Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 168: Kaufrausch ----------------------- 168) Kaufrausch Zwei Drittel des Weges hatte er hinter sich, ohne das ihm etwas aufgefallen wäre, als ein Lichtkegel etwas Helles streifte. Er trat auf die Bremse, fuhr ein Stück zurück und richtete den Suchscheinwerfer genau auf die Stelle. Das Glück schien ihm wenigstens jetzt hold zu sein, es war der Krankenwagen. Er schaute sich suchend um. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich so etwas wie ein Höhleneingang. Ohne den Krankenwagen hätte er den in der Dunkelheit einfach übersehen. Das wäre doch ein gutes Versteck für Kidnapper. Sam gestattete sich ein kurzes, hoffnungsvolles Lächeln. Schnell fuhr er weiter und parkte den Impala am Waldrand. Fast lautlos schlich er zu dem Krankenwagen zurück. Er probierte eine der Hintertüren zu öffnen und er hatte schon wieder Glück. Sie war nicht verschlossen. Schnell stieg er ein und begann das Innere zu untersuchen. Doch er konnte nichts Auffälliges entdecken. Blieb nur die Tatsache, dass er hier stand. Letztendlich hätte den auch jemand geklaut und hier abgestellt haben können. „Reiß dich zusammen Sam!“, murmelte er wütend über sich selbst. Er stiegt wieder aus, schloss die Tür leise und ging, jede mögliche Deckung ausnutzend, zu der Höhle. Aus der Nähe betrachtet, stellte die sich als Eingang zu einer Mine heraus, die jedoch offensichtlich schon lange nicht mehr in Betrieb war. So leise wie möglich schlich er tiefer in die Mine hinein. Immer wieder zweigten Gänge ab. Die ersten beiden erwiesen sich jedoch bald als verschüttet beziehungsweise so fest vernagelt, dass hier niemand hindurch gegangen sein konnte. Er folgte dem Hauptgang. Nach einer ganze Weile zweigte wieder ein Gang ab. Unsicher folgte er ihm angestrengt lauschend. Er hörte ein Steinchen, von seinem Fuß losgetreten, zur Seite rollen, seinen Atem leise durch seine leicht geöffneten Lippen streichen, ein ersticktes Wimmern, das Tropfen von Wasser. Der Winchester blieb stehen. Ein ersticktes Wimmern? Hatte er wirklich ein ersticktes Wimmern gehört? Er erstarrte regelrecht und horchte in die Dunkelheit. Nichts! Enttäuscht ließ er die Schultern hängen und atmete tief durch. Er wollte gerade weiter gehen, als ein dumpfer Schmerzensschrei, der sofort unterbrochen wurde, durch die Dunkelheit drang und seine Nackenhaare dazu brachte, sich aufzurichten. Ob es Dean war, wusste er nicht zu sagen und für einen Moment hoffte er, dass es jemand Anderer war, der geschrien hatte. Ohne Rücksicht auf seine Sicherheit huschte er so schnell wie möglich durch die Dunkelheit. Nach einigen Windungen stand er plötzlich vor einer roh beschlagenen Holztür, durch deren Ritze Licht schimmerte. Lauschend legte er sein Ohr an die Tür, aber außer einigen Wortfetzen konnte er nichts hören. Er atmete tief durch, trat die Tür auf und sprang, den Colt im Anschlag, in den Raum. Innerhalb weniger Sekunden hatte er sich orientiert, gezielt und abgedrückt. Ihm reichte es, dass ihre Hand blutverschmiert war und sie sich über seinen Bruder gebeugt hatte, wie um ihn zu beißen. Der Schuss hallte unverhältnismäßig laut durch den Gang. Die Frau starb flackern, mit ungläubig aufgerissenen Augen. Sam nahm sich nicht die Zeit, die ihre Leiche zu untersuchen. Ihm reichte es, zu wissen, dass ein Dämon in dem Körper gesteckt hatte. Aber auch wenn sie einfach nur ein Mensch gewesen wäre, würde er mit Sicherheit keine Gewissensbisse haben. Sie