Desiderosa von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Aufbruch ------------------- Während er seinen Aalhund für die Nacht festband, klangen ihm immer noch die Worte seines Onkels von vor ein paar Tagen in den Ohren nach. Der alte Mann war nicht sonderlich begeistert gewesen, als Zuko den Wunsch geäußert hatte, sich auf die Suche nach seiner Mutter zu begeben - und das alleine. Er hatte ihm sehr ins Gewissen geredet, dass es unklug wäre, jetzt den Thron alleine zu lassen, dass die Menschen Fragen stellen würden. Und ungeduldig würden, wenn sie keine Antwort erhielten. Nicht einmal seine Freunde hatte er großartig in dieses Unterfangen eingeweiht, lediglich Aang schien etwas geahnt zu haben, aber dieser war so umsichtig gewesen, zu den anderen nichts zu sagen. Und Zuko war ihm dankbar dafür, er war sich sicher, dass sie ihn hätten begleiten wollen, hätte er seine Karten offen auf den Tisch gelegt. Das war eine Sache, die er alleine tun wollte... musste. Nun denn, Zuko musste zugeben, dass die Einwände seines Onkels berechtigt gewesen waren. Immerhin ließ er den Thron wirklich für eine geraume und vor allem unbestimmte Weile alleine und auch, wenn sie jetzt in Zeiten des Friedens lebten, so währte dieser noch nicht so lange, als dass man sich auf den Lorbeeren ausruhen konnte. Zuko wusste das und ein bisschen schlechtes Gewissen begleitete ihn, aber er wusste auch, dass wenn der diesem Drang nicht nachgab, seine Fragen bis an sein Lebensende unbeantwortet blieben. Er hatte in letzter Zeit so häufig von ihr geträumt, von jener Nacht, als sie fortgegangen war und ihn mit einem Haufen Fragen zurückgelassen hatte. Irgendwann hatte er es nicht mehr ausgehalten und sogar seinen Freunden war aufgefallen, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. So war er zu dem Entschluss gekommen, dass es so nicht weitergehen konnte. Wenn er krank würde und er hatte sich bereits so gefühlt, dann wäre er seinem Volk erst Recht kein guter Herrscher. Es wäre ja nicht für lange, hatte er seinen Onkel beschwichtigt, der sich schlussendlich zähneknirschend dazu bereit erklärt hatte, die wichtigsten Dinge, sollten welche anfallen, in seinem Sinne zu regeln. So war der junge Feuerlord nun bei Nacht und Nebel vor drei Tagen aufgebrochen, nichts weiter als ein wenig Proviant, seine zwei Kurzschwerter und das Reittier im Gepäck und die edle, wallende Kleidung hatte er (mit Freuden) durch ähnliche eingetauscht, wie er sie früher getragen hatte. Damals, als er auf der Suche nach sich selbst gewesen war. Innerlich zerrissen und ruhelos. Verbannt und verstoßen. Ein Gutes hatte es gehabt. Er kannte beinahe jeden Winkel seines Landes und auch die größten Teile des Erdkönigreiches. Und er hatte damals Freunde gefunden. Die Sonne war bereits untergegangen, als er mühelos ein kleines Feuer entzündete. Die Nächte waren recht kühl hier draußen. Stille. Nur das angenehme Knistern des Lagerfeuers und Zuko starrte eine Weile in das vertraute Spiel der Flammen. Wann hatte er das letzte Mal Zeit gehabt, die Stille zu genießen? Die Einsamkeit als angenehm zu empfinden? Nicht als drückend. Natürlich, früher war er eine Zeit lang alleine unterwegs gewesen, aber da hatte er sie noch nicht zu schätzen gewusst. Seit seiner Inthronisierung, welche nun schon eine Weile zurücklag, hatte er immer jemanden um sich gehabt. Sei es sein Onkel, welcher weiter an seiner Philosophie festhielt, die tägliche Tasse Tee gehöre zu einem ausgeglichenen Leben dazu, die Bittsteller, die drei Mal die Woche zu ihm vorgelassen wurden, die Exkursionen in die zerstörten Teile des Reiches, die er nur in Begleitung seiner Garde zu machen pflegte, oder seine Freunde, die des Öfteren um ihn waren, eben weil sie seine Freunde waren. Und, wenn er einmal alleine war, dann wartete natürlich noch viel Formelles um das