Confidence von NejiTen-Schreiber ([NejiTen]-Adventskalender 2o1o) ================================================================================ Kapitel 4: o4. Dezember - Vocation ---------------------------------- Sie fühlte sich hilflos, nervös, verloren und einsam. Nicht gerade die Art von Gefühlen, die man bei einem Menschen erwartete, wenn es nur noch eine Woche bis Weihnachten war. Doch Tenten fühlte all dies und das in einem Ausmaß, das sie erschreckte. Sie war normalerweise nicht der Mensch, der sich schnell unterkriegen ließ. Man bezeichnete sie sogar als fröhliches, mutiges Mädchen. Jedoch fühlte sie sich momentan alles andere als mutig. Ihr war eine Aufgabe übertragen worden, die für sie viel schwieriger war, als alles, was sie bisher erlebt hatte. Und sie hatte bereits viel erlebt, was andere Menschen um den Verstand gebracht hätte. Ihr Leben stand bereits des Öfteren auf Messers Schneide. Doch damit musste man leben, wenn man ein Ninja war und für sein Dorf kämpfte. Sein eigenes Leben gehörte zum Berufsrisiko. Gab es etwas Wertvolleres, was man riskieren konnte? Nun jedoch ging es nicht darum ihr Leben zu riskieren. Es ging darum Verantwortung zu übernehmen. Die Verantwortung für ein Team. Und zwar nicht für ihres, sondern für Nejis Team. Schon längere Zeit war Neji nicht mehr in ihrem Team, da ihm als Jounin ein eigenes Genin-Team zugeteilt worden war. Allein mit Lee und Gai-sensei war die Arbeit um einiges schwerer und nervenaufreibender. Neji war ihr ruhender Pol gewesen, an dem sie sich hatte orientieren können. Zudem war er jenes Teammitglied, mit welchem sie am meisten zusammengearbeitet hatte. Doch in der Zeit in der sie zusammen waren, waren sie viel mehr als nur Teammitglieder geworden. Sie beide verband eine engere Verbindung, die dem zwischen Liebenden glich. Zwar hatten sie sich nie ihre Liebe gestanden, doch sie verband das Gleiche, was auch Liebende teilten: Respekt, Vertrauen, Treue, Freundschaft … und Liebe. Das Letztere ging zumindest von Tenten aus, doch sie war sich ziemlich sicher, dass auch Neji tiefere Gefühle für sie hegte. Dafür brauchte es keine Worte seinerseits um das zu verstehen. Hatte Neji ihr sein Team vielleicht deswegen anvertraut, weil sie dieses enge Band verknüpfte? Aber er musste doch wissen, dass sie für eine derartige Aufgabe noch nicht bereit war. Sie war immer noch eine Chuunin. Und das einzige, in dem sie wirklich perfekt war, war der Waffenumgang. Doch reichte das aus, um Genin trainieren zu können? Neji war sicherlich ein perfekter Lehrer. Er wurde nicht umsonst als Genie bezeichnet. Was würden seine Genin davon halten, das sie nun einen minderwertigeren Sensei zugeteilt bekamen? Doch ihre Reaktionen würde sie schon am morgigen Training erleben. Denn für den morgigen Tag war das erste Training angesetzt. ~*~ Nach einer schlaflosen Nacht kämpfte Tenten sich aus ihrem Bett. Während der Nacht hatte sie stundenlang gegrübelt und ihre eigene Unfähigkeit verflucht. Doch nun blieb keine Zeit mehr für Grübeleien, nun war es an der Zeit zum Handeln. Mit einem bangen Gefühl in der Magengegend machte sie sich auf den Weg zum Trainingsplatz, wo sie sich mit Nejis Team treffen sollte. Natürlich hatte Neji ihr bereits erzählt, wen sie dort antreffen würde. Zum einen war dort Hideyori Kobayashi, ein 12-Jähriger Junge, der anscheinend eher introvertiert war. Nach Nejis Aussagen war er jedoch ziemlich clever. Seine Techniken bestanden hauptsächlich aus Nin-Jutsus die dem Element Wasser zugehörig