Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 193: Sams Geburtstag ---------------------------- 193) Sams Geburtstag Nach dem Essen machten es sich die drei Männer auf der Couch gemütlich und versuchten sich auf einen Film zu einigen. „Lasst uns Dracula mit Bela Lugosi schauen“, schaltete sich Bobby in das Geplänkel der Brüder ein, die sich nicht einigen wollten, ob es jetzt eine Dokumentation über die Wunder der Welt und ägyptische Götter oder ein „Nobody“ Film sein sollte. Die Winchesters nickten und setzten ihren Disput fast sofort über den besten Snack beim Fernsehen fort und der Hausherr schaute ihnen lächelnd zu. Das war einer dieser Momente, die er gerne im Gedächtnis behalten wollte. Wann die Stimmung in der kleinen Runde umschlug wusste hinterer niemand mehr zu sagen, doch plötzlich waren die dummen Kommentare und kleinen Neckereien verstummt und immer wieder huschten verstohlene Blicke zur Uhr. Jeder dachte daran, was vor einem Jahr gewesen war und alle warteten darauf, dass der Zeiger endlich auf die zwölf sprang. Hatten sie den Pakt gebrochen? Hatten sie es wirklich geschafft Deans Leben zu retten, oder war das Jahr nur ein Aufschub gewesen und sein Pakt durch Liliths Tod auf einen anderen Dämon übergegangen? Die letzten Tage waren von allen fast unbemerkt vergangen. Keiner der drei hatte daran gedacht, was vor einem Jahr gewesen war, doch jetzt schlug diese Erinnerung unbarmherzig zu. Dean war ungewöhnlich blass. Sam blickte immer wieder zu seinem Bruder. Würde der gleich in Panik erstarren, weil er den Höllenhund hörte? Jeder für sich wusste, dass der blonde Winchester gerettet war und jeder für sich schimpfte sich einen Idioten, weil er es nicht schaffte, diese beängstigenden Gedanken zu unterdrücken und doch waren sie da und bohrten sich hartnäckig immer tiefer in ihre Herzen. Quälend langsam rückte der Zeiger auf die zwölf zu. Und dann standen beide übereinander. Die Männer hielten die Luft an und warteten. Nichts geschah. Die Uhr drehte sich weiter. Eine Minute verstrich, eine zweite folgte. Erst nach fünf Minuten gestatteten sich die Drei durchzuatmen und langsam kehrte die Farbe in Deans Gesicht zurück. „Lasst uns ins Bett gehen“, sagte Bobby mit belegter Stimme. Auch ihm waren die letzten Minuten deutlich anzusehen, auch er hatte plötzlich eine aberwitzige Angst davor gehabt, dass das letzte Jahr nur ein Aufschub gewesen sein könnte. In dieser Nacht kam keiner im singerschen Haushalt wirklich zur Ruhe. Während Bobby und Sam eher an die Zeit nach dem Höllenhundangriff und Deans langwierige Genesung denken mussten, kreisten die Gedanken des Blonden eher um den Grund für seinen Pakt und darum, dass er trotz dieser furchtbaren Erfahrung wohl wieder so handeln würde, sollte Sam etwas Schlimmes zustoßen. Endlich forderte die schwere körperliche Arbeit der letzten Tage ihren Tribut und er glitt langsam in einen unruhigen Schlaf hinüber. Darauf schien sein Unterbewusstsein nur gewartet zu haben. Wie ein hungriges Raubtier fiel es ihn an. Leise wimmernd warf er sich von einer Seite auf die andere, bis er endlich mit einem erstickten Schrei auffuhr. Fast sofort wurde seine Zimmertür vollkommen aufgerissen und Sam stürmte herein. Sofort ließ sich der Jüngere auf der Bettkante nieder. „Hey!“, sagte er leise. Orientierungslos huschte Deans Blick durch den Raum. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis er an Sam hängen blieb. „Was ist?“, wollte der leise wissen. Dean schüttelte den Kopf. Weniger, weil er es nicht sagen wollte. Ihm fehlten schlicht die Worte, seinen Traum zu beschreiben. „Was hast du geträumt?