Dicembre von gluecklich (26 Tage Weihnachten) ================================================================================ Kapitel 2: Zweiter Dezember --------------------------- Tat er dann auch. Aber erst später. Zunächst einmal wachte er am Morgen gegen halb zwölf auf und hatte Kopfschmerzen. Trotz des Alkohols hatte er nicht besonders gut geschlafen. Er war wie ein Mensch, der erstens nicht schnell betrunken wurde und zweitens grundsätzlich lang brauchte, um einzuschlafen. Gestern hatte er noch länger gebraucht. Weil sein Zimmer neben dem von Squalo lag. »Knebel sie das nächste Mal«, befahl er, als sie sich zum ersten Mal beim Frühstücksbüffet über den Weg liefen. »Und du selbst hältst einfach die Schnauze. Und ziehst die Schrauben an deinem Bett fest, capisce?« »Dir auch einen guten Morgen, Xanxus«, sagte Cat, hörbar müde, und erschien einfach so neben Squalo. Verdammt unfair, dass man sie hinter ihm einfach nicht sah. Xanxus betrachtete sie, dann das bläulich verfärbte Bissmal an ihrer Halsbeuge, dann sah er wieder zu Squalo, der vergeblich versuchte, sich das Grinsen zu verkneifen. »Mal sehen«, meinte er und Xanxus hätte ihm am liebsten in die Eier getreten. Cat verschwand ohne einen weiteren Kommentar an den Tisch, an dem sich Kiki und Black Jack bereits mit Brötchen bewarfen, und Xanxus und Squalo suchten sich einfach den Tisch, von dem sie sich die meiste Ruhe erhofften. Noch war er leer und etwas abgeschieden vom Rest. Vielleicht hatte man den absichtlich für sie so hingestellt, damit es zu keinen Todesfällen kam. Xanxus konnte für nichts garantieren. Er aß nichts, weil er morgens nie etwas aß. Stattdessen sah er dabei zu, wie auch Levi, Luss und Bel noch dazukamen und sich benahmen wie die Schweine, und war einfach nur da. Als sich Mammon schließlich noch zu ihnen setzte, fiel ihm auf, dass sich ein großer Teil hier im Speisesaal wohl gar nicht an ihnen sattsehen konnte. Klar, sie saßen hier in zivil (was für ihn und Squalo trotzdem ein Hemd und für ihn trotzdem eine Krawatte bedeutete) und frühstückten. Das war wohl ein gleichermaßen seltenes und groteskes Bild, aber daran würden sich die Idioten auch gewöhnen müssen. Xanxus war schon froh, dass sich die Varia trotz allem benehmen konnte wie immer und das auch immer tun würde. Bels Platz sah aus wie ein Schlachtfeld und die Pappnasen waren gerade fertig mit ihrem Frühstück, als irgendwo im Saal jemand gegen ein Glas hämmerte – Xanxus hasste dieses Geräusch jetzt schon – und Sawada sich erhob. Eine Rede früh am Morgen. War ja prima. Xanxus versuchte, nicht zuzuhören, was ihm auch bruchstückweise gelang. Er bekam mit, dass der Abschaum sich natürlich freute, dass alle hier und gut angekommen waren. Dass er ein wenig aufgeregt war (Idiot, dachte Xanxus), weil das hier ja eine Premiere war, und deshalb umso mehr hoffte, dass alle hier ihren Spaß hatten. Adventszeit, blabla… Familie und so weiter. Bullenkacke. Schließlich rief er noch alle dazu auf, schöne Feiertage miteinander zu verbringen und Xanxus war kurz davor, sein Glas nach ihm zu werfen, dann setzte er sich wieder hin. Gott, er hatte keine Ahnung, ob er diesen Monat wirklich würde überstehen können. Wahrscheinlich würde es sich darauf belaufen, dass er in jeder freien Minute weit weg ging und dort sinnlos Menschen tötete, einfach nur, weil er sonst hier Amok laufen musste und das nicht wollte. So sehr ihn das auch anpisste, er konnte nicht einfach die halbe Vongola verprügeln. Und außerdem wäre ihm so eine Aktion irgendwie peinlich. Die folgende Zeit verbrachten er und Squalo mit Arbeit. Zumindest mit dem, was die beiden problemlos als Arbeit bezeichnen konnten. Sie saßen auf einem der Balkone in der Kälte und unterhielten sich. Über die Arbeit. An Papierkram hatten sie sich so einiges nach Japan mitgenommen, aber darauf hatte natürlich auch keiner der beiden Lust. So genervt waren sie dann doch nicht. Also sprachen sie einfach darüber, wer als nächstes sterben musste, wen sie auf welche Mission schicken konnten und wieso ihre Untergebenen alle so gehörnte Volltrottel waren. Und beim Mittagessen quatschte sie ihn schließlich an. Sie fing ihn mit einem vorsichtigen Lächeln ab, als er sich gerade auf den Weg aus dem Saal machen wollte, und stellte sich vor. Irgendeine unwichtige Cavallone-Tussi, sie nannte auch ihren Namen, aber Xanxus hörte ihr nicht aufmerksam genug zu, um sich den auch nur eine Minute lang zu merken. Viel lieber hörte er sich an, wie sie ihn vollbrabbelte darüber, dass sie schon so viel von ihm gehört hatte und ihn unglaublich interessant fand, und als sie fragte, ob er ein wenig Zeit für sie hätte, ließ er sich sogar zu seinem besten herablassenden Lächeln bewegen und sagte zu. Sie redete von unglaublich vielen Dingen, die Xanxus einen Scheißdreck interessierten, aber sie sah gut aus und sie war offensichtlich ziemlich dumm. Das waren die besten Voraussetzungen, also spielte er brav den geheimnisvollen, aber charmanten Zuhörer (er konnte diese Rolle mittlerweile ziemlich gut) und ließ sie sogar beim Abendessen mit ihnen am Tisch sitzen. Weil Xanxus natürlich trank, bestellte sie sich auch irgendwann etwas Alkoholisches, und als Xanxus damit fertig war, bestellte er ihr noch etwas, und dann wurde die Sache erst richtig unterhaltsam. Weil ihr Name ihm weiterhin egal war und sie höchstwahrscheinlich sein One-Night-Stand für den zweiten Dezember werden würde, nannte er sie gedanklich Seconda und sah völlig ruhig dabei zu, wie sie sich in das Vorhaben hineinsteigerte, sich möglichst offensichtlich an ihn ranzumachen. Der Speisesaal war schon fast leer, als Xanxus sich schließlich erhob und ihr mitteilte, dass sie ihren Arsch ihm hinterher schwingen sollte. Sie habe die Ehre, mit in sein Zimmer zu kommen. Wahrscheinlich würde er sie sogar übernachten lassen. Dann konnte sie am nächsten Morgen noch ein wenig die Tatsache anhimmeln, dass sie neben ihm aufgewacht war, bevor er ihr zu spüren gab, dass das hier eine einmalige Sache war. Diesmal hörte er nichts von nebenan. Seconda war einigermaßen gut im Bett und so konnte Xanxus diesmal auch einigermaßen befriedigt einschlafen, obwohl er nach dem einigermaßen unterhaltsamen Sex dennoch einigermaßen lang dafür brauchte. Es bestand also die Hoffnung, dass die Scheiße hier mit der Zeit einigermaßen erträglich werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)