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~*...der Wahrheit?*~
von

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~*Reylas alter Freund*~

Reylas alter Freund
 

Es war ein friedlicher Montagmorgen. Die Sonnenstrahlen streichelten sanft die Baumkronen, der noch ruhig dastehenden Bäume. Die Vögel schüttelten ihr Gefieder und stimmten den Tag mit einem neuen Lied an. Und ganz langsam verzog sich auch der Nebel, der sich mit den ersten Sonnenstrahlen gebildet hatte.

Nunnally schlug vorsichtig die Augen auf. Sie blickte aus dem Fenster, vor dem zwei Vögel auf einem Ast saßen und ein Liedchen trällerten. Dann setzte sie sich auf und dachte an gestern Abend. Yo hatte so etwas Seltsames gesagt.

„Ich hatte hier wirklich eine schöne Zeit…“ und „Ich hoffe, dass es auch so bleiben wird, solange ich noch hier sein darf…“
 

„Yo? Was soll das?“ Nunnallys Gesichtsausdruck wurde immer besorgter, doch Yo lächelte sie nur warm an.

„Weißt du, Nunnally…“, begann er. „Ich fand es wirklich nett von dir, gerade mich zu deinem Ritter zu machen, aber ich glaube nicht, dass ich der Richtige dafür bin.“

„Da bin ich anderer Meinung!“, widersprach sie ihm. „Sonst hätte ich dich ja nicht zu meinem Ritter ernannt. Yo, was meintest du damit, als du sagtest, „solange du noch hier sein darfst“?“

„Ich…“ Yo stockte kurz und sah zur Seite. Er sollte ihr die Wahrheit sagen, konnte es aber nicht.

„Ich… ich habe darum gebeten, in ein anderes Land versetzt zu werden!“

„Was?“ Nunnally wusste nicht, wie sie das eben gehörte verarbeiten sollte. „Aber ich habe keinen Antrag erhalten…“

„Ich habe darum gebeten, dir nichts davon zu sagen“, gab der Knight of Six zu.

„Aber wer…“ Sie unterbrach ihre Frage, als ihr jemand einfiel, den er darum gebeten haben könnte: Lelouch!

Dennoch… Es ließ ihr keine Ruhe. Als er das eben gesagt hatte, wollte er Blickkontakt vermeiden und sah weg. Hatte er etwa doch nicht die Wahrheit gesagt? Da sah sie nur einen Weg: Sie würde Lelouch fragen, ob Yo bei ihm war.

„Bitte verzeih, Nunnally, doch ich selbst fühle mich nach dieser ganzen Sache von vor sechs Monaten nicht würdig dein Ritter zu sein“, erklärte der junge Mann.

„Ich verstehe…“, antwortete die junge Königin nur.

„Ich wünsche dir noch eine gute Nacht.“

„Die wünsche ich dir ebenfalls, „Sir Yokosuke Ichikawa“. Nunnally konnte Yos verwunderten Blick förmlich auf sich spüren. Sie nannte nie seinen vollen Namen und so konnte er schlussfolgern, dass sie es ihm wohl übel nahm.
 

„Er hat versucht meinem Blick auszuweichen…“, dachte sich die junge Königin. „Ich werde schon herausfinden, was er für ein Spiel spielt!“ Nunnally setzte sich gerade an die Bettkante, als Sayoko an der Tür klopfte. Nachdem sie hereingebeten wurde, half sie der Braunhaarigen in den Rollstuhl und sich zurechtzumachen. Dann las sie ihr ihre Termine für den Tag vor. Der Tag der Versammlung war angebrochen.

Während sie durch die Gänge fuhr, überlegte sie sich, wie sie auf Lelouch zukommen sollte. Doch wollte es das Schicksal wohl so, dass sie sich keinen Plan zurechtlegen konnte.

„Guten Morgen Nunnally“, grüßte der Schwarzhaarige seine Schwester.

„Gu-guten Morgen, Bruderherz.“ Warum nur war sie auf einmal so aufgeregt? Hatte sie etwa Angst ihren Bruder zu fragen, ob er etwas von Yos Verhalten wusste?

„Sag mal… Lelouch…“, begann sie schließlich etwas zögernd. „Wann hast du Yo…kosuke das letzte Mal gesehen?“

Etwas irritiert, aber trotzdem nachdenklich blickte er zu seiner Schwester hinunter.

„Das war gestern“, erklärte Lelouch. „Ich sah ihn panisch vor mir davonlaufen, nachdem er mir einen Antrag gegen die Brust geknallt hat.“

„Was für einen Antrag?“, wollte Nunnally sofort wissen und ihr Bruder dachte daran zurück.

„Er will dich heiraten“, sagte er mit einem unbewegten Gesichtsausdruck und einem Ton, den Nunnally erstarren ließ. Plötzlich fühlte sie, wie ihr Kopf knallrot wurde. Dann drehte sich Lelouch mit einem frechen Grinsen zu ihr um.

„Das war nur ein Witz… Es war ein Versetzungsantrag.“

„Oh Lelouch, wärst du nicht mein Bruder, dann wärst du…“, drohte ihm Nunnally, doch gleich begriff sie, dass sich Yo wirklich versetzen lassen wollte. Aber was war das für ein seltsames Gefühl, welches sie die ganze Zeit schon hatte? Ihr war noch immer mulmig zumute und sie wollte das Frühstück deshalb ausfallen lassen.

„Ach ja, Nunnally!“, rief Lelouch ihr nochmal nach und sie wandte sich um.

„Die Vertreter der Länder werden wohl erst Morgenmittag hier sein. Das heißt die Versammlung ist auf morgen Nachmittag verschoben.“

„Aber warum? Sie sagten doch alle, dass sie heute Nachmittag ankommen würden.“

„Es gab wohl noch etwas, das sie zu erledigen hatten“, meinte Lelouch dazu. „Ob heute oder morgen ist doch eigentlich egal. So haben wir noch etwas Zeit, uns darauf vorzubereiten. Ich wollte sowieso noch einmal ins Labor zu Lloyd und Rakshata gehen, um nach Reylas Waffe zu fragen.“

„Sie bekommt sie doch bald wieder, oder?“

„Ich habe vorhin kurz einmal mit ihr sprechen können“, erklärte der Ältere. „Morgen würde es auch noch genügen, aber ich werde Lloyd und den anderen sagen, dass sie sich beeilen sollen.“

„Das ist gut“, atmete Nunnally erleichtert aus. „Würdest du bitte allen anderen auch sagen, dass die Versammlung verschoben ist?“

Lelouch nickte und wandte sich wieder dem Gehen zu. Nunnally machte auch kehrt und überlegte sich, wie sie nun vorgehen sollte.
 

