Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 107: verspätete Geschenke --------------------------------- 107) Verspätete Geschenke „Dean“, klang Sams leicht genervte Stimme von unten herauf. Der Blonde streckte sich und ließ Handfeger und Kehrschaufel in den Eimer neben sich fallen. Zufrieden lächelnd schweifte sein Blick durch das Zimmer. Hier waren sie soweit fertig. Das neue Fenster war eingesetzt, die Wände verkleidet, nur noch tapezieren, streichen und ein neuer Teppich und dann konnte Bobby sein Schlafzimmer wieder beziehen. Sie waren gut vorangekommen. „DEAN!“ „Ja“, rief er und räumte Leiter und Eimer in Sams Zimmer. ‚Sams Zimmer.’ Wie schnell er das auch für sich als richtig übernommen hatte. Früher hatten sie da zu zweit geschlafen. Wie üblich in einem Bett, und John hatte in dem Zimmer geschlafen, in dem er jetzt schlief. Bald würde hier nichts mehr an seinen Vater erinnern, und auch er würde ihn gerne ganz aus seinen Gedanken verdrängen. John hatte Sam und ihm selbst mit seinem Kreuzzug jede Möglichkeit auf Normalität genommen, und auch wenn er immer versucht hatte ein guter Sohn zu sein, das konnte und wollte er seinem Vater nicht verzeihen. Nicht für sich selbst und schon gar nicht für Sam! „DEAN!“, brüllte Sam wütend von unten herauf! „Komm jetzt gefälligst runter. Wir wollen hier zu machen, es muss hier unten nicht noch kälter werden!“ Der Blonde grinste breit. Er stürzte nach unten ins Bad und kam ein paar Minuten später, frisch geduscht in die Küche. „Wer soll das denn alles essen?“, fragte er eher rhetorisch und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Du, wer sonst?“, entgegnete Bobby. Das ließ sich Dean nicht zweimal sagen und schaufelte sich erst den Teller voll und diesen dann in Rekordzeit wieder leer. Den Jahreswechsel verbrachten sie, jeder, mit einem Bier und einem Glas guten Whiskey, seinen Gedanken nachhängend. Was würde dieses Jahr bringen? Bobby schaute von einem Winchester zum anderen. Was hatten die Jungs vor? Würden sie sesshaft werden? Sam könnte wieder studieren und Dean? Das, was der Ältere der Beiden hier ablieferte, war mehr als nur gut. Er war sich sicher, dass Dean jederzeit einen Job im Innenausbau bekommen könnte. Außerdem waren da auch noch seine Mechanikerkenntnisse. Auch in einer Werkstatt würde Dean jederzeit einen Job bekommen. Aber egal, was die Jungs letztendlich machen wollten, er würde sie unterstützen und sich freuen, wenn sie öfter bei ihm wären. Auch Sam wünschte sich, dass sie dieses unstete Leben beendeten. Selbst in El Paso hatte es ihn zum Jura gezogen und ihm wieder gezeigt, wie stark der Wunsch, diesen Beruf auszuüben, doch in ihm war. Aber er würde auf keinen Fall in einem Hörsaal sitzen können, wenn er Dean auf der Straße wusste. Vielleicht würde Dean dieses Lebens bald überdrüssig und sie konnten sich eine Heimat suchen. Soweit er wusste, hatte sich sein Bruder in El Paso wirklich wohl gefühlt. Dean wusste nicht, was er sich für das neue Jahr wünschen sollte. Er war zufrieden mit dem, was er hatte. Sam lebte, er lebte und sie waren dabei sich hier bei Bobby eine Art Basislager einzurichten. Aber er wollte nicht auf Dauer an einem Ort leben. Er brauchte diese ständigen Veränderungen in seinem Leben. Freundschaften schließen? Eine Familie gründen? Nein, das war nichts für einen Winchester! Er würde ständig Angst um seine Lieben haben müssen. Sammy war in seiner Nähe. Auf ihn konnte er aufpassen. Meistens jedenfalls, und wenn der nicht wieder nachts abhaute. Das einzige was er sich für dieses neue Jahr wünschte, war dass sie so vielen übernatürlichen Mistkerlen wie nur möglich in den Arsch treten würden. Dann müsste er weder über ein Heim noch über eine Familie für sich nachdenken. Dann müsste er sich nicht eingestehen, dass er Angst davor hatte, in einem normalen Leben nicht bestehen zu können. Entschieden kippte er seinen Whiskey hinunter und goss sich das Glas wieder voll. Ein Winchester hatte keine Angst! „Mach Schluss Dean, so langsam muss ich ja Angst haben, dass du vor Müdigkeit von der Leiter kippst, oder das Haus anzündest“, drängelte Sam. „Ich will das hier fertig machen. Hab nur noch den Rahmen und dann mein Zimmer.