Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 161: Die zweite Begegnung --------------------------------- 161) Die zweite Begegnung Endlich klappte Sam seinen Rechner zu und setzte sich mit einem Bier zu ihnen. „Läuft das immer so bei euch?“, wollte Nick wissen. „Wie, so?“ „Recherchiert ihr beide?“ Immerhin lag ein zweiter Laptop auf Deans Bett und der Ältere hatte ihn weggelegt, bevor er sich auf seiner Schlafgelegenheit niedergelassen hatte. „Je nachdem“, antwortete Sam, „meistens recherchiere ich und Dean fährt. Er ist eh mehr fürs Praktische und mag das ganze Herumsitzen nicht so. Aber letztendlich ist er genauso gut wie ich.“ „Mit Luca haben wir uns das auch immer geteilt. Meine Partnerin hab ich erst seit diesem Fall. Mal sehen, wie sie sich schlägt.“ Sie sprachen noch eine Weile über Alltägliches, dann verabschiedete sich der Agent und die Brüder fuhren essen und machten sich dann wieder auf ihre Patrouilletour den Loop und die Interstate entlang. In dieser Nacht blieb alles ruhig. „Das nächste Mal kannst du solchen Touren alleine machen!“, schimpfte der Blonde und warf sich noch im Anzug auf sein Bett. „Ich hab es satt!“ „Du willst mich alleine ermitteln lassen?“, hakte Sam breit grinsend nach. „Nein! Ich hab nur dieses Leute ausfragen satt!“ „Aber das gehört zu unseren Ermittlungen dazu.“ „Ich wusste, da war ein Haken!“, stöhnte der Blonde theatralisch und streifte sich die Schuhe von den Füßen. „Du solltest dich umziehen, bevor der Anzug noch mehr Falten bekommt.“ „Du gönnst mir auch keine Ruhe“, knurrte Dean und stand wieder auf. „Warum auch? Bevor du wieder in die Waagerechte fällst: Wir haben nichts zu essen hier.“ „Ist ja schon gut!“ Kaum hatte sich Dean umgezogen, verschwand er schon wieder aus dem Zimmer und keine Minute später hörte Sam das Grollen des Impalas. Der Winchester grinste. Er wusste nur zu gut, wie ungern Dean Klinken putzte und Hinterbliebene oder Freunde von Opfern befragte. Immer wieder rissen sie dabei die gerade erst verheilenden Wunden neu auf und trafen auf Trauer, Wut und Unverständnis, was das Geschehene betraf. Diesmal ermittelten sie zwar nur wegen einer vermissten Person, doch nach so langer Zeit konnte man auch davon ausgehen, dass die tot war und so hatte sie auch hier mit Trauer zu tun und der Hoffnung, Gewissheit zu bekommen, die sie sofort wieder zerstören mussten. Hier lag zumindest im Fall von Patrick Fink alles etwas anders. Der hatte nach seinem Bewerbungsgespräch und der Zusage für den Job wohl mit seiner Freundin, die er in Afrika kennengelernt hatte, telefoniert und sich mit ihr ausgesprochen und war Hals über Kopf zurück zu ihr geflogen. Erst Wochen später hatte er sich bei seiner Familie gemeldet und ihnen von dem Telefonat, der Freundin und seiner überstürzten Rückreise nach Afrika gebeichtet. Die Eltern hatte die Vermisstenanzeige bei der Polizei zurückgezogen. Die hatte aber wohl vergessen den Fall auch offiziell als abgeschlossen zu führen. So wie die Eltern ihnen berichtet hatten, führte Patrick ein glückliches Leben als Arzt in Afrika, war inzwischen verheiratet und hatte zwei Kinder. Den konnten sie als ihren Rachegeist also ausschließen. Nach einem kurzen Mittagessen waren sie zum College für Architektur gefahren, das Wang besucht und wo er in einem der Wohnheime gewohnt hatte. Sie hatten sich durch das halbe Archiv wühlen müssen, um die Namen von Klassenkameraden und Mitbewohner und die Eltern zu finden, da Mitte der 90er Jahre der Hauptrechner in der Verwaltung des Colleges abgestürzt war und sie nur das damals Nötigste wieder eingegeben hatten. Der Rest sollte irgendwann mal wieder aufgenommen werden, doch bei dem Vorhaben war es dann auch geblieben. Der restliche Abend verlief ruhig, bis Deans Handy klingelte. „Ja?