwas anständiges Essen und-“

„Moment!“, unterbrach ihn Reyla. „Willst du etwa sagen, dass mein Essen nicht anständig ist?!“

„Ist ja gut… Es tut mir Leid, okay? Ich meinte, dort können wir dann auch etwas zu Abend essen“, korrigierte sich Kail, was Reyla anscheinend zufrieden stellte.
 

„Und deshalb überlegst du jetzt, was du tun sollst“, erkundigte sich Lelouch bei seiner Schwester. Diese nickte nur stumm als Antwort.

„Nun, ich finde, dass du dir Zeit lassen solltest. Überleg dir genau, ob du überhaupt einen Ritter brauchst oder möchtest. Es wäre von Vorteil, wenn du einen hättest. Allerdings gibt es auch Nachteile. Also nimm dir Zeit und denke gut darüber nach.“

„Entschuldigt bitte die Störung, Nunnally…“ Shin redete nicht weiter, als er Lelouch erblickt hatte, der sich zur Tür umgedrehte.

„Ach so… Ich verstehe!“ Shin trat näher an die beiden heran und auch Ed betrat den Raum.

„Sagt Nunnally, Ihr wisst nicht zufällig, was neulich mit der Welt geschah, oder?“

Nunnally suchte nach den richtigen Worten, fand sie aber offensichtlich nicht, weswegen Lelouch für sie sprach.

„Bitte lasst es mich erklären, Majestät. Meine Schwester hat nichts mit dieser Sache zu tun.“

„Na dann!“ Auch wenn man es nicht sah, man hörte, dass Shin lächelte. „Ich bin gespannt, wie Ihr das erklären wollt, Lelouch.“

~*Gefunden*~

Gefunden
 

„Ahahahahaha!“ Der Palast war erfüllt von lautem Gelächter.

„So beruhigt Euch doch bitte wieder Shin!“, bat Lelouch nun schon zum fünften Mal. Sein Gegenüber fand die ganze Sache aber wohl sehr amüsant.

„Shin!“ Ed blickte von der Seite zu ihm hinüber und der König Ägyptens hörte augenblicklich auf zu lachen.

„Ähem…“, räusperte er sich. „Nun, die ganze Sache hört sich einfach… wie soll ich sagen…?“

„Lächerlich an?“, beendete Lelouch den Satz des ägyptischen Königs.

„Nein, lächerlich nicht. Das Geass hatte hier also seine Finger im Spiel…“

„Heißt das, Ihr wisst über das Geass Bescheid?“, fragte Nunnally irritiert.

„Sagen wir es so“, mischte Ed sich ein, „dass es in Ägypten einige Leute gab, die daran zerbrachen und sich das Leben nahmen.“

„Sie zerbrachen an der wichtigsten Regel…“, fügte Shin noch hinzu.

„Halte dich von denen fern, die dir wichtig sind.“ Auch Lelouch kannte diese Regel. C.C. hatte sie ihm einmal gesagt. Das war wohl auch der Grund gewesen, warum Charles zi Britannia Lelouch und Nunnally fortgeschickt hat. Sie waren ihm also wichtig… Das hätte er auch besser zeigen können.

„Aber nun sagt, woher kennt Ihr das Geass?“ Nunnally ließ nicht locker. Sie wollte wissen, woher die beiden Ägypter das Geass kannten.

„Es gibt alte Schriften darüber. In diesen steht so einiges geschrieben, zum Beispiel, dass es Leute gibt, die einem das Geass verleihen können und wiederum andere, die einem das Geass wieder nehmen können“, erklärte der junge Mann, mit dem verhüllten Gesicht.

„Ist das alles, was in diesen Schriften steht?“, wollte der schwarzhaarige wissen. Die beiden Gäste schwiegen kurz, dann sprach Ed weiter.

„Es gibt noch eine Schriftrolle…“, erklärte er zögerlich. „Diese kann aber nur der rechtmäßige Thronfolger lesen.“ Lelouch und seine Schwester sahen Shin erwartungsvoll an, dieser winkte aber nur ab.

„Es tut mir leid, aber ich habe sie noch nicht gelesen.“ Ohne ein Wort, drehte Ed sich um und ging in Richtung Tür. „Hey, Ed! Wo gehst du hin?“

„Ich will mir die Stadt ansehen, da kann ich dich Nervensäge nicht gebrauchen!“

Gespielt beleidigt wandte sich Shin an Nunnally. „Er hat mich Nervensäge genannt…“

„Ähehe!“ Nunnally musste lachen, als sie diesen empörten Ton hörte.

„Warte Ed!“, rief Lelouch dem Blonden nach. „Ich werde dich begleiten! Nicht, dass du dich noch verläufst!“

„Er geht tatsächlich mit in die Stadt?“

„Unser Vater hat alles verändert…“ Shin sah zu Nunnally. Diese erklärte ihm, wie die Geschichte nun abgelaufen war.
 

„Wahnsinn!!“, freute sich Reyla. „Ein Sommerfest!!“

„Naja, ich dachte mir, dass wir hier vielleicht nicht so auffallen… Hey!! Reyla wo gehst du hin?!“ Kail stürzte der Schwarzhaarigen sofort hinterher. Marisa folgte beiden mit einem Seufzen.

„Hör auf mir nach zu rennen!“, schrie Reyla den Blonden, der ihr folgte, an.

„Wir hatten ausgemacht, dass wir zusammenbleiben! Oder willst du, dass man dich findet!?“

„Und du hast gesagt, dass wir etwas essen werden!“ Gerade als Kail etwas kontern wollte, erinnerte er sich daran, so etwas gesagt zu haben.

„Keine Angst, großer Ritter!“, erklärte sie. „Ich werde schon nichts anstellen!“

Und weg war sie, ohne dass Kail irgendwas dagegen sagen konnte. Marisa legte ihm nur eine Hand auf die Schulter.

„Lass sie einfach. Sie braucht ihren Spaß!“

„Hm…“, grummelte der junge Mann. „Wenn du meinst… Willst du auch etwas essen, Marisa?“

Die Weißhaarige nickte und Kail machte sich auf den Weg etwas Essbares zu besorgen. Die Leute um ihn herum sahen ihn etwas schief an. Kein Wunder, da er ja mit seiner Uniform unterwegs war. Er blickte kurz durch die Menschenmenge, da erweckte etwas seine Aufmerksamkeit.

„Hallo? Junger Mann, was kriegen Sie?“ Kail antwortete nicht auf die Frage des Standleiters.

„Wenn sie nichts kaufen wollen, dann gehen Sie bitte wieder. Sie stören den Verkauf!“

Kail drehte sich erschrocken um. „Nein, bitte, ich möchte etwas kaufen.“

Er kaufte zwei Portionen gebratene Ente mit Reis und sah noch einmal zu der Stelle, an der sein Blick vorhin stecken blieb. Nichts mehr, er hatte es aus den Augen verloren.

„Hier bitte schön“, sagte Kail, als er Marisa einen Teller reichte.

„Ich hoffe das ist in Ordnung.“

„Das sieht toll aus“, freute sich diese. Marisa hatte in der Zwischenzeit etwas zu trinken besorgt. Der junge Mann blickte sich immer wieder um, sodass sich seine Freundin langsam Sorgen machte.

„Was hast du denn?“

„Nichts… Ich dachte vorhin nur jemanden gesehen zu haben…“

Eine Vertiefung des Gesprächs war leider nicht möglich, da Reyla in Begleitung eines älteren Herrn wiederkam.

„Ähm… Leute…“, lächelte die schwarzhaarige Frau. „Ich glaube, ich hab Mist gebaut…“
 

Inzwischen war es dunkel geworden. Ed und Lelouch waren durch die Straßen Tokios gelaufen und hatten viel geredet. Auch hatten sie sich darüber geeinigt, ganz normal miteinander zu sprechen. Und schließlich kamen sie zu dem Sommerfest in Shinjuku.

„Na sowas…“

„Ist es also wieder soweit“, bemerkte Lelouch mit einem lächeln.

„Was ist wieder soweit?“, wollte der blonde Ägypter wissen.

„Wenn in Shinjuku das Sommerfest beginnt, merkt man, dass der Sommer seinem Ende näher kommt.“

„Verstehe… Eh?“

„Was hast du denn Ed?“, erkundigte sich Lelouch. Sein Begleiter hatte wohl irgendetwas entdeckt.

„Ach… Ich dachte mir nur eben, was es hier alles für Leckereien gibt“, antwortete der Blonde lächelnd. „Oh!! Komm, lass uns da reingehen!!“, sagte Ed und zog Lelouch mit sich, damit dieser nicht nein sagen konnte.

Der junge Britannier bemerkte, dass es dieses Lokal war, das Eds Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. In dem Lokal angekommen setzten sich die beiden an einen freien Tisch. Dabei fiel Lelouchs Blick wieder auf das lange Täschchen an Eds Gürtel.

„Sag mal, Ed, was ist eigentlich in diesem Täschchen da?“

Der Angesprochene sah worauf sein Gegenüber deutete und musste lächeln.

„Das wirst du jetzt vielleicht lustig finden, aber darin ist etwas, dass mir sehr wichtig ist.“

Auch wenn es ihn noch so sehr interessierte, fragte der schwarzhaarige nicht weiter nach. Er blickte auf die kleine Bühne, die in diesem kleinen Lokal aufgebaut war, und betrachtete die Musiker, die wohl sehr gelangweilt von ihrer Tätigkeit waren.

„Ich frage mich, was da wohl hinter der Bühne los ist.“

„Entschuldigen Sie bitte“, sprach die junge Kellnerin. „Das ist der Inhaber dieses Lokals und ein paar Gäste, die er überreden konnte etwas aufzuführen. Was darf ich Ihnen bringen?“

„Ich nehm das Rattengift!“ Lelouch sah Ed mehr als schockiert an. Was hatte sich der Blonde da eben bestellt?

„Sehr wohl und für Sie mein Herr?“, fragte sie, während sie die erste Bestellung notierte.

„Ich… Ich…“

„Er nimmt das Gleiche!“, entschied der junge Ritter und die Kellnerin notierte es sich.

„Du kannst doch nicht einfach…“, protestierte der junge Britannier, doch Ed unterbrach ihn einfach.

„Komm schon!“, sagte er mit einem breiten Grinsen. „Lass uns, auf unsere Freundschaft trinken!“

„Wer weiß, ob wir am Ende noch Freunde sein können…“, seufzte Lelouch.
 

„Ich weigere mich!“, schrie Kail und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du hast dir die Suppe selbst eingebrockt, also kannst du sie auch allein wieder auslöffeln!“

„Kail, du bist doch ein Ritter des Königs“, begann Reyla. „Bist du etwa nicht jemand, der den Armen helfen soll? Jemandem wie mir?“

„Du bist doch selbst im Palast tätig, also hör auf dir solche Mühe zu geben!“

Reyla umarmte Kail und knuddelte ihn so fest sie konnte.

„Bitte Kail… Ich wäre dir auf Ewig dafür dankbar!“

„Ich hab hier ein paar Leute gefunden und Instrumente haben wir auch dabei“, erklärte Marisa als sie mit einem jungen Mann, einer jungen Frau und einem älteren Herrn wiederkam. Die Instrumente, die sie dabei hatten waren: zwei Geigen, eine Bratsche, eine Gitarre und eine Pauke.

„Marisa, sag mir jetzt bitte nicht, dass du ihr helfen willst?“

„Aber natürlich!“, strahlte sie zurück. „Das wird bestimmt lustig werden!“

„Oh ja… das wird es bestimmt…“, seufzte Kail.

„Heißt das, du hilfst mir doch?! Prima!“, freute sich Reyla. Erfreut lächelte Marisa zu Kail, der ihre Freude nur mit einem müden Schmunzeln erwidern konnte.

„Jetzt müssen wir nur noch klären, wer welches Instrument spielt“, erklärte die junge Frau mit dem weißen Haar.

„Ich nehme die Gitarre!!“, entschied Reyla, womit die anderen anscheinend keine Probleme hatten und auch die anderen Instrumente schienen schon verteilt.

Marisa und der ältere Herr würden die Geigen spielen, die junge Frau die Pauke und der junge Mann das Schlagzeug, welches schon draußen stand.

„Ähm… Und die Bratsche…?“, fragte Kail vorsichtig.

„Die ist für dich da, junger Mann“, sagte der ältere Herr lachend.

„Moment mal!“, rief der blonde Ritter auf. „Ich kann keine Bratsche spielen! Ich spiele normalerweise eine Geige!“

„Aber Kail“ Die Schwarzhaarige legte eine Hand auf seine Schulter. „Eine Bratsche ist doch nur eine größere Version der Geige!“

„Gar nicht!“

„Ich bitte dich Kail…“ Marisa sah ihn flehend an. „Das ist doch kein Problem für dich…“

Wieso nur musste Marisa ihn so flehend ansehen? Auch wenn er sich bemühte standhaft zu bleiben, seine Freundin wusste nur zu gut, dass er irgendwann nachgeben würde.

„Argh!! Gib schon her, das blöde Ding!“ Genervt stimmte er die Bratsche. Dabei fiel ihm etwas auf.

„Sind wir etwa nur zu sechst?“

„Ja, weshalb?“, wollte Marisa wissen.

„Sind wir nicht einer zu wenig? Müsste nicht noch eine Querflöte mitspielen?“

„Ja“, antwortete die junge Frau mit dem weißen Haar und senkte den Blick.

„Aber der Inhaber hat keine Querflöte gefunden und es wäre auch niemand hier gewesen, der sie hätte spielen können. Also werde ich diese Stelle übernehmen und mit der Geige spielen.“

„Na, ob das klappt?“

„Ich weiß auch, dass es mit der Geige nicht so toll wird, wie mit einer Querflöte, aber besser als gar nicht!“, meckerte Marisa. „Da wäre es gut, wenn ein gewisser Ritter des Königs da wäre, aber es ist im Moment besser, wenn er nicht da ist, oder?“

„Ja, da hast du auch wieder Recht“, lächelte Kail und nickte.

„Na dann komm! Liefern wir den Leuten da draußen eine gute Show!“ Mit diesen Worten zog der zweite Ritter Ägyptens seine jahrelange Freundin mit nach draußen und auch die anderen folgten ihnen. Als sie sich draußen aufgestellt hatten, ging das Licht langsam aus.
 

Als das Licht langsam aus ging, stand Ed auf.

„Lelouch, würdest du nach dem Stück schon mal zurück zum Palast gehen?“

„Warum denn?“

„Ich möchte kurz etwas überprüfen und würde dann gleich nach kommen.“ Mit diesen Worten entfernte er sich langsam vom Tisch.

„Wo gehst du hin?“, fragte Lelouch, bekam aber keine Antwort von Ed. Dieser winkte nur ab und ging durch eine Tür. Nach dem das Licht komplett aus war, fiel das Licht eines Scheinwerfers auf den Inhaber des Lokals. Dieser hielt ein Mikrofon in seiner Hand.

„Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe das große Vergnügen ihnen heute eine Gruppe ansagen zu dürfen, die sich freiwillig gemeldet hat ein Stück vorzutragen! Ich wünsche ihnen viel Spaß dabei!“

Mit einem Klack war das Licht des Scheinwerfers wieder aus und es herrschte kurz Stille.
 

http://www.youtube.com/watch?v=pyKG-ZXyoQc
 

Das Licht ging an als Marisa und Reyla synchron begannen. Reyla mit ihrer Gitarre und Marisa mit ihrer Geige. Ein kleines Vorspiel, dass man etwas verträumt und auch ein klein wenig traurig deuten konnte, das nur diese beiden spielten.

Dann begannen nun der junge Mann am Schlagzeug und die junge Frau, die ihren Platz an der Pauke hatte, einzusetzen, um Reyla zu begleiten. Die Pauke brachte einen intensiveren Rhythmus in das Stück, der sofort in Mark und Bein überging. Es klang nun viel lebhafter und man hörte noch aufmerksamer zu.

Marisa, die kurz pausierte, hatte einen Moment aufgehorcht, weil sie glaubte einen Flötenklang zu hören. Das war, ehe sie mit Kail an der Bratsche und dem älteren Herren an der zweiten Geige wieder mit einstimmte. Sie dachte sich jedoch, sie habe es sich nur eingebildet. Und so spielten sie ihr Stück bis zu jener bestimmten Stelle. Marisa wollte gerade mit ihrer Geige einsetzen, hohe Töne zu spielen, als wieder die Querflöte erklang.
 

Sofort hörte das weißhaarige Mädchen auf zu spielen. Der Klang der Querflöte war hoch, wie er sein sollte und auch ihr Spiel war schnell. Trotz allem konnte man die Begleitung durch die Bratsche gut hören. Die Bratsche klang einsam, doch mit dem Flötenspiel konnte man erkennen, dass beides das jeweils andere Instrument brauchte. Als Marisa sah, wer die Querflöte spielte, erkannte sie, dass sie und ihre Freunde ohne ihn das Stück nicht so lebendig hätten spielen können. Sie lächelte und erntete viele zufriedene Gesichter aus dem Publikum. Als sie dann kurz darauf wieder zu dem jungen Mann mit der Querflöte sah, konnte man sehen, dass er seine Lippen bewegte.

„Bereit?“

Marisa war bereit für den Tanz. Den Tanz zwischen Querflöte und Geige. Sie spielten abwechselnd und schließlich vereinten sie ihre Spiele und kamen zum krönenden Schluss, bei dem noch einmal jeder sein Bestes gab und herausstechen wollte.

Mit einem bravourösen Abklang ließen alle ihre Instrumente verstummen und je leiser die verhallenden Klänge wurden, umso mehr erlosch die Beleuchtung.
 

Nachdem die Beleuchtung aus war, gingen die Musiker wieder hinter die Bühne. Dort gab es Licht und Kail konnte sicher gehen, dass es wirklich Ed war, der ihnen geholfen hatte. Es wurde ihm auf einmal sehr unwohl…

„Sag mal Kail“, sprach Ed ihn gleich an. „Sagtest du nicht, du hättest Marisa und Reyla nicht mehr erwischt?“

„Ähm… Naja…“, stotterte der Angesprochene. „Weißt du… Wie soll ich… Ähm…“

„Bitte Ed, Kail hat keine Schuld!“, warf Marisa ein. „Ich wollte hier unbedingt etwas erledigen und habe Kail gebeten, mir es zu erlauben!“ Eds Gesichtsausdruck wurde ernst.

„Du hast dich also überreden lassen? Oh Kail…“

„Was hast du eigentlich hier zu suchen, Ed?“, kam es von Reyla. „Solltest du nicht beim König sein?“

„Ah, erwischt!“, lächelte er ertappt. „Nun ja, sagen wir es so: Ich hab mich vom Acker gemacht!“

„Ach so… Ehhhhh?!“, kam es erschrocken von der schwarzhaarigen Frau. „Du hast WAS?!“

Ed erklärte was bisher passiert war, dass sie bei Nunnally waren und aus Zufall zu diesem Fest gekommen waren. Auch erklärte er, dass der König bereits auf Kail wartete. Kail nickte und entschied sich Ed zu begleiten. Er hatte seinem König immerhin am Telefon gesagt, dass er an diesem Tag noch vorbei kommen wollte. Auch Marisa entschied sich mitzugehen. Sie hatte ihr Ziel erreicht, sie war an dem Grab. Sie war bereit, für ihr Verhalten ihre Strafe hinzunehmen. Doch hatte sie nun Gewissheit. Da Reyla Marisa versprochen hatte sie zu begleiten und bei ihr zu bleiben, blieb sie an ihrer Seite und folgte Ed ebenfalls in den Palast.
 

Lelouch war, nachdem das Stück zu Ende war, vorgegangen. Im Palast angekommen wurde er gefragt wo Ed sei.

„Ed wird bald nachkommen“, antwortete Lelouch. „Er bringt wohl noch ein paar Gäste mit.“

Shin wandte sich um, blickte aber über die Schulter noch einmal zu Nunnally. „Majestät, ich möchte mich entschuldigen.“

„Aber warum? Was habt Ihr Shin?“

„Es ist schon spät, daher werde ich mich nun auf mein Zimmer begeben.“

„Ja, wie Ihr meint. Ich wünsche Euch eine angenehme Nachtruhe.“

Als der ägyptische König den Raum verlassen hatte, trat Lelouch etwas näher an seine Schwester.

„Hat er dir nun schon erzählt weshalb er hier ist?“

„Ja“, antwortete Nunnally mit einem Nicken. „Er möchte, dass wir herausfinden wer ihm nach dem Leben trachtet.“ Lelouch sah irritiert aus.

„Aber wieso bittet er denn dann ausgerechnet Britannia um Hilfe und nicht die E.U?“

„Weil er vermutet, dass es die Mitglieder der E.U. selbst sind.“

„Und was wirst du tun?“

„Ich werde mich mit den Knights of Round beraten und vorschlagen, die schwarzen Ritter nach Ägypten zu schicken.“ Aber natürlich! Die schwarzen Ritter gab es ja auch. Dann war der Umschlag, den Lelouch heute abgeschickt hatte, wohl eine Einladung für Ohgi.

„So langsam fängt es an interessant zu werden“, lächelte der junge Mann.
 

Etwas weiter entfernt von Japan…
 

Ein großer, kräftig gebauter Mann lief durch die Straßen von El Obeid. Die Straßen der Stadt im Sudan waren wie leergefegt. Der silbergrauhaarige Mann blickte mit seinen traurigen goldenen Augen über die Trümmer der zerstörten Häuser. Er fragte sich warum die Bewohner dieses Landes den Frieden nicht halten konnten. Da erblickte er eine junge Frau. Die junge Frau lag bewusstlos auf dem verstaubten Boden und der grauhaarige Mann lief sofort auf sie zu. Sie schien nicht verletzt, dennoch fühlte er nach ihrem Puls.

„Gott sei Dank, sie lebt.“ Er hob sie hoch und brachte sie so schnell es ging in das Lager seiner Einheiten.
 

„Sir!“, empfing ihn einer seiner Leute. „Ihr seid schon zurück?“

„Was ist passiert?“, fragte ein anderer.

„Ich habe diese junge Dame bewusstlos in El Obeid gefunden. Holt schnell den Arzt!“, wies der große Mann seine Untergebenen an. Da vernahm er leise Geräusche, die von der jungen Frau ausgingen.

„Wo… wo bin… ich?“, fragte sie mit leiser Stimme.

„Sie befinden sich in einem Lager außerhalb von El Obeid. Sagen Sie, wie heißen Sie?“

„Ich… ich weiß nicht… Ich… weiß es… nicht.“ Traurig blickte sie mit ihren Grünen in die goldenen Augen des Mannes, der sie hierher gebracht hatte.

„Sir!“, rief einer der Soldaten und kam zurück. „Der Doktor ist hier.“

„Gut. Hören Sie: Dieser Mann ist Arzt. Er wird sich nun um Sie kümmern. Sie brauchen keine Angst zu haben. Hier sind Sie in Sicherheit“ Der Doktor wies seinen Führer an, die junge Frau auf das freie Feldbett zu legen, das neben ihm stand.

„Und wie ist Euer Name, Sir?“

Der Silbergrauhaarige wandte sich noch einmal um.

„Alexander. Alexander Goldman.“

~*Möge das Spiel beginnen*~

Möge das Spiel beginnen!
 

Edward betrat zusammen mit Marisa, Kail und Reyla den Konferenzsaal. Die Augen der Weißhaarigen wurden immer größer, als sie die Person sah, die auf dem Thron saß.

„Nunnally…“, flüstere sie leise.

„Ich möchte euch herzlich in Japan willkommen heißen“, sprach die junge Regentin ruhig und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.

„Ihr seid sicher müde und erschöpft. Daher habe ich auch für euch Zimmer vorbereiten lassen.“

„Habt vielen Dank, Majestät“, sprach Kail als er hervortrat. „Darf ich Euch eine Frage stellen?“ Der junge Mann ging vor Nunnally auf die Knie, diese nickte.

„Ist seine Majestät noch hier?“

„Ja, Kail, er ist noch hier“, hörte er eine vertraute Stimme aus Richtung der großen Tür.

„Aber er schläft bereits.“

„Orua!“ Kail staunte als er den Rothaarigen erblickte.

„Du bist auch hier?“, fragte Marisa. Diese Frage war aber eigentlich überflüssig gewesen, denn als persönlicher Diener war Orua überall dabei. Er buchte Flüge, suchte gute Hotels auf ihren Reisen aus und war auch in anderen Dingen begabt. Dafür, dass seine Vergangenheit nicht gerade die beste war, war er dennoch mit allen, die im Palast von Ägypten tätig waren, befreundet. Der junge Mann mit dem kurzen roten Haar und den leuchtend grünen Augen, trat näher an seine Freunde heran. Nunnally war etwas überrascht, dachte sie doch, dass Shin und Ed allein gekommen waren.

„Ihr solltet euch wirklich ausruhen“, begann Orua. „Ihr seht wirklich fertig aus. Legt euch schlafen. Ihr könnt auch morgen mit Shin sprechen.“

Marisa, Kail und Reyla nickten, verneigten sich noch einmal vor der jungen Regentin und ließen sich dann auf ihre Zimmer führen. Orua verneigte sich ebenfalls kurz und ging dann auch wieder auf sein Zimmer, dass er sich wohl mit Shin teilte.
 

Am nächsten Morgen war der Konferenzsaal im Palast von Japan wieder mit lautem Gerede erfüllt. Die Knights of Round waren schon alle anwesend, ebenso wie Ohgi, der sich mit Kallen unterhielt. Alle standen um den großen runden Tisch, da sie mit dem Platz nehmen noch warteten bis alle eingetroffen waren. Als die große Tür geöffnet wurde, wurden die Gespräche eingestellt. Nunnally betrat zusammen mit dem Besuch aus Ägypten den Saal. Jeremiahs Blick fiel sofort auf die schwarzhaarige Dame, die den Raum als letzte betrat.

„Holla! Wer ist denn diese junge Dame?“, fragte er interessiert als Nunnally und ihr Anhang bei den Knights of Round angekommen waren.

„Ähm, das ist Reyla Firewall“, erklärte Marisa. „Eine gute Freundin von mir.“

„Reyla? Ein wahrlich bezaubernder Name.“

Reyla kicherte und blickte Jeremiah an. „Alter Mann, du solltest auf ein paar gewisse Ecken achten die sich hervorheben.“

„Tja, ein alter Mann wie ich...“, lächelte er. Gino und Marisa sahen ihn überrascht an.

„Hat er sich gerade selbst alter Mann genannt?!“ Jeremiah lachte und auch Reyla konnte nicht anders und musste lachen.
 

„Mann Lelouch!“, meckerte Suzaku. „Wenn du nicht immer so langsam wärst, wären wir schon längst dort!“

Lelouch beugte sich erschöpft herunter und sah zu seinem alten Freund auf.

„Was kann ich denn dafür? C.C. sagte, sie hat den Wecker gestellt, also habe ich darauf vertraut.“

„Was hast du denn?“, fragte die Grünhaarige. „Ich habe den Wecker doch gestellt.“

„Du hättest aber vielleicht auch den Alarm anschalten sollen.“

„Ist doch jetzt egal!“, ging Suzaku dazwischen. „Wir müssen jetzt zusehen, dass wir da reinkommen!“

Suzaku griff bereits nach dem Türgriff, als sein Freund ihn davon abhielt.

„Warte kurz!“

Überrascht drehte sich der Braunhaarige zu Lelouch um, der sich wieder aufgestellt hatte. Dann wandte sich dieser an die Frau neben sich und sah sie ernst an.

„C.C, was weißt du über das Geass?“

„Das habe ich dir schon gesagt…“, seufzte sie.

„Was weißt du über die Verbreitung und ich sage dir, wage es jetzt ja nicht mich zu belügen oder nach Ausreden zu suchen!“

„Ich habe dir schon alles erzählt was ich weiß!“, wurde sie nun etwas lauter.

„Worauf willst du hinaus, Lelouch?“ Suzaku wunderte sich über die Fragen des anderen. Wieso wollte er das ausgerechnet jetzt wissen?

„Nunnally hat mir gestern noch etwas gesagt“, sagte er.

„Die Ägypter kennen das Geass ebenfalls und wie es aussieht, haben sie auch Schriften darüber“, erklärte der junge Mann.

„Warst du denn schon einmal in Ägypten, C.C?“, fragte nun auch Suzaku interessiert.

„Es kann sein, dass ich mal durchgekommen bin. Aber ich habe dort mit niemandem einen Vertrag geschlossen“ Als Lelouch etwas erwidern wollte, sprach sie schnell weiter. „Außerdem bin ich, wie ihr wisst, nicht die Einzige, die etwas mit dem Geass zu tun hat.“

Lelouch, der gerade eben noch etwas sagen wollte, sagte nichts. Er schloss seinen Mund wieder und es herrschte einige Minuten Stille.

Aus dem Saal heraus war Lachen zu hören. Sie hatten wohl noch nicht begonnen, das war gut.

„Wir sollten reingehen“, erklärte Suzaku.

„Gut“, nickte Lelouch.

„Ich werde hier draußen warten“, sagte C.C. und setzte sich auf einen der Stühle, die vor der Tür standen.
 

Marisa wollte die Chance, mit Nunnally zu sprechen, nutzen. Doch jedes Mal, wenn sie sie ansprechen wollte, brachte sie keinen Ton heraus. Enttäuscht, über sich selbst, drehte sie sich wieder von Nunnally weg. Da sprach sie jemand von hinten an.

„Marisa?“ Die Angesprochene drehte sich sofort wieder um und sah in das Gesicht der jungen Regentin. Jetzt hatte sogar die junge Frau den ersten Schritt gemacht, und sie angesprochen, und sie brachte immer noch keinen Ton heraus. Nunnally lächelte.

„Schön zu sehen, dass es dir gut geht.“ Marisa spürte wie etwas von ihr abfiel, als sie die Erleichterung in der Stimme ihres Gegenübers hörte.

„Nunnally…“, flüsterte die Weißhaarige.

„Oder anders gesagt, schön dich zu sehen.“ Ja, so war das auch richtig. Immerhin sah Nunnally Marisa jetzt zum ersten Mal. Doch sie wusste sofort, dass sie es ist. Ihre Freundin von damals, die einfach weggebracht wurde. Auch auf die Lippen der weißhaarigen jungen Frau legte sich ein Lächeln.

„Ja. Es ist auch schön zu sehen, dass du wieder sehen kannst.“

„Du warst also in Ägypten?“, fragte die junge Regentin.

„Ja… Aber ich wollte etwas wissen, daher bin ich mit meiner Freundin Reyla kurzerhand ausgebüxt und nach Japan zurück gekommen.“

„Du wolltest etwas wissen?“

Marisa nickte. „Ja. Ich hoffte, dass es nur ein Gerücht war, doch als ich am Grab stand, war alle Hoffnung verschwunden.“

Nunnally verstand nicht, hatte aber eine leise Vorahnung. Doch konnte sie nicht weiter fragen, da sich die Tür öffnete und jemand eintrat. Jemand, der es bewirkte, dass sich Marisas Augen weit öffneten.

„Aber… Ich…“, stotterte sie. „Ich… war doch…“

Lelouch und Suzaku traten weiter in den Raum. Fast wie ferngesteuert lief Marisa auf Suzaku und Lelouch zu. Sie wollte sich vergewissern, dass die beiden wirklich hier waren. Doch dann sprach Nunnally zu allen Anwesenden.

„Ich möchte euch allen danken, dass ihr heute hier her gekommen seid.“

„Nunnally, was hat das zu bedeuten?!“ Ohgi deutete auf Lelouch und Suzaku, da er einer der Wenigen im Raum war, der noch nicht Bescheid wusste.

„Ohgi-san, bitte beruhigt Euch doch wieder“, sprach sie ruhig auf ihn ein.

„Wir werden es Euch erklären.“ Und mit diesen Worten nahmen nun alle Platz an dem großen Tisch. Rechts neben Nunnally saßen Gino, Kallen, Anya und Yo. Links neben ihr Xingke, Todoh, Guilford und Jeremiah. Ihr gegenüber saß Shin, dem zur linken Marisa, Reyla, Kail und Ohgi und zur rechten Orua, Ed, Lelouch und Suzaku saßen. Eds Platz war allerdings leer geblieben, da dieser nicht anwesend sein konnte. Er hatte einen Anruf bekommen und musste nun per Handy Anweisungen geben. So hatte es Shin zumindest erklärt.
 

„Sag, Spice, geht es dir wieder besser?“, fragte der kleine Grünhaarige den größeren.

„Ja“, antwortete dieser. „Aber du bist doch nicht hier, nur um zu fragen wie es mir geht.“ Horo fühlte sich erwischt und sah zur Seite. Spice entglitt ein Lächeln. Sein Gegenüber konnte noch so alt sein, manchmal verhielt er sich so, wie sein äußeres ihn aussehen ließ.

„Ist schon gut“, sprach der Weißhaarige. „Du wolltest wahrscheinlich wissen, ob ich etwas von Nemo gehört habe.“ Horo sah auf, er hatte Recht.

„Es tut mir Leid, dass ich dich immer belästige…“

„Aber nein.“ Spice schüttelte den Kopf. „Du machst dir einfach Sorgen um deine Gefährtin.“

„Sie sagte immer, ich solle mir wegen ihr keine Sorgen machen…“ Ein trauriges Lächeln stahl sich auf die Lippen des Kleineren.

„Sag Horo, wie seid ihr zu euren Codes gekommen?“

„Das war vor 76 Jahren“, begann Horo mit seiner Geschichte. „Wir waren Flüchtlinge die nach Deutschland geflohen sind, um gleich darauf wieder vertrieben zu werden. Wir wollten doch nur einen Platz finden, an dem wir hätten leben können… Doch dann kamen Soldaten, die gerade auf andere schossen. Und sie trafen Nemo… Sie blutete stark aus dem Bauch und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Da winkte uns plötzlich ein Pärchen zu sich. Sie hatten sich in einer Ruine versteckt, um nicht dem Kugelhagel ausgeliefert zu sein. Ich trug Nemo also vorsichtig zu der Ruine, bei der das Pärchen war, und fragte was sie wollten. Dann sprach die Frau: „Wir können ihr helfen, aber dafür wollen wir eine Gegenleistung.“

Ich verstand nicht, was sie meinte. Für mich zählte im Moment nur eines: Nemo retten!

Doch wusste ich nichts von ihrem Geheimnis und habe zugestimmt.“ Horo schloss für einen Moment die Augen und senkte den Kopf. Dann blickte er wieder auf und sprach weiter.

„Der Mann, der ja auch noch da war, sprach etwas von einem Geschenk des Lebens das ein Fluch ist. Und dann sah ich, wie diese Frau ihre Hand auf Nemos Wunde legte und es plötzlich anfing zu leuchten. Doch viel mehr konnte ich nicht sehen, denn der Mann sprach:

„Jetzt bist du an der Reihe!“, zückte einen Dolch und rammte mir diesen in den Rücken. Erschrocken und mit starken Schmerzen ging ich keuchend zu Boden. Ich spürte nur noch, wie dieser Mann seine Hand auf meine frische Wunde legte. Dann wurde alles schwarz…

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, hatten wir weder Verletzungen, noch schmerzen. Dieses Pärchen lag neben uns. Blutüberströmt und von Kugeln durchbohrt. Man konnte es wohl Glück nennen, dass Nemo und ich gerade Bewusstlos waren. Vielleicht dachten die Mörder des Pärchens, dass wir schon tot waren.“

„Und was habt ihr beide dann gemacht?“, fragte Spice vorsichtig nach.

„Wir sind raus aus Deutschland. Raus, aus all den Kämpfen… Irgendwann bemerkten wir, dass wir nicht altern und auch, dass unsere Verletzungen viel zu schnell heilen. Wir konnten uns das nicht erklären, bis wir dann eines Tages eine Stimme hörten, die uns zu einem der Tore führte, das einen in den Raum der Götterdämmerung bringt. Dort klärte man uns auf und wir hatten auch unsere Ruhe – bis jetzt…

Nach dem angeblichen Tod von Imperator Lelouch verschwand Nemo und ich bekam diese seltsamen Anrufe…“

Weiter kam Horo nicht, da sein Handy seit langer Zeit einmal wieder klingelte. Er kannte diese Nummer, denn es war seine Nummer. Die Nummer des Mannes, der ihn erpresst hatte.

„Was wollt Ihr von mir?!“, versuchte er möglichst nicht zu schreien.

„Wollen wir ein Spiel spielen?“, fragte die Stimme in einem kalten, belustigten Ton und Horo wurde blass…
 

Als nun alle zusammen geholfen hatten und Ohgi, Marisa, Kail und Reyla nun verstanden, was Lelouchs Plan gewesen war, konnte die eigentliche Versammlung beginnen.

„Shin, wenn Ihr uns Eure Bitte noch einmal nennen würdet“, bat die junge Britin und Shin erhob sich von seinem Platz und begann zu sprechen.

„Schon seit längerem trachtet man mir nach dem Leben. Als die EU beschloss mit Ägypten zu testen, ob man alte Herrscherfamilien wieder an die Spitze ihrer Länder setzten sollte, war das einigen Mitgliedern ein Dorn im Auge und sie sandten Attentäter, die mich töten sollten. Einmal hätten sie es fast geschafft, doch unsere gute Reyla hier ist eine ausgezeichnete Ärztin und hat mich und meinen Freund Edward wieder gesund gepflegt.“ Nach einer kurzen Pause und ein paar Blicken in die Gesichter der anderen Anwesenden fuhr er fort.

„Daher möchte ich Britannia um Hilfe bitten. Schickt eure Spione oder irgendjemanden, von dem ihr wisst, dass dieser etwas herausfindet, nach Ägypten.“ Nach diesen Worten verneigte sich der ägyptische König und nahm wieder Platz.

„Ihr alle habt es gehört. Ägypten bittet uns um Hilfe“, ergriff Nunnally wieder das Wort.

„Ich würde die schwarzen Ritter nach Ägypten senden“, schlug der ehemalige Anführer vor, worauf Ohgi ihn überrascht ansah.

„Ich nehme an, das hattet auch Ihr Euch überlegt. Nicht wahr?“

Nunnally nickte. „Ja, deshalb habe ich Ohgi-san heute eingeladen. Was sagt Ihr dazu?“

Ohgi senkte den Blick und überlegte kurz.

„Die schwarzen Ritter wären wohl die beste Wahl, da wir uns als neutrale Streitkraft erklärt haben. Man könnte niemandem sagen, er hätte sich in die Angelegenheiten der EU eingemischt.“

„Würdet Ihr mir also meine Bitte erfüllen und ein paar Eurer Leute in mein Land senden?“, fragte Shin den Anführer der schwarzen Ritter.

„Ich werde ein paar meiner Leute fragen, ob sie es machen würden.“

„Sollte sich niemand finden, werde ich gehen“, warf Kallen ein.

„Nein!“, ging Lelouch dazwischen. „Würden sie dich erkennen, könnte man Britannia wer weiß was anhängen.“

Ohgi nickte. „Da muss ich Lelouch recht geben. Ich bin mir sicher, dass ich jemanden finden werde, der diese Aufgabe übernimmt.“ Nunnally lächelte, sie hatte wirklich gehofft, dass die schwarzen Ritter sich diesem Problem annahmen. Auch Shin schien zufrieden, denn er lehnte sich mit einem erleichterten Seufzen in seinem Stuhl zurück.

„Damit wäre doch dann alles geklärt, oder?“, fragte Reyla und ließ sich etwas in ihrem Stuhl nach unten rutschen.

So gesehen, ja“, antwortete die britische Regentin.

„Sobald Ohgi-san mir Bescheid darüber gibt, ob er jemanden gefunden hat, werde ich mich sofort an Euch wenden.“

„Habt vielen Dank, Majestät“, verneigte sich der Maskierte.

Dann knallte die Tür mit einem ohrenbetäubenden Krach auf und Horo stand darin. Der Junge hatte Tränen in den Augen und er sah sehr blass aus. C.C. stand mit Spice hinter ihm, sie sah etwas erschrocken aus, wollte es sich aber nicht anmerken lassen.

„Ich brauche… Hilfe…“, flüsterte Horo.

„Was ist denn geschehen?“ Nunnally klang besorgt, sie wollte ihm helfen, doch Horo sprach nicht mehr deutlich. Er stotterte und murmelte unverständliches vor sich hin.

C.C. trat ein und nahm den Jüngeren an der Hand. „Komm mit Horo. Wir gehen ein bisschen nach draußen.“

Leicht zog sie an seinem Arm und er setzte sich in Bewegung. Er musste sich wieder beruhigen und am besten ging dies, wenn man alles um sich herum vergaß.

Nachdem die Beiden außer Sicht- und Hörweite waren, trat Spice in den Raum mit dem großen runden Tisch.

„Was ist nur geschehen Spice?“, wollte die Rothaarige wissen.

„Wir haben uns ein wenig unterhalten und plötzlich klingelte sein Handy.“ Die anderen trauten ihren Ohren nicht. Nach ein paar Tagen Ruhe hat er sich also wieder gemeldet.

„Und was wollte dieser Kerl?“, fragte Gino gezwungen ruhig.

„Er hat ihn und uns alle zu einem Spiel eingeladen“, erklärte der Weißhaarige. „Bei diesem „Spiel“ soll es darum gehen, innerhalb von einer vorgegebenen Zeit Nemo zu finden.“

„Und was würde passieren, wenn wir sie nicht finden können?“

„Sie wird sterben, sagte er…“ Lelouch bereute seine Frage nach dieser Antwort. Jeder der Anwesenden war darüber geschockt. Fragende Blicke wurden ausgetauscht und es schien so, als hätten sich einige Knights bereits dazu bereit erklärt, bei diesem „Spiel“ mit zu spielen.

„Hat er irgendwelche Informationen preisgegeben?“ Todoh sah Spice hoffnungsvoll an. Dieser nickte.

„Ja. Zu unserem Erstaunen hat er wirklich etwas verraten.“

„Und was war das?“, fragte Nunnally vorsichtig. Spice lächelte.

„Er nannte uns ein Rätsel…“
 

„Sechs Stunden dauert es allein.

Doch die Zeit, die ihr habt, reicht für beides.

Beeilt euch aber doch!

Denn die Luft wird ab der Halbzeit knapp.
 

Es ist fast immer Nacht.

Licht gibt es dort nicht viel.

Der Raum ist nicht groß,

aber er ist auch nicht klein.
 

Man sieht es immer nur nass,

obwohl dann kein Wasser in der Nähe ist.
 

Horo hatte die Worte noch genau im Kopf und konnte sie deshalb auch ohne große Mühe aufsagen. Die anderen blickten ihn überrascht an, sollte er doch mit C.C. rausgegangen sein.

„Dieser Mistkerl!“, fluchte Gino. Kallen stimmte seiner Aussage mit einem nicken zu.

„Er hat uns ein Zeitlimit gegeben…“, erinnerte sich Lelouch. „Sechs Stunden dauert es allein. Doch die Zeit, die ihr habt, reicht für beides. Dann haben wir wohl zwölf Stunden um sie zu finden.“

„Aber wann beginnt dieses kranke Spiel überhaupt?!“, fragte Suzaku endlich die Frage aller Fragen.

„Er sagte, er meldet sich noch einmal. Dann sollen wir auch entschieden haben, wer an dem Spiel teilnimmt“, erklärte der kleine grünhaarige Junge.

„Auch bei den Teilnehmern gibt es ein Limit?!“ Gino war regelrecht entsetzt.

„Wie viele dürfen gehen?“, wollte Kallen wissen. Horo sah die Gruppe der Versammelten an.

„Nur sechs…“

„Wie sollen wir aus Zwölf Leuten sechs auswählen?! Das ist unmöglich!“

„Rechnet Einundzwanzig“, warf Shin ein. „Die Spielteilnehmer sollen aus den Anwesenden bestehen.“

„Dann sind wir aber immer noch nur Zwanzig“, korrigierte Kallen den ägyptischen König.

„Nein, Einundzwanzig. Ich schicke Edward mit ins Rennen. Schließlich ist dort sein Platz, an dem er gesessen hätte.“ Jeder war erstaunt über die Worte von Shin. Marisa fand als erste wieder Worte.

„Dann werde ich auch gehen!!“

„Wa-! Marisa?! Wieso willst du bei diesem Spiel mitmachen?“, fragte Reyla ihre Freundin. „Du hast mit diesen Leuten doch nichts zu tun!“

„Ich will aber helfen…“

Reyla seufzte schwer. „Na schön, dann gehe ich ebenfalls!“

„Dann werde ich-!“ Kail wollte sich ebenfalls gerade melden. Als Shin dies mitbekam, ging er ihm schnell ins Wort.

„Unsere Gastgeber würden vielleicht auch gern nach dem Mädchen suchen, Kail.“

Kail schmollte. Er wollte Marisa nicht allein mit Reyla lassen.

Lelouch dachte darüber nach, welche drei noch mit auf die Suche gehen sollten. Die Hilfe der Ägypter konnten sie nicht abschlagen, das wäre unhöflich. Er hatte einmal gehört, dass wenn man einem Ägypter hilft, er ihm ebenfalls helfen möchte. Schlägt man sein Angebot ab, würde man ihn damit zutiefst beleidigen. Ob das allerdings der Wahrheit entspricht hat er noch nicht herausgefunden. Das sollte er aber bei Gelegenheit einmal tun.

Ein leises Klingeln riss ihn aus seinen Gedanken. Es war Horos Handy, das wieder klingelte. Zögernd zog er es aus seiner Tasche und versuchte sich zu beruhigen, bevor er abhob.

„Geht es etwa schon los?“

„In ein paar Minuten, ja. Stell mich auf Lautsprecher!“, forderte die Stimme aus dem Handy. Horo tat wie ihm geheißen und drückte die Taste für den Lautsprecher.

„Ich wünsche euch allen einen wunderschönen guten Morgen.“

„Ihr seid also der, der veranlasst hat, dass ich in die Welt von C gesperrt wurde?“, wollte Lelouch wissen. Ein leises Kichern war zu hören.

„Sieh an, es geht Euch also gut Lelouch. Wie schade, dass Ihr wieder frei seid. Ihr hättet mich meinem Ziel wieder einen Schritt näher gebracht. Aber das ist jetzt nicht wichtig! Ich möchte wissen welche Sechs von euch teilnehmen werden.“

„Bis jetzt haben wir drei Teilnehmer: Reyla, Marisa und Edward“, gab Nunnally bekannt.

„Nein, es sind vier.“ Alle schauten zu dem ehemaligen Imperator und man konnte ihren Gesichtern ansehen, dass es sie interessierte, wer der Vierte war.

„Ich bin die Nummer Vier“, gab er zu. „Ich werde das Rätsel genauestens unter die Lupe nehmen und entschlüsseln.“

„Wenn Lelouch die Nummer Vier ist, dann bin ich die Nummer Fünf!“, bestimmte Suzaku.

„Noch einer!“, sagte der Unbekannte ungeduldig. „Wie wäre es mit dir Yo?“

Yo zuckte erschrocken zusammen. Er hatte vorgehabt sich zu melden, doch es gab sicher noch andere die sich melden wollten.

„Nein, ich nehme es zurück. Du warst ja nicht einmal in der Lage deinen Freund aus Kindertagen zu beschützen. Wie dumm von mir, dich zu fragen.“ Man konnte das böse Grinsen richtig aus seinen Worten heraus hören.

„Wenn du jemanden quälen willst, dann mach es eben-„

„Nein, Spice. Ich werde es machen. Ich werde mitgehen!“, sagte der Knight of Six fest entschlossen. Der unbekannte Mann lachte auf.

„Der Knight of Six macht den sechsten Mann! Na wenn das mal kein Unglück bringt!“

Das Lachen des Mannes verstummte.

„Ich werde Horo zur Halbzeit wieder kontaktieren. Sollten sich die anderen in das Spiel einmischen und das Mädchen suchen gehen, werde ich Nemo sofort umbringen! Und nun! Lasst uns mit dem Spiel beginnen! KLICK“ Er hatte aufgelegt. Jetzt galt es Nemo zu finden.

„Nun gut.“ Shin wandte sich um. „Ich werde Edward holen gehen.“

„Majestät, das kann ich doch auch erledigen!“, rief Orua und lief Shin nach, dieser blieb aber nicht stehen.

„Sag, Horo, wie sieht Nemo aus?“, fragte Kallen?

„Sie hat lange blonde Haare die bis zu den Ellenbogen reichen. Meistens hat sie sie aber zu einem Zopf zusammengebunden. Ihre Augen sind violett… Nicht wie die Ihrer Majestät Nunnally, sondern etwas heller.“

„Und ihre Kleidung?“, fragte Gino nach.

„Wir trugen zu Letzt unsere Umhänge. Ich weiß nicht was sie darunter trug. Vielleicht ein Kleid mit einer Jacke, das trug sie früher immer.“ Kallen sah zu den Teilnehmern, diese nickten ihr zu. Er hatte ihnen verboten sie mit zu suchen, aber nicht gesagt, dass sie nicht nach ihrem äußeren fragen dürfen.
 

„Dürfte ich kurz um eure Aufmerksamkeit bitten?“, fragte Nunnally in die Runde.

„Ich würde vorschlagen, dass alle, die nicht an diesem verrückten Spiel teilnehmen, sich anderweitig beschäftigen. Geht euren Pflichten nach und betet, dass das Mädchen gefunden wird.“ Die Angesprochenen nickten und gingen aus dem Konferenzsaal.

„Alle, bis auf du Horo“, wandte sie sich noch an ihn. Er sah sie verwundert an, blieb aber da.

Nun waren nur noch Lelouch, Suzaku, Marisa, Reyla, Yokosuke, Nunnally und Horo im Raum. Die Tür ging kurz auf und Ed linste in den Raum.

„Soll ich wieder gehen?“

„Nein, denn du bist auch ein Teilnehmer“, antwortete Marisa ihrem Landesgenossen.

„Oh, gut.“ Ed gesellte sich zu den Anderen und sah sie fragend an. „Habt ihr schon einen Plan, wie wir vorgehen sollen?“

„Ich würde einen Vorschlag machen“, warf Lelouch ein.

„Horo, kannst du irgendwie mit Nemo in Kontakt treten?“

„Ich weiß nicht…“ Seine Antwort klang sehr unsicher. Er hatte noch nie versucht mit Nemo in Kontakt zu treten, wenn er nicht wusste, wo sie war.

„Ich kann es versuchen, aber ich kann für nichts garantieren…“

„Das ist schon in Ordnung. Versuch es wenigstens einmal.“

Der kleine Grünschopf konzentrierte sich und rief Nemos Namen in die Leere. Als er aufhörte, horchte er auf, ob eine Antwort zurückkam.

Doch es kam nichts. Er senkte den Kopf und sah immer verzweifelter aus.

„…ro!“ Erschrocken blickte er wieder auf.

„Habt ihr gerade meinen Namen genannt?“

„Nein, haben wir nicht. Warum?“

„Mir war, als hätte jemand nach-“

„…oro!“ Diesmal war die Stimme lauter, aber man verstand sie immer noch nicht richtig. Er konzentrierte sich noch einmal und die Stimme wurde klarer.

„Horo!! Antworte mir doch!!!“ Jetzt war es ihm klar! Die Stimme war Nemo!

„NEMO!!“, schrie er vor Freude laut aus. Die Anderen sahen ihn überrascht an, waren aber auch glücklich, dass er Kontakt zu ihr hatte. Das Erste, das er tat, war zu fragen wo sie sei. Jedoch konnte sie ihm keine genaue Antwort geben. Das Einzige, was sie von ihrer Umgebung erkennen konnte war, dass alles in vollkommener Dunkelheit lag. Geräusche konnte sie auch keine erkennen, da der Wind sehr laut jaulte. Aber das war immerhin ein brauchbarer Hinweis. So konnte Lelouch ihren Aufenthaltsort vielleicht etwas schneller herausfinden.

„Also gut, wir machen es so: Ich bleibe mit Horo hier und entschlüssle dieses Rätsel, während er den Kontakt zu Nemo aufrecht hält. Wir werden euch sofort kontaktieren, sollte sich etwas getan haben.“ Alle nickten Lelouch zu, da sie wussten, dass er ein schlauer Kopf war und mehr für die Entschlüsselung tun konnte als für die Suche. Horo unterhielt sich weiter mit Nemo und sagte ihr, dass sie keine Angst zu haben brauchte und dass sie sie bald finden würden.

„Es wird wohl das Beste sein, wenn wir uns aufteilen“, schlug Suzaku vor.

„Genau! Jeder geht in einen anderen Teil der Stadt“, stimmte Ed ihm zu.

Und so machten sich die anderen Fünf auf die Suche nach Nemo, während Lelouch zurückblieb und versuchte herauszufinden was das Rätsel meinte.
 

nach zwei Stunden
 

„So ein Mist!“, fluchte Suzaku. „Könnten wir doch wenigstens Knightmares benutzen!“ Weiter konnte sich der junge Japaner nicht aufregen, da sich sein Funkgerät meldete.

„Suzaku! Hast du schon etwas entdeckt?“, fragte Lelouchs Stimme aus dem Apparat.

„Nein, noch nicht.“

„Hm… Ich habe auch noch nichts herausgefunden. Die Anderen meinten, sie würden nicht aufgeben. Auch Horo gibt sein Bestes um Nemo nicht zu verlieren.“

„Verstehe. Mit Knightmares wäre die Suche sicher einfacher…“

„Ja, es wäre einfacher, da hast du Recht. Aber so kriegen die Leute keinen Grund Angst zu haben.“

„Ja, ich weiß… Dann lass uns mal weiter machen!“ Mit diesen Worten beendete Suzaku das Gespräch und machte sich wieder auf die Suche.
 

nach vier Stunden
 

„Nirgends etwas zu sehen“, dachte sich Marisa. „Alles was man hier sehen kann, ist trocken. Aber es ist immer nass zu sehen.“ Wo sollte so ein Ort sein? Die junge Frau wusste es einfach nicht. Schon mehr als vier Stunden waren sie nun auf der Suche nach Nemo. Aber bisher hatte noch niemand gesagt, dass man sie gefunden hatte. Was, wenn alles nur Trick war? Wenn dieser Unbekannte sie gar nicht frei lassen wollte? Langsam machten sich Zweifel in ihr breit. Sie wollte schon umkehren, doch dann dachte sie wieder daran, dass sie nicht aufgeben darf. Lelouch würde bestimmt irgendetwas herausfinden.
 

nach sechs Stunden
 

Lelouch rieb sich erschöpft die Schläfen. Er hatte immer noch nichts Brauchbares herausgefunden. Alles was für ihn nützlich erschien, gab er sofort an die Anderen weiter. So langsam glaubte er, dass die anderen wohl bald aufhörten. Noch einmal sah er sich das Rätsel an um danach noch einmal die Karte zu betrachten. Er untersuchte den Raum in Tokio ganz genau, doch er fand keinen Ort, der nur nass zu sehen war. Horo saß immer noch konzentriert auf dem Stuhl, auf dem er vor sechs Stunden Platz genommen hatte. Da klingelte sein Handy wieder. Kein Wunder, wenn sie wirklich zwölf Stunden hatten, dann war jetzt Halbzeit.

Horo drückte um abzuheben diesmal gleich die Taste für den Lautsprecher.

„So, es ist Halbzeit! Wie sieht es aus? Die arme Nemo sitzt ja immer noch in ihrem Loch.“

„Wie sollten wir sie denn finden?!“, rief Lelouch verärgert. „Ein nasser Ort ist in einer Stadt nicht zu finden, wenn es nicht regnet!“

„Ahahahaha! Ihr sucht sie also in der Stadt? So so“, war die erheiterte Antwort des Anrufers.

„Dann gebt uns doch noch einen Hinweis!“, mischte sich nun auch Horo ein.

„Einen Hinweis? Nein, jetzt noch nicht. Ich werde mich noch einmal in drei Stunden melden.“

Und wieder hatte er das Gespräch beendet. Doch Lelouch ließ es keine Ruhe, was der Mann sagte.

„Ihr sucht sie also in der Stadt? So so“

Ihm dämmerte etwas und er ließ keine Zeit verstreichen und nahm sich sein Funkgerät.

„Hört mir alle zu!“, rief er in das kleine Gerät. „Sie ist nicht in der Stadt! Ihr müsst sie außerhalb suchen! Sucht am besten an Orten, die am Wasser liegen. Ich melde mich wieder!“
 

nach zehn Stunden
 

Yokosuke war nach Enoshima gefahren, da dieser Ort am Wasser lag und die anderen Gewässer von den anderen abgesucht wurden. Außerdem hatte er dort seine Kindheit verbracht. Er glaubte sich an Felsen zu erinnern, bei denen er sich immer versteckt hatte. Als er am Strand ankam, sah er dass das Wasser wieder zurück kam. Es war also die Zeit der Flut. Doch sah er die Felsen, die normalerweise bei normalen Wasserstand nicht zu sehen waren, noch ein wenig aus dem Wasser ragen. Er ging näher an die Küste, sodass er den Felsen so nah sein konnte, wie es ging.

„Nemo!!“, rief er so laut er konnte. Das Rauschen der Wellen schwächte seinen Ruf etwas, also rief er noch einmal. Und noch einmal, so oft es ging.
 

„Huh?“ Horo hörte Nemos überraschten Ton und wollte wissen was los war.

„Was hast du?“

„Mir war, als hätte mir jemand gerufen… Da! Jemand ruft meinen Namen!“, sagte sie etwas fröhlicher. Sie hoffte sehr, dass sie jemand finden würde. Horo sah sofort Lelouch an, der sich sofort daran machte, herauszufinden wer in Nemos Nähe sein konnte.

„Irgendjemand von euch hat Nemo gefunden! Wer hat ihren Namen gerufen?!“, fragte Lelouch über das Funkgerät.

„Ich habe ihren Namen gerufen“, bekam er als Antwort von Marisa.

„Ja, ich auch!“, antwortete auch Suzaku.

„Auch ich habe nach ihr gerufen“, hörte er Yos Antwort leise, da der Wind stark war.

„Also drei Leute, die nach ihr riefen…“ Schnell drehte er sich zu Horo.

„Konnte sie die Stimme erkennen?“

„Konntest du die Stimme erkennen?“, fragte Horo seine Partnerin.

Lelouch hoffte sehr, dass sie sie erkannte. War es eine weibliche Stimme, gäbe es nur die Möglichkeit Eins zu Drei. War es aber eine männliche Stimme ständen die Chancen nur Zwei zu Drei.

„Sie sagt, es ist eine männliche Stimme“, gab der grünhaarige Junge die Antwort weiter.

„Tsk! Dann würde ich euch kurz bitten, nacheinander ihren Namen zu rufen. Suzaku, du zuerst.“

Suzaku rief ihren Namen noch einmal und Lelouch sah hoffnungsvoll zu Horo, der Nemo fragte, ob sie wieder etwas gehört hatte. Als Horo aber verneinend den Kopf schüttelte, war es klar, dass Yo sie gefunden haben musste.

„Yo, wo bist du?“, wollte der Achtzehnjährige wissen.

„Ich bin am Strand von Enoshima. Hier befindet sich eine Ansammlung von Felsen, die man nur bei Ebbe vollständig sehen kann. Auch befinden sich hier Höhlen, die bei abgeschlossener Flut eine tödliche Falle sein können. Ich muss den Kontakt jetzt abbrechen, da ich ins Wasser gehen werde um sie zu finden.“

Und mit diesen Worten war Yo nicht mehr zu erreichen. Lelouch fluchte und schlug mit der Faust gegen die Wand.

„Verdammt! Wir haben keinen Knightmare Piloten bei den Suchenden!“

„Nicht ganz“, ertönte eine ihm bekannte Stimme aus dem Funkgerät.

„Ja, ich weiß. Piloten haben wir wohl, aber keinen ihrer Knightmares.“

„Ich habe meinen Knightmare Frame mitgebracht“, klang Ed etwas erheitert. „Ich bin schließlich in einer Spezialmaschine mit dem König hergekommen. In fünf Minuten könnte ich losfliegen. Wo muss ich hin?“

Überrascht, aber dennoch erleichtert, erklärte er Ed wo er hin müsse. Der blonde Ägypter gab sein OK und beendete die Verbindung.
 

Yo kämpfte sich im Wasser gegen die Wellen nach vorn. So gut er konnte rief er nach Nemo und als er an den hintersten Felsen angekommen war, glaubte er eine Stimme gehört zu haben. An den drei äußersten Felsen rief er an jedem ihren Namen und am letzten hatte er sie endlich gefunden. Er kannte diesen Felsen. Dieser hatte, nahe der Spitze, ein Loch, durch das man in das Innere des Felsen kam. Also versuchte Yo so gut es ging an ihm hochzuklettern, rutschte jedoch einige Male ab und schürfte sich die Hände und Knie auf. Den Schmerz ignorierend kletterte er bis zu jenem Eingang und sah hinein. Es war dunkel doch ein wenig konnte man den Schatten einer Person erkennen.

„Nemo, bist du das?“, fragte er den Schatten.

„Ja… und wer seid Ihr?“, war die ängstliche Gegenfrage des Mädchens. Yo lächelte und war erleichtert, dass er sie gefunden hatte.

„Ich bin Yo und ich möchte dich hier herausholen. Kannst du versuchen näher an dieses Loch zu kommen? Versuch an den Wänden etwas hochzuklettern.“

„Das geht nicht, die Wände sind zu rutschig!“ Das war schlecht. Der Knight of Six überlegte, wie er sie ansonsten herausziehen sollte. Da kam ihm auch schon eine Idee. Er zog sein weißes Jackett aus und hielt es an einem Ärmel fest. Dann ließ er den anderen Ärmel nach unten gleiten und hielt es soweit nach innen, wie es ging.

„Kommst du an meine Jacke? Wenn ja, halt dich daran fest. Dann ziehe ich dich hoch.“

„Ich hab sie!“, kam es aus dem Loch und Yo zog sein Jackett wieder heraus. Als er den Anfang des anderen Ärmels sehen konnte, sah er auch Nemos Hand, die sich in den Stoff gekrallt hatte. Doch dann gab es ein reißendes Geräusch und er sah, wie der Ärmel begann abzureißen. Schnell zog er es noch ein wenig höher und als der Ärmel abgerissen war, griff er nach Nemos Arm, den er gerade noch erreichte. Auch wenn es schmerzhaft war mit dem Oberarm über die spitze Kante zu hängen. Langsam zog er sie vorsichtig weiter nach oben, bis er sie schließlich endlich aus dem Loch herausheben konnte.

„Jetzt ist alles wieder gut…“, sagte er zu dem Mädchen das ihn dankend ansah. „Kannst du bis dort drüben schwimmen?“

„Ja, aber was ist mit Euch?“, fragte sie besorgt, da sie seine ganzen Schrammen sah.

Yo winkte nur ab. „Ach das, das geht schon.“ Doch als sie im Wasser waren, glaubte sie zu sehen, wie er das Gesicht vor Schmerz verzog. Das Wasser brannte doch in den offenen Wunden.

Am Ufer angekommen setzte sich Yo sofort mit Lelouch in Verbindung, der ihm erklärte, dass Ed bereits auf dem Weg war um sie abzuholen.
 

Lelouch hatte den Anderen gesagt, dass sie wieder zurück kommen konnten. Als auch Ed mit Yo und Nemo angekommen war, waren alle erleichtert, dass sie endlich gefunden war. Horo rannte sofort auf sie zu und umarmte sie so fest er nur konnte. Als er sich jedoch wieder bei klaren war, dass sie beobachtet wurden, ließ er sie sofort, mit feuerrotem Kopf, wieder los. Bei diesem Anblick mussten die anderen lachen. Doch die gute Laune hielt nicht lange an, da sich der unbekannte Mann wieder meldete.

„Ihr habt sie also noch vor Ablauf der Zeit finden können. Habt Ihr denn wenigstens mein Rätsel gelöst, Lelouch?“

„Man hätte gleich darauf kommen können, ja. Der erste Absatz deutete auf die Gezeiten hin, dass sie also irgendwo am Meer war. Der zweite Absatz war nicht so einfach, doch eine Höhle im Meer ist natürlich mal größer und mal kleiner. Da kommt es auf das steigende oder sinkende Wasser bei Ebbe oder Flut an. Und doch konnte ich es nicht lösen.“

„Weil Ihr zu sehr mit den Gedanken bei dem Mädchen wart. Ihr hattet alle Angst und diese Angst vernebelte euren Verstand.“ Der Unbekannte machte eine kurze Pause.

„Aber ich möchte dir auch gratulieren Yo. Wie bist du auf Enoshima gekommen?“

„Das solltet Ihr doch wissen!“, fauchte er ihn böse an. „Ihr wusstet doch bestimmt, dass mein damals bester Freund in diesen Höhlen umkam!“

„Ach ist das so?“, spielte er den Unwissenden. „Hattest du Angst, wieder jemanden dort sterben zu sehen? Hattest du Angst dorthin zurückkehren?“ Ein fieses Lachen war zu hören.

„Gewöhnt euch an die Angst, denn ich werde dafür sorgen, dass ihr alle in Angst und Schrecken leben werdet!!“ Und weg war er. Er hatte wieder aufgelegt und Horo hoffte, dass es das letzte Mal war, dass er sich bei ihm meldete.

„Wir sollten uns ausruhen... Es war ein langer Tag.“

„Ja, wir sollten uns schlafen legen“, stimmte Marisa ihrer Freundin zu. Alle nickten und machten sich langsam auf den Weg in ihre Zimmer.

„Horo, Nemo“, rief Lelouch. „Ihr beide könnt auch hierbleiben. Wir sehen uns dann morgenfrüh.“

Die beiden nickten und folgten den anderen.
 

Am nächsten Morgen beim gemeinsamen Frühstück waren alle viel lockerer. Kail und Reyla stritten sich um eine Scheibe Brot, Ed ignorierte Shin wieder, der deswegen beleidigt war, Jeremiah, der Reyla anhimmelte, Kallen, die sich mit Marisa unterhielt und die anderen die da waren. Horo und Nemo waren solche Mengen an Menschen nicht mehr gewohnt und fühlten sich fehl am Platze. Doch als sich Spice und Yo neben sie setzten, beruhigten sie sie ein bisschen. Nemos Blick fiel auf Yos Hände, die nun eingebunden waren.

„Wie geht es Euch, Yo?“, fragte sie vorsichtig.

Dieser lächelte sie an und antwortete: „Es geht mir gut, danke. Aber du musst nicht so förmlich sein.“

„Wir sind schließlich alle Freunde!“, fügte Spice noch hinzu. Als die anderen das hörten, sahen sie sich gegenseitig an und nickten. Nun mussten auch Horo und Nemo lächeln. Hier könnten sie eine Weile bleiben…
 

Nach dem Frühstück gingen Ed und Kail einen Gang entlang, als sie vor einer Tür stehen blieben. Die Tür führte in einen weiteren Gang, der wiederum zum Konferenzsaal führte. Kail lehnte sich gegen die Wand und seufzte schwer.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte der dritte Ritter Ägyptens.

„Also irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Reyla mir an den Kragen will...“

„Kail das bildest du dir nur ein!“, meinte Ed lachend. „Entwickelst du jetzt Reylaparanoia oder was?“ Ed wandte sich lachend um und wollte weitergehen als plötzlich die Tür auf knallte.

„Ah! Ed, hier bist du!“ Reyla stand an der Tür. „Schau dir den Mal an! Schläft während seiner Arbeitszeit!“, sagte sie Kopfschüttelnd, als sie Kail am Boden sah.

„Ähhhhh... Ehehehe…“ Ed wusste nicht, was er darauf antworten sollte.

„Komm schon, der König möchte dich sprechen. Und den da auch…“ Mit diesen Worten nahm sie Kail an seinem Bein und schleifte ihn hinter sich her.

„Kail wird ausrasten, wenn er das mitbekommt“, dachte sich der Blonde, mit dem geflochtenen Zopf. Die Schwarzhaarige öffnete die Tür, die in den Thronsaal führte und zeigte mit dem Finger auf Shin. Ed ging auf ihn zu, während Kail weiter von Reyla gezogen wurde. Doch der Gezogene wachte wieder auf und traute seinen Augen nicht.

„Reyla, was soll das!!!“, fauchte er mit geröteten Wangen.

„Na, wenn du die ganze Zeit schläfst. Irgendwie muss ich dich ja zu Shin bringen“, antwortete Reyla.

„Um was geht es denn, Shin?“, fragte Ed und Shin kam noch etwas auf ihn zu.

„Edward, Kail, wir reisen bald wieder ab.“

„Ich verstehe“, nickte Ed. „Die anderen Zwei?“

„Marisa und Reyla werden hier bleiben um den schwarzen Rittern noch ein paar Informationen zu geben.“

„WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS?!“

„Was hast du denn, Kail?“, wollte der Maskierte von seinem Ritter wissen.

„Dass Ihr Marisa deswegen hier lassen wollte, ist ja schön und gut. Aber zusammen mit Reyla?“, fragte er entsetzt.

„Pass auf was du sagst!“, drohte sie dem Jüngeren.

„Was spricht gegen Reyla?“ Auch Ed interessierte es, warum Kail gegen die Schwarzhaarige war.

„Reyla kann Marisa doch überhaupt nicht beschützen! Lasst Ed oder mich an ihrer Seite!“ Reyla wurde immer wütender und das sah Shin auch, da hatte er eine Idee.

„Würde ein Kampf dich umstimmen?“

„Ein Kampf?“ Kail klang sehr überrascht. „Wollt Ihr mich etwa gegen…!“

„Aber nein, nicht gegen dich. Ich dachte da eher an einen von Ihrer Hoheit Nunnallys Leuten.“

Nunnally sah Shin überrascht an, verstand jedoch worauf er hinaus wollte. Würde Reyla einen Soldaten von Britannia schlagen, würde das vielleicht Kails Meinung ändern. Sie nickte.

„Ich glaube, ich wüsste da jemanden.“
 

Nicht einmal eine Stunde später standen sich Suzaku und Reyla in der Trainingsarena gegenüber. Lelouch war der Schiedsrichter und startete und beendete den Kampf.

„Seid ihr bereit?“, fragte er die beiden Gegner. Diese nickten und machten sich fertig.

„Also dann, Suzaku“, lächelte Reyla. „Schlag gegen Schlag, Mann gegen Frau!“

Suzaku lächelte ebenfalls und nickte.

„Beginnt!“, rief er und schwenkte die Fahne nach unten.

Reyla sprintete auf Suzaku los, welcher ihrem Schlag auswich. Der zweite folgte in Form eines Tritts, der Suzaku schmerzvoll in die Seite traf. Er torkelte ein wenig, fing sich aber wieder. Der junge Japaner holte zum Schlag aus, Reyla aber wehrte ihn ab, packte seinen Arm und machte einen Überwurf. Der Aufprall war sehr schmerzhaft für Suzaku und er blieb einige Sekunden regungslos liegen. Etwas in seinem Körper sagte ihm, dass es für sie nicht nur ein Übungskampf war. Sein Körper sagte ihm, er solle fliehen. Doch stattdessen griff er erneut an, um wieder auf den Boden geschmissen zu werden. Suzaku stand wieder auf, hielt sich seinen schmerzenden Arm und ignorierte die innerlichen Rufe, die ihn dazu bewegen wollten zu fliehen. Wieder rannte er auf die Ältere zu, doch kam er nicht weit, da Lelouch den Kampf beendete.

„Das reicht, Suzaku. Ich hatte gehofft, du würdest aufgeben, aber ich hatte mich geirrt. Lass es gut sein…“ Suzaku nickte und reichte Reyla die Hand, welche sie entgegennahm.

„Tut mir Leid“, sagte sie mit zusammengelegten Händen. „Komm mit, ich werde dich verarzten.
 

„Dann sagen wir uns also nun leb wohl…“ Shin senkte den Kopf ein wenig.

„Nicht leb wohl!“, sagte Nunnally und reichte ihm die Hand. „Auf Wiedersehen!“

„Ja, auf Wiedersehen!“, korrigierte sich Shin und nahm ihre Hand. Dann stieg er in sein Flugzeug ein. Edward verabschiedete sich ebenfalls.

„Es war schön hier. Bei uns ist der Herbst nicht so angenehm“, scherzte er.

„Auf Wiedersehen, Ed“, verabschiedete sich Lelouch von dem Ritter.

„Auf Wiedersehen!“

„Keine Angst, Kail! Mir wird schon nichts passieren“, beruhigte Marisa ihren langjährigen Freund.

„Wenn etwas ist, du weißt, dass du mich immer erreichen kannst!“

„Nun verschwinde schon!“, meckerte Reyla, worauf Kail sie wieder böse ansah.

„Wir sind ja auch noch da, um auf sie aufzupassen“, erwiderte Nunnally.

„Vielen Dank, Majestät! Auf Wiedersehen!“ Mit diesen Worten verschwand er in dem Flugzeug. Die Türen schlossen sich und der Eingangstunnel wurde eingefahren. Langsam rollte es los, wurde immer schneller bis es schließlich abhob. Der Sonne entgegen…
 

Ein halbes Jahr später…
 

In einer abgelegenen Bar suchten einige Passanten Schutz vor dem stürmischen Regen, der sie komplett mit Wasser durch tränkte. Einige Passanten beschwerten sich über den Wetterdienst, da er schon wieder falsch lag, während andere Besucher der Bar sich ihren Feiern und ihren Getränken hingaben.

Nur abseits der Theke saß eine Person, von einem Umhang umhüllt, und schien nachdenklich auf sein leeres Glas zu starren.

Der Wirt kam zu ihm und fragte höflich: „Möchten Sie noch etwas mein Herr?“

Verneinend hob die Person die Hand und sprach ruhig: „Vielen Dank, aber ich brauche nichts mehr.“

Mit einem Schulterzucken wandte sich der Wirt wieder seinen anderen Gästen zu.

Doch dann bemerkte die Person hinter sich einen Schatten. Schließlich setzte sich ein junger Mann, dessen kupferbraunes Haar vom Regen nass war, neben ihn.

„Du kommst spät...“, merkte die verhüllte Person kühl an.

Die andere hingegen lächelte charmant. „Verzeihen Sie... Das Wetter hat nicht mitgespielt.“

Nach seiner Entschuldigung hörte man wieder, wie sich andere Personen über den Regen und wieder andere über den Geschmack des Alkohols beschwerten.

„Aber...“, begann er und legte sein Jackett ab. „Man sieht hier sehr gut wie verweichlicht doch alle geworden sind, wenn sie einen Aufstand wegen solch kleinen Dingen machen“, beendete der junge Mann seinen Satz und schaute zu dem Fernsehapparat auf, wo gerade die Nachrichten liefen.
 

„Bald treffen sich in Japan alle Weltmächte um zu besprechen, wie der Frieden weiter bewahrt werden kann. Die kommenden Politiker werden sein...“, sprach die junge Nachrichtensprecherin, doch der junge Mann wandte sich wieder der verhüllten Person zu. Wenn man genau hinsah konnte man unter dem Umhang erkennen, wie sich die Lippen der Person zu einem hinterhältigen Lächeln verformten.

„Ich habe einen Auftrag für dich... einen sehr heiklen.“

Nun horchte der junge Mann vollkommen auf und schaute sich um, dass auch keiner mithörte. Doch jeder der Anwesenden war mit seinen eigenen Dingen beschäftigt. Aufmerksam wartete er darauf, dass die andere Person fortfuhr.

„Wie du sicherlich mitbekommen hast werden sich alle Nationen in ein paar Wochen in Japan treffen...“

„Am Tag des Friedens, der auch gleichzeitig der 1. Todestag des Tyrannen ist“, bemerkte der Kupferhaarfarbene ruhig und bestellte sich ein Getränk.

„Genau... doch ich will, dass du dafür sorgst, das alles nicht so laufen wird wie es laufen sollte... Oder besser: Sorge dafür, dass die Welt in sich zerbricht... Denkst du, du schaffst das?“, beendete die Person düster und leise seinen schlimmen Auftrag, der wohl das Ende des Friedens bedeuten würde.

Nachdenklich legte der junge Mann seinen Kopf schief und stellte sein leeres Glas, das er eben mit einem Zug geleert hatte, weg.

„Es dürfte ohne Hilfe sicher schwer werden, aber unmöglich wäre es nicht.“

„Mach dir darüber keine Sorgen...“, beruhigte ihn die verschleierte Person geheimnisvoll.

„Du wirst Unterstützung von einigen Verbündeten erhalten. Und außerdem... ist jetzt der günstigste Zeitpunkt. Das Feuer ist bereits entfacht. Es muss nur noch Öl aufgegossen werden...“

Der junge Mann musste grinsen, das stimmte nur zu gut... Nun holte die Person aus der Innentasche seines Umhangs ein Flugticket hervor, reichte es dem anderen und erklärte betont:

„Die Versammlung wird bei Nunnally vi Britannia stattfinden, der momentanen Herrscherin des Britannischen Reiches.“

Der junge Mann kratzte sich beschämt den Kopf.

„Das heißt, dass alles auf das arme Mädchen abfärben wird?“

„Ja... aber ein geringes Opfer...“ Die Stimme war so kalt, das selbst der Mann erschauerte.

„Die Kleine kann einem wirklich leidtun, dennoch nehme ich den Auftrag an... Ich hoffe doch sehr auf unser Wiedersehen.“ Höflich verneigte er sich und schaute ernst zu der Person, die mit dem Kopf nickte. Doch dann drehte sich der junge Mann weg, bereit zu gehen. Die verschleierte Person holte die Schachfigur des schwarzen Königs heraus und spielte mit dieser in seiner Hand.

„Jetzt ist der Augenblick günstig... Es wird Zeit die Welt erneut ins Chaos zu stürzen.“
 

Der junge Mann blieb noch einmal kurz stehen, als er die Tür draußen hinter sich geschlossen hatte. Der Regen machte ihm nicht wirklich etwas aus. Er schaute sich sein Ticket noch einmal genauer an und musste grinsen, als er sein Reiseziel sah: Tokio.

„Tokio also, hm? Bist du da nicht auch gerade Reyla? Na warte, Reyla, du kannst was erleben! Einfach so abzuhauen!“

~*Mein Ritter wird...*~

Kapitel 17 - Mein Ritter ist…
 

~*Ägypten*~
 

In dem Arbeitszimmer des westlichen Falken, Alexander Goldman, ging es ziemlich rund! Eine junge Frau mit langen orangefarbenen Haaren räumte auf. Es war jene junge Frau, die Alexander vor sechs Monaten in El Obeid gefunden hatte. Nach dem sie aufgewacht war, half ihr der westliche Falke so gut es ging, sich zu erinnern. Doch es brachte alles nichts, denn sie erinnerte sich immer noch an nichts. Also half er ihr anders. Und zwar indem er sie als seine Sekretärin anstellte. Nach sechs Monaten der Beobachtung hatte Alexander sie nun in sein Arbeitszimmer gelassen, welches sie sofort einer gründlichen Reinigung unterzog. Lose Papiere wurden eingeordnet, Mülleimer entleert, Regale entstaubt und die Fenster geöffnet. Dass ab und zu mal etwas Fenster flog, war ihr egal, da sie es persönlich dort hinaus beförderte.

Als sie endlich mit aufräumen fertig war, brachte man ihr einen Tisch und einen Stuhl in den kleinen Vorraum. Auch bekam sie einen Computer, ein Telefon und ein Fax, eben alles was man für die Büroarbeit brauchte.

„Sie haben sich ja ganz schön Mühe gegeben“, sagte der Mann mit dem silbergrauen Haar anerkennend.

Erfreut, über das Lob, sah sie ihn mit ihren grünen Augen an. „Ich danke Euch für Euer Lob.“

„Nicht doch, es ist mein Ernst. Mir liegt das einfach nicht und ich glaube, Sie sind die richtige Person für diesen Job. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken.“ Alexander verneigte sich, worauf die junge Frau etwas rot wurde.

„Ach ja, bevor ich es vergesse…“ Er suchte etwas in seinen Taschen. „Ich habe Ihnen einen neuen Ausweis anfertigen lassen. Da wir Ihren Namen noch nicht herausgefunden haben, dachte ich mir, dass Sie vorübergehend einen neuen bekommen.“ Mit diesen Worten streckte er ihr einen Ausweis entgegen. Sie nahm ihn und betrachtete ihr Abbild und ihren neuen Namen.

„Rin Fleur…“, las sie flüsternd. „Das ist mein neuer Name…“ Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen und sie drückte den Ausweis fest an sich.
 

In Tokio...
 

„Entschuldigen Sie bitte, aber Sie dürfen hier nicht weiter!“, rief eine Frau und eilte zu einer Person, die vor dem versperrten Platz stand. Doch als sie seine smaragdgrün leuchtenden Augen sah, verschlug es ihr die Sprache.

„So? Verzeiht, das wusste ich nicht“, sagte er sanft und schaute dann mit einen charmanten Lächeln zu ihr.

„Wieso ist denn dieser Bereich abgesperrt? Ich bin erst vor kurzem hier angekommen... Deswegen verzeiht die Lage.“

„Nun ja...“ Sie war immer noch von seinem Anblick mitgenommen. Nie hatte sie so wundervolles kupferfarbenes Haar gesehen.

„Ähm... wie Sie sicher mitbekommen haben, werden hier demnächst die Nationen eintreffen. Und dieser Platz wird zu einer der vielen Bühnen umfunktioniert.“

„Ah, verstehe. Nur das Problem ist, ich muss mich beim Hofstaat melden, da ich einer der Helfer im Palast bin und müsste deshalb hier durch.“

„Ach so... Na dann dürfen Sie natürlich durch! Dürfte ich noch Ihren Namen erfahren?“

Die Person lächelte und sprach geheimnisvoll: „Nennen Sie mich einfach Fly!“

Das Herz der Frau wollte gar nicht mehr aufhören so wild zu schlagen und sie konnte nur noch träumend zusehen, wie sich der Mann in Richtung Bühne aufmachte.
 

