Dicembre von gluecklich (26 Tage Weihnachten) ================================================================================ Kapitel 21: Neunzehnter Dezember [inkl. Fanservice-Bonus] --------------------------------------------------------- Seinen Ratschlag gegen den Kater-Kopfschmerz hatte Sawada wohl wahrgenommen (es ging wirklich nichts über Mineralwasser und Gurken gegen die Dehydration eines Rausches). Als er ihn gestern beim Mittagessen wiedergesehen hatte, hatte er relativ gesund gewirkt. Aber als Boss musste man sich ja auch gut verstellen können. Na ja, er hatte sich zumindest problemlos an den Tisch setzen und essen können, und er hatte sich mit seinen Leuten unterhalten. Danach hatte Xanxus ihn auch nicht weiter beobachtet. Der Junge hatte überlebt, er war offensichtlich etwas geschafft und ziemlich durcheinander, aber zumindest hatte Xanxus ihn nicht komplett zerstört und das war momentan eigentlich so ziemlich alles, was ihn interessierte. Wäre ja immerhin blöd, hätte er sich nichts mehr für später übrig gelassen. Oh, Scheiße, ja, er wollte mehr. Das würde kein One-Night-Stand bleiben. Das war definitiv keine einmalige Sache gewesen. Aber wenn er ihn sich das nächste Mal schnappte, würden sie zuerst einen Abstecher in Xanxus‘ Zimmer machen. Er hatte sich gedacht, dass der Abschaum eigentlich nichts Besonderes verdient hatte und das eigene Bett schon gut genug für ihn war. Und jetzt erst fiel ihm ein, dass das vielleicht ein bisschen unüberlegt gewesen war. Na ja, konnte ja mal passieren. Es war eigentlich klar, dass so jemand wie Sawada nicht einfach so etwas wie Gleitmittel in seinem Zimmer herumstehen hatte. Und Xanxus trug das Zeug nun auch nicht unbedingt in seiner Hosentasche spazieren. Er konnte sich jetzt natürlich auf die Reise durch dieses große, hässlich eingerichtete Zimmer machen, denn früher oder später würde sich sicherlich irgendetwas finden, was man stattdessen benutzen konnte. Gab genug Ausweichmöglichkeiten. Aber diese Möglichkeit hatte eben den fatalen Nachteil, dass er sich dann hier weg bewegen musste, und am Ende wahrscheinlich Tsuna auch noch eine Erklärung schuldig war, weil der nicht mal verstand, was er mit dem Zeug wollte. Ach, war doch auch egal. Würde er eben darauf hoffen, dass die minimale Nebenwirkung des Kondoms reichen würde – die wiederum trug er nämlich sehr wohl in seiner Hosentasche spazieren. Brauchte er immerhin viel öfter. Um Tsunas Arsch ging es ihm ja gar nicht wirklich. Eher um sich selbst. Aber war ja egal. Xanxus stand hier in diesem Zimmer, vor diesem Bett, auf dem dieser Junge lag, der ihn ansah, als bestünde er nur aus diesen riesigen, unschuldigen Augen, und wollte eigentlich nicht über Kondome nachdenken. Er hatte gezittert, die ganze Zeit. Xanxus konnte ihn fast immer noch unter seinen Händen spüren, wie Espenlaub, ängstlich, und doch so formbar. An diesem Abend hätte Xanxus alles mit ihm anstellen können. Jeder Faktor war auf seiner Seite gewesen – Tsuna war gleichzeitig zu betrunken, zu ängstlich und zu erregt gewesen, um sich irgendwie zu widersetzen. Xanxus war nicht sicher, wie sehr das alles letztendlich aufeinander beruht hatte. Ob Tsuna nur wegen des Alkohols so erregt gewesen war, oder ob mehr dahintersteckte – aber eigentlich war das auch ziemlich egal. Erregung war etwas Wiederkehrendes. Welche Umstände und Auslöser sie auch immer beim ersten Mal gehabt hatte, wenn sie einmal da gewesen war, konnte man sie immer wieder wecken. Zumindest, wenn man