Marisa hatte inzwischen auch erfahren was los war. Ihr gefiel das ganz und gar nicht. Sie wusste, dass Reyla so etwas nie tun würde. Sie war einfach nicht der Typ Mensch dafür! Aber wie musste sich Reyla erst fühlen? Bestimmt mehr als verletzt… verraten, traf es wohl eher.

„Reyla…“, hauchte sie leise und ging seufzend um die Ecke. Da sah sie sie.

„Marisa? Stimmt etwas nicht?“, fragte Reyla besorgt.

„Nein, alles bestens… Ähm… was machst du hier?“

„Ich habe meine alte Kleidung ausgeräumt. Oder anders gesagt, ich habe mich davon verabschiedet!“

Marisa erkannte auf der Kleidung, die im Müll lag, eine Kamelie. Dann starrte sie wieder zu Reyla.

„Du hast dich verändert“, bemerkte die Jüngere.

„Echt?“, antwortete Reyla. „Ich denke, ich bin einfach im Kreis gelaufen. Und es ist doch nur mein äußeres…“

„Nein, es ist nicht nur dein äußeres!“, meinte Marisa kopfschüttelnd.

„Reyla, wegen gestern… Ich bin die, die dich immer beneidet hat. Du konntest es sagen, wenn dir etwas nicht passte und dagegen rebellieren. Ich hingegen nahm alles stumm hin. Du bist nicht im Kreis gelaufen. Es ist doch eine Veränderung, wenn du sie dir vorgenommen hast.“

Reyla schaute kurz perplex und musste dann lächeln. Sie wuschelte Marisa durchs Haar und seufzte.

„Wirklich, gegen dich komme ich nicht an. Was für ein Tag das gestern doch war… Ich habe mich von meinem alten Ich verabschiedet, du hast deine Liebe aufgegeben…“ Die Schwarzhaarige lehnte sich an das Geländer und Marisa stellte sich neben sie.

„Reyla was wirst du tun?“

„Meinst du wegen dem Verdacht?“, stellte sie ihre Gegenfrage. „Ich stelle mich ihm entgegen! Abgehauen wird nicht!“ Energisch schaute sie zum Himmel empor. Nun waren beide still und lauschten einfach dem Rauschen der Blätter. Doch dann hörte Reyla eine Melodie. Eine Melodie, die ihr bekannt vorkam. Sie wandte sich um und starrte zur Bühne, die wohl endlich fertig aufgebaut war. Marisa lächelte, als sie die Arbeiter sah, die sich zu der Musik bewegten. Sie hakten ihre Arme in einander und schwangen abwechselnd die Beine in die Höhe.

„Anscheinend sind sie fertig und feiern es jetzt“, bemerkte die Weißhaarige.

„Dieses Lied…“, flüsterte Reyla und lief zur Tür.

„Reyla?“

„Sorry, ich gehe kurz was überprüfen!“ Schnell rannte sie zur Bühne und Marisa starrte ihr verwundert nach.
 

„Hey Fly, wie heißt das Lied?“, rief einer der Arbeiter und der junge Mann lächelte freundlich.

„Rhythm of the wind. Das Lied ist zwar schon alt, aber es verliert seinen Stil nicht!“

„Fly, komm doch runter und iss mit uns! Du hast deine Arbeiten nach uns begonnen und bist schon fertig. Also los, komm runter!“

„Wie sie wünschen, Chef.“ Fly sprang von der Bühne herunter und gesellte sich zu den anderen.
 

„Entschuldigung, dürfte ich eben kurz vorbei?“, fragte Reyla höflich und die Arbeiter machten ihr Platz. Suchend blickten ihre blauen Augen alles ab. Doch dann weiteten sie sich, als sie eine Person sah, die sie nur zu gut kannte. Grinsend ging sie auf die Person zu und klopfte dieser auf die Schulter. Der junge Mann drehte sich erschrocken um und blickte fassungslos in das Gesicht der Frau. Die Fassungslosigkeit wandelte sich jedoch schnell in Freude.

„Möchtest du tanzen?“, fragte sie und hielt ihm ihre Hand hin, als einer der Arbeiter ein neues Lied abspielen ließ. Er hingegen lächelte verschmitzt und nahm ihre Hand, bevor er sie auf die Bühne zog, auf der sie sich einstimmig zur Musik bewegten. Sie wirkten, als wären sie eins. Selbst die Arbeiter kamen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Schließlich erreichte das Lied seinen Höhepunkt und beide stoppten und die Arbeiter fielen begeistert in Beifall aus. Das nächste Lied startete, doch diesmal tanzten die beiden nicht dazu.

„Dein Tanzstil hat sich nicht gerade sonderlich geändert“, kicherte sie und die Person neben ihr lächelte nur charmant.

„Es ist lange her, Rey. Und du siehst immer noch wunderschön aus…“ Reyla schaute zu Fly und strich ihr Haar zur Seite.

„Das ist wahr, Fly… Dennoch muss ich dich doch sehr bitten!! Sag, was machst du hier in Japan?“

„Ich bin so was wie der Blumenverkäufer. Ich habe mich nur um die Deko gekümmert.“

„Nur?“, fragte Reyla etwas misstrauisch.

„Hey, wie du mich anstarrst! Man könnte ja meinen, dass ich irgendein übler Terrorist bin!“

„Nein, wohl eher wie ein Typ aus dem Freudenviertel, der sich hier her verirrt hat“, bemerkte die Schwarzhaarige trocken, worauf sich ihr Tanzpartner beschämt am Hinterkopf kratzte.

„Das durfte ich hier schon öfters hören“, gestand er, immer noch beschämt, lächelnd.

„Tja, wenn man gut aussieht, ist man mit sowas wohl gestraft. Aber wenn du auch im Anzug herumläufst…“, stellte Reyla schulterzuckend fest.

„Vielen Dank…“, seufzte der Kupferhaarfarbene und rollte mit den Augen, doch dann fühlte er eine zärtliche Umarmung.

„Fly, ich bin so froh, dass du hier bist.“ Fly strich sanft durch ihr schwarzes Haar.

„Auch ich bin froh, dich wiederzusehen, Rey…“, flüsterte er.

„Komm! Ich will dir jemanden vorstellen! Das Mädchen, von dem ich so viel geschrieben habe.“

„Dein kleiner Schützling? Da bin aber gespannt.“ Aufmerksam und gespannt folgte er ihr in den Palast.
 

