Confidence von NejiTen-Schreiber ([NejiTen]-Adventskalender 2o1o) ================================================================================ Kapitel 7: o7. Dezember - Praying for Rain (Teil 1) ---------------------------------------------------- AU, Fantasy NejiTen [PeinKonan, KibaIno?] ~~~~~~~ Teil I Der scharfe Wind ließ das Banner des Klans und die Kleidung der Menschen flattern und knallen. Er riss an den Staubtüchern, die sich die meisten vor das Gesicht gebunden hatten, um den Staub und Sand, den die Böen mit sich trugen, von Mund und Nase fern zu halten. Über den Rändern der Schleier waren nur noch die dunklen Augen zu sehen. TenTen schob ihren Kriegsspeer in die dafür vorgesehenen Schlaufen am Sattel ihres Pferdes und prüfte dann noch einmal den Sitz des Zaumzeugs. Schweigen lag über dem kleinen Lager des Samqeklans und Sorge. Sie war nahezu greifbar zu spüren und TenTen teilte sie. Immerhin war es deutlich, was hier nicht stimmte. Die anwesenden Menschen und Tiere sahen abgezehrt aus, die größten Teile der Herden waren gar nicht hier, sondern auf andere Weiden getrieben worden, die weiter entfernt lagen. Und es brannte kein einziges Feuer. Seit Tagen ernährte sich der Stamm fast nur noch von trockenen Früchten, Pökelfleisch und der wenigen Milch, die sie von den anwesenden Ziegen und Schafen bekamen. Die Quelle, die TenTen als ergiebig kannte und eigentlich einen fruchtbaren Boden speiste, war jetzt kaum mehr als ein Rinnsal zwischen glühend heißen Steinen. Die Sonne brannte heiß auf das Land herunter und die Pflanzen waren dürr, schwach und gelb von Trockenheit. Die Dürre hielt schon viel zu lange an. Im Frühjahr hatte sie begonnen, der Sommer war unnatürlich heiß gewesen und jetzt im Herbst, in dem eigentlich schon die ersten Gewitterstürme über das Land hinweggetobt und Regen gebracht haben sollten, rührten sich nur die trockenen Sandstürme. Inzwischen wartete man nur noch darauf, dass das Gras sich von selbst entzünden und das Feuer als ein brüllendes Inferno über das Land rasen und Menschen und Tiere verschlingen würde, wenn sie sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Die ganzen letzten Monate hatten die Samqe die Dürre und die Hitze ertragen, hatten ihre Herden immer weiter vom Lager weggetrieben und zugelassen, dass Tiere an Durst starben oder deswegen davonliefen, und hatte die Kämpfe um die Wasserstellen erduldet, die nahe der Stammesgrenzen lagen und hart umkämpft wurden. Aber jetzt … jetzt war die Gefahr zu groß. Wenn nicht bald der Regen kam und die Trockenheit wegspülte, dann würden sie verbrennen, das wussten sie alle. TenTen warf einen Blick über ihre Schulter zu der Frau hinüber, die allem ein Ende setzen sollte. Man hatte sie extra ins Lager geholt, obwohl man sie fürchtete, selbst wenn sie zu ihrem Klan gehörte. Immerhin war sie eine Zauberin. Es wäre dumm und unverantwortlich, sie nicht zu fürchten, obwohl sie klein und schmal war und nicht nach einer Gefahr aussah. Doch ihr hübsches Gesicht verriet selten eine Regung und ihre bernsteinfarbenen Augen wirkten mitleidslos. Sie trug eine weiße Blüte in ihrem blauen Haar, die jedoch im Moment bedeckt war, da sie wie alle anderen einen Sandschleier trug. Ihr Gefährte stand neben ihr, beinahe ein ganzer Kopf größer. Sein Gesicht war, wie TenTen gesehen hatte, als sie die beiden an ihrem Lagerplatz aufgesucht hatten, mit dem Schmuck der Blutkrieger gezeichnet; Stifte aus schwarzem Metall, in verschiedenen Formen, durch Nase, Lippen und Ohren getrieben. Konan, die Zauberin, war Mitglied ihres Klans, doch verbrachte sie selten Zeit mit ihnen – nur im Winter schlug sie ihr Zelt für einige Wochen bei ihrem Klan auf. Letztes Jahr war sie nicht gekommen und als man sie das nächte Mal gesehen hatten, war der Blutkrieger bei ihr gewesen, der sich Pein nannte. Niemand sagte etwas gegen die Verbindung – TenTen fand sie sogar äußerst passend. Wer konnte besser zu einer Zauberin passen als ein Blutkrieger? Und wer gehörte eher an die Seite eines Blutkriegers als eine Zauberin? TenTen lächelte still in sich hinein und schwang sich auf den Rücken ihrer Fuchsstute. Sie lenkte ihr Reittier zu den anderen Kriegern, die ebenfalls zu der Eskorte der Zauberin gehörten – Kiba mit seinem riesigen Hund, Ino, Shino und Hidan. Sie würden die Leibwache für Konan spielen, wenn sie zum Heiligen Tal ritt. Nur dort, so hatte sie gesagt, machte es Sinn das Ritual zu wirken, denn anderswo würde es nichts nutzen und die Magie einfach so verpuffen. Das Ritual, dass den Regen mit Gewalt bringen sollte, wenn er nicht von selbst kam. Konan hatte gesagt, dass es ein schweres und gefährliches Ritual sei, das leicht schief gehen konnte, doch sie hatte nachgegeben, nachdem die Ältesten sie zum fünften Mal gefragt und ihr auch noch zwei Pferde als Preis angeboten hatten. Sie hatte schließlich angenommen, doch die Pferde abgelehnt. „Bereit?