„Wunderschönen guten Morgen, Yo!“, rief Spice, der an die Zimmertüre klopfte. Der Weißhaarige wartete gemeinsam mit Horo und Nemo vor der Tür auf eine Reaktion von innen. Als nach fünf Minuten immer noch keine Antwort gekommen war, klopfte er noch einmal.

„Yo? Bist du da?“ Ein lautes Rumpeln war zu hören und Spice machte sich zusehends mehr Sorgen um seinen Freund. Er drehte am Türgriff und sie ließ sich ohne Probleme öffnen.

„Er hat nicht abgeschlossen?“, fragte Horo und sah, ebenfalls besorgt, zu dem größeren Mann.

„Was, wenn ihm etwas passiert ist?“ Auch Nemo machte sich Sorgen und Spice betrat daraufhin das Zimmer. Da die Zimmer in diesem Flügel alle gleich geplant und gebaut waren, kannte er sich aus. Aus Richtung Schlafzimmer war das Klingeln eines Weckers zu hören. Vorsichtig öffnete der Weißhaarige die Tür und traute seinen Augen nicht. Sein Freund lag am Boden neben seinem Bett, in seine Bettdecke gehüllt und mit einer Hand tastete er suchend nach dem Wecker. Mit der anderen Hand hielt er sich den Kopf. Er hatte wohl Kopfschmerzen.

„Was ist denn mit dir los?“ Yo sah Spice mit schmerzverzerrtem Gesicht an und erwiderte:

„Ich hab nur ein bisschen Kopfschmerzen…“

„Nach ein bisschen sieht mir das nicht aus.“ Yo richtete sich auf, um gleich darauf aufzustehen. Das hätte er mal lieber gelassen, denn ein Schwindelanfall wollte ihn schon wieder auf den Boden schmeißen, doch Spice fing ihn gerade noch auf. Er sah seinem Freund in die violetten Augen und bemerkte, dass sie glasig wirkten. Auch bemerkte er seine geröteten Wangen und infolge dessen legte er ihm die Hand auf die Stirn.

„Du hast Fieber!“, stieß er erschrocken aus. „Du musst dich ausruhen!“

„Ach, so ein Quatsch!“, widersprach Yo und riss sich von Spice los. Leicht schwankend ging er ins Badezimmer, um sich für das Frühstück fertig zu machen.

Als er wieder aus dem kleinen Raum kam sah er zwar etwas besser aus, aber seine Augen spiegelten die Schmerzen wieder, die ihn plagten. Sein weißhaariger Freund hoffte sehr, dass Yokosuke bewusst war, dass seine Gesundheit am wichtigsten war und nicht seine Anstellung als einer der Knights of Round. Wäre er nämlich ernsthaft krank, so würde er in einer Schlacht gewiss den Tod finden.

„Was stehst du denn jetzt rum wie angewurzelt?!“, wollte der Knight of Six wissen. „Du musst dir wegen einer Erkältung nicht den Kopf zerbrechen. Ich hab mir wahrscheinlich bei der Suche nach Nemo einen Virus eingefangen.“

„Das ist ein halbes Jahr her“, antwortete Spice.

„Da sieht man mal wieder wie lang die Inkubationszeit doch sein kann.“

„Die Inkubationszeit einer Erkältung liegt zwischen zwei bis acht Tagen!“

„Na dann habe ich mir wohl in den vergangen Tagen etwas eingefangen. Jetzt komm schon! Sonst ist nichts mehr da bis wir ankommen“, scherzte Yo und nahm Horo und Nemo, die noch draußen warteten, jeweils an einer Hand und ging los.
 

„Guten Morgen, Nunnally“, strahlte die junge Frau mit dem weißen Haar. „Wartest du schon lange?“

„Guten Morgen, Marisa. Nein, ich bin ebenfalls gerade erst gekommen.“ Nunnally lächelte ihre Freundin aus Kindertagen an. Obwohl Marisa nun schon ein halbes Jahr hier war, erfreute es die junge Regentin immer wieder aufs Neue sie zu sehen. Vor allem freute sie es, weil sie sie jetzt sehen konnte. Marisa setzte sich zu Nunnally an den Tisch und die beiden redeten ein wenig, da sie noch etwas warten wollten mit dem Frühstück. Da kam C.C. um die Ecke gebogen und wünschte den beiden Mädchen einen guten Morgen.

„Kommen Suzaku und mein Bruder denn nicht zum Frühstück, C.C?“

„Nein, sie sind schon losgegangen um die Dinge zu besorgen, um die du sie gebeten hast“, erklärte die Grünhaarige und Nunnally nickte. Sie hatte ihren Bruder und Suzaku darum gebeten etwas zu holen, da das wichtig für den Abend wäre. C.C. hätte dieses Gespräch gern vertieft, aber so langsam kamen alle zusammen. Die nächsten die ankamen, waren Cornelia, Guilford und Euphemia. Cornelia strahlte regelrecht, seit Euphemia zu ihr gegangen war. Nunnally erinnerte sich noch genau, wie ihre Schwester Euphie sie bat, sie doch zu Cornelia zu begleiten. Sie sah ihn noch heute, den überraschten Gesichtsausdruck der ehemaligen zweiten Prinzessin des heiligen britannischen Reiches, der sich langsam in unbegrenzte Freude veränderte und sogar Tränen über Cornelias Wangen rollten. Dieser Anblick wiederum machte Guilford sehr glücklich und er machte sich sogar auf den Weg, um sich bei Lelouch zu bedanken. Dieser aber meinte, es wäre nicht sein Werk und winkte ab. Der Knight of Nine wusste allerdings, dass Lelouch dies geplant hatte, auch wenn Charles zi Britannia letztendlich den Preis dafür zahlte, und dankte ihm so lange, bis Lelouch den Dank endlich annahm. Auch Cornelia, Euphemia und Guilford erreichten den Tisch, wünschten einen guten Morgen und nahmen Platz.

Als sie dann so ziemlich komplett waren, begannen sie zu reden, zu albern und zu essen. Doch Gino schien etwas zu vermissen.

„Was ist denn los, Gino? Warum isst du nichts?“, wollte Kallen wissen.

„Wo bleibt Jeremiah?! Ich will meinen Saft und meine Orangen!“

„Meine Orangen scheinen dir ja wirklich zu schmecken!“, scherzte der Orangenzüchter, als er auf den Tisch zu lief. Jeremiah stellte Saft und Schale ab und nahm ebenfalls Platz, neben Reyla war noch ein Platz frei gewesen. Gino holte sich gleich zwei der runden Früchte und füllte sein Glas mit der gelben Flüssigkeit.
 

„Sag mal, Lelouch, weißt du was Nunnally mit diesen Sachen vorhat?“

„Soweit ich weiß, möchte sie heute eine kleine Feier halten. Ob es eine richtige Feier wird, weiß ich allerdings nicht. Ich frage mich jedoch, warum heute und nicht am Freitagabend?“ Suzaku verstand, war doch am Freitagabend diese besondere Feierlichkeit.

Ein Jahr Frieden…

„Ich weiß nicht, warum man dieses Jahr feiern muss“, grummelte Lelouch.

„Bist du etwa wütend darüber, dass es offiziell nicht mehr deine Tat war?“, scherzte der Braunhaarige woraufhin er einen bösen Blick seines Freundes abbekam.

„Wir haben später noch eine Tanzstunde! Mach dich auf was gefasst!“, drohte der junge britannische Mann. Suzaku seufzte schwer, er hatte es wieder geschafft ihn zu verärgern! Doch dann fiel ihm noch etwas auf.

„Wechsel doch nicht immer das Thema“, warf Suzaku ein. „Was möchte Nunnally heute Abend denn Feiern?“

„Ich weiß es doch auch nicht…“, seufzte Lelouch genervt. „Sie sagte nur, wir sollen diese Päckchen für sie holen.“

„Ja… Ich frage mich, warum Nunnally ein solch großes Geheimnis daraus macht.“

„Wir werden es ja heute Abend erfahren“

Suzaku nickte. „Ja, das werden wir. Dann wollen wir mal diese Lieferung abliefern!“
 

„Wir helfen dann mal wieder bei den Vorbereitungen“, sagte Cornelia und stand auf.

„Es soll ja am Freitag fertig sein, nicht wahr?“, fragte Guilford und folgte Cornelia.

„Nunnally, wir beide gehen in die Stadt. Das hatten wir so ausgemacht, oder?“

„Ja! Ich freue mich schon darauf Kallen.“

Am Freitag war ein ganz besonderer Tag für die ganze Welt. Die Herrschaft von Charles zi Britannia wurde vor einem Jahr beendet. Die Welt war frei von jeglichen Kriegen geworden und das wollte man natürlich ordentlich feiern. Weil der Imperator in Japan verlor, hatte man vorgeschlagen, dass man das erste Friedensfest dort feiern sollte. Da die gesamte Weltbevölkerung allerdings keinen Platz in Japan, und schon gar nicht in Tokio, hätte, feierte man am Freitag in seinen eigenen Ländern. Am Montag darauf würden dann die Vertreter der einzelnen Länder kommen, um darüber zu debattieren, wie man den Frieden aufrechterhalten konnte. Und weil die Vertreter der Länder kamen, mussten sich auch die Knights of Round gut auf diese Tage vorbereiten. Sie hatten Nunnally versichert, dass sie allein, und ihre Untergebenen, zum Schutze aller reichten. Deshalb hatte die junge Königin auch zugestimmt, sie wusste um die Fähigkeiten ihrer Knights bescheid. Daher hatte sie auch ihre Entscheidung getroffen: Einer von ihnen wurde ihr Ritter.

Doch jetzt wollte sie sich erst einmal mit Kallen amüsieren. Sie würden in die Stadt gehen, um sich für Freitag vorzubereiten, aber auch für den heutigen Abend…
 

Ganz woanders, wo die Sonne schien als gäbe es kein morgen mehr, saß eine Schwarzhaarige gemeinsam mit einer Weißhaarigen auf einer Bank.

„Ganz schön viel los“, bemerkte Marisa und staunte über die vielen Menschen, die dabei waren eine große Bühne herzurichten, sowie das gesamte Gebäude, welches feierlich dekoriert wurde.

„In der Stadt ist es sogar noch schlimmer“, bemerkte Reyla und schaute auch zu dem ganzen Getümmel. „Es werden viele Sicherheitsvorkehrungen getroffen... Wo du nur hinsiehst, überall Soldaten“, seufzte die Schwarzhaarige und lehnte sich wieder zurück um sich zu Sonnen.

„Aber das ist doch selbstverständlich. Schließlich findet doch hier das Treffen statt“, erklärte ihre Freundin. „Sag bloß das hast du vergessen Rey?“, kicherte Marisa frech und stupste ihre Freundin an.

„Nein das habe ich nicht...“, knurrte diese gereizt. „Ich weiß sogar, das nächste Woche am Freitagabend die Eröffnungsfeier stattfindet oder besser, der Ball. Und dann nacheinander die Nationen eintreffen, damit sie sich aussprechen können... Und dann noch dieses Abschlussfest...“

„Ähm Rey...“, bemerkte ihre Freundin und eine peinliche Röte lag auf ihrem Gesicht.

„Hm?“, fragte Reyla ruhig und öffnete ihre Augen wieder.

„Die Eröffnungsfeier findet nicht nächste Woche statt, sondern DIESE.“

Die friedliche Stille wurde von einem lauten Aufschrei durchbrochen.

„WAAAAASSSSSSSSS?!“, schrie Reyla laut auf und das weißhaarige Mädchen hielt sich die Ohren zu.

„Das erklärt auch warum ich heute Kallen und Nunnally beim anprobieren von Festkleidern gesehen habe! Und warum die Jungs sich ans Tanzen lernen machen!!!“

„Rey... nicht so laut...“, seufzte Marisa und schaute entschuldigend zu allen Anwesenden, als diese mit weit aufgerissenen Augen zu ihnen starrten. Schnell verneigte sich Reyla entschuldigend und die Arbeiter wandten sich wieder ihren Aufgaben zu.

„Aber Marisa, wieso machst du dich denn dann nicht zurecht?“, fragte die Blauäugige neugierig und legte ihren Kopf zur Seite.

„Weil ich gerne bei dir bin“, antwortete diese mit einem Lächeln, sodass ein leichtes Rot sich auf Reylas Wangen legte.

„Schon kapiert...“, murmelte diese, stand auf und starrte mit sprudelnden Augen zu Marisa.

„Dennoch sollten wir zwei uns für Freitag vorbereiten! Auch wenn es nicht so viele Menschen sind, es sind dennoch wichtige unter ihnen!“

„Du Rey...“, bemerkte Marisa leise und starrte zu Boden.

„Hm? Was ist denn?“, fragte ihre Freundin besorgt und legte eine Hand auf ihre Schulter.

„Verzeih, aber... ich glaube es ist keine gute Idee wenn ich auf das Fest gehe.“

„Wieso? Was hast du denn? Hast du Angst davor, von den anderen ausgestochert zu werden?“ Verneinend schüttelte Marisa den Kopf.

„Nein... es ist nur...“ Reyla wusste sofort was ihre Freundin meinte und schaute traurig zu ihr.

„Wegen Suzaku, oder?“ Marisa nickte leicht und hielt ihre Hände dicht zusammen.

„Ich... ich habe zwar gesagt, dass ich nun alles tun werde, damit dieser glücklich wird, weil er der Mensch ist, den ich am meisten liebe aber... Wenn ich ihn und Euphemia sehe…“ Plötzlich fühlte sie einen sanften Druck auf ihren Händen und mit offenen Augen starrte sie zu Reyla. Diese lächelte sanft, sogar zärtlich, aber in ihren Augen spiegelte sich Schmerz.

„Zerbrech dir darüber nicht den Kopf... Ich weiß wie schwer es ist, dieses Gefühl zu tragen... Aber es hilft nichts, wenn du nur deprimiert zu Boden starrst. Du solltest lieber Lächeln und deinen Blick von dem abwenden, was gewesen ist und nun auf das hier und jetzt richten!“ „Stimmt...“, hauchte Marisa und auf ihren Zügen war wieder ein sanftes Lächeln. „Du hast recht! Es hilft nichts, wenn ich nur abhaue.“

„Gut so! Das ist die Marisa die ich kenne!“, dachte sich die Schwarzhaarige freudig, doch diesen einen Satz konnte sie sich nicht verkneifen.

„Weißt du was? Ich werde dich herrichten, dass du der Star des Abends bist. Und du hast auch endlich eine Chance es ihm zu sagen. Der Arme weiß ja noch nicht einmal etwas! Du wirst Suzaku sagen, dass du ihn...“

„Was soll mir Marisa sagen?“, fragte eine jungenhafte Stimme hinter Reyla und beide erschraken.

„SUZAKU?!“ Rey hatte eher einen Schreck bekommen, während Marisa panisch wurde und ein tiefes Rot sich auf ihre Wangen legte.

„Mensch, Suzaku! Musst du dich so von hinten an schleichen!?“, tadelte Reyla ihn zu Recht, woraufhin Suzaku ein beherztes „Entschuldigung“ sagte. Nun traute sich auch Marisa etwas zu sagen und mit einem sanften Lächeln schaute sie zu ihm.

„Suzaku, was machst du denn hier?“ Suzaku war kurz stumm, doch er war froh, dass es Marisa anscheinend wieder besser ging. Immer noch lag es ihm schwer im Magen, als sie vor einigen Wochen in Tränen ausgebrochen war.

„Ähhh, also...“ Suzaku suchte nach einer Antwort, fand jedoch keine glaubhafte. Schließlich beichtete er.

„Na gut, ich geb es zu… Ich bin vor Lelouchs Tanzunterricht abgehauen.“

„Was? So schlecht oder ist der Unterricht so hart?“ Reyla lachte frech und wartete gespannt auf seine Antwort.

„Das letztere trifft wohl eher zu.“ Suzaku musste bei der Erinnerung mit den Augen rollen. War es denn so schlimm, wenn man nicht perfekt tanzen konnte? Doch dann drehte er sich wieder zu Marisa.

„Marisa... du wolltest mir etwas sagen?“

Kurz wusste Marisa nicht was sie sagen sollte, doch Reyla nahm es ihr ab.

„Sie wird es dir 100% am Freitag sagen! Und zwar auf dem Ball!“ Gerade als Marisa rebellieren wollte, sah sie wie Suzaku ihr seinen kleinen Finger hinhielt. Verwundert starrte sie ihn an.

„Also... versprich mir, dass du es mir dann dort sagen wirst. Nach der Eröffnungsrede!“ Marisa überlegte kurz hakte aber dann ihren kleinen Finger bei ihm ein.

„Gut abgemacht!“, verkündete diese freudig und beide lösten ihre Finger wieder.

„Also, ich mache mich mal wieder auf. Bevor Lelouch auf dumme Gedanken kommt...“

„Da kann ich nur eins dazu sagen... Hals und Beinbruch.“ Reyla klopfte ihm aufbauend auf die Schulter.

„Viel Glück... Suzaku“, wünschte auch die Weißhaarige.

„Danke ihr zwei...“ Suzaku winkte noch kurz, ehe er sich wieder auf den Weg zu Lelouch machte.

„Tja... jetzt wirst du es ihm wohl oder übel sagen müssen...“, grinste Reyla schelmisch.

„Reyla!“

„Keine Sorge, wir werden dein Geständnis üben!!!“ Schnell wich Reyla den Schlägen von Marisa aus, während sie wieder laut lachte.
 

„Hm…“ Der junge Mann mit dem kupferfarbenen Haar staunte nicht schlecht. Diese Bühne hatte er wirklich toll hinbekommen. Jetzt musste er nur noch Freitagnachmittag die Blumen anbringen und es war perfekt. Da kam ein kleines Mädchen mit kirschblütenfarbenen Haar auf ihn zu.

„Wow, Onkel, hast du das gemacht?“

„Ja, aber es ist noch nicht ganz fertig“, lachte Fly über die Bezeichnung „Onkel“.

„Es ist noch nicht fertig? Aber es sieht doch so schön aus!“, staunte das Mädchen.

„Ja, aber es müssen noch Blumen angebracht werden. Siehst du, solche wie diese.“ Er deutete mit einer Hand auf ein Beet, wo die unterschiedlichsten Blumen blühten. Die Augen des Mädchens begannen zu glitzern und er konnte sich die nächste Frage schon denken.

„Die sind ja wirklich schön! Onkel, kann ich eine davon haben?“

„Wenn du so nett fragst…“, antwortete er ihr mit einem Lächeln und schnitt eine gelbe Rose ab, die er dem Mädchen dann reichte.

Überglücklich verbeugte sich das Mädchen und lief dann wohl wieder nach Hause, um seinen Eltern die Blume zu zeigen.

„Hm…“ Wieder lächelte er. Doch diesmal hatte dieses Lächeln etwas Dunkles, etwas Böses an sich.

„Geht ihr alle nur eurer Arbeit nach“, sagte er leise. „Bald geht das Spiel in die zweite Runde! Dafür werde ich schon sorgen!“ Er wandte sich ab und ging wieder, da er seine „Arbeit“ für heute erledigt hatte.
 

„Ich möchte euch allen danken, dass ihr heute gekommen seid!“, verkündete Nunnally freudestrahlend, als alle zu der kleinen Feier gekommen waren. Naja, fast alle. Cornelia und Euphemia waren nicht anwesend, da sie sich einen schönen Abend machen wollten. Guilford würde ihnen berichten, wie es war. Auch Yokosuke war gekommen, obwohl er sich immer noch nicht besser fühlte. Es war wohl eher schlimmer geworden. Aber er wollte Spice zeigen, dass sich dieser keine Sorgen um ihn machen brauchte.

„Blöde Erkältung…“, murmelte der Dunkelhaarige vor sich hin und rieb sich die Augen.

„Ich möchte euch mitteilen, dass ich die Idee des ägyptischen Königs, Shin, sehr gut fand und mir deshalb einen Ritter ausgewählt habe.“

Die Anwesenden wurden neugierig. Wer würde es wohl sein? Sie wollten es wissen, doch Nunnally ließ sich noch etwas Zeit.

Das passte Yo nicht. Seine Kopfschmerzen wurden immer unerträglicher und er wünschte sich, dass sie sich doch etwas beeilen sollte, damit er wieder nach Hause konnte. Nach Hause ins Bett um sich auszuruhen, so wie Spice es ihm am Morgen geraten hatte. Warum hatte er nicht auf seinen Freund gehört? Warum musste er sich dazu zwingen bei den Vorbereitungen mitzuhelfen? Für einen kurzen Moment schloss Yo die Augen, in der Hoffnung die Schmerzen würden wenigstens etwas verschwinden. Doch es half nichts. Als er die Augen wieder öffnete drehte sich alles in seinem Kopf und er konnte sich nicht länger auf den Beinen halten, daher stützte er sich auf einen Stuhl. Aber Yo konnte nicht mehr. Tiefe Dunkelheit zog ihn zu sich herab und er bemerkte nicht einmal mehr, wie er auf den Boden aufschlug.
 

„Ich will die Feier ja nicht ruinieren, also werde ich es euch nun sagen“, gab Nunnally nun bekannt. „Der, der mein Ritter wird, ist…“

Ein lautes Rumpeln ließ sie abbrechen. Ihre Augen sahen zu der Stelle von der das Geräusch gekommen war und entsetzt erblickte sie…

„YO!!!“

~*Überraschende Nachricht*~

Überraschende Nachricht
 

Alle eilten zu Yokosuke, der immer noch am Boden lag. Nunnally ließ sofort einen Krankenwagen rufen, während Kallen versuchte ihn anzusprechen. Aber reagierte nicht auf ihre Worte, also schüttelte sie ihn sanft. Er kniff die Augen fester zusammen und hob einen Arm, um seine Hand an seinen Kopf zu führen.

„Sei doch nicht so laut“, sagte Yo leise und hielt sich weiterhin den Kopf.

Spice trat näher und sah seinen Freund an.

„Du hättest auf mich hören und im Bett bleiben sollen!“ Als Nunnally das hörte, fühlte sie sich schuldig an Yos Zusammenbruch.

„Warum… warum hast du nicht gesagt, dass es dir nicht gut geht? Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich euch nicht alle hergerufen…“ Man konnte hören, wie Nunnally mit sich kämpfte. Sie kämpfte gegen ihre Tränen an, doch ihre Stimme lies alle hören, dass sie sich die Schuld gab.

„Genau deswegen…“, murmelte Yo. „Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Also bin ich gekommen.“ Auch Spice verstand nun warum Yokosuke gekommen war. Aber er konnte es nicht gut heißen, dass er dadurch seine Gesundheit hatte leiden lassen.

„Du bist ein Idiot!“

„Ich weiß…“

Die anderen mussten lächeln, sie benahmen sich wie ein altes Ehepaar. Das zeigte wohl, wie tief ihre Freundschaft ist. Von draußen hörte man, dass ein Wagen hergefahren war. Türen wurden hastig zugeschlagen und die Eingangstür geöffnet.

„Sir Ichikawa! Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass Sie sich nicht überanstrengen sollen! Das haben Sie nun davon!“, fing der Arzt auch schon mit seinen Belehrungen an.

„Ich weiß…“, wiederholte Yo seine Antwort von vorhin. Der Arzt begann sofort damit Yos Blutdruck und Puls zu messen.

„Du warst beim Arzt?“, fragte Spice seinen Freund. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“

„Hättest du es mir denn geglaubt?“, konterte der Knight of Six.

„Eine gute Frage…“ Der Arzt hatte inzwischen aufgehört und sich entschieden Yo zur Beobachtung mit ins Krankenhaus zu nehmen.

„Nicht das so etwas noch mal passiert!“, erklärte er. „Wir werden Sie genauestens beobachten!“

Die beiden Assistenten, die mit dem Arzt gekommen waren, hoben Yo auf eine Trage.

„Aber vorher würde ich gern noch etwas wissen!“ Sein Blick ging zu Nunnally. „Da ich nun nicht da sein werde, wenn Ihr Euren Ritter ernennt… Wollt Ihr es vielleicht jetzt sagen?“

Nunnally überlegte ein wenig, nickte dann aber. Wieder waren alle gespannt, endlich würden sie es erfahren.

„Es ist eigentlich kein so großes Geheimnis mehr, da ich ihn doch bereits genannt habe“, erklärte sie. „Ob es wohl Zufall oder Schicksal war, aber ich habe deinen Namen genannt. Denn ich habe dich gewählt, Yokosuke.“

Eben genannter traute seinen Ohren kaum. Er hatte mit jedem gerechnet, aber nicht mit sich selbst. Er wollte etwas dagegen sagen und hatte schon den Mund geöffnet, als er Nunnallys Gesicht sah, dass aufgrund seines Sprechansatzes etwas trauriger wurde.

„Majestät…“, begann er. „Bitte macht Euch keine Sorgen! Morgen bin ich wieder fit! Genießt den Abend! Wenn Ihr das nicht tut, bin ich Euch böse!“ Yos lächeln hellte Nunnallys Miene wieder auf.

Sie nickte. „Wenn du es so wünschst…“

„Einen Moment noch!“, schrie Jeremiah. „Auf dich Yo! Du wirst Nunnally garantiert beschützen!“ Jeremiah hob sein Glas und die restlichen Knights, sowie Suzaku, Lelouch und Spice taten es ihm gleich. Da Yo kein Glas hatte streckte er seinen Arm in die Höhe und hielt ihn solange oben, bis man ihn zur Tür hinaus gebracht hatte.

Etwas später kamen auch noch Marisa und Reyla hinzu. Sie hatten an diesem Tag, während der Vorbereitungen, in einem kleinen Lokal bedient, in das die Arbeiter gehen konnten um sich zu stärken. Die weißhaarige junge Frau hatte sich umgezogen, Reyla aber hatte immer noch ihre Uniform an.

„Ihr habt mir immer noch gesagt, wie ich aussehe…“, schmollte die Schwarzhaarige.

„Da gibt es auch nicht viel zu sagen…“, staunte Gino.

„Sag mal, Gino, wo starrst du die ganze Zeit hin?“, fragte Jeremiah mit einem schelmischen Lächeln.

Der blonde Knight wurde etwas rot. „Ähm… also… Ich habe nur gedacht, wenn Reyla irgendwo Kellnerin wäre… Ich würde jeden Tag in den Laden gehen!“

„Ts ts ts… Also Gino, wirklich… Nimm dir ein Beispiel an meinem Charme“, erklärte der Orangenzüchter. „Ich habe dasselbe gedacht.“

Reyla kicherte und zwinkerte den beiden zu. „Hihi, danke für eure Komplimente, Leute. Ich frage mich gerade, ob ich noch ein kleines bisschen mehhhhhr zeigen sollte… Ihr wisst schon…“, sagte sie und spielte ein bisschen an ihrem Dekolleté herum.

„Oh Gott!“, stieß Jeremiah aus. „Jaaaaa!!! Ein Männertraum wird wahr!!!“

„Ähm… Reyla, nichts gegen dich aber…“ Gino suchte nach Worten. „Du solltest es lassen. Ich will Jeremiah nicht noch einmal so erleben.“

„Wie war das mit seinem Charme?“, fragte Kallen Jeremiah, der leicht Rot zur Seite sah.
 

Reyla ging Müde und völlig entkräftet auf das Zimmer von Marisa und ihr zu, was nicht verwunderlich war. Es war immerhin bereits ein Uhr. Sie hatte in diesem Lokal ausgeholfen und ist dann noch zu Nunnallys kleiner Feier gegangen. Sie fragte sich, warum sie überhaupt in dem Lokal geholfen hatte, da sie diese Feierlichkeit eigentlich nichts anging, aber innerlich konnte sie das große Fest kaum erwarten! Doch als sie Lelouch an der Wand stehen sah, erreichte ihre Feierlaune einen gewissen Nullpunkt.

„Lelouch? Was gibt es? Wenn du mit Marisa reden willst, die schläft schon längst.“ Es war nicht so, dass sie nicht mit Lelouch klar käme, nur seit jenem Tag hatte sie das Gefühl, er würde sie besonders beobachten oder besser im Auge behalten. Der Tag, an dem Shin meinte, sie solle gegen Suzaku kämpfen…

„Keine Sorge, mit ihr wollte ich nicht reden.“ Reyla seufzte. Das konnte ja heiter werden...

„So? Also was willst du von mir?“, fragte sie nun leicht gereizt. Eigentlich wollte sie nur in ihr Bett hüpfen.

„Reyla... keine Frau der Welt die untrainiert ist, kann so zuschlagen.“

Aha, es ging also doch wieder um jenen Tag.

„Lelouch... Ich habe dir, nein, allen gesagt, dass sich Suzaku zurückgehalten hat. Deswegen habe ich den Kampf gewonnen!“

„So? Meiner Meinung nach sah das ganze ganz anders aus! Suzaku hat versucht sich zurück zu ziehen... er wollte flüchten...“

„Wegen dem Geass, das du ihm gegeben hast? Er wollte sein Leben retten? Glaubst du echt, ich hätte ihn getötet? Und außerdem... War es nicht so, dass er es benutzt um zu überleben? Also die ultimative Waffe daraus schöpft?“ Reyla lehnte sich nun an die Wand und zog eine Augenbraue hoch. Nun widersprach er sich selbst!

„Das stimmt... normalerweise tut er das... Das heißt, dass die Gefahr so groß gewesen sein muss, dass das Geass ihn zwang zu fliehen! Und außerdem habe ich das Gefühl, dass du uns allen etwas vormachst. Das dein Lachen, deine ganze Art, nur ein Trugbild ist... Also Reyla... Wer bist du wirklich?“

„Das mein Lieber Lelouch...“ Reylas Stimme überschlug sich nun vor Kälte. „Brauchst du nicht zu erfahren... Glaube mir, es ist besser etwas nicht zu wissen, bevor man vielleicht seinen Kopf verlieren könnte...“ Gefährlich blitzten ihre blauen Augen auf und auch waren die Schritte mit denen sie auf Lelouch zu kam bedrohlich, dass dieser nun doch leicht Angst bekam. Doch Reyla blieb stehen und musste auf sein entsetztes Gesicht laut lachen.

„Oh man! Du müsstest dein Gesicht sehen! Hattest du wirklich solche Angst vor mir!?“ Die schwarzhaarige Frau hielt sich den Bauch vor Lachen.

„Ach, Lulu, nimm doch nicht alles so ernst!“ Sie gab ihm einen Klaps auf den Rücken, sodass dieser kurz husten musste.

„Wirklich, ich tue hier doch niemanden etwas zu leide! Also hör auf mir solche Sachen zu unterstellen! Na ja, ich glaube wir beide sind vom ganzen Tag gestresst! Also dann, wir sehen uns morgen. Schlaf schön“, lächelte sie am Ende sanft und flitzte schnell in das Zimmer, bevor Lelouch noch auf weitere Fragen kam. Vorsichtshalber verriegelte sie auch die Tür, gegen die sie sich dann drückte. Sie seufzte nur kurz leise und ihr Blick wurde dann leicht wehmütig.

„Ich mache uns allen etwas vor...“

Sie ging von der Tür weg Richtung Bad und machte sich für die Nacht zurecht. Als sie fertig war, schlich sie langsam und leise in den Schlafraum. Marisa schlief seelenruhig in ihrem Bett und hatte sich an ihre Decke gekuschelt. Auf Reylas Lippen legte sich ein zärtliches Lächeln. Vorsichtig strich sie sanft ein paar weiße Haarsträhnen von ihrer Stirn, die leicht fiebrig war.

„Ach Marisa... selbst in deinen Träumen stellst du dich deinen Problemen und Ängsten…“ Vorsichtig setzte sie sich auf die Ecke des Bettes, damit Marisa nicht wach wurde.

„Ich hingegen renne vor meinen Ängsten und Problemen immer wieder davon... Ja, es stimmt. Ich mache euch allen was vor. Mein Lächeln ist nicht echt, sowie meine ganze Person.“

Sie schaute seitlich aus dem Fenster. Die ganze Stadt war in Dunkelheit gehüllt, da die Laternen ebenfalls schon lange abgestellt worden waren.

„Denn ich frage mich... ob ihr mit meinem wahren Ich überhaupt klar kämet? Vor allem du... Marisa...“ Ihr Blick ruhte wieder auf der schlafenden Gestalt. Langsam erhob sie sich und stieg nun in ihr Bett. Schlaf würde ihr sicher gut tun...
 

In Kairo…
 

Kail ging unruhig die Gänge entlang. Er hatte zwar seine Aufgaben erfüllt, aber dennoch gefiel es ihm immer noch nicht, dass er Marisa bei Reyla lassen musste. Auch wenn Alexander in einem Punkt recht hatte: Solange Reyla an ihrer Seite war, würde ihr nichts passieren. So hatte er trotzdem die Befürchtung, dass sie immer mehr von ihr abschaute. Frecher und Rebellischer war sie ja schon geworden. Doch was würde noch kommen? Wo war die unschuldige Marisa hingegangen?

„Kommandant!“, rief eine junge Frau, die tief rötliches Haar besaß, und Augen, die hell wie zwei Amethysten strahlten. Eilig rannte diese auf Kail zu und verneigte sich.

„Shailia...“, seufzte Kail und war noch leicht erschrocken, als er sah, wie ein weiterer Soldat aus seiner Truppe eiligst angerannt kam.

„Kommandant, der westliche Falke ruft nach Euch. Ihr sollt schnell zu ihm gehen!“ Kail verstand und nickte ernst.

„Gut, ich verstehe.“

Beide salutierten und Kail marschierte an ihnen vorbei. Doch plötzlich blieb er stehen.

Hmm...“ Shailia fühlte eine Hand, die sich vorsichtig auf ihre Stirn legte, und augenblicklich erstarrte sie.

„Shailia... geht es dir nicht so gut? Du bist so blass... und eine erhöhte Temperatur scheinst du auch zu haben!“, bemerkte Kail besorgt. Er hatte sie in letzter Zeit aber auch zu viel schuften lassen...

Mit roten Wangen schüttelte Shailia den Kopf. „N..nein.. mir geht es gut! Ich bin einfach außer Atem, das ist alles.“ Kail zog seine Hand wieder zu sich zurück und schaute sie ernst an.

„Shailia... wenn es dir nicht gut geht dann...“

„Der Falke hat Euch gerufen“, erinnerte sie ihn wieder und schaute ihn mit festem Blick an. Kail seufzte. Shailia konnte immer am besten die Situationen einschätzen, das wusste er.

„Stimmt. Ich sollte mich schnell auf den Weg machen“, lachte Kail leicht beschämt.

„Aber Shailia, wir kennen uns nun schon so lange... Würdest du bitte aufhören mich zu siezen und mich mit Kommandant zu rufen. Nenne mich einfach bei meinem Namen.“

„A...aber Kommandant!!!“ Plötzlich fühlte sie, wie er gegen ihre Stirn schnippte.

„Kail heißt das...“, lächelte er sanft und ging schließlich in die Richtung von Alexanders Zimmer. Lange schaute sie ihm noch nach, bis schließlich ihr Kamerad frech kichernd die angenehme Stille unterbrach.

„Du solltest es ihm endlich sagen!“

„Was?!“, fragte sie leicht empört und die Röte auf ihren Wangen wurden tiefer.

„Na komm, jeder aus der Truppe weiß es!“ Neckisch stieß er ihr in die Rippen, worauf sie ihm einen heftigen Schlag an die Schulter gab.

„Nein...“, sprach sie ernst. „Das geht nicht. Ich... Ich habe mir geschworen ihn auf seinem Weg zu begleiten... Meine Gefühle würden ihn nur blockieren...“ Der Kamerad seufzte. Wie konnte jemandem der Beruf wichtiger sein als das persönliche Glück?
 

„Sir Alexander?“

Vorsichtig klopfte Kail an die große edle Tür, als er ein leises „Tritt ein“ hören konnte. Langsam öffnete er die schwerfällige Tür und Alexander saß an seinem Pult. Wie immer war er mit vielen Dokumenten beschäftigt oder mit dem ordnen vieler Daten.

„Sie haben mich gerufen?“, fragte der blonde junge Mann höflich und augenblicklich unterbrach Alexander seine Arbeiten, in dem er die Feder beiseite legte.

„Ja das stimmt. Setz dich doch bitte“, lächelte Alexander und wies Kail einen Platz zu. Als dieser sich auf diesen niedergelassen hatte seufzte Alexander kurz.

„Kail ich habe eine Bitte an dich... Eine sehr große Bitte...“

Erschrocken blickte Kail auf, der westliche Falke hatte eine Bitte an ihn?! „Eine Bitte?!“

„Ja... Leider sind die Unruhen im Östlichen Teil des Reiches erhöht. Es geht um den Streit, wer nun welches Gebiet bekommt. Ich werde dorthin aufbrechen... nur das Problem ist, dass bald die Konferenz der Ordnung stattfinden wird und ich eigentlich dabei sein müsste...“ Der westliche Falke atmete einmal tief durch.

„Also kurz gesagt, du wirst an meiner Stelle in meiner Position an diesem Treffen teilnehmen.“

„WAS?!“ Kail stand von seinem Platz auf und starrte mit großen Augen zu Alexander.

„I-i-i- ich in Eurer Position? Ich als Ersatz? Das... Das kann ich nicht machen!“

Du Kail Herai...“, sprach nun Alexander ernst und stark betont. „Du bist der EINZIGE den ich damit beauftragen kann. Du bist der einzige, der diesem Druck gewachsen wäre... Das hast du oft genug bewiesen. Sowohl als Freund, als auch als Ritter dieses Landes...“ Kail schluckte, er konnte es immer noch nicht fassen...

„Ach ja, Kail“, bemerkte nun Alexander amüsiert und stütze sein Kinn auf seine Hand.

„Ja, Sir Alexander?“

„Weißt du noch, als ich gesagt habe, dass du mich nur mit Alexander rufen sollst? Wieso höre ich wieder ein Sir?“ Gerade wollte Kail etwas dazu sagen, doch in diesem Augenblick öffnete sich die Tür.

Eine wunderhübsche junge Frau mit orangerötlichen Haaren, die sie hinten hochgesteckt hatte, betrat den Raum. Ihr sanfter Blick war in den grünlichen Augen durch einen geheimnisvollen Blick fast verschwunden. Sie trug eine edle Uniform, auf der Kail das Wappen von Alexander, des westlichen Falken erkennen konnte. Kail blieb der Atem weg... Wer war diese Frau?

„Sir Alexander...“, sprach sie ruhig und zaghaft und ging auf sein Pult zu, wo sie einige Ordner ablegte. „Hier sind die Informationen wegen den östlichen Kämpfen die sie verlangt haben.“ „Ah vielen Dank!“, bedankte sich Alexander bei ihr und dann bemerkte er Kails Sprachlosigkeit. „Ist was Kail?“

„Ich war von ihrer Schönheit mitgenommen.“ Sofort wurde Kail knallrot, als ihm klar wurde was er gesagt hatte. Doch die Frau kicherte darauf nur leise und lächelte gutmütig zu ihm.

„Sie schmeicheln mir...“

„Nun gut Kail, ihr kennt euch ja noch gar nicht. Das ist meine Sekretärin Miss Fleur.“

„Sie sind also Kail Herai.“ Sie ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand.

„Es ist mir eine große Ehre Sie kennenzulernen.“

„Die Ehre liegt bei mir.“ Sanft schüttelten sie sich beide die Hände.

„Ich werde ihnen das Schreiben zukommen lassen, in dem Sir Alexander alles erklärt. Bitte bereiten Sie sich und Ihre Truppen auf die Konferenz vor.“

„Ja, ist gut. Nun, dann verabschiede ich mich.“ Höflich und respektvoll verneigte sich Kail und verließ den Raum.

„Aber...“, dachte er misstrauisch und erinnerte sich dunkel an das Bild, worauf Lelouch und alle anderen damaligen Mitglieder des Schülerrats abgebildet waren. „Irgendwie erinnert sie mich an jemanden auf diesem Bild... Nein, das kann nicht sein... Wahrscheinlich sehen sie sich einfach ähnlich...“ Kail machte sich keine Gedanken mehr darüber. Er hatte jetzt definitiv wichtigeres zu tun...
 

~*Wieder in Japan*~
 

Die Nacht war viel zu schnell vorüber gezogen, doch die Knights bemühten sich bei den Vorbereitungen mitzuhelfen. Auch Fly half wieder fleißig mit, machte alles soweit fertig, sodass er Freitagnachmittag nur noch die Blumen anbringen musste. Außen hatte er schon einen Teil fertig und auch innen in den Gebäuden hatte er schon alles fertig gemacht. Nun wollte er noch den Rest der Bühne vorbereiten, da kam eine alte bekannte auf ihn zu.

„Onkel, nochmal vielen Dank für die hübsche Blume“, sagte das kleine Mädchen mit dem rosafarbenen Haar.

„Ah, meine kleine Freundin“, lächelte er ihr zu. „Warum bist du denn heute hier?“

„Onkel, ich wollte dich fragen ob du mir noch eine Blume schenken kannst…?“, fragte das Mädchen etwas verlegen. Fly drehte sich um und schnitt eine blaue Rose ab, die er ihr ins Haar steckte.

„Wie hübsch du jetzt aussiehst…“ Das Mädchen wurde etwas rot, drehte sich weg und lief davon.

„Sie ist wohl ein bisschen schüchtern“, scherzte er, machte sich dann aber wieder an die Arbeit. Er sah sich ein paar Mal um und atmete erleichtert aus. Was würde wohl der Gärtner dazu sagen, dass Fly einfach so seine Blumen verschenkte? Bei diesem Gedanken fragte er sich auch, was der Gärtner wohl für eine Person wäre. Er hatte ihn noch nicht gesehen und vorgestellt wurde er ihm auch noch nicht. Vielleicht würde dies noch kommen, wenn er ihm zeigen sollte, welche Blumen Fly verwenden durfte. Er schob die Gedanken beiseite und machte sich wieder ans Werk. Schließlich wollte er auch irgendwann mal fertig sein.
 

Yo kam gerade im Palast an, als ihm Horo und Nemo über den Weg liefen.

„Yo!“, freute sich das junge Mädchen. „Wie schön dich zu sehen! Wie geht es dir?“

„Wir haben gehört, was gestern Abend geschehen ist. Sag schon, wie geht es dir?“, drängte auch der grünhaarige Junge Yo zum reden.

„Es geht mir gut“, antwortete der Knight of Six. „Es war nur eine Grippe.“

„Ist das auch wirklich wahr, Yo?“, wollte Horo wissen.

„Aber ja, doch! Sonst wäre ich sicherlich noch nicht hier.“ Mit dieser Antwort schien sich Horo zufrieden zu geben und er und Nemo gingen weiter. Auch Yo setzte seinen Weg fort, er wollte zu Spice in den Garten. Allerdings schien ihn immer irgendjemand davon abhalten zu wollen.

„Yo!“ Eilig drehte er sich um und sah, dass Nunnally auf ihn zu gefahren kam.

„Nunnally…“, flüsterte er.

„Was haben die Ärzte gesagt?“

„Sie sagten, dass es sich wohl um eine Grippe hielt. Um sicher zu gehen haben sie mir etwas Blut abgenommen, das sie untersuchen wollen. Sie sagen mir in den nächsten Tagen Bescheid.

„Und wie fühlst du dich? Geht es dir besser?“, fragte Nunnally immer noch etwas besorgt.

„Ich habe zwar immer noch etwas Kopfschmerzen, aber ansonsten bin ich soweit wieder fit!“, verkündete er.

„Dann bin ich erleichtert“, sagte Nunnally und atmete erleichtert aus. „Aber wenn dir die Ärzte die Ergebnisse schicken, möchte ich, dass du mir ebenfalls Bescheid gibst!“

„Ja, in Ordnung.“

„Gut, dann wäre das geklärt!“ Nunnally sah nun wieder so fröhlich aus, wie sie es immer war.

„Würdest du dann bitte mit mir mitkommen?“ Yo sah sie überrascht an. Was hatte sie vor?

„Ich muss dir doch noch dein Abzeichen geben“, strahlte sie ihn an.

„Abzeichen? Was für ein Abzeichen?“

„Das der Beweis ist, dass du mein Ritter bist.“ Das hatte Yo schon völlig vergessen. Nunnally hatte ihn gewählt, aber warum? Wären Gino oder Kallen nicht eine bessere Wahl gewesen? Er verstand es nicht und Nunnally schien nicht danach zu sein, es ihm zu erklären. Also ging er einfach mit. Auch wenn er doch einfach nur in den Garten wollte, folgte er der jungen Königin.

„Weißt du Yo, ich würde dir das Abzeichen gern noch vor der Versammlung geben“, erklärte sie. Der junge Mann sah sie irritiert an.

„Versammlung? Was für eine Versammlung?“

„Wir wollten noch einmal mit Horo über diesen unbekannten Mann reden. Vielleicht gibt es ja doch irgendwelche Hinweise.“ Sie stoppten vor einer Tür die in ein kleines Zimmerchen führte. Nunnally fuhr hinein, Yo wartete draußen, da sie sogleich wieder herauskam.

„Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass es keine offizielle Feier gibt.“

„Aber nein, ich bin immer noch sehr überrascht…“, gestand Yo.

„Komm doch mal kurz mit in den Garten!“, sagte Nunnally befehlend und ihr Ritter folgte ihr.

Im Garten angekommen, blieben sie unter einem Baum stehen der in voller Blüte war. Hier steckte Nunnally ihm das Abzeichen an, doch bevor sie ihm noch einen Schwur entlocken konnte, kamen Sayoko und zwei ihrer Berater um sie zu der vorhin erwähnten Versammlung zu holen.

Yokosuke schaute Nunnally hinterher, als diese sich mit auf den Weg zur Versammlung machte. Sie ließ ihn hier zurück, damit er sich erholen konnte. Es schmerzte ihn, wieso nahm sie so viel Rücksicht auf ihn? Und wieso machte er sich so viele Gedanken um sie? Wieso... nein, das konnte nicht sein...

„Ich...ich habe mich… in sie verliebt?“, fragte er sich leise, sodass es niemand hörte. Er seufzte und lehnte sich gegen den Baum. Nun war er sich sicher: Er war in Nunnally verliebt.

Aber warum freute es ihn nicht? Er wusste es zu gut... Sie war unerreichbar, eine Adlige! Eine Regentin und er war nur ein einfacher Ritter.

„Wer gesagt hat: „Deine erste Liebe ist so süß wie Honig!“, ist ein großer Lügner... Sie ist bitter und sauer...“ Er seufzte erneut. Diesmal jedoch schwerer und länger, da ihn auch noch seine Kopfschmerzen plagten.

„Oh, ist das ein Fluch von Gott? Weil ich die Sünde begangen habe, mich in einen Engel zu verlieben? Muss ich diesen Schmerz weiter durchleben? Jeden Tag? Kann ich nicht wie in jeder Romanze einfach das himmlische Glück empfinden? Dieses Flattern... diese Wärme genießen?“

Yokosuke konnte nur bei jedem beherzten Wort nicken... Ja, diese Person sprach ihm aus der Seele...

Moment mal!

Diese Person?

Vorsichtig drehte er sich um, um augenblicklich zu einem Stein zu erstarren, als er jenes schelmische Lächeln sah.

„Huhu Yochen“, lächelte Reyla sanft und schloss ihre Augen amüsiert und winkte spielerisch. Yochen hingegen erwachte aus seiner Starre, sein Gesicht wurde knall rot und lauthals brüllte er:

„REYLA!?!"
 

Der ganze Palast schien zu erbeben. Nein, eher suchten die Diener verzweifelt einen Unterschlupf vor diesem überheblichen lachen...

„WAHAHAHAHAHAHAHA!!!“ Reyla ging laut lachend durch die Gänge, dicht gefolgt von Yokosuke.

„Bitte Reyla! Erzähl das nicht weiter!!!“

„Zu komisch! Sie ist bitter und sauer... WAHAHAHAHAHAHA!!!“ Kurz hatte sie sich ihm zugewandt, doch augenblicklich drehte sie sich wieder um und gab sich ihrem Lachen hin.

„Wahahah! Da fällt mir ein, wenn Lelouch das hört...“ Augenblicklich wurde Yo hellwach. Lelouch? Ihr Bruder?! Wenn er das hören würde... Yokosuke schluckte bei diesem Gedanken.

„BITTE REYLA, SAG IHNEN NICHTS! ICH TUE AUCH ALLES WAS DU WILLST!!!“ Augenblicklich blieb Reyla stehen. Mit einem selbstgefälligen Grinsen schaute sie zu ihm und sanft hob sie sein Kinn an.

„Alles?“ Yo überlegte ob es vielleicht nicht doch besser wäre, dass Lelouch es erfahren würde... aber er entschloss sich zu nicken.
 

~*Zurück in Ägypten*~
 

Als der nächste Morgen anbrach, standen mehrere Soldaten vor Kail und salutierten.

„Ihr alle... Ich möchte euch um Verzeihung bitten, euch so plötzlich hier her bestellt zu haben. Doch habe ich euch auserwählt. Ihr werdet es sein, die mich begleiten werden. Also werdet ihr ohne Widerrede mitkommen! Verstanden!?“

Shailia sowie 5 andere Soldaten riefen „Jawohl“! Sie wussten nur zu gut, wie wichtig Kails, nein, nun auch ihre Aufgabe war! Kail war froh, dass er seine Autorität doch nicht einsetzen musste, und seine auserwählten Soldaten ihm ohne viel Widerrede folgten. Alexander sowie andere Soldaten grüßten Kail, doch Alexander überreichte ihm nur noch einen Brief.

„Hier ist das Schreiben, das sowohl meine Entschuldigung enthält, als auch das, dass du nun meine Rolle bei diesem Treffen übernimmst. Sowie die Punkte die du ansprechen sollst. Nimm deine Aufgabe ernst und führe sie gekonnt aus. Ich wünsche dir viel Glück, Kail.“

Kail verneigte sich tief und nahm den Brief entgegen.

„Sie können sich auf mich verlassen. Ich werde Sie nicht enttäuschen.“

„Mögen alle Götter dich beschützen und dich in heiklen Situationen beraten.“ Alexander hatte seine Hände auf seine Schultern gelegt. Kail erhob sich und drehte sich zu seinen Leuten um.

„Abtreten, wir gehen los!“ Kail stieg als letzter in den Jet und blickte noch einmal auf seine Heimat.

„Na ja, außer der Aufgabe die ich erledigen muss, sehe ich unsere Hexe wieder...“, lächelte Kail etwas frech. „…und auch Marisa!“
 

Am Abend…
 

„Miss Fleur, sie sollten auch bald Schluss machen“, wandte sich Alexander an seine Sekretärin, als er sein letztes Dokument zur Seite legte.

„Machen Sie sich keine Sorgen, ich schreibe nur noch schnell den Bericht fertig. Sie können ruhig schon gehen“, sagte sie charmant und legte kurz ihre Feder zur Seite.

Alexander seufzte. „Na gut. Ich wünsche ihnen eine angenehme Nacht.“

„Die wünsche ich Ihnen auch.“

Vorsichtig schloss Alexander die Tür und die Frau konzentrierte sich ruhig auf ihre Arbeit. Doch die angenehme Nachtruhe wurde durch ein Klingeln unterbrochen. Misstrauisch nahm die Frau den Hörer ab. Wer konnte um diese Uhrzeit anrufen?

„Ja? Fleur, Sekretärin des westlichen Falken.“

„Einen schönen guten Abend“, hörte sie eine hinterhältige Stimme kichern. Die junge Frau verdrehte ihre Augen.

„Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du mich nicht im Büro anrufen sollst?“

„Na komm... deine Infos fehlen. Wie sieht es denn momentan aus?“

„Kail Herai ist heute wieder nach Japan aufgebrochen und Sir Alexander wird demnächst in den Sudan reisen... Das heißt, dass die Einzigen, die Plan Alpha aufhalten könnten...“

„Vom Feld verschwunden sind“, beendete die Person den Satz und die Sekretärin lächelte gefährlich.

„Genau... also geduldet euch noch. Ich werde euch Bescheid geben wenn ihr beginnen könnt.“

„Gut... wir warten solange auf die nächsten Informationen.“

„Dann ist ja alles klar. Ich verabschiede mich hiermit.“ Sie legte den Hörer wieder auf und unterschrieb den Bericht letzten Endes. Dann lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und lächelte.

„Hmm... ich frage mich was unser Blumenverkäufer wohl so treibt...“

~*Das Yola-Spezial!!*~

Das Yola-Spezial!!
 

„Wer könnte nur hinter all dem stecken?“, fragte Nunnally in die Runde und alle gerieten ins grübeln.

„Du weißt nicht wer es war?“ Horo schüttelte verneinend den Kopf auf Jeremiahs Frage.

„Nein... Er trug immer einen Umhang oder schickte Untergebene.“ Marisa sah zu Horo.

„Aber du sagtest, er sei eine große Person... und er hätte eine tiefe Stimme... und sein Mantel wäre nicht gerade billig gewesen…“ Reyla legte ihre Zeitschrift zur Seite und lehnte sich mehr zurück damit Yo ihre Schultern besser massieren konnte, der dank Reyla, nun doch bei der Versammlung dabei war.

„Also können wir annehmen, dass es jemand aus dem Adel ist? Aber vielleicht will uns die Person auch nur in die Irre führen? Du sagtest doch, dass du einmal nicht richtig annehmen konntest ob ER es wirklich wahr und doch kein Untergebener? Aber wir können davon ausgehen, als du ihn das erste Mal trafst...“ Sie neigte ihren Kopf zur Seite und streckte graziös ihr Bein aus damit Yo dieses auch massieren konnte. „Dass es jene Person war... auch beim Anruf, aber die Treffen danach... Wir jagen quasi einem Geist hinterher…“ Eigentlich wären alle wieder ins Grübeln geraten, doch von jedem glitt der Blick auf Yokosuke und Reyla.

Yokosuke lief augenblicklich rot an und schüttelte verneinend seinen Kopf.

„Es ist nicht so, dass ich das freiwillig tue!!!“

Reyla schaute kurz hoch und fast ein unschuldiger Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht.

„Sie ist so bitter, so sauer... Ist es die Strafe MHHHHPF-“

Yo unterbrach ihre Rede indem er eine Hand auf ihre Lippen legte und sie zum Schweigen brachte. Als sie ihn anstarrte ließ er sie sofort los und schaute zu Boden.

„Sorry...“

„Na ja, du kannst dich ja an meine Haare machen...“ Reyla reichte ihm ihre Haarbürste rüber. „Und wenn du das beendet hast, kannst du dich um meine Aufgabe kümmern, die ich hätte erledigen sollen.“ Stumm kümmerte sich Yo sorgsam um ihre Haare, aber innerlich weinte er. Wieso hatte er zugestimmt? Alle schauten dem ganzen peinlich berührt zu, doch als Rey sanft lächelte und sagte sie könnten fortfahren, taten sie es auch. Nur Marisa wollte mit ihr ein Wörtchen reden, wenn die Sitzung vorbei wäre...
 

Yokosuke starrte zu Boden, als er endlich mit wischen fertig war. Leicht verärgert erinnerte er sich an den Handel zurück...

„BITTE WAS?!“

Reyla lächelte fröhlich. „Du hast richtig gehört. Wenn ich dein Geheimnis für mich behalten soll, musst du mein 24-Stunden-Sklave sein.“ Yokosuke verarbeitete erst mal die Bedingung... Ihr Sklave? Er hatte von Kail schon einiges gehört... Und nun war er wirklich am überlegen, ob es nicht besser war, dass es jeder erfuhr... Also somit auch Lelouch... Anderseits wollte er nicht sterben.

„Also gut...“ Er schluckte und starrte zu ihr. „Nur unter einer Bedingung... Ich bin nicht dein Lustsklave oder alles was in diesen Bereich fällt...“ Nun zog Reyla eine Augenbraue hoch und zischte gereizt:

„Bitte was?“

„Na ja... Kail hat gesagt...“, stotterte er, als er Reylas Aura fühlte.

„Was hat ER gesagt?“ Innerlich verfluchte er schon, dass er das gesagt hatte, also erzählte er ihr alles und augenblicklich erlebte er den stärksten Wutausbruch den er je erlebt hatte...
 

Nicht weit entfernt von Yo, in einem anderen Raum, fauchte eine weißhaarige eine schwarzhaarige an.

„Reyla, ich finde, du gehst zu weit!!! Ich meine, DU hältst sonst immer reden, dass niemand einem Menschen den freien Willen berauben sollte!!!“ Reyla steckte sich ihren Perlenohrring rein und schaute vom Spiegel aus zu Marisa.

„Marisa... du missverstehst da was...“ Sanft lächelnd, sodass Marisa bei diesem Ausdruck erweichte, sprach Reyla ruhig weiter.

„Ich will sehen, wie ernst er es meint... Dass er mein 24-Stunden-Sklave ist gehört zum Plan. Ich will sehen, dass er zu sich selbst steht... Und du...“ Reyla stand auf, nahm ihre Tasche und wollte gerade den Raum verlassen, als sie leise noch ein paar Worte flüsterte.

„Du solltest es auch tun Marisa...“ Als sie die Tür schloss hörte sie, wie jemand im Raum zusammenklappte und dann ein leises Schluchzen. Sie wusste, dass sie einen wunden Punkt erwischt hatte.

„Verzeih Marisa... Ich will dich nicht länger leiden sehen...“ Nun machte sie sich auf dem Weg zu Yokosuke.
 

„Yochen? Kommst du?“ Yokosuke zog sich noch schnell seine Jacke zu Recht, bevor er zu der Schwarzhaarigen eilte.

„Ja wir können!“

„Schön!“, summte diese amüsiert und bewegte sich in ihrem Outfit spielerisch. Yo musste zugeben, sie war schon eine schöne Frau... Und außer dieser Sache schien sie auch nett zu sein. Ganz anders als Kail sie beschrieben hatte. Da sah man es, man sollte sich immer sein eigenes Bild von einer Person machen.
 

„Wo fahren wir denn hin?“, wollte Yo sich erkunden als beide nun in einem Taxi saßen.

„Na wohin wohl?! In die Innenstadt! Shoppen gehen!!!“, freute sich Reyla, als sie endlich da waren. Yokosuke nahm es jedes Mal sehr ein, sobald er die Innenstadt sah. Sie zeigte, dass sie viel zu erzählen hatte.

„Na los komm!“ Reyla streckte ihm ihre Hand entgegen und ihr Lächeln war so warm, so sanftmütig, dass Yo es schwer viel sie abzulehnen. Sie erinnerte ihn so sehr an sie, seine verstorbene Mutter... Ein schwaches Lächeln lag auf seinen Lippen und er nahm die Hand an, durch die er schnell in die Menge gezogen wurde.

„Dann lass es uns angehen!“, verkündete Reyla vergnügt.
 

„Ähhh Reyla...“

„Ja, Yochen?“ Reyla drehte sich schnell zu ihm und ihr schwarzes Haar wehte leicht mit.

„Wie viele Geschäfte willst du noch abklappern?!“ Yo musste sich zusammen reißen, um nicht unter den Einkäufen zusammen zu brechen. Wie viel wollte sie denn noch kaufen? Reyla schaute total unschuldig.

„Keine Sorge nur noch 2 Geschäfte...“

„Hah!?“ Yo wurde es etwas unwohl aber er hatte wenigstens seine Kopfschmerzen vergessen…
 

Mit total geröteten Wangen saß Yo zwischen zwei Modepuppen, die eine besondere Art von Kleidung präsentierten. Reyla hatte ihn doch tatsächlich in einen Dessousladen geschleppt!!! Innerlich war er froh, dass er als Knight of Round noch nicht so bekannt war... Sicher, die Rettung Nemos war bestimmt nicht unbemerkt geblieben, aber es war zum Glück keine große Sache daraus geworden. Was würden bloß für Gerüchte entstehen, würde man ihn erkennen und so sehen?

„Ähhh, Reyla findest du nicht, es wäre besser wenn ich...“

„Yo, welchen sollte ich kaufen? Den hier oder den?“

Yo wich augenblicklich gegen die Wand aus und plapperte etwas. Reyla präsentierte ihm zwei Paar Dessous. Das eine Paar war weiß mit ein paar Kristallen und Rüschen verziert, das schwarze hingegen war Kurvenbetonter und hatte etwas Broschen artiges in der Mitte.

„Reyla.... Das kann ich doch nicht entscheiden!!!“, schrie er aufgebracht und versuchte das innere Bild, in dem Reyla jeweils das andere trug, loszuwerden.

„Hmmm, ich glaube ich nehme das weiße! Entschuldigen Sie, ich würde das gerne anprobieren.“ Freundlich kam ihr die Frau entgegen und gerade als Reyla in die Umkleidekabine verschwand, schaute sie noch einmal sanft Lächelnd zu Yo, sodass dieser fragend zu ihr starrte. Was hatte das denn zu bedeuten?!
 

Noch mit leicht geröteten Wangen lief Yo neben Reyla her, diese summte hingegen vergnügt und sah dann einen Imbiss.

„Komm, gehen wir uns stärken! Vor allem du Yochen!“ Yo brauchte nichts zu sagen, sein Magen hatte geantwortet...
 

Jeremiah ging zusammen mit Gino und Marisa durch die Straßen, um ein paar Aufträge, die ihnen gegeben wurden, zu erfüllen.

„Mal sehen... Da waren wir und da auch...“, murmelte Marisa als sie die Liste durch ging. „Wartet hier mal kurz“, bemerkte Jeremiah plötzlich.

„Hm?“ Gino sowie Marisa blickten Beide verwirrt auf, als Jeremiah einen Juwelierladen betrat. Doch dann sah Marisa im Schaufenster einen besonderen Ring und zwar den von Sir. Golden-Forest, den Ring den Reyla schon immer unbedingt haben wollte.
 

„So, Yo, nur noch ein Geschäft und wir haben es geschafft!!!“ Reyla zeigte auf ein Juweliergeschäft das nicht gerade billig aussah. Augenblicklich klebte sie an der Scheibe, als sie jenen Ring sah.

„Da drin ist er, die Limitierte Ausgabe von Sir. Golden-Forest! Der Passionring! Ihn zu bekommen ist eine Seltenheit!“

„Aber Reyla... kannst du dir den überhaupt leisten?“, fragte Yo nach als er den Preis auf dem Plakat sah.

„Ich will ihn mir nur ansehen!!!“ Augenblicklich verschwand sie in dem Laden, doch nach ein paar Sekunden kam sie wieder raus.

„Was...“

„Er ist ausverkauft. Da kam vor kurzem ein Kerl und hat den letzten gekauft. Ich wette, er schenkt diesen Ring jetzt seiner Angebeteten...“ Yokosuke bemerkte wie Reylas Stimmung immer tiefer sank und fast den Nullpunkt erreichte. Doch dann lächelte sie wieder freudig.

„Na ja was soll´s?! Dann bleibt es eben ein Traum!!! Los komm, Yo, ich lade dich zum Trinken ein!!!“

„TRINKEN!?“
 

Stumm saß er Reyla gegenüber und zählte die leeren Biergläser. Das waren doch Sechs, oder?

„Reyla... ich glaube das reicht jetzt...“

„Wat? Dat waren doch nuar sechs Gläser...“ Okay, sie war nicht besoffen, aber leicht angetrunken. Aus ihrem letzten Glas schluckte sie alles im einen Zuge herunter, sodass Yo nur mit weit aufgerissenen Augen dem Geschehen zusehen konnte. Sie stellte das Glas wieder ab und tupfte mit einen Tuch über ihre Lippen, um restliche Tropfen loszuwerden.

„Reyla... ich kann verstehen, dass du dich ärgerst dass der Ring nicht da war, aber dich jetzt voll zu saufen bringt doch auch nichts...“ Reyla stützte mit ihrer Hand ihr Kinn ab und schmunzelte leicht.

„Meint du? Aber wat verstehst du schon? Wat versteht ihr alle...“

„Reyla…“ Vorsichtig schaute er zu ihr, doch ihr Blick war einfach nur traurig, bemitleidend... „Yo... du sagtet doch, du würdest... allet für mich tun… Allet...“ Plötzlich fühlte er eine Hand sanft auf seiner Schulter liegend während eine andere sein Kinn zaghaft hoch hob.

„Was?!“ Als er ihren Blick sah, die zärtlich glänzenden Augen und dann noch ihre Lippen, die nun weicher schienen, wusste er was kommen würde.

„Warte... REYLA! ICH BIN... ICH… ICH LIEBE NUNNALLY!!! Ähhh..." Als ihr Blick noch weicher wurde schluckte er... Nun gut, es war ja nicht so, dass Nunnally und er schon zusammen waren. Und es schien, dass Reyla gerade jemand anderes sah als ihn. Er schloss seine Augen und bereitete sich innerlich auf den Kuss vor. Doch dann fühlte er einen stechenden Schmerz an der Nase.

„Autsch!!!“

„Was? Hast du ernsthaft geglaubt ich würde dich küssen?!“ Reyla setzte sich wieder hin und verschränkte ihre Arme. „Ihr Männer seid doch alle gleich... Immer sagt ihr, ihr liebt einen so sehr... ihr würdet alles tun... ihr lebt nur für sie... aber ihr lügt... ihr verlasst uns und lasst uns alleine zurück... Schurken...“ Yo kam ein Gedanke weshalb Rey so gegenüber Männern war. Hatte sie jemanden verloren der ihr wichtig war?!

„Rey...“, flüsterte er leise doch er merkte, dass sie eingeschlummert war. Na ja, eine kurze Pause würde nicht schaden. Dennoch verfolgten ihn Reylas worte...
 

„Oh Mann... mein Schädel brummt...“ Reyla rieb sich den schmerzenden Kopf. „Jetzt weiß ich, wie du dich fühlen musst, Yochen…“

Yokosuke war froh, dass Reyla wieder voll da war und konnte sich einen Kommentar nicht sparen.

„Vielleicht solltest du das trinken lassen...“ Reyla schaute zu ihm und seufzte.

„Da magst du recht haben... uhn... Man tut das weh. Aber immerhin warst du dabei... wer weiß was ein anderer getan hätte...“ Yo wusste was Reyla genau ansprach und schaute zu ihr.

Diese blickte ernsthaft und sprach bewusst: „Danke...“

Beide warteten nun an der Straße auf ein Taxi, doch dann kam ein hochfrisiertes Auto vorbei gefahren, in dem komische Typen saßen. Auch lief laute Musik, weshalb sich Reyla die Ohren zu hielt. Das schallte vielleicht!

„KÖNNT IHR GEFÄLLIGST EUREN BLECHKRAM LEISER STELLEN!? DA WIRD EINEM JA SCHLECHT!!!!“, brüllte Reyla zu ihnen, bevor Yo etwas sagen konnte. Augenblicklich wurde die Musik still und es stiegen 3 von 4 Kerlen aus und bewegten sich auf Rey zu.

„Was hast du gerade gesagt?“, erkundigte sich der eine und Reyla schaute nur giftig zu ihm.

„Das ihr vielleicht so freundlich wärt und eure Musik leiser stellt...“

„So?... Hey... du siehst gar nicht mal so übel aus... bist sogar total heiß...“ Plötzlich fing der eine an Fotos zu machen und zwischen ihnen flogen dreckige Kommentare. Gerade als Yo Reyla wegziehen wollte, schlug diese die Kamera fort und sie knallte auf dem Boden auf und zersplitterte.

„Du miese... tja die Kamera war teuer. Ich glaube du bist mir was schuldig... wenn du verstehst was ich meine...“ Sofort schritt Yo ein und stellte sich schützend vor Rey.

„Yo!“

„Verdammt, lauf Rey!!!“

„Ich kann dich doch nicht- ah!!!“ Yokosuke fluchte er hat einen kleinen Augenblick nicht aufgepasst und dieser Heini hatte nach ihr gegriffen als Yo die Schläge der anderen zwei abwehrte.

„Rey!!!“

„So...“, der Mann drückte sie zu Boden und lächelte viel versprechend. „Jetzt bezahle mal schön...“

„BLEIB MIR VOM LEIB!!“

Yokosuke wehrte jeden Schlag ab, doch auch er durfte schon einiges einstecken. Er verfluchte es, sein Schwert oder seinen Knightmare nicht dabei zu haben!

„Verdammt! Die treiben mich immer mehr von Reyla fort!!!“, dachte er sich. „REY!!!“

„YO!!! HILF MIR!!!“, schrie Reyla auf und zappelte, um diesen widerwärtigen Berührungen zu entkommen. „FASS MICH NICHT AN!!!“
 

Marisa und Jeremiah warteten auf das Taxi, während Gino den Knightmare Frame fertig machte. Gino grinste und schaute zum Kästchen, welches Jeremiah in Händen hielt.

„Also DAS stand nicht auf der Liste, lieber Jeri...“ Jeri knurrte nur leise und Marisas Augen glänzten leicht.

„Ist der für Rey?! Ich bin sicher, dass sie sich freuen wird!!!“

„Hoffe ich doch... Vielleicht gibt sie mir auch eine Chance...“, lächelte dieser beschämt. Marisa drückte seine Hände und schaute enthusiastisch.

„Ich bin sicher sie wird es! Sie sind ein super Kerl!!! Ich werde Sie unterstützen so gut es geht!!!“ Gerade wo Gino noch eins drauf legen wollte, hörten alle drei einen Schrei.

„FASS MICH NICHT AN!!!"

Jeder wusste sofort vom wem dieser Schrei stammte.

„REYLA!!!!“ Gino setzte den Knightmare Frame in Gang, während Marisa und Jeremiah zur Quelle des Schreis eilten.
 

„Uhrg!“ Die Beiden fielen zu Boden, das hatte nach Yos Geschmack zu lange gedauert.

„Rey!“ Gerade als er zu ihr eilte, musste er einem eisernen Arm ausweichen. Er wusste von was dieser stammte.

„WAS EIN KNIGHTMAREFRAME?!“ Schnell wich er der nächsten Attacke aus doch dieses Mal wurde er gestreift und er flog gegen eine Wand, an der er zu Boden rutschte und konnte sich nicht mehr rühren konnte.

„YO!!!“, schrie Reyla auf und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sie befürchtete das schlimmste.

„So... jetzt stört uns keiner mehr...“ Sie schaute zu ihm hoch und biss sich auf die Unterlippe. „Keine Sorge ich bin gut darin...“ Nun bückte er sich runter und Reyla drehte den Kopf so gut es ging, um den Kuss auszuweichen. Doch plötzlich hörte sie einen lauten Knall und sah, wie der Tristan den anderen Knightmare Frame in die Ecke haute.

„Was?! Ahhhhr!!!“, schrie der Kerl auf und Reyla sah wer da war.

„Jeremiah?!“

„Niemand... ich wiederhole niemand...“ Jeremiah verstärkte seinen Griff in den Haaren und zog den Kerl hoch. „FASST SIE UNGESTRAFT AN!!!“ Jeremiah gab ihn gekonnt einen Bauchtritt, sowie eine Faust mitten ins Gesicht. Dann flog er zu Boden.

Marisa eilte schnell zu Yokosuke und atmete erleichtert auf.

„Alles okay, er ist nur Ohnmächtig!!“ Reyla atmete erleichtert aus, ehe sie ihre Bluse wieder zuknöpfte.

„So was passiert nur dir oder?“, bemerkte Jeremiah trocken.

„Sagt der Richtige...“ Reyla trat nach dem Mann der es gewagt hatte sie zu berühren und Yo beinahe umzubringen, genau in seine Weichteile und sah siegreich zu wie er umkippte.
 

„Uhn...“

„Na wieder wach?“, fragte Reyla ruhig und Yo riss seine Augen auf, als er merkte wo sein Kopf lag: Nämlich auf Reylas Schoss.

„Reyla, uhnn!“

„Langsam... nach so einem Knall darfst du dich doch nicht so schnell bewegen, Dummerchen.“ „Was wo...“

„Ihr seid im Tristan!“, hörte er die freundliche Stimme von Gino und er atmete erleichtert aus.

„Rey... ist alles...“

„Ja, keine Sorge. Er konnte mir nichts tun. Gino, Marisa und der alte perverse Mann kamen rechtzeitig.“

„Man, bin ich schwach...Ich schaffe es nicht mal dich zu beschützen...“

„Wieso? Du hast etwas sehr Heldenhaftes getan!“, meinte sie aufmunternd.

„Aber... wer uns gerettet hat war...“

„Na komm, die Gegner waren unfair! Sie hatten einen Knightmare Frame und ihr nicht!“, bemerkte Gino aufbrausend und konzentrierte sich wieder aufs Fliegen.

„Trotzdem...“

„Dann werde stärker! Reife, lerne, um die zu beschützen, die dir wichtig sind! Es war doch ein guter Start heute, als du mich retten wolltest.“

Yo lächelte leicht doch dann zog Gino ihre Aufmerksamkeit auf sich.

„So wir landen gleich! Ich deaktiviere mal das Feld. Ich bitte jetzt darum, dass ihr den Sonnenuntergang genau beobachtet!“ Yo blieb die Sprache weg, vor allem Reyla lächelte. Es war wunderschön die Stadt zu sehen, den Palast, der im Abendlicht zu schimmern schien und das Wasser im Gartenteich welches sich samtrot färbte. Alles erstrahlte in einem sanften Orange.

„Wunderschön...“, bemerkte Reyla und schaute sich alles genauestens an, bis sie aufsetzten.
 

Am nächsten Morgen war Yo schon früher auf und machte sich ans Training. Als er es endlich beendete, sah er Suzaku ihm entgegenkommen.

„Hier, das brauchst du jetzt sicher.“ Suzaku überreichte ihm ein Handtuch, sowie eine Flasche Wasser.

„Danke...“ Yo nahm einen kräftigen Schluck und rieb sich mit dem Tuch den Schweiß von der Stirn. Nun machte sich Suzaku ans Training ran.

„Ach ja, ich habe das von gestern gehört! Das war echt ziemlich cool! Reyla erzählt jedem von deinem Mut!“ Schüchtern rieb sich Yo den Kopf.

„Ach ja...“, bemerkte Suzaku frech. „Viel Glück bei Nunnally!“ Nun stand Yo wie eine Staute da.

„Was...?“
 

„REYLA!!! DU HAST MIR VERSPROCHEN NICHTS ZU ERZÄHLEN!!!“ Reyla lachte wieder laut auf, während Marisa versuchte Reyla klar zu machen, dass sie etwas leiser sein sollte.

„Yo ich habe niemanden was erzählt.“

„Hä?“ Nun mischte sich auch Marisa ein und kicherte. „Yokosuke-san, Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass es keinem aufgefallen sei wie Sie Nunnally anschauen.“

„Wie keinem?“ Reyla nahm eine nachdenkliche Haltung ein.

„Nun ja, eigentlich weiß es der ganze Palast außer Nunnally selbst und Lelouch. Wofür du dankbar sein solltest. Am besten rennst du zu jedem und sagst, dass sie schweigen sollen! Wer weiß was Lelouch mit seinem Geass bei dir machen würde? Vielleicht zwänge er dich Selbstmord zu begehen?!“

Augenblicklich wollte Yo los rennen doch da rief ihm Rey etwas hinter her.

„Yo! Es ist nicht das was du einem Mädchen schenkst was sie beeindruckt, sondern deine Taten! Mach dasselbe bei Nunnally was du auch gestern bei mir getan hast!!! Ich drücke dir die Daumen!!!“ Yo musste leicht auflachen ehe er um die Ecke bog, doch hatte er an Reyla jenen Ring gesehen... Wo hatte sie den her? Aber das war egal, er sollte eher allen Bescheid geben bevor es Lelouch hörte!!!
 

„Rey... du trägst ja den Ring!“ Marisa schaute sich ihn genau an, er stand Reyla perfekt.

„Na ja, den gibt es nicht immer... Da sollte ich ihn nicht verschwenden.“ Nun grinste Marisa frech.

„So so... hast du ihm eine Chance gegeben?“ Mit einem Lächeln schüttelte Reyla den Kopf.

„Nein... aber Waffenstillstand.“

~*Wir sind wieder da!*~

Wir sind wieder da!
 

Es war still…

Die Nacht war zu Ende und die Sonne begann langsam aufzugehen. Langsam legten sich die rotorangefarbenen Sonnenstrahlen auf die Gebäude, die dann in diesem Ton zu leuchten begannen. Es wehte kein Wind, die Bäume standen bewegungslos da und auch die Vögel schienen noch zu schlafen. Auch die Straßen waren noch ruhig, sie waren noch nicht mit Fahrzeugen und Passanten überfüllt.

Alles war ruhig…

Alles? Nein. Im Nebengebäude des Palastes befand sich ein Zimmer, aus dem man schon eine ganze Weile das Klingeln eines Weckers hören konnte. Der junge Mann, der im Bett danebenlag, streckte seinen Arm aus und drückte den Knopf zum abschalten.

„Dieses Klingeln macht mich wahnsinnig…“, murmelte er verschlafen.

„Da kann man die halbe Nacht wegen diesen verdammten Kopfschmerzen nicht schlafen und dann meint dieser Wecker, er muss es noch schlimmer machen!“ Der junge Mann drehte sich von der Seite auf den Rücken und schloss die Augen wieder. Da klingelte sein Handy.

„Ja? Hier Ichikawa“, meldete sich Yo und setzte sich auf.

„Guten Morgen, Sir Ichikawa.“ Es war Dr. Monroe, der Arzt, der ihn untersucht hatte, als er letztens über Nacht im Krankenhaus bleiben musste.

„Guten Morgen Dr. Monroe. Was gibt es denn so früh am Morgen?“

„Ich habe hier die Ergebnisse ihrer Untersuchungen. Ich würde gerne persönlich mit Ihnen darüber sprechen. Das ist nichts, was man am Telefon besprechen sollte.“ Dr. Monroe klang sehr ernst. Yo musste schwer schlucken. Es stimmte also doch etwas nicht.

„Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Sie zu mir kommen könnten?“ Das der Doktor nicht sagte, er solle sofort kommen, beunruhigte Yo etwas mehr. Er hob die Beine aus dem Bett und stand vorsichtig auf. Zu oft war er in letzter Zeit umgekippt, als er zu schnell aufgestanden war.

„Ja, ich komme sofort“, antwortete Yo dem Doktor.

„Gut. Kommen Sie dann bitte in Zimmer 204 im zweiten Stock.“ Yo gab ihm sein Ok, verabschiedete sich und legte auf. Er schmiss sein Handy auf das Kopfkissen und machte sich auf den Weg ins Bad. Er wollte nicht, dass jemand bemerkte, dass er ins Krankenhaus ging.
 

Eine Stunde später stand er vor der Klinik. Er war zu Fuß gegangen, der Motor des Motorrads hätte zu viel Lärm gemacht und das wollte er nicht. Er wollte die Anderen nicht wecken, falls diese noch geschlafen hätten. Yo ging die paar Stufen zur Eingangstür hinauf und schritt in die Eingangshalle, wo bereits die Empfangsdame am Schalter saß und etwas überrascht wirkte.

„Guten Morgen, Sir Ichikawa. Schon so früh heute Morgen?“

„Ja, ich soll mich bei Dr. Monroe melden“, antwortete Yo mit einem gespielt gut gelaunten Lächeln.

„Oh. Doktor Monroe also. Der ist gerade…“

„In Zimmer 204, zweiter Stock. Ich weiß Bescheid!“, unterbrach der Knight of Six die junge Dame lachend. Dann trat er in den Aufzug und fuhr in den zweiten Stock.

Dort angekommen, verließ er den Fahrstuhl und bog einmal links ab. Dann musste er nur noch gerade aus und die fünfte Tür links war Zimmer 204. Er klopfte vorsichtig und wartete darauf, dass er herein gebeten wurde. Als die Stimme von Dr. Monroe von innen erklang, öffnete Yo vorsichtig die Tür und sah den Arzt an seinem Schreibtisch sitzen. Der grauhaarige Mann, der wohl Ende vierzig war, sah von seinen Unterlagen auf.

„Sir Ichikawa, bitte. Treten Sie doch ein und nehmen Platz“, bot er dem Ritter an.

„Schade…“, seufzte Yo scherzend. „Und ich dachte, ich könnte gleich wieder gehen.“ Der Ausdruck in dem Gesicht des Arztes wurde ernst.

„Es tut mir wirklich sehr leid, aber es ist sehr wichtig“, sagte Dr. Monroe, wobei er das „wichtig“ besonders betonte.

„Nun denn, dann fangen sie mal an.“ Yo trat in das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Was würde man ihm sagen?
 

„Weiß jemand wo Yo steckt?“, fragte Kallen neugierig.

„Wir wollten ihn vorhin abholen, doch er war nicht in seinem Zimmer“, erklärte Spice. „Wo könnte er nur hingegangen sein… Das ist doch sonst nicht seine Art…“

„Vielleicht ist er ja wieder mit Reyla unterwegs?“, warf Gino ein. „Vielleicht versucht sie ihn ja gerade zu verführen!“ Jeremiah verschluckte sich, da er gerade einen Schluck von seinem Kaffee nehmen wollte, und rang nach Luft. Als seine Atmung wieder hustenfrei war, wandte er sich an Gino.

„Das war jetzt nicht dein ernst!“

„Oh, doch!“, antwortete der blonde Ritter. „Ich hab von Kail ziemlich üble Sachen über sie gehört. Wie nannte er sie immer? Hexe?“

„Ja“, nickte Marisa. „Reyla ist aber nicht so. Ich weiß einfach nicht, was Kail gegen sie hat…“ Die Weißhaarige sah sich etwas um und stellte dann etwas fest.

„Nunnally ist auch noch nicht da.“ Jeremiah sprang erschrocken auf.

„Verdammter Mist, verdammter! Das hab ich ja total vergessen!!“ Die Anderen sahen den Knight of Ten irritiert an. Schnell stopfte er sich sein Brötchen in den Mund, das natürlich mit seiner Marmelade aus seinen Orangen bestrichen war, kippte sich seinen Kaffee nach hinten, fluchte, dass dieser noch heiß war und wischte sich schnell über den Mund. Dann rannte er so schnell er konnte davon und schrie während des Rennens noch: „Ich sollte mich doch bei Nunnally melden!!!!!!!!“

„Weg ist er…“, staunte Kallen. „Was Nunnally wohl so früh am Morgen von ihm will?“

„Vielleicht war das ja auch nur eine Ausrede und er ist gerade auf dem Weg zu Reyla? Er hat ihr ja immerhin schon einen Ring geschenkt, wer weiß wie sie sich jetzt bei ihm bedankt?“

„GINO!!“, schrie Marisa mit knallrotem Kopf. „So ist Reyla nicht!!!“

„Wer weiß, wer weiß…“, antwortete dieser lächelnd.
 