„Guten Morgen, Majestät“, begrüßte Nagisa Nunnally über den Bildschirm.

„Guten Morgen, Nagisa. Oder sollte ich lieber gute Nacht sagen?“, grüßte Nunnally die Frau und beide mussten lachen.

„Nun Nagisa, was kannst du uns erzählen?“

„Ich könnte euch eine Menge erzählen, aber ich glaube es ist besser, wenn sie es euch erzählt.“ Gino, Kallen, Jeremiah, Yokosuke, Nunnally, Shin und Marisa sahen gespannt auf den Bildschirm, auf dem zu sehen war, wie das Mitglied der vier heiligen Schwerter jemanden ins Bild winkte. Nach kurzem zögern trat eine junge Frau ins Bild. Sie hatte braunes, schulterlanges Haar. Es gingen aber zwei Strähnen etwas weiter über die Schulter. Sie trug ein hellgrünes Top und einen Rock, der ihr über die Knie ging und aus einem etwas dunkleren grünen Stoff gemacht war. Dazu trug sie dunkelgrüne Sandaletten und einen ebenso dunkelgrünen Umhang, der sie draußen wohl vor den starken Sonnenstrahlen schützen sollte. Im Moment aber hatte sie ihn nach hinten hängen.

„Majestät, es ist mir eine Ehre, Euch und Eure Ritter heute sprechen zu dürfen“, sagte sie und verneigte sich dabei.

„Auch ich freue mich, dich kennen zu lernen. Wie ist dein Name?“

„Mein Name… ist Lisa…“

„Lisa?“, fragte Gino nach. Er sah sehr nachdenklich aus.

„Kennst du sie etwa, Gino?“, fragte daraufhin Kallen, doch der blonde Ritter schwieg.

Auch Lisa schien über Ginos Frage nachzudenken. Da begann Nagisa wieder zu sprechen.

„Würdest du Ihrer Majestät bitte erzählen, was du herausgefunden hast?“

„Natürlich“, nickte sie und begann dann mit ihrem Bericht.

„Ich habe mich ein wenig in den Schatten der Stadt umgesehen und bin dort auf einen Mann gestoßen. Dieser hat mir, nach dem ich ihn mit ein paar Münzen gefüttert habe, ein paar Informationen zukommen lassen. So habe ich erfahren, dass es im Untergrund eine Gruppe gibt, die von einigen Repräsentanten der E.U. dazu angestiftet wurde, den ägyptischen König zu töten, damit die alten Königshäuser der E.U. nicht wieder aufleben.“

„Kurz gesagt, einige der Repräsentanten wollen ihre Stellung als Landesvertreter nicht verlieren“, fasste Shin Lisas Worte mit einem traurigen Lächeln zusammen.

„Es tut mir wirklich leid, Euer Hoheit“, entschuldigte sich die junge Frau.

„Wofür entschuldigst du dich? Es ist doch nicht deine Schuld…“

„Hast du sonst noch etwas herausgefunden?“, wollte nun Nunnally wissen.

„Vielleicht ja“, antwortete Lisa wieder nickend. „Ich habe versucht, soviel wie möglich herauszufinden. Diese Gruppe, von der ich euch eben erzählte, ist womöglich nicht alles. Andere Banden behaupteten, dass sie wohl zu einer noch größeren Organisation gehören. Eine Organisation, die wohl genauso groß wie die der schwarzen Ritter ist. Wir sollten sie nicht aus den Augen lassen.“

„Diese Organisation…“, sprach Nagisa nachdenklich. „Vielleicht habe auch ich etwas herausgefunden. Ich… ich bin allerdings nicht sicher.“

„Es könnte uns jedoch weiterhelfen. Bitte erzähle uns davon Nagisa“, bat Yokosuke und die Frau stimmte zu.

„Ich lief gerade durch die Straßen von Kairo, als ich an einer Seitenstraße vorbeilief. Dort hörte ich einen Mann, der wohl ziemlich in ein Telefonat vertieft war. Er hatte mich nicht bemerkt und ich konnte ihn gut verstehen. Er redete von einer Operation Alpha und dass dieser nichts mehr im Wege steht. Ich bin mir sicher, da kommt irgendwas großes auf diese Welt zu…“

„Dieses Gefühl habe auch ich“, meinte Lisa. „Da kommt irgendwas… Wir sollten vorsichtig sein. Ich werde mich noch einmal umhören. Sollte ich etwas Neues in Erfahrung bringen, werde ich es Euch gleich mitteilen lassen, Majestät.“ Nunnally nickte und auch Nagisa ließ dies verkünden. Die zwei würden sicher noch etwas herausfinden.

„Nun gut, dann verabschieden wir uns wieder“, erklärte Todohs Frau, doch da machte ihr Gino einen Strich durch die Rechnung.

„Ich weiß jetzt, wer du bist! Du hast dich ganz schön verändert!“, rief der Blonde und deutete auf Lisa, welche erschrocken zusammenzuckte. Die anderen verstanden natürlich nicht, was er meinte, aber Lisa schien sich ertappt zu fühlen.

„Was meinst du Gino?“, fragte Kallen und auch Jeremiah wunderte sich über sein Verhalten.

„Dieses junge Fräulein dort, ist Lisa-Marie Weinberg, die Tochter des Großunternehmers Weinberg, der seit dem Tod des Imperators fast die ganze Welt beliefert. Seine Waren haben eine exzellente Qualität und stellen die Waren seiner Konkurrenten in den Schatten.“

„Ist dieser Großunternehmer nicht der Bruder deines Vaters Gino?“, fragte Jeremiah und das Lächeln des Blonden, bestätigte seine Frage.

„Dann seid ihr beide…“, setzte Kallen an.

„Nein, sind wir nicht“, warf Lisa ein. Sie schien etwas genervt, anscheinend sprach sie nicht gern darüber.

„Sie ist meine Schwester!“, gestand Gino und alle blickten ihn entsetzt an.

„Aber, bist du nicht ein Einzelkind?!“, kam es nun wieder vom Knight of Ten, den diese Aussage wohl auch etwas überrumpelt hatte.

„Ja, das heißt es“, erklärte der Knight of Two weiter. „Aber auch nur, weil mein Onkel sie adoptiert hat.“

„Kannst du uns das genauer erklären?“, wollte Nunnally wissen. Gino blickte zu Lisa, die seinem Blick nur genervt auswich und schüttelte den Kopf.