waren. Dann war da noch Daisuke Saito, der nach Nejis Angaben das genaue Gegenteil von Hideyori darstellte. Er war eher extrovertiert und verkündete lautstark seine Meinung. Mit ihm hatte Neji wohl schon einige Konfrontationen ausgestanden. Jedoch konnte Neji ihm auch am meisten beibringen, da Daisuke hauptsächlich mit Tai-Jutsus angriff, was schließlich auch Nejis Spezialität war. Die Gruppe vervollständigte Yina Hoshizaki, ein offenes und lebensfrohes Mädchen. Mit ihr würde Tenten vermutlich am wenigsten Schwierigkeiten haben. Bei den beiden Jungen hatte Tenten ihre Zweifel, ob sie sie akzeptieren würden. Auf dem Trainingsplatz war noch keiner von den Dreien zu sehen. Doch das war Tenten nur Recht, so konnte sie noch die letzten Vorbereitungen treffen. Zu Beginn ihres Trainings mit ihren drei neuen Schützlingen wollte sie zunächst deren Leistungsfähigkeit testen. Zwar hatte sie sich bei Neji ausführlich informiert und vertraute auf sein Urteil, doch sie wollte mit eigenen Augen sehen auf welchem Level sich die Genin befanden. Anschließend hatte sie vor den Genin ihre Stärken und Schwächen aufzuzeigen, um dann daran arbeiten zu können, sodass ihre Fähigkeiten gesteigert werden konnten. In der Theorie klang diese Reihenfolge durchaus logisch und sie hoffte, dass sich dieses in der Praxis bewahrheiten würde. Zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit trudelte dann der erste Schützling ein. Tenten vermutete, dass es sich um Hideyori handelte. „Guten Morgen“, grüßte Tenten freundlich. Der Junge ihr gegenüber nickte nur, lehnte sich gegen einen Baumstamm und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Nicht gerade die höflichste Art seinen neuen Sensei zu begrüßen, doch wahrscheinlich war es einfach Hideyoris Art wenig Worte zu verlieren. Einige Minuten später betrat Yina das Trainingsgelände. „Guten Morgen“, begrüßte Tenten erneut und hoffte dieses Mal auf eine Antwort. Sie wurde nicht enttäuscht. „Guten Morgen, Tenten-sensei. Morgen Hideyori!“ Seitens des Jungen kam nur ein Grummeln, doch Tenten meinte einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen erkennen zu können, bevor der Junge seinen Kopf senkte. Konnte es sein, dass dieser schüchterne Junge etwas für Yina empfand? Davon hatte Neji ihr nichts erzählt. Aber vielleicht bildete sie sich ja nur etwas ein. Und bevor sie die Gefühle ihrer Genin analysierte, sollte sie sich zunächst auf ihre kämpferischen Fähigkeiten konzentrieren. Eine viertel Stunde später war von dem dritten Genin immer noch nichts zu sehen. Tenten seufzte. „Weiß einer von euch, warum Daisuke noch nicht erschienen ist?“ „Nein, keine Ahnung. Normalerweise kommt er immer pünktlich. Er ist eigentlich ganz versessen auf das Training.“ Nur wahrscheinlich nicht auf Training mit mir, dachte Tenten sich, sagte jedoch nichts. „Nun gut, dann warten wir noch einen Moment.“ „Und was machen wir, wenn er nicht kommt?“ „Dann werden wir ihn wohl persönlich abholen müssen. Ich habe schließlich ein Training für das gesamte Team geplant.“ Glücklicherweise blieb es Tenten erspart ihren letzten Schützling persönlich abzuholen, da dieser gerade auf den Trainingsplatz zuschlenderte. „Du bist zu spät!“, begrüßte Tenten ihn streng. „Na und?