“ Er deutete auf den Türrahmen, in dem er auf der kleinen Leiter hockte. „Dann können wir morgen lackieren und übermorgen die Tapeten an die Wände bringen. Sonst dauert das noch länger.“ Sie hatten die letzten Tage ohne Pause durchgezogen. Sam schüttelte nur den Kopf. Sein Bruder hatte sich an der Renovierungsaktion regelrecht festgebissen und heute morgen beschlossen, dass sie erstmal die Türen fertig machen sollten, bevor er mit dem Tapezieren beginnen wollte und da er hier mehr oder weniger der Chef dieser Aktion war, wurde gemacht, was er sagte. „Die Arbeit läuft dir nicht weg“, versuchte Sam seinen Bruder zum Feierabend zu überreden, doch der schnaubte nur kurz und machte dann mit dem Abflämmen des Rahmens weiter. „Irgendwie komm ich mir ausgeschlossen vor, dabei ist es doch mein Haus“, sagte Bobby am nächsten Morgen. Sam schaute mit einer Miene zu seinem Bruder, die deutlich besagte, dass der hier das Sagen hatte. Aber von dem war noch keine Antwort zu erwarten. Er starrte mit halbgeschlossenen Augen in seinen Kaffee. „Kannst du für mein Baby einen Satz neuer Federn auftreiben?“, fragte Dean, nachdem er einen Schluck getrunken hatte, und Sam und Bobby schauten erst sich und dann den Blonden verdutzt an. „Es spricht!“, kommentierte der jüngere Winchester und kassierte einen Knuff gegen die Schulter. „Wann brauchst du die?“, wollte der Ältere wissen. „Vielleicht schon morgen. Ich weiß nicht wie schnell die Farbe an den Türrahmen trocknet. Eventuell müssen wir noch einen Tag warten, bis wir die Türen einhängen können und vorher will ich mit dem Tapezieren nicht anfangen.“ Bobby nickte: „Ich schau mal, was ich tun kann.“ „Und wenn wir gleich noch unter den Fenstern das Isolierzeug drunter machen, dann könnte dein Freund die Heizungen wieder anbringen.“ Wieder nickte der Hausherr: „Ich rufe ihn nachher an.“ Sam musterte seinen Bruder: „Wo hast du das alles gelernt?“, fragte er dann. „Als du in Stanford warst und … John wie üblich alleine losgezogen ist, hab ich mir Arbeit bei einer Firma gesucht, die von Abbruch über Sanierung bis zum Umzug alles gemacht hat. Die haben auch viel mit Dämmung gearbeitet. Bei Dave konnte ich ´ne Menge lernen und er hat sogar meine unplanmäßige Abwesenheit, wenn ich doch mal mit zur Jagd sollte, ohne Fragen hingenommen.“ „Du wärst gerne da geblieben?“, wollte Sam jetzt wissen. „Ja. Dave hat mich in den fast drei Jahren viel alleine machen lassen und es hat echt Spaß gemacht.“ Dean zuckte mit den Schultern. „Ist anders gekommen, wie so vieles in unserem Leben.“ Er stand auf und ging nach oben. Dort wartete Arbeit. Sam und Bobby schauten sich an, und in ihren Augen war das Bedauern nur zu deutlich zu sehen. Bobby schüttelte den Kopf. ‚Was hatte John seinen Kindern nur angetan? Warum durften sie nicht wenigstens ein halbwegs normales Leben führen? Ich hätte meinen Kindern das Jagen auch beigebracht, aber ich hätte sie trotzdem leben lassen!’, überlegte er traurig. Dean schwieg sich den Tag über aus. Er pinselte den Lack auf die Rahmen und hoffte, dass alles bis morgen früh trocknen würde, obwohl er sich fast sicher war, dass es das nicht tun würde. Seine Gedanken wanderten mal wieder zu John, und die Arbeit, die er hatte war nicht dazu geeignet sie davon abzulenken. John! Dean konnte sich noch gut daran erinnern, dass Dad mit ihm gespielt hatte. Aber dann, nach Moms Tod war da nichts mehr gewesen. Niemand der ihm etwas erklärte, der ihm half die Leere in sich zu verstehen. Da war niemand, der ihn in den Arm genommen und getröstet hätte. Allein Sammy hatte ihm Wärme gegeben und die Geborgenheit, nach der er sich so gesehnt hatte. Es war als wäre sein Vater plötzlich verschwunden und durch einen anderen Mann, einen Fremden, ersetzt worden. Kaum ein Lächeln und nur selten freundliche Worte hatte dieser Mann für seine Kinder übrig und Dean hatte immer mehr das Gefühl