“, wollte Shino wissen, dem man das Kommando für die kleine Gruppe von Kriegern übertragen hatte, und die anderen vier nickten, doch die Frage hatte in erster Linie der Zauberin selbst gegolten. Die Frau blickte ihn kurz an, dann schwangen sie und ihr Gefährte sich in den Sattel ihrer Reittiere – eines schwarz, das andere rein weiß, wie es Zauberinnen und Blutkrieger zustand – und lenkten die Pferde aus dem kleinen Kreis der Rundzelte hinaus in die Steppe. Die fünf ausgewählten Krieger folgten ihnen. Nach einigen Metern wandte TenTen sich noch einmal um und blickte zurück, um ihrer Mutter und der kleinen Schwester zu winken. Die Luft flimmerte vor Hitze und das Lager wirkte mit den wenigen Tieren um es herum armselig und abgerissen. Sie fragte sich für einen Moment, ob sie sich wiedersehen würden – ob TenTen die Reise durch feindliches Gebiet überleben oder das Feuer vor dem Erfolg dieser Reise ihre Familie holen würde? Neji fragte sich, wie lange er und sein Schecke es noch aushalten würden. Sein Packpferd hatte er bereits verkaufen müssen, ansonsten wären seine Rösser wohl beide schon tot, da er das Wasser hätte zwischen ihnen aufteilen müssen. Außerdem hatte er Vorräte dafür bekommen und die Erlaubnis, seine Wasserschläuche an dem Brunnen des Klans aufzufüllen, dem er das Tier überlassen hatte. Aber dennoch – die Dürre machte ihnen allen das Leben zur Hölle. Zwar begegnete man ihm, nachdem er den Anhänger des Heilers aus seiner Tasche gekramt hatte, nicht feindlich, aber das Wasser war trotzdem so knapp, dass er kaum überleben konnte. Er hoffte nur, dass er seinen Klan bald erreichen würde, dann erst konnte er sich halbwegs in Sicherheit wiegen. Aber der Weg von den südlichen Städten bis zu den Gebieten des Hyuugastammes war weit und er hatte erst noch lange Tage vor sich. Falls sein Pferd den Weg überleben würde. Und er nicht auf ein Feuer stoßen würde. Momentan gab es nichts, was einer Feuersbrunst Einhalt gebieten konnte. Neji füllte seine Handfläche ein letztes Mal mit Wasser und ließ den Schecken trinken, ehe er den Wasserschlauch wieder verschloss und an seinem Platz verstaute. Er zog den Sandschleier erneut über sein Gesicht und schwang sich auf den Rücken seines Reittieres. Von seinem Platz auf dem Kamm eines Hügels hatte er eine weite Sicht über das Land. In alle Richtungen war nichts zu sehen als weitere Hügel, bedeckt mit dürrem Gras und Sand, Sand, Sand. Nur im Nordosten hatte sich etwas verändert: Eine Gruppe Reiter suchte sich einen Weg durch das unwirtliche Land. Neji zog eine Augenbraue hoch, nahm die Zügel seines Pferds auf und ließ es anlaufen. Wenn er aufpasste, dann konnte er die Gruppe abpassen. Vielleicht wussten sie, welche Quellen noch Wasser hatten und wo er halten konnte. Die Klane der Sonne waren Verbündete der Hyuuga, also würde man ihn hier vermutlich nicht abweisen. Der Schecke stürmte voran, bis Neji ihn wieder zügelte, den Blick auf die Stelle gerichtet, wo die Gruppe aus dem Tal auftauchen sollte, in das sie hineingeritten war. Kurz darauf erschienen sie nicht weit von der Stelle entfernt, wo Neji auf sie wartete. Es waren fünf Krieger mit den Zeichen der Sonnenreiter an Zaum und Sattel, ein Blutkrieger und eine Zauberin. Sie hatten ihn ebenfalls bereits bemerkt und zügelten ihre Pferde. Keiner von ihnen trug den Sandschleier vor dem Gesicht und Neji zupfte an seinem eigenen, wie es die Höflichkeit vorschrieb. Der Schecke schnaubte und tänzelte auf der Stelle. Einzig der Blutkrieger trug kein Stammesabzeichen, aber das war selbstverständlich – sie gehörten keinem Stamm mehr an. Dennoch war er der einzige, den Neji kannte; sie waren einmal gemeinsam auf Kriegszug gewesen, einen Sommer zuvor. Sein orangerotes Haar wirkte wie eine Flamme und der schwarze Schmuck in seinem markanten Gesicht bot einen harten Kontrast zu seiner Haut. Er war es jetzt auch, der sich aus der Gruppe löste, und auf ihn zukam, gemeinsam mit einem zweiten Reiter – einer Frau, wie er feststellte. Braunes Haar lugte unter ihrem Sandschleier hervor und ihre Augen waren nussbraun. Sie erwiderte seinen Blick mit selbstsicherer Stärke. Neji konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass er sie kannte, und unterdrückte den plötzlichen Drang, an seiner Kleidung zu zupfen. Stattdessen konzentrierte er sich auf den anderen Reiter „Neji?“ Pein zügelte seinen Schimmel, als er den Hyuugakrieger erreicht hatte. Die Frau brachte ihren Fuchs neben ihm zum Stehen „Ich dachte, du bist nach Süden geritten?“ Neji nickte. „Dort war ich auch. Aber ich bin jetzt unterwegs zu meinem Klan. Hinata wird sich freuen, mich lebend wiederzusehen.“ Er warf einen Blick zu den anderen und dann zu der Frau, die den Kopf schief legte. Rasch blickte er wieder weg. „Wohin seit ihr unterwegs?“ Für einen Moment antwortete sein Gegenüber nicht und sein Schimmel drehte sich halb zur Seite. „Ins Heilige Tal.“, erklärte die Frau schließlich. Ihre Stimme war weich und angenehm, mit einem dunklen Klang, wie das warme Tuch einer Frühlingsnacht. „Von woher kennt ihr euch? Und wer bist du überhaupt?“ Die abrupte Frage war nicht sehr höflich, aber anscheinend zog die Gruppe momentan Schnelligkeit der Etikette vor. Pein war es, der antwortete: „Das ist Neji von den Weißen Hyuuga. Wir haben einmal zusammen gekämpft.