er sich zu kümmern hatte. Zuko beschwerte sich keinesfalls darüber, er trug diese Last gerne, dennoch sehnte er sich insgeheim manchmal danach, einfach tun und lassen zu können, auf was er gerade Lust hatte, wie wohl jeder andere junge Mann in seinem Alter. Zukos Blick löste sich von den züngelnden Flammen und wandte sich zu dem klaren Sternenhimmel empor, während ihm abermals die Frage durch den Kopf schoss, wo er denn mit seiner Suche beginnen sollte. Nirgends hatte es einen auch nur kleinen Anhaltspunkt über den Verbleib Ursas gegeben, es war beinahe so, als sei die Frau komplett aus allen Annalen gestrichen worden und das erschwerte die Sache ungemein. Vielleicht war es ein wenig kopflos, dass er sich so ohne sich Gedanken gemacht zu haben auf den Weg gemacht hatte, aber länger hätte er beim besten Willen nicht mehr warten können. Vielleicht sollte er sich einfach von seinen Instinkten leiten lassen. Zukos Schlaf war diese Nacht zwar leicht, aber erholsam und als er am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich fast, wie neu geboren. Wenn man so lange durch die Welt gezogen war, wusste man, dass ein zu tiefer Schlaf einen locker das Leben kosten konnte. Selbst, wenn die kriegerischen Zeiten vorbei waren und auch, wenn er bezweifelte, dass außer ihm jemand hier draußen war, die damalige Zeit war nicht spurlos an ihm vorübergezogen und alte Gewohnheiten konnte man bekanntlich nur schwer ablegen. Von irgendetwas hatte er in der Nacht geträumt, von irgendetwas Wichtigem, wenn er sich doch nur erinnern könnte ... Ein Hinweis, eine Richtung, in die sein Weg ihn führen sollte. Der junge Mann kippte sich an einem kleinen Bach, welcher unlängst seines Nachtlagers friedlich dahinplätscherte, einen Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht und kam zu dem Schluss, dass wenn es wirklich so wichtig war, es ihm mit Sicherheit bei der rechten Gelegenheit wieder einfallen würde und so sattelte er wenig später sein Reittier und lenkte es aufs Geratewohl in eine bestimmte Richtung. Die kühle Morgenbrise war angenehm auf der Haut und weckte die Lebensgeister und er schloss einen Moment die Augen um den Wind zu genießen. Wie friedlich die Welt auf einmal war. Kaum vorzustellen, dass bis vor etwas mehr als einem Jahr Krieg und Leid das Land beherrscht hatten. Natürlich war ihm bewusst, dass viele Menschen, insbesondere jene, die in den ländlicheren Gebieten ihre Heime verloren hatten, immer noch mit dem Wiederaufbau ihrer Existenz zu kämpfen hatten und die Narben in den Herzen der Menschen würde wohl auch noch eine Zeit brauchen, bis es heilen würde. Wenn überhaupt. 100 Jahre Krieg hinterließen Spuren. Aber sie machten Fortschritte und das war der entscheidende Punkt. Zuko ritt eine ganze Weile in eine bestimmte Richtung, doch plötzlich fiel es ihm, wie Schuppen von den Augen und als er seinen Aalhund unbeabsichtigt grob am Zügel zerrte, damit dieser stehen blieb, gab dieser ein anklagendes Geräusch von sich. Natürlich, der Traum. Die Familie seiner Mutter. Soweit er wusste, hatte Ursa einmal erwähnt, dass sie irgendwo an der südlichen Grenze des Reiches lebten, allerdings war er nie dort gewesen, geschweige denn, dass er wusste, wie sie lebten, oder gar aussahen. Jetzt, wo er so darüber nachdachte erschien es ihm als zu simpel. Dennoch war es mehr, als er bis jetzt hatte und so wendete er das Reittier um es in die entsprechende Richtung zu lenken. Bis zur südlichen Grenze waren es von hier aus mindestens noch 12 Tagesritte, wenn man ein schnelles Tempo vorlegte. Er war ungefähr zwei Tage unterwegs ehe eine Stadt in Sicht kam, in welcher er eine Zwischenrast einlegen und seinen Proviant aufzufüllen zu gedachte. Vorsorglich jedoch zog er sich einen Mantel mit tief sitzender Kapuze über, welche das Gesicht größtenteils im Schatten ließ - dass man ihn