„Ha...hatschi!!!!!!!“, nieste Reyla laut auf und schaute kurz perplex.

„Reyla? Geht es dir nicht gut?“, fragte Nunnally besorgt. Beide waren draußen im Garten. Nunnally erholte sich von dem schweren Training, das an diesem Tag schon sehr früh am Morgen stattfand, während Reyla sich einfach nur entspannen wollte.

„Nein... da redet offensichtlich einer schlecht über mich! Das kann nur diese missratene Kröte sein!!!“ Nunnally musste kichern. Kails und Reylas Beziehung war immer eine gute Unterhaltung, aber es war vor allem witzig, da sich beide nicht eingestehen konnten, dass sie sich doch sehr mochten.

„Du, Reyla, wieso sind Kail und du so verfeindet?“, wollte die junge Regentin wissen. Es interessierte sie schon, weshalb sie es nicht einfach offen zeigen konnten. Gerade wollte Reyla antworten, da sah sie Jeremiah um die Ecke kommen.

„Euer Majestät, Ihr habt mich gerufen?“

„Ja, das habe ich Jeremiah. Ich habe eine wichtige Aufgabe für dich...“ Kurz blickte sie zu der schwarzhaarigen Person neben sich. „…und Reyla.“

Die eben genannte dachte sich ihren Teil und horchte auf.

„Ich konnte Suzaku leider nicht darum beten, da dieser mit meinem Bruder an der Eröffnungsrede arbeitet. Deswegen würde ich euch gerne darum bitten eine bestimmte Gruppe zu beobachten.“

„Eine Gruppe?“, hakte Reyla nach.

„Ja... sie ist wohl schon öfter negativ aufgefallen und sie scheint auch den Stadtteil zu tyrannisieren. Allerdings haben wir keine...“

„Handfesten beweise?“, beendete Jeremiah ihren Satz.

„Genau…“, nickte sie.

„Okay, wir machen uns auf den Weg Nunnally! Ich muss nur noch Marisa sagen, dass sie nichts Unüberlegtes tun soll. Oder nein, besser ich sage ihr, dass ich mit Jeremiah ausgegangen bin!“

„Aber das kann ich doch auch machen“, bot Nunnally an. Reyla sah sie etwas ungläubig an.

„Aber Nunnally, du kannst doch nicht…“

„Das geht schon in Ordnung“, strahlte diese zurück. „Ich wollte Marisa sowieso noch etwas fragen.“

„Nun, dann habt vielen Dank, Euer Majestät“, sagte Reyla und lächelte frech. Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, zog sie Jeremiah mit sich und die beiden verließen den Garten.

„Viel Glück euch Zwei!“, rief Nunnally noch hinterher und Reyla winkte nur mit ihrer Hand.

„Wieso wolltest du so plötzlich weg?“

Reyla lächelte nur. „Wenn Marisa mich gesehen hätte, wäre sie sicher mitgegangen und deswegen auch diese Lüge... Ich will nicht, dass sie sich meinetwegen in Gefahr bringt... wegen einer wie mir lohnt es sich nicht mal...“ Jeremiah sah, wie sich nun ein fast trauriges lächeln auf Reylas Lippen legte und gerade als er etwas sagen wollte, ergriff Reyla das Wort.

„Deswegen... lass uns losgehen.“

Schnell fanden sie jenen Stadtteil und sofort fiel beiden die bedrückte Stimmung der Leute auf.

„Wieso tut Nunnally erst jetzt etwas?!“, zischte Reyla leicht aufgebracht, doch augenblicklich verfluchte sie es schon.

„Weil sie es erst vor kurzem erfahren hat. Besser gesagt: vor einer Stunde, bevor sie dich getroffen hat.“

Reyla sagte zu dem nichts mehr und Stille trat zwischen den Beiden ein, doch plötzlich erhallte ein lauter Schrei und sofort begaben sich beide auf dem Weg zu dessen Quelle.

„Nein, bitte nicht! Lasst mich gehen!!!“, schrie ein junges Mädchen laut und versuchte sich aus dem griff der Männer zu befreien.

„Du kommst jetzt mit uns! Deine Familie konnte ihre Schulden nicht bezahlen. Also entweder bezahlst du körperlich oder mit deinem Leben...“

„Es tut mir so leid! Meine Eltern sind schwer krank, bitte... Sobald wir das Geld haben bekommt ihr es auch!“ Tränen liefen aus ihren Augen.
 

„Die Frauen werden hier zur Prostitution gezwungen wenn sie nicht bezahlen können?!“, keuchte Reyla leise auf vor Entsetzen.

„Wir gaben euch bereits ein Ultimatum und du weißt wie es läuft...“

„Es tut mir leid... Es tut mir Leid...“, schluchzte das Mädchen und schaute beschämt zu Boden.

Das schaute sich Reyla keine Sekunde länger an! Augenblicklich zog sie ihre Waffe und umfing mit einer Kette das Gelenk des Mannes. Dieser schaute verwundert, doch es war schon zu spät. Reyla zog den Mann nach vorne und trat ihm gekonnt in den Bauch.

„Was?!“ Die anderen Männer zogen ihre Waffen, doch Reyla entwaffnete sie gekonnt.

„Merkt euch eins wenn eine Frau nicht will, solltet ihr das respektieren oder ich lasse euch nochmal so auflaufen!“

„Das wirst du büßen!“, brüllten die Männer und liefen davon. Reyla streckte ihnen nur die Zunge raus und beugte sich zu dem Mädchen herunter.

„Hey, alles okay?“

Das Mädchen schluchzte noch leise. „Habt Dank, habt vielen Dank...“

„Wer seid ihr?“ Nun trauten sich mehr Bewohner aus dem Schatten zu treten und Jeremiah wandte sich an diese.

„Wir sind Reisende...“

„Dann solltet ihr so schnell wie möglich diesen Ort verlassen“, sagte die älteste Person von allen.

„Vor allem Sie. Wir sind Ihnen dankbar, dass Sie ihr geholfen haben, doch jetzt dürften Sie selbst eine Zielscheibe von diesen Handlangern sein.“

„Handlangern?“, fragte Reyla nach und legte beruhigend ihre Hand auf die Schulter des Mädchens.

„Ja... Von wegen, nach diesen langen Kriegen würde sich nun die Welt um die Wünsche aller kümmern!“

„Nunnally vi Britannia ist nicht besser als ihr Vater! Um noch mehr Geld in die Kassen zu bringen, schickt sie ständig diese Söldner! Wir hatten gehofft, Zero würde kommen und uns helfen, aber nichts dergleichen! Er unterstützt sie sogar!“

„Was?! So denken sie über Nunnally und Suzaku?“ Reyla stockte der Atem.

Wer verbreitete diese Lügen?!
 

„Nunnally!“

Die junge Königin drehte sich um und erblickte ihren Bruder, der in Begleitung von Suzaku auf sie zu kam.

„Oh, Lelouch! Suzaku!“, freute sie sich. „Einen wunderschönen guten Tag!“

„Hallo Nunnally“, grüßte auch Suzaku und die Beiden blieben bei der jungen Frau stehen.

„Ich habe gehört, dass du heute nicht beim Frühstück warst“, sprach Lelouch sie an.

„Du ja offenbar auch nicht“, konterte sie. Die drei liefen ein Stück weit und unterhielten sich. Nunnally wollte wissen, wie weit die Zwei mit ihrer Rede waren. Suzaku sah ertappt zur Seite, also berichtete Lelouch, dass sie wohl erst knapp die Hälfte geschafft hatten, da sie umdenken mussten. Nicht mehr Imperator Lelouch, sondern Imperator Charles.

Den Gang, den sie entlang liefen, während sie sich unterhielten, führte an einem Tor vorbei, durch das man in den Garten sehen konnte. Durch dieses Tor sah sie Yokosuke verträumt an dem Baum stehen, an dem sie ihm sein Abzeichen gegeben hatte, und blieb stehen.

Lelouch und Suzaku bemerkten, dass Nunnally angehalten hatte und kamen zu ihr zurück. Neugierig sahen sie ebenfalls nach draußen und entdeckten ebenfalls Yo.

„Was hast du Nunnally?“, wollte Suzaku wissen.

„Yo… Er sieht so traurig aus…“, erklärte sie. „Ich frage mich, was los ist…“

„Fragen wir ihn doch einfach!“, schlug Lelouch vor. Gesagt, getan. Der Schwarzhaarige ging vorsichtig auf den Knight of Six zu. Dieser schien ihn nicht bemerkt zu haben.

„Yo, was ist los mit dir?“

„Es ist so ungerecht…“, seufzte er. „Einerseits verliebt man sich eine Person, die unerreichbar für einen ist und andererseits…“ Erst jetzt wurde dem Ritter bewusst, dass er sich schon wieder mit einer Stimme unterhielt, die jemandem gehören musste. Erschrocken drehte er sich um und sah in das lächelnde Gesicht von Lelouch. Augenblicklich wurde Yo knallrot und wünschte sich im Moment wohl nichts sehnlicher, als im Erdboden zu versinken.

„Ja, ja… Die Liebe ist nicht immer leicht“, sagte Lelouch mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. Als dann auch noch Nunnally angefahren kam, war es um Yo geschehen.

„I-i-i-i-i-ich… ich m-m-m-muss jetzt l-l-l-los!“ Und weg war er.

„Lelouch!“, rief das braunhaarige Mädchen. „Was hast du mit ihm gemacht?“ Lelouchs Blick hatte etwas in sich, das zeigte, dass er etwas verstanden hatte.

„Ich müsste mal kurz etwas überprüfen“, sagte er und lief los. „Suzaku, kannst du dich mal eben allein um die Rede kümmern?“ Noch bevor der Braunhaarige etwas erwidern konnte, war sein Freund auch schon davon geschlichen. Nunnally und Suzaku blieben allein an dem Baum zurück.

Ansonsten geschah nicht sehr viel an diesem Freitag. Oder vielleicht doch?

Nunnally erhielt einen Anruf von Shin, dem König von Ägypten. Dieser wollte nur mitteilen, dass er am morgigen Tag aus Indien ankommen würde. Also ließ die junge Königin wieder Zimmer für ihre Gäste vorbereiten. Auch ließ sie gleich Zimmer für die Vertreter vorbereiten, die am Montag kommen würden. Nachdem alles getan war, konnten sich alle auf die Feier vorbereiten, die an diesem Abend stattfand. Nunnally war selbstverständlich anwesend, ebenso wie ihr Bruder und auch Suzaku, der mit Euphie gekommen war. Marisa hatte sich auch überlegt, ob sie kommen sollte, doch als sie einen Blick in den Festsaal warf, ging sie wieder. Lloyd, Cécile und Rakshata waren auch gekommen und für die schwarzen Ritter war Ohgi da. Von den Knights of Round waren alle bis auf Jeremiah und Yo anwesend. Er hatte gesagt, dass es am Montag doch genügte, wenn er anwesend war. Nunnally ging sein trauriger Blick vom Nachmittag nicht mehr aus dem Kopf. Doch konnte sie sich nicht länger darauf konzentrieren, da sie sich um andere Dinge kümmern musste.

Die Feier war nicht sonderlich groß. Ja, es war die Jahresfeier. Man feierte das Ende der Kriege, das Ende der Tyrannei, die mit dem Tod von Charles zi Britannia endete.
 

Marisa stand draußen im Garten und besah sich den Sternenhimmel.

„Ach Reyla, wo steckst du nur schon wieder? Bist du wirklich bei Jeremiah?“ Sie atmete einmal schwer aus und dachte an früher. Da kam Spice auf sie zu.

„Was machst du denn so allein hier draußen?“, fragte er die Weißhaarige. „Warum bist du denn nicht mit drinnen?“

„Ich mag solche Feste nicht wirklich…“, antwortete sie mit einem traurigen schmunzeln.

„Soll ich mit rein?“, fragte er vorsichtig und Marisa sah ihn überrascht an. Dann legte sich ein glückliches Lächeln auf ihre Lippen.

„Würdest du das tun?“ Er nickte und hielt ihr seine Hand hin. Sie nahm sie an und beide machten sich auf den Weg zu der Feierlichkeit. Dort angekommen, suchten sie sich einen Platz und unterhielten sich. So verging die Zeit und die kleine Feierlichkeit ging langsam zu Ende. Die Knights of Round verabschiedeten sich von Nunnally und machten eine Uhrzeit für die Besprechung aus. In dieser Besprechung ging es darum, wie man den kommenden Montag ablaufen lassen könnte. Nachdem alles geklärt war, machten sich alle auf den Weg in ihre Zimmer.
 

Am nächsten Tag…
 

„Euer Majestät, der König und der westliche Falke sind soeben eingetroffen!“, rief einer der Soldaten. Augenblicklich herrschte ein gewaltiges Schweigen im Saal.

„Dann sollten wir sie herzlich willkommen heißen“, verkündete Nunnally bestimmend und schaute in die Runde. Sayoko fuhr sie nach draußen.

„Sind sie nicht zu früh?“, flüsterte Gino zu Marisa.

„Na ja, vielleicht musste Alexander noch etwas erledigen...“

„Das könnte sein…“, bemerkte Kallen, doch dann wollte sie etwas anderes fragen. Etwas, dass ihr auf dem Herzen lag, als sie den Titel „westlicher Falke“das erste Mal hörte.

„Du Marisa... Wie ist Alexander überhaupt?“ Marisa überlegte kurz. Wie konnte man Alexander am besten beschreiben?

„Kallen, ihn zu beschreiben, ist eine Kunst für sich. Doch kann ich dir sagen, es hätte niemand besseres diese Rolle übernehmen können! Alexander ist ein wirklich guter Mann und er hat schon so vielen geholfen und auch neue Kriege verhindert...“

Kallen verstand und ihre Neugier stieg immer mehr. Aber vor allem war die Vorfreude größer, endlich den Falken kennenzulernen! Also machten auch sie sich auf den Weg.

Der Weg vom Palast zur Landefläche war von mehreren Soldaten umgeben, sowie auch einige Bedienstete, die den Jets die Anweisungen gaben, wo und wie sie landen konnten. Darunter waren auch Cécile und Lloyd. Beide wurden zu der großen Feier eingeladen, sowie die Gründungsmitglieder der Schwarzen Ritter.

„Ah, sieh an, da kommen sie ja!“, grinste Lloyd und bestaunte die Fluggeräte, die eine andere Technik besaßen als seine.

„Lloyd, du sollst nicht Löcher in den Himmel starren, sondern sie zum landen anweisen!“, tadelte ihn Cécile zu Recht.

„Ja ja, ich mach ja schon.“ Er drückte auf einen Schalter und augenblicklich blinkten auf dem Boden mehrere Lichter auf und langsam fingen die Jets an, sich für die Landung bereit zu machen.

Als die jeweiligen zwei Fluggeräte gelandet waren, wartete Nunnally, gemeinsam mit ihren Knights of Round auf die Gäste, um sie zu empfangen. Als sich die Tür des ersten Jets öffnete, kamen erst einige Soldaten heraus, bevor der König von Ägypten, dicht gefolgt von Ed, nach draußen trat.

„Es ist mir eine Ehre Euch begrüßen zu dürfen“, sprach Nunnally respektvoll und reichte dem König ihre Hand.

„Die Ehre liegt bei mir. Ich bin froh an dieser Sitzung teilnehmen zu dürfen.“ Während der Jet des Königs zu einem geeigneteren Landeplatz dirigiert wurde, schaute Kallen verwundert zum zweiten Gefährt. Wieso kam Alexander nicht heraus? Doch Marisa hatte eine ganz andere Frage an Ed.

„Sag mal, Ed... Ist Kail nicht mit euch mitgekommen?“

Ed lächelte freundlich und schüttelte den Kopf. „Doch, er ist mit dabei, keine Sorge. Er dürfte gleich raus kommen...“

Marisa starrte verwirrt zu ihm und er konnte sich ein übertriebenes Grinsen nicht verkneifen, doch dann öffnete sich endlich der zweite Flugapparat. Auch hier kamen wieder einige Soldaten heraus, doch Marisa kannte sie alle. Sie gehörten zu Kails Truppe. Hatte Alexander etwa Kails Truppe mitgenommen? Doch ihre Vermutungen zerplatzten als der „westliche Falke“ zusammen mit einer jungen Soldatin, deren Haar dunkelrot war, ausstieg.

„KAIL?!“, platzte es aus fast allen heraus, die sich dann sofort den Mund zuhielten.

„Etwas respektvoller, wenn ich bitten darf“, sprach Shailia gefährlich, doch Kail legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Keine Sorge, sie dürfen das.“

Nun blickte er wieder ernster und ging auf Nunnally zu, der auch die Verwunderung im Gesicht stand, doch diese nicht laut aussprach.

„Sir Alexander ist leider verhindert, weshalb er mich als seinen Ersatz geschickt hat. Ich habe ein Schreiben bei mir, in dem er sein Fehlen begründet. Ich befürchte, Ihr müsst mit mir vorlieb nehmen.“ Kail überreichte Nunnally den Brief, die ihn dankend annahm.

„Es ist natürlich schade, dass Alexander nicht kommen kann. Doch ich bin froh, dich wieder zu sehen Kail. Ich werde mir den Brief sofort durchlesen, wenn wir im Gebäude sind.“

„Auch ich bin froh Euch wieder zu sehen, Hoheit“, lächelte Kail sanft und folgte nun allen. Schnell gesellte sich Marisa zu ihm.

„Marisa!... Moment... wo ist diese Hexe?!“ Suchend schaute er sich um, da fehlte doch noch jemand! Jeremiah oder? Marisa schaute bedrückt zu Boden.

„Ja. Reyla und Jeremiah fehlen seit gestern Morgen. Ich mache mir so langsam Sorgen...“ Doch Kail schaute gleichgültig.

„Ach was! Ich bin sicher, Reyla hat ihn verführt und beide haben die Zeit vergessen.“

Nun wurde Marisa leicht wütend und gefährlich knurrte sie ihn an.

„Kail... hör auf so von Reyla zu reden! Du kannst gerne über sie lästern wenn ich nicht anwesend bin, aber solange ich dabei bin, verkneifst du dir so was! Ich hasse es, wenn man so über meine Freunde redet!!!“ Wütend und aufgebracht stampfte sie von Kail weg, der ihr geschockt hinterher sah.

War das wirklich Marisa?!
 

„Wie geht es Euch, Shin?“, fragte Nunnally, die neben dem ägyptischen König fuhr.

„Danke der Nachfrage, es geht mir hervorragend!“, antwortete er. „Ich war etwas nervös, aber wie ich sehe bestand dazu kein Grund.“ Ed blickte ihn kurz an, bis er wieder gelangweilt geradeaus schaute.

„Aber warum wart Ihr denn nervös?“

„Nun, Hoheit, ich hatte Angst, dass Ihr mich nicht mehr mögt“, gestand er. Nunnally musste kichern.

„Aber warum sollte ich Euch nicht mehr mögen?“

„Weil er sich einbildet, alle, die er mindestens ein viertel Jahr nicht mehr gesehen hat, können ihn nicht mehr leiden“, trug Ed dazu bei und die junge Königin musste erneut lachen.

„Wie ich sehe, habt auch Ihr Euch nicht geändert, Edward.“

„Ihr Euch aber auch nicht“, konterte der Blonde. Nunnally sah ihn verwundert an. Was meinte er?

„Hatten wir nicht einen Deal? Ihr vergesst unsere Titel und nennt uns ganz normal bei unseren Namen? Ohne dieses förmliche Gerede…“

„Stimmt, diesen Deal hattet ihr“, stimmte Lelouch dem ägyptischen Ritter zu, der sich ihm sofort zu wandte. Nunnally verstand nun, was gemeint war und entschuldigte sich bei den beiden, erinnerte sie aber auch daran, dass sie dasselbe mit ihr und ihrem Bruder machen sollten. Dann eilte Ed kurz zu Marisa.

„Hallo Marisa“, begrüßte er sie freudig und klopfte ihr auf die Schulter.

„Oh! Hallo Edward.“ Marisa hatte nicht damit gerechnet, dass Ed sie so freudig ansprach. Das war sie nicht von ihm gewohnt.

„Marisa, ich hätte da eine kleine Bitte an dich…“, sagte er und sie sah ihn verwundert an.

„Eine Bitte? Was denn für eine?“

„Ich werde nicht an der Versammlung teilnehmen können. Sicher weißt du, dass in solchen Situationen Orua meinen Platz einnimmt. Aber er verhält sich in letzter Zeit so komisch… Könntest du also ein Auge für mich auf ihn haben?“ Die Weißhaarige verstand und nickte. Edward schien sichtlich erleichtert. Er erklärte seiner Freundin noch warum er nicht selbst da sein konnte.

„Das ist schon okay, Ed. Kümmere dich um deinen Auftrag! Orua und Shin werde ich schon im Auge behalten.“ Der dritte Ritter des Reiches sah sie dankend an und ging dann wieder zurück zu Shin, Nunnally und Lelouch.

Die Weißhaarige fragte sich aber langsam, warum Edward nur der dritte Ritter war. Er hatte viel mehr Aufträge als sie oder Kail. Warum war sie der erste Ritter Ägyptens und nicht Ed oder Kail? Sie verdrängte die Frage schnell wieder, wusste sie doch, dass Kail ein Anwärter auf die Nachfolge des westlichen Falken war. Und Edward war Shins bester Freund, sie kannten sich schon lange. Länger, als Marisa sie überhaupt kannte.
 

Etwas später im Garten…

Nunnally erklärte Shin gerade, dass sie Reyla zusammen mit Jeremiah auf eine Mission geschickt hatte. Die junge Königin hatte gesehen, dass Reyla wohl etwas langweilig war und da sie Jeremiah nicht allein losschicken wollte, dachte sie, es wäre eine gute Wahl gewesen. Sie hatte Gerüchte gehört, dass die Anwohner eines Stadtteils von einer geheimnisvollen Person dazu angestiftet wurden, gegen das britannische Königshaus zu rebellieren. Also wollte sie der Sache nachgehen.

„Ich verstehe“, erklärte Shin. „Reyla ist wahrlich eine gute Wahl für einen solchen Auftrag. Sie sieht zwar nicht so aus, aber sie kann sehr gut kämpfen. Vor allem wenn sie ihre Waffe zückt.“

„Sie ist also nicht nur Ärztin?“, fragte Nunnally neugierig nach.

„Doch, doch… Aber sie hat sich schon ein paar Mal freiwillig gemeldet, wenn es um Übungskämpfe ging. Sie sagte dazu immer nur, dass es ihr helfen soll sich zu verteidigen. Gegen einen allein vielleicht, aber das was mir berichtet wurde… Ich hoffe dein Ritter wurde nicht zu sehr verletzt…“ Shin senkte den Blick, doch Nunnally beruhigte ihn.

„Keine Sorge, er sagte, dass es ihm gut geht.“

„Dann bin ich aber beruhigt“, sagte er lachend und die Beiden spazierten weiter durch den Garten.
 

„Seltsam...“ Marisa schaute besorgt auf die Uhr.

„Sie sind immer noch nicht zurück...“, bemerkte auch Kallen. Sie machte sich ebenfalls sorgen um die zwei. Gino hingegen grinste hämisch.

„Ach, macht euch keinen Kopf! Ich bin sicher sie besuchen ein gewisses Hotel...“

„Waaaaasss?! Gino was unterstellst du ihnen?!“, fauchte Kallen und ihr Gesicht war knallrot.

„Genau! Jeremiah würde so was nie machen!!!“, schrie Marisa leicht. Auch sie war knallrot im Gesicht, wegen der Sache auf die Gino ansprach.

„Ja, Jeremiah nicht, aber 100 pro Reyla!“, nickte er.

„Stimmt, ich würde es ihr auch zutrauen“, stimmte Lelouch mit ein und den beiden Mädchen verschlug es die Sprache.

~*Das Reylamiah-Spezial*~

Das Reylamiah – Spezial!
 

Reyla und Jeremiah wurden von Nunnally beauftragt, gewissen Gerüchten nachzugehen und festzustellen, wer hinter diesen steckte. Auch sollten sie herausfinden, warum derjenige solche Gerüchte verbreitete. Hier erfahrt ihr mehr über ihren Auftrag…

Nachdem Reyla und Jeremiah den Zielort erreicht hatten, wurden sie gleich Zeugen einer verabscheuungswürdigen Szene. Ein Mädchen brauchte Medizin, konnte diese aber nicht mit Geld bezahlen und sollte so den Männern ihren Körper zur Verfügung stellen. Reyla konnte das nicht zulassen und schritt ein. Sie erfuhren von einigen Gerüchten und konnten nicht glauben, wie die Leute über Nunnally und Zero dachten.

Das Mädchen tat Reyla leid und da sie Ärztin war, bat sie ihr ihre Hilfe an.
 

~*~
 

„Ist das wirklich okay?“, fragte das Mädchen vorsichtig.

„Keine Sorge, ich verlange nichts! Ich schaue mir deine Eltern an und dann sehen wir was ihnen fehlt!“, verkündete Reyla freundlich.

„Aber umsonst...“

Reyla seufzte. Wieso konnten Japaner nicht einfach etwas Geschenktes annehmen?

„Na ja, du könntest uns vielleicht doch helfen. So wie es aussieht, bleiben wir länger hier. Kennst du ein Haus, das nicht benutzt wird?“, fragte Reyla sanft lächelnd. Das Mädchen strahlte augenblicklich.

„Ja! Es gibt hier in der Nähe ein Haus! Das wird seit langem nicht mehr benutzt, aber es ist bewohnbar!“

„Gut. Ich würde sagen, du führst meinen Begleiter schon mal dorthin und ich schaue mir währenddessen deine Eltern an. Wenn ich fertig bin, komme ich nach.“

„Ist es nicht besser wenn ich dich abhole?“, bemerkte Jeremiah und Reyla wurde knallrot. „Okay, ich gebe zu, dass das vielleicht sogar besser ist...“ Das Mädchen verstand nicht worum es ging, aber sie führte Jeremiah zu jenem alten Haus.
 

Etwas später…
 

„Und, was fehlt den Eltern?“, fragte Jeremiah ruhig, als er neben Reyla herging.

„Sie sind überarbeitet und haben ihre Grenzen überschritten... Auch der Zustand in dem sie leben ist nicht besonders hygienisch. Aber hier scheinen alle so zu leben. Wer lässt nur diese Menschen so viel schuften? Und dann noch die Sache mit Zero und Nunnally... Keine einfache Gruppe kommt auf so was! Da muss jemand anderes dahinter stecken!“ Das war Jeremiah auch klar, wer war diese Person bloß? Als sie endlich vor der Tür standen musterte Reyla das Haus.

Oder besser die Bruchbude.

„Na ja, wenigstens ein Dach über dem Kopf...“, seufzte sie und öffnete die Tür.
 

Im Palast…
 

Marisa fragte sich immer noch, wo Reyla wohl mit Jeremiah hingegangen sein konnte. Der Abend war schon angebrochen und sie waren noch nicht zurück. Um ihren Kopf von den Sorgen zu befreien, ging sie noch ein bisschen in den Garten. Dort traf sie auf Lelouch, Nunnally, Ed und Shin.

„Oh, guten Abend Marisa“, freute sich Nunnally.

„Oh… guten Abend“, antwortete sie erstaunt. „Stör ich?“

„Wie könnte denn mein bester Ritter stören?“, war Shins Gegenfrage und Ed schüttelte nur den Kopf.

„Sag schon, was bedrückt dich?“

„Ich mache mir Sorgen um Rey…“, gab sie leise zu. „Sie ist doch mit Jeremiah unterwegs… Wer weiß was ihnen passiert ist!“ Lelouch, der von Nunnally wusste, wo die beiden waren, heckte sofort einen Plan aus. Er kam auf folgendes:

„Reyla und Jeremiah machen sich bestimmt irgendwo einen schönen Abend!“ Ed sah Lelouch irritiert an, erkannte dann aber, dass dies nur als Ausrede gelten sollte und nickte daher zustimmend.

„Lelouch hat womöglich recht!“, sagte er immer noch nickend. „Auch wenn ich mich jetzt wie Kail anhöre, aber die beiden haben sicher nur die Zeit vergessen.“ Marisa und auch Nunnally erröteten augenblicklich. Ed hatte recht. Das hörte sich wirklich nach Kail an…
 

Jeremiah und Reyla niesten gleichzeitig und schauten sich verwundert an.

„Bist du erkältet?“, fragte Reyla nach, doch Jeremiah schüttelte den Kopf.

„Dann leben wohl gewisse Teenies ihre Fantasie über uns aus“, scherzte Jeremiah und Reyla seufzte nur schwer.

„Wirklich, was hat Kail alles über mich erzählt?“

Jeremiah begann damit, ihr zu erzählen, was Kail so ausgeplappert hatte. Schlimmeres vermied er zu erwähnen, da er keinen Wutanfall miterleben wollte. Doch das was er berichtete reichte schon aus, um sie wütend zu machen.

Nach ihrem Wutausbruch setzte sie sich auf die Veranda und starrte in den überwucherten Garten und vernahm das Zirpen der Grillen.

„Also was sollen wir als nächstes tun? Die Menschen will ich hier nicht so zurück lassen...“, flüsterte Reyla und schloss ihre Lider. „Wir müssen es irgendwie schaffen, zu der Person zu kommen die hier das sagen hat...“

Jeremiah überlegte sich einen Plan, doch leider hätten sie warten müssen, bis die Truppe erneut zugeschlagen hätte.

„Ich lass mir was einfallen“, sagte er ruhig und lehnte sich auf seinen Futon zurück. Reyla kicherte sanft und schaute wieder zum Garten. Der Garten erinnerte sie an etwas... Nein, er sah diesem sogar ähnlich, würde er gepflegt werden...
 

„Reyla...“, hörte sie plötzlich innerlich eine sanfte Männerstimme rufen und sie sah sich selbst, nur jünger, und eine andere Person, gemeinsam im Garten herumhantieren.

„Thomas, was habe ich denn dieses Mal falsch gemacht?“, lachte ihr jüngeres Ich. Es klang so anders als ihr Lachen. Es klang so hell, so echt.

„Nichts, ich würde nur gerne die Pflanzen gießen und du stehst auf dem Schlauch!“, lachte Thomas frech, vor allem über Reylas Röte im Gesicht, der das ganze verdammt peinlich war. Thomas lächelte sanft auf Reylas Röte:

„Du bist süß...“

„Süß!?“, lachte sie und griff nach dem Schlauch und feuerte einen Wasserstrahl auf ihn.

Das ganze endete in einer totalen Wasserschlacht. Beide lagen erschöpft am Boden und keuchten nach Luft.

„Sag Reyla... womit habe ich dich verdient?“ Zärtlich kuschelte sie sich an ihn.

„Du liebst mich so wie ich bin…“
 

„Thomas...“ Reyla lief eine Träne über ihre Wange. Wieso hatte sie ihn verloren? Wieso gerade die Person, die sie am meisten geliebt hatte? Doch dann fühlte sie starke Arme um sich, die sie an einen wärmenden Körper drückten. Zuerst kämpfte sie gegen den Griff, doch dann hörte sie seine Stimme.

„Es… Es tut mir Leid... Auch wenn du es mir immer noch nicht erzählen willst, bitte... Mach dir nichts vor! Ich will kein falsches Lächeln sehen! Bitte, ich will dich sehen, dich kennen lernen Reyla... Bitte verschließe dich mir nicht...“ Reyla biss auf ihre Unterlippe, aber dennoch konnte sie die Tränen, die unaufhaltsam aus ihren Augen flossen, nicht aufhalten...
 

Am nächsten Morgen…
 

Reyla schlug langsam ihre Augen auf. War es schon morgen? Sie merkte, wie müde sie noch war... Aber als sie sich zur Seite drehte und in ein anderes schlafendes Gesicht sah, das ihrem sehr nah war, war sie hell wach.

„Wa-wa-waaaaas?!“, schrie sie innerlich und versuchte zur Seite zu weichen, doch sie merkte das ihr Versuch kläglich misslang, da seine Arme sie fest umschlangen. Dann sah sie, dass sie noch auf der Veranda waren. War sie etwa in ihren Tränen und seinen Armen eingeschlafen?

Nun gut, dann konnte er wirklich nichts dafür. Sie wusste selbst, wie gerne sie sich an ihr Bett klammerte. Aber wieso hatte er sie dann nicht einfach geweckt?

„Du bist ein Idiot... Wie hast du es bloß soweit geschafft?“, flüsterte sie leise und strich eine Strähne von seinem schlafenden Gesicht beiseite. Langsam gelang es ihr auch, sich aus dem Griff zu lösen, ohne ihn dabei zu wecken. Vorsichtig legte sie eine Decke um ihn und musste lächeln. Wie er da so friedlich schlief... Als hätte er keine Sorgen... Vorsichtig ging sie nach innen. Es würde nicht schaden, wenn sie sich um das Frühstück kümmerte. Es war schließlich kein gewisser Blondie da, der ihr Essen immer kritisierte.
 

Jeremiah öffnete, noch etwas schläfrig, seine Augen und musste feststellen, dass die Sonne schon hoch am Himmel stand. Als er sich aufrichtete, knackste kurz sein Rücken schmerzend und er rieb ihn sich. Das war vielleicht eine ungemütliche Nacht gewesen! Aber... er wollte sie nicht wecken... Er konnte sich noch gut an dieses schmerzverzogene Gesicht erinnern, wo selbst, obwohl die Augen geschlossen waren, einzelne Tränen hervor quollen. Er seufzte und drehte seinen Kopf zur Seite. Da musste er feststellen, dass der Tisch bereits mit einem typisch japanischen Frühstück gedeckt war.

„Na, gut geschlafen?", fragte eine belustigte Frauenstimme und skeptisch lächelnd schaute er zu ihr.

„So gut wie es ging... Du hast gekocht?" Reyla lief augenblicklich rot an und fauchte:

„Wenn es dir nicht passt, dann musst du es ja nicht anrühren!!!"

„Davon war nie die Rede", sagte Jeremiah ruhig und setzte sich an den Tisch.

„Ich garantiere für nichts", seufzte Reyla und setzte sich hinzu.
 

„Gibt es wirklich keinen anderen Weg?“ Reyla stellte ihre Reisschale zur Seite und blickte zu Jeremiah. Dieser stellte seine Teetasse ab und rieb sich seine Schläfe.

„Es gefällt mir ja auch nicht, aber uns bleibt nichts anderes übrig... Wir müssen warten bis sie erneut zuschlagen.“ Reyla senkte ihr Haupt, sodass ihre langen schwarzen Haare ihr Gesicht leicht verschleierten.

„Ich war vorhin auf dem Markt und habe versucht Infos herauszubekommen...“ Jeremiah horchte auf und hörte genauestens zu.

„Wie es scheint, ist es eine Gruppe von Söldnern. Und sie scheinen tatsächlich das Wappen von Nunnally vi Britannia zu tragen. Auch sollen sie Papiere besitzen, auf denen ihr Siegel ist.“

Jeremiah verzog nachdenklich sein Gesicht. „Wie kommen die an so was ran?“

„Ich weiß es nicht... Tatsache ist, dass es anscheinend nicht nur die Papiere sind, sondern auch die Person die ihnen geholfen hat...“

„Eine Person?“

„Ja... Sie hatte endgültig bewiesen, dass sie für Nunnally arbeiten... Ich habe auch nachgefragt, ob sie mir diese Person beschreiben könnten. Doch sie sagten, er hätte einen Umhang getragen. Genaueres konnten sie mir zwar nicht sagen, aber... auf dem Umhang sei eine Sirene abgebildet gewesen."

„Eine Sirene?!“ Der Knight of Ten zog sofort seinen PPC aus seiner Tasche und schien irgendwas einzutippen.

„Wusste ich es doch...“, murmelte er und drückte dann auf eine Taste, sodass sich nun ein Hologramm vor den Zweien projizierte.

„Wer ist das?“, fragte Reyla nach und starrte die Person genauer an.

„Greed Gilbert. Er gehörte zum Adel von Britannia, der etwas gegen Nunnally hat.“

„Lass mich raten! Er ist eine sehr gierige Person? Und das Britannia nun seinen Luxus verliert, den es über die Kriege gewonnen hat, passt ihm gar nicht? Und dann noch eine Frau an der Macht! Oh Schreck, oh Graus! ... Wir hätten hier also eine Person, die gut in dieses Bild passen würde und außerdem ein Motiv hat...“

Jeremiah nickte. „Ich kann mir dennoch nicht vorstellen, dass er soweit gegen die Krone gehen würde...“

"Glaub mir, Jeremiah...“ Reyla spielte mit einer ihrer Haarsträhnen und schaute mit einem hinterhältigen Lächeln zu Jeremiah. „Wenn ein Mensch etwas will, ist es ihm egal wie er drankommt. So selbstsüchtig sind wir...“
 

Nicht weit entfernt von den Zweien rieb sich eine Person verschmitzt die Hände und starrte auf seine „Beute“.

„Wie ich sehe habt Ihr euren Spaß“, kicherte eine Mädchenstimme und eine Gestalt in einem schwarzen Umhang trat hinter einer Säule hervor.

„Tja, ich genieße es nur... Nie hätte ich gedacht, dass mir die Black Swan helfen würden. Wie seid ihr bloß an die Papiere gekommen?“ Das Mädchen kicherte verspielt und summte vergnügt.

„Berufsgeheimnis! Aber es ist ja nicht so, dass wir keinen eigenen Nutzen daraus ziehen.“

„Dennoch, ohne die Rede, die ihr vorbereitet hattet, wäre es mir nie gelungen diese Elevens zu überzeugen!“

„Ach was! Ihr musstet ja nur noch ein bisschen Blut vergießen und schon sind sie nach Eurer Pfeife getanzt!" Sie klatschte in ihre Hände und der Mann schaute skeptisch zu ihr herunter. Nie konnte er sich vorstellen, dass dieses Gör ein Profikiller sein sollte...

„Doch frage ich mich immer noch, weshalb eure Anführerin sich nicht bei mir persönlich gemeldet hat...“

„Ganz einfach, weil Sie es nicht wert sind“, sprach das Mädchen nun kühl und kurz blitzten amberfarbene Augen auf.

„Unsere Chefin hat viel Wichtigeres zu tun, als sich mit jemandem ihres Schlages zu treffen... Sie wird nicht umsonst der blutbefleckte schwarze Schwan genannt. Denn schwarze Schwäne, auch Trauerschwäne genannt, unterscheiden sich von den anderen Schwänen in vielen Dingen. Sie sind erstens noch viel erhabener, stolzer als ihre weißen Familienmitglieder. Aber außer dem sind sie viel eleganter! Aber der Hauptpunkt, wo sie sich wohl endgültig von den anderen unterscheiden, ist ihre Kälte. Weiße Schwäne zeigen offen ihre Aggressivität, während der Schwarze erst eine Kälte ausstrahlt... ehe er dann gezielt sein Opfer oder den Angreifer zur Strecke bringt. Na, wovor hätten Sie mehr Angst? Vor dem weißen oder dem schwarzen Schwan?“ Der Mann schluckte, doch das Mädchen ging auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter.

„Hey, sie müssen doch jetzt keine Angst haben! Da fällt mir nur noch ein, was sie mir vielleicht sagen könnten! Warum haben sie sich gegen Nunnally vi Britannia erhoben?“

Der Mann blickte gefährlich aus dem Fenster.

„So was wie sie, sollte nicht auf dem Thron sein... Einst erstrahlte Britannia in einem hohen Glanz, doch dieser verliert immer mehr sein Licht. So was barbarisches, als ob unsere Welt vor Krieg geschont bleiben würde, wenn wir uns alle an einen Tisch setzen und über unsere Probleme diskutieren! Und dann noch Zero... nie zeigt er sein wahres Gesicht... Würdest du so jemanden als Helden beschreiben?“

Nun staunte sie. „Wooooow! Ich dachte, dass es eigentlich um ihren Reichtum ginge, aber sie scheinen ja mehr im Schädel zu haben! Na ja, ich muss wieder los und den anderen helfen...“ „Was haben die Black Swan vor?“ Das Mädchen drehte sich nochmal mit einem gefährlichen Lächeln zu ihm um.

„Den Weltuntergang...“
 

Reyla saß zusammen mit Jeremiah auf einer Bank, die mitten auf dem Marktplatz stand. Auf ihre Unterlippe beißend, schaute sie zu den halb verhungerten Geschöpfen. Und war das hier wirklich ein Marktplatz? Alle Gebäude zeigten Risse und viele Häuser standen bereits leer...

„Sie kommen...“, flüsterte Jeremiah und schaute kurz von seiner Zeitung auf. Reyla sah sie kommen. Mehrere bewaffnete Männer, die eine Familie bedrohten. Würden sie nicht demnächst zahlen, wäre ihr Kind dran.

„Verdammt! Wenn ich diesen Greed in die Hände bekomme...“

„Hey ihr da!“ Nun schauten beide zu den Männern, die auf sie zukamen, auf.

„Ach ihr seid noch hier?“

„Sollte mir dieser Spruch, „Ich würde es bereuen!“, denn angst machen?“, gab Reyla mit einem zaghaften Lächeln von sich.

„Na warte, du freches Frauenzimmer...“ Doch bevor die Person zu schlagen konnte, mischte sich Jeremiah ein.

„Bitte habt erbarmen! Wir sind nur umherreisende, die nur für eine Nacht hier bleiben! Wir versprechen euch, wir sind morgen wieder fort!“

„Jere...“ Doch Reyla wurde von einem aus der Truppe unterbrochen.

„Nun gut, wir wollen nicht so sein… Eine Nacht noch, aber…“ Reyla konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren, als einer der Männer auch schon ihre kostbare silberne Kette von ihrem Hals gerissen hatte.

„Hey, gib die wieder her!!! Das ist ein wichtiges Stück für mich! Bitte, gib sie mir wieder!!!“ Die Person grinste nur.

„Noch ein Grund mehr sie zu behalten.“ Als Reyla sich gerade auf ihn stürzen wollte, wurde sie von ihrem Begleiter davon abgehalten. Damit sie keine weiteren Sprüche mehr loswerden konnte, hielt er ihr den Mund zu.

„Vielen Dank… Es tut mir Leid. Meine Frau ist manchmal etwas stürmisch.“ Beschämt strich er sich durchs Haar.

Dann solltest du ihr mal so langsam zeigen wie der Hase läuft, wenn du verstehst was ich meine…“

„Ich werde mir diesen Tipp zu Herzen nehmen.“ Er stand auf und zog Reyla mit sich in eine Gasse. Als er sich sicher war, dass sie keiner hören würde, zog er seine Hand zurück.

„Buah! Mensch, ich hätte fast keine Luft mehr bekommen!!!“

„Du hättest beinahe unseren Plan versemmelt!“ Reyla trat gegen die Wand und ihr Blick wurde weich.

„Es tut mir Leid… ich… Sie… Diese Kette ist mir nun mal sehr kostbar. Sie ist mir sehr wichtig…“ Jeremiah wusste nun was los war und senkte seinen Kopf.

„Verzeih…“ Die Schwarzhaarige hob ihren Kopf und flüsterte:

Die Mission geht jetzt vor…“ Sie schauten beide aus einem Versteck auf die Straße und da sahen sie die Gruppe, die sich auf dem Rückzug befand.

„Es geht los“, sprach er ernst und beide folgten der Truppe.
 

„Hier ist es also?“ Jeremiah begutachtete das Gelände genauestens. Eigentlich sah es an sich wie eine verlassene Fabrik aus. Wirklich eine gute Tarnung.

„Wir sollten den Hintereingang nehmen...“, flüsterte Reyla, als sie die vielen Wachen vor dem Haupteingang sah, worauf Jeremiah nickte. Doch als sie den Hintereingang gefunden hatten, war dieser auch von zwei Wachen bewacht. Reyla sah Jeremiahs Blick und grinste verspielt.

„Ach Jeremiah, lass das mal meine Sorge sein!“ Sie ging aus ihrem Versteck heraus, worauf Jeremiah nur entsetzt zusehen konnte, als diese auch noch direkt auf die Wachen zu ging. Mit einem sanften lächeln blieb sie vor ihnen stehen, doch die Wachen zogen misstrauisch ihre Waffen.

„Was willst du hier?“, fragte der eine.

„Mach, dass du weg kommst!“, knurrte der andere.

„Aber meine Herren. Nicht gleich so zynisch, wo ich doch nur wegen euch hier bin...“

„Was?“ Nun ließen sie ihre Waffen langsam sinken.

„Gut so...“, dachte Reyla heimtückisch, doch ihr Gesicht schien unschuldiger denn je.

„Verdammt Reyla, was treibst du da?!“, flüsterte Jeremiah und knirschte mit den Zähnen.

„Keine Sorge, ihr habt richtig gehört...“ Nun trat sie auf den einen zu und beugte sich so, dass er einen guten Ausblick auf ihre Oberweite hatte.

„Ihr zwei Ärmsten... Den ganzen Tag steht ihr hier und bewacht diesen dreckigen Ort...“, seufzte sie verführerisch und sie sah, dass der eine zu schlucken begann.

„Reyla, du bist die beste!“, dachte sie innerlich laut lachend.

„Findet ihr nicht, dass ihr ein bisschen Entspannung verdient habt?“ Nun winkelte sie ihr Bein spielerisch zwischen das des anderen Mann, während ihr Finger zärtlich über seine Lippen strich.

„Na?“, hakte sie nach und entblößte ihren Hals etwas.

„D...da...das“, fing er an zu stottern, während der andere versucht seinen Blick woanders zu fokussieren.

„Na kommt schon... Es braucht doch auch niemand davon zu erfahren... Es kostet auch nichts...“ Nun schien sie endgültig die Beherrschung der beiden besiegt zu haben und sie hakten beide ein.

„Lasst uns mal lieber woanders hingehen... Nicht, dass euer Chef euch erwischt, nicht wahr?“, sprach sie zärtlich und führte sie dorthin wo auch Jeremiah war. Dieser war zwar noch sehr mitgenommen von der Aktion, aber er verstand.

„Jetzt!“ Er schnellte nach vorne und bevor die zwei Wachen reagieren konnten, knockte er sie gekonnt aus.

„Du hast Einfälle...“, murmelte er und versteckte die zwei Wachen in dem Gebüsch, während Reyla sie festband.

„Ach was... nur weiblichen Charme!“
 

Endlich waren sie im Gebäude, doch Jeremiah nach hatte das zu lange gedauert! Reyla zog ihren Spiegel hervor und schaute mit diesem um die Ecke.

„Keine Wachen an den Treppen... Aber wo sollen wir suchen?“

„Uns bleibt nichts anderes übrig...“ Jeremiah sah sie ernst an. „Wir müssen uns trennen. Du nimmst den linken Flügel unter die Lupe, ich nehme den rechten Flügel!“

„Ist gut.“ Beide schauten vorsichtig nochmal um sich, bevor sie eilig die Treppe hoch rannten und sich dann trennten.
 

„Furchtbar... Draußen herrscht die größte Katastrophe, während sich hier alle an ihrem Reichtum ergötzen!“, dachte Reyla verbittert und ging weiter die Gänge entlang. Zu ihrem Glück war ihr noch keine Wache entgegen gekommen. Oder besser gesagt, Söldner...

„Nanu?“, flüsterte sie leise und sah eine Tür. Sie war alt und sie unterschied sich von den anderen... Vorsichtig horchte sie an ihr, doch war keine Stimme zu vernehmen, ebenso wie kein Atem. Langsam öffnete sie die Tür, dann schlüpfte sie leise in den dahinterliegenden Raum und schloss sie sofort wieder. Doch was ihre Augen sahen, brachte sie zum lächeln.

„Sieh an... Bin ich etwa auf ein Geheimnis gestoßen?“ Sie ging auf den Tisch zu und sah die Dokumente. Tatsächlich, es sah alles so aus, sodass es von einem Original stammen könnte.

„Aber wieso liegen die hier so offen rum... Verdammt hier stimmt doch irgendwas nicht!!!“ Besorgt schaute sie zur Tür. Ihre Gedanken galten Jeremiah. Sofort nahm sie die Dokumente an sich und öffnete die Tür, ehe sie hastig den Gang zurück eilte.
 

„Seltsam... keine Wachen? Das kann nicht sein... Wahrscheinlich sind wir in eine Falle getappt.“ Jeremiah sah nun eine große Tür vor sich. Sie war edler als die anderen. Er öffnete sie und fand sich in einem großen Saal wieder.

„Willkommen...“, hörte er nun eine Stimme und jene Person stand von seinem Thron auf.

„Greed Gilbert... Wusste ich doch, dass Sie dahinter stecken!“

„Jeremiah Gottwald... Es ist lange her“, sprach er hingegen ruhig.

„Das stimmt... Doch wie kann es sein, dass jemand wie Sie, der der Krone Treue geschworen hatte, nun deren Namen beschmutzt?“

„Ist es dir denn nicht aufgefallen, mein lieber Jeremiah?“ Nun ging er auf ihn zu und sprach weiter betont. „Das unser glorreiches Britannia an Macht und Stärke verloren hat? Das der Glanz zu verschwinden begann? Und das wegen der Krone!“

„Soll das heißen, du willst dich gegen Nunnally vi Britannia erheben?!“

„Und wenn das so wäre, mein lieber Jeremiah? Was würdest du tun? Willst du dich mir in den Weg stellen, in dem du an diese ach so scheinheilig friedliche Welt glaubst oder dir den Tatsachen stellen, dass dieser Frieden nur eine Farce ist?“ Jeremiah schaute mit geweiteten Augen zu ihm.

„Eine Farce?! Willst du damit behaupten, dass alle Bemühungen, alle Verhandlungen für nichts waren?! Nichts weiter als eine LÜGE!?“

„Jeremiah... du bist nicht dumm. Schau sie dir doch an, die Welt. Täglich gibt es irgendwo Unruhen. Vor allem im Westen. Dieser Frieden herrscht nun seit knapp einem Jahr, nicht wahr? Es gab aber schon irgendwo Funken als der Weltimperator starb. Wir müssen nur noch Öl aufgießen und du wirst sehen, wie schnell dieser Frieden verschwunden ist...“ Jeremiah wusste nicht was er darauf erwidern sollte, doch der andere nahm ihm das Reden wieder ab.

„Also... wirst du dich mir anschließen oder stellst du dich mir in den Weg?“ Greed streckte seine Hand aus und hielt sie Jeremiah hin. Jeremiah biss sich auf die Unterlippe und streckte seine Hand auch aus. Gerade als sich ein Grinsen auf Greeds Lippen legte, spürte er wie seine Hand zur Seite geschlagen wurde.

„Bedaure, aber das Angebot lehne ich ab!“

„So sei es...“ Nun drückte Greed auf einen Knopf und die Vorhänge fuhren nach Oben. Was dort zum Vorschein kam, lies Jeremiah die Luft wegbleiben: Knightmare Frames!

„Leider muss ich dich verlassen. Ich wünsche dir jedoch viel Spaß mit meinen Spielzeugen...“ Greed trat aus dem Raum. Gerade in dem Augenblick, als Jeremiah ihm hinter her wollte, schlug schon ein Knightmare Frame nach ihm.

„Verdammt! Das sind zwar die älteren Modelle, der Glasgow, aber ein Mensch hat nie eine Chance gegen so ein Teil! Reyla mach das du hier weg kommst!!!“ Schnell wich er den nächsten Schlägen aus, doch hatte er den anderen nicht im Auge behalten. Der andere hatte nach seiner Waffe gezogen und sie auf ihn gerichtet.

„Verflucht!!!“
 

„JEREMIAH!!!“, platze es aus Reyla heraus, als sie eine laute Explosion hörte, die aus dem rechten Flügel kam. Plötzlich schoss ihr wieder ein Bild vors innere Auge. Alles war Blutrot... es durchzog sie und brachte sie ins Schwanken. Um die Gedanken los zu werden, schüttelte sie den Kopf. Sie musste sich nun darauf konzentrieren, sie beide hier noch sicher hinaus zu bringen! Schnell rannte sie den Gang entlang, der nur vor Zerstörung trotze. Als sie zum Saal kam, lag dieser in Schutt und Asche und ein starker Qualm durchzog ihn.

„Verdammt... Jeremiah geb ein Lebenszeichen von dir!“

Als der Qualm nachließ konnte sie etwas erkennen. Aber es war nicht das, was sie sich erhofft hatte zu sehen.

„EIN KNIGHTMARE!?“

„Reyla, mach dass du hier weg kommst!“, schrie Jeremiah auf, doch Reyla ignorierte es und wich den neuen Schüssen schnell aus.

„Verdammt, ich hab gesagt, du sollst dich aus dem Staub machen!“, knurrte Jeremiah, der sich schmerzend das Bein festhielt aus dem Blut floss.

„Und dich zurücklassen?! Vergiss es!!!“ Schnell griff sie nach ihm und rollte mit ihm über den Boden. Beide waren nun hinter einem Stück Boden versteckt, das durch die vielen Tritte der Knightmare Frames nachgelassen hatte und sich zum Himmel empor streckte.

„Sind es nur zwei?“, flüsterte sie und zog ihren Spiegel hervor. Zum Glück suchten ihre Feinde in einem anderen Winkel des Raumes nach ihnen. Wie gut, dass diese Fabrik so alt war. Da gab es genug Rauch um sich zu verstecken...

„Ja... aber wieso bist du da geblieben? Du hättest die Chance nutzen müssen.“

„Man lässt seinen Kameraden nicht im Stich. Das war bei mir in der Blizzard Einheit oberstes Gesetz...“ Jeremiah schaute zu ihr und musste grinsen.

„So? Ich dachte du siehst mich als einen nervigen Verehrer?“

„Ich gebe zu, manchmal bist du nervend, aber manchmal...“, lächelte sie sanft, „…bist du auch einfach ein Typ Mann, den man beschützen will.“ Sie grinste frech als sie seinen Gesichtsausdruck sah.

„Also lehn dich zurück...“ Mit diesen Worten zog sie ihre Kettensichel hervor.

„Ich kümmere mich um die Feinde...“ Ihr Versteck aufgebend stand sie nun vor Jeremiah. „Was...? Alleine ohne Knightmare Frame gegen Knightmare Frames?!“ Nun nahmen die zwei Knightmare Frames sie ins Visier. Doch Reyla lächelte nur kühl.

„Wartet nur ab! Gleich erlebt ihr euer blaues Wunder...“ Gerade als einer der beiden seine Slash Harken auf Reyla abfeuern wollte, war diese plötzlich nicht mehr in Sicht. Doch dann vernahm er sie wieder, als sie vor seinem Factsphere Sensor erschien. Doch dann war nur noch

ein Rauschen zu vernehmen.

Reyla hatte den Knightmare Frame mit ihrer Waffe in zwei Hälften geteilt.

„Waa...“ Jeremiah konnte nicht fassen was er dort sah. Ihm war keine Waffe bekannt, die an einem Knightmare Frame Schaden verursachen oder ihn gar zerstören konnte. Es war doch eigentlich unmöglich… Aber hier hatte er den Beweis, dass es doch möglich war. Reylas Kettensichel...

„Da war es nur noch einer...“, summte Reyla und starrte zum letzten Knightmare Frame.

„Ihr besitzt gar keine Piloten, nicht wahr? Eure Angriffe sind zu verzögert. Wer auch immer euch bedient er sollte nochmal am Programm arbeiten!“ Mit diesen Worten beendete Reyla es gänzlich und haute das Teil in zwei Stücke. Jeremiah blickte noch immer fassungslos zu ihr. Diese holte ihn aber wieder zurück.

„Jeremiah? Hast du etwa noch nie einen Menschen gegen eine Maschine kämpfen sehen?“ „Würde ich so schauen wenn ja?“, gab Jeremiah von sich und richtete sich auf, doch sofort klappte er zusammen.

„Warte!“ Reyla zog ihre Sichel zurück und stütze Jeremiah, indem sie seinen Arm auf ihre Schultern legte.

„So jetzt müsste es besser gehen...“ Gerade wollte er etwas sagen, als er ein Geräusch vernahm. Ein leises ticken, das kaum zu hören war... Blass starrten beide zu den Überresten der Knightmare Frames und waren entsetzt.

„EINE ZEITBOMBE!!!!!!!!“

„Man wieso passiert das immer wieder mir!?“, keuchte Reyla und rannte mit Jeremiah im Schlepptau so schnell es ging los.

„Du hättest mich auch...“

„JETZT FANG NICHT WIEDER DAMIT AN!!!“, schrie sie ihn zu Recht und nun hörten beide ein durchgehendes Piepsen.

„Ich hoffe du überlebst Stürze aus dieser Höhe!“, schrie Reyla und überlegte nicht länger. Sie schmiss Jeremiah aus einem Fenster und sprang hinterher. Der Ton verstummte und augenblicklich entzündeten sich die Knightmare Frames, worauf es zur Explosion kam.
 

„Das war's also...“, sprach Greed ruhig und schaute zu seinem ehemaligen Versteck, das auf der rechten Seite in hohen Flammen stand.

„Chef wir sollten los...“

„Ich weiß...“
 

„Wir leben noch...“, keuchte Jeremiah. Ein Baum hatte ihren Sturz abgefangen.

„Du kannst später dem Herren dafür danken! Unser Zielobjekt macht sich aus dem Staub!“ Reyla zeigte auf ein schwarzes Auto, das in diesem Moment abfuhr.

„Dann schnell hinterher!“, rief Jeremiah und kletterte vom Baum runter. Reyla folgte ihm schnell.

„Ich fahre!“ Die Schwarzhaarige griff nach dem Schutzhelm. Zum Glück hatten sie das Motorrad mitgenommen... Jeremiah setzte sich hinter Reyla und klammerte sich um ihre Taille. Sofort fuhr Reyla los und versuchte sie einzuholen.

„Ah! Der Hafen!?“ Reyla sah ein großes Schiff am Hafen.

„Wahrscheinlich wollen sie mit diesem Schiff fliehen!“ Jeremiah schaute nach vorne und sah die Abzweigung, in die sie nun einfuhren.

„Sie biegen ab!“

„Ich sehe es!“

Vorsichtig parkte Reyla hinter einem großen LKW und starrte zum schwarzen Auto hinüber. Die Personen stiegen aus, auch Greed.

„Was jetzt?“, flüsterte Reyla.

„Ich werde mit der Wache hier reden... Du verfolgst sie. Versuch sie zur Klippe da vorne zu locken dann werde ich mit den Wachleuten nachkommen, wenn alles gut läuft, um sie abzufangen.“

„Verstanden!“ Reyla starrte kurz zu Boden. Jeremiah schaute fragend zu ihr.

„Was ist?“

„Nichts...“ Sie schüttelte den Kopf und schlich leise davon.

„Viel Glück...“ Mit diesen Worten ging nun auch Jeremiah leise vom Platz. Hoffentlich gelang es ihm, die Wachmänner zu überzeugen.
 

„Wohin des Weges?“ Die vier Söldner, sowie Greed, drehten sich zu der Stimme um.

„Ach, ich dachte du wärst in den meterhohen Flammen draufgegangen...“, lachte einer der Söldner belustigt. Reyla hingegen lächelte sanft.

„Ich heiße Firewall mit Nachnamen. Also machen mir Flammen nichts aus...“

„FIREWALL!?“ Greed wurde blass.

„Was? Sagt dir mein Name etwas?"

„Firewall... Die FIREWALL? Die Königin des Eises!? So nannte man dich doch während der Vorschlachten von Britannia und der EU...“

„Sie steht direkt vor dir...“ Ihre Augen leuchteten mit einer Kälte auf, sodass Greed unbewusst einen Schritt zurück trat.

„H-ha-haltet sie fern!“, rief er und rannte in Richtung der Klippen.

„Genau wo ich dich hin haben will...“ Schnell zog sie ihre Waffe um ihre jetzigen Gegner Schachmatt zu setzten.
 

„Mist! Ich weiß, dass er zu den Klippen entlang gegangen ist, aber wohin genau?!“ Reyla schaute sich suchend um, doch dann sah sie einen Schatten. Da war er! Schnell folgte sie ihm den Weg hinauf...

Beide standen sich oben schwer atmend gegenüber.

„Das war´s...“, keuchte Reyla und erhob sich, sie hielt ihre Waffe direkt auf Greed.

„Ja, für dich…“ Er zog eine Pistole aus seinem Anzug hervor und war gerade dabei abzudrücken. Doch plötzlich hatte man Scheinwerfer eingeschaltet und Reyla sah mehrere Wachmänner, mit erhobener Pistole, die auf Greed zielten.

„Im Namen von Nunnally vi Britannia verhafte ich Sie wegen Landesverrat und Fälschen von amtlichen Dokumenten, Greed Gilbert! Ergeben Sie sich! Lassen Sie Ihre Waffe fallen!“, rief Jeremiah und Greed knurrte, gehorchte ihm aber. Nun hob er seine Hände hoch, doch Reyla sah es in seinen Augen. Das war nicht alles gewesen…

„IHR ALLE!“, fing er nun an zu schreien. „WERDET ZEUGE WIE DIE WELT UNTERGEHEN WIRD! UNTÄTIG WERDET IHR MITANSEHEN, WIE ALL EURE GELIEBTEN MITMENSCHEN EINEN NACH DEM ANDEREN STERBEN WERDEN...“ Nun stand er an der Klippe. Reyla war klar was er vor hatte...

„NEIN!!!“, schrie sie und rannte auf ihn zu.

„REYLA!!!“ Eilig und mit verletztem Bein rannte Jeremiah ihr hinter her. Reyla streckte ihre Hand aus. Sie wollte nach ihm greifen, doch es geschah für sie wie in Zeitlupe. Er sank immer langsamer, immer tiefer hinab. Als sie versuchte nach ihm zu greifen, fasste sie ins Nichts. Doch dann spürte sie, wie jemand sie mit aller Kraft zurück zog. In diesen Augenblick endete bei Reyla diese unerträgliche Zeitlupe. Sie sah nur noch seine Augen, die unerschütterlich zu ihr starrten. Reylas Blick war leer, ein finsteres lächeln legte sich auf ihre Lippen.

Wieso war sie so mitgenommen? Hatte sie nicht oft diesen Blick gesehen? Bevor sie anderen Person das Licht ausgeblasen hatte?
 

Am Abend in dem kleinen Häuschen
 

Reyla seufzte und lehnte sich an die Veranda. Sie schaute wieder zum Garten, doch dann hörte sie Schritte auf sich zukommen.

„Und?“

„Die Wachmänner haben die zwei Personen im Gebüsch, sowie die anderen vier eingebuchtet. Greeds Leichnam hat man auch bereits bergen können...“ Jeremiah setzte sich neben sie und schaute zu ihr.

„Dein Bein?“, erkundigte sie sich und Jeremiah seufzte.

„Keine Sorge. Das wird wieder. Es war zum Glück nur ein Streifschuss.“

„Ein Glück...“, seufzte Reyla und schaute wieder aus dem Fenster. „Keine Sorge, mir geht es gut. Ich denke, dass er mich vor allem mit etwas konfrontiert hat.“

„Mit was?“, fragte Jeremiah nach.

„Das ich vor meinem Selbst wegrenne... Dass ich die Jahre, die ich gelebt habe, vergessen will als wären sie nie passiert...“ Jeremiah spürte, wie sie ihren Kopf auf seiner Schulter bettete. Etwas verwundert sah er zu ihr hinab.

„Morgen...“, seufzte sie und kuschelte sie sich näher an ihn.

„Ich verspreche, Morgen werde ich mich all dem Stellen. Aber heute will ich einfach noch ein schwaches und zerbrechliches Mädchen sein...“

„Ich erinnere dich morgen dran.“ Reyla kicherte auf Jeremiahs Aussage.

„Das brauchst du nicht. Ich kann es von mir aus.“ Sie schloss ihre Augen und atmete gleichmäßig. Jeremiah starrte mit einem sanften lächeln zu ihr, bevor er ein paar Haarsträhnen von ihrer Stirn wischte.

„Sich den Dingen stellen... Vielleicht sollte auch ich…?“
 

Als der nächste Morgen angebrochen war, standen alle Menschen aus diesem Stadtteil versammelt auf dem Marktplatz.

„Wie sollen wir euch bloß jemals danken?“

„Wir brauchen keinen Dank. Bitte verliert einfach euren Glauben an diese Welt nicht“, sagte Reyla ruhig. Der Älteste vor ihnen verneigte sich vor Jeremiah.

„Verzeihen Sie, dass wir den Namen von Nunnally vi Britannia so beschmutzt haben...“ Jeremiah hob seine Hand.

„Sie brauchen sich für nichts zu entschuldigen. Sie alle wurden von einer Gruppe hereingelegt. Ich glaube jeder hätte sich so beschwert.“ Nun machten sich beide für den Aufbruch bereit, doch gerade als Reyla abfahren wollte, kam jenes Mädchen aus dem Publikum.

„WARTEN SIE!“, keuchte sie und eilte auf sie zu. Kurz holte sie nochmal Luft, dann zog sie etwas aus ihrem Kimono hervor.

„Das...“ Reyla konnte nicht fassen was sie in den Händen des Mädchens sah.

„Es ist Ihnen sehr wichtig, nicht wahr?“

„JA! DAS STIMMT!“ Reyla griff sofort nach ihrer silbernen Kette und hielt sie umschlungen in ihrer Hand.

„Ich weiß nicht wie ich dir danken soll...“ Das Mädchen lächelte sie mit ihren strahlenden amberfarbenen Augen an.

„Das war das mindeste was ich für Sie tun konnte, wo Sie sich doch so gut um meine Eltern gekümmert haben. Leben Sie Wohl...“ Reyla und Jeremiah nickten und fuhren nun endgültig ab. Lange winkten ihnen die Menschen noch hinterher...
 

„Wir sind wieder daaaa!!!!!“, rief Reyla laut als sie die Tür zum Saal öffnete. Doch die meisten Blicke dir ihr galten waren sonderbar.

„Hu? Habe ich irgendwas verpasst?“

„REYLA!!!“ Marisa zögerte nicht länger und rannte auf ihre Freundin zu, ehe sie diese umarmte.

„Uwah, mach mal langsam!“ Reyla versuchte ihr Gleichgewicht zu halten, was ihr beinahe misslungen wäre.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht...“, flüsterte Marisa und Reyla schaute entschuldigend zu ihr.

„Verzeih...“

„Aber schön, dass du wieder da bist!“ Reyla lächelte sanft.

„Ja, es ist schön wieder da zu sein!“
 

„Er ist also Tod?“, fragte eine kühle Männerstimme.

„Joa, Mausetot oder zersplittert würde es eher treffen. Besser würde ich das nicht hinkriegen“, sagte das Mädchen ruhig und zuckte mit ihren Schultern.

„Nun... dennoch konnten wir einen Nutzen aus ihm ziehen... Wir sollten so langsam Kontakt zu unserer Chefin aufnehmen. Denn SIE sind da.“ Ein hinterhältiges Grinsen erschien der anderen Person auf den Lippen, worauf das Mädchen jauchzte.

„SIE!? Dann steht Operation Alpha wirklich nichts mehr im Weg!“ Die Gestalt schaute gefährlich zu dem Mädchen.

„Genau... jetzt muss nur noch unser Blumenverkäufer das Feuer eröffnen...“

~*Der letzte Abend*~

Der letzte Abend
 

Es war Sonntagmittag, Reyla und Jeremiah waren noch nicht zurück, der Palast wurde noch immer für Montagabend hergerichtet und Marisa und Kallen liefen durch die Gänge und unterhielten sich über alles Mögliche. Da kam plötzlich ein großer Blondschopf auf sie zu, der drei geflochtene Zöpfchen im Haar hatte und nicht auf den Namen Kail hörte.

„Marisa, weißt du wo Euphie ist?“, fragte Gino sie und Kallen hätte ihm am liebsten eine Backpfeife gegeben. Bemerkte der auch gar nichts?!

„Sie ist bei Suzaku...“, sagte Marisa leise und der junge Mann musste grinsen.

„Ach so~! Da störe ich mal lieber nicht!“ Marisa schluckte und rannte weg.

„SAG MAL, WIE DOOF BIST DU EIGENTLICH?!“, schrie Kallen ihn wütend an.

„Was denn?! Ich habe doch nichts falsch...“

„MERKST DU ES DENN NICHT!? MARISA IST IN SUZAKU VERLIEBT, VERDAMMT NOCHMAL!!!“ „WAS?!“, kam es nun panisch von Gino und ihm wurde jetzt erst klar, was er angerichtet hatte. „Scheiße...“, fluchte er und sah Marisa hinter her.

„Da hast du ausnahmsweise mal Recht!“, brüllte Kallen ihn an und versuchte Marisa zu folgen.

Gino blieb allein zurück und musste ungewollt lächeln.

„Bei den anderen merkst du es sofort, doch du selbst bemerkst es nicht…“
 

Suzaku rieb sich müde die Stirn. Nochmal starrte er auf die Blätter, auf denen die Rede stand, die er mit Lelouch vortragen wollte. Doch konnte er es auch? Er wusste was wirklich geschehen war und mit dieser Rede würden sie die ganze Welt belügen. Natürlich, Lelouch hatte ihm erklärt, dass es so sein musste, da Charles zi Britannia die Erinnerungen der gesamten Welt umgeschrieben hatte.

„Suzaku…“ Euphies sanfte Stimme holte ihn aus seinen quälenden Gedanken.

„Euphie…“, flüsterte er sanft und starrte zu ihr.

„Du bist so blass, du solltest dich ausruhen…“ Sanft strich sie mit ihrer Hand über seine Haare.

„Nein, das geht nicht. Zero ist einer der wichtigsten Gäste. Du weißt doch, dass die Menschen der Welt glauben, Imperator Charles hätte seinen Sohn Lelouch vi Britannia als Zero enttarnt, gefangen genommen und seinen Sieg gefeiert. Und dann… Ach, das „neue“ Ende weißt du doch… Ich darf in meiner Rolle als Zero nicht versagen…“

„Suzaku…“ Sie drückte ihn leicht an sich, sodass sein Kopf auf ihrer Brust gebettet war. Ihre fast zerbrechlich wirkenden Arme schlang sie um ihn.

„Auch ein Held muss sich mal ausruhen. Und ich weiß, dass du das schaffst! Lelouch ist an deiner Seite. Und ich werde euch beiden von unten zusehen und ganz besonders dir die Daumen drücken.“ Suzaku entspannte sich ein wenig. Ja, es stimmte. Er war doch nicht allein. Er hatte Lelouch, seine Freunde und er hatte seine Euphie. Euphie, die er mehr liebte als alles andere.

Und doch hatte er das Gefühl, dass tief in ihm drin etwas zerbrochen wäre.
 

Marisa rannte die Gänge entlang. Sie wusste es. Er hatte bereits jemanden. Er war damals nicht nur ihr Ritter gewesen! Aber es tat so weh. Obwohl sie es doch die ganze Zeit über wusste, schmerzte sie es so sehr!

„Dabei will ich Suzaku doch nur lachen sehen... Ich bin so eine verdammte Egoistin!“ Doch ihr Sprint endete in einem Zusammenprall.

„Uwah!“, riefen beide und knallten auf dem Boden auf.

„Verzeihen Sie mir bitte... Ich habe nicht aufgepasst...“

„Es kommt selten vor, dass du so in Gedanken versunken bist Marisa“, lachte der König von Ägypten und rieb sich den Kopf.

„Euer Majestät. Verzeiht mir!!! Ich...“

„Shin heißt das. Du hattest früher nie große Probleme gehabt mich so aufzurufen...“ Marisa lief leicht rot an. Sie konnte sich gut erinnern, wie sie ihn manchmal getritzt hatte oder ihm einfach um den Hals gefallen war. Na ja, sie war ja damals noch klein gewesen... Nun ja… er auch.

„Aber Eure Majestät, was macht Ihr denn hier?“

Shin schaute zu dem ganzen Trubel.

„Ich sehe zu, wie sie den Garten herrichten. Vor allem dieser eine Mann, mit den kupferfarbenen Haaren, scheint seinen ganzen Geist in die Arbeit zu stecken. Ich finde es ist wichtig, sich immer wieder klar zu machen wie wichtig es ist sein bestes zu geben... Das sieht man vor allem hier sehr gut!“ Marisa nickte, das stimmte.

„Sich klar machen, dass man alles geben muss...“

„Marisa, willst du mir vielleicht mitteilen, worüber du dir den Kopf so zerbrichst?“

„Uhm? Äh, ich meine...“ Sanft schüttelte sie den Kopf, sodass ihr langes silbern schimmerndes Haar leicht mit wehte.

„Danke, aber... Es geht schon. Ich muss einfach mal langsam einen Entschluss fassen und dann von diesem nicht mehr los lassen.“

Der König lächelte, dieses Lächeln sah man sogar durch den Schleier hindurch. „Du hast dich verändert...“

„Habe ich das wirklich? Ich glaube eher, ich stehe am selben Punkt, von wo aus ich gestartet bin...“

„Das ist nicht wahr. Früher, als du in den Palast gekommen bist... da warst du genau wie jetzt: fröhlich, offen und energisch. Du hast es gezeigt, wenn dir was nicht gepasst hat. Ich weiß noch wie du dem damaligen Parlament, als sie dir verboten haben raus zu gehen, die Meinung gegeigt hast, in dem du ihre Ordner auseinander genommen hast.“ Marisa schaute beschämt zur Seite. Sie hatte einiges unsinniges getan, als es immer wieder hieß, sie solle gefälligst im Palast bleiben.

„Doch irgendwann verschwand sie, deine rebellische Ader... du schienst dein Schicksal an zu nehmen... Selbst als du der erste Ritter unseres Landes wurdest, hatte ich das Gefühl, dass du dich verschließt. Aber seit du hier bist... seit Reyla bei dir ist scheint diese rebellische Ader wiederzukommen. Ich freue mich sehr darüber.“ Plötzlich sah er Marisas besorgtes Gesicht. „Was ist Marisa?!“ Marisa ließ Tränen aus ihren Augen kullern.

„Reyla.... Reyla ist seit gestern verschwunden, zusammen mit Jeremiah. Alle sagen, dass sie in ein bestimmtes Hotel gegangen sind und die Zeit vergessen haben. Aber ich weiß, dass das nicht stimmt! Reyla ist nicht so wie Jeremiah!!!“

„Du machst dir große Sorgen, doch sei unbesorgt... Es ist Reyla, du weißt ja wie taff sie ist. Ich bin sicher, wir sehen sie schon bald wieder. Und Jeremiah… Ich glaube, er ist eigentlich nicht so. Reyla hat manchmal so einen einsamen, traurigen Blick… Ich glaube, er will sie nur aufheitern.“

Marisa nickte. „Ja, da könntet Ihr recht haben.“
 

„Wir sind wieder daaaa!!!!!“, rief Reyla laut als sie die Tür zum Saal öffnete. Doch die meisten Blicke dir ihr galten waren sonderbar.

„Hu? Habe ich irgendwas verpasst?“

„REYLA!!!“ Marisa zögerte nicht länger und rannte auf ihre Freundin zu, ehe sie diese umarmte.

„Uwah, mach mal langsam!“ Reyla versuchte ihr Gleichgewicht zu halten, was ihr beinahe misslungen wäre.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht...“, flüsterte Marisa und Reyla schaute entschuldigend zu ihr.

„Verzeih...“

„Aber schön, dass du wieder da bist!“ Reyla lächelte sanft.

„Ja, es ist schön wieder da zu sein!“
 

~*Währenddessen in Ägypten*~
 

„Miss Fleur, ich überlasse ihnen die restlichen Dokumente. Und Euch, verehrter Generalstab, überlasse ich die Sicherheit dieses Landes.“ Alexander schaute ernst zu jedem. Es war heikel, dass wusste er, doch die Unruhen im Sudan wurden täglich immer schlimmer. Schon über 40 Frauen und 50 Männern waren den Unruhen zum Opfer gefallen.

„Sie können sich auf uns verlassen!“, sagten alle einstimmig und verneigten sich. Alexander nickte und stieg nun in seinem Knightmare Frame. Seine Untergebenen taten es ihm gleich und alle schauten zum Himmel als sie fort flogen. Miss Fleur winkte einige Zeit, doch dann drehte sie sich weg und ging wieder ins Gebäude. Vorsichtig schaute sie sich um.

„Gut, es ist keiner da.“ Sie wählte eine Nummer und wartete bis sie am anderen Ende der Leitung eine Stimme hörte.

„So, unser Falke hat also seinen Horst verlassen?“

Hinterhältig antwortete die Frau: „Ja... und unser König sowie seine besten Ritter sind außer Land. Operation Alpha kann nun starten!“

„Verstanden…“ Die Stimme des anderen klang vielversprechend, aber nicht für die, die an den Frieden glaubten...
 

~*Wieder in Japan*~
 

Reyla hatte sich nach ihrer Rückkehr in ihr Zimmer verzogen um noch etwas zu schlafen. Doch daraus sollte wohl nichts werden…

„Reyla…“ Die angesprochene Person vernahm sehr schwach eine Stimme die sie zu wecken versuchte. Als Worte nicht mehr reichten, wurde sie noch sanft geschüttelt.

„Hm?“, gab sie schläfrig als Antwort von sich.

„Aufstehen, wir wollten doch noch in die Stadt, solange die Geschäfte offen sind und bevor die Straßen komplett gesperrt werden!“

„Mhm… Och, noch zehn Minuten“, murmelte Reyla und war schon wieder am einschlafen, als ihr plötzlich die Decke weggezogen und sie mit einem kräftigen Tritt aus dem Bett befördert wurde.

„REYLA!!“

„Autsch…“ Die Schwarzhaarige rieb sich ihr Becken, auf das sie sehr unsanft gefallen war. Marisa schnaufte leicht. Sie hatte das geschafft, was nicht jeder hinbekam:

Reyla wecken und aus dem Bett zu bekommen.
 

Etwa eine halbe Stunde später war Reyla auch schon wieder fit. Nun wollte sie nur noch den anderen Bescheid sagen, dass sie mit Marisa loszog.

„Also dann, wir sind weg!“, verkündete sie fröhlich.

„Und für wie lange?“, fragte Kail schelmisch und hatte ein freches Grinsen im Gesicht. „Dauert es wieder eine Woche, so wie damals als du dich im Garten des Pal-“

„Keine Sorge!“, fuhr ihm Reyla ins Wort. „Ich kenne meine Orientierungsfähigkeit, wenn du darauf ansprichst. Marisa ist bei mir, ich werde, nein, ich KANN mich also gar nicht verlaufen!!!“ Wütend knallte die Schwarzhaarige die Tür zu und alle Personen im Raum sahen sich schweigend, aber fragend an.

„Kail, ich weiß du kannst sie nicht leiden, aber du könntest ruhig etwas freundlicher mit ihr umgehen“, bemerkte Ed und hoffte auf Einsicht seines Kameraden.

„Was heißt denn hier, ich kann sie nicht leiden? Ich liebe es nun mal, sie in Rage zu bringen!“ Ed, Shin, Gino und Kallen fehlten die Worte. Diese beiden mochten sich wirklich sehr, dass war kaum zu übersehen…
 

„Also, Marisa, was hältst du davon?“

Reyla hielt ihr ein weißes Kleid hin, das mit Perlen bestickt und mit Rüschen verziert war. Marisa betrachtete das Kleid genauestens, doch für ihren Geschmack sah man zu viel Dekolleté.

„Äh… Ich… Also, ich… glaube das ist mir doch etwas zu sehr gewagt…“

„So?“ Fragend betrachtete die Schwarzhaarige das Kleid. Sie zuckte kurz mit den Schultern, drehte sich zu der Kleiderstange um, hing das weiße wieder hin und suchte nach einem anderen. Während Reyla weiter suchte, stand Marisa von dem Hocker auf und besah sich die Ketten und Ohrringe.

„Haben Sie etwas passendes gefunden oder können wir Ihnen helfen?“, fragte die Verkäuferin die beiden Damen höflich.

„Also, ich habe etwas, aber unsere Schüchternheit hier noch nicht!“ Reyla deutete mit dem Finger auf Marisa, die sofort knallrot anlief.

„Mir stehen solche Sachen halt nicht so gut wie dir…“, murmelte die Weißhaarige und sie wusste nun was los war.

„Wir rufen Sie, wenn wir alles haben“, sprach sie höflich zu der Verkäuferin. Diese verneigte sich und ging zu einer anderen Kundin. Reyla setzte sich seufzend neben ihre Freundin.

„Panik wegen morgen Abend? Hoffst du, dass wir kein passendes Kleid finden und du nicht hingehen musst?“ Marisa sah langsam auf, sie fühlte sich ertappt.

„Ich weiß nicht… Ich habe das Gefühl, dass ich etwas kaputt mache. Unsere Freundschaft, als auch die Beziehung von Suzaku und Euphie… Heute Mittag… bevor du wieder gekommen bist, habe ich sie gesehen. Sie haben sich umarmt und sahen so glücklich aus, als wollten sie sich nie wieder trennen. Deswegen…“

„Deswegen?“, hakte Reyla nach. Sie verstand Marisas Schmerz und verfluchte es nicht für sie dagewesen zu sein, als sie sie brauchte.

„Mein Entschluss steht fest!“, sagte die Jüngere mit fester Stimme. „Ich werde ihm morgen Abend folgende Worte mitteilen:

Ich wünsche euch beiden alles Gute und dass ihr euer Glück noch lange teilen werdet. Vielen Dank für damals, es war eine schöne Zeit. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich ohne ein Wort verschwunden bin.“

„Das klingt wie ein Lebewohl…“, stellte Reyla fest.

