The kissing Whisky von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 22: Schiff Ahoi! ------------------------ Ein beeindruckender Anblick offenbarte sich den beiden Kapitäninnen, die sich nach einer – für Kori viel zu rührseligen – Verabschiedung von Boby an Land begaben. Water Seven, eine beeindruckende Stadt. Kori kam aus dem Staunen nicht heraus während Jhu sich bereits erkundigte, wie sie am schnellsten zur berühmten Schiffswerft kommen sollten und vor allem zum richtigen Dock. „Hey Kori, komm her, wir reiten auf dem hier“, riss sie Jhu aus ihrer Faszination über den wunderschönen Springbrunnen, der weit oben zu sehen war. „Was?“, Kori drehte sich um und zu ihrer Freundin, nur um ein blaues einem Pferd ähnlichem Wassertier zu entdecken, welches ihr mit einem leicht betröppelten Blick entgegen grinste. Auf dem Tier gab es schon eine Sitzgelegenheit für die Beiden, doch Kori konnte dem Teil nicht auf Anhieb trauen. Verunsichert ging sie zu Jhu und sogleich sprach sie der Vermieter an. „Das ist ein Yagara Bull, besser kommt ihr auf Water Seven nicht voran, die Tiere sind äußerst stark und bringen auch den schwersten Einkauf ans Ziel, außerdem ist es gemütlich und ihr könnt die Umgebung genießen“, erklärte er und Jhu nickte motiviert. „Dhaa…h“, ein komisches Geräusch kam von dem Yagara und lies Kori sofort etwas Panik ins Gesicht wandern. „Ich steig sicher nicht auf das Vieh“, wollte sie sich weigern, doch nicht mit Jhu, diese schüttelte nämlich den Kopf. „Sieh das doch ein bisschen als Urlaub, entspann dich und steig auf“, sagte sie, warf dem Vermieter eine Münze zu und saß bereits eiligst im Yagaraboot. Abwartend. Kori fasste sich an die Stirn, sie war sicher nicht hier um Urlaub zu machen. Sie wollte sich hier ein Schiff holen und die Weltmeere sicher machen vor verdammten Piraten, da gabs keinen Urlaub. Nicht in Koris Augen. „Das ist der schnellste Weg“, sagte der Mann und steckte die Münze von Jhu in seine kleine Kasse. Kori konnte kaum aus, sie würde Jhu bestimmt nicht alleine losschicken und irgendwie alleine zu Fuß versuchen zum richtigen Dock zu kommen. „Komm schon, du feige Nuss, wir müssen schnell zu Dock 5“, drängte Jhu und hatte damit einen Nerv getroffen. „Ich bin nicht feig, du Nuss“, sagte Kori und gab sich einen Ruck. Schnell aber bedacht und mit unwohlem Gefühl stieg sie zu Jhu und hielt sich gleich einmal verkrampft an der Lehne vor ihr fest. „Du weißt, ich hab die verdammte Teufelsfrucht gegessen, wenn ich falle, springst du nach und holst mich raus“, waren Koris ernsten Worte und Jhu antwortete nur mit einem knappen „klar“ ehe sie die Zügel in die Hand nahm und den Yagara losschwimmen lies. Direkt motiviert war sie aufgestanden und wollte sich am liebsten mit den anderen Yagarareitern ein Rennen liefern, doch dem war nicht so. Der Bull zog im Schneckentempo dahin und wippte nur so mit dem Kopf dahin, es hatte gerade noch gefehlt, dass er eine ruhige Melodie summte. „Ist das ihr verfluchter Ernst?“, Jhu drehte sich um und brüllte den Vermieter an, der nur mit den Schultern zuckte, als wüsste er von nichts. Enttäuscht lies sie sich in ihren Sitz fallen und bereitete Kori einen kleinen Herzinfarkt. „Spinnst du? Beweg dich doch nicht so schnell“, fauchte diese und klammerte sich nur noch mehr in die Lehne. Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie so extrem reagierte, aber die wollte einfach nicht ins Wasser fallen und sie traute diesem Yagara absolut nicht. Allerdings erwies er sich, wenn auch etwas neben der Spur, doch als recht brauchbar. Jhu ging es natürlich viel zu langsam, dass sie Leine preschend und laut zurufend versuchte den Yagara zu etwas mehr Speed zu überreden. Doch nichts da. Er drehte ihr nur den Kopf zu, kniff die Augen zu und lies den Mund offen stehen. „Schon gut…“, sie seufzte und wandte sich zu Kori um. „Wir sind total langsam unterwegs und neben dir ist der Gehsteig, du wirst das schon überleben“, sprach sie ihrer Freundin gut zu und diese wurde tatsächlich etwas lockerer. Kori richtete sich aus ihrer verkrampften eingerollten Haltung und sah sich um. Ok, Jhu hatte recht, es war wirklich nicht so schlimm und irgendwie sogar ganz nett. Hier gab es keinen Wellengang, nur der Yagara bewegte sich ganz leicht um Meter zu machen. Während Kori immer lockerer wurde, lümmelte sich Jhu genervt in ihren Sitz. Ihren Kopf stützte sie auf ihrer Hand ab, deren zugehöriger Arm an der Armlehne angelehnt war. Eine kleine Weile ging es so dahin, bis Kori komplett gelockert war, ihre Augen die Aussicht genossen und der Yagara kurz vor einem Wasseraufzug war. Mit einem Ruck, der Kori beinahe ins Wasser beförderte, setzte er an und landete weiter oben in einer neuen Gasse. Kori indes saß wieder total verkrampft hinter Jhu und bangte um ihr Leben. Jhu seufzte. „Dock 5 ist noch einmal so weit, wie vom Start bis hier her, mach dir nicht ins Hemd Kori, wie sehen wir denn aus?“, kam es gelangweilt von Jhu, die sich das hier weit spannender vorstellte. Der schnellste Weg? Sicher nicht mit diesem Yagara, der weiterhin mit seinem Kopf zu einer imaginären Musik wippte. Natürlich wollte Kori der Marine nicht schlecht nachreden lassen, weil sie sich aufführte wie ein kleines Kind, doch es war ihr immer noch nicht geheuer. Als sie endlich an Dock 5 ankamen und Kori vom Yagara absteigen konnte, wollte sie am liebsten den Boden küssen, doch sie hatte einen Ruf zu pflegen und der war bis zu diesem Moment noch recht gut. Den Yagara schickte Jhu wieder zurück und die beiden Kapitäninnen machten sich auf den Weg ins Dock 5. Hier hatten sie nicht schlecht zu staunen. Eine riesige Halle offenbarte sich ihnen, die direkt am Meer mündete. Reges Treiben stand hier an der Tagesordnung, dass die beiden beinahe keinen Platz fanden, wo sie nicht im Weg standen. „Achtung, weg da!“ eine junge Frau kam ihnen beladen mit langen Holzbrettern in einem Tempo entgegen, dass sie sich nur noch ducken konnten um auszuweichen. „Sorry“, rief ihnen das blonde Mädchen noch nach und war schon wieder dahin ehe Kori und dem nächsten Mitarbeiter der Galeere für Marine auswichen. „Hey ihr zwei, was macht ihr hier? Kommt hierher“, endlich nahm sich jemand ihnen an und schnurstrackts überbrückten sie den Weg zu dem Mann, der hier wohl das Sagen hatte. „Sir, Käpt’n Jhu und Käpt’n Kori, wir sind hier um ein Schiff für die Dienste der Marine zu erlangen“, stellte Kori sie beide vor und salutierte. Der Mann nickte nur. Er war schmutzig von oben bis unten wie die anderen Leute hier und riesengroß. Eine kurzen dunkelgrünen Haare wuchsen ihm wild am Kopf und seine dunklen Augen musterten die beiden kurz. Er drehte sich um