an seiner Narbe allzu schnell erkannte war ein altbewährtes Problem und es musste nicht unbedingt bekannt werden, dass Seine Majestät persönlich nichts Besseres zu tun hatte, als alleine auf einem Aalhund durch die Gegend zu streunen, mit einem, zugegeben, leicht egoistischen Ziel vor Augen. Dinge, die er eigentlich andere Leute hätte erledigen lassen können, aber was er nicht gewollt hatte. Das war etwas sehr Persönliches. Zuko hing der Magen gelinde gesagt in den Kniekehlen und alle Knochen taten ihm weh - missmutig stellte er fest, dass er es wohl einfach nicht mehr gewohnt war, solche langen Strecken auf einem Reittier zurückzulegen und beschloss, als erstes, einen Rasthof aufzusuchen. Er entschied sich bewusst für einen mittelklassigen, je weniger Aufsehen er erregte, desto besser. Wenig später band Zuko seinen Aalhund an einen der vorgesehenen Plätze, wo dieser sofort glücklich und leicht grunzend seine Schnauze in der Wassertränke vergrub, dann tätschelte er dem Tier flüchtig den Hals und betrat wenige Augenblicke später den Rasthof. "Willkommen, mein Herr, wie kann ich Euch dienen?", wurde er auch im nächsten Moment schon von dem Inhaber des Rasthofes angesprochen und Zuko stellte mit Abscheu fest, dass dieser ihn wohl genau musterte, wie wohlhabend, oder ärmlich er war und so antwortete er reserviert, während er sich die Kapuze automatisch tiefer ins Gesicht zog, damit sie ja die Narbe verdeckte: "Ein Zimmer für eine Nacht." Dabei ließ er seinen Blick kurz schweifen. "Sehr wohl, ich werde eben sehen, was wir noch frei haben." Dabei zückte der Mann kurz ein Buch und ließ die Augen über die Zeilen fliegen, "Ah, ein Zimmer im ersten Stock mit Ausblick auf die Innenstadt wäre noch frei, allerdings muss ich auf die Bezahlung im Voraus bestehen." Zukos Blick verdüsterte sich. Sah er so heruntergekommen aus, dass man befürchten musste, er würde die Zeche prellen? Ansonsten blieb seine Miene jedoch unbewegt. "Wie viel?" "Drei Silberstücke, ein heißes Bad und Abendessen und Frühstück haben nochmal einen Aufschlag von zwei Silberstücken." Der junge Feuerlord zog die Augenbrauen hoch - das war ja Wucher. Dann kramte er seelenruhig in einem Beutel und förderte ein Goldstück zu Tage, welches er dem Mann unauffällig in die Hand drückte und fügte kühl hinzu: "Seht zu, dass mein Reittier etwas zu Fressen kriegt." Dem Mann fiel sofort seine Mimik aus dem Gesicht und stotterte, "S-sehr wohl, mein Herr!" Dann klatschte er kurz in die Hände und bellte den Namen von einem seiner Angestellten, er möge ihn kurz vertreten, während er selbst die 'ehrenvolle' Aufgabe übernahm seinen Gast zu dessen Zimmer zu geleiten. Wenig später, als er endlich alleine war, atmete er genervt aus. So ein unsympathischer Kerl. Der junge Mann überlegte, sich zum Essen nach unten zu begeben. Besser er beeilte sich damit, und ging dann auch froh schlafen, damit er am nächsten Morgen so früh es ging, wieder aufbrechen konnte. Jet hatte die letzten Tage kaum ein Auge zugetan und war fast komplett durchgereist. Da er sich kein Reittier leisten konnte, hatte er den Weg eben zu Fuß zurücklegen müssen. Dementsprechend erschöpft war er, als er endlich die Tore der nächsten Stadt erblickte. Er wusste noch nicht genau, was ihn hier erwartete, aber auf einen Versuch kam es an. Abwesend zählte der junge Mann sein Geld und stellte mit düsterer Miene fest, dass es höchstens noch für eine warme Mahlzeit reichen würde. Dann würde also die Zeit des Stehlens wieder anfangen. Kein Problem. Er stahl ohnehin nur von Bürgern der Feuernation, in seinen Augen gab es keinen Unterschied vom armen Bauern zum brutalen Soldaten. Sie waren alle gleich und hatten es nicht besser verdient. Wenig später schlenderte er durch die Straßen der Stadt auf der Suche nach einem Gasthof, der für ihn irgendwie bezahlbar war - der Magen