“, gab der Genin lässig von sich und nickte seinen Teamkameraden zu. „Pünktlichkeit ist einer jener Tugenden, die ein Genin beherrschen sollte“, erklärte Tenten ruhig, obwohl sie dem Jungen am liebsten eine Kopfnuss verpasst hätte. Sie konnte förmlich die Aggressionen spüren, die er gegen sie hegte. Er wollte sie reizen, doch darauf würde sie nicht anspringen, sie konnte sich beherrschen. Neben der Beherrschung war Autorität das Wichtigste. Wenn sie nun nachlässig war, würde der Junge ihr auf der Nase herum tanzen. Das durfte sie auf keinen Fall zulassen. Deswegen sagte sie streng: „Damit du es nun lernst, wirst du zur Strafe 400 Liegestütze machen.“ „Pf!“, gab der Junge abfällig von sich und bewegte sich keinen Millimeter. „Du wirst tun, was ich dir sage, ansonsten wird das Konsequenzen haben.“ „Ach ja? Und welche? Wirst du mich hinterher bei Neji-sensei verpetzen gehen?“, lachte Daisuke höhnisch. Tenten reagierte blitzschnell. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie nach einem Kunai gegriffen und schnellte auf den Jungen zu. Und das in einer Geschwindigkeit, die den jungen Mann erstaunte. Er konnte kaum blinzeln, da fand er auch schon ein Kunai vor seinem Hals. „Ich warne dich. Ich werde für eine Woche euer Sensei sein. Und du wirst mich gefälligst mit Respekt behandeln. Ich brauche Neji nicht, um Fehlverhalten zu bestrafen, verstanden? Und nun wirst du 600 Liegestütze machen. Sofort!“ Tentens Stimme klang bei weitem stärker, als sie sich fühlte. Innerlich bebte sie. Sie hatte zwar mit Schwierigkeiten gerechnet, war aber nicht auf eine derartige Respektlosigkeit vorbereitet gewesen. Doch zu ihrem Glück begab sich der Junge nun grummelnd auf den Boden, um seine Strafe zu absolvieren. Tenten atmete erleichtert aus und wandte sich an die anderen beiden Genin. „Wie ihr gesehen habt, bin ich durchaus bereit härtere Geschütze aufzufahren. Wir können gerne respektvoll und freundlich miteinander umgehen und in dieser Woche gemeinsam an euren Fähigkeiten arbeiten. Solltet ihr euch aber gegen mich wenden, wird diese Woche eine der schlimmsten, die ihr euch vorstellen könnt. Ich mag nur eine Chuunin sein, aber ich arbeite bereits lange Jahre als Ninja, im Gegensatz zu euch. Daher erwarte ich, dass ihr euch an meine Anweisungen haltet. Verstanden?“ „Ja, Sensei!“, gab Yina beeindruckt von sich, Hideyori nickte lediglich, gab jedoch immerhin seine starre Haltung auf und stellte sich ordentlich vor sie hin. Tenten atmete tief aus. Dann breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus. „Gut. Nachdem wir das geklärt hätten, möchte ich gerne mit dem Training beginnen. Zunächst ein kleiner theoretischer Einstieg: Was meint ihr sind die wichtigsten Fähigkeiten die einen Ninja zum Erfolg führen?“ „Kraft, Geschwindigkeit und Ausdauer“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Yina. Tenten nickte ihr lächelnd zu. „Sehr gut. Aber das ist noch längst nicht alles. Würdest du bitte ergänzen, Hideyori?“ „Körperbeherrschung, Anpassungsfähigkeit, Intelligenz, Konzentration.“ Wieder nickte Tenten. „Das ist alles richtig. Aber mir fehlt noch etwas Wesentliches.“ Sie wandte sich Daisuke zu, der mittlerweile seine Liegestütze absolviert hatte. „Hast du eine Idee, worauf ich hinaus will, Daisuke?“ „Alles in allem würde ich physische und psychische Stärke sagen.“ „Das ist natürlich richtig. Es gibt viele Fähigkeiten, die ein Ninja besitzen muss. Sowohl physisch, als auch psychisch. Aber ich möchte auf eine ganz bestimmte Fähigkeit hinaus, die ich heute mit euch trainieren möchte. Und zwar die Reaktionsfähigkeit.“ „Reaktionsfähigkeit? Wieso soll gerade die so wichtig sein?