Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 190: Zu viele Informationen ----------------------------------- 190) Zu viel Informationen „Nein. Das haben wir nicht. Wir haben dich nicht durch einen Pakt zurückgeholt. Es ist kompliziert“, wiegelte Sam schnell ab. Zu schnell wie Dean fand. Doch bevor er aufbegehren konnte, unterbrach ihn sein Bruder. „Ich werde dir alles erklären!“ Wieder tauschte er einen Blick mit Bobby, der aufstand und den Platz am Herd mit dem Jüngeren tauschte. Sam hatte bisher lediglich die Zutaten zusammengerührt und Fett in die Pfanne getan, das jetzt begann Rauchzeichen zu geben. Der Jüngere holte sich eine weitere Tasse Kaffee und setzte sich neben den Blonden. „Aber bevor ich das tue, möchte ich dass du mir eine Frage beantwortest. Wie geht es dir? Und ich will nicht wieder deine übliche Floskel hören!“ Dean überlegte einen Augenblick bevor er Sam in die Augen schaute und sagte: „Zerschlagen, so als hätte jemand mich ausgelöst und wieder reingestopft.“ „Und du erinnerst dich an nichts?“ „Sam! Was soll die Fragestunde? Du wolltest mir…“ „Bitte Dean!“ Der ältere Winchester verdrehte die Augen und starrte schweigend in seinen Kaffee, als könnte er die Antwort im Kaffeesatz finden. Bobby stellte ihm sein Frühstück vor die Nase und riss ihn aus seinen Grübeleien. Er erinnerte sich an nichts, außer an Gefühle. An Gefühle, die er nicht gefühlt haben sollte, und das war doch unmöglich oder? „Nichts was ich zuordnen könnte. Aber vielleicht erklärt ihr mir ja endlich mal, warum ich plötzlich Lego-Autos und einen Plüschesel in meinem Zimmer habe“, antwortete er leise aber eindringlich, bevor er begann den Teller langsam zu leeren. „Das hängt alles zusammen“, sagte Sam. „Okay. Und wie?“ Zuerst einmal: Dir fehlen nicht nur drei Tage. Es sind vier Wochen.“ „Was? Vier Wochen? Was ist passiert?“ Dem Blonde war der Hunger vergangen. „Erinnerst du dich an einen kleinen Jungen in dem Diner in Grady? Den mit dem Flugzeug?“, begann Sam seine Erzählung umständlich. „Was hat das denn mit der mir fehlenden Zeit zu tun?“ „Die deVendt hat irgendetwas mit dir gemacht. Etwas ist mit dir in dem Keller passiert. Ein Fluch, ein Zauberspruch. Erinnerst du dich an etwas?“ „Der Kugelblitz“, platzte der ältere Winchester plötzlich hervor. „Keine Ahnung was es genau war, es sah zumindest so aus, ein Zauberspruch vermutlich. Sie wollte dich damit treffen. Ich hatte das Ding beim ersten Mal abwehren können. Es ist in einer Glaskugel gelandet. Aber als sie starb brach der Altar zusammen und die Kugel zersprang in tausend Stücke, als sie auf dem Boden landete. Das Leuchtding ist wieder wie ein Irwisch durch den Raum geschossen.“ „Und das Teil hat dich getroffen“, unterbrach Sam seinen Bruder. „Ich musste dich doch schützen!“ Sam holte tief Luft und verdrehte die Augen. Er würde seinen Bruder wohl nicht mehr ändern können. In dieser Richtung hatte ihr Dad ganze Arbeit geleistet. Außerdem hatte er jetzt ein gleich doppelt schlechtes Gewissen. Einerseits hatte Dean ihn zum gefühlt tausendsten Mal gerettet und das nur, weil er mal wieder einfach weggelaufen war, statt sich der Probleme direkt zu stellen und andererseits, weil er sich gewünscht hatte, er wäre an Deans Stelle zum Kind geworden. Wie hatte er nur solche Gedanken haben können! „Und was hatte das mit dem Jungen zu tun?“, unterbrach der Blonde seine trüben Gedanken. „Der Zauberspruch hat bewirkt, dass du mit ihm die Seele getauscht hast.“ „Ich hab was?“ „Hier kann ich wieder nur vermuten: Der größte Teil deiner Seele war in dem Jungen und seine komplette Seele in dir.“ „Der größte Teil?“ „Ja. Ein kleiner Teil deiner Seele ist in deinem Körper geblieben. Vielleicht war die Zeit zu kurz, damit deine ganze Seele wandern konnte? Vielleicht sind die Seelen von Erwachsenen größer als die von Kindern. Oder fester mit ihrem Körper verbunden. Keine Ahnung. Ich vermute, du hast ihn irgendwie berührt. Zumindest haben wir dich damit zurückgeholt, indem du ihn wieder berührt hast, und mit einem Ritual und jeder Menge verbrannter Kräuter.“ „Aber dann hätte ich doch sofort anders sein müssen und nicht erst nach Tagen!