hing ihm in den Kniekehlen. Es brauchte nicht lange, ehe er einen fand und wenig später drückte er die Tür auf. Ein angenehmer Geruch von frisch gekochtem Essen stieg ihm sofort in der Nase und beinahe hätte er begonnen zu sabbern. Dann verzog der junge Mann kurz das Gesicht. War es schon so weit mit ihm gekommen? Sein Blick schweifte kurz durch den Raum und als er einen Tisch in einer Ecke erspäht hatte, bewegte er sich darauf zu. Jet konnte es absolut nicht abhaben, mit dem Rücken im Raum den Menschen zugewandt zu sitzen. Man konnte ja nie wissen, man konnte ja immer etwas verpassen. Als er sich niederließ glitt sein Blick noch einmal über die anwesenden Personen, viele waren nicht hier, allerdings ... Als sein Blick an jemand bestimmten hängen blieb, war ihm tatsächlich für einen Augenblick so, als erkannte er in dessen Gesicht irgendetwas ... Allerdings hatte er keine Möglichkeit mehr, genauer herauszufinden, ob er sich getäuscht hatte ... Ein Gesicht, an das er sich definitiv erinnerte, das er aber im ersten Moment nicht genau zuordnen konnte. Dass der Fremde seine Kapuze tiefer ins Gesicht zog, machte die Sache auch nicht unbedingt einfacher. Beinahe wäre er erschrocken, als ihn ein Kellner angesprochen hatte und mürrisch bestellte er etwas, das für sein Geld noch drin war. Der Mann rümpfte abwertend den Blick und sagte, er könne ihm etwas Suppe und Brot bringen. Jet stimmte zu und kurz darauf ging der Mann davon, um das Gewünschte zu bringen. Er versuchte, seine Gedanken auf etwas anderes zu konzentrieren, aber jetzt war es ihm unmöglich. Er hatte es im Gefühl. Er musst herausfinden, wer es war. Zuko für seinen Teil hatte Jet sehr wohl erkannt. Im ersten Moment. Das ... konnte doch nicht sein...? War derjenige, den er sich sicher war, zu sehen nicht vor eineinhalb Jahren am Laogaisee gestorben? Er hatte es doch mit eigenen Augen gesehen, Katara hatte ihn in ihren Armen gehalten und geweint, als er seinen letzten Hauch getan hatte ... Hatte sie doch, oder...? Zugegeben, er hatte zu jenem Zeitpunkt andere Sorgen gehabt und Jet nicht weiter Beachtung geschenkt und mit einem Mal war er sich nicht mehr so ganz sicher ... Allerdings wäre es äußerst ungut, wenn er ihn erkannte und so hatte er sich die Kapuze tiefer gezogen, in der Hoffnung, dass das nicht allzu verdächtig wirkte. Bemüht seelenruhig begann er zu essen, als man ihm wenig später eine warme Mahlzeit brachte, den anderen jungen Mann dabei stets aus dem Augenwinkel beobachtend. Jet war jetzt so gar nicht mehr nach essen zumute. Er fühlte sich beobachtet. Abwesend löffelte er die Suppe in sich hinein, die man ihm wenig später brachte. Woher nur ... Woher nur kam ihm dieses, im Schatten liegende Gesicht so bekannt vor...? Derjenige, um den seine Gedanken momentan kreisten stand bald auf - Jet hatte sich extra Zeit gelassen beim Essen - und sprach ein paar gedämpfte Worte zu dem Gastwirt, dann zog er sich in Richtung Treppen, wo die Gästezimmer lagen zurück. Nur ein kleiner Dreh mit dem Gesicht, ein winzig kleines blitzen vernarbte Haut und er war sich mit einem Mal sicher. Jet biss sich auf die Unterlippe. "Na, sieh mal einer an", knurrte er leise in sich hinein und verengte die Augen. Eilig winkte er den Gastwirt herbei, um diesem zu bedeuten, dass er zahlen wollte, dann verließ er die Gaststätte mit schnellen Schritten. Als er sich kurz darauf draußen umdrehte und seinen Blick über die Reihen der Fenster gleiten ließ, stand sein Entschluss fest. Da war noch eine Rechnung offen. Zuko war auf der Hut. Hatte ihn der junge Mann erkannt? Verdächtig verhalten hatte er sich zumindest nicht. Es hatte kein Anzeichen gegeben, aber dennoch riet ihm sein feines Gespür, vorsichtig zu sein. Er sollte wohl heute mit dem Schlafen gehen ein wenig warten. Er hatte ein Zimmer, das recht weit oben gelegen war, dennoch