“, fragte Daisuke verächtlich. „Nun, du kannst noch so viel Kraft aufwenden um deinen Gegner zu bekämpfen oder dir eine geschickte Strategie überlegen um ihn zu übertrumpfen, aber du wirst nie gewinnen, wenn du nicht rechtzeitig auf die Angriffe deines Gegners reagierst. Ein Ninja sollte immer mit allem Möglichen rechnen. Der größte Fehler ist es, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren. Man muss auf seinen Gegner achten und auch auf die Umwelt, denn oft genug wird versucht einen in die Falle zu locken.“ „Aber wird man dann nicht vom Wesentlichen abgelenkt?“, fragte Yina nach. „Eine gute Frage. Die Kunst ist es, sich auf das aktuelle Geschehen zu fokussieren, sich gleichzeitig aber sofort auf Veränderungen einstellen zu können. Und genau das werden wir heute üben. Ich werde euch nun mit Waffen angreifen und eure Aufgabe ist es, diesen auszuweichen. Wie ihr das macht ist mir egal. Hauptsache ihr lasst euch und eure Teammitglieder nicht treffen. Habt ihr das verstanden?“ „Wie langweilig!“, gab Daisuke nur von sich. Tenten verengte die Augen zu Schlitzen. „Habt ihr das verstanden?“, fragte sie nun in einem schärferen Tonfall. „Hai, Sensei!“, kam die Antwort, woraufhin Tenten nun zufrieden lächelte. „Dann macht euch bereit!“ Tenten selber griff nach ihrer großen Schriftrolle und beschwörte mittels Kuchiyose unzählige Waffen hervor, die sie alle auf die Genin niederregnen ließ. Es war ein reines Waffenmeer, dem nicht so einfach auszuweichen war, wie zuvor von den Genin angenommen. Zunächst versuchten sie den Waffen lediglich auszuweichen, indem sie zur Seite sprangen, oder sich duckten. Doch mit der Zeit begriffen sie, dass sie dafür noch nicht schnell genug waren. Die eine oder andere kleine Schramme zierte bereits ihre Körper. Daher versuchten sie es mit ihren Jutsus, oder griffen nach ihren eignen Waffen, um denen von Tenten auszuweichen. Nach einiger Zeit des Übens stoppte Tenten plötzlich. Die drei Genin atmeten schwer. „Das war schon mal nicht schlecht“, erklärte Tenten. „Mir sind aber drei Dinge aufgefallen. Erstens: Eine gute Körperbeherrschung ist bei weitem nicht ausreichend, um angemessen reagieren zu können. Zweitens: Ihr habt oft Jutsus eingesetzt. Eine Jutsu mag flexibel und effektiv sein, jedoch hat jede Jutsu auch ihre Nachteile. Außerdem kosten sie auch relativ viel Kraft. Das heißt, ihr seit schneller erschöpft, was der Gegner ausnützen könnte. Drittens: Keiner von euch hat im Team gekämpft.“ Nach diesen Worten herrschte zunächst einmal Stille. „Die ersten zwei Dinge wundern mich nicht. Ihr seid schließlich noch in der Ausbildung und könnt noch nicht perfekt sein und alles wissen. Aber ich denke doch, das Neji euch Teamgeist beigebracht hat, oder? Wäre es nicht viel einfacher gewesen, als eine Einheit gegen die Waffen zu kämpfen? So wie ihr nun gekämpft habt, standet ihr euch nur gegenseitig im Weg. Ihr seid sogar Gefahr gelaufen die Waffen auf eure Teamkollegen umzulenken. Das darf auf keinen Fall passieren! Also nochmal!“ Und wieder ließ Tenten zahlreiche Waffen auf die Genin niederprasseln. Dieses Mal versuchten sie im Team zu kämpfen und die Ratschläge Tentens umzusetzen. Gerade als sie dachten sie hätten das Waffenarsenal im Griff, kamen plötzlich aus dem Hintergrund Waffen angeschossen. Hätte Tenten nicht im letzten Moment eingegriffen und die Waffen umgelenkt, hätten die Waffen die Genin durchbohrt. „Was sollte das, Sensei?“, fragte Daisuke gereizt. „Wollten sie uns aufspießen?