Was wäre gewesen, wenn ... ? von Maclilly (Ace an Bord der Oro Jackson) ================================================================================ Kapitel 74: Dämonenkind ----------------------- Mit ernster Miene stand der Kapitän der Piratenbande vor einer der unzähligen Holztüren und musterte diese kopfschüttelnd. Spätestens nachdem er das nette Schild an der Tür gesehen hatte, war auch ihm bewusst geworden, das Ace irgendeinen Groll gegen diesen Ruffy hegte. Für ein paar Augenblicke starrte Roger noch auf die klare Botschaft an der Tür, überlegte, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Er könnte jetzt freilich wieder abdrehen und die ganze Sache auf sich beruhen lassen, aber dann würde es vermutlich die nächsten Tage genauso weitergehen wie am heutigen Abend. Und außerdem würde er sonst auch nie erfahren, weshalb Ace diesen Zorn gegen Ruffy hegte. So zögerte er noch einen kleinen Moment, bevor in den Raum eintrat und sich zunächst einmal wegducken musste, kam ihm zur Begrüßung irgendetwas entgegengeflogen. Laut knallend zerschellte dieses unbekannte Flugobjekt an der Zimmerwand. Stirnrunzelnd blickte Roger zu den Überresten des Spielzeuges hinüber zu Ace, der mit verschränkten Armen auf seinem Bett saß und versuchte, seinen Vater allein durch seine Blicke zu erdolchen. Selbst wenn sein Spielzeug-Attentat eigentlich der kleinen Nervensäge gegolten hatte, so störte es ihn auch nicht weiter, dass er beinahe seinen Vater damit getroffen hätte. Schließlich war dieser ja auch irgendwie an allem Schuld. Er hätte den kleinen Marineknirps einfach von Bord werfen sollen. Dann wäre jetzt alles in bester Ordnung. „Was is‘?“, knurrte Ace, sowie sein Vater näher kam. Abrupt stoppte der Piratenkönig für wenige kurze Augenblicke und musterte seinen Sohn aus der Distanz heraus. Ace‘ Laune war augenscheinlich auf dem Tiefpunkt. Seine Miene strotzte immer noch nur so voller Hass, so dass ein jeder sich es lieber zweimal überlegte, ob man sich wirklich weiter nähern sollte. Doch da jener Piratenkapitän die Sache mit dem Denken sowieso nicht ganz so ernst nahm wie vielleicht manch anderer, ging er trotz der bedrohlichen Blicke seines Sohnes auf diesen zu. Sogleich verfinsterte sich dessen Miene noch um ein vielfaches und er blickte stur zur Seite, in der Hoffnung sein Vater würde wieder verschwinden. Doch schien ihm dieser Gefallen wohl verwehrt zu bleiben, denn Roger dachte keineswegs daran, wieder zu gehen. „Er soll halt wieder verschwinden“, murmelte der Junge leise, sowie Roger vor dem Bett stehen blieb. Seufzend fuhr sich der Piratenkönig durch die schwarzen Haare. Selbst er hatte nach dem Vorfall in der Kombüse die Erkenntnis gewonnen, dass Ace Ruffy nicht gerade besonders gut leiden konnte. „Ich weiß“, gab der Piratenkapitän zurück, „Aber für eine Weile wird er dennoch hierbleiben müssen!“ „Warum?!“, platzte es umgehend aus Ace heraus. Er wollte die Marinenervensäge nicht erst irgendwann loswerden, sondern jetzt und sofort. Er wollte niemanden von der Marine an Bord haben. Nicht Einen. Dazu hatten sich die Ereignisse aus Loguetown viel zu sehr in seinen Kopf eingebrannt. Insbesondere das Gesicht dieses Lava-Typen würde er niemals wieder gänzlich aus seinem Gedächtnis verbannen können. Des Nachts schwirrten ihm gelegentlich sogar noch die Bilder der Geschehnisse von Loguetown durch den Kopf. Das glühende Rot der Lava. Die harten Gesichtszüge des Admirals. Das diabolisches Grinsen, das sich so oft in eine bösartige Fratze verwandelte, sobald die Finsternis ihn in seinen schlimmsten Albträumen übermannte. Und manch einmal fand dieser Albtraum noch nicht mal zum Morgengrauen ein Ende. Unwillkürlich biss sich Ace auf seine Unterlippe, kaute ein wenig auf dieser herum. Eigentlich hatte er sich zu Beginn noch sehr über seinen eigenen Steckbrief gefreut, hatte diesen sogar freudstrahlend begrüßt. Doch nun, wo er schon seit zwei Jahren ein Fahndungsplakat samt Kopfgeld besaß, hatte er auch die Kehrseite der Medaille kennen gelernt. „Das ist also das Dämonenkind?!