hatte seinen Bruder gequält! Er warf noch einen kurzen Blick zu den zwei Körper, die an der hinteren Wand lagen. Er konnte nicht erkennen wie lange sie schon leblos da lagen, doch der vollkommen unmögliche Winkel, in dem die Köpfe zu den Körpern lagen, sagte genug aus, um ihn wissen zu lassen, dass es sinnlos war, nach ihnen zu sehen. Jetzt war nur noch eine Person hier wichtig. Dean hing auf einem Stuhl. Seine Hand- und Fußgelenke waren an die Stuhlbeine gefesselt und sein Kopf hing auf seiner Brust. Sam ging vor ihm in die Hocke. Sanft legte er seine Hand unter Deans Kinn und hob sein Gesicht zu sich hoch. Sein Bruder war bewusstlos. An seinem Hals und auf Brust und Bauch war getrocknetes Blut, aber er konnte keine Wunde finden. Doch selbst in der schlechten Beleuchtung der Taschenlampe sah er unzählige blaue Flecke, die den Körper bedeckten. Vorsichtig entfernte er den Knebel und löste die Fesseln. Er fing den Blonden auf, bevor der zu Boden rutschen konnte, hob ihn hoch und trug ihn zum Impala. Sanft bettete er seinen Bruder auf die Rückbank und begann ihn im Schein von Innenbeleuchtung und Taschenlampe zu untersuchen. Deans Bauch war weich und er hatte kein Blut im Mund, schien also keine schwerwiegenden inneren Verletzungen zu haben. Verhalten atmete er auf. Hoffentlich kam er bald zu sich, dann würde er mehr wissen. Schnell hatte er seinen Bruder in die Decken gewickelt, die sie in letzter Zeit immer im Kofferraum hatten. Er startete den Wagen und fuhr bis zur Mine. Fünf Minuten später waren sie auf dem Weg zu Bobby. Sam hatte die Mine mit ein paar Stangen Dynamit aus dem Kofferraum zum Einsturz gebracht. Da drin würde niemand mehr jemanden verstecken können. Dean gab ein leises Stöhnen von sich. Sofort fuhr der jüngere Winchester den Wagen an den Straßenrand stieg aus, öffnete die hintere Fahrertür und hockte sich neben die Sitzbank. Gespannt wartete er, dass der Blonde richtig zu sich kommen würde. Vorsichtig blinzelnd öffneten sich dessen Augen. Der Jüngere legte ihm eine Hand an die Wange. „Hey“, sagte er ruhig. Dean reagierte panisch. Er wand sich in den Decken und schlug um sich. Sam musste seine Hände greifen und mit sanfter Gewalt auf seinen Bauch drücken. „Dean! Ich bin es, Sam. Du bist in Sicherheit“, wiederholte er immer wieder. Und endlich beruhigte sich der Blonde. Ängstlich schaute er zu Sam hoch. Der Jüngere strich ihm beruhigend über die Wange. „Sie kann dir nichts mehr tun. Die Hexe ist tot“, sagte er. Dean japste, wühlte sich aus den Decken und hing, behände wie ein Affe, am Hals des Größeren und klammerte sich fest. Beruhigend strich der ihm immer wieder langsam über den Rücken. Endlich löste sich der Blonde etwas. „Was meinst du, suchen wir uns gleich hier ein Motelzimmer und ruhen uns aus?“ Dean klammerte sich wieder fester an Sam und gab ein ersticktes Wimmern von sich. „Okay“, seufzte Sam ergeben. „Wir fahren weiter, aber du versprichst mir, dass du versuchst auf der Rückbank zu schlafen!