“ Tenten lachte leise. „Durchaus nicht, sonst hätte ich nicht eingegriffen. Aber hatte ich euch nicht ganz am Anfang gesagt, dass ihr euch auch auf eure Umwelt konzentrieren sollt? Ich habe nie gesagt, dass ich euch nur von vorne angreifen werde. Euer Gegner wird euch nie nur von vorne angreifen. So wie ich wird er Fallen präparieren. Und ihr wärt von hinten getroffen worden. Das werdet ihr beim nächsten Mal berücksichtigen müssen. Also…“ „Tenten-sensei?“, unterbrach Yina sie. „Ja?“ „Können wir bitte erst eine Pause machen?“, keuchte sie. „Ich kann nicht mehr!“ Daisuke schnaubte abfällig. Doch Tenten ignorierte Daisukes Schnauben und lächelte Yina an. „Eine gute Idee. Eine Fähigkeit eines Ninjas sollte auch sein zu erkennen, wann er nicht mehr in der Lage ist sich zu konzentrieren oder richtig zu kämpfen. Also machen wir nun eine kleine Pause. In einer Stunde geht es weiter!“ Nach einstündiger Pause ging es tatsächlich weiter wie zuvor – nur wurde es für die drei Genin immer schwieriger. Mit der Zeit kamen einige Schaulustige dazu, die sich das Training ansehen wollten, da sie gehört hatten, dass eine Chuunin Genin unterrichten sollte. Den Zuschauern wurde einiges geboten. Und keiner konnte behaupten, das Tenten zimperlich mit den Genin umging oder ihnen nichts beibringen konnte. Im Gegenteil, es schien so, als hätte die Chuunin die Genin vollkommen im Griff. Anstatt also über Tenten herzuziehen – wie es eigentlich von den Schaulustigen geplant worden war – hörte man nun nur Worte des Lobes. In den weiteren Trainingstagen verlief es ähnlich. Immer mehr Leute scharrten sich um den Trainingsplatz um zu sehen, ob die Gerüchte stimmten, dass eine Chuunin den Job eines Jounin perfekt erledigte. Manche Leute erzählten sogar, Tenten Ama sei ein strengerer Sensei als Neji Hyuuga selbst. Das brachte Tenten einigen Respekt und Bewunderung der Dorfbewohner ein. Und auch den Respekt ihrer Genin hatte Tenten inzwischen inne. Keiner von den drei Schülern zweifelte noch an der Kraft und Intelligenz ihrer Lehrerin. Mit der Zeit kam zu dem Respekt auch noch Vertrauen hinzu. Am dritten Trainingstag verkündete Yina jedem der es hören wollte, dass Tenten ihr großes Vorbild war und sie unbedingt so werden wollte wie sie. Die beiden Jungen äußerten sich etwas verhaltener, mussten aber auch gestehen, dass Tenten ein vollwertiger Sensei war, die über eine Menge Fähigkeiten verfügte. Vielleicht war sie nicht so ein schillerndes Genie wie Neji Hyuuga, aber sie hatte die Begabung ihr Wissen an die Jüngeren weiterzugeben und sie zu lehren ein Ninja zu sein. Damit hatte Tenten bewiesen, das sie nicht nur eine exzellente Waffenexpertin war, sondern auch eine geborene Lehrerin. Anscheinend hatte sie ihre Berufung gefunden. ~*~ Am sechsten Trainingstag versuchten sich die jungen Genin gerade unter den Argusaugen von Tenten an Zielübungen, als plötzlich eine tiefe Männerstimme ertönte: „Ich habe gehört hier werden Genin gequält.“ Tenten erkannte die Stimme sofort und drehte sich ruckartig um. „Neji!“, stieß sie aus und ein Strahlen breitete sich über ihr Gesicht aus, als sie erkannte, dass der Jounin auf sie zutrat. Auch auf die Züge des Jounin schlich sich die Andeutung eines Lächelns. „Hallo, Tenten.“ Die beiden umarmten sich nicht, doch der Blick enthielt genug Innigkeit, um die drei Genin verlegen zur Seite schauen zu lassen. Tenten währenddessen musterte Neji genau und sah ihn nach Verletzungen ab. Doch sie konnte nichts Schwerwiegendes erkennen, was sie erleichtert ausatmen ließ. „Ich dachte, du solltest erst Morgen wiederkommen.“ „Sollte ich auch, aber ich wollte pünktlich zu Heiligabend hier sein, also habe ich mich ein wenig beeilt.