Neorago - It´s you von -HyukJae- (KangTeuk) ================================================================================ Kapitel 1: ~ 1 ~ ---------------- Achte auf das feine, unaufhörliche Geräusch. Es ist die Stille. Horche auf das, was man hört, wenn man nichts mehr vernimmt. Kangin. Ich blicke ihm nach als er den Raum verlässt. "Wo geht er hin?", möchte ich von Donghae wissen, welcher mir bedeutet, dass er noch etwas vorhat. Ich sehe erneut zur geschlossenen Tür. Kangin. Du hast nichts vor, du gehst nicht weg, weil du dich mit Freunden triffst, du verlässt das Haus weil du es nicht ertragen kannst. Weil du mich nicht ertragen kannst, weil du unsere Situation nicht ertragen kannst. Ich senke meinen Blick auf das Essen vor mir. Ryeowook, hat sich wie immer besonders viel Mühe damit gegeben, doch ich habe keinen Appetit. Kangin. Donghae sieht zu mir herüber. "Ist alles in Ordnung?", möchte er wissen. Meine Finger formen die Zeichen für ein ja. Meine Finger, nicht meine Lippen. Meine Finger. Ich sehe auf sie herab, betrachte meine Hände, mein neues Sprechwerkzeug. Der Grund warum Kangin vor mir davonläuft, warum er mich nicht ansehen kann, warum er nicht weiß wie er mit mir umgehen soll. Ich bin taub und selbst wenn er mir erklären würde warum er sich so verhält würde ich es nicht verstehen, ich würde es nicht hören. Keines seiner Worte würde mich erreichen. Nach diesem Unfall, bei dem ich mein Gehör verloren habe, habe ich die Gebärdensprache gelernt. Auch die anderen sind dabei zu lernen um sich mit mir verständigen zu können. Alle außer Kangin. Es schmerzt, es tut so unendlich weh. Warum möchte er nicht mit mir reden können? Warum läuft er davon? Warum? Ich wünschte ich wüsste was in ihm vorgeht. Ich wünschte, ich wüsste was er über mich denkt. Ich wünschte ich wüsste ob er mich noch liebt. FLASHBACK Kangin schreibt mir eine SMS. Verwundert lese ich sie ein zweites Mal. Ich soll hinters Haus zum Pavillon kommen? Warum? Grübelnd mache ich mich auf den Weg. Es ist kalt draußen, für Mitte Dezember nicht weiter verwunderlich, also nehme ich meine Jacke von der Garderobe und mache mich auf den Weg. Ohne eine Antwort auf das warum gefunden zu haben, komme ich am Pavillon an. Es ist niemand zu sehen. Suchend blicke ich mich im Garten um. Kangin ist nicht da. Ich gehe die wenigen Stufen nach oben in den Pavillon. Was ich dort sehe, verschlägt mir fast die Sprache. Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen starre ich auf den im Anzug vor mir stehenden Kangin. In seinen Händen eine Rose, genauso rot wie seine Wangen. Plötzlich höre ich auch die sanften Töne der Musik im Hintergrund. Ich blinzle. Ich muss träumen. Das kann unmöglich real sein. Unmöglich. Und wie ich ungläubig da stehe, dringt mir der Text des Liedes ins Ohr. It’s you It’s you It’s you It’s only you It’s you It’s you I don’t need anyone else, it’s only you When you ask again, it’s only you Even if you already have another love I can’t forget you, I can’t turn back around Oh ~ The moment my eyes began to burn The moment my heart was captured by you I have no regret, I chose you That’s right, it’s you Chorus : Oh whatever anyone anyone says, it doesn’t matter to me Oh whoever whoever curses me, I’ll only look at you Even when I’m born again, it’s still only you (Still Still) Even as time goes by Oh when you tell me you love me When you tell me thousands and millions of times Even when my heart sets on fire, my dry lips wear out Even when I’m born again, it’s still only you (Still Still) Even as time goes by Oh oh only for you Oh oh only for you Oh oh only for you Oh oh only for you Oh oh only for you Oh oh only for you Oh oh only for you It’s you I don’t need any words. it’s just you “ It’s too late “ , but for me it’s just you I know our love is wrong I can’t give up, I can’t let you go Ah Ah My lips, cold as can be, are even more blue I cry out to find to find your warmth I call, even though I call for you And there’s no reply, I’ll wait for you Chorus : Oh whatever anyone anyone says, it doesn’t matter to me Oh whoever whoever curses me, I’ll only look at you Even when I’m born again, it’s still only you (Still Still) Even as time goes by Oh when you tell me you love me When you tell me thousands and millions of times Even when my heart sets on fire, my dry lips wear out Even when I’m born again, it’s still only you (Still Still) Even as time goes by Oh oh only for you Oh oh only for you Oh oh only for you Oh oh only for you Oh oh only for you Oh oh only for you Oh oh only for you For me, it’s you, it’s you Why don’t you know, why don’t you know? For me, it’s you, it’s you Oh whatever anyone anyone says, it doesn’t matter to me Oh whoever whoever curses me, I’ll only look at you Even when I’m born again, it’s still only you (Still Still) Even as time goes by Oh when you tell me you love me When you tell me thousands and millions of times Even when my heart sets on fire, my dry lips wear out Even when I’m born again, it’s still only you (Still Still) Even as time goes by Ich spüre deutlich wie sich Tränen in meinen Augen formen. Tränen der Freude. Kangin sieht mich nervös und unsicher an. Die Röte auf seinen Wangen, ich möchte sie berühren. Die Lippen, die fest aufeinander gepresst sind, ich möchte sie berühren. Die Hände, die fest die zarte Blume umschließen, ich möchte sie spüren. Das Herz, das unter seinen Rippen rast, ich möchte es spüren. Und noch etwas möchte ich spüren. Die Liebe, die er für mich empfindet. „Leeteuk“, mein Name, nicht mehr als ein gehachtes Bündel von Buchstaben, reist mich aus meinen Gedanken. Ich gehe einige Schritte auf ihn zu. Berühre sanft seine Wangen, sehe ihm in die Augen und senke zaghaft meine Lippen auf die seinen. Als er den zärtlichen Kuss löst, verlässt ein sanftes „ich liebe dich“ seine Lippen. FLASHBACK ENDE Ich wünschte ich wüsste ob er mich noch liebt. Kapitel 2: ~ 2 ~ ---------------- Don’t ever love Heartbreak will surely come It hurts to even breathe I thought that this would only hurt as much as I loved But I was wrong. It hurts a thousand times more Ich höre den Text nicht, ich höre die Musik nicht, doch ich weiß was sie singen. Ich kenne den Song noch von früher, von vor dem Unfall. Und ich spüre die Emotion. Ich spüre sie viel deutlicher, jetzt wo ich sie selbst empfinde. Kangin ist gestern erst sehr spät nach Hause gekommen. Ich bin wach geblieben und habe im Wohnzimmer auf ihn gewartet. Ich bin des Öfteren fast über meinem Buch eingeschlafen, doch als ich ihn vorbei gehen sehen habe, bin ich mit einem Schlag hellwach gewesen. Ich wollte wissen was los ist, ich wollte mit ihm reden, ich wollte, dass er mir das alles erklärt. Ich wollte Gewissheit. Meine Finger haben ihn gefragt, doch er hat mich nur stirnrunzelnd angesehen. Natürlich, er versteht mich nicht. Traurig ließ ich meinen Kopf hängen. Was sollte ich tun? Einen der anderen wecken? Nein, ich wollte sie nicht mit meinen Sorgen belasten. Mir kam eine Idee. Ich holte ein Papier und einen Stift. Keine Minute war ich weg doch als ich zurückkam, war Kangin nicht mehr da. Als ich das leere Wohnzimmer betrat, spürte ich den Stich in mein Herz. Er wollte nicht mit mir reden. Er wollte nichts klären, er wollte keine Mühe mit mir haben, er wollte mich nicht. Eine Träne stahl sich aus meinem Augenwinkel. Langsam kullerte sie meine Wange hinunter, langsam doch unaufhörlich. Ich habe Kangin heute noch nicht getroffen. Ich versuche auf ihn zu zu gehen, doch er läuft vor mir weg. Ich sitze in meinem Zimmer und „höre“ Musik. Wie sehr ich sie vermisse, die Musik, das singen, das spielen, das tanzen, einfach alles. Mein Leben hat im Grunde keinen Sinn mehr. Ich bin Leader einer Band, ich bin ein tauber Leader einer Band. Wie soll das funktionieren? Es kann nicht funktionieren. Es ist unmöglich. Und das Einzige, was mir geblieben ist, ist die Liebe, die Liebe zu Kangin, doch selbst die ist nicht mehr als Schmerz. Schmerz und Verzweiflung. Wofür lebe ich noch? Plötzlich spüre ich jemandes Anwesenheit im Zimmer. Ich wende mich um und sehe Donghae vor mir stehen. Der Jüngere sieht mich besorgt an. Wie sehr ich ihn beneide. Wie sehr ich ihn um das beneide, was er und Eunhyuk haben. Diese Erwiderung der Gefühle für den Anderen. Diese Nähe zueinander. Diese Zärtlichkeit. Alles wonach ich mich sehne. Ich reiße mich zusammen und setze ein Lächeln auf. „Was gibt es?