dahingehend ein solches Selbstbewusstsein wie Xanxus hatte. Mittlerweile war Sawada nackt (Xanxus selbst war irgendwann zwischendurch lediglich seine Hose losgeworden, für das Hemd war er, wie so oft, zu faul) und so, wie er da lag, wollte er sich wohl am liebsten in Embryonalhaltung zusammenrollen und wegdrehen. Konnte Xanxus verstehen. Der Junge war zu schmächtig für sein Alter, selbst für einen Japaner. Die Größe stimmte halbwegs, aber der Rest eben irgendwie nicht. Xanxus wusste, dass er sehr wohl trainierte, aber es schien, als habe sein Körper für ihn beschlossen, dass er irgendwo eben doch der ewige Loser bleiben würde. Er war schmal, mit dünnen Armen, einer Hühnerbrust und Rippen, auf denen man Klavierspielen konnte, und um seine Beine hätte ihn so manche Frau wahrscheinlich beneidet. Hier und da war mittlerweile die ein oder andere Narbe, Tsuna hatte nun auch schon einige Kämpfe hinter sich, aber gegen die bleiche, bebende Haut fielen die kaum auf. Xanxus hatte längst aufgehört, darüber nachzudenken, wie abartig das hier war. Scheiße, er war drauf und dran, Vongola Decimo zu vögeln, das sollte man in seiner Position eigentlich nicht unbedingt machen, schon gar nicht, wenn man gerade hatte versuchen wollen, ein Arbeitsverhältnis mit dem Idioten aufzubauen. Aber war ja nicht Xanxus‘ Schuld, wenn das nicht klappte. Er war hier nicht derjenige, der sich so gab, dass man sich als gestandener Mann irgendwelche Sekretärinnen suchen musste, um nicht den halben Tag mit einem Ständer rumzulaufen… Oder so ähnlich. Tsuna hatte die Augen zusammengekniffen und lag verkrampft auf dem Bett, auf dem Xanxus mittlerweile ebenfalls kniete. Er beugte sich hinab und aus heiterem Himmel verschwanden seine Zähne in Tsunas Schlüsselbein, und der Junge fuhr zusammen und gab einen Laut von sich, der fast wie ein Quieken klang, und Xanxus war lang nicht mehr so amüsiert gewesen. Er war eben nicht so der Typ fürs Sanftsein und Streicheln, bevor es zur Sache ging. Er war nicht einmal wirklich der Typ fürs Anfassen. Er hatte Tsuna noch ein paar Mal zum Zucken und Fiepen gebracht, als er sich wieder aufrichtete und ein weiteres Mal triumphierend über ihm kniete. »Umdrehen.« Wie auf Knopfdruck sprangen Tsunas Augen auf. Er öffnete den Mund, atmete tonlos aus, atmete wieder ein und schluckte hörbar. »W-Was?« Xanxus zog die Brauen hoch und erfreute sich ein weiteres Mal in seinem Leben daran, dass allein diese Bewegung schon als Drohgebärde reichte. »Ich wiederhol mich nur ungern.« Eine Sekunde noch lag Tsuna da und starrte ihn ungläubig an, dann schloss er den Mund wieder und handelte. Spätestens jetzt war zweifelsfrei sichtbar, dass er ein reines Nervenbündel war – er zitterte so stark, dass er Schwierigkeiten hatte, sich abzustützen, und brauchte fast doppelt so lang, wie man normalerweise brauchen sollte, um sich einfach nur auf den Bauch zu drehen. Und dann lag er wieder da. Auf dem Bauch. Trottel. Xanxus legte seine Hände links und rechts an sein Becken, und ein weiteres Mal war Tsuna unter ihm wie ein einziges Erdbeben, eine Erschütterung nach der anderen. Ja – Xanxus hatte kalte Hände. Immer. Aber das war auch nur eine Frage der Gewöhnung. Mit einem einfachen Ruck war Tsunas Unterleib angehoben und seine Knie wieder stützend auf der Matratze. Xanxus ließ ihn dennoch nicht los, und als er bemerkte, wie Tsuna ihm, nur kurz, über die Schulter hinweg einen mehr als nur zweifelnden Blick zuwarf, musste er grinsen. »So ist es bequemer für uns beide, glaub