„Es ist auch eines. Ich werde nicht länger meinen Träumen hinterher jammern. Mit dem Blick nach vorn werde ich einen neuen Weg einschlagen.“

„Du hast dich wirklich verändert…“ Reyla sah Marisa warmherzig an. „Es ist zwar nicht gerade das, wozu ich hundert prozentig Ja sagen werde, aber… Ich habe dir versprochen, dich bis zum Schluss zu unterstützen. Also werde ich deinen Entschluss respektieren.“

„Danke Reyla“, sagte Marisa lächelnd und spürte, wie sie von Reyla sanft hochgezogen wurde.

„Nun sollten wir dir aber ein Kleid aussuchen! Damit es auch ein angemessener Abschied wird.“ Marisa nickte und beide suchten bis sie endlich etwas gefunden hatten.
 

„Das sind die Papiere, die wir gefunden haben.“ Jeremiah überreichte Nunnally besagte Papiere und sie sah sie sich mit geweiteten Augen an.

„A-aber das…“

„Sieht dem Original zu ähnlich?“ Lelouch und Suzaku nahmen die Papiere ebenfalls und besahen sie genau.

„Das sind die originalen Papiere“, erklärte Lelouch.

„Nur hat jemand den Text umgedichtet“, fuhr Suzaku fort.

„Wie sind die so einfach an die ran gekommen?“, fragte nun Todoh etwas unruhig. Es waren doch ständig Wachen im Palast, wie konnte man also an sie rankommen?

„Ich hätte da eine Theorie, aber bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich noch etwas anderes erwähnen!“, gab Jeremiah an.

„Was ist denn noch passiert?“, wollte Yo wissen.

„Dort waren zwei Glasgows, die aber nicht von Piloten gesteuert wurden. Nein, diese wurden von irgendeinem Programm gelenkt, das sie wohl testen wollten. Hoffen wir, dass dieses Programm nicht noch weiter entwickelt wurde.“

„Knightmares…“, flüsterte Yo entsetzt. „Wie haben die…“

„Gute Frage, denn diese Dinger waren auch lebende Zeitbomben“, fügte der Knight of Ten noch hinzu. „Wäre Reyla nicht dabei gewesen, wäre ich wohl nicht mehr hier.“

„Was hat die gute Reyla denn getan, dass es dein Leben rettet?“, fragte Gino nach.

„Sie hat die zwei Glasgows kampfunfähig gemacht…“

„Waaaaaaaas?!“, schrie Lloyd entsetzt auf. „Als Mensch gegen einen Knightmare zu gewinnen liegt unter 0,02 Prozent. Gegen zwei hat man ja gleich gar keine Chance!!!“ Lloyd konnte es immer noch nicht glauben, was er da eben gehört hatte.

„Ich weiß, es klingt unglaublich und wäre ich nicht dabei gewesen, wie sie die Zwei mit ihrer Sense zerhackt hat als wären sie aus extraweicher Butter, so hätte ich es auch nicht geglaubt. Was mir noch aufgefallen ist…“ Jeremiahs Blick wurde ernster. „Greed kannte sie wohl allem Anschein nach. Oder besser gesagt, ihren Namen. Er nannte sie die Eiskönigin.“

„Jetzt wo Ihr es sagt, erinnere ich mich“, bemerkte Cécile. „Als Britannia damals um Spanien gegen die E.U. gekämpft hat, habe ich einige Soldaten reden hören, dass die Eiskönigin zur Hölle fahren sollte.“

„Sagt mal… Habt ihr euch nie Gedanken über sie gemacht? Ich kenne sie zwar noch nicht, aber nach allem was ich jetzt gehört habe, scheint die Gute viele Geheimnisse zu haben“, teilte Rakshata Chawla, die gestern Nacht mit ihrem Team eingetroffen war, mit.

„Und zu deiner Theorie, mein lieber Gottwald… Du denkst also, dass eine Person klammheimlich Dokumente aus dem Palast stiehlt und sie an solche Leute gibt?“

„Willst du damit etwa andeuten, dass du Reyla für die Schuldige hältst?“, kam es ungläubig von Kallen. Wie kamen sie darauf?

„Wir wollen es ihr nicht unterstellen, aber sie fällt durch ihr Verhalten enorm auf“, argumentierte Lloyd diese Andeutung.

„Es ist…“, mischte sich nun auch Xingke ein, „vielleicht doch keine schlechte Idee, wenn wir sie vorerst im Auge behalten…“

„Was? Nein! Ohne mich!!!“, schrie Kallen leicht aufgebracht. „Reyla würde so etwas niemals tun! Ich meine, ich weiß auch nicht alles über euch und denke nicht, dass ihr wichtige Informationen an irgendeine Organisation verteilt!!“ Der Knight of Three konnte nicht glauben, dass sie Reyla als Hauptverdächtige darstellten.

„Ich… ich schließe mich Kallen an“, flüsterte Nunnally verbittert. „Was ihr da behauptet und sagt ist unergründlich.“

„Nunnally… bitte, niemand will dass diese Sorge eintritt, aber für die Sicherheit ist es nun mal wichtig“, versuchte Todoh ruhig, aber ernst auf sie einzureden.

„Ihr müsstet es uns auch nicht befehlen… Wir tun es von uns aus. Dennoch bitten wir Euch darum es uns zu erlauben, damit wir diese Befürchtungen zerschlagen können. Denn ich glaube auch nicht, dass Reyla so eine Person ist“, sprach Yo ruhig und verneigte sich höflich vor ihr. Nunnally nickte, jedoch nahm sie diese Sache sehr mit.

Lelouch trat an ein Fenster und sah nach draußen.

„Reyla…“, flüsterte er leise. „Wer bist du wirklich?“
 

„Ha-ha-haaa- HATSCHIE!!!“

Reyla nieste laut, weswegen ihre Freundin besorgt zu ihr sah.

„Reyla, alles okay? Das war jetzt schon das siebte Mal, dass du niesen musstest.“ Die Schwarzhaarige bemerkte den besorgten Blick ihrer Freundin und schniefte nur einmal kurz.

„Weiß nicht, entweder hab ich mir eine Erkältung eingefangen oder es lästern neuerdings mehr Leute über mich. Ich tippe allerdings auf letzteres“, sagte sie ruhig und nahm wieder einen Schluck von ihrem Kaffee. „Und? Bist du damit zufrieden? Ist doch ein hübsches Kleid, das wir gefunden haben. Und dann noch eine passende Kette. Besser kann es doch gar nicht laufen!“

„Aber du hast doch noch nichts…“, murmelte Marisa leise in ihre Tasse, die sie gerade angehoben hatte.

„Keine Sorge, ich habe vor einiges an mir zu ändern. Deswegen wollte ich, dass wir uns erst einen Kaffee besorgen, um eine kurze Rast einzulegen und dann zum Friseur gehen“, erklärte Reyla.

„Zum Friseur? Was hast du denn vor?“

„Ach, ich brauch nur einen neuen Haarschnitt. Ich habe gemerkt, dass ich mich mal verändern muss! Im Gegensatz zu dir brauche ich einen Anstoß, du kannst dich von dir aus verändern. Obwohl ich einiges an mir ändern will, schaffe ich es einfach nicht. Daher möchte ich noch kurz zum Friseur“, erklärte sie.

„Aber Reyla…“

„Wollen Sie bezahlen?“, fragte die Kellnerin, nachdem Reyla sie zu sich gerufen hatte.

„Oh ja, das wäre super!“, lachte sie und zog ihren Geldbeutel hervor.

„Aber Reyla… das stimmt doch nicht. Ich bin eher die, die jemanden beneidet…“
 

Als Nunnally noch einmal durch den Garten fuhr, bemerkte sie, dass sie nicht die Einzige dort war. Unter einem Kirschbaum stand eine Person und sah in den Sternenhimmel. Sie schien Nunnally noch gar nicht bemerkt zu haben und sah weiter nach oben. Erst als sie näher an die Person heranfuhr, sah diese herab, um zu sehen, wer da kam.

„Oh… Nunnally, du bist es…“

„Was machst du denn so allein hier draußen, Yo?“, fragte die junge Regentin.

„Ich wollte mir eigentlich nur noch mal diese Versammlung von vorhin durch den Kopf gehen lassen“, erklärte er. „Es stimmt schon, dass wir nicht viel von Reyla wissen, aber es gibt mehr Leute, von denen wir nichts in Erfahrung gebracht haben.“

Nunnally nickte. „Ja, aber was du gesagt hattest, stimmte schon. Damit wir Reyla nicht beschuldigen, müssen wir etwas über sie erfahren.“ Yo sah Nunnally erleichtert an, er hatte schon damit gerechnet, dass sie vielleicht böse auf ihn sein konnte.

„Sag Yo, wie geht es dir?“ Erschrocken sah der Angesprochene die junge Frau an.

„Wie meinst du das denn?“

„Haben dir die Ärzte schon die Auswertungen gezeigt?“ Was sollte Yo jetzt tun? Hatte sie gesehen, wie er neulich im Krankenhaus war? Wie kam er jetzt heraus?

„Also… ähm… So gesehen, haben sie sie mir gezeigt, ja.“

„Und?“ Nunnally konnte sich kaum zurückhalten. „Was ist herausgekommen?“ Er konnte sie einfach nicht belügen, das brachte er nicht übers Herz.

„Ich hatte hier wirklich eine schöne Zeit…“, begann er und Nunnally wusste nicht, worauf er hinaus wollte.

„Ich hoffe, dass es auch so bleiben wird, solange ich noch hier sein darf…“

„Yo? Was soll das?“ Nunnallys Gesichtsausdruck wurde immer besorgter, doch Yo lächelte sie nur warm an. Dann erzählte er ihr, was los war…
 

„Wo bleiben die Zwei denn nur? Es ist schon spät!“, nörgelte Gino und hielt nach ihnen Ausschau.

„Gino… hast du denn nichts Besseres zu tun?“, knurrte Kallen gefährlich.

„Ziehst du mir das immer noch hinterher?“

„Nicht nur dir, euch allen!“, schrie sie aufgebracht. „Ihr solltet euch schämen!“

„Ah, da kommen sie!“ Kallen ballte ihre Fäuste, da es Gino tatsächlich wagte, sie zu ignorieren. Das Taxi parkte seitlich und Marisa stieg als erstes aus und trug dabei einige Tüten.

„Ich dachte, sie wollten nur ein Kleid kaufen gehen…?“, stellte Gino seine Frage, die ihm durch den Kopf ging. Doch Kail hatte darauf schon eine Antwort.

„Wahrscheinlich hat Reyla wieder mehr gesehen und konnte es nicht allein zurücklassen.“

Doch dann stieg eben diese Person aus, oder anders, die, die sie glaubten, dass sie es sei.

Die Person, die gerade ausstieg, sah Reyla zwar zum verwechseln ähnlich, aber sie hatte eine andere Frisur. Sie besaß nicht dieses lange glatte, wilde Haar. Es ging ihr nur noch ein bisschen über die Schultern und wirkte eleganter. Ihr Pony war auch anders geschnitten. Kein Seitenschnitt mehr, sonder geradlinig. Irgendwie wirkte diese Person eher ihrem Alter entsprechend.

„Wir sind wieder da!“, verkündete Marisa freudig und alle starrten immer noch zu der Schwarzhaarigen.

„Marisa, wer ist das?“

Reyla rollte mit den Augen. „Leute, ich hab nur einen neuen Haarschnitt und keine Geschlechtsumwandlung durchgeführt. Marisa hilfst du mir die Sachen hinauf zu bringen?“

„Klar!“ Marisa griff nach drei Einkaufstüten, während Reyla die anderen drei nahm.

„Ach ja, Reyla!!“, rief Gino ihr noch nach.

„Hm?“ Fragend drehte sie sich zu dem Blonden um.

„Äh… Nunnally würde gerne mit dir sprechen.“

„Oh… Und wann?“

„Eigentlich gleich… Aber bring erst deine Einkäufe hoch.“ Reyla schaute stumm zu ihm, drehte sich jedoch gleich wieder um und eilte die Treppe nach oben. Sie hatte ein schlechtes Gefühl.
 

Marisa saß allein in ihrem Zimmer. Reyla war bei Nunnally, weil diese etwas mit ihr besprechen wollte. Obwohl Reyla eigentlich nur noch etwas entspannen wollte, ging sie sofort zu der jungen Regentin. Das kam Marisa sehr recht. Sie wollte sich die Geschehnisse des Tages noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Sie dachte an ihren Entschluss, sich von Suzaku zu lösen. Es fiel ihr schwer, dennoch konnte sie einfach nicht mehr. Angelehnt an die Wand, saß sie mit angezogen Beinen auf ihrem Bett.

„Suzaku…“, hauchte sie leise. Da klopfte es an der Tür und vorsichtig ging diese auf und ein blonder Haarschopf lugte herein.

„We… Kail?“, fragte sie, als sie den Kopf gehoben hatte. „Stimmt was nicht?“

„Das müsste ich eher dich fragen“, antwortete Kail. „Wieso bist du heute so plötz- Du weinst?“

Irritiert sah sie ihren Freund an. „Hä?“ Dann fuhr sie mit ihrer Hand über ihre Wange und wischte sich ein paar Tränen weg.

„Oh…“

„Willst du mir nicht sagen was los ist?“, fragte er als er die Tür schloss und näher an ihr Bett trat. Dort angekommen setzte er sich auf die Kante und Marisa rutschte von der Wand nach vorn an die Bettkante.

„Kail… Ich… ich kann einfach nicht mehr!“, sagte sie lächelnd mit tränenden Augen. „Er wird mich niemals lieben!! Er liebt eine andere… Das weiß ich nun genau. Nie wird er mich so sehen, wie sie. Nie werde ich die sein, die seine Stütze ist!!!!“ Sie neigte den Kopf etwas zur Seite, schloss ihre Augen und versuchte freudiger zu lächeln, doch ihre Tränen rollten über ihre Wangen. Dieser Anblick zerbrach Kail das Herz und er legte vorsichtig seine Arme um sie und drückte sie an sich. Seinen Kopf bettete er auf ihrer Schulter.

„Ich… ich kenne dieses Gefühl. Wenn die Person des anderen Gefühle nicht erwidert“, flüsterte der Blonde ihr ins Ohr.

„Doch sag, weiß Suzaku überhaupt davon?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, denn wenn ich es ihm sage… würde ich beiden doch nur im Weg stehen. Sie haben so viel durchgemacht…“

„Ich bin mir sicher, dass Suzaku nicht der Typ ist, der dich dann einfach links liegen lässt. In der Zeit, in der ich Suzaku kennen lernen durfte, habe ich gesehen, dass er ein guter Freund ist. Er wird dir sicher eine Antwort geben. Eine Antwort, die aus dem Herzen kommt.“

„Vielen Dank Kail“, sagte Marisa warmherzig. „Du bist immer für mich da. Immer wenn ich dich brauche, wenn es mir schlecht geht, kann ich zu dir kommen…“

„Selbstverständlich!“, antwortete der junge Mann stolz. „Ich bin doch dein bester Freund!!!“

„Ja, und du wirst immer mein aller bester Freund bleiben. Diesen Platz in meinem Herzen kann dir niemand nehmen.“ Die junge Frau glaubte gesehen zu haben, dass Kail einen geknickten Eindruck machte. Doch als sie ihn darauf ansprechen wollte, übernahm er das Wort.

„Danke… Das bedeutet mir viel…“ Er stand auf und ging zur Tür, von der er den Griff bereits in die Hand nahm und sich noch einmal zu seiner Freundin umdrehte.

„Ruh dich jetzt am besten aus. Morgen wird alles anders sein. Und schließlich musst du doch Morgen fit sein.“

„Ja“, nickte sie zur Antwort. „Schlaf gut, Kail.“

„Du auch…“ Nach diesen Worten verließ er den Raum und ließ Marisa allein darin zurück. Doch er hatte erreicht was er erreichen wollte. Sie war nicht mehr so niedergeschlagen, wie sie es nach dem Abendessen war.

Draußen lehnte er sich noch einmal an die geschlossene Tür und genoss die Stille, die jeden Moment wieder durchbrochen werden konnte. Dies bewahrheitete sich als eine gewisse Person auf ihn zu kam.

„Ich bin stolz auf dich“, sagte Reyla ihm klopfend auf die Schulter.

„Ach, halt die Klappe!“, antwortete er Monoton.

„Nein, das war kein Witz!“, verteidigte sich die Schwarzhaarige. „Du gibst das Mädchen auf das du liebst. Das ist echt stark!“ Ausdruckslos sah er die ältere Frau an.

„Ich bin nun mal nicht der, der sie vollkommen glücklich machen kann. Und der sie vor allem beschützt. Ich kann sie ja nicht mal vor dir beschützen!“ Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und Reyla blies die Backen auf.

„Aber wenn er es wagen sollte, Marisa zu verletzen, dann…“

„Sind seine Tage gezählt?“, beendete Reyla den Satz. „Also… Willst du dich jetzt bei mir ausheulen?“

“Damit du wieder etwas hast um mich zu ärgern?”

„Genau!“, antworte sie nickend und breit grinsend.

„Träum weiter!“, sagte er und lief den Gang entlang. Die eine Hand in der Jackentasche und mit der anderen nach hinten winkend sprach er noch:

„Gute Nacht!“ Dann drehte er sich doch noch einmal um. „Aber… danke…“

Reyla starte ihn entgeistert an. Sie war entsetzt! Kail hatte sich bei ihr bedankt? Sie musste sich festhalten, damit sie nicht umkippte.
 

Reyla saß nun auf ihrem Bett. Sie hatte noch etwas vor der Tür gewartet, bis sie das Zimmer betreten hatte. Sie wollte sichergehen, dass Marisa schlief. Sie dachte noch einmal über das Gespräch mit Nunnally nach.
 

Reyla saß Nunnally gegenüber. Es herrschte eine bedrückende Stille und die Dunkelheit, die draußen herrschte, machte die Stimmung auch nicht angenehmer.

„Du siehst anders aus“, bemerkte Nunnally und durchbrach die Stille.

„Naja, ich dachte, es wird mal Zeit für eine Veränderung“, antwortete sie.

„Es steht dir.“

„Danke, aber das ist doch sicher nicht der wahre Grund, weshalb ich kommen sollte.“ Verneinend schüttelte die Jüngere den Kopf.

„Nein, leider nicht. Reyla, ich muss dich darum bitten, uns deine Kettensichel genauer untersuchen zu lassen.“

„Wie bitte?“ Reyla zog ihre Augenbrauen skeptisch hoch.

„Deine Sichel… War in der Lage die Knightmares zu spalten… Reyla, es tut mir wirklich leid.“

„Wa-! Okay, was wird hier gespielt?“ Nunnallys Blick wurde immer entschuldigender und Tränen bildeten sich in ihren Augen.

„Ich habe mein bestes gegeben um sie davon abzuhalten. Kallen, Jeremiah und Yo halfen mir dabei, aber nichts hat gereicht. Daher schlug Yo vor, dass wir dich bitten sollen, uns deine Waffe untersuchen zu lassen.“ Die junge Frau begann langsam zu schluchzen. Sie wollte Reylas Gesichtsausdruck nicht sehen.

„Ich verstehe…“, kam es ruhig von dieser. Aber gerade diese Ruhe machte Nunnally unsicher.

„Mach dir keine Vorwürfe, Nunnally. Ich kann sie verstehen… Ich verschwinde ohne ein Wort und bin dann unauffindbar. Dann mache ich aus mir selbst noch so ein großes Geheimnis… Anders als sie würde ich auch nicht reagieren. Bekomme ich sie denn wieder?!

„Keine Sorge, du bekommst sie wieder. Nur für Morgen…“

„Gut.“ Zögerlich überreichte sie Nunnally ihre Waffe.

„Bitte geht vorsichtig mit ihr um. Auch wenn sie nicht danach aussieht, habe ich schon viel mit ihr erlebt. Ich hänge inzwischen sehr an ihr.“

„Gut, ich werde es unserem Forschungsteam sagen. Reyla, ich hoffe du bist nicht allzu wütend und wünsche dir eine gute Nacht.

„Danke Nunnally.“ Reyla verneigte sich höflich, sodass sich ihr langes glattes Haar elegant mit bewegte. Sie stand auf und lief den Weg entlang zum Zimmer. Davor sah sie, wie Kail das Zimmer wieder verlassen wollte, Marisa aber noch etwas zu ihm sagte. Sie konnte sich denken, was passiert war.
 

Sie atmete einmal tief ein und aus und stand dann vorsichtig auf. Sie begab sich zu ihrem Schrank und ihren Einkäufen und machte sich an die Arbeit.

„Das kann dauern…“, seufzte sie und legte los.

~*Reylas alter Freund*~

Reylas alter Freund
 

Es war ein friedlicher Montagmorgen. Die Sonnenstrahlen streichelten sanft die Baumkronen, der noch ruhig dastehenden Bäume. Die Vögel schüttelten ihr Gefieder und stimmten den Tag mit einem neuen Lied an. Und ganz langsam verzog sich auch der Nebel, der sich mit den ersten Sonnenstrahlen gebildet hatte.

Nunnally schlug vorsichtig die Augen auf. Sie blickte aus dem Fenster, vor dem zwei Vögel auf einem Ast saßen und ein Liedchen trällerten. Dann setzte sie sich auf und dachte an gestern Abend. Yo hatte so etwas Seltsames gesagt.

„Ich hatte hier wirklich eine schöne Zeit…“ und „Ich hoffe, dass es auch so bleiben wird, solange ich noch hier sein darf…“
 

„Yo? Was soll das?“ Nunnallys Gesichtsausdruck wurde immer besorgter, doch Yo lächelte sie nur warm an.

„Weißt du, Nunnally…“, begann er. „Ich fand es wirklich nett von dir, gerade mich zu deinem Ritter zu machen, aber ich glaube nicht, dass ich der Richtige dafür bin.“

„Da bin ich anderer Meinung!“, widersprach sie ihm. „Sonst hätte ich dich ja nicht zu meinem Ritter ernannt. Yo, was meintest du damit, als du sagtest, „solange du noch hier sein darfst“?“

„Ich…“ Yo stockte kurz und sah zur Seite. Er sollte ihr die Wahrheit sagen, konnte es aber nicht.

„Ich… ich habe darum gebeten, in ein anderes Land versetzt zu werden!“

„Was?“ Nunnally wusste nicht, wie sie das eben gehörte verarbeiten sollte. „Aber ich habe keinen Antrag erhalten…“

„Ich habe darum gebeten, dir nichts davon zu sagen“, gab der Knight of Six zu.

„Aber wer…“ Sie unterbrach ihre Frage, als ihr jemand einfiel, den er darum gebeten haben könnte: Lelouch!

Dennoch… Es ließ ihr keine Ruhe. Als er das eben gesagt hatte, wollte er Blickkontakt vermeiden und sah weg. Hatte er etwa doch nicht die Wahrheit gesagt? Da sah sie nur einen Weg: Sie würde Lelouch fragen, ob Yo bei ihm war.

„Bitte verzeih, Nunnally, doch ich selbst fühle mich nach dieser ganzen Sache von vor sechs Monaten nicht würdig dein Ritter zu sein“, erklärte der junge Mann.

„Ich verstehe…“, antwortete die junge Königin nur.

„Ich wünsche dir noch eine gute Nacht.“

„Die wünsche ich dir ebenfalls, „Sir Yokosuke Ichikawa“. Nunnally konnte Yos verwunderten Blick förmlich auf sich spüren. Sie nannte nie seinen vollen Namen und so konnte er schlussfolgern, dass sie es ihm wohl übel nahm.
 

„Er hat versucht meinem Blick auszuweichen…“, dachte sich die junge Königin. „Ich werde schon herausfinden, was er für ein Spiel spielt!“ Nunnally setzte sich gerade an die Bettkante, als Sayoko an der Tür klopfte. Nachdem sie hereingebeten wurde, half sie der Braunhaarigen in den Rollstuhl und sich zurechtzumachen. Dann las sie ihr ihre Termine für den Tag vor. Der Tag der Versammlung war angebrochen.

Während sie durch die Gänge fuhr, überlegte sie sich, wie sie auf Lelouch zukommen sollte. Doch wollte es das Schicksal wohl so, dass sie sich keinen Plan zurechtlegen konnte.

„Guten Morgen Nunnally“, grüßte der Schwarzhaarige seine Schwester.

„Gu-guten Morgen, Bruderherz.“ Warum nur war sie auf einmal so aufgeregt? Hatte sie etwa Angst ihren Bruder zu fragen, ob er etwas von Yos Verhalten wusste?

„Sag mal… Lelouch…“, begann sie schließlich etwas zögernd. „Wann hast du Yo…kosuke das letzte Mal gesehen?“

Etwas irritiert, aber trotzdem nachdenklich blickte er zu seiner Schwester hinunter.

„Das war gestern“, erklärte Lelouch. „Ich sah ihn panisch vor mir davonlaufen, nachdem er mir einen Antrag gegen die Brust geknallt hat.“

„Was für einen Antrag?“, wollte Nunnally sofort wissen und ihr Bruder dachte daran zurück.

„Er will dich heiraten“, sagte er mit einem unbewegten Gesichtsausdruck und einem Ton, den Nunnally erstarren ließ. Plötzlich fühlte sie, wie ihr Kopf knallrot wurde. Dann drehte sich Lelouch mit einem frechen Grinsen zu ihr um.

„Das war nur ein Witz… Es war ein Versetzungsantrag.“

„Oh Lelouch, wärst du nicht mein Bruder, dann wärst du…“, drohte ihm Nunnally, doch gleich begriff sie, dass sich Yo wirklich versetzen lassen wollte. Aber was war das für ein seltsames Gefühl, welches sie die ganze Zeit schon hatte? Ihr war noch immer mulmig zumute und sie wollte das Frühstück deshalb ausfallen lassen.

„Ach ja, Nunnally!“, rief Lelouch ihr nochmal nach und sie wandte sich um.

„Die Vertreter der Länder werden wohl erst Morgenmittag hier sein. Das heißt die Versammlung ist auf morgen Nachmittag verschoben.“

„Aber warum? Sie sagten doch alle, dass sie heute Nachmittag ankommen würden.“

„Es gab wohl noch etwas, das sie zu erledigen hatten“, meinte Lelouch dazu. „Ob heute oder morgen ist doch eigentlich egal. So haben wir noch etwas Zeit, uns darauf vorzubereiten. Ich wollte sowieso noch einmal ins Labor zu Lloyd und Rakshata gehen, um nach Reylas Waffe zu fragen.“

„Sie bekommt sie doch bald wieder, oder?“

„Ich habe vorhin kurz einmal mit ihr sprechen können“, erklärte der Ältere. „Morgen würde es auch noch genügen, aber ich werde Lloyd und den anderen sagen, dass sie sich beeilen sollen.“

„Das ist gut“, atmete Nunnally erleichtert aus. „Würdest du bitte allen anderen auch sagen, dass die Versammlung verschoben ist?“

Lelouch nickte und wandte sich wieder dem Gehen zu. Nunnally machte auch kehrt und überlegte sich, wie sie nun vorgehen sollte.
 

Marisa hatte inzwischen auch erfahren was los war. Ihr gefiel das ganz und gar nicht. Sie wusste, dass Reyla so etwas nie tun würde. Sie war einfach nicht der Typ Mensch dafür! Aber wie musste sich Reyla erst fühlen? Bestimmt mehr als verletzt… verraten, traf es wohl eher.

„Reyla…“, hauchte sie leise und ging seufzend um die Ecke. Da sah sie sie.

„Marisa? Stimmt etwas nicht?“, fragte Reyla besorgt.

„Nein, alles bestens… Ähm… was machst du hier?“

„Ich habe meine alte Kleidung ausgeräumt. Oder anders gesagt, ich habe mich davon verabschiedet!“

Marisa erkannte auf der Kleidung, die im Müll lag, eine Kamelie. Dann starrte sie wieder zu Reyla.

„Du hast dich verändert“, bemerkte die Jüngere.

„Echt?“, antwortete Reyla. „Ich denke, ich bin einfach im Kreis gelaufen. Und es ist doch nur mein äußeres…“

„Nein, es ist nicht nur dein äußeres!“, meinte Marisa kopfschüttelnd.

„Reyla, wegen gestern… Ich bin die, die dich immer beneidet hat. Du konntest es sagen, wenn dir etwas nicht passte und dagegen rebellieren. Ich hingegen nahm alles stumm hin. Du bist nicht im Kreis gelaufen. Es ist doch eine Veränderung, wenn du sie dir vorgenommen hast.“

Reyla schaute kurz perplex und musste dann lächeln. Sie wuschelte Marisa durchs Haar und seufzte.

„Wirklich, gegen dich komme ich nicht an. Was für ein Tag das gestern doch war… Ich habe mich von meinem alten Ich verabschiedet, du hast deine Liebe aufgegeben…“ Die Schwarzhaarige lehnte sich an das Geländer und Marisa stellte sich neben sie.

„Reyla was wirst du tun?“

„Meinst du wegen dem Verdacht?“, stellte sie ihre Gegenfrage. „Ich stelle mich ihm entgegen! Abgehauen wird nicht!“ Energisch schaute sie zum Himmel empor. Nun waren beide still und lauschten einfach dem Rauschen der Blätter. Doch dann hörte Reyla eine Melodie. Eine Melodie, die ihr bekannt vorkam. Sie wandte sich um und starrte zur Bühne, die wohl endlich fertig aufgebaut war. Marisa lächelte, als sie die Arbeiter sah, die sich zu der Musik bewegten. Sie hakten ihre Arme in einander und schwangen abwechselnd die Beine in die Höhe.

„Anscheinend sind sie fertig und feiern es jetzt“, bemerkte die Weißhaarige.

„Dieses Lied…“, flüsterte Reyla und lief zur Tür.

„Reyla?“

„Sorry, ich gehe kurz was überprüfen!“ Schnell rannte sie zur Bühne und Marisa starrte ihr verwundert nach.
 

„Hey Fly, wie heißt das Lied?“, rief einer der Arbeiter und der junge Mann lächelte freundlich.

„Rhythm of the wind. Das Lied ist zwar schon alt, aber es verliert seinen Stil nicht!“

„Fly, komm doch runter und iss mit uns! Du hast deine Arbeiten nach uns begonnen und bist schon fertig. Also los, komm runter!“

„Wie sie wünschen, Chef.“ Fly sprang von der Bühne herunter und gesellte sich zu den anderen.
 

„Entschuldigung, dürfte ich eben kurz vorbei?“, fragte Reyla höflich und die Arbeiter machten ihr Platz. Suchend blickten ihre blauen Augen alles ab. Doch dann weiteten sie sich, als sie eine Person sah, die sie nur zu gut kannte. Grinsend ging sie auf die Person zu und klopfte dieser auf die Schulter. Der junge Mann drehte sich erschrocken um und blickte fassungslos in das Gesicht der Frau. Die Fassungslosigkeit wandelte sich jedoch schnell in Freude.

„Möchtest du tanzen?“, fragte sie und hielt ihm ihre Hand hin, als einer der Arbeiter ein neues Lied abspielen ließ. Er hingegen lächelte verschmitzt und nahm ihre Hand, bevor er sie auf die Bühne zog, auf der sie sich einstimmig zur Musik bewegten. Sie wirkten, als wären sie eins. Selbst die Arbeiter kamen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Schließlich erreichte das Lied seinen Höhepunkt und beide stoppten und die Arbeiter fielen begeistert in Beifall aus. Das nächste Lied startete, doch diesmal tanzten die beiden nicht dazu.

„Dein Tanzstil hat sich nicht gerade sonderlich geändert“, kicherte sie und die Person neben ihr lächelte nur charmant.

„Es ist lange her, Rey. Und du siehst immer noch wunderschön aus…“ Reyla schaute zu Fly und strich ihr Haar zur Seite.

„Das ist wahr, Fly… Dennoch muss ich dich doch sehr bitten!! Sag, was machst du hier in Japan?“

„Ich bin so was wie der Blumenverkäufer. Ich habe mich nur um die Deko gekümmert.“

„Nur?“, fragte Reyla etwas misstrauisch.

„Hey, wie du mich anstarrst! Man könnte ja meinen, dass ich irgendein übler Terrorist bin!“

„Nein, wohl eher wie ein Typ aus dem Freudenviertel, der sich hier her verirrt hat“, bemerkte die Schwarzhaarige trocken, worauf sich ihr Tanzpartner beschämt am Hinterkopf kratzte.

„Das durfte ich hier schon öfters hören“, gestand er, immer noch beschämt, lächelnd.

„Tja, wenn man gut aussieht, ist man mit sowas wohl gestraft. Aber wenn du auch im Anzug herumläufst…“, stellte Reyla schulterzuckend fest.

„Vielen Dank…“, seufzte der Kupferhaarfarbene und rollte mit den Augen, doch dann fühlte er eine zärtliche Umarmung.

„Fly, ich bin so froh, dass du hier bist.“ Fly strich sanft durch ihr schwarzes Haar.

„Auch ich bin froh, dich wiederzusehen, Rey…“, flüsterte er.

„Komm! Ich will dir jemanden vorstellen! Das Mädchen, von dem ich so viel geschrieben habe.“

„Dein kleiner Schützling? Da bin aber gespannt.“ Aufmerksam und gespannt folgte er ihr in den Palast.
 

„Guten Morgen, Majestät“, begrüßte Nagisa Nunnally über den Bildschirm.

„Guten Morgen, Nagisa. Oder sollte ich lieber gute Nacht sagen?“, grüßte Nunnally die Frau und beide mussten lachen.

„Nun Nagisa, was kannst du uns erzählen?“

„Ich könnte euch eine Menge erzählen, aber ich glaube es ist besser, wenn sie es euch erzählt.“ Gino, Kallen, Jeremiah, Yokosuke, Nunnally, Shin und Marisa sahen gespannt auf den Bildschirm, auf dem zu sehen war, wie das Mitglied der vier heiligen Schwerter jemanden ins Bild winkte. Nach kurzem zögern trat eine junge Frau ins Bild. Sie hatte braunes, schulterlanges Haar. Es gingen aber zwei Strähnen etwas weiter über die Schulter. Sie trug ein hellgrünes Top und einen Rock, der ihr über die Knie ging und aus einem etwas dunkleren grünen Stoff gemacht war. Dazu trug sie dunkelgrüne Sandaletten und einen ebenso dunkelgrünen Umhang, der sie draußen wohl vor den starken Sonnenstrahlen schützen sollte. Im Moment aber hatte sie ihn nach hinten hängen.

„Majestät, es ist mir eine Ehre, Euch und Eure Ritter heute sprechen zu dürfen“, sagte sie und verneigte sich dabei.

„Auch ich freue mich, dich kennen zu lernen. Wie ist dein Name?“

„Mein Name… ist Lisa…“

„Lisa?“, fragte Gino nach. Er sah sehr nachdenklich aus.

„Kennst du sie etwa, Gino?“, fragte daraufhin Kallen, doch der blonde Ritter schwieg.

Auch Lisa schien über Ginos Frage nachzudenken. Da begann Nagisa wieder zu sprechen.

„Würdest du Ihrer Majestät bitte erzählen, was du herausgefunden hast?“

„Natürlich“, nickte sie und begann dann mit ihrem Bericht.

„Ich habe mich ein wenig in den Schatten der Stadt umgesehen und bin dort auf einen Mann gestoßen. Dieser hat mir, nach dem ich ihn mit ein paar Münzen gefüttert habe, ein paar Informationen zukommen lassen. So habe ich erfahren, dass es im Untergrund eine Gruppe gibt, die von einigen Repräsentanten der E.U. dazu angestiftet wurde, den ägyptischen König zu töten, damit die alten Königshäuser der E.U. nicht wieder aufleben.“

„Kurz gesagt, einige der Repräsentanten wollen ihre Stellung als Landesvertreter nicht verlieren“, fasste Shin Lisas Worte mit einem traurigen Lächeln zusammen.

„Es tut mir wirklich leid, Euer Hoheit“, entschuldigte sich die junge Frau.

„Wofür entschuldigst du dich? Es ist doch nicht deine Schuld…“

„Hast du sonst noch etwas herausgefunden?“, wollte nun Nunnally wissen.

„Vielleicht ja“, antwortete Lisa wieder nickend. „Ich habe versucht, soviel wie möglich herauszufinden. Diese Gruppe, von der ich euch eben erzählte, ist womöglich nicht alles. Andere Banden behaupteten, dass sie wohl zu einer noch größeren Organisation gehören. Eine Organisation, die wohl genauso groß wie die der schwarzen Ritter ist. Wir sollten sie nicht aus den Augen lassen.“

„Diese Organisation…“, sprach Nagisa nachdenklich. „Vielleicht habe auch ich etwas herausgefunden. Ich… ich bin allerdings nicht sicher.“

„Es könnte uns jedoch weiterhelfen. Bitte erzähle uns davon Nagisa“, bat Yokosuke und die Frau stimmte zu.

„Ich lief gerade durch die Straßen von Kairo, als ich an einer Seitenstraße vorbeilief. Dort hörte ich einen Mann, der wohl ziemlich in ein Telefonat vertieft war. Er hatte mich nicht bemerkt und ich konnte ihn gut verstehen. Er redete von einer Operation Alpha und dass dieser nichts mehr im Wege steht. Ich bin mir sicher, da kommt irgendwas großes auf diese Welt zu…“

„Dieses Gefühl habe auch ich“, meinte Lisa. „Da kommt irgendwas… Wir sollten vorsichtig sein. Ich werde mich noch einmal umhören. Sollte ich etwas Neues in Erfahrung bringen, werde ich es Euch gleich mitteilen lassen, Majestät.“ Nunnally nickte und auch Nagisa ließ dies verkünden. Die zwei würden sicher noch etwas herausfinden.

„Nun gut, dann verabschieden wir uns wieder“, erklärte Todohs Frau, doch da machte ihr Gino einen Strich durch die Rechnung.

„Ich weiß jetzt, wer du bist! Du hast dich ganz schön verändert!“, rief der Blonde und deutete auf Lisa, welche erschrocken zusammenzuckte. Die anderen verstanden natürlich nicht, was er meinte, aber Lisa schien sich ertappt zu fühlen.

„Was meinst du Gino?“, fragte Kallen und auch Jeremiah wunderte sich über sein Verhalten.

„Dieses junge Fräulein dort, ist Lisa-Marie Weinberg, die Tochter des Großunternehmers Weinberg, der seit dem Tod des Imperators fast die ganze Welt beliefert. Seine Waren haben eine exzellente Qualität und stellen die Waren seiner Konkurrenten in den Schatten.“

„Ist dieser Großunternehmer nicht der Bruder deines Vaters Gino?“, fragte Jeremiah und das Lächeln des Blonden, bestätigte seine Frage.

„Dann seid ihr beide…“, setzte Kallen an.

„Nein, sind wir nicht“, warf Lisa ein. Sie schien etwas genervt, anscheinend sprach sie nicht gern darüber.

„Sie ist meine Schwester!“, gestand Gino und alle blickten ihn entsetzt an.

„Aber, bist du nicht ein Einzelkind?!“, kam es nun wieder vom Knight of Ten, den diese Aussage wohl auch etwas überrumpelt hatte.

„Ja, das heißt es“, erklärte der Knight of Two weiter. „Aber auch nur, weil mein Onkel sie adoptiert hat.“

„Kannst du uns das genauer erklären?“, wollte Nunnally wissen. Gino blickte zu Lisa, die seinem Blick nur genervt auswich und schüttelte den Kopf.

„Nein. Lisa soll es euch selbst erklären, wenn sie meint, dass sie es möchte.“

„Ja, du hast natürlich recht. Bitte entschuldige Lisa. Ich hoffe, dass wir uns bald wieder sprechen können.“ Lisa nickte noch einmal zögerlich, ehe der Bildschirm schwarz und die Übertragung beendet war. Die anderen fragten Gino, warum er denn nie etwas davon gesagt hatte. Dieser aber blockte die Fragen mehr oder weniger ab. Er wollte in diesem Moment auch nicht darüber reden. Als sie alle den Raum verließen, kam Reyla auf sie zu, welche eine Überraschung dabei hatte. Und diese Überraschung, war vor allem für Jeremiah sehr überraschend.
 

Lelouch war gerade unterwegs zu Suzaku, da kam ihm Kail mit einer rothaarigen jungen Frau entgegen.

„Hallo Kail“, grüßte er den zweiten Ritter Ägyptens, der sofort zu Lelouch blickte.

„Oh, einen wunderschönen guten Tag“, grüßte der Blonde zurück.

„Guten Tag“, sagte auch die junge Frau etwas zögerlich.

„Oh, ach ja. Ich vergaß, ihr kennt euch noch nicht.“ Die junge Frau blickte etwas schüchtern zu dem Schwarzhaarigen.

„Ich weiß wer er ist. Ihr seid Lelouch vi Britannia, Bruder von Nunnally und wart die Nummer Elf der Thronfolge. Euer Vater meinte doch, dass er Euch den Thron überließe, warum also habt Ihr ihn nicht bestiegen?“

„Shailia!“, mahnte Kail. „Du kannst ihn doch nicht so etwas fragen!“ Lelouch lachte und erklärte, dass ihm diese Frage nichts ausmachte.

„Weißt du, Shailia, für mich war diese ganze Sache eben doch etwas anders. Ich konnte den Thron nicht besteigen, also hab ich ihn meiner Schwester überlassen und bin von hier fortgegangen. Auch als mich meine Schwester nach meiner Rückkehr bat den Thron zu übernehmen, habe ich abgelehnt. Ich kann diesen Platz nicht einnehmen…“ Kail blickte Lelouch überrascht an, doch dieser nutzte die Gelegenheit, dass er ihn gerade vor sich hatte.

„Bevor ich es vergesse, Kail. Die Versammlung wurde auf morgen Abend verschoben.“

„Aber warum denn das?“, fragte er irritiert.

„Die Vertreter haben uns keine genauen Erklärungen gegeben, also müssen wir es wohl oder übel so hinnehmen.“ Kail verstand und nickte. Lelouch machte sich währenddessen wieder auf den Weg zu Suzaku.

„Jetzt hab ich doch tatsächlich vergessen euch vorzustellen!“, fiel es dem blonden jungen Mann wieder ein. Der Schwarzhaarige aber drehte sich nur lachend um.

„Das ist nicht mehr nötig. Nicht wahr, Shailia?“ Die Rothaarige nickte und sah Kail mit einem frechen grinsen an.

„Ja, ja. Ist ja schon gut. Lass uns weiter“, bestimmte er und Shailia sah zu, dass sie ihren Kommandanten nicht verlor.
 

Gino, Kallen, Nunnally, Jeremiah, Yokosuke, Shin und Marisa starrten erst zu Reyla, dann zu dem Mann, der neben ihr stand.

„Darf ich vorstellen? Fly Lowell, ein sehr guter Freund von mir“, erklärte die Schwarzhaarige.

„Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen.“ Höflich verneigte er sich und erhob seinen Blick wieder.

„Ich nehme an, Ihr seid Nunnally vi Britannia… Nie hätte ich im Traum daran gedacht, einmal die Regentin von Britannien kennen lernen zu dürfen.“

„Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite. Ich hatte leider noch keine Gelegenheit Freunde von Reyla kennen lernen zu dürfen“, erklärte die junge Regentin.

„Das liegt daran, dass die meisten wohl gerade in irgendwelche kleine Streitigkeiten verwickelt sind. Aber ich möchte die Stimmung einer so reizenden Dame nicht vermiesen.“ Nunnally wurde leicht rot, was Yokosuke sofort alarmierte und er gefährlich zu dem Fremden starrte. Ja, er knurrte sogar ein wenig. Fly hingegen lächelte nur amüsiert weiter und widmete sich Marisa zu.

„Du musst Marisa sein. Du siehst wirklich genauso aus, wie Reyla dich beschrieben hat.“

„Wie?“ Fragend blickte die Weißhaarige zu ihrer Freundin, doch Fly beruhigte sie gleich wieder. „Keine Sorge, sie hat nur Gutes über dich geschrieben. Ich bin wirklich froh, dass sie jemanden wie dich als Freundin hat.“

„Vielen Dank, auch ich bin froh, Reyla als Freundin zu haben“, lächelte sie ihm zu.

„Hm? Wo ist denn der Maskierte plötzlich hin?“, fragte Fly, als ihm auffiel, dass Shin nicht mehr da war.

„Er ist wahrscheinlich schon gegangen…“, rätselte Marisa.

„Naja, ich werde ihn schon noch kennenlernen“, scherzte Fly. Doch dann wandte sich Fly zu Jeremiah. Dieser schaute zwar die ganze Zeit über ruhig bei dem lustigen Treiben zu, aber da hing etwas in der Luft…

„Und Sie sind?“, fragte Fly höflicher als bei den anderen.

„Jeremiah Gottwald, ich bin der Knight of Ten“, antwortete er lächelnd, doch zwang er sich zu diesem. Beinahe hätte er auch noch geknurrt.

„Aha. Es freut mich, auch Sie kennen zu lernen.“ Beide schüttelten sich lächelnd die Hände, doch die Atmosphäre änderte sich schlagartig.

„Irgendwie…“, dachte Marisa und schwitzte wie die anderen nervös, „habe ich das Gefühl, dass hier irgendwas schweres in der Luft liegt…“ Doch Reyla brach diese Stimmung, als sie auf Kail deutete, der eben mit Shailia vorbei lief.

„AH!!!“, schrie sie. „Schau!! Das ist diese missratene Kröte, die mir jeden Tag im Palast vermiest hat!!!“ Kail kannte den Spitznamen, den Reyla immer benutzte, wenn sie über ihn sprach. Er schaute barsch zu ihnen hinüber und sprach kühl:

„Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, ihn auch noch mit nach Ägypten zu schleppen. Wir haben neuerdings genug Idioten im Palast.“ Nach diesen Worten schritt er weiter und beachtete sie nicht mehr. Reyla hingegen sah lächelnd zu Fly und seufzte.

„Na? Ist er nicht ein richtiges Arschloch?“

„Joa, du hattest schon immer ein Talent dafür, dir die richtig netten Kerle auszusuchen…“
 

„Kommandant, warum lasst Ihr Euch das gefallen?“, fragte Shailia empört.

„Wenn ich jetzt noch etwas sagen würde, würde sich ja doch nichts mehr ändern“, erklärte Kail. „Wie oft hab ich schon mit ihr gestritten, dass sie aufhören soll. Und was dich betrifft…“ Böse schielte er zu der Rothaarigen hinüber. „Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du mich nicht mit Kommandant rufen sollst!?“ Sofort lief die junge Frau rot an. Ja, als sie sich kennen gelernt haben, hatte sie ihn immer bei seinem Vornamen gerufen, doch seit sie der ägyptischen Armee beigetreten war, hatte sich dies schlagartig geändert.

„Deswegen musst du sie doch nicht gleich so böse anblitzen“, hörten beide eine ihnen bekannte Stimme.

„Lord Edward“, rief Shailia, als sie den blonden jungen Mann entdeckt hatte. „Wo wart Ihr denn die ganze Zeit über?“

„Shailia, sei doch nicht so neugierig!“, tadelte sie Kail. Edward aber antwortete ihr.

„Ich war in der Stadt. Meine Neugierde befriedigen.“ Als Kail dies hörte, lief er rot an und Edward begann zu lachen.

„Du musst doch nicht gleich rot werden, Kail!“

„Vielleicht ist es nicht schlecht, wenn man ab und zu mal etwas neugierig ist…“, gab er fast unverständlich murmelnd zu.

„Weißt du, mein Vater sagte immer: „Ich bin zwar nicht neugierig, aber wissen muss ich alles!“ Das hat er immer gesagt…“

„Dein Vater? Ich wusste ja nicht mal, dass du einen hattest“, scherzte der zweite Ritter, doch dann fiel ihm etwas auf. Edward hatte plötzlich etwas Trauriges in seinem Blick und er wusste nicht warum, aber er fühlte sich dafür schuldig.

„Ähm… Hast du schon gehört?“, versuchte er das Thema zu wechseln. „Die Versammlung wurde auf Morgen verschoben.“

„Ja, Lelouch hat es mir vorhin mitgeteilt. Kurz bevor ich gegangen bin, kam er auf mich zu. Allzu viel Zeit hatte er nicht. Er meinte, er müsse noch ins Labor und zu Suzaku.“

„Verstehe… Als wir ihn vorhin trafen, war er auf dem Weg zu Suzaku. Dann hatte er im Labor wohl schon alles erledigt.“ Edward zuckte mit den Schultern und blickte auf die Uhr.

„Ich sollte mal langsam nach unserer Nervensäge sehen. Nicht, dass er noch auf die Idee kommt und abhaut.“ Shailia sah fragend zwischen Edward und Kail hin und her. Da Kail aber wusste, wen Edward meinte, klärte er sie auf.

„Er meint Shin. Manchmal verhalten sich die beiden wie ein altes Ehepaar“, flüsterte er seiner Untergebenen grinsend zu. Diese machte einen großen Schritt zur Seite und der Blonde sah sie nur fragend an, denn er hatte nicht bemerkt, wie der andere Blonde auf ihn zu kam und die Faust gehoben hatte. Das nächste was man hörte, war der laute Schmerzensschrei von Kail, nachdem er eine Kopfnuss von Edward erhalten hatte. Dieser machte sich auf den Weg um nach Shin zu sehen. Als er außer Sichtweite war, stellte sich der junge Mann wieder gerade hin.

„Was habt Ihr, Kommandant?“, wollte die Rothaarige wissen und unterbrach Kails Gedanken.

„Er hat noch nie etwas von seinen Eltern erzählt… Ich frage mich, ob er auch eine schlimme Kindheit hatte…“

„Aber ich dachte, Ihr kennt euch schon seit Kindertagen?“

„Nicht ganz… Als ich damals von der Straße geholt wurde, war Edward schon im ägyptischen Palast. Ebenso wie Orua. Ja, der König kam mit Orua in die Stadt, in der ich lebte, und nahm mich auf. Im Palast traf ich das erste Mal auf Ed… Er wirkte damals so… einsam, abgeschlossen und verletzt…“ Kail erinnerte sich zurück und dabei kamen ihm die Tränen. Shailia wollte ihren Kommandanten trösten, doch sie konnte ihn doch nicht in den Arm nehmen. Aber damit er spürte, dass er nicht allein war, hielt sie ihn an seinem Jackett.
 

Im Garten betrachteten Reyla und Fly, die auf einer Bank saßen, die blühende Blumenpracht. Dann schien Fly wieder etwas einzufallen.

„Ach ja, dass ich diesen Job angenommen habe, war nicht nur deswegen, um nach Japan zu kommen“, erklärte er.

„Ach, es gibt noch einen Grund?“, fragte Reyla und ihr Freund grinste sie nur an. Dann spürte sie einen harten Schlag auf ihrem Kopf. „AUA!! Wofür war denn das?!“

„Die war dafür, dass du einfach ohne ein Wort abgehauen bist! Eine halbe Ewigkeit hab ich nichts mehr von dir gehört! Dank unserem Schnüfflerteam habe ich erfahren, dass du dich gerade in Japan rumtreibst!“ Schmerzend rieb sich Reyla den Kopf und sah dann missbilligend zu ihm auf.

„So, du bist also nur hier her gekommen, um meine Strafe zu vollziehen?“

Fly seufzte. „Das war nur einer von vielen Gründen. Eigentlich wollte ich mal wieder ein Abenteuer mit dir erleben.“

„Na dann sollten wir uns beeilen. Der Tag ist nämlich bald vorbei!“ Grinsend nahm der Kupferhaarfarbene ihre Hand.

„Dann mal los!“
 

Der restliche Tag war schnell vorbei gegangen. Reyla musste laut lachen, als beide am Abend wieder zurück zum Palast kamen.

„Warte, ich will nochmal die Fotos sehen!“ Auf einem der Bilder legte er seine Arme um ihren Hals und blickte in die Kamera. Einige Fotos zeigten sie gemeinsam, auf anderen waren sie allein. Doch es gab ein Foto, bei dem Reyla immer wieder lachen musste. Es war das Bild, auf dem Fly vor dem Tokio Tower stand und es just in diesem Moment anfing, wie aus Eimern zu regnen.

„Und? Wie findest du Japan?“, fragte sie und versuchte ihr Lachen bei der Erinnerung zu halten.

„Nun ja, es ist…“, begann er und schnalzte dann kurz mit der Zunge, „riesig…“

„Es gefällt dir hier nicht so, oder?“

„Naja, sagen wir es so, ich bevorzuge ruhigere und nicht so überfüllte Orte. Oder welche, die nicht so schwül sind.“

„Stimmt, diese feuchte Luft macht einen wirklich fertig. Da bevorzuge ich eher die trockene Hitze in Ägypten.“ Fly lächelte und strich ihr sanft mit seiner Hand über ihre Wange.

„Du hast dich sehr verändert…“, stellte er fest. Zwinkernd blickte sie zu ihm auf. „Nicht dein Äußeres… Du selbst. Ich habe dich noch nie so frei gesehen oder dass du dich so sehr um andere sorgst…“ Er lachte kurz auf. „Weißt du noch, wie wir dich früher immer nannten? Die Eiskönigin! Dank deiner kalten Aura haben es unsere Feinde nicht einmal geschafft ins Feld zu gelangen ohne zu erfrieren.“

„Achtung! Pass auf, was du sagst, mein Freundchen! Ich war schon immer eine mitfühlende Person!“ Beleidigt verschränkte sie ihre Arme und schnaufte wütend aus.

„Ja klar. Und Schweine können fliegen!“, lachte Fly und wich geschickt ihren Schlägen aus. Ruhig setzten sie sich dann auf eine Bank und Reyla kuschelte sich etwas an ihn.

„Ich wünschte, dieser Tag wäre noch nicht vorbei…“

„Wieso? Morgen ist doch auch noch ein Tag.“

„Aber die Versammlung… Die restlichen Vorbereitungen…“

„Ich bin mir sicher, sie können dich wenigstens nachmittags entlassen. Bei der Versammlung musst du auch nicht dabei sein. Da können wir doch wieder etwas Spaß haben.

„Sicher… schlaf gut!“, sagte Reyla und gab ihrem alten Kameraden einen sanften Kuss auf die Wange und eilte dann in Richtung Palast.

Fly lächelte und rieb sich die Wange. Dann jedoch wurde sein Lächeln immer kühler und er hatte eine kalte Ausstrahlung.

„Sorry Rey, aber du musst mir als Tarnung dienen…“
 

Am nächsten Morgen schienen die Ereignisse der letzten Tage vergessen zu sein. Reyla war erleichtert, da sie ihre Waffe wieder hatte. Sanft strich sie über den Griff.

„Dich zu verlieren, wäre genauso schlimm wie bei meiner Kette…“ Vorsichtig legte sie sie in ihrem Zimmer ab und ging wieder raus. Bis zur Versammlung war noch Zeit, die Repräsentanten der Länder kamen gerade nach einander an. Sie würde zwar nicht direkt bei der Versammlung dabei sein, aber sie würde helfen den Gästen zu zeigen, wo sie Platz nehmen dürfen. Der Tag war da… Der Tag, an dem sich die Nationen darüber beraten würden, wie man den Frieden aufrecht erhalten könnte.

Als Reyla durch die Gänge wanderte, blieb sie vor Jeremiahs Zimmertür stehen. Sie überlegte, ob sie anklopfen sollte und zögerte kurz, doch dann öffnete sie die Tür. Sie sah ihn an einigen Papieren sitzen, an die er sich gestern schon gesetzt hatte.

„Hey“, sagte sie und riss ihm die Papiere aus der Hand. „Sag bloß, du hast die ganze Nacht durchgearbeitet?“

Jeremiah seufzte genervt. „Schon mal was von anklopfen gehört?“

„Hättest du denn geantwortet?“, stellte sie ihre Gegenfrage und setzte sich auf den Tisch. „Du benimmst dich seit gestern so seltsam…“

„Das stimmt nicht!“, sagte er, noch immer genervt, und sah zur Seite.

„Und ob! Du meidest mich! Und gereizt bist du obendrein auch noch!“

„Ach sei still!!!“, knurrte der Knight of Ten und ging auf sein Bett zu, auf das er sich fallen ließ. Reyla rollte mit den Augen und ging auf ihn zu. Sie würde bestimmt nicht locker lassen und setzte sich auf die Bettkante.

„Hey, weggelaufen wird nicht! Also sag, was passt dir nicht?“

„Das geht dich nichts an…“, brummte Jeremiah und legte sich einen Arm über die Augen, damit es etwas dunkler wirkte.

„Ist es wegen Fly?“, fragte sie ihn und wurde plötzlich zu ihm herunter gezogen und sie keuchte vor Schreck auf. „Waa-?“

„Dieser Kerl… Er scheint dich in und auswendig zu kennen. Uns gibst du nicht mal die Chance, dich kennen zu lernen.“

„Fly ist ein alter Kamerad von mir. Er war mir oft eine Stütze. Einmal holte er mich aus den Schatten meines Selbst zurück…“ Sie machte eine kurze Pause und atmete tief durch. „Ohne ihn… wäre ich wohl nicht hier. Fly ist ein guter Freund von mir, er ist nur ein Freund…“ Jeremiah sah ihren Blick. Da war er wieder, dieser traurige und verletzt wirkende Blick, den sie wohl immer überspielte. Er betete ihren Kopf auf seiner linken Schulter.

„Verzeih… Für Eifersucht ist hier definitiv kein Platz…“

Reyla lächelte und drückte sich näher an ihn. „Ich vergebe dir…“

Nach einigen Minuten sah er ihr tief in die Augen und sie in die seinen. Sie wusste wie er fühlte und auch in ihr stieg dieses Gefühl immer mehr auf. Sie näherte sich seinen Lippen und küsste ihn zaghaft. Doch er wollte mehr und zeigte ihr dies auch. Immer fordernder wurde der Kuss und es geschah etwas, was Jeremiah und Reyla nicht gedacht hatten...
 

Marisa seufzte und ging einen der vielen Gänge entlang. Sie konnte nicht wirklich viel bei den restlichen Vorbereitungen tun, weshalb sie auch an der Versammlung nicht teilnehmen wollte.

„Ich frage mich manchmal, ob ich zu irgendwas nütze bin...“

Doch dann passierte etwas, was sich wie ein Déjà-vu ereignete. Erneut lief sie in jemanden rein.

„Uwah!!“, riefen beide und fielen hin.

„Es tut mir leid, geht es Ihnen gut?“

„Ja, keine Sorge. Und bei Ihnen? Noch alles heil?“, fragte Fly höflich und reichte Marisa die Hand.

„Oh, Sie sind das, Fly-san...“

„Fly reicht völlig.“ Er zog sie hoch und schaute zu ihr. „Willst du mir erzählen, was dich bedrückt?“

„Huh?“

„Du siehst so aus, als hättest du was auf der Seele.“ Marisa schaute beschämt zur Seite. Sah man ihr es so an? Doch dann reichte ihr der junge Mann erneut die Hand.

„Na komm, am besten erzählst du mir, was du auf dem Herzen hast.“ Marisa wusste nicht wieso, aber irgendwas in ihr sagte, dass sie ruhig mit ihm reden konnte. Außerdem war er ein Freund von Reyla...

„Verstehe... Deine Sorgen sind also, dass du dich wie ein Holzklotz am Bein fühlst, nicht wahr?“

Marisa nickte stumm.

„Vor allem habe ich das Gefühl bei Reyla. Sie tut so viel für mich und ich... ich konnte nicht ein einziges Mal eine Stütze für sie sein. Dabei will ich ihr doch auch helfen, wenn es ihr schlecht geht. Sie zeigt es zwar nie, aber ich spüre es... Als sie und Jeremiah von jenem Auftrag zurück kamen, war sie zwar ganz vergnügt, aber ich merkte, dass da was nicht stimmte. Sie war verletzt...“ Fly staunte, es war nicht so leicht in Reyla hineinzuschauen. Er lächelte und tätschelte ihr den Kopf.

„Mach dir keine Sorgen. Es ist schon eine große Gabe, so etwas zu erkennen. Reyla ist eben der stille Typ. Sie war schon immer so... Aber ich bin froh, dass sie dich an ihrer Seite hat. Hab für mich ein Auge auf sie, ja?“ Marisa wusste nicht wieso, aber sie fühlte sich zumindest erleichtert. Dennoch brannte eine Frage auf ihrer Zunge, die sie sich nie getraut hatte vor Reyla auszusprechen.

„Fly?“

„Ja?“

„Bitte erzählen Sie mir alles über Reyla! Alles was Sie wissen... Ich habe das Gefühl, dass es irgendwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hat, weshalb sie manchmal so nieder geschlagen ist. Deshalb bitte...“ Fly schaute nachdenklich zu ihr, nickte aber dann.

„Nun gut, wo soll ich anfangen? Du weißt, dass sie in einer Organisation gearbeitet hat, oder?“

„Ja, aber erst seit kurzem...“

„Gut, fangen wir dort an, denn da lernte auch ich Reyla kennen...

Ich war damals gerade 17, als ich wegen meiner Scharfschützenkünste in die Organisation SUOTF eingewiesen wurde. Denn Britannia griff die EU an der Nordfront an, weshalb viele gute Soldaten gebraucht wurden. Unter ihnen war auch Reyla... Sie war damals gerade 20. Sie kam erst später in unsere Truppe, welche aus Mathieu, Christian, den „Teufelszwillingen“ Eimi und Emi, Roberto, Marie und...“, plötzlich wurde sein Blick trübe und Marisa schien Trauer zu erkennen, „...Thomas bestand.“ Marisa hatte diesen Namen schon mal gehört... Es war eines Nachts, in der Reyla ihre Silberkette anstarrte und sanft diesen Namen geflüstert hatte.

„Na ja, unsere Truppe war als die SUOTF, die Special Unit of the front, bekannt. Wir wurden immer als erste auf das Schlachtfeld geschickt. Thomas... Er war so etwas wie unser Anführer und gleichzeitig derjenige, der uns alle zusammen hielt. Er war schon ein komischer Kauz. Er nahm mich quasi unter seine Fittiche, als ich neu hinzu kam. Aber als Reyla kam war irgendwie alles anders. Warte ich zeige dir ein Foto von uns allen...“ Fly kramte in seiner Jackentasche sein Portmonee hervor und öffnete es.

„Da...“ Er hielt es Marisa hin und vorsichtig nahm diese es an sich. Dann schaute sie sich das Foto genauestens an. Schnell konnte sie die sogenannten Teufelszwillinge heraus erkennen, den beide Frauen mit den schwarzen Harren sahen sich zum verwechseln ähnlich. Und Fly hatte sie auch schnell finden können, er war anscheinend der jüngste gewesen. Dann sah sie eine Frau mit hellem blondem Haar, die ganz ernst zu ihr schaute. Das war wohl Marie. Dann erkannte sie 4 Männer, die sich brüderlich mit den Armen verbunden hatten. Der eine besaß dunkle Haut, der andere hingegen hatte fast schneeweiße Haut. Dann besaß der andere langes Haar was er hinten zusammengebunden hatte. Und dann blieb ihr Blick bei einem Mann stehen. Er lächelte so sanft auf diesem Bild. Selbst durch seine Brille waren seine schönen braunen Augen nicht betrübt. Das war sicher Thomas! Marisa musste auch leicht lächeln. Ihn umgab eine ruhige, ja eine fast besänftigende Aura. Aber dann wich ihr Blick zur Seite und verharrte auf einer Frau. Sie besaß pechschwarzes Haar, genauso wie Reyla... nur der Unterschied war, ihr Haar war kurz. Es ging nur bis zum Kinn. Aber diese stechend blauen Augen, die so leblos und kühl zu ihr starrten. Bei ihr schien Ordnung anscheinend an oberster Stelle zu stehen und das man allen Befehlen gehorcht...

„Ah, hast du Reyla entdeckt?“ Nun schaute Marisa mit großen Augen zum Foto und musste drei Mal hinsehen. Das war Reyla!? „Häää?!“

„Kaum zu glauben was?“, lachte Fly über ihr verdutztes Gesicht.

„Nein... ich meine, ja schon sie... sie wirkt hier irgendwie anders...“

„Weißt du...“, fing er an zu erklären. „Reyla... sie war eine Person für sich. Nie hatte sie wirklich mit uns geredet, außer wenn es um unseren Auftrag ging. Sie schaute immer ruhig durch die Gegend oder las ein Buch und wenn man in ihre Augen gesehen hat... dachte man, man schaut in einen Spiegel. Aber eher war es auch ihre Aura... Immer wenn man in ihrer Nähe war, fühlte man eine furchterregende Kälte. Deshalb nannten wir sie auch gerne „die Eiskönigin“. Aber ihrem Spitznamen machte sie vor allem an der Front alle Ehre. Wie sie mit ihrer Sense ohne zu zögern die Gegner ins Jenseits befördert hatte. Nicht mal mit der Wimper gezuckt hatte sie. Aber Thomas erkannte mehr aus ihrem Blick, als wir Jungs am Anfang lesen konnten. Na ja wir waren eher mit dem Raten ihrer Körpchengrö-

Na ja, zurück zu Thomas. Er erkannte in diesen stillen, gefühlskalten Augen mehr...

Trauer und Einsamkeit. Er fragte sich wie sie wohl lächelnd aussehen würde... Du hättest ihn sehen müssen, wie er immer wieder probierte mit ihr in Kontakt zu kommen und sie zum Lachen zu bringen. Aber jedes Mal wurde er eiskalt abserviert. Ich fragte ihn eines Nachts weshalb er das tut und er sagte zu mir:

Ich habe mich in sie verliebt! Sie ist die einzige Frau in meinen Leben, ich weiß es…

Marisa konnte noch gar nicht alles richtig verarbeiten. Reyla war anders gewesen. Sie war eine gefährliche Soldatin, eine Frau die sich um niemanden sorgte... Ihre Reyla war dort anders gewesen...

„Na ja... ich machte ihm immer wieder neuen Mut. Und egal wie erniedrigend es war, er gab nicht auf! Und dann als der Kampf entschieden war und wir die Britannier zurück geschlagen hatten... Hatte sie zum ersten Mal gelächelt. Es war am Abend, als wir alle gefeiert hatten. Thomas ging zu ihr und überreichte ihr eine Blume. Er sagte ihr auch etwas, dass ich leider nicht weiß. Ich war zu sehr angehaucht, sodass ich die Worte nicht verstand aber sie lächelte... Und einen Monat später heirateten sie!“

„WAAAAAAAAAAS!?“, platzte es aus Marisa heraus die sich sofort den Mund zu hielt.

„Ich weiß, dass es ein bisschen zu voreilig klingt, aber beide hatten es nie bereut. Und wenn man sie gemeinsam sah, wusste man, dass es das Richtige war. Nach dem der Kampf entschieden war zogen sich beide zurück nach Alexandria. Dort wollten sie gemeinsam ein neues Leben anfangen. Reyla nahm den Namen von Thomas Firewall an und begann Medizin zu studieren. Da er selbst ein großer Arzt war, wollte sie ihn so gut es ging unterstützen. Na ja nach einem Jahr wurde Reyla schwanger und beide erwarteten ihr erstes Kind... Doch kennst du sicher das Sprichwort: Das Schicksal geht grausame Wege

Hier trifft es jedenfalls zu...“

Marisa war erst noch am sortieren ihrer Gedanken gewesen.

„Okay sie war verheiratet, dann zogen sie gemeinsam nach Alexandria, sie erwarteten ein Kind,…!!!“ Doch da ging Marisa ein Licht auf. Wieso hatte sie nie ihr Kind oder Thomas gesehen oder kennen gelernt? Sie hatte ein ungutes Gefühl...

~*Black Swan*~

Black Swan
 

Marisa hatte den Schock noch immer nicht ganz überwunden. Doch sie stellte sich die Frage, warum sie Thomas oder Reylas Kind nie kennen gelernt hatte. Ein beunruhigendes Gefühl stieg in ihr auf.

„Was meintest du mit Das Schicksal geht grausame Wege?“

Fly sah zu Marisa und sah, dass sie wohl etwas schlimmes ahnte. Also erzählte er weiter…

„Es war eines Abends.

Reyla musste wegen einer Untersuchung ins Krankenhaus. Dabei wollte sie auch gleich ihren Mann, Thomas, abholen. Als ihre Untersuchung fertig war, ging sie zu ihm. Thomas meinte aber, dass er noch auf einen Kollegen warten musste, da dieser etwas später kommen würde. Also warteten sie zu zweit bis er ankam. Sie verabschiedeten sich und verließen das Krankenhaus. Da es an diesem Abend noch sehr mild war, entschieden sich die Beiden, nach Hause zu laufen, um den romantischen Abend zu genießen und ihre Vorfreude auf ihr gemeinsames Kind zu teilen.

Sie waren noch nicht richtig losgelaufen, da wurden sie auch schon in eine Seitengasse gezerrt! Zu dem Zeitraum konnte man noch nicht sagen, ob es ein geplanter Angriff oder ein Raubüberfall war. Reyla sprach nicht viel über diese Männer. Und ich kann das auch wirklich verstehen. Sie haben Rey alles genommen, wirklich alles…

Thomas wollte sie beschützen und stellte sich vor sie! Aber einer der Zwei zog seine Waffe und schoss! Er traf Thomas im Bauchbereich... Reyla wollte ihm sofort zu Hilfe eilen, doch der Zweite gab ihr einen heftigen Tritt und sie knallte gegen einige Kisten. Dann schoss sein Partner auch auf sie. Zum Glück, kann man sagen, traf er sie wegen der Dunkelheit nur an der Schulter. Passanten hatten mitbekommen, was dort vor sich ging und verständigten sofort die Polizei. Thomas und seine Frau brachte man sofort ins Krankenhaus, das zum Glück nicht weit weg war. Die Ärzte brachten die Beiden sofort in Operationssäle um alles Mögliche für ihre Rettung zu tun. Reyla war eigentlich schnell wieder raus aus dem Operationssaal, aber Thomas…"

„Nein…“, hauchte Marisa völlig entsetzt.

„Die Kugel, die Thomas getroffen hatte, hatte seine Bauchaorta verletzt...

Der Arzt, auf den Thomas gewartet hatte, der ihn ablöste, musste verzweifelt mit ansehen, wie sein Freund und Kollege unter seinen Händen starb…“

Marisa rollten die Tränen über die Wangen. Hatte Reyla wirklich ihren Mann verloren?! Aber wieso sollte Fly sie belügen? Warum sollte er sich eine solche Geschichte aus den Fingern saugen?!

„Und… und dann…?“, fragte sie schluchzend.

„Natürlich suchte die Polizei nach den Übeltätern. Auch unsere Organisation half mit. Man fand schnell heraus, dass es eine Einheit von Britannia gewesen war. Somit waren sie unerreichbar, es war ein niederträchtiger Rachezug!

Reyla... Als sie aufgewacht war, kam jener Arzt zu ihr und erzählte ihr, dass ihr Mann, Thomas, verstorben sei. Aber wäre das bloß alles gewesen...

Durch den Zusammenprall mit den Kisten wurde das Ungeborene regelrecht zerquetscht und musste operativ entfernt werden! Auch musste sie erfahren, dass sie wahrscheinlich nicht mehr in der Lage sein würde, Kinder zu bekommen, da ihr Organ zu stark beschädigt wurde! In dem Augenblick schon, als sie erfuhr, dass ihr Mann, den sie über alles geliebt hatte, verstorben sei... musste für sie die Welt zusammengebrochen sein! Ich selbst erfuhr von alldem erst am nächsten Tag. Der Doktor hatte bei Thomas meine Nummer gefunden und mich informiert. Auch bat er mich ins Krankenhaus zu kommen, da es Reyla immer schlechter ging. Sie war nicht mehr ansprechbar. Natürlich war das auch für mich ein Schock… Ich war ebenfalls am Ende, aber dann dachte ich an Rey… Und ich ging zu ihr. Ich wollte ihr zeigen, dass sie nicht allein ist! Aber... es war zu spät… Sie hatte sich in ihre eigene Welt zurückgezogen. Wie eine leblose Puppe lag sie da. Egal was man versuchte, egal wie man nach ihr rief! Sie... reagierte nicht mehr... Doch eines Tages, reagierte sie auf meine Rufe…

Lass mich allein! Lass mich endlich sterben…, das waren ihre Worte.“

„Das ist einfach nur schrecklich grausam… Warum musste das Reyla passieren?“, fragte Marisa unter Tränen. „Und warum lässt sie niemanden an sich ran? Warum zeigt sie es nicht einfach, wenn sie traurig ist?!“

„Ich weiß es nicht… So war sie von da an, als sie wieder aus ihrer Dunkelheit kam…“, erklärte Fly. Marisa wollte wissen, wie sie wieder zurückkam und der Kupferhaarfarbene erzählte weiter.

„Ich ging… An diesem Abend ging ich und ließ sie allein. Doch nur um am nächsten Tag wieder zu kommen. Natürlich wollte sie mich auch an diesem Tag wieder rausschmeißen, aber ich ließ mich nicht rausschmeißen. Also ignorierte sie mich… Schön und gut, aber ich wollte sie auf andere Gedanken bringen und redete und redete und redete. Irgendwann bekam ich auch eine Antwort von Reyla.“

„Und was hat sie gesagt?“

„Halt die Klappe oder Verschwinde, ansonsten bringe ich dich um!!!“

„Und was haben Sie getan?“

„Ich habe ihr geantwortet.

Aber nein, ich bin doch dein Freund!

Oh, du hättest ihren Blick sehen müssen! Ich sage dir, man sagt nicht umsonst, „Wenn Blicke töten könnten“. Aber ich hatte es wenigstens geschafft, dass sie wieder ein paar Gefühle zeigte. Am nächsten Tag besuchte ich sie wieder. Ein Glück, dass ich gebeugt den Raum betrat, ansonsten hätte mich die Vase wohl am Kopf getroffen. Ha ha ha! Nun ja, aber jeder Spaß hat einmal ein Ende. Eines Tages hatte ihre Laune wieder den Null-Punkt erreicht und sie bat mich um etwas…

Fly, tu mir einen Gefallen und setzte meinem Dasein ein Ende… Kannst du mich bitte umbringen?

Ich wusste ja, dass sie immer noch depressiv war, aber in diesem Moment konnte ich ihr einfach nur eine Ohrfeige geben. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet, denn sie sah mich mehr als überrascht an.

Wie kannst du so etwas nur von mir verlangen?! Bist du jetzt endgültig geistesgestört!? Kannst du mir mal verraten, was dir das bringen würde!? Es würde dir gar nichts, absolut rein gar nichts bringen!! Du würdest nur noch mehr Menschen traurig machen und sie verletzen!! Hast du auch nur einmal daran gedacht!? Nein, natürlich nicht! Dafür bist du viel zu egoistisch!!! Verdammt Reyla, jeder Mensch hat einen Grund zum Leben, auch wenn er noch so schwere Schicksalsschläge erleidet!! Und wenn du meinst, du hättest keinen Grund, dann such dir einen!! Kein Leben ist wertlos!! Und dein Leben auch nicht!! Du vergisst wohl, wer du bist?!! Auch wenn du jetzt Firewall heißt, du bist du und das wirst du auch immer bleiben!! Du hast eine große Verantwortung zu übernehmen!! Bevor du diese Verantwortung nicht an einen würdigen Nachfolger übergeben hast, werde ich nicht zulassen, dass du stirbst!!! Nachdem ich ihr die Meinung gegeigt hatte, verließ ich das Zimmer und ging nach Hause. Ich besuchte sie auch die nächsten Tage nicht mehr.

Aber dann stand sie plötzlich vor meiner Tür. Sie lächelte und bedankte sich…

Es hatte sich vorher noch nie jemand mit einem solchen lächeln bei mir bedankt. Sie sagte, dass sie noch etwas erledigen muss, bevor derjenige, dem sie unsere Organisation anvertrauen wollte, zugestimmt hätte. Sie bat mich ihr Vertreter zu werden, bis sie die Organisation übergeben hatte. Dann könnte ich gehen, meinte sie. Ich war ohnehin ebenfalls in dieser ein Mitglied und stimmte zu. So konnte ich wenigstens ein Auge auf sie haben.

Ja… und den Rest kennst du eigentlich. Sie hat ihre Pflichten weiterhin übernommen und ist dann eines Tages als Ärztin in den Palast gegangen, weil sie hörte, dass der Thronfolger und einer seiner Ritter schwerkrank seien. Das war doch vor etwa dreieinhalb Jahren, oder?“

Marisa nickte. Ja, vor dreieinhalb Jahren kam Reyla in den Palast, weil sie gehört hatte, dass der König und sein Ritter an einer unbekannten Krankheit litten.

„Ich möchte dir danken, Marisa“, sagte Fly lächelnd und stand auf.

„Mir danken? Aber wofür?“, fragte die Weißhaarige irritiert.

„Dafür, dass du so gut für mich auf Reyla aufgepasst hast.“

„Aber nein! Dafür müssen Sie mir doch nicht danken!“ Da schlugen die Glocken zwölf Uhr. Marisa erinnerte sich. Um Eins sollten die Teilnehmer der Versammlung ankommen und sie hatte angeboten zu helfen, die Gäste auf ihre Zimmer zu bringen.

„Bitte entschuldigen Sie, Fly. Aber ich muss jetzt leider los“, sagte sie gehetzt. „Vielen Dank, dass Sie mir Reylas Geschichte erzählt haben!“ Und dann war sie auch schon fort und hörte nicht mehr, was Fly noch sagte. Mit einem hinterhältigen lächeln und einem eiskalt wirkenden Blick sah er ihr nach.

„Oh nein, ich danke dir!“
 

„Nunnally, wie kann ich helfen?“

„Oh, Yokosuke! Ihr könnt mit Jeremiah und Gino die angekommenen Vertreter überprüfen“, antwortete Nunnally und fuhr zu Lloyd, welcher damit beschäftigt war, die Jets beim landen zu koordinieren.

„Ist sie etwa…“, rätselte Yo und spürte, wie sich ein Arm um seine Schultern legte und ein schweres Gewicht ihn nach unten zog.

„Na, da bist du wohl unten durch!“, scherzte Gino. Yo jedoch war gerade nicht nach Scherzen zumute.

„Dann kommt mal, ihr zwei!“, wies Jeremiah die zwei Jüngeren an. „Wir sollten dann mal anfangen.“

Als die drei gegangen waren, fuhr Nunnally zu ihrem Bruder, der einigen anderen Soldaten die Anweisungen über Funk mitteilte. Suzaku war bei ihm, weil sie nebenbei noch einmal die Begrüßungsrede durchgehen wollten.

„Lelouch?“

„Hm? Oh, Nunnally. Was gibt’s denn?“, fragte er sie lächelnd.

„Hat dir Yokosuke wirklich einen Versetzungsantrag überreicht?“

„Ja.“ Lelouch gab kurz noch ein paar Anweisungen, dann wandte er sich an Suzaku.

„Kannst du kurz übernehmen?“

„Klar. Ich hätte nie gedacht, dass es für den großen Zero zu schwierig wird, zwei Dinge auf einmal zu tun!“, scherzte Suzaku und sein Freund wandte sich noch einmal zu ihm.

„Es wurde mir nicht zu schwer, aber für meine Schwester hätte ich gerne beide Ohren frei.“

„Schon gut“, antwortete Suzaku lachend und gab einem Soldaten eine Anweisung, als er danach fragte.

„Also, Nunnally. Was bedrückt dich?“, wollte der Schwarzhaarige sogleich von seiner Schwester wissen.

„Ich frage mich nur, ob sich Yo wegen mir versetzen lassen will…“

„Wie kommst du denn darauf?“ Lelouch verstand nicht. Warum sollte sie der Grund sein?

„Er meinte, er könne das, was vor einem halben Jahr geschehen war, nicht so einfach vergessen. Er sei es nicht wert mein Ritter zu sein, hat er gesagt.“ Nunnally war den Tränen nahe.

„Noch ist der Antrag nicht durch“, erklärte er und Nunnally sah ihn überrascht an.

„Aber wolltest du nicht alles, was vor der Versammlung anfällt…“

„Vorher erledigt haben? Ja, das wollte. Aber auch ich fand es seltsam, als mir Yo plötzlich diesen Antrag entgegen geknallt hat. Daher habe ich ihn auf danach verlegt.“ Nunnallys Blick wurde fröhlicher.

„Das heißt, ich kann ihn noch zum bleiben zwingen!“ Mit dieser Überzeugung fuhr sie auch schon wieder davon. Lelouch lächelte jedoch nur.

„Muss Liebe schön sein…“

„Wie?“, fragte der Braunhaarige, der nicht richtig hingehört hatte.

„Und?“, wandte sich der Jüngere an den Älteren.

„Was?“

„Was liegt dir auf dem Herzen?“ Suzaku sah seinen Freund aus Kindertagen verwirrt an. „Erzähl schon. Doktor Lelouch ist gerade in Fahrt!!“

„Ach, bist du jetzt vom Professor zum Doktor umgestiegen?“, lachte der Braunhaarige und auch Lelouch lachte, als er sich an ihren „Unterricht“ erinnerte.
 

Kallen und Marisa waren gerade dabei, den angekommenen Gästen einen kleinen Blumenstrauß und ein Programm für die Versammlung zu übergeben, als Nunnally auch bei ihnen vorbei kam.

„Wie geht es euch beiden denn?“, fragte sie fröhlich.

„Ich glaube, Marisa sollte besser gehen und sich ausruhen…“, erklärte Kallen. Marisa aber wollte dagegen rebellieren, doch pochte ihr Kopf schmerzhaft und sie blieb lieber still.

„Warum hast du denn nicht gesagt, dass es dir nicht gut geht?“, wollte die junge Regentin besorgt wissen.

„Ich wollte euch doch helfen…“, antwortete die Weißhaarige. Nunnally aber sah sie immer noch besorgt an. Dann wies sie Marisa an, auf ihr Zimmer zu gehen und sich auszuruhen. Als sie etwas dagegen sagen wollte, schob sie Marisa einfach weiter. Dann fragte sie Kallen, ob sie Hilfe bräuchte, doch der Knight of Three verneinte.