gehabt, dass es seine Schuld war, dass Mom gestorben war. Ja, heute konnte er verstehen, wie John sich damals gefühlt haben musste. Es tat weh, einen geliebten Menschen zu verlieren. Er selbst hatte mit diesen Schmerzen leben müssen. Er hatte damit leben müssen, dass Dad für ihn gestorben war. Sams Tod hatte ihm die Luft zum Atmen genommen und sein Herz zerrissen, und er hatte nur einen Ausweg gesehen und das Dämlichste getan, das er überhaupt hatte jemals tun können, und er hatte Sam zugemutet, ihn langsam sterben zu sehen. Aber trotzdem konnte er es John nicht verzeihen, Sam so aufwachsen gelassen zu haben. Dad hätte für sie da sein müssen, aber er hatte sich in seiner Rache verrannt und so seinem Ältesten die Verantwortung für ein Baby aufgeladen. Einem knapp Fünfjährigen! Dean schluckte. Nein! Er konnte, er wollte John nicht länger als Vater ansehen. Er hatte Respekt vor ihm, aber ein Vater war er nicht! Da war Bobby wesentlich mehr Vater, als es John je gewesen war, und das in der kurzen Zeit. Er schüttelte energisch den Kopf und versuchte die Gedanken zu verscheuchen. Sie schmerzten zu sehr! Missmutig kam Dean tags darauf an den Frühstückstisch. Er hatte die Nacht schlecht geschlafen und eben war seine, wider besseren Wissens gehegte Hoffnung zunichte gemacht worden. Die Rahmen waren noch zu feucht um die Türen schließen zu können. Sam und Bobby warfen sich einen verwunderten Blick zu. Was hatte Dean denn jetzt schon wieder die Petersilie verhagelt? „Dean? Was ist los?“, wollte der jüngere Winchester wissen. „Wir können nicht weiter. Der Lack ist noch nicht trocken.“ Bobby jubelte innerlich, versuchte aber ein betrübtes Gesicht zu machen, hatte er doch jetzt Zeit Dean seine Schätze zu zeigen, die er in weiser Voraussicht für den Jungen im Schuppen eingelagert hatte. Wie sehr freute er sich Deans Strahlen zu sehen, wenn er ihm die ganzen, fast neuen, Ersatzteile für dessen schwarze Schönheit zeigen würde. „Kannst du mal mitkommen, Dean? Ich hab da was, womit ich nicht weiter weiß“, bat Bobby, kaum dass er seinen Kaffee ausgetrunken hatte. Der Blonde schaute etwas verwirrt. Bobby wusste nicht weiter? Er schüttelte den Kopf und erhob sich schwerfällig. Er folgte dem Freund, der sich schnell umwandte und vor sich hin grinsend zum Schuppen ging. Auch Sam folgte. Schließlich wollte auch er wissen, wobei Dean dem Älteren helfen können sollte und er selbst nicht. Bobby öffnete die Tür und schaltete das Licht ein, dann trat er zur Seite. „Für dich!“, sagte er noch. Dean stand in der Tür und erfasste im ersten Moment überhaupt nicht, welche Pracht sich ihm da bot. Dann fiel sein Blick auf einen Scheinwerfer, den er unzweifelhaft seinem Baby zuordnen konnte, und seine Miene hellte sich auf. Da lagen Ersatzteile für bestimmt zwei Impala. Seine Augen wurden groß, das Leuchten darin immer stärker, und dann fingen sie an vor Freude zu funkeln. Bobby lächelte breit, als das Strahlen sich über Deans ganzes Gesicht ausgebreitet hatte. Genauso hatte er es sich gewünscht. „Das ist alles …“, stotterte der Blonde leise. „Für dich!“, wiederholte sich Bobby. Dean konnte nicht anders, er fiel seinem Freund um den Hals. „Danke!“, keuchte er noch immer fassungslos aber glücklich. Sein Tag war gerettet. „Du kannst die Bühne hinten nehmen“, sagte der Ältere, als sie sich voneinander gelöst hatten, und schon schoss Dean aus dem Schuppen und zu seinem Baby. „Wann hast du …“ fragte Sam und deutete auf das Ersatzteillager. „Immer wenn mir was in die Finger fiel. Entweder hätte es Dean brauchen können oder, wenn das Schlimmste eingetreten wäre, dann hätte ich dir den Wagen ja wieder flott machen müssen.“ Sam nickte nur und war froh, dass Dean das alleine konnte. Er nutzte den Tag für seine Internetrecherchen, die er in den letzten Tagen so schmählich vernachlässigt hatte, und sein Bruder und Bobby schraubten gemeinsam in der Kälte am Impala. Außerdem kam Bobbys Freund an diesem Abend noch und schloss ihnen die Heizungen wieder an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)