“ „Ja...der Sohn des Teufels.“ Missbilligend beäugten zwei Männer am Wegesrand, wie ein achtjähriger Junge durch die Gassen der kleinen Küstenstadt streifte. Ein jeder hier war den Anblick von Piraten mehr oder minder gewöhnt. Die Meisten wurden sogar von den Anwohner geduldet. Doch das Kind eines Teufels gehörte selbst in den zwielichtigstens Städten der Grand Line nicht zu den gerngesehensten Besuchern. Immer wieder wurden Ace nichts anderes als Beleidigungen und Hasstiraden entgegen gebracht, wenn er allein durch eine Gemeinde zog. Er konnte es sich selbst nicht erklären, warum ein jeder so auf ihn reagierte. Das Piraten keinen Beliebtheitspreis gewinnen würden, wusste Ace freilich zu genüge. Aber das ein jeder gleich mit solch einem Hass auf ihn reagieren würde, damit hatte er keinesfalls gerechnet. Zumal sich überall auf der Grand Line Piratenbanden herumtrieben, diese jedoch keinesfalls so stark ausgegrenzt wurden. Warum nur machten die Leute so einen Unterschied zwischen ihnen und den übrigen Seeräubern? Während all die Trunkenbolde – wenngleich auch ein wenig mit Missfallen – von den Händlern und Kneipenbesitzern bedient wurden, wurden sie hingegen nur gemieden. Seufzend senkte Ace den Kopf ein wenig und versuchte, sämtliche höhnischen Kommentare zu überhören. Rayleigh hatte es ihm untersagt, die Leute für ihre Bemerkungen zur Rechenschaft zu ziehen. Dennoch konnte Ace nicht sagen, ob er dieses Versprechen bis zum Ende ihres Aufenthaltes hier auch wirklich einhalten könnte. Denn war der Zorn, welcher in ihm heranwuchs, kaum noch zu bändigen. Jedes Mal entflammte in Ace diese Wut, wann immer jemand es wagte, seine Eltern und seine Freude zu beleidigen. Meist war der Hass auf diese Idioten und ihre Bemerkungen so stark, dass er sich selbst kaum unter Kontrolle halten konnte. Das ein ums andere Mal hatten schon ein paar Raufbolde für ihre dämlichen Sprüche büßen müssen, auch wenn es im Nachhinein eine ordentliche Predigt von Rayleigh gegeben hatte. Aber es war ihm egal gewesen. Keine seiner Taten hatte er jemals bereut. Das war einer der ersten Entschlüsse, die er sich für sein Leben vorgenommen hatte. Egal zu welcher Zeit und unter welchen Umständen, er würde niemals etwas bereuen. Niemals! So zottelte er weiter ohne dem allseitigem Flüstern größere Beachtung zu schenken, selbst wenn die Bemerkungen sein Herz wie mit spitzen Nadelstichen traktierten. Er biss sich nur auf die Unterlippe und wanderte weiter durch die Gassen, bis seine Ohren etwas wahrnahmen. Lautes Geschrei tönte vom Wegesrand her. Ace‘ Blick folgte dem Gewirr aus Stimmen und blieb bei einem gut besuchtem Spielplatz hängen. Eine ganze Menge Kinder – teils in Ace‘ Alter, teils ein wenig jünger als er selbst – krochen auf einem Klettergerüst herum oder tobten sich auf den Schaukeln aus, während es sich die Eltern der Horde Kinder auf ein paar Bänken gemütlich gemacht hatten. Munter quatschten sie über dies und das, unterhielten sich über das Wetter und sonstigen Tratsch. Kein einziger schien dabei den sommersprossigen Jungen zu bemerken, der wie versteinert dastand und zu den Parkbänken hinüber starrte, dabei unbewusst auf seiner Unterlippe herum kaute. Eigentlich hatte er sich gleich wieder abwenden wollen. Hatte sich diesen idyllischen Anblick ersparen wollen. Denn das Bild schmerzte ihn. Es schmerzte ihn, dieses Glück mit anzusehen, wurde ihm dadurch nur wieder bewusst, das in seinem Leben jemand ganz Entschiedenes fehlte…seine Mutter! Auch wenn er es niemanden – nicht einmal seinem Vater – gestehen würde, verbot sein Stolz ihm dies, so fesselte ihn innerlich eine unvorstellbar große Qual. Viele der Erinnerungen an seine Mutter waren längst schon verblasst. Lediglich an eine Handvoll Momente mit seiner Mutter konnte sich Ace noch verschwommen entsinnen. Schöne Erinnerungen waren es wohlgemerkt, doch sie waren schwach. Und… „Hey Du!