Marisa war währenddessen auf dem Weg auf ihr Zimmer. Jetzt wusste sie, wie sich Yo wohl gefühlt haben musste. Doch woher und warum hatte sie auf einmal solche Kopfschmerzen? Es fühlte sich so an, als ob ihr Kopf zerspringen wollte. Das Erste, was sie in ihrem Zimmer machen würde, war unter die Bettdecke zu hüpfen. Das hatte sie sich fest vorgenommen. Doch plötzlich durchfuhr sie wieder so ein Stechen. Sie lehnte sich an die Wand, dann wurde es auf einmal dunkel. Aber sie konnte etwas sehen. Sie sah eine Person, die eine Waffe auf sie richtete. Kannte sie diese Person? Sie kam ihr so bekannt vor. Da verschwand das Bild auch schon wieder.

„Was… Was war das?“, fragte sich die junge Frau, aber sie wusste es nicht. Also ging sie weiter und hoffte, dass so etwas nicht noch einmal passierte.
 

„Ich mach mich dann mal auf den Weg. Ich muss es noch rechtzeitig zur Versammlung schaffen“, erklärte Kail und Ed nickte. Reyla hielt ihm einen Besen hin.

„Hier spring auf! Mit der Zeitverschiebung dürfte es sogar noch klappen!“ Doch Kail trottete einfach nur dahin und ließ ignorierend die Tür zufallen.

„Wow, er ist nicht mal auf deinen Spruch eingegangen…“, stellte Ed überrascht fest.

„Wäääääääh!!!“ Reyla ließ sich in Eds Arme fallen. „Er sagt gar nichts mehr! Er schreit nicht mal!! Er ist so am Ende, dass ich mein Mobbingopfer verloren habe!!! Buhuhuuuu!!!“

„Shhhh…“ Behutsam streichelte der blonde Ritter ihren Kopf. „Alles wird gut. Er wird sich sicher bald wieder mobben lassen.“

Reyla schluchzte noch ein wenig. „Meinst du?“

„Aber ja… Wolltest du nicht eigentlich auch los?“

„Stimmt ja!!“, erinnerte sie sich und wischte sich die Tränen weg.
 

„Fly!!“, rief Reyla und der Kupferhaarfarbene drehte sich um.

„Reyla!“, freute er sich, als seine alte Freundin vor ihm stehen blieb. „Du konntest also wirklich heute Nachmittag frei nehmen?“

„Ja. Sie meinten, dass sie niemanden mehr brauchten und an der Versammlung würde ich ja sowieso nicht teilnehmen“, freute sich Reyla. „Also, was unternehmen wir?“

„Was Ihr wollt, meine Königin!“, sagte Fly und verbeugte sich vor der Schwarzhaarigen. Diese richtete ihn mit knallrotem Kopf wieder auf.

„Lass das!“ Fly lachte über ihren roten Kopf. Dann sah er sie schon fast traurig an. „Was ist denn los mit dir?“

„Naja, weißt du Rey…“ Fly stieß einen langen Seufzer aus ehe er fortfuhr. „Ich werde heute Abend wieder aufbrechen. Meine Arbeit hier ist getan, ich werde nicht mehr gebraucht.“ Reylas Augen weiteten sich. Was hatte er gerade gesagt? Er wollte schon wieder abreisen?

„Wann?“

„Mein Flieger fliegt um halb sechs“, erklärte er und Reyla sah auf ihre Uhr. Es war bereits drei, viel Zeit hatten sie also nicht mehr. Also entschieden sie sich, langsam zum Flughafen zu gehen. Da sie, um dorthin zu gelangen, mit der Bahn fahren mussten, liefen sie erst zum nächsten Bahnhof. Sie redeten über viele verschiedene Dinge, auch bemerkte Fly einige Dinge, die er nur Reyla anvertrauen konnte. Als sie dann am Bahngleis standen offenbarte er ihr etwas, dass sie wohl sehr überraschte. Nachdem ein Zug durchgefahren war, wandte sie sich lächelnd an ihren alten Freund.

„Fly... Wenn du es wagst, auch nur eines dieser Kinder zu verletzen, werde ich vergessen dass du mein Freund bist und die Waffe gegen dich erheben.“

„Man könnte ja glatt Angst vor dir kriegen“, sagte er lächelnd. „Aber sag, würdest du wirklich so weit gehen und jemanden töten, der dir so wichtig ist? Könntest du das?“ Da war sie wieder. Diese Kälte in seinem Blick und seiner Stimme, die Reyla von früher kannte. Doch ließ sie sich davon nicht beeindrucken und antwortete ebenso kalt:

„Ja!“

Als ihre Bahn eingefahren war, stiegen sie ein, als sei nichts gewesen. Sie redeten wieder über alles Mögliche.
 

Im britannischen Palast von Japan war die Zeit endlich gekommen. Viele hohe Persönlichkeiten waren zu der Versammlung erschienen. Andere, die leider nicht persönlich teilnehmen konnten, sandten einen Vertreter.

Für die chinesische Föderation war Kaiserin Jiang Lihua mit ihrem Vertrauten Li Xingke gekommen.

Für Japan hatte man Kaname Ohgi und Kaguya Sumeragi geladen.

Britannia wurde von Nunnally vi Britannia vertreten. Auch waren die anderen Knights of Round anwesend.

Für die E.U. war die Ratsversammlung gekommen, da der Präsident leider mit einem anderen Problem zu tun hatte. Die Ratsversammlung bestand aus jeweils einem Landesvertreter.

Ägypten gehörte im Moment nicht zu diesem Bund. Daher hatte man Shin mit einem seiner Ritter ebenfalls geladen.

Auch der momentan in Ägypten lebende westliche Falke, Alexander Goldman, und der östliche Drache, Kurogane Quinyang, waren zu der Versammlung geladen worden.

Nach einem kurzen Gong wurde es ruhiger und alle waren gespannt. Nunnally und ihre Ritter fragten sich, wann Lelouch und Suzaku wohl endlich auftreten würden. Da öffnete sich eine Tür und alle staunten.

Zero betrat zusammen mit Suzaku und Lelouch den Raum und ging in die Mitte an das Pult.

„Hochverehrte Gäste!“, begann er laut und deutlich zu sprechen und wahrlich jeder hörte ihm aufmerksam zu.

„Ich möchte euch alle heute herzlich willkommen heißen. Heute wollen wir uns alle beraten, wie wir den Frieden aufrecht erhalten können, der nun schon ein Jahr gehalten hat. Lasst uns nicht denselben Fehler wie Charles zi Britannia machen und die Welt tyrannisieren! Wir haben ein Jahr geschafft, dann werden wir doch wohl auch noch weitere schaffen! Daher sage ich euch allen, zieht alle an einem Strang und macht nicht euer eigenes Ding! Und jetzt! Lasst uns mit dieser Versammlung beginnen!!“, beendete Zero seine kurze Ansprache und nahm neben Nunnally Platz. Da meldete sich auch schon einer der Vertreter zu Wort.

„Enrique Esperanza. Ich bin der Landesvertreter Spaniens im Rat der E.U.“, stellte er sich vor.

„Ich habe gehört, dass Ägypten seinen „Testregenten“ geschickt hat. Wo ist er denn? Warum stellt er sich nicht mit seinem Ritter vor?!“

„Ich bin hier, Lord Esperanza“, kam es etwas links von Nunnally und Shin erhob sich.

„Mein Name ist Shin und in mir fließt das Blut der alten Pharaonen“, stellte er sich ernst vor und ein leises Raunen ging durch die Halle.

„Was soll diese Maskerade?!“, wollte der spanische Vertreter daraufhin wissen.

„Wie Ihr es schon so schön erklärt habt, bin ich immer noch der „Testregent“. Solange ich das bin, braucht niemand mein Gesicht sehen!“

„Tsk!“ Der Mann mit dem dunkelbraunen Haar setzte sich wieder hin. Dabei passte er allerdings auf, dass sein roter Anzug nicht verrutschte.

„Und wer ist der junge Mann an Eurer Seite, Hoheit?“, fragte eine Frau, mit langen, gelockten, blonden Haaren. Schnell stand sie auf.

„Verzeiht! Marie Latür, Vertreterin Frankreichs in der E.U.“

„Dies ist Orua Erjon. Er ist mein persönlicher Diener und ein sehr wichtiger Freund“, erklärte Shin und Orua sah ihn erstaunt an. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass Shin so etwas über ihn sagen würde.

„Ich verstehe“, sagte die Französin und setzte sich wieder. Dafür stand ihr Kollege noch einmal auf.

„Ich dachte, einer Eurer Ritter würde heute mit Euch hier sein?“, fragte Esperanza in einem abfälligen Ton.

„Ich muss meine Ritter leider entschuldigen. Marisa Ishwar fühlt sich nicht gut, weshalb ich sie ins Bett geschickt habe. Edward Xing ist etwas dazwischen gekommen und konnte leider auch nicht teilnehmen.“

„Das sind aber nicht alle!“, unterbrach ihn der spanische Vertreter.

„Esperanza, es reicht!“, mahnte ihn Marie Latür. „Unterbrich ihn nicht immer!“

„Ja, ist ja gut…“, gab er murrend zu ihr zurück. „Verzeiht Majestät. Bitte, Fahrt fort.“

„Mein zweiter Ritter, Kail Herai, ist ebenfalls verhindert, allerdings ist er dennoch anwesend.“ Shin deutete auf den jungen Mann, der sofort erschrocken zusammenzuckte, als sämtliche Blicke auf ihn gerichtet waren. Aber er fing sich schnell wieder und stand auf.

„Kail Herai! Zweiter Ritter Ägyptens! In Vertretung für Alexander Goldman, dem westlichen Falken, heute hier anwesend!“

„Was fällt diesem Alexander Goldman eigentlich ein?! Solch ein Kind heute hier teilnehmen zu lassen!“, beschwerte sich Esperanza wieder. Doch auch einige andere zweifelten an Kail. Nunnally und ihre Ritter versuchten zusammen mit Shin die Vertreter der E.U. davon zu überzeugen, dass Kail diese Aufgabe bewältigen konnte, stießen aber nur auf taube Ohren.

„Ich glaube, Alexander hat eine weiße Entscheidung getroffen“, meldete sich der östliche Drache zu Wort und alle waren still.

„Ich habe mich schon öfters mit Alexander getroffen, einige Male war dieser junge Mann auch dabei und ich muss sagen, er ist der Richtige, um Alexander zu vertreten. Schon oft hat er mir gesagt, dass Kail Herai einmal seinen Platz einnehmen würde. Und ich muss sagen, dass denke ich auch!“ Kail war sprachlos. Der östliche Drache, Kurogane Quinyang, hatte gerade gesagt, dass er das Zeug zum westlichen Falken hätte. Dieses Lob wog genauso schwer, wie eines von Alexander Goldman.

Nachdem nun endlich diese Themen geklärt waren, konzentrierte man sich auf die eigentlichen Punkte des Treffens.

Nun, dies wollte man, aber es gab eine Person, die noch eine Frage zu dem Thema „Ägyptens Testregent“ hatte.

„Warum wurde eigentlich entschieden, dass man die Führung Ägyptens dem rechtmäßigen Thronfolger übergibt?“, fragte die junge Kaiserin der chinesischen Föderation. Die Ratsmitglieder berieten sich.

Dann erhob sich eine junge Frau mit braunen Haaren, die sie an der Seite mit einer Klammer befestigt hatte und stellte sich vor.

„Alicia Vermaelen. Ich repräsentiere Belgien in der Ratsversammlung der E.U.“ Sie atmete noch einmal tief durch und fuhr dann fort.

„Wie ihr sicher alle wisst, gab es einst in jedem unserer Länder große Herrscherfamilien. Vor etwa einem Jahr schaltete sich eine unbekannte Organisation ein. Diese verübte mehrmals Anschläge auf die im geheimen weiterlebenden Nachfahren dieser großen Familien. Natürlich wollten wir sie schützen und haben deshalb nach einem Weg gesucht, wie wir sie entlarven könnten. Daher haben wir beschlossen an einem Land zu testen, wie es wohl wäre, wenn eben diese Herrscherfamilien wieder an die Spitze des Landes gesetzt werden. Der Vertreter Ägyptens bot das Land an und setzte sich mit dem jungen Thronfolger in Verbindung. Shin, erlaubt mir diese Frage, aber warum habt Ihr ohne zu zögern zugestimmt?“

Shin schwieg vorerst und sah nicht auf. Doch er blickte kurze Zeit später auf und erhob sich.

„Ich weiß es selbst nicht so genau… Vielleicht um endlich dieser Existenz im Geheimen zu entkommen… Ihr alle wisst nicht, wie es ist zu leben und doch nicht zu existieren!“

„Nein, das können wir nicht verstehen…“, antwortete Alicia mit gesenktem Blick.

„Aber es hatte doch etwas Gutes, dass ich zugestimmt habe“, fügte Shin noch hinzu.

„Ihr habt diese seltsame Gruppe ausfindig machen können. Aber gesprochen haben sie noch nicht, oder? Man weiß noch nicht, wer der Anstifter ist.“ Traurig schüttelte die Belgierin den Kopf.

„Aber unsere Leute geben ihr bestes, um das herauszufinden.“

Jiang Lihua verneigte sich und nahm wieder Platz. Sie wollte nicht, dass in diesem Moment ein Streit ausbrach.
 

Nach etwa einer Stunde legte man eine Pause ein. Man brauchte schließlich auch mal Zeit, um das Besprochene zu verarbeiten. Shin und Orua gesellten sich zu Lelouch, Suzaku und Zero, während Kail zu Gino, Kallen und den anderen Knights ging.

„Ich dachte immer, Lelouch sei Zero gewesen? Wer steckt also diesmal hinter der Maske?“ Shins Frage stieß auf ebenso ratlose Gesichter. Niemand konnte sagen, wer dieses Mal die Rolle des Zero übernommen hatte.

Würden sie es jemals erfahren?

Nunnally war währenddessen in die Vorhalle gefahren. Dort nutzte man die Pause, um eine Kleinigkeit zu essen und seine Meinungen untereinander auszutauschen.

Die junge Regentin fuhr zu dem jungen Mann, der die Getränke verteilte und holte sich eine Flasche Wasser. Ein Glas hatte sie an ihrem Platz, doch als sie wieder in den großen Saal fahren wollte, wurde sie von jemandem aufgehalten.

„Dr. Monroe! Einen wunderschönen guten Tag“, grüßte Nunnally den Arzt freundlich, welcher sie ebenso freundlich zurück grüßte.

„Majestät, wie geht es denn eigentlich Sir Ichikawa?“

„Sie meinen Yokosuke? Es scheint ihm gut zu gehen.“

„Verstehe. Wisst Ihr zufällig, ob er sich schon entschieden hat?“

„Entschieden? Wozu?“ Nunnally war diese Frage nicht geheuer. Verbarg Yo etwa doch etwas vor ihr? „Sie müssen verzeihen, Dr. Monroe. Es war in letzter Zeit so viel los, da spielt mir meine Erinnerung einen Streich“, gab sie an.

„Ihr mögt recht haben“, antwortete der Arzt. „Ich meinte, ob Sir Ichikawa für oder gegen die Operation ist.“

Nunnally wurde Himmelangst. Was für eine Operation meinte der Doktor? Dieser erkannte aber, dass Yo wohl nicht mit ihr darüber gesprochen hatte.

„Verzeiht Majestät, es war wohl ein Fehler, Euch zu fragen. Wenn Ihr mich bitte entschuldigen würdet…“ Dr. Monroe wollte gerade wieder gehen, da hielt ihn Nunnally am Arm fest.

„Yokosuke ist einer der Knights of Round. Er ist mein persönlicher Ritter! Ich habe also ein Recht darauf zu erfahren, was hier los ist!“ Nunnallys Gesicht spiegelte Verzweiflung und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Der Arzt wollte nicht, dass sie in diesem Moment zu weinen begann. Er atmete einmal schwer aus.

„Dafür komme ich in Teufels Küche!“, mahnte er sich selbst. „Wie soll ich das… jetzt nur sagen…? Tehehe, es ist nicht einfach. Es ist nie einfach für einen Arzt…“ Er massierte sich seine Schläfen und rieb sich die Augen.

„Dr. Monroe, nun sagen Sie-“

„Sir Ichikawa hat Krebs…“, unterbrach er sie schließlich. „Das Geschwür sitzt in seinem Kopf, daher auch die ständigen Schmerzen.“ Nunnally hielt sich entsetzt die Hände vor den Mund. War das etwa der Grund, weshalb sich Yo versetzen lassen wollte?

„Aber Sie haben von einer Operation gesprochen, Dr. Monroe. Heißt das…“

„Ja!“, bestätigte der Arzt ihre Vermutung. „Das Geschwür ist noch relativ klein und kann durch eine Operation entfernt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Geschwür wieder kommt liegt bei einem Wert von 2,8 Prozent.“

„Machen Sie sich keine Sorgen…“, sagte Nunnally und sie war von einer brennenden Aura umgeben, welche den Doktor etwas zurückweichen ließ. „Ich werde Yokosuke schon zu der Operation zwingen!“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und fuhr wieder in den großen Saal. Es konnte in die zweite Runde gehen!
 

Reyla und Fly waren am Flughafen angekommen.

„Nun denn, Rey. Es ist Zeit…“

„Es war schön dich wiederzusehen“, sagte sie ihm lächelnd und nahm ihn noch einmal in den Arm.

„Willst du nicht mitkommen? Du könntest all deine Sorgen begraben. Was willst du mit ihnen, wenn du doch mich haben kannst?“, fragte er sie und Reyla sah ihren alten Freund überrascht an. Doch sie fasste es als Scherz auf und hatte schnell eine Antwort.

„Du immer mit deinen Witzen“, lachte Reyla und Fly sah sie ernst an.

„Bei dir scherze ich nicht…“ Die Schwarzhaarige schwieg.

„Sag, Rey… Existiert dein Wunsch noch immer?“

„Ja!“, hauchte Reyla, doch es war deutlich zu verstehen.

Dann kam auf einmal kühler Wind auf und ein Schatten zog über die Stadt. Nein, nicht nur einer. Es waren mehrere!

„Wa-!“ Reyla traute ihren Augen nicht.

Knightmares… Es müssen wohl mindestens zehn gewesen sein und sie steuerten alle auf den Palast zu.

„Fly!!“, schrie Reyla und drehte sich um, doch der junge Mann mit dem kupferfarbenen Haar war schon weg.

„Verflucht!“ Die Schwarzhaarige rannte so schnell sie konnte zum Bahnhof. Sie musste zurück zum Palast!

Dabei entging ihr leider, dass sie beobachtet wurde.

„Es tut mir wirklich leid Rey…“, sagte Fly zu sich selbst und hatte dabei ein abschätzendes Lächeln auf den Lippen. „Auch wenn du mich jetzt hassen wirst, aber ich habe meine Befehle…“
 

Auf einmal erbebte der Boden und alle Anwesenden der Versammlung machten sich auf den Weg nach draußen, um zu sehen was los war. Was sie dann erblickten, ließ sie alle erstarren.

Es waren Knightmare Frames! Sie hatten ein ähnliches Aussehen wie Sutherlands, aber anstelle von Maschinengewehren, trugen diese speziell angefertigte Schwerter bei sich. Und die Knights of Round wussten, dass man nicht immer nach dem Äußeren gehen durfte.

„Macht euch bereit! Startet eure Knightmares!“, wies Zero sie alle an und machte sich auf den Weg in die Kommandozentrale.

„Lelouch, wir sollten auch kämpfen!“, bestärkte Suzaku seinen Freund. Dieser aber sah ihn nur überrascht an.

„Hast du es denn immer noch nicht bemerkt?“

„Was meinst du?“, wollte der Braunhaarige wissen. Lelouch führte seine Hand zu seinem Gesicht.

Und nahm es ab!

„Was?!“, stieß Suzaku überrascht aus. „Sayoko? Aber wie?“

„Vor der Versammlung schon. Lelouch meinte, dass die Vertreter wohl eher auf Zero hören, als auf zwei, entschuldige bitte, dahergelaufene Möchtegernpolitiker, die gerade mal ihren Abschluss gemacht haben. Und wie du siehst, hat es ja hervorragend geklappt.“

„Das heißt, Lelouch ist…“

„Gerade in diesem Moment Zero, ja.“ Suzaku wusste nicht warum, aber es freute ihn, dass Lelouch unter dieser Maske war. Er nahm sein Headset und stieg in seinen Lancelot.

„Suzaku, kannst du mich hören?“, hörte er eine Stimme an seinem Ohr.

„Ich höre dich klar und deutlich“, antwortete er daraufhin mit einem Lächeln im Gesicht. „Mann, du Idiot! Das nächste Mal weihst du mich mit ein, klar?!“ Er vernahm ein Lachen am anderen Ende der Leitung.

„Ist gut“, sagte Lelouch daraufhin. „Hör zu, ich schalte jetzt die Konferenzfrequenz frei, damit mich alle hören können. Ich habe auch die Knightmares unserer ägyptischen Freunde auf diese Frequenz eingestellt.“

„Zero, was sollen wir tun?“

„Wie sollen wir vorgehen?“

„Bitte gib uns Anweisungen, Zero!“ , war es nun kreuz und quer zu hören.

„Passt auf! Ich lade einem jeden von euch eine Karte hoch! Dort ist markiert, wie ihr jetzt vorzugehen habt! Macht das Beste daraus…“ Dann war ein klicken zu hören, darauf folgte ein Schuss. Als sich Suzaku zum Kontrollturm drehte, explodierte die Kommandozentrale.

„LELOUCH!!!“, brüllte er in das Headset, doch es kam keine Antwort. Die anderen schwiegen und gingen nach Plan vor. Auch Suzaku befolgte wiederwillig die Anweisungen. Er hätte in diesem Moment lieber nach seinem Freund gesehen, aber er wusste, wer er war.

Er war Zero. Er war der Mann, der Wunder vollbringt. Sicher hatte es Lelouch geschafft, der Explosion zu entkommen. Er wusste es einfach…
 

Marisa lag in ihrem Bett, als es plötzlich einen lauten Knall tat. Sofort eilte sie zum Fenster und sah nach draußen. Dort draußen war ein Kampf ausgebrochen. Wie konnte das nur geschehen?

Schnell schnappte sie sich den Schlüssel, den sie bekommen hatte und ging in die Halle, in der die Knightmares standen. Sie würde in einen Knightmare steigen und mitkämpfen.

In der Halle angekommen stieg sie so schnell sie konnte in ihren Knightmare und startete ihn. Als erstes kontaktierte sie Kail, sie wollte aufgeklärt werden.

„Marisa? Was machst du denn? Sieh zu, dass du dich hier raushältst!!“

„Nein!“, schrie sie in das Mikrofon ihres Kommunikationsgerätes. „Ich bin wie du, ein Ritter Ägyptens und habe ein Recht darauf, mit meinen Kameraden zu kämpfen! Wir müssen schließlich Seine Majestät beschützen!!“

Eine halbe Minute etwa schwieg Kail, dann aber brach er sein Schweigen.

„Also gut, hör zu!“ Der blonde Ritter erzählte ihr alles, was seit Beginn der Kampfhandlungen geschehen war.

„Und von Lelouch fehlt noch immer jede Spur?“

„Ja. Da dich unsere Feinde noch nicht registriert haben, könntest du nach Shin suchen“, bat Kail und Marisa gab ihm ihr OK. Da mischte sich eine dritte Person in das Gespräch.

„Shin geht es gut. Ich habe ihn bereits außer Gefahr gebracht“, erklärte Ed und Kail atmete erleichtert aus.

„WA-?! Argh!“

„ED!!!“, rief Kail und auch Marisa hatte Angst um ihn. „Hat dieser Idiot etwa wieder ohne Knightmare gekämpft?!“

Marisa empfing langsam ein Bild auf ihrem Monitor. Dort sah sie einen schwarzen Knightmare, der an den Armgelenken jeweils links und rechts einen Stachel hatte. Zudem war eine Hand nach hinten geklappt und man konnte Krallen erkennen. Diese Krallen sahen sehr gefährlich aus. Seine rotglühenden Augen machten die Gestalt nur noch unheimlicher. Der rote Kern im Brustbereich flackerte leicht. Auf einmal erklang eine verzerrte Stimme.

„Seid mir gegrüßt, ihr kleinen Maden! Ihr fragt euch sicher, wer ich bin. Nun, ich bin der schwarze Schwan. Und diese, meine Krieger, sind die Black Swan Agenten. Wir dachten uns, wir stellen uns einfach mal vor.“

„Black Swan?“, fragte Suzaku nach. „Was wollt ihr? Was ist euer eigentliches Ziel?! Gehört ihr etwa-!“

„Nein… Wir gehören nicht zu jenem Mann, mit dem ihr schon Bekanntschaft gemacht habt. Aber sagen wir es so, wir sind Komplizen. Eine Hand wäscht die andere. Aber er meinte, ich könnte eure Anzahl etwas verringern.“

„Aber…“, keuchte Kallen entsetzt auf. „Ihr seid miese Schweine, die den Frieden stören!!“, rief sie wütend und griff den schwarzen Knightmare an. Dieser klappte auch die zweite Hand nach hinten, sodass auch hier Krallen hervorkamen, und packte den Guren an seinen Armen. Dann leuchtete der rote Kern auf. Kallens Schwebeeinheit hörte auf zu funktionieren und bevor der Guren lahmgelegt war, konnte sie sich mit einem gezielten Schuss befreien. Aber der Energielevel des roten Knightmares war auf null und sie stürzte ab. Noch ehe einer der anderen reagieren konnte, kam sie auf dem Boden auf. Jeder kontaktierte sie, aber sie antwortete nicht.

„Wer sich mir in den Weg stellt, wird beseitigt!“ ertönte wieder die Stimme aus dem schwarzen Knightmare. „Mein Knightmare, Beast, und ich, sind unschlagbar. Also gebt lieber gleich auf!“

Ein leises Stöhnen war zu hören.

„Was denn? Du lebst noch?“, fragte der Pilot des schwarzen Knightmares und wandte sich zu der Person um. „Du bist wirklich flink, das muss man dir lassen!“

Edward grinste nur verachtend und lehnte sich stützend an die Überreste eines britannischen Knightmares, der wohl gegen einen dieser schwarzen verloren hatte, und hielt sich dabei seinen linken Oberarm, aus dem eine dünne Eisenstange ragte. Der Knightmare vor ihm holte zum Schlag aus und zog dabei sein Schwert.

„Schlaft gut, Edward“, erklang es und die Klinge raste nach unten. Der blonde junge Mann sah dem Schwert ausdruckslos entgegen und versuchte nicht einmal ansatzweise auszuweichen. Da ging Gino mit seinem Tristan dazwischen und wehrte den Hieb ab. Edward sah überrascht aus. Er hatte nicht damit gerechnet, dass jemand den Schwerthieb abwehren würde. Allerdings konnte Ed nicht lange darüber staunen, da Gino ihn anschrie, was ihm einfiel, einfach stehen zu bleiben. Er sollte gefälligst zusehen, dass er zu einem Arzt kam. Mit einem entschuldigenden Lächeln machte sich der ägyptische Ritter auf den Weg.

Gino blieb vorerst bei „Beast“. Etwas weiter weg von ihnen erklang eine Explosion und eine hohe Rauchwolke war zu sehen.

Suzaku hatte soeben schon den zweiten feindlichen Knightmare erledigt, doch den dritten, der gerade auf ihn zu stürmte, bemerkte er zu spät. Der Braunhaarige machte sich bereit für den Angriff, den der Lancelot, so hoffte er, noch heil überstehen würde. Doch der schwarze Agentenknightmare wurde von einem anderen Knightmare Frame Britannias weggeschleudert. Überrascht sah Suzaku den Knightmare an und war noch überraschter, als sich Euphie als dessen Pilotin herausstellte. In dem Moment, in dem sie Suzaku helfen wollte, wurde sie angegriffen.

„Euphie!!“, rief er und bewegte sich mit dem Lancelot auf sie zu. Da sie aber einen Sutherland steuerte, wurde sie dank der Rettungskapsel nicht weiter verletzt. Sie verließ die Kapsel und wollte sich wieder zurückziehen, aber eine in einen schwarzen Mantel gehüllte Person kam direkt auf sie zu und zog ein Schwert. Mit der Schwertspitze deutete die Person auf Euphie und in Suzaku kamen wieder die Bilder hoch, als sie das letzte Mal an einem Kampf teilgenommen hatte. Schnell verließ er den Lancelot und rannte zu ihr. Auch rief er ihr zu, dass sie fliehen sollte, aber sie rührte sich nicht. Die Bilder wiederholten sich immer öfter und die Angst in ihm wuchs stetig.

Der Angreifer hob das Schwert und ließ es nach unten schnellen, direkt auf Euphie. Suzaku wollte es nicht mitansehen. Er war noch zu weit von ihr weg und wollte sie nicht noch einmal sterben sehen. Mit zugekniffenen Augen und seinem Schwert bereits in Händen, rannte er weiter. Dann erklang ein lautes Klirren, welches ihn in seinen Schritten innehalten ließ.
 

„Das ist einfach nur schrecklich…“, hauchte Nunnally, die man wie die anderen Teilnehmer an einen sicheren Ort gebracht hatte.

„Und wir können nur tatenlos zusehen…“, flüsterte Marie Latür.

„Nein“, antwortete Yo und lief in Richtung Ausgang. „Ich kann kämpfen! Und ich werde kämpfen!!“ Nunnally fuhr ihm hinterher und als beide draußen vor der Tür standen, hielt sie ihn an seiner Hand fest.

„Lass mich los…“, sagte er ohne sie anzusehen.

„Nein! Ich will nicht, dass du gehst!“, schrie sie ihn an. „Man hat dir gesagt, dass du bei uns bleiben sollst! Du sollst darauf achten, dass uns nichts passiert!!“

„Bitte, Nunnally, lass mich gehen!“

„Was ist, wenn du gehst und nicht mehr wieder kommst?!“

„Warum willst du einen sterbenden nicht sterben lassen!?“, schrie Yo und drehte sich zu ihr um. Erst da wurde ihm klar, was er eigentlich gesagt hatte. Entsetzt starrte er sie an, sie aber sah ihn noch immer bittend an. Dann riss er sich von ihr los und eilte weiter, doch er wurde wieder aufgehalten. Als er sich erneut zu ihr umdrehte, war er mehr als überrascht.

Nunnally stand auf ihren Beinen.

„Ich wollte euch allen zusammen zeigen, dass ich wieder gesund bin. Aber dann hörte ich das über dich und traute mich nicht…“

„Du… du wusstest es…?“, fragte er leise. Die Überraschung war noch zu groß.

„Ich weiß es…“, gab sie zu. „Und ich weiß auch, dass du wieder gesund wirst!! Also bleib hier!!“ Yo sagte darauf nichts mehr. Er wollte sich erneut losreißen, doch es fehlte ihm die Kraft dazu. Er ließ sich auf die Knie sinken und wusste nicht, was er hätte tun sollen.
 

Eine andere verhüllte Person, die zu den Black Swan gehörte, kontaktierte ihren Anführer über die Geschehnisse.

„Die Zielperson ist auf den Plan getreten!“

Ein hinterlistiges Lächeln stahl sich auf die Lippen des Anführers. „Ich glaube, er wird es bald benutzen können.“ Der Anführer verließ seinen Knightmare Beast und wies seinen Untergebenen an, den Knightmare an einen sicheren Ort zu bringen. Der Untergebene stieg in Beast und flog fort. Der Anführer zog seine Waffe und machte sich auf den Weg.

„Aber damit er es wirklich benutzen kann, müssen die Codes wieder aktiv sein.“

Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg, um ein Spektakel zu sehen, dass er nicht verpassen wollte.
 

Suzaku öffnete seine Augen und war überrascht. Der Schwerthieb gegen Euphie wurde abgewehrt. Und zwar von Marisa! Sie hatte mit ihrem Schwert den Hieb abgelenkt und die ehemals dritte Prinzessin des Reiches gerettet. Mit fest entschlossenem Blick stellte sie sich dem Black Swan entgegen und Suzaku fiel auf, dass er sie noch nie so gesehen hatte. Nie hatte er Marisa als Soldatin gesehen. Diese warf ihm einen Blick zu und er verstand. Schnell eilte er zu Euphie und fragte sie, ob alles in Ordnung sei.

„Ja, dank Marisa geht es mir gut“, sagte sie nickend. Marisa wurde aber von ihrem Gegner gegen ein Fenster, das in der Wand vor der Suzaku und Euphie standen eingebaut war, geschleudert. Da kam der Anführer der Black Swan auf die Gruppe zu.

„Gute Arbeit“, sagte er zu seinem Untergebenen, welcher sich dann zurückzog. Marisa atmete schwer und hielt sich ihre schmerzende linke Seite. Der letzte Schlag des Black Swan Agenten war wohl doch etwas zu stark. Das schien dem Anführer zu gefallen, denn man konnte ein leises Kichern hören. Dann griff er unter seinen Mantel und zog eine Waffe hervor, die er auf Euphie und Suzaku richtete.

„Suzaku Kururugi…“, begann der Anführer mit seiner verstellten Stimme zu sprechen.

„Seit du damals deinen Vater getötet hast, haben sich deine Verbrechen angehäuft. Wir haben lange überlegt, was der Grund dafür sein könnte. Und wir kamen zu einem Entschluss. Es ist deine Existenz an sich.“ Er zielte genauer auf Suzaku und spielte mit seinem Finger am Abzug. Schließlich drückte er ab und Suzaku wurde zusammen mit Euphie aus dem zerstörten Fenster gestoßen.

„Was-!“, dachte er sich und erkannte, wer sie gestoßen hatte. „Marisa! Aber-!“

„Sie braucht dich!“, waren ihre Worte, ehe sie mit schmerzverzogenem Gesicht zusammenbrach. Suzaku hielt Euphie schützend in seinen Armen und drehte sich so, dass er allein auf dem Boden aufschlug. Aber der Sturz wurde von einem Busch abgefangen. Schnell setzte er Euphie ab und wollte wieder zurück ins Gebäude rennen, als er sah, dass sich die Angreifer wieder zurückzogen. Sie flogen mit ihren Knightmares einfach wieder davon, nachdem sie das halbe Nebengebäude zerstört und die Versammlung unterbrochen hatten.

„Suzaku!“, erklang Ginos Stimme aus seinem Headset.

„Gino! Ein Glück!“, antwortete er erleichtert. „Wie ist die Lage?“

„Es gibt viele Verletzte. Die Versammlungsanwesenden sind alle unverletzt. Jedoch haben wir immer noch keinen Kontakt zu Kallen oder Lelouch aufbauen können“, erklärte der Knight of Two.

„Was ist mit Marisa!?“, wollte er wissen.

„ Dr. Monroe behandelt die Verletzten gleich hier vor Ort“, antwortete ihm Gino. Der Braunhaarige atmete erleichtert aus. Da stellte sich Suzaku eine Frage.

„Was wollten sie mit diesem Angriff bezwecken?“

„Das ist eine gute Frage“, mischte sich nun auch Edward in das Gespräch ein. Wozu hatten diese Schwarzgekleideten überhaupt angegriffen? Was für einen Grund hatten sie?

„Was, wenn sie einfach nur die Versammlung stoppen wollten?“, fragte Nunnally und trat näher. Suzaku sah sie überrascht an.

„Das wäre auch eine Möglichkeit…“, überlegte Gino.

Suzaku wollte antworten, konnte aber nicht, da er immer noch zu erstaunt war und mit offenem Mund zu Nunnally starrte.

„Hey!“, rief Gino aus, der sich die Stille von Seiten des Braunhaarigen nicht erklären konnte. Nunnally antwortete ihm.

„Gino, Ed, ich möchte euch alle bitten, euch im Hauptgebäude zu versammeln“, wies die Regentin an. Die blonden Ritter gaben ihr OK und sagten es auch den anderen Knights. Nunnally machte sich mit Suzaku zusammen auf den Weg.
 

„Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir?“, fragte eine weißhaarige junge Frau eine Person, die einen schwarzen Mantel trug. Einzelne schwarze Haarsträhnen wehten sanft im Wind und das Mädchen konnte die unheimliche Stille nicht mehr aushalten. Nachdem diese Person eine Waffe gezogen hatte, rannte sie davon. Doch die schwarzgewandete Person schoss und traf das Mädchen am Rücken. Schweratmend ging die Weißhaarige in die Knie und fiel nach vorn. Sie schlug am Boden auf und rührte sich nicht mehr.

„Was wir wollen? Wir wollen, dass die Codes endlich alle uns gehören!“, erklärte die Person dem leblosen Mädchen. Sie wollte sie wohl hochheben und mitnehmen, doch da kam jemand und sie flüchtete.

„Hey, was ist denn passiert?! Oh Gott, du wurdest angeschossen!“, schrie der Passant und wählte die Nummer eines Krankenhauses.

„Halt durch kleines! Bald ist alles wieder gut!“

Marisa wachte schweißgebadet auf, doch als sie sich aufrichten wollte, durchfuhr sie ein stechender Schmerz an der Schulter. Sie fasste mit einer Hand hin und spürte, dass dort ein Verband angebracht war. Sie erinnerte sich an die letzten Ereignisse, bevor sie ohnmächtig wurde. Dann dachte sie wieder an diesen Traum…

„Was war das?“, fragte sie sich leise. „War das ein Traum? Oder war das eine…“

„Erinnerung?“, fragte jemand, der neben ihr saß.

„Es wird Zeit, dass du dich wieder erinnerst, Marisa“, erklärte Spice. „Schon viel zu lange warst du weg!“

„Wovon redest du?“ Marisa verstand nicht. Was meinte Spice mit diesen Worten?

„Komm mit. Ich erkläre es dir unterwegs“, erklärte er.

„Wohin?“

„Zu den anderen. Nunnally möchte kurz mit allen sprechen. Die Knights of Round und auch euch aus Ägypten.“ Die Weißhaarige nickte und stand auf. Ihr Zustand schien nicht allzu schlecht, als dass sie im Bett hätte bleiben müssen.
 

Eine halbe Stunde später waren sie alle im Hauptgebäude versammelt. Nunnally sah sich um und konnte erleichtert feststellen, dass niemand größere Verletzungen davon getragen hatte. Damit die anderen nicht gleich einen zu großen Schreck erlitten, war sie im Rollstuhl gekommen.

Gino ging auf Ed zu und klopfte ihm zur Begrüßung auf die linke Schulter. Ed revanchierte sich dafür, indem er Gino einen Hieb auf den Kopf verpasste.

„Nunnally, hat man schon etwas von Kallen oder Lelouch gehört?“, fragte Todoh und die junge Königin schüttelte den Kopf.

„Leider habe ich auch noch nichts gehört. Ich hoffe, dass es beiden gut geht…“, antwortete sie.

„Mir geht es gut“, erklang eine ihnen bekannte Stimme und alle Anwesenden drehten sich zu deren Quelle.

„Kallen!!“, riefen alle und waren erleichtert, dass es der Pilotin des Guren gut ging.

„Was war denn los? Warum hast du uns nicht geantwortet?!“

„Das lässt sich ganz einfach erklären“, meinte Lelouch dazu und trat ebenfalls näher. Zusammen mit Lloyd und Cécile.

„Lloyd, wenn Ihr so freundlich wärt“, bat der schwarzhaarige junge Mann und der Wissenschaftler nickte.

„Dieser Knightmare, den sie Beast nannten, hatte ein Programm installiert, das die Kommunikationsverbindung beeinträchtigt. Dieser rote Kern hatte aufgeleuchtet und Kallens Energiezufuhr blockiert und ihr Kom fiel aus. Vor diesem Knightmare sollten wir uns in acht nehmen!“, erklärte er.

„Und wie habt ihr das herausgefunden?“, wollte Ed wissen.

„Nachdem die Kommandozentrale überfallen wurde, sandte Lelouch auch uns eine Datei zu“, gab Cécile zu.

„Darum haben sie ja auch auf die Computer geschossen. Dann nahmen sie einen Sakuraditsprengstoff und warfen ihn hinein. Ich weiß nicht wie, aber ich bin irgendwie rausgekommen“, erklärte Lelouch.

„Was ich seltsam finde, wenn ich das mal so sagen darf…“, begann Cécile zögerlich und wusste nicht, wie sie es erklären sollte. „Also… ist euch nicht auch aufgefallen, dass sie außer dem Nebengebäude nirgendwo angegriffen haben?“

„Aber warum?“, überlegte nun auch Lloyd, der aber auch keine Antwort fand.

„Vielleicht haben sie jemanden gesucht?“

„Aber wen sollten sie denn gesucht haben?!“, meinte Gino, der das nicht glauben konnte.

„Vielleicht ja mich…“, warf Marisa ein und wurde von einigen verständnislos und irritiert angesehen.

„Warum sollten sie dich gesucht haben?“, wollte nun auch Suzaku wissen. Alle warteten auf ihre Antwort, die sie nach kurzem Zögern auch nannte.

„Weil auch ich einen Code in mir trage“, gab sie zu.

„Ich… Ich…ich habe euch alle in Gefahr gebracht!!“, sagte sie schluchzend und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Die anderen verstanden nicht.

„Das wäre auch passiert, wärst du nicht bei uns gewesen!“, wollte Suzaku sie beruhigen.

„Nein, wäre es nicht! Es ist allein meine Schuld!!“, schrie die weißhaarige junge Frau zurück. Reyla wollte zu ihr gehen, hielt sich aber zurück. Zwischen Suzaku und Marisa brach in dieser Zeit ein Streit aus.

„SCHLUSS DAMIT!!!“, ging Lelouch schreiend dazwischen, sodass die zwei Streithähne zusammenzuckten.

„Als Britannia Japan angriff, schwor ich Suzaku, dass ich Britannia vernichte!! Damals hielten sie C.C. gefangen und waren nicht hinter dir her. Nicht du hast mir das Geass oder V.V.s Code gegeben!“ Marisa stand eine Weile stumm und starr dar, dann rannte sie nach draußen und Suzaku wollte ihr nachgehen, wurde aber von Reyla aufgehalten. Sie machte ihm deutlich, dass sie nach ihr sehen wollte.

Als sie nach einer viertel Stunde noch nicht zurück waren, entschloss sich jemand anderes nach ihnen zu sehen.

„Reyla ist nun auch schon eine viertel Stunde weg…“, bemerkte Lelouch. „Ich werde mich mal umschauen…“

Suzaku blieb währenddessen auf einer Bank sitzen und sah betrübt zu Boden.
 

„Marisa! Reyla!! Wo seid ihr zwei?!“, rief der Schwarzhaarige und lief weiter in den Garten hinein. „Komisch…“

Da vernahm er plötzlich ein raschelndes Geräusch und drehte sich sofort um.

„Marisa?“, fragte er nach.

„Die hab ich auch schon! Du kannst auch gern mitkommen!“, hörte er eine Stimme hinter sich. Doch als er sich umdrehen wollte, wurde ihm ein in Chloroform getränktes Tuch auf die Nase gedrückt und ihm wurde alles schwarz vor Augen.

„Das lief ja sogar besser als erwartet“, kicherte die geheimnisvolle Stimme.
 

Etwa weitere zehn Minuten später wurden die anderen langsam immer unruhiger.

„Lelouch fehlt nun auch schon so lange…“, bemerkte Kail und sah besorgt auf die Uhr.

„Ich geh raus!“, entschloss sich Suzaku. „Da stimmt was nicht!“

„Sagt mal…“, setzte Kallen an. „Ist es nur mir so vorgekommen oder habt ihr auch das Gefühl, dass sich Reyla nicht mehr wie Reyla verhält?“

„Wie meinst du das?“, fragte der Knight of Two irritiert nach.

„Naja, seid dieser Fly hier war, benimmt sie sich so komisch…“

„Glaubst du etwa…?!“ Kallen sah nur bedrückt zu Boden und sagte in diesem Moment nichts mehr. Suzaku eilte schnellstens nach draußen und knurrte leicht.

„Reyla! Du bist doch eine loyale Kriegerin, oder?!“

~*War das dein Plan?*~

Die Knights of Round kamen ebenfalls wieder zurück. Auch sie hatten Marisa und Lelouch nicht finden können. Kail, Ed und Shin saßen bei Nunnally und senkten den Blick.

„Sie sind spurlos verschwunden… Es gibt nicht eine einzige Spur von den beiden.“

„Das waren sie…“, flüsterte Kail und die Anwesenden sahen zu ihm.

„Du meinst…“, setzte Todoh an und der Blonde nickte.

„Was wisst Ihr, Todoh-san?“, fragte Nunnally neugierig und der Knight drehte sich zu ihr.

„Vor elf Jahren, bevor Britannia in Japan einfiel, fand ich ein Mädchen verletzt auf der Straße. Sie wurde angeschossen und blutete stark“, erzählte er. „Ich brachte sie in ein Krankenhaus und erkundigte mich, ob das Mädchen vermisst wurde. Aber dem war nicht so. Also ging ich zu ihr und fragte sie, wer sie war und woher sie kam.

Sie meinte, sie erinnere sich nicht mehr an das was war. Nur ihren Namen wusste sie noch. Da brachte ich sie zu einem Freund, der in der Nähe der Kururugis lebte. So konnte ich auch noch auf sie achten und sie freundete sich mit Suzaku, Lelouch und Nunnally an. Auch wenn Suzaku immer gleich einen Streit mit ihr angefangen hatte.

Ein paar Tage bevor Britannia angriff, wurde die kleine Familie überfallen und mein Freund und seine Frau dabei getötet. Marisa war in den Wald gelaufen und als ich am Tag darauf das schreckliche Bild vor Augen hatte, fasste ich einen Entschluss:

Irgendjemand war wohl hinter dem Mädchen her. Damals dachte ich, dass Britannia vielleicht das falsche Haus gewählt hatte und sie dachten, sie hätten die Kururugis überfallen. Daher brachte ich sie fort, nach Ägypten, weil ich glaubte, dass sie dort sicherer wäre. Im Palast war sie das dann ja auch anscheinend. Und kaum ist sie wieder hier, wird sie entführt…“

„Ihr könnt nichts dafür, Todoh-san“, sagte Nunnally und Suzaku nickte.

„Wir werden herausfinden, wer die beiden wohin gebracht haben“, erklärte Gino.

„Vielleicht finden wir dann auch heraus wo Reyla ist“, fügte Ed hinzu. Da klingelte Todohs Handy und als er auf das Display sah, nahm er ab.

„Nagisa, warte kurz. Ich stelle dich auf Lautsprecher.“ Mit einem „Piep“ konnten nun alle Anwesenden hören, was sie zu sagen hatte.

„Ich danke dir. Guten Tag, Euer Hoheit“, grüßte sie durch das Telefon. „Ich habe Neuigkeiten zu berichten.“ Alle horchten gespannt auf. Nagisa und Lisa hatten also tatsächlich etwas herausgefunden.

„Wir hören dir alle zu Nagisa“, erklärte Nunnally und die Frau, am anderen Ende der Leitung, hatte verstanden.

„Wir haben uns näher an diese Organisation gewagt und herausgefunden, dass sie ihr Versteck in der Wüste haben. Auch haben wir in Erfahrung gebracht, wie der Name lautet. Sie nennen sich „Black Swan“.“

„Was…?“, hauchte Suzaku und alle anderen waren ebenso entsetzt diesen Namen zu hören.

„Habt Ihr schon von ihnen gehört, Hoheit?“

Nunnally nickte und erklärte Nagisa die Geschehnisse des Tages.

„Verstehe, sie haben die Versammlung gestört… Wurde jemand verletzt?“

„Von den Vertretern wurde Gott sei Dank niemand verletzt, aber es hat einige Soldaten erwischt. Auch vermissen wir Marisa, Reyla und meinen Bruder“, erklärte die Regentin.

„Sie werden vermisst? Haben sie sie etwa entführt…“ Nagisa überlegte kurz, ehe sie weitersprach.

„Majestät, ich bin mir nicht sicher, aber sie könnten hier sein. Lisa meinte gesehen zu haben, wie diese Leute jemanden in ihr Versteck getragen, oder besser geschleppt haben. Sollen wir hinein?“

„Nein!“, ging Ed dazwischen. „Es ist unser Land, also werden wir da reingehen!“ Kail stimmte ihm nickend zu.

„Aber Lelouch ist auch dabei, also werde ich mitgehen!“, beschloss Suzaku und auch einige andere stimmten dem zu. Shin gab sein OK für die Knights of Round, Ed sollte aber mit Kail hier bleiben. Erst protestierte er, musste aber einsehen, dass er den Befehlen seines Königs Folge leisten musste. Als das geklärt war, stiegen die anderen in ihre Knightmares und flogen los.

Ed, Shin und Kail blieben vorerst bei Nunnally.

Denn diese wollte etwas über die drei Ägypter wissen… Aber es waren nur noch zwei da. Ed sah sich um.

„Wo ist Kail?!“
 

Anderswo in einem dunklen Kerker, der sehr modrig roch und auch feuchte Wände hatte, saß eine Gefangene, die langsam wieder zu sich kam.

„Uhm…“, stöhnte sie und hielt sich den Kopf. „Wo…“

„Auch schon wach?“, fragte sie eine ihr bekannte Stimme.

„Lelouch?!“, fragte Marisa und ging an die Gitterstäbe, die ihre Zellen trennten und starrte angestrengt zu dem anderen Gefangenen. „Wo sind wir?“

„Das wüsste ich ehrlich gesagt auch gern…“, gestand der Schwarzhaarige und ging auf seine Freundin aus Kindertagen zu. „Ich kann mich an wirklich gar nichts mehr erinnern…“

„An gar nichts?“, fragte die Weißhaarige und überlegte. „Ich kann mich nur noch an pechschwarze Haare erinnern…“

Plötzlich hörte man eine Tür zufallen und Schritte, die immer näher kamen.

„Wie ich sehe sind unsere Gäste aufgewacht“, sprach eine Männerstimme kühl und ruhig.

„Was?“ Marisa schrack auf. „Alexander?!“

„Richtig erraten meine Liebe.“

„Aber… warum?“

„Ihr seid also der westliche Falke“, stellte Lelouch fest. Der hochgewachsene Mann nickte.

„Was haben Sie vor? Wieso sind wir hier?!“, wollte der Schwarzhaarige wissen und trat nach vorn an das Gitter, um Alexander ins Gesicht blicken zu können. Dieser hob aber nur die Hände und winkte ab.

„Immer mit der Ruhe und eine Frage nach der anderen, ja? Ich will die Welt neu auferstehen lassen!“ Alexander hatte seinen Plan offenbart. Ungläubigkeit machte sich in den Gesichtern der zwei Gefangenen breit. Warum wollte er dies tun?

„W-wie können Sie so etwas nur tun wollen?!“, traute sich Marisa ihre Frage auszusprechen. „Ich will Euch verstehen, kann es aber nicht. Weshalb auch immer Ihr einen solchen Hass und Zorn empfinden solltet, die ganze Welt dafür… zu ändern… Sie ist doch gerade dabei sich zu ändern!“

„Dieses System ist aber instabil!“, sagte der westliche Falke in einem drohenden Ton, sodass Marisa etwas zurückwich. „Ich dachte eigentlich, dass du es doch am besten verstehen solltest. Wie schnell die Menschen Kriege beginnen um an die Macht zu kommen. Und das nur, um ihre Habgier zu befriedigen!“

Lelouch entglitt ein leichtes Knurren. Er wusste, was er meinte. Doch warum wollte er den neuen Frieden wieder zerstören? Das verstand selbst der schwarzhaarige junge Mann nicht. Alexander entglitt ein Lächeln.

„Aber dass ihr beide euch so leicht habt fangen lassen habe ich mir nie zu träumen gewagt.“ Er trat einen Schritt zur Seite und hob eine Hand. Eine andere, zierlichere Hand griff aus der Dunkelheit nach dieser.

„Naja, aber mit dieser Hilfe…“ Alexanders lächeln wurde breiter und eine Person trat aus den Schatten.

„Wa-!“ Lelouch traute seinen Augen nicht. War das wirklich wahr?

„Aber…“ Auch Marisa konnte es nicht glauben. Sie hatte dieser Person vertraut, dachte sie waren Freunde.

„Re-Reyla?!“
 

„Wenn ich Kail in die Finger kriege, dann gnade ihm Gott!“, sagte Ed drohend in sein Headset.

„So beruhige dich doch Ed…“, versuchte sein Freund ihn zu beruhigen.

„Oh nein!! Er hat seine Befehle missachtet! Da ist es mir egal, wer er ist oder was er war!!“ Am anderen Ende der Leitung war nur ein Seufzen zu vernehmen.

Edward war stinksauer. Auch wenn Kail einer seiner besten Freunde war, dass konnte er ihm nicht durchgehen lassen.

„Aber Ed…“, versuchte es der andere erneut, doch der blonde Ritter ging ihm dazwischen.

„Nein, verdammt! Wie kann er es wagen, einfach ohne uns abzuhauen!?“

Stille. Eds Freund hatte es aufgegeben, ihn zu beruhigen.
 

„Warum verdammt ist es nur so warm?“, fragte Gino mit heraushängender Zunge, die wohl zeigen sollte, dass er durstig war.

„Warum bist du so ein Waschlappen?“, war die Gegenfrage von Kallen.

„Ich bin kein Waschlappen!“, meckerte der Blonde dagegen. „Wo bleibt eigentlich unser Reiseleiter, der uns durch die Wüste führt?“

„Der ist hier, du Waschlappen“, erklang eine Stimme hinter Gino, sodass dieser erschrocken zusammenzuckte.

„Lisa!!!“, schrie er entsetzt, als er sah, wer da hinter ihm gestanden hatte. „Was willst du denn hier?!“

„Ich will euch herzlichst Willkommen heißen. Wonach sieht es denn aus, du Trottel!?“, stellte sie ebenfalls eine Frage.

„Wirst du uns durch die Wüste leiten, Lisa?“, wollte Kallen neugierig wissen und die junge Frau nickte bestätigend. Gino aber war nicht sehr erfreut darüber. Doch da er nichts dagegen einwenden konnte und Lisa in diesem Moment die Einzige war, die sie an ihr Ziel bringen konnte, folgte er ihr schweigend. Die anderen hatte jedoch sogleich die Neugierde gepackt und sie wollten wissen, warum sich die beiden Geschwister so furchtbar gern hatten.

„Wisst ihr“, begann Lisa zu erzählen, „Ich bin die Ältere von uns beiden. Es sind zwar nur zwei Jahre, aber ich bin trotzdem die Ältere. Und dennoch wurde ich an unseren Onkel abgegeben. Ich weiß ja, dass Gino nichts dafür kann, aber er durfte bei Mutter und Vater bleiben, während ich mich in eine neue Familie einfügen musste.“

„Hast du deine Schwester denn nicht kennengelernt?“, wollte Jeremiah von Gino wissen, die etwas abseits über dasselbe sprachen.

„Doch natürlich“, antwortete der Blonde. „Ich mochte sie sehr und wir waren auch immer eine sehr glückliche Familie. Aber eines Tages kam Vater nach Hause und teilte uns mit, dass unsere Cousine verstorben sei. Vater hatte seinem Bruder natürlich gleich versprochen ihm zu helfen.“

„Und diese Hilfe sah dann so aus, dass deine Schwester…“, fragte der Knight of Ten nach.

„Genau“, erzählte Lisa weiter. „Vater erklärte mir, dass es für die Familie sei und dass ich damit die Firma meines Onkels retten würde. Deshalb wurde ich von Onkel adoptiert.“

„Hat deine Familie denn nie Kontakt zu dir aufgenommen?“, fragte diesmal Anya.

„Ich habe ihr Briefe geschrieben“, antwortete der blonde junge Mann.

„Aber diese sind niemals angekommen“ , erklärte Lisa. „Sie sind wohl unterwegs „verloren“ gegangen.“

„Und wie kam sie jetzt nach Ägypten?“, wollte der ältere wissen.

„Nachdem ich die Firma meines Onkels überschrieben bekommen hatte, habe ich sofort einen Stellvertreter eingestellt, der mich über alles informiert. Auch können mich die Mitarbeiter jederzeit erreichen, wenn sie Fragen haben. Aber es sind alles eingearbeitete Mitarbeiter, die schon Jahre für die Firma arbeiten. Wenn sie also Fragen haben, dann ist es etwas Ernstes.“

„Ist es schon mal vorgekommen, dass einer deiner Mitarbeiter angerufen hat?“ , fragte wieder Kallen und just in diesem Moment klingelte Lisas Handy.

„Ja?“, sprach sie in das kleine Gerät. „Nein, dann müsst ihr den blauen Knopf zum anheben und den gelben Hebel zum Verlegen nehmen. Zum abladen dann einfach wieder den blauen Knopf betätigen.“ Kallen und Anya staunten nicht schlecht. Lisa sah die Bedienungskonsole nicht einmal und wusste dennoch was getan werden musste.

„Dann ist ja alles klar. Ja, wenn ihr weitere Fragen habt, meldet euch wieder.“[/i Damit war das Gespräch beendet.

Gino hatte das Gespräch auch mitbekommen und war sehr beeindruckt von seiner Schwester.

„Gib es zu, du magst sie doch!“, neckte ihn Jeremiah.

„Na und?!“, fauchte ihn Gino an. „Sie ist schließlich meine Schwester!“

„Du hast mir aber immer noch nicht gesagt, wie sie nach Ägypten kam.“

„Nun, wie gesagt, ich habe mir einen Stellvertreter gesucht. Dann habe ich mich entschieden, mal etwas anderes zu machen. Mit Sechzehn wurde ich in der Firma unterwiesen und jetzt hatte ich es satt. Ich ging nach Ägypten, traf dort Fräulein Nagisa und bat ihr meine Hilfe an. Da ich für meinen Onkel schon des Öfteren in anderen Firmen spioniert hatte, war das hier für mich kein Problem.“

„Wow, ich bin beeindruckt“, gab Kallen zu und blickte beeindruckt nach hinten zu Gino. Da fiel ihr auf, dass sie eigentlich nichts von Ginos Vergangenheit wusste. Was wusste sie eigentlich von ihm? Sie wusste, dass er ein Adliger war, dass er der Knight of Three der Knights of Round von König Charles war. Doch was wusste sie noch?

Nichts…

Gino bemerkte Kallens Blick und sah zu ihr, lächelte sie freundlich an. Doch die Rothaarige wandte sich sofort wieder von ihm ab, was ihn etwas traurig stimmte. Bedrückt sah er zu Boden, verletzt und enttäuscht.

Kallen konnte Ginos traurigen Blick auf sich spüren. Es schmerzte sie, doch wollte sie nicht nach hinten blicken.

„Gino hatte es sicher nicht leichter als ich“, merkte Lisa an und Kallen blickte sie irritiert an.

„Ich weiß zwar nicht, was er lernen musste, aber ich bin mir sicher dass er deshalb in den Dienst der britannischen Armee gegangen ist.“

„Vielleicht wurde es ihm einfach zu viel? Als ich damals eine Gefangene Britannias war, kam mich Gino besuchen. Auch war Luciano Bradley anwesend, der gleich eine Bemerkung wegen seiner Herkunft abgab. Gino reagierte sehr genervt darauf“, erklärte die Rothaarige.

„Ich habe ihn so nicht richtig verstanden, traue mich aber auch nicht ihn zu fragen…“

„Ich glaube ja, dass er es dir irgendwann selbst anvertrauen wird“, meinte Lisa und sah sie ermutigend an. „Denn so wie es aussieht, vertraut er dir am meisten.“ Kallen wurde etwas rot. Wieso sagte sie jetzt so etwas? Und vor allem, warum war es ihr so unangenehm?

Lisa richtete ihren Blick nach vorn und bemerkte eine hohe Felswand.

„Da vorne ist es!“, wies sie alle an. „Von hier aus solltet ihr allein weitergehen.“

„Und du bist dir sicher, dass Lelouch, Marisa und Reyla dort sind?“, fragte Suzaku noch einmal nach.

„Ja. Zumindest habe ich gesehen, wie sie zwei Personen rein trugen und eine Frau mit schwarzen Haaren, die ihnen folgte“, sagte sie bestätigend.

„Dann lasst uns mal losgehen!“, bestimmte C.C. und ging voraus. Die anderen folgten ihr und Lisa blieb allein zurück.
 

An der Felswand angekommen, bemerkten sie, dass es mitten in der Wüste einen riesigen Bau gab. Warum war dieser noch nicht aufgefallen? Als Erklärung könnte man sagen, dass sie eine Schutzvorrichtung hatten, die sie vor fremden Radaren abschirmte.

„Das sind die Black Swan?“, fragte Suzaku ungläubig.

„Ja, sie müssen es sein“, nickte die Grünhaarige. „Hier spüre ich Lelouch am stärksten.“

„Worauf warten wir dann noch?“, meinte Kallen bestärkt. „Wir müssen da rein und sie raus holen!“

Gino hielt sie aber ein bisschen zurück. „Wir sollten aber vorsichtig sein! Immerhin haben wir die anderen aus gutem Grund zurückgelassen.“

„Stimmt“, antwortete Suzaku. „Es ist gut, dass Lisa uns her geführt hat, aber du hättest sie auch gefunden, oder C.C.?“

„Ja, aber mit ihr war es sicherer.“

„Da hat sie recht“, sagte ein blonder junger Mann mit türkisgrünen Augen.

„Verdammt noch mal, Kail was willst du denn hier?!“, brüllte Gino, doch Kallen hielt ihm sofort den Mund zu.

„Marisa da raus holen, so, wie es mir mein König befohlen hat!“

„Aber warst du denn nicht selbst einmal ein König?“, fragte die grünhaarige Frau und Kail sah sie überrascht an.

„Du weißt wohl alles?“, sagte er traurig lächelnd.

„Was bindet dich also so sehr an diesen Kerl?“, fügte sie noch an. Kail antwortete etwas genervt, er wollte eigentlich nicht darüber reden.

„Es gibt einen ganz einfachen Grund:

Weil er mich bei sich aufgenommen hat! Er…“

„Das ist doch jetzt egal!“, unterbrach ihn Kallen. „Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt!“

„Also, gehen wir rein!“, führte Gino an und alle stimmten zu. Als sie in das riesige Gebäude stürmten, das wohl erst so etwas wie die Vorhalle war, hörten sie eine Stimme durch die Lautsprecher.

„Ihr seid also gekommen…“

„Wa-!“, stockten sie. „Diese Stimme… Diese Stimme klingt fast wie…“

„An alle Mitglieder der Black Swan!“, erklang die Stimme erneut. „Kümmert euch um diese Eindringlinge!“ Sie machte eine kurze Pause und ein schweres seufzen war zu hören. „Lasst keinen am Leben!!“

Eine große Menge an Soldaten kam auf die kleine Gruppe zu und griff sie an. Sofort zogen alle ihre Schwerter, die sie mitgenommen hatten und stellten sich in Kampfposition. Doch Kail wollte nicht, dass sie sich hier aufhalten ließen.

„Geht weiter!“, wies er sie an. „Ich kümmere mich um diese Typen hier!!“ Und schon wehrte er den ersten Schlag ab. Doch kam schon der nächste aus einem Winkel, den Kail nicht mehr hätte parieren können. Da kam ihm jemand zu Hilfe.

„Du wirst mir hier nicht draufgehen!!“, brüllte ihn Ed an, als er den Schlag abgewehrt hatte. Zuerst noch völlig überrascht starrte er den anderen Blonden mit offenem Mund an. Dann schaffte er es zu nicken.

„Geht schon!“, hörten die anderen eine dritte Stimme. „Wir kümmern uns um diese Kerle!“

„Selbst seine Majestät ist hier?!“ Kail konnte es nicht glauben. Sich den Kopf darüber zerbrechen konnte er allerdings auch nicht, da er sich auf den Kampf konzentrieren wollte. Gino und die anderen machten sich auf den Weg weiter ins Innere des Gebäudes.

Alles was man von den drei zurückgebliebenen noch hörte, war das Klirren ihrer Schwerter.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Kail die beiden anderen, nachdem sie nun Rücken an Rücken standen.

„Wir sollten versuchen sie nach draußen zu locken!“, erklärte Ed. „Draußen haben wir mehr Bewegungsfreiheit.“

„Unsere Feinde aber auch“, erwiderte Shin.

„Das müssen wir in Kauf nehmen. Draußen haben wir eine bessere Sicht als hier drinnen!“ Die beiden anderen nickten und sie machten sich auf den Weg nach draußen. Dort angekommen stellten sie sich bereit und warteten darauf, dass die Black Swan Agenten ebenfalls nach draußen kamen.

Und sie kamen!!
 

Gino, Suzaku, Kallen, Jeremiah, Anya und C.C. sind währenddessen weiter ins Innere vorgedrungen.

„Gar nicht schlecht!“, war wieder aus den Lautsprechern zu Hören. „Haltet sie auf!!“ Kaum war dieser Befehl ausgesprochen, kamen noch mehr Agenten, die die kleine Gruppe angriffen.

„Dann bleibe wohl diesmal ich zurück und halte die Typen hier in Schach!“, sagte Gino und zog kampfbereit sein Schwert.

„Ich werde dir helfen“, sagte Anya und stellte sich entschlossen neben den blonden jungen Mann. Gino lächelte und sah wieder zu den Agenten. Da gesellte sich auch Jeremiah zu den beiden.

„Ich werde ebenfalls hier bleiben und euch unterstützen“, entschied der Knight of Ten und Anya freute sich über seine Hilfe. Auch Gino schien sich zu freuen.

„Drei der Knights of Round, ich bin begeistert“, kam es aus den Lautsprechern. „Meine treuen Agenten, wenn ihr es schafft, diese Drei zu bezwingen, dann werdet ihr eine Belohnung erhalten, die ihr euch nie zu träumen gewagt habt!“

„Also dann!“, sagte Jeremiah und machte sich bereit. Auch Suzaku, Kallen und C.C. und machten sich wieder auf den Weg.

„Wir sehen uns wieder!“, rief Kallen und die drei Knights nickten.

„Wir warten dann draußen auf euch!“, konnten die drei anderen Gino nachrufen hören. Dann wandte auch er sich wieder den Feinden zu.
 

In einem abgelegenen Raum stellte der Anführer der Black Swan das Mikrofon zur Seite, durch das er eben noch gesprochen hatte.

„Was habt Ihr nun vor, Madam?“, fragte einer der Untergebenen.

„Ich werde mich auf den Weg machen, um einen dieser kleinen Kröten zu eliminieren“, sagte sie freudig und ihren Angestellten lief es eiskalt den Rücken hinunter.

Mit einem schwarzen Mantel angekleidet, die Kapuze jedoch herunter, machte sich der Anführer auf den Weg zu einer Gabelung, an der die Eindringlinge vorbei kommen mussten.

Und tatsächlich. Als sie fünf Minuten gewartet hatte, kamen die drei Personen.

„Willkommen“, sagte sie höflich und verneigte sich lächelnd. In ihren Augen sah man aber nichts als Kälte.

„Das kann nicht sein!“, stieß Kallen entsetzt aus.

„Warum?“, wollte C.C. ohne weitere Umwege wissen, doch die angesprochene Person schwieg.

„Warum!?“, schrie auch Suzaku. „Warum hast du das getan, Reyla?!“

Die Schwarzhaarige sah die Drei weiterhin kühl an, antwortete ihnen aber.

„Warum? Weil ich einen Wunsch habe… Einen Wunsch, den nur er mir erfüllen kann.“

„Und deshalb schließt du dich dieser Organisation an?!“

„Mich ihr anschließen? Oh nein!“, korrigierte Reyla Suzakus Frage. Sie neigte sich etwas näher, so als ob sie ihnen etwas anvertrauen wollte.

„Ich bin ihr Anführer!“, sagte sie in einem flüsternden Ton und Suzaku, sowie Kallen und C.C. glaubten sich verhört zu haben. Reyla aber erfreute sich an den ungläubigen Gesichtern ihrer „Freunde“ und konnte es sich nicht verkneifen zu lachen. Suzaku wollte sich auf sie stürzen, wurde aber aufgehalten. Reyla zog eine Waffe, welche ihre Kettensichel war und richtete sie auf Suzaku.

„Ihr zwei könnt meinetwegen gehen, aber du bleibst hier!“

„Das hättest du wohl gern!“, wandte Kallen ein, doch Suzaku hob seine Hand zum Zeichen, dass sie mit C.C. vorgehen sollte.

„Wir treffen uns draußen“, sagte der Braunhaarige zu der Rothaarigen und rannte auf Reyla zu. Er zog sein Schwert und setzte zum Schlag an, da zog C.C. Kallen mit.

„Wir können ihn nicht allein lassen!“, rebellierte die rothaarige junge Frau, aber die Grünhaarige ignorierte sie und zog sie weiter mit.

Reyla lächelte nur und drückte Suzaku von sich. Dann schleuderte sie ihre Sichel auf ihn zu, aber er wich aus. Allerdings wollte die Schwarzhaarige genau dies bezwecken, damit sie ihre Kette um ihn werfen konnte. Als Suzaku dies bemerkte, war es aber schon zu spät. Er war in Reylas Falle und sie zog ihn zu sich.

„Schade, ich dachte du wärst besser geworden…“, hauchte Reyla an sein Ohr, während sie mit dem Sichelrücken an Suzakus Hals entlangfuhr.

„Glaub mir, ich bin besser geworden!“, antwortete er und versuchte so gut es ging, mit seinem Bein auszuschlagen. Und er schaffte es! Reyla verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Und er gleich mit. Dafür lockerte sich die Kette und er konnte sich befreien. Somit standen sie sich wieder gegenüber.

Der Kampf konnte weitergehen!

~*Freund oder Feind?! Deine letzte Chance!*~

Kapitel 26 - Freund oder Feind?! Deine letzte Chance!
 

*Ein kleiner Junge, der auf der Straße lebte, irrte ziellos und hungrig umher. Als er einen Stand mit Früchten erblickte, konnte er nicht anders als sich an diesen Stand zu schleichen und eine der Früchte zu nehmen.

„Na Junge“, hörte er eine freundliche Stimme hinter sich. „Diese Papaya sieht lecker aus, nicht wahr?“ Der rothaarige Junge nickte ängstlich und sah zu dem Erwachsenen auf.

„Wenn du sie haben möchtest, dann musst du sie aber auch bezahlen.“ Der Junge sah traurig zu Boden und schloss die Augen, dann rannte er davon. Der Verkäufer schrie ihm nach und nahm die Verfolgung auf.

Der Junge bog in die verschiedensten Gassen ein, um den Verfolger abzuhängen, aber er wurde ihn nicht los. Im Gegenteil: Er holte auf!

Nach etlichen Abbiegungen befanden sich die Beiden wieder auf der Hauptstraße. Der kleine Rothaarige blickte nach hinten, um zu sehen wie weit der Verkäufer noch zurücklag. Er hatte Glück. Die Ausdauer des Mannes schien nachzulassen.

Doch übersah der Junge eine kleine Gruppe, auf die er zulief…

Und rannte sie um!

„Haltet den Bengel fest!“, rief der Verkäufer und kam der Gruppe näher.

Die Gruppe bestand aus vier Erwachsenen und einem Jungen, der wohl das gleiche Alter wie der Rothaarige hatte. Eben dieser Rothaarige wollte gerade wieder flüchten, wurde aber von einem der vier Erwachsenen festgehalten.

„Du mieser kleiner Straßenköter! Ich werde dir schon noch einprügeln, dass man mich nicht bestiehlt!“, drohte der Verkäufer und packte den rothaarigen Jungen am Genick.

„Nein!“, schrie er und zappelte wild. „Lasst mich los! Ihr habt Eure Frucht doch wieder!!“

Der Junge, der in Begleitung der vier Erwachsenen war, hörte dies.

„Es ging Euch nur um eine Frucht?“, fragte er und der ältere Mann drehte sich zu ihm um.

„Nicht irgendeine“, sprach der große Mann betont. „Es ging hier um MEINE Frucht!“

„Dann sagt mir, wie viel Ihr dafür verlangt!“

„Aber…“, wollte sich einer der Begleiter einmischen, doch der Junge machte nur eine Handbewegung und er hielt sich raus.

„Also!“, sprach der Junge, der einen dunklen Umhang trug, wieder und sah den Verkäufer ernst an. „Wie viel kostet diese Papaya?!“

Der Verkäufer grinste dem Jungen siegessicher ins Gesicht und sprach:

„Fünf Silbermünzen!“ Da er dachte, er hätte gewonnen, wollte er sich erneut dem Gehen zuwenden, da wurde er erneut aufgehalten. Einer der vier Begleiter, der einen blauen Mantel trug, hatte ihn gestoppt und hielt ihm ein kleines Beutelchen hin.

„Hier habt Ihr zehn Silbermünzen! Lasst den Jungen los und verschwindet!!“

Als wäre er ein Hund, horchte der Mann aufs Wort und ging. Den Jungen ließ er zu Boden fallen und schenkte ihm keinerlei Beachtung mehr. Für ihn galten nur noch die Silbermünzen…

„Und du, Junge“, wandte sich der blau gewandete an den Rothaarigen, „du solltest auch nach Hause gehen.“

„NEIN!“, schrie der Junge seinen Begleiter an und hielt den anderen fest an seinem Arm.

„Er kommt mit uns! Er wird mein persönlicher Diener!!“

„Das könnt Ihr ni-“ Der blaugekleidete Mann konnte nicht einmal aussprechen, da sich sein Schützling mit seinem neuen „Freund“ aus dem Staub machte. Ein schwerer und langer Seufzer entglitt dem jungen Mann.

„Keine Panik“, ermutigte ihn sein grüngekleideter Kollege und klopfte ihm auf die Schulter. „Du gewöhnst dich daran.“

„Alles was du machen musst, ist ihm einfach zu erklären, dass er solche Entscheidungen nicht allein fällen kann“, erklärte die Kollegin in Rot und der junge Mann folgte den Ausreißern.
 

Atemlos standen sich die zwei Jungen in einer Seitenstraße gegenüber und sahen sich tief in die Augen.

„Warum hast du das gemacht?“, wollte der Rothaarige wissen. „Warum soll ich…?“

„Weil es so einsam ist…“, erklärte der andere. „Nie hat jemand Zeit um etwas mit mir zu machen. Es ist wirklich selten, dass ich in die Stadt darf. Und dann auch nur in Begleitung von diesen Dackeln…“

„Aber warum denn?“

„Weil ich… Weil ich…“, setzte der Junge mit dem Umhang an, wurde aber unterbrochen.

„Wenn das nicht mein Glückstag ist!“, erklang eine unheimliche Stimme aus den Schatten.

„So wie du aussiehst, bringst du mir eine Menge Geld!“ Ein großer Mann trat hervor. Dieser Mann hatte kurzes schwarzes Haar, das in alle Richtungen abstand. Sein dicker, nackter Bauch hing weit über den Gürtel seiner Hose, die sehr alt aussah. Sie hatte viele Löcher und die Beine waren abgerissen. Über seinem linken Auge verlief eine Narbe, die über seine Wange bis hin zu seinem Mund reichte. Er wollte den Jungen wohl als Geisel nehmen und mit ihm Geld erpressen. Der Junge wich ein paar Schritte zurück, doch soweit er auch zurückwich, kam der Mann näher. Da stellte sich der rothaarige Junge vor seinen neuen Freund.

„Ich… ich…“, stotterte er und kniff ängstlich die Augen zusammen.

„Was willst du Knirps?!“, fragte der Ältere barsch.

„Ich werde nicht zulassen, dass Ihr meinem Herren Leid zufügt!!“, sagte er mit ernstem Ausdruck in den Augen.

„So so, deinem Herren? Dann werde ich dich eben zuerst aus dem Weg räumen!“ Der Mann zückte ein Messer und schlug zu. Die beiden Jungen kniffen die Augen fest zusammen.

Doch statt des erwarteten Schmerzes, wurden sie zur Seite gestoßen und hörten das Klirren zweier Klingen.

„Shanti!!“, freute sich der Junge mit dem Umhang und der blaugewandete Mann nickte ihm zu.

„Junger Herr, bitte geht zurück!“ Der junge Herr hörte und ging mit seinem Freund zurück auf die Hauptstraße, wo bereits die anderen Drei warteten.

„Laki! Veere! Idan!“

„Junger Herr, bitte lauft nicht mehr einfach weg“, bat ihn die rotgekleidete Laki.

„Du warst wirklich tapfer“, klopfte Idan, der den grünen Mantel trug, dem Rothaarigen auf die Schulter.

„Ihr… Ihr habt das gesehen?“, fragte er daraufhin irritiert.

„Wir haben euch zwei gesucht“, erklärte Veere. Sein dunkelblauer Umhang wehte sanft im Wind.

„Argh!“, konnte man einen schmerzlichen Schrei wahrnehmen.

„Shanti!!“ Laki konnte ihren jungen Herren gerade noch aufhalten, da er sonst zurück in die Gasse gelaufen wäre. Man erkannte nichts, doch man hörte ein Poltern und Rumpeln. Dann war es still, jedoch konnte man noch ein abgewürgtes stöhnendes Keuchen hören.

Shanti kam wieder aus der Gasse heraus. Seine Augen geschlossen, der Ausdruck seines Gesichtes traurig und dem Boden zugewandt. Seine dunkelblonden Haare hingen ihm über das rechte Auge und verdeckten es. Das Blut, das darunter hervor lief, konnten sie aber nicht verstecken.

„Shanti!“, rief der junge Herr und lief auf den jungen Mann zu. „Du bist verletzt!“

„Verzeiht mir“, bat Shanti und ging auf die Knie. „Ich war unachtsam und er wäre fast zu Euch gelangt. Ich musste ihn leider…“ Der Gesichtsausdruck seines jungen Herren wurde etwas ängstlich, wandelte sich aber schnell wieder zum ernsten.

„Möge er in Frieden ruhen“, sagte der Junge leise und Shanti erhob sich wieder.

„Wir sollten nun wieder zurück gehen“, schlug Veere vor und die Gruppe machte sich auf den Weg. Da wandte sich der ältere Mann mit den nachtblauen Haaren zu dem rothaarigen Jungen um.

„Na komm schon!“, winkte er ihn mit und der Junge sah ihn verwirrt an. Doch dann fiel ihm wieder ein, was er vor wenigen Minuten noch gesagt hatte.

„Ich werde nicht zulassen, dass Ihr meinem Herren Leid zufügt!!“

Er war nun also sein Diener…

Nein… Er sollte viel mehr für ihn sein. Ein Freund, den er um Rat und Hilfe bitten konnte.

„Da fällt mir ein… Junger Herr, wie lautet Euer Name?“

„Nenn mich einfach Shin“, strahlte er ihn fröhlich an. „Und wie ist dein Name?“

„Ich habe… keinen Namen…“, hauchte der Rothaarige leise und blickte zu Boden.

„Dann werde ich dir einen geben!“, bestimmte Shin und dachte nach. Sein neuer Freund wollte gerade etwas einwenden, war er doch nur sein Diener geworden. Aber da hatte er schon einen Namen gefunden.

„Orua!!“, sagte er befehlerisch und der andere Junge blieb stehen. „Ab heute heißt du Orua!“

„Orua…“, flüsterte er leise nach. „Ich heiße… Orua…“
 

Nach vierzehn Jahren war Orua noch immer an der Seite seines Herren, seines Freundes. Er war auch einer der wenigen, die das Gesicht seines Freundes zu sehen bekamen. Darauf war er immer sehr stolz…
 

Und ich bin es bis heute noch.

Darauf, dass ich meinen König meinen Freund nennen darf.*
 

„Ed!! Shin!!“, rief Kail nach seinen Freunden, da sie während des Kampfes getrennt wurden.

„Ich bin hier!“, antwortete Ed etwas entfernt.

„Ich bin auch noch hier!“, hörte er auch Shins Antwort und atmete erleichtert aus. Dann konzentrierte er sich wieder auf seinen Gegner. So viele sie auch schon besiegt hatten, es kamen immer mehr. Doch sie wollten durchhalten. Sie hatten es den anderen versprochen! Dass sie sich alle draußen wiedersahen.
 

„Warum tust du das Reyla?“

„Warum? Stell mir eine andere Frage“, bekam Suzaku als Antwort. Er wollte nicht wirklich gegen Reyla kämpfen, war sie doch… ja, eine Freundin.

„Ich verstehe es nicht! Erklär es mir!“, bat der Braunhaarige und sein Gegenüber lächelte.

„Damit man mir meinen Wunsch erfüllt“, offenbarte sie und Suzaku sah sie verwirrt an. Reyla konnte sich denken, welche Frage wohl als nächstes gekommen wäre, also antwortete sie gleich darauf.

„Mein Wunsch… Ich wünsche mir nichts sehnlicher als zu sterben!“

Suzaku war entsetzt. Warum sollte das ihr sehnlichster Wunsch sein? Vor allem, wer sollte ihr diesen Wunsch erfüllen, wenn sie doch die Anführerin der Black Swan war?

„Was ist dein sehnlichster Wunsch, mein lieber Suzaku?“

„Ich will mit all meinen Freunden zusammen sein“, antwortete er und Reyla sah ihn überrascht an. „Mit meinen Freunden, dir, Marisa, dem König dieses Landes, euch allen! Denn ihr alle seid doch auch meine Freunde…“

„Ist das wirklich dein größter und sehnsüchtigster Wunsch?“, hakte die schwarzhaarige Frau nach und Suzaku sah zu Boden.

„Ich will Marisa nicht verlieren! Marisa ist mir wichtiger als mein eigenes Leben!“ Diese Antwort schien Reyla besser zu gefallen, denn sie stellte sich wieder kampfbereit in Position. Auch wenn sie wieder diesen gleichgültigen Ausdruck zeigte, konnte man doch Freude in ihren Augen sehen.

„Wenn du Marisa retten willst, musst du mich wohl oder übel aus dem Weg räumen!“

Suzaku machte sich ebenfalls bereit. „Es gibt immer eine Lösung, bei der niemand sterben muss.“

„Wer hat das gesagt? Dein Vater?“, fragte sie und spannte ihre Ketten.