wollte er es nicht darauf ankommen lassen und verschloss, trotz der sommerlichen Schwüle das Fenster, schob den Riegel vor. Er wollte morgen sehr früh wieder weiter. Eine Stunde bereits war es her, dass das Licht in jenem Fenster ausgegangen war, in dem Jet seinen alten Bekannten vermutete. So langsam, dachte er, könnte er es wohl wagen. Im Schatten der Häuserwände huschte der junge Mann zu der Wand des Gebäudes, sah sich hastig um, ob ihn irgendjemand beobachtete und griff dann flink nach einer Sprosse des Rankengitters, welches sich zur Zierde an der Außenwand befand. Lautlos kletterte er daran empor, bis er ebenjenes Fenster erreicht hatte, wo er seinen alten Bekannten vermutete und spähte mit zusammengekniffenen Augen hinein. Er konnte nur Schatten erkennen, aber es schien still zu sein. Gut. Natürlich rechnete er damit, dass das Fenster von innen verriegelt war, Lee hätte ihn doch sehr enttäuscht, wenn er auf so etwas nicht geachtet hätte. Beinahe geräuschlos schob er eines seiner Hakenschwerter durch den schmalen Spalt und knibbelte solange daran herum, bis der Riegel aus seiner Verankerung gehoben war und die Fenstertüren nachgaben. Einen Moment noch lauschte er auf irgendein Geräusch, das verriet, dass sein Opfer ihn bemerkt hatte, aber es blieb still. Lautlos glitt er ins Zimmer hinein und näherte sich dem Schlafenden ebenso leise. Adrenalin wurde durch seinen Körper gepumpt, sein Herz schlug schneller. Er könnte ihm einfach so im Schlaf die Kehle durchschneiden, schoss es ihm durch die Gedanken. Jet war noch nie ein Mann von Fairness gewesen. Andernfalls hätte er wohl kaum so lange überlebt. Er beugte sich zu dem Schlafenden herab, wollte wirklich ganz sicher gehen ... Und genau in diesem Moment ruckte Zuko herum, nur um dem ihm eines seiner Kurzschwerter seitlich an den Hals zu pressen, sodass es in die Haut drückte, und sie geradeso nicht durchbrach. "Vorsicht", zischte er leise, während er den direkten Blickkontakt suchte, "So einfach lass ich mich nicht überrumpeln - was willst du von mir? Eine plausible Antwort wäre jetzt von immensem Vorteil." Natürlich wäre es auch ein Einfaches gewesen, Feuer einzusetzen, um sich Jet vom Leib zu halten, aber nicht zuletzt sein Onkel war es gewesen, der ihm beigebracht hatte, diese Fähigkeit klug zu gebrauchen. Feuer rief schnell andere Menschen auf den Plan und das letzte, was er wollte, war Aufsehen zu erregen. Zuko hatte schon so etwas geahnt und vorsichtshalber darauf verzichtet, wirklich zu schlafen. Die Schwerter hatte er ohnehin immer in Reichweite. Nur für alle Fälle. Jet starrte einen Moment ausdruckslos zu Zuko hinab, das Raubtiergold dessen Augen schien ihn seinerseits zu durchbohren, dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem humorlosen Grinsen. "Ist lange her ... Lee." Dabei piekste er mit einem seiner Hakenschwerter gegen Zukos Rippen um diesem deutlich zu machen, wo es sich befand. Zuko ließ auch schon von dem Hals des Anderen ab und machte einen flinken Satz zurück um sich aus der Reichweite des Schwertes zu bringen und Jet zu taxieren. Er verengte die Augen dabei ein wenig. "Wir dachten, du seiest am Laogaisee gestorben...", platzte es ihm heraus, obgleich ihm der leicht drohende Unterton in der Stimme seines Gegenüber keinesfalls entgangen war. Er hatte ja nie ein Problem wirklich ein Problem mit Jet gehabt. Er war ihm ... Ja, mehr egal gewesen. Wachsam verfolgte er dabei jede Bewegung Jets. Er war sich sicher, dass dieser nicht zögern würde, ihm etwas aufzuschlitzen, wenn er die Gelegenheit dafür geboten bekommen sollte. Ahnte er etwas? Er hatte seinen Namen vorhin so seltsam gedehnt betont. Oder war das nur eine Falle, um ihn aus der Reserve zu locken? Jet ließ ein schnaubendes gedämpftes Lachen hören. "Wer ist wir?", erwiderte er höhnisch "Du und deine