“ Plötzlich riss eine helle Stimme Ace aus seinen Gedanken und blickte gänzlich überrascht in das Gesicht eines Mädchens. Breit grinsend stand die Kleine vor ihm, sah Ace freudestrahlend an.. „Hallo. Mein Name ist Mabel… Und wie heißt du?“, fragte das Mädchen immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen, derweil Ace zunächst einmal instinktiv einen Schritt zurück wich. Argwöhnisch beäugte er die Kleine. Sie war nur wenige Zentimeter kleiner als er selbst, wenngleich sie aber vom Gesicht her wesentlich jünger erschien. Ihre braunen Haare waren zu zwei Zöpfen zusammengebunden worden, die ihr zu beiden Seiten abstandenden. „Nun sag schon, wie du heißt!“, nörgelte Mabel ungeduldig, während Ace sie immer noch musterte, dann aber zu dem Schluss kam, dass dieses Mädchen ihm nicht gefährlich werden würde. „Ace“, antwortete er kurz angebunden und wollte sich bereits wieder abwenden, als eine Hand nach seiner griff und ihn mit sich zog. „Hey, was soll das?!“, protestierte Ace lautstark, wollte sich sogleich von der Hand Mabels losreißen. „Na, du hast da so alleine rumgestanden und so traurig ausgesehen, dass du mir leidgetan hast! Deswegen habe ich entschieden, das ich mit dir spielen will“ lachte Mabel vergnügt, ehe ein leichter Rotschimmer auf ihre Wangen trat und sie leise ergänzte: „Außerdem mag ich deine Sommersprossen!“ Ace‘ Augen weiteten sich vor Verblüffung, nachdem er den Satz des Mädchens gehört hatte und war für einen Moment dermaßen weggetreten, das er sogar vergaß, sich von der Hand des Mädchens loszureißen. Und dann war es auch schon zu spät dafür, denn fand er sich nun schon inmitten einer Kinderhorde wieder. Wobei, Mabel war die einzige von allen, die sich für Ace interessierte. „Und? Was möchtest du spielen?“, erkundigte sich das Mädchen. Doch noch bevor Ace hätte etwas sagen können, wurde ihm die Entscheidung bereits von Mabel abgenommen. Leicht tippte sie gegen die Schulter des jungen Piraten. „Tipp. Du bist.“ Kichernd rannte Megan davon. Zu Beginn konnte sie sogar noch eine kleine Distanz zwischen sich und Ace bringen, stand der Junge nur wie angewurzelt da. Dann aber folgte er dem Mädchen und hatte sie binnen weniger Sekunden schon wieder eingeholt. „Du bist aber schnell“, staunte sie, als Ace vor ihr erschien und ihr somit den Weg versperrte. Ace erwiderte daraufhin nichts, sondern blickte die Braunhaarige einzig stillschweigend an. „Sag mal, mit wem spielt Mabel denn da?“ Fragend blickte eine der Mütter zu dem spielendem Mädchen und den unbekannten Jungen hinüber. Eigentlich kannte sie jedes der Kinder hier. Doch dieser Junge mit dem orangefarbenen Hut war ihr noch nie untergekommen. „Von wem redest du?“, fragte die Frau, während sie sich durch die braunen Haare fuhr und ihre Augen den Spielplatz nach ihrer Tochter absuchten. „Na von dem da.“ Die andere Frau deutete auf einen Flecken etwas abseits der Spielplatzgeräte. Mit Erstaunen wanderte der Blick der Brünetten hinüber zu ihrer Tochter und den Jungen. Auch sie kannte ihn nicht. Jedenfalls hatte sie ihn noch nie hier gesehen. Trotzdem kam ihr irgendwas an diesem Kind bekannt vor. Langsam musterte sie den Jungen, bis ihr schließlich der orangefarbene Hut in die Augen sprang. Sie blinzelte. Und blinzelte. Dann weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen, stieß sie sogleich einen spitzen Schrei aus. „DAS IST DER SOHN DES TEUFELS!“ Augenblicklich verharrten sämtliche Augenpaare auf der jungen Frau, folgten dann aber dem Fingerzeig und blieben bei Ace und Mabel kleben. „Mama“, flüsterte das Mädchen leise, derweil sich Ace Augen zu Schlitzen zusammenzogen. Schon wieder. Schon wieder diese dämlichen Sprüche, die er partout nicht leiden konnte. „Mabel, du kommst sofort hier her“, schrie die besorgte Mutter und bedeutete ihrer Tochter, zu ihr zu kommen. Kurz zögerte sie noch, schaute von ihrer Mutter zu Ace und wieder zurück. Sie konnte die Aufregung ihrer Mutter nicht verstehen. Ace war doch ganz nett. „MABEL, KOMM!