“, möchte ich von ihm wissen. Donghae zögert einen Moment bevor seine Finger die Zeichen formen. „Das wollte ich dich fragen. Was ist los? Was ist das zwischen dir und Kangin?“ Ich schüttle nur den Kopf. Haben die anderen doch mitbekommen, dass etwas nicht stimmt? Das war das Letzte was ich wollte. Ich will sie nicht noch mehr belasten. Jetzt wo ich in der Band schon ausfalle und sie mich ständig vertreten müssen, möchte ich ihnen nicht noch mehr zur Last fallen. Doch Donghae lässt nicht locker. „Denkst du ich bin blind? Denkst du wir alle sind blind? Wir sehen doch, das du unglücklich bist und dass Kangin der Grund dafür ist.“ Ich sehe mein Gegenüber fest an und senke schließlich den Blick. Donghae möchte mir helfen, doch kann ich diese Hilfe wirklich annehmen? Es ist meine Aufgabe für Harmonie zu sorgen. Ich selbst muss das klären. Ich allein. Ich spüre einen Arm um meine Schultern. Donghae setzt sich zu mir aufs Bett und nimmt mich in den Arm. Ich lehne meinen Kopf gegen seine Brust und versuche meine Tränen zu unterdrücken. Don’t ever love Heartbreak will surely come It hurts to even breathe I thought that this would only hurt as much as I loved But I was wrong. It hurts a thousand times more _________________________________ für alle dies interessiert der Song http://www.youtube.com/watch?v=UgbPMkNYC1U Kapitel 3: ~ 3 ~ ---------------- Morgen ist Valentinstag. Der Tag der Liebe. Auch meiner Liebe frage ich mich? Ich habe mir vorgenommen es heraus zu finden. Ich kann nicht weiter mit dieser Unsicherheit seiner Gefühle leben. Ich muss es wissen. Und so stehe ich in der Küche und versuche mich an Schokolade. Es ist schon mitten in der Nacht. Die Uhr zeigt 23.55. Doch ein Ende ist noch immer nicht in Sicht. Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Wie oft musste ich schon neu beginnen? Alles wieder verwerfen? Ryeowook, der Einzige, den ich um Hilfe beten konnte, steht an meiner Seite und leitet mich an was zu tun ist. Ich versuche alles genau umzusetzen, doch es geht immer schief. Ich besitze einfach kein Feingefühl. Wenn mich die anderen so sehen würden, würden sie mich auslachen, mich für verrückt halten, alle außer Donghae vielleicht. Denn ich habe gesehen wie auch er gestern Abend in der Küche war und fest die Tür hinter sich verschlossen hatte. „Zutritt bis auf weiteres verboten“, stand auf einem Zettel. Ich freu mich Donghae, Eunhyuk wird sich bestimmt riesig freuen. Wird sich Kangin auch über meine freuen? Schon bald werde ich es wissen. Der nächste Morgen. Ich habe eine kurze Nacht hinter mir, doch es hat sich gelohnt. Ich bin mit mir zufrieden. Ich stehe wartend im Pavillon hinterm Haus, dort wo Kangin mir seine Liebe gestanden hatte, dort wo alles angefangen hatte. In der Hand eine kleine herzförmige Box mit der Schokolade, im Kopf ein Karussell an Gedanken, im Herzen ein Gefühlschaos. Wie wird er reagieren? Wird er überhaupt kommen? Wird er wieder davonlaufen? Dann steht Kangin vor mir. Er blickt mich an. Ich versuche all meine Liebe in meinen Blick zu legen. Ich versuche ihm zu vermitteln was ich empfinde. Was er mir bedeutet. Ich nehme all meinen Mut zusammen und strecke meine Hände zu ihm aus, gebe ihm die Schachtel. Er nimmt sie. Sieht sie an. Öffnet sie. Erstarrt. Ein kurzer Moment absoluter Bewegungslosigkeit. Mein Herz beginnt heftig zu schlagen. Was ist los? Warum reagiert er nicht? Dann nimmt er den Zettel, den ich dazu getan habe. Liest ihn. Zweifle an der Sonne Klarheit, Zweifle an der Sterne Licht, Zweifl', ob lügen kann die Wahrheit, Nur an meiner Liebe nicht. Ich wende meinen Blick keine Sekunde von ihm ab. Was denkt er? Wie gerne würde ich es wissen. Dann endlich sieht er zu mir auf. Seine Augen wirken traurig. Was hat das zu bedeuten? Ich schaue ihn flehend an. Was ist los? Was habe ich falsch gemacht? Er senkt den Kopf erneut auf die Schachtel in seiner Hand, streicht sanft über die Schokolade darin. Zittern seine Finger? Ich bewege mich auf ihn zu. Möchte ihn berühren. Möchte wissen was in ihm vorgeht. Möchte seine Gedanken und Gefühle kennen. Möchte nicht länger zweifeln müssen. Vorsichtig berühre ich seine Schulter. Er schreckt auf und sieht mich aus großen Augen an. Weicht einen Schritt zurück. In meinen Augen bilden sich Tränen. Ich versuche sie zurück zu halten, zu unterdrücken. Ich möchte nicht, dass er sie sieht. Kangin schreit mich an, ich sehe wie sich sein Mund bewegt, ich sehe, dass er wütend ist, ich sehe…Verzweiflung? Warum? Was ist los? Was sagt er? Warum kann ich ihn nicht verstehen? Ich kann meine Tränen nicht weiter zurück halten. Mein Herz krampft sich zusammen. Meine Brust schmerzt. Was sagt er? Wütend hebt er meine Schachtel mit der Schokolade …und knallt sie auf den Boden. Direkt vor mir auf den Boden und rennt weg. Ich sehe durch meine tränennassen Augen seinen verschwommenen Umriss immer kleiner werden. Ich sehe zu meinen Füßen, starre auf die Schokolade, die überall verstreut liegt. Starre auf die kaputte Schachtel, den Zettel der danebenliegt. Meine Beine geben nach. Ich sinke auf die Knie. Spüre das Schluchzen in meiner Kehle aufsteigen und versuche erst gar nicht aufzuhalten. Mein Herz ist gebrochen. In tausend Splitter zerbrochen. Dieser Schmerz unerträglich. Das Zittern meines Körpers unaufhörlich. Die Tränen unendlich. Meine Tränen Tränen, die sagen, ich brauche dich. Tränen, die zeigen, ich vermisse dich. Tränen, die helfen, mich zu verstehen… Doch würden all diese Tränen nicht geweint, hätte ich es mit dir auch nie ehrlich gemeint. Kapitel 4: ~ 4 ~ ---------------- Heute muss ich in die Stadt, mir ein Handy kaufen. Dabei geht es mir nicht ums telefonieren sondern viel mehr ums SMS schreiben. Ich bitte Donghae mich zu begleiten. Noch immer habe ich Angst davor allein auf die vielbefahrenen Straßen zu gehen, mich durch die vollen Fußgängerzonen zu bewegen. Donghae stimmt glücklicherweise sofort zu, fragt mich jedoch ob Eunhyuk auch mitkommen kann. Ich habe nichts dagegen also verabreden wir uns für mittags. Später am Tag warte ich auf die beiden als sich Sungmin zu mir gesellt. Kurz darauf kommen auch Hangeng und Kyuhyun hinzu. Verwundert möchte ich von Sungmin wissen was sie alle vorhaben. Dieser antwortet nur, dass sie mit in die Stadt möchten, dass Donghae sie eingeladen habe mal wieder etwas gemeinsam zu machen. Kaum hat Sungmin seine Erklärung beendet, ist auch der Rest der Truppe eingetroffen. Selbst Kangin. Ich freue mich. Ich freue mich sogar riesig. Es ist schon lange her seit wir das letzte Mal etwas gemeinsam unternommen haben und ich habe es wirklich vermisst. Also machen wir uns auf den Weg. Ich gehe neben Donghae. Bedanke mich für die gute Idee. Er strahlt mich an. Scheint sich zu freuen, dass ich Gefallen daran finde. Dann stupst Eunhyuk ihn an und zieht einen Schmollmund. Er ist eifersüchtig, dass sich Donghae nicht mit ihm unterhält. Doch als er das sieht, ergreift er sofort Hyukkies Hand und lächelt ihn an. Stupst ihm mit der freien Hand an die Nase und alles scheint wieder in Ordnung zu sein. Lächelnd beobachte ich die Szene. Donghae ist so glücklich mit Eunhyuk. Ich weiß, dass es die beiden nicht einfach hatten zueinander zu finden, umso mehr freue ich mich für sie. Wie sehr ich mir auch dieses Gefühl wünsche, dieses Gefühl von Geborgenheit . Ich sehe zu Kangin hinüber. Er geht neben Yesung und redet angeregt mit ihm. Ich senke meinen Blick auf die Straße zu meinen Füßen. Ich möchte ihn nicht aufgeben. Sollen diese wenigen Wochen unserer Beziehung wirklich schon alles gewesen sein? Ich möchte es nicht glauben, nicht wahr haben. Wenn ich nur wüsste was ich ändern muss, was ich ändern soll. Wenn ich nur wüsste warum er so ist. Ich spüre jemanden meinen Arm berühren, sehe auf. Donghae grinst mich an. Er bedeutet mir, dass er gerne mit Eunhyuk in eines der Geschäfte und anschließend in ein Café gehen möchte und fragt ob das ok ist. Ich nicke zustimmend. Die beiden sollen ihr Glück leben, ich möchte ihnen nicht im Weg stehen. Fröhlich lächelt mich Donghae an, drückt mich kurz und legt dann einen Arm um Hyukkie bevor sie gemeinsam weg gehen. Ich sehe mich nach den anderen um. Erschrocken weiten sich meine Augen. Wo sind alle? Ich drehe mich um mich selbst. Keiner zu sehen, außer Kangin, der ein gutes Stück von mir entfernt steht. Entgeistert sehe ich ihn an. Möchte wissen wo die anderen sind. Er schaut ausdruckslos zurück. Natürlich, er weiß nicht was ich „sage“. Es tut weh, wenn der Mensch, den man liebt nicht versteht was man sagt. Es schmerzt unendlich. Ich taste meine Taschen nach Stift und Papier ab, das ich für den Notfall immer dabei habe. Endlich gefunden schreibe ich meine Frage auf und reiche ihm den Zettel. Er liest und schreibt ebenfalls. „Die haben sich nach und nach von der Gruppe abgeseilt“, steht dort. Ungläubig lese ich ein zweites Mal. Wollten wir nicht gemeinsam etwas unternehmen? Warum sind alle gegangen? Traurig stecke ich alles wieder in die Tasche, gehe niedergeschlagen einfach weiter. Haben sie nur keine Lust mit MIR etwas zu unternehmen? Wollten sie nur höflich sein und sind deshalb mitgekommen? Warum haben sie nicht gleich abgesagt? Ich bleibe stehen, versuche meine Gedanken zu ordnen. Aber warum ist Kangin nicht auch gegangen? Ist nicht er es, der meine Gegenwart am meisten hasst? Kangin. Ich habe ihn stehen lassen. Ich sehe auf und blicke in … zwei Autoscheinwerfer, die immer näher auf mich zu rasen. Unfähig mich zu bewegen starre ich weiter darauf. Plötzlich werde ich von meinen Füßen gerissen und lande unsanft auf dem kalten Asphalt. Mein Herz rast in meiner Brust. Ich zittere am ganzen Körper. Bin unfähig auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Bis Kangins Gesicht vor meinem auftaucht. Ich sehe Wut. Ich sehe Tränen. Ich sehe Verzweiflung. Kangin hält meine Schultern fest, schüttelt mich. Er schreit mich an, doch ich verstehe seine Worte nicht. Kangin hat mich gerettet. Er hat mein Leben gerettet. Ich ziehe ihn in meine Arme, drücke ihn fest an mich. Wieso? Wieso hat er das getan? Bin ich ihm doch nicht so egal wie er es vorgibt? Darf ich doch noch hoffen? Darf ich doch noch hoffen, dass er noch immer Gefühle für mich hegt? Dass diese Gefühle noch immer in seinem Herzen wohnen? Dass er mich doch noch liebt? Eine Träne der Freude rollt über meine Wange. Ich spüre seine Arme um mich, spüre sein Herz gegen meine Brust schlagen, spüre sein Gewicht an meinem Körper, spüre seinen Kopf auf meiner Schulter ruhen. Wie sehr ich seine Nähe vermisst habe. Ich schließe meine Augen, wünsche mir er würde mich nie mehr gehen lassen. Doch alles was ich tun kann ist zu hoffen. Hoffnung sieh mich an, und dich trifft ein Blick voller Traurigkeit „rede“ mit mir und du hörst Worte der Sehnsucht gib mir noch eine Chance und Du spürst meine ganze Liebe Kapitel 5: ~ 5 ~ ---------------- Heute gehe ich in die Stadt. Allein. Ich möchte den anderen keine Umstände machen. Ich möchte nicht, dass sie das Gefühl haben mich begleiten zu MÜSSEN. Etwas unwohl ist mir dabei, doch ich werde es schaffen. Alles was ich möchte, ist mir endlich ein Handy kaufen. Das letzte Mal … ist nichts daraus geworden. Also fass ich mich ein Herz und verlasse das Haus. Damit sich die anderen keine unnötigen Sorgen machen, hinterlass ich einen Zettel auf dem Küchentisch „Bin kurz in die Sadt, komme bald wieder“, ist darauf zu lesen. Ich schließe die Tür hinter mir und mache mich auf den Weg. Ich nehme die Straßenbahn, steige ein und fahre bis zu meinem Ziel. Dort angelangt lege ich einen kurzen Fußmarsch zum Geschäft zurück in dem ich mein Handy kaufen möchte. Als ich hinterher auf die Uhr sehe ist es schon kurz vor 17 Uhr. Die Zeit verging wie im Flug. Ich gehe zur Straßenbahnstation und steige in die nächste, die mich nach Hause bringen soll. Müde döse ich öfter ein. Mein Kopf schlägt gegen die Scheibe, ich wache auf. Was ist nur los? Nur einen Moment sage ich mir und schließe erneut die Augen. Einschlafen darf ich nicht, ich muss doch die Haltestelle sehen. Plötzlich rüttelt jemand unsanft an mir. Ich schlage die Augen auf und blicke geradewegs in das Gesicht eines Mannes mittleren Alters. Er redet auf mich ein. Ich suche Papier und Stift. Schreibe „Ich bin taub.“ Wie sehr mich dieses Wort noch immer schmerzt. Noch nach so langer Zeit habe ich Angst davor es direkt auszusprechen. Ich reiche ihm den Zettel, er liest und schreibt ebenfalls „Hier ist Endstation, wir haben Feierabend, bitte steigen Sie aus“ Erschrocken sehe ich auf. Schaue mich um. Es ist stockfinster. Wir stehen in einem Straßenbahn – Bahnhof. Ich sehe auf die Uhr 21.47 Uhr Ich erschrecke noch mehr. Der Lokführer fordert mich erneut mit einer Kopfbewegung auf zu gehen. Ich verbeuge mich entschuldigend und verlasse den Wagon. Wo bin ich? Ich habe keine Ahnung. Wo muss ich hin? Ich weiß es nicht. Verzweiflung steigt in mir auf während ich einen Fuß vor den anderen setze, mich in eine unbekannte Richtung bewege. In diesem Teil der Stadt bin ich noch nie gewesen. Es fahren keine Straßenbahnen mehr und für ein Taxi habe ich nicht genug Geld. Ich habe keine Ahnung wie weit es bis nach Hause ist. Ich bekomme Angst, versuche mich aber zu konzentrieren. Jede Bewegung, jede Veränderung um mich herum wahr zu nehmen. Dies scheint ein wenig bewohnter Teil zu sein. Alles ist verlassen. Ich gehe weiter. Nach etwa 15 Minuten bin ich auf einer größeren Straße. Ich lasse meinen Blick schweifen, versuche etwas Altbekanntes zu entdecken. Erfolglos. Ich gehe zaghaft weiter. Es sind nicht viele Menschen unterwegs. Doch denen, die hier sind, gehe ich aus dem Weg. Es sind unheimliche Männer, die mich von oben bis unten mustern und mir zu zwinkern. Ich beschleunige meinen Schritt. Möchte hier weg. Als ich an einer größeren Kreuzung ankomme, schlage ich einen anderen Weg ein. Ich schreibe auf ein Stück Papier. „Ich bin taub. Ich habe mich verlaufen. Können sie mir den Weg erklären“ Und meine Adresse. Ich versuche Menschen, die mir freundlich scheinen, auf mich aufmerksam zu machen und zeige ihnen meinen Zettel. Alle gehen vorbei. Niedergeschlagen setze ich meinen Weg fort. Warum will mir niemand helfen? Warum sind die Menschen so egoistisch? Was habe ich ihnen getan? Plötzlich spüre ich etwas an meinem Arm. Ich hebe den Kopf. Erneut dieses Gefühl. Regen. Ich schaue gen Himmel. Es regnet. Als wäre meine Situation nicht schon schlimm genug. Verzweifelt lasse ich meinen Kopf erneut hängen, schleppe mich weiter. Der Regen wird immer stärker, prasselt unaufhörlich auf mich nieder. Schon bald ist meine Kleidung vollkommen durchnässt. Wasser tropft von meinen Haarspitzen, mir wird kalt. Fröstelnd setzte ich mich auf eine Bank, ziehe die Beine an und lege meinen Kopf auf die Knie. Tränen rollen mir über die Wangen. Ich möchte nach Hause. Währenddessen. „Verdammt was denkt sich Leeteuk dabei?“, fragt Donghae zum hundertsten Mal. Unruhig geht er im Wohnzimmer auf und ab während alle anderen verteilt auf den Sesseln, dem Sofa oder einfach auf dem Boden sitzen. „Es ist schon mitten in der Nacht und er ist noch immer nicht zu Hause. Was wenn ihm etwas passiert ist? Warum hat er keinen gefragt ob er mitkommt? Er weiß doch, dass wir ihn begleiten würden. Verdammt“, flucht er erneut als sein Blick auf Eunhyuk fällt. Er überwindet die kurze Distanz und nimmt ihn fest in den Arm. „Wärst du da draußen würde ich vor Sorge verrückt werden.