“, fragte der Jüngere direkter. „Ich weiß nicht.“ „Woran kannst du dich erinnern?“ „Farben. Rot, schwarz, bunt und Angst, panische Angst. Schmerzen und Einsamkeit.“ „Du bist nicht allein, Dean. Du wirst nie allein sein, außer du willst es wirklich.“ Dean schüttelte nur den Kopf und gestattete sich die Schwäche für einen Augenblick in die Arme seines Bruders zu flüchten. „Können wir uns darauf einigen, dass das nie passiert ist?“, fragte er danach leise. Er wusste, dass er sich damit eine Blöße gegeben hatte, aber nach diesem Abend hatte er das einfach gebraucht. Und Sam genoss diesen kostbaren Moment viel zu sehr. Sein Bruder hatte sich ihm geöffnet. Er hatte ihm erzählt, was er träumte und was ihn quälte. Das war schon die zweite Umarmung innerhalb einer Woche. Schon alleine diese Tatsache machte ihn sprachlos. „Wenn wir uns darauf einigen können, dass wir so etwas nie wieder erleben müssen? Ich will nicht noch einmal ein Jahr lang um dein Leben bangen müssen und ich will nicht noch einmal solche Wochen erleben, in denen dein Leben immer wieder am seidenen Faden hängt.“ Zögerlich nickte der Blonde. Er wollte den Jüngeren nicht belügen, aber er würde auf keinen Fall tatenlos zusehen, wenn Sams Leben, in welcher Weise auch immer, bedroht werden sollte. „Versuch zu schlafen. Es war nur ein böser Traum“, versuchte Sam ihn zu beruhigen. Ein Lächeln huschte über Deans Gesicht und er nickte kurz. „Du auch, Sammy“ Der Jüngere blieb noch kurz sitzen, bis sich Dean wieder richtig hingelegt hatte und ging dann zurück in sein Zimmer. Trotz des guten Gefühls konnte er noch lange nicht einschlafen. Immer wieder kreisten seine Gedanken um das, was Dean gesagt hatte, das was er geträumt hatte. Die Gefühle konnte er sich ja halbwegs erklären, aber woher kamen die Farben? Hatte das mit den Drogen zu tun, die sie ihm verabreicht hatten? Hatte sich deren Wirkung in seiner Seele festgesetzt, obwohl es Kyles Körper war, den sie damit betäubt hatten? Waren Schmerzen nur körperlich oder zerfraßen sie auch die Seele? In den Berichten stand, dass er wahnsinnige Schmerzen gehabt haben musste. Nein, darüber wollte er nicht länger nachdenken. Er hatte seinen Bruder wieder und das sollte ihm reichen! Im Haus war es noch ruhig als Sam am nächsten Morgen erwachte. Er streckte sich träge und setzte sich auf. Noch einmal gähnte er herzhaft und schlurfte dann ins Bad. Es war herrlich, hier so ruhig in den Tag starten zu können. Er genoss es, sich keine Gedanken um Monster machen zu müssen, die in der letzten Nacht gewütet hatten und um deren Opfer. Es war schön sich einfach an einen gedeckten Tisch zu setzen und über die kleinen Alltäglichkeiten zu reden. Und außerdem hatte er Geburtstag! Er beeilte sich mit seiner morgendlichen Toilette und ging dann voller Vorfreude nach unten. Sein Blick fiel in die Küche und die Vorfreude erstarb. Niemand war hier und in der Spüle stapelte sich das gebrauchte Geschirr. Auf dem Tisch lag ein Zettel: Sind zu einem schweren Verkehrsunfall – kann dauern. Sorry! Dean Niedergeschlagen ließ er sich auf einen Stuhl fallen. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“, nuschelte er niedergeschlagen. So hatte er sich den Tag wirklich nicht vorgestellt. Er nahm sich Müsli und Milch, machte sich einen Latte Macchiato und ließ sich dann wieder auf einem Stuhl nieder. Und jetzt? Gerade als er die Milch auf das Müsli gekippt hatte, hörte er wie ein Truck auf den Hof gefahren kam. Schnell sprang er auf und lief nach draußen. Es war Bobby. „Hey“, grüßte er als der Ältere aus dem Führerhaus kletterte. „Hey Junge.