„Nein“, antwortete Suzaku selbstbewusst und hob seine Klinge vor sein Gesicht. Reyla kannte dieses Schwert. Sie hatte es zu einer bestimmten Zeit, zu einer bestimmten Tat schon einmal gesehen. Das Schwert, mit welchem zuerst der Imperator in die Schlacht zog und mit dem er bei seiner Siegesfeier getötet wurde. So war es zumindest für die, deren Gedächtnis nicht verändert wurde. Suzaku hielt dieses Schwert fest in seinen Händen.

„Ob du es glaubst oder nicht, aber das hat mich ein Freund gelehrt. Ein Freund, der vor einem Jahr noch nicht einmal davor zurückgeschreckt ist und seinen Vater und seine Mutter ausgelöscht hat.“

„Ich verstehe.“

Reyla drehte sich einmal schwungvoll und schleuderte ihre Sichel gegen Suzaku. Dieser konnte noch ausweichen und als sich die Kette wieder um eines seiner Beine schlang, wehrte er sie mit einem Schwerthieb ab. Dann stieß er sich an der Wand ab und sprang auf Reyla zu, welche elegant auswich. Suzaku aber fing sich am Boden ab und zog Reyla mit einem schnellen Tritt die Füße weg und sie stürzte. Aber die Schwarzhaarige war nicht dumm und tat es ihm gleich. Sie machte eine Rolle rückwärts und stand wieder, sah auf ihn herab.

„Sagtest du nicht, dass du besser geworden bist?“ Schwungvoll schlug sie dem Braunhaarigen ihren Stab, der durch die Kette mit ihrer Sichel verbunden war, in den Magen und schleuderte ihn gegen die nächstbeste Wand. Schmerzvoll keuchte Suzaku nach dem Aufprall auf dem Boden auf und versuchte sich wieder aufzurichten. Ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht.

„Sagtest du nicht, dass du Marisa beschützen würdest?“ Reyla stoppte. Sie sah ihn entsetzt an. Musste er sie ausgerechnet jetzt daran erinnern?

„Das habe ich nur so gesagt! Es war nichts weiter als eine Lüge!!!“, schrie sie ihm entgegen. „Eine Lüge, damit ich meinem Ziel, meinem Tod näher komme!“

„Dann mach aus deiner Lüge die Wahrheit!!“, schrie Suzaku und sie starrte ihn verwirrt an.

„Das habe ich damals auch schon zu Lelouch gesagt“, gestand er.

„Er konnte sich auch ändern!! Warum sollst du es nicht auch können?“

„Weil ich eine Mission zu erledigen habe!“, schrie sie ihm entgegen und schleuderte ihm wieder ihre Waffe entgegen. Die Kette wickelte sich fest um ihn und Suzaku konnte sich nicht mehr bewegen. Doch er hatte sich etwas in den Kopf gesetzt. Er würde nicht mit ihr kämpfen! Reyla trat näher, schlug ihn, sodass er umfiel und begann ihn zu treten.

„Was weißt du schon?!“, hauchte sie leise und trat weiter.

„Was weißt du schon?! WAS WEIßT DU SCHON!!?“, wurde sie immer lauter und ihre Tritte stärker.

„Du weißt gar nichts! Ich habe alles verloren! Meine Familie, meine Freiheit, mein Leben, meine… meine…“ Plötzlich bemerkte Reyla wie feucht ihre Wangen waren.

„Warum… warum weine ich…?“, fragte sie mit heißer Stimme und tastete ihr Gesicht ab. Suzaku konnte sich mittlerweile aus der Kette befreien und stand unter Schmerzen auf.

„Weil tief in dir drin jemand ist, der weiß, dass du das nicht tun willst“, erklärte ihr der Braunhaarige.

„Du hast nicht alles verloren, Reyla. Du hast uns, deine Freunde!“ Suzaku nahm sie in den Arm, um ihr zu zeigen, dass er die Wahrheit sprach. Doch diese Geste ließ sie zusammenklappen. Zusammen gingen sie auf die Knie und Reyla krallte sich in Suzakus Mantel und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Dann ließ sie alles raus… Alles, was sich in all den Jahren angestaut hatte.
 

„Wie schade für dich, Reyla“, lächelte Alexander.

„Da Suzaku es nicht geschafft hat, werde wohl ich es übernehmen müssen. Aber nicht jetzt, nicht heute…“ Zufrieden blickte er über seine Schulter nach hinten, wo eine junge Frau, die schneeweißes Haar trug, ruhig schlief. „Miss Fleur, was sprechen die Nachrichten?“

„Alles läuft genau nach Plan“, erklärte sie. „Operation Alpha war ein voller Erfolg. Die ganze Welt glaubt nun, dass es zu einem weiteren Krieg kommen könnte. Auch haben unsere Agenten in den Versammlungen dafür gesorgt, Angst zu sähen.

Operation Beta verlief dank Reyla Firewall, nein, Reyla Blackswan ebenfalls wie am Schnürchen.

Operation Gamma steht somit nichts mehr im Weg.“

„Sehr gut!“, freute sich Alexander und öffnete eine Klappe, unter der ein Knopf war.

„Dann brauche ich dieses Gebäude nicht mehr!“ Mit diesen Worten drückte er den eben freigelegten Kopf und ein Countdown begann zu laufen.

„Kommen Sie, wir sehen uns das Feuerwerk von einem angenehmeren Platz aus an.“

„Sehr gern, Sir Alexander“, nickte die Sekretärin.

Alexander, Miss Fleur und seine Untergebenen verließen mit der bewusstlosen Marisa das Black Swan Gebäude.
 

„Lisa, wie sieht es bei ihnen aus? Sind sie schon zurück?“, fragte Nagisa über Funk.

„Nein, noch nicht“, antwortete die Braunhaarige. „Ich… Nanu?“

„Was hast du?“, wollte Nagisa wissen.

„Da fliegt ein kleines Transportschiff weg… Nagisa, ich werde nachsehen, was mit ihnen ist!“

Ohne auf eine Antwort zu warten, packte sie das kleine Funkgerät weg und machte sich auf den Weg zu dem Gebäude. Da sie sah, dass vor dem Eingang gekämpft wurde, suchte sie sich einen anderen Eingang. Und sie fand auch einen: Einen Lüftungsschacht!

Sie trat das Gitter so zusammen, dass es abfiel und sie in den Schacht hinein krabbeln konnte.

Sie krabbelte und krabbelte und je weiter sie krabbelte, desto dunkler wurde es. Sie tastete sich vorsichtig nach vorn.

Bis es auf einmal steil nach unten ging.

„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!“, konnte man Lisas Gekreische durch die Lüftung hören.

Wo sie wohl wieder raus kam?
 

Kallen und C.C. hatten sich endlich den Weg nach unten, zu den Kerkern, freigekämpft.

„Lelouch!!“, schrie Kallen und wartete auf eine Antwort.

„Hier!“, hörte man eine weit entfernte Stimme. „Könnt ihr mich hören?!“

„Da hinten, Kallen! Schnell!“, gab C.C. an und die beiden jungen Frauen rannten los.

„Halt!!“, rief Lelouch und griff nach draußen. Er packte eine der Frauen an ihren Haaren, wo er von der Länge her davon ausgehen konnte, dass er die Grünhaarige erwischt hatte. Besagte Grünhaarige lag einen kleinen Moment später vor der Zelle des Schwarzhaarigen.

„Tickst du noch richtig!!?“, fauchte C.C. ihren Partner an, nachdem sie wieder aufgestanden war. Ihre Aufmerksamkeit galt allerdings gleich wieder etwas anderem.

„Sag mal… Ist das ein Schacht?“, fragte sie und deutete nach oben auf die kleine Öffnung.

„Ja, ein Lüftungsschacht, aber der ist zu eng für mich. Draußen auf dem Gang muss ein größerer verlaufen, der die Luft hier unten verteilt“, erklärte er stolz, weil er das in Erfahrung gebracht hatte. Da konnte man ein rumpeln und poltern hören, das von einem Schrei begleitet wurde.

„AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!!!“

„Woher kommt das?“, wollte die Grünhaarige wissen.

„Ich glaube von oben…“, vermutete Lelouch und alle drei blickten nach oben. Die Quelle für diesen Schrei kam auch schon aus dem Lüftungsschacht gerutscht und stürzte auf Kallen und C.C.

„Autsch...“, klagte die Person und hielt sich den Kopf. „Mir dreht sich alles…“

„Lisa?!“, staunte Kallen. „Wo kommst du denn her?“

„Von außen…“, antwortete die Braunhaarige noch immer etwas verwirrt.

„Das sehen wir“, stellte C.C. fest.

„Ähm…“, mischte sich Lelouch ein. „Wer ist das?“, fragte er und deutete auf die junge Frau.

„Ach ja richtig“, kam es Kallen in den Sinn. „Das ist Lisa, Ginos ältere Schwester.“

„Ach so“, antwortete Lelouch beruhigt. „Seine WAS!?“ Der Schwarzhaarige war entsetzt. Wie war das? Gino hatte eine Schwester? „Aber davon steht nichts in seiner Akte!!“

„Das kommt auch daher, weil sie von ihrem Onkel adoptiert wurde“, erklärte die Rothaarige.

„Warum denn das?“, fragte er irritiert.

„Wir holen dich erst einmal da raus, dann kann sie es dir selbst erklären“, sagte C.C. und zückte ein kleines Mäppchen mit Dietrichen und versuchte anschließend, das Schloss zu knacken.

Nach ungefähr fünf Minuten war ihr dies auch gelungen und Lelouch trat aus seiner Zelle heraus. Doch blieb ihm keine Zeit sich darüber zu freuen.

„Schnell, wir müssen uns beeilen!“, gab Kallen das Kommando. „Suzaku ist da oben allein mit Reyla!“

„Er ist…?“, würgte Lelouch seine eigene Frage ab. „Dann nichts wie zu ihm!!“

Die kleine Gruppe rannte los, sie wollten das Schlimmste verhindern.
 

Edward schlug sich gut und gab seinem Gegner keine Chance für einen siegreichen Streich. Während er das erlustigend fand und freudvoll vor sich hin grinste, stiegen Wut und Zorn in die Augen seines Gegners. Dieser versuchte es nun schon mit Hieben aus allen möglichen Richtungen, die immer unprofessioneller wurden. So langsam dachte sich Ed, er könnte sein Gegenüber erlösen und ihn niederstrecken.

Er rammte ihm den Griff seines Schwertes kraftvoll in den Magen, woraufhin sein Gegner keuchend und mit schmerzverzogener Miene in die Knie ging.

„Warum… tötest du mich… nicht?“, fragte der Black Swan.

„Weil ich nicht so bin wie dein Meister! Ich ehre das Leben!“ Diese Worte vernahm er noch, ehe er bewusstlos zu Boden ging. Ed lehnte den eben besiegten an einer Wand an und hoffte, dass ihm nichts weiter passiert.

„Du darfst dein Leben nicht wegwerfen!“, sprach Ed noch zu ihm, ehe er sich umdrehen wollte.

„Stirb!“, ertönte eine ihm unbekannte Stimme hinter sich und als er sich vollends umgedreht hatte, blickte er in das Gesicht eines weiteren Black Swan Mitglieds.

„Du lächelst?“, fragte der Angreifer mit einem siegessicheren Grinsen.

„Auch wenn mein Leben hier ein Ende finden sollte, es werden andere kommen und euch aufhalten!“ Nach diesen Worten holte der Black Swan aus, um Ed den letzten Stoß zu geben. Da wurde Ed zur Seite gestoßen und das Nächste, was er nach dem Aufprall spürte, war etwas warmes, dass langsam sein Gesicht und seinen Hals herunterfloss.

„Mein Freund… mein König! Ich schwor dir meine Treue!

Doch MIR schwor ich, das Leben zu beschützen, das das Meinige gerettet hat!

Selbst wenn es das Meine kosten sollte…“
 

Reyla hatte sich wieder beruhigt und ihre Waffe weggepackt.

„Weißt du, Reyla, es ist noch nicht zu spät“, sagte Suzaku und stand langsam auf.

„Noch kannst du wieder gutmachen, was du getan hast. Marisa ist doch schließlich deine Freundin. Ich bin mir sicher, dass sie dir noch immer voll und ganz vertraut!“ Reyla sah zu dem jungen Mann auf.

„Du sagtest vorhin, dass Marisa dir wichtiger sei als dein eigenes Leben…“, erinnerte sie sich.

„Was ist mit Euphemia?“ Der Braunhaarige sah die Ältere mit einem traurigen Lächeln an.

„Sie hatte sich schon so etwas gedacht“, gestand er. „Ihr war aufgefallen, dass ich mich immer seltsamer verhielt, seid Marisa in Japan war.“ Reyla sah ihn traurig an. „Du musst mich nicht bemitleiden. Wir bleiben… Freunde, hat sie gesagt.“ Die Schwarzhaarige wollte es nicht zeigen, aber sie staunte, wie stark Suzaku war. Er war wirklich nicht mehr der kleine streitsüchtige Junge, von dem ihr Marisa immer erzählt hatte. Marisa… Reyla ging in sich und dachte über die Konsequenzen nach, die sie hätte ziehen müssen, wenn sie die Black Swan als deren Anführer verriet.

Doch sie wollte nicht noch eine Freundin verlieren, dass schwor sie sich!

„Suzaku!!“, hörte man Lelouchs Stimme und Schritte, die näher kamen. Auch aus der anderen Richtung des Ganges konnte man Schritte wahrnehmen. Die dazugehörigen Personen waren auch als erste da.

„Gino! Anya! Jeremiah!“, freute sich der junge Mann. „Gott sei Dank, es geht euch gut!“

„Na klar, hast du etwas anderes erwartet?“, fragte Gino und bekam prompt eine Antwort.

„Bei dir kann man nie wissen!“ Genervt drehte sich der Blonde um und sah in das Gesicht seiner Schwester.

„Wie bist du-!?“

„Durch einen Lüftungsschacht“, antworteten Kallen, Lisa und C.C. synchron und Gino klappte der Mund auf. Jeremiah ging auf Reyla zu und reichte ihr seine Hand, die anderen wollten ihn aufhalten, doch Suzaku stoppte sie und erklärte es ihnen. Natürlich waren sie erst einmal entsetzt darüber zu erfahren, dass Reyla der Kopf dieser Organisation war.

„Aber was hattest du vor, Reyla?“, fragte Kallen, noch immer entsetzt.

„Ich wollte sterben“, antwortete sie bedrückt. „Nach dem ich alles verloren hatte, kam dieser Typ zu mir und meinte, er würde mir meinen Wunsch erfüllen, wenn ich ihm noch bei seinen Plänen helfen würde.“

„Was für ein Kerl?“, wollte diesmal die Grünhaarige wissen, doch Lelouch ging dazwischen.

„Darüber sollten wir reden, wenn alle beisammen sind.“

Gemeinsam mit Reyla, die sie nun wieder hatten, machten sie sich auf den Weg Richtung Ausgang.

„Hatte ich dir nicht gesagt, dass wir eine Familie sind?“

„Ja, alter Mann, nein, Jeremiah Gottwald“, korrigierte sich Reyla. „Eine große und warmherzige Familie…“ Plötzlich erzitterte der Boden und eine blechige Stimme war aus den Lautsprechern zu hören.

„Noch Fünfzehn Minuten bis zur Detonation! Bitte räumen Sie das Gelände und bringen Sie sich in Sicherheit!“

„Was?!“, riefen die anderen, doch Reyla hatte eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte.

„Los, raus hier!“, wies sie die anderen an.

„Und du?!“

„Ich komme nach, aber ihr müsst zusehen, dass ihr von hier weg kommt!!“

„Wir warten draußen auf dich“, sagte Jeremiah, bevor auch er loslief. Reyla aber kehrte wieder um und ging zurück.

„Will er mir etwa auf diese Weise meinen Wunsch erfüllen? Darauf kann ich verzichten!“
 

Edward fasste sich vorsichtig an die Wangen und betrachtete dann entsetzt seine blutbefleckten Hände. Vor seinen Füßen hatte sich bereits eine große Blutlache gebildet, in der zwei paar Beine standen. Das eine Paar gehörte dem Black Swan Agenten, der Edward angreifen wollte. Das andere Paar gehörte jemanden, den der blonde Ritter sehr gut kannte. Doch wollte er es nicht wahrhaben und ließ seinen Blick langsam nach oben gleiten. Fassungslos starrte er die Klinge an, die aus dem Rücken seines Freundes ragte.

„ORUA!!!“

Für Ed brach eine Welt zusammen.

Sein Freund stand vor ihm, blutüberströmt und von einer Klinge durchbohrt. Das Atmen fiel ihm schwer und das Einzige was ihn auf den Beinen hielt, war das Schwert, das in ihm steckte, sowie sein eigenes Schwert, das aus dem Körper des Black Swan ragte. Orua trat einen Schritt zurück, der Black Swan fiel nach hinten und zog somit auch das Schwert aus seinem Körper. Als das Schwert gezogen war, drückte Oruas Gesichtsausdruck Schmerz, aber auch Erleichterung aus. Da er sein Schwert losgelassen hatte, verlor er den Halt und kam ins Schwanken, schließlich drohte er zu Boden zu stürzen.

Kail hatte den Schrei von Ed gehört. Der Kampf war vorbei, von den Black Swan kam keine Verstärkung mehr. Da sich der Staub, der durch den Kampf aufgewirbelt wurde, wieder gelegt hatte, fiel es dem Blonden nicht schwer seine Kameraden zu finden. Doch traute er seinen Augen nicht, als er sie erblickte. So schnell er konnte ging er zu ihnen.

„Ed… Wieso… Orua?“ Kail brachte keinen richtigen Satz heraus, oder besser gesagt: zustande. Aber der dritte Ritter Ägyptens bemerkte seinen anderen Kameraden nicht oder er wollte es einfach nicht…

„Orua!“ Ed fing seinen Freund auf, seine Augen waren geschlossen, sein Atem noch schwerer… Er wusste, sein Freund würde nicht mehr lange durchhalten.

„Orua…! Orua… bitte…“, flehte Ed verzweifelt. Da kamen auch Lelouch und die anderen hinzu und wollten nicht wahrhaben, was sie dort sahen. Vorsichtig schritten sie zu den drei Ägyptern hinüber.

„So geht es zu Ende, mein alter Freund…“ Oruas Blick war getrübt, was wohl daher führte, dass er seine Augen kaum noch offen halten konnte, seine Stimme… war nur noch ein leises Flüstern. Er hob seine Hand und Ed hielt und drückte sie so fest er konnte. Orua spürte, dass Ed da war, dass er ihn nicht allein ließ. Wie Er es damals versprochen hatte…

*Als Orua mit seinem neuen Freund im Palast angekommen war, beschlichen ihn die ersten Zweifel, ob er wirklich der Richtige für diese Aufgabe war.

„Mein Prinz… ist es wirklich in Ordnung, wenn ich hier bleibe?“, fragte Orua seinen jungen Herren.

„Natürlich!“, antwortete dieser sofort. „Orua, du bist mein Freund! Ich verspreche dir, dass ich dich niemals alleine lasse!“

Oruas Augen strahlten nach diesen Worten und überglücklich nickte er: „JA!“*

„Halt durch, Orua! Ich werde Hilfe holen!“ Ed wollte gerade aufstehen, da hielt Orua ihn auf.

„Ich weiß selbst, wann mein Leben zu Ende geht… Und… jetzt ist es nun mal so weit…“

„Nein!! Du darfst nicht aufgeben!!“ Immer fester drückte Ed die Hand seines Freundes, doch dieser driftete immer weiter ab.

„Bitte…“, wandte sich der Rothaarige an die andere Gruppe.

„Bitte passt für mich… auf meinen König auf… Er ist manchmal… etwas stur…“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Aber er… er ist ein guter… König…“ Dann wanderte sein Blick wieder zu Ed, doch waren seine Augen noch trüber geworden.

„Ich danke… dir…“, flüsterte Orua mit letzter Kraft. „Für alles… was du… für mich… getan… hast… mein… König…“

Oruas Augen waren geschlossen, sein Atem stand still.

Er war gegangen…

Für immer…

*Meine Aufgabe, meinem König zu dienen und ihn zu beschützen, habe ich immer als eine große Ehre angesehen. Doch als noch größere Ehre empfand ich es, dass ich ihn als meinen Freund ansehen konnte, und ich sogar sein Gesicht kennen durfte.

Vor zehn Jahren entschied ich mich, um ihn besser beschützen zu können, den Schwertkampf zu erlernen. Das zeigte sich manchmal als Problem, denn der junge Herr ist gerne mal abgehauen und in die Stadt gelaufen.

Später erzählte er mir, warum er ab und zu ausbrach. Warum er im geheimen Leben musste, völlig abgeschnitten von der Welt.

Und dann hatte er diese verrückte Idee… Zuerst war ich dagegen, doch als wir es einmal einen Tag getestet hatten, da konnte ich ihn verstehen.

Er verfluchte sein Leben, seine Existenz.
 

Wir können uns nicht aussuchen, wer wir sind.

Aber wir können versuchen uns gegenseitig zu helfen, damit es erträglicher wird.

Ihr, mein König, habt mir sehr geholfen und dafür bin ich Euch dankbar.

Mein Leben hat durch Euch einen Sinn erhalten, der mir zeigte: Ich bin nicht wertlos!

Ich wurde jemand, als Ihr mich gefunden hattet. Ihr gabt mir einen Namen.

Nie werde ich von Eurer Seite weichen, denn das ist meine Aufgabe.

Denn ich bin… Orua…*

~*Das Geheimnis des Geass?*~

Kapitel 27 - Das Geheimnis des Geass?
 

„Sie haben mich gerufen?“ Ein junger Mann trat näher und der hochgewachsene Herr, der in der Mitte des Raumes stand, nickte. Das kupferfarbene Haar des Jüngeren glänzte leicht, als er der Lampe näher kam. Der Ältere drehte sich zu ihm, sein Gesicht zeigte Trauer. Auch das der jungen Frau, die ebenfalls im Raum war und deren Haar orange strahlte, brachte jenes Gefühl zum Ausdruck.

„Wir wissen, dass du sehr gut mit Reyla Blackswan befreundet warst.“ Der Ältere wandte ihm wieder den Rücken zu.

„Sag, Fly“, sprach er weiter. „Was weißt du über diese Leute, bei denen sie war? Hat sie dir etwas erzählt?“

Fly lächelte, er wusste, wer gemeint war. „Reyla hatte mir gedroht, dass wenn ich diesen Kindern auch nur ein Haar krümme, sie mich umbringen wird.“

„Was, wenn diese Kinder nun Reyla getötet haben?“, fragte der andere vorsichtig.

„Was?!“ Fly wurde blass. Konnte das stimmen? „Das ist ein Scherz, oder? Wenn ja, dann finde ich ihn nicht lustig!“ Der junge Mann sah zu der Begleitung des Älteren, sie hatte die Augen geschlossen und ihren Kopf gesenkt. Fly schluckte schwer.

„Das…“

„…ist kaum zu glauben, nicht wahr? Wir könnten es wohl auch nicht, wenn wir es nicht mit eigenen Augen gesehen hätten“, gab der Große an.

„Aber wie…?“ Fly konnte, wollte es nicht glauben. Er schlug mit der Faust gegen die Wand, sodass von dieser etwas Farbe abbröckelte. „Waren sie es? Diese Kinder?“

„Wir wissen nicht genau wie Reyla umgekommen ist, aber wir werden dafür sorgen, dass-“

„ICH WILL WISSEN OB ES DIESE KINDER WAREN!?“, schrie er die junge Frau an, die daraufhin erschrocken zusammen zuckte.

„Wir gehen davon aus“, erklärte der andere Mann und Fly ging zur Tür. Er öffnete diese und trat nach draußen. Dann verließ er das Gebäude. Die zwei Zurückgebliebenen wussten, dass er seine Wut an jemandem auslassen musste.

Ein Lächeln stahl sich auf die Lippen des großen Mannes und er wandte sich seiner Begleitung zu. „Wie es aussieht, haben wir unser Ziel erreicht.“

„Somit werden wir gleich zwei Probleme auf einmal los. Ihr seid wirklich grandios, Sir Alexander“, staunte Miss Fleur und auch sie lächelte. „Soll ich ihm folgen, damit er auch entsorgt wird, wenn er seine Aufgabe erfüllt hat?“

Alexander nickte nur stumm und die junge Frau machte sich auf den Weg.
 

Edward hielt noch immer den leblosen Körper seines toten Freundes in seinen Armen und drückte ihn fest an sich. Er wollte es einfach nicht glauben, dass er nie wieder seine Augen öffnen würde. Dass er nie mehr wiederkehren sollte…

Da erklang diese blechige Stimme wieder.

„Noch fünf Minuten bis zur Detonation!“

„Wir müssen hier weg!!“, rief Lisa den anderen zu, aber Jeremiah rebellierte.

„Wir müssen auf Reyla warten!“

„Willst du so dringend sterben?!“, fuhr sie den Knight of Ten barsch an. Dieser blickte noch einmal auf das Gebäude zurück und stimmte dem Rückzug dann zu. Dann mussten sie jetzt nur noch Edward auf die Beine bringen. Dieser aber wollte nicht.

„Lasst mich in Ruhe!! Verschwindet!!“, schrie er die anderen an. „Was wollt ihr bloß immer alle von mir!!“ Da ging Kail auf ihn zu, packte Ed am Kragen und zog ihn zu sich hoch.

„Was wir von dir wollen?! Das weißt du doch wohl am besten, oder!? Wir wollen endlich die Wahrheit wissen!! Denn du bist anscheinend der Einzige, der hier Bescheid wusste!!“ Ed sah Kail überrascht an, doch schien er sich immer noch zu weigern. Da hob Gino Orua hoch und nickte ihm zu.

„Keine Sorge“, sagte er. „Wir werden Orua nicht hier lassen.“ Ehe Ed reagieren konnte, wurde er auch schon von Jeremiah hochgehoben.

„So und jetzt“, sprach er. „Jetzt sollten wir zusehen, dass wir von hier fortkommen!“ Und schon rannten die Krieger los, so schnell sie konnten, soweit sie kamen. Sie waren gerade an der Felswand angekommen, an der sie sich getrennt hatten, da ertönte die erste Explosion. Der Boden bebte leicht, dann kamen weitere. Das gesamte Gebäude wurde gesprengt, ohne Rücksicht auf Verluste.

Lisa kontaktierte Nagisa, damit diese einen Jet aussandte, der sie abholen kam. Auch teilte sie ihr mit, dass an Bord ein Sarg sein sollte. Nagisa sagte ihr, dass der Jet startbereit sei, sie aber noch etwas warten müssten, da er noch nicht starten konnte. Dann war es still in der Gruppe.

Nachdem etwa zehn Minuten seit dem Telefonat vergangen waren, erbebte der Boden erneut. Doch diesmal kräftiger, näher, als ob etwas von unten kam.

Und tatsächlich! Es kam etwas von unter Erde. Langsam wölbte sich der Sand und ein Knightmare kam zum Vorschein. Es war Beast, der Knightmare des Anführers der Black Swan. Die Pilotenkapsel öffnete sich langsam und jemand stieg aus. Die anderen sahen die Person voller Überraschung an.
 

In Japan lief eine Person durch die Gänge des Palastes. Diese versuchte möglichst leise zu sein, doch hatte es ihr nichts gebracht. Sie wurde entdeckt.

„Yo?“, rief ihn eine freundliche Stimme. „Was machst du denn schon hier?“

Der Schwarzhaarige drehte sich um und sah der jungen Frau ins Gesicht, die ihn warm anlächelte.

„Entschuldige Nunnally, ich wusste nicht, dass du schon hier bist“, antwortete er. „Ich wollte eigentlich nur in den Garten, um etwas frische Luft zu schnappen.“

„Hast du wieder Kopfschmerzen?“ Yo schwieg, was ihr zeigte, dass sie recht hatte. „Warum willst du nichts dagegen tun?“

„Weil ich Angst habe…“, flüsterte er und senkte beschämt den Kopf. Nunnally trat näher und nahm seine Hände. Er musste sich immer noch daran gewöhnen, dass sie nun nicht mehr so oft in ihrem Rollstuhl anzutreffen war. Aber wer musste sich nicht erst daran gewöhnen?

„Du musst keine Angst haben“, sagte sie und drückte seine Hände etwas fester.

„Wir sind bei dir! Gino, Kallen, Ich und alle anderen.“ Yo musste lächeln. Wie schaffte sie es nur immer alle zu beruhigen?

„Warum stattest du Dr. Monroe heute nicht mal einen Besuch ab? Wenn du willst, komme ich auch mit“, schlug die junge Königin vor.

„Ich werde darüber nachdenken“, antwortete er und schritt wieder seines Weges, doch Yo wusste die Antwort schon.
 

Die anderen standen noch immer wie angewurzelt da und starrten den Piloten des Knightmares an.

„Reyla!!“, fand Jeremiah seine Stimme als Erster wieder. „Wie bist du…?“

„Als ich merkte, dass ich keine Zeit mehr habe, bin ich in Beast gestiegen und durch einen unterirdischen Tunnel geflohen. Da dieser aber in einer Sackgasse endete, hab ich mir einen Tunnel gesprengt“, erklärte sie. Dann fiel ihr Blick zu Edward und Orua.

„Was…?“, stieß sie entsetzt aus, dann bemerkte sie Oruas Kleidung. Sie schritt auf Ed zu und blieb vor ihm stehen.

„Was hat das zu bedeuten, Edward?“

Der blonde junge Mann sah zu ihr auf. „Nichts hat das zu bedeuten!“

Reyla verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht und er rutschte ein wenig nach hinten.

„Ich frage dich noch einmal, was hat das bedeuten?!“, fragte sie diesmal etwas lauter.

„Bitte klär uns auf, Ed“, bat auch Kallen. Ed sah zu Orua hinüber und nickte stumm.

„Als Shin mit Orua in den Palast zurückkam, kam er auf diese Idee. Er wollte nicht immer wie ein Vogel im Käfig leben“, erzählte Ed. „Er wollte nicht mehr, dass man sein Gesicht sieht. Und dann tauschten sie ab und zu die Rollen. Keiner hatte es bemerkt, wenn Orua Shins Platz eingenommen hatte. Ich wusste es auch nur deshalb, weil ich sie dabei erwischt hatte.“

„Und wer damals mit dir zusammen vergiftet? Orua oder Shin?“, wollte Reyla wissen.

„Das war Orua…“, gab der blonde Ritter zu.

„Am besten, wir fliegen in den Palast von Ägypten und fordern, dass man uns mit Shin sprechen lässt!“ Die anderen stimmten Jeremiah zu und hofften, dass der Jet bald kommen würde.

Nach ungefähr weiteren zehn Minuten kam besagter Jet auch endlich. Die anderen stiegen ein, während Ed Orua in den Sarg legte. Dann ging er noch einmal nach draußen.

„Edward, was willst du denn jetzt?“, fragte Kail.

„Ich will nur kurz- Wer ist das?“

Kail trat ebenfalls nach draußen und sah ebenfalls die Person, die Ed kurz zuvor entdeckt hatte.

Eine junge Frau von nicht einmal zwanzig Jahren mit langen, im Wind wehenden, orangerötlichen Haaren kam näher. Sie schien den Jet noch nicht bemerkt zu haben, denn es sah so aus, als würde sich nicht viel Mühe geben unerkannt zu bleiben. Kail sagte den anderen Bescheid und gemeinsam mit Gino und Kallen lauerten sie ihr auf. Als sie sie sozusagen umstellt hatten, gingen sie auf sie zu und Kallen, sowie auch Gino trauten ihren Augen nicht.

„Wie kann das…“, begann Gino, brach aber ab.

„Das ist nicht möglich…“, hauchte auch Kallen, doch die junge Frau beachtete sie nicht.

„Sie… Du… bist doch…“, begann auch Kail, doch auch er sprach nicht weiter.

„Wie ich sehe, seid ihr noch am Leben“, sagte sie tonlos.

„Ich würde vorschlagen, du kommst mit uns mit“, erklärte ihr Edward als er auf sie zuging.

„Wenn ich keinen Widerstand leiste, lasst ihr dann die Handschellen weg?“, fragte sie mit einem spielerischen Lächeln und der Blonde nickte. Kallen und Gino standen noch immer wie angewurzelt da, während Edward mit Kail die junge Frau in den Jet begleitete. Dann folgten die Zwei den Dreien und das Erstaunen ging weiter. Lelouch sprang von seinem Sitz auf und besah die junge Frau, die eben von Edward und Kail herein begleitet wurde. Auch Suzaku stand auf und ging zusammen mit Lelouch auf sie zu.

„Bist du es wirklich… Shirley?“, fragte der Schwarzhaarige und die junge Frau schüttelte den Kopf.

„Nein, bin ich nicht“, antwortete sie und die Verwirrtheit in den Gesichtern der umstehenden brachte sie zum Lächeln.

„Aber, du…“, setzte Suzaku an, wurde aber unterbrochen.

„Ich bin Rin Fleur, persönliche Sekretärin von Alexander Goldman“, gab sie an und die Irritation der anderen wuchs.

„Rin… Fleur?“, flüsterte Lelouch ihren Namen nach.

„Ich wusste es!“, warf Kail ein. „Ich wusste, dass ich dich schon einmal gesehen hatte! Auf einem Bild im Palast von Japan! Da wurde mir erklärt, dass das der Schülerrat war, bevor es zu den Kämpfen kam.“

„Aber Shirley ist doch…“, wollte Kallen ansetzen, Lelouch jedoch unterbrach sie.

„Ich könnte das vielleicht erklären…“ Die Anwesenden warteten gespannt auf seine Aufklärung.

„Ihr wart doch damals alle dabei, als Rolo und Euphie wieder da waren. Und ihr habt doch auch bemerkt, dass Rolo Shirley gesucht hatte. Auch sie hätte damals bei den beiden sein müssen, war sie aber nicht. Nachdem C.C. erklärt hatte, dass auch sie wieder unter uns war, war ich beruhigt. Doch dass sie jetzt auf Seiten unserer Feinde ist… Das hätte ich nicht gedacht.“

„Warum auf Seiten unserer Feinde?“, fragte Kail irritiert. „Nur weil sie die Sekretärin von Alexander ist?“

„Kail…“, sprach Reyla den jungen Ritter an. „Alexander ist nicht der, für den du ihn hältst.“

„Was…?“

„Alexander ist der Kopf hinter all diesen ganzen Angriffen“, offenbarte Reyla, doch Kail schüttelte ungläubig den Kopf. Auch die anderen wollten das nicht glauben, doch als Lelouch ebenfalls sagte, dass Alexander dahintersteckte, begannen sie es zu glauben. Der Schwarzhaarige erklärte ihnen, was in diesem Kerker geschehen war. Alexander hatte Marisa und ihn besucht, Reyla als seine Assistentin vorgestellt und Marisa aus der Zelle geholt. Dann war er mit ihr gegangen. Mehr wusste er auch nicht.

„Er sagte noch so etwas wie: „Die Zeit, deine Kräfte zu entfesseln, ist gekommen!“, was immer er auch damit meinte…“ Nachdem Kail das gehört hatte, sah er nachdenklich zur Seite und zog sich etwas zurück.

Den weiteren Flug über sagte niemand mehr etwas. Jeder hing seinen Gedanken nach und rätselte wohl darüber, wie es weitergehen sollte.
 

„Einen wunderschönen guten Morgen Nunnally“, begrüßte Spice die junge Frau gut gelaunt. Diese grüßte ihn ebenfalls und sie gesellte sich zu ihm.

„Warst du schon wieder im Garten, Spice?“

„Ja“, nickte er und deutete auf einen hohen Baum.

„Es wurde Zeit, dass man ihm mal etwas die Äste abschneidet. Sonst wäre er irgendwann noch in die anderen reingewachsen.“ Nunnally nickte verstehend.

„Sag, Nunnally, weißt du schon etwas von deinem Bruder?“

„Nein noch nicht“, antwortete sie etwas geknickt.

„Ich hoffe, sie können Marisa retten…“, murmelte Spice vor sich hin. Die Braunhaarige sah den Gärtner verwirrt an.

„Marisa ist etwas ganz besonderes, ihre Kräfte schlafen noch und sie kann sich nicht an alles erinnern, aber sie ist der Schlüssel von allem!“

Nunnally konnte das nicht glauben, doch wenn das stimmte, dann musste man sie so schnell wie möglich befreien.

„Kannst du mir das etwas genauer erklären, Spice?“
 

„Marisa stammt von einem Volk ab, das mit der Kraft des Geass geboren wurde“, berichtete Kail, nachdem er sich entschlossen hatte, den anderen alles zu erklären. Auch wenn das hieß, dass er über sich sprechen musste.

„Dieses Volk lebte einsam und zurückgezogen auf einer verlassen Insel, um sich vor der Außenwelt zu schützen.“

„Woher weißt du das?“, fragte Suzaku dazwischen und Kail lächelte ihn geheimnisvoll an.

„Heute Mittag, bevor wir das Gebäude gestürmt haben, fragte mich C.C. doch, wieso ich Shin diene, obwohl ich doch selbst ein König war.“ Die anderen erinnerten sich und nickten ihm zu.

„Nun, das ist so: Ich lebte auf einer Nachbarinsel von der Insel, auf der Marisa lebte.“ Er hatte es geschafft. Seine Freunde waren sichtlich erstaunt und sie fragten sich, ob es wohl noch dicker kommen konnte.

„Mein Volk war im Krieg mit den Bewohnern der dritten Insel. Diese hatten erfahren, dass wir eine Waffe gebaut hatten, um sie zu besiegen. Doch hatten wir kein gutes Gefühl dabei, sie einzusetzen. Also haben wir den Clan des Geass darum gebeten, diese Waffe zu versiegeln. Unsere Inseln wurden dadurch quasi ausgelöscht und die Waffe wurde in die Welt von C geschickt.“

„Aber was hat das mit Marisa zu tun? Und Alexander?“, fragte Suzaku ungeduldig.

„Alexander ist wahrscheinlich ein Überlebender der drei Inseln und Marisa braucht er, um die Waffe zu entsiegeln. Da Marisa einen der Ursprungscodes in sich trägt.“

„Hat er mich deshalb in die Welt von C sperren wollen? Wegen dem Code, den ich nun habe?“, wollte Lelouch wissen, doch Kail schüttelte den Kopf.

„Theoretisch hätte er dich nehmen können, aber praktisch hätte ihm dein Code nichts gebracht. Wie kann ich euch das erklären…“

„Die Ursprungscodes heilen sich nicht einfach so wie wir, wenn man sie getötet hat. Ihr Körper reagiert darauf und dreht ihre Zeit zurück“, erklärte C.C. und Kail bestätigte ihre Aussage.

„Deshalb also…“, flüsterte Reyla und die anderen sahen sie an. „Ich verfolgte Marisa schon einmal in Japan. Ich schoss sie an und Todoh fand sie dann. Sie ist damals wieder geschrumpft, weil ich sie getötet hatte.“ Die Schwarzhaarige biss sich auf die Unterlippe, sie konnte nicht glauben, wie dumm sie doch war.

„Und dann brachte sie Todoh zu uns…“, sprach Suzaku leise, mehr in Gedanken.

„Versteht ihr jetzt, warum Marisas Rettung oberste Priorität hat?“, fragte Kail in die Runde und erntete verständnisvolles nicken.

„Wir setzten nun zum Landen an!“, gab der Pilot an. „Bitte Platz nehmen und anschnallen!“
 

Nach einer etwas holprigen Landung waren sie nun am Palast von Ägypten angekommen. Sofort kamen einige Bedienstete und trugen den Sarg, in dem Orua lag, nach draußen. Edward sah ihm nach und wünschte ihm, dass er nun seine Ruhe haben sollte. Dann machte er sich ohne ein Wort zu den anderen auf den Weg in den Thronsaal.

„Kail, wo müssen wir jetzt hin?“, wollte Jeremiah wissen und der Blondling zeigte ihnen den Weg.

„Wo ist eigentlich Ed?“, kam es von Kallen und Kail schien wütend.

„Jetzt hat sich dieser Mistkerl einfach aus dem Staub gemacht!!“ Mit schnellen Schritten folgte er ihm so gut es ging. Die anderen hielten mit ihm mit, da sie doch ebenfalls mit dem echten Shin sprechen wollten.

Als sie vor der Tür ankamen, die in den Thronsaal führte, stoppten sie einen Moment.

„Wollt ihr zu seiner Majestät?“, erklang eine Stimme, die Kail kannte.

„Sir Shanti!“, rief er erfreut aus. „Ist Shin zu sprechen?“

„Er ist da, ja, aber kannst du mir sagen, was passiert ist?“ Kail versuchte es ihm so kurz und detailliert wie möglich zu erklären.

„Ich verstehe, das ist also passiert. Kein Wunder, dass er ignorierend hier rein gerannt ist. Geht ruhig rein, vielleicht könnt ihr mit ihm reden.“ Shanti öffnete ihnen die Tür und die Gruppe konnte eintreten. Hinter ihnen schloss der Leibwächter die Tür wieder und sie schritten weiter in den Raum. Dann hörten sie ein Geräusch, als ob jemand ein Schwert aus seiner Scheide gezogen hätte. Hinter dem Thron kam Licht von außen herein, was zeigte, dass dort ein Durchgang war. Dieser war durch einen feinen Schleiervorhang abgetrennt. Doch erkannte man auf diesem Vorhang einen Schatten, welcher ein Schwert in Händen hielt und auf irgendetwas oder irgendjemanden einstechen wollte. Schnell rannten sie zu dem Durchgang, um den Eindringling davon abzuhalten. Doch zu spät, die Klinge traf ihr Ziel und ein lautes ratschen war zu hören. Als er noch einmal ausholen wollte, konnten sie ihn aufhalten und wussten nicht, ob sie entsetzt oder erstaunt sein sollten.

„Was zur Hölle machst du da?!“, schrie Kail entsetzt. „Sag es mir, Ed!?“

Dieser ignorierte ihn und holte zu einem weiteren Schlag aus, welcher traf. Die Kette, die das Objekt seines Angriffs verschlossen hatte, fiel in mehreren Teilen, scheppernd zu Boden. Kail blickte überrascht nach unten. Edward hatte gar keine Person oder den König angegriffen, sondern wollte diese Kette zerschlagen. Aber was wollte er damit bezwecken?

„Ed…? Was ist das?“, fragte Kail und ließ seinen Freund los.

„Die uralte Schrift“, erklärte Shanti und die anderen wandten sich ihm zu. „Edward, wo willst du mit der Schriftrolle hin?“

„Nach draußen und sie vernichten!“, erklärte er wütend und Kail sah den Leibwächter des Königs entsetzt an.

„Keine Angst, das wird er nicht“, versicherte er dem Jüngeren. „Er kann sie ebenso wenig vernichten, wie er deinen König töten könnte.“ Kail wollte Ed folgen, doch als ob er das bemerkt hatte, rief er ihnen wütend zu:

„Und kommt bloß nicht auf die Idee mir zu folgen!!“ Shanti aber versicherte ihnen, dass sie ihm unbesorgt folgen könnten.

Als sie ihn draußen entdeckt hatten, versteckten sie sich hinter einem Busch und waren überrascht. Ed versuchte die Rolle nicht zu zerstören, sondern sie zu lesen. Doch warum sollte er dies tun? Shanti lächelte geistesabwesend, zog sich dann aber unbemerkt zurück.

„Sir Shanti, könnt Ihr mir viellei- Wo ist er?“, wollte der zweite Ritter Ägyptens wissen, doch die anderen richteten ihre Aufmerksamkeit weiterhin dem Geschehen vor ihnen zu. Als Ed plötzlich erschrocken zuckte und mit einem drohenden Blick zu seiner Rechten sah, war auch Kail wieder voll dabei. Doch Eds Wut wich sogleich der Erleichterung, als er sah, wer auf ihn zu kam.

„Shanti…“, flüsterte er erleichtert seinen Namen und Kail fragte sich, wie er es wagen konnte, ihn ohne Anrede bei seinem Namen zu nennen.

„Darf ich mich setzen?“, fragte Shanti und Ed nickte stumm. Dann begannen sie ein Gespräch, die anderen konnten jedoch nichts hören. Kail wollte gerade aufspringen und auf die beiden zugehen, da sah er, dass Ed sein Haupt traurig senkte.

„Shanti…“, sagte er wieder leise, aber diesmal konnte es der junge Ritter verstehen.

„Ich will nicht mehr…“ Das genügte um Kails Geduldsfaden zum reißen zu bringen. Niemand konnte ihn noch aufhalten und ein paar Augenblicke später stand er vor dem anderen Ritter. Kail hob die Hand und als nächstes war ein lautes Klatschen zu hören. Shanti sprang regelrecht hysterisch auf.

„Kail, bist du von allen guten Geistern verlassen? Was sollte das?!“ Dem jungen Mann schien erst in diesem Moment klar zu werden, was er getan hatte.

„E-e-ed, es… e-e-es tut… mir Leid…“, brachte er stotternd heraus.

„Aber… Was sollte das heißen?!“, forderte Kail sogleich. „Was soll das heißen, du willst nicht mehr? Verlierst du etwa deinen Lebensmut? Gibst du so schnell auf?!“

„Kail…“, wollte Shanti ihn beruhigen, doch er sprach einfach weiter.

„Auch wenn Orua nicht mehr hier ist, so ist er doch in unseren Herzen!“ Ed sah seinen Freund überrascht an. „Er lebt in den Herzen von uns allen weiter und ich hoffe du weißt, Ed, dass du nicht allein bist. Also hör gefälligst auf so einen Quatsch zu reden, dass du nicht mehr leben willst!! Sonst bekommst du es mit mir zu tun!!“

„Kail!“, wurde Shanti etwas lauter, doch er übertönte ihn immer noch.

„Wenn du also noch einmal so etwas sagen solltest, werde ich dich höchstpersönlich für drei Tage in den Kerker schmeißen, wenn nicht sogar noch länger!!“, beendete Kail seine Ansprache völlig atemlos. Jemand anders aber nutzte diese Atemlosigkeit.

„BIST DU DENN JETZT VÖLLIG VERRÜCKT GEWORDEN, KAIL HERAI?!“, schrie Shanti aufgebracht. „DU KANNST DOCH NICHT SO MIT SEINER MAJESTÄT REDEN!!!“ Schnell hielt er sich den Mund zu, doch war es zu spät. Das Einzige, was er tun konnte, war beten, dass sie ihn nicht verstanden hatten. Doch die völlig perplexen Gesichtsausdrücke der Anwesenden überzeugten ihn vom Gegenteil.

„Wa…was?“, fragte Kail mit heißerer Stimme und sah Ed ertappt an. Alles was er ihm anvertraut hatte, alles worüber er mit ihm gesprochen hatte…

„Du bist… du bist WAS, bitte?!“ Auch die anderen glaubten sich verhört zu haben, aber Kail war sich sicher, dass er Shanti richtig verstanden hatte.

„Du… bist… seine Majestät…?“ Die Stimme des jungen Ritters wurde immer piepsiger.

„Ich bin nicht seine Majestät!“, gab Ed zur Antwort. „Ich bin Edward Xing!“

„So stellt Ihr Euch zumindest immer vor“, konterte Shanti, doch der vermeintliche König ignorierte ihn gekonnt. „Dass man Euren Nachnamen nicht Xing sondern Shin ausspricht, gebt Ihr nie mit an.“ Edward schwieg. Er wusste, dass er es nun nicht mehr verheimlichen konnte.

„Deswegen hat di- Euch Orua gerettet…“, hauchte Kail und auch Reyla erinnerte sich an ein Ereignis.

„Und deshalb wollte „Shin“ damals wohl auch, dass ich deine Vergiftung zuerst heile.“ Ein stummes nicken von Ed, dann setzte er sich. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen, welche er mit den Ellenbogen auf seinen Beinen abstützte. Doch einzelne Tränen fielen zu Boden und die anderen verstanden, wie er sich fühlte. Nicht nur, dass er sich die Schuld für Oruas Tod gab, nein. Er gab sich auch die Schuld dafür, dass er sich für ihn ausgab.

„Edward, erlaubt mir eine Frage“, bat Lisa und der Angesprochene nickte ihr zu. „Warum ist es Euch so zuwider, König zu sein?“

„Ihr wisst nicht, wie das für mich war…“, antwortete er. „Seitdem ich denken kann, war ich in diesem Palast. Die ersten Jahre immer nur im Untergeschoss, in Einsamkeit und Dunkelheit. Dann durfte ich eines Tages nach oben und in Begleitung sogar nach draußen. Ich nutzte jede Gelegenheit, jeden Atemzug in Freiheit. Dieses Gefühl hatte ich immer, wenn Shanti und die anderen Wachen bei mir waren. Eines Tages trafen wir Orua und ich ernannte ihn zu meinem persönlichen Diener. So hatte er eine Anstellung auf Lebenszeit. Da wir ungefähr gleich groß waren, schlug ich ihm den Rollentausch vor. Er stimmte nach einigen Bedenken zu und so kam es, dass ich im Alter von acht Jahren ein Soldat wurde. Ich stellte mich mit meinem Namen vor, doch da niemand auf die Sprechweise meines Nachnamens geachtet hatte, war es niemandem aufgefallen. Dann kam Marisa zu uns und kurze Zeit später traf ich wieder jemanden in der Stadt, Kail. Vor zwei Jahren, etwa eine Woche vor dem ersten Auftritt von Zero wurden wir zu den drei höchsten Rittern der königlichen Garde, unter der Führung von Shanti, ernannt. Sie hatten wirklich nichts bemerkt…“

„War Orua dann immer für Euch als König unterwegs?“, fragte Lisa einmal nach.

„Nein“, schüttelte Ed den Kopf. „Während der Versammlung war ich es selbst. Aber als diese Knightmares angriffen, haben wir getauscht. Bei wichtigen Audienzen oder Versammlungen war ich stets selbst anwesend.“

„Wusstet Ihr, dass Alexander Goldmann, der westliche Falke, hinter allem steckt?“, kam die nächste Frage von der jungen Frau.

„Nein, wusste ich nicht“, gab Ed leicht gereizt zur Antwort. „Aber ich hatte so ein komisches Gefühl…“

„Glaubt Ihr, er hat sich mit Absicht hier niedergelassen?“, fragte Lisa weiter und der Gefragte antwortete ihr Zähneknirschend.

„Da wir jetzt wissen, dass er hinter Marisa her war, ja!“

„Wisst Ihr, ob uns die Schriftrolle weiterhelfen kann?“

„ARGH!!! HÖRT GEFÄLLIGST AUF SO FÖRMLICH ZU SEIN!!!!“

„Na also…“, stellte Lisa freudig fest und auch die anderen schienen zufrieden. Der Einzige, der nichts raffte, war Ed.

„Eh?“

„Das ist der Ed, den wir kennen“, lachte Kail und legte einen Arm um die Schulter seines Freundes. Als er es kapiert hatte, warum Lisa ihn die ganze Zeit so förmlich ansprach, sah er verlegen zur Seite, konnte jedoch ein Lächeln nicht unterdrücken.

„Kannst du uns sagen, was du mit der Schriftrolle wolltest?“, fragte Shanti und Ed hob die Rolle hoch. Die anderen jedoch konnten diese seltsamen Zeichen nicht entziffern, also las er vor, was dort stand.

„T gnirb Gnuröt rez eid, Ef faw!

T mmin Neb le ni ekeist imad, Tleg eisrev!

T beis uzd nis Egnürp sru eid!

T big nen ier hinam nnew, th cierseh Cod!

Fuareh t Iehl eknud eröwh seb dnu Ef faw Eidel egeistne!

Fual nerhi Gnur ötsrez eid t mmin tim os!“

Als Edward die entsetzten Gesichter seiner Freunde sah, musste er lachen. Dieses Bild war einfach zu köstlich.

„Keine Sorge, ich sag euch was da steht“, lachte er und holte tief Luft.

„Also?“, drängelte Gino. „Was steht da?“

„Eine Waffe, die Zerstörung bringt!

Versiegelt, damit sie kein Leben nimmt!

Die Ursprünge sind zu siebt!

Doch es reicht, wenn man ihr einen gibt!

Entsiegele die Waffe und beschwöre Dunkelheit herauf!

Somit nimmt die Zerstörung ihren Lauf!“

Eine Person trat in den Palast ein. Ihren Schritten nach zu urteilen, wusste sie wo sie hinmusste. Als sie an ihrem Ziel angekommen war, öffnete sie eine schwere Tür und betrat den dunklen, feuchten Gang.

„Ich habe mir gewünscht dich zu sehen, Alexander“, sagte die junge Frau, die in dem Kerker des Palastes saß. Der westliche Falke hatte zwei Becher Wein dabei. Die junge Frau sah diese und lächelte verständnisvoll.

„Warum hast du während des Verhörs nichts gesagt, Rin?“

„Ich wollte ein Teil deiner Einsamkeit werden. Weil ich nicht wollte, dass du länger alleine leidest. Ich wollte in derselben Dunkelheit stehen wie du, damit du merkst, dass du nicht alleine bist.“ Nachdem er diese Worte gehört hatte, wusste er nicht mehr so recht weiter. Doch Rin wusste, was sie tun musste. Sie griff nach einem der Becher, wurde aber von Alexander aufgehalten.

„Ich will dir keine Gefahr sein, sondern eine Stütze. Ich wäre eine zu große Gefahr für dich… deswegen erlöse ich dich.“ Sie hob das Glas und trank den Wein, dann lächelte sie ihn noch einmal liebevoll an. Es war das erste und wohl auch das letzte Mal, dass er eine solch angenehme Wärme in sich fühlte.

Dann schloss sie ihre Augen… für immer.

Alexander fing sie auf, da er noch einen Schlüssel für den Kerker hatte und in die Zelle treten konnte.

„Nun… bin ich wirklich allein… Warte auf mich. Wenn alles vorbei ist komme ich zu dir, Shirley… Nein, Rin. Du warst ein Licht, das in meiner tiefsten Dunkelheit erstrahlte, das meine Rettung hätte sein können. Ich hätte dich so gern beschützt… meine Rin…“

*Ich erinnere mich an ein vorheriges Leben…

Auch in diesem Leben, bin ich für meine Liebe gestorben.

Damals wurde mir der Tod aufgezwungen.

Doch diesmal ging ich freiwillig in den Tod, weil ich es wollte.

Ich werde auf ihn warten, so, wie er es sich gewünscht hat.

Er hat es mir versprochen…

Er wird zu mir kommen…*

~*Auf gehts!!*~

Kapitel 28 - Kapitel 28 – Auf geht´s!!
 

Edward sah seine Freunde lächelnd an. Er amüsierte sich an ihren verwirrten Gesichtern.

„Kannst du uns das vielleicht in deinen Worten noch einmal erklären?“, bat Jeremiah den Blonden, welcher nur warm vor sich hin lächelte und dann nickte.

„Die Waffe, die in diesen Zeilen erwähnt wird, ist jene, von der uns Kail vorhin erzählte“, begann er mit „seiner“ Erklärung. „Dass sie versiegelt wurde, hatte er auch erwähnt. Dann wird von den Ursprüngen gesprochen. Damit sind aber nicht die Ursprünge der Waffe gemeint, sondern die Ursprünge des Geass.“ Spätestens ab diesem Moment hörte jeder aufmerksam zu.

„Sie waren natürlich nicht immer die Ursprünge des Geass, doch durch das Versiegeln dieser Waffe, erhielt jeder einzelne einen besonderen Code.“

„Und was ist mit der vierten Zeile gemeint?“, wollte Reyla wissen.

„Damit ist wieder die Waffe gemeint“, erklärte Ed. „Wenn man ihr einen der Ursprungscodes opfert, wird sie entsiegelt und man könnte sagen, das Ende der Welt stünde bevor.“

„Wie will Alexander die Waffe entsiegeln? Wo ist sie überhaupt?“, fragte diesmal Lelouch.

„Ich bin mir sicher, dass du schon dort warst“, antwortete der König mit einem rätselhaften Lächeln und Lelouch wusste nichts darauf zu antworten.

„Die Waffe wird entsiegelt, wenn man die Person, die den Ursprungscode trägt, in den Kristall sperrt, der die Waffe dann mit Energie versorgt.“ Dem Schwarzhaarigen dämmerte es langsam.

„Du meinst doch nicht etwa diesen Kristall in der Welt von C?“

„Ich wusste doch, dass du schon dort warst...“

Plötzlich knallte die Tür des Thronsaals auf und ein völlig erschöpfter Wachmann stand im Raum. Er war wohl den Weg gerannt, es war also wichtig.

„Ich habe eine Nachricht für seine Majestät!! Ist er nicht hier?“

„Er ist im Mo-“, setzt Ed an, wurde aber von Shanti abgewürgt.

„Er ist doch hier“, verkündete er freudig und der Wachmann sah ihn irritiert an.

„SHANTI!! WILLST DU MICH UMBRINGEN!?“, schrie der junge Mann, nachdem er sich aus Shantis Griff befreit hatte. Der Wachmann sah Ed nur überrascht an.

„Edward ist… seine…“

Nach einer Weile wich die Überraschung einem sanften Lächeln.

„Verstehe“, sprach er dann. „Edward war seiner Majestät schon immer so ähnlich. Auch war es merkwürdig, dass er immer fort war, wenn der König eine Audienz hatte.“

Edward wusste nicht, ob er das als ein Kompliment auffassen oder ob er sich einfach ertappt fühlen sollte. Um wieder auf andere Gedanken zu kommen, wollte er die Nachrichten hören, die ihm der Wachmann überbringen wollte.

„Die Gefangene, Majestät! Nachdem sie nichts erzählt hatte, brachten wir sie in eine Zelle um es später noch einmal zu versuchen. Doch als wir sie gerade holen wollten, lag sie tot in ihrer Zelle!“ Lelouch war entsetzt.

„Shirley ist…“ Wie benebelt hob er eine Hand und führte sie an seine Stirn. Dann hielt er seinen Kopf und verdeckte somit auch seine Augen. Ein leises Kichern war zu hören, doch machte er sich gleich auf den Weg nach draußen. Niemand sollte seine Tränen sehen…

„Schon wieder warst du Opfer der Mächtigen… Verzeih mir… Shirley…“

Suzaku wollte ihm folgen, doch C.C. hielt ihn davon ab. Wenn er sich schon die Schuld gab, dann musste er damit auch selbst fertig werden.
 

Währenddessen war Alexander weitergereist. Er wollte sich noch die Hilfe und die Unterstützung einiger besonderer Black Swan Mitglieder sichern. Dazu hatte er sich auch schon überlegt, wie er sie dazu brachte, mit ihm zu gehen. Als er das Gasthaus betrat, in dem sie sich treffen wollten, musste er aber feststellen, dass nicht alle da waren. Dennoch ging er auf die zwei Männer und Frauen zu.

„Wo ist denn die kleine Rose?“, fragte er den Ältesten der vier Personen, der langes schwarzes Haar besaß und ein Schwert mit sich führte. Seiner Kleidung nach konnte man vermuten, dass er aus der chinesischen Föderation kam.

„Die Kleine ist unterwegs, weil ihr etwas langweilig war“, antwortete er. „Sie sucht nach geflohenen Anhängern von Greed Gilbert.“

„Ah, ich verstehe. Dieser Mann, der Nunnally vi Britannia stürzen wollte. Und Maximilian?“

„Dieser Womanizer ist wohl gerade bei Nunnally vi Britannia. Er sollte sie beobachten.“ Alexander nickte verstehend. Dann musste er eben mit diesen Vieren vorlieb nehmen.

„Ich habe eine Aufgabe für euch“, begann er zu erklären. Der Schwarzhaarige ging jedoch gleich dazwischen.

„Alexander“, sprach er ruhig, „Ihr wisst, dass wir nur Aufträge von Lady Reyla oder Fly annehmen.“

„Aber, aber mein lieber Tao“, erwiderte er freundlich und gelassen. „Ich wäre nicht hier, wenn mich nicht einer der beiden geschickt hätte.“ Die Vier tauschten Blicke untereinander aus, nickten ihm dann aber zu, dass sie ihn anhören würden.
 

In einer Seitengasse der Innenstadt Tokios wurde gerade ein junger Mann, der wohl Mitte 20 war, auf eine sehr brutale Weise zusammengeschlagen. Nun ja, „gefoltert“ würde es wohl eher treffen.

„Ich… Ich weiß nichts!!“, sagte der Mann flehend.

„Und das soll ich dir glauben?“, fragte das Mädchen und trat den Mann mit einem kraftvollen Tritt in den Magen. Dieser keuchte erstickt auf und hustete, wobei er auch Blut spuckte.

„Bitte…“, stöhnte er gequält. „Die Dokumente wurden von den Soldaten mitgenommen die Nunnally vi Britannia ausgesandt hatte. Greed ist tot und unsere Gruppe wurde größtenteils eingesperrt. Die, die noch frei waren, wurden alle ermordet!“

„Da erzählst du mir nichts neues“, sagte das Mädchen mit den pinken Haaren und zog eine Waffe hervor. Ihr Opfer sah sie mit weit geöffneten Augen entsetzt an.

„Wer oder was bist du…?“

Das Mädchen lächelte. „Mein Name ist Rose, ich bin 13 Jahre alt und ein Mitglied der Black Swan“, antwortete sie ihm und richtete den Lauf ihrer Waffe auf den Kopf des Mannes.

„Und du“, flüsterte sie spielerisch, „darfst nun schlafen gehen.“

Dann drückte sie ab und wandte sich um. Das war der Letzte gewesen, der noch über die Sache mit Greed Gilbert bescheid wusste. Nein, der Letzte war er nicht. Schließlich wusste sie selbst und auch ihr „Onkelchen“ noch etwas darüber. Allerdings konnten sie den Black Swan nicht gefährlich werden, da sie selbst Mitglieder dieser Organisation waren.

Doch trotzdem wollte sie ihn besuchen, sie wollte ihn wiedersehen.
 

Im Palast von Japan kochte Yo innerlich vor Wut. Da war dieser blonde Typ wieder, der seit einem Monat dort tätig war. Er war als einer der Diener angestellt, doch ließ er nichts anbrennen und machte sich sofort an jedes weibliche Wesen heran, das nicht bei drei auf einem Baum saß. So natürlich auch bei Nunnally, die er mehrmals am Tag traf. Yo konnte ihn nicht leiden, warum wusste er selbst nicht genau.

„Majestät, Ihr seht heute wieder umwerfend aus“, schwärmte der junge Mann und gab Nunnally einen Kuss auf die Hand, welche er genommen hatte um sie begrüßen. Schnell schritt der Ritter ein und wollte seine Stellung zeigen, da nahm die junge Königin seine Hand und beruhigte ihn. Er drehte sich vorsichtig zu ihr um, wollte aber nicht ihr lächelndes Gesicht sehen und blickte somit über sie hinweg. Doch hatte er nicht damit gerechnet, dass Nunnally aufgestanden war und ihm nun ins Gesicht sehen konnte. Er spürte wie er wieder rot anlief und drehte sich zur Seite. Warum musste Nunnally so süß aussehen wenn sie lächelte?

„Verzeih, ich hätte mich nicht einmischen sollen und werde mich daher zurückziehen“, sagte Yo und wollte los, doch die junge Frau hielt ihn fest.

„Maximilian, wie gefällt es Ihnen hier? Kommt Ihr gut zurecht?“, fragte sie den blonden Mann, welcher auf ihre Fragen nickend antwortete.

„Danke, Majestät, es ist wirklich traumhaft hier. Und die Renovierungsarbeiten gehen zügig voran, sodass man fast nichts mehr von dem Angriff sieht.“ Der junge Mann sah sich um und bestaunte alles, auch wenn er es schon kannte. Dann blickte er auf seine Armbanduhr und meinte, dass er schnell weiter musste. Er sollte noch Besorgungen machen.
 

Währenddessen versuchte man in Ägypten immer noch Alexanders Aufenthaltsort herauszufinden. Und das war gar nicht so einfach.

„Er ist wie vom Erdboden verschluckt“, berichtete Kail, als er wieder in den Thronsaal des Palastes kam. Er war gegangen um nach Hinweisen zu suchen, doch Alexander hatte weder ein Reiseziel, noch sonstige Angaben zurückgelassen.

„Er geht auf Nummer sicher“, flüsterte Reyla und die anderen wandten sich zu ihr.

„Weißt du vielleicht, wo er ist?“, fragte Lelouch die Schwarzhaarige.

„Er hatte es mir gesagt…“, gestand sie und Kail wurde rasend.

„Und das sagst du uns erst jetzt?!“ Die anderen konnten ihn verstehen, doch hatte niemand gedacht, dass er so aufbrausend sein konnte.

„Ich wusste schon immer, dass man dir nicht trauen kann!! Du bist ein solch hinterhältiges Biest!! Eine Schlange, eine Hexe, was weiß ich was noch alles!!“ Reyla sah etwas geknickt zur Seite. Obwohl sie doch wusste, wie Kail über sie dachte, trafen sie seine Worte sehr schmerzhaft und Tränen bildeten sich in ihren Augen.

„Aber…“, fuhr der Blonde fort und Reyla wartete gespannt. „Gerade deshalb… musst du hier bleiben…“ Kails Stimme wurde zittriger. „Mit wem soll ich mich denn sonst streiten? Über wen soll ich mich aufregen, wenn nicht über dich?“ Reyla sah ihm nun wieder ins Gesicht. Da stand er, der Anwärter für den Titel des nächsten westlichen Falken. Ein 18 Jähriger Ritter, der den zweiten Rang von Ägyptens Ritter innehatte. Der für sein junges Alter doch einige Zentimeter größer war als Reyla. Er, der sie gerade noch angeschrien hatte, stand vor ihr. Er stand da, sah sie an... und weinte…

„Kail…“, hauchte die Ältere und wollte ihn in den Arm nehmen, doch sie entschied sich, den anderen mitzuteilen, wo Alexander hinwollte.

„Er wollte zur Kamine – Insel!“

Lelouch sah sie mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. „Die Kamine – Insel?“, wiederholte er leise.

„Was ist damit Lelouch?“, wollte Kallen wissen und auch bei Suzaku schien es Klick gemacht zu haben.

„Will er etwa von dort in die Welt von C?“, fragte der Braunhaarige und Reyla nickte.

„Wir müssen so schnell wie möglich zurück!“, sagte Lelouch entschlossen und Ed stimmte ihm zu.

„Diesmal geht es nicht darum wer dafür zuständig ist“, erklärte er. „Marisa ist unser aller Freundin!“ Alle nickten und machten sich bereit zum gehen.

„Wenn ihr erlaubt…“, setzte Lisa an, stoppte aber gleich wieder.

„Was denn?“, fragte Lelouch nach und die junge Frau schien etwas nervös zu sein.

„Ähm, naja…“, begann sie erneut. „Wenn ihr erlaubt, dann würde ich euch auch meine Hilfe anbieten… Ich mag vielleicht nicht so viel Kampferfahrung haben, aber ich kann Informationen über mögliche Mitglieder der Black Swan weitergeben.“

„Warum sagst du nicht einfach, dass du mit nach Japan möchtest“, neckte Gino seine Schwester, wofür er sich prompt eine Kopfnuss einfing.

„Wir wären sehr froh, wenn du uns helfen könntest, Lisa“, erklärte der Schwarzhaarige und die Gruppe machte sich auf den Weg nach draußen, wo sie bereits erwartet wurden…
 

Alexander fuhr gerade mit einem Wagen durch die Straßen Tokios, als er plötzlich bekannte Personen entdeckte. Als er anhielt, blieben besagte Personen stehen und drehten sich um. Nachdem sie erkannten, wer aus dem Wagen stieg, legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

„Sir Alexander“, begrüßte ihn der junge Mann freundlich. „Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen.“ Auch Alexander lächelte und nickte.

„Ja, welch ein Zufall. Hallo Rose“, begrüßte er auch das Mädchen mit dem pinkfarbenen Haar, welche sich etwas hinter dem jungen Mann versteckte.

„Aber, aber! Du musst doch keine Angst vor ihm haben, du kennst ihn doch!“, erklärte er ihr und sie sah zu dem Blonden auf.

„Mit Kindern hatte ich noch nie wirklich Glück, was wohl auch der Grund ist, dass ich keine habe“, scherzte er und die beiden Herren lachten.

„Warum seid Ihr wirklich hier, Sir Alexander?“, wollte der andere nun wissen und wurde wieder ernster.

„Ich brauche eure Hilfe, Tao und die anderen wissen bereits Bescheid“, erklärte er. „Werdet auch ihr mir helfen? Maximilian? Rose?“ Der blonde junge Mann nickte lächelnd, doch sah dieses Lächeln nach allem anderen als etwas Gutem aus. Und auch Rose antwortete mit einem leisen “Ja” und die beiden stiegen bei Alexander mit ein.
 

„Du bist doch…“, begann Kail, wurde aber von dem Besucher draußen unterbrochen.

„Wo ist sie!?“, schrie er die Gruppe an. „Ich will wissen, was ihr mit ihr gemacht habt!!“ Lelouch und Kail sahen den Mann irritiert an. Sie verstanden nicht, worauf er hinaus wollte.

„Habt ihr sie wirklich umgebracht?!“, schrie er weiter. „Dann werde ich euch jetzt töten!“

„Wir haben niemanden umgebracht!“, antwortete Suzaku und versuchte ihn zu beruhigen. Was aber nicht gelang.

„Und wo ist sie dann!?“

„Von wem redest du überhaupt!?“, schrie Kail seine Frage nun ebenso laut wie der andere.

„Verkauf mich nicht für blöd!! Ich rede von Reyla!!“ Als die Schwarzhaarige ihren Namen hörte, trat sie hervor und die Augen des Gastes weiteten sich. Er schien erleichtert darüber zu sein, dass sie hier war. Mehr noch, dass sie lebte!

„Fly?“, hauchte sie seinen Namen und machte einen Schritt zurück.

„Warte Reyla! Es ist nicht so wie du denkst!!“, versuchte er zu beteuern und trat näher. Die anderen hielten sich bereit.

„Warum bist du dann gekommen?“, fragte die Schwarzhaarige und Fly sah zur Seite.

„Nachdem das Black Swan Gebäude gesprengt war, rief mich Alexander zu sich“, begann er mit seiner Erklärung. „Er meinte, du seist bei der Explosion ums Leben gekommen und dass diese Kinder dafür verantwortlich waren. Da ich mich davon überzeugen wollte, stimmte ich ihm zu, sie aufzusuchen. Aber nicht um sie zu töten, sondern weil ich die Wahrheit wissen wollte. Und jetzt sehe ich dich hier, bei ihnen.“ Kurz senkte er sein Haupt und sein kupferfarbenes Haar verdeckte sein Gesicht. Dann blickte er wieder entschlossen auf und trat einen Schritt näher an die Gruppe heran.

„Ich will euch helfen!“

„Woher wissen wir, dass das nicht nur ein Trick ist?“, wollte Lelouch wissen und Fly sah ihn fragend an.

„Das ist eine gute Frage…“ Er griff in die Innentasche seines Mantels und trat ein paar Schritte zurück. Dann zog er seine Waffe hervor und richtete sie langsam nach oben. Reylas Augen weiteten sich entsetzt und auch Lelouch traute seinen Augen nicht. Doch kam es anders als sie dachten. Fly richtete die Waffe nicht auf Reyla und ihre Freunde. Nein, er hielt sie sich selbst an die Schläfe.

„FLY!“, schrie Reyla und wollte auf ihn zu rennen, doch er zog eine zweite Waffe und richtete sie auf die Gruppe.

„Bleib weg, Rey!“, mahnte er sie. „Bevor ich dich verrate oder ein Leben auf der Flucht führe, werfe ich mein Leben lieber weg!!“

Sein Finger drückte den Abzug. Für Reyla kam alles wie in Zeitlupe vor.

Das Drücken des Abzugs, ihr schnelles Rennen zu ihrem Freund. Die Stille, die für sie unerträglich war.

Und dann war da dieses Geräusch…

„KLICK“

~*Das Spiel geht in die zweite Runde!*~

Das Spiel geht in die zweite Runde!
 

„KLICK“

Nichts geschah.

Fly versuchte es weiter, immer wieder drückte er den Abzug.

„KLICK, KLICK, KLICK, KLICK, KLICK“

Als er nachsah, ob seine Waffe überhaupt geladen war, wurde er wütend.

„ROSE DU MISTSTÜCK!!“, schrie er und warf seine Waffe wutentbrannt auf den Boden. Sein Blick richtete sich auf den Boden und seine Haltung war steif. Er schämte sich wohl dafür, dass er sich nicht hatte erschießen können.

„Was heulst du jetzt hier rum?“, fragte ihn C.C. und er hob seinen Kopf ein wenig. Dann richtete er seine Waffe auf sie und die anderen waren alarmiert, doch als er abdrückte…

„Die bringt mir nicht viel, weil sie nur Wasser schießt“, sagte er und es folgte ein dünner Wasserstrahl. „Das wirst du noch bereuen, Rose!“, drohte er und sank auf die Knie. Reyla musste lachen. Fly sah sie irritiert an.

„Die Kleine scheint dich wirklich sehr zu mögen!“ Der Kupferhaarfarbene dachte über diese Worte nach. Wo sie es sagte…

„Die kleine Rose ist so gut wie zu jedem abwesend und zeigt ihnen die kalte Schulter, nur zu Reyla und mir ist sie anders… Nur uns zeigt sie ihre kindliche Seite…“, dachte er und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

„Hey Fly“, sprach Reyla wieder, die näher gekommen war. Fly hatte dies nicht bemerkt und sah zu ihr auf. Sie reichte ihm eine Hand und hatte ein ehrliches, warmes Lächeln auf ihren Lippen.

„Wirst du uns helfen?“, fragte sie ihn und er zögerte. Nachdenklich sah er zur Seite.

„Das kann ich nicht machen…“, flüsterte er. „Deine Freunde können mir nicht vertrauen. Sie würden immer denken, dass ich euch verrate. Am besten wird es sein, wenn du hier und jetzt mein Dasein beendest.“

Das nächste, was man hörte, war ein lautes Klatschen, das von einer Ohrfeige entsprang. Verdutzt hielt sich Fly seine schmerzende Wange und sah irritiert wieder zu ihr auf. Sie sah mit einem wütenden Blick auf ihn herab und Fly fühlte plötzlich Angst in sich aufsteigen. Reyla holte zu einem weiteren Schlag aus, wurde aber von Jeremiah aufgehalten.

„Hör auf damit!“, sagte er ihr und sie versuchte sich von ihm loszureißen.

„Lass mich gefälligst los!!“, schrie Reyla den Älteren an und zappelte wild herum. „Ich werde es ihm schon noch ausprügeln, so etwas zu denken!!“

„Aber warst du denn nicht genauso, Reyla?“ Erschrocken wandte sich Reyla zu Edward um und auch Fly sah den König Ägyptens erstaunt an.

„Woher weißt du...!“ Es schien der Schwarzhaarigen wieder eingefallen zu sein.

„Weißt du nicht mehr? Du hast es mir einmal erzählt, als du ziemlich betrunken warst“, lachte Ed. Jeremiah hatte Reyla losgelassen, da sie sich nicht mehr rührte.

„Aber… Das war doch vor zwei Jahren… Wieso weißt du das noch?“

„Weil es nicht so oft vorkam, dass du etwas von dir erzählt hast“, erklärte der Blonde, dann wandte er sich an Fly.

„Fly! Komm mit uns!“, rief Ed dem am Boden knienden zu und die anderen sahen ihn entsetzt an.

„Hast du das gerade mitbekommen oder hast du geschlafen?“, wollte Kail wissen, packte ihn an den Schultern und schüttelte Ed durch. Dieser erwiderte die Frage nur mit einem ignorierenden Blick und Kail ließ ihn sofort wieder los. Die anderen sahen Edward verwirrt an, so hatte man ihn noch nicht gesehen.

„Steh auf, Fly Lowell!!“, befahl er und der junge Mann tat wie ihm geheißen. „Du wirst uns begleiten, uns erzählen, was du weißt und uns im Kampf gegen Alexander helfen! Solltest du uns aber verraten…“ Mit diesen Worten zog er sein Schwert und richtete es auf Fly.

„Dann werde ich dich eigenhändig töten!“

Stille.

Niemand sagte mehr etwas. Flys Mund war weit geöffnet, aber konnte er nach dieser Ansprache nichts weiter tun, als zu nicken. Reyla drehte sich zu ihrem alten Freund um und hielt ihm ihre Hand hin. Fly nahm ihre Hand und ließ sich aufhelfen. Dann gingen sie zu den anderen, wo er sich vor Edward niederkniete.

„Mein Leben soll in Euren Händen liegen“, sagte er und Ed wurde plötzlich knallrot.

„Steh auf, verdammt!!“, fauchte er ihn an. „So hab ich das jetzt auch nicht gemeint!!!“
 

„Nunnally!“, rief Yo der jungen Königin nach, welche stehen blieb und sich zu dem jungen Mann umwandte. „Ich habe gerade erfahren, dass dein Bruder und die anderen heute noch zurückkommen werden.“

„Oh, das hört sich großartig an“, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. „Und hast du dich schon entschieden? Was wirst du tun?“

Yo blickte zur Seite. Er wusste, dass Nunnally wieder dieses Thema ansprach.

„Nein, ich habe mich noch nicht entschieden…“, gab er geknickt zu und senkte den Blick. Nunnally wollte gerade ansetzten, doch Yo war schneller.

„Weißt du, ich hatte mich doch schon damit abgefunden“, erklärte er. „Warum also musst du mir jetzt ein schlechtes Gewissen machen? Das ist nicht fair…“

Die junge Frau sah ihn irritiert an, er wirkte so verletzt.

„Ich verstehe nicht ganz, Yo…“

„Warum willst du unbedingt, dass ich am Leben bleibe? Ich habe euch allen am Anfang etwas vorgemacht, mir konnte man nicht trauen und trotzdem…

Trotzdem willst du mich jetzt nicht gehen lassen…

Warum?“

„Ich weiß es auch nicht so genau…“ Nunnally wandte ihren Blick gen Boden und schloss kurz die Augen.

„Du hattest dieses Leuchten in deinen Augen“, sprach sie weiter. „In ihnen strahlte dein Traum, diejenigen zu beschützen, die dir wichtig sind.“

„Die beschützen, die mir wichtig sind…“, flüsterte Yo wehmütig. „Damit ich das tun kann, habe ich beschlossen, deinen Bruder und seine Kameraden in die kommende Schlacht zu folgen! Ich werde sie begleiten und unterstützen so gut es mir möglich ist!“

„Das kannst du nicht machen! Das kann nicht dein Ernst sein!!“

„Mein Entschluss steht fest!“ Der Schwarzhaarige sah ihr fest in die Augen. Nunnally blickte ihn entgeistert an. Sie konnte nicht verstehen, warum er das tat.

„Es ist mir natürlich klar, dass du an der Seite der anderen kämpfen möchtest, aber warum willst du dein Leben aufs Spiel setzen?!“ Yo stand mit geballten Fäusten vor Nunnally, diese bekam das aber nicht mit. Aus irgendeinem Grund wurde er wütend. Doch nicht auf die junge Königin vor sich, nein, er war wütend auf sich selbst. Weil er ihre Fragen nicht beantworten konnte, sie nicht beantworten wollte.

„Du hast erfahren dass du krank bist, na und?! Man hat dir auch gesagt, dass es eine Möglichkeit gibt dich zu heilen!“ Nunnally schaffte es wirklich ihm ein schlechtes Gewissen einzureden. Immer mehr Wut stieg in ihm auf und er wusste, er könnte sie nicht länger unterdrücken.

„Sag es mir Yo!! Wem willst du etwas mit dieser Aktion beweisen?!“ Yo konnte nicht mehr. Er nahm die rechte Hand der jungen Frau, zog sie zu sich und presste ihre Lippen aufeinander. Als Nunnally zurückweichen wollte, griff er mit seiner anderen Hand um sie und drückte sie an sich. Sie konnte nicht entkommen.
 

Am späten Nachmittag kam Lloyd zu Nunnally, die gerade mit Sayoko im Garten saß und etwas abwesend wirkte.

„Verzeiht bitte die Störung, Majestät“, sprach der Wissenschaftler sie an und sie schreckte aus ihren Gedanken. „Euer Bruder und seine Gefährten sind soeben wieder zurück gekommen“, berichtete er und die junge Königin nickte ihm dankend zu. Dann wandte sie sich an Sayoko um.

„Wollen wir sie begrüßen gehen?“ Die Japanerin nickte, stand auf und ging mit Nunnally und Lloyd mit, der sie in den Empfangsraum begleitete.

Nachdem Lloyd den Raum für kurze Zeit verlassen hatte, kam er mit einer kleinen Gruppe wieder. Der Schwarzhaarige weitete überrascht die Augen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Nunnally ihn begrüßen würde.

„Willkommen daheim, Bruderherz“, strahlte sie ihn freudig an.

„Ja“, antwortete er, nachdem er sich wieder gefangen hatte. „Wir sind wieder da.“

Gino drängelte sich nach draußen, er wollte endlich raus an die frische Luft.

„Endlich wieder zu Hause!!“, freute er sich und streckte sich erst einmal gen Himmel.

„Du weißt aber, dass wir nicht lange hier bleiben“, mahnte ihn Kallen. „Wir sind nur hier, um zu besprechen wie es weitergeht und wie wir vorgehen.“

Gino blickte genervt über die Schulter und stieß einen langen Seufzer aus. „Darf ich denn nie zur Ruhe kommen?“, meinte er etwas scherzend.