“ Mehr sagte er nicht über jene Ereignisse damals, die Neji noch immer verfolgten, und der Heiler war dankbar darüber. Das ging niemanden etwas an. „Konan wird um Regen bitten.“, erklärte Pein dann. „Die Götter wissen, dass dieses Land ihn nötig hat.“ Nachdenklich starrte Neji wieder zu der Gruppe, dann an den Himmel, wo die Sonne das einzige war, das das weite Blau unterbrach, und schließlich über die Steppe, die so viel gelber und trockener war als gewohnt. „Braucht ihr einen Heiler?“, wollte er schließlich wissen. Der Weg zum Heiligen Tal war lang und gefährlich und viele Feinde lauerten dort. Selbst wenn man mit keinem der Stämme, die ihre Gebiete dort hatten, im Krieg lag, so gab es noch immer die Ausgestoßenen, die keine Ehre mehr hatten und manchmal auch keinen Verstand, und natürlich die Jeredhan, die Dämonen der Wüste, die Menschen mit ihren Klauen einfach zerreißen konnten. „Nein.“, antwortete Pein, während die Frau überrascht an den Zügeln ihres Pferdes zog, so dass es unwillig den Kopf schüttelte. Hatte sie gedacht, er würde derselben Gemeinschaft angehören wie Pein? Doch die anderen beiden kannten sich gut genug, dass der Blutkrieger wusste, was Neji fragen wollte. „Komm, ich stelle dich den anderen vor.“ Damit ritten sie zu der Gruppe wartender Samqe. Neben der hübschen, aber distanziert wirkenden Zauberin, die dem Namen nach Peins Gefährtin sein musste, war noch ein weiteres Mädchen dabei. Unter dem Schleier lugte langes, blondes Haar hervor. Der Anführer der Krieger hatte den Schal wieder vor sein Gesicht geschlungen, so dass kaum seine Augen sichtbar waren. Die anderen beiden wirkten auffälliger als er – einer trug eine riesige Sense als Waffe, der zweite die Zeichen der Hundemeister im Gesicht, zwei rote Dreiecke. Neben seinem Pferd stand der Hund, ein riesiges, beigefarbenes Tier, das den Neuankömmling misstrauisch anblickte. „Das ist Neji.“, erklärte Pein. „Wir kennen uns von früher. Er ist Heiler.“ Zum Glück würde es bald Vollmond sein. Die helle Beinahe-Kugel am Himmel spendete genug Licht, dass man mehr erkennen konnte als nur Silhouetten, denn sie konnten es wie die vielen Nächte davor nicht wagen, ein Feuer zu entfachen, aus Angst, ein Funke könnte überspringen und das trockene Gras entzünden. TenTen saß neben dem kleinen Zelt, dass sie sich mit Konan und Ino teilte, und starrte nach oben in den Nachthimmel. Die Sterne waren deutlich zu sehen, wie kleine funkelnde Juwelen, die bei den Stadtmenschen so beliebt waren, auf einem schwarzen Tuch. Ihre Begleiter schliefen fast alle, nur Kiba war noch wach, doch er und Akamaru befanden sich auf der anderen Seite des Lagers irgendwo in der Steppe. In der Nähe grasten die Pferde und verursachte leise Geräusche; das Mahlen von Zähnen, leisen Schnauben, der Klang ihrer Hufe auf dem sandigen Boden. Ansonsten war nicht viel zu hören, denn der Wind schwieg ausnahmsweise einmal. TenTen schauderte. Es kam ihr nicht wie ein gutes Zeichen vor, im Gegenteil – eher wie die Ruhe vor dem Sturm. Sie schüttelte den Gedanken ab und verlagerte das Gewicht ihres Speeres, ehe sie den Blick über das Land schweifen ließ. Vermutlich wäre es angebrachter aufzustehen und sich umzusehen, aber Kiba war dort draußen in der Steppe und dies war sowieso noch Land ihres Stammes. Niemand würde sie hier überfallen. Es kam sowieso selten genug vor, dass hier überhaupt jemand war. Eigentlich ein Wunder, dass sie Neji überhaupt getroffen hatten. Denn dieser Weg mochte oft der kürzeste sein, aber er war sicher nicht der bequemste und die meisten Leute konnten es sich leisten, zwei, drei Tage an ihre Reise dranzuhängen, und dann einen Umweg über die Affenquelle zu machen. Die Gruppe um Konan allerdings ritt gegen die Zeit und Neji hatte nicht verraten, warum er ausgerechnet diesen Weg gewählt hatte. Vielleicht dachte er, die Affenquelle wäre momentan auch ausgetrocknet und wollte sich darum den Weg durch diese Einöde sparen, wenn der andere doch sowieso nichts nutzte. Ein leises Geräusch ließ sie aufblicken und für einen Moment war sie verwirrt, wen sie da vor sich hatte. Dann bemerkte sie, dass es Neji sein musste, und sie rappelte sich auf. „Hast du etwas bemerkt?“, wollte sie wissen. Für einen Moment reagierte er nicht und sie fragte sich, ob er sie überhaupt gehört hatte, dann wandte er den Kopf. Der Mond warf tiefe Schatten auf sein Gesicht, aber seine Hyuugaaugen, silberhell und klar, waren deutlich zu erkennen. „Nein.“ Seine Stimme war dunkel und kühl und wirkte auf TenTen wie ein kaltes Bad in einer Hitze wie dieser. Es war verrückt, aber an Neji war etwas, was sie anzog, etwas Faszinierendes, Aufregendes und es war nicht die Tatsache, dass er als Heiler ebenso weit herumgekommen war wie ein Blutkrieger. Vielleicht würde sie während der Reise zum Heiligen Tal herausfinden, was es war. Und vielleicht würde sie herausfinden, ob sie damit alleine dastand oder ob er auch etwas … Seltsames fühlte. Niemand der Sonnenkrieger hatte Einspruch darauf erhoben, als Pein den Hyuuga vorgestellt und vorgeschlagen hatte, dass er sie begleiten würde. Ein Heiler würde ihnen auf einer Reise sicher helfen können. „Was tust du dann hier?