Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 104: Winchestersche Festroutine --------------------------------------- 104) Winschestersche Festroutine Suchend wanderte Deans Blick über die Gräberreihen, doch er konnte Sam nirgends sehen. Schnell kramte er in seiner Hosentasche, um ihn anzurufen. Da war kein Handy. „Verdammt!“, fluchte er. Das hatte er ja bei seinem Ausflug ins Wasser ersäuft. Er würde sich wohl ein neues kaufen müssen. Ob Sam die Karte noch retten konnte? Grummelnd machte er sich auf den Weg. Gut, dass der Friedhof nicht so groß war. Als er den Mittelgang erreicht hatte, sah er auch den Schein von Sams Taschenlampe. „Ich hab ihn gefunden“, sagte er, als er ihn erreicht hatte. Erschrocken fuhr Sam zusammen. „Schleich dich doch nicht so an!“, fauchte er. „Ich hab mich nicht…“ „Schon gut, Dean. Wo liegt er?“, fragte der Jüngere leicht genervt. Wieso war er denn jetzt so schreckhaft und wieso hatte er Dean nicht kommen hören? Hatte die Zeit in El Paso ihn unvorsichtig werden lassen? Aber in Stanford hatte er doch auch nichts verlernt. Oder war Dean zum Indianer geworden? Der Ältere verdrehte die Augen und deutete dann in die Richtung, in der das Grab lag. Sie zogen einen Salzkreis um das Grab und begannen zu graben. Schon bald kletterte Dean leise keuchend aus dem Loch. So gut er sich auch zu fühlen schien, sein Körper hatte seinen Ausflug ins Meer wohl doch noch nicht so ganz weggesteckt. Sam musterte ihn besorgt, schaufelte dann aber umso verbissener weiter. Wenn er mit Dean geredet hätte, dann wäre der nicht hierher gekommen, und selbst wenn, wäre er wohl nicht in die Fänge der Nixe geraten. Also musste er jetzt eben versuchen einen Teil seiner Schuld so abzutragen. ‚Oh man, jetzt fange ich auch schon so an, wie Dean’, innerlich verdrehte er die Augen. Und doch fühlte er sich schuldig an Deans Bad. „Ich mach weiter!“, erklärte der Blonde nach einer Weile und sprang wieder in das Grab. Der Jüngere nickte dankbar. Auch er war außer Atem. Bald nachdem Dean wieder angefangen hatte zu graben, stieß er mit seinem Spaten auf einen dumpf klingenden Hohlraum. Ein paar gezielte Schläge später lagen die Knochen im bleichen Mondlicht vor ihnen. Schon fast hektisch verteilte Sam das Salz darüber. „Hey“, motzte der Blonde, „kannst du mich vielleicht erstmal rauskommen lassen, oder willst du mich auch loswerden?“ „Nein, Dean! Aber verdammt, irgendetwas ist hier mit uns in dem Kreis. Vielleicht haben wir den Geist von diesem Hanson hier mit uns eingeschlossen?“ „Es ist nicht Hanson!“ „Woher willst du das wissen?“ „Ich weiß es einfach.“ „Dean!“, blaffte Sam genervt. „Hanson hätte uns schon lange angegriffen“, erklärte der Blonde das Offensichtliche unwirsch. „Und du weißt, wer es ist?“ „Vielleicht“, nuschelte er und kippte das Benzin über die Knochen. Schnell warf er ein Streichholzbriefchen hinterher und war dankbar dafür, dass das Fauchen der Flammen ihn für einen Augenblick jeder weiteren Frage Sams enthob. Er hatte Angst davor, dass Ed jetzt ebenfalls als Geist hier sein Unwesen treiben könnte. Er wollte den Mann nicht verbrennen müssen. Dean schüttelte über sich selbst den Kopf. Er hatte doch noch nie Probleme damit, eine Leiche zu verbrennen. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, war ihm auch klar, dass er keine Probleme damit hatte, Eds Leiche verbrennen zu müssen, sondern damit, sich Ed als bösartigen Geist vorzustellen. Schweigend schaufelten die Brüder das Grab wieder zu. Sam schulterte seine Schaufel und ging zum Hauptweg. Nach wenigen Schritten blieb er stehen und drehte sich um.Dean stand noch immer mit einem Bein im Kreis und blickte zum Grab. „Danke Ed!