mir«, sagte er nur. Ob er ihm das wirklich glaubte oder nicht, erfuhr er nicht. War ihm aber sowieso ziemlich gleich. Xanxus‘ Finger glitten über seinen Rücken, Scheiße, er war viel zu klein, viel zu zart, schrie viel zu sehr danach, zerstört zu werden. Alles an ihm. Er vergrub seine Hand in Tsunas Haaren, die so dicht waren, dass man gar nicht anders konnte, als darin eine Faust zu ballen und zu ziehen und seinen kläglichen Protest zu ignorieren, weil es nichts Besseres gab, um sich die eigene Macht spüren zu lassen, nichts Besseres als das hier. Xanxus saß still hier in seinem Zimmer am Tisch, gegenüber von Squalo, der genauso still da saß, und sie mussten schreiben und nachprüfen und Pläne entwerfen, damit sie für die Idioten in Italien ihre Aufträge koordinieren konnten, weil weiterhin alles laufen musste, wenn die Chefs nicht im Haus waren. Und Xanxus schrieb und prüfte nach und entwarf und koordinierte, und obwohl er am Sonntagmittag ständig mit den Gedanken in Freitagnacht war, funktionierte es verdammt gut. Besser als sonst. Er war schlicht und einfach befriedigter denn je. Sawadas Proteste waren fließend in Zustimmungen übergegangen, Xanxus wusste, dass er ihm immer noch verdammt wehtat, und er hatte auch nicht vor, damit aufzuhören, aber der Junge schien sich erfolgreich damit abgefunden zu haben, denn es klang überhaupt nicht mehr, als wolle er irgendetwas stoppen. Xanxus‘ Finger umgriffen noch immer einerseits sein Haar und andererseits seine Hüfte, und ihm war warm, und es war anstrengend, und es ging Ruck für Ruck durch seinen Körper, wenn er sich und Tsuna und das ganze verdammte Bett nach vorn warf und ihre Becken gegeneinander prallten und es Sekunde für Sekunde klang, als würde die kleine Lunge unter ihm aufgeben und zusammenbrechen, und es war so scheiße gut. So scheiße gut. Und als er kam, riss er an Tsuna und zog seinen Oberkörper hoch, und seine andere Hand hielt nicht mehr nur seine Hüfte, sondern seinen ganzen Bauch und er biss in seinen Hals und schmeckte Blut und ballte die Faust und spürte lose Haare, und er hörte irgendjemanden aufschreien und keuchen und wimmern, bevor er sein Haar begnadigte und die Hand stattdessen auf Tsunas Mund drückte, weil er noch nicht fertig war. Weil er immer noch Kraft loszuwerden hatte. Weil es noch nicht reichte. Xanxus atmete leise durch. Er biss für einen kurzen Augenblick die Zähne zusammen, dann trank er einen Schluck und machte weiter. Squalo warf er nur einen flüchtigen Blick zu. Der war beschäftigt, und das war wahrscheinlich auch viel besser so. Es war lang her, dass eine Erinnerung an irgendetwas so lang so klar in seinem Kopf geblieben war. Das galt es auszukosten. Wie tot fiel Tsuna zurück auf die Matratze. Xanxus stützte seine Hände links und rechts von seinem Kopf auf dem Kissen ab, blieb noch einige Momente über ihm knien und atmete, atmete einfach nur und kühlte wieder runter und kam zur Ruhe. Dann erst rollte er sich zur Seite und ließ sich neben ihn fallen. Tsuna zitterte noch immer und er sah, wie er die Augen zusammengekniffen hatte und schwer und laut atmete. Xanxus wandte den Blick der Decke zu und grinste matt. Er stand auf diese beschissenen roten Wangen. Er stand auf diesen ganzen Mist. »Dir geht’s besser, hm?«, fragte Squalo, ohne aufzusehen. Auch Xanxus betrachtete weiterhin seine Papiere, als er sich ein breites, dämliches Schmunzeln gönnte, damit er nicht lauthals lachen musste. »Definitiv.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)