Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 191: Beschäftigungstherapie ----------------------------------- 191) Beschäftigungstherapie Dean trieb seine schwarze Schönheit über die Straßen. Er hatte die Musik bis zum Anschlag aufgedreht und versuchte sich auf die Straße zu konzentrieren. Auf keinen Fall wollte er jetzt denken! Das hatte er schon den ganzen Tag getan und war zu keinem Ergebnis gekommen außer, dass er sich noch mieser fühlte. Links neben der Straße tauchte das Hinweisschild einer Bar auf und er überlegte, ob er sich nicht einfach die Kante geben und hoffen sollte, dass er die Nacht schlafen konnte. Morgen sah die Welt dann bestimmt schon wieder anders aus. Er rauschte an der Bar vorbei. Verwundert senkte er den Blick auf den Tacho und nahm den Fuß vom Gas. Ganz so schnell sollte er dann doch nicht unterwegs sein, sonst würde er den Abend in einer Zelle und nicht in einer Bar beenden und ihm stand der Sinn wesentlich mehr nach jeder Menge Alkohol als nach gesiebter Luft. Schon bald wies ein weiteres Schild auf die nächste Bar hin und Dean nahm den Fuß vom Gas. Er lenkte sein Baby auf den Parkplatz und betrat den nur spärlich beleuchteten Raum. Sein Blick wanderte über die Besucher und blieb an der etwas älteren, dennoch attraktiven Barkeeperin hängen. In der hintersten Ecke der Theke fand er noch einen freien Platz und ließ sich dort nieder, nicht gewillt hier nüchtern oder ohne Begleitung wieder zu verschwinden. „Wer Sorgen hat, braucht auch Likör?“, fragte die Barkeeperin und musterte den jungen Mann interessiert. Er sah gut aus und war hoffentlich auch kein Kind von Traurigkeit. „Ich hätte lieber etwas Härteres und ein Bier“, bestellte er und kippte, kaum dass das Glas vor ihm stand den ersten Whiskey hinunter. „Noch einen!“ „Ich wüsste eine bessere Art, um zu vergessen“, lächelte sie und füllte sein Glas wieder auf. „Und wann?“ „Je nachdem, wann der letzte Gast geht und wir schließen.“ „So lange kann ich nicht warten, ohne vorher Amok zu laufen“, erwiderte er mit einem traurigen Lächeln und kippte auch den zweiten Whiskey hinunter. Noch fühlte er das warme Brennen in seiner Speiseröhre. Mit einem dankbaren Nicken quittierte er, dass sie sein Glas sofort nachfüllte. Er nahm es in seine Hände und drehte es langsam dazwischen hin und her. Mit den Augen verfolgte er wie die Flüssigkeit am Glas entlang glitt. Aber auch wenn er nicht denken wollte, kreisten seine Gedanken unaufhörlich um das, was Sam und Bobby ihm erzählt hatten und er versuchte verzweifelt sich daran zu erinnern, was er bei dieser Familie angestellt haben sollte. Wenigstens an etwas müsste er sich doch erinnern! Doch das Einzige was er fassen konnte, waren Gefühle! Gefühle wie Angst, Verzweiflung, Kälte, Einsamkeit, Schmerzen. Aber diese Gefühle konnten nicht alle an diesen Ort passen, wenn überhaupt. Sam hatte ihm doch auch erzählt, dass Dämonen seinen Körper entführt hatten. Dazu würden die genauso gut passen. Oder hatte er sie in der Psychiatrie gefühlt? Verdammt! Das war wirklich zum Verzweifeln! Und die einzige Methode diese Gedankenflut zu stoppen, die ihm einfiel, war Alkohol. Viel Alkohol. Er winkte der Barkeeperin, die ihm auch sofort sein Glas wieder auffüllte. Hin und wieder versuchte sie noch mit dem niedlichen Fremden zu flirten, doch er schien sie die meiste Zeit nicht einmal zu sehen und er schien eine ganze Menge zu vertragen. „Sam!“, bellte Bobby. Der Winchester zuckte zusammen und starrte erschrocken zu dem Freund. „Hör auf, auf der Couch ständig hin und her zu rutschen, du machst mich nervös!“ „Aber…“ „Davon kommt Dean auch nicht wieder! Du benimmst dich wie eine frisch verliebte Sechzehnjährige, deren Freund sich mit einer Anderen unterhält.“ „Ich…“ „Verdammt noch mal Sam! Du kennst deinen Bruder. Der ist mit Sicherheit in einer Bar versackt. Zumindest hätte ich das wenn du ans Eingemachte gegangen wärst.“ „Du…?“ „Was Sam? Ja, ich hätte genauso reagiert, wie dein Bruder. Ich bin nämlich auch nicht von der Fraktion, die Gefühle gerne auf dem Präsentierteller ausbreitet, vor Allem nicht, wenn ich noch nicht mal die Zeit hatte, sie zu verarbeiten. “ „Ich dachte es würde ihm helfen!