und deutete ihnen nur knapp, ihm zu folgen. Anscheinend wurde er bereits informiert oder hatte zumindest einen Plan. Kori musste sich beeilen das Tempo zu halten, dass der Mann an den Tag legte, Jhu fiel es etwas leichter, sie hatte ja auch längere Beine als die Weißhaarige. Am Ziel angelangt stand ein wunderschönes großes Schiff mit einer prunkvollen Meerjungfrau als Gallionsfigur. „Wow“, kam es Jhu über die Lippen. Sie staunte nicht schlecht. „Das hier wurde für Kapitän Jhu bestellt“, sagte der Mann und ging schnell weiter. Kori überlegte kurz während sich Jhu extrem über ihr neues Schiff freute und ohne Rücksicht darauf zulief sich ihren Weg an Board beschaffte. Nun hieß es laufen, sonst kam Kori dem Herren nicht nach. Ein kleines Stückchen weiter stand ein nicht weniger tolles Schiff für Kori bereits. Es war etwas kleiner und als Gallionsfigur zierte eine Frau mit langen weißen Haaren, die ein rotes langes Tuch über dem Kopf trug, nicht geschnürt, einfach nur offen. Kori fühlte sich etwas an den Kopf gestoßen, denn diese Figur sah ihrer Mutter, die sie nur von Steckbriefen kannte, verdammt ähnlich. Sie fragte sich, ob dies ein Scherz sein sollte, legte diese Vermutung aber beiseite, da der Mann nicht so aussah, als wäre er für Scherze zu haben. „Und das ist Ihres“, sagte er nur und lies Kori alleine. Die Kapitänin stand vor ihrem neuen Schiff und wollte erst jetzt richtig begreifen, was das alles nun hieß. Sie war komplett auf sich alleine gestellt. Irgendwo musste sie dieses Schiff hinbringen um eine Crew anzuheuern. Ihre Augen wurden immer größer. „Na? Gefällt’s?“, eine recht hohe Stimme neben tauchte neben Kori auf und verpasste ihr einen kleinen Schrecken. Sie sah sofort zu dem blonden Mädchen, welches zuvor mit den schweren Brettern an ihr vorbeiging. „Die Archimedes ist mein erstes komplett eigenes“, sagte das Mädchen stolz und rieb sich mit der Faust am Kinn. Auch sie war ziemlich schmutzig, wie alle anderen hier. Das ein oder andere Pflaster war an Armen und ihrer Wade angebracht. Hier zu arbeiten war sicher kein Honiglecken. „Archimedes“, der Namen des Schiffes ging durch Koris Kopf, er gefiel ihr tatsächlich sehr gut. „Es ist echt toll“, sagte Kori und stockte noch ein wenig. „Aber? Was hab ich falsch gemacht?“, fragte die Blonde sofort und war ganz durch den Wind. Ihr erster Auftrag nur für sie und sie hatte ihn vermasselt? Oh nein. Wie sollte sie mit dieser Schmach nur weiterleben? „Nein nein, nichts aber… ich meine… die Figur sieht aus wie meine Piratenmutter, aber das ist ok, das Schiff ist toll“, sagte Kori sofort und versuchte sie zu beruhigen. „Ich mache mir nur Sorgen wie ich das gute Stück heil zu einer Marinebasis bringe um eine Crew anzuheuern…“ Das erleichterte die junge Frau und sie rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn. Dann legte sie den Zeigefinger an ihr Kinn und sah so aus, als würde sie nachdenken. Auch Kori überlegte angestrengt. „Du hast nicht zufällig Lust mitzukommen?