Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 175: Gus ---------------- 175) Gus Am nächsten Tag fuhren sie nach Pine Bluff. Sie suchten sich wieder ein ruhiges Motel und nach dem Essen machten sie sich auf den Weg nach Grady. Auch wenn Dean das Haus angezündet hatte, vielleicht war je etwas von dem Brand verschont geblieben und er fand noch irgendwelche Spuren, obwohl er sich da lieber nicht so viele Hoffnungen machen sollte. Sam lenkte den Impala auf das Grundstück. Schon von Weitem sah er, dass der Brand ganze Arbeit geleistet hatte. Trotzdem wollte er noch nicht alle Hoffnungen aufgeben und sich die Ruine wenigstens einmal richtig ansehen. Er parkte den Wagen davor und stieg aus. Sofort kletterte auch Dean aus dem Wagen. „Du bleibst bitte hier, okay. Wenn was ist, ruf mich, ich bin ganz in der Nähe“, fügte er noch hinzu, als er sah, wie Dean sich versteifte. Der Blonde zog eine Schmollschnute, nickte aber und Sam ging los. Nichts war für einen Fünfjährigen langweiliger als Warten, deshalb war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er schon bald auf eine eigene Entdeckungstour ging. Langsam lief er durch die Bäume, hob hier und da ein Blatt auf und kickte Steinchen über den Weg. Plötzlich hörte er ein Geräusch. Er erstarrte. Wieder hörte er dieses jämmerliche Piepsen und lief langsam auf den Baum zu, von dem es zu kommen schien. Ganz vorsichtig umrundete er den Stamm und dann sah er es. Etwas Hässliches, Schwarzes hockte da am Boden und sperrte seinen riesigen roten Schnabel auf. „Ich hab nichts für dich“, erklärte der Blonde dem Küken. Doch dem war es egal. Es hatte Hunger. Wieder piepste es kläglich und sperrte seinen Schnabel weiter bettelnd auf. Dean hockte sich neben das hässliche Ding und versuchte es vorsichtig mit seinem Finger zu berühren. Der Schreihals schnappte sofort zu. Dean quiekte erschrocken und zog seine Hand schleunigst zurück. Mit auf dem Rücken versteckten Händen betrachtete er das Vogeljunge genauer. „Hast du Hunger?“, fragte er ruhig. Wieder sperrte das Kleine seinen Schnabel auf und Dean interpretierte das als ein „ja“. Er begann das alte Laub zur Seite zu schieben und fand, nach einer Weile tatsächlich eine Raupe, die er vorsichtig hochhob zu dem Küken brachte und in den aufgesperrten Schnabel fallen ließ. Sofort schluckte das Kleine und sperrte seinen Schnabel wieder auf. „Hab nicht mehr“, erklärte Dean leise, doch den Piepmatz wollte mehr. „Aber bei Sam kann ich dir mehr besorgen“, versuchte er sein Vorhaben zu erklären. Vorsichtig hob er das Küken hoch. Sofort kuschelte es sich in seine warme Hand. Dean lächelte. „Ist dir kalt?“ fragte er und schob es in seine Jackentasche. Dann ging er zurück zum Impala. Sam war noch nicht wieder da. Der Blonde wurde magisch von dem schwarzen Haufen angezogen. Und so dauerte es nicht lange, bis er hier in Stück Holz und dort einen Stein aufhob und damit spielte. Endlich war Sam mit seiner Suche fertig, oder besser, er gab sie erfolglos auf. Er umrundete die letzte Ecke und erstarrte mitten im Laufen. „Dean“, brüllte er und rannte los. Jetzt war es der Blonde, der in seiner Bewegung erstarrte. Ertappt ließ es das Stück Holz fallen, mit dem er gerade gespielt hatte und stand auf. Schnell wischte er noch seine Finger an der Hose ab und schaute unschuldig zu seinem Bruder. „Du siehst aus wie ein Schwein“, schimpfte der mehr belustigt als verärgert, denn Dean hatte sich mal wieder eine Kriegsbemalung zugelegt. Trotzdem war er auch sauer das sein Bruder nicht auf ihn gehört und doch in oder an der Ruine gespielt hatte. Die einzelnen Balken und Steine sahen nicht wirklich stabil aus. „Und dreckig gemacht hast du dich auch noch!“, fügte der jünger Winchester mit einem Lachen in der Stimme hinzu. Dean blickte ihn treuherzig an und es fiel ihm schwer. Böse mit ihm zu sein. Aber er wollte auch, dass sein Bruder hörte, wenn er etwas sagte! Was wenn er sich hier etwas getan hätte? „Los ab in den Wagen und wehe du fasst was an!