Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 133: Dir Geschichte einer Kamera ---------------------------------------- 133) Die Geschichte einer Kamera „Und wie soll es jetzt weiter gehen?“, fragte Dean als er diverse Schachteln, in denen sich ihr Abendbrot befand, auf dem Tisch verteilte. „Unsere üblichen Verdächtigen können wir wohl ausschließen. Du hast keine Anzeichen für Geister und Dämonen gefunden und ich habe außer verschwundenen Essen und zerwühlten Betten auch keinen handfesten Hinweis. Und selbst das steht ja nicht fest.“ Dean nickte kauend. Soweit war er mit seinen Überlegungen auch schon gekommen. „Könnte es sich um einen Fluch handeln? Oder um schwarze Magie?“, überlegte der Jüngere. Dean schüttelte sich: „Schon wieder Hexen!“ „Wie hatten lange nicht mehr mit Hexen zu tun.“ „Jedes Mal ist ein Mal zuviel.“ „Es könnte auch ein verhexter Gegenstand sein“, gab Sam zu bedenken. „Dann werde ich mir mal die Schülerdateien der letzten Jahre anschauen. Vielleicht fällt mir ja spontan etwas auf“, sagte Dean begann sein Geschirr in die Spüle zu räumen. Er setzte eine neue Kanne Kaffee auf und machte es sich dann mit seinem Laptop auf seinem Bett so gemütlich wie möglich. Sam beobachtete seinen Bruder eine Weile. Die Kaffeemaschine spukte die letzten Tropfen in die Kanne. Der Jüngere verteilte den Kaffee in ihre Tassen und tauchte dann im Internet ab. „Sie können Ihren Wagen heute Abend mitnehmen. Der Zahnriemen ist eben gekommen und ich werde ihn nachher noch einbauen“, hielt Dean den Alonso auf, der gerade in seine Klasse gehen wollte. „Sie retten meine Ehe“, lachte der. „Wie lange sind sie heute da?“, fragte der Winchester. „Ich denke, vor fünf werde ich hier nicht rauskommen.“ „Also bis dahin habe ich ihn auf jeden Fall fertig.“ „Schon mal im Voraus: Vielen Dank!“ Dean nickte und beeilte sich zu seinem nächsten Fahrschüler zu kommen. Auf diese Stunde freute er sich sogar. Leider würde das seine letzte Fahrstunde mit dem Jungen sein. Er hatte nachher auch gleich seine Prüfung und so gut wie der fuhr, würde er die auch ohne Probleme bestehen. Dean wünschte sich mehr solche Fahrschüler. „Sie sind doch für die Werkstatt zuständig?!“ Eine schwarzhaarige junge Frau vertrat ihm den Weg. „Und?“, fragte er und versuchte sich an ihr vorbei zu drängen. „Mein Auto klingt komisch!“ „Die Werkstattzeiten sind ab zwölf Uhr“, erklärte Dean unfreundlich. „Aber ich will, dass Sie sich den Wagen jetzt ansehen!“ „Ich habe jetzt einen Fahrschüler, den ich wegen Ihnen nicht warten lassen werde, also stellen Sie Ihr Auto entweder vor die Werkstatt und kommen nach zwölf wieder oder Sie suchen sich jemand anderes, der Ihren Wagen repariert.“ „Ich habe heute Nachmittag ein Date!“ „Können Sie sich vorstellen, dass mir das so ziemlich egal ist Ms…?“ „Melinda Stark. Ich bin die Schulsprecherin!“, erklärte sie in einem Ton, der ihm deutlich zu verstehen gab, dass er sie zu kennen hatte. Dean verdrehte die Augen. Noch so eine arrogante Ziege, die meinte sie wäre die Größte. Hatten die sich in den letzten Jahren vermehrt oder waren ihm solche Frauen zu seiner Zeit nicht aufgefallen? „Auch das ist mir im Moment reichlich egal, Ms. Stark. Aber als Schulsprecherin sollte Ihnen das Wohl der Schüler am Herzen liegen, und deshalb lassen Sie mich jetzt zu meiner Stunde gehen.