Feuerbrut?" "Nein", entgegnete Zuko ebenso kalt, der sich Mühe damit geben musste, dass ihm nicht der Geduldsfaden riss. "Ich und meine Freunde." Dass er sich damals an ebenjenem See noch gegen sie gestellt hatte, verschwieg er. Das spielte keine Rolle, das musste er Jet nicht auf die Nase binden. Er fühlte sich deshalb ohnehin immer noch ein wenig schuldig, auch wenn er wusste, dass sie es ihm verziehen hatten. "Ich frag dich jetzt noch mal: Was willst du von mir? Und beantworte nicht jede Frage mit einer Gegenfrage!" Der unbewusste Befehlston war bei Zuko durchgeschwungen, etwas, wofür er sich innerlich im nächsten Moment schalt. Bei einer gewissen Stimmlage konnte ein guter Beobachter erkennen, ob eine Person es gewohnt war, höhergestellt, Befehle zu geben, oder ob es sich um jemand einfachen handelte. Und da zweifelte er nicht an Jets Auffassungsgabe, auch, wenn er hoffte, dieses winzige Detail entginge selbigem. "Du scheinst wohl gerne Befehle zu erteilen, was?", schnappte Jet. "Aber ich sag dir mal was. Es spielt ohnehin keine Rolle, wer du wirklich bist, weil ich nämlich geschworen habe, jeden von euch Bastarden in die Hölle zu schicken. Jeden einzelnen - und mit dir fange ich mit Freuden an. Ich fürchte dein Feuer nicht!" Zuko ließ Jets Hassrede lakonisch über sich ergehen. Er hatte es von dem ehemaligen Freiheitskämpfer nicht anders erwartet. Einen Moment schlich sich etwas Schuldbewusstsein in sein Gewissen, aber nur für einen Moment. Er hatte Jet niemals bedroht, ihn niemals dazu gezwungen, ihn und seinen Onkel zu verfolgen und sich somit selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Seltsamerweise sah er gerade in diesem Moment in dem Anderen frühere Charakterzüge von sich selbst, die er schon lange abgestreift hatte. "Wenn du mein Feuer nicht fürchtest", sagte Zuko schließlich ruhig, "Dann solltest du dich vor meinen Schwertern in Acht nehmen." Damit funkelte er Jet wachsam an und ging in Verteidigungsstellung, wobei er beide Kurzschwerter leicht anhob. Allerdings würde er nicht angreifen. Vor allem, da der Raum hier nicht unbedingt geeignet für einen Schwertkampf war. Er würde Jet sicherlich nicht den Gefallen tun, auf ihn loszugehen. Es reizte Jet, und zwar sehr, dass Zuko nicht auf seine Provokationen einging, jegliche Anschuldigungen schienen wie von selbst von diesem abzugleiten. Im nächsten Moment verkniff er sich einen wütenden Aufschrei und stürzte sich stattdessen lautlos und blitzschnell auf seinen Feind, um kontrolliert auf ihn einzuschlagen. Zuko parierte die ersten Schläge mühelos. Im Grunde hatte er selbst die bessere Technik. Er hatte von den besten Lehrern gelernt und das seit frühester Kindheit an, allerdings hatte die Straße Jet hart gemacht und das war nicht zu unterschätzen, er musste sich vorsehen. Und doch erahnte Zuko die meisten Hiebe seines Gegners und parierte die ersten beiden, dem dritten wich er aus, wobei er beinahe eine Vase von einer Kommode fegte, was sicher einen Heidenlärm verursacht hätte, dann lief er ein paar Schritte um dem Anderen seinen Rücken nicht feilbieten zu müssen und parierte die nächsten Hiebe. Zuko kämpfte bewusst defensiv, im Grunde hatte er nichts gegen den Jet und er wollte die Möglichkeit, dass irgendjemand von ihrem kleinen Intermezzo mitbekam so gering, wie möglich halten. "Jet", stieß er irgendwann zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als dieser immer inbrünstiger begann auf ihn einzudreschen, "Mit dieser Einstellung benimmst du dich genauso schlecht und niederträchtig, wie die Soldaten, die deine...", ein weiterer Hieb, den er parierte und er spürte deutlich, dass die Hiebe an Stärke zugenommen hatten, ".. Familie ermordet haben!" Rache hatte noch niemandes Seele geheilt. Wut wallte in Jet auf. Wie konnte er... Wie konnte dieser Feuerbastard es auch nur wagen, seine Familie