Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 124: Schneebälle schlachten ----------------------------------- 124) Schneebälle schlachten Sein Stoßgebet war erfüllt worden. Wortwörtlich. Dean reagierte ausschließlich auf Befehle. Er sprach mit niemandem und antwortete auch nicht auf Fragen. Mit stumpfen Augen starrte er beim Essen vor sich hin und danach schlurfte er zur Couch und verdämmerte so den Tag. „Was ist mit ihm? Hat er Schmerzen. Haben wir etwas falsch gemacht? Konnten wir ihn doch nicht aus Amaruqs Fängen befreien?“, drängte Yuri zu wissen. Sie verstand nicht, was hier passierte und konnte sich Deans Verhalten einfach nicht erklären. „Nein“, sagte Sam, „der Einzige, der hier einen Fehler gemacht hat, bin ich. Ich kenne ihn und ich habe zugelassen, dass ihr ihn aufwachen lasst, ohne, dass er wirklich selbst bestimmen darf, was er will und was nicht. Dean ist kein sehr geduldiger Patient und das weiß er auch. So versucht er sich und uns das Leben zu erleichtern. Diese Couchhaft und das abendliche Ritual sind Dinge, gegen die er sich bei vollem Bewusstsein mehr als nur wehren würde. Aber es gibt etwas, das wir trotzdem für ihn tun können.“ „Und das wäre?“ „Gibt es etwas, damit seine Haut nicht mehr so empfindlich ist? Das ewige Scheuern in dem Bottich hat sie doch sehr mitgenommen.“ „Leider nein. Mein Mann hat dir ja erklärt, dass das Gift Amaruqs so aus seinem Körper kommt, wir aber aufpassen müssen, dass er es nicht wieder aufnimmt und wenn wir jetzt seine Haut eincremen würden, würde unweigerlich etwas von dem Gift mit der Salbe in seine Haut gelangen. Es tut mir leid, Sam“,, sagte Yuri. „Du solltest dich bei ihm entschuldigen!“, entgegnete der Winchester wütend und wandte sich ab. Lieber blieb er bei seinem stummen Bruder, als das er seine Zeit mit Menschen verbrachte, die sich weigerten zu helfen. Sam schüttelte über sich selbst den Kopf. Sie halfen und sie wussten mit Sicherheit, was das Beste war, aber trotzdem! Er konnte es einfach nicht mehr mit ansehen, wie Dean litt. Er hatte es in den Tagen als er schlief nicht gekonnt und er konnte es jetzt ebenso wenig. Hoffentlich war diese Zeit bald vorbei! Und dann endlich kam der ersehnte Morgen. „Hey, Schlafmütze! Raus aus den Feder!“, weckte er seinen Bruder ziemlich unsanft. Dean knurrte nur unwirsch. „Los raus. Es ist vorbei und das müssen wir feiern!“ Das einzige Wort, das bis zu Deans noch schlafendem Gehirn durchkam war „vorbei“. „Was ist vorbei?“, fragte er verschlafen. „Dein Arrest! Die abendliche Sauna. Das Bad davor!“ „Vorbei?“, wollte der Blonde mit leuchtenden Augen wissen. „Ja, vorbei!“, bestätigte der Jüngere noch einmal. Dean strahlte und sprang regelrecht aus dem Bett. „Diese Hütte will ich nie wieder von innen sehen! Nie wieder!“, erklärte er kategorisch und machte sich auf den Weg zu den Mackays. Dean genoss die ausgiebige Dusche, ließ sich dann von Sam helfen, die Salbe, die Yuri ihm für seine gerötete Haut in die Hand gedrückt hatte auf seinem Körper zu verteilen und zog sich dann gut gelaunt seine eigene Kleidung an. Gemütlich saßen sie dann zu Viert am Frühstückstisch und ließen sich die Pfannkuchen schmecken. Die Mackays blickten immer wieder verwundert zu dem älteren Bruder, der zwar noch immer nicht der Mann war, der Sam hier an ihrem ersten Tag zur Tür herein geschleppt hatte, aber auch nicht mehr dieses zombiehafte Wesen der letzten zwei Tage. „Was wollt ihr heute machen?“, wollte William wissen. „Was darf ich denn?“, fragte der Blonde skeptisch. In seinen Augen glomm verhaltene Hoffnung. „Was du dir zutraust.“ Die Mackays wurden Zeuge einer Wandlung, die Sam schon kannte, die ihn aber immer wieder verblüffte. Aus dem noch ruhig sitzenden, leicht lethargischen Winchester wurde ein Lebensfreude versprühendes, hibbeliges Wesen. „Sammy, ich darf raus!“, platzte er hervor und knuffte seinem Bruder in den Oberarm. „Ich wusste es!