“ „Aber ich hab doch gar nichts gemacht!“ „Doch hast du! Ich hab gesagt, du sollst beim Wagen bleiben!“ „Der ist doch in der Nähe!“, rechtfertigte sich der Blonde mit der Logik eines Kindes. „Dean!“, Sam verdrehte die Augen. Wie konnte er das seinem Bruder begreiflich machen? „Du siehst aus wie ein Schornsteinfeger, ganz schwarz. Na los wir fahren ins Motel und dort duscht du erstmal!“ Sam hockte sich vor den Kleineren. „Was wenn dir was passiert wäre? Was wenn du hier irgendwo reingefallen wärst? Ich möchte nicht, dass dir was passiert, verstehst du?“ Dean schniefte. „Na komm. Fahren wir zum Motel.“ Ergeben nickte der Blonde. Kaum waren sie im Zimmer, stellte Sam die Dusche an und half dem Älteren beim Ausziehen. Die schmutzige Kleidung warf er achtlos auf den Boden. Irgendetwas gab ein leises Piepen von sich, doch er ignorierte es. Kaum stand sein Bruder nackt vor ihm, so schob er ihn auch schon in die Duschkabine und begann ihn zu waschen. Nachdem er ihm die Haare ausgespült hatte, ließ er ihn alleine. Dean liebte Wasser. Hier konnte er nichts kaputt machen und er selbst hatte die Zeit seine Kleidung auszuräumen und gleich noch ein paar andere Kleidungsstücke zum Waschen rauszulegen. Als er Deans Jacke hochnahm, piepste es wieder. Irritiert untersuchte er die Taschen und förderte etwas Schwarzes, Hässliches ans Tageslicht. „Mein Gott, was bist du denn?“, fragte er den Piepser, der schon wieder seinen riesigen Schnabel aufsperrte. So langsam fragte er sich, was sein Bruder noch alles anschleppen würde. Er holte etwas Papier von der Küchenrolle, legte es in eine Schüssel und setzte den Piepmatz hinein. Nachdem er ihre Kleidung aussortiert und die Taschen geleert hatte, holte er Dean aus der Dusche. Er half ihm beim Abtrocknen und Anziehen. Erst danach fragte er ihn: „Sag mal, was ist denn das in deiner Tasche?“ Der Blonde erstarrte und schaute verlegen zu Boden. „Hab es gefunden!“ „Wo hast du es gefunden?“ „Vorhin als du gesagt hast, ich soll beim Auto bleiben. Da hat was piep gesagt und ich hab es neben einem Baum gefunden.“ „Du meinst es ist aus dem Nest gefallen?“ „Weiß nich. Was ist ein Nest?“ „Da wohnen die kleinen Vögel drin.“ Dean überlegte einen Augenblick dann sagte er: „War kein Nest.“ Sam seufzte. „Können wir uns darauf einigen, dass du mich fragst, bevor du etwas mitnimmst?“ Wer wusste schon, was er sonst noch anschleppen würde. Dean nickte schüchtern. „Ich schimpfe nicht mit dir, aber ich möchte nicht irgendwann den halben Zoo im Impala durch die Gegend fahren“, erklärte der Größere ernst. ‚Das würde dir mit Sicherheit missfallen, wenn du mal wieder du bist’, fügte er in Gedanken hinzu. Er setzte sich an den Tisch, klappte seinen Rechner auf und begann in Erfahrung zu bringen womit sie es überhaupt zu tun hatten. „Du heißt nicht zufällig Konrad Lorenz?“, fragte er den Blonden nach einer Weile, in der er herausgefunden hatte, dass das hässliche, schwarze Wesen wohl eine Krähe sein musste. „Is`n das?“ „Der hat mit Gänsen geforscht und fand Raben ganz toll.“ „Weiß nich!“ „Ist ja auch egal“, winkte der Jüngere ab und erklärte dann weiter. „Ich denke es ist ein Rabenvogel. Genauer gesagt, eine Krähe.“ „Ist das so was wie Gänse?“ „Nein“ Sam lachte. „Aber wir könnten es Gus nennen.“ Dean zuckte mit den Schultern. „Und was kann Gus?“ „Nichts. Er ist noch ein Baby!“ „Darf ich ihm die Flasche geben?“ „Vögel kriegen keine Flasche. Aber du darfst ihn füttern, wenn Du vorsichtig bist.“ „Bin vorsichtig!“, nickte Dean und machte ein ernstes Gesicht. Sam verbiss sich ein Lachen. „Okay. Dann lass uns mal einkaufen fahren. Gus braucht Essen und ein richtiges Zuhause, wenn er mitkommen soll. Nach Hause bringen können wir ihn ja wohl schlecht.