“, versuchte sich der Blonde gegen das Unglaubliche zu wehren. „Ein kleiner Teil deiner Seele war ja noch in dir und die des Jungen möglicherweise so vollkommen verwirrt, dass du deinen Körper noch weiter steuern konntest, bis er soweit war, die Kontrolle zu übernehmen“, versuchte Bobby zu erklären. „Und was …“, der Blonde wusste nicht, ob ihn das wirklich interessierte. Bevor er eine Antwort bekam, kam eine Krähe durch die offene Tür geflogen und landete auf dem Tisch. Neugierig beäugte sie das Essen auf seinem Teller. „Gus Hunger!“, erklärte sie krächzend und hopste näher an Deans Teller heran. Hilfesuchend blickte der ältere Winchester zu Sam und Bobby. „Du hattest schon, außerdem bist du inzwischen groß genug, um dir selbst dein Futter zu suchen“, erklärte der Hausherr, schnitt aber trotzdem einen Apfel klein und verfütterte die Stücke an den Vogel. „Was … ist … das?“, wollte Dean irritiert wissen. „Gus? Eine Krähe. Den hast du angeschleppt“, sagte Sam und musste sich das Lachen verkneifen. Deans leicht panischer Blick war einfach herrlich. „Ich hab was?“ Der jüngere Winchester begann zu berichten, was sich in den letzten Wochen zugetragen hatte. „Ich … Mir ist übel. Ich brauch frische Luft! Ich muss hier raus“, keuchte der Blonde, nachdem ihm Bobby auch noch erzählt hatte, was in der Akte aus der Psychiatrie über ihn, oder eher seine Seele, gestanden hatte. Er stemmte sich mühsam in die Höhe und stolperte aus dem Haus. Das waren einfach viel zu viele Informationen, die er eigentlich nie hatte haben wollen, selbst wenn er jetzt die Gefühle an die er sich erinnerte, irgendwie zuordnen konnte. „Ich glaube, wir hätten ihm vielleicht nicht alles so geballt auftischen sollen“, überlegte Sam und blickte zur Tür. „Lass ihm Zeit, er wird es schon überstehen und zur Not hab ich noch das eine oder andere Auto für ihn.“ „Trotzdem hätten wir es vielleicht nicht alles jetzt erzählen sollen. Das war wirklich heftig.“ „Und wie wolltest du es dann machen? Alles häppchenweise? Heute was und morgen und vielleicht in drei Tagen noch was? Er wäre sich doch nie sicher wann wir wieder etwas auspacken. Jetzt kann er es in Ruhe verarbeiten. Lass ihm bis zum nächsten Essen Zeit, dann kommt er schon wieder rein und morgen ist die Welt wieder in Ordnung.“ Sam zuckte mit den Schultern. Der alte Freund hatte wohl Recht. Er würde seinem Bruder nachher einen Kaffee bringen und noch mal mit ihm reden, falls der davon nicht für die nächsten Wochen genug hätte, oder geflüchtet war. Langsam ging er mit einer großen Tasse Kaffee in der Hand durch die Reihen der Wracks und suchte seinen Bruder. Er fand ihn hinter dem Schuppen. Ohne ein Wort setzte er sich zu ihm und hielt ihm die Tasse hin. „Vorsichtig, der ist heiß“, erklärte er eindringlich. „Erst pusten!“ Irritiert schaute Dean ihn von der Seite an. Ohne eine Antwort nahm er den Kaffee entgegen. Schweigend inhalierte er das Aroma und nahm einen Schluck. „Ah! Heiß“, keuchte er. „Dean! Ich hab gesagt, du sollst er pusten. Warum kannst du nicht einfach mal hören?“, fragte der Jüngere frustriert. „Sam? Ich bin erwachsen!“ „Ich weiß, aber...“ „Ich bin dir ja wirklich dankbar, dass du auf mich... meinen Körper aufgepasst hast, aber jetzt bin ich wieder da und ICH würde gerne in Ruhe über all das nachdenken und es dann möglichst schnell wieder vergessen!“ „Du bist mir dankbar, dass ich auf deinen Körper aufgepasst hab und du willst das alles wieder vergessen? Dean, ich hab mich um dich gekümmert!“ „Ich... ich...?“ „Du … du hast dich wie ein fünfjähriges Kind benommen.“ „Soweit ich dich verstanden habe, war genau das in meinem Körper. Also was willst du hören? Soll ich mich in aller Form bei dir bedanken? Soll ich auf die Knie gehen vor dir, oh großartiger Sam?“, fragte der Blonde zynisch. Er wollte doch nur seine Ruhe! Warum musste sein Bruder immer reden wollen? Warum konnte er nicht einmal etwas auf sich beruhen lassen? Er brauchte einfach Zeit um nachdenken zu können und um alles zu verarbeiten. Er musste seine Schutzwälle wieder aufbauen, hinter denen er seine Gefühle verstecken konnte. Er hatte nie gewollt, dass irgendwer außer Mom auf ihn aufpasste und die war ihm genommen worden. Und nicht nur das er so lebte, jetzt hatte er auch noch ein kleines Kind mit in diesen Strudel hineingezogen! Wer wusste denn schon, ob der Junge je wieder normal lachen und spielen könnte? „Ich meine doch nur...