“ Tenten lächelte. „Das ist schön.“ Neji erwiderte das Lächeln, sah dann aber zu seinen drei Genin. „Wie ich hörte, wurdet ihr gut trainiert während ich weg war?“ „Hai Sensei!“, rief Yina sofort. „Können wir öfter mit Tenten-sensei trainieren?“ Nejis Lächeln wurde breiter. „Wie ich sehe, bin ich hier schon abgeschrieben.“ Tenten boxte ihm spaßeshalber in die Seite. „Sag so was nicht!“ Die drei Genin besahen Tenten erfurchtsvoll. Niemals hätten sie es gewagt sich so gegenüber Neji zu verhalten. Und selbst andere Jounin wagten es nicht Neji auch nur ansatzweise zu berühren. Tenten schien jedoch keine Skrupel zu haben, ihren ehemaligen Teamkollegen zu necken, was den Jüngeren bewies, dass Tenten anscheinend Sonderrechte bei Neji hatte. Neji seinerseits reagierte auf Tentens Geste nur mit einem Schulterzucken. „Es scheint aber alles soweit gut geklappt zu haben. Ich würde mich gerne mit dir darüber unterhalten, Tenten. Für euch drei ist das Training erstmal beendet. Wir sehen uns dann am Montag wieder zur gewohnten Zeit.“ Die drei Schüler nickten gehorsam, wünschten noch ein schönes Weihnachtsfest und verabschiedeten sich. Tenten hatte derweil schnell alle restlichen Waffen aufgesammelt und eingepackt und sah fragend zu Neji auf, als die Schüler den Platz verließen. „Was möchtest du mit mir besprechen, Neji? Soll ich dir erzählen, was ich mit deinen Genin gemacht habe?“ „Nein, das können sie mir später selber erzählen. Ich würde gerne mit dir über die Gründe sprechen, warum du überhaupt meine Genin trainieren solltest.“ „Gründe? Ich dachte der Grund war einfach, dass du auf eine wichtige Mission musstest, zur Zeit Jouninmangel herrscht und dich kein anderer Jounin vertreten konnte?“ „Das war nur einer der Gründe. Die anderen habe ich dir verschwiegen.“ Tenten stutzte. „Verschwiegen? Wieso?“ Sie war nicht so dumm zu glauben, dass Neji ihr alle seine Geheimnisse erzählte, doch sie hatte doch geglaubt, dass er ihr genug vertraute, um ihr wichtige Dinge mitzuteilen. Vor allem wenn es um Dinge ging, die sie betrafen. „Ich habe mit Tsunade-sama über dich gesprochen“, begann Neji zusammenhanglos. „Als sie mir die Mission zuteilte, habe ich sie gleich gebeten dir für die Zeit meines Wegbleibens mein Team zuzuteilen. Sie war zunächst skeptisch und meinte, dass mein Team eine Woche auch ohne Training aushalten könnte. Doch ich hielt es für eine gute Übung für dich.“ „Übung? Wofür?“, fragte Tenten ungläubig. „Um mit Schülern umzugehen und sie etwas zu lehren.“ Er atmete einmal tief durch. „Tenten, ich habe gesehen, wie unzufrieden du in letzter Zeit warst. Mit Lee und Gai-sensei ständig auf Missionen zu gehen… das ist nichts für dich.“ „Die Missionen müssen aber erfüllt werden.“ „Ich weiß. Aber wie willst du Missionen erfüllen, wenn du nicht mehr voll und ganz dahinter stehst? Du bist nicht dafür geschaffen dein Leben lang Missionen auszuführen. Das weißt du genauso gut wie ich.“ „Und was soll ich stattdessen tun? Du weißt sehr genau, dass ich für die Jouninprüfung noch nicht bereit bin.“ „Ich weiß. Aber ich weiß auch, dass du kein Jounin zu sein brauchst, um gut zu sein. Ich habe schon damals gemerkt, dass du ein Talent dafür hast anderen dabei zu helfen stärker zu werden. Du bist vielleicht nicht einer der stärksten Ninjas, dafür hast du aber andere Talente. Mir hast du beispielsweise geholfen meine Verteidigung zu perfektionieren.“ „Das hättest du auch ohne mich geschafft.