“, stöhnte der und verdrehte die Augen. So ganz konnte er aber seine Freude über Deans so offensichtlich wiedergefundene gute Laune nicht aus seinen Zügen verbannen. „Los beeil dich. Ich will meine versprochene Tour über den See!“, sprudelte der Blonde hervor und stopfte sich den letzten Bissen in den Mund, den er mit dem Rest Kaffee aus seiner Tasse hinunter spülte. „Nein!“, bremste Sam ihn aus, „nicht heute!“ Dean funkelte seinen Bruder wütend an. „Du warst vor zwei Stunden noch nicht mal ansprechbar“, versuchte Sam seine Ablehnung zu erklären. Dean schaute demonstrativ auf seine Uhr: „Da hab ich geschlafen! Genau wie du!“ „Du weißt ganz genau, was ich damit sagen will! Hör auf dich dümmer zu stellen, als du bist! Ich will einfach nicht, dass du gleich wieder auf der Nase liegst. Wir werden heute eine kleine Runde drehen und morgen, wenn du dich gut fühlst, können wir deine Tour über den See machen.“ „Okay“, antwortete Dean, noch immer leicht schmollend. „Aber dann will ich jetzt sofort los!“ „Von mir aus.“ Sam hatte schon geahnt, dass es für seinen Bruder kein Halten mehr geben würde. Er hatte viel zu lange ruhig bleiben müssen. Schnell hatten sie sich angezogen, die Schlitten fahrbereit gemacht und waren zu ihrer Tour aufgebrochen. Nach einer Runde ums Dorf führte sie ihr Weg auch zur Rangerstation geführt. „Schön dich wieder auf den Beinen zu sehen“, wurde Dean von Graham begrüßt, kaum dass er die Tür wieder hinter sich geschlossen und seine Jacke geöffnet hatte. „Ja, danke.“ „Du hast uns einen mächtigen Schrecken eingejagt, als du da von der Wand gekippt bist“, sagte Jonah. „Ich …“, begann Dean unsicher. „Wir wollten uns bedanken, dass du unsere Kinder gefunden hast und damit auch den Weg Amaruq wieder zu beruhigen. Wer weiß, wie viele er sonst noch getötet hätte. Und wir alle sind mehr als nur froh, dass du wieder auf den Beinen bist“, wehrte Helaku ab. „Ja, danke Mann. Wir stehen lebenslang in deiner Schuld. Wann immer du Hilfe brauchen solltest und wir helfen können, sag es und wir werden kommen. Egal wohin und egal was es ist“, erklärte Graham. Dean nickte verwirrt. Ein einfaches ‚Danke’ hätte ihm vollkommen genügt. Denn selbst das bekamen sie selten zu hören. Und außerdem hatten sie doch nur ihren Job gemacht! Sam lächelte warm. Er sah wie unwohl sich sein Bruder bei soviel Dank und Lob fühlte. Aber er würde den Teufel tun und etwas sagen. Das war Balsam für Deans Seele, auch wenn es ihm unangenehm sein sollte. Dieser Dank würde Deans Minderwertigkeitskomplexe nicht beseitigen, aber vielleicht bekam er jetzt ja einen Spruch weniger in dieser Richtung von seinem großen Bruder zu hören. Dann hätte es sich schon gelohnt. Außerdem war es niedlich zu sehen, wie sich der, in dieser Beziehung, große, unnahbare Dean Winchester innerlich wand. Schnell nuschelte der Blonde ein weiteres „Danke“ und flüchtete regelrecht aus dem Raum, bevor noch einer auf die Idee kam, ihm danken zu wollen. Graham schaute verwundert zu Sam. „Wir bekommen statt eines Dankes eher die Polizei auf den Hals gehetzt, und Dean sieht es als seinen Job an. Dafür muss man sich nicht extra bedanken. Es ist ihm schon Freude genug, wenn er dem einen oder anderen Menschen das Leben gerettet hat und ein übernatürlicher Mistkerl weniger auf der Erde ist“, erklärte Sam und beeilte sich seinem Bruder zu folgen. Die Männer in der Ranger-Station schauten sich staunend an. So etwas gab es selbst bei ihren Völkern nur noch selten. William hatte Recht gehabt. Die Brüder waren etwas Besonderes! Die hatten sich wieder auf ihre Motorschlitten geschwungen und fuhren in gemächlichem Tempo zurück zu ihrem Zimmer. Sie stellten ihre Fahrzeuge ab und gingen zum Haus. Die Sonne brach durch die Wolken. Dean blieb stehen und drehte sein Gesicht in die kaum wärmenden Strahlen. „Erst Engel, dann Wolfsgott. In welchen himmlischen Sphären schwebst du denn jetzt?“, stichelte Sam. Doch sein Bruder reagiert nicht und so ging er schulterzuckend weiter. Dean war wohl doch noch nicht wieder der Alte. Er sollte es besser wissen. Der Jüngere hatte noch keine drei Schritte gemacht, als ihn etwas mit einem dumpfen Knall am Hinterkopf traf. Kalte, nasse Teile dieses Geschosses rutschten in seinen Nacken. „Iiihhh!“, quietschte er und drehte sich um. Den nächsten Schneeball sah er jetzt zwar kommen, war aber nicht schnell genug, um ihm ausweichen zu können, und das weiche Geschoss erwischte ihn zwischen Hals und Schulter, und wieder rutschten Schneebrocken in seine Kleidung, diesmal allerdings vorn. Dean stand breit grinsend ein paar Meter von ihm entfernt und formte schon den nächsten Schneeball. Schnell bückte sich der Jüngere um seinerseits ein Geschoss zu machen. Sein Bruder war schneller. Als er gerade ausholte, traf ihn der dritte Schneeball. „Was ist los Sammy? Eingerostet?“ Sam knurrte frustriert, bückte sich und schaufelte eine handvoll Schnee und rannte auf seinen Bruder zu. Noch im Laufen traf ihn ein weiterer Schneeball. Lachend und prustend stürzte sich Sam auf Dean und versuchte ihm den Schnee ins Gesicht zu reiben und in den Halsausschnitt seiner Jacke zu stopfen. Schon bald wälzten sich die beiden wie junge Hunde im Schnee. Lachend und japsend versuchte jeder dem Anderen soviel von dem kalten, weißen Zeug in den Kragen zu stopfen, wie er nur konnte. Vergessen war die Angst vor einem Kältetod Deans. Jetzt zählte nur die Freude am Leben. Yuri hatte die Brüder vom Küchenfenster aus beobachtet und ihren Mann gerufen. Jetzt standen die beiden Alten nebeneinander am Fenster und betrachteten lächelnd dieses Bild der Lebensfreude. „Scheint ja alles noch mal gut gegangen zu sein“, sagte der Schamane leise. Seine Frau nickte und schaute wieder zu ihrem Herd. „So langsam sollten sie reinkommen, sonst brennt mir der Hackbraten noch an.“ Jonah, seine Frau Alice, Peter Jones, Helaku und Graham Greene hatten sich in der Ranger-Station getroffen und waren dann gemeinsam zum Haus der Mackays aufgebrochen. Sie rätselten noch über den Grund der Einladung. Yuri hatte nur gesagt, dass es etwas zu feiern gäbe. Wahrscheinlich dann wohl Deans Genesung. Jetzt standen sie vor der Haustür und wollten gerade klingeln, als sie der gedämpfte Kampflärm um die Ecke lockte. Dean stand, leicht nach vorn gebeugt, da und holte keuchend Luft. Sam hatte sich eben aufgerappelt und startete einen Angriff. Blitzschnell hatte er die zwei Schritte zu seinem Bruder überwunden, rammte ihm seine Schulter in den Bauch und brachte ihn zu Fall. Sofort lag er auf ihm. „Gibst du auf?“, wollte er japsend wissen. „Vergiss es, kleiner Bruder!“ „Du hast mich früher öfter gewinnen lassen.“ „Aus dem Alter bist du raus!“ „Dann macht dich auf eine echte Niederlage gefasst!“ Dean grinste seinen kleinen Bruder kurz an, dann wurde seine Miene undurchsichtig. Und noch ehe Sam sich versah, schnellte Deans rechter Arm vor und presste sich gegen seinen Brustkorb. In einer fließenden Bewegung wand sich der Blonde leicht zur Seite. Sein Bein legte sich um Sams Hals und drehte ihn von sich. Den Schwung seiner Bewegungen ausnutzend schaffte es Dean ihre Positionen zu tauschen. Hart wurde der Jüngere in den Schnee gepresst. „Dachtest du!“ Sam versuchte seine Möglichkeiten zu überdenken. Doch als der Blonde auch noch begann, ihm in aller Seelenruhe Schnee ins Gesicht zu schaufeln, gab er sich geschlagen. Dean half ihm auf. „Das war unfair!“, schnaubte der Jüngere und versuchte das kalte Zeug von sich zu schütteln. „Unsere Gegner kämpfen nie fair!“ „Was wollt ihr denn hier?“, fragte Sam die Gruppe, die noch immer an der Hausecke stand uns sie beobachtete. „Yuri hat uns eingeladen.“ Die Brüder tauschten einen fragenden Blick und verschwanden im Haus. Sie mussten unbedingt duschen. „Beeilt ihr euch und kommt dann bitte zum Essen runter“, bat Yuri sie mit ziemlich energischem Unterton in der Stimme, als sie an ihr vorbei gingen. Wieder tauschen die Brüder einen Blick, einen verwunderten diese Mal. Hosted by Animexx e.V. 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