“ Verdammt das Gespräch lief ja in eine vollkommen andere Richtung als Sam geplant hatte. Er hatte ihn beruhigen wollen, aber jetzt? „Hast du dich je bei mir bedankt, dass ich dich großgezogen habe?“ Nur zu gerne ließ der Ältere sich von den Gefühlen aus Wut und Scham mitreißen, die das Gehörte in ihm ausgelöst hatten, und die er auf sich und die Welt hatte. Es war nicht fair die jetzt an Sam auszulassen. Der konnte nun wirklich nichts dafür. Warum war er hier nur aufgetaucht? „Es tut mir leid“, sagte er, bevor der Jüngere antworten konnte. „Ich hätte das nicht sagen dürfen. Bitte, ich möchte einfach nur hier sitzen, okay?“ Sam nickte und stand auf. Das hier war ja mal wieder vollkommen nach hinten losgegangen! Wortlos verschwand er aus Deans Blickfeld. „Danke!“, sagte Dean kaum hörbar. Doch der Jüngere hatte es trotzdem gehört und er fühlte sich jetzt nur noch mieser. Was sollte er nur tun? Sich entschuldigen? Aber Dean wollte seine Ruhe und die sollte er ihm auch erst einmal lassen. Er ging zur Veranda und setzte sich auf die knarrenden Stufen und hoffte, dass der Hunger seinen Großen wieder ins Haus trieb. Bobby stand in der Küche, um das Abendessen vorzubereiten, als er den Impala vom Hof fahren hörte. Kurz darauf kam Sam wieder ins Haus und ließ sich frustriert auf einen Stuhl fallen. „Ich bin ein Idiot“, stöhnte Sam frustriert. Bobby drehte sich zum Kühlschrank um, konnte er doch so das Grinsen verbergen, dass sich in sein Gesicht geschlichen hatte. Er erinnerte sich noch gut an ein Gespräch ähnlicher Natur, dass sie vor einem knappen Jahr geführt hatten. Er nahm zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, reichte eine davon an Sam weiter und setzte sich neben ihn. „Was hast du jetzt wieder angestellt?“, fragte er. „Ich wollte noch mal mit Dean reden. Aber wir haben uns gestritten. Okay, vielleicht hab ich ihn etwas gedrängt“, bekannte der Jüngere geknickt. „Vielleicht?“, brummte Bobby ungehalten. „Nur vielleicht?“ „Naja, ich…“ „Sam! Du bist ein Idiot!“ „Aber ich wollte doch nur…“ „Wann wollte dein Bruder je über Gefühle, Erinnerungen oder Ereignisse, die ihn zutiefst verunsichert haben, reden?“ „Noch nie?“ „Und warum sollte er es dann heute tun?“ „Naja, ich dachte, vielleicht…“ „Nein, Sam. Du hast eben nicht gedacht! Der kleine Dean, der deine Nähe gesucht hat, wenn er Angst hatte oder nicht weiter wusste, ist nicht mehr. Du hast deinen großen Bruder zurück haben wollen und du hast ihn bekommen. Jetzt musst du auch wieder mit ihm und der Tatsache leben, der kleine Bruder zu sein. Er hat sich nicht geändert, nur weil du dir das vielleicht wünschst.“ Sam ließ den Kopf hängen. „Hat er was gesagt, bevor er in den Impala gesprungen und von Hof gerast ist?“ „Ich weiß nicht. Ich hab ihn gleich nach unserem Streit allein gelassen und mich auf die Treppe gesetzt. Ich dachte vielleicht kommt er ja.“ „Er wird in irgendeine Bar fahren und sich die Kante geben. Lassen wir ihn. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus. Hilfst du mir beim Abendbrot?“ „Aber wenn ihm was passiert? Er ist doch noch nicht wieder der Alte und…“ „Sam! Hör auf die Glucke zu spielen. Das steht dir nicht! Dean ist erwachsen und wenn er seine Ruhe haben will, dann sollten wir ihm nicht hinterherlaufen. Er wird schon wiederkommen.“ „Und wenn nicht?“ „Wie alt bist du?“ Der Winchester atmete tief durch: „Du hast ja Recht. Es ist aber trotzdem schwer! Ich meine, ich hab ihn doch gerade erst wieder.“ „Und genau deshalb lässt du ihn jetzt tun, was auch immer er tun will und wirst morgen ganz normal mit Aspirin und einer Flasche Wasser für ihn da sein. Danach wird alles wieder wie vorher und ihr werdet euch schon bald wieder auf den Geist gehen.“ „Dein Wort in Gottes Ohr“, nuschelte der Jüngere. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)