“ „Schon, aber nicht so schnell“, wandte Neji ein. „Du hast mich stets unterstützt und mir geholfen stark zu werden. Solche Menschen wie dich werden gebraucht, Tenten. Besonders jetzt in Zeiten des Krieges. Man braucht nicht nur die Personen an vorderster Front, sondern auch diejenigen, die dahinter stehen. Du hast es nicht geschafft so wie Tsunade zu werden und zu heilen. Aber vielleicht ist das ja auch nicht deine Bestimmung.“ „Sondern?“ „Ich denke deine Bestimmung ist es zu lehren. Und aus diesem Grund habe ich Tsunade gebeten dir eine Chance zu geben. Und wie man gehört hat, hast du diese Chance genutzt. Das ganze Dorf redet über dich.“ Neji sagte diese Worte in seiner üblichen, sachlichen Stimme, doch er konnte nicht ganz den Stolz auf seine Teamkollegin verbergen. „Das kann ja alles sein, aber das alles macht mich trotzdem nicht zu einer Jounin.“ „Nein, das stimmt. Aber das Ganze macht dich zu einer neuen Lehrerin an der Ninja-Akademie.“ „Wie bitte?“ Tenten entgleisten vor Schock die Gesichtszüge. „Du hast schon richtig gehört“, sagte Neji ruhig. „Natürlich musst du das nicht, wenn du es nicht willst. Ich habe mir nur gedacht, dass es das Richtige für dich wäre. Und nachdem du diejenige warst, die mich soweit gebracht hat, dachte ich, es wäre an der Zeit mich zu revanchieren. Und Weihnachten schien ein passender Zeitpunkt zu sein.“ „Neji, du hast dich schon tausend Mal revanchiert. Und zwar jedes Mal, wenn du mir bei einer Mission aus der Patsche geholfen hast. Denk nur an das Wassergefängnis von Kisame. Und es gibt noch viel mehr Beispiele.“ „Das war selbstverständlich, das zählt nicht.“ „Genausowenig wie es zählt, dass ich dir geholfen habe stärker zu werden. Das gehört sich so für Teamkollegen.“ „Du hast viel mehr getan, als mich beim Training zu unterstützen.“ „Du auch.“ „Wollen wir jetzt darüber diskutieren, wer für wen mehr getan hat? Kannst du mir nicht einfach danken und es dabei belassen?“ Tenten schwieg für einen Moment. Dann griff sie nach Nejis Händen und sah ihm tief in die Augen. „Danke. Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, was du mir machen konntest. Und du hattest mit allem Recht, was du gesagt hast. Ich hätte es nicht für immer ausgehalten mit Lee und Gai-sensei auf Mission zu gehen. Die beiden hätten mich verrückt gemacht.“ Neji lächelte leicht. „Bitte. Aber eigentlich hast du es dir selbst verdient. Du hast den anderen gezeigt, dass mehr in der steckt, als man dir ansieht. Nicht alles was gold ist glänzt. Zumindest nicht auf den ersten Blick.“ Tenten lachte. „Du hast da was verwechselt, Neji. Es heißt: Nicht alles was glänzt ist gold.“ „Das mag sein, aber bei dir ist es eben umgekehrt. Und jetzt lass uns gehen.“ Überraschenderweise reichte Neji ihr seine Hand. Tenten lächelte und legte ihre Hand in seine. ~All that is gold does not glitter, Not all those who wander are lost; The old that is strong does not wither, Deep roots are not reached by the frost.~ ~♦~ Zitat aus: Herr der Ringe [J. R. R. Tolkien] Einen fröhlichen vierten Dezember wünsche ich euch! Für alle, die es interessiert kurz zur Entstehungstory des OS: Als ich das Zitat von J.R.R. Tolkien gelesen habe, ist mir sofort aufgefallen, dass es gut zu Tenten passt. Und ich wollte mal wieder etwas machen, was nicht AU ist, was mir nicht leicht gefallen ist. Ich hoffe, es ist trotzdem gelungen. Wir lesen uns hoffentlich am 11. Dezember wieder, wo es dann wieder AU wird. Mehr wird noch nicht verraten. Liebe Grüße, eure Arashi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)