“ Schnell hatte er sich an ihr vorbeigedrängt und verließ mit langen Schritten das Gebäude. „Ich bin aufgehalten worden“, erklärte Dean bedauernd, als er endlich am Fahrschulwagen ankam. Der Junge nickte verstehend. „Lassen Sie uns zu Ihrer letzten Stunde aufbrechen, Mr. Jones. Der Prüfer kommt in einer Stunde und ich denke wir üben alles noch einmal.“ Wieder nickte der Schüler, schob seine Brille zurecht und stieg ein. Dean verdrängte Melinda vollständig aus seinen Gedanken. Drei Stunden später stand Dean in der schuleigenen Werkstatt und schaute in die erwartungsvollen Gesichter von sechs Jungen und einem Mädchen. Beiläufig hatte er beim Hereinkommen registriert, dass kein weiteres Auto auf dem Parkplatz der Werkstatt stand. Also hatte sich Melinda wohl anderweitig umgesehen. „Dann los. Die Ersatzteile sind da und jeder weiß was er zu tun hat. Wer hilft mir?“ Sofort traten drei der Schüler vor. „Wenn wir mal einen Monstertruck hier haben, dann sollte das mit euch wohl klappen, aber in dem Honda können nun wirklich keine vier Mann arbeiten.“ Die Drei grinsten sich an und dann trat der Kleinste, Garcia, noch einen Schritt vor. Dean nickte. „Also los!“, sagte der Winchester. Er musste hier keinem sagen, was er zu tun hatte. Er ließ er sie machen. Nur hin und wieder kamen sie mit Fragen zu ihm. Hier fühlte er sich wohl, viel wohler als bei den Meisten diesen Fahrstunden. Hoffentlich hatten sie den Fall bald gelöst und konnten weiter ziehen. Er wollte hier wirklich nicht länger verweilen als unbedingt notwendig. Und Lehrer wollte er auch nicht werden. Er hatte es vorher schon nicht gewollt, jetzt wollte er das auf keinen Fall. Zurück in ihrem Motelzimmer ließ sich Dean auf sein Bett fallen. „Wochenende! Was haben wir heute Abend vor?“, wollte er wissen und schaute Sam erwartungsvoll an. „Der Lösung unseres Falls einen Schritt näher kommen?“ „Du bist so eine Spaßbremse, Sammy! Hast du auf dem College auch immer nur an die Arbeit gedacht?“ Auf diese Spitze reagierte der Jüngere schon gar nicht mehr. Dean stichelte deswegen ja schon seit Jahren. Er klappte seinen Laptop auf und machte sich daran, in den Zeitungsarchiven nach ungewöhnlichen Vorkommnissen und weiteren Vermissten zu suchen. Der Ältere wartete noch einen Augenblick auf eine Antwort, doch als die nicht kam, nahm auch er sich seinen Laptop und begann die Fotos einer weiteren Klasse unter die Lupe zu nehmen. Kurz vor zehn klappte Dean seinen Laptop zu, griff nach seiner Jacke und rannte schon fast zur Tür. „Ich muss hier raus“, nuschelte er und schon war er verschwunden. Sam schaute seinem Bruder kopfschüttelnd hinterher. Er hatte sich schon gewundert, wie lange der hatte stillsitzen können und wandte sich dann wieder seinen Recherchen zu. Der ältere Winchester kurvte eine Weile ziellos durch Richmond Hill. Doch auch das beruhigte seine angespannten Nerven nicht. An der nächsten Bar hielt er an und ging hinein. Er wollte sich nicht betrinken, aber ein oder zwei Bier und einen Whiskey mussten jetzt einfach sein, sonst würde er hier noch ausflippen. Er suchte sich einen Platz an der Theke und bestellte sich sein erstes Bier. Schnell hatte er das Glas geleert. Es war wie eine Befreiung von diesem Lehreralltag. Er orderte sich das zweite Glas Bier und einen Whiskey. Langsam drehte er das Glas zwischen seinen Händen und inhalierte das leicht rauchige Aroma der goldenen Flüssigkeit. Wie