“, er holte tief Luft. „Bitte sag mir, dass ich dich jetzt nicht auch noch verbrennen muss“, bat er mit trauriger Stimme. Wieder strich etwas beruhigend über seinen Arm. Der Blonde nickte, rammte seine Schaufel in den Boden und unterbrach so den Salzkreis. Ein Leuchten erschien vor ihm im Kreis und er konnte in dem milden Licht einen Umriss erkennen, der ihn an Ed erinnerte. „Leb wohl“, grüßte er leise und Licht und Umriss verschwanden in der Nacht. Mit geringer Anstrengung zog der Winchester seine Schaufel aus dem Boden und ging zu Sam. Ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen. „Was war das?“, wollte der Jüngere. „Eine optische Täuschung?“ „Klar, optische Täuschung!“ „Hmhm!“ Noch immer lächelnd ließ sich der blonde Winchester auf den Fahrersitz seines Wagens fallen. Ed würde nicht als Geist auf der Erde bleiben. Er war an einem besseren Ort. Der Fall war abgeschlossen. Und wenn er jetzt noch mit Sam reden und sie ihre Probleme klären würden, dann wäre alles wieder, wie es sein sollte. Schlagartig verzog sich sein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Reden. Er und Sam reden. Das hatten sie noch nie gekonnt, wenn es um sie ging. Auch wenn sein kleiner Bruder öfter mal gewollt hatte, dass er einen Seelenstrip hinlegte, wenn er es wirklich getan hatte, dann hatte der Kleine nicht damit umgehen können und er wollte ihn mit seinem verqueren Innenleben auch nicht belasten. Nein, er hatte seine Probleme schon immer alleine lösen müssen. Aber er wusste auch, dass er diesmal wohl nicht ums Reden drum herum kommen würde. „Du bist ja noch hässlicher als dein Kumpel vom Vorjahr“, grinste Dean den Tannenbaum an, der für das morgige Weihnachtsfest auf der Kommode, neben dem Fernseher stand, als er ihr Motelzimmer am späten Nachmittag des folgenden Tages schwer beladen betrat. Er schielte zu seinem Bruder, der in einem Topf rührte. Kaum hatte Sam die Worte vernommen, drehte er sich auch schon wütend blickend um und holte tief Luft. Wusste Dean überhaupt, wie schwer es war hier und heute noch einen Baum zu bekommen? „Aber ich mag dich, du passt zu uns “, schnitt er dem Jüngeren grinsend jede Erwiderung ab. Er legte eine seiner Tüten neben den Baum und ging mit dem Rest in die Küche um den Kühlschrank zu füttern. Eine weiße Styroporschachtel nach der anderen fand ihren Weg in die Kälte. „Willst du eine Horde Vielfraße verköstigen?“, fragte Sam. „Nee, das ist unser Festmahl für morgen.“ „Was hast du denn alles gekauft?“, wollte der Jüngere wissen und griff nach einer Schachtel. „Finger weg, das ist eine Überraschung!“ Dean schlug seinem Bruder auf den Arm. „Ey, ich will ja nur wissen, ob da auch ein bisschen was Gesundes dabei ist, oder ob du nur an dich gedacht und jede Menge Burger eingekauft hast!?!“ „Als ob ich dich je hätte hungern lassen!“, der Blonde war angesäuert. „Nein, aber trotzdem …“ „Das wirst du morgen schon erfahren. Heute hab ich das für dich!“, sagte er und drückte Sam eine Packung Salat in die Hand. „Da! Und jetzt sei ruhig und iss deinen Keks!“ Der Jüngere zog den Topf vom Herd und ging zu dem kleinen Tisch. Bedächtig aß er seinen Salat und beobachtete Dean, der den Kühlschrank weiter fütterte und dann mit zwei Papiertüten und einem Teller zu ihm an den Tisch kam. Er schaute zu, wie der Blonde die Tüte aufriss und den Burger auf den Teller schob, die Tüte zusammen knüllte und lässig Richtung Papierkorb warf. ‚Er hätte Basketballspieler werden sollen’, überlegte Sam. Der Wurf war perfekt. Eine Weile herrschte gefräßiges Schweigen. Zumindest im Raum. In Sams Kopf tobte ein Sturm aus Gedanken. Den ganzen Tag über hatte er versucht, sich die Worte für seine Entschuldigung zurecht zu legen, hatte versucht, eine Erklärung für sein Verhalten zu finden. Er wollte die Schuld nicht nur auf den Trickster schieben. Immerhin hatte er sich von seinen Gefühlen leiten und von Eloise einlullen lassen. Nicht einmal hatte er rationell über seine Situation nachgedacht, denn dann hätte er zu dem Schluss kommen müssen, dass er mit Dean hätte reden müssen. Aber er hatte sich in seinem Wohlfühlkokon eingeigelt und jeden bekämpft, der diese Blase hätte zerstören können. ‚Mein Gott, wie sehr muss ich Dean damit verletzt haben? Er würde sich immer wieder für mich opfern und ich stoße ihm einen Löffel in die Brust und drehe den auch noch.’ Am liebsten würde er sich selbst verprügeln für soviel Unsensibilität. Er hatte den Schmerz in Deans Augen gesehen, wenn er ihm wieder eine Abfuhr erteilt hatte, und er wusste, wie sehr Dean unter seinen Reaktionen gelitten haben musste. Sein Bruder war nun mal ein Familienmensch. „Dean, ich … es…“, begann er stotternd mit seiner Erklärung. Langsam und noch immer kauend hob der Blonde seinen Kopf und Sam konnte in dessen Blick soviel Zuneigung und Verständnis lesen, dass er unweigerlich schlucken musste. „Aber warum?“, fragte er fast tonlos. „Ich bin der Nixe sehenden Auges in die Fänge gerannt, und ich bin gewillt dein Verhalten auf den Trickster zu schieben.“ „Trotzdem hätte ich mit dir reden müssen!“ „Wahrscheinlich hättest du das müssen, ja. Aber es ist vorbei. Vergiss es einfach und lass uns wie gewohnt weitermachen.“ „Aber warum Dean. Ich meine, ich…“ „Du bist hier, Sammy und du hast mir den Arsch gerettet!“ „Und wenn ich gleich bei Bobby mit dir geredet hätte, wärst du gar nicht erst in die Fänge dieser Nixe gekommen.“ „Dann wäre es ein Anderer gewesen und die Selbstmorde wären auch weiter gegangen.“ Der Jüngere holte tief Luft und nickte. Es war sinnlos, mit Dean zu reden. Sein Bruder hatte ihm mal wieder schon lange alles vergeben und wie üblich die Schuld bei sich gesucht. Wann würde das endlich aufhören? Sam berichtete kurz, wie er die Mikrowelle ins Jenseits befördert und was er den restlichen Tag über gemacht hatte. Dean hörte kauend zu. Hin und wieder huschte ein Lächeln über sein Gesicht, war er doch mal wieder um ein ausschweifendes Gespräch drumrum gekommen. Sie waren wieder zusammen und die Welt um zwei Missgeburten ärmer. „Was hältst du jetzt von Eierpunsch und einem Spiel im Fernsehen?“, wollte der Jüngere wissen, nachdem er geendet hatte und Dean wohl nichts von seinem Tag erzählen wollte. „Das soll wohl unsere Weihnachtstradition werden?“ „Dann hätten wir auch endlich mal was ganz Normales.“ Dean grinste. Er brachte ihr Geschirr in die Küche und zwei Gläser des heißen Getränks mit zurück. Sam hatte den Fernseher eingeschaltet und nahm sein Glas entgegen. Bevor Dean sich setzte griff er noch nach der Tüte, die er unter den Baum gelegt hatte und gab sie Sam. „Frohe Weihnachten, kleiner Bruder.“ Überrascht blickte der Jüngere in die Tüte und holte einen Cowboyhut daraus hervor. Fragend schaute er zu Dean. „Deiner sah dämlich aus“, kommentierte der den Blick. Sams Lächeln fiel etwas schief aus. Er fischte das kleine Päckchen aus dem Hut und setzte ihn auf. „Schon besser“, grinste der Blonde, prostete Sam zu und trank einen Schluck, während der das Päckchen auspackte. Heraus kam ein mp3-Player mit Kopfhörern. „Nicht, dass du mir irgendwann ´nen Soldaten in meinen Kassettenspieler stopfst“, grinste Dean breit. „Hab ein paar Lieder draufgespielt.“ „Danke Dean!“ Auch Sam holte ein kleines Päckchen hervor und reichte es seinem Bruder. „Deine alte Karte ist drin“, sagte er als Dean sein neues Handy begutachtete und sich durch das Menü klickte. „GPS?“, wollte der Blonde verwundert wissen. „Ja, falls du mal wieder wegrennst, kann ich dich leichter finden.“ „Bei dir ist die Gefahr größer.“ „Ich hab auch mir auch eins geholt. Wenn du mir dein Passwort gibst, spiel ich dir die Software morgen auf deinen Laptop.“ „I3M8P5A0L2A0, das weißt du doch schon.“ Der ertappte Blick Sams sprach Bände. Dean grinste nur weiter und nahm noch einen Schluck Eierpunsch. Hosted by Animexx e.V. 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