“, erwiderte der Jüngere geknickt. „Das hatten wir doch heute schon mal. Sam, bitte! Schalte demnächst deinen Kopf ein, bevor du denkst, dass du jemandem helfen musst und jetzt nimm es hin, dass es ist, wie es ist. Ließ ein Buch oder mach dich anderweitig nützlich, aber lass meine Couch in Frieden! Die ist schon durchgesessen genug!“ Der Junge tat ihm leid. Er hatte alles versucht und war gescheitert. Zumindest im Moment konnte er nichts tun und er marterte sich mit Sicherheit selbst genug, aber nach einem Tag Glucken-Sam waren auch seine Nerven dünnhäutig und er hätte sich zu gerne mit Dean an die Bar gesetzt. „In Stanford wäre ich in so einer Situation ins Fitnessstudio gegangen“, nuschelte der Winchester leise. Er hatte in den letzten Jahren nie daran gedacht und es auch nicht gebraucht, aber jetzt fehlte ihm diese Ausarbeitung schon. Komisch, wie sehr man etwas vermisste, wenn man erst daran dachte, überlegte er und versuchte sich wieder auf das Buch zu konzentrieren. Gegen Mittag des nächsten Tages scheuchte das dumpfe Grollen des Impalas Sam von seinem Platz hoch. Sofort ging er zur Kaffeemaschine. Von hier hatte er den besten Blick auf die Eingangstür, ohne zu neugierig auszusehen. Es dauerte noch eine Weile, bis Dean ins Haus kam. Der Jüngere blickte kurz auf. Hatte der sich volllaufen lassen, oder hatte er die Nacht endlich mal wieder mit einer Frau verbracht? „Willst du auch einen Kaffee?“, fragte er und schaute seinem Bruder jetzt offen entgegen. Der Blonde überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. Die Bewegung verursachte neue Schmerzen in seinem brummenden Schädel und er zog die Augen zusammen. Leise murrend trollte er sich Richtung Treppe. Sam seufzte. Dean hatte gesoffen und so wie er aussah auch noch genügend Alkohol im Blut als das er hätte fahren dürfen. Er holte Aspirin und eine Flasche Wasser und ging nach oben. Sein Bruder duschte. „Geh ins Bett“, sagte er leise, als der wieder auf den Flur kam und hielt seinem Großen die Aspirin hin. Mit einem kurzen Nicken nahm der die Tablette, spülte sie mit Wasser hinunter und trottete in sein Zimmer, wo er sich ohne ein weiteres Wort auf sein Bett fallen ließ, das Kissen mit beiden Armen fest umschloss und binnen Sekunden eingeschlafen war. Sam holte den Quilt und legte ihn über seinen Bruder. Er stellte ihm noch die Flasche Wasser ans Bett und verließ dann das Zimmer. In der Tür drehte er sich doch noch einmal um und ließ seinen Blick über Dean gleiten. Wann hatte der sich so verändert? Wann war er um so vieles ernster geworden und wie konnte er ihm die alte Fröhlichkeit zurückgeben? Es war einfach nicht richtig, wenn sein Bruder mehr grübelte als er, schließlich konnte und wollte er den Part seines Großen nicht übernehmen! Das hatte er in den letzten Wochen begriffen. So lief ihre Partnerschaft nicht! Noch einmal ließ er seinen Blick über den schlafenden Mann gleiten, dann straffte er sich, schloss die Tür und ging nach unten Bobby suchen. Vielleicht hatte der ja Arbeit für ihn. Noch immer verkatert kam der Blonde am nächsten Morgen in die Küche. Er hatte seit er gestern Mittag wiedergekommen war, fast die ganze Zeit geschlafen und doch fühlte er sich noch immer ausgelaugt. Wortlos nahm er eine Tasse Kaffee entgegen. „Dean?“, versuchte Sam vorsichtig ein Gespräch zu beginnen, doch Dean hob nur abwehrend die Hand. Er wollte nicht reden. Bobby setzte ihm Speck, Würstchen und Rührei mit Tost vor die Nase und beobachtete argwöhnisch, ob sein Junge einfach nur keinen Bock auf analytische Gespräche hatte, oder allgemein noch nicht ansprechbar war. Sollte das Zweite der Fall sein, wüsste er schon etwas, um ihn zu beschäftigen und von seinen trüben Gedanken abzulenken. Sein Junge aß, ohne seine übliche Hektik, aber doch mit Genuss und er entschied, dass es das Beste sein würde, ihn für eine Weile zu beschäftigen. „Bist du aufnahmefähig oder denkst du, dass dir ein weiterer Tag im Bett besser tun würde?“ Langsam hob Dean den Kopf und blickte den Älteren in die Augen. „Was hast du?“ Stumm bettelte er, dass es weder mit der Jagd zu tun haben, noch um sein Innenleben gehen sollte. „Lass uns nach dem Essen rausgehen, dann kannst du es dir selbst anschauen“, antwortete der Ältere kryptisch und wusste nur zu gut, dass er damit Deans Neugier geweckt hatte. „Darf ich auch mitkommen?