konnte jemand nur so leben? Jeden Tag das gleich tun? Um acht ins Büro und um fünf wieder nach Hause. Und dann? Frau, Kinder? Gut, so würde etwas Abwechslung in das eintönige Leben kommen und wenn man das nicht hatte? Nein! Er wollte nicht sesshaft werden. Oder zumindest nicht so. Aber wenn sie vielleicht bei Bobby wohnen und von da aus operieren könnten? Nebenbei könnten Bobby und er eine florierende Werkstatt aufbauen. Sammy macht die Buchhaltung. Dann könnte der Kleine auch wieder studieren. Vielleicht sollte er seinem Bruder den Vorschlag mal machen, immerhin fühlten sie sich beide bei Bobby wohl und der würde sich bestimmt auch freuen. Er trank einen Schluck von seinem Whiskey. Müde rieb er sich über sein Gesicht. Er wusste nicht mehr, was er wirklich wollte. Auf der einen Seite war das hier sein Leben. Er war Jäger seit er denken konnte, aber er sah auch die Gefahr in der sie mit jedem neuen Fall lebten und wenn es für Sam ein anderes Leben gab? NEIN! Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er kippte den Rest seines Whiskeys hinunter. Sie sollten den Fall hier endlich abschließen und weiterziehen, bevor er noch vollkommen durchdrehte. Aus dem Augenwinkel sah er eine zierliche Gestalt zu den Toiletten huschen, die ihm wage bekannt vorkam. Die Toilettentür im Auge behaltend nippte er an seinem Bier. Zehn Minuten kam Melinda Stark durch die Tür. „Ich glaube nicht, dass das hier ein Ort für eine Schulsprecherin ist“, hielt er sie auf. „Mr. Mac … Nab?“, stotterte sie. „Das geht Sie gar nichts an! Ich …“ „…wollte gerade nach Hause gehen!“, beendete er ihren Satz. „Nein, eigentlich…“ Ein strenger Blick Deans brachte sie zum Schweigen. Sie nickte. „Ich wollte eh gerade gehen! Ich muss nur noch meine Kamera holen“, sagte sie schnippisch und stöckelte zu einem Tisch, an dem mehrere junge Männer mit ihren Freundinnen saßen. Dean musterte die jungen Leute, doch er hatte noch niemanden von ihnen gesehen. Innerlich gab er sich eine Ohrfeige. Was ging es ihn an, was die Kleine in ihrer Freizeit trieb. Er war nicht ihr Lehrer. Und wenn sie ihren Wagen nicht in die Werkstatt gebracht hätte, dann würde er sie nichtmal kennen. Aber er kannte sie und wer weiß, wer hier noch rum saß. Besser er schickte sie nach Hause. Außerdem fand er eine gewisse Befriedigung darin, ihr den Abend zu vermasseln. Was musste sie ihn auch so angiften! Wütend funkelte sie ihn an, als sie an ihm vorbei zur Tür stöckelte. Deans Blick streifte das Behältnis, in dem sich wohl die besagte Kamera befand und er fragte sich kurz ob das Teil überhaupt noch funktionierte und warum sich heute noch jemand mit so einem offensichtlich historischen Teil beschäftigte. Dann schlug die Tür hinter ihr zu und er wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder seinem Bier zu. Sam rieb sich seinen schmerzenden Nacken. Er hörte den Impala auf den Parkplatz kommen und gleich darauf öffnete sein Bruder die Zimmertür und blickte ihn erwartungsvoll an. „Ich bin keinen Schritt weiter!“, sagte der Jüngere frustriert. „Es sind einfach zu viele von unseren Gegnern möglich.“ Dean nickte nur kurz und begann sich auszuziehen. „Geh ins Bett Sam, morgen ist auch noch ein Tag.“ „Mir ist gestern in der Bar Melinda Stark über den Weg gelaufen“, erzählte Dean beim Frühstück. „Und?“, Sam überlegte, wo er den Namen schon mal gehört hatte. „Sie ist Schulsprecherin!