„Nein. Lisa soll es euch selbst erklären, wenn sie meint, dass sie es möchte.“

„Ja, du hast natürlich recht. Bitte entschuldige Lisa. Ich hoffe, dass wir uns bald wieder sprechen können.“ Lisa nickte noch einmal zögerlich, ehe der Bildschirm schwarz und die Übertragung beendet war. Die anderen fragten Gino, warum er denn nie etwas davon gesagt hatte. Dieser aber blockte die Fragen mehr oder weniger ab. Er wollte in diesem Moment auch nicht darüber reden. Als sie alle den Raum verließen, kam Reyla auf sie zu, welche eine Überraschung dabei hatte. Und diese Überraschung, war vor allem für Jeremiah sehr überraschend.
 

Lelouch war gerade unterwegs zu Suzaku, da kam ihm Kail mit einer rothaarigen jungen Frau entgegen.

„Hallo Kail“, grüßte er den zweiten Ritter Ägyptens, der sofort zu Lelouch blickte.

„Oh, einen wunderschönen guten Tag“, grüßte der Blonde zurück.

„Guten Tag“, sagte auch die junge Frau etwas zögerlich.

„Oh, ach ja. Ich vergaß, ihr kennt euch noch nicht.“ Die junge Frau blickte etwas schüchtern zu dem Schwarzhaarigen.

„Ich weiß wer er ist. Ihr seid Lelouch vi Britannia, Bruder von Nunnally und wart die Nummer Elf der Thronfolge. Euer Vater meinte doch, dass er Euch den Thron überließe, warum also habt Ihr ihn nicht bestiegen?“

„Shailia!“, mahnte Kail. „Du kannst ihn doch nicht so etwas fragen!“ Lelouch lachte und erklärte, dass ihm diese Frage nichts ausmachte.

„Weißt du, Shailia, für mich war diese ganze Sache eben doch etwas anders. Ich konnte den Thron nicht besteigen, also hab ich ihn meiner Schwester überlassen und bin von hier fortgegangen. Auch als mich meine Schwester nach meiner Rückkehr bat den Thron zu übernehmen, habe ich abgelehnt. Ich kann diesen Platz nicht einnehmen…“ Kail blickte Lelouch überrascht an, doch dieser nutzte die Gelegenheit, dass er ihn gerade vor sich hatte.

„Bevor ich es vergesse, Kail. Die Versammlung wurde auf morgen Abend verschoben.“

„Aber warum denn das?“, fragte er irritiert.

„Die Vertreter haben uns keine genauen Erklärungen gegeben, also müssen wir es wohl oder übel so hinnehmen.“ Kail verstand und nickte. Lelouch machte sich währenddessen wieder auf den Weg zu Suzaku.

„Jetzt hab ich doch tatsächlich vergessen euch vorzustellen!“, fiel es dem blonden jungen Mann wieder ein. Der Schwarzhaarige aber drehte sich nur lachend um.

„Das ist nicht mehr nötig. Nicht wahr, Shailia?“ Die Rothaarige nickte und sah Kail mit einem frechen grinsen an.

„Ja, ja. Ist ja schon gut. Lass uns weiter“, bestimmte er und Shailia sah zu, dass sie ihren Kommandanten nicht verlor.
 

Gino, Kallen, Nunnally, Jeremiah, Yokosuke, Shin und Marisa starrten erst zu Reyla, dann zu dem Mann, der neben ihr stand.

„Darf ich vorstellen? Fly Lowell, ein sehr guter Freund von mir“, erklärte die Schwarzhaarige.

„Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen.“ Höflich verneigte er sich und erhob seinen Blick wieder.

„Ich nehme an, Ihr seid Nunnally vi Britannia… Nie hätte ich im Traum daran gedacht, einmal die Regentin von Britannien kennen lernen zu dürfen.“

„Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite. Ich hatte leider noch keine Gelegenheit Freunde von Reyla kennen lernen zu dürfen“, erklärte die junge Regentin.

„Das liegt daran, dass die meisten wohl gerade in irgendwelche kleine Streitigkeiten verwickelt sind. Aber ich möchte die Stimmung einer so reizenden Dame nicht vermiesen.“ Nunnally wurde leicht rot, was Yokosuke sofort alarmierte und er gefährlich zu dem Fremden starrte. Ja, er knurrte sogar ein wenig. Fly hingegen lächelte nur amüsiert weiter und widmete sich Marisa zu.

„Du musst Marisa sein. Du siehst wirklich genauso aus, wie Reyla dich beschrieben hat.“

„Wie?“ Fragend blickte die Weißhaarige zu ihrer Freundin, doch Fly beruhigte sie gleich wieder. „Keine Sorge, sie hat nur Gutes über dich geschrieben. Ich bin wirklich froh, dass sie jemanden wie dich als Freundin hat.“

„Vielen Dank, auch ich bin froh, Reyla als Freundin zu haben“, lächelte sie ihm zu.

„Hm? Wo ist denn der Maskierte plötzlich hin?“, fragte Fly, als ihm auffiel, dass Shin nicht mehr da war.

„Er ist wahrscheinlich schon gegangen…“, rätselte Marisa.

„Naja, ich werde ihn schon noch kennenlernen“, scherzte Fly. Doch dann wandte sich Fly zu Jeremiah. Dieser schaute zwar die ganze Zeit über ruhig bei dem lustigen Treiben zu, aber da hing etwas in der Luft…

„Und Sie sind?“, fragte Fly höflicher als bei den anderen.

„Jeremiah Gottwald, ich bin der Knight of Ten“, antwortete er lächelnd, doch zwang er sich zu diesem. Beinahe hätte er auch noch geknurrt.

„Aha. Es freut mich, auch Sie kennen zu lernen.“ Beide schüttelten sich lächelnd die Hände, doch die Atmosphäre änderte sich schlagartig.

„Irgendwie…“, dachte Marisa und schwitzte wie die anderen nervös, „habe ich das Gefühl, dass hier irgendwas schweres in der Luft liegt…“ Doch Reyla brach diese Stimmung, als sie auf Kail deutete, der eben mit Shailia vorbei lief.

„AH!!!“, schrie sie. „Schau!! Das ist diese missratene Kröte, die mir jeden Tag im Palast vermiest hat!!!“ Kail kannte den Spitznamen, den Reyla immer benutzte, wenn sie über ihn sprach. Er schaute barsch zu ihnen hinüber und sprach kühl:

„Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, ihn auch noch mit nach Ägypten zu schleppen. Wir haben neuerdings genug Idioten im Palast.“ Nach diesen Worten schritt er weiter und beachtete sie nicht mehr. Reyla hingegen sah lächelnd zu Fly und seufzte.