“, fragte sie das Mädchen naiv und diese reagierte überrascht motiviert. „Ich soll mit? Das wäre… das wäre toll“, sagte sie schnell und wuselte um Kori herum. Sie brabbelte wirres Zeug vor sich hin ehe sie stehen blieb, mit dem Zeigefinger nach oben deutete und sagte: „Ich geh Herrn Doba fragen“, sagte sie schnell und war schnell dahin. Kori blieb zurück. Nun wusste sie auch wie der Chef hier hieß und sollte wohl gleich eine eigene Zimmerin haben. Wie praktisch. Innerlich grinste sie breit, nach außen hin wollte sie sich das nicht so anmerken lassen. Langsam lenkte sie ihre Schritte zu ihrem Schiff. Sie ging den Steg entlang und streckte die Hand aus um das Holz zu berühren. Es war ganz glatt und hatte, auch wenn sie das nicht sehen konnte, die Seesteinbeschichtung um gefahrlos über den Calm Belt zu segeln. Es dauerte nicht lange, da war die blonde Handwerkerin wieder da, salutierte diesmal etwas ansehnlicher vor Kori. „Käpt’n Kori, June meldet sich zum Dienst“, sagte sie und verkündete Kori so die frohe Botschaft, dass sie von nun an gemeinsam auf dem neuen Schiff segeln sollten. „Das ist toll, vielen Dank, June, dass du mit mir kommst“ Kori fiel ein kleiner Stein vom Herzen, sie hätte hier wohl bestimmt noch jemand anderes gefunden, der bereit gewesen wäre, doch diejenige mitzuhaben, die das Schiff gebaut hatte war die beste Lösung. Nun überlegte Sie nur noch, ob es Papierkram gab oder ob sie sich mit dem Schiff abmelden musste. Ein Blick zu Jhus Schiff verriet ihr, dass es sowas wohl nicht gab. Denn bei diesem wurden bereits die Segel gesetzt und Jhus Reise als Kapitänin ging los. „Alles Gute Kori!“, rief die Blauhaarige und winkte ihr mit einem strahlenden Gesicht zu. „Alles Gute Jhu!“, war auch Koris Konter ehe sie wieder Inne hielt. Durch ihren Kopf gingen tausende Gedanken. Es war nun wirklich endlich soweit. Dieses Schiff gehörte ihr und mit diesem würde sie auf Piratenjagd gehen und Schrecken unter diesem Pack verbreiten. „Worauf warten Sie Käpt’n?“, fragte June bereits vom Deck aus. Ein wenig komisch kam es ihr schon vor, dass hier alles so locker lief, aber sie war hier auch nicht als Handwerkerin stationiert und so konnte sie es nicht wissen und folgte ihrem ersten Crewmitglied. „Ich musste nur realisieren“, sagte sie und zauberte ein zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen. Die Besichtigung war knapp gehalten. June zeigte ihrer neuen Vorgesetzten alle wichtigen und unwichtigen Punkte am Schiff. Angefangen von der schicken Kapitänskajüte, über die Gemeinschaftsduschen und –schlafräume bis hin zur Kombüse mit Speisesaal, dem Lager und dem Bordgefängnis. Alles recht kompakt, aber in Koris Augen perfekt für sie gemacht. Im Lager befanden sich sogar schon Obst, Gemüse, Brot und neben Fisch auch ein paar haltbare Milchprodukte. Die Segel gehisst und den Anker eingeholt machte das Schiff seine erste Seemeile. Kori stand am Steuerrad, neben ihr June, die aufgeregter nicht sein konnte. Das Gefühl, welches Kori gerade empfand, war unbeschreiblich. Die Griffe des Rades wurden noch nie zum Steuern verwendet und zum ersten Mal stand ein Kapitän auf diesem Schiff und zum ersten Mal lag es an Kori alleine, wo es hinging und was passieren sollte. Als sie aus dem Dock glitten machte sich sofort eine angenehme Meeresbriese breit. Der salzige Geruch, der an Koris Nase drang war ihr wohlbekannt, doch heute roch sie anders. Besser, voller Abenteuer und einer aufregenden Zukunft. Kori war aufgeregt und beruhigt zugleich. In ihren Gedanken hatte sie all die Piraten vor sich, die sie fangen würde und die Genugtuung, wenn diese Welt endlich frei von diesem Pack war. Sie würden neue Länder sehen, neue Menschen kennen lernen und viel lernen, stärker werden und neue Titel erlangen. Zufriedenheit zeichnete sich in ihrem Gesicht ab und auch June grinste freudig vor sich hin. „June, hast du Ahnung von der Seefahrt?