“ Plötzlich springt Kangin von seinem Platz auf. „Ich werde ihn suchen gehen“, ist alles was er sagt bevor er aus der Wohnung stürmt. Donghaes Worte haben die Wirkung nicht verfehlt. Kangin POV Ich bin schon längst verrückt vor Sorge! Leeteuk, was hast du dir dabei gedacht? Ohne ein Wort zu sagen einfach allein weg zu gehen? Denkst du, du fällst uns zur Last wenn du uns fragst ob wir dich begleiten? Ja, das tust du. Ich weiß es. Ich kenne dich. Ich weiß ich habe dir das Leben in letzter Zeit schwer gemacht, doch du hättest einen der anderen fragen können. Was tust du nur? Was wenn dir etwas zugestoßen ist? Was wenn ich dich nicht finde? Die Stadt ist riesig! Du könntest überall sein. Verzweifelt wische ich mir über mein regennasses Gesicht. Leeteuk. Wieso nur ist alles so gekommen wie es gekommen ist? Wieso hat dich das Schicksal so hart getroffen? Du bist ein herzensguter Mensch, sorgst dich um alle anderen mehr als um dich selbst. Bist immer fröhlich und steckst alle um dich herum damit an. Warum musste es dich treffen? Ich weiß damit nicht um zu gehen. Weiß nicht wie ich auf dich zugehen soll. Ich kann diese ganze Gebärdensprache nicht, jedes Mal wenn ich versucht habe zu lernen wurde mir klar, dass ich nie mehr deine schöne Stimme hören würde da du seitdem auch nicht mehr sprichst. Du hast Angst zu schreien. Weil du dich selbst nicht hören kannst. Mir wurde klar, dass ich nie mehr dein zärtliches „Ich liebe dich“ hören würde, deine sanft geflüsterten Worte wenn wir allein waren. Und was noch viel schlimmer ist. Du kannst auch meine Stimme nie mehr hören. Du hast dich verändert. Du hast dich zurückgezogen. Der einzige, dem du dich anvertraust ist Donghae. Ich weiß du hast Angst davor uns zur Last zu fallen, uns auf die Nerven zu gehen, Aber du hast so viel für uns getan, warum lässt du jetzt nicht zu, dass wir auch etwas für dich tun? Wir sind deine Freunde, wir WOLLEN dir helfen. Wir wollen dir helfen wieder fröhlich zu sein. Wie sehr ich das vermisse. Wie sehr ich DOCH vermisse. Warum fällt es mir nur so schwer auf dich zu zu gehen? Während ich über all das nachdenke, wandere ich durch die Straßen der Stadt bis ich plötzlich einer Person gewahr werde, die trotz des heftigen Regens draußen auf einer Bank am Straßenrand kauert. Die bekannte Silhouette lässt mein Herz einen Schlag aussetzten. Ich renne auf die Person zu. Berühre sie an der Schulter. Keine Reaktion. „Leeteuk“, rufe ich, gehe um die Bank herum und komme vor ihr zum stehen. Ich schüttle in mit beiden Händen „Leeteuk“, rufe ich lauter, nicht daran denkend, dass er mich nicht hören kann. Endlich hebt er den Kopf. Er ist es. Es ist Leeteuk. Erleichtert atme ich aus. „Leeteuk, endlich! Ich habe dich gefunden. Weißt du welche Sorgen wir uns gemacht haben?“ Er sieht mich an, ich sehe Tränen in seinen Augen. Trotz seines regennassen Gesichts weiß ich, dass es Tränen sind. Er lässt sich gegen mich fallen. Nur knapp kann ich ihn halten. Erst jetzt fällt mir auf wie nass und kalt er ist. „Herrje, wie lange sitzt du schon hier? Komm, lass uns nach Hause gehen.“ Ich rüttle ihn erneut wach, bedeute ihm, dass ich ihn tragen werde. Knie mich mit dem Rücken vor ihn. Schwer und kraftlos klettert er darauf. Ich stehe auf und mache mich auf den Rückweg. Hoffentlich erkältet er sich nicht, geht es mir durch den Kopf. Dann, zum Glück habe ich dich gefunden! Währenddessen. Donghae hat noch immer keine Ruhe, geht weiter nervös durch den Raum. Selbst Eunhyuk kann ihn nicht beruhigen. „Warum meldet sich Kangin nicht? Wie kann er uns auch noch unwissend zurück lassen?“ Plötzlich hört man wie die Haustür geöffnet wird. Donghae rennt sofort hin. „Kangin… LEETEUK“, schnell huscht er ins Bad um Handtücher zu holen. Alle beide waren sie durch und durch nass. Wieder zurück haben sich alle anderen vor Leeteuks Zimmer versammelt, in dem Kangin ihren Freund aufs Bett gelegt hat. Donghae quetscht sich laut fluchend durch die Menge und bittet sie Platz zu machen. Endlich im Raum meint er aufgeregt „Wir müssen ihm die nassen Kleider ausziehen, schnell. Nicht dass er sich noch erkältet.“ Kangin sitzt schwer atmend auf dem Bett. Er hat einen langen Weg hinter sich. „Lass nur, ich mach das“, wehrte er ab als Donghae sich daran machen will Leeteuk von seinen Kleidern zu befreien. Erst sieht er Kangin zweifelnd an, dann nickt er lächelnd und geht zur Tür. Dort verjagt er die anderen bevor er selbst das Zimmer verlässt. „Ich wünsche euch viel Glück“, haucht er gegen die Tür gelehnt. Das Glück lässt sich nicht befehlen nicht herbeirufen nicht kaufen nicht erzwingen nicht besitzen... Das Glück kümmert sich nicht um unsere Termine nicht um unsere Pläne nicht um unsere Wünsche und nicht um unsere Ungeduld. Das wahre Glück ist etwas das im Herzen stattfindet. Wir müssen es nur geschehen lassen dankbar annehmen nicht ändern wollen nicht festhalten wollen Kapitel 6: ~ 6 ~ ---------------- Langsam öffne ich meine Augen. Blinzle mehrmals um mich an das helle Licht zu gewöhnen. Als sich meine Augen an das Tageslicht gewöhnt haben, sehe ich mich um. Ich bin in meinem Zimmer. Verwundert runzle ich die Stirn. Wie bin ich hier her gekommen? Eine Flut an Erinnerungen reißt mich mit sich. Ich habe auf dieser Bank gesessen während es unaufhörlich regnete, Ich war verzweifelt. Dann Kangin. Kangin. Er war gekommen um nach mir zu suchen. Er hat mich nach Hause gebracht. Doch was ist dann passiert? Ich erinnere mich nicht. Plötzlich spüre ich etwas an meinem Arm. Ich wende meinen Blick in die betreffende Richtung und erstarre. Kangin. Ich traue meinen Augen nicht. Kangin liegt in meinem Bett? Nein, das ist unmöglich! Wieso sollte er…? Niemals. Ich schließe meine Augen um sie kurz darauf wieder zu öffnen. Es bietet sich mir kein anderes Bild. Kangin. Ein Lächeln macht sich auf meinen Lippen breit. Ich freu mich. Wie lange ist es her seit wir uns so nah waren? Vorsichtig strecke ich meine Hand nach seinem Gesicht aus. Berühre sanft seine Wange. Wie ruhig und friedlich er schläft. Ich ziehe meine Hand zurück und genieße es einfach nur ihn an zu sehen. Ihn bei mir zu haben. Seine Wärme zu spüren. Seine Nähe zu wissen. Mein Herz schmerzt. Wie sehr ich mir wünsche er würde diese Gefühle auch mir gegenüber empfinden. Wieder empfinden. Wie sehr ich mir wünsche er würde wieder wie früher sein. Ich vermisse ihn so sehr. Seine Zärtlichkeit. Den Halt, den er mir gegeben hat. Die Geborgenheit, die ich in seinen Armen fand. Die Liebe, die er mir entgegen gebracht hat. Seine Stimme, die mir ein sanftes „saranghae“ in die Ohren haucht während mich sein Atem kitzelt. Ich wünschte ich könnte die Zeit zurück drehen. Doch das kann ich nicht und so liege ich hier und betrachte heimlich den Menschen, der nicht weiß, dass er mein Leben ist. Flatternd öffnen sich seine Lider. Panisch frage ich mich ob ich mich schlafend stellen soll. Nein, entscheide ich. Ich sehe ihn an. Er schaut zurück, sein Gesicht unergründlich. Er spricht. An seinen Lippen kann ich ein „Guten Morgen“ ablesen, das schaffe ich. Ich lächle leicht. Er schließt die Augen. Es ist ihm eingefallen, dass ich ihn nicht höre. Sein Gesicht wird ernst, er sieht mich an, ich schaue zurück. Zögernd hebt er die Hand und streckt sie nach mir aus. Was hat er vor? Zaghaft berührt er meine Wange, streicht vorsichtig darüber. Ich beobachte weiter sein Gesicht. Seine Züge nehmen eine weiche und liebevolle Form an. Kann ich meinen Augen trauen? Oder ist es nur das, was ich mir wünsche zu sehen? Ich spüre wie seine Finger über meine Lippen wandern und kurz inne halten. Reglos bleibe ich liegen. Etwas Schmerzliches