zu erwähnen? Er hatte keinerlei Recht dazu! Es machte ihn nur noch wütender und bald beherrschte er sich nicht mehr, leise zu sein. "Was weißt du denn schon?", schrie er erbost, einen weiteren Hieb ausführend, wobei eine Vase zu Bruch ging. "Ich töte nur die, die die Schuld daran tragen!" Als er das laute Scheppern der Vase vernahm und den doch recht lauten Umgang mit dem restlichen Mobiliar, einhergehend mit dieser Zügellosigkeit, wurde es Zuko doch langsam zu bunt und urplötzlich ging er in die Offensive und führte einen schnellen Hieb aus, in welchem er Jet das Schwert vom Körper wegdrängte und entgegnete in einem nicht mehr ganz so ruhigen Tonfall, "Und machst dich damit selbst zum Mörder!" Er kam ein wenig ins Straucheln, glich das aus, indem er ein paar Schritte trippelte und gleichzeitig Jets Schwert auswich. "Sag mir ... nur Eins", entwich es ihm zwischenzeitlich wütend, während er sich schon gegen einen erneuten Hieb wappnete. "War ich es, der den Befehl dazu ... gegeben hat, war ICH es, der dein Haus niedergebrannt hat?" Eigentlich wusste Zuko, dass es sinnlos war. Jet war so geblendet in seinem Hass, dass nicht das vernünftigste Wort zu ihm durchdringen konnte. "Vielleicht nicht", ächzte Jet kurz darauf, "aber vermutlich nur, weil du damals zu jung warst! Gib's zu! Du hast doch bestimmt schon einmal davon geträumt, jemanden mit deinen Flammen zu töten! Die Götter waren grausam, als sie euch diese Fähigkeiten gaben! Aber ich werde ihren Fehler beheben!" Wut brodelte bei den diesen Worten auch in ihm hoch, vorbei war es mit der Beherrschung und nur mit Mühe konnte er eine Feuersalve unterdrücken, die sich gewaschen hatte. Auch, wenn er es niemals zugegeben hätte, aber es traf irgendwie. "Und wer bist DU, das du GOTT spielst?", spuckte er daraufhin wütend aus, während er abermals in die Offensive ging und nun beschloss, der Sache schnell ein Ende zu setzen, indem er sein eines Schwert wegwarf und nur für den Bruchteil einer Sekunde einen gleißend hellen Feuerball auf der Handfläche auflodern ließ, welcher Jet zwangsläufig blendete und dann einen überraschenden Hieb ausführte, woraufhin diesem seine Waffe aus der Hand geschleudert wurde. Mit einem lauten Klingen prallte sie gegen die Wand und landete schließlich scheppernd auf dem Boden. Die Spitze des Kurzschwertes auf die Kehle seines Angreifers gerichtet zischte er: "Niemals. Ich habe niemals getötet! Ich habe im Laufe der Zeit das Leben zu schätzen gelernt, während du dich allem Anschein nach nur von deinem Hass hast treiben lassen!" Jet hatte sich tatsächlich überrumpeln lassen und einen Augenblick blinzelte er verblüfft, rührte sich nicht, den kalten Stahl ihm Bewusstsein, der nur wenige Centimeter von seine Kehle entfernt war. Er verengte die Augen. "Natürlich, ohne euer Feuer seid ihr absolut wehrlos." Purer Trotz und verletzter Stolz, das spürte Zuko sofort. Er stöhnte genervt auf, dann ließ er von der Kehle des Anderen ab und warf sein Schwert fort. "Kann es sein, dass du mir überhaupt nicht zugehört hast?", schnauzte er den Kauernden an, während an sein Gehör trappelnde Schritte von der Treppe her drangen. "Erstens. Wenn ich dich hätte töten wollen, dann hätte ich es damals schon getan und zweitens, was bitte hätte ich davon? Ich ziehe meiner eigenen Wege, DU bist derjenige, der hier reinschneit und sich wie ein Verrückter aufführt!" Er trat einen Schritt zurück und musterte Jet. Wie konnte ein einzelner Mensch nur soviel Hass in sich tragen? Jet rappelte sich auf, jedes Wort Zukos prallte an ihm ab. Der Bändiger log doch, wenn er nur den Mund aufmachte. Da war keiner besser, als der andere. Allerdings waren auch ihm die Schritte nicht entgangen und mit einem flüchtigen Blick zur Tür huschte er zum Fenster. “Wir sehen uns wieder”, sagte er kurz angebunden und war im nächsten Moment in der