“, fragte Kori während sie in angenehmer Haltung locker ihre Hände am Steuerrad hielt und sich leicht zu der Blonden drehte. June zuckte mit den Schultern. „Nur das nötigste um ein tolles Schiff zu bauen“, sie stemmte die Hände in die Seiten und blickte übers Deck zum Bug und über die Galionsfigur zum schönen blauen Meer. Kori hatte so etwas vermutet und wollte June schnellstmöglich mehr beibringen um von ihr auch genügend Unterstützung zu bekommen. Lange sollten sie aber nach Koris Plan nicht alleine sein. Dass sie gar nicht alleine waren, wussten die beiden noch nicht. Im Krähennest, nicht gerade in Koris Blick, bewegte sich etwas unter einer Decke. Nicht besonders auffällig und nach einer kurzen Drehung hielt sie auch schon Inne. Kori erzählte June einstweilen von den wichtigsten Sternen am Himmel, die aktuell noch nicht zu sehen waren und davon wir man einen Logport verwendete, den sie an diesem Tag zum ersten am Handgelenkt trug. Sie konnte sich zwar auch gut ohne diese Hilfe orientieren, aber er war sehr hilfreich die nächstgelegenste Insel zu finden, um zum Beispiel Einkäufe zu tätigen oder eine Pause von einer langen Reise einzulegen. Die Zeit verging und Kori stand zufrieden am Steuerrad während June an Deck ihre Runden drehte. Die Sonne war langsam am Untergehen aber spendete bestimmt noch für eine gute Weile helles Tageslicht. Auf hoher See hielt diese zum Glück der Seefahrer länger aus. „June, schau doch bitte in den Ausguck, ob du am Horizont schon etwas entdecken kannst“, rief Kori der Blondine zu und diese nahm sogleich die Beine in die Hand und kletterte die Strickleiter hoch. Zu Koris Überraschung war sie wirklich schnell. Aber June war durch ihre Arbeit bei der Galeere auch wahnsinnig stark. Sie trug Tag ein Tag aus schweres Holz von einer Seite zu anderen, hantierte mit massivem Werkzeug und musste sich unter vielen Männern beweisen. Kurz mit den Augen abgeschweift wurde Koris Aufmerksamkeit sofort durch einen spitzen Schrei wieder zurückgeholt. „Kä…KÄ… Käpt’n Kori!!! Da ist jemand“, kreischte June laut und irritierte die Weißhaarige ungemein. Wie sollte jemand hier an Bord sein, den sie nicht mitgenommen hatten? „Magst du nicht etwas leiser sein?“, kam es plötzlich in aller Seligkeit von der gefunden Person. Eine in die Jahre gekommene Frau mit silbernem Haar, welches ihr gut bis zur Mitte des Rückens hing, hob sich unter der Decke auf und sah June direkt in die Augen. Die Handwerkerin wich soweit zurück wie sie nur konnte und verharrte dort für einen Moment. „Ist das Schiff etwa schon losgesegelt?“, fragte die alte Frau und stand auf, nun konnte auch Kori sehen, dass da wirklich jemand war beglotzte die Situation verwirrt. „Wo kommst du denn her?