“, nahm er ab. „Nick“, flüsterte er um Sam mitzuteilen, wen er da am anderen Ende hatte. „Verdammt!“, schimpfte der Blonde. „Wir wollten gerade los. Wo?“ „Er hat wieder zugeschlagen“, informierte er Sam nebenbei. „Okay. Wir sind gleich da.“ Er legte auf und stopfte das Handy wieder in seine Hosentasche. „Er hat schon wieder gemordet“, sagte er niedergeschlagen. Sam holte tief Luft. „Selbst wenn wir schon vor einer Stunde losgefahren wären, es war Zufall, dass wir ihn getroffen haben. Wir hätten die Stelle gerade passiert haben können, oder wären auch zu spät gekommen. Dean! Egal wie, wir hätten nicht wirklich etwas tun können!“ Dean ließ den Kopf hängen. Er wusste, dass sein Bruder Recht hatte und doch fühlte es sich nicht richtig an. Kaum waren sie am Tatort angekommen, machte sich der Blonde mit dem EMF auch schon auf die Suche, während Sam darauf wartete, dass Nick mit seiner ersten Untersuchung fertig werden würde. Gelangweilt stand er an den Impala gelehnt. Das konnte wohl noch eine Weile dauern und von Dean war auch noch nichts zu sehen. Endlich war Nick fertig, bückte sich unter dem gelben Absperrband hindurch und ging zu Sam. „Susan Johnson, 29, schwarz. Die gleiche Vorgehensweise, wie bei den anderen Opfern. Und jetzt tu mir den Gefallen und fahr den Impala ein Stück außer Sichtweite, damit es so aussieht als hätte ich dich erfolgreich verjagt“, sagte der Agent schnell. Sam grinste kurz und faltete sich hinter dem Lenkrand zusammen. Er ließ den Motor an, wendete und fuhr davon. Außer Sicht der Beamten hielt er wieder an, um auf seinen Bruder zu warten. Es dauerte noch fast eine Stunde, bis Dean endlich neben dem Wagen aus der Dunkelheit trat, gegen die Scheibe der Fahrerseite klopfte und seinen Bruder so zum Zusammenzucken brachte. „Dean!“, knurrte der Jüngere leise, öffnete die Tür und stieg aus. „Warum stehst du hier?“ „Nick hat mich gebeten wegzufahren, als offiziellen Grund für unsere kurze Unterhaltung. Das Opfer hieß Susan Johnson, Afroamerikanerin und 29 Jahre alt und was hast du?“ „Einen weiteren Hufabdruck Richtung Westen. Das EMF reagiert stark. Ich bin der Spur ein Stück gefolgt.“ „Du meinst, wir sollten ihr weiter folgen. Vielleicht finden wir so seinen Ursprungsort?“ „So in etwa.“ „Jetzt sofort?“, fragte Sam wenig begeistert. „Du bist doch immer für Spaziergänge.“ „Aber nicht unbedingt im Dunkeln und in unbekanntem Gelände.“ „Ich weiß nicht, wie lange die Spuren erhalten bleiben werden“, gab Dean zu bedenken und Sam stimmte zögernd zu. „Lassen wir den Impala hier?“, wollte er noch wissen. „Ich denke, wir sollten mein Baby ins Motel bringen. Da fällt sie keinem auf und wir sind dann offiziell auch da.“ Gesagt, getan. Eine knappe Stunde später liefen sie die Interstate entlang und hofften, die Spur des Reiters wieder zu finden. Sie mussten nicht lange gehen, bis das EMF die bekannten Geräusche von sich gab. Die Spur führte weiter westwärts, zum Nationalpark hin. Sie überquerten den schmalen Bach. Dahinter fanden sie einen weiteren, diesmal sehr tiefen Hufabdruck in der weichen Erde, der ihnen zeigte, dass sie richtig waren. Schweigend gingen sie nebeneinander her, bis sie an den Rand des Creeks kamen, der irgendwo unter ihnen in der Dunkelheit dahin floss. Das EMF spielte verrückt, sodass Dean es ausschalten musste. Sie verständigten sich stumm, dass Dean Bach aufwärts und sein Bruder Bach abwärts weiter gehen würden und machten sich auf den Weg. Eine merkwürdige Stelle erregte Deans Aufmerksamkeit und er ging näher heran. „Sam“, rief er nach seinem Bruder. „Ich hab hier was.“ Er schob ein paar Grasbatzen beiseite, als Sam neben ihm zum Stehen kam. „Was?