“, wollte TenTen wissen. „Du solltest schlafen – der morgige Tag wird sicher anstrengend.“ Ihr Gegenüber nickte, machte aber keine Anstalten, zu dem Zelt zurückzukehren, das er sich mit Pein teilte. Stattdessen trat er einige Schritte in die Steppe hinaus. „Es ist nur ein Gefühl.“ TenTen folgte seinem Blick über die Einöde und konnte nichts erkennen. Trotzdem nickte sie und sagte: „Lass uns uns mal umschauen.“ Sie schob ihren Speer über ihre Schulter und ging in die Steppe hinaus. Ihr war nicht klar, was sie finden würden, wenn überhaupt, aber schaden würde es sicher nicht. Der Schein des Mondes war die einzige Lichtquelle, die sie hatten, und nicht unbedingt für eine Suche geeignet. Sie fand alte Spuren einer Herde Gazellen, viel trockenes Gras und noch mehr Staub und Sand. Aber nichts, was auf eine Gefahr hinwies. Nach einiger Zeit wollte sie frustriert und erleichtert zugleich aufgeben. Hier war nichts. Was sollte hier auch sein? Mit einem Seufzen fuhr sie sich durch das Haar und starrte zum Horizont. Auch dort und auf der weiten Strecke der Ebene bis dorthin war nichts zu erkennen. Vielleicht hatte Neji sich einfach geirrt? Etwas knackte und brach unter ihren Füßen und verwirrt blickte sie nach unten. Ein nur noch teilweise mit Fleisch bedeckter Totenschädel grinste sie an, der Knochen noch rot vor Blut. Von dem Körper war kaum mehr etwas übrig, zerrissen und halb aufgefressen, das Fell hing in Fetzen von den blutigen Gebeinen. Erschrocken fuhr sie zurück und krachte gegen Neji, der hinter ihr stand. Er taumelte, fing sich aber rasch, dann drehte er sich zu ihr und packte sie an den Armen um ihr zu helfen. Sein Körper war hart unter der Kleidung und warm, der Körper eines Kriegers. Sie brauchte einen Moment zu lange, um sich von ihm zu lösen und schüttelte heftig den Kopf. Sie hätte auf den Kadaver nicht reagieren sollen wie ein kleines Stadtmädchen. So etwas hatte sie schon öfter gesehen, wenn auch selten so überraschend. „Was ist?“, wollte er dann wissen, die Augen besorgt. „Das kam nur überraschend.“, erklärte sie und deutete mit dem Finger auf den Kadaver, der vor ihnen am Boden lag. Neji trat einen Schritt zur Seite, um einen besseren Blick zu erhaschen, und TenTen ging in die Hocke. Mit ihrem Dolch drehte sie den Schädel etwas zur Seite. Es war ein Löwe, erkannte sie jetzt, Reste von der Mähne lagen überall verstreut im Gras. Unter ihren Stiefeln war eine Speiche zerbrochen und die Pfote lag – noch völlig erhalten – direkt neben ihrem Fuß, abgetrennt vom Rest des Körpers, der nur noch ein Schlachtfeld aus zerrupftem Fell, Blut und verschmähtem Fleisch war. TenTen ließ den Kopf wieder in die ursprüngliche Lage zurückfallen und blickte zu Neji auf. Dessen nachdenklicher Blick war ebenfalls auf den Kadaver gerichtet und hart wie Stein. „Das ist noch nicht alt.“, erklärte sie. „Er muss verlassen worden sein, kurz bevor wir hier angekommen sind, sonst hätten wir etwas gemerkt und die Aasfresser wären hier.“ Sie sah zum Lager zurück. Es war ein ganzes Stück entfernt, aber noch nah genug, dass sie potentielle Leichenräuber vertrieben. Dennoch, warum waren keine Geier am Himmel? „Es muss ein Jeredhan gewesen sein.“, murmelte Neji leise. „Komm, wir müssen zum Lager zurück.“ Ein Jeredhan… Für einen winzigen Moment fragte sie sich, wie er darauf kam, dann hätte sie sich für den dummen Gedanken am liebsten selbst geohrfeigt. Wer jagte denn Löwen außer Menschen – die sicher kein solches Schlachtfeld hinterlassen würden – und Jeredhan?! Niemand. Ein Schauder überlief sie. Das war nicht gut. Wenn kurz vor ihrer Ankunft ein Jeredhan hier gewesen war, konnte er nicht weit sein. Die Dämonen reisten nicht sehr schnell. „Vielleicht sollten wir früher aufbrechen, als geplant.“, antwortete sie und erhob sich. „Es wäre besser für uns.“ Am liebsten hätte sie laut geflucht. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt! Fast zwanzig Tage waren sie nun schon gemeinsam unterwegs. Vor einiger Zeit hatten sie das Gebiet der Sonnensamqe verlassen und das der Uchiha betreten. Die Uchiha und die Sonnenklane waren schon seit Generationen verfeindet und auch wenn es immer wieder Vermittlungsversuche gegeben hatte, weit waren sie dabei nie gekommen. Inzwischen hatte man es aufgegeben, denn das böse Blut zwischen den beiden Stämmen würde wohl niemals versiegen. Momentan herrschte ein brüchiger Waffenstillstand, aber durch die Dürre hatte niemand Interesse daran, einen Raubzug durchzuführen. Wie stets hatten Shino und Hidan die Spitze übernommen. Ihnen folgten Konan und Pein, dann Neji selbst mit TenTen und Ino und Kiba machten den Abschluss. Die Stimmung in der Gruppe war seltsam. Sie befanden sich nicht auf Raubzug, nicht im Krieg und nicht auf Verfolgung, sie waren auch keine Boten oder auf dem Weg zu Verbündeten, die Hilfe brauchten. Dennoch konnten sie sich keine Zeit lassen und die Lage war ernst. Denn je eher sie das heilige Tal erreichten, desto eher würde es regnen. Und dass Konan den Regen