tritt in seine Augen. Er wendet den Blick ab und nimmt seine Hand zurück. Er dreht sich weg, entzieht sich mir. Zeigt mir seinen breiten Rücken. Je mehr ich darauf starre umso mehr zieht er mich an. Wie gerne ich mich an ihn schmiegen würde. Fragen würde was los ist. Ich kann mich nicht länger zurück halten. Rücke zu ihm auf und schließe meine Arme um ihn. Ich weiß ich bin verrückt und er stößt mich weg, aber ich kann nicht anders. Kangin sieht überrascht über seine Schulter. Ich weiß nicht genau was er gesehen hat, aber es veranlasst ihn dazu sich mir wieder zu zu wenden. Er betrachtet mich intensiver als vorhin. Sein Blick wirkt fest und entschlossen. Ich weiß nicht was los ist, ziehe meine Arme von ihm zurück. Er hält sie fest. Wieder dieser Schmerz in seinen Augen. Er kommt mir näher, hält mich mit seinem Blick fest wie er meine Arme festhält. Die Berührung seiner Lippen ist mehr ein Hauch, ein Fragen, doch sie lässt mein Herz für einen Moment still stehen. Als ich nicht reagiere berühren seine Lippen die meinen erneut, dieses Mal etwas fester. Ich schließe meine Augen. Das alles muss ein Traum sein. Definitiv. Anders kann es nicht sein. Kangin möchte sich mir wieder entziehen als mein Körper reagiert indem er dem seinen folgt, die Berührung so lange wie möglich aufrecht erhält. Ich spüre die Röte auf meinen Wangen als sich unsere Lippen trennen. Mein Atem beschleunigt sich und ich weiß ihm geht es nicht anders. Vorfreude auf das was kommen wird. Mein Körper verzehrt sich nach seinen Berührungen. Ich verzehre mich nach seinen Berührungen, seinen Liebkosungen. Ich sehe ihn an und ich weiß er versteht meinen Blick. Erneut treffen unsere Lippen aufeinander, dieses Mal fester, intensiver, leidenschaftlicher. Er drückt meine Hände, die er noch immer fest hält zu beiden Seiten meines Kopfes auf das Kissen. Dann spüre ich die angenehme Schwere seines Körpers auf mir. Ich liege auf dem Rücken und nehme nur zu gern an was er mir gibt. Er löst sich kurz von mir um mir die Chance zu geben Luft zu holen bevor er meinen Mund erneut in Beschlag nimmt. Ich verliere mich in unserem Kuss. Einem Kuss nach so langer Zeit. Einem Kuss voller Sehnsucht und Verzweiflung zugleich. Hungrig strecke ich mich ihm entgegen. Er löst unsere Lippen, sieht mich an, lässt seine Stirn gegen meine fallen. Ich weiß unser beider Atem geht stoßweise, ich weiß er will es auch, doch ich weiß ebenfalls er will nicht zu viel zu schnell. Er zieht die Notbremse. Doch will ich das auch? Ich will Dich hören deinen Atem auf meinem Körper fühlen. Ich will dich sehen dich mit meinen Augen verschlingen. Ich will dich riechen deinen Schweiß in mich aufnehmen. Ich will dich berühren und dein Verlangen spüren. Ich will dich kosten und meine Lust stillen. Ich will dich verführen jeden Tag aufs neue doch vor allem will ich dich lieben Kapitel 7: ~ 7 ~ ---------------- Plötzlich steht er auf und steigt aus dem Bett. Ich wende meinen Blick in seine Richtung und sehe seinen breiten Rücken. Ich setzte mich auf, doch er dreht sich nicht zu mir um. Traurig beobachte ich wie er vor der Tür steht , nichts weiter an als eine meiner Schlafhosen, wie er langsam und mit sich ringend nach dem Türgriff greift und diesen letztlich drückt. Ohne mich noch einmal an zu sehen verlässt er mein Zimmer. Mein Herz wird schwer und mein Blick fällt zu Boden. Was habe ich falsch gemacht? Ich habe gespürt was er empfand, das Verlangen, und ich habe es erwidert. Verzweifelt erwidert. Wieso also läuft er weg? Ich lache traurig, wieso läuft er schon wieder weg? Warum kann er nicht darüber reden? Wenn ich ihm nichts mehr bedeute weshalb gibt er mir dann immer wieder kleine Anzeichen, die mir Hoffnung machen? Wieso beendet er es nicht einfach? Es wäre nicht leicht für mich, doch ich müsste sicher, dass ich ohne ihn an meiner Seite weiterleben müsste. Ich wäre nicht hin und hergerissen und müsste mir dauernd Gedanken machen. Mit hängenden Schultern stehe ich auf. Schleppe mich ins Bad und mache mich für den Tag fertig. Noch immer sind meine Gedanken bei Kangin als ich mich an den Frühstückstisch setzte und dieses verspätet zu mir nehme. Vermutlich sind die meisten schon aus dem Haus bei der Arbeit. Plötzlich taucht Donghae neben mir auf. Erschrocken zucke ich zusammen und sehe zu ihm auf. Er sieht mich traurig an. Was ist passiert? Hat er Streit mit Eunhyuk? Ich frage ihn. Er schüttelt den Kopf, dann beginnen seine Hände Wörter zu formen. „Es ist jemand hier. Für dich.“ Eine kurze Pause „Es ist Dong il“ Donghae sieht mich fest an. Meine Augen hängen noch immer an seinen Fingern. Ungläubig starre ich sie an. Ich muss etwas falsch verstanden haben. Dong il, das ist unmöglich. Definitiv undenkbar. Ich hebe meinen Blick und schaue zurück. Donghae legt mir beruhigend eine Hand auf die Schulter, doch mein Herz rast weiter. Schlägt heftig gegen meine Rippen. „Dong il?“, frage ich nach. Er nickt und verlässt die Küche. Ich möchte ihn aufhalten, ihn daran hindern mich allein zu lassen, mich allein mit IHM zu lassen, doch er ist schon verschwunden. Ich atme tief durch und stehe schließlich auf um unseren Gast, meinen Gast, zu begrüßen. Als ich ins Wohnzimmer gelange, sitzt er auf dem Sofa und blickt mich an. Sofort springt er auf nur um mich weiter an zu schauen. Ich stehe wie angewurzelt im Türrahmen und erwidere seinen Blick. Dong il. Er ist es tatsächlich. Er hat sich nicht verändert. Noch immer ist er schlank und hat dieses fast kindliche Gesicht. Noch immer trägt er nur Jeans und ein Hemd. Noch immer weiß ich nicht wie ich ihm nach allem gegenübertreten soll. Doch Dong il nimmt mir diese Entscheidung ab indem er den ersten Schritt macht und auf mich zukommt. Mein Körper möchte reflexartig flüchten, aber ich bleibe stehen. Bewege mich nicht. Er bleibt vor mir stehen. Er ist viel zu nah. Dann lächelt er mich sanft an und mein Herz beginnt zu schmerzen. Ich kann an seinen Lippen erkennen, dass er meinen Namen ausspricht. Er redet weiter, aber ich kann ihm nicht folgen. Ich verstehe ihn nicht. Hilfesuchend schaue ich ihn an. Er redet immer weiter. Ich schüttle den Kopf, doch er hält nur meine Oberarme mit beiden Händen fest. Ich gehe einen Schritt zurück. Er folgt mir. Ich sehe seinen traurigen Gesichtsausdruck und seine Lippen, die sich fortlaufend bewegen. Was möchte er mir sagen? Was ist los? Warum ist er hier? Wieso nach so langer Zeit? Nur um alte Wunden auf zu reißen? Plötzlich drückt er meine Oberarme fest und noch bevor ich nur versuchen kann mich aus seinem Griff zu befreien, spüre ich seine Lippen auf den meinen. Erschrocken weiten sich meine Augen. Ich winde mich unter seinen Händen, doch er hält mich fest. Ich gehe rückwärts, will die Berührung lösen, aber ich stoße nur gegen eine Wand. Gefangen, schießt es mir durch den Kopf. Ich versuche mein Gesicht zur Seite zu drehen, doch er greift mein Kinn und presst seinen Körper gegen den meinen. Dann drückt er mir das Knie zwischen die Beine um wirklich zu verhindern, dass ich fliehe. NEIN, NEIN, NEIN, schreit alles in mir. Es ist so falsch, es fühlt sich so verdammt falsch an. Ich beginne zu zittern, Tränen befeuchten meine Wangen. NEIN. Alle Kraft weicht aus meinem Körper und Verzweiflung macht sich breit. Dong il löst den Kuss, doch nur lange genug um Luft zu holen. Seine Zunge verschafft sich gewaltsam Zugang zu meinem Mund. Erneut bäume ich mich gegen ihn auf, aber die einzige Reaktion besteht darin, dass er mir in die Wangen drückt um meinen Mund offen zu halten und im nächsten Moment ist er … weg. Kangin POV: Ausgepowert kommen Eunhyuk und ich nach Hause. Unser Tänzer hat mir eine extra Tanzstunde gegeben, da ich mit der neuen Choreographie einfach nicht zurechtkomme. Doch das allein ist nicht der Grund. Ich musste mich ablenken. Nachdem was letzte Nacht passiert ist, musste ich einfach den Kopf frei bekommen um wieder klar denken zu können. Ich habe mich verleiten lassen. Ich habe mich zu etwas hinreißen lassen, was ich nicht hätte tun dürfen. Nicht bevor ich mir meiner Gefühle ganz sicher war, Und doch ist es passiert. Im Grunde bereue ich es nicht völlig. Seine Nähe, sein Geruch, seine Berührungen. Wie lange ist es her? Erst jetzt bemerkte ich wie sehr ich das alles eigentlich vermisst habe. Und doch habe ich Angst. Angst vor meinen eigenen Gefühlen. Angst davor ihn noch mehr zu verletzen. Angst davor mit all dem nicht fertig zu werden, überfordert zu sein. Angst vor seiner Situation. Angst. Dieses Gefühl ist zu jeder Zeit gegenwärtig. So sehr ich versuche es in Schach zu halten, es bricht immer wieder hervor. Hast du einen Schlüssel?