“, fragte sie empört. Der nächste Ausruf war direkt der Befehl an beide sofort herunter zu kommen. Dem leisteten sogar beide widerstandslos Gefolge. Die Fremde schritt sofort in Koris Richtung, diese hatte ihre Hand bereits um ihre Hellebarde geschlossen und war zum Angriff bereit. „Die brauchst du nicht, ich gehöre zur Marine und hab auf dem schicken Schiff hier hin und wieder ein Nickerchen gemacht, aber wie es aussieht, bin ich jetzt mit euch gereist“, sagte sie mit einer rauchigen Stimme und blieb gelassen vor Kori stehen. Diese musterte die Frau von oben bis unten. Sie hatte blaue anliegende Jeans an und trug wie die anderen beiden massive schwarze Stiefel, die auch jeder Marinesoldat hatte. Oben hatte sie ein schlichtes weißes T-Shirt mit dem Marinelogo an und hielt eine dunkelblaue Jeansjacke in der Hand, denn es war – solange die Sonne noch war – sehr warm an diesem Tag. Die Frau war recht groß und schlank in ihrer Figur. Auf den ersten Blick machte sie nicht viel her, doch Kori spürte eine enorme Aura von ihr ausgehend. „Okay… und was machen wir nun?“, fragte Kori etwas überfordert mit der Situation. Sie wollte die alte Frau eigentlich nicht zurückbringen. Darauf lachte die ergraute nur. „Ich komme mit euch, meine Anwesenheit wird sich als äußerst nützlich erweisen“, sagte sie und sah zwischen den beiden hin und her. „Wenn es nicht stört, gehe ich wieder hoch, lese ein wenig und gebe Bescheid, sobald Land in Sicht ist?“, fragte das nun – zu Koris Überrumpelung – neue Crewmitglied. Kori fragte, sich, ob dies wahrlich eine gute Idee war, doch auf der anderen Seite – Warum nicht? Die Frau schien nichts Böses im Sinn zu haben und sie gehörte zur Marine. „Einverstanden, aber verrate mir bitte erst deinen Namen“, forderte Kori noch, ehe sie ihr machen lies, was sie wollte. „Verzeiht, mein Name ist Lakritz, ich hab übrigens auch die Vorräte eingekauft“ und Kori wurde klar, dass sie direkt vom ersten Tage an in der Schuld ihrer Untergebenen stand. Kori fischte schnell einen Geldbeutel hervor. „Wie viel schulde ich dir, Lakritz?“, fragte sie sogleich, doch sie wurde mit einem Kopfschütteln abgewiesen. „Nichts meine Kapitänin“, Lakritz machte auf ihren Absätzen kehrt und ging bereits wieder ein paar Schritte Richtung Hauptmast um in den Ausguck zu kommen. „Danke, das ist sehr großzügig, aber ab nun kümmere ich mich um das Wohl meiner Leute“, sagte Kori mit einem leichten strengen Unterton. Sie wollte nicht in jemandes Schuld stehen und sie wollte Respekt. Lakritz nickte und kletterte die Strickleiter wieder hoch. June blieb bei Kori und sah diese etwas verdattert an. Kori kicherte kurz. „Ja, damit habe ich nicht gerechnet“, sagte sie und zog sogleich die Lippen wieder zu einem ersten Gesicht. Die Sonne war in der Zwischenzeit beinahe untergegangen, dass es an der Zeit war, die Lichter an Bord anzumachen. Unterstützt von Elektrizität und Feuer war es an Deck schnell hell genug um den Verlust des Tageslichts auszugleichen. Mit Lakritz im Ausguck und June in die Küche geordert, etwas Essbares für sie drei zu machen, erlaubte sich die Kapitänin einen ruhigen Moment in ihrer Kajüte. Sie packte ihren Jutesack aus in dem sie ein paar Kleidungsstücke hatte, einen zweiten Umhang und schlichtweg ihr gesamtes Hab und Gut. Unter anderem eine Flasche Whiskey, dieselbe Sorte, die sie damals mit Ace getrunken hatte, Waschutensilien und natürlich ihrem größten Schatz. Der ausgefallenen Spieluhr von Vince, in der sie auch den Ring seiner Mutter verstaut hatte um ihn nicht zu verlieren. Soviel war klar, als allererstes, selbst ohne große Crew, wollte sie zu ihm. „Bald sehen wir uns wieder“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)