beschwor, daran hatte niemand einen Zweifel. Wenn sie nicht daran glaubten, was für einen Sinn würde diese Reise haben? Wie würde die Zukunft aussehen? Sie mussten daran glauben mit aller verzweifelten Macht, die sie aufbringen konnten. Bis jetzt waren sie glücklicherweise noch keinem Uchiha begegnet und Neji war froh darum. Jeden Tag, an dem sie keinen der Herren dieses Landes treffen würden, war ein erfolgreicher Tag. Sie alle wussten, dass es fast unmöglich war, ohne eine solche Begegnung das Land zu durchqueren. Ein lauter Ruf ließ sie auffahren. Auf einem der Hügelkämme rechts von ihnen war ein Reiter aufgetaucht. Er trug den schwarzen Staubschleier der Uchiha und Neji hatte keinen Zweifel daran, zu welchem Klan er gehörte. Der Hyuugakrieger wechselte einen besorgten Blick mit TenTen. Während der letzten Tage hatte er sie recht gut kennengelernt und inzwischen hatte er keine Mühe mehr, ihre Körpersprache zu lesen. Was ihn erstaunte war, dass es ihr ebenso ging. Für die meisten Leute war Neji eher unleserlich und mysteriös. Shino hob die Hand und die kleine Gruppe zügelte ihre Reittiere. Vorbei war es mit dem Frieden. Es gab noch die Chance, dass man sie ziehen ließ, außerdem hatten sie eine Zauberin und einen Blutkrieger bei sich und mit solchen Feinden legte man sich selten an. Kurz darauf tauchten weitere Krieger auf dem Hügel auf und dann trieben sie ihre Pferde auf die Sonnensamqe zu. Das Trommeln der Hufe klang laut und hart und Nejis Schecke schnaubte nervös. Pein schloss zu Shino auf. „Wir sollten ihnen erklären, warum wir hier sind.“, sagte TenTen leise und ihre Stimme hatte einen seltsamen Klang. „Regen wird auch ihnen nutzen.“ „Denkst du, das hilft?“, wollte Kiba von hinten wissen. „Würde es bei uns helfen?“, hakte TenTen nach, heftiger als nötig. Sie würde sicher einlenken, da war Neji sich sicher. Bei anderen … nicht so sehr. „Wir sollten die Hundesöhne einfach abschlachten.“, knurrte Hidan, während er nach seiner Sense tastete. „Runter damit.“, zischte Konan heftig. „Ich dulde das nicht.“ Der Silberhaarige fuhr herum und wollte eine heftige Erwiderung geben. „Wir wissen nicht einmal, wie viele es sind!“, schnappte Shino. „Kein Angriff ohne meinen Befehl. Still jetzt!“ Die Uchiha hatten sie erreicht. Sie brachten ihre Pferde aus dem vollen Galopp zum Halt und der Anführer, ein junger Mann mit schwarzem Zopf und kohlefarbenen Augen ließ sein Pferd zwei Schritte weitergehen und musterte die Gruppe kühl. Neji spürte, wie sich seine Begleiter – außer Pein – anspannten. TenTen griff nach ihrem Schwert und runzelte die Stirn. „Was macht ein Blutkrieger bei solchem Gesindel?“, wollte der Uchiha von eben diesem wissen. „Wir sind auf dem Weg zum heiligen Tal.“, war die einfache Antwort, doch der Uchiha achtete nicht auf ihn. „Und ein Hyuuga? Mit euch haben wir keinen Streit.“ Neji nickte; das war ihm bekannt. „Ich habe meine Hilfe angeboten.“, antwortete er einfach. „Ich bin Itachi von den Roten Uchiha“, erklärte der Fremde. „und ich verlange zu wissen, was ihr hier tut, Sonnenreiter.“ Für einen Moment war es still. Was wollte der Uchiha? Streit vermeiden? So etwas gab es zwischen den Uchiha- und den Sonnenklanen nicht, vor allem, wenn man Mitglieder des jeweiligen anderen Stammes auf dem eigenen Land entdeckte. Oder war es einfach, weil sie nicht mehr Krieger waren und der Klan weit? Neji zählte nur fünf Gegner – die Sonnenreiter waren in der Überzahl, außerdem hatten sie einen Blutkrieger. Niemand legte sich ohne guten Grund mit Blutkriegern an. Konan war es, die die unsichere Stille brach. Mit einem verdrießlichen Gesichtsausdruck trieb sie ihren Rappen nach vorn und zwischen den Pferden von Shino und Pein hindurch, so dass sie dem Uchiha direkt gegenüberstand. Die heiße Sonne fing sich in den Klanabzeichen am Zaum ihres Rosses. „Wir sind auf dem Weg ins Heilige Tal.“, wiederholte sie die Worte ihres Gefährten. „Wir werden den Regen verlangen.“ Diesmal war es an Itachis Pferd, nervös mit den Hufen zu stampfen. Doch sein Reiter hatte es unter Kontrolle. Er ließ den Block noch einmal über die Gruppe wandern. Dann nickte er. „Ihr mögt weiterziehen. Hütet euch jedoch vor unbedachten Handlungen.“ Seine Stimme klang hart bei dem letzten Satz und den Blick, den er Hidan zuwarf, zeigte, dass er den Griff zur Waffe durchaus bemerkt hatte. Die Anspannung in TenTens Körper verstärkte sich und Neji fragte sich, ob sie ihre Klinge ziehen würde. Warum reagierte sie so heftig? Er hatte sie als versonnen und vernünftig kennen gelernt, nicht als hitzköpfig. Vorsichtshalber streckte er die Hand aus und umschloss ihr Handgelenk. Unter seinen Fingern jagte ihr Puls und ihr Gesicht war zu einer harten, regungslosen Maske erstarrt. Konan nickte abgehakt und Itachi riss sein Pferd herum, um es den Weg, den sie gekommen waren, zurückgaloppieren zu lassen. Seine Begleiter folgten ihm, zögernd, aber ohne Fragen. Vermutlich erkannten sie die Klugheit ihres Anführers. Erst, als die Uchiha vollständig hinter den Hügeln verschwunden waren, wich die Anspannung von der Gruppe. Zögernd ließ Neji seine Begleiterin los, die die Luft ausstieß und beinahe im Sattel ihres Tieres zusammensank. „Ich hoffe, dass sie ihre Meinung nicht so schnell ändern.