Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 117: Hilfe für Sam -------------------------- 117) Hilfe für Sam Viel zu viele Hände versuchten Dean aus seiner dicken Kleidung zu befreien. Halbherzig begann er sich zu wehren. Immer stärker schlug er um sich, bis eine Stimme befahl, ihn in Ruhe zu lassen. Leise ächzend stemmte er sich in die Höhe und blinzelte. Die Wärme brannte in seinem Gesicht, und dann endlich erkannte er William und Peter Jones. Auch Kokrine konnte er am Tisch ausmachen und noch einige andere unbekannte Männer. Er war in der Rangerstation gelandet. „Sam!“, krächzte er heiser. Die Männer starrten ihn verständnislos an. „Mein … kleiner Bruder ist … da draußen: Wir müssen ihn suchen!“ „Niemand geht jetzt da raus!“, sagte Jones. „Sie müssen mir helfen, ihn zu finden! Er ist doch alles…“ erklärte er verzweifelt, doch er brach ab, als er in die Gesichter schaute. Hier würde er keine Hilfe bekommen. Traurig schüttelte er den Kopf. Dann drehte er sich zur Tür und machte ein paar Schritte auf sie zu. Sofort stellte sich der Schamane ihm in den Weg. „Dean! Bei diesem Sturm können wir niemanden finden.“ „Ich kann. Ich werde Sam nicht alleine da draußen lassen. Ich muss ihn finden!“ „NEIN! Dean! Auch du wirst nicht mehr da raus gehen!“ „Du hast mir gar nichts zu befehlen!“, wütete der Blonde. „Du stirbst, wenn du jetzt wieder da raus gehst!“ „Das ist mir egal!“ William packte den Winchester bei den Jackenaufschlägen. „Du wirst nirgendwohin gehen!“, fuhr er ihn an. „Aber Sam…“ „Entweder ist dein Bruder schon lange erfroren oder aber er lebt noch. Dann werden wir ihn finden sobald der Sturm aufgehört hat!“ Der Blonde starrte in die Augen des Schamanen, als suche er nach einer Antwort. Dann senkte er den Blick. „Wenn du jetzt wieder da rausgehst, was wird dann aus Sam, wenn du in dem Sturm umkommst?“ Dean ließ den Kopf hängen. Er wusste, dass Ukpik Recht hatte, aber trotzdem fühlte es sich falsch an, so als würde er seinen kleinen Bruder verraten! Unsicher begann er sich aus seiner dicken Jacke zu befreien. Der Schamane legte ihm die Hand auf die Schulter. Dean schlug sie weg. Selbst wenn Sam … Er verbot sich den Gedanken und es war auch egal. Hier würde er wenn weder Trost suchen noch wirklich finden. Ein Bild blitzte hinter Williams Stirn auf. „Nebenan ist Feuer im Kamin. Geh rüber und ruh dich aus. Ich bring dir gleich einen Tee.“ „Kaffee“, krächzte der Winchester. „Du sollst dich ausruhen, schlafen. Du bekommst bestimmt keinen Kaffee!“ Resigniert ging Dean leicht hinkend in das angewiesene Zimmer. Sein Bein brannte noch immer, aber es trug ihn wenigstens wieder. Nanouk, Williams Bruder und Helaku, ein weiterer Inuit, tauschten einen wissenden und traurigen Blick. Dean saß am Boden vor dem Kamin. Seine Beine hatte er angewinkelt und die Unterarme auf die Knie gelegt. In den Händen hielt er eine Tasse Kakao. Den Tee hatte er kategorisch abgelehnt und Kaffee hatte Ukpik ihm ebenso kategorisch verweigert. Das Feuer in seinem Rücken prasselte leise, tauchte den Raum in ein flackerndes rötliches Licht, und der Schneesturm rüttelte mit unverminderter Stärke an den geschlossenen Fensterläden. 'Die müssten doch bald zugeschneit sein', überlegte Dean, 'Ich hasse Schnee.' Er hörte die Männer im Nachbarzimmer streiten, doch es war ihm egal. „Ich werde das Leben meines Sohnes und unserer Kinder keine Sekunde dafür aufs Spiel setzen, um diesem unterbelichteten Städter zu helfen, seinen ebenso dämlichen Bruder zu finden. Wer weiß, ob die überhaupt Brüder sind, so wie die sich immer anschauen und …“ „Es reicht, Jeremiah!