“, reist mich Eunhyuk aus meinen Gedanken. „ähm…ja, Moment“ Eifrig durchsuche ich meine Hosentaschen bis ich sie zu Tage fördere. Grinsend gehe ich an meinem Bandkollegen vorbei um die Tür auf zu sperren. „Gut, dass du neben Donghae auch mich hast, was?“, witzle ich während ich ihm den Weg in die Wohnung frei mache um hinter uns die Tür wieder ins Schloss fallen zu lassen. „jaja, werd nur nicht frech“, winkt er ab, schmeißt seine Sporttasche auf den Boden und geht zur Küche um etwas zu trinken. Ich hingegen bewege mich Richtung Wohnzimmer um es mir nach dem Power-Training auf dem Sofa gemütlich zu machen. Doch kaum habe ich das Zimmer betreten, traue ich meinen Augen nicht. Leeteuk. Mit einem Kerl. Küssend an der Wand. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Mein Atem stockt. Die Welt hört auf sich zu drehen. Schließlich werde ich der Tränen auf Leeteuks Wangen gewahr, seiner abwehrenden Haltung, der Gewalt die der Fremde anwendet und noch bevor ich darüber nachdenken kann, landet meine Faust in seinem Gesicht. Ich habe mehr Kraft angewendet als gedacht, denn mein Opfer geht zu Boden. Wutentbrannt starre ich auf ihn hinunter. Er reibt sich ungläubig die Wange. Soll er doch, denke ich als ich zu Leeteuk aufschaue. Zitternd lehnt er an der Wand, eine Hand bedeckt seinen Mund während er die Augen geschlossen hält. Noch immer strömen Tränen über seine Wange. Ich sehe ihm an, dass er sich schämt, dass er sich am liebsten in Luft auflösen möchte. Ich will ihn in den Arm nehmen, aber meine Beine versagen mir den Dienst. Ich will etwas sagen, aber meine Mund bleibt geschlossen. Ich streiche mir verzweifelt mit der Hand durch die Haare. Was soll ich tun? Was will dieser Kerl? Was will er von Leeteuk? Kennen sie sich? Was sollte dieser Kuss? Und da war sie wieder, die Angst. When I first saw you, I was afraid to meet you. When I first met you, I was afrait to kiss you. When I first kiss you, I was afraid to have you. When I had you, I was afraid to love you. Now, when I love you, I am afraid to loose you... Kapitel 8: ~ 8 ~ ---------------- Kangin POV: Noch immer fließen Tränen über Leeteuks Wangen, sein gesamter Körper bebt unter dem Schluchzen bis seine Beine nachgeben und er am Boden kauert. Ich kann den Anblick nicht weiter ertragen, kann ihm nicht länger stand halten. Und so knie ich mich vor ihn, lege eine Hand auf seine Schulter, die auf seinen Rücken wandert und ihn an mich drückt. Ich schließe ihn in meine Arme, halte ihn, lege mein Kinn auf seinen Kopf und versuche ihn zu beruhigen. Sanft rede ich auf ihn ein, wohlwissend, dass er mich nicht hört. Vielleicht versuche ich damit auch nur mich selbst zu beruhigen. Leeteuk greift währenddessen nach meinem Shirt. Verbirgt sein Gesicht an meiner Brust. Es bricht mir das Herz ihn so zu sehen und gleichzeitig zu wissen, dass da dieser andere Junge ist. Dieser Junge von dem ich nicht weiß in welcher Beziehung er zu Leeteuk steht. Von dem ich nicht weiß wer er ist. Von dem ich nicht weiß, was er will. Es macht mich verrückt. Dauernd spielt mein Kopfkino die eben gesehenen Bilder ab. Wie dieser Kerl Leeteuk küsst, ihn bedrängt, ihm weh tut. Wieder steigt Wut in mir auf. Ich wende meinen Blick in seine Richtung nur um zu sehen, wie er mich stehend von oben herab irritiert anstarrt. Meine Hand ballt sich zur Faust und am liebsten würde ich sie in seinem Gesicht platzieren. „Eunhyuk. Ihr seid schon zurück?“, höre ich Donghae rufen. „Schon seit gut zehn Minuten“, antwortet der Angesprochene, „ich wusste nicht, dass du auch…“ Eunhyuk bricht mitten im Satz ab. „Kangin…Leeteuk…Was…?“ Ich höre seine verwirrte Stimme. „Eunhyuk? Was ist denn?“, hakt Donghae nach. Schritte, die auf mich zu kommen, dann Stille. Langsam löse ich mich von Leeteuk, der sich etwas beruhigt hat und wende mich um. Sehe in die überraschten und verwirrten Gesichter der anderen. Donghae ist der erste, der seine Sprache wieder findet. „Was ist hier los?“, fragt er harsch, verlangend. „Das wüsste ich auch gerne“, werfe ich die Frage zurück während ich den Fremden anblicke. Dieser sieht nur von einem zum anderen bis sein Blick an mir haften bleibt. Wieso nur habe ich dieses ungute Gefühl? „Dong il…“, fordert Donghae den anderen auf. Er kennt ihn? Ich sehe ihn verwirrt an. Woher? „Ich…also, wir…“, Dong ils Augen wandern zu Leeteuk, der noch immer auf dem Boden kauert. „Verdammt, rede! Was hast du ihm angetan? Kangin, was war hier los?“, möchte Donghae schließlich von mir wissen. „Als Eunhyuk und ich nach Hause gekommen sind, wollte ich mich auf dem Sofa ausruhen während Eunhyuk etwas trinken wollte. Doch… er hier hat Leeteuk…geküsst. Er hat Leeteuk dazu gezwungen. Er hat ihn gegen die Wand gedrückt und…ich habe ihn geschlagen.“ Die Erinnerung wird wach gerufen. Ich sehe alles wieder vor mir. Ich schweige, möchte nicht weiter darüber reden. Donghae versteht. Leise fluchend geht er auf den mir Fremden zu. „Was hast du dir gedacht?“, fragt er ihn. „Du sagtest du wolltest ihn nur sehen. Wäre ich doch nur dabeigeblieben und hätte mich nicht abwimmeln lassen. Denkst du ernsthaft nach alle den Jahren, dass alles einfach so weiter geht? Denkst du alles bleibt wie es ist? Denkst du er hat nicht auch weiter gelebt? Du warst es, der damals einfach abgereist ist. Du warst es, der ihn verlassen hat, der ihm das Herz gebrochen hat. Denkst du nach all dem wartet er jahrelang auf deine Rückkehr? Du bist so ein Idiot. Kein Mensch tut das. Hörst du? Keiner! Hast du eine Ahnung, was er deinetwegen durchgemacht hat? Tagelang hat er nichts gegessen und getrunken. Nachts hat er sich in den Schlaf geweint nur um nach wenigen Stunden durch einen Alptraum wieder aufzuwachen. Er hat sich selbst Vorwürfe gemacht, sich gefragt, was er falsch gemacht hat. Und das alles zusammen hat ihn zerstört, kaputt gemacht. Bis zu einem Punkt gebracht, an dem er nicht mehr weiter machen wollte. Ja, er wollte nicht mehr leben. Und jetzt, nachdem er es überwunden hat, nachdem er seine Lebensfreude wieder gefunden hat. Jetzt, wo er wieder einen Sinn in allem sieht, tauchst du aus heiterem Himmel hier auf und KÜSST ihn? Was denkst du hat das in ihm ausgelöst? Verdammt! Er hat sich gewehrt, nicht? Warum hast du ihn gezwungen? Wie selbstsüchtig muss man sein um einem anderen DAS anzutun?“ Ich starre Donghae an, der immer lauter geworden ist umso wütender er wurde. Doch das, was ich gehört habe… Ich muss mich VERhört haben. Dieser Fremde. Und Leeteuk. Waren ein Paar? Nein, nein, das ist unmöglich. Ich weiß davon nicht. So etwas würde Leeteuk mir nicht vorenthalten. Oder? Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Eunhyuk versucht seinen aufgebrachten Freund zu beruhigen als Dong il sich doch dazu entschließt etwas zu sagen. „Aber er hat nichts gesagt. Er sagte nicht, dass ich aufhören soll, dass er das nicht möchte…“ Donghae und ich keuchen gleichzeitig. „Natürlich nicht. Herrje. Er ist TAUB, verdammt. Und er spricht seither auch kein Wort mehr. Hast du das nicht gewusst?“ Ich sehe den Schock in Dong ils Augen. Sein Kopf schnellt in Richtung Leeteuk. „WAS?