“, murmelte Ino. „Wir können es nicht auf einen Kampf ankommen lassen.“ „Hidan, was sollte das?“, fauchte Shino. „Willst du uns alle umbringen? Wir können nicht riskieren, dass irgendetwas unseren Auftrag stört! Und ein Kampf mit den Uchiha würde das ganz sicher!“ „Wir hätten ihn gar nicht mitnehmen sollen.“, knurrte Kiba, aber zu leise, dass Hidan ihn hören sollte, dessen Gesichtsausdruck Bände sprach, als er Shino wütend anstarrte. Konan trieb ihren Rappen zwischen die Pferde der beiden, um einen drohenden Streit zu unterbinden. „Seid still, ihr beiden. Lasst uns eilen – wir wissen nicht, wann Itachi seine Meinung ändert oder er Verstärkung bekommt. Los jetzt!“ Sie ließ ihren Rappen antraben. Pein folgte ihr ohne ein Wort. Shino warf Hidan noch einen warnenden Blick zu, dann trieb auch er sein Pferd an. Kiba und Ino folgten ohne ein Wort, während Hidan noch einen heftigen Fluch ausstieß, ehe er sich anschloss. TenTen jedoch rührte sich nicht, der Ausdruck in ihrem Gesicht unleserlich. Gerade, als Neji nach den Zügeln ihres Pferdes greifen, und sie einfach mitnehmen wollte, riss sie sich aus den Gedanken. „Danke.“, flüsterte sie ihm leise zu, sagte aber sonst nichts mehr zu ihrem Verhalten gegenüber den Uchiha. „Weißt du“, sagte TenTen plötzlich und überraschte sich selbst damit. „ich mag die Uchiha nicht.“ Neji blickte auf und sah sie an, eine Augenbraue fragend hochgezogen. „Das ist mir aufgefallen.“, sagte er dann und seine Gedanken mussten zu dem Treffen zurückkehren, das sie vor einigen Tagen gehabt hatten. Es war nicht schwer, diesen Gedanken zu erraten, vor allem nicht, wenn sein Gesicht zu sehen war. Der Wind, wenn auch heiß und trocken, war sanft und trieb nur selten Staub vor sich her, so dass sie die Sandschleier nicht vor Mund und Nase hatten ziehen müssen. Es war nicht leicht, in Neji zu lesen, aber inzwischen wusste sie, wie es ging. Mittlerweile war ihr seine Anwesenheit vertraut, als würde er schon seit Monaten oder gar Jahren den Platz neben ihr einnehmen. Dabei, so fiel ihr ein, war es nicht einmal wirklich lang. Wie lange, fünfundzwanzig Tage? Sechsundzwanzig? Im Grunde nicht der Rede wert, aber das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen, blieb. Auch wenn er ihr nicht viel von sich verraten hatte – was er hier machte, warum er Heiler geworden war, nicht einmal, wer sein Lehrer gewesen war oder etwas über seine Familie. Manchmal glaubte sie, dass sie einfach wusste, wer er war. Alle weiteren Worte schienen unnötig. Und da war noch etwas anderes. Etwas, ein Gefühl und Wissen… Sie konnte es nicht beschreiben. Es war, als hätte sie endlich etwas gefunden, was sie schon immer gesucht hatte, nur dass ihr das nicht bekannt gewesen war. Verrückt. Wie konnte sie das jemandem erklären? Wie konnte sie das Neji erklären, was als einziges wirklich eine Bedeutung hatte? War jetzt überhaupt der richtige Ort, die richtige Zeit, darüber nachzudenken? Und was dachte Neji über sie? Denn so gut sie auch in ihm lesen konnte, es betraf stets das Offensichtliche, das Obenliegende, niemals das Verborgene. Auch hatte sie ebenso noch nicht viel über sich erzählt. Nun, das würde sich jetzt ändern. „Wir liegen schon lange im Krieg mit ihnen.“, fuhrt sie fort und Neji nickte. Natürlich wusste er das – den meisten Samqe war dies bewusst. Die Feindschaft des Sonnenstamms mit dem Uchihastamm war legendär. „Eines Tages, als ich noch klein war – höchstens acht – überfielen einige ihrer Krieger unseren Klan. Mein Vater fiel an diesem Tag.“ Neji warf ihr einen unleserlichen Blick zu und nickte dann. Es war verständlich, dass sie Uchiha nicht mochte. Natürlich war sie nicht die einzige, die einen solchen Verlust zu beklagen hatte, aber jeder reagierte anders. Vor ihnen hob Shino die Hand zum Zeichen anzuhalten. „Kiba.“ Der Angesprochene reagierte sofort und ließ seinen Grauschimmel an die Spitze des kleinen Zuges laufen. TenTen brachte ihre Stute mit einem Schenkeldruck zum Stehen und reckte den Hals. Zu sehen war nichts. Doch es musste etwas geschehen sein, sonst hätte Shino nicht angehalten. Spuren im Staub vielleicht? Dafür würde auch sprechen, dass Kiba sie sich ansehen sollte. Er war der beste Jäger unter ihnen und noch dazu ein Hundemeister. Der brünette Krieger sprang aus dem Sattel und untersuchte den Boden. Spuren im Sand. „Es sind Löwen.“, erklärte er schließlich. „Ein ganzes Rudel.“ Er sah auf. „Vermutlich suchen sie sich neues Jagdgebiet – auch sie leiden unter der Dürre.“ Damit schwang er sich wieder in den Sattel. „Dann sollten wir aufpassen.“, meinte Ino. „Ausgehungerte Löwen? Darauf will ich nicht stoßen.“ Zustimmendes Gemurmel ertönte, außer von Hidan, der lauthals fluchte. Aber inzwischen hatte selbst Neji gelernt, ihn einfach zu ignorieren. „Sie sind nach Westen gezogen.“, bemerkte Kiba. „Wenn wir weiter unserem Weg folgen, sollten wir nicht auf sie stoßen.“ „Dann werden wir das tun.