„Na? Ist er nicht ein richtiges Arschloch?“

„Joa, du hattest schon immer ein Talent dafür, dir die richtig netten Kerle auszusuchen…“
 

„Kommandant, warum lasst Ihr Euch das gefallen?“, fragte Shailia empört.

„Wenn ich jetzt noch etwas sagen würde, würde sich ja doch nichts mehr ändern“, erklärte Kail. „Wie oft hab ich schon mit ihr gestritten, dass sie aufhören soll. Und was dich betrifft…“ Böse schielte er zu der Rothaarigen hinüber. „Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du mich nicht mit Kommandant rufen sollst!?“ Sofort lief die junge Frau rot an. Ja, als sie sich kennen gelernt haben, hatte sie ihn immer bei seinem Vornamen gerufen, doch seit sie der ägyptischen Armee beigetreten war, hatte sich dies schlagartig geändert.

„Deswegen musst du sie doch nicht gleich so böse anblitzen“, hörten beide eine ihnen bekannte Stimme.

„Lord Edward“, rief Shailia, als sie den blonden jungen Mann entdeckt hatte. „Wo wart Ihr denn die ganze Zeit über?“

„Shailia, sei doch nicht so neugierig!“, tadelte sie Kail. Edward aber antwortete ihr.

„Ich war in der Stadt. Meine Neugierde befriedigen.“ Als Kail dies hörte, lief er rot an und Edward begann zu lachen.

„Du musst doch nicht gleich rot werden, Kail!“

„Vielleicht ist es nicht schlecht, wenn man ab und zu mal etwas neugierig ist…“, gab er fast unverständlich murmelnd zu.

„Weißt du, mein Vater sagte immer: „Ich bin zwar nicht neugierig, aber wissen muss ich alles!“ Das hat er immer gesagt…“

„Dein Vater? Ich wusste ja nicht mal, dass du einen hattest“, scherzte der zweite Ritter, doch dann fiel ihm etwas auf. Edward hatte plötzlich etwas Trauriges in seinem Blick und er wusste nicht warum, aber er fühlte sich dafür schuldig.

„Ähm… Hast du schon gehört?“, versuchte er das Thema zu wechseln. „Die Versammlung wurde auf Morgen verschoben.“

„Ja, Lelouch hat es mir vorhin mitgeteilt. Kurz bevor ich gegangen bin, kam er auf mich zu. Allzu viel Zeit hatte er nicht. Er meinte, er müsse noch ins Labor und zu Suzaku.“

„Verstehe… Als wir ihn vorhin trafen, war er auf dem Weg zu Suzaku. Dann hatte er im Labor wohl schon alles erledigt.“ Edward zuckte mit den Schultern und blickte auf die Uhr.

„Ich sollte mal langsam nach unserer Nervensäge sehen. Nicht, dass er noch auf die Idee kommt und abhaut.“ Shailia sah fragend zwischen Edward und Kail hin und her. Da Kail aber wusste, wen Edward meinte, klärte er sie auf.

„Er meint Shin. Manchmal verhalten sich die beiden wie ein altes Ehepaar“, flüsterte er seiner Untergebenen grinsend zu. Diese machte einen großen Schritt zur Seite und der Blonde sah sie nur fragend an, denn er hatte nicht bemerkt, wie der andere Blonde auf ihn zu kam und die Faust gehoben hatte. Das nächste was man hörte, war der laute Schmerzensschrei von Kail, nachdem er eine Kopfnuss von Edward erhalten hatte. Dieser machte sich auf den Weg um nach Shin zu sehen. Als er außer Sichtweite war, stellte sich der junge Mann wieder gerade hin.

„Was habt Ihr, Kommandant?“, wollte die Rothaarige wissen und unterbrach Kails Gedanken.

„Er hat noch nie etwas von seinen Eltern erzählt… Ich frage mich, ob er auch eine schlimme Kindheit hatte…“

„Aber ich dachte, Ihr kennt euch schon seit Kindertagen?“

„Nicht ganz… Als ich damals von der Straße geholt wurde, war Edward schon im ägyptischen Palast. Ebenso wie Orua. Ja, der König kam mit Orua in die Stadt, in der ich lebte, und nahm mich auf. Im Palast traf ich das erste Mal auf Ed… Er wirkte damals so… einsam, abgeschlossen und verletzt…“ Kail erinnerte sich zurück und dabei kamen ihm die Tränen. Shailia wollte ihren Kommandanten trösten, doch sie konnte ihn doch nicht in den Arm nehmen. Aber damit er spürte, dass er nicht allein war, hielt sie ihn an seinem Jackett.
 

Im Garten betrachteten Reyla und Fly, die auf einer Bank saßen, die blühende Blumenpracht. Dann schien Fly wieder etwas einzufallen.

„Ach ja, dass ich diesen Job angenommen habe, war nicht nur deswegen, um nach Japan zu kommen“, erklärte er.

„Ach, es gibt noch einen Grund?“, fragte Reyla und ihr Freund grinste sie nur an. Dann spürte sie einen harten Schlag auf ihrem Kopf. „AUA!! Wofür war denn das?!“

„Die war dafür, dass du einfach ohne ein Wort abgehauen bist! Eine halbe Ewigkeit hab ich nichts mehr von dir gehört! Dank unserem Schnüfflerteam habe ich erfahren, dass du dich gerade in Japan rumtreibst!“ Schmerzend rieb sich Reyla den Kopf und sah dann missbilligend zu ihm auf.

„So, du bist also nur hier her gekommen, um meine Strafe zu vollziehen?“

Fly seufzte. „Das war nur einer von vielen Gründen. Eigentlich wollte ich mal wieder ein Abenteuer mit dir erleben.“

„Na dann sollten wir uns beeilen. Der Tag ist nämlich bald vorbei!“ Grinsend nahm der Kupferhaarfarbene ihre Hand.

„Dann mal los!“
 

Der restliche Tag war schnell vorbei gegangen. Reyla musste laut lachen, als beide am Abend wieder zurück zum Palast kamen.

„Warte, ich will nochmal die Fotos sehen!“ Auf einem der Bilder legte er seine Arme um ihren Hals und blickte in die Kamera. Einige Fotos zeigten sie gemeinsam, auf anderen waren sie allein. Doch es gab ein Foto, bei dem Reyla immer wieder lachen musste. Es war das Bild, auf dem Fly vor dem Tokio Tower stand und es just in diesem Moment anfing, wie aus Eimern zu regnen.

„Und? Wie findest du Japan?“, fragte sie und versuchte ihr Lachen bei der Erinnerung zu halten.