“, ruft er laut. „Er hat nicht ein Wort gehört?“ Unglaube schwingt in seiner Stimme mit. Leeteuk POV: Langsam beruhige ich mich wieder. Unterdrücke meine Tränen und meinen Trauer. Mein Angst und meine Verzweiflung. Ich spüre Blicke auf mir und als ich den Kopf hebe, stehen Donghae und Eunhyuk vor mir, ihnen gegenüber Dong il und etwas abseits Kangin. Er hat mich gerettet. Er hat dem ein Ende bereitet. Doch. Heute Morgen ist er gegangen. Er hat mich allein gelassen. Nach allem was davor passiert ist, hat er mein Zimmer einfach so verlassen. Wieso macht er mir jetzt wieder Hoffnungen, dass da doch noch etwas ist. Dass da noch mehr ist als Mitleid, das er für mich empfindet. Mitleid mit mir und meiner Situation. Wieso macht er mir Hoffnung, wenn er sie kurz später doch nur wieder zerstört? Wenn er es doch nicht ernst meint? Warum? Donghae bemerkt meinen Blick. Schnell informiert er mich. „Warum ist Dong il hier?“, möchte ich wissen. Er erklärt mir nach einem kurzen Gespräch mit ihm weshalb. Er möchte, dass wir dort weiter machen, wo wir vor all den Jahren aufgehört haben? Verwirrt blicke ich Dong il an. Er sieht mich ernst an. Ernst und doch bittend. Ich wende mich wieder Donghae zu. „Warum jetzt?“ Wieder vermittelt er und gibt mir dann zu verstehen. „Weil er erkannt hat, dass er damals einen Fehler gemacht hat. Er dachte seine Gefühle wären nicht stark genug. Doch er erkannte, dass das falsch war. Leider zu spät. Leeteuk. Tu das nicht. Ich als dein Freund rate dir davon ab. Ich weiß du empfindest noch etwas für ihn, aber ich weiß auch was du seinetwegen durchgemacht hast. Hast du das schon vergessen?“ Ich weiß Donghae meint es gut. Ich weiß, dass auch er unter meiner damaligen Situation gelitten hat, doch… Ich schließe meine Augen. Mein Verstand sagt nein, aber mein Herz… Was soll ich nur tun? Er hat mir weh getan. Er hat mich verlassen. Er hat mir das Herz gebrochen und ist davon gelaufen. Aber… Plötzlich spüre ich weiche Lippen auf den meinen. Ich öffne meine Augen. Ein sanfter Kuss von Dong il. Federleicht und zärtlich spüre ich seinen Mund auf dem meinen. Unfähig mich zu bewegen, lasse ich ihn gewähren. Ich muss mich wehren, mich dagegen sträuben. Ich muss diese Berührung beenden. Ich weiß es, doch ich kann nicht. Die Erinnerungen kehren zurück. Die Gefühle, das Glück, das ich damals empfunden habe. Das alles setzt meinen Körper außer Gefecht. Erst als Dong il den Kuss beendet und mich lächelnd ansieht, bemerke ich es. Kangin verlässt den Raum. Stürmt regelrecht hinaus. Und ich weiß ich bin dumm. Was habe ich getan? Kangin. Kangin. KANGIN. Dieser Schmerz in meiner Brust, verursacht durch das Brechen meines Herzens. Ich versuche auf zu stehen. Falle. Kangin. Nein. Und plötzlich erkenne ich. Das, was ich für Dong il empfunden habe, ist nicht das, was ich für Kangin empfinde. Das Gefühl, das ich Kangin entgegen bringe, ist um einiges intensiver, stärker. Wie konnte ich nur so blind sein? Wie konnte ich mich vor seinen Augen nur so gehen lassen? Mich von Dong il küssen lassen, wo ich mich kurz vorher so dagegen gestäubt habe? Und ich weiß, ich habe meine letzte Chance verspielt. Habe sie ohne nach zu denken vergeben. Wie kann er mir jetzt noch nahe sein wollen? Nach allem was er gehört und gesehen hat? Schon zuvor war es für ihn fast unmöglich mit meiner Situation klar zu kommen. Und als sich doch Hoffnung für uns beide zeigt, zerstöre ich alles. Und da war sie, die Angst. Die Angst ihn für immer verloren zu haben. When I first saw you, I was afraid to meet you. When I first met you, I was afrait to kiss you. When I first kiss you, I was afraid to have you. When I had you, I was afraid to love you. Now, when I love you, I am afraid to loose you... Kapitel 9: ~ 9 ~ ---------------- Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. Schottet mich ab. Beschützt mich vor allem, was auf der anderen Seite lauert. Lässt mich aufatmen. Kurz bleibe ich stehen nur um dann einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich steuere mein Bett an und lasse mich schwer darauf sinken. Ich setzte mich während ich meine Ellbogen auf den Knien abstütze und den Kopf in meine Hände lege. Ich atme schwer. Meine Brust schmerzt. Mein Herz schmerzt. Ich sehe auf, lasse den Blick schweifen. Mein Zimmer. Der einzige Ort, an dem ich wenigstens etwas Ruhe finden kann. Langsam lasse ich meine schweren Körper auf das weiche Bett sinken. Ich starre an die Decke. Eine weiße eintönige Fläche, die über mir schwebt. Habe ich das alles eben wirklich erlebt? Kann es nicht ein böser Traum gewesen sein? Ich schließe die Augen. Sofort erscheinen all die Bilder. Leeteuk. Dong il. Der Kuss. Die Einverständnis. Schnell öffne ich meine Augen wieder. Möchte das alles nicht noch einmal durchleben. Warum nur hat Leeteuk sich nicht gewehrt? Sich nicht wie kurz davor mit dem ganzen Körper gegen Dong il gesträubt? Hat er nicht noch am Morgen MICH geküsst? Ich streiche mir unbewusst über die Lippen. Die Wärme und den leichten Druck spürend. Wieso also hat er Dong il gewähren lassen? Liebt er ihn womöglich immer noch? Donghae sagte sie wären ein Paar gewesen und Dong il war, seinen Worten nach, hier um Leeteuk wieder für sich zu gewinnen. Doch wie sah es mit Leeteuk selbst aus? Natürlich. Er hat mir seine Liebe gestanden. Damals im Pavillon, als ich selbst den ersten Schritt gemacht habe. Wie glücklich ich war, dass er meine Gefühle erwidert. Mein Herz flatterte vor Aufregung als ich ihm die SMS schickte und auf ihn wartete. Ungeduldig verlagerte ich mein Gewicht von einem Bein auf das andere, als er endlich vor mir stand. Ihn anstarrend war ich kaum in der Lage etwas zu tun oder zu sagen. Ich,… wir waren glücklich. Bis zu diesem schicksalhaften Tag. Diesem Tag als Leeteuk für immer sein Gehör verlor. Ich konnte es nicht glauben, nicht fassen, nicht damit umgehen. Was bin ich für ein Freund, der nur davon läuft anstatt dem anderen zu helfen? Ihm bei zu stehen? Ihn zu unterstützen? Ihm Mut zu machen nicht auf zu geben? Einfach nur bei ihm zu sein und ihn spüren zu lassen, dass er nicht allein ist? Ein schlechter. Ein vollkommen mieser Freund bin ich. In der Zeit, in der Leeteuk mich am meisten gebraucht hätte, war ich nicht da. Habe mich stattdessen in Selbstmitleid gestürzt und versucht das alles zu ignorieren. Mir ein zu reden, dass es nicht wahr sein kann. Doch all die Zeit über war das Gefühl der Zuneigung gegenwärtig. Ich wollte ihm nicht weh tun, indem ich vor ihm davon lief. Ich wollte ihn nicht leiden sehen, ihn nicht verletzen. Und doch war es ganeu das, was ich dauernd getan habe. Ich habe Hoffnung in ihm geweckt und diese kurz später auf die schmerzhafteste Weise zerstört. Vielleicht ist es besser, wenn er wieder mit Dong il zusammen kommt. Er kennt ihn. Er kennt ihn schon lange. Und er liebt ihn und vielleicht empfindet auch Leeteuk noch etwas für den anderen. Selbst nach so langer Zeit kann ein so intensives Gefühl nicht vollkommen erloschen sein. Es MUSS da etwas gewesen sein, sonst wäre es Leeteuk nicht so schwer gefallen über die Trennung hinweg zu kommen. Plötzlich klopft es an der Tür. Ich möchte nicht öffnen, niemanden sehen, mit niemandem sprechen. Reglos bleibe ich auf dem Bett liegen. Erneut klopfen. Dieses Mal fester, fordernder. Seufzend erhebe ich mich doch. Schleppe mich zur Tür und öffne diese einen Spalt, durch den ich nach draußen spähe. Überrascht weiten sich meine Augen. Eunhyuk? „Können wir reden?“, fragte er leise. Ich nicke, trete von der Tür zurück und bitte ihn herein. Ich bedeute ihm auf dem Stuhl Platz zu nehmen und setze mich selbst aufs Bett ihm gegenüber. Er sieht mich an. Forscht in meinem Gesicht „Was gibt es?“, unterbreche ich die Stille. „Warum bist du davon gelaufen?“ Sein Blick droht mich auf zu spießen. Ich sehe weg. Knete nervös meine Finger. „Ich weiß es ist nicht leicht“, fährt er fort als ich nicht antworte, „aber indem du wegläufst wird es nicht einfacher.