“, erklärte TenTen und sie ritten wieder an. Es dauerte keine zwei Stunden, als Shino sie erneut halten ließ, doch diesmal war auf den ersten Blick deutlich, warum. Sie alle stiegen von den Pferden, um sich besser umsehen zu können. Hier befand sich eine verlassene Lagerstelle. Sie mochte zwei oder drei Tage alt sein. Die Asche des Lagerfeuers – würden Uchiha so gedankenlos sein? – war kalt, teilweise bereits verweht und teilweise bedeckt von Sand. Einige Löcher deuteten an, wo man die Halter für die Zeltleinen eingetrieben hatte und das Gras war in einem relativ großen Umkreis zertrampelt oder weggefressen. Es mussten sich wenigstens um zwanzig Leute handeln, die hier gerastet hatten, aber kein ganzer Klan – die Spuren, die Ziegen- und Schafherden hinterließen, fehlten. Anscheinend hatten sie nur Pferde mit sich geführt, wie es jeder Samqe tat, der etwas auf sich hielt. Eine Gruppe von Kriegern? Auf Raubzug vielleicht? Aber wer würde zu einem Zeitpunkt an etwas solches denken? Nicht einmal die Uchiha, wie sie einige Tage zuvor festgestellt hatten. Pein trat Sand über die Feuerstelle, vielleicht um gänzlich sicher zu gehen, dass keine Glut mehr darin war. „Das ist seltsam.“, tat er kund und sprach dabei etwas so offensichtliches aus, dass TenTen sich fragte, warum er es überhaupt gesagt hatte. Pein war kein Mann von großen Worten. „Vielleicht waren das Itachi und seine Männer.“, bemerkte Neji leise. „Du meinst, dass sie uns suchen?“, wollte Ino erschrocken wissen und schlug sich eine Hand vor den Mund. „Nein, ich denke nicht, dass sie das tun.“, erklärte Konan bestimmt. „Wie kommst du darauf?“, wollte Kiba misstrauisch wissen. Als Zauberin hatte Konan mehr Möglichkeiten Dinge in Erfahrung zu bringen als die, die Normalsterblichen wie ihnen offen standen. Doch die Zauberin blickte ihn nur kurz an und sagte nichts mehr. Stattdessen kehrte sie zu ihrem Rappen zurück und stieg auf. „Wie auch immer“, begann TenTen. „wir sollten es nicht darauf ankommen lassen. Und Zeit vertrödeln sollten wir sowieso nicht.“ Sie tat es Konan gleich. Shino nickte. „Aufsitzen. Lasst uns von hier verschwinden. Hidan!“ Der Silberhaarige hatte sich ein ganzes Stück von den anderen entfernt und blickte sich nun um. Während alle anderen zu ihren Reittieren zurückkehrten, schien er zu zögern. „Nun mach schon!“, drängte Kiba. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, du Schnecke!“ „Halt dein Maul, Hundesohn!“, brüllte Hidan zurück, doch er fügte sich. „Ich dachte nur, ich hätte was bemerkt.“, erklärte er, als er in den Sattel stieg. „Irgendetwas stimmt nicht.“ „Und das wäre?“ Ino beugte sich im Sattel vor, um ihn an Kiba vorbei anzublicken. Sie bekam nur ein Schulterzucken als Antwort. „Dann kann es ja nicht so wichtig sein.“, bemerkte die Blonde und trieb ihr Pferd an, um zu Pein, Konan und Shino aufzuschließen, die bereits losgeritten waren. TenTen wechselte einen Blick mit Neji, der die Augen verdrehte. Sie lachte und gemeinsam folgten sie den anderen. Das Wasser war schlammig und warm, dennoch bot es eine lang ersehnte Erfrischung. Sie hatten bereits die Pferde getränkt, ihre Wasserschläuche aufgefüllt und den eigenen Durst gestillt. Im Moment taten sie einfach gar nichts. Neji kannte diese Quelle als eine der größten, die dieser Teil des Landes zu bieten hatte. Sie befand sich in einer steinigen Senke, die von den verschiedensten Felsen umgeben war, und füllte diese normalerweise mindestens bis zur Hälfte aus. Bei besonders nassen Wintern sogar noch mehr. Jetzt war da kaum mehr als eine Pfütze und den Spuren nach zu urteilen, kamen alle Tiere aus dem Umkreis hierher, um ihren Durst zu stillen. Shino hatte eine Rast befohlen, aber sie wussten alle, dass sie bald von hier verschwunden sein mussten. Raubtiere ließen sich nur für eine bestimmte Zeit auf Abstand halten, die Uchiha mussten diese Quelle kennen und als ihr eigen ansehen und was für ein Gesindel sich hier sonst noch so herumtrieb, wollte Neji nicht einmal wissen. Es wäre besser, wenn niemand sie zu Gesicht bekam. Doch wenn Shino den Aufbruch sofort befohlen hätte, hätte mehr als nur einer protestiert und auch Neji kam die Rast an der Wasserstelle gerade recht. Und den Pferden sowieso. Zwei von ihnen waren ins Wasser gewatet und die anderen drängten sich am Ufer. Momentan war weder etwas von Konan noch von Pein zu sehen. Hidan saß auf einem der Felsen, die sich im Osten besonders hoch auftürmten, und starrte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Aber er war bewegungslos wie eine Statue, darum sah er wahrscheinlich nichts. Kiba und Ino kümmerten sich um die Pferde und stritten gutmütig miteinander. Shino kramte in einer Tasche herum und kümmerte sich nicht um die anderen. TenTen dagegen hatte sich zu Neji gesellt. Sie war eine vertraute, beruhigende Präsenz neben ihm. Einmal hatte er sich gefragt, wie er sich so schnell an sie gewöhnt hatte, an ihre natürliche Selbstsicherheit, ihre klugen Bemerkungen, ihre freundliche Art. Stunden war er darüber in Schweigen verfallen, was ihm mehr als einen seltsamen Blick von ihr eingebracht hatte. Zu einer Antwort war er nicht gekommen und er hatte den Gedanken beiseite geschoben – später war vielleicht mehr Zeit, darüber nachzusinnen. Oder er ließ es bleiben. Spielte es denn eine Rolle? Gemeinsam starrten sie auf die bewegte Wasseroberfläche und unterhielten sich leise. „Ich bin ziemlich früh aus meinem Klan weg.