“, wollte Sam ein wenig nörgelnd wissen. „Klar, warum nicht?“ „Kann ja sein, dass Dean mich nicht dabeihaben will!“, erklärte er leicht eingeschnappt. „Nur weil ich am frühen Morgen keine Lust darauf habe, Seelenstriptease zu betreiben, heißt das nicht, dass ich dich generell ausschließe!“ „Ich wollte doch nur wissen, wie du dich fühlst.“ „Ich bin okay.“ „Das sagt mir, dass du das eben nicht bist!“ „Stimmt, aber es ist die einfachste Art und Weise, dir begreiflich zu machen, dass ich nicht darüber reden will!“ „Aber warum…“ Sam schluckte. Sein Bruder wusste, dass er wusste, dass dieser von ihm so oft benutzte Satz eine Lüge war und er verwendete das bewusst! Das fand er jetzt schon erschreckend! „Sammy, bitte. Ich will und ich werde nicht mit dir darüber reden, was in den letzten Wochen passiert ist, schlicht weil ich es nicht kann. Ich hab keine Ahnung was los war. Weder mit dir noch bei der anderen Familie und … Es ist einfach nicht richtig, dass du dich um mich kümmern musst! Es ist nicht richtig, dass du mir vorliest. Es ist nicht richtig, dass du mir die Nase putzen musst!“ Dean schaute ihn verzweifelt an. „Es ist einfach nicht richtig“, nuschelte er betrübt. Der jüngere Winchester nickte traurig. Diese Worte taten weh, auch wenn er seinen Bruder irgendwie verstehen konnte und er sich selbst eingestehen musste, dass er sich in der Rolle des großen Bruders wirklich nicht besonders gut angestellt hatte. Zumindest am Anfang war er doch sehr unbeholfen gewesen. Er würde schweigen und abwarten, vielleicht war sein Bruder ja irgendwann gesprächsbereiter. Bislang war er das meistens irgendwann einmal gewesen, auch wenn das eine halbe Ewigkeit bis dahin dauern konnte. Nach dem Frühstück gingen sie nach draußen zum Unterstand. Davor standen zwei Wracks, die früher wohl einmal Schönheiten gewesen waren. „Was willst du denn damit?“, wollte der blonde Winchester wissen. „Ich hab einen Kunden, der die gerne wieder fertiggemacht haben möchte.“ „Und jetzt denkst du, dass ich…“ „Sag nicht, dass du dazu keine Lust hast!“ „Wann sollen sie fertig sein?“ „Wann immer sie fertig sind.“ Deans Augen begannen vor Freude zu funkeln. Sein ganzes Gesicht wurde von einem Strahlen erhellt. Hier wartete für Wochen jede Menge Arbeit auf ihn, bei der er auch noch größtenteils Ruhe vor seinen Achterbahn fahrenden Gefühlen haben würde und keiner, der ihn ständig fragen würde, wie es ihm ginge. Langsam ließ er seine Hand über das rosige Blech des einen Wagens gleiten. „Was ist, wenn ich Teile brauche?“, wollte er wissen. Ein 1970er Camaro steht irgendwo dahinten. Den müssen wir nur frei räumen. Bei dem Stingray weiß ich es nicht wirklich.“ „Du solltest mal eine Liste machen, was du auf dem Schrottplatz rumstehen hast“, meinte Dean. „Das könnte hilfreich sein, da hast du Recht.“ Der Ältere grinste verlegen. „Sam könnte mir doch dabei helfen. Das heißt, wenn du Lust dran hast, kleiner Bruder“, überlegte der Blonde laut und schaute herausfordernd zu dem Jüngeren. „Ich hab nicht wirklich Ahnung von Autos“, meinte der skeptisch. „Aber du kannst schreiben! Und ein Klemmbrett halten, oder?“ „Idiot!“, maulte der Jüngere und freute sich heimlich, dass sie wenigstens zu einen bisschen Normalität zurückzufinden schien. „Mistkerl!“ „Dann lass und loslegen, damit diese beiden wieder zu den Schönheiten werden, die sie mal waren“, erklärte Dean und knuffte Sam in den Oberarm. Gemeinsam machte sich auf den Weg ins Haus. „Brauchst ihr noch irgendwas?“, wollte Bobby wissen. „Hin und wieder einen Kaffee?“ „Sollt ihr haben.“ „Und du hast befürchtet, dass Dean dich die nächsten Wochen nicht sehen wollte!“, sagte Bobby leise zu dem jüngeren Winchester. Der schaute ihn ertappt an. War das so eindeutig gewesen? Er hatte sich ja schon überlegt, dass er sich mal daran machen wollte, John Winchesters Tagebuch auf seinen Laptop zu übertragen. Auch wenn sein Bruder das Teil auswendig kannte, wäre eine Suche so einfacher und er könnte diese Datenbank auch mit ihren Fällen erweitern. Aber jetzt galt es eine andere Datenbank anzulegen und seine Gedanken kreisten darum, wie er die Wracks am besten katalogisieren konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)