“ Erneutes Schweigen. Natürlich wird es dadurch nicht leichter, doch wenn man die eigenen Gefühle nicht versteht, sagt einem der Körper man soll alles hinter sich lassen. Ob man es hinterher bereut oder nicht, in diesem Moment scheint es das einzig Richtige zu sein. Ich höre Eunhyuk seufzen. „Hast du ihn etwa schon aufgegeben? Was soll das? Leeteuk hat dich auch nicht aufgegeben. Nicht als du davon gerannt bist als er dich am meisten brauchte und nicht als er sich deiner Gefühle für ihn unsicher wurde. In den schwierigsten Zeiten seines Lebens hat er an dir festgehalten und was tust du? Sobald es nur ein klein wenig schwierig wird, ergreifst du die Flucht.“ Unfähig etwas zu erwidern, nehme ich in mir auf, was Eunhyuk sagte. Warum weiß ich nur zu gut, dass er mit allem Recht hat? Mein Gegenüber steht auf. „Weißt du, ab und zu lohnt es sich zu kämpfen. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.“ Mit diesen Worten verlässt er mein Zimmer. Ich bleibe allein in der Stille zurück. Einer Stille, die mich umhüllt. Einer Stille, die genau dem Gegenteil entspricht was in meinem Inneren herrscht. Chaos. Es herrscht Chaos in meinem Herzen. Fühle Liebe, Kummer und Schmerzen. Mein Herz schreit nach Liebe. Es lässt aber nicht zu, dass ich Sie kriege. Der absolute Schmerz durchstösst meinen Körper. Um das zu beschreiben, finde ich kaum Wörter. Wie ein Wirbelsturm durchstossen mich die Gefühle. Doch selber weiss ich nicht, was ich fühle. Kummer lässt meinen ganzen Körper erbeben. Warum kann ich diese Gefühle nicht einfach abgeben. Ich mach mir zu viele Gedanken um Andere. Doch nur an mich zu denken, ist das mindere. Eine Welle von Tränen überkommt mich. Denn nach Liebe und Berührung sehne ich mich. Doch das Gefühl, alleine zu sein, wird immer bei mir sein. Kapitel 10: ~ 10 ~ ------------------ ~ Leeteuk POV ~ Ich stehe mitten im Wohnzimmer und starre auf die Tür. Auf die Tür, durch die vor wenigen Momenten Kangin gegangen ist. Auf die Tür, durch die er vor mir geflohen ist. Meine Brust schmerzt so sehr. Einerseits die Erkenntnis, dass ich einen Fehler gemacht habe, den ich nicht wieder gut machen kann. Andererseits eine Ahnung. Eine Ahnung, die ich verzweifelt versuche zu unterdrücken, die ich nicht wahr haben möchte. Eine Ahnung, die mir sagen möchte, dass ich ihn verloren habe, dass ich ihm nichts mehr wert bin. Nicht genug wert bin, dass er um mich kämpft. Er läuft davon. Immer und immer wieder läuft er davon. Sobald er einen kleinen Schritt auf mich zukommt, dreht er sich um und rennt tausend Schritte weit weg. Spürt er denn nicht wie viel er mir wert ist? Spürt er denn nicht wie wichtig er mir ist? Wieso bin nur ich es, der um uns kämpft? Wieso bin nur ich es, der die Distanz zwischen uns verkleinern möchte? Wieso bin nur ich es, der seine Nähe sucht? Wieso nur ich? Ich kann ihn nicht zwingen, natürlich. Gefühle sind da oder eben nicht, sie können nicht erzwungen werden. Und selbst wenn er dazu gezwungen werden könnte, würde ich es nicht wollen. Ich würde nicht wollen, dass er nur bei mir bleibt weil er muss. Ich möchte, dass er gerne mit mir zusammen ist, dass er von sich aus zu mir kommt und meine Nähe sucht, dass er mich will, weil sein Herz danach schreit und sein Körper ihm keine andere Wahl lässt. Doch was sein Körper ihm momentan sagt ist, dass er laufen soll, dass er weg von mir soll. Sagt ihm das auch sein Herz? Ich weiß es nicht. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. Alles was ich weiß ist, dass ich das nicht mehr kann. So sehr ich versucht habe an ihm fest zu halten, ich kann nicht mehr. Dieser Schmerz, den er immer und immer wieder in mir auslöst wird unerträglich. Vielleicht sollte ich ihn gehen lassen. Vielleicht sollte ich alles vergessen und ihn gehen lassen. Zumal nun auch Dong il da ist. Nach so langer Zeit ist er wieder aufgetaucht. Nach so langer Zeit hat er wieder zu mir gefunden. Nach so langer Zeit hat er doch den Mut gehabt sich mir gegenüber zu stellen und zuzugeben, dass er einen Fehler gemacht hat. Dong il hat erkannt, dass er noch immer Gefühle für mich hegt, aber empfinde ich auch noch etwas für ihn? Als er damals gegangen ist, wie lange war ich verzweifelt? Wie lange war ich traurig? Wie lange habe ich gebraucht um darüber hinweg zu kommen? Kann ich all die Verzweiflung vergessen und wieder neues Glück mit ihm finden? Glück. Glücklich war ich auch mit Kangin. Diese kurze Zeit lang. Doch ich würde sie nicht missen wollen. Nein, denn es war eine der glücklichsten Zeiten meines Lebens. Seine Art bringt einen zum lachen selbst wenn man weinen möchte. Er findet trotzdem einen Weg einen auf zu muntern. Seine Nähe strahlt Wärm und Sicherheit aus und man möchte nie mehr von seiner Seite weichen. Plötzlich ist mir kalt. Wie gerne hätte ich ihn jetzt hier, wie gerne würde ich jetzt seine Arme um mich spüren. Ich schließe die Augen, lege meine eigenen Arme um mich und stelle mir vor es wären seine, Ein wohliges Gefühl durchflutet mich. Schnell öffne ich die Augen wieder bevor ich mich darin verliere. Als ich mich im Wohnzimmer umsehe steht Donghae in der Tür. Er sieht mich an. Ich blicke zurück und er kommt auf mich zu, legt einen Arm um meine Schulter und bringt mich zum Sofa. Wir nehmen Platz. Etwas verwirrt sehe ich ihn an. Was ist los? Er hebt die Hände und kommuniziert mit mir. „Ich habe Dong il weggeschickt“ Eine einfache Aussage, die mich aufsehen lässt. Wirklich, er ist nicht mehr hier. Es ist mir vorher nicht aufgefallen. Ich nicke, möchte ihn dazu bewegen weiter zu reden, was er auch tut. „Was wirst du jetzt tun?“, fragt er. Ich senke meinen Blick auf die Hände in meinem Schoß. Wenn ich das wüsste. Ich schaue ihn an und antworte, dass ich es nicht weiß. „Möchtest du zu Dong il zurück?“, fragt Donghae weiter. Ich zucke mit den Schultern. „Vielleicht wäre das das Beste. Jetzt wo Kangin alles weiß, wo er mich wirklich meidet.“ Traurig sehe ich meinen Freund an, der zur Seite schaut und eine Hand durch seine Haare gleiten lässt. Er wirkt ebenfalls verzweifelt. „Du möchtest also alles was ihr bisher hattet einfach wegwerfen und wieder zu dem zurück, der dir das Herz auf übelste Weise gebrochen hat? Denkst du er schafft das nicht auch ein zweites Mal?“, hakt Donghae nach. „Aber er sagte doch, dass es ihm leid tut und er hier ist um mich zurück zu gewinnen. Warum sollte er das wieder tun?“ „Sagte er beim letzten Mal nicht auch, dass er dich liebte?“, gibt Donghae zurück. „Ja das tat er“, gebe ich zu. Womit wir wieder am Anfang wären. „Gib Kangin noch eine Chance. Rede mit ihm.“, Donghaes Blick nimmt eine Sanftheit an, die ich bisher nur gesehen habe wenn er Eunhyuk ansieht. Ich lächle unsicher. „Ich werde übersetzen. Ich werde dir helfen. Ich weiß, dass du ihn nicht aufgeben willst… nicht aufgeben kannst. Und du weißt das auch. Auch wenn du versuchst davor weg zu laufen. Vergiss Dong il. Er hat schon einmal mit dir gespielt. Er wird es wieder tun.“ Ich denke nach. Kann ich Kangin wirklich offen sagen was ich möchte? Kann ich ihm wirklich offen sagen, dass ich mit ihm zusammen sein will? Kann ich ihm erklären, dass das was da zwischen mir und Dong il war nicht mehr ist? Kann ich ihm sagen, dass ich ihn an meiner Seite brauche? Kann ich ihm sagen, dass ich ihn vermisse? Kann ich ihm sagen, dass ich mir mein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann? Kann ich ihm sagen, wie sehr mein Herz schmerzt wenn er mich ignoriert? Vor mir wegläuft? Kann ich ihm das alles sagen? Ich nicke. Stimme Donghaes Vorschlag zu. Ich möchte mit Kangin reden. Sei nicht stumm wo du reden kannst. Schweige nicht, wo Worte nötig sind. Schweiger gibt es schon genug. Am Anfang war auch das Wort und nicht das Schweigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)