“, erzählte Neji. „Schon zwei Tage nach meiner Weihe, die ich im Übrigen auch noch früher als die meisten erhalten habe.“ Er hob die Schultern. „Ich wollte nur weit weg von meinem Klan.“ Dies erstaunte sie sichtlich. Die meisten Samqe hatten eine enge Bindung zu ihren Familien. Das war eine notwendige Folge des harten Lebens ihres Volkes, bei dem man eng miteinander verkehrte und sich auf die anderen Mitglieder des Klans unbedingt verlassen musste. „Warum?“ Es lag ehrliche Neugierde und Anteilnahme in dem einen Wort. „Mein Onkel und ich hatten einige … Meinungsverschiedenheiten.“ Er war froh, dass TenTen nicht fragte, worin diese bestanden hatten. „Ich war gerade auf dem Weg zu ihnen, als ich auf euch traf.“ „Wenn wir im Tal angekommen sind und Konan Regen gemacht hat, wirst du deine Reise dann fortsetzen?“, erkundigte sie sich und ihre Stimme klang … unterdrückt. Wenn jemand ihm diese Frage einen Mond zuvor gestellt hätte, dann hätte er genickt. Jetzt lag die Sache anders – natürlich würde er gern seine Familie wieder sehen. Aber er wollte auch mit TenTen reiten, mit ihr jagen und an ihrer Seite kämpfen. Darum antwortete er nicht auf die Frage. Sie schien seinen Zwiespalt zu spüren, auch wenn sie nicht wissen konnte, woher er stammte. Darum wechselte sie einfach das Thema: „Warum wolltest du zurück? Wenn du und dein Onkel doch…“ Sie beendete den Satz nicht, aber sie musste es auch nicht. Neji lächelte bitter. „Ich war jung und dumm. Inzwischen bin ich … weiser geworden. Ich weiß nicht, ob ich ihm verziehen kann, aber ich kann jetzt zumindest seinen Standpunkt sehen. Es liegt an mir, den ersten Schritt zu machen. Und ich vermisse meine Cousinen und meine Freunde.“ TenTen lächelte und für einen Moment sah sie so aus, als wollte sie etwas sagen. Doch ein leises Geräusch ließ ihn heftig auffahren. „Was war das?“ Seine Hand schloss sich um das Sichelschwert, das bei den Steppenstämmen genutzt wurde. TenTen tat es ihm gleich und blickte sich wild um. „Ich weiß nicht…“, murmelte sie angespannt. „Ich habe nichts gehört.“ Dann schlug Akamaru an und einen Moment später brach Chaos aus. Während die Sonnenreiter zu ihren Waffen stürmten, stieß jemand anderes einen wortlosen Kriegsruf aus und einen Moment später war die Senke voller feindlicher Krieger. Neji riss sein Schwert aus der Scheide. Reiter hetzten den sachten Abhang hinunter und die reiterlosen Pferde am Ufer wieherten erschrocken. Kiba brüllte wütend auf und zog sich auf den Rücken seines Reittieres. Von Ino war einen Moment überhaupt nichts zu sehen, dann tauchte sie auf, trieb ihr Pferd den Angreifern entgegen. Die Angreifer waren überall, kamen aus allen Richtungen. Es war nicht schwer zu erraten, dass sie hier auf Reisende gewartete hatten, um sie hinterrücks zu überfallen. Dies war nicht die Art der Samqe, aber die abgerissene, wild zusammengewürfelte Kleidung, die mageren Pferde, der fehlende Klanschmuck an den Zäumen… Das waren zwar Samqe, aber sie gehörten keinem Klan an – Ausgestoßene. Ausgestoßene hatten keine Ehre. Dann war die Zeit, in der er überlegen konnte, vorbei und er musste sich den Feinden stellen. Mit den Felsen im Rücken hatten er und TenTen einen entscheidenden Vorteil, wenn auch nicht für lange. Sie würden hier in der Falle sitzen. Das laute Klirren von Metall auf Metall tat in den Ohren weh, wurde aber übertönte von dem Gegröle der Angreifer. Hidan kam mit lautem Brüllen angerannt, seine Sense blitzte im Sonnenlicht, als er sie wild um sich schwang. Wo waren Pein und Konan? Ohne die beiden hatten sie keine Chance. Und auch mit ihnen… Neji riss sein Schwert herum, blockte, schlug zu, parierte. Sie waren hier deutlich in der Defensive. Sie mussten versuchen, zu den Pferden zu kommen und zu fliehen. Noch hatte keiner der Feinde daran gedacht, die Tiere einzufangen, die wild und verängstigt waren und drauf und dran, das Weite zu suchen. Akamaru jaulte laut auf, jemand schrie vor Schmerzen, das Gebrüll des Kampfes lag in der Luft. Neji warf einen Blick zu seiner Begleiterin, die einen gehetzten, verzweifelten Blick in den Augen hatte. Das reichte, um zu wissen, dass TenTen genau dasselbe dachte. Sie warf ihm ein kurzes, dünnes Lächeln zu und wandte sich dann wieder ihrem Gegner zu, um mit einer geschickten Riposte zu antworten und ihm dann die Klinge in die Brust zu stoßen. Doch es spielte kaum eine Rolle – sie waren hoffnungslos unterlegen. Sie waren nur sechs Kämpfer, denn zwei der ihren fehlten, und die Ausgestoßenen waren so viel mehr. Nicht einmal Pein und Konan konnten ihnen hier helfen und vielleicht war es ganz gut, dass sie nicht auftauchten. Konan hatte dann wenigstens die Chance, das Heilige Tal doch noch zu erreichen um dort den Regen zu rufen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)