„Kallen hat Recht, Gino“, erklärte Lelouch dem Blonden. „Allerdings, wenn Alexander seinen Plan umsetzen kann, hast du womöglich den Rest deines Lebens Ruhe. Es ist nur fraglich, ob dir diese Art von Ruhe etwas nutzt und ob du dann noch etwas machen kannst.“

„Dann sollten wir uns schnell etwas einfallen lassen“, murmelte Gino und ging. „Ich werde schon mal ins Konferenzzimmer gehen!“

„Ich verstehe ihn einfach nicht...“, seufzte Kallen. „Warum hat er denn überhaupt gesagt, dass er uns helfen will, wenn er doch eigentlich keine Lust dazu hat?“

„Ich glaube, er will jemand ganz besonderes beschützen“, antwortete der Schwarzhaarige und die junge Kämpferin sah ihn verwirrt an. Lelouch setzte wieder das für ihn typische geheimnisvolle Lächeln auf und ging ebenfalls zum Konferenzzimmer. Die anderen folgten ihm und Kallen überlegte, wie Lelouch das eben gemeint haben könnte.
 

Lisa betrat als Letzte den Konferenzraum. Hier hatte sie mit Nunnally gesprochen, als sie ihr von Ägypten aus berichtete. Und jetzt war sie in diesem Raum und konnte ihn sich genauestens ansehen. An der Wand vor ihr war ein großer Bildschirm, der wohl die Telefonate übertrug. Zu ihrer Rechten war eine Fensterwand, die man verdunkeln konnte, da sie bei ihrem letzten Gespräch kein Licht hatte hereinfallen sehen. Zu ihrer Linken hingen einige Bilderrahmen mit Bildern von wichtigen Partnern. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, an dem nun alle Platz nahmen. Nunnally winkte Lisa zu sich heran und bat sie, neben sich Platz zu nehmen. Dann begannen sie darüber zu sprechen, wie sie auf der Kamine - Insel vorgehen wollten.

„Ich bin mir sicher, dass sich Alexander Hilfe geholt hat“, warf Reyla in den Raum.

„Da hast du Recht“, erklärte Fly und auf die Lippen der Schwarzhaarigen legte sich ein besorgtes Lächeln.

„Ich verstehe“, antwortete sie. „Lelouch, wir müssen vorsichtig vorgehen!“

Lelouch nickte und wollte wissen, ob sie den anderen etwas über Alexanders „Hilfe“ erzählen könnten.

„Sie sind zu sechst“, gab Fly an.

„Und sie sind gefährlich!“, fügte Reyla noch hinzu.

„Wie gefährlich?“, wollte Suzaku wissen und Fly besah ihn mit einem Blick, der eine Mischung aus Angst und Mitleid zeigte, an.

„Sie waren meine Leibgarde, die Besten der Besten.“ Niemand sagte etwas dazu. Wenn Reyla die Anführerin der Black Swan war, dann mussten diese sechs „Wächter“ einiges drauf haben. Wie hätten sie gegen sie vorgehen sollen? Wo würden sie auf sie treffen? All diese Fragen schossen in ihren Köpfen hin und her, doch wirklich beantworten konnte sie niemand.

„Bevor wir weiter darüber nachdenken, sollten wir vielleicht erst einmal klären, wer mit auf die Kamine - Insel geht und wer hier bleibt“, schlug Lelouch vor und alle sahen ihn ernst an. Es wollten alle mit, doch es war ihnen ebenfalls klar, dass der Schwarzhaarige recht hatte.

„Lelouch hat recht“, stimmte ihm Kallen zu. „Wir sollten nicht alle gehen.“

„Lelouch und ich gehen auf jeden Fall!“, warf C.C. ein. „Wir kennen uns in der Welt von C am besten aus. Daher werden wir euch zu dem Kristall bringen, in dem Alexander Marisa wahrscheinlich gefangen hält.“

„Ich werde mitkommen!“, entschied Ed. „Marisa ist einer meiner Ritter. Deshalb werde ich nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht!“ Kail sah Edward überrascht an. Er kannte ihn bisher nur als den gutgelaunten Kameraden.

„Als er immer mit Shin oder Orua unterwegs war…“, dachte er, senkte jedoch dann den Blick. „Das… stimmt nicht so ganz. Wenn er mit Shin unterwegs war, war er es doch eigentlich mit Orua, der sich als Shin ausgab. Denn schließlich…“ Kail sah wieder auf und blickte ernst zu dem anderen Blonden. „Was ich nun sehe ist seine Majestät. Er kann sich nicht mehr hinter einer Maske verstecken. Also zeigt er uns jetzt, dass er wahrlich ein König ist.“ Sein Blick wanderte zu Lelouch, welcher diese bemerkte und ihn ansprach.

„Was ist denn, Kail?“

„Lelouch, ich werde euch ebenfalls begleiten. Schließlich ist es meine Aufgabe, meinen König zu beschützen!“ Edward sah seinen Ritter überrascht an, dann legte sich jedoch ein Lächeln auf seine Lippen.

„Wenn die Knalltüte mitgeht, werde ich auch gehen!“, bestand Reyla und ließ sich nicht davon abbringen.

„Wir werden auch gehen!“, entschied Kallen für Gino und sich selbst. Der Blondling sah die Rothaarige überrascht an, nickte dann aber.

„Suzaku, wirst du auch mitkommen?“, fragte Lelouch seinen besten Freund.

„Ja, wir müssen Marisa da raus holen!“, stimmte er zu. „Sie ist schließlich unsere Freundin, egal wer oder was sie ist!“

„Ich werde auch mitkommen!!“, erklärte Yo und stand auf. „Lasst mich mitkommen!!“ Lelouch sah den jungen Mann überrascht an. Als er zu einer Antwort ansetzte, ging ihm Nunnally ins Wort.

„Nein“, bestimmte sie. „Yo, du bist krank und willst dir nicht helfen lassen!“ Die anderen waren erstaunt. Was hatte Nunnally da gerade gesagt?

„Wie meinst du das, er ist krank?“, fragte Kallen und sah sie an.

„Es ist nichts!“, warf Yo schnell ein, doch Nunnally unterbrach ihn wieder.

„Sag nicht, dass es nichts ist!! Du wirst sterben, wenn du nichts dagegen tust!!“ Nun drehten sich alle Köpfe zu Yo, der Nunnally entsetzt ansah und nicht wusste, was er darauf erwidern sollte.

„Ist das wahr, Yo“, fragte Gino, der als erster wieder sprechen konnte. Der Angesprochene sagte darauf nichts und blickte nur zur Seite.

„Tut mir Leid“, begann Lelouch. „Aber wenn dies der Fall ist, wirst du hier bleiben, Yo. Ich werde sicher nicht zustimmen, dass du dein Leben wegwirfst.“ Der Knight of Six wollte gerade etwas darauf erwidern, als Fly ihm einen Arm um die Schulter legte.

„Komm schon“, lachte er und zog ihn zu sich. „Du kannst mir doch ein wenig Gesellschaft leisten!“ Yo sah zu Lelouch und danach zu Fly. Dann nickte er stumm und lächelte schwach. Wieso musste Nunnally das jetzt auch sagen? Hätte sie nicht einfach still bleiben können? Dann hätte er bestimmt mit gehen dürfen. Er wollte sich an diesem Mann rächen, der ihn damals erpresst hatte. Er wollte ihn für seine Taten büßen sehen. Und doch wollten sie ihn nicht mitnehmen…

„Also, dann ist es beschlossen!“, gab Lelouch bekannt. „Somit werden Reyla, Kallen, Gino, C.C, Suzaku, Kail, Ed und ich uns auf den Weg zur Kamine – Insel machen. Macht euch fertig, wir werden morgen früh aufbrechen.“

Damit war die Versammlung beendet und alle Anwesenden standen auf. Nun, nicht ganz alle. Yo blieb noch eine Weile sitzen und starrte einfach nur gerade aus. Da kam Nunnally auf ihn zu und sah ihn entschuldigend an.

„Bitte versteh doch“, bat ihn die Regentin, doch er antwortete ihr nicht. Er saß einfach nur da und blickte ins Leere. Dann schloss er für einen Moment die Augen und als er sie wieder öffnete, stand er auf und ging ebenfalls aus dem Raum. Nunnally sah ihm fast verzweifelt nach, doch ihre Füße wollten sich nicht bewegen. Traurig sah sie dabei zu, wie er sich immer weiter von ihr entfernte…
 

„Warum kommst du nicht mit uns?“, fragte Reyla ihren alten Freund, welcher sie nur anlächelte.

„Das hab ich dir doch schon gesagt. Die anderen können mir noch nicht vertrauen. Darum bleibe ich hier und lass deinen Freund Yokosuke auf mich aufpassen.“ Die Schwarzhaarige nickte verstehend.

„Dabei wäre es mir recht gewesen, wenn du uns begleitet hättest…“

„Bitte, Rey, mach mir jetzt kein schlechtes Gewissen!“, flehte der Kupferhaarfarbene und faltete die Hände dabei. Die Schwarzhaarige jedoch lächelte ihn nur bittend an. Er versuchte stark zu bleiben, doch er schaffte es einfach nicht. Schon viel zu oft hatte sie ihn mit diesem Blick um den Finger gewickelt.

„Argh, also gut…“, sagte Fly und gab sich geschlagen. „Ich komme mit. Dann muss ich noch meine Ausrüstung vorbereiten und Lelouch Bescheid sagen und duschen und essen und schlafen…“, er atmete einmal tief ein und aus um sich wieder etwas zu beruhigen, „viel zu viel…“

„Ich werde es Lelouch sagen, mach du dich fertig“, lächelte Reyla triumphierend und lief los. Fly seufzte nur und sah ihr nach.

„Du bist immer noch so ein Drache…“, sagte er leise zu sich selbst, ehe er sich auf den Weg auf sein Zimmer machte.
 

Am nächsten Morgen standen alle auf der Landebahn und stiegen in einen Jet. Zuerst waren sie etwas verwundert, weil Fly nun auch mitkam, doch nachdem Lelouch sie aufgeklärt hatte, verstanden sie es.

„Bitte pass auf dich auf, Bruder“, bat Nunnally den Schwarzhaarigen, welcher sie warm anlächelte und umarmte.

„Natürlich. Schließlich will ich noch ein paar Spaziergänge mit dir machen“, lachte er und stieg dann als letzter ein. Nachdem die Eingangstür geschlossen war, hob der Jet langsam ab und richtete sich in Richtung der Kamine – Insel, ehe er langsam anflog.

Die Zeit, die der Flug dauerte, kam den Reisenden so lang vor. Länger, als sie es doch eigentlich war. Doch nutzten sie den Flug um noch etwas in sich zu gehen. Niemand hatte einen Knightmare Frame dabei, nur Waffen in Form von Schwertern oder Pistolen, da Lelouch gemeint hatte, dass die Knightmares in dieser Welt nicht viel brachten.

Als dann nach schier endlosen Stunden der Jet zur Landung ansetzte, machte sich die Gruppe bereit.

„Wir sind angekommen!“, sagte C.C, die den Jet geflogen war. „Willkommen auf der Kamine – Insel! Wir hoffen, Sie haben den Flug mit C.C. – Airlines genossen und fliegen bald wieder mit uns.“ Die Tür öffnete sich und sie stiegen alle nach einander aus. Dann sahen sie sich um und Lelouch deutete auf eine Felswand.

„Dort hinten befindet sich der Eingang“, erklärte er. „Durch diesen kommen wir in die Welt von C. In den Raum der Götterdämmerung, Ragnarök!“

Alle folgten dem Ex-Imperator und hörten sich die Worte an, die er ihnen erzählte. Es war das erste Mal, dass er darüber sprach, was er damals hier erlebt hatte. Als sie am Tor ankamen, stand dieses bereits offen und es wirkte sehr einladend einzutreten.

„Als würden sie uns bereits erwarten…“, sagte Fly leise und die Gruppe durchschritt den Eingang in die andere Welt.
 

Lisa saß im Garten und betrachtete summend die Blumen. Sie fragte sich, wo die anderen wohl waren. Ob sie die Kamine – Insel schon erreicht hatten? Sie wäre gern mitgegangen, doch es sollten nicht zu viele bei diesem letzten Kampf dabei sein. Daher entschied sie sich, dass sie Nunnally hier etwas unterstützen wollte. Doch jetzt gerade wollte sie nur den sonnigen Tag genießen. Nunnally hatte gemeint, sie solle sich noch etwas ausruhen und in den Garten gehen. Dort wären viele schöne Pflanzen die nun blühten. Und eine weiße Art hatte es der Braunhaarigen besonders angetan.

„Gefallen sie dir?“, fragte eine männliche Stimme und sie zog erschrocken die Hand zurück. Da erkannte sie, dass es Spice, der Gärtner war, der auf sie zu kam.

„Das sind wirklich hübsche Blumen“, antwortete sie dem jungen Mann, welcher sich zu ihr setzte. „Wie heißen sie?“

„Das sind weiße Iris“, erklärte Spice. „Sie bedeuten Unbeirrbar und für immer stehe ich zu dir.“ Er schnitt eine der Pflanzen ab und gab sie ihr. „Kennst du die Geschichte von Romeo und Juliet? In dieser Geschichte steht die Iris für Juliets Familie und die Rose für die Romeos. Die Familien waren verfeindet, wie du sicher weißt, doch verliebten sich die beiden ineinander und Romeo schenkte ihr eine Iris um ihr zu sagen: Ich stehe immer an deiner Seite!“

Lisa nickte verstehend. „So schön sich das auch anhört, ist es dennoch eine traurige Geschichte. Zwei verfeindete Familien, zwei Liebende… und am Ende bleibt ihnen nur der Tod um glücklich zu sein. Wahrlich, ein Meisterwerk von Shakespeare.“ Lisa besah sich Spice, auch er hatte etwas mit dem Geass zu tun. Da stand er auch schon wieder auf.

„So, ich muss leider weiter machen“, sagte er lachend. „Wir wollen ja nicht, dass dieser Garten an Schönheit verliert!“ Da machte er sich auch schon auf den Weg und bog hinter einem Busch ab.

„Ich stehe immer zu dir…“, dachte Lisa über die Bedeutung der Blume nach und zog es in Erwägung, Gino eine solche Blume zu geben. Doch diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder. Was würde er wohl von ihr denken, wenn sie ihm eine Blume schenkte. Er wusste sicher nicht was die weiße Iris in der Blumensprache bedeutete. Sie schnitt sich noch eine ab und atmete den Duft der Blumen ein.

„Hier bist du also“, hörte sie Nunnallys Stimme und wandte sich um. Die junge Königin kam auf sie zu geschritten. „Machst du dir Sorgen um deinen Bruder?“

Lisa wurde etwas rot, „Wie kommt Ihr denn jetzt darauf?“, fragte sie und drehte beschämt den Kopf weg.

„Einfach nur so“, lächelte Nunnally die junge Frau warm an. „Würdest du ein bisschen mit mir spazieren gehen?“

Die Braunhaarige stand auf und stimmte nickend zu. Etwas laufen würde ihr sicher beim nachdenken helfen.
 

„Herzlich willkommen“, begrüßte man Lelouch und die anderen, als sie das Tor durchschritten hatten. Vor ihnen standen fünf Personen in einer Reihe und Reyla, sowie Fly blieb der Atem stehen.

„Es ist lange her, junges Fräulein“, sagte ein hochgewachsener Schwarzhaariger, der seine Haare hinten zu einem langen Zopf gebunden hatte. Auf seinem roten Gewand war ein orangener Tiger abgebildet und die Ärmel waren lang und weiß, ebenso wie die Hose. Seine blauen Augen richteten sich auf Reyla.

„Tao…“, hauchte sie und war noch immer entsetzt.

„Schön, dass Ihr auch mal hier vorbeischaut. Wer sind die Gäste, die Ihr mitgebracht habt? Freunde?“, fragte er lächelnd und die Schwarzhaarige fand noch immer nicht die richtigen Worte. „Wir hoffen, auch wenn Ihre Gäste nur einen Tag bleiben werden, dass sie einen angenehmen Aufenthalt hier haben werden.“

„Wenn nicht, dann werden wir dafür sorgen“, meinte eine Blondine in einem roten Kleid. Sie blickte verführerisch zu der Gruppe und lächelte dabei. Ihre türkisblauen Augen richtete sie auf Suzaku.

„Monique…“, benannte Fly die Blondine, welche ihm nun zu zwinkerte.

„Wenn Sie etwas benötigen sollten, dann scheut bitte nicht davor zurück, mich zu rufen“, sagte der nächste in der Reihe und verneigte sich. Er hatte kurzes blondes Haar und seine braunen Augen richteten sich auf Kallen. Sein schwarzer Anzug stand ihm gut und die orangene Schleife um seinen Hals ließ ihn sogar freundlich wirken. Der nächste in der Reihe wirkte jedoch nicht freundlich, überhaupt nicht freundlich. Es schien ihm alles gleichgültig zu sein. Er wirkte wie eine Maschine und man fragte sich, ob er überhaupt ein Mensch war. Sein kurzes dunkelblaues Haar ließ seine grünen Augen sogar etwas leuchten. Um seine weiße Jacke ging ein Halfter, mit dem sein Schwert an seinem Rücken gebunden war. Lange schwarze Handschuhe verdeckten seine Arme und an seiner Hose hingen viele Bänder.

„Aber macht es euch nicht zu bequem…“, meinte er kurz.

„Maximilian… Kazuke…“, flüsterte Reyla fassungslos und hob die Hände an den Mund.

Fly sah zu dem letzten Glied der Reihe und erkannte die junge Blauhaarige. Das eisblaue Haar, die blauen Augen und die blau gehaltene Kleidung. Ja, Blau musste wohl ihre Lieblingsfarbe sein.

„Noah…“, sagte er leise und besah sie sich genauer. „Irgendetwas stimmt doch nicht mit dir…“, dachte er sich. „Warum bist du so still…?“

„Junges Fräulein“, sprach nun Tao wieder und aller Aufmerksamkeit lag auf ihm. „Wir werden nun gehen, doch werden wir auf Euch und Eure Freunde warten.“ Da waren sie auch schon weg.

„Wie sind sie…?“, wollte Gino fragen und bekam, noch bevor er zu Ende sprechen konnte, eine Antwort.

„Projektionen“, sagte C.C. „Dies ist eine andere Welt. Ihr müsst immer aufpassen, ob ihr nicht einen Bild auf den Leim geht“, mahnte die Grünhaarige und die anderen nickten. Dann gingen sie weiter und alle staunten nicht schlecht, als sie diese Welt betrachteten. Lelouch, C.C. und Suzaku waren nicht so begeistert, da sie diese Welt schon kannten. Für die anderen aber war es neu und man hörte viele Ausrufe des Staunens.

Nach etwa einer halben Stunde kamen sie auf ein großes Feld, in dessen Mitte eine Person stand. Es war der junge Mann mit dem kurzen blonden Haar.

„Maximilian“, sprach Reyla und der Angesprochene wandte sich um.

„So sieht man sich wieder“, sagte er und verneigte sich erneut. „Ich fürchte, ihr kommt hier nicht weiter. Ich darf nämlich nur Lady Reyla hier durch lassen. Ihr anderen müsst entweder umkehren oder gegen mich kämpfen. Wobei ich glaube, dass ihr letzteres nicht überleben werdet.“

„Warum tust du das, Maximilian?“, fragte ihn Reyla und er zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht ein Befehl? Langeweile? Ich kann es Euch nicht so genau sagen“, antwortete er. „Aber ich kann Euch einen Vorschlag machen. Die anderen warten ja auch noch auf euch. Wenn also einer hier bleibt, dürfen die anderen gehen.“ Maximilian zog sein Schwert und richtete es auf C.C, welche seinen spielerischen Blick kalt erwiderte.

„Wie wäre es mit dir, Schönheit? Wirst du mit mir spielen?“, fragte er sie und sie zog ebenfalls ein Schwert.

„Wenn du unbedingt sterben willst, gerne“, meinte sie nur.

„Warte!“, rief Lelouch und trat an ihre Seite. „Ich werde ebenfalls bleiben!“

„Aber Lelouch!!!“, rief Kallen, wurde aber zurückgehalten.

„Reyla kann euch auch den Weg zum Kristall zeigen. Ich habe es ihr erklärt“, meinte er nur lächelnd und winkte sie weiter. Widerwillig setzten die anderen den Weg fort und blickten nicht zurück. Das hatte Lelouch ihnen allen einmal gesagt.
 

„Blickt nicht zurück, sonst seid ihr verletzbar!“
 

„Warum bist du hier geblieben?“, fragte C.C. den Schwarzhaarigen und lächelte ihn an. „Du weißt doch, dass mir nichts passieren kann.“

„Das mag ja sein, aber was wäre ich für ein Vertragspartner, wenn ich dich im Stich lassen würde?“, meinte er ebenfalls lächelnd. Dann wandten sie sich ihrem Gegner zu.

„Ich bekomme also gleich zwei, mit denen ich spielen kann“, freute er sich. „Also dann, dann wollen wir mal!!“, rief er und stürmte auf C.C. und Lelouch zu.
 

Die anderen waren schon weiter vorgedrungen, da erblickten sie eine junge Frau, die auf einem Felsen saß. Es war Monique, die Frau mit den langen blonden Haaren.

„Ihr habt mich warten lassen“, meinte sie gespielt enttäuscht. „Wer von euch wird mir nun die Zeit vertreiben?“ Sie sah sich in der Gruppe um und ließ ihren Blick auf einer Person ruhen.

„Wie wäre es mit dir?“, fragte sie und deutete auf Gino, welcher mit geweiteten Augen zu ihr auf sah.

„Du bist ein hübscher junger Mann…“, sagte sie und leckte sich die Lippen. „Komm zu mir und wir werden eine Menge Spaß haben!“ Monique sprang von dem Felsen herunter und streckte eine Hand aus, während sie auf Gino zu lief.

Doch da packte ein anderer ihre Hand…

~*Sag, wer bist du wirklich?*~

Kapitel 30 - Sag, wer bist du wirklich?!
 

Monique sah den jungen Mann überrascht an, der ihre Hand gepackt hatte.

„Oh“, meinte sie. „Also willst du mit mir spielen?“ Die blonde Frau lächelte den Mann an, der sie noch immer festhielt.

„Geht weiter, ich kümmere mich um sie“, wies er sie an.

„Aber Fly!“ Reyla wollte ihn nicht mit Monique allein zurück lassen. Sie war schließlich die Nummer Zwei ihrer sechs Leibwächter. Über ihr stand nur noch Tao, welcher sicher auch irgendwo auf sie wartete.

„Reyla, ich krieg das schon hin“, lächelte er sie an und ging mit der Frau an seiner Hand etwas von der Gruppe weg.

„Du meinst es also ernst, Fly Lowell?“, wollte sie wissen und der Kupferhaarfarbene zwinkerte ihr zu.

„Pass auf dich auf“, sagte Reyla leise, ehe sie die anderen weiterführte.

„Ich danke dir, Fly“, murmelte auch Gino, der ihm jetzt wohl etwas mehr vertraute.

Als die anderen außer Sichtweite waren, ließ Fly Moniques Hand los und die beiden stellten sich gegenüber.

„Warum tust du das, Monique?“, wollte er von der Blondine wissen welche ihn nur schwach anlächelte.

„Warum?“, fragte sie nach und sah zu Boden. Sie zog einen Dolch hervor welchen sie auf Fly richtete. „Um das zu beschützten, was mir wichtig ist!“

Fly lächelte nun ebenfalls und sah Monique in die Augen. „Es ist Reyla, nicht wahr?“ Die Blondine zuckte kurz erschrocken zusammen.

„Ich verdanke ihr so vieles“, begann sie leise und Tränen bildeten sich in ihren Augen. „Wäre sie damals nicht gewesen, würde ich wohl heute noch in dem Bordell in Frankreich sitzen und verfaulen…“

„Ich weiß“, antwortete Fly und Monique wischte sich verwirrt die Tränen weg, die nun schon über ihre Wangen rannen.

„Woher…?“

„Ich habe eure Akten gelesen. Darum hatte Reyla auch angegeben, dass ihr auch auf meine Befehle hören sollt. Weil ich ebenfalls über euch Bescheid wusste.“

„Verstehe…“ Die Blondine sah betrübt zu Boden.

„Monique, lass es gut sein!“, versuchte Fly auf sie einzureden. „Wir müssen nicht kämpfen! Lass mich einfach gehen und bring dich in Sicherheit!“

Monique schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht. Ich muss meine Befehle befolgen, sonst würde er Lady Reyla töten. Und das müssen wir verhindern. Wenn wir so Lady Reyla retten können, gebe ich mein Leben gern!“ Und schon rannte sie auf Fly zu, der ihrem Dolch auswich und zurücksprang.

„Du meinst es also ernst…?“, wollte er wissen und sie nickte zur Antwort. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er stellte sich in Kampfhaltung.

„Wenn es das Schicksal so will…“, flüsterte er und zog ein Schwert. „Dann will ich aber gegen die echte Monique kämpfen! Das bist nicht du, also zeig mir dein wahres Gesicht! Ich will einen Kampf auf Leben und Tod!!“

Die Blondine lächelte und nickte ihm zu. Dann stürmten sie auf einander los.
 

„Was sollen wir nur tun?“, fragte Kail, fast panisch. „Jetzt sind wir schon drei Mann weniger!“ Die anderen tauschten Blicke untereinander aus und schienen ebenfalls darüber nachzudenken.

„Aber selbst wenn es nur einer von uns bis zu Alexander schafft, so kann dieser um Marisa kämpfen!“, meinte Reyla und sah die anderen entschlossen an.

„Das mag schon stimmen“, warf Suzaku ein. „Aber einer allein könnte keine Chance haben. Alexander hat sicherlich noch einige Helfer bei sich.“ Diese Worte ließen die Schwarzhaarige nachdenklich wirken.

„Ich bin mir sicher, dass die anderen noch nach kommen werden“, sagte Edward entschlossen. „Schließlich haben wir uns geschworen, zusammen mit Marisa zurückzukehren.“ Das stimmte. Bevor sie aufgebrochen waren hatten sie darüber gesprochen. Lelouch musste zu Nunnally zurück und C.C. zu Nemo und Horo. Fly wollte seine Taten absitzen und Reyla hatte ebenfalls geschworen, Buße zu tun. Kallen hatte es Ohgi versprochen und Gino wollte endlich mutig sein. Auch wollte er zu seiner Schwester zurückkehren. Ed musste sich um sein Land kümmern und Kail würde ihm weiterhin dienen. Und Suzaku hatte sich vorgenommen an das Grab seines Vaters zu gehen. Sie konnten hier nicht sterben, denn sie alle hatten noch etwas zu erledigen.

„Vielleicht können wir Tao und die anderen ja auch davon überzeugen“, meinte Reyla, doch schüttelte sie gleich darauf den Kopf. Sie lächelte und sagte, dass dieser Gedanke absurd sei.

„Ich finde ihn gar nicht so absurd“, antwortete Suzaku entschlossen. „Es ist immerhin einen Versuch wert.“ Die Schwarzhaarige sah ihn überrascht an, musste dann jedoch lächeln.

„Dann sollten wir weiter gehen“, stellte sie fest und die Gruppe machte sich wieder auf den Weg.
 

„Irgendwie ist es so ruhig“, sagte Nunnally als sie mit Lisa nach dem Spaziergang wieder im Garten saß.

„Ja, kein nerviger Gino, der nur unsinniges Zeugs redet“, meinte Lisa. „Keine Kallen, die ihm sagt, dass er die Klappe halten soll. Kein Lelouch, der über irgendwas nachdenkt. Niemand ist mehr hier…“ Seitdem Lelouch und die anderen aufgebrochen waren, war es viel ruhiger geworden. Die einzige Lärmquelle, die noch vorhanden war, waren die Bauarbeiter, die die Schäden reparierten, die noch vom Angriff der Black Swan zu sehen waren.

„Es ist so ein schöner Tag“, meinte die junge Königin und lehnte sich in ihrem Stuhl etwas nach hinten und ließ die Sonne auf ihr Gesicht scheinen.

„Ah, Nunnally, also hier bist du“, sprach Spice sie an. „Hast du vielleicht Yo gesehen? Ich könnte etwas Hilfe gebrauchen, aber ich finde ihn einfach nicht. Ist er vielleicht auf einem Auftrag?“ Nunnally sah den Weißhaarigen irritiert an.

„Nein, Yo müsste hier sein. Ich-“, sie stockte. Dann stand sie auf und rannte in den Konferenzsaal, wo sie versuchte, eine Verbindung zu Yos Knightmare herzustellen.

„Yo“, sagte sie in das Mikrofon. „Yo, antworte mir! YO!!!“ Ein leises Knacken erklang, dann leuchtete der Bildschirm auf und der Gesuchte war darauf zu erkennen.

„Was ist los, Nunnally?“, wollte er wissen und die junge Frau sah ihn wütend an.

„Wo bist du?!“

Yo schwieg und sah zur Seite.

„ICH WILL WISSEN WO DU BIST!!?“, schrie sie in einem befehlendem Ton. „Wenn du es gewagt hast, meinem Bruder nach zu reisen, dann hoffe ich, dass du weißt, dass dich eine Strafe erwarten wird, wenn du wieder hier bist!!“ Einen Moment wartete sie kurz, ehe sie fortfuhr. „Und ich warne dich! Wehe du kommst nicht wieder!!“ Nach einem überraschten Blick legte sich ein Lächeln auf Yos Lippen und er schloss kurz die Augen.

„Ich verspreche es“, sagte er und öffnete langsam wieder die Augen. Nunnally musste ebenfalls lächeln.

„Ich habe dein Wort!“, wiederholte sie und führte ihre Hand zum Schalter, um das Gespräch zu beenden.

„Nunnally!“, sagte Yo und hielt sie somit auf. „Ich weiß, es ist unpassend und es ist mir nicht gestattet, doch…“ Der Schwarzhaarige suchte nach Worten. „Auch wenn es nur einseitig ist… Ich will… dass du weißt, dass ich dich liebe!“ Nunnallys Augen weiteten sich, doch ehe sie etwas darauf sagen konnte, beendete Yo das Gespräch. Tränen stiegen in ihre Augen und sie hörte seine Worte wieder und wieder.

„Idiot…“, flüsterte sie und die Tränen rollten ihr über die Wangen. „Ich… liebe dich doch auch…“, fügte sie noch leise an.
 

Die letzte halbe Stunde waren Reyla und Co gut vorangekommen, auch wenn man nicht wusste, wie die Zeit in der Welt von C verlief. Doch da stellte sich ihnen wieder jemand in den Weg. Ein junges Mädchen mit kurzen blauen Haaren und blauen Augen. Reyla blieb stehen und die anderen ebenfalls.

„Was hast du Reyla?“, wollte Kallen wissen und trat auf die Schwarzhaarige zu.

„Noah“, flüsterte Reyla und starrte das Mädchen vor ihnen an, welches die Gruppe freundlich anlächelte.

„Willkommen“, begrüßte das Mädchen sie und breitete die Arme aus, als wollte sie die Reisenden in die Arme nehmen.

„Geht weiter“, wies Kallen die anderen an und trat einige Schritte auf die Blauhaarige zu. Die Rothaarige wusste nicht, wie sie das Mädchen einschätzen sollte. Mal war sie nett, dann hatte sie so einen leeren Blick und dann war sie wieder vollkommen anders. Kallen zog ein Schwert und machte sich bereit, da mischte sich Reyla ein.

„Ich werde ebenfalls hier bleiben und dir helfen!“, sagte sie bestimmend. „Es ist besser wenn wir zu zweit gegen sie kämpfen!“

„Nein“, antwortete Kallen darauf. „Du musst die anderen weiter führen. Ich komme hier alleine klar!“

„Wenn sie meint dass es besser ist, zu zweit zu kämpfen, dann werde ich noch hier bleiben und dir helfen“, sagte der blonde junge Mann und trat nach vorn.

Kallen sah ihn überrascht an. „Gino…“, meinte sie verwundert, nickte dann aber.

„Geh, Reyla!“, wies er die Schwarzhaarige an. „Wir kommen bald nach“, lächelte er, ehe er sich Noah zu wandte. Reyla zögerte kurz, ging dann aber wieder zu den anderen und führte sie weiter.

„Sag schon, wer oder was bist du wirklich?“, wollte Gino von dem Mädchen wissen, welches nur leise kicherte. Ihr Blick hatte sich schon wieder geändert. Er war nicht mehr freundlich, so wie eben, als die Gruppe auf sie traf, sondern eher kalt. Als wollte sie allein mit ihrem Blick sagen:

„Ich werde euch vernichten!“

Grinsend zog Noah ein Schwert und eine Pistole. Kallen schluckte. Es war vielleicht doch ganz gut, dass Gino ebenfalls hier war.

„Wollen wir?“, fragte dieser und zog ebenfalls sein Schwert. Kallen nickte und die beiden stellten sich Rücken an Rücken.

„Eins kann ich dir sagen, Gino!“, drohte die Rothaarige und der Blonde horchte auf.

„Wenn du hier stirbst, verzeihe ich dir das nie!“

„Dasselbe gilt aber auch für dich“, entgegnete er grinsend. Noah betrachtete die beiden und richtete die Waffe auf sie.

Dann drückte sie ab.
 

„Aaaarrrhhhhgggg!!!“, keuchte die junge Frau mit den grünen Haaren laut und schmerzhaft auf, als Maximilian sie mit seinem Schwert durchbohrte. Ein kühles Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er zu sah wie das lebenswichtige Rot aus ihrem Bauch floss. Kühl schauten seine amberfarbenen Augen in ihre betrübten goldenen. Er konnte den Schmerz in ihnen erkennen, dieses wunderschöne schmerzverzogene, verzweifelte Gold das zu ihm schaute. Einfach herrlich...

„C.C!!!“, schrie Lelouch so laut er konnte, als er sah wie C.C langsam ihre Lider schloss und schwer nach Luft schnappte. Er rannte auf beide zu und setzte zu einem gefährlichen Schwertschlag an. Doch seufzte der Blonde argwöhnisch, was musste der jetzt auch nerven? Grob riss er sein Schwert wieder aus dem Leib der Frau, ein blutiger See breitete sich auf den Boden aus, und auch tropfte vom Schwert das Blut zu Boden. Schließlich parierte er blitzartig schnell den Hieb des Schwarzhaarigen. Das Blut lief die eiserne, silberne Klinge hinab, sowie floss sie an der Schnittstelle auf Lelouchs Schwert über.

„So leid es mir auch tut, aber ein Kunstwerk habe ich schon vollendet! Leider etwas mehr zerstörter als ich es wollte.“ Tragisch seufzte der Blondhaarige und schüttelte seinen Kopf, sodass seine blonden Haare sich mit bewegten. Lelouch biss sich auf die Unterlippe. Dieser Kerl war verdammt stark! Wenn er nicht aufpasste würde er in die Knie gezwungen werden...

Doch sah er seine Chance indem er den jungen Mann in Verwirrung bringen würde.

„C.C, ist alles in Ordnung?“, fragte er seine Partnerin ruhig, welche sich stöhnend und schwer wieder aufrichtete. Obwohl die Wunde sich wieder geschlossen hatte, spürte sie immer noch die Klinge die sie durchbohrt hatte.

„Lass dich doch selbst mal von einem Schwert durchbohren!“, fauchte sie ihn wütend an, welcher ihr nur ein Lächeln zuwarf. Tatsächlich war der blonde Mann kurz ins zögern gekommen. Sofort löste er die Verkeilung und nahm Abstand zu Maximilian. Dieser sah noch leicht verblüfft zu ihnen, doch dann musste er über seine eigene Dummheit, laut lachen.

„Stimmt ja!“, erinnerte sich C.C. an das Zero Requiem und blickte leicht zur Seite.

Der junge Mann lachte laut, als er sich ebenfalls wieder erinnerte. Hatte Reyla ihm denn nicht mal was über das Geass erzählt? Nun, das hieß wohl die Taktik ändern.

„Ahaaaa! Du hast also auch einen Code, wie interessant...“, stellte er neugierig fest, während er mit einem freundlichen Lächeln zu beiden schaute. „Aber das ist ja mal echt voll langweilig. Ich meine, da sind wir ja Jahre beschäftigt mit kämpfen! Ne ne, ich muss echt sagen, dieses Geass ist eher ein Cheat und keine geheime Kraft.“ Missbilligend schüttelte er den Kopf, worauf die beiden anderen perplex zu ihm starrten.

„Nein wirklich, ihr beide tut mir echt leid. Ihr seid NIE in der Lage von selbst zu sterben. Ihr könnt erst sterben, wenn ihr euren Code weiter gebt und somit den verflucht, der ihn als nächstes bekommt.

Wie es sich wohl anfühlt nie zu altern? Wie es sich wohl anfühlt, wenn man sich so sehr von den anderen abhebt? Ich kann euch aber trösten! Bei Kazuke wärt ihr wahre Kunstwerke für die Ewigkeit! Kunstwerke, die nie verblühen.

Tja nur ich bin nicht gerade der Fan von so einer Kunst.

Hmmm... Gegner die unsterblich sind… Kann man sie dennoch besiegen? Also was soll ich tun...“

Der Blonde nahm eine nachdenkliche Haltung ein, behielt dennoch die beiden im Auge. Doch dann wurde sein Blick fester, er schwang sein Schwert Richtung Boden, um das Blut loszuwerden und stellte sich wieder kampfbereit hin. Er schien des Rätsels Lösung gefunden zu haben! Maximilian wartete auf einen Angriff der beiden, doch sie zögerten. Sie berieten sich, wie sie ihn angreifen konnten. Da waren sie schon zu zweit und konnten ihn nicht bezwingen.

„Was ist denn los? Haben unser ach so brillanter Weiße König und dessen Weiße Königin keine Pläne mehr?“, fragte er provokant und nahm eine kokette Haltung ein. „Gebt ihr etwa schon auf? Wie langweilig... Dann solltet ihr besser umkehren, damit ich euren Kameraden nachgehen kann!“

„Niemals!“, rief ihm Lelouch gefährlich zu, auch war sein Blick wieder selbstbewusster. „Wir haben gesagt, dass wir dich schlagen werden und genau das werden wir auch!“

„Lelouch...“, flüsterte C.C. sprachlos, aber dann musste sie doch sanft Lächeln. Mit diesen Worten rannte er wieder auf Maximilian zu, welcher schützend sein Schwert hob und die Hiebe Lelouchs abwehrte. Erneut waren sie verkeilt, aber als sich C.C einmischen und Lelouch helfen wollte, zog Maximilian hinterlistig eine Pistole aus seiner Tasche hervor und schoss! Die Kugel durchbohrte C.Cs Kniescheibe, sodass sie auf den Boden zusammenbrach. Schwer keuchend schaute sie zu Maximilian, der sie charmant anlächelte.

„Keine Sorge meine Hübsche um dich kümmere ich mich später... Du dürftest dich ganze 5 Minuten nicht mehr bewegen können. Also werde ich den Moment genau einzusetzen wissen.“ Damit schlug er Lelouch zu Boden, wobei diesem beim Aufprall das Schwert aus der Hand rutschte.

„Verdammt!!!“, fluchte er innerlich als er fühlte wie der blonde Mann seinen Fuß auf seinen Bauch stellte um ihn an Ort und Stelle festzunageln. Zuckersüß schaute er in diese zornigen amethystfarbenen Augen, kühl lächelte er zum Schwarzhaarigen.

„Weißt du, Lelouch, warum wir Black Swan Mitglieder alle solche Egoisten sind?

Weil wir das Leben in vollen Zügen genießen! Wir genießen es, um dann, wenn das Ende kommt, nichts zu bereuen. Um in Würde zu sterben.

Reyla Black Swan, hat diesen alten Brauch hintergangen, in dem sie immer noch hier umher wandelt, anstatt wie ihr vorgeschrieben in den Tod zu gehen. Sie hat uns alle verraten, als sie eingewilligt hat euch zu helfen...

Sie hat uns zurück gelassen…“ Nun schaute Lelouch stutzig zu ihm hoch, kurz konnte man in diesen nur gespielten Emotionen eine wahre erkennen: die des Schmerzes.

Der Blonde ballte seine Faust zusammen, aber dann kicherte er hinterhältig.

„Aber... damit wird sie nicht davon kommen, es gibt auf dieser Welt keinen Platz für sie. Sie wird im Gegensatz zu euch allen den vollen Preis zahlen müssen. Einen gerechten Preis für all ihre Tabus, die sie gebrochen hat. Aber...“ Die Schwertklinge blitzte gefährlich auf und befand sich in der Nähe von Lelouchs Nasenspitze. Nur wenige Millimeter trennten sie voneinander. „Eigentlich bin ich auf den Gedanken gekommen, da euer Geass eure Wunden heilt... Was wäre, wenn es nicht mehr hinter her käme? Was wenn ich euch so zurichten würde, das eure Wunden sich nicht mehr schließen und ihr nach einiger Zeit einen zu hohen Blutverlust hättet? Würdet ihr dann wohl sterben?“ Mit diesen Worten stach er gezielt in Lelouchs Schulter, dieser zog scharf die Luft ein. Der Schwarzhaarige spürte, wie die warme Flüssigkeit langsam seinen Arm hinunter rann und sein Hemd damit tränkte. Er riss seine Augen auf und brüllte befehlshaberisch:

„Jetzt!! C.C!!“ Die Grünhaarige kam bereits auf den Blonden zu gerannt, den Schmerz ignorierend, welcher nicht mit einem Angriff seitens C.C. gerechnet hatte. Perplex blickte er sie an, aber er fasste sich wieder und holte zum Schwertschlag aus. Doch hatte Lelouch den Moment genutzt um nach seinem Schwert zu greifen. Er schlug dem Blonden das Schwert aus der Hand, welches sich einige Meter weiter summend in den Boden spießte. C.C packte Maximilian am Kragen, riss ihn zu Boden und setzte sich auf ihn. Dann rammte sie ihr Schwert rechts neben sein Gesicht in den Boden und Maximilian starrte sie ungläubig an. Lelouch trat von hinten auf ihn zu und rammte sein Schwert auf der anderen Seite in den Boden.

„Ähhh... Habt ihr einen Knick in der Optik, oder was? Falls ihr diese edlen Metalle in meinen Kopf platzieren wolltet, würde ich euch empfehlen das ihr beide erst mal die Schwerter wieder aus dem Boden zieht, dann, dass du meine Hübsche, das Schwert mehr 5 cm weiter links einstichst. Und du mein Machoprince dasselbe Ritual nur 5 cm weiter rechts“, meinte Maximilian mit einem amüsierten Ausdruck, doch schloss er seine Augen und sprach ruhig:

„ Ihr habt schließlich gewonnen. Also bringt es zu Ende und tötet mich... Macht mich zu meinem letzten Kunstwerk.“ Da verpasste C.C. ihm eine gewaltige Ohrfeige, welche hallend durch die Gegend schallte. Lelouch starrte unglaubwürdig zu ihr, während Maximilian perplex mit den Wimpern schlug und er sich die glühende Wange rieb.

„Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass du so einfach davon kommst!“, drohte sie ihm gefährlich, im Hintergrund konnte man eine eiskalte, unheimliche Aura fühlen. „Du bist doch trotz allem immer noch einer von Reylas Gefährten!! Dann bleib auch an ihrer Seite!!“ Die Grünhaarige stand wieder auf und klopfte sich etwas Staub aus den Klamotten, ehe sie zu Lelouch ging und seine Schulter untersuchte. „Warte hier auf uns!“, sagte der Schwarzhaarige stark betont und sah zu dem Blonden hinüber, der die beiden mit einem undefinierbaren Blick anstarrte.

„Wir werden den Kampf beenden und danach kommen wir dich holen. Du musst bei Reyla bleiben! Schließlich bist du doch einer ihrer Freunde, oder nicht?“ Maximilian sah Lelouch überrascht an. Darüber hatte er noch nie wirklich nachgedacht. War er wirklich einer von Reylas Freunden? Er nickte vorsichtig und blieb am Boden liegen, während er den beiden nach sah. Dabei holte er ein kleines Fläschchen hervor und betrachtete die gelbe Flüssigkeit darin. Inspirierend starrte er das Fläschchen an und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Na Kazuke, soll ich mich zu einem meiner Kunstwerke machen oder lieber abwarten, bis du kommst und ich eines deiner werde?“
 

Monique hatte Fly das Schwert aus der Hand geschlagen, sodass dieser nun schutzlos vor ihr auf dem Boden lag. Er fluchte innerlich, da er wusste, dass er nicht ganz bei der Sache war. Sie setzte sich auf seinen Unterleib und ließ den Klingenrücken ihres Dolches an seiner Wange entlang fahren.

„Laut meinem Befehl sollte ich dich eigentlich augenblicklich töten“, sagte sie und fuhr spielerisch mit ihrem Dolch auf seiner Brust entlang. „Aber wir könnten doch vorher noch etwas Spaß zusammen haben, oder was meinst du? Schließlich sind wir allein“, fragte sie verführerisch und öffnete die obersten Knöpfe seines Hemdes, indem sie sie mit ihrem Dolch abtrennte. Doch dann griff Fly nach der Klinge, legte die andere Hand in ihren Nacken und zog sie zu sich herunter. Er legte ihre Lippen auf die seinen und Moniques Augen weiteten sich überrascht. Als er sie wieder von sich löste, sah sie ihn noch immer verwirrt an.

„Du solltest deinen Befehl nicht missachten“, meinte er und führte die Spitze der Klinge direkt an sein Herz. „Also befolge ihn und beende es!“ Moniques Blick ging zu seiner Hand, in der er die Klinge festhielt und sah das Blut, das seinen Arm und die Klinge hinunter lief, sodass es auf seinen Oberkörper tropfte.

„Da gebe ich dir die Chance, noch ein Weilchen zu leben und Spaß zu haben, und du willst nicht?“

„Man muss nicht immer nur Spaß haben, wie du sagst“, antwortete Fly und Monique lächelte traurig.

„Willst du denn so sehr sterben?“

„Ich hatte schon zu Reyla gesagt, dass sie mich töten soll, doch sie wollte nicht.“

„Vielleicht weil du ihr Freund bist“, meinte die Blondine und der Kupferhaarfarbene sah sie überrascht an. Noch immer hielt er die Klinge des Dolches in der Hand und spürte dadurch, wie Monique zitterte. Er löste mit seiner anderen Hand die ihre vom Griff des Dolches und setzte sich auf. Dann nahm er sie in den Arm und warf den Dolch weit weg.

„Monique, komm mit uns!“, sagte Fly und die Blondine sah mit geweiteten Augen geradeaus.

„Komm mit uns nach Japan, wenn das alles hier vorbei ist!“ In Moniques Augen stiegen Tränen auf, welche auch sogleich ihre Wangen hinunterrollten. Vorsichtig hob Fly sie hoch und setzte sie an den Felsen, auf dem sie gestanden hatte, als die Gruppe hier ankam.

„Warte hier, ja“, bat er die Blondine und stand auf. „Wenn wir Alexander geschlagen haben, komm ich dich holen!“ Und schon rannte er los und ließ Monique allein zurück. Sie sah ihm noch eine Weile hinterher, ehe sie ein Fläschchen hervor zog, in dem eine orangefarbene Flüssigkeit war.

„So warst du schon immer“, sagte sie leise und öffnete das Fläschchen. „Ich glaube, das ist einer der Gründe dafür, dass ich mich in dich verliebt habe.“ Monique trank das Fläschchen mit einem Zug leer.

„Auch wenn du immer Lady Reyla gesehen hast… Habe ich dich… immer geliebt… Fly Lowell“, flüsterte sie und lehnte sich gemütlich an den Felsen und schloss dann die Augen. Tränen bahnten sich einen Weg über ihre Wangen, ehe sie ein letztes Mal ausatmete.
 

Lisa betrachtete die Iris, die sie in ihrer Hand hielt, und lief durch die Gänge des Palastes. Sie war auf dem Weg in Ginos Zimmer, denn sie hatte sich etwas vorgenommen. Die Iris würde sie in sein Zimmer legen, da sie sich sicher war:

„Der Blödmann weiß doch eh nicht, was sie sagen soll!“

Als sie vor seiner Zimmertür stehen blieb, versuchte sie sie zu öffnen. Und es ging sogar!

„Gino muss ja ein ziemliches Vertrauen in die anderen haben, wenn er seine Tür nicht mal absperrt“, dachte sie sich und betrat den Raum. Zu ihrer großen Verwunderung war es ziemlich ordentlich und aufgeräumt. Nach kurzer Suche hatte sie eine Vase gefunden und mit Wasser gefüllt. Dann steckte sie die Iris in die Vase und stellte sie auf das Nachttischchen neben seinem Bett.

„Und jetzt nichts wie raus hier!“, dachte sie sich und schloss die Tür hinter sich. Lisa sah sich nochmals kurz um, ehe sie auch schon wieder weiter lief als wäre nichts gewesen.

„Gino, ich hoffe für dich, dass du wieder kommst!“, drohte sie ihm in Gedanken und ballte eine Hand zur Faust. „Denn wenn nicht, dann gnade dir Gott!!“, fügte sie noch laut hinzu.

„Redest du von Gino?“, hörte sie eine Stimme hinter sich fragen und wirbelte herum. Die junge Frau mit dem hellbraunen Haar lächelte sie neugierig an und kam auf sie zu.

„Oh… Ähm… Habt… Habt Ihr… das etwa gehört…?“, fragte Lisa mit hochrotem Kopf und Nunnally nickte.

„Hast du ihm etwas ins Zimmer gebracht?“, hakte sie nach und Lisa suchte Worten, fand aber nicht die richtigen. Also erklärte sie ihr, was sie getan hatte und warum sie es getan hatte.
 

„Ha-ha-ha-ha-! HATSCHI!!“, konnte man laut und deutlich ein Niesen hören. „Ich glaube, irgendwer spricht gerade über mich“, schniefte Gino und stützte sich auf seinem Schwert. Die kleine Blauhaarige ihnen gegenüber lächelte siegessicher und schritt langsam auf ihn und Kallen zu.

„Wie wollt ihr sterben?“, fragte sie mit einer eiskalten Stimme. „Durch einen Schwerthieb oder durch einen Schuss? Nein, Moment, ich hab´s! Ihr könnt euch aussuchen, wer wie sterben will!“ Sie lachte leise und blieb etwa zwei Meter vor den beiden stehen. Kallen und Gino stürmten noch einmal auf Noah zu, welche aber auswich und Kallen mit einem Tritt in die Seite zu Boden brachte. Nach Luft ringend blieb sie für einen Moment am Boden liegen. Der Blonde eilte zu ihr, doch da schoss Noah aufs Neue und er spürte einen brennenden Schmerz an der Schulter, der ihn in die Knie gehen ließ.

„Gino!“, schrie Kallen und rannte zu ihm.

„Es geht schon“, sagte er und sah zu ihr auf. „Es ist nur ein Durchschuss!“

„Nur?!“, meinte Kallen und sah den Blonden besorgt an, welcher nur lächeln konnte.

„Dies ist euer Ende!“, meinte das Mädchen und holte eine zweite Pistole hervor. Dann richtete sie beide auf die am Boden knieenden und drückte ab. Kallen und Gino hielten einander Fest und schlossen die Augen. Da hörte man, wie Kugeln auf Metall aufschlugen und in den Boden gingen. Als die beiden die Augen wieder öffneten, trauten sie ihnen kaum.

„Fly!?“, rief Kallen überrascht und auch der Blonde blickte zu dem jungen Mann auf.

„Ist bei euch alles in Ordnung?“, fragte er die beiden Knights, ließ seinen Blick aber auf Noah gerichtet, die ihn finster angrinste.

„Die Kleine ist ungeheuer stark!“, meinte Kallen nur. „Sie ist ganz anders als am Tor!“

„Noah…“, flüsterte Fly und sah die Blauhaarige weiterhin an. „Nein, du bist Nora“, stellte er fest. „Noah ist dein Schatten, nicht wahr?“ Die Angesprochene grinste noch breiter und ihr Gesichtsausdruck glich dem eines Wahnsinnigen.

„Ich hatte ganz vergessen, dass du über uns Bescheid weißt“, sagte sie kichernd und Kallen und Gino sahen sich ratlos an.

„Was hast du mit Noah gemacht?“, wollte der Kupferhaarfarbene wissen und Nora sah ihn unschuldig an.

„Noah war müde“, meinte sie und zog einen Schmollmund. „Daher hab ich sie in die Tiefen ihres Selbst geschickt. Damit sie sich ausruhen kann!“ Ihr Blick wurde bösartiger und ihre Augen zeigten ihren Wahnsinn. „Sie soll verschwinden!!“, brüllte Nora. „Sie wird hier nicht mehr gebraucht!! Es genügt, wenn ich diesen Körper kontrolliere!!! Noah ist überflüssig!!!“

„Das sagst du!!“, fuhr Fly sie an und richtete sein Schwert auf das Mädchen.

„Noah!!“, rief er, „Wach auf!!! Ich weiß, dass du da drin bist!!!“

Nora lachte laut auf und sah zu Fly. „Sie kann dich nicht hören“, sang sie und packte ihre Pistole weg, so dass sie nur noch ihr Schwert in Händen hielt.

„Wieso packst du deine Waffe weg?“, fragte Kallen überrascht und stützte Gino. „Glaubst du, du gewinnst gegen drei Gegner mit nur einem Schwert?“ Nora kicherte wahnsinnig.

„Ihr beide interessiert mich nicht mehr!“, meinte sie und konzentrierte sich auf den Kupferhaarfarbenen. Sie hatte ein neues Spielzeug gefunden, welchem sie jetzt ihre volle Aufmerksamkeit widmete.

„Du warst bei Monique, richtig?“, wollte die Blauhaarige wissen und konnte anhand von Flys Reaktion lesen, dass sie recht hatte. „Und da du jetzt hier bist, hat sie wohl verloren“, stocherte sie weiter. „Wie war es? Hast du sie getötet oder hat sie ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt?“

„Weder noch!“, antwortete Fly gereizt. „Als ich ging hat sie noch gelebt!“

„Dann wird sie es jetzt wohl nicht mehr“, meinte sie und lächelte sicher. Dann zog sie ein kleines Fläschchen mit einer blauen Flüssigkeit hervor und öffnete dieses auch.

„Jeder von uns trägt ein solches Fläschchen bei sich, das wir leeren sollen, sollten wir nicht durch eure Hände sterben. Alexander hat es so befohlen, wir seien zu schwach, wenn wir gegen euch verlieren, hatte er gemeint. Allerdings werde ich dieses Zeug hier nicht brauchen“, sagte sie und leerte den Inhalt heraus. Eine Pflanze, die die Flüssigkeit abbekommen hatte, starb innerhalb von Sekunden ab.

„Geht endlich ihr zwei!“, forderte Fly Kallen und Gino auf, welche ihn besorgt ansahen.

„Ich komm hier schon klar“, fügte er noch hinzu. „Schließlich war ich ebenfalls mal so etwas wie ihr Vorgesetzter. So schwach bin ich auch nicht!“

Gino nahm Kallens Hand und zog sie mit sich, doch zuerst sträubte sie sich dagegen. Dann aber sah sie, dass der Blonde ebenfalls damit kämpfte Fly hier zurückzulassen, schon wieder!

„Blicke nicht zurück“, rief Gino Kallen Lelouchs Worte ins Gedächtnis, welche die Augen schloss und sich von dem Blonden mit ziehen ließ.
 

„Bis hier her und nicht weiter!“, drohte eine männliche Stimme der Gruppe, als sie wieder an einen Felsen vorbei kamen.

„Kazuke!“, stieß Reyla entsetzt aus und hielt anschließend die Luft an. Reyla kannte Kazuke, ebenso wie die anderen auch, aber Kazuke war gefährlich. Maximilian betrachtete seine Opfer immer als „ganz besondere Kunstwerke denen gern mal ein Körperteil fehlte“.

„Tut mir einen Gefallen und sterbt schnell, damit ich es bald hinter mich gebracht habe“, erklärte er kühl und dennoch gelassen. Seine Augen schienen müde und doch war er hellwach. Oh ja, Kazuke war wahrlich ein Profi.

„Wie wäre es denn, wenn du uns einfach vorbei lässt?“, schlug Ed vor, doch Kazuke schüttelte den Kopf.

„Lady Reyla darf weiter, aber von euch anderen muss ich mindestens einen erledigen!“, meinte der Schwarzhaarige. „Den Rest von euch wird sowieso Tao erledigen, wenn es soweit ist.“

„Nicht Tao…“, flüsterte Reyla beinahe verzweifelt und wandte sich an die anderen.

„Geht zurück nach Tokio“, bat sie sie. „Ich werde schon allein fertig mit Alexander!“

„Alexander hatte uns gesagt, dass Ihr Tod seid“, erwähnte Kazuke noch. „Doch dann sagte er, er habe dies gesagt, weil er uns nicht verletzten wollte, mit Eurem Verrat uns und den Black Swan gegenüber.“ Reyla stand der Schock ins Gesicht geschrieben und Suzaku stellte sich schützend vor die Schwarzhaarige.

„Wenn du einen Gegner willst, hier bin ich!“, sagte er und führte seine Hand zum Griff seines Schwertes, doch da legte ihm jemand eine Hand auf die Schulter.

„Nein. Deine Aufgabe ist es, Marisa zu retten. Um den kümmere ich mich.“

„Aber Edward“, entfuhr es Suzaku leise.

„Komm, ich bin dein Gegner!“, sagte der Blonde und zog sein Schwert aus der Scheide.

„Ihr versteht hoffentlich, dass ich das nicht zulassen kann, oder?“, mischte sich eine dritte Person ein und verpasste Ed einen Schlag in die Magengrube, sodass dieser keuchend zusammenbrach.

„Du… Mistkerl…“, fluchte er noch und verlor dann das Bewusstsein. Suzaku bekam Eds Schwert überreicht, während sich der andere Kazuke zu wandte.

„Kann es losgehen?“

„Von mir aus, ja“, meinte dieser gelassen. „Ich werde ein Kunstwerk erschaffen, auf das Maximilian stolz sein wird!“

„Morden hat nichts mit Kunst zu tun!!“, meinte sein Gegenüber und erhob sein Schwert.

~*Es wird ernst!*~

Kapitel 31 – Es wird ernst!
 

„Kommst du hier klar?“, fragte Suzaku, als er den bewusstlosen Ed auf seinen Rücken genommen hatte. „Soll ich dir nicht doch helfen, Kail?“

„Nein, nein“, winkte dieser lächelnd ab. „Ich habe meinen König niedergeschlagen. Wenn ich mit ihm zurückkehre, wird er mich sicher meines Amtes entheben.“ Auch wenn Suzaku nicht danach war, so lächelte auch er.

„Kommst du, Reyla?“, fragte der Braunhaarige und die Angesprochene nickte. Sie blickte noch einmal zu Kail, ehe auch sie los ging.

„Passt gut auf meinen König auf!!“, rief ihnen der Blonde noch nach und die beiden hoben zum Zeichen die Hand.

„Dir ist schon klar, dass du dir um deinen Posten keine Sorgen machen musst“, erinnerte Kazuke ihn an seine Anwesenheit. „Du wirst nicht zurückkehren!“ Er unterstrich seine Äußerung noch damit, dass er seine Schwerter vor sich überkreuzte und sie langsam aus einander zog, wobei ein schleifendes Geräusch zu hören war.

„Ich muss“, antwortete Kail und erhob ebenfalls sein Schwert. „Ich habe es schließlich versprochen.“ Kazuke lächelte und meinte dazu:

„Ich habe auch etwas versprochen… Nicht wahr, Noah?“ Dann rannten sie auf einander zu, führten einen Schlagabtausch und trennten sich wieder von einander. Wieder legte sich ein Lächeln auf die Lippen des Dunkelhaarigen, dessen Haare blau schimmerten.

„Kein Wunder, dass du Alexanders Favorit bist!“, erklärte er und hielt sich den Oberarm.

„Danke“, meinte Kail und hielt sich ebenfalls den Arm. „Warum hast du dich zurückgehalten?“

„Das hast du bemerkt? Erstaunlich!“

„Machen wir ernst?“ Kazuke nickte und die beiden konzentrierten sich wieder. Keiner von ihnen wollte verlieren.
 

„Lass mich runter“, hörte Suzaku von hinten und blickte zu Ed, welcher die Augen etwas geöffnet hatte.

„Du bist wieder wach?“, fragte der Braunhaarige während er den Blonden absetzte. Ed nickte und sah sich um.

„Er ist also dort geblieben…“, stellte er fest. „Dieser Idiot! Wenn er mir das nächste Mal unter die Augen kommt, kann er sich sicher sein, dass er sein Amt als zweiter Ritter los ist!!“

„Ich glaube, das sollte im Moment dein kleinstes Problem sein, Edward“, glaubte Reyla und war sich sicher, dass er sich wieder beruhigen musste. Der Blonde sah sich etwas um, ehe er sich zu der Schwarzhaarigen wandte.

„Der Kristall ist nicht mehr weit, oder? Wir sollten uns etwas beeilen. Suzaku, gib mir mein Schwert.“ Der ehemalige Knight of Zero nickte und übergab dem Blonden sein Schwert, welcher es dankend annahm. „Gehen wir weiter?“, wollte Edward wissen und die beiden anderen nickten sich zu.

„Ja, lasst uns gehen“, meinte Reyla und führte die beiden weiter. Doch wandte Ed einen Trick an. Er vergrößerte den Abstand zwischen sich und den anderen beiden unbemerkt und koppelte sich somit von ihnen ab.

„Tut mir leid ihr zwei“, entschuldigte er sich in Gedanken. „Ihr schafft es bestimmt ohne mich zum Kristall.“ Dann ging er wenige Meter zurück und stellte sich in die Nähe eines Felsen, der ihm vorher schon seltsam vorkam.

„Komm raus!! Ich weiß, dass du da bist!!“, rief er und hörte ein leises Lachen. Dann trat der Älteste der Fünf hervor, die sie am Eingang „Willkommen“ geheißen hatten.

„Du hast mich also doch bemerkt“, lachte er und verbeugte sich. „Es ist mir eine Ehre, Eure Majestät. Mein Name ist Tao und ich bin der Anführer der Leibgarde von Lady Reyla“, stellte er sich vor und richtete sich wieder auf. Seine blauen Augen sahen ihn ernst an. Auch wenn er lächelte, so war er mit Sicherheit ein gefährlicher Gegner. Oder lächelte er etwa genau deswegen? Weil er genau wusste, dass Ed nicht den Hauch einer Chance haben würde?
 

„Kannst du weiter gehen Gino?“, fragte Kallen besorgt, als sie und der Blondhaarige weiter gingen. Gino lächelte sie nur an und lief weiter.

„Ich hab dir doch gesagt, dass es nur ein Durchschuss ist“, meinte er dann und wandte sich zu der Rothaarigen. „Sie her es geht mir gut“, sagte er und hob beide Arme etwas. Da klopfte ihm plötzlich jemand auf die Schulter und er fuhr mit einem Schmerzenslaut erschrocken zusammen.

„Ihr seid es also wirklich“, stellte Lelouch fest und C.C. sah verwirrt zu Gino. Da sah sie, dass er blutete und sie ihm auf die Wunde geklopft hatte.

„Oh“, sagte sie überrascht. „Tut mir leid. Das wollte ich nicht.“

„C.C.! Lelouch!!“, rief Kallen erfreut aus. „Ihr habt es geschafft!!“ Lelouch erzählte ihnen alles, was geschehen war, und fragte nach den anderen. Doch auf diese Frage antwortete Kallen, dass sie auch nichts von den anderen wussten, da sie sie ebenfalls weitergeschickt hatten.

„Nach dem ihr zurück geblieben wart, hatte sich Fly dazu bereit erklärt sich um den nächsten Gegner zu kümmern. Monique kämpfte dann gegen Fly. Wenig später stießen wir wieder auf jemanden, um den sich Gino und ich kümmerten. Doch war sie sehr stark und hätte uns beinahe erledigt.“

„Aber ihr seid hier“, stellte die Grünhaarige fest. „Was ist passiert?“

„Fly kam und hat uns gerettet“, erklärte Gino und sah zu Boden. „Auch wenn er so getan hat, als sei er noch fit…

Der Kampf mit Monique hat ihm sicher viel Kraft gekostet. Und dennoch hat er sich auch noch Noah gestellt…“

„Wir sollten Fly nicht unterschätzen“, warf C.C. ein. „Er ist womöglich stärker als er aussieht!“
 

Kail sah Kazukes Klinge auf sich zu rasen und konnte gerade noch ausweichen. Der andere hatte ihn in die Enge getrieben. Der Blonde sah etwas nach links und bemerkte, dass nicht mehr viel gefehlt hätte. Da spürte er, wie ihm etwas Warmes an der Seite herunterlief und von seinem Kinn tropfte. Als er mit seiner Hand an dieses fasste, sah er, dass es Blut war. Kazuke hatte ihn also doch noch gestreift.

„Du willst mich also wirklich umbringen?“, stellte Kail ihm nochmals diese Frage.

„Umbringen hört sich doch etwas brutal an“, meinte Kazuke und zog sein Schwert wieder aus dem Felsen. „Wie gesagt, ich will ein Kunstwerk aus dir machen, damit Maximilian sieht, dass ich ein würdiges Mitglied bin.“ Er überkreuzte seine Schwerter wieder und hielt sie Kail an die Kehle.

„Wie willst du sterben?“, fragte er ihn und drückte die Schwerter etwas zusammen. „Schnell und ohne Schmerzen oder Langsam und Qualvoll?“

„Am besten gar nicht!“, konnten die beiden eine Stimme hören und Kazuke wurde zur Seite gestoßen. Kail sah zuerst zu dem nun am Boden liegenden und dann zu dem anderen, der ihn weg gestoßen hatte.

„Yo?!“, stieß er überrascht aus. „Was machst du denn hier? Solltest du nicht bei Nunnally sein?!“

„Da war ich ja auch“, erklärte der Schwarzhaarige. „Allerdings wollte ich nicht die ganze Zeit untätig rum sitzen. Also bin ich euch gefolgt.“

„Und Nunnally?“

„Die weiß Bescheid“, erklärte der Knight of Six. „Und wie es aussieht, kannst du hier Hilfe brauchen.“ Er lächelte Kail an, welcher ihm zu nickte.

„Dann lass uns mal unser bestes geben!“ Yo nickte und zog sein Schwert aus der Scheide und stellte sich neben Kail.

„Ach ja“, begann der Schwarzhaarige noch einmal. „Ich hab Nunnally versprochen, nicht zu sterben.“

„Soll das heißen, ich soll auf dich aufpassen?“, fragte Kail lachend und Yo zuckte die Achseln. Der Blonde sah lächelnd zu seinem Kameraden und meinte:

„Wenn du auch auf mich aufpasst…“

„Habt ihr nun genug palavert?“, fragte Kazuke ungeduldig und spielte mit seinen Schwertern, dann grinste er freudig. „Jetzt kann ich sogar zwei Kunstwerke machen!“ Yo sah den Dunkelhaarigen verwirrt an, dann blickte er zu Kail, welcher ihm erklärte, was es mit diesen Worten auf sich hatte. Yo nickte verstehend und festigte den Griff um sein Schwert. Dann schluckte er einmal schwer und wünschte Kail viel Glück. Dieser erwiderte die Geste und die beiden stellten sich Rücken an Rücken.

Der Kampf begann von neuem.
 

Reyla und Suzaku waren an dem Kristall angekommen und entdeckten auch sogleich Marisa, die sich in seinem inneren befand. Der Braunhaarige wollte sofort zu ihr rennen und sie da rausholen, doch Reyla hielt ihn auf.

„Wir sollten uns zuerst einen guten Plan zurecht legen“, meinte die Schwarzhaarige.

„Ja, da hast du Recht“, antwortete Suzaku und beruhigte sich wieder, so dass Reyla ihn losließ. „Hast du eine Idee, Edward?“, fragte er den Blonden und wandte sich um, doch sah er ihn nicht.

„Wo ist er?“, wollte nun auch Reyla verwirrt wissen, da erklang ein Lachen hinter ihnen. Eine hochgewachsene Person kam hervor getreten und stellte sich auf einer Anhöhe vor die beiden und sah auf sie hinab.

„Euer Freund Edward ist bei Tao“, erklärte er und Reyla wich einige Schritte zurück. „Ist es euch denn wirklich nicht aufgefallen, dass er schon etwa eine halbe Stunde nicht mehr bei euch ist? Meine Güte, was war nur mit euch los.“

„Alexander Goldmann“, fauchte Suzaku und auch Reyla warf ihm einen tödlichen Blick zu. Doch er lächelte nur und deutete nach hinten.

„Seid ihr deswegen gekommen?“

„Marisa!!“, schrien die beiden und der Braunhaarige wollte sofort zu ihr rennen, doch da hielt ihn Reyla auf. Vor Suzaku war ein Wurfstern gelandet, der ihn, wenn er weitergelaufen wäre, getötet hätte. Er wollte gerade fragen, von wo oder wem dieser kam, da trat ein kleines Mädchen mit pinken Haaren auf Alexander zu.

„Rose!!“, rief Reyla und Suzaku konnte sich bereits denken, woher sie das Mädchen kannte.

„Ist sie auch ein Mitglied?“

„Rose ist das sechste Mitglied meiner Leibwächter“, erklärte die Schwarzhaarige und Suzaku sah sie überrascht an. Er hatte gedacht, sie sei nur ein einfaches Mitglied der Black Swan, doch dass sie zu ihrer Leibgarde gehörte. Das war eine Überraschung für ihn.

„Ich hatte eigentlich gedacht, Tao wäre hier bei Alexander. Aber das es Rose ist…?“ Reyla war ebenso überrascht wie Suzaku, das junge Mädchen hier zu sehen. Der große Mann legte Rose eine Hand auf die Schulter und meinte:

„Schaffst du das hier alleine, Rose?“ Die Pinkhaarige nickte und Alexander trat näher an den Kristall, hielt jedoch einen gewissen Abstand ein. Marisa sah die ganze Zeit schon zu den beiden, die gekommen waren um ihr zu helfen. Sie schrie verzweifelt ihre Namen, doch konnte man sie außen fast nicht hören.

„Keine Sorge“, wollte Alexander sie beruhigen. „Wenn ich es wünsche, kann ich sie in der neuen Welt zu meinen Untergebenen machen.“ Auf diese Worte lachte er laut und hob die Hände. Dann wurde er wieder ernst und sprach:

„Urhutu boch!

Wichsu ios bum Tebun anb wurbu kemdlupp.

Vuruinp mop bum Krospill anb bum Edfur,

ikpovouru och bou inpoku Wiffu ias ilpur Zuop!!“

Der Kristall leuchtete einmal kurz auf, dann bebte der Boden und Suzaku und Reyla mussten darauf achten, nicht zu stürzen. Plötzlich begann sich etwas aus dem Boden aufzubauen und den Kristall mit nach oben zu tragen. Je weiter es in die Höhe stieg, umso kräftiger wurde das Leuchten.
 

„Es muss nicht mehr weit sein“, stellte Lelouch fest, da auch er das Beben spürte. C.C, Kallen und Gino bemerkten es ebenfalls und sahen den Ex-Imperator an. Dieser bemerkte ihre Blicke und er erklärte:

„Alexander ist wohl gerade dabei, die antike Waffe aufzubauen, mit der er die Welt verändern will.“

„Heißt das… wir sind zu spät?“, hauchte Gino seine Frage, da ihm die Stimme langsam versagte.

Er rechnete bereits mit dem Schlimmsten, doch der Schwarzhaarige konnte ihn beruhigen.

„Nein, noch können wir sie retten. Ich bin mir sicher irgendjemand hat es bereits zum Kristall geschafft.“

„Habt ihr eigentlich irgendwas von Fly mitbekommen, als ihr uns gefolgt seid?“, wollte Kallen nun wissen. Diese Frage ging ihr schon die ganze Zeit durch den Kopf und jetzt stellte sie sie.

„Nein, haben wir nicht“, erklärte der Schwarzhaarige sofort. „Darum waren wir ja auch so überrascht, als ihr von Fly erzählt habt.“ Die Rothaarige nickte verstehend und ging weiter. Da fiel ihr auf, dass sie auch bis zu diesem Moment keinen der anderen mehr getroffen hatten. Etwas Hoffnung stieg in ihr auf, welche jedoch sofort wieder zerschlagen wurde. Selbst Lelouch und C.C. weiteten entsetzt die Augen als sie eine große Blutlache vor sich fanden.

„Was… war hier… nur los…?“, flüsterte Kallen, da entdeckte sie ein Haarband im Blut liegen und hob es auf. Mit zittrigen Fingern hielt sie es hoch und sprach:

„Dieses Haarband… gehörte Edward! Er hatte es immer im Haar, um seinen Zopf gebunden zu halten!“ Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen und sie klappte beinahe zusammen, doch Gino fing sie auf. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und wurde immer depressiver, sprach von „Wir werden alle sterben“ und „Die Hoffnung ist verloren!“. Da schall ein Klatschen durch die Luft und Kallen hielt sich ihre schmerzende Wange. Dann sah sie zu dem Schwarzhaarigen auf, der sich seine Hand hielt. Er hatte wohl zu stark zu geschlagen, aber er hatte ihre Aufmerksamkeit.

„Wir werden hier nicht sterben!“, schrie er sie an. „Niemand von uns wird hier sterben!! Hast du das jetzt endlich kapiert!? Weder du, noch Gino, Fly, Marisa oder sonst einer!!“ Kallen nickte zögerlich und wischte sich die Tränen weg.

„Du hast Recht, ja“, stimmte sie ihm nun zu. „Wir dürfen nur nicht aufgeben! Ich bin mir sicher, dass Edward auch schon am Kristall ist!“

„Na also, geht doch!“, freute sich Lelouch und stützte nun Gino, damit Kallen sich etwas entspannen konnte.

Dann erreichten sie den Kristall…

Dort angekommen sahen sie einen hohen Turm, an dessen Spitze der Kristall befestigt war. Und in seinem inneren war Marisa, die Schmerzen zu haben schien. Sie traten auf ihre zwei Kameraden zu und Lelouch sagte:

„So sieht sie also aus?“ Suzaku und Reyla wirbelten überrascht herum und waren mehr als erstaunt, die vier zu sehen.

„Lelouch!! Kallen! C.C.!! Gino!!“, freute sich der Braunhaarige und auch die Frau an seiner Seite schien erleichtert darüber zu sein, dass Lelouch sein Wort gehalten hatte.

„Da seid ihr ja endlich“, meinte sie und drückte Kallen und Gino fest. Der Blonde allerdings zischte einen Schmerzenslaut und Suzaku und Reyla sahen, dass er an der Schulter verletzt war.

„Gino!? Wieso bist du mit dieser Wunder hier her gekommen?“, fragte der Brauhaarige entsetzt. Gino erwiderte nur, dass er noch kämpfen könne und seine Freunde nicht im Stich ließe.
 

Der Schwarzhaarige grinste, als er den Blonden betrachtete. Er hatte gute Arbeit geleistet, denn Edward sah sehr mitgenommen aus. Sein linker Arm hing schlaff an ihm herunter und aus einer Wunde an seiner Schulter sickerte immer noch Blut. Sein einst weißes Hemd war an der linken Seite schon sehr von dem Rot getränkt.

„Eklig“, beschwerte sich der Blonde und zog sein Hemd etwas von seinem Oberkörper weg. „Ich mag es nicht, wenn meine Sachen feucht oder nass sind!“ Da ließ er den Stoff wieder zurückschnellen und wischte sich die Stirn. An seiner Schläfe lief ihm ebenfalls ein Rinnsal Blut herunter, welches er auch so gut wie möglich wegwischte.

„Ich bewundere Euch“, gestand Tao und Ed blickte zu ihm auf. „Wie Ihr Euch mit dieser Wunde überhaupt noch bewegen könnt. Erstaunlich!

Bei der Menge Blut die Ihr schon verloren habt.“ Tao sprach auf die große Blutlache an, die weiter östlich lag. „Seid Ihr wirklich so stark oder tut Ihr nur so?“ In der Tat war Edward langsam am Ende seiner Kräfte. Seine Sicht wurde immer verschwommener, was wohl durch den hohen Blutverlust herführen konnte. Doch er wollte nicht aufgeben, er wollte die anderen nicht enttäuschen! Doch just in diesem Moment ging er in die Knie und konnte sich gerade noch an seinem Schwert halten, damit er nicht komplett umkippte.

„Oh, also doch!“, stellte der Schwarzhaarige fest und ging auf den Blonden zu. „Eure Kräfte lassen also doch nach!“ Er packte Ed am Hals und hob ihn hoch, wobei er ihm auch gleich etwas die Luft abschnürte.

„Wie fühlt sich seine Majestät, kurz vor dem Tod?“, wollte Tao wissen, doch Edward lächelte nur.

„Nicht viel anders, als zu Beginn meines Lebens!“

„Oh, das tut mir aber wirklich leid“, hauchte Tao gespielt mitleidig und schmiss den Blonden auf den Boden, sodass dieser nach Luft schnappte. Doch blieb ihm nicht viel Zeit um Luft zu holen, da er sogleich einen lauten Aufschrei des Schmerzes ausstoßen musste. Mit vor Schmerz geweiteten Augen besah er Taos Klinge, die nun in seinem linken Oberschenkel steckte. Als er sein Schwert wieder heraus zog, stöhnte Ed nochmals leise und spürte, wie seine lebenswichtige Flüssigkeit seine Hose nun auch rot tränkte. Unter starken Schmerzen setzte er sich auf und schaffte es sogar, sich aufzustellen. Er stützte sich auf seinem Schwert und sah grinsend zu dem Schwarzhaarigen.

„Ich sagte doch, dass ich es hasse, wenn meine Kleidung feucht oder nass ist!“ Dann riss er von seiner Hose einen streifen Stoff ab und band seine Schwertscheide als Schiene an seinen linken Fuß, damit er halbwegs gerade stehen konnte. Er blinzelte einige Male, um seine Sicht wieder etwas zu klären, doch viel brachte es nicht. Tao sah ihn verwirrt an und fragte:

„Warum tut Ihr das alles?“

„Weil ich meinen Freunden helfen will“, erklärte Edward. „Dazu hat man nämlich Freunde!“ Dann sah er sein Gegenüber freundlicher an und fügte noch hinzu:

„Du bist doch ebenfalls ein Freund von Reyla. Warum also stellst du dich gegen sie? Weil Alexander gedroht hat, dass er dich, deine Kameraden und Reyla tötet? Nur deshalb?“ Taos Schweigsamkeit bestätigte seinen Verdacht. „Das ist doch lächerlich! Warum seid ihr nicht zu uns gekommen? Wir hätten euch helfen können! Reyla hätte sich für euch eingesetzt, da sie erkannt hat, wie wertvoll ein Menschenleben ist! Weil sie sich nicht mehr an diese absurden Regeln halten wollte!!“ Da ließen seine Beine, trotz der Schiene, nach und er fand sich kniend am Boden wieder. Immer noch überrascht von Edwards Worten sah Tao den Jüngeren an. Dieser war gerade in Gedanken versunken.

„Es tut mir leid Orua“, dachte er sich. „Es sieht wohl so aus, als ob ich bald bei dir bin.“ Tao musterte den Blondling mit einem kalten Blick, packte ihn an seinem losen Zopf, der nicht mehr fest war, da das Band fehlte, dass ihn zusammen hielt, und zog ihn auf die Beine.

„Es ist vorbei“, meinte der Schwarzhaarige emotionslos und zückte sein Schwert. Ed hielt die Augen geschlossen und wartete auf den erlösenden Stoß. Doch dieser kam nicht. Tao rammte ihn den Griff seines Schwertes kraftvoll in den Magen, sodass sich Eds Augen entsetzt weiteten und er nach Luft ringend in Ohnmacht fiel, da Tao ihn losgelassen hatte und er nun Richtung Boden glitt. Der Black Swan Agent legte ihn in den Schutz des Felsen und lächelte.

„Ihr seid ein guter König“, meinte er und entfernte sich von dem jungen König.

„Deine Zeit ist noch nicht gekommen, Ed…“, nahm Edward die Stimme in seinem Kopf nur halb wahr.
 

„Ich höre sie immer noch, diese sanfte Stimme die mich zur Hölle führte...“

Erneut parierte Fly den Schwertschlag von Nora. Jenes Mädchen mit blauen Haaren und den eiskalten Augen kicherte verspielt.

„Was für ein Spaß! Ich habe mich schon so lange nicht amüsieren können! Dafür sollte ich dir danken, Fly!“

„Schwing keine Reden, sondern kämpfe!“, konterte Fly wütend. Er knirschte mit den Zähnen als er es schließlich schaffte, das Schwert aus Noras Händen zu hebeln. Auch durchschnitt er ihre Handfläche, aus welcher nun Blut floss, und Nora sprang zur Seite. Kurz starrte sie ihre Hand untersuchend an, doch wie eh und je fühlte sie keinen Schmerz. Dafür spürte ihn Noah.

„Tchihihi... das war nicht so Gentlemanlike Fly... Wo du doch als Frauenheld bekannt bist.“ Vorsichtig leckte sie das rote Blut von ihrer Hand ab, während sie kühl zum kupferhaarfabenen Mann schaute.

„Aber bist du auch nur unter den Frauen so bekannt und begehrt, weil du deine Leere füllen wolltest, da Sie, die du wirklich liebtest, deine Gefühle damals, sowie in Zukunft nicht erwidern wird. Monique war schon immer von deinem leidenden Blick angetan, sowie von deiner Art, denn ihr beide habt nach etwas gesucht, was ihr nicht bekommen könnt. Aber dennoch sahst du sie nie mit den Augen an, mit denen du Reyla angesehen hast. Tja, Monique hätte einfach nur ihre Gefühle für dich begraben müssen, dann wäre sie noch am Leben!“ Doch plötzlich schnellte auf sie eine Kugel zu, der sie noch rechtzeitig auswich, sodass nur ihre Kleidung am Oberarm leicht zerfetzt wurde.