“, versuchte der Ältere den Ton zu treffen, mit dem sie ihn über ihren Status belehrt hatte. „Und?“ Was fand sein Bruder daran erwähnenswert? „Sie wollte gestern Vormittag ihr Auto gemacht haben“, erzählte Dean weiter. „Aber das meine ich nicht. Ich hab mich nur gewundert. Sie hatte gestern Abend eine uralte Kamera dabei. Zumindest sagte sie, dass es eine Kamera wäre und ich frage mich warum ein so junger Mensch eine solche Kamera überhaupt für beachtenswert findet. Nein, eigentlich frage ich mich, was an der Kamera ist, das sie für beachtenswert hält. Sie ist einfach nicht der Mensch der sich mit solchen Dingen umgeben würde!“ Sam schwieg, doch auf seiner Stirn bildete sich eine steile Falte, wie immer wenn er über etwas nachdachte. Was hatte Dean bewogen ihm das zu erzählen? Sein Bruder hatte ein untrügliches Gespür für Dinge die nicht zusammen passten und ihnen damit schon oft, wenn auch unbeabsichtigt, einen Weg zur Lösung ihres Falles gewiesen. Könnte das auch dieses Mal so sein? Merkwürdig war es auf jeden Fall, da hatte er Recht. Warum schleppte ein Teenager eine historische Kamera mit sich herum? Was wusste er über Kameras? „Ich hab irgendwo mal was von einer alten Kamera gelesen“, begann er zögernd, „Soweit ich mich erinnern kann eine Kodak. Angeblich die 666. ihrer Baureihe.“ Dean trank schweigend seinen Kaffee und wartete was sein Genie noch so aus den Tiefen seines unergründlichen Gehirns, oder des Internets, zaubern würde. Sam tippte unterdessen auf den Tasten seines Laptops herum. „Hier hab ich es“, verkündete er nach einer Weile. Dean goss ihnen Kaffee nach. „Also. Diese Kamera soll 1918 ein Hochzeitsgeschenk für Martha und Joseph Oventhrope gewesen sein.  Es wurde später gemunkelt, dass die Kamera die Seelen der Fotoobjekte rauben konnte. Ich weiß nicht ob da was dran ist. Aber die Oventhropes sollen ihr Leben lang jung und gesund gewesen sein. Hier ist ein Foto, angeblich von 1970.“ Sam drehte den Laptop so, das auch Dean auf den Bildschirm sehen konnte. „Indianer hatte früher Angst davor fotografiert zu werden, weil sie fürchteten ihre Seele zu verlieren“, überlegte der Blonde und schaute auf den Bildschirm. „Wenn die 1918 geheiratet haben sollen und das Datum unter dem Bild stimmt, dann ist da wirklich was faul.“ Das Paar war allerhöchstens Mitte dreißig. „Martha hatte kurz nachdem das Foto gemacht worden ist einen tödlichen Unfall. Danach soll Joseph die Kamera einem Museum vermacht haben. Von dort wurde sie wenige Jahre später gestohlen.“ „Und was ist mit Joseph?“ „Der lag wenige Tage später tot in seinem Bett. Und bevor du fragst, er sah so alt aus, wie ein Mensch mit zirka achtzig aussehen müsste. Hier ist ein kleines Foto von ihm bei seiner Beerdigungsfeier.“ „Ist diese Kamera jemals wieder aufgetaucht?“ „Ich habe nichts dazu gefunden. Und auch sonst nichts, was darauf hindeuten könnte, dass diese Geschichte wahr ist. Die Oventhropes hatten keine Kinder aber jede Menge Geld. Vielleicht hatten sie gute Gene, dass sie so lange so gut aussahen? Und das ein Ehepartner kurz nach den anderen gestorben ist, ist auch nicht ungewöhnlich. Außerdem ist diese Kamera seit Jahren verschwunden. Und wenn es sie wirklich gäbe, dann hätten wir oder irgendein anderer Jäger doch bestimmt schon mal was von ihr gehört.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)