„Nun ja, es ist…“, begann er und schnalzte dann kurz mit der Zunge, „riesig…“

„Es gefällt dir hier nicht so, oder?“

„Naja, sagen wir es so, ich bevorzuge ruhigere und nicht so überfüllte Orte. Oder welche, die nicht so schwül sind.“

„Stimmt, diese feuchte Luft macht einen wirklich fertig. Da bevorzuge ich eher die trockene Hitze in Ägypten.“ Fly lächelte und strich ihr sanft mit seiner Hand über ihre Wange.

„Du hast dich sehr verändert…“, stellte er fest. Zwinkernd blickte sie zu ihm auf. „Nicht dein Äußeres… Du selbst. Ich habe dich noch nie so frei gesehen oder dass du dich so sehr um andere sorgst…“ Er lachte kurz auf. „Weißt du noch, wie wir dich früher immer nannten? Die Eiskönigin! Dank deiner kalten Aura haben es unsere Feinde nicht einmal geschafft ins Feld zu gelangen ohne zu erfrieren.“

„Achtung! Pass auf, was du sagst, mein Freundchen! Ich war schon immer eine mitfühlende Person!“ Beleidigt verschränkte sie ihre Arme und schnaufte wütend aus.

„Ja klar. Und Schweine können fliegen!“, lachte Fly und wich geschickt ihren Schlägen aus. Ruhig setzten sie sich dann auf eine Bank und Reyla kuschelte sich etwas an ihn.

„Ich wünschte, dieser Tag wäre noch nicht vorbei…“

„Wieso? Morgen ist doch auch noch ein Tag.“

„Aber die Versammlung… Die restlichen Vorbereitungen…“

„Ich bin mir sicher, sie können dich wenigstens nachmittags entlassen. Bei der Versammlung musst du auch nicht dabei sein. Da können wir doch wieder etwas Spaß haben.

„Sicher… schlaf gut!“, sagte Reyla und gab ihrem alten Kameraden einen sanften Kuss auf die Wange und eilte dann in Richtung Palast.

Fly lächelte und rieb sich die Wange. Dann jedoch wurde sein Lächeln immer kühler und er hatte eine kalte Ausstrahlung.

„Sorry Rey, aber du musst mir als Tarnung dienen…“
 

Am nächsten Morgen schienen die Ereignisse der letzten Tage vergessen zu sein. Reyla war erleichtert, da sie ihre Waffe wieder hatte. Sanft strich sie über den Griff.

„Dich zu verlieren, wäre genauso schlimm wie bei meiner Kette…“ Vorsichtig legte sie sie in ihrem Zimmer ab und ging wieder raus. Bis zur Versammlung war noch Zeit, die Repräsentanten der Länder kamen gerade nach einander an. Sie würde zwar nicht direkt bei der Versammlung dabei sein, aber sie würde helfen den Gästen zu zeigen, wo sie Platz nehmen dürfen. Der Tag war da… Der Tag, an dem sich die Nationen darüber beraten würden, wie man den Frieden aufrecht erhalten könnte.

Als Reyla durch die Gänge wanderte, blieb sie vor Jeremiahs Zimmertür stehen. Sie überlegte, ob sie anklopfen sollte und zögerte kurz, doch dann öffnete sie die Tür. Sie sah ihn an einigen Papieren sitzen, an die er sich gestern schon gesetzt hatte.

„Hey“, sagte sie und riss ihm die Papiere aus der Hand. „Sag bloß, du hast die ganze Nacht durchgearbeitet?“

Jeremiah seufzte genervt. „Schon mal was von anklopfen gehört?“

„Hättest du denn geantwortet?“, stellte sie ihre Gegenfrage und setzte sich auf den Tisch. „Du benimmst dich seit gestern so seltsam…“

„Das stimmt nicht!“, sagte er, noch immer genervt, und sah zur Seite.

„Und ob! Du meidest mich! Und gereizt bist du obendrein auch noch!“

„Ach sei still!!!“, knurrte der Knight of Ten und ging auf sein Bett zu, auf das er sich fallen ließ. Reyla rollte mit den Augen und ging auf ihn zu. Sie würde bestimmt nicht locker lassen und setzte sich auf die Bettkante.

„Hey, weggelaufen wird nicht! Also sag, was passt dir nicht?“

„Das geht dich nichts an…“, brummte Jeremiah und legte sich einen Arm über die Augen, damit es etwas dunkler wirkte.

„Ist es wegen Fly?“, fragte sie ihn und wurde plötzlich zu ihm herunter gezogen und sie keuchte vor Schreck auf. „Waa-?“

„Dieser Kerl… Er scheint dich in und auswendig zu kennen. Uns gibst du nicht mal die Chance, dich kennen zu lernen.“

„Fly ist ein alter Kamerad von mir. Er war mir oft eine Stütze. Einmal holte er mich aus den Schatten meines Selbst zurück…“ Sie machte eine kurze Pause und atmete tief durch. „Ohne ihn… wäre ich wohl nicht hier. Fly ist ein guter Freund von mir, er ist nur ein Freund…“ Jeremiah sah ihren Blick. Da war er wieder, dieser traurige und verletzt wirkende Blick, den sie wohl immer überspielte. Er betete ihren Kopf auf seiner linken Schulter.

„Verzeih… Für Eifersucht ist hier definitiv kein Platz…“

Reyla lächelte und drückte sich näher an ihn. „Ich vergebe dir…“

Nach einigen Minuten sah er ihr tief in die Augen und sie in die seinen. Sie wusste wie er fühlte und auch in ihr stieg dieses Gefühl immer mehr auf. Sie näherte sich seinen Lippen und küsste ihn zaghaft. Doch er wollte mehr und zeigte ihr dies auch. Immer fordernder wurde der Kuss und es geschah etwas, was Jeremiah und Reyla nicht gedacht hatten...
 

Marisa seufzte und ging einen der vielen Gänge entlang. Sie konnte nicht wirklich viel bei den restlichen Vorbereitungen tun, weshalb sie auch an der Versammlung nicht teilnehmen wollte.

„Ich frage mich manchmal, ob ich zu irgendwas nütze bin...“

Doch dann passierte etwas, was sich wie ein Déjà-vu ereignete. Erneut lief sie in jemanden rein.

„Uwah!!“, riefen beide und fielen hin.

„Es tut mir leid, geht es Ihnen gut?“

„Ja, keine Sorge. Und bei Ihnen? Noch alles heil?“, fragte Fly höflich und reichte Marisa die Hand.