“ Dieses Mal nickte der Blonde zögerlich. Alles was der Lange sagte, wenn er nur bei ihm bleiben durfte! Sam half ihm noch schnell sich Shirt und Hemd anzuziehen und wickelte ihn dann wieder auf der Rückbank in die Decken, bevor er seine Müdigkeit verdrängend, zurück auf die Straße rollte und Richtung Westen fuhr. Lange währte Deans Zusage allerdings nicht. Schon bald kam er über die Lehne nach vorn auf den Beifahrersitz geklettert, wo er, seine Finger in Sams Jackensaum gekrallt, aus dem Fenster starrte. Ihm fielen zwar immer mal wieder die Augen zu, doch ihm war keine Ruhe vergönnt. Schnell drängten sich die Bilder der letzten Stunden erneut in sein Bewusstsein und er riss die Augen wieder auf. Der Morgen graute schon, als sie endlich an einem Motel anhielten und eincheckten. Kaum hatten sie ihr Zimmer betreten, ließ Sam auch schon Wasser in die Wanne und half seinem Bruder dabei sich auszuziehen. Behutsam kontrollierte er noch einmal dessen Körper auf Wunden. Zu seiner Erleichterung fand er wieder nur die schon bekannten blauen Flecke, doch die waren teils riesig. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was dieser Dämon mit seinem Bruder gemacht hatte. „Okay“, sagte er leise und half dem Blonden dabei, in die Wanne zu steigen. Er ging ins Zimmer um frische Kleidung für Dean zu holen. Als er zurückkam saß der Blonde ziemlich verloren im Wasser und Sam nahm sich vor, doch noch loszufahren, um ihm Spielzeug zu besorgen. Er hatte die ganze Fahrt über immer wieder darüber nachgedacht, ob er das wirklich machen sollte. Es fiel ihm noch immer schwer, seinen Bruder als kleines Kind zu sehen. Aber er musste der Tatsache ins Auge sehen, genau das war er im Moment und ein Kind brauchte etwas zum Spielen. Blieb nur noch die Frage, wann er zum Einkaufen kommen würde. „Was hältst du davon, wenn wir uns ausschlafen und dann einkaufen fahren?“, wollte er von seinem Bruder wissen. Deans Augen weiteten sich schon wieder ängstlich. Er schüttelte den Kopf, sagte aber kein Wort. „Du willst lieber hier bleiben?“ Dean nickte. „Okay, dann gehen wir gleich ins Bett“, entschied er und schluckte das schlechte Gefühl, seinen Bruder angelogen zu haben, herunter. Er wollte Dean nicht zwingen etwas zu tun. Nicht jetzt. Aber sie brauchten Essen und der etwas, um sich zu beschäftigen. Er wollte ihn nicht den ganzen Tag vor der Glotze parken. Schnell holte er eine Flasche Bier und half seinem Bruder dann beim Abtrocknen. Er verteilte großzügig heparinhaltige Salbe auf Deans Körper und drückte ihm, kaum dass er angezogen auf dem Bett saß, eine Flasche in die Hand. „Das hilft gegen die bösen Träume“, erklärte er ernst und schluckte. Bier war nun wirklich nichts, was man einem Kind geben sollte, doch es machte müde und er hatte sonst nichts, dass er seinem Bruder hätte geben können, das auch nur annähernd beim Einschlafen helfen würde. Vertrauensvolltrank Dean einen Schluck und schüttelte sich, das Gesicht vor Ekel verzogen. „Bitter“, stellte er fest. „Hmhm. Das muss bitter schmecken, damit es helfen kann.“ „Mag aber nicht“, quengelte der Blonde und Sam nahm ihm die Flasche ab. Er ging in die Küche, schüttete Zucker in ein Glas und dann das Bier darauf. Das würde zwar nicht besser schmecken, war aber wenigstens süß. Den Rest Bier füllte er, auch mit viel Zucker in ein zweites Glas und brachte beide wieder zu seinem Bruder. „Versuch es jetzt mal.“ Skeptisch probierte der Blonde. Der Zucker erzielte die beabsichtigte Wirkung und Dean trank beide Gläser ohne zu zögern leer. Als Sam ihm das zweite Glas abnahm, fielen ihm schon fast die Augen zu. Der jüngere Winchester lächelte und hoffte, dass die Aspirin, die er ihm im Bad gegeben hatte auch die Kopfschmerzen dämpfen würde, die diese Menge Zucker zweifellos hervorrufen musste. Er brachte die Gläser zur Spüle und kochte sich einen Kaffee, mit dem er sich dann auf sein Bett setzte. Nach einer viertel Stunde war sein Kaffee leer und Dean schlief noch immer tief und fest