“, keifte die Frau erneut, sodass die Kleine Ace lediglich einen verständnislosen Blick zuwarf, bevor sie zu ihrer Mutter lief. Auch alle anderen Kinder hatten längst Reißaus genommen und sich hinter ihren Müttern versteckt, indes sich sämtliche Männer vor den Frauen und Kindern postiert hatten. „Für das Blag gibt es doch ein ordentliches Sümmchen, oder?“, erkundigte sich einer bei seinem Nebenmann. „Ja. 57 Millionen für den Kopf des Bengels!“ „Aber weißt du, auf dieses Sümmchen würde ich sogar verzichten und dafür lieber dieses Gör‘ bis zum Tode foltern“, höhnte ein Weiterer. Keiner der Männer scherte sich überhaupt einen Deut darum, was passieren könnte, würde hier der Piratenkönig samt Pack auftauchen. Das Risiko würden sie eingehen, um wenigstens einmal ihrem Hass auf diesen Dämon Luft zu machen. Und genauso liebend gern würde auch Ace seinem Zorn freien Auslauf gewähren. Seine Hand zu einer Faust geballt, starrte er die Kerle zorntrunken an. In seinem Kopf hämmerte es. An seiner Schläfe pulsierte eine Ader gefährlich. Es fehlte nur noch ein Fünkchen. Nur noch ein Kommentar. Ein Tropfen… und das Fass in seinem Innerem würde überlaufen… „So ein Bastard hat es nicht verdient, überhaupt am Leben zu sein!“ Das war zu viel. Zu viel für die sowieso schon gereizten Nerven des Jungen. Ohne noch ein Gedanken an sein Versprechen zu verschwenden, ging er auf die Männer los. Das Letzte, das er hörte, bevor er auf den nächstbesten Idioten einschlug, war der schrille Schrei Mabels. … Ungeduldig traktierten die Finger des Dunklen Königs die Reling, seine finstere Miene war auf den Weg gerichtet, der in die Stadt führte. Es war doch einfach nicht zu fassen. Da drehte man sich einmal kurz um, damit man dem einem D die Leviten lesen konnte, und schon war der andere Plagegeist verschwunden. Aber diesmal würde Ace nicht ungeschoren davonkommen. Auch er sollte endlich mal in seinen Dickschädel bekommen, dass er sich genauso an die Regeln zu halten hat wie alle anderen. Mit bebenden Nasenflügel starrte Rayleigh weiterhin auf den Pfad, bis sich nach einer Stunde des Wartens tatsächlich die Umrisse einer Gestalt abzeichneten. Und wenn man die Größe des Herannahenden betrachtete, konnte es nur Ace sein. „Ace! Wo hast du gesteckt?“ „In der Stadt“, murmelte der Sommersprossige und verzog dabei keine Miene. Er wusste bereits, was jetzt kommen würde. Doch es kümmerte ihn nicht. „Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen? Du hast nichts in den Städten zu suchen, solange-“ Rayleigh stoppte inmitten seines Satzes, als Ace in die Nähe des Schiffes kam. Seine Augen verengten sich, während sie den Jungen fixierten. Von den Schuhen bis zum Gesicht war Ace mit etlichen Blutflecken und Spritzern übersät. „Nicht schon wieder…“, seufzte Rayleigh leise und massierte sich die Schläfen, um seine geschundenen Nerven zu beruhigen. Diese Ds würden ihm wohl oder übel noch den letzten Nerv rauben. „Sie haben es halt nicht anders gewollt!“ „Leben sie wenigstens noch?“ „Ja…leider“, antworte Ace, verzog dabei keine Miene, während er das Deck des Schiffes betrat und an Rayleigh vorbei schritt. Ace stieß ein kaum hörbares Seufzen aus. Von diesem Tag an hatte er den Kontakt zu anderen Kindern gemieden. Denn wenn er an diesem Tag eines gelernt hatte, dann dass er niemanden außer seinen Piratenfreunden vertrauen dürfte. Lieber wahrte er die Distanz zu anderen Menschen, als dass er sich dieser innerlichen Qual erneut aussetzte. Und jeder Fremde, der es wagte, sich ihm zu Nahe zu kommen, der würde dafür büßen. Auch dieser Ruffy… __________________ Ich hoffe, dieses Kapitel konnte den Grund für Ace' Hass auf Ruffy ein wenig plausibler gestalten. Es werden demnächst wohl öfters einige Flashbacks in der Geschichte vorkommen, um einige Hintergründe aufzudecken. Und ein Dankeschön für die Kommis zum letzten Kapitel. @schnullerbabe: Ich hoffe, es ist ein wenig klarer geworden, was Roger bei Ace will. xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)