„Oh, Sie sind das, Fly-san...“

„Fly reicht völlig.“ Er zog sie hoch und schaute zu ihr. „Willst du mir erzählen, was dich bedrückt?“

„Huh?“

„Du siehst so aus, als hättest du was auf der Seele.“ Marisa schaute beschämt zur Seite. Sah man ihr es so an? Doch dann reichte ihr der junge Mann erneut die Hand.

„Na komm, am besten erzählst du mir, was du auf dem Herzen hast.“ Marisa wusste nicht wieso, aber irgendwas in ihr sagte, dass sie ruhig mit ihm reden konnte. Außerdem war er ein Freund von Reyla...

„Verstehe... Deine Sorgen sind also, dass du dich wie ein Holzklotz am Bein fühlst, nicht wahr?“

Marisa nickte stumm.

„Vor allem habe ich das Gefühl bei Reyla. Sie tut so viel für mich und ich... ich konnte nicht ein einziges Mal eine Stütze für sie sein. Dabei will ich ihr doch auch helfen, wenn es ihr schlecht geht. Sie zeigt es zwar nie, aber ich spüre es... Als sie und Jeremiah von jenem Auftrag zurück kamen, war sie zwar ganz vergnügt, aber ich merkte, dass da was nicht stimmte. Sie war verletzt...“ Fly staunte, es war nicht so leicht in Reyla hineinzuschauen. Er lächelte und tätschelte ihr den Kopf.

„Mach dir keine Sorgen. Es ist schon eine große Gabe, so etwas zu erkennen. Reyla ist eben der stille Typ. Sie war schon immer so... Aber ich bin froh, dass sie dich an ihrer Seite hat. Hab für mich ein Auge auf sie, ja?“ Marisa wusste nicht wieso, aber sie fühlte sich zumindest erleichtert. Dennoch brannte eine Frage auf ihrer Zunge, die sie sich nie getraut hatte vor Reyla auszusprechen.

„Fly?“

„Ja?“

„Bitte erzählen Sie mir alles über Reyla! Alles was Sie wissen... Ich habe das Gefühl, dass es irgendwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hat, weshalb sie manchmal so nieder geschlagen ist. Deshalb bitte...“ Fly schaute nachdenklich zu ihr, nickte aber dann.

„Nun gut, wo soll ich anfangen? Du weißt, dass sie in einer Organisation gearbeitet hat, oder?“

„Ja, aber erst seit kurzem...“

„Gut, fangen wir dort an, denn da lernte auch ich Reyla kennen...

Ich war damals gerade 17, als ich wegen meiner Scharfschützenkünste in die Organisation SUOTF eingewiesen wurde. Denn Britannia griff die EU an der Nordfront an, weshalb viele gute Soldaten gebraucht wurden. Unter ihnen war auch Reyla... Sie war damals gerade 20. Sie kam erst später in unsere Truppe, welche aus Mathieu, Christian, den „Teufelszwillingen“ Eimi und Emi, Roberto, Marie und...“, plötzlich wurde sein Blick trübe und Marisa schien Trauer zu erkennen, „...Thomas bestand.“ Marisa hatte diesen Namen schon mal gehört... Es war eines Nachts, in der Reyla ihre Silberkette anstarrte und sanft diesen Namen geflüstert hatte.

„Na ja, unsere Truppe war als die SUOTF, die Special Unit of the front, bekannt. Wir wurden immer als erste auf das Schlachtfeld geschickt. Thomas... Er war so etwas wie unser Anführer und gleichzeitig derjenige, der uns alle zusammen hielt. Er war schon ein komischer Kauz. Er nahm mich quasi unter seine Fittiche, als ich neu hinzu kam. Aber als Reyla kam war irgendwie alles anders. Warte ich zeige dir ein Foto von uns allen...“ Fly kramte in seiner Jackentasche sein Portmonee hervor und öffnete es.

„Da...“ Er hielt es Marisa hin und vorsichtig nahm diese es an sich. Dann schaute sie sich das Foto genauestens an. Schnell konnte sie die sogenannten Teufelszwillinge heraus erkennen, den beide Frauen mit den schwarzen Harren sahen sich zum verwechseln ähnlich. Und Fly hatte sie auch schnell finden können, er war anscheinend der jüngste gewesen. Dann sah sie eine Frau mit hellem blondem Haar, die ganz ernst zu ihr schaute. Das war wohl Marie. Dann erkannte sie 4 Männer, die sich brüderlich mit den Armen verbunden hatten. Der eine besaß dunkle Haut, der andere hingegen hatte fast schneeweiße Haut. Dann besaß der andere langes Haar was er hinten zusammengebunden hatte. Und dann blieb ihr Blick bei einem Mann stehen. Er lächelte so sanft auf diesem Bild. Selbst durch seine Brille waren seine schönen braunen Augen nicht betrübt. Das war sicher Thomas! Marisa musste auch leicht lächeln. Ihn umgab eine ruhige, ja eine fast besänftigende Aura. Aber dann wich ihr Blick zur Seite und verharrte auf einer Frau. Sie besaß pechschwarzes Haar, genauso wie Reyla... nur der Unterschied war, ihr Haar war kurz. Es ging nur bis zum Kinn. Aber diese stechend blauen Augen, die so leblos und kühl zu ihr starrten. Bei ihr schien Ordnung anscheinend an oberster Stelle zu stehen und das man allen Befehlen gehorcht...

„Ah, hast du Reyla entdeckt?“ Nun schaute Marisa mit großen Augen zum Foto und musste drei Mal hinsehen. Das war Reyla!? „Häää?!“

„Kaum zu glauben was?“, lachte Fly über ihr verdutztes Gesicht.

„Nein... ich meine, ja schon sie... sie wirkt hier irgendwie anders...“

„Weißt du...“, fing er an zu erklären. „Reyla... sie war eine Person für sich. Nie hatte sie wirklich mit uns geredet, außer wenn es um unseren Auftrag ging. Sie schaute immer ruhig durch die Gegend oder las ein Buch und wenn man in ihre Augen gesehen hat... dachte man, man schaut in einen Spiegel. Aber eher war es auch ihre Aura... Immer wenn man in ihrer Nähe war, fühlte man eine furchterregende Kälte. Deshalb nannten wir sie auch gerne „die Eiskönigin“. Aber ihrem Spitznamen machte sie vor allem an der Front alle Ehre. Wie sie mit ihrer Sense ohne zu zögern die Gegner ins Jenseits befördert hatte. Nicht mal mit der Wimper gezuckt hatte sie. Aber Thomas erkannte mehr aus ihrem Blick, als wir Jungs am Anfang lesen konnten. Na ja wir waren eher mit dem Raten ihrer Körpchengrö-

Na ja, zurück zu Thomas. Er erkannte in diesen stillen, gefühlskalten Augen mehr...