Nacht entschwunden. Als die Tür aufgerissen wurde, war Zuko kurz abgelenkt und er stand direkt im Lichtstrahl, der hineinfiel; Man hatte sich beim Inhaber darüber beschwert, dass es doch recht laut geworden war und selbiger hatte dann wohl noch den lauten Schlagabtausch mitbekommen und alarmiert die Tür aufgerissen, während seine Frau und ein Dienstmädchen sich ängstlich und gleichzeitig neugierig in den Türrahmen pressten. "Was ist hier los?", fragte er der Mann scharf, "Meine Gäste wollen schlafen, ich kann es nicht dulden, dass ein Rowdy hier mit-" Plötzlich fiel sein Blick auf Zukos Narbe und er erbleichte, da er ihn auf einen Schlag erkannte. "M-Majestät!", quiekte er eine Oktave höher und ließ sich auf die Knie fallen, "I-ich hatte ja keine Ahnung!" Zuko schlug sich die Hand vor das Gesicht, während der Mann die Frau und das Mädchen anschnauzte, es ihm gefälligst gleich zu tun. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. "Bitte verzeiht mir, wenn ich gewusst hätte, dass-" "Jaja", unterbrach Zuko ihn unwirsch und blickte sich dann um, ob noch weitere Personen auf den Lärm aufmerksam geworden waren. Er hörte zwar emsige Schritte unten umherlaufen, aber sie schienen nicht näher zu kommen. "Hör zu", sagte er scharf, während sich der Mann langsam wieder erhob, jedoch weiterhin eine demütige Haltung beibehielt, "Solltest du oder deine Angestellten zu irgendjemandem ein Wort darüber verlieren, dass ich hier war, dann..." Er ließ den Satz ausklingen, sodass der Wirt sich seine eigenen Gedanken machen konnte. Ehrlich gesagt wusste er nicht, was er dann machen würde, aber selbiger malte sich offenbar die schlimmsten Dinge aus und das genügte vorerst. "Natürlich, Majestät, kein Wort wird meine Lippen verlassen ... Können wir noch irgendetwas tun, um Seiner Majestät den Aufenthalt hier angenehmer zu gestalten?" Dabei hatte er einen äußerst schleimenden Tonfall angeschlagen. "Nur Eines", sagte Zuko, der langsam sichtlich am Ende seiner Geduld war, "Lasst mich in Ruhe und seht zu, dass mein Reittier morgen bei Sonnenaufbruch bereit steht." Jet stahl sich in eine Gasse davon. Sein Atem raste noch vor Aufregung, doch so leicht würde er nicht aufgeben! Er hatte sein Opfer gefunden und war fest entschlossen, ihm auch ohne Hilfe den Gar aus zu machen. Er war nicht auf Hilfe angewiesen, er schaffte es auch alleine. Er würde Zuko verfolgen und auf eine passende Gelegenheit warten. Nur dazu brauchte er ein Reittier. Zu Fuß wäre er nicht schnell genug, doch er hatte die gesamte Nacht Zeit, denn er glaubte nicht daran, dass Zuko nach diesem Vorfall das Gasthaus verließ. Vermutlich ließ er sich dadurch weitaus weniger stören, als Jet vermutete. Lange war er unterwegs, bevor er einen vor einem Teehaus angebundenen Aalhund entdeckte. Ihn zu klauen, war nicht schwer. Vermutlich gehörte auch er einem verfluchten Feuerbändiger. So machte es nur noch mehr Spaß, ihn zu stehlen und mit finsterem Grimm löste er die Zügel von dem Holzpfosten und verließ mit dem Tier die Stadt. Er würde am großen Tor auf Zuko warten. Einen anderen Weg aus der Stadt gab es nicht. In der Tat glaubte Zuko nicht daran, dass Jet sich so hartnäckig auf seine Verfolgung machen würde, auch wenn er keinesfalls glaubte, dass dieser die Sache damit auf sich beruhen ließ. Sorgsam vermummt passierte er, noch ehe die Sonne ihren ersten Strahl auf die Erde schickte das Stadttor und kurz darauf gab er seinem Aalhund die Zügel damit dieser ein schnelleres Tempo vorlegte. Allerdings sollte er es während seiner Reise nicht schaffen, das Gefühl abzuschütteln, verfolgt zu werden. Bildete er sich das nur ein? Wäre Jet wirklich so fanatisch, dass er ihm folgte? Er schien ihm wirklich den Tod zu wünschen und das sogar, ohne, dass er wusste, wer er eigentlich war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)