“ Sie fuhren zuerst zu einer Zoohandlung und holten da einen Transportkäfig für Kleintiere, Sand und Heu. Danach gingen sie in den Supermarkt. Dean strolchte durch die Gänge, war aber immer wieder rechtzeitig bei seinem Bruder, wenn der den Wagen weiter schob. Zurück in ihrem Zimmer versorgten sie das Küken, bevor sie ihrer inzwischen ganz normalen Abendroutine nachgingen, essen, Schlümpfe gucken und im Bett eine Gute-Nacht Geschichte vorlesen. Als Dean schlief wählte Sam erneut Bobbys Nummer. Diesmal nahm der Jäger ab. „Hallo Bobby. Alles okay bei dir?“, fragte der Winchester etwas atemlos und ging ins angrenzende Bad. Er wollte Dean nicht wecken. „Warum nicht?“ „Ich hab es ein paar Mal versucht.“ „Die Jagd war etwas ausgedehnter als erwartet. Was war so wichtig? Braucht ihr Hilfe mit eurem Reiter?“ „Nein, mit dem sind wir fertig geworden. Der schlägt keine Köpfe mehr ab.“ „Gut! Und warum wolltest du mich dann sprechen?“, fragte der bärtige Jäger. „Kann ich mich nicht einfach mal nach deinem Befinden erkundigen?“ „Könntest du, wenn du es öfter machen würdest. Diese Art Anrufe erwarte ich eher von deinem Bruder. Wo ist der überhaupt?“ „Dean schläft.“ „Dean schläft? Und diese Uhrzeit?“, argwöhnte Bobby. „Ja.“ „Sam?“ Jetzt war der Jäger alarmiert. „Das ist das Problem, weshalb ich mehrfach angerufen habe!“ „Braucht ihr die Traumwurzel?“, fragte der Ältere das Naheliegenste. „Nein. Er wird morgen früh wieder ein ganz normaler …“ Der Rest des Satzes ging in einem künstlichen Husten unter. „Sam!“, drängte Bobby jetzt ernsthaft besorgt. „Ich weiß nicht genau was mit meinem Bruder passiert ist und er kann es mir auch nicht sagen. Aber er benimmt sich wie ein Fünfjähriger.“ „Das tut er öfter!“ Kurz huschte ein Lächeln über Sams Gesicht. Der Freund hatte mehr als Recht. „Schon. Aber nicht ununterbrochen seit fast einer Woche.“ „Was ist bei euch los? Soll ich kommen?“ „Nein, ich denke wir kommen besser zu dir.“ „Gut, wann seit ihr da? Morgen schon?“, wollte der Jäger wissen. „Nein. Ich denke wir brauchen mindestens vier Tage.“ „Vier Tage?“ „Bobby, ich hab einen Fünfjährigen hier“, erklärte Sam eindringlich. Der alte Jäger schluckte hart. Das musste er erst einmal verkraften. Er holte tief Luft. Das schien etwas Ernstes zu sein. „Okay, weißt du, wie...?“ „Nein. Ich habe bis jetzt nur Geister und Dämonen wirklich ausschließen können. Ich vermute, dass er mit einem Kind die Seele getauscht hat, oder die Erinnerungen und das Wissen. Egal was. Es ist definitiv nicht Dean.“ „Woher weißt du das?“ „Als Dean fünf war, hat er sich schon um mich gekümmert, aber er hat nicht einmal nach mir oder Dad gefragt. Wenn er wieder zum Kind geworden wäre, dann hätte er doch fragen müssen, oder?“ „Wo seid ihr jetzt?“ Das würde wohl länger dauern, bis er das wirklich verarbeite hatte. Dean, ein Fünfjähriger? Das war so unmöglich wie... wie ihr ganzes Leben. „Bobby?“, riss ihn Sams Stimme aus seinen trüben Gedanken. „Ja?“ „Ich sagte, wir sind in Grady. Ich dachte ich könnte hier vielleicht etwas finden, doch hier ist nichts. Deans Feuer hat ganze Arbeit geleistet.“ „Gut. Kommt so schnell ihr könnt, ich durchsuche die Bücher, die ich habe und höre mich um. Vielleicht weiß irgendwer etwas von einem ähnlichen Fall.“ Recherche war schon immer das beste Mittel um sich langsam mit unmöglichen Gedanken anzufreunden. „Okay, Bis dann also“, sagte der Winchester und legte auf. Es tat gut zu wissen, dass nicht nur er ratlos war und es tat weh, hieß es doch, Dean würde noch länger in diesem Zustand bleiben. Er schaute nach dem Blonden, bevor er sich wieder an seinen Laptop setzte, um das Internet zu nerven. Vielleicht hatte er ja etwas übersehen. Ein schiefes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er ihm einfiel, was er gerade gedacht und wer ihm das einmal vorgehalten hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)