Trauer und Einsamkeit. Er fragte sich wie sie wohl lächelnd aussehen würde... Du hättest ihn sehen müssen, wie er immer wieder probierte mit ihr in Kontakt zu kommen und sie zum Lachen zu bringen. Aber jedes Mal wurde er eiskalt abserviert. Ich fragte ihn eines Nachts weshalb er das tut und er sagte zu mir:

Ich habe mich in sie verliebt! Sie ist die einzige Frau in meinen Leben, ich weiß es…

Marisa konnte noch gar nicht alles richtig verarbeiten. Reyla war anders gewesen. Sie war eine gefährliche Soldatin, eine Frau die sich um niemanden sorgte... Ihre Reyla war dort anders gewesen...

„Na ja... ich machte ihm immer wieder neuen Mut. Und egal wie erniedrigend es war, er gab nicht auf! Und dann als der Kampf entschieden war und wir die Britannier zurück geschlagen hatten... Hatte sie zum ersten Mal gelächelt. Es war am Abend, als wir alle gefeiert hatten. Thomas ging zu ihr und überreichte ihr eine Blume. Er sagte ihr auch etwas, dass ich leider nicht weiß. Ich war zu sehr angehaucht, sodass ich die Worte nicht verstand aber sie lächelte... Und einen Monat später heirateten sie!“

„WAAAAAAAAAAS!?“, platzte es aus Marisa heraus die sich sofort den Mund zu hielt.

„Ich weiß, dass es ein bisschen zu voreilig klingt, aber beide hatten es nie bereut. Und wenn man sie gemeinsam sah, wusste man, dass es das Richtige war. Nach dem der Kampf entschieden war zogen sich beide zurück nach Alexandria. Dort wollten sie gemeinsam ein neues Leben anfangen. Reyla nahm den Namen von Thomas Firewall an und begann Medizin zu studieren. Da er selbst ein großer Arzt war, wollte sie ihn so gut es ging unterstützen. Na ja nach einem Jahr wurde Reyla schwanger und beide erwarteten ihr erstes Kind... Doch kennst du sicher das Sprichwort: Das Schicksal geht grausame Wege

Hier trifft es jedenfalls zu...“

Marisa war erst noch am sortieren ihrer Gedanken gewesen.

„Okay sie war verheiratet, dann zogen sie gemeinsam nach Alexandria, sie erwarteten ein Kind,…!!!“ Doch da ging Marisa ein Licht auf. Wieso hatte sie nie ihr Kind oder Thomas gesehen oder kennen gelernt? Sie hatte ein ungutes Gefühl...



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2012-11-06T16:38:58+00:00 06.11.2012 17:38
An Marisas Stelle wär ich schon längst umgekippt
Aber sie schein ja einiges ab zu können
Uuuuuuuuuuuund
Lisas Auftritt
Der war soooooooo geil
*in wieder und wieder lesen musste*
Lisa als Ginos Schwester...
*überlegt*
Joa, die beiden könnten echt verwandt sein
Und das nicht nur wegen ihren Namen
Wenn Fly kein Terrorist ist, ess ich meine mir heilige, 220-bändige Mangasammlung auf!!!!!!!!!!!!
Ganz ehrlich!!
Er ist ja gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaar nicht böse
*das sarkastisch sagt und theatralisch mit den Händen fuchtelt*
Ich finde ja immer noch, dass du besser und besser wirst
Mal sehen, ob du dich überhaupt noch steigern kannst, wenn nur noch so wenig Raum nach oben frei ist.
Das werde ich ja im nächsten Kapi sehen ^^
Von: abgemeldet
2012-02-25T09:34:31+00:00 25.02.2012 10:34
Ohje ohje ich komme zu gar nichts mehr!>.<
Ich befürchte das auch jetzt meine Kommentare wieder kürzer werden....TT^TT
Also*hüstel* du hast Fly gut umgesetzt und ich finde es auch gut das du mir Raum lässt meine Fantasie zu entfalten! Weil ich befürchte um den Doujinshi spannend zu halten und es ein bisschen zu kürzen muss ich paar Ideen rauslassen und mit anderen ersetzen!XD
Also war wie immer super kenne auch nichts mehr anderes von dir!
Die nächsten kommen!XD

Von:  Feuerblut
2012-02-04T22:36:38+00:00 04.02.2012 23:36
Also ich fand das Kapitel geil! Ich habe ja sooooo gelacht!! Wobei das Ende ja mal höchst dramatisch ist!! Also dass Marisa da keinen Herzinfarkt bekommt bei den ganzen schockierenden Infos...
Hast du schön vorgelesen :-)
Ich hab mich auf jeden Fall amüsiert ^^
Lelouch mit dem Heiratsantrag... LOOOOOOOOL, vor allem weil ich es vorher noch gesagt hab!! XD

Hab dich lieb

Lisa-Marie Weinberg, Ginos "Schwester" XDDD
Also das nächste Mal bin ich aber nicht so abweisend zu meinem geliebten Brüderlein, ne?? ^^
Von:  HathorCat
2012-01-29T10:28:23+00:00 29.01.2012 11:28
meine güte o.o
also das ende hat mich ganz schön schockiert o.o
die reyla >.<
und dieser fly.. den mag ich gar nicht.. von wegen, er sei kein terrorist.. pah, dass kann er den eichhörnchen erzählen aber nicht mir ò.ó

trotzdem ein schönes kapi *-*
Von:  Feuerblut
2012-01-29T09:20:03+00:00 29.01.2012 10:20
Muhahahahahahaha!!! Meinen Auftritt fand ich cool, auch, wenn ich am Ende so ein bisschen abweisend war... Naja man muss doch die Spannung halten, oder?? XDDD
Also ich find's cool, dass ich Ginos Schwester bin, vor allem weil ich ja dauernd gesagt habe, ich könnte mit ihm verwandt sein, weil wir denselben Nachnamen haben... XDDDD
Und schwupps!! Hat Caro uns verwandt gemacht!! So und später les ich mal das Kapitel in Ganz... diesen Kommi musste ich nur gerade loswerden :-)))

Hab dich lieb

Lisa
Von:  fahnm
2012-01-29T03:06:18+00:00 29.01.2012 04:06
Super Kapi^^
Da kommt ne menge zu tun.^^
Freue mich aufs nächste kapi^^


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