“ Bobby ließ das Wrack vom Haken auf einen freien Platz gleiten. Vielleicht wollte die Polizei sich die Wagen ja noch einmal anschauen. „Was ist passiert?“, wollte Sam jetzt wissen. Der Wagen, oder das, was von ihm übrig war, sah furchtbar aus. „Massencrash von fünf Wagen mit drei Toten. Die Feuerwehr ist noch dabei die Wracks auseinander zu schneiden. Zwei Personen konnten sie noch nicht einmal bergen.“ „Braucht ihr Hilfe?“ „Wir sind mit beiden Trucks draußen. Ganz ehrlich? Es ist furchtbar. das musst du dir nicht anschauen, außerdem würdest du da auch nur rumstehen. Wir müssen warten, bis die Feuerwehr soweit ist. Auch wenn das jeder Zeit sein kann.“ „Okay“, antwortete der Jüngere geknickt und ging wieder ins Haus zurück. Er ließ sich an den Frühstückstisch fallen und starrte auf den Paps, der in seiner Schüssel schwamm. Voller Ekel kippte er das Zeug weg und machte sich eine neue Schüssel Müsli. Irgendwie konnte er sogar verstehen, dass sie seinen Geburtstag vergessen hatten, nach all dem, was in den letzten Wochen passiert war. Und auch sonst. Leider war der Tag, oder der Tag davor in den letzten Jahren immer mit Negativem behaftet gewesen. Er hatte gehofft, dass diese Serie endlich zu Ende war. Er atmete tief durch. Das konnte ja ein toller Tag werden! Wie zur Bestätigung begannen große Tropfen gegen das Fenster zu trommeln. Binnen weniger Minuten goss es in Strömen. Schon nach wenigen Löffeln schob er die Schüssel wieder von sich. Er hatte keinen Hunger mehr. Wieder starrte er in den Regen. Wann waren die beiden losgefahren? Hatte er so fest geschlafen, dass ihn noch nicht mal das Telefon geweckt hatte, oder hatten sie sich leise aus dem Haus geschlichen? Das war ja wirklich ein wundervoller Tag! Erst am späten Nachmittag kamen die beiden nass bis auf die Knochen wieder. Sofort verschwanden sie, einer oben und einer unten, im Bad um wenigstens die Kälte von der Haut zu vertreiben und Sam beeilte sich im Kamin noch einige Scheite nachzulegen. Er hatte ihn vor einer Stunde angemacht, da es doch recht frisch geworden war. Danach kochte er Kaffee mit Schuss und reichte jedem eine Tasse. Mit einem dankbaren Nicken ließen sich die Zwei auf ihre Plätze fallen. „So was muss ich auch nicht öfter haben“, ließ Bobby vernehmen und Dean nickte schweigend. „Soll ich uns Pizza holen?“, fragte Sam leise. Noch bevor er eine Antwort bekommen konnte, knurrte Deans Magen gut vernehmlich. „Nein, lass mal, ich war vorhin noch einkaufen. Ich muss es nur noch reinholen.“ Er schaute zu Bobby. „Wir legen gleich los“, versprach der Hausherr. Sam seufzte leise und ging wieder ins Wohnzimmer, wo er sich niedergeschlagen auf das Sofa fallen ließ. Sie hatten seinen Tag wirklich vergessen! Bestimmt hatten sie vorgehabt ihm noch was zu besorgen und dann kam der Unfall dazwischen. Wenn sie wirklich noch dabei zusehen mussten, wie die Toten aus den Wracks geschnitten wurden, hatte das wahrscheinlich gereicht, um jeden anderen Gedanken zu vertreiben. Klar, Dean und Bobby machten beide auf harte Kerle, doch in ihnen schlug ein gutes Herz und so was ging ihnen viel zu nahe, auch wenn sie es nie zeigen würden. „Willst du nicht endlich…“, begann der Hausherr leise. „Jetzt hat er so lange warten müssen, da spielt die Stunde auch keine Rolle mehr!“, entgegnete Dean. Bobby schüttelte nur den Kopf. „Was denn? Du hast mich heute Morgen zu dem Unfall geschleppt. Eigentlich wollte ich ihn mit seinen Lieblingssandwiches wecken und ihm danach zeigen, wie er es wieder loswerden kann, aber das war wohl nichts“, flüsterte der Blonde. „Ach, jetzt bin ich schuld?“ „Oder der, der den Unfall gebaut hat?!?“ „Du bist so ein Trottel, Dean!