und vor allem ruhig. Sam deckte ihn noch einmal richtig zu und machte sich auf den Weg. Das nächste Einkaufszentrum hatte er ja schon gesehen, als er hier auf den Motelparkplatz eingebogen war. Er wollte seinem Bruder unbedingt ein Plüschtier kaufen. Solange er seinen Bruder kannte, hatte der nie eines besessen. Dabei sollte doch jedes Kind so eine Einschlafhilfe haben! Ein Tisch, vollbeladen mit Lego, empfing Sam am Eingang des Spielwarengeschäfts. Mittendrin standen mehrere Kartons mit Feuerwehrtrucks und Feuerlöschbooten. Über Lego hatte er eh schon nachgedacht. Immerhin war das eines der wenigen Spielzeuge, die sie damals besessen hatten. Und man konnte so unheimlich viel damit machen, nicht nur Steine in der Lüftung des Impala versenken. Das hatte er als Kind gemacht und noch heute steckte ein Stein in einem Lüftungsschlitz und erzeugte ein leises Klappern. Selbst damals, als sein Bruder den Wagen nach dem Crash wieder aufgebaut hatte, hatte er den Stein an seinem Platz gelassen. Hatte Dean nicht mal gesagt, dass er als Kind Feuerwehrmann hatte werden wollen? Er dachte nicht länger darüber nach, sondern packte alles, was Lego und Feuerwehr war in seinen Wagen. Vielleicht sollte er ihm noch ein Haus zusätzlich mitnehmen, damit er was zum Löschen hatte? Nein. Erstmal hatte sein Bruder hier genug zu bauen und zum Löschen würde er in ihrem Zimmer schon was finden. Langsam schob er den Wagen durch die Regalreihen und packte noch einige Matchbox-Autos mit ein. Leider hatten sie keinen Impala. Auf dem Weg zu dem Büchern legte er noch einige Puzzle in den Wagen. Ob er Dean doch noch zum Lesen bringen konnte? Er ging die Reihe mit den Kinderbüchern durch und packte Puh-Bär und ein Buch über die Feuerwehr auf den Berg. Doch die anderen Bücher sagten ihm nicht so zu. Außerdem war Dean erwachsen, verdammt. Vielleicht war er ja in seinem Körper gefangen und dazu verflucht, sich nur noch wie ein kleines Kind äußern zu können? Oh Gott! Sam wollte nicht länger über diese Möglichkeit nachdenken. Er musste so schnell wie möglich einen Weg finden, wie er seinen Bruder zurück bekam. Aber trotzdem konnte er ihn nicht wie einen Erwachsenen behandeln. Vielleicht war ja doch ein Kind in seinem Körper? Es war zum verrückt werden. Irgendetwas war mit Dean passiert und der konnte ihm nicht sagen was! Okay! Fürs erste würde er von einem Kind ausgehen. Trotzdem konnte er ja vielleicht beiden gerecht werden. Langsam ließ er seine Augen über die Jugendbücher gleiten und legte ein paar davon in den Wagen. Er packte noch ein paar Feuerwehr-Malbücher und Buntstifte dazu, als sein Blick seine Uhr streifte. „Zwei Stunden?“, murmelte er entsetzt. Er hatte seinen Bruder höchstens eine Stunde alleine lassen wollen! Verdammt. Jetzt musste er sich beeilen. Lebensmittel brauchte er ja auch noch, wenn sie das Zimmer heute nicht mehr verlassen wollten. Und so wie er seinen Großen einschätzte, wollte der das bestimmt nicht. Dean sollte erstmal das Trauma des gestrigen Tages überwinden. Hoffentlich wollte der überhaupt noch irgendwann mal wieder raus. Er manövrierte den Wagen zur Kasse und packte, als er noch einmal bei den Legos vorbei kam doch noch einen Eimer mit verschiedenen Steinen dazu. Beim Bezahlen bekam er gleich den nächsten Schock. Da war er wohl in einen regelrechten Kaufrausch verfallen. Egal! Es war für Dean und da würde er noch mehr ausgeben, damit sein Bruder glücklich wäre! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)