„Haarscharfer Schuss“, kommentierte das Mädchen mit den glühenden Augen ruhig, als sie zu der Kugel starrte, die hinter ihr in die Felswand eingeschlagen war. Nur um dann erneut zu ihrem Gegner zu schauen. Nun erkannte Fly die blauen Augen die von einem roten Ring umrandet waren. Es war dieses verfluchte Zeichen, die hypnotisierten Augen eines Opfers des Geass!

„So sehr ich dich am liebsten zum Schweigen bringen würde, dennoch interessieren mich einige Sachen... Woher hast du das Geass bekommen? Und vor allem, wieso hast du es an deiner EIGENEN Schwester angewendet?!“ Am Ende sprach der Erwachsene lauter als geplant. Er musste sich zusammenreißen wenn er weiter seine Beherrschung behalten wollte. Denn Nora wusste, das Fly ihr im körperlichen in vielen Punkten überlegen war. Auch wusste sie, dass er in einigen Punkten normalerweise nicht aus der Fassung zu bringen war, außer wenn es um seine kostbare Reyla ging... Das war das Einzige, was ihn seine Ruhe vergessen ließ!

„Fragen über Fragen“, trällerte die Blauhaarige gelangweilt und zugleich verspielt, doch dann schaute sie aus dem Seitenwinkel zu ihm hinüber. „Aber wenn du es so sehr wissen willst, gerne. Hör dir einfach die Geschichte an. Vielleicht wird der Kampf danach spannender, wenn wir genug geredet haben?“, stellte sie mit einem hinterhältigen Kichern eine rhetorische Frage zur Schau.

„Das Geass besitze ich, soweit ich mich zurück erinnern kann, schon mein Leben lang. Wir alle besitzen ein Geass, ein jeder von Reylas Wächter. Ich finde es ist nach wie vor ein Rätsel, wie ich als Seele an diese Kraft kam, oder ob es mehr Menschen wie mich gibt die auch über das Geass verfügen, aber weder einen Code besitzen, noch mit Jemanden im Vertrag stehen... Seltsam oder? Das Geass und die Black Swan, beides Dinge was seit langer Zeit existieren.“ Nun schaute Fly irritiert zu ihr.

„Wie meinst du das?“

„Na... ist es dir denn nie aufgefallen wenn du in Reylas Nähe warst? Wie sie sich von allem abhob, sich unterschied? Ich denke zwischen den Geass und der Familie Black Swan gibt es irgendeine Verbindung. Denn auch Reyla kann von sich aus nicht sterben. Du weißt selbst wie oft sie versucht hat sich das Leben zu nehmen und es nie geklappt hat.“ Nora schritt mit graziösen Schritten umher, während sie sich die alten Felswände genauer anschaute. Fly sagte zu dem nichts, eher ballte er seine Fäuste zusammen. Ja, über zehn Mal hatte sie es versucht. Und immer hielt sie doch das Leben fest, als würde es sie dazu zwingen ihre Aufgabe zu Ende zu führen.

„Und nun zu deiner eigentliche Frage: Ich weiß nicht, wie viel Reyla dir verraten hat, aber meine Schwester und ich galten als „Teufelskinder“. Mich verachteten sie wegen dem Geass, sie bekamen Angst vor meinem seltsamen Auge. Meiner Schwester wurde angehängt, sie sei für alles Unglück verantwortlich. Denn seltsamerweise, egal wo wir waren, immer passierte irgendwas, immer starb irgendwer qualvoll...“ Am Ende lachte sie eisig, ach was waren das für schöne schmerzverzerrte Gesichter gewesen!

„Tja... wir wurden mit Steinen beworfen, verjagt und gejagt. Als wären wir wilde Tiere für den Schlachter. Na ja, mein körperliches Befinden war nicht gerade das Beste. Und kurz bevor ich gestorben bin, habe ich mein Geass bei ihr angewandt, damit ich in ihren Körper fahren und für immer bei ihr sein konnte.

Natürlich war mein eigentliches Ziel ihren Körper zu bekommen, den gesunden und vor allem stärkeren. Der Stärkere frisst den Schwächeren. Das ist das Gesetz, welches ich kenne und deswegen...“ Plötzlich kamen aus ihren langen Kimonoärmeln Klingen hervor, mit denen sie auf Fly zu schnellte.

„Stirb...“, flüsterte sie leise und stach mit großer Wucht zu!
 

„Ich erinnerte mich an den kalten Schnee, an die Rufe der Leute...

Monster nannten sie mich... Ich erinnere mich an den moderigen Geruch der Gosse. Aber... erinnere ich mich vor allem an die Hand die sie mir reichten... eine Hand die mich akzeptierte als das Teufelskind.“

In einem dunklen Raum öffnete ein Mädchen, das dasselbe Äußere wie Nora besaß, langsam ihre Augen. Nur waren diese seelenruhig, gar leblos und leer.

„Wo bin ich?“, dachte sie, als sie das dunkle Schwarz genauer betrachtete. Doch dann fiel es ihr wieder ein. Die Schmerzen, die sie heimsuchten, erneut die Erinnerungen die hoch kamen, der Verrat von Reyla...

„Ja... stimmt ich wollte schlafen. Alles einfach vergessen...“

„NOAH!!!“, hörte sie eine männliche Stimme rufen. Verwundert starrte sie nach links, aber da war niemand. Schließlich senkte sie ihr Haupt zum Wasser, in dem sie das Gesicht jenes Mannes sah, der der beste Freund ihrer Herrin war. Er hatte seine Augenbrauen leicht zusammen gezogen und sie erkannte ihre Klingen, die in seinem Bauch versunken waren.

„Verdammt Noah, wach auf...“, flüsterte er verbissen, als er die Luft scharf einatmete, während ihr Körper sich mehr an seinen drückte um die Klingen tiefer in ihn zu bohren.

„Wach... ich bin doch wach. Aber, ich wollte schlafen, vergessen...“

„Dann tu es doch einfach“, hörte sie die sanfte Stimme des Mädchens hinter sich.

„Nora...“, flüsterte sie leise, als sie zu ihrer Schwester starrte. Sie sah genauso aus wie sie, nur war hier in ihrem Inneren der Unterschied, dass sie längeres Haar besaß als sie. Langes blaues Haar, wie einst ihre Mutter es trug... Wieder zog sich ihr Herz schmerzend zusammen und sie griff fest an die Stelle, wo jenes Organ heftig schlug und sie krümmte sich.

„Hör auf dich daran zu erinnern...“, flüsterte ihre Schwester beruhigend zu Noah, als sie ihre Arme um sie legte und sie umarmte. „Vergiss diese Frau einfach. Die Frau, die uns im Stich gelassen hat, genau wie diese...“ Noah konnte beobachten wie im Wasser sich das Abbild von Reyla widerspiegelte. Ja Reyla... auch sie hatte sie verraten. „Vertrau mir und schlaf einfach und vergesse alles...“

„Alles?“
 

„Dies ist ein neues Mitglied unserer Brigade. Behandelt sie respektvoll und fürsorglich. Kazuke ich übergebe sie in deine Obhut, du bist für ihr Wohl verantwortlich.“ Ich höre sie wieder, die Stimme die so kalt und leer war und doch so ernst. Und an dem Blick in ihren endlosen blauen Augen, die eisern zu dem Jungen mit den dunklen Haaren schauten. Ich weiß nicht wieso, aber als ich ihn das erste Mal sah, fühlte ich mich schon sicherer. Ich weiß auch noch, wie tief und respektvoll der Junge sich vor uns verneigt hatte und mit Würde sprach:

„Ich werde diese Aufgabe pflichtbewusst übernehmen.“ Ich weiß auch noch wie Maximilian, der auf dem Sofa gesessen hatte und eines seiner „Play Girl“- Magazine gelesen hatte in lautes Lachen ausbrach.

„Kazuke soll sich um diese süße Dame kümmern?! Unser stiller Steinninja?! Das wird so nach Hinten los gehen... Eher sollten Sie-“

„Halt den Mund Maximilian. Du hast bereits Jemanden und dieser ist Kazuke. Also hör auf das Mädchen anzugaffen.“ Monique, die den Blonden einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst hatte, um mich dann mit einen freundlichen Lächeln zu begrüßen, kam auf mich zu.

„Hör nicht auf ihn. Kazuke ist im GEGENSATZ zu IHM ein wirklicher Gentleman, ohne Hintergedanken. Ach ja, ich heiße Monique und bin auch als die Nr. Zwei bekannt. Willkommen Noah.“ Ich fühlte, wie die Hand von Reyla, die auf meiner Schulter lag, sich wieder zurück zog und sie aus dem Raum ging.

„Ich überlasse sie nun euch, ich habe einen weiteren Auftrag um den ich mich kümmern muss. Ich wünsche euch noch einen angenehmen Abend.“ Mit den Worten schloss sie die Tür. Maximilian sprang vom Sofa auf und streckte sich.

„Da kommt sie und geht wieder, wie der Wind. Na ja ich werde den Köchen Bescheid geben, dass wir nun einen Teller mehr brauchen“, gähnte er müde und lief gemütlich wie seine Herrin, nein UNSERE Herrin, aus dem Raum. Der ganze Abend kam mir vor wie ein Traum. Ich dachte, ich würde mit Kälte empfangen werden, die ich gewohnt war. Nein... an diesem dunklen Ort traf ich welche mit demselben Schicksal. Alle hatten mich mit offenen Armen begrüßt. Ich fühlte mich heimisch, so sehr als hätte ich endlich meine verlorene Familie wieder gefunden. Ja und du, Kazuke... Du warst immer für mich da, egal was passiert war. Nie machte dir meine Leere etwas aus, denn du warst genauso leer. Ja, so warst auch du, Kazuke...“

„Kazuke...“, flüsterte Noah leise. Plötzlich riss sie ihre Augen auf. Ja... sie hatte ihm doch was versprochen!
 

„Die Sonne sank nun langsam hinab, das Orange des Himmels verfärbte sich in ein angenehmes und dunkles Blau. Drei Jahre war es nun her seit ich Teil der Black Swan geworden bin. Ich lernte sowohl ihre Grausamkeiten als auch ihre Gutmütigkeit kennen.

„Noah...“ Ich schaute zu der Person neben mir. Kazuke und ich saßen auf dem Gemäuer des Balkons, während wir den Mond beobachten wie er langsam hinauf stieg, um in der Nacht Licht zu spenden.

„Ja?“ Fragend und mit einem ruhigen Blick schaute ich zu ihm. Sein schwarzes Haar wehte angenehm im Abendwind.

„Bereust du es, Reylas Hand ergriffen zu haben? Du magst zwar nun leben, aber dafür raubst du anderen das Leben. Also, bereust du es?“, fragte er mich in einem monotonen Ton, den ich von ihm gewohnt war. Ich schloss meine Augen und wiegte mich sanft im Wind.

„Nein, ich bereue es nicht. Denn ICH habe mich dazu entschlossen ihre Hand zu ergreifen. Sie hatte mich zu nichts gezwungen... Ich werde es nie bereuen denn, so konnte ich euch allen und auch dir begegnen.“ Plötzlich wurde mir klar was ich gesagt hatte! Zum ersten Mal fühlte ich wie mein Herz heftig schlug und eine unbekannte Hitze in mir empor stieg. Ich glaubte, ich war krank. Aber dann fühlte ich wie seine Hand sich auf meine legte und meine sonst so leblosen Augen sich weiteten. Irritiert schaute ich zu ihm, als er ruhig sprach:

„Mir geht es genauso... Noah... Wenn- wenn wir unsere Aufgabe erfüllt haben... Würdest du dann bei mir bleiben wollen?“ Ich wusste nicht was ich antworten sollte, doch brachte ich ein leichtes Nicken zustande. Damals hätte ich fast vor Glück schreien können, es war mir aber doch so fremd, diese Lebendigkeit...“
 

Nora knirschte wütend mit den Zähnen, als sie bemerkte, wie sie langsam die Kontrolle über diesen Körper verlor. Das konnte einfach nicht sein!

„Ja... ich habe es ihm versprochen...“, flüsterte das Mädchen leise und Fly schaute mit geweiteten Augen zu ihr. Diese Stimme...

„Noah?“, fragte er sie ruhig, aber er schnappte auch nach Luft. Inzwischen hatten die Klingen gestoppt, weiter in seinen Körper einzudringen. Dennoch waren die Wunden nicht zu unterschätzen. Denn die rote Flüssigkeit, die aus seiner Wunde floss, ließ nichts Gutes vermuten... Die Angesprochene blinzelte kurz mit ihren Augen, die noch total benebelt waren. Aber das Geass war inzwischen dabei sich zurückzuziehen.

„Fly?“, fragte sie leicht gelangweilt und der Gefragte stöhnte erleichtert. Ja, dieser Null-Interesse-Ton war definitiv Noah... Zittrig legte er seine Hand auf ihre Schulter, während er ihr charmant zu lächelte.

„Schön, DICH wieder hier zu haben. Sag mal könntest du vorsichtig deine Klingen zurückziehen?“ Noah sah hinunter auf Flys Bauch und wurde sofort leicht panisch, vorsichtig zog sie die Klingen heraus und riss etwas Stoff von ihren Kimonorock ab, um ihn damit zu verbinden.

„Geht es?“

„Sagen wir so, für Jemand der an Schmerzen gewöhnt ist, Ja“, keuchte der Mann mit den grünen Augen und rang heftig nach Luft.

„... Sie können nicht weiter kämpfen“, bemerkte Noah, wie immer, gelangweilt. Fly musste leicht amüsiert lachen.

„Das stimmt wohl, ich habe meine Grenze erreicht. Aber sag Noah, was wirst du nun tun?“ Die Gefragte zuckte kurz zusammen, bevor sie hinunter zum Boden sah.

„Ich...ARHG!!!“

„Noah!!!“ Alarmiert beugte sich Fly vor, doch erkannte er auf den Lippen des Mädchens ein heimtückisches Lächeln.

„Hahahahaha... Glaubt ihr ernsthaft, dass ich so leicht nachgebe?!“ Fly wurde kreidebleich als er dieses psychopathische Lachen vernahm, das laut hallend durch die Luft schwang. Das konnte nicht sein... Doch die Augen bewiesen es. Erneut war das rote Leuchten um Noahs Iris erschienen.

„Tja Fly, zu früh gefreut. Aber keine Sorge, dafür mache ich es ganz kurz und anschließend kümmere ich mich um diesen Kazuke...“

„Du willst Jemanden aus deinen eigenen Reihen töten?!“

„Wenn ich so an diesen Körper komme... Gerne!“, lächelte die Blauhaarige düster, als sie aufstand und erneut nach den Klingen griff.

„Dieses mal... sterbe!“ In einer berauschenden Geschwindigkeit raste die Klinge auf Flys Hals zu. Das nächste was man vernehmen konnte, war das Geräusch wie etwas durchstoßen wurde und wie leise einige Tropfen zu Boden fielen. Fly fühlte, wie etwas warmes Flüssiges langsam an ihm hinab lief. Mit geweiteten Augen starrte er das Mädchen an. Denn es war nicht sein Blut, welches in jenem Moment den Boden rot färbte...

Schwer keuchend hielt die Blauhaarige die Klinge weiterhin in ihrer Brust versunken, doch ließen ihre Kräfte nach und sie sackte zusammen. Fly konnte sie noch rechtzeitig vor dem Sturz auf den Boden auffangen.

„Wa- warum?“, hörte er das Mädchen schwach fragen, aber wusste er das die Frage nicht ihm galt, sondern...

„Ich wollte mich nicht länger von dir kontrollieren lassen!“, sprach das Mädchen nochmal, mit einer Stärke, die sie augenblicklich von einem heftigen Husten befallen ließ und sie dabei Blut spuckte.

„Noah! Nora!“, rief der Kupferhaarfarbene und starrte verzweifelt auf den Körper, der am sterben war.

„Ha... du Vollidiotin...“, hauchte sie schwach und ihre Augen erschlafften immer mehr. Nun fühlte Fly, wie auf seine Hand eine weitere Flüssigkeit tropfte, die aber durchsichtig war. Es waren Tränen, Noahs Tränen.

„Fl... Fly...“, flüsterte die schwache Stimme leise und Fly drehte das Mädchen vorsichtig zu sich, so dass er in ihre Augen blicken konnte. Schmerzerfüllt zog sie scharf die Luft ein, als sie erneut eine Schmerzesswelle überrollte, ihr lief die Zeit ab.

„Bit...te ge-geben... Sie d...as Kazuke....“ Zitternd streckte sie ihre Hand nach ihren Hals aus, an dem eine Kreuzkette hing, die sie mit aller Kraft, die sie noch besaß, abriss. Vertrauensvoll legte sie Fly die Kette in die Hand, während sie immer mehr von einer Schwärze und eisigen Kälte eingeholt wurde. „Ha... Sa...g... Ka...zuke... das... es.. mir... Leid... tu..t... und das i...ch ih..n lie..." Bevor Noah ihren Satz hatte beenden können, wurden ihre Augen leer und sie atmete ein letztes Mal frei aus. Ihr Blut tropfte noch von ihrem Körper und man hörte das Aufkommen in der Lache, die sich unter Noah gebildet hatte. Fly sah sie verbittert an, schloss dann aber seine Augen und strich mit seiner Handfläche über ihre Augen, damit der kalte Blick aus ihnen verschwand. Schwer atmete er die Luft ein als er mit einem Lächeln zu ihr schaute, doch ein trauriger Blick in seinen Augen lag: „Ich verspreche dir, das werde ich... Schlaf gut, Noah...“

~*Marisas Leben*~

Marisas Leben
 

Sieben Siegel, sieben Menschen, sieben Ursprünge...

Hätten wir vorher gewusst, was wir auf uns nahmen, hätten wir wohl eher das Ende unseres Landes in Kauf genommen. Doch wollten wir unsere Heimat nicht verlieren und gaben somit unsere Leben auf. Auch wenn wir noch lebten, so war es kein richtiges leben mehr. Wir konnten nicht sterben, wurden wieder erweckt. Zwar konnten wir getötet werden, doch unsere Körper heilten schnell. Wir schrumpften in einen Kinderkörper zurück und unser „Leben“ begann von vorne. Dies lief über viele Jahre, gar Jahrhunderte so und niemand kümmerte sich mehr um uns. Irgendwann lebten wir uns auseinander und verloren uns aus den Augen. Nie hätten wir gedacht, dass nach so langer Zeit jemand hinter uns her sein könnte, um die alte Waffe zu entsiegeln.
 

~*Ein paar Stunden vorher...*~
 

„Nunnally, hallo“, sprach der Weißhaarige die junge Königin an. „Wie geht es dir?“ Nunnally sah Spice überrascht an. Warum war er denn nicht im Garten? Zu dieser Zeit konnte man ihn immer dort antreffen.

„Hallo Spice“, grüßte sie ihn schnell zurück. „Es geht mir gut, danke. Allerdings mache ich mir ein wenig Sorgen. Was ist, wenn mein Bruder und die anderen es nicht schaffen? Dann ist unsere Welt verloren...“

„Keine Angst, das wirst du nicht erleben“, lächelte er Nunnally zu und sie sah ihn verwirrt an. Doch er ging nur ein Stück an ihr vorbei und drehte sich schnell um. Dann überwältigte er sie und fing die bewusstlose Königin auf.

„Es tut mir wirklich sehr leid, Nunnally, aber du bist die Einzige, die noch in Frage käme, um die Waffe erneut zu versiegeln.“ Dann trug er die junge Frau in einen Jet und schloss die Türen, ehe er startete. Der Weißhaarige gab den Kurs ein und der Computer zeigte die Flugroute an.
 

~*Wieder etwas später*~
 

„Kazuke!“

Kazuke horchte auf, als er seinen Namen hörte. Das war Noahs Stimme, da war er sich sicher. Doch so freudig kannte er sie nicht.

„Noah…?“, flüsterte er leise und war kurz abgelenkt. Dies machte sich Kail zu nutze und griff an. Er schlug mit seinem Schwert von unten nach oben, gegen das Schwert seines Gegners, und schleuderte es ihm so aus der Hand. Yo beobachtete dies nur, da er von der Ablenkung Kazukes etwas irritiert war.

„Ver-!!“, wollte der Schwarzhaarige zu fluchen ansetzen, wurde aber schon im nächsten Moment zu Boden gedrückt. Kail hielt ihm seine Klinge an die Kehle und Kazuke sah ihn emotionslos an. Yo wollte Kail aufhalten, doch dieser machte nicht weiter.

„Willst du dich denn gar nicht wehren?“, fragte der Blonde als er merkte, dass sich sein Gegner nicht rührte.

„Warum sollte ich? Je weniger ich mich wehre desto schneller ist alles vorbei“, erwiderte der andere und Kail konnte nicht glauben, was er da hörte. War Kazuke etwa wirklich gerade dabei, sein Leben wegzuwerfen? Kazuke sah Yos fragendes Gesicht und atmete einmal tief ein und aus.

„Ob ich nun durch seine Hand sterbe oder durch die von Alexander, ist mir vollkommen egal. Denn Alexander wird über uns richten, so wie es die Black Swan getan hätten.“

„Was ist das für ein Mist!!?“, brüllte der Blonde und der andere sah ihn nun fragend an. „Du gehörst doch zu den Black Swan, oder? Soweit ich weiß ist Reyla das Oberhaupt dieser und hat zu entscheiden, wer von euch wann getötet wird!!“

„Aber die Gesetze der Gruppe besagen-!“, warf Kazuke ein, wurde aber unterbrochen.

„Gesetze? Hör mal, ihr seid hier die Bösewichte!! Gesetze sind dazu da um gebrochen zu werden!! Das weiß sogar ich!!!“ Diese Worte ließen Kazuke das erste Mal seit sehr langer Zeit wieder aufrichtig lachen. Was er da sagte war nicht ganz falsch, ja. Aber von ihm hätte er solche Worte nicht erwartet.

„Und so etwas sagst du, der dem König von Ägypten dient?“, fragte Yo nach. Diese Frage warf Kail etwas aus der Bahn und er verlor den Faden seiner Schimpftirade. Er stammelte nur noch wirres Zeug, gab aber nach ein paar Minuten auf, da er sich selbst nicht mehr verstand und Yo fing lauthals an zu lachen und meinte:

„Du solltest mal dein Gesicht sehen!!“, und hielt sich den Bauch. Auch Kazuke lachte und Kail fühlte sich verarscht.

„Wollt ihr euch jetzt gegen mich verbrüdern?!!“, fauchte er sie an, doch die beiden lachten weiter. Als er sie so beobachtete, musste er ebenfalls lachen.

„Ihr… werdet meinem Dasein kein Ende bereiten, oder?“, fragte der Krieger nach und zog ein kleines Fläschchen hervor, deren Inhalt eine grüne Flüssigkeit war. Er öffnete es und wollte es gerade an seine Lippen ansetzen, da schlug es ihm Yo aus der Hand und er packte ihn am Kragen.

„Du wirst dich nicht umbringen!!“, drohte er ihm und Kail sah ihn nun verwirrt an.

„Woher weißt du…“, setzte Kazuke an, doch der Schwarzhaarige unterbrach ihn.

„Als ich hier her unterwegs war, fand ich eine Frau mit langen blonden Haaren.

Zuerst dachte ich, sie schläft nur oder ist bewusstlos, doch als ich näher auf sie zu trat, sah ich ein solches Fläschchen, in dem sich eine orange Flüssigkeit befunden haben muss. Ich roch am Flaschenhals und stellte fest, dass es sich um ein starkes Gift handelte. Dann roch ich an ihren Lippen und musste feststellen, dass sie es getrunken hatte. Sie schlief also nicht, sondern sie war tot.“ Kazuke öffnete entsetzt die Augen.

„Monique…?“, flüsterte er leise und besah sich das Fläschchen in Yos Hand. „Monique ist… Ich… glaub das… nicht…“ Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen, da hörten die drei jungen Männer Schritte näher kommen.

„Also ist Monique doch…“, sagte er und sah bedrückt zu Boden, als er bei der Gruppe angekommen war.

„Fly!“, rief Kail erfreut und ging auf ihn zu. Doch der Kupferhaarfarbene konnte nicht mehr stehen und sackte zusammen.

„Um Himmels Willen!! Wie läufst du denn rum!!“, schrie der Blonde entsetzt und legte den Älteren auf den Boden.

„Ist nicht schlimm“, erwiderte dieser nur und wollte sich aufrichten. „Nur ein paar Kratzer.“

„Von wegen „Kratzer“!!!“

„Ihr habt Euch nicht verändert, Fly-san“, merkte Kazuke nun an. „Ich hab Euch dafür immer bewundert.“ Fly sah nun zu dem jungen Mann und wollte sich aufrichten, doch es gelang ihm einfach nicht.

„Ah, so ein Mist… Ich glaub, ich muss kurz liegen bleiben und mich etwas ausruhen.“

„Warte, ich werde deine Wunden verbinden“, meinte Kail und machte sich ans Werk. Dazu musste er ihn aber kurz aufsetzen, was sich nicht gut anfühlte und sich auch dementsprechend anhörte.

„Kazuke, komm bitte kurz zu mir“, bat er den Wächter mit dem vierten Rang und dieser nickte. Fly gab ihm eine Kette und der junge Mann erkannte diese sofort.

„A-a-a-aber… gehört die nicht… Noah…?“ Den Namen flüsterte er nur noch, da er schon ahnen konnte, was ihn wohl jetzt erwartete. Fly nickte und sah betroffen zu Seite.

„Sagt mir jetzt nicht… dass… dass… dass sie…“ Doch es folgte wieder nur ein nicken seitens des Älteren.

„Sie hat sich das Leben genommen, um sich aus Noras Griff zu befreien“, erklärte er und Kazuke verstummte. Er schwieg eine ganze Weile, da griff er plötzlich nach Flys Dolch, welchen Kail kurz beiseite gelegt hatte, um ihn zu verbinden, und wollte sich erstechen. Doch Yo sprang auf ihn zu und hielt seine Hand fest.

„Hatte ich dir eben nicht gesagt, dass ich nicht zulasse, dass du dich tötest?!“

„Was soll ich denn noch hier auf dieser Welt!!?“, schrie er den Schwarzhaarigen unter Tränen an. „Noah ist nicht hier!! Sie wird nie wieder an meine Seite kehren!! Ohne sie will ich nicht mehr leben!!!“ Das Letzte brüllte er halb, da schlug Yo ihm eine rein.

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir die Erlaubnis zu sterben gebe, wenn ich selbst nicht sterben darf!!“, mahnte er den Black Swan. „Du musst weiter leben!! Für dich und für Noah!!!“ Fly stimmte dem nickend zu.

„Noah hat mich gebeten, dir noch etwas zu sagen“, erklärte der Kupferhaarfarbene und Kazuke horchte auf.

„Sie sagte, ich solle dir sagen, dass es ihr Leid tut und sie ihr Versprechen nicht halten kann und dass sie dich sehr geliebt hat.“ Tränen rannen nun über Kazukes Gesicht und er lockerte den Griff um den Dolch, sodass Yo ihn an sich nehmen konnte.

„Verstehst du, was sie damit sagen wollte?“, fragte Fly nach, doch Kazuke konnte sich nicht bewegen und auch nichts sagen. „Du sollst weiterleben! Lebe EUER Leben.“ Nun sah er doch auf und nickte. Er nickte und stützte sich auf dem Boden ab um seinen Kummer und Verlust hinauszuschreien. Fly stand keuchend auf und stützte sich auf seinem Schwert.

„Bist du verrückt?“, fuhr Kail ihn an und wollte ihn dazu bringen, sich wieder zu setzen.

„Wir müssen zu den anderen!“, gab dieser nur zur Antwort. „Schließlich warten sie auf uns!!“ Der Blonde verstand und nickte langsam. Fly hatte recht, ja. Er wandte sich an Kazuke und fragte ihn, was er jetzt machen würde. Da fiel Yo wieder etwas ein.

„Als ich reinkam, war da dieser blonde, gutgelaunte Mann. Er schien einen Kampf hinter sich zu haben und leerte den gelben Inhalt seines Fläschchens aus.“

„Das ist Maximilian…“, erklärte Kazuke leise und hörte dann weiter Yo zu.

„Er hat irgendwas gesagt von, „sie kommen und nehmen mich mit“ und „also werde ich hier warten“.“ Yo sah Kazuke warm an und fügte noch hinzu:

„Geh zu ihm und warte mit ihm auf uns! Wir werden kommen und euch holen!!“ Kazuke wusste nicht wie er darauf reagieren sollte, da lief Fly los. Er wollte zum Kristall, doch Kazuke hielt ihn auf.

„Was soll das werden?“, wurde er gefragt, worauf er nur mit einem Grinsen antwortete und den Älteren schulterte. Dann wandte er sich lächelnd an die anderen beiden und meinte nur:

„Ich werde ihn mitnehmen. Maximilian und ich werden auf ihn aufpassen. Oder besser gesagt, wir werden gegenseitig auf uns aufpassen… Schließlich hatte auch er einmal den innigen Wunsch zu sterben.“ Fly sah ertappt zu Boden, lächelte dann aber.

„Aber ich hab ein Versprechen geben“, murmelte er leise. „Ich hab es versprochen, mit ihr zurück zu kehren!“

„Dann… dann werde auch ich… es versprechen! Für Noah!!“, gab Kazuke an und machte sich mit Fly auf den Weg in Richtung des Tores. Irgendwo dort musste Maximilian sein.
 

Suzaku, Lelouch, Kallen, C.C, Gino und Reyla standen noch immer wie angewurzelt da und beobachteten das ganze Treiben. Alexander stand nach wie vor, vor dem Kristall und grinste breit. Dann hob er seine Hände und wandte sich an die sechs Kameraden, die ihn wütend beobachteten.

„Ihr könnt euch geehrt fühlen“, meinte er und deutete nach oben. „Sobald ich ihre ganze Kraft absorbiert habe, werde ich eine vollkommen neue Welt erschaffen! Wenn ihr wollt, könnt ihr meine Handlanger werden!! HAHAHAHAHAHAHA!!!“

„Das kannst du vergessen!!“, schrie Suzaku und rannte mit erhobenem Schwert auf den westlichen Falken zu. Falls er sich so überhaupt noch nennen durfte. Alexander aber wies Rose mit einem Nicken an, den Braunhaarigen aufzuhalten. Doch um das Mädchen wollte sich Reyla kümmern und stellte sich der Pinkhaarigen in den Weg. Als Rose die Schwarzhaarige erblickte, musste sie schlucken. Sie drehte sich noch einmal zu dem Silberhaarigen um, welcher sich auf Suzaku konzentrieren musste, da dieser ihn durch Reylas Eingreifen erreicht hatte.

„Gebt auf und lasst Marisa frei!!“, forderte Suzaku und deutete mit der Spitze seines Schwertes auf den Älteren. Dieser grinste nur weiter und legte seine Hand an den Turm, an dessen Ende der Kristall saß. Er leuchtete noch eine Stufe heller auf und die Weißhaarige schrie vor Schmerz. Suzaku wurde rasend und griff Alexander an, welcher seinen Hieb mit seinem eigenen Schwert abwehrte.

„Du willst dich mit mir anlegen?!“, fragte er den Braunhaarigen und drückte ihn nach hinten, weg vom Kristall. „Besiege mich und ich lasse sie frei!“ Dieses Angebot nahm Suzaku nur zu gern an, auch wenn er wusste, dass es ein Kampf auf Leben und Tod werden sollte.
 

„Rose!!“, schrie Reyla das Mädchen mit den pinken Haaren an, welches sie immer noch überrascht ansah. Die Schwarzhaarige bemerkte dies und ging auf sie zu.

„Komm nicht näher!“, schrie die Jüngere verzweifelt und hielt einen Wurfstern bereit. „Ich muss dich aufhalten! Denn wenn ich das nicht tue, wird Alexander dich töten!! Und das will ich nicht!!“ Reyla ging auf Rose zu, welche ihr den Wurfstern entgegen warf. Doch die Schwarzhaarige konnte ausweichen und schritt weiter auf sie zu. Das junge Mädchen fühlte sich bedrängt, wusste nicht, wo sie noch hingehen sollte. Weiter zurück konnte sie nicht, da eine Felswand ihr einen Strich durch die Rechnung machte. Verzweifelt sah sie zu Reyla, welche immer noch näher kam, da zog die Jüngere ein Fläschchen hervor, in welchem eine violette Flüssigkeit war. Die Schwarzhaarige rannte schnell auf die Pinkhaarige zu, welche versuchte, das Fläschchen zu öffnen, es aber nicht schaffte. Reyla erreichte die Pinkhaarige und nahm ihre freie Hand. Mit ihrer anderen, noch freien Hand, nahm sie das Fläschchen und schmiss es gegen die Felswand. Dann drehte sich die Schwarzhaarige um und warf Rose über ihre Schulter auf den Boden. Das junge Mädchen keuchte erstickt auf, als sie so hart mit dem Rücken auf dem Boden aufschlug.

„Wenn du unbedingt sterben willst, dann werde ich persönlich dich umbringen!“, drohte Reyla der Pinkhaarigen, welche erschrocken und nach Luft schnappend aufsah. Dann sah sie sie mit einem milderen Gesichtsausdruck an. „Wenn du also sterben willst, dann nur durch meine Hand, denn ich werde dir bald folgen...“, meinte sie und Rose richtete sich etwas auf.

„Nein Mama!!“, schrie sie laut und Lelouch und die anderen drehten sich zu den beiden. Jeder wusste, dass Reyla keine Kinder hatte, umso überraschter waren sie, dass dieses Mädchen sie Mama nannte.

„Du darfst nicht sterben! Sonst wäre doch alles umsonst gewesen!“, flehte sie schon fast und hatte Tränen in den Augen.

„Dann gilt das aber auch für dich!“, mahnte Reyla die kleine Rose und sie wollte schon wieder etwas entgegnen, da stoppte sie die Schwarzhaarige. „Ich bin immer noch die Chefin der Black Swan und gebe dir Befehle, ist das jetzt endlich mal klar!!?“ Reyla sprach etwas lauter werdend und die Pinkhaarige nickte schnell mit ihrem Kopf und sank zu Boden. Auf die Lippen der Anführerin legte sich ein Lächeln, da sie wusste, wenn sie den Kampf gewannen, würde sie eine Strafe erwarten. Sie hatte Befehle gegeben, andere zu töten, sie selbst hatte andere getötet. Da war es nur gerecht, wenn sie für all ihre Taten bezahlen würde.
 

„Was sollen wir tun?“, fragte Gino und stützte sich an dem Turm ab, an dessen Spitze der Kristall ragte, in dem Marisa eingeschlossen war. Kallen sah ihn besorgt an und Lelouch und C.C. konnten sich schon denken, was jetzt kam und gingen auf die andere Seite, um diese zu untersuchen und das Streitgespräch nicht so mitzubekommen.

„Du tust schon mal gar nichts!“, fuhr Kallen ihn an und setzte den Blonden auf den Boden. Dieser jedoch stand wieder auf und stellte sich der Rothaarigen gegenüber.

„Meinst du etwa, nur weil ich verletzt bin, kann ich nichts mehr tun!!?“, fuhr Gino Kallen nun ebenfalls an. „Ich kann sehr viele Dinge tun!!“ Er hatte die Nase voll und wollte ihr endlich mal die Meinung geigen. Kallen war etwas überrascht, dass er sich ihr so in den Weg stellt.

„Ich kann helfen den Kristall zu zerstören, ich könnte meinen Knightmare steuern, ich kann euch anfeuern, ich kann Reyla anfeuern, ich kann jemanden zurück tragen, ich kann auch einfach das hier tun!!“, sprach er weiter, zog sie zu sich und küsste sie. Zuerst war Kallen doch mehr als überrascht, über das Tun Ginos, doch dann genoss sie es, seine Lippen auf ihren zu spüren. Doch ehe sie sich versah, löste er sich auch schon wieder von ihr und lächelte sie traurig an.

„Wieso...?“, fragte sie nach, brachte aber nicht mehr heraus.

„Weil du Blindfisch einfach nie gemerkt hast, dass ich dich liebe!“, antwortete er Kallen und sie wurde etwas rot. Stimmt, sie hatte es nie bemerkt, egal wie viele Zeichen er ihr gegeben hatte. Denn sie hatte sie stets fehlgedeutet. Dabei fühlte sie doch ähnlich und wollte es ihm schon so viele Male sagen, doch nie hatte sie den richtigen Augenblick erwischt, es Gino sagen zu können. Und wenn sie glaubte, sie könnte es ihm endlich sagen, dann kam etwas dazwischen. Ein Angriff, eine Meldung, eine Sitzung, irgendwas. Doch jetzt hatte er die Initiative ergriffen und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte.

„Gino, ich...“, setzte die Rothaarige an, doch Gino legte ihr einen Finger auf die Lippen, damit sie stoppte.

„Sag es mir, wenn wir wieder zurück sind“, erklärte er. „Dann bin ich bereit deine Antwort zu hören.“ Kallen nickte und Gino lächelte sie warm an. Er hatte nun lange genug gewartet, da kam es auf ein paar Stunden mehr oder weniger nicht mehr an.

Lelouch und C.C. kamen wieder zu den beiden hinzu. Sie hatten sich diese Säule angesehen und waren zu einem Entschluss gekommen.

„Am besten wäre es, wenn wir versuchen würden, diese Säule um zuschmeißen und zu hoffen, dass der Kristall beim Aufprall zersplittert“, erklärte die Grünhaarige und die beiden Knights of Round nickten verstehend.

„Das wird nichts bringen!“, konnten sie dann Alexanders Stimme vernehmen, der über diesen Plan nur lachen konnte. „Ihr werdet es ja nicht einmal schaffen, den Turm zum Einsturz zu bringen!!“ Er lachte erneut laut auf und wehrte Suzakus Hiebe immer wieder ab. Doch den nächsten Angriff konnte er nicht abwehren, da dieser von hinten kam und auch nicht von Suzaku war.

„Was!?“, stieß er erschrocken aus und stolperte nach vorne, wobei ein stechender Schmerz plötzlich auftrat. Er biss die Zähne zusammen und atmete einmal tief ein und aus. Dann blickte er zu dem Angreifer, welcher ihn so überrascht hatte und musste lächeln.

„Aber Kail“, sagte Alexander gespielt enttäuscht. „Dass du von hinten angreifst, hätte ich niemals erwartet!“

„Und ich hätte niemals erwartet, dass Ihr so ein Mensch seid, der die Welt beherrschen will!“, antwortete er darauf und ging zu dem Braunhaarigen hinüber.

„Suzaku, überlass ihn bitte mir“, bat er ihn anschließend. „Ich will es sein, der Alexander, den westlichen Falken, in seine Schranken weißt!!“ Suzaku wollte zuerst etwas dagegen sagen, sah dann aber, dass die anderen alles mögliche versuchten um den Turm zu zerstören.

„Ist gut“, nickte er schließlich zustimmend und ging zu Lelouch und den anderen. Kail zog sein Schwert heraus und stellte sich vor Alexander, dieser lächelte nur weiter, doch mit einem Mal war dieses eiskalt und voller Tücke. Dann griff er an.
 

Marisa, welche noch immer in dem Kristall gefangen war, musste alles tatenlos mitansehen. Ihr wurde noch immer Energie entzogen und ihre Sicht verschwamm allmählich. Wie gerne würde sie Kail helfen, wie gerne würde sie zu Suzaku gehen und ihm sagen, wie viel er ihr bedeutete. Mit einem letzten Versuch bündelte sie noch einmal all ihre Kraft und stieß sie explosionsartig von sich. Der Kristall erzitterte und auch der Turm schien leicht zu beben, doch mehr brachte es auch nicht.

„Ich kann nicht mehr...“, dachte sie sich leise und wollte sich der wohligen Wärme der Ohnmacht hingeben, da hörte sie ein Klopfen. Jemand schlug gegen den Turm, doch sie konnte nicht mehr erkennen, wer es war. Es war Suzaku, der ihr Tun bemerkt hatte.

„Marisa!!!“, schrie er, doch sie konnte ihn nicht mehr hören. „Bleib wach!! Verdammt nochmal, bleib wach!!!!“

Sie schloss ihre Augen, nahm nichts mehr wahr und trieb in die Tiefen der Dunkelheit, in welcher sie sich momentan wohler und geborgener fühlte, als irgendwo sonst.

~*Shailia, das Licht in der Abenddämmerung*~

*Ich weiß noch, wie es damals war...

Wie du mich gefunden und aus meinem alten Leben herausgeholt hast...

Ich war ein armes Kind der Straße, welches mit seiner Familie in den Gossen der Stadt lebte. Eines Tages hieß es, dass der Prinz in die Stadt käme und ich wollte ihn sehen. Dies war wenige Tage nach meinem 14. Geburtstag. Wir hatten diesen gefeiert und ich war froh, endlich eine Stufe weiter zu sein, auf der Leiter zum erwachsen werden. Ich sagte meinen Eltern Bescheid, dass ich mir den Prinzen ansehen wollte und ging los, zur Hauptstraße. Viele Male hatte ich mich für einen Beruf beworben, doch immer bekam ich nur Absagen oder hätte etwas für die Stelle tun sollen. An der Hauptstraße angekommen, sah ich ihn dann auch schon. Der Prinz war verhüllt, aber das war mir egal. Er war hier und wollte uns helfen, bat einige von uns sogar zu sich, doch als ich zu ihm gehen wollte, geschah etwas, was ich nicht vergessen würde. Man packte mich, hielt mir den Mund zu und zog mich nach hinten, in eine dunkle Gasse hinein. Dort wurde ich zu Boden gedrückt und man fasste mir unter die Kleidung, als ich dich hörte. Du schlugst diese Männer in die Flucht, gabst mir deinen Umhang und führtest mich wieder auf die Hauptstraße.

„Ich danke Euch“, brachte ich damals schwach heraus, doch du lächeltest nur. Du wusstest wer ich war.

„Du hattest dich doch im Palast beworben“, sprachst du mich an und ich nickte überrascht, da gabst du mir ein Siegel. „Melde dich morgen am Eingang und sag, du willst zu Kail Herai...“ Mit diesen Worten warst du auch schon wieder weg und ich erkannte, dass du an der Seite des Prinzen platz nahmst. Von daher nahm ich dein Angebot an, denn ab diesem Moment wusste ich, wer du warst. Kail Herai, rechte Hand des Prinzen, unseres neuen Königs. Auch ich wollte ihm meine Treue schwören und ging am nächsten Tag in den Palast. Nach einigem hin und her wurde ich in die Armee aufgenommen, bekam eine Ausbildung und kam in deine Truppe. Auch nach den zwei Jahren, welche ich für meine Ausbildung und die Aufstiege brauchte, erkanntest du mich und ich durfte die Ehre erhalten und deine rechte Hand werden. Dafür danke ich dir. So kann ich dich beschützen, wie du mich beschützt hast. Selbst dann, wenn es mich mein Leben kosten würde...*
 

Lelouch, C.C., Kallen und Gino standen noch immer, wie auch Suzaku vor dem Turm und suchten verzweifelt nach einer Möglichkeit, diesen zu zerstören. Doch es fiel ihnen beim besten Willen nichts ein. Suzaku versuchte weiterhin mit Marisa zu reden, doch sie wachte einfach nicht mehr auf. Mit den Händen zu Fäusten geballt schlug er gegen den Turm und flehte, winselte schon fast, dass sie doch wieder aufwachen sollte. Aber es brachte nichts. Der Turm nährte sich weiter von ihrer Energie und plötzlich regte sich etwas auf der Insel.

„Verdammt“,fluchte Suzaku laut und wollte seinen Kopf gegen den Turm hämmern, doch hielt ihn Lelouch auf.

„Es bringt weder Marisa, noch uns etwas, wenn du dir jetzt den Schädel einschlägst!“, schrie der Schwarzhaarige seinen besten Freund an. „Es wäre eher von Vorteil, wenn du uns helfen würdest, damit wir eine Möglichkeit finden, dieses Ding hier zu zerstören!!“ Der Braunhaarige verstand ja, was Lelouch von ihm wollte, aber er wollte Marisa nicht noch einmal verlieren.

„Vielleicht kann ich euch helfen“, hörten sie dann eine bekannte Stimme und wirbelten herum.

„Du?“, fragte C.C. ungläubig und sah den Neuankömmling überrascht an.
 

„Was ist los Kail?“, fragte Alexander und lachte, als er sah, dass der Jüngere, bereits etwas außer Atem war. „Willst du mich so etwa besiegen? Das glaube ich nicht!“ Der Silberhaarige lachte wieder auf und griff den Blonden erneut an, welcher den Hieb abwehrte. Da riss ihn Alexander zu Boden und Kail atmete erstickt auf, als er mit seinem Rücken auf den Boden knallte. Fast schon panisch sog er wieder Luft in seine Lungen, ehe er dem nächsten Schwerthieb des Älteren auswich.

„So leicht mache ich es Euch nicht!!“, schrie Kail Alexander entgegen und rollte sich zur Seite, einige Meter vom Älteren weg und stand wieder auf. Noch immer etwas außer Atem fasste er sich kurz wieder.

„Kail, du könntest dir dies alles ersparen, wenn du mir helfen würdest“, sagte Alexander und hielt Kail die Hand entgegen. „Auch wenn wir beide von unterschiedlichen Stämmen abstammen und du damals ein König warst, so sind wir doch... Wie sagt man...? Vom selben Schlag?“ Kail verstand nicht, worauf der ehemalige westliche Falke hinaus wollte. „Du siehst doch selbst, dass die Bewohner der Erde sie langsam zerstören. Es ist allmählich Zeit für einen Neuanfang. Wir müssen die Welt zerstören und aus ihren Trümmern erbauen wir uns eine neue, bessere Welt! Eine Welt ohne Krieg! Ohne Streit, Diebstahl, ohne alles!“ Das konnte nicht sein ernst sein. Er musste verrückt geworden sein, wenn er dachte, dass dies einfach so klappen würde.

„Ihr seid nicht mehr ganz dicht“, stellte der Blonde daraufhin fest und wich einen Schritt zurück.

„Nein, es ist alles bestens!“, grinste er und ging auf Kail zu. „Ich bin nur noch wenige Schritte von meinem Ziel entfernt! Es ist unser Schicksal, Kail, die Welt zu zerstören und neu aufzubauen. Das ist die Aufgabe unseres Volkes...“

„Nein!“, schrie Kail und schüttelte Kopf. „Das war und ist nicht die Aufgabe unseres Volkes!“ Alexanders Augen funkelten gefährlich und er ging näher auf den Blonden zu. Man konnte meinen, dass etwas Enttäuschung in seinen Augen lag. Langsam trat der große Mann auf Kail zu und schaffte es, mit einigen geschickten Handgriffen, ihm das Schwert aus der Hand zu schlagen.

„So soll es sein und so soll eines Tages geschrieben stehen!“ Alexander holte zu einem erneuten Schlag aus und sah den Jüngeren triumphierend an. „Lebe Wohl, Kail! Es ist Zeit für dich zu gehen!“ Zwar war Kail auch unsterblich, doch war es bei ihm anders als bei Lelouch oder Spice. Wenn er durch eine Waffe verletzt wurde, heilte sie nicht so schnell wie bei ihnen. Sie brauchte die gewohnte Zeit. Nur die Zeit konnte Kail nichts anhaben. Alexander stieß zu und man sah nur noch rotes Haar im Wind wehen...
 

„Was machst du hier Spice?“, wollte C.C. wissen und die anderen sahen den Weißhaarigen ebenfalls irritiert an. „Und warum hast du Nunnally mitgebracht?“ Spice lächelte nur kurz und trat auf den Turm zu. Dann legte er seine linke Hand dagegen und schloss die Augen, konzentrierte sich und öffnete sie nach wenigen Minuten wieder.

„Sie lebt noch, aber sie ist sehr schwach“, erklärte er und drehte sich wieder zu der kleinen Gruppe um.

„Ich bin gekommen, um euch zu helfen, Marisa zu befreien“, sprach er dann weiter. „Darum habe ich auch deine Schwester mitgebracht. Sie trägt ebenfalls ein Geass in sich und kann uns dabei helfen.“ Lelouch nickte verstehend und versuchte sich, etwas zusammen zu reimen, doch so ganz wusste er dann doch nicht, wie Spice vorgehen wollte.

„Um den Turm seht ihr sieben Markierungen“, begann er zu erklären und stellte sich auf eine und sein linker Fuß sank einige Zentimeter tiefer. „Stellt euch auf sie, so wie ich. Dann ist die Verbindung hergestellt und wir können weitermachen.“ Die anderen nickten und taten es ihm gleich, da blitzte der Kristall kurz auf und Suzaku wollte zurückweichen, da er sich um Marisa sorgte, wurde aber von Spice aufgehalten. „Wenn du jetzt zurückweichst, können wir gar nichts mehr tun!“ Der Braunhaarige nickte zögerlich und sah noch einmal noch oben. Das Leuchten des Kristalls war schwächer geworden und Spice leitete sie weiter an.

„Legt jetzt eure linke Hand an den Kristall und mit der rechten Hand an euer Herz. Es hört sich jetzt zwar bescheuert an, doch wir müssen diesen Turm mit Hilfe unserer Willenskraft zum Einsturz bringen.“ Zuerst wollten die anderen auflachen, doch als Lelouch und C.C. seinen Worten folgten, taten es auch Suzaku und Nunnally. Gino und Kallen folgten ihrem Beispiel und konzentrierten sich ebenfalls. Als dies alle taten, fing auch Spice an. Wie stark waren sie? Wie viel Kraft trugen diese sieben Personen in ihren Herzen für eine Person? Es schien genug zu sein, denn das Leuchten des Kristalls wurde immer schwächer und er bekam Risse und Sprünge, ebenso wie auch der Turm. Als man auch hörte, wie der Turm immer mehr zu zerspringen drohte, gaben sie noch einmal alles. Man konnte ihn schwanken hören. Es hörte sich fast so an, wie ein Heulen. Als er dann schließlich auf einer Seite seinen Schwerpunkt bekam und sich Stück für Stück in diese Richtung neigte, öffnete Spice seine Augen.

„Jetzt! Geht weg von dem Turm!!“, schrie er und alle gingen von den Markierungen herunter, welche wieder heraufkamen, sich aber diesmal um 180° Grad drehten und ein Klicken zu hören war.

„Was geschieht hier?“, wollte Suzaku wissen.

„Der Turm fällt und wird am Boden zerschellen“, erklärte der Weißhaarige. „Dadurch wird auch der Kristall zerstört.“

„Und was ist mit Marisa!?“, fragte der Braunhaarige ängstlich.

„Die Flüssigkeit im Kristall wird sie schützen. Du brauchst dir keine Sorgen mehr um sie zu machen. Zumindest hier nicht mehr...“ Der Turm fiel immer weiter und zerbrach auch im Fall in mehrere Teile. Da knallte der Kristall auf den Boden und zersprang in viele kleine Splitter. Sofort eilten sie an die Stelle, an der der Kristall aufkam und suchten ihre Freundin. Suzaku fand sie und holte sie so schnell wie möglich aus den Trümmern hervor. Sie entfernten sich von den Trümmern und der Braunhaarige legte sie vorsichtig auf dem Boden ab, wo Spice sofort nach ihr sah.

„Alles okay“, meinte er erleichtert und lehnte sich etwas zurück. Da konnte man einen lauten Aufschrei hören...
 

„SHAILIA!!!“, schrie Kail, als er endlich realisiert hatte, wessen Blut auf seine Wange gespritzt war. Die Rothaarige, mochte sie auch wer weiß von wo gekommen sein, hatte sich vor ihn gestellt und die Klinge Alexanders abbekommen.

„So ein Pech aber auch“, sagte Alexander und rammte das Schwert noch weiter in den Körper der jungen Frau, welche darauf nur schmerzerfüllt auf keuchte. „Eigentlich hätte der Stoß dir gegolten, Kail. Aber...“ Mit einem kräftigen Ruck zog er das Schwer aus Shailias Brustkorb heraus und ließ sie zu Boden fallen. „Dein treues Hündchen war schneller...“ Kail ließ sich entsetzt auf die Knie fallen und hob die Hände. Er wusste nicht wie oder ob er sie berühren durfte. Tränen stiegen ihm in die Augen und Zorn, Wut und Hass machten sich in ihm Breit. Gefühle, die er so eigentlich nie wieder empfinden wollte.

„ALEXANDER!!!!“, schrie der Blonde und hob Shailias Schwert auf. Der Silberhaarige lachte zuerst amüsiert, doch als Kail ihm das Schwert aus der Hand schlug, schluckte er. War das wirklich Kail? Hatten diese Gefühle ihm nun so viel Kraft gegeben? Alexander wollte dies nicht glauben und holte eine Pistole hervor. Er richtete sie auf Kails Stirn, welcher den Älteren entsetzt ansah und stoppte. Dabei war er gerade dabei, Alexander zu erledigen. Der ehemalige westliche Falke grinste nun wieder siegessicher, da schoss ihm jemand die Waffe aus der Hand und Kail holte wieder aus.

„Für Shailia!“, flüsterte er heißer und stieß mit dem Schwert in seine Brust, direkt in sein Herz und der große Mann keuchte ungläubig, sank zu Boden und verstummte. Seine Augen zuckten für einen Moment noch, doch als er seinen letzten erstickten Atemzug tat, hörte dies auf. Kail kniete sich zu Shailia, hob sie vorsichtig hoch und nahm sie mit. Ihr Atem ging schwer und sie verlor immer mehr Blut. Schnellen Schrittes ging er zu den anderen.
 

Die Gruppe um Lelouch hatte den Kampf beobachtet, konnten Kails Wut verstehen und blickten zu der Person, die Alexander die Waffe aus der Hand geschossen hatte. Reyla. Sie und Rose waren immer noch hier und kamen nun ebenfalls zu der Gruppe.

„Wir sollten so schnell wie möglich gehen“, erklärte der Schwarzhaarige und die anderen nickten.

„Vor der Insel liegt ein Schiff“, meinte Spice nun. „Vielleicht sollten wir erst einmal dorthin...“ Gerade als sie loslaufen wollten, zupfte Shailia an Kails Kleidung.

„Kail...“, hauchte sie schwach und alle wandten sich der Rothaarigen zu. Eines war sicher:

Sie würde nicht mehr lange durchhalten.

„Shailia! Halte durch! Wir sind bald wieder in Tokio!“, sagte er leise und drückte sie an sich.

„Kail...kannst mir etwas versprechen?“, fragte sie leise und ihre Stimme wurde leiser.

„Das hat Zeit!“, antwortete der Blonde, doch die Rothaarige schüttelte den Kopf. „Doch, du musst deine Energie sparen!“ Erneut schossen ihm die Tränen in die Augen und Shailia lächelte ihn noch einmal sanft an, so gut sie konnte.

„Kail...Ihr alle... Lebt ein glückliches Leben... in diesem neuen Frieden...“ Ihre Worte machten Kail etwas wütend und er schlug mit einer Hand auf den Boden.

„Hör auf so einen verdammten Mist zu reden!!“, schrie er sie an und man konnte aus seiner Stimmer heraushören, wie sehr er mit den Tränen kämpfte. Schwach hob sie ihre Hand an seine Wange und legte sie darauf. Kail legte seine darauf und schmiegte sich an ihre Hand.

„Kail...kannst du dich noch...daran erinnern...als wir uns...das erste Mal begegnet sind...?“, fragt sie und man konnte sehen, wie ihre Augen langsam glasig wurden. Der Blonde nickte nur und die erste Träne fand ihren Weg über Kails Wange.

„Ja, das kann ich!“, versicherte er ihr. „Wir werden dorthin gehen wenn es dir besser geht! Deswegen halte durch!!!“ Nun rollten ihm mehrere Tränen über die Wangen und auch aus der kleinen Gruppe konnte man einige Schluchzer hören. Sie wussten es genau. Shailia würde hier bleiben..

„Dort hat mein Leben erst angefangen... Du...hast ein Straßenmädchen...gerettet...Du hast...mir ein neues...Leben geschenkt, Kail...Dafür war ich...so unendlich dankbar...“ Ihre Worte kamen abgebrochen bei den Ohren der anderen an, da sie ein Hustenanfall überwältigte und sie einen schwall Blut spuckte.

„Shailia!!“, schrie er und drückte ihre Hand an seiner Wange.

„So...schlecht...dass ich nicht...sehen kann...wie du zum...neuen westlichen Falken...ernannt wirst... Folge deinen Zielen...und du wirst...ein westlicher Falke...wie wir ihn brauchen...und schätzen...und lieben...“ Ihre Augen schlossen sich und ihre Hand hing schlaff in der von Kail.

„Sha-Shailia! Nein...Nein!!“, schrie er verzweifelt und drückte ihren leblosen Körper an sich. Er weinte um sie, wie er noch zuvor um geweint hatte. Denn endlich hatte er es realisiert. Er war in sie verliebt. Es war für ihn selbstverständlich, dass sie immer an seiner Seite war, ihn anlächelte, ihm ein Gefhül der Sicherheit und Geborgenheit gab. Und nun war sie fort. Für immer gegangen, weil sie ihn beschützen wollte.
 

*Damals schwor ich mir, dass ich diesem edlen Jungen, der mein Leben rettete, es später opfern würde... Als Gegenleistung für seine Güte und auch dafür, weil er seines nach hinten stellen musste, um das anderer zu beschützen. Ich danke dir vielmals... Vielen Dank, Kail...*
 

~*Ruhe und Frieden - was kommt danach?*~

Jemanden zurück zu lassen ist nicht immer leicht. Ob dieser jemand lebt oder tot ist, man will ihn nicht alleine lassen. Man klammert sich daran und entwickelt enorme Kräfte...
 

„Ich werde sie mitnehmen...“, meinte Kail emotionslos und stand mit der Rothaarigen in seinen Armen.

„Bist du dir sicher?“, fragte Spice und hatte Nunnally an der Hand, da er ihr half, nach unten zu kommen. Alle hatten konnten seinen Schmerz verstehen und wussten, wie es ihm aussehen musste. Doch wollte er sich wirklich dieser Qual stellen und ihren leblosen Körper mit zurück nach Alexandria nehmen?

„Es ist meine Pflicht sie zurückzubringen!“, entgegnete der Blonde nur und lief los. Reyla wollte gerade etwas dagegen sagen, doch hielt Lelouch sie auf und schüttelte den Kopf. Er war damit einverstanden und es schien für Kail die beste Art zu sein, von ihr Abschied zu nehmen. Suzaku hatte Marisa auf seinen Armen und folgte der Gruppe zu dem großen Tor, an welchem noch einige bekannte Gesichter warteten. Fly, Yokosuke und auch Kazuke waren da und empfingen die anderen freudig, doch änderte sich ihre Stimmung, als sie Shailias leblosen Körper erblickten. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, schlossen sie sich den anderen an, öffneten das Tor und erfreuten sich daran, wieder zurück in der richtigen Welt zu sein, dass sie keinen Schaden davon getragen hatte und alles mehr oder weniger gut ausgegangen war.

Während der Überfahrt auf dem Schiff, mit welchem Alexander wohl angekommen war, waren ebenfalls alle still. Kail trauerte um Shailia, so wie auch die aufgewachte Marisa, welche sofort zu ihr gerannt war und sie in den Arm genommen hatte. Yokosuke schlief und Nunnally saß einfach nur bei ihm und die anderen waren erschöpft und fragten sich, warum? War der Kampf so anstrengend? Hatten sie so viel getan? Ed schlief ebenfalls und wurde Reyla versorgt, da er ziemlich viel Blut verloren hatte. Es war eine sehr stille und traurige Überfahrt nach Alexandria...
 

Am nächsten Morgen, waren alle mehr oder weniger wieder fit. Jene, die nicht komplett fit waren, wie ein gewisser blonder König, setzten aber dennoch ihren Dickschädel durch und machten sich auf den Weg. Schließlich wollte, nein, musste er der Zeremonie für Shailia beiwohnen. Davor jedoch war noch eine andere, ganz besondere für einen guten Freund von ihm.

Der neue westliche Falke würde ernannt werden, weshalb auch der östliche Drache Kurogane Quinyjang anwesend sein würde. Da konnte er als Landesoberhaupt doch nicht fehlen, auch wenn niemand wusste, welche Position er inne hatte.

„Kleiner, was du da machst, könnte dein Leben gefährden“, hörte Ed eine Stimme hinter sich und er wirbelte herum. Jedoch war dies nicht gut, da ihm sofort etwas schwarz vor Augen wurde, doch wurde er aufgefangen. Er fluchte innerlich, dass er sich nicht einmal mehr aufregen konnte, wenn ihn jemand klein nannte. Er blickte nach oben und sah in das Gesicht des östlichen Drachen.

„Danke...“, murmelte er heißer und wollte sich aufrichten, doch der Größere warf ihn sich über die Schulter und lief los.

„Ich habe es so geregelt, dass der neue westliche Falke morgen ernannt wird“, gab er bekannt und Ed nickte. Vielleicht war dies wirklich besser für seine Gesundheit und auch für die anderen.

„Wo bringt Ihr mich hin?“, fragte Ed dann, denn in dieser Richtung lag nicht sein Quartier und auch sein Schlafsaal lag in einer anderen.

„Wir gehen zur Beerdigung“, erklärte der andere und Ed war überrascht.

„Ihr wollt mit?“, fragte er auch dementsprechend und der Ältere nickte.

„Natürlich. Schließlich kann man nicht von jedem Abschied nehmen und ich weiß, dass es bei euch hier in Ägypten immer eine sehr schöne Zeremonie gibt...“ Edward hörte es gerne, wenn man so von den Bräuchen und Traditionen seines Landes erzählte, denn es zeigte ihm, dass es auch anderen Landesangehörigen gefällt.
 

Shailia war in einen weißen Sarg gebettet worden und trug ein langes weißes Kleid, mit schmalen Trägern. Man hatte ihr auch eine Kette und zwei Armreife angelegt, um zu zeigen, wer sie war und welchen Stand sie im Dienste ihres Heimatlandes inne hatte. Ihre Haare lagen offen, um sie herum viele weiße Blumen. Sie sah aus, als würde sie einfach nur schlafen und jeden Moment wieder aufspringen und sagen, dass alles gut sei und alles nur ein Scherz war. Zumindest wünschte sich dies Kail. Er wollte es noch immer nicht einsehen, dass sie ihn nie wieder mit „Kommandant“ rufen würde. Vorsichtig gab er ihr eine türkise Rose in die Hände und faltete sie wieder zusammen. Noch war er allein mit ihr, doch würden sicher bald noch mehr kommen, um Shailia auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Sanft strich er über ihre Wange und lächelte sie traurig an.

„Shailia...“, hauchte er leise, als wollte er, dass nur sie es hörte. „Morgen ist es soweit. Ich werde zum westlichen Falken ernannt...“ Sein Ton war betrübt und voller Schmerz, knirschend fügte er noch an: „Für und durch den du gestorben bist...“ Weiterhin sah er zu Shailia und es legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht.

„Ich werde mein bestes geben!“, versprach er ihr. „Für dich, für alle, aber auch für mich. Damit ich zu dem Falken werde...den ihr euch alle ersehnt habt...“ Als nächstes zog er sein Schwert, nahm einige Haarsträhnen von sich und schnitt sie mit der Klinge seines Schwertes ab. Dann legte er die blonden Strähnen auf ihre Brust, auf ihr Herz und lächelte sie weiterhin an.

„Darum... wache weiterhin über uns alle, wie du es immer getan hast...“ Vorsichtig beugte er sich über sie und küsste sie sanft auf die Stirn. „Ich liebe dich...“, hauchte er leise und stand drehend auf, um den Tempel zu verlassen. Dabei lief ihm eine Träne über die Wange, welche er sanft mit dem Finger aufhielt und sie dem Wind mitgab. Dabei entdeckte er eine Person, die auf ihn zukam.

„Euphemia li Britannia...“, sagte er leise ihren Namen und ging ihr entgegen.

„Bitte, Kail...“, sprach sie ihn sogleich auch an. „Es reicht, wenn du mich nur Euphie nennst. Sag Kail, wie geht es dir?“, wollte sie wissen und der Blonde atmete einmal tief ein und aus.

„Es...ist still...“, fing er an zu erklären. „Natürlich bin ich auch wegen morgen aufgeregt...Aber...diese Stille macht mir mehr aus...“ Ein lächeln legte sich erneut auf seine Lippen und er sah zu der Pinkhaarigen, welche ihn verstehend ansah. „Die Stimme des Mädchens, welches stets an meiner Seite weilte, sodass es für mich selbstverständlich war, sie immer an meiner Seite zu haben... Sie ist nun weg...“

„Kail...“, hauchte Euphemia und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Sie verstand seinen Schmerz, zwar war es ihr nicht so ergangen wie ihr, doch hatte auch sie ihren Liebsten verloren. Es war ihr schon seit jenem Moment klar, dass Suzaku Marisa liebte, als sie die beiden das erste Mal zusammen gesehen hatte. Darum ließ sie ihn auch gehen. Sie würde den Richtigen schon noch finden. Kail drehte sich wieder zu ihr, lächelte sie immer noch an.

„Und du? Du wurdest doch sicher von Nunnally geschickt um mich aufzumuntern“, stellte er fest und die ehemalige Prinzessin lächelte verlegen. Er hatte sie erwischt.

„Ja, das stimmt...“, gab sie zu. „Aber ich... wollte auch noch etwas allein sein...“, gestand sie ihm und er erkannte den Schmerz in ihrem Blick. Euphemia erklärte ihm, was sie getan hatte und Kail nickte verstehend.

„Wollen wir dann morgen nach der Zeremonie etwas zusammen essen gehen?“, fragte der Blonde dann direkt. „Ich würde gerne mit dir etwas Zeit verbringen und...vielleicht...etwas den Schmerz...abbauen...“
 

Eine halbe Stunde später waren dann alle im Tempel versammelt, der Priester machte wieder eine wundervolle Zeremonie, ließ jeden nach vorn kommen, um von Shailia abschied zu nehmen und ließ anschließend den Deckel auf den Sarg legen. Dann trug man sie nach draußen, stellte den Sarg auf ein kleines Schiff, welches mit ein paar Männern ablegte und fuhr zu einer kleinen Höhle.

„Wo bringt man sie hin, Ed?“, wollte Kallen wissen und der Blonde erklärte es ihr. Man brachte sie zu diesem Felsen, in welchem schon viele Gräber waren.

„In diesem Felsen werden nur bestimmte Leute begraben... Die sich etwas verdient hatten oder etwas besonderes geleistet haben... So wie Shailia...“ Kallen verstand und blickte dem Boot weiter nach. Gino kam von hinten und umarmte sie, küsste ihren Hals und sah ebenfalls dem Boot nach. Sie kannten die junge Frau zwar noch nicht lang und auch nicht sonderlich gut, aber sie war eine Kameradin, die im Kampf ihr lassen musste. Niemand wünschte sich dieses Schicksal, sie selbst hatten schon viele andere Kameraden auf diese Weise verloren. Anschließend sollten sich alle Anwesenden noch in ein Buch eintragen. Es würde danach zu Shailias Grab gebracht werden, wenn sich alle eingetragen hätten und auch noch ein paar Worte hinzugefügt hatten. Dann bekamen sie noch eine Kleinigkeit und durften dann schließlich gehen. Die Sonne ging bereits unter und einige betrachteten dies. Kail und Euphemia gingen zusammen essen, unterhielten sich über die verschiedensten Dinge und lachten miteinander. Vergessen war ihr Kummer, doch noch nicht komplett aus ihren Herzen verschwunden. Dafür freundeten sich die beiden jetzt an, denn einen guten Freund konnte man immer gebrauchen.
 

Am nächsten Morgen stand Marisa an ihrem Fenster und blickte in die Ferne. Wie froh sie doch jetzt war, dieses Zimmer zu haben. Das Zimmer, welches sie immer gehasst hatte. Das Zimmer, in welches sie immer wieder zurückkehren musste.

„Shailia...“, sagte sie leise und dachte daran zurück, wie sie immer ihren Blick gegenüber Kail gesehen hatte. Diesen verliebten Blick... Nun wird sie ihn nicht mehr sehen. Wie es Kail wohl dabei ging? Schließlich war sie doch eine seiner besten Gefolgsleute gewesen, doch viel mehr war sie eine Freundin für ihren Kommandanten. Dann stahl sich ein leichtes lächeln auf ihre Lippen.

„Ich werde deinem Rat folgen und es ihm endlich sagen, Shailia...“, sagte sie leise und machte sich auf den Weg in den Speisesaal, wo das Frühstück angerichtet worden war. C.C. und Lelouch waren bereits dort und auch Kurogane Quinyang saß bereits am Tisch. Marisa begrüßte sie alle und setzte sich zu ihnen, nachdem sie sich etwas zu essen genommen hatte. Nach und nach kamen auch die anderen, bis nur noch einer fehlte: Kail. Doch alles wussten, was an diesem Tag war und konnten sich vorstellen, dass seine Ruhe haben wollte. Doch es fehlten auch Reyla, Fly, Maximilian, Kazuke und Ed. Wo waren diese denn eigentlich? Eine wirklich gute Frage, auf die keiner der Anwesenden eine Antwort wusste. Es wurde gerätselt, ob sie alle zusammen bei Kail waren oder ob sie alle irgendwo im Palast waren. Als jedoch auch Kail zum Frühstück kam, war die erste Theorie schnell verflogen. Wo steckten sie nur?
 

„Majestät“, sprach Reyla und kniete sich vor Ed. Fly, Maximilian und Kazuke taten es ihr gleich. „Wir sind bereit unsere Strafe auf uns zu nehmen.“

„Wir wollen sühnen, was wir getan haben...“, erklärte auch Fly und die anderen beiden nickten. „Was meint Ihr, wäre eine angemessene Strafe? Werden wir hingerichtet?“ Edward überlegte und sah die Vier vor sich ernst an. So hatte die Schwarzhaarige ihren Bekannten noch nie gesehen. Allerdings stand sie nun auch das erste Mal vor ihm, wo er sich als König zeigen musste. Er überlegte noch eine Weile, erhob sich dann und sprach schließlich würdevoll:

„Lebt euer Leben weiter! Das ist die einfachste und beste Art euch zu bestrafen!“ Das waren wohl nur seine Gedanken, denn alle anderen sahen den König entsetzt an.

„Majestät, das könnt Ihr doch nicht so meinen!“, kam es von seiner linken. „Diese Leute haben unschuldige getötet!! Sie gehören ebenfalls hingerichtet!!“ Edward sah zu seinen Beratern, welche wohl alle einer Meinung waren. Er sah sie einfach nur kühl an, ehe wieder anfing zu sprechen.

„Na gut, richtet sie hin“, sprach der König Ägyptens weiter in diesem Ton. „Aber dann solltet ihr wissen, dass auch ihr hingerichtet werdet!“ Nun sahen die Berater des Königs erschrocken auf. Sie wollten wissen warum auch sie bestraft werden sollten und Edward gab ihnen eine Erklärung, die sie offenbar zum nachdenken brachte.

„Wenn ihr sie hinrichten lasst, habt ihr ihren Tod verschuldet. Ihr wärt Mörder und gehöret ebenfalls hingerichtet.“ Die vier Männer sahen sich unsicher an, zeichnete sich in ihren Gesichtern die Angst.

„Wie Ihr meint, lasst sie leben“, waren sie sich nun einig und Ed lächelte innerlich. Er hatte gegen seine Berater gewonnen. Zudem wollte er nie jemanden hinrichten lassen oder hat dies je befohlen. Soweit er wusste, gab es in Ägypten keine Todesstrafe, seit er auf dem Thron saß.

„Warum habt Ihr Euch so entschieden?“, wollte Maximilian wissen und sah zu dem Blonden auf. Dieser lächelte nur breit, nein, er grinste regelrecht und dieses wurde noch breiter, als die Berater endlich den Raum verlassen hatten.

„Ganz einfach, ihr bereut eure Taten“, erklärte er und deutete auf seine Augen. „Ich habe es in euren Augen gesehen...“ Etwas stimmte den jungen König traurig, doch schüttelte er den Kopf und lächelte wieder.

„Es ist für euch die beste Strafe mit euren Sünden zu leben, als selbst zu sterben“, erklang eine tiefe Stimme und aller Augen richteten sich auf den Eingang.

„Ihr, Kurogane?“, stellte Edward fest und der östliche Drache nickte, ging näher auf die vier Verurteilten zu und lächelte ebenfalls. Dann ging er weiter, nachdem er nur kurz stehen geblieben war und meinte:

„Ihr habt wirklich einen guten Freund gefunden...“ Die Angesprochenen verstanden nicht, doch erinnerte sich Reyla an gewisse Zeiten zurück und sie blickte zu Boden, wobei sich ein Lächeln auf ihren Lippen formte.

„Ja, er war schon immer so gutherzig... Du hast es gewusst, nicht wahr?“ Edward drehte sich erwischt herum, da seine Wangen einen zarten Rotton annahmen.

„Ich weiß nicht, was du meinst“, gab er von sich und lief Richtung Tür. Die anderen sahen ihm nach und Kurogane lachte leise, als Edward draußen war.

„Ich will euch vier engagieren“, warf er ihnen vor und sie glaubten sich verhört zu haben. Der östliche Drache lachte erneut auf. „Tretet in meine Dienste und ihr werdet nicht so sehr verachtet werden. Auch Edward wird nichts geschehen, denn er wollte euch zuerst anstellen, jedoch war ich jetzt schneller.“ Noch immer sahen sie den großen Mann ungläubig an.

„Was wäre das für ein Angebot?“, wollte Kazuke wissen und Kurogane drehte sich zu ihnen herum.

„Ihr werdet diesen König beschützen“, gab er an und die vier anderen sahen ihn überrascht an. „Er hat euch ein neues Leben ermöglicht, von daher will ich, dass ihr das seine beschützt. Das könnt ihr doch ganz gut...“

„Ich mache es!“, warf Reyla sofort ein und stand auf. Fly tat es ihr gleich und nach ihm auch Maximilian und Kazuke, da sie die beiden nicht alleine lassen konnten. Somit war alles geklärt und die Fünf besprachen noch einiges und wurden sich schließlich einig.

Viel wurde an diesem Tag nicht mehr gemacht, da noch eine große Zeremonie ausstand.

Kail wurde zum neuen westlichen Falken ernannt, Edward war sehr stolz auf ihn, doch fragte man sich, wo Reyla, Lelouch, Yokosuke und Suzaku waren. Doch genau in diesem Moment traten Lelouch und Yo ein und der Jüngere schien schon fast erleichtert.

„Ich weiß nicht, was man über mich erzählt hat, aber so schrecklich bin ich nicht“, erklärte Lelouch und legte Yo eine Hand auf die Schulter. Er hatte es endlich gewagt, Lelouch zu sagen, dass er in Nunnally verliebt war und mit ihr zusammen sein wollte. Doch sein einziger Kommentar dazu war, dass es solche Liebesgeschichten schon häufiger gegeben hatte und es nichts neues mehr wäre. Er freute sich für seine Schwester, da sie ja schon Suzaku hatte aufgeben müssen. Besagter betrat nun ebenfalls den Raum und steuerte direkt auf Marisa zu. Er zog sie mit nach draußen und schien es sehr eilig zu haben. Sie sagten zu niemanden etwas, doch jeder wusste, dass eine neue Liebe zueinander gefunden hatte. Und da Reyla immer als letzte kam, stürmte sie schnell zu Jeremiah und rannte ihn fast über den Haufen.

„Jeremiah!“, rief sie freudestrahlend und ließ ihm etwas Luft zum atmen. „Ich hatte gehofft, du würdest zu mir kommen, wenn du wieder da bist!“ Sie wirkte etwas schmollend, doch ihr Gegenüber schien zu wissen, wie er das wieder gut machte.

„Wenn ich gewusst hätte, wie herzlich ich empfangen werde, wäre ich gleich gekommen“, lachte er etwas und sah sie dann wieder verträumt an. „Ich sollte mich erkenntlich zeigen...“, fügte er noch an und küsste die Schwarzhaarige.

„Wa-warte, Jeremiah“, versuchte Reyla zu klären. „Ich muss dir etwas sagen.“

„Was denn?“, wollte er wissen. Konnte das nicht warten? Er hätte Reyla am liebsten aus dem Saal getragen.

„Jeremiah, die Ärzte von damals...“, begann sie erneut. „Ihnen ist ein Fehler unterlaufen!“ Da wurde der Knight of Ten hellhörig. Was für ein Fehler? „Ich hatte ein Syndrom, welches Jahre anhielt, aber jetzt ist es geheilt.“ Reyla atmete noch einmal tief ein und aus und sprach dann:

„Ich bin schwanger!“ Marisa, welche gerade mit Suzaku zurückkam, freute sich für ihre beste Freundin. Für den werdenden Vater schien dies aber etwas zu viel gewesen zu sein. Er kippte nach hinten um und rührte sich nicht mehr. Er war ohnmächtig geworden.

„Jeremiah!?“, fragte Reyla erschrocken nach, während alle anderen lachten. Sie freuten sich für die beiden. Es war eine gute Nachricht nach dieser Zeit.

„Und ihr zwei?“, fragte sie dann Marisa und Suzaku. „Seid ihr auch endlich zusammen?“ Als beide rot anliefen und nichts mehr sagten, war die Frage schon beantwortet. Diesmal war es Reyla, die mitlachte. Da trat Kail auf die Schwarzhaarige zu und umarmte sie.

„Ich freue mich für dich...alte Hexe“, grinste er und ging dann zu seiner alten Liebe. „Ich wünsche auch euch beiden alles Glück dieser Welt...“ Marisa drückte ihn fest an sich und wünschte auch ihm alles Gute.

Lelouch hatte alles mit einem Lächeln beobachtet. Dann wandte er sich ab und ging nach draußen. Die Sonne ging bereits unter und er fragte sich, ob es wohl wirklich endlich vorbei war und die Zukunft in Sicherheit lag. Er konnte es nicht sagen, aber er würde es sicher mitbekommen und alles versuchen, es wieder zu verhindern. Je weiter die Sonne am Horizont verschwand, umso mehr schlug sich auch dieses Kapitel für Lelouch zu. Sie konnten nur noch abwarten, was die Zukunft bringen würde...
 

„Wir werden warten... Bis die Zeit etwas vorangeschritten ist und wir uns holen können, was wir brauchen, um unser Ziel zu erreichen...“



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Kommentare zu dieser Fanfic (183)
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Von:  HathorCat
2013-06-18T17:41:33+00:00 18.06.2013 19:41
ein doch etwas trauriges ende.. aber für reila freue ich mich, sie ist doch schwanger :)
die beerdigung fand ich auch sehr schön :)

momentan fällt mir nicht mehr dazu ein..
da ich mit der welt von c eh nicht immer verstanden hab und du es auch so gemacht hast.. war es wie in der serie xD
also schon ein sehr gutes lob :)
Von:  fahnm
2013-06-17T23:03:47+00:00 18.06.2013 01:03
Spitzen Finale.^^
Schade das es vorbei ist.
Aber die ganzer Story war hammer gut.^^
Von:  HathorCat
2013-04-29T11:44:22+00:00 29.04.2013 13:44
*schnief*
also zur zeit hasse ich traurige stellen, diese überschwemmungen hier isnd ja unmöglich T.T

wollen das nicht viele? die welt zerstören und eine bessere aufbauen? das ist irrsinn >.<
klar kann aus trümmern was neues entstehen, doch es mit gewalt zerstören bringt nichts..
Antwort von: Maryhase
29.04.2013 14:09
Ja, genau so sehe ich das auch.
Das ich hier so viele Charas umbring, liegt aber nicht an mir XD
Und es tut mir leid, dass du keine traurigen Szenen magst... TT^TT
Wenn ich dad gewusst hätte
*heule*
Von:  fahnm
2013-04-28T23:01:28+00:00 29.04.2013 01:01
Hammer Kapi^^
Arme Shailia.
Von:  katzele
2013-02-28T17:44:17+00:00 28.02.2013 18:44
wow... arme Marisa..hoff es geht alles gut aus...

frag mich nur was spice vorhat...*überleg*

weiter so
Von:  HathorCat
2013-02-19T13:57:13+00:00 19.02.2013 14:57
Marisa!! du wirst jetzt schön wachbleiben, sonst war alles umsonst >.<
und ich kann immernoch nicht verstehen, warum die sich das gift reinkippen wollen o.0
naja.. wenigstens konnten einige gerettet werden.. noch..
mal sehen, was der falke noch draufhat..

und nunally.. bzw spice.. was soll das?!
Von:  fahnm
2013-02-18T23:34:08+00:00 19.02.2013 00:34
Arme Marisa.
Bin schon gespannt wie es weiter geht.^^
Von: abgemeldet
2012-11-08T16:00:04+00:00 08.11.2012 17:00
Noaaaaaaaaaaaaaaaaah
*heul*
Wie kannst du nur, Caro?
Mal sehen, ob Alex den bevorstehenden Kampf gewinnt
Hab dich jetzt tatsächlich eingeholt mit den Kommis
XDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
Also...
Mir bleibt jetzt eigentlich nix mehr zu sagen, außer:
Schreib schnell weiter
BITTE BITTE BITTE
T________________T
Von: abgemeldet
2012-11-08T15:56:16+00:00 08.11.2012 16:56
Woooooooooooow
Die Kampfszenen werden besser und besser
Nunally und Yo...
*schwärm*
Schnell weiter zum nächsten Kapi
Von: abgemeldet
2012-11-07T17:01:29+00:00 07.11.2012 18:01
Ach ja...
Lisa und die Iris-Blüten
Wie ich diese Szene liebe
*immer noch Herzaugen hat*
Vor allem, weil Lisa ja Romeo x Juliet so liebt
(Woher ich das wohl weiß? XDDDDDDDDDDDDDDDDDD )
*zum Zombie wird*
Ich... will... mehr... von... deiner... FF
*auf dich zuwankt*
Meeeeeeehr...
Ich brauche mehr...
KAAAAAAAAAAAPIS
*wieder normal wird*
Ähhhhhhhhhm...
ja
*räusper*
Ich liebe deine FF
Da hilft auch nicht das Gegenmittel, das mir mein Hausarzt verschrieben hat


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