“, wollte der Jüngere sofort wissen und richtete den Strahl seiner Taschenlampe ebenfalls auf den Boden. „Das sieht wirklich merkwürdig aus.“ Er hockte sich neben Dean und begann ebenfalls vorsichtig zu wühlen. Plötzlich quiekte Dean erschrocken, erhob sich und wich langsam rückwärts aus. Den Blick seiner weit aufgerissenen Augen hatte er starr auf das in Angst erstarrte Gesicht einer Frau gerichtet, von dem er gerade die Erde weggeschoben hatte. Er trat auf eine Wurzel. Sein Fuß rutschte ab und er fiel nach hinten. Hart schlug sein Schädel gegen einen Stein. „Dean?“, fragte Sam besorgt und ging, als der sich nicht rührte zu ihm. Der Blonde lag mit offenen Augen da und starrte in den dunklen Himmel. Erleichtert atmete Sam auf, als er sah, dass sein Bruder nicht bewusstlos war. „Dean“, fragte er noch einmal. Wieder bekam er keine Antwort. Er hockte sich neben den Älteren, legte ihm seine Hand auf die Schulter und schüttelte ihn leicht. Dean blinzelte, dann wanderten sein Blick zu Sams Gesicht. Es war kein Erkennen darin. ‚Gehirnerschütterung?’, diagnostiziert Sams Verstand und er hielt ihm seine Hand vor sie Augen. „Wie viele Finger siehst du?“ Verzweiflung machte sich in dem Blonden breit. Das Wort wollte ihm einfach nicht einfallen. Aber vor seinem Geburtstag war er genau so alt gewesen! Unbewusst ahmten die Finger seiner rechten Hand die Geste nach. Sam sah es. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht mit seinem Bruder! „Verdammt! Dean! Was ist los?“ Bevor der jedoch antworten konnte, riss er seine Augen noch weiter auf und starrte ängstlich auf einen Punkt hinter dem Jüngeren. Sam drehte sich um, sah den Reiter und fluchte leise. Seine Schrotflinte lag außerhalb seiner Reichweite. Er griff umständlich nach Deans Waffe. Die hatte der, zum Glück, bei seiner Flucht in der Hand behalten und erst bei seinem Sturz fallen gelassen. Er zielte kurz und drückte ab. Der Schuss zerriss die Stille der Nacht. Gleich darauf verschwand der Geist. Schnell wandte er sich wieder seinem Bruder zu, doch der hatte die Gelegenheit zu einer weiteren Flucht genutzt. Er sah noch, wie er zwischen den Bäumen verschwand. Gleich darauf war ein erstickter Schrei und leises Poltern zu hören. Er lief zu der Stelle, an der sein Bruder verschwunden war. Wie hatte der es überhaupt so schnell geschafft, wieder auf die Beine gekommen? „Dean!“, rief er, bekam jedoch keine Antwort. Er leuchtete den Boden ab. Kurz vor ihm fiel dieser zum Creek hin ein ganzes Stück ab und er sah eine Spur plattgedrückten Grases nach unten führen. So schnell wie möglich folgte er dieser Spur und fand seinen Bruder, auf dem Bauch liegend. Erleichtert atmete er auf. „Dean!“, forderte er und hockte sich neben den Blonden. Nichts. Er ließ den Lichtstrahl langsam über Deans Körper gleiten. Am Hinterkopf hatte er eine Wunde, die aber kaum noch blutete. Die hatte er also von dem vorhergehenden Sturz. Aber was hatte er jetzt abbekommen? „Dean, komm schon. So langsam machst du mir Angst!“ Er fasste Deans Schulter und drehte den Blonden um. Der Kopf rutschte zur Seite. An seiner Schläfe fand er eine weitere, tiefere Wunde und seine Handflächen waren leicht aufgeschürft, so als hätte er versucht seinen Sturz abzufangen. Aber warum so? Dean würde sich abrollen, wenn er fiel! Was passierte hier? Was war mit Dean? „Uhm“, gab der Blonde leise stöhnend von sich und griff sich an dem Kopf. „Hey“, sagte Sam und die Erleichterung war ihm deutlich anzuhören. „Nicht!“ Er schaffte es gerade noch Deans Hand aufzufangen, bevor der sich den Schmutz in die Wunde an seiner Schläfe reiben konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)