“ Der Blonde grinste breit. Er liebte diese Geplänkel mit seinem Ersatzvater. Genauso wie mit Sam. Er hatte sich schon viel zu lange nicht mehr mit ihm gekabbelt. Das musste sich schnellstens ändern. Bei John hatte es das nie gegeben. Der hatte sie nur selten Kind sein lassen und so rumgeblödelt hatte er auch nicht mit ihnen. Er warf noch einen Blick zu Bobby und beeilte sich dann, ihm bei der Vorbereitung des Essens zu helfen und er erinnerte sich, dass es ihm als Kind Spaß gemacht hatte, mit Bobby in der Küche zu werkeln. Denn da fielen immer etwas zu naschen für ihn und auch fast immer ein „Gut gemacht, Junge. Danke“, ab und er wusste heute noch, wie gut er sich dabei jedes Mal gefühlt hatte. Wann hatte John ihn je gelobt oder sich gar bei ihm bedankt? Klar, damals im Krankenhaus, nachdem er den Pakt mit dem Dämon geschlossen hatte und dann hatte er ihn gleich danach in das größte Dilemma seines Lebens gestürzt. Naja und am Anfang bei den Schießübungen kam auch hin und wieder ein Lob. Doch auch das hatte schnell aufgehört. Sein Blick wanderte wieder zu Bobby. Wie anders war der doch! Eine gute Stunde später saßen die drei Männer am Tisch und ließen sich gegrillte Forelle mit Folienkartoffeln und Salat schmecken. Nach dem Essen wollten Dean und Bobby den Abwasch machen, doch das ließ Sam nicht zu. Er schmiss die beiden regelrecht aus dem Raum. „Verdammt aber auch. So wird das doch nie was mit seinem Geburtstagsgeschenk! Vielleicht sollten wir den gleich morgen feiern?“ „Immer mit der Ruhe, Dean. Der Abend ist noch lang.“ Sam kam mit drei Flaschen Bier wieder ins Wohnzimmer und ließ sich neben seinem Bruder nieder. „Was guckt ihr?“ „Dr. Sexy MD“ „Oh Gott, Bobby! Hat er dich auch schon damit angesteckt?“, fragte der Jüngere mit gespielter Entrüstung. „Hab gelesen“, erwiderte der Ältere. „Ihr habt ja keine Ahnung!“, grummelte der Blonde und stand auf. „Ich mach mir ein Sandwich.“ „Du kannst nicht schon wieder Hunger haben!“ „Doch, mir fehlt heute eine ganze Mahlzeit!“ „Wir sollten dich in „Vielfraß“ umtaufen!“ „Und dich in „Hase“, Hase!“ Bobby blickte von einem zum anderen und lächelte gutmütig. „Jetzt lass ihn doch, Sam. Du weißt, er wird unleidlich, wenn er unterzuckert ist.“ Dean schnaubte nur und verschwand in der Küche. Gleich darauf hörten die beiden anderen das Klappern von Schranktüren und das Öffnen und Schließen der Kühlschranktür und gleich darauf, wie Dean nach oben stapfte. Der wollte wohl nicht, dass sie sahen, wie viel er sich noch reinstopfte. Für eine Weile herrschte Ruhe. Plötzlich schreckte ein markerschütterndes „SAM“ aus Deans Kehle die beiden auf. Sie sprangen auf, hetzten die Treppe hinauf und stürmten in das kleine Wohnzimmer. Natürlich war Sam mit seinen langen Beinen zwei Schritte vor Bobby da. „Was ist Dean?“, fragte er panisch. Der Blonde schaute ihm lachend entgegen. Nur langsam wandelte sich der Blick des jüngsten Winchester von wütend zu ungläubig staunend. Dean stand mit einem Teller Erdnussbutter-Bananen-Sandwiches in der Hand vor ihm, auf denen er sechsundzwanzig Kerzen verteilt hatte. Und hinter ihm waren mehrere Fitnessgeräte zu erkennen. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, kleiner Bruder.“ Den Teller auf einer Hand balancierend umarmte er den Jüngeren. „Auch von mir alles Gute“, brummelte Bobby und klopfte ihm auf die Schulter. „Das ist… man, ich dachte, ihr habt meinen Geburtstag vergessen“, stammelte Sam. „Ihr seid irre!“ „Von mir aus auch das“, lachte Dean, „aber jetzt wünsch dir was und blas die Kerzen aus!“ Nur zu gern kam Sam dem Wunsch nach! ~~~ ENDE ~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)