“, polterte der Schamane. „Egal was du willst, wir werden ihn begleiten!“ „Amaruq hat ihn gezeichnet“, sagte Helaku leise. „Ich weiß. Und ich bete zu den Göttern, dass es nicht zu spät sein wird. Aber wenn wir ihm sofort helfen werden wir unsere Kinder nicht wiedersehen“, da war sich William sicher. „Du willst sein Leben gegen das der Kinder setzen?“, fragte Graham erschrocken. Auch wenn er nur die Legenden um Amaruq kannte, so hatte er doch in mehr als einer Erzählung gehört, was mit Männern passierte, die der Wolf gezeichnet, aber nicht getötet hatte. „Die beiden, Dean und sein Bruder Sam, sind nur wegen unserer Kinder hier“, erklärte der Schamane „Die …“, wollte Kokrine erneut auffahren. Ein einziger Blick Ukpiks brachte ihn zum Schweigen. „Ich weiß nicht, welche Vergangenheit die Brüder teilen. Sie hat beide aber mehr zusammengeschweißt als es Brüder normalerweise sind. Und Dean würde sich nicht helfen lassen, solange sein Bruder noch da draußen ist“, stellte der Schamane mit trauriger Stimme ruhig fest. Ein Mann betrat den Raum. Dean sah nicht mal auf. „Wir werden dich begleiten“, sagte Nanouk schlicht. Grüne Augen trafen auf die tiefschwarz erscheinenden des Eskimos. 'Inuit' hatte Sam ihn immer wieder vorgebetet, 'Es heißt Inuit, Dean. Eskimo bedeutet Fischfresser und ist eine Beleidigung!' Dean lächelte. Doch der Inuit sah, dass das Lächeln eher nach innen gerichtet war. Der Blonde war mit all seinen Gedanken bei seinem Bruder und das fand der Andere nur richtig. Er verließ den Raum wieder. Den Winchester interessierte diese Ankündigung nicht wirklich. Er wäre auch ohne ihre Hilfe aufgebrochen. Sammy war da draußen und wenn der Sturm nachgelassen haben würde, würde er losziehen. Nein! Sobald es hell war, würde er losgehen und Sam suchen. Dieser blöde Sturm war ihm völlig egal. Er würde Sam finden oder mit ihm erfrieren! Dean stellte die leere Tasse beiseite, erhob sich, legte ein paar Scheite nach und hoffte, so die Kälte in seinem Inneren zu vertreiben, die sich mit langen spinnengleichen Fingern von der Stelle, an der der Wolf ihn gepackt gehalten hatte, in ihm auszubreiten schien. Langsam tasteten sie sich quer durch seinen Unterleib und nach oben zu seinem Herzen. Er hatte, gleich nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, seine Hüfte kontrolliert, aber nur ein paar dunklere Abrücke, die er nicht einmal dem Wolf zuordnen konnte, kündeten noch von dem Biss. Als ihm die Augen immer wieder zufielen, rollte er sich vor dem Kamin zusammen. Ukpik betrat den Raum, lächelte, als er den Blonden auf dem Boden liegen sah, nahm eine Decke vom Sofa und breitete sie über Dean. Dabei fühlte er dessen wachsamen Blick die ganze Zeit auf sich ruhen. Der Blonde wollte nicht schlafen, doch die Müdigkeit wurde immer stärker. Noch im Einschlafen überlegte Dean, ob der Schamane ihm etwas in den Kakao getan hatte, damit er zur Ruhe kam. Bevor er ein Ergebnis hatte, war er jedoch wirklich eingeschlafen. Dean erwachte stöhnend. Der Boden war nicht wirklich bequem gewesen, und die vom Kamin erhoffte Wärme hatte ihr Versprechen auch nicht halten können. In seinem Bauch hatte sich die Kälte festgesetzt und auch seine Lunge fühlte sich komisch klamm an. Er zog die Schulterblätter zusammen und ein Schauer rann über seinen Rücken. Aber das alles war nichts gegen die Kälte, die Sammy fühlen musste. Sammy, der immer noch in der Kälte draußen war. Er ließ sich auf dem Rücken fallen und streckte sich. Ein Blick zum Kamin verriet ihm, dass das Feuer verloschen war. Er stand auf und legte die Decke wieder über das Sofa. Durch das Fenster ließen sich erste graue Schemen erkennen und er hörte, dass der Schneesturm sich gelegt hatte. In der kleinen Küche der Ranger-Station erwartete ihn eine mollige Wärme und Ukpik streckte ihm  einen Tasse dampfenden Tee hin. Dean knurrte unwirsch. „Trink, es wird dich wärmen!“ Der Blonde schüttelte angewidert den Kopf, doch der Schamane ließ sich nicht beirren und drängte ihm die Tasse förmlich auf. Dean nahm sie widerstrebend und trank einen Schluck. Das Zeug schmeckte so wie es roch. Ungeduldig ließ er sich auf einen Stuhl plumpsen und hoffte, den Rest der Tasse in den Ausguss kippen zu können. Er wartete nur noch darauf, dass die Sonne über den Horizont kroch. Dann würde er endlich aufbrechen und Sam holen. Wärme breitete sich zaghaft in seinem Bauch aus und vertrieb ein paar der eisigen Spinnenfinger. Verwundert lauschte Dean in sich hinein und nahm noch einen zögerlichen Schluck. Wieder wartete er und wieder schien sich das Phämomen zu wiederholen. Er kippte den Tee in sich hinein und Ukpik lächelte wissend. Endlich standen zehn Männer, dick eingemummelt, mit Motorschlitten vor dem Haus und ließen ihren Blick über das gleißende Weiß bis zu den Bergen schweifen. Das hieß, Dean tat dies und die Weißen unter den Männern, musterten den blonden Städter ungläubig. Weder den Inuit noch dem Flathead war es gelungen, die Zweifel über den Winchester zu zerstreuen. Der sollte den Weg noch wissen? Der sollte sich durch dieses Nur-Weiß zu seinem Bruder und ihren Kindern führen können? Der fand doch nur den nächsten Diner! Wenn überhaupt! Dass er gestern Nacht zu ihnen gekommen war, war auch nur Zufall gewesen! Wer weiß, wo der zuvor sich verkrochen hatte. Dean bekam von den finsteren Blicken nichts mit, und selbst wenn, war es ihm egal. Er hatte all seine Sinne auf Sam gerichtet und er wusste, dass er ihn finden würde. Die Ebene lag vor ihm im Nordwesten und er wusste, dass er von da gekommen sein musste, aber sein Orientierungssinn sagte ihm eindeutig, dass er gestern von Westen gekommen war. Er kratzte sich am Kopf und wunderte sich, dass er überhaupt hier angekommen war. Der Sturm hatte ihn ganz schön abgetrieben. Egal. Er setzte sich die Kapuze auf und zog sie fest zu, dann schob er sich die Schneebrille auf die Nase, schloss den Kragen seiner Jacke und ging zu seinem Motorschlitten. Er startete ihn und jagte mit Höchstgeschwindigkeit los. Er wollte nur noch zu Sam und es war ihm egal, ob ihm einer folgte oder nicht! Nach über einer Stunde bremste er ab, fuhr einen leichten Bogen und hielt endlich ganz an. Er stieg ab und lief ein paar Schritte. Er brach bei jedem Schritt bis über die Knöchel in den verharschten Schnee ein. Unschlüssig stand er da und schaute sich um. Der Wolf hatte sie weiter getrieben als er es für möglich gehalten hatte. Sein Fuß kickte ein paar Schneebrocken beiseite. Er bückte sich und schob noch etwas mehr Schnee weg. Traurig schüttelte er den Kopf, sein Fund war nicht zu gebrauchen. Dean schloss die Augen und konzentrierte sich. Er wusste, dass sein Sammy-Radar ihn finden würde. Letztendlich hatte er ihn immer gefunden. Egal wo er war. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er war in der Nähe! Sammy war ganz in der Nähe! „Das ist ein verhätschelter Städter. Wie kannst du dem glauben. Er wird uns weder zu seinem Bruder, und schon gar nicht zu unseren Kindern führen!“, grollte Jeremiah. „Du solltest vertrauensvoller sein“ wandte Nanouk ein und Ukpik zeigte auf die Stelle, an der Dean eben noch gestanden hatte. Unter der oberen Schneeschicht lag ein steifgefrorener Handschuh. Kokrine ging zu der Stelle und starrte nun seinerseits auf diesen Handschuh. Er schüttelte den Kopf. Der bewies gar nichts! Der Blonde war einige hundert Meter weiter in die Schlucht hinein gerannt, warf sich auf die Knie und begann, vor einer blendend weißen Wand, wie ein Wilder den Schnee zur Seite zu schaufeln. Immer hektischer buddelte der Blonde. Plötzlich griff er mit einer Hand ins Leere. Schnell schob er den Schnee zur Seite und vergrößerte die Öffnung vorsichtig. Dann ließ er sich nach vorne gleiten und rutschte in das Loch. Etwas unsanft landete er auf dem Boden. Er rappelte sich wieder auf und griff sofort nach seinem Bruder. „Sammy?“ Der jüngere Winchester reagierte kaum. Er hockte zusammengekauert an der gegenüberliegenden Wand dieses Schneeloches. Ein paar Zweige ragten aus einer Wand. Wie es entstanden war und wie Sam es gefunden hatte, war Dean ziemlich egal. Wichtig war nur, dass er es hatte, denn diese verhältnismäßige Wärme hier drin hatte ihm das Leben gerettet. Aber trotzdem wollte sich Dean nicht vorstellen, wie es war, ganz allein in dem Schneesturm. Er kniff die Augen zusammen. Schuldgefühle machten sich in ihm breit. Er hatte seinen kleinen Bruder alleine gelassen! Er war in die Wärme geflüchtet und hatte Sammy hier alleine gelassen! Wenn er nur etwas besser gesucht hätte! „Sammy?“, versuchte es der Blonde erneut, und der Kopf seines Bruders ruckte etwas in die Höhe. Dean zerrte sich die Handschuhe von den Händen, legte beide Hände an Sams Wangen und hob seinen Kopf an: „Komm schon Sammy. Sieh mich an. Sag was!“ forderte er eindringlich und versuchte seine Angst zu verstecken. Der Jüngere war so entsetzlich blass mit dunkelblauen Lippen. Deans Herz krampfte sich zusammen. Warum nur hatte er gestern nicht besser gesucht? „Kalt“ flüsterte der Brünette müde. Dean nickte. „Warte“, sagte er leise und kletterte wieder aus dem Loch. Da drin war es schon fast angenehm warm gewesen, überlegte er und begann hastig, seine dicke Jacke zu öffnen und schob sie von den Schultern. Dann pellte er sich so schnell es ging aus seinen vier Lagen Oberbekleidung, zog sich Hemd und Jacke wieder an und wollte zurück in das Loch schlüpfen. „Dein Bruder?“ Nanouk hielt Dean am Arm fest. Nickend riss sich der Blonde unwirsch von der Hand los und rutschte wieder in das Loch. Natürlich war da sein Bruder! „Komm Sam, wir müssen dich aufwärmen“ forderte er und begann auch dessen Jacke zu öffnen. Sams Hände wollten ihn immer wieder daran hindern, ihn noch weiter auszuziehen. „Sammy, lass das. Durch die dicken Klamotten bringt das nichts“ erklärte der Blonde leise. Draußen telefonierte Gabriel Green, Chef der örtlichen Feuerwehr, mit dem Hubschrauberteam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)