Frances von elfogadunk ================================================================================ Prolog: Der Abschiedsbrief -------------------------- Zufrieden legte Frances ihre Schreibfeder zur Seite und nahm den Brief, den sie soeben fertig gestellt hatte, in die Hand, um ihn noch einmal durchzulesen. „Verehrter Herr Vater, wenn Ihr diesen Brief lest, werde ich mich mit aller Wahrscheinlichkeit bereits auf einem Schiff befinden, dessen Reiseziel sogar mir selbst zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt ist. Ich getraue es mir nicht auszumalen, wie groß Euer Groll auf mich nach meinem Verschwinden wohl sein wird. Dennoch kann ich nicht anders als diesen Schritt zu wagen und mich aus Eurer Obhut zu befreien. Ich habe Euch nie den Sohn, den Ihr Euch so sehr gewünscht habt, ersetzen können und das habt Ihr mich auch stets spüren lassen, selbst wenn dies nicht in Eurer Absicht gelegen haben sollte. Aus diesem Grunde denke ich, dass es für uns beide das Beste sein wird, wenn sich unsere Wege nun trennen. Ich danke Euch von Herzen für alles, was Ihr für mich getan habt und werde Euch auf ewig in Erinnerung behalten. Lebt wohl. Frances“ Sie faltete das Papier sorgfältig zusammen und legte es gut sichtbar auf ihr Bett. Anschließend band sie ihr langes, dunkelblondes Haar zu einem Zopf zusammen und warf sich die alte, lederne Tasche, in der sie ihre wichtigsten Habseligkeiten verstaut hatte, über die Schultern. Nach einem letzten prüfenden Blick in den mannshohen, neben ihrem Bett befindlichen Spiegel, der ihr noch einmal versicherte, dass sie in ihrer von einem Diener erkauften Kleidung nicht mehr aussah wie die Tochter eines gut betuchten Kaufmannes, löschte sie die kleine Öllampe, die auf ihrem Schreibtisch stand und tauchte somit ihr Zimmer in völlige Dunkelheit. Auf Zehenspitzen schlich sie durch das große Herrenhaus und achtete dabei penibel darauf, kein auch noch so kleines Geräusch zu verursachen, das ihre Flucht im letzten Augenblick doch noch hätte verhindern können. Mit Bedacht schlich sie die langen, dunklen Korridore entlang, lief leise die große Eichentreppe herunter, die in der mit Marmor gefliesten Eingangshalle mündete. Wenige Augenblicke später zog sie schließlich vorsichtig die große Eingangstür des Hauses hinter sich ins Schloss, lehnte sich mit dem Rücken an das schwere Holz und atmete tief durch. Dann machte sie sich eiligen Schrittes auf den Weg zum nicht weit